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Sparta

2001 ist es amtlich: At The Drive-In sind (erst mal) Geschichte. Doch während die Fans noch ihre Tränen trocknen, machen sich die Ex-Mitglieder bereits daran, aus dem Scherbenhaufen neue Projekte zu basteln. So treten nun gleich zwei Bands das große Erbe von At The Drive-In an: Die unkonventionellen The Mars Volta mit den beiden Afros Cedric Bixler-Zavala und Omar Rodriguez-Lopez sowie Sparta mit der ehemaligen ATD-I-Rhythmussektion um Jim Ward (Gitarre), Paul Hinojos (Bass) und Tony Hajjar (Schlagzeug). Ziemlich schnell steht das Line-Up der Band aus El Paso, Texas fest. Ward wechselt vom Bass an die Gitarre und übernimmt zusätzlich den Job am Mikro. Neben Hinojos und Hajjar stößt noch Matt Miller (Ex-Belknap) zur Band, der fortan den Bass zupft. Schon im Frühling 2001 ist die Band so weit, dass sie drei frisch komponierte Songs auf ihre Homepage stellen, die die ersten Vermutungen recht eindeutig bestätigen: Sparta klingen ähnlich wie ATD-I - ohne das extravagante Element in Form der beiden Afros. Im August 2002 erblickt Spartas Debütalbum "Wiretap Scars" (produziert von Jerry Finn) das Licht der Welt, liefert wenig Neues, dafür aber viel Gutes. Druckvoller, geradliniger Emo-Core ohne viele Schnörkel, dafür schöne Songs und unpeinliche Melodien. Man merkt, dass die Band keinen Schnellschuss veröffentlicht hat, sondern dass dem Album extensives Touren und die "Austere"-EP vorausgegangen ist. Doch auch wenn Sparta es sich vielleicht wünschen: Der Schatten, den ATD-I werfen, werden sie nicht so schnell los. So versucht die Presse laut Bandleader Ward eine Konkurrenz-Situation zwischen Sparta und The Mars Volta herzustellen. Mit dem Zweitling "Porcelain" zwischen Rock und Postcore geben sich viele Kritiker dann zufrieden. Der Sound klinge ausgereifter, der Stil perfektionnierter. In der Tat ist das Quartett vor den Aufnahmen erneut anderthalb Jahre auf Tour und "endlich eine Band geworden", wie Hajjar meint. Der Drummer findet nebenher auch noch Zeit für sein Elektro-Hip Hop-Projekt Nakia. Knapp sechs Wochen schließen sich Sparta in der Wüste im legendären Rancho de la Luna Studio im kleinen südkalifornischen Joshua Tree ein und entwickeln "Porcelain" in entspannter Atmosphäre. Eingespielt wird die Platte dann live in den Sunset Studios in Los Angeles unter der Regie von Mike Major, der schon für "Austere" verantwortlich zeichnet. Die neuen Songs mit vielen autobiografischen Texten präsentieren Sparta dann auf einer US-Tour vor großem Publikum mit Incubus. Im April 2004 setzen Sparta ihre Nordamerika-Tour wegen einer Rückenverletzung Hinojos' aus. Im selben Jahr folgt ein Livealbum, das die Band jedoch nur als Promo-CD releast. Im Mai 2005 vermelden Sparta auf ihrer Webseite dann einen spektakulären Lineup-Wechsel: Der Gitarrist verlässt den Vierer und steigt als Soundtechniker bei den Latin-Prog-Avantgardisten The Mars Volta auf deren laufender US-Tour ein. Dort soll er die Lücke füllen, die der tragische Drogentod des früheren Soundmischers Jeremy Ward (ein Cousin von Sparta-Sänger Jim) hinterlassen hat. Schon 2003 steigt er kurzzeitig in die Band seines alten Freundes Omar Rodriguez-Lopez ein. "Meine Zeit mit Sparta ist abgelaufen, es hat einfach keinen Spaß mehr gemacht", erklärt Hinojos. Ward und Co., die bereits am dritten Studioalbum schrauben, bedauern seine Entscheidung. Anfang 2006 ist der Ausstieg verdaut und Sparta kündigen für den Sommer das dritte Studioalbum an. Ihr neues Label Hollywood Records sei dafür genau der richtige Partner, findet Drummer Hajjar. Die Aufnahmen beginnen im März. Diesmal habe man sich mit dem Songwriting mehr Zeit gelassen. Hinojos Ersatz Keeley Davis bringe zudem eine neue melodische Schärfe in den Sound, ergänzt Basser Miller. Davis griff bisher für die in Richmond, Virginia, beheimateten Combos Denali und Engine Down in die Saiten. Des Weiteren kündigt die Band einen Kurzfilm inklusive Soundtrack über Hajjars Kindheit in Beirut, Libanon. Im Oktober erscheint "Threes" in Nordamerika, in Europa hat Hollywood Records scheinbar Probleme, einen Deal mit einer Plattenfirma zu landen. Unverständlich, da die erste Single "Taking Back Control" beweist, dass die Band nach wie vor in der Lage ist, ihren Sound weiterzuentwickeln. Nachdem Sparta im Sommer bereits das Lollapalooza Festival beehrt, beginnt im Herbst eine Tour durch die Staaten und Kanada. Zeitgleich mit dem Album erscheint auch "Eme Nakia", der angekündigte, 16-minütige Kurzfilm über Hajjars bewegtes Leben. Im April 2007 findet "Threes" dann auch den Weg nach Deutschland. 2008 kündigt Ward erst mal eine längere Bandpause an, er wolle sich auf sein Sideproject Sleepercar konzentrieren, eine Alternative-Country-Truppe, die im selben Jahr Coldplay auf ihrer US-Tour supporten. Im Herbst 2011 erwacht Dornröschen endlich wieder aus ihrem Schlaf: Sparta spielen im November erstmals wieder live in einem Club in El Paso, der auch Ward gehört. Im Herbst betritt die Band zudem ein Studio - im Mai 2012 folgt eine kurze Tour im Südwesten der USA. Die Tour zur erste At The Drive-In-Reunion steht ebenfalls auf dem Programm. Gleichzeitig erscheint der neue Sparta-Song "Chemical Feel" als Free-Download. Seitdem warten die Fans aufs vierte Album. 2013 verkünden Sparta dann, dass sie zwölf fertige Songs hätten. Die Fans jedoch müssen weiter warten. Alle Songs bleiben im Archiv. Jim Ward konzentriert sich weiterhin auf sein nach ihm benanntes Akustik-Soloprojekt, veröffentlicht damit die Platte "Quiet In The Valley, On The Shores The End Begins" und arbeitet zusätztlich auch am zweiten Sleepercar-Album "Breath & Count". Erst vier Jahre später melden sich Sparta zurück. Im November erscheint quasi aus heiterem Himmel mit "Graveyard Luck" ein neuer Song. Am 16. Dezember 2017 erfolgt in El Paso die Rückkehr auf die Bühne. Das Benefiz-Konzert zugunsten der heimatlichen El Paso Community Foundation findet in Jim Wards eigenem Club Tricky Falls statt. Nur kurze Zeit später erscheint im April 2018 mit "Cat Scream" bereits der nächste Song. Für die dürstende Fangemeinde ein gutes Omen, die Zeichen für ein neues Album verdichten sich langsam. Im Sommer dieses Jahres begeben sich Sparta auf eine ausgedehnte US-Tour. Im Frühling 2020 erscheint nach 14 Jahren das vierte Sparta-Album "Trust The River". Unter den Gästen der Platte findet sich auch Coldplay-Sänger Chris Martin. Sparta entfernen sich mit dieser Platte vom Sound der Vorgänger und wagen musikalisch mit der Implementierung von deutlich ruhigeren Elementen eine Neuorientierung. Frontmann Jim Ward kanalisiert zunehmend seine mannigfaltigen Einflüsse aus alten Alternative Rock, Emo-/Post-Hardocore-Sound, Akustik-Folk und Country-Americana. Nicht nur menschlich, sondern auch musikalisch scheint er ganz bei sich angekommen zu sein. Dafür arbeitet er auch verstärkt mit Gastmusikern zusammen. Es muss eben alles ohne Hindernisse fließen im Leben. "Ich sehe Sparta nicht mehr als Band, sondern als ein Kollektiv" erklärt Jim Ward im Interview die offene, zukünftige Ausrichtung der Band. Diese Einstellung, die sich bereits ein Jahr später erneut bewahrheitet: Für sein Soloalbum "Daggers", das gleichwohl wieder an die 'alten' Sparta erinnert, rekrutiert Ward Thursday-Drummer Tucker Rule und Incubus-Bassist Ben Kenney.
© Laut

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