DINÇER GÜÇYETER
Unser Deutschlandmärchen
Gelesen von S. Poyraz und H. H. Tasgin
Weit mehr als eine Migrationsgeschichte ist dieser autobiografische und mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnete Roman. Als junge Frau kommt Fatma in den 60er-Jahren mit ihrem Mann nach Deutschland, arbeitet hart, bekommt zwei Söhne, einer davon ist Dinçer Güçyeter. Mutter und Sohn erzählen wechselseitig von Familie und Gesellschaft, Liebe und Wut, Gehorsam und Auflehnung. Von der Suche nach Individualität. „Wer bin ich“?, fragt sich Dinçer. „Bin ich ein Metallarbeiter oder ein Dichter? Oder geht beides miteinander?“ Allein schon wegen des fremdländischen Hauchs in den Stimmen von Poyraz und Tasgin fühlt man sich tief hineingezogen in das türkische Familiengefüge. Das Besondere dabei ist die Mixtur aus Erzählsträngen, die sich abwechseln mit Monologen, Liedern, Gedichten, Träumen und Gebeten. In lyrischen Einschüben beschreibt Dinçer seine Gefühle. In teils derb-direkter Sprache erzählt er vom Leben. Es geht unter die Haut, wie Mutter und Sohn mit ihren gegenseitig unerfüllten Erwartungen hadern und sich doch innig