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Method Man

"Wenn man anfängt, seine eigene Presse zu lesen, dann hinterfragt man irgendwann alles, seine ganze Person. Man fragt sich: 'Bin ich wirklich so wack, wie die das behaupten?' Man muss einfach nur auf sich vertrauen und sich auch mal selber auf die eigene Schulter klopfen." Nach einem beruflichen wie privaten Tiefpunkt darf Method Man dies angesichts seines Albums "4:21 ... The Day After" im Herbst 2006 auch wieder getrost tun. Clifford James Smith erblickt am 1. April des Jahres 1971 das Licht der Welt, um diese als Mitglied des Wu-Tang Clan unsicher zu machen. Aufgewachsen in den Schluchten von Staten Island erlebt er als Scheidungskind eine typische Ghettojugend mit Drogenhändlern (wie seinem Vater), Polizeigewalt und allem, das dazu gehört. Der Vater liest mit Klein-Clifford aber auch regelmäßig Gedichte und bringt ihm das Schlagzeug nahe. Trotzdem schmeißt der Teenager früh die Schule. Ab dem 16. Lebensjahr arbeitet er für ein bisschen Kohle bei einer Sozialstation der Five Percent Nation, einer in den Staaten populären Glaubensrichtung des Islam, dem viele Rapper, darunter Rakim und Nas, angehören. In seiner Freizeit beschäftigt er sich weiterhin mit Gedichten - und mit Comics. Er verarbeitet sein Wissen, indem er anfängt, Reime zu schreiben. Als seine Cousins RZA und GZA 1992 den Wu-Tang Clan gründen, sieht Clifford seine Chance auf ein besseres Leben gekommen. Er stößt als jüngstes Mitglied zur Gruppe. Sein Alias Method Man bedeutet für ihn die Fähigkeit, Dinge zu durchschauen und hinter die Fassaden zu blicken. Daneben nutzt er zahlreiche weitere Alter Egos, etwa Johnny Dangerous, Johnny Blaze, The Ghost Rider oder Ticallion Stallion. Zahlreiche dieser Pseudonyme entleiht er sich aus seinen heißgeliebten Marvel-Comics. Auf dem legendären Erstlingswerk der Gruppe "Enter The Wu-Tang (36 Chambers)" tritt er vor allem mit dem einzigen Solotrack des Albums, "Method Man", in Erscheinung. Seine (nicht zuletzt vom Kiffen) extrem heisere Stimme und die Fähigkeit, über die Beats zu fließen, sorgen diesseits und jenseits des Atlantiks für Begeisterungsstürme. Method Man zieht von der ersten Minute an die Aufmerksamkeit auf sich und zählt zu den prominentesten, weil präsentesten Mitgliedern des Clans. Die unglaubliche Ausstrahlung des Fast-zwei-Meter-Mannes und sein Talent erkennen auch die Späher vom Def Jam-Label, die ihn 1994 unter Vertrag nehmen. Da die Strategie des Clans vorsieht, jedes Mitglied solle seinen eigenen Style mit Soloalben ausbauen, steht noch im selben Jahr sein Debüt "Tical" in den Läden. Das Album verkauft sich 1,7 Millionen Mal und avanciert zu einem der erfolgreichsten Soloalben aller Wu-Mitglieder. Musikalisch setzt es den innovativen Hardcore-Hip Hop des Wu-Tang Clan fort. Dass vermeintlich harte Jungs auch Gefühle haben, zeigt Method Man mit dem Puff Daddy-Remix seines Songs "All I Need" im Duett mit Mary J. Blige. Die Single avanciert zum Hit und bringt ihm eine Grammy-Nominierung ein. Sein Charisma und seine Erfolge lassen Method Man zum beliebten Feature-Artist aufsteigen. So kollaboriert er mit Rappern wie The Notorious B.I.G., Mobb Deep und Redman, mit Soul-Künstlern wie Dru Hill, SWV und D'Angelo, und leiht sogar Rockgruppen wie Texas seine markante Stimme. Auch auf der Leinwand ist er mit kleinen Rollen präsent. Trotz seiner Soloprojekte bleibt er seinem Clan treu und feiert mit dessen zweiten Album "Wu-Tang Forever" (1997) und der folgenden Welttournee riesige Erfolge. Zu dieser Zeit kommt sein Sohn zur Welt. Eine Tochter folgt im Jahr darauf. Bis der Method Man mit dem lang erwarteten Nachfolger seines Debüts an den Start geht, vergehen fünf Jahre. Er arbeitet hart an "Tical 2000 - Judgement Day", da er von seinem Erstlingswerk selbst nicht restlos begeistert war. Als Gäste kann er diesmal unter anderem Mobb Deep, D'Angelo und Redman gewinnen. Der bevorstehende Jahrtausendwechsel und der typische Wu-Sound prägen das Album. Dieses wandert rund 1,5 Millionen Mal über die Ladentische und festigt Method Mans Ruf als Superstar. Den nächsten Karriere-Höhepunkt markiert ein halbes Jahr später "Blackout", das er in nur zwei Monaten zusammen mit seinem Freund Redman einspielt. Die beiden, die schon früher gemeinsame Sache gemacht haben, harmonieren so perfekt, dass eine nie gehörte lyrische Dichte entsteht. Unnötig zu betonen, dass auch dieses Album wie eine Bombe einschlägt. Es folgt eine umjubelte US-Tournee zusammen mit dem Def Jam-Künstlern Jay-Z, DMX und Ja Rule. Danach kehrt der Ticallion Stallion in den Schoß seiner Wu-Familie zurück und arbeitet mit dem Rest des Clans an "The W". Das Album erscheint Ende November und verzeichnet weltweit Erfolg. Für das Jahr 2001 steht der Film "How High" mit Redman ins Haus, zu dem selbstverständlich auch ein Soundtrack fabriziert werden muss. Das Duo bringt für kurze Zeit sogar eine eigene Sitcom, "Method & Red", an den Start, die aber wenig später bereits wieder von den Mattscheiben verschwindet. "Tical 0 - The Prequel" hinterlässt bei Hardcore-Wu-Tang-Fans wie der Presse gleichermaßen einen schalen Nachgeschmack. Trotz einer gemeinsamen Hit-Single mit Busta Rhymes zerreißt die Kritik weitgehend: Feature-Auftritte von Hochkarätern wie Missy Elliott, P. Diddy und Ludacris interpretieren Kritiker als Versuch, sich dem Mainstream anzubiedern. Die harschen Reaktionen treiben selbst einen Method Man in Selbstzweifel, zumal er auch privat derzeit nicht auf der Sonnenseite steht. Den Gipfel dieses Dramas markiert seine Auseinandersetzung mit der Radiomoderatorin Wendy Williams, die in ihrer Show die mühsam geheim gehaltene Krebserkrankung seiner Frau an die Öffentlichkeit zerrt. Mit Recht stinksauer, macht Method Man seinem Ärger mehrfach Luft. Die mäkelige Presse bekommt ebenfalls ihr Fett weg: "Wu-Tang Clan ain't nuthin' da fuck with" muss auch Michael Ivey von nobodysmiling.com feststellen, über dem sich 2006 der geballte Unmut eines erzürnten Method Man entlädt. Fuck you, komplette Kritikerzunft! In der Schimpftirade lässt Meth dennoch durchblicken, dass die harte Zeit, die er hinter sich hat, durchaus auch ihren Sinn hatte: Das private Tief diente als Inspiration für das nächste Album. So gerät "4:21 ... The Day After", das im August 2006 erscheint, zu Method Mans bisher persönlichstem und introspektivstem Album. Den Titel wählte Meth nach dem "Day After", dem Tag nach dem 20. April, der in den USA als "National Weed Smoking Day" begangen wird - dem Tag also, an dem man langsam wieder klar im Kopf wird und beginnt, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind. Die Unterstützung der Clan-Kollegen ist gewiss, zusätzlich stammen Beats von Erick Sermon und Scott Storch. Auch Ginuwine, Fat Joe und Styles P kommen zu Wort. Ohne Zweifel lässt "4:21" erkennen, dass die Talsohle durchschritten ist. Es geht wieder steil aufwärts - Schulterklopfen ist gestattet. Erst recht, als Method Man und Redman zehn Jahre nach "Blackout" mit einer Fortsetzung der unschlagbaren Kollabo aufwarten: Für "Blackout 2" leisten ganz alte Weggefährten wie Pete Rock, Rockwilder und Erick Sermon ihren Beitrag, denn: "Never change a winning team!" In den Folgejahren tanzt Method Man auf mehreren Hochzeiten. Ungebrochen steht er in den Reihen des Wu-Tang Clans seinen Mann. Viel Zeit und Energie verlegt er aber auch darauf, seine Film- und Fernsehkarriere auszubauen. Mit Ausnahme von "Wu Massacre" zusammen mit Ghostface Killah und Raekwon wartet seine Diskografie bis 2015 auf eine Fortsetzung. "The Meth Lab" markiert dann das erste Method Man-Album seit zehn Jahren. Ein richtiger Alleingang steckt da bei genauerer Betrachtung aber auch wieder nicht drin: Gerade einmal einen Track stemmt Method Man alleine, ansonsten holt er sich schlagkräftige Schützenhilfe, insbesondere von seinen Kollegen Hanz On und Streetlife, ins Boot. Da die Chemie stimmt: kein allzu gravierendes Problem. Wer weiß? Vielleicht hat ja auch dieses Vorgehen Methode - und Method Man bereitet seinen Weg aus dem Rampenlicht in den Hintergrund vor. Von dort aus lässt es sich bekanntlich trefflich Strippen ziehen ...
© Laut

Diskografie

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