The Gutter Twins
Manchmal kann Musikjournalismus tatsächlich etwas bewegen. So war Mark Lanegan irgendwann die traurige Tatsache leid, dass sein Terminkalender nie ein Plätzchen für eine längere Kooperation mit Greg Dulli frei hält. Also erzählt er bereits 2003 kurzerhand einigen Journalisten, dass da etwas geplant sei und man bald gemeinsam ins Studio gehen wolle.
Diese Botschaft trägt sich über die kundigen Alternative-Kanäle schließlich weiter bis zu Dulli selbst, der wiederum Lanegan kontaktiert. Ab da beginnt der Motor fürs Gutter Twins-Debütalbum langsam zu schnurren.
Kennen gelernt haben sich die beiden allerdings schon 1989 auf einer Party. Es waren unbeschwerte Tage für Sub Pop-Künstler damals. Erst zwei Jahre später sollte das Nirvana-Album "Nevermind" die Augen der Weltöffentlichkeit mit aller Gewalt auf Seattle und das Sub Pop-Label lenken, wovon auch Lanegans damalige Band Screaming Trees und Dullis Afghan Whigs profitierten.
Auf künstlerischem Wege kommen sich die Musiker jedoch erst 2003 bei Dullis Seitenprojekt Twilight Sisters in die Quere, wo Lanegan einem Song des Albums "Blackberry Belle" seine Stimme leiht. Dulli revanchiert sich daraufhin als Pianist auf Lanegans Album "Bubblegum" sowie auf dessen Tournee. Von der gemeinsamen Liebe zu düsteren Themen, Mystik und musikalischen Arrangements überrascht, beschließen die beiden, recht bald wieder zusammen zu arbeiten.
2004 klappt es mit einem weiteren Song, der auf dem Twilight Sisters-Nachfolger "She Loves You" landet. Auch hier übernimmt Lanegan nur den Job hinterm Mikrofon ohne Beteiligung am Songwriting. Im Gegenzug lässt er sich von Dulli für eine Tour überreden, wie kurz zuvor schon vom Queens-Kollegen Josh Homme.
Nach einer gemeinsamen Aufnahme des Massive Attack-Songs "Live With Me" auf der Twilight Sisters-EP "A Stitch In Time", buchen die Musiker im September 2005 einen Club in Rom, um erstmals als Duo The Gutter Twins aufzutreten.
Der Name reflektiert die Faszination der beiden für alles Abseitige, für dunkle, dramatische und hintersinnige Rockmusik. Dulli und Lanegan sehen sich als Glaubensbrüder, Seelenverwandte, als Gossen-Zwillinge eben.
Dem Erstling "Saturnalia", der im Frühjahr 2008 erscheint, wohnt denn auch eine gehörige Portion Spiritualität inne. Dabei ergänzen sich die Charaktere der Protagonisten scheinbar perfekt, so Dulli: "Mein Songwriting änderte sich aufgrund Marks Anwesenheit gehörig. Er geht im Gegensatz zu mir viel minimalistischer an Sachen ran, auf der Platte sind beide Seiten zu hören."
Auch Lanegan findet nur lobende Worte zur lange ersehnten Album-Kooperation: "Die meisten Texte entstanden gemeinsam, was ich bisher nur mit Josh [Homme] gemacht habe. Mit beiden Jungs läuft es auch so, dass wir am Tag jede Menge lachen, im Studio abhängen und von einer Minute auf die nächste mit was total ernstem rüberkommen."
Der teilweise zähe, psychedelische Folk-Blues auf "Saturnalia" ist sowohl für Dulli als auch für Lanegan ein neues, wichtiges Kapitel ihrer bereits langen Musikerkarriere. Trotzdem sind einige Kollegen auf der Platte vertreten, die bereits in der Vergangenheit mit den Twins in Berührung gekommen sind. Die Stimme von Martina Topley-Bird erklingt auf dem Song "The Body", an der Gitarre kommen Ex-Mondo Generator-Mann Dave Catching und Troy Van Leeuwen (QOTSA) zum Einsatz und mit Natasha Shneider und Alain Johannes ist auch der frühere Eleven-Kern vertreten. Aufgenommen wurde "Saturnalia" in Mathias "Schneebie" Schneebergers "Donner & Blitzen"-Studio in Los Angeles.
© Laut
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