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Tigersturz und Ringerbrücke: Effektive Trainingsmethoden für Kampfkunst und Sport
Tigersturz und Ringerbrücke: Effektive Trainingsmethoden für Kampfkunst und Sport
Tigersturz und Ringerbrücke: Effektive Trainingsmethoden für Kampfkunst und Sport
eBook799 Seiten2 Stunden

Tigersturz und Ringerbrücke: Effektive Trainingsmethoden für Kampfkunst und Sport

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Über dieses E-Book

Ein west-östliches Trainingsbuch für Kampfkünstler und Sportler

Dieses Buch stellt einige der effektivsten Trainingsmethoden aus West und Ost vor. Der Leser lernt Übungen kennen, die eine flexible dynamische Kraft aufbauen. Übungen mit und ohne Hilfsmittel werden in Text und Bild vorgestellt, grundsätzlich jedoch ausschließlich Übungen, die man ohne die technischen Geräte und Maschinen der Fitnessstudios praktizieren kann.
Es geht in diesem Werk um erprobte Trainingsformen, die den Körper so schmieden, dass er die Fähigkeit gewinnt, sich im Kampf oder im Wettkampf effektiv zu bewegen. Vor allem geht es um Methoden, die neben ihrem Trainingseffekt den Körper auch auf Dauer gesund erhalten. Derartige ganzheitliche Trainingsmethoden erfordern Disziplin, Leidenschaft und ein umfangreiches Wissen um unser wertvollstes Gut – den Körper. Aus diesem Grund wird im Buch auch ausführlich auf die physiologischen Grundlagen des Trainings eingegangen, so z. B. auf die Rolle der Faszien – des den ganzen Körper durchziehenden Bindegewebes.
Die in dem Buch dargestellten Trainingsmethoden sind für alle Kampfkünste und Sportarten sinnvoll. Der Kampfkünstler, egal welchen Stils, wird sich in seiner Kunst und seiner Kampfkraft erheblich verbessern. Der Leistungssportler kann seine Leistungsfähigkeit steigern, und der Freizeitsportler bleibt fit und gesund.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum15. Sept. 2014
ISBN9783938305782
Tigersturz und Ringerbrücke: Effektive Trainingsmethoden für Kampfkunst und Sport

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    Buchvorschau

    Tigersturz und Ringerbrücke - Frank Rudolph

    Maik Albrecht und Frank Rudolph

    Tigersturz und Ringerbrücke

    Effektive Trainingsmethoden für Kampfkunst und Sport

    Palisander

    Der Verlag dankt Dr. Janett Kühnert und Norbert Wölfel (Chemnitzer Karateverein) für die fachliche Unterstützung bei der Redaktion.

    Deutsche Erstausgabe

    1. Auflage 2014

    © 2014 by Palisander Verlag, Chemnitz

    Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

    Umschlaggestaltung: Anja Elstner

    Lektorat: Frank Elstner

    Redaktion & Layout: Palisander Verlag

    1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016

    ISBN 978-3-938305-78-2

    www.palisander-verlag.de

    Die Autoren

    Maik Albrecht, Jahrgang 1981, praktiziert seit mittlerweile zwei Jahrzehnten die verschiedensten östlichen und westlichen Kampfkünste. Mit 20 Jahren ging er nach China und studierte dort chinesische Kampfkunst bei den letzten noch lebenden Meistern des alten Wushu.

    2006 gewann er als einziger Ausländer in der chinesischen Profigruppe eine Goldmedaille bei der Wushu-Weltmeisterschaft in Zhengzhou. Im selben Jahr erhielt er den 4. Meistergrad (Wushu Duan) und war zu dieser Zeit der jüngste Ausländer mit einer solch hohen Graduierung. Albrecht besitzt einen Abschluss in Sinologie von der Universität Wuhan, die zu den besten der Welt gehört.

    Maik Albrecht ist heute einer der führenden Chinaexperten und Kenner der chinesischen Kampfkünste weltweit. Er trainierte als einer der ersten Ausländer in China sogar Chinesen, unter anderem Mitglieder chinesischer

    SWAT-Einheiten

    .

    Das ARD hat 2008 einen Dokumentarfilm über sein Leben in China gedreht: »Herr Albrecht macht Wushu – Ein Deutscher kämpft in China.« In China, wo er selbst von den Meistern der alten Generation als Kenner und Könner des Wushu anerkannt wird, gibt es zahlreiche Veröffentlichungen über ihn. 2009 drehte das chinesische Staatsfernsehen eine mehrteilige Dokumentation über sein Leben mit der Kampfkunst.

    Maik Albrecht lebt in Wuhan, China. Er ist mit der Tochter seines Shifu (Lehrer-Vater) Li Zhenghua verheiratet.

    Frank Rudolph, Jahrgang 1969. Nach mehreren Ausbildungen absolvierte er von 1993 bis 1996 ein Journalistikstudium. Tätigkeit als freier Mitarbeiter bei verschiedenen Zeitungen und Magazinen. Seit 1992 Veröffentlichungen über Philosophie, Geschichte, Kampfkunst und Kultur mit den Schwerpunkten Asien und vergleichende Geschichte. Mehrere Studienreisen führten ihn nach China. Er verfasst Belletristik, Lyrik und Essays, des weiteren Biographien und Fachtexte zu den unterschiedlichsten Themen. Er lebt in Wolfsburg.

    Frank Rudolph praktiziert verschiedene europäische und asiatische Kampfkünste. Gemeinsam mit Maik Albrecht gründete er das Albrecht-Rudolph Institute of Martial Arts Research (ARIOMAR).

    Maik Albrecht (links) und Frank Rudolph.

    Inhaltsverzeichnis

    Cover

    Titel

    Impressum

    Die Autoren

    Widmung

    Vorbemerkung

    Die Ziele dieses Buches

    I. Dehnung

    Westliche und östliche Dehnungskonzepte

    Übungen zur chinesischen Dehnung

    Brückentraining

    Die Ringerbrücke

    Der Ring

    Die Brücke im »Boxen des Betrunkenen«

    Der Spagat

    Kraftausgabe nach der Dehnung

    In die Luft treten

    Wechselseitiges Drehen der Beine und Schleudern der Arme

    Ausgleichsdehnung nach hinten

    Weitere Lockerungsübungen

    Beine drehen

    Beine werfen

    Die große Welle

    Das System der Faszien

    Anmerkungen zum Muskelkater

    II. Übungen zum Kraftaufbau

    Einleitung

    Vorbemerkung

    Von den Urahnen lernen

    Training mit Geräten und ohne Geräte

    Den Körper verstehen

    Übungen ohne Hilfsmittel – der Körper als Hantel

    Der Handstand

    Ziele und Wirkung

    Training des Handstands

    Das Strecken des Körpers im Handstand

    Auf den Händen laufen

    Zusammenfassung

    Die Embryonalhaltung

    Der herabfallende Zapfen

    Der Entengang

    Der Liegestütz

    Einfache Varianten

    Der Pfau

    Brückenliegestütz

    Hockstreck-Liegestütz

    Stützübungen im Handstand

    Sit-up-Training aus Ost und West

    Die chinesische Methode

    Das Klappmesser

    Zugübungen

    Klettern

    Klimmzüge

    Shàiyī – »Die Wäsche im Freien trocknen«

    Isometrisches Krafttraining

    Individuelles isometrisches Training

    Kraftausgabe

    Isometrische Partnerübungen aus West und Ost

    Training mit Hilfsmitteln

    Vorbemerkung

    Trainingsgeräte für die Geschicklichkeit und die Schlagkraft

    Pfahltraining

    Puppen und Schlagpfosten

    Sandsäcke und Schlagpolster

    Krafttraining

    Gǔntǒng

    Gewichtsmanschetten

    Bänder

    Der Medizinball

    Gewichte

    Ostasiatische Hantelvarianten

    Stöcke und Keulen

    Springen mit und ohne Seil

    Übungswaffen

    Schwere Übungswaffen

    Das chinesische dāo

    Vorbemerkung

    Einfache Übungen

    Akrobatiktraining – Übungen für das Anwenden einer einheitlichen Körperkraft

    III. Das Training der inneren Kraft

    Was sind Gōng-Übungen?

    Stehen wie ein Pfahl

    Vorbemerkung

    Die Übung

    Einige Anmerkungen zum Training der inneren Kraft

    Gibt es Gōng-Übungen in den westlichen Kampfkünsten?

    Eine linguistische Anmerkung

    IV. Grundprinzipien des Trainings für Kampfkünste

    Die einheitliche Bewegung des Körpers

    Das richtige Gehen

    Fünf Linien, sechs Punkte

    Einheitlichkeit und Koordination

    Kraftlinien

    Die Kraftübertragung im zuìbāxiān quán und im wing chun

    Die Bedeutung des Körperschwerpunktes

    Das Gleichgewicht bewahren

    Die Atmung

    V. Das Ausnutzen der Schwerkraft

    Die unterschiedlichen Zielsetzungen im Leistungssport und in der Kampfkunst

    Schwerkraft und Kampfkunst

    Geborgte Kraft

    Wie man die Schlagenergie erhöht

    Der fallende Stern

    Kraft von der Erde leihen

    Der drop step

    Der Ausfallschritt

    Die Fersen anheben

    Tritt- und Sprungtechniken in der Kampfkunst

    VI. Training durch geistige Vorstellung

    Die Kraft des Geistes

    Den Felsen schieben

    VII. Das Training und seine Wirkung

    Die Beweglichkeit der Hüften

    Lebendigkeit

    Weichheit

    Ein Wort zur Kraft

    Innenspannung

    Erkennungszeichen

    Modernes Kampfkunsttraining

    Gesundheitliche Aspekte

    Erste Hilfe bei Tritt oder Schlag in den Unterleib

    VIII. Rahmenbedingungen für ein gutes Training

    Zìrán – das Prinzip der Natürlichkeit

    Gesunder Schlaf

    Essen und Trinken

    Ergänzungen zum Training

    Parkour

    Schwimmen

    Musik

    Wie finde ich einen guten Lehrer?

    Nachwort

    Quellen

    Weitere Titel

    Anmerkungen

    In memoriam

    Klemens Neumann (18. 11. 1932 - 25. 02. 2013)

    58 Jahre Fechtlehrer beim VFL Wolfsburg

    Gōng huì zìrán dào

    Die Fähigkeiten kommen bei ausdauerndem Training von ganz allein.

    Vorbemerkung

    Viele Lehrer und Meister der Kampfkünste betonen gern, dass es in der Kampfkunst keine Geheimnisse gibt. Doch ist dies nicht die ganze Wahrheit. Solange man nicht weiß, wie man etwas so ausführen muss, dass das Ergebnis ein Höchstmaß an Effektivität und Effizienz ergibt, bleibt der beste Weg ungenutzt. Letztendlich ist es aber gleich, ob man den besten Weg nicht geht, weil man ihn nicht kennt oder weil er zu beschwerlich erscheint. Es gibt diese Mysterien in der Kampfkunst daher nur, weil sie aus dem einen oder anderen Grund nicht entschlüsselt werden. Dieses Buch soll Ihnen Schlüssel für einige der tiefsten Geheimnisse der Kampfkünste in die Hand geben.

    Das Buch ist jedoch keineswegs nur für Kampfkünstler oder Kampfsportler gedacht. Die darin dargestellten Trainingsmethoden sind für alle Sportarten sinnvoll, sei es Leichtathletik oder seien es Mannschaftssportarten wie Fußball usw. Der Kampfkünstler, egal welchen Stils, wird sich in seiner Kunst und seiner Kampfkraft erheblich verbessern. Der Leistungssportler kann seine Leistungsfähigkeit steigern, ohne dabei – langfristig gesehen – seinen Körper durch schädliche Übungen zu zerstören, und der Freizeitsportler bleibt gesund und fit.

    Wenn auch die Ziele von Kampfkunst und Sport teilweise recht verschieden sind, so gibt es doch eine entscheidende Gemeinsamkeit: Wenn es darauf ankommt, muss der Kampfkünstler wie der Sportler in der Lage sein, alles zu geben. Es gibt heute für jede Sportart spezielle Trainingsmethoden, die auf extreme Leistungssteigerung auf einem bestimmten Gebiet ausgerichtet sind. Das Training, vor allem im Leistungssport, verschleißt jedoch häufig den Körper, so dass es nach dem Leistungshöhepunkt oft rasch mit der Leistungsfähigkeit bergab geht. Wir bieten in diesem Buch Kampfkünstlern und Sportlern bewährte Trainingsmethoden an, die die Leistungsfähigkeit umfassend und nachhaltig steigern, ohne den Körper zu verschleißen.

    Dieses Buch ist als west-östliches Trainingsbuch konzipiert, das heißt, wir wollen einige der besten Trainingsmethoden aus West und Ost vorstellen. Interessant ist hierbei, dass sich die Grundlagen oft wenig unterscheiden. Dennoch wird der Leser feststellen, dass der Trainingswissen-

    schaft der Chinesen ein besonders großer Stellenwert eingeräumt wird. Der Grund hierfür besteht einzig und allein darin, dass wir nach langjähriger Beschäftigung mit den verschiedensten Trainingssystemen aus den unterschiedlichsten Weltgegenden zu dem Schluss gekommen sind, dass die chinesischen Trainingsmethoden oft tatsächlich die effektivsten sind.

    Sie werden hochwirksame Übungen kennenlernen, mit deren Hilfe Sie ein hervorragendes Körpergefühl gewinnen, eine flexible Kraft aufbauen und zudem kampfstark und nicht zuletzt auch nachhaltig gesund werden können. Alle hier beschrieben Übungen können Sie allein oder mit einem gleichgesinnten Partner ausführen, mit und ohne Hilfsmittel; die Trainingsmaschinen eines Fitnessstudios werden Sie hierfür jedoch nicht benötigen.

    Unser Körper ist unser wichtigstes Werkzeug. Wir haben nur diesen einen, und er begleitet uns unser gesamtes Leben – wir sind der Körper. Um ein angenehmes und erfülltes Leben führen zu können, sind nicht Geld oder materieller Luxus die Grundlage, sondern einzig und allein ein gesunder, gut funktionierender Körper, dessen Fähigkeiten wir vollkommen zu nutzen in der Lage sind. »Erst kommt der Körper, dann das Gut«, lautet ein altes Sprichwort, dem wir nichts hinzufügen müssen.

    Maik Albrecht und Frank Rudolph, 2014

    Die Ziele dieses Buches

    Jeder Mensch hat seine eigenen Gründe für sein Training. Die einen wollen sich gesunderhalten, die anderen möchten stärker werden – für Kampfspiele, für reale Auseinandersetzungen, für den Wettkampf oder nur zum Selbstzweck, das ist individuell sehr verschieden. Manche Menschen wollen einfach nur herausfinden, wie belastbar ihr Körper ist und wo die eigenen Grenzen liegen. Doch nur sehr wenigen Trainierenden gelingt es, ihre Fähigkeiten wirklich erschöpfend zu entwickeln, da ihnen das Wissen darüber fehlt, wie dies zu bewerkstelligen sei. Bis zur Erschöpfung zu trainieren oder den Körper während der Übungen von Apparaten überwachen zu lassen, führt in der Regel nicht zu diesem Ziel. Genauso wenig helfen diverse Nahrungsergänzungsmittel oder gar Hormonpräparate.

    In den Kampfkünsten ist das körperliche Training die eigentliche Essenz, nicht die Techniken. Im Gegenteil, Formen und Techniken entwickelten sich erst im Laufe der Zeit als Medium der Wissensübermittlung. Heute stellen sie auch ein Mittel dar, die Massen in den großen Verbänden kanalisieren, unterhalten und finanziell ausbeuten zu können. In den authentischen, auf kämpferische Effizienz ausgerichteten Kampfkünsten lernen die Praktizierenden nach wie vor die Techniken als Mittel zum Zweck und nicht als Selbstzweck. Die Ausbildung schärft den Geist, stärkt den Willen und formt den Körper der Schüler. Den Körper so zu schmieden, dass wir die Fähigkeit erlangen, die erlernten Prinzipien und Techniken in realen Kampfsituationen anzuwenden, uns also im Kampf effektiv zu bewegen, war zu allen Zeiten oberstes Ziel jedes Meisters der Kampfkunst, sei es in Europa oder in Asien. Und als ebenso wichtig galt es, durch das Training den Körper gesundzuerhalten. Die entsprechenden Trainingsmethoden erfordern Disziplin, Leidenschaft und das notwendige Verständnis und Wissen um unser wertvollstes Gut – unseren Körper.

    Wir haben von der Natur jede Fähigkeit mitbekommen, um effektiv kämpfen zu können. Der menschliche Körper gibt uns alles, was wir brauchen. Wir haben vier Gliedmaßen, mit denen wir zerstörerische Schläge austeilen können, wir haben Zähne zum Beißen und Finger zum Kratzen und Stechen … Die Kampfkunst dient uns dazu, unsere natürlichen Körperwaffen zu stählen und sie effektiv einsetzen zu können. Sie sorgt

    dafür, dass wir unsere natürlichen Anlagen schneller und gezielter umzusetzen vermögen, sie erhöht unsere Kraftreserven. Sie lehrt uns, wie wir uns fokussieren können. Hier geht es nicht um Techniken, es geht darum, unseren Körper gesundzuerhalten und ihn zu »schärfen«. Dies muss einheitlich geschehen, das heißt, der Körper als Ganzes muss trainiert werden, ohne dass bestimmte Körperteile bevorzugt oder vernachlässigt werden. Nach der chinesischen Kampfkunst-Trainingslehre müssen beispielsweise die Beine genauso flexibel sein wie die Arme. Umgekehrt sollen die Arme genauso viel Kraft haben wie die Beine. Dieses Prinzip galt übrigens auch im deutschen Turnen des 19. Jahrhunderts. Wie das alles zu erreichen ist, erfahren Sie in diesem Buch.

    Das wirklich Traditionelle und Essentielle in der Kampfkunst wie im Sport ist das systematische harte körperliche Training. Das war zu allen Zeiten und in allen Kulturen so. Über die Jahrhunderte haben sich die Meister außerordentlich viele Gedanken zum Training gemacht. Im antiken Griechenland experimentierten die Paidotriben (Trainer von Athleten) und die Aleipten (»Einsalber« von Athleten, die aber auch als Trainer fungierten) mit verschiedenen Trainingsmethoden, Diäten und Massagen. In Rom waren es die Doctores und die Lanista, welche sich um die Gladiatoren bemühten. Sie alle erschufen Trainingstheorien, die zum Teil bis heute gültig sind. Die Athleten wurden dadurch in die Lage versetzt, sich flexibel an die Wettkampfbedingungen anzupassen und automatisch optimale Bewegungen auszuführen. Um Techniken in dem Sinne, wie wir das heute verstehen, ging es beim antiken Training eher weniger.

    Trainieren Sie Ihren Körper, bis er seine bestmögliche Gesundheit erreicht hat und jederzeit in der Lage ist, diese zu schützen. Ein optimal trainierter Körper wird sowohl starke Abwehrkräfte gegen Krankheiten besitzen als auch die Fähigkeit, Angriffe von Gewalttätern abzuwehren – selbst, wenn Sie keine Kampfkunst praktizieren. Sie werden auf diese Weise Ihre Lebensqualität erhöhen. Darum geht es uns in diesem Werk.

    Bereits an der Körperhaltung kann man oft erkennen, ob jemand einen gesunden Bewegungsapparat besitzt oder nicht. Letzteres betrifft zu einem großen Teil alte Menschen, bei denen man oftmals entschuldigend sagt: Naja, die sind eben alt. Allerdings trifft es auch auf viele Sportler bereits in jungen Jahren zu, nicht zuletzt auf Kampfsportler. Menschen wie Uehara

    Seikichi ¹ oder Max Schmeling ² , um nur zwei zu nennen, zeigen aber, dass auch Kampfkünstler und Sportler bis ins höchste Alter in guter körperlicher (und geistiger) Verfassung bleiben können, einschließlich intakter Gelenke. Gesundheit ist keine Frage des Alters, jedenfalls keine ausschließliche.

    Das Training, das in diesem Buch beschrieben wird, ist grundsätzlich auf Nachhaltigkeit ausgelegt. Es stellt Übungen vor, die Sie bis ins hohe Alter ausführen und bei denen Sie zu jeder Zeit Fortschritte machen können. Hier liegt auch einer der gravierenden Unterschiede zwischen (Kampf-) Sport und Kampfkunst. Kampfsportler und Leistungssportler trainieren allzu häufig auf eine Weise, die zwar ihre Leistung für eine gewisse Zeit ins Extreme steigert, jedoch den Körper dabei verschleißt. Was nutzt es, einen Kampf- oder Leistungssport zu betreiben, ein paar Medaillen zu gewinnen und dafür mit 35 Jahren bereits zum alten Eisen gezählt zu werden, mit 40 an chronischen Knie- und Rückenbeschwerden zu leiden und mit 50 oder 60 Kandidat für ein künstliches Hüftgelenk zu sein? In der Kampfkunst bedeutet Alter nicht Stillstand und nicht Krankheit. Das gleiche gilt für Sport, der nicht auf kurzfristige Spitzenleistungen ausgerichtet ist. Solange der Mensch lebt und atmet, kann er sich entwickeln und verbessern, sowohl körperlich als auch geistig. Der griechische Philosoph Diogenes verglich das Leben mit einem Wettlauf und sagte: »Kurz bevor man das Ziel erreicht, wird man nicht langsamer, sondern erhöht seine Geschwindigkeit, bis zum Schluss.« Aus diesem Grund sah man die alten Meister auch bis ins hohe Alter trainieren, sei es in China, auf Okinawa oder in der westlichen Kultur. Sie konnten sich ständig verbessern, bis zu dem Moment, in dem sie ihre Augen schlossen und aufhörten zu atmen.

    Sie müssen ausbrechen aus steifen Trainingsmustern, wie sie in so vielen Kampfsport- und anderen Sportarten gelehrt werden. Das ist pures Gift für Sie als Individuum. Ein Mensch braucht freie Trainingsmethoden, die auf natürlichen Prinzipien und den Gegebenheiten der menschlichen Anatomie aufgebaut sind. Sie müssen lebhaft trainieren, bis ihr Körper ebenfalls lebhaft ist. Dies ist ein Grundprinzip der chinesischen Trainingslehre.

    Wir sagen hier klipp und klar: Ohne Anstrengung und ohne zu schwitzen erreicht man keine nützlichen Ergebnisse. Ihre körperliche Leistungsfähigkeit zu erhöhen geht nur über ein an Ihre persönlichen Fähigkeiten und Bedürfnisse angepasstes Übungsprogramm. Suchen Sie sich einige der in den folgenden Kapiteln vorgestellten Übungen heraus, die Sie bewältigen können und bauen Sie diese in Ihr tägliches Training ein. Einige Elemente werden vielleicht anfangs zu schwer sein. Setzen Sie sich realistische Ziele, dann wird dank der sich allmählich verbessernden körperlichen Verfassung und mit der nötigen Willensstärke fast alles möglich sein.

    Die Dauer des Trainings ist nicht entscheidend. Mehrere kleine Intervalle über den Tag verteilt sind für manche Menschen besser geeignet als große Blöcke. Wenn Sie verschiedene Übungen (zum Beispiel Dehnung oder Gleichgewichtstraining) in Ihren Tagesablauf integrieren, haben Sie bedeutend mehr davon, als wenn Sie nach der langen Büroarbeit zwei Stunden auf dem Hometrainer fahren oder ins Fitnessstudio gehen, um an Maschinen zu trainieren.

    I. Dehnung

    Westliche und östliche Dehnungskonzepte

    Für die Chinesen galt die umfassenden Dehnung des Körpers stets als ein vorzügliches Element in den Kampfkünsten und als die erste Grundlage des körperlichen Trainings überhaupt. Die Dehnung ist ebenfalls eine der wichtigsten Behandlungsmethoden der chinesischen Medizin. ³ Ein gründlich gedehnter Körper ist weniger anfällig für Krankheiten und Verletzungen. Hier erkennt man einen der wichtigsten Unterschiede zur westlichen Kampf- und Heilkunst. In vielen – wenn auch nicht in allen – westlichen Kampfkünsten dehnt man den Körper nur soweit, wie es als Grundlage für die Techniken notwendig ist. Fechter beispielsweise dehnen ihre Beine für den Ausfall, so dass die meisten von ihnen problemlos einen Spagat schaffen. In dieser Sichtweise liegt schon eines der großen Missverständnisse. Der Spagat – der freilich seine Berechtigung hat, wie wir noch sehen werden –, ist nicht gleichzusetzen mit einer guten Dehnung, da er passiv ausgeführt werden kann und den Körper kräftemäßig nicht sonderlich fordert. Ringer haben allgemein einen geschmeidigen Oberkörper, der für die Belange ihrer Kunst ausreichend flexibel ist. Aber die Dehnung in dieser Disziplin geht selten darüber hinaus. Die europäischen Fußfaustkampf-Schulen, wie das französische savate oder das deutsche Hand- und Fußboxen, ⁴ lehren ein umfangreiches Repertoire an hohen Fußtritten (siehe Abbildungen 1 und 2). Die Geschmeidigkeit und die Kraft dieser Tritte nehmen hierbei durch das ständige Üben im Laufe der Zeit zu. Je eher man damit beginnt, desto gründlicher ist die Dehnung. Doch auch bei diesen Disziplinen ist die Dehnung selten Selbstzweck und bleibt innerhalb des notwendigen Maßes.

    Abb. 1: Hochtritt (Luerssen 1914).

    Abb. 2: Tritt gegen den Kopf (Happel 1896).

    Ähnliches könnte man über die meisten anderen westlichen Schulen sagen. Es gab zwar Lehrer, die ihre Schüler dazu anhielten, ihren Körper zusätzlich mittels turnerischen oder gymnastischen Elementen zu stärken, aber das war eine individuelle Vorgehensweise und sprach mehr für den jeweiligen Lehrer und weniger für die Lehre an sich.

    Etwas anders verhält es sich bei den Kontorsionisten ⁶ und auch bei den Ballerinen und Balletttänzern. Diese dehnen ihren Körper sehr einseitig und manchmal über das gesunde Maß

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