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Gemeinsam ist Alzheimer schöner: Theaterstück
Gemeinsam ist Alzheimer schöner: Theaterstück
Gemeinsam ist Alzheimer schöner: Theaterstück
eBook85 Seiten47 Minuten

Gemeinsam ist Alzheimer schöner: Theaterstück

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Über dieses E-Book

EIN THEATERSTÜCK VON PETER TURRINI ÜBER DEN SCHMERZ DES VERGESSENS – UND ÜBER SEINE GNADE.

EIN ALTERSHEIM, EINE FRAU, EIN MANN – UND DAS GANZ GROSSE VERGESSEN
Viele gemeinsame Jahre hat das Ehepaar in Peter Turrinis neuem Stück hinter sich. Nun teilen sie auch die letzten Jahre miteinander, doch eine dritte Gestalt hat sich dazugesellt: ALZHEIMER. Und so lernt sich das EHEPAAR IM NEBEL DER DEMENZ immer wieder NEU KENNEN UND VERGESSEN, LIEBEN UND HASSEN. In einem REIGEN AUS ANGEREGTER UNTERHALTUNG UND ERDRÜCKENDER APATHIE erinnern sie sich an ihre junge Liebe in den wilden Sechzigern oder an die Zeit als junge Eltern. Aber auch schon weit zurückliegende, doch nie verheilte Verletzungen, nur vordergründig überstandene Affären und die Last des Alterns tauchen aus den TIEFEN DES GEDÄCHTNISSES auf.

PETER TURRINIS NEUES THEATERSTÜCK ÜBER EINE LIEBESGESCHICHTE UNTER DEM GÜTIGEN STERN DES VERGESSENS
Eine MORBIDE ROMANTIK umgibt Peter Turrinis Liebespaar in der SENIORENRESIDENZ "Herbstfreude": Was bleibt, wenn die Gedächtnislücken immer größer werden? Wenn wir vor uns selbst und die Welt vor uns zu verblassen beginnen? Wenn wir uns selbst und unseren Liebsten FREMD WERDEN? Und kann das SCHWINDEN DER ERINNERUNG auch eine ERLÖSUNG bedeuten von dem, was uns belastet und voneinander trennt? Zwischen mehr oder weniger rüstigen Heimbewohnern und überfordertem Pflegepersonal entspinnt PETER TURRINI eine TRAGIKOMISCHE UND BEZAUBERNDE LIEBESGESCHICHTE über ein Paar, das unter Alzheimer leidet – und dank seiner Krankheit das WUNDER DER LIEBE jeden Tag aufs Neue entdeckt.

*********************************************************
URAUFFÜHRUNG am 23.4.2020 im Theater in der Josefstadt
*********************************************************
SpracheDeutsch
HerausgeberHaymon Verlag
Erscheinungsdatum20. Aug. 2020
ISBN9783709939208
Gemeinsam ist Alzheimer schöner: Theaterstück

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    Buchvorschau

    Gemeinsam ist Alzheimer schöner - Peter Turrini

    Peter Turrini

    Gemeinsam ist Alzheimer schöner

    Theaterstück

    Inhaltsverzeichnis

    Cover

    Titel

    Personen der Handlung:

    Vorbemerkung:

    Geplante Uraufführung in den Kammerspielen des Theaters in der Josefstadt am 29.4.2020

    „Die Sehnsucht ist die Hauptschlagader unseres Lebens"

    Peter Turrini im Gespräch über Gemeinsam ist Alzheimer schöner

    Quellenangabe zu Seite 71:

    Peter Turrini

    Zum Autor

    Impressum

    Personen der Handlung:

    Er

    Sie

    Der kleine Enkel

    Stimme 1

    Stimme 2

    Zwei Bühnenarbeiter

    Vorbemerkung:

    (Die Darsteller von „Er und „Sie, beide etwas älter, durchlaufen in diesem Stück eine Reihe von Altersstufen, von sehr jung bis sehr alt, je nach Szene. Für ihre Verwandlungen brauchen sie keinen Kostüm- und Maskenwechsel. Es ist ihr Spiel, ihre Körperhaltung, ihre Stimme, die ihr jeweiliges Alter ausmachen.)

    (Ein halbrunder Raum. In der Mitte eine Tür. Über der Tür befindet sich ein eingebauter Lautsprecher. Es könnte das Wartezimmer eines Arztes sein oder die Ambulanz eines Spitals oder ein Zimmer ohne Einrichtung. Aus dem Lautsprecher dringt „Berieselungsmusik, welche Entspannung und Wohlgefühl suggerieren soll. In der Mitte des Raumes sitzen „Er und „Sie in Rollstühlen nebeneinander. Sie wirken alt und müde. Sie schweigen, schauen sich immer wieder an und dann wieder apathisch vor sich hin. Man hört nur die Berieselungsmusik. Plötzlich bricht die Musik ab und aus dem Lautsprecher dröhnt das Beatles-Lied aus den 60er-Jahren „Why Don’t We Do It in the Road. Die beiden springen aus den Rollstühlen, wirken auf einmal sehr jung und tanzen wild miteinander. Er unterbricht den Tanz, fasst sie an den Schultern, küsst sie kurz und heftig auf die Lippen und lässt sie abrupt wieder aus.)

    Er:

    Wie heißt du eigentlich?

    Sie:

    Sollte es nicht umgekehrt sein?

    Er:

    Was?

    Sie:

    Dass Sie mich zuerst fragen, wie ich heiße, und dass Sie mich dann eventuell küssen. Wer sind Sie? Was machen Sie eigentlich?

    Er:

    Ich verändere die Welt. Was machst du?

    Sie:

    Ich studiere.

    Er:

    Auch die Universitäten werden wir verändern.

    Sie:

    Ich studiere Jus. Auf Wunsch der Eltern.

    Er:

    Auch die Eltern muss man verändern. Und die Liebe sowieso.

    (Er küsst sie wieder kurz und heftig auf die Lippen und lässt sie ebenso abrupt aus.)

    Er:

    In Paris revoltieren tausende von Studenten, was sage ich, zehntausende, gegen die Regierung. Wir stürzen Charles de Gaulle. Was sagst du jetzt?

    Sie:

    Ich bin überwältigt.

    Er:

    Ich auch.

    (Er küsst sie wieder heftig und kurz auf den Mund und lässt sie abrupt wieder aus.)

    Sie:

    Sie sind ein bisschen verrückt, nicht wahr?

    Er:

    Nein, ich bin ein Triestiner.

    Sie:

    Ein Triestiner?

    Er:

    In Triest wurden die psychiatrischen Kliniken geöffnet. Alle Patienten wurden freigelassen. Sie sind frei und laufen lachend durch Triest. Ich bin frei! Du bist frei!

    (Er nimmt sie an der Hand und läuft mit ihr durch das Zimmer, kreuz und quer. Er ruft immer wieder.)

    Er:

    Wir sind frei! Wir sind frei!

    (Er bleibt stehen, fasst sie wieder an den Schultern, küsst sie kurz und heftig auf die Lippen und lässt sie abrupt wieder aus. Sie schaut ihn an. Plötzlich nimmt sie sein Gesicht zwischen ihre Hände und küsst ihn sehr, sehr lange. Er bekommt keine Luft mehr und zappelt. Endlich lässt sie ihn los.)

    Er:

    Bist du verrückt? Ich bin fast erstickt.

    Sie:

    Den Männern geht beim Küssen sehr schnell die Luft aus. Das muss man auch verändern.

    (Das Beatles-Lied ist zu Ende. Man hört wieder die Berieselungsmusik aus dem Lautsprecher. Die beiden setzen sich in die Rollstühle, sie sind wieder alt und schauen vor sich hin.)

    Stimme 1:

    (aus dem Lautsprecher)

    Einen Morgen ohne Sorgen wünscht Ihnen Ihr Betreuer in der Seniorenresidenz „Herbstfreude", Alfred Nimmerrichter. Für die meisten von Ihnen bin ich ja schon der Alfred, für die Neuen unter Ihnen möchte ich es noch werden.

    Frühstück in diesem Hause ist nicht gleich Frühstück. Sie können es im Zimmer genießen oder unser Frühstücksbuffet besuchen und sich an allerlei Köstlichkeiten, vorwiegend aus der Region, erfreuen. Und vor allem, Sie können Familienmitglieder oder Freunde zu einem gemeinsamen Frühstück einladen. Unser Haus ist Ihr Haus.

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