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Drachenthal - Die Rückkehr (Bd. 5)
Drachenthal - Die Rückkehr (Bd. 5)
Drachenthal - Die Rückkehr (Bd. 5)
eBook184 Seiten1 Stunde

Drachenthal - Die Rückkehr (Bd. 5)

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Über dieses E-Book

Rebekka und der Magier Themistokles sind Opfer eines fiesen Tricks geworden: Denn die beiden haben Körper getauscht und plötzlich befindet sich Rebekka auf der Zauberuniversität Drachenthal im Land Märchenmond, dem Reich der Elfen, Drachen und sprechenden Tiere, und Themistokles in der Privatschule Drachenthal auf der Erde. Verrückt! Es beginnt eine Serie haarsträubender Verwechslungen und ein turbulentes fantastisches Abenteuer.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum14. Apr. 2017
ISBN9783764191825
Drachenthal - Die Rückkehr (Bd. 5)
Autor

Wolfgang Hohlbein

Wolfgang Hohlbein wurde 1953 in Weimar geboren. Gemeinsam mit seiner Frau Heike verfasste er 1982 den Fantasy-Roman »Märchenmond«, der den Fantasy-Wettbewerb des Verlags Carl Ueberreuter gewann. Das Buch verkaufte sich bislang weltweit 4,5 Millionen Mal und beflügelte seinen Aufstieg zum erfolgreichsten deutschsprachigen Fantasy-Autor. Wolfgang Hohlbein lebt mit seiner Familie in der Nähe von Düsseldorf.

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    Buchvorschau

    Drachenthal - Die Rückkehr (Bd. 5) - Wolfgang Hohlbein

    Seitenwechsel

    Auf der anderen Seite der Träume

    Wenn Träume wahr werden könnten …

    … dann war das zweifellos etwas, was sich Rebekka insgeheim schon genauso oft gewünscht hatte wie jeder andere Mensch. Aber ein kluger Mann hat einmal gesagt: Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst. Es könnte in Erfüllung gehen. Bis vor ein paar Stunden hatte sie diesen Satz für schieren Blödsinn gehalten. Genau das hochgestochene Zeugs eben, das kluge Männer (oder solche, die sich dafür halten) von sich geben, wenn sie sich wichtig machen wollen. Aber vielleicht war dieses Urteil ein bisschen vorschnell gewesen, denn mittlerweile glaubte sie zu verstehen, was damit gemeint war …

    Sie war aus einem wirren und alles andere als angenehmen Traum erwacht, nur um sich in einem anderen und noch viel verrückteren Traum wiederzufinden, von dem noch dazu alle anderen behaupteten, er wäre die Wirklichkeit.

    Wirklichkeit! Ha! Wer hätte jemals von einer Wirklichkeit gehört, in der es Drachen und Zauberer gab, Elfen und Zwerge, Einhörner und Schimären und noch tausend andere, noch viel fantastischere Geschöpfe?

    Sie beantwortete sich ihre eigene Frage, während sie sich vorsichtig aufsetzte und das unbequeme Bett verfluchte, auf dem sie aufgewacht war: sie selbst! In den Büchern, die sie so gerne las, den Filmen, die sie so gerne sah – und selbstverständlich in ihren Träumen.

    Na ja, und jetzt eben … hier.

    Wo immer dieses Hier auch sein mochte.

    Noch immer müde, mit verklebten Augen und so steif gelegen, dass sie sich kaum bewegen konnte, stand sie auf und schlurfte zu dem schmalen Fenster. Es war so hoch in der Wand ihrer zugigen Turmkammer eingelassen, dass sie einen Schemel daruntergeschoben hatte, um überhaupt hindurchsehen zu können. Zusammen mit dem kaum handtuchbreiten Folterinstrument, das man hier anscheinend für ein Bett hielt, einem aus schweren Eichenbalken gefertigten Tisch und einer eisenbeschlagenen Truhe, deren Deckel so schwer war, dass Rebekka ihn trotz aller Anstrengung nicht einmal um einen einzigen Zentimeter hatte anheben können, stellte dieser Schemel die gesamte Einrichtung der Turmkammer dar. Auf dem Tisch befanden sich zwei flache gläserne Schalen mit bunten Kristallen sowie einige Bücher, die so schwer aussahen, dass Rebekka bezweifelte, ob sie auch nur eines davon hochheben konnte. Das war alles.

    Vorsichtig stieg sie auf den Schemel und beugte sich ächzend vor. Goldfarbenes Sonnenlicht (das so ziemlich das Einzige hier war, was ihren Erwartungen einigermaßen entsprach) berührte ihr Gesicht wie hauchzarte Libellenflügel und ließ sie blinzeln, aber gleich darauf verzog sie auch angesäuert die Lippen, als das grobe schwarze Gewand, das sie trug, überall auf ihrer Haut zu schubbern und zu scheuern begann. Außerdem piekste und stach es sie an den unmöglichsten Stellen, was vermutlich an dem harten Stroh lag, mit dem ihr Bett anstelle von Daunenfedern oder Schaumgummi gefüllt war. Aber irgendwie passte das ja auch zu allem anderen: Statt in einem goldenen Schloss voller Elfen und Feen und niedlicher kleiner Kobolde, die sie in goldbestickte Kleider hüllten, ihr Haar kämmten und überhaupt mit ihrer ganzen wunderbaren Zauberkraft nichts Besseres anzufangen wussten, als sie zu bewundern und zu verehren, war sie in einer zugigen Turmkammer aufgewacht. Hier pfiff der Wind durch die Tür, die an der Innenseite keine Klinke hatte (man hätte es auch ein Gefängnis nennen können), und bis zu diesem Moment hatte Rebekka weder eine Fee noch eine Elfe oder einen Kobold zu Gesicht bekommen oder überhaupt irgendjemanden.

    Die Kammer musste hoch unter der Spitze eines gewaltigen steinernen Turmes liegen, der sich über den Zinnen und Mauern einer ehemals sicher beeindruckenden Burganlage erhob – wobei die Betonung eindeutig auf ehemals lag. Die meisten Dächer, auf die sie hinuntersah, hatten große Löcher, die nur notdürftig geflickt waren, oder waren eingesunken. Auf den Mauerkronen bröckelten die Zinnen, und sie sah mehr als ein Fenster mit eingeschlagenen Scheiben. Das riesige Tor war mit Balken abgestützt, damit es nicht umfiel, und in den Steinen, mit denen der Hof gepflastert war, war ein unregelmäßiger Abdruck zu erkennen, als wäre dort etwas ungeheuer Schweres von der Größe eines Güterzuges vom Himmel gefallen. Wenn man genau hinsah, dann hatte dieser Umriss verdächtige Ähnlichkeit mit dem eines Drachen …

    Ein tolles Märchenland war das, dachte sie miesepetrig. Pah! Diese famose Märchenburg war nichts anderes als eine einzige große Ruine, die so aussah, als würde sie beim nächsten heftigen Windzug einfach umfallen!

    Hinter ihr klapperte plötzlich etwas, und noch bevor Rebekka sich ganz herumdrehen konnte, hörte sie ein erbärmliches Quietschen und Ächzen, wie das Knarren uralter eiserner Scharniere, die seit mindestens hundert Jahren nicht mehr geölt worden waren.

    Die Tür war aufgegangen, aber niemand war zu sehen. Rebekka blickte nur auf einen leeren und aus den gleichen uralten Steinen gemauerten Gang hinaus, der von einer heftig rußenden Fackel erhellt wurde.

    »Meister Themistokles!«, dröhnte eine Stimme, die so laut und tief war, dass Rebekka sie fast bis in die Zähne zu spüren glaubte. Sie musste einem Riesen gehören und Rebekka legte den Kopf in den Nacken und sah nach oben. Aber da war nichts.

    »Ähm … entschuldigt, Meister Themistokles, aber ich bin … äh … hier«, fuhr die grollende Stimme fort. Sie klang ein bisschen verwirrt. Oder besorgt?

    Rebekka sah überrascht nach rechts und links und kam endlich auf die Idee, nach unten zu blicken. Da war tatsächlich etwas, aber Rebekka war ganz und gar nicht sicher, ob sie die Gestalt wirklich sah oder es sich nur einbildete.

    Sie war menschlich – na ja, ungefähr wenigstens –, nur einen halben Meter groß, dafür aber beinahe genauso breit und hatte Haut wie rissiges, altes Leder und Haare, als hätte sie versehentlich in eine Steckdose gefasst. Sosehr sich Rebekka auch anstrengte: Die passendste Bezeichnung, die ihr für den Knirps einfiel, war Würfelzwerg. Darüber hinaus hatte er das hässlichste Gesicht, das Rebekka jemals gesehen hatte.

    »Habt Ihr die Inspektion vergessen, Meister Themistokles?«, fragte er.

    Rebekka starrte ihn einfach nur an.

    »Die Schulinspektion«, erklärte der Zwerg. »Wir müssen doch …« Er stutzte. »Ist … ist alles in Ordnung, Meister Themistokles?«, fragte er und legte den Kopf auf die Seite.

    Irgendwie kam ihr die Gestalt … bekannt vor, so verrückt der Gedanke auch war. Rebekka kramte einen Moment angestrengt in ihrer Erinnerung und konnte beinahe hören, wie es laut und deutlich klick hinter ihrer Stirn machte.

    »Du … du bist Kjuub«, murmelte sie erstaunt.

    »Natürlich bin ich das«, antwortete der Zwerg in verwundertem Ton. »Ist wirklich alles in Ordnung mit Euch, Meister Themistokles?«, fragte er, während er den Kopf nun zur Abwechselung auf die andere Seite legte und mit kleinen, trippelnden Schritten näher kam. Eigentlich wirkte er sogar ein ganz kleines bisschen misstrauisch, fand Rebekka.

    »Und wieso nennst du mich dauernd Meister Themistokles?«

    »Na, weil Ihr es …«, begann Kjuub, legte den Kopf wieder auf die andere Seite und sah nun ganz eindeutig misstrauisch zu ihr hoch.

    Rebekka ihrerseits starrte den Zwerg immer fassungsloser an. Hinter ihrer Stirn wirbelte alles so sehr durcheinander, dass sie keinen einzigen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Das da vor ihr war ganz zweifellos Kjuub, einer von Meister Themistokles’ treuesten Verbündeten, aber wenn das wahr war …

    »Wartet einen Moment hier«, sagte Kjuub und stürmte mit Schritten hinaus, die ebenso schnell und weit ausgreifend waren wie er klein.

    Rebekka starrte ihm nach und sie fühlte sich dabei, als hätte jemand einen Kübel eiskaltes Wasser über ihr ausgegossen. Wenn das wirklich Kjuub gewesen war, dann bedeutete das ja, dass … nein. Das war vollkommen unmöglich!

    Rebekka fuhr auf dem Absatz herum und hechtete geradezu Richtung Fenster, obwohl ihre Knochen mit heftigen Schmerzen darauf reagierten. Zum zweiten Mal kletterte sie auf den Schemel und beugte sich vor, um in den Burghof hinunterzublicken. Dort unten hatte sich nichts verändert, aber nun gab es keinen Zweifel mehr, wo sie war. Das hier war Drachenthal, aber nicht die Privatschule Drachenthal, auf die sie ging, seit ihre Eltern vor beinahe einem Jahr beruflich ins Ausland gemusst hatten. Es war das andere Drachenthal, die gleichnamige Zauberuniversität im Osten des Landes Märchenmond, der Welt auf der anderen Seite der Träume, wo Legenden Wirklichkeit waren und die Realität nichts als ein Traum.

    Früher hätte sie nie und nimmer geglaubt, dass es so etwas wirklich gab. Schließlich war sie ein vernünftiges Mädchen, das sehr wohl zwischen ausgedachten Geschichten und der Wirklichkeit unterscheiden konnte. Sie liebte Fantasy-Geschichten über alles, vor allem solche mit Feen und Elfen. Noch vor einem Jahr hätte sie blind die Hand dafür ins Feuer gelegt, dass es eben nur ausgedachte Geschichten waren, ohne einen Funken Wahrheit.

    Gut, dass sie es nicht getan hatte, denn sie hätte sich wohl ziemlich übel verbrannt. Drachenthal hatte alles geändert. Sie hatte nicht nur neue Freunde (und auch ein paar neue Feinde) gefunden, sondern auch eine Menge spannender Abenteuer erlebt. Und vor allem: Sie hatte einsehen müssen, dass es nicht nur diese eine Welt gab, die sie bisher gekannt hatte, sondern auch noch eine andere; eine Welt jenseits der Wirklichkeit. Märchenmond. Es war ein Land, zu dem Erwachsene niemals Zutritt hatten und auch längst nicht alle Kinder, aber im Drachenthal-Internat gab es irgendeine geheimnisvolle Verbindung dorthin. Und Themistokles – Meister Themistokles, wie Kjuub ihn nannte – war der oberste, mächtigste und älteste Zauberer von Märchenmond.

    Nun ja, also zumindest der älteste.

    Rebekka hatte schon oft mit ihm gesprochen – mit einem magischen Spiegel, in ihren Träumen oder durch eine Zauberkugel, einmal sogar über den Monitor ihres Laptops –, aber sie hätte sich niemals träumen lassen, wirklich hierherzukommen. Ein ganz kleiner Teil von ihr glaubte vielleicht immer noch nicht daran, dass Märchenmond tatsächlich existierte; nicht auf eine Art, die so war, dass man tatsächlich dorthin gelangen konnte.

    Aber sie war hier, basta.

    Nur war es trotz allem irgendwie … anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Ziemlich anders sogar …

    Ein Scheppern und Scharren riss sie wieder in das zurück, was im Moment zumindest behauptete, die Wirklichkeit zu sein, und sie drehte sich herum.

    Kjuub kam zurück. Nur hatte sie im ersten Moment fast Mühe, ihn zu erkennen. Eigentlich sah sie ihn gar nicht, sondern nur das gewaltige, rechteckige Etwas, das er schnaufend und weit nach vorne gebeugt auf dem Rücken heranschleppte. Es war in große Fetzen gewickelt, die aussahen wie eine zerrissene Zeltplane, und klirrte hörbar, als der Zwerg es gegen die Wand lehnte.

    »Was tust du da?«, fragte Rebekka misstrauisch.

    »Gemach, Meister Themistokles, gemach«, ächzte der Zwerg. Er war in Schweiß gebadet und schnaufte wie eine uralte Dampflokomotive. Was immer er gebracht hatte, musste sehr schwer sein.

    »Wartet einen Augenblick, Meister Themistokles«, schnaufte er, »dann haben wir Gewissheit.«

    »Gewissheit worüber?«, fragte Rebekka misstrauisch.

    Statt ihre Frage zu beantworten, zog Kjuub mit einem Ruck die Stofffetzen von seinem Mitbringsel – und Rebekka hätte um ein Haar laut aufgeschrien.

    Unter der zerrissenen Zeltplane kam ein mehr als mannshoher, kunstvoll gerahmter Spiegel zum Vorschein. Aus weit aufgerissenen Augen starrte sie ihr Spiegelbild an. Das nicht ihr Spiegelbild war …

    Auf dem zerschrammten Glas waren ganz genau die Turmkammer zu erkennen, das schäbige Bett und auch der Würfelzwerg, der hinter ihr stand und sie über den Spiegel hinweg misstrauisch anstarrte.

    Aber eigentlich sah er gar nicht sie an. Alles auf dem Spiegel zeigte ein getreues Abbild der Kammer – nur da, wo Rebekka selbst stehen sollte, erblickte sie stattdessen einen uralten, weißhaarigen Mann mit einem ebenfalls schlohweißen, langen Bart, der ihm bis auf die Brust herabfiel. Er trug dasselbe grobe schwarze Gewand wie das, in dem Rebekka an diesem Morgen aufgewacht war, und dazu einen spitzen, irgendwie albern aussehenden Hut auf dem Kopf. Und er starrte Rebekka mindestens ebenso überrascht an wie sie umgekehrt ihn.

    »Themistokles?«, murmelte Rebekka ungläubig. Aber wieso sah sie das Bild des Zauberers im Spiegel statt sich selbst? Das Spiegelbild gab keinen Laut von sich, aber es öffnete den Mund, als wollte es etwas sagen.

    Rebekka blickte an sich herab, hob die Hand über den Kopf und fühlte rauen, harten Stoff, und auch Meister Themistokles im Spiegel hob den Arm und griff sich an seinen schwarzen Zauberhut.

    »Was … hat das alles hier zu bedeuten?«, fragte Rebekka. Sie hatte plötzlich ein sehr, wirklich sehr ungutes Gefühl.

    Kjuub sah auch nicht gerade amüsiert aus. Aber er antwortete nicht auf ihre Frage, sondern legte lediglich die Stirn in tiefe Sorgenfalten (wodurch er, nebenbei bemerkt, noch hässlicher aussah, auch wenn Rebekka das einen Moment zuvor noch für gänzlich unmöglich gehalten hätte). Dann griff er in die Tasche seines ledernen Gewandes, das genauso zerknittert und schmuddelig braun war wie seine Haut, weshalb man gar nicht genau sagen konnte, wo

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