The Pussycat Dolls
Die nordenglische Band The Toy Dolls darf sich zu Gute halten, Spaß und Punk noch lange vor der Erfindung des Fun-Punk zusammengebracht zu haben. Working Class-Credibility vermischten The Toy Dolls von Beginn an mit absurden Liedtexten und einer manchmal schon kabarettistische Züge annehmenden Live-Show.
Vor allem der ultradünne Frontmann Olga springt gerne in Supermann-Kostümen kreuz und quer über die Bühne und lässt seine Finger in den unmöglichsten Positionen über den Hals seiner Gitarre flitzen. Zur Welt kommt er am 21. September 1962 unter dem bürgerlichen Namen Michael Algar im englischen South Shields. Im Teenageralter beginnt er in kurzlebigen lokalen Bands Gitarre zu spielen.
Mit der Punkbewegung Mitte der 70er Jahre kommt auch Schwung in das eher verschlafene nordenglische Städtchen Sunderland. Olga, Fan von frühen Punkbands wie The Damned, Sham 69 und Peter & The Test Tube Babies, gründet im Oktober 1979 mit Sänger Pete Zulu (Peter Robson), Bassist Flip (Philip Dugdale) und Trommler Mr. Colin Scott The Toy Dolls.
Ganz der Working-Class-Tradition verschrieben, unterscheiden sich The Toy Dolls von Beginn an von den übrigen Oi-Punk-Bands im Vereinigten Königreich. Sie verzichten auf eine klassenkämpferische Ästhetik und stilisieren sich viel lieber nach absurden Comicvorlagen. Punks und Skinheads zählen in den Anfangstagen dennoch zu den treuesten Fans der Band, die nach dem Ausstieg von Sänger Pete Zulu zum Trio geschrumpft ist und nun auf Olgas Gesangskünste vertraut.
In diesem Line-Up spielen The Toy Dolls 1981 ihre erste selbstfinanzierte und schlicht "The Toy Dolls" betitelte Single ein. Kurz darauf finden sie sich zusammen mit 4 Skins, Cock Sparrer und Infa-Riot auf dem wegen seines Coverbildes umstrittenen Oi-Sampler "Strength Thru Oi!" wieder, was der Band zu ungewollter Popularität verhilft. Trotzdem dauert es noch zwei Jahre bis The Toy Dolls 1983 ihr erstes Album "Dig That Groove Baby" einspielen, auf dem mit dem Carl Perkins-Hit "Blue Suede Shoes", der arachnophobischen Lachnummer "Spiders In The Dressing Room" und "Nellie The Elephant" gleich mehrere große Songs zu finden sind.
Die Single "Nellie The Elephant" schafft 1984 gar den Sprung unter die Top Ten der britischen Charts und beschert The Toy Dolls ein nicht gekanntes Maß an Aufmerksamkeit und Popularität. Zu dieser Zeit ist Sänger und Gitarrist Olga das einzige verbliebene Gründungsmitglied. Der Posten des Drummers ist ständig vakant und auch die Bassisten wechseln des Öfteren. Mit den Longplayern "A Far Out Disc" (1985), "Idle Gossip" (1986) und "Bare Faced Cheek" (1987) feiert das Trio in Europa, Übersee und Japan große Erfolge.
Ende der 80er Jahre gehören The Toy Dolls zu den beliebtesten Punkbands. Grund genug, die erste Dekade der Bandgeschichte auf "Ten Years Of Toys" Revue passieren zu lassen. Mit den nachfolgenden Alben "Fat Bob's Feet" und "Absurdities" rettet das Trio seine Energie in die neue Dekade, auch wenn der Tourplan nicht mehr ganz so eng gepackt wird, wie in früheren Tagen. Auch hüpft der spindeldürre Frontmann Olga nun ein bisschen langsamer über die Bühne, Energie haben die Toy Dolls-Shows aber allemal, wie man auf "20 Tunes From Tokyo" hören kann.
Mit "Absurdities" und "Orcastracted" veröffentlichen der spindeldürre Frontmann Olga und seine Mitstreiter noch zwei reguläre Alben, bevor ab Mitte der 90er der Output nachlässt und zahlreiche Best-Of-Compilations auf den Plan treten. Nach einer vierjährigen Pause, in der sich Olga als Gitarrist von The Dickies und The Adicts die Zeit vertreibt, formiert er im Sommer 2003 The Toy Dolls neu. Mit dem neuen Album "Our Last Album?" im Gepäck geht es 2004 auf Welttournee. Im selben Jahr erscheint die offizielle Bandbio "The Toy Dolls: From Fulwell To Fukuoka".
Zum 30-Jährigen gratulieren 2009 zahlreiche Musiker- und Szenekollegen - 14 Drummer und 12 Bassisten (und dazugehörige Nicknames) hat Olga, der mittlerweile in London lebt, in dieser Zeit verschlissen. Zeit für die Fun-Punk-Rente? Nicht die Bohne: 2012 erscheint "The Album After The Last One". An den Drums sitzt Duncan 'The Amazing Mr. Duncan' Redmonds, den Bass bearbeitet Tom 'Tommy Goober' Blyth. Die ergänzende Tour heißt folgerichtig "The Tour After The Last One". Und so darf das dann auch bis in alle Ewigkeit weitergehen.
© Laut
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