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Wipers

Für Greg Sage ist der Weg zu relativem Rockstar-Erfolg ein ziemlich widersprüchlicher. Ohne einen gewissen Kurt Cobain wäre sein Lebenswerk, die Punkrock-Formation Wipers, vermutlich nie über den pazifischen Nordwesten der USA hinaus bekannt geworden. Jedoch hat sich Sage Ruhm und Erfolg nie zum Ziel gesetzt - im Gegenteil. 1977 ruft der Amerikaner die Wipers in Portland ins Leben. Von Anfang an sind sie nicht nur - trotz weiterer, wechselnder Bandmitglieder - eigentlich Sages Soloprojekt, sondern auch konzeptionell fundamental anders als andere Bands jener Musikepoche. Keine Touren, kaum Konzerte, keine Interviews, keine Fotos - Sage initiiert den schroffen Punkact als absolutes Anti-Projekt. "Als Punk losbrach, war es sehr schnell ein modisches Statement, man wolle independent und ganz anders sein, und es war ein reiner Zufall, dass Punk mit meinen eigenen musikalischen Ambitionen zusammenfiel. Mein Ansatz war, Musik als Kunst anzusehen und nicht als modischen Trend." Was zunächst nach einem leicht snobistischen Statement klingt, enträtselt Sage nach der Bandauflösung 1999 im Interview. "Mein musikalischer Einfluss stammt weniger von anderen Musikern als vielmehr vom Handwerk des Plattenmachens"", blickt er zurück. "Ich war in der fünften oder sechsten Klasse, als mir mein Vater eine Schallplattenschneidemaschine schenkte. Damals schnitt ich für meine Freunde Songs aus dem Radio auf Platte mit. Um die Rillen zu betrachten, verwendete ich ein Mikroskop. Für mich war das eine magische Sache, Musik optisch, also in Wellenform betrachten zu können. Daraus entwickelte sich erst meine Motivation, selbst ein Instrument spielen zu lernen: um dann meine eigene Musik in Wellenform umgesetzt zu betrachten." In einer Zeit vor MTV fokussiert sich Sage darauf, mit der Musik, also dem Zusammenspiel von rauem Punkrock und verhältnismäßig dunklen, depressiven Lyrics, ein antikommerzielles Gesamtkunstwerk zu kreieren, dass die Bilder im Kopf der Hörer zum Laufen bringt. Auf der Bühne sind Wipers hingegen die längste Zeit nur sporadisch in Portland und Umgebung zu sehen. Der zunehmend postpunkiger werdende Sound überfordert in den Achtzigern selbst zahlreiche Fans: eine Kultband im Nordwesten, weitestgehend ungehört im Rest des Landes. Erst Grunge-Legende Cobain ändert das. Auf ihrer 92-Compilation "Incesticide" covern Nirvana den Wipers-Song "D-7" vom Wipers-Album "Is This Real?". Darüber hinaus nennt Cobain die Band in Interviews immer wieder als großes Soundvorbild und lädt sie zur gemeinsamen Europatournee ein. Aber Sage, firm in seinem unkommerziellen DIY-Kunstverständnis, lehnt ab. Für seine Musik geht er auch nach Auflösung (1977-1989) und Comeback (1993-1999) keine Kompromisse ein. Anstatt sich auf Plattenfirmengeld zu verlassen, startet er mehrere eigene Labels. Nach dem ersten Split aufgrund von Frustrationen mit der Musikindustrie veröffentlicht Sage 1991 seine zweite Soloplatte "Sacrifice (For Love)". 1992 erscheint das Tribute-Album "Eight Songs For Greg Sage And The Wipers". Es demonstriert den immensen Einfluss, den die Band einst auf die Entwicklungen des Punk und des Grunge besaß. Nirvana, Hole, Napalm Death, Nation Of Ulysses und Thurston Moore liefern darauf Cover ab. Auch die Melvins, Dinosaur Jr. oder Mudhoney rechnen die Wipers zu ihren wichtigsten Inspirationen. Bis heute gelten die Wipers als erste Punkband der nordwestamerikanischen Pazifikregion überhaupt.
© Laut

Diskografie

17 Album, -en • Geordnet nach Bestseller

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