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Will Oldham

Stößt man bei der Informationssuche über einen Musiker auf Vergleiche mit toten Philosophen, Begriffe wie "failed transcendence" oder seitenlange Interpretationen einzelner Lieder, ist Vorsicht geboten: Die Gefahr ist groß, dass es sich um eine eingebildete Nervensäge handelt. Allerdings ist es kein leichtes Unterfangen, eine Person wie Will Oldham aka Bonnie 'Prince' Billy zu beschreiben, ohne in die Falle komplizierter Wortspiele zu geraten. Was nicht nur mit seiner Musik zusammen hängt, sondern auch mit der Scheu und dem Sarkasmus, die seine Interviews auszeichnen. 1971 in Louisville in Kentucky geboren, beginnt sein Leben in der Öffentlichkeit als junger Schauspieler in Hollywood. Nach einigen Rollen in Kino- und Fernsehproduktionen wird er als Nachwuchstalent gehandelt, doch 1991 verlässt er plötzlich die Filmindustrie und wendet sich der Musik zu. Nach Auftritten in Bars, kleineren Clubs und Plattenläden erscheint unter dem Namen Palace Brothers zwei Jahre später sein erstes Album "There Is No-One That Will Take Care Of You". Bis 1997 veröffentlicht er fast jährlich ein neues Werk mit anderem Namen. So festigt sich Oldhams Ruhm als Eigenbrötler und merkwürdigen Kauz, dessen Lieder gleichzeitig verwirren, trösten und einlullen. Meist von folkigen Klängen getragen, scheinen sie in die tiefsten Geheimnisse des Lebens einzudringen. Hört man jedoch genauer hin, verflüchtigt sich wieder jede Gewissheit und es bleibt nur ein verstörendes, wenn auch angenehm melancholisches Gefühl zurück. Besingt er scheinbar einen Abend, an dem nichts passiert, tönt es auf einmal: "Make a noise, crack a glass / I'll hold his arms, you fuck him / Fuck him with something / The fuck, he deserves it" ("A Sucker's Evening", 1996), alles mit der gleichen ruhigen, brüchig hohen Stimme vorgetragen. Das Lebensgefühl nach einer Trennung beschreibt er mit dem Titel "You Have Cum In Your Hair And Your Dick Is Hanging Out" (aus "Arise Therefore", 1996). Andererseits singt er auch Lieder, die eine starke religiöse Komponente vorweisen. So "I See A Darkness" (als Bonnie 'Prince' Billy 1998 auf dem gleichnamigen Album erschienen), das ihm ein Duett mit Johnny Cash auf dessen "American III: Solitary Man" einbringt. Von diesem Zeitpunkt an entwickelt sich sein Künstlername zu einer Art Markenzeichen, und Oldham veröffentlicht seine folgenden Alben (fast) nur noch unter diesem Pseudonym. Weitere Kollaborationen folgen ebenfalls, so arbeitet Oldham etwa mit Matt Sweeney ("Superwolf", 2005), Tortoise ("The Brave And The Bold", 2006) oder Dawn McCarthy von Faun Fables ("What The Brothers Sang", 2013). 2017 veröffentlicht er mit "Best Troubador" ein Album mit Stücken seiner großen Inspirationsquelle Merle Haggard. 2018 blickt er (mal wieder) auf seine Karriere zurück und bringt mit "Songs Of Love And Horror" eine Werksschau als Buch und Album auf den Markt. Dass er dabei den Namen Will Oldham verwendet, zeigt, wie sehr er mit Bonnie 'Prince' Billy verwoben ist. Die größere Neuigkeit ist jedoch, dass er geheiratet und Vater einer Tochter geworden ist. In Begleitung seiner Frau Elsa Hansen und des noch ungeborenen Kindes entsteht sein erstes Album mit neuen Songs seit acht Jahren, "I Made A Place" (2019). Corona wirbelt auch sein Leben gehörig durch. Lockdown und Tourstopp nutzt er jedoch, um mit dem befreundeten Musiker Bill Callahan ein Album mit Coverversionen zu organisieren, die von Labelkollegen aufgenommen werden ("Blind Date Party", 2021). Im selben Jahr erscheint 16 Jahre nach "Superwolf" ein zweites Album mit Matt Sweeney mit dem nachvollziehbaren Titel "Superwolves". Trotz der Melancholie und - stellenweise - Trostlosigkeit, die sich durch seine Lieder zieht, will Oldham nicht als weinerliche Nervensäge durchgehen. "Ich würde mich nicht als deprimiert bezeichnen. Ich mag mich und habe Spaß. In meiner Musik gibt es kein Mitleid, weder für mich selbst noch für irgendeinen anderen Fucker. Der Großteil meiner Musik macht mich glücklich. Auch Unglück macht mich glücklich", erzählt er gewohnt kryptisch.
© Laut

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