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Perry Rhodan 155: Der Kartanin-Konflikt (Silberband): 13. Band des Zyklus "Chronofossilien"
Perry Rhodan 155: Der Kartanin-Konflikt (Silberband): 13. Band des Zyklus "Chronofossilien"
Perry Rhodan 155: Der Kartanin-Konflikt (Silberband): 13. Band des Zyklus "Chronofossilien"
eBook492 Seiten6 Stunden

Perry Rhodan 155: Der Kartanin-Konflikt (Silberband): 13. Band des Zyklus "Chronofossilien"

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Über dieses E-Book

Die Raumschiffe der Kosmischen Hanse sind nicht nur in der Milchstraße unterwegs, sondern ebenso in den benachbarten Sterneninseln. In der Kleingalaxis Fornax ernten sie Paratau; diesen mysteriösen Stoff findet man sonst nirgends.

Die katzenartigen Kartanin erheben ebenfalls Anspruch auf den Paratau, mit dessen Hilfe viele ihres Volkes besondere Fähigkeiten entwickeln. Die Kartanin sind wagemutige und ernstzunehmende Gegner, das muss die Kosmische Hanse nach einem Überfall auf ihr Kontor in Fornax erkennen.

Und noch jemand interessiert sich für den Paratau und den beginnenden Konflikt: Stalker, der Bote einer fernen Superintelligenz. Auch in Fornax erweist er sich als Meister der Intrige …
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum3. Sept. 2021
ISBN9783845351186
Perry Rhodan 155: Der Kartanin-Konflikt (Silberband): 13. Band des Zyklus "Chronofossilien"

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    Buchvorschau

    Perry Rhodan 155 - H. G. Francis

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    Nr. 155

    Der Kartanin-Konflikt

    Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

    Cover

    Klappentext

    Kapitel 1-10

    1. Hanse-Kontor Fornax

    2. Das Teleport-System

    3. Suchexpedition

    4. Paratau-Experiment

    5. Erster Kontakt

    6. Die Kartanin

    7. Der Weise von Fornax

    8. Im Handstreich

    9. Die Wunden lecken

    10. Wahlkampf

    Kapitel 11-20

    11. Hanse-Karawane

    12. Rufmord

    13. Goshbon-Intrigen

    14. Entscheidungen

    15. Drei Shana

    16. Arkon I

    17. Verratener Verräter

    18. Die Maakar

    19. Schlaglichter

    20. Verwischte Spuren

    Kapitel 21-26

    21. Weit entfernt

    22. Erinnerungen

    23. Verfolgte und Verfolger

    24. Erkenntnisse

    25. Die Falle

    26. Neue Freunde

    Nachwort

    Zeittafel

    Impressum

    PERRY RHODAN – die Serie

    Die Raumschiffe der Kosmischen Hanse sind nicht nur in der Milchstraße unterwegs, sondern ebenso in den benachbarten Sterneninseln. In der Kleingalaxis Fornax ernten sie Paratau; diesen mysteriösen Stoff findet man sonst nirgends.

    Die katzenartigen Kartanin erheben ebenfalls Anspruch auf den Paratau, mit dessen Hilfe viele ihres Volkes besondere Fähigkeiten entwickeln. Die Kartanin sind wagemutige und ernstzunehmende Gegner, das muss die Kosmische Hanse nach einem Überfall auf ihr Kontor in Fornax erkennen.

    Und noch jemand interessiert sich für den Paratau und den beginnenden Konflikt: Stalker, der Bote einer fernen Superintelligenz. Auch in Fornax erweist er sich als Meister der Intrige ...

    1. Hanse-Kontor Fornax

    Homer Gershwin Adams blickte seine Chefassistentin missbilligend über den Rand seiner Tasse hinweg an. Er nippte an dem Kaffee und stellte die Tasse behutsam ab, als fürchte er, das kostbare Porzellan zu beschädigen.

    »Soll das wieder eine deiner originellen Frühstücksmeldungen sein, in denen du dir so gefällst?«, fragte er.

    »Ganz und gar nicht.« Lendoa Ivanhoes lächelte; die spitze Bemerkung hatte sie keineswegs beleidigt. »Es ist wahr«, beharrte sie. »Julian Tifflor ist von all seinen Ämtern zurückgetreten. Er gehört nicht länger der Regierung an, ebenso wenig dem Galaktischen Rat im Galaktikum. Er hat außerdem sämtliche Ehrenmitgliedschaften aufgelöst, die ihm im Lauf der Zeit zugefallen sind.«

    Adams nippte erneut am Kaffee. Er war klein und bucklig, hatte blassgraue Augen und schütteres Blondhaar – aber man sah ihm nicht an, dass er vor über mehr als zwei Jahrtausenden im damaligen England geboren worden war. Als überragender Wirtschaftler und Finanzgenie hatte er vor einigen Jahrhunderten die Kosmische Hanse aufgebaut. Mit dem Ersten Terraner Julian Tifflor verband ihn eine besondere Freundschaft, und das nicht nur, weil sie beide einen Zellaktivator trugen und somit zu den potenziell Unsterblichen gehörten.

    »Tifflor hat sich in die Upanishad zurückgezogen«, fuhr Lendoa fort. »Er schottet sich von seinem bisherigen Umfeld ab und verweigert jeden Kommentar. Ich habe versucht, mit ihm zu reden. Mehrmals. Was soll ich sagen? Es ist aussichtslos!«

    Adams stemmte sich an der Tischkante ab und erhob sich. Er ging zum Fenster und sah stumm hinaus. Erst nach einer Weile wandte er sich wieder um und musterte die Frau, die sich mittlerweile ein Gebäckstück genommen hatte. Er ahnte, was Julian Tifflor bewegte und warum der Freund den Entschluss gefasst hatte, mit niemandem zu reden.

    »Tiff ist sich dessen bewusst, dass wir alles versuchen würden, ihn von seinem Vorhaben abzubringen«, sagte Adams. »In der aktuellen Situation wäre ihm jedes Gespräch lästig. Ich frage mich, mit welchen Konsequenzen ich sein Verhalten einordnen soll. Julian Tifflors Rücktritt hat das Potenzial einer großen Affäre. Vor allem deshalb hätte ich gern mit Perry Rhodan darüber gesprochen – wenn er greifbar wäre. Sind schon viele Medienleute im Himalaja?«

    »Dutzende«, antwortete Lendoa. »Ich würde sagen, die Upanishad wird von ihnen belagert.«

    Sie musterte das kleine Kommunikationsholo, das über ihrem linken Handrücken projiziert wurde. »Das Problem wird größer. Ich habe eine Reihe von Anfragen und Anmeldungen. Immer mehr Sender erwarten einen Kommentar. Terrania-Vision hat eine Sonderstunde heute Abend und hofft auf deine Beteiligung.«

    »Vermutlich nicht nur Terrania-Vision ...«

    Lendoa Ivanhoes verzog die Mundwinkel. »Bislang einhundertvier Anfragen aus dem gesamten Sonnensystem.«

    Adams winkte ab.

    »Draußen warten bereits Trummer und Anita Krausz auf dich«, bemerkte die Chefassistentin süffisant.

    »Ihr Job ist es, Auftritte in den Medien zu vermitteln – und ich bin ihnen sogar etwas schuldig.« Adams seufzte. »In diesem Fall: nein!«

    »Gut, ich werde es ihnen irgendwie beibringen.«

    »Das wird unangenehm, Lendoa, aber so ist dein Job. Weiter im Text. Wir müssen davon ausgehen, dass Julian seine Entscheidung nicht revidiert. Also muss ich mich mit Galbraith abstimmen. Er soll wenigstens für eine Interimszeit Erster Terraner und Galaktischer Rat werden und sein Amt als Hanse-Sprecher solange ruhen lassen. Ich werde mit ihm darüber reden. Informiere ihn bitte.«

    »Ich habe Galbraith Deightons Büro bereits signalisiert, dass Brisantes ansteht.«

    »Das dachte ich mir.« Adams lächelte. »Wäre es nicht so, müsste ich mich wundern. Noch etwas?«

    Lendoa Ivanhoes reichte ihm einen kleinen Datenspeicher. »Ein Bericht von Leila Terra«, sagte sie. »Gesil hat uns über die Geschehnisse in Fornax und insbesondere über den Vertrag mit dem Weisen von Fornax wegen der Entsorgung der Paratau-Regionen informiert. Daraufhin wurde Leila Terra beauftragt, den Abtransport des Parataus zu organisieren. Inzwischen hat die Hanse-Sprecherin gute Arbeit geleistet.«

    »Ich weiß, die nötige Funkbrücke zwischen Fornax und der Milchstraße wurde endlich eingerichtet.« Adams ging zu seinem Sessel zurück und ließ sich darin nieder. Er legte den Datenspeicher auf die Lesemulde in der Armlehne. »In Fornax operieren nicht nur Hanse-Schiffe, auch Prospektoren lokalisieren die Paratau-Regionen und Wissenschaftler und Diplomaten erforschen die Lebenszyklen der Nocturnen-Schwärme. Hauptsächlich geht es darum, die freundschaftlichen Beziehungen zu den verschiedenen Stöcken zu vertiefen. Also beste Aussichten für die nahe Zukunft.« Mit einer knappen Handbewegung vergrößerte Adams die vor ihm aufleuchtenden Holoseiten und fing an, sich durch den Inhalt des Speicherkristalls hindurchzublättern.

    »Genau darauf wollte ich hinaus«, sagte Ivanhoes. »Leila scheint die ideale Besetzung für das Kontor in Fornax zu sein.«

    Tarran Carst erkannte die große und auffallend schöne Frau sofort, kaum dass sie sein Geschäft betrat. Dabei weilte er erst seit wenigen Tagen im Kontor Fornax und wusste noch herzlich wenig über den neuen Stützpunkt der Kosmischen Hanse. Nur eines war ihm in dem Moment klar: Seine erste Kundin, kaum dass er Eigentümer des exquisiten Bekleidungsgeschäfts geworden war, war zugleich seine wichtigste Kundin.

    Die Frau begrüßte ihn mit einer graziös-freundschaftlichen Handbewegung, als ob er ein alter Freund sei. Dann erst schien ihr aufzufallen, dass er neu war.

    »Oh, dich kenne ich gar nicht«, sagte sie lächelnd. Sie hatte silbernes, bis zu den Hüften fallendes Haar und ein schmales Gesicht mit großen, dunklen Augen, die verhaltenes Temperament verrieten. Sie trug eine flammend rote Bluse mit ausgestelltem Kragen und eine lederartige Hose wie aus Tausenden von dünnen Fäden, die bei jeder Bewegung raschelten, als seien sie von geheimnisvollem Leben erfüllt – ein Modeschrei, dem »Flüsterhemd« des Kosmokraten Taurec nachempfunden.

    »Du musst Leila Terra sein, die Hanse-Sprecherin des Kontors«, vermutete Tarran Carst. »Mir wurde gesagt, dass du einen erlesenen Geschmack hast.«

    »Und du bist der neue Inhaber?«

    Sie griff nach einer leichten Bordkombination und ließ den hochelastischen Stoff zwischen ihren Fingern hindurchgleiten. Er war so leicht, dass sie ihn kaum spürte. »Hoch geschlossen, dennoch fast ein freizügiger Hauch...«, kommentierte sie.

    »In den Farben anpassungsfähig«, erläuterte Carst. »Chamäleongewebe. Die neueste Modetorheit, wenn du so willst. Wie ich hörte, sind diese Kombinationen in milchstraßennahen Stützpunkten schon der Verkaufsschlager.«

    Leila Terra lachte. »Ungewöhnlich – zugleich spannend«, sagte sie. »Ich nehme die Kombi. Aber nur, weil ich wissen will, ob der Respekt der Besatzung leidet, wenn ich diese ... Herausforderung ... an Bord von ENTSORGER-1 trage.«

    »Die Paratau-Ernte schreitet voran?«, fragte Carst, erhielt jedoch keine Antwort. Die Hanse-Sprecherin hatte sich schon anderen Kleidungsstücken zugewendet.

    »Das sind die neuesten Kreationen«, kommentierte er eifrig. »Die besten Stoffe, die aktuell in der Milchstraße zu bekommen sind. Sie halten ewig, haben allerdings ihren Preis.«

    Leila Terra verbrachte die nächsten Minuten damit, sich auch einen Freizeitanzug auszuwählen. Überraschend erschien eine dunkelhaarige junge Frau und sprach leise mit ihr. Die Hanse-Sprecherin ließ sich daraufhin die Kombination und den Anzug einpacken und verließ kommentarlos das Geschäft.

    »Wir müssen den Start der ENTSORGER-1 verschieben«, eröffnete Maud Leglonde, kaum dass sie mit ihrer Chefin die Geschäftspassage entlangeilte. »Zrec-Kkerr hat sich angemeldet, und das verdammt knapp. Er wird in einer Stunde hier sein.«

    »Und er erwartet selbstverständlich, dass ich Zeit für ihn habe, obwohl er seinen Besuch schon vor Tagen hätte avisieren können. Wie kommt er darauf, dass ich jederzeit für ihn zu sprechen bin?«, fragte Leila Terra ihre Assistentin.

    »Zrec-Kkerr wurde mir als nüchterner, emotionsloser Denker beschrieben«, entgegnete Leglonde. »Bist du ihm schon einmal begegnet?«

    »Das wird unser erstes Zusammentreffen. Der Topsider gehört nicht nur zum Galaktischen Rat, er kommt im Auftrag des Galaktikums, um sich bei uns umzusehen.«

    »Zweifellos. Und ich ahne, was er vorhat.«

    »Ich ebenfalls«, bestätigte die Hanse-Sprecherin. »Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich Gefallen daran hätte.«

    Die beiden Frauen schwebten in einem offenen Antigravlift zu einem der Dachgärten hinauf. Einige Galaktiker, überwiegend jedoch Terranerinnen und Terraner, saßen oder standen in Gruppen zusammen; sie tranken Kaffee oder das im terranischen Einflussbereich beliebte vitaminreiche Straab.

    Leila Terra und ihre Assistentin blieben vor einer transparenten Wand stehen, durch die sie auf das St.-Elms-Meer hinaussehen konnten. Millionen von Vögeln suchten in den flachen Randbereichen nach Nahrung. Es sah deshalb aus, als sei ein Teil des großen Binnenmeeres mit roten und gelben Blüten bedeckt. Der Uferlinie folgten in einigem Abstand Dutzende harmonisch der Landschaft angepasste Lagerhäuser sowie Wohn- und Verwaltungsgebäude. Die Verteidigungsanlagen des Raumhafens lagen unter der Oberfläche.

    Das Kontor Fornax war der einzige Hanse-Stützpunkt in der Kleingalaxis Fornax. Errichtet auf dem gleichnamigen vierten von 14 Planeten der Sonne Faalin und somit 45 Lichtjahre vom Augenlichtsystem entfernt, in dem sich der Weise von Fornax aufhielt.

    Der Planet war etwa so groß wie Terra. Seine Atmosphäre wies einen etwas höheren Sauerstoffanteil auf als die Lufthülle der Erde, die Schwerkraft war ebenfalls knapp ein Zehntel höher, und die Durchschnittstemperatur im Bereich des Stützpunkts lag bei 18 Grad Celsius. Es gab nur einen Kontinent, der den Planeten umspannte und, rund um den Äquator, ein Dutzend Binnenmeere. In diesem Bereich lagen auch die wichtigsten Vegetationszonen.

    Die beiden Frauen schwebten eine Antigravbrücke entlang und betraten ihren Bürotrakt, der zwei Stockwerke eines der großen Verwaltungsgebäude einnahm. Carlo Bylk kam ihnen entgegen. Der stets etwas zurückhaltend wirkende Mann trug einen nostalgisch wirkenden dunklen Anzug.

    »Ich habe den Konferenzraum vorbereiten lassen«, eröffnete er. »Sitzgelegenheiten für zwanzig Topsider. Zrec-Kkerr kann also mit seiner Delegation antanzen. Falls erforderlich, stehen zwanzig weitere Sessel zur Verfügung. Getränke und Gebäck sind verteilt; ich habe einem Dossier entnommen, dass Zrec-Kkerr gern nascht. An der Decke befindet sich ein versteckt angebrachter Punktstrahler.«

    Leila Terra schaute ihren Assistenten verblüfft an. Bylk war ein perfekter Organisator, der es wie kein anderer verstand, sich auf die Eigenarten der unterschiedlichsten Galaktiker einzustellen und jeweils die angenehmste Atmosphäre zu schaffen. Er hatte stets Fingerspitzengefühl bewiesen, für günstige Bedingungen zu sorgen, damit Störfaktoren gar nicht erst aufkamen. Leila schätzte ihn als ausgezeichneten Psychologen, der genau wusste, dass auch Verhandlungspositionen verkauft werden mussten.

    »Ein Punktstrahler?«, fragte sie. »Wozu?«

    Maud Leglonde lächelte. »Zrec-Kkerr ist nicht nur arrogant, sondern zudem eitel. Er schmückt seinen Echsenkopf mit Goldstaub.«

    »Ich verstehe.« Die Hanse-Sprecherin lachte. »Der Strahler sorgt dafür, dass sein Goldköpfchen perfekt leuchtet. Seinen Begleitern wird das nicht entgehen, und falls er es selbst nicht bemerkt, werden sie es ihm zu verstehen geben. Ausgezeichnet, Carlo. Hoffentlich kommst du nicht auf den Gedanken, mich in ähnlicher Weise ins rechte Licht zu setzen.«

    »Das ist bei dir überhaupt nicht nötig«, entgegnete Bylk.

    Maud Leglonde deutete auf einen der Holoschirme in der Empfangshalle, die sie soeben betraten. Die Wiedergabe zeigte einen Schweren Kreuzer der Topsider; das Schiff näherte sich dem Planeten.

    »Es ist die DRORR-DAKK«, kommentierte Bylk.

    »Zrec-Kkerr passt mir überhaupt nicht ins Konzept.« Leila Terra seufzte. »Muss er ausgerechnet jetzt kommen?«

    »Mir fällt noch einiges zu ihm ein«, sagte Leglonde. »Zrec-Kkerr gilt als Vertrauter Pratt Montmanors. Er ist überaus ehrgeizig. Er empfindet seine Position als Galaktischer Rat zwar als Auszeichnung, sieht das aber längst nicht als Endpunkt seiner Karriere. Ein topsidischer Journalist sagte einmal über ihn, dass es sein Ziel sei, eine historische Persönlichkeit zu werden.«

    »Hat dieser Journalist zufällig erwähnt, ob er das im positiven oder negativen Sinn meinte?«

    »Ich glaube, solche Feinheiten sind Zrec-Kkerr egal. Wichtig ist ihm, dass er Akzente setzt, die ihm einen Platz in der Geschichte sichern.«

    »Ein gefährlicher Mann also.« Leila Terra fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Wir müssen Vorsicht walten lassen.«

    Sie war vor einem halben Jahr von Homer G. Adams beauftragt worden, den Abtransport des Parataus aus Fornax zur Milchstraße zu organisieren. Leila war mit missionarischem Eifer aufgebrochen und hatte schnell erste Erfolge erzielt. Mittlerweile stand die entscheidende Phase bevor. ENTSORGER-1, der Prototyp eines vollautomatischen Paratau-Ernteschiffs, sollte zum Einsatz kommen. Dabei gab es eine Fülle von Problemen zu bewältigen.

    Ausgerechnet in dieser Situation tauchte der Galaktische Rat Zrec-Kkerr auf. Leila Terra konnte sich denken, was er beabsichtigte, und das gefiel ihr nicht.

    »Seht zu, dass ihr zum Raumhafen kommt!«, befahl sie ihren beiden Assistenten. »Holt den Topsider ab und bringt ihn her. Vergesst aber nicht, dass er Galaktischer Rat ist.«

    Es war nicht anders zu erwarten gewesen. Zrec-Kkerr erschien mit großem Tross im Verwaltungsgebäude; 20 kräftige, uniformierte Topsider schritten ihm voran. Hastig nahmen sie jeden Winkel auf dem Weg zum Büro der Hanse-Sprecherin in Augenschein, als müssten sie damit rechnen, dass der Galaktische Rat einem Attentat zum Opfer fallen könnte. Sie benahmen sich auffällig und herausfordernd. Die Taktik war klar: Leila Terra sollte eingeschüchtert werden. Ihr sollte bewusst werden, dass sie mit einer Autorität zusammentraf. Zrec-Kkerr erwartete wohl, dass sie vor Ehrfurcht jeglichen Widerspruch vergaß.

    Der Galaktische Rat überragte seine Begleiter deutlich. Sein golden schimmernder Echsenschädel hätte einem potenziellen Attentäter tatsächlich ein hervorragendes Ziel geboten. So gesehen erschien das Sicherheitsbedürfnis sogar provozierend.

    Leila Terra erwartete den Besucher in dem kleinen, geschmackvoll eingerichteten Konferenzraum. Zrec-Kkerr war eine kraftvolle Persönlichkeit, in seinem Blick ruhte die Abgeklärtheit des Erfolgsgewohnten. Seine Augen, ungewöhnlich klein für einen Topsider, lagen tief in den Höhlen. Die kantig vorspringenden Schädelknochen überschatteten sie und verliehen ihnen etwas Düsteres.

    Zrec-Kkerr blieb zwei Schritt vor der Hanse-Sprecherin stehen. Er vergrub die Hände in den Taschen seines langen Umhangs.

    »Willkommen auf Kontor Fornax«, sagte Leila. »Ich freue mich, einen Vertreter des Galaktikums hier begrüßen zu können.«

    »Die Freude ist ganz auf meiner Seite«, entgegnete der Topsider. »Ich bin gekommen, um vor Ort deutlich zu machen, wie groß der Wunsch des Galaktikums für eine ausgewogene wirtschaftliche Zusammenarbeit ist.«

    Leila Terra antwortete knapp und ausweichend. Sie wartete, bis ihr Gast Platz genommen hatte, dann setzte sie sich ebenfalls. Auf ihrer Seite des Tischs ließen sich lediglich Maud Leglonde und Carlo Bylk nieder, während zur Delegation des Galaktischen Rates 19 Topsider gehörten, die Leibwächter nicht mitgerechnet, die sich entlang der Wände postierten.

    Zrec-Kkerr war gekommen, um ihr auf die Finger zu schauen, das war Leila klar. Das Galaktikum konnte nicht damit einverstanden sein, dass die Kosmische Hanse ein Monopol für den Abbau des Parataus erwarb und darüber hinaus versuchte, den gesamten Handel mit Fornax an sich zu ziehen.

    »Ich erinnere daran, dass allein das Galaktikum in allen außenpolitischen Belangen verantwortlich ist«, eröffnete der Topsider.

    »Wir befinden uns in Fornax, nicht in der Milchstraße, nur um das klarzustellen«, sagte Leila. »Die Kosmische Hanse hat diesen Bereich aus eigenen Mitteln wirtschaftlich erschlossen. Die Hanse vertritt ihre Interessen eigenständig, wobei sie strikt darauf achtet, dass dem Galaktikum niemals ein Schaden entstehen kann.«

    »Mit einer verwaschenen Antwort wie dieser habe ich gerechnet«, grollte der Topsider. »Deine Worte stehen für den Expansionsdrang und die Arroganz der Hanse. Sie will ein Monopol errichten und verstößt schon mit dieser Absicht gegen die Interessen des Galaktikums.«

    »Die Kosmische Hanse bringt allen Völkern Frieden und Wohlstand über intensive Handelsbeziehungen«, erklärte Leila Terra. »Die Kosmische Hanse folgt nur dem Ziel, wirtschaftliche Beziehungen zu fördern. Es steht dem Galaktikum frei, sich in ähnlicher Weise zu betätigen. Das Universum ist groß, der Handlungsraum also unbegrenzt. Wenn die Kosmische Hanse irgendwo Erfolge erzielt und Märkte erschließt, darf keineswegs zwangsläufig vorausgesetzt werden, dass das Galaktikum an ihrer Arbeit partizipiert. Neidet das Galaktikum der Hanse den Erfolg? Muss ich daraus schließen, dass das Galaktikum allein nicht in der Lage ist, ähnliche Erfolge zu erzielen?«

    »Du attackierst mich mit Unterstellungen!«, fuhr Zrec-Kkerr auf. »Wenn dir lediglich daran liegt, mich zu beleidigen, sollten wir das Gespräch schnell beenden.«

    Leila sah auf die Anzeige ihres Kombiarmbands. »Meine Zeit ist knapp bemessen«, sagte sie. »Bist du nur gekommen, um Kritik zu üben? Oder hast du konstruktive Vorschläge?«

    »Du willst die Konfrontation der Hanse mit dem Galaktikum!«, stellte der Topsider erregt fest. »Das wäre ein gefährliches Spiel. Du scheinst noch nicht erkannt zu haben, dass es um deinen Kopf geht.«

    »Um meinen?« Leila lächelte. »Kommen wir besser zur Sache, Zrec-Kkerr. Die Hanse akzeptiert den Anspruch des Galaktikums keinesfalls. Wir vertreten unsere Interessen selbst, das heißt, wir werden unsere wirtschaftlichen Beziehungen zu Fornax weiter ausbauen, ohne das Galaktikum dabei einzuschalten. Die Kosmische Hanse, wie der Firmenname schon sagt, wird weiterhin Handelsbeziehungen zu möglichst vielen Völkern unterhalten – und wird zumindest in dem Bereich, für den ich verantwortlich bin, niemanden dafür um Erlaubnis fragen.«

    Zrec-Kkerr reagierte mit einer überaus scharfen Antwort. Die Rivalität zwischen der Hanse und dem Galaktikum hätte nicht deutlicher zutage treten können. Nun erwies es sich für den Topsider als Nachteil, dass er mit einer großen Delegation erschienen war. Damit hatte er sich selbst unter Druck gesetzt und musste sich und seinen Untergebenen beweisen, dass er der Terranerin überlegen war.

    Ruhig und gefasst verdeutlichte die Hanse-Sprecherin noch einmal die Position der Kosmischen Hanse. Sie ließ vor allem keinen Zweifel daran, dass sie nicht einen Millimeter von ihrer Überzeugung abweichen würde.

    »Ich werde mich bei Adams über dich beschweren«, schloss Zrec-Kkerr das Gespräch. »Darüber hinaus mache ich dich darauf aufmerksam, dass ich dem Weisen von Fornax einen Besuch abstatten werde, um diplomatische Beziehungen zwischen dem Galaktikum und den Nocturnen zu begründen.«

    Er starrte die Terranerin an, und auch die Blicke der anderen Topsider waren auf sie gerichtet. Leila Terra hatte schon geargwöhnt, dass Terra-Psychologen zu Zrec-Kkerrs Delegation gehörten. Sie beobachteten ihre Reaktionen genau. Natürlich wussten die Topsider, dass ihr der Besuch gar nicht recht sein konnte. Andererseits stand es jedem frei, mit dem Weisen von Fornax zu reden und ihm diplomatische Beziehungen anzutragen.

    »Meine Empfehlung an Homer G. Adams«, sagte Leila mit gezwungenem Lächeln. »Selbstverständlich auch an den Weisen von Fornax.«

    Zrec-Kkerr erhob sich. Der Galaktische Rat presste die verhornten Lippen aufeinander. Er war sichtlich unzufrieden.

    »Der Topsider fliegt ab, was wollen wir mehr«, sagte Carlo Bylk, als Zrec-Kkerr sich drei Stunden später – im Anschluss an ein kleines Essen – zu seinem Raumschiff zurückzog.

    »Wir dürfen das nicht auf die leichte Schulter nehmen«, warnte Leila. »Das Galaktikum zeigt, dass es unsere Aktivitäten wachsam und vor allem äußerst eifersüchtig verfolgt. Der Konkurrenzkampf wird härter. Hoffen wir, dass er auch künftig weitgehend fair geführt wird – vor allem, dass es nicht zu einem offenen Bruch kommt.«

    »Was unternehmen wir?«, fragte Maud Leglonde.

    »Wir warten zwei Stunden, dann starten wir mit ENTSORGER-1. Also wie vorgesehen.«

    Zrec-Kkerr meldete sich noch einmal über Funk. In seinen Worten schwang so etwas wie Respekt für die Hanse-Sprecherin mit. Der Galaktische Rat schien nicht erwartet zu haben, fern der Milchstraße auf harten Widerstand zu stoßen. Sein Schiff nahm schließlich, noch innerhalb des Systems, Kurs auf die Sonne Augenlicht.

    Leila Terra flog wenig später mit einem Zubringer zur ENTSORGER-1, die im Orbit über dem Planeten Kontor Fornax stand.

    Das vollautomatische Paratau-Ernteschiff entsprach in Form und Größe einem DINOSAURIER-Tender der Baureihe 3392. Die Plattform ebenso wie die angeflanschte Kommandokugel wiesen spezielle Lagerräume für den Paratau auf, die mit Paratronschirmen geschützt wurden. An Bord gab es keine Beiboote, stattdessen 200 robotgesteuerte Fänger. Diese jeweils 100 Meter durchmessenden und 20 Meter dicken Plattformen waren mit schweren Traktorstrahlern für den Aufbau eines Gravitationsnetzes ausgestattet und zudem mit Paratron-Projektoren, mit deren Hilfe der Paratau isoliert werden konnte.

    Von der Erprobung der ENTSORGER-1 hing sehr viel ab. Bewährte sich der Prototyp, sollten weitere ENTSORGER zum Abernten der Tauregionen gebaut werden. Stellte sich also der erhoffte Erfolg ein, stand Kontor Fornax eine extrem positive wirtschaftliche Entwicklung bevor.

    Leila Terra betrat das Ernteschiff zusammen mit Carlo Bylk und Maud Leglonde durch einen Schleusentunnel.

    Syrene Areyn wartete bereits. Die Kommandantin stand mit 30 Jahren erst am Anfang ihrer Karriere. Sie hatte das blonde Haar straff zurückgekämmt. Dazu kontrastierten die kräftigen dunklen Augenbrauen, die über den Augen scharfe Bögen bildeten, an den Schläfen aber ausfächerten und sich fast bis zum Haaransatz hinzogen.

    Syrene Areyn gehörte zusammen mit 15 Männern und Frauen zur gesamten Besatzung des Tenders. Ihnen oblag vor allem eine überwachende Funktion, da sich das Ernteschiff erst in der Erprobungsphase befand.

    Sowohl der Start als auch die Kursfindung und der Flugverlauf in die abzuerntende Paratau-Region fielen schon in den Zuständigkeitsbereich der Automatik. Das umfangreiche, von Wissenschaftlern und Techniker begleitete Testprogramm lief an, nachdem die ENTSORGER-1 das Faalinsystem verlassen hatte.

    Vier oder fünf Stunden später suchte Carlo Bylk seine Kabine auf, um sich für eine Weile auszuruhen. Als Leilas Assistent hatte er vorläufig nichts weiter zu tun, als hin und wieder Verbindung mit Kontor Fornax aufzunehmen.

    Carlo Bylk streckte die Hand nach dem Öffnungsmechanismus aus, da senkte sich ein armdickes Stielauge von der Decke zu ihm herab und musterte ihn eindringlich. Bylk fuhr zurück, taumelte und stürzte unvermittelt mit hoher Geschwindigkeit durch den Korridor. Rasend schnell fiel er dem nächsten Sicherheitsschott entgegen und fürchtete schon, mit größter Wucht aufzuschlagen. In letzter Sekunde verkrampfte er sich, prallte aber nicht auf. Vielmehr glitt er mit den Füßen voran durch das geschlossene Schott hindurch, befand sich unvermittelt in dem angrenzenden Gangabschnitt und flog nun mit dem Kopf voran, als hätte sich alles irgendwie gedreht.

    Bylk schrie. Er verstummte auch nicht, als sein Sturz jäh endete, und er mitten im Korridor schwebte, umgeben von unzähligen farbenprächtigen Blumen, die einen Sekundenbruchteil vorher nicht da gewesen waren.

    Gleich darauf war alles vorbei. Carlo Bylk fiel zu Boden und blieb schwer atmend liegen.

    »Was ist mit dir?«, hallte die Stimme der Kommandantin aus einem Lautsprecherfeld durch den Gang. »Bist du in Ordnung?«

    »Mir geht es ausgezeichnet«, keuchte Bylk. »Wie kommst du auf den Gedanken, es könnte nicht so sein?«

    Er sah sich mühsam um. Er lag nur wenige Meter vor seiner Kabine, als wäre fast nichts geschehen. Das Türschott öffnete sich anstandslos.

    Carlo Bylk sank erschöpft aufs Bett. Schon im Halbschlaf gefangen, hörte er noch die Stimme der Kommandantin im Interkom. Syrene Areyn verkündete, dass wenige Minuten zuvor ein Psi-Sturm den Tender gestreift hatte.

    Die ENTSORGER-1 flog die unterschiedlichsten Manöver und probte dabei den Einsatz der Fänger, die den Paratau einholen sollten. Dabei zeigte sich eine Reihe technischer Probleme, die in den vorangegangenen Simulationen nicht aufgetreten waren. Die notwendigen Arbeiten brachten viel Unruhe an Bord.

    Am vierten Tag geriet die ENTSORGER-1 erneut in die Ausläufer eines Psi-Sturms. Alle 200 Fänger waren kurz vorher ausgesetzt worden und hatten schon damit begonnen, Paratau zu ernten.

    Carlo Bylk verließ soeben seine Kabine und wollte die Hauptzentrale aufsuchen. Leila Terra stand im Gang, fast so, als hätte sie auf ihren Assistenten gewartet. So halb von der Seite, wie Bylk sie sah, wirkte die Hanse-Sprecherin auf ihn etwas seltsam, anders jedenfalls als sonst. Er kniff die Augen zusammen, da bemerkte er den schmalen silbernen Fellstreifen, der von ihrer Stirn bis weit in den Nacken reichte. Außerdem trug sie, völlig ungewöhnlich, eine blütenweiße Uniform.

    Carlo Bylk grinste breit.

    »Hallo, Leila«, sagte er. »Ist das der neueste Modetrend, den Carst bietet? Dann muss ich sagen, die Niederlassung hier in Fornax mausert sich. Steht dir übrigens ausgezeichnet. Vor allem bringt die Uniform deine Figur auf eine Weise zur Geltung, dass mir heiß und ...«

    Die Gestalt wurde transparent. Sie glitt einige Schritte von ihm weg, drehte sich und verschwand in der Wand.

    Bylk eilte vor. Er tastete über die Stelle, an der die Hanse-Sprecherin scheinbar hindurchgegangen war, aber er spürte nur die feste Materie der Wand, keine verborgene Öffnung, nichts.

    »Sie werden sich wundern«, ertönte eine Frauenstimme hinter ihm. »Die Tränen N'jalas gehören den Großen Familien, niemandem sonst.«

    Carlo Bylk fuhr herum. Und tatsächlich: Die Frau mit dem silbernen Fellstreifen stand keine zwei Meter von ihm entfernt. Etwas Katzenhaftes haftete ihr an. Dazu die leicht schräg stehenden Augen ... Er erkannte erst in dem Moment, dass es nicht Leila war. Ein Trugbild? Leicht zitternd hob er die Hand, um die Erscheinung zu berühren.

    »Wir werden nicht dulden, dass die Bewohner des Fernen Nebels nach den Tränen greifen.«

    In Bylks Fingerspitzen prickelte es, als habe er nach einer stromführenden Leitung gegriffen. Seine Hand zuckte zurück. Er schaffte es sekundenlang nicht, die Finger zu bewegen. Sie waren taub und gefühllos, wie paralysiert.

    »Wer bist du?«, stammelte er. »Und woher kommst du?«

    Die Fremde blickte ihn mit ihren schimmernden Augen an.

    »Die Großen Familien von H'ay müssen reagieren. Sie werden niemals zulassen, dass Bewohner des Fernen Nebels die Tränen ...«

    Mitten im Satz verschwand die Erscheinung, als hätte sie nie existiert.

    »Ich muss verrückt sein«, ächzte Bylk. »Fehlt nur noch, dass Zrec-Kkerr hier auftaucht.«

    »Habe ich meinen Namen gehört?«, fragte eine knarrende Stimme.

    Carlo Bylk fuhr herum. Entsetzt starrte er den Topsider an, der vor ihm an der Wand lehnte.

    »Das ist nichts weiter als ein Dopplereffekt«, behauptete der Galaktische Rat, dann kippte er zur Seite, in die Wand hinein.

    Bylk zweifelte ernsthaft an seinem Verstand. Zrec-Kkerr konnte gar nicht an Bord der ENTSORGER sein. Das war unmöglich. Außerdem, welche Kräfte sollten den Galaktischen Rat dazu befähigt haben, einfach durch Materie hindurchzugleiten?

    »Lass dich nicht irritieren«, riet ihm die Hanse-Sprecherin, als er ihr wenig später berichtete. »Du hast dich von Halluzinationen narren lassen.«

    »Aber ... die Frau sah phantastisch aus«, schwärmte Bylk. »Du meine Güte, der möchte ich tatsächlich begegnen.«

    Leila lachte. »Die Chance steht eins zu einer Milliarde, wenn du großes Glück hast. Eher ist sie gleich null. Vermutlich existiert diese Frau sowieso nur in deiner Vorstellung. Oder sie hat in ferner Vergangenheit gelebt oder wird in irgendeiner Zukunft geboren. Möglicherweise treibt sie sich in einem anderen Universum herum, in das wir nie überwechseln können. Vergiss nicht, dass wir es mit den Ausläufern eines Psi-Sturms zu tun hatten.«

    »Ich weiß, dass ich ihr wieder begegnen werde«, behauptete Bylk. »Ganz sicher ... Auf jeden Fall hoffe ich es.«

    2. Das Teleport-System

    »Die KARVA'AN ist da«, meldete Lendoa Ivanhoes, als Homer G. Adams am 4. Januar 430 NGZ im Büro erschien. »Sie schwenkt soeben in eine Umlaufbahn ein. Kommandant Goozren Ter Kaal teilt mit, dass sich an Bord viele Panisha befinden. Zweihundertfünfzig von ihnen haben die Absicht, sich auf die neuen Schulen in der Milchstraße zu verteilen und dort zu wirken. Darüber hinaus bringt das Schiff einige Warenmuster, wenn ich es so formulieren darf, darunter ein komplettes Teleport-System für einen Planeten von der Größe und der Bevölkerungsdichte Terras.«

    »Ein komplettes System, Lendoa? Avisiert ist es schon lange. Es wird alles andere weit in den Schatten stellen.«

    Adams ließ sich in den Sessel hinter seinem wuchtigen Arbeitstisch sinken. Er wartete bereits geraume Zeit auf den Teleport, ein planetares Transportsystem, das auf der Basis des universellen psionischen Netzwerks beruhte. Es funktionierte dennoch angeblich nach anderen Prinzipien als der Enerpsi-Antrieb von Sotho Tal Kers ESTARTU oder auch der Virenschiffe. Der Enerpsi-Antrieb folgte den psionischen Netzlinien, ohne auf das Netz selbst Einfluss zu nehmen. Der Teleport hingegen erzeugte lokal ein eigenes, dichteres Psi-Netz. Denn die psionischen Linien waren im natürlichen Zustand nicht so engmaschig miteinander verwoben, dass es möglich gewesen wäre, mit ihnen kürzere Entfernungen zu überwinden. Der Teleport bediente sich deshalb des vorhandenen Netzes. knüpfte es aber so eng, dass rings um einen Planeten eine von extrem dicht verwobenen Psi-Linien bestimmte Kugelsphäre entstand.

    Der Bedarf an psionischer Energie wurde dabei so hoch, dass aus der planetaren Umgebung Energie zugeführt werden musste. Das Teleport-System der Erde würde daher die Energien der Psi-Linien im gesamten System an sich ziehen. Letztlich bedeutete dies, dass das Solsystem weitestgehend zur Kalmenzone würde und für Schiffe ausschließlich mit Enerpsi-Antrieb nicht mehr zu durchqueren.

    Aus diesem Grund eignete sich der Teleport nicht für interstellare Entfernungen. Man konnte zwar ein Enerpsi-Transmittersystem errichten, würde dadurch aber die Raumfahrt auf psionischer Basis unmöglich machen, da das Transmitternetz eine interstellare Kalmenzone erzeugen würde.

    »Stimmt es, dass ein Teleport-System aus drei Komponenten besteht?«, fragte Lendoa Ivanhoes. Sie verstand von n-dimensionaler Technik nur wenig, war aber immer wissbegierig.

    Homer G. Adams lächelte. »Völlig richtig«, bestätigte er. »Dazu gehört ein geostationärer Satellit, etwa hundertachtzig Meter durchmessend, mit den erforderlichen Hightech-Anlagen für die Neuordnung des Psi-Netzes. Um diese Kugel liegt ein Wulst wie eine Doppelhelix ...«

    »Die Hauptantenne? So ähnlich wie bei der ESTARTU.«

    »Genau. Die zweite Komponente ist eine Bodenstation mit einem syntronischen Großrechner. Salopp gesagt, ein halbierter Satellit, gekrönt von einer fünfzig Meter hohen Enerpsi-Antenne. Der Syntron teilt die planetare Psi-Netz-Sphäre in ein Koordinatensystem ein. Über Hyperfunk steht er mit jedem an das Teleport-System angeschlossenen Teleport-Gürtel in Verbindung.«

    »Und die dritte Komponente?«

    »Das ist genau dieser Teleport-Gürtel«, erläuterte Adams. »Er besteht aus lederähnlichem Material, ist zwanzig Zentimeter breit und hat eine scheibenförmige Schnalle. Rundum verläuft eine fingerdicke Doppelhelix aus einem glasfaserähnlichen Material. In die Schnalle integriert sind ein Mikrorechner, ein winziger Hypersender und ein Mikrofon.«

    Ivanhoes seufzte. »Wie funktioniert das alles in der Praxis?«

    Adams lächelte. »Stell dir vor, du befindest dich in deiner Wohnung im Galactic Center im äußersten Westen Terranias und möchtest zum Goshunsee, um dort zu baden. Das sind etwa dreißig Kilometer Luftlinie. Du schnallst den Teleport-Gürtel um und nennst die Codenummer für dein Ziel. Hast du die Nummer für den Südstrand im Kopf, nennst du sie. Fällt sie dir nicht ein, sagst du: Terrania, Goshunsee, Südufer. Der Mikrocomputer gibt den Code an die Bodenstation durch und sie stellt eine psionische Verbindung zwischen dem Satelliten und deinem Teleport-Gürtel her. Der Satellit versorgt den Gürtel mit der Energie, die nötig ist, dich ins Psi-Netz zu teleportieren. Entlang einer oder mehrerer Psi-Linien wirst du ans Ziel gebracht und materialisierst dort.«

    »Merke ich etwas davon? Ich meine: Kann ich den Vorgang verfolgen?«

    Homer G. Adams verschränkte die Finger beider Hände, hob die Arme auf Brusthöhe und dehnte sich.

    »Rein optisch würde sich dir das gleiche Bild bieten wie während des Fluges an Bord eines Enerpsi-Schiffs«, sagte er. »Aber du bist fast in Nullzeit unterwegs, wirst also nicht einmal ein Flackern bemerken.«

    »Ich nenne also mein Ziel, zum Beispiel das Südufer des Goshunsees, und befinde mich einen Sekundenbruchteil später dort?«

    »Völlig richtig, Lendoa. Nur nicht irgendwo am Ufer, sondern exakt in dem Bereich, der unter der angegebenen Koordinate gespeichert und durch einen auffälligen Hinweis gekennzeichnet ist.«

    »Warum das?«

    »Damit sich im Materialisationsbereich niemand aufhält. Andernfalls könntest du zurückgeschleudert werden.«

    »Ich verstehe. Sobald ich angekommen bin, muss ich mich aus dem Materialisationsbereich entfernen. Das Ganze ist nicht viel anders als ein Transmitterdurchgang, nur ohne Transmitter.«

    Adams schmunzelte. »Ja und nein. Du kannst gehen, wohin du willst – solange du auf Terra bleibst, brauchst du dem Teleport-Gürtel nur ein vorher bestimmtes Codewort zu nennen, und du wirst in deine Wohnung zurückgebracht.«

    Die Chefassistentin nickte sinnend.

    »Eine letzte Frage habe ich trotzdem. Könnte man das System missbrauchen? Was wäre, wenn sich jemand in den Besitz aller Koordinaten und Codes bringt? Ich würde jedenfalls nie behaupten, dass das unmöglich sei. Könnte der- oder diejenige nicht jederzeit in meine Wohnung eindringen? Oder, zweifellos interessanter, in den Großtresor der Terrania-Bank springen?«

    »Das könnte er«, räumte Adams ein.

    »... und ebenso im Bruchteil einer Sekunde wieder vom Tatort verschwinden?«, ereiferte sich die Sekretärin. »Kein Alibi wäre mehr stichhaltig. Und das würde nicht nur für einen kleinen ...«, mit beiden Händen

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