Corinne Bailey Rae
Zum Debüt von Corinne Bailey Rae 2006 überschlägt sich die britische Fachpresse und ist very amused. Vergleiche mit Billie Holiday, Macy Gray, Sade, Erykah Badu und Lauryn Hill werden angeführt, um die Stimme der Newcomerin zu beschreiben, die sich selbst in einem mainstreamfreundlichen Soul-Jazz-Pop-Kontext präsentiert. Zugegeben, "Corinne Bailey Rae" beinhaltet respektables, charttaugliches Songmaterial, deshalb dürfte Frau Bailey Rae tatsächlich eine steile Karriere bevorstehen.
Zur Welt kommt die karibisch-englische Schönheit am 26. Februar 1979 im nordenglischen Industriestädtchen Leeds. Ihr Vater stammt aus der Karibik, ihre Mutter ist Britin, was ihren schokobraunen Teint erklärt, und Schönheit ist im Popzirkus ein nicht unwesentlicher Faktor, um den sich Corinne Bailey Rae nicht zu sorgen braucht. Doch kümmern wir uns lieber um ihre musikalischen Fähigkeiten, die sind im Musikbiz ja ebenfalls von Nöten.
In jungen Jahren nimmt sie zunächst Geigenunterricht, den sie mit 15 jedoch wieder aufgibt, um sich dem Singen zu widmen. Das tut sie zunächst im Kirchenchor, und da wir in England sind, trällert sie keine Gospels, sondern klassisch inspirierte, europäische Sakralmusik. Zur selben Zeit gründet sie die Indie-Band Helen und widmet sich in der reinen Frauentruppe heftigem Protest-Rock, der sich an Vorbildern wie Nirvana oder Jimi Hendrix orientiert. Helen ergattern einen Vertrag bei Roadrunner Records, der Labelheimat u.a. von Slipknot, und alles verläuft bestens, bis die Bassistin der Truppe schwanger wird und die Band auseinanderbricht.
In dieser Zeit bringt Corinne Bailey Rae sich auch das Gitarre spielen bei, hört sich durch Daddys Plattensammlung, lässt sich von Led Zeppelin und Stevie Wonder inspirieren und entdeckt ihre Leidenschaft für erdig-echte Musik: "Ich stehe mehr auf alte Sounds. Da geht es um Strophe und Refrain, die Musik ist das Wichtigste. Heute steht die Produktion im Vordergrund, da ist das Songmaterial nicht mehr so entscheidend".
Im Anschluss an ihre Schulzeit beginnt sie englische Literatur zu studieren. Das Geld dazu verdient sie sich als Garderobiere in einem Jazz-Club. Dort lernt sie improvisierte Musik kennen und lieben, hängt die Indie-Gitarre an die Wand und widmet sich fortan eher sanfteren Soul- und Jazztönen. In dieser Bar lernt sie auch den Saxophonisten Jason Rae kennen, den sie 2001 ehelicht. Nach ihrer Hochzeit engagiert sie sich in der Funk-Truppe New Mastersounds und übernimmt das Mikro bei Homecut Directive. Ende 2004 trifft sie auf Mark Hills, den Mentor von Craig David und arbeitet auf dessen Album "Better Look Next Time" mit, was die Aufmerksamkeit der Major-Labels nach sich zieht.
Beflügelt vom Interesse der Labels komponiert sie sich die Finger blutig und verschickt ihre Demos. Die Firmen streiten sich schier darum, sie zu signen. Das Rennen macht EMI-Records, die Corinne Bailey Rae schließlich für eine siebenstellige Dollarsumme unter Vertrag nehmen. Als Test veröffentlicht man in Großbritannien eine EP auf der auch "Like A Star" vertreten ist. Die Reaktionen auf diese Akustik-Ballade sind so überwältigend, dass man die Veröffentlichung des Solodebüts vorzieht.
"Corinne Bailey Rae" steigt am 27. Februar 2006 in England direkt von Null auf Eins in die Albumcharts ein. Kurze Zeit später erobert sie Resteuropa, wo das Album am 3. März veröffentlicht wird. Am 18. März stürmt sie die australischen Charts, und Ende Juni 2006 erscheint das Debüt schließlich in Nordamerika.
© Laut
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