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Perry Rhodan 3: Der Unsterbliche (Silberband): 3. Band des Zyklus "Die Dritte Macht"
Perry Rhodan 3: Der Unsterbliche (Silberband): 3. Band des Zyklus "Die Dritte Macht"
Perry Rhodan 3: Der Unsterbliche (Silberband): 3. Band des Zyklus "Die Dritte Macht"
eBook581 Seiten7 Stunden

Perry Rhodan 3: Der Unsterbliche (Silberband): 3. Band des Zyklus "Die Dritte Macht"

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Über dieses E-Book

Mit aller Kraft stehen Perry Rhodan und seine Gefährten den Bewohnern des Wega-Systems bei, die rund 27 Lichtjahre von der Erde entfernt leben und von den echsenhaften Topsidern angegriffen werden. Immer wieder stoßen sie auf ein geheimnisvolles "galaktisches Rätsel" und auf Berichte über uralte Wesen, "die länger als die Sonne leben". Die Spur führt angeblich zum mysteriösen Planeten des ewigen Lebens.

Der Weg dorthin ist aber mit tödlichen Gefahren gepflastert, die zu überwinden den ganzen Mut und alle Intelligenz der irdischen Raumfahrer in Anspruch nimmt. Die Reise mit der STARDUST II geht unter anderem in ferne Vergangenheit, auf eine Welt mit energiesaugenden Wesen und auf den Planeten Tramp - dort schmuggelt sich ein kleiner, frecher Mausbiber namens Gucky an Bord des terranischen Raumschiffes.

Zuletzt erreichen Rhodan und seine Begleiter die seltsame Welt Wanderer, die sich als Heimat eines Unsterblichen erweist. Perry Rhodan wird mit einer unheimlichen Existenzform konfrontiert und muss Gefahren überstehen, die Zeit und Raum umspannen ...
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum17. Juni 2011
ISBN9783845330020
Perry Rhodan 3: Der Unsterbliche (Silberband): 3. Band des Zyklus "Die Dritte Macht"

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    Buchvorschau

    Perry Rhodan 3 - Clark Darlton

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    Nr. 3

    Der Unsterbliche

    Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

    Mit aller Kraft stehen Perry Rhodan und seine Gefährten den Bewohnern des Wega-Systems bei, die rund 27 Lichtjahre von der Erde entfernt leben und von den echsenhaften Topsidern angegriffen werden. Immer wieder stoßen sie auf ein geheimnisvolles »galaktisches Rätsel« und auf Berichte über uralte Wesen, »die länger als die Sonne leben«. Die Spur führt angeblich zum mysteriösen Planeten des ewigen Lebens.

    Der Weg dorthin ist aber mit tödlichen Gefahren gepflastert, die zu überwinden den ganzen Mut und alle Intelligenz der irdischen Raumfahrer in Anspruch nimmt. Die Reise mit der STARDUST II geht unter anderem in ferne Vergangenheit, auf eine Welt mit energiesaugenden Wesen und auf den Planeten Tramp – dort schmuggelt sich ein kleiner, frecher Mausbiber namens Gucky an Bord des terranischen Raumschiffes.

    Zuletzt erreichen Rhodan und seine Begleiter die seltsame Welt Wanderer, die sich als Heimat eines Unsterblichen erweist. Perry Rhodan wird mit einer unheimlichen Existenzform konfrontiert und muss Gefahren überstehen, die Zeit und Raum umspannen ...

    Einleitung

    Die Unsterblichkeit, um die es (wie schon der Titel sagt) in diesem dritten PERRY-RHODAN-Buch geht, bewegt seit jeher Gedanken und Gefühle der Menschen und gehört wohl aus diesem Grund auch zu den zentralen Themen der Science-fiction. PERRY RHODAN, der Held dieses Romans, hat die Unsterblichkeit längst in doppelter Hinsicht erlangt: als agierende Figur innerhalb der Romanhandlungen und als Institution in der Science-fiction-Literatur, aus der er seit nunmehr fast zwanzig Jahren nicht mehr wegzudenken ist. Wer sich über Erfolg und Faszination der PERRY-RHODAN-Romane Gedanken macht, findet die Antworten auf die Fragen danach leichter, wenn er diese klassischen Romane liest, aus denen dieses Buch zusammengestellt wurde. (Es sind in der Reihenfolge ihres ehemaligen Erscheinens, unberücksichtigt der notwendigen Kürzungen und bearbeiteten Passagen: Das Geheimnis der Zeitgruft von Clark Darlton; Die Festung der sechs Monde von K. H. Scheer; Das galaktische Rätsel von Clark Darlton; Die Spur durch Zeit und Raum von Clark Darlton; Die Geister von Gol von Kurt Mahr; Planet der sterbenden Sonne von Kurt Mahr; Die Rebellen von Tuglan von Clark Darlton und Der Unsterbliche von K. H. Scheer.) In diesen, in den frühen sechziger Jahren entstandenen Geschichten wird deutlich, dass die PERRY-RHODAN-Handlung eine wirkliche Geschichte der Menschheit in der Zukunft ist. Die kosmische Bestimmung des Menschen wird in diesen Bänden zum ersten Mal angesprochen. Heute, nachdem allein in der deutschsprachigen Erstauflage über neunhundert Romane erschienen sind (die Gesamtweltauflage von PERRY RHODAN – die Serie erscheint in sieben Sprachen – liegt bei 500 Millionen Exemplaren), ist diese kosmische Bestimmung das Thema, um das die Handlung kreist. Die für dieses Buch bearbeiteten acht Romane bilden sozusagen den Grundstein für die spätere Weiterentwicklung der Handlung. Schon aus diesem Grund war es notwendig, die komplexe, ursprünglich in acht Bände verteilte, Geschichte in einem Buch aufzunehmen. Dazu wurden Wiederholungen, Nebensächlichkeiten und Widersprüche gestrichen, ohne dass dabei der Reiz der Originalromane zerstört wurde.

    Heusenstamm, Januar 1979

    William Voltz

    Vorwort

    Die Suche nach letzten Wahrheiten lässt die Menschen ahnen, dass ihre Welt nur Teil einer unüberschaubaren universellen Ordnung ist, in der es Mächte und Existenzformen gibt, die darin eine bestimmende Rolle spielen. Stellen wir uns vor, die Menschheit würde eines Tages durch Umstände, die wir uns mit unserem beschränkten Auffassungsvermögen noch nicht erklären können, in den Sog kosmischer Ereignisse geraten.

    Ein neuer Abschnitt menschlicher Geschichte würde dann beginnen, die Geschichte des Menschen in der Zukunft.

    Für Perry Rhodan und die Menschheit begann diese Geschichte am 19. Juni 1971, dem Tag, an dem er zusammen mit seinen Freunden an Bord der STARDUST auf dem Mond landete und dort ein havariertes Forschungsraumschiff der Arkoniden entdeckte. Perry Rhodan lernte die stolze Arkonidin Thora kennen und den Wissenschaftler Crest, der sich zu einer Zusammenarbeit mit der Menschheit bereit fand. Mit Hilfe der arkonidischen Supertechnik gelang es Perry Rhodan, einen atomaren Weltkrieg auf der Erde zu verhindern. Perry Rhodan gründete einen Stützpunkt in der Wüste Gobi und nannte den neuen kleinen Staat die »Dritte Macht«.

    Zunehmend anerkannt von den Völkern der Erde, denen er zum Frieden verholfen hatte, begann Perry Rhodan sein Augenmerk auf den Weltraum zu richten. Zusammen mit einer Gruppe parapsychologisch begabter Menschen, den Mitgliedern des von Rhodan gegründeten Mutantenkorps, und begleitet von den beiden Arkoniden Thora und Crest brach Perry Rhodan in das 27 Lichtjahre entfernte Wega-System auf, um die von den Arkoniden eingeleitete Suche nach dem Planeten des ewigen Lebens fortzusetzen. Die Expedition von der Erde erreichte ihr Ziel und wurde Zeuge einer Invasion des Wega-Systems durch die Topsider. Mit Hilfe der Mutanten gelang es Perry Rhodan, die Angreifer zurückzuschlagen und von ihnen ein 800 Meter großes Kugelschiff zu erbeuten, das er STARDUST II nannte. Perry Rhodan verbündete sich mit den Bewohnern des Wega-Systems, den Ferronen, und kehrte zur Erde zurück. Zwei Gründe gibt es für ihn, sein gegenüber den Ferronen gemachtes Versprechen einer schnellen Rückkehr einzulösen: den Ferronen gegen die Topsider zu helfen und die Spur der Unsterblichen zu finden ...

    1.

    Die Sonne Wega besaß zweiundvierzig Planeten. Der achte davon, Ferrol, hatte die raumfahrende Zivilisation der Ferronen hervorgebracht. Es lebten jedoch kaum noch Ferronen auf Ferrol, denn während der Invasion des Wega-Systems durch die Topsider waren die Einheimischen gezwungen gewesen, auf ihrem Kolonialplaneten Rofus Zuflucht zu suchen. Die Ferronen waren Humanoide mit untersetzter Gestalt, blassblauer Haut und kupferfarbenen Haaren. Ihre kleinen Augen lagen tief in den Höhlen unter einer vorgewölbten Stirn. Auch ihr Mund war klein und verlieh ihnen einen Ausdruck von Harmlosigkeit.

    Auf Rofus warteten die Ferronen darauf, dass ihre neuen Verbündeten, die sie für Arkoniden hielten, endlich zurückkehren und ihnen im Kampf gegen die echsenhaften Topsider helfen würden. Die Ferronen besaßen Materietransmitter, die auf fünfdimensionaler Basis arbeiteten und mit deren Hilfe sie sich über große Entfernungen hinweg versetzen konnten. Dass ihre Raumfahrt dagegen noch in den Kinderschuhen steckte, stand dazu in krassem Widerspruch und war eines der Rätsel der ferronischen Zivilisation.

    Den achtundzwanzigsten Planeten der Sonne Wega umkreiste ein Mond. Die Atmosphäre hatte sich vor undenklichen Zeiten niedergeschlagen und den Trabanten in eine Eiswüste mit riesigen Gebirgen verwandelt. Kein Lebewesen konnte in dieser Hölle existieren, und doch war Iridul nicht tot.

    Tief im Innern eines der Gebirge lag eine Höhle verborgen, deren glatte Wände noch frische Schmelzspuren zeigten. Ein geräumiger Tunnel führte an die Oberfläche des Mondes, und durch eine eingebaute Schleuse konnten John Marshall oder Dr. Haggard mit einer der beiden Jagdmaschinen jederzeit die Höhle verlassen, um Erkundungsflüge durchzuführen.

    Gut verkleidet stand das Fundament des Hyperfunksenders im ewigen Eis. Daneben befanden sich die Plastikbehausungen der beiden Männer und der Ferronen. Generatoren sorgten für Licht und Wärme, Lufterneuerungsanlagen machten das Leben unter der Eisdecke erträglich.

    John Marshall, Telepath und Mitglied des Mutantenkorps, machte sich zum Erkundungsflug fertig. Haggard half ihm dabei.

    »Ich habe Sehnsucht nach Bully«, sagte John wehmütig. »Wie ich mich darauf freue, sein pausbäckiges Gesicht wiederzusehen.«

    »Man nimmt eben alles in Kauf, nicht mehr einsam zu sein«, sagte Dr. Haggard und nickte verständnisvoll. »Wenn Bully aufkreuzt, sind auch Rhodan, Crest und Thora nicht mehr fern. Das dürfte wohl der psychologische Hintergedanke Ihrer Sehnsucht sein.«

    »Besonders Thora«, gab John zu und justierte seinen Helmsender. »Sie ist eine hübsche Frau.«

    »Kälter als das Eis von Iridul.« Haggard schüttelte sich und grinste. »Wenn Sie etwa mit dem Gedanken spielen ...«

    »Keine Sorge. Ich möchte Rhodan nicht ins Gehege kommen.«

    Schweigend sah der Arzt zu, wie John Marshall in die Maschine kletterte und die Luke schloss. Er trat an die Schalttafel neben dem Hyperfunksender und zog einen Hebel herab. Gleichzeitig aktivierte er das Normalfunkgerät, um mit dem Piloten in Verbindung stehen zu können.

    »Fertig?«, erkundigte sich Marshall.

    Haggard nickte. »Sie können starten. Viel Glück.«

    Der Jäger glitt auf Antigravkufen davon, hinein in den nun hell erleuchteten Tunnel. Die Schleuse schloss sich hinter ihm. Das Summen der Pumpen setzte ein. Dann öffnete sich vor ihm das Tor. John bewegte den Fahrthebel, dann schoss die kleine Maschine, in deren Kabine gerade ein Mann bequem Platz fand, in das matte Sonnenlicht hinaus.

    Wega war viel zu weit entfernt, um den glitzernden Eiskristallen, aus denen die kleine Welt bestand, richtigen Glanz zu verleihen. Das Fehlen jeglicher Atmosphäre ließ jedoch die weiten Schneeflächen das Licht der Wega reflektieren.

    John zog die Maschine hoch, beschleunigte aber noch nicht. Fast gemütlich stieg er schräg in den sternenübersäten Himmel hinein und genoss den Anblick. Seine Augen suchten ein ganz bestimmtes Sternbild, das er von der Erde her kannte. Er fand es sofort. Die Konturen waren ein wenig verschoben, und ein völlig neuer Stern stand fast im Zentrum der wohlvertrauten Formen. Er leuchtete gelblich und war nicht sehr hell: die Sonne. Sie war siebenundzwanzig Lichtjahre entfernt. Als ihr Licht, das er in dieser Sekunde erblickte, seine lange Reise angetreten hatte, war John Marshall gerade vier Jahre alt gewesen.

    Er kam nicht mehr dazu, weitere philosophische Betrachtungen anzustellen, denn etwas erweckte seine Aufmerksamkeit.

    Er schwenkte den Jäger herum und erhöhte die Geschwindigkeit. Einen Angriff fürchtete er nicht, denn er wusste, dass er viel schneller beschleunigen konnte als die Topsider.

    Es war durchaus möglich, dass die Invasoren sich inzwischen von ihrer Niederlage erholt hatten. Der Verlust des großen Kugelkreuzers hatte sie sicherlich schwer getroffen, aber sie besaßen noch eine kampfkräftige Flotte überlichtschneller Raumschiffe.

    Da war es wieder.

    John schaltete den Hypertaster ein. Sekunden später schwenkte der Bug des Jägers ein wenig zur Seite und zeigte genau auf ein langsam dahinziehendes Objekt.

    Ein Schiff der Topsider.

    John überlegte blitzschnell. Es war sinnlos, sich auf eine Auseinandersetzung einzulassen, denn Rhodan hatte ausdrücklich verboten, die Topsider anzugreifen. Man sollte ihnen aus dem Weg gehen, bis Rhodan mit der STARDUST II zurückkehrte.

    Immerhin war allein die Feststellung, dass die Topsider sich zu rühren begannen, interessant genug. Sie schienen ihre Macht im Wega-System sichern zu wollen und waren dabei, die äußeren Planeten zu erkunden. Es bestand jedoch keine Gefahr, dass der Mond Iridul ihnen verdächtig erscheinen würde.

    John änderte erneut den Kurs und gab dann einen kurzen Bericht an Haggard durch, um diesen zu warnen. Es war jetzt besser, wenn niemand die schützende Höhle verließ.

    John beschleunigte die Maschine und erreichte sehr bald Lichtgeschwindigkeit. Bei den Ausmaßen dieses Systems hätte er sonst Tage gebraucht, um den neunten Planeten zu erreichen.

    Rofus erinnerte lebhaft an die Erde, nur fehlten hier die riesigen Städte. Die Ferronen hatten den Planeten schon lange besiedelt und waren nun froh, ihn als Zuflucht benutzen zu können. Auf Ferrol waren genügend Einwohner zurückgeblieben, in der Hauptsache die im Gebirge lebenden Sichas, ein kriegerischer Stamm der Ferronen. Sie machten den Topsidern schwer zu schaffen.

    John überquerte die Planetenbahnen und verlangsamte den Flug, als der elfte Planet vorüberglitt. In wenigen Minuten kam der neunte Planet in Sicht. Er umkreiste ihn mehrmals, um ganz sicher zu sein, dass keine Spähschiffe der Topsider in der Nähe waren, dann landete er in der Hauptstadt des Planeten Rofus, Tschugnor.

    Er erwartete nicht, besonders beachtet zu werden, denn fast täglich besuchten er oder Haggard den Thort von Ferrol. Der ins Exil geflüchtete Herrscher, der alle seine Minister und Mitarbeiter mitgenommen hatte, residierte in Tschugnor und stand durch Transmitter in ständiger Verbindung mit Agenten auf der vom Feind besetzten Heimatwelt. Der Funkverkehr war eingestellt worden, ebenso verließen die unterirdisch verborgenen Raumschiffe ihre Verstecke nicht mehr. Ferronen oder Nachrichtenkapseln wechselten zwischen dem achten und neunten Planeten nach dem gleichen System, nach dem auch die STARDUST II ihren Raumsprung durchgeführt hatte. Niemand aber, so wusste John, kannte das Geheimnis dieser Teleporteranlagen.

    So schnell er konnte, eilte Marshall zur Residenz des Thort. Er saß bald dem Herrscher der Ferronen gegenüber.

    Der kleine Mann, der seine königliche Würde restlos abgelegt hatte, griff hilfesuchend nach den kräftigen Fäusten Johns. John verstand den Ferronen dank seiner telepathischen Fähigkeiten auch ohne Translator und konnte ihm sogar leidlich antworten.

    »Herr, wir schweben in größter Gefahr«, begann der Thort verzweifelt. »Wenn Rhodan nicht hilft, sind wir alle verloren.«

    »Rhodan ist bereits unterwegs«, log John, um den anderen zu beruhigen. »Was ist geschehen? Sie tun so, als hätten die Topsider einen Angriff gestartet.«

    »Das kann jeden Augenblick geschehen. Bisher haben sie sich auf Ferrol ruhig verhalten, aber nun häufen sich die Berichte über ihre Vorbereitungen, auch Rofus zu erobern.«

    »Dafür gibt es keine Beweise«, sagte John kopfschüttelnd.

    »Doch, es gibt sie. Unsere Agenten berichten, dass sich die Flotte der Echsen bereitmacht, Rofus anzugreifen. Viele Ferronen auf Ferrol wurden verhaftet, in die Gefängnisse geworfen oder gar getötet. Die Topsider haben ihren Schock überwunden, der durch das Auftauchen Perry Rhodans verursacht wurde. Sie werden kommen, um sich zu rächen. Und dann müssen wir für etwas büßen, das wir nicht getan haben. Die Arkoniden sind verpflichtet, uns zu helfen.«

    Das klang nicht mehr nach Dankbarkeit für die erhaltene Unterstützung, aber John konnte den verzweifelten Thort verstehen.

    »Haben Sie Anhaltspunkte, wann mit der neuerlichen Invasion zu rechnen ist, Thort?«

    »Nein. Aber ich rechne täglich damit. Wir haben nur unsere angeschlagene Flotte, die wir ihnen entgegensetzen können.«

    »Das würde nicht viel helfen«, gab John sinnend zu. Er ahnte, dass nun der Augenblick des Handelns gekommen war. Rhodan hatte ihn hier zurückgelassen, um das Verhalten der Topsider zu beobachten. Wenn sie ihren Schock überwunden hatten und erneut angriffen, musste John sofort Alarm geben. Rhodan würde die Ausbildung seiner Mannschaft abbrechen und sofort starten. Wie lange er brauchte, um die nötigen Versorgungsgüter aufzunehmen und den Start vorzubereiten, wusste John zwar nicht, aber er konnte sich denken, dass es nicht mehr als einige Tage dauern würde. Es war seine Pflicht, den verabredeten Funkspruch an Rhodan sofort abzusenden.

    »Ich benötige einen stichhaltigen Beweis, Thort«, sagte er.

    »Genügt es Ihnen nicht, dass die Echsen sich rühren? Bisher verhielten sie sich ruhig und blieben auf Ferrol. Nun aber beginnen sie mit Patrouillenflügen durch das ganze System.«

    Das stimmte. John hatte selbst ein solches Patrouillenschiff in der Nähe des achtundzwanzigsten Planeten gesichtet.

    Er nickte und stand auf. »Gut, Thort. Ich werde Rhodan sofort benachrichtigen, damit er sich beeilt. Halten Sie Ihre Flotte in Bereitschaft. Es ist möglich, dass Sie den ersten Überfall der Topsider noch selbständig abwehren müssen. Bilden Sie Truppen aus, die mit den Materietransmittern nach Ferrol gebracht werden können, um dort im Rücken des Feindes Verwirrung zu stiften. Wenn Rhodan eintrifft, führen wir den entscheidenden Schlag. Sie dürfen mir glauben, dass die Topsider aus dem System der Wega vertrieben werden.«

    »Hoffentlich existieren wir dann noch«, seufzte der Herrscher. Aber dann reckte er seine kleine und gedrungene Gestalt. Der winzige Mund war zusammengekniffen und gab seinem Gesicht einen entschlossenen Ausdruck. »Wir müssen die Topsider schlagen. Ich will mein unterdrücktes Volk auf Ferrol befreien. Zwar konnten viele nach Rofus entkommen, aber die Besten blieben zurück.«

    Minuten später war John auf dem Rückweg zu seinem Jäger. Er ging zu Fuß, um noch einige Eindrücke zu sammeln und über das Gespräch nachzudenken. Richtig schlau wurde er aus den Ferronen nie. Sie hatten die Raumfahrt entwickelt und waren buchstäblich in den Anfängen stehengeblieben. Den siebenten und neunten Planeten hatten sie besiedelt, aber weiter reichte ihr Ehrgeiz nicht. Und trotzdem besaßen sie eine Methode, Materie zu entmaterialisieren und über weite Strecken zu transportieren. Durch die fünfte Dimension und ohne jeden Zeitverlust. Dazu gehörten technische und mathematische Voraussetzungen, die die Ferronen zweifellos nicht besaßen. John war sogar davon überzeugt, dass sie nicht einmal einen solchen Transmitter konstruieren konnten.

    Hatten die Ferronen einst Kontakt mit einer überlegenen Zivilisation gehabt und es vergessen?

    John kam zu keinem Ergebnis. Er wusste, dass auch Rhodan sich mit diesem Problem befasst und keine Antwort erhalten hatte. Vielleicht bildete es sogar den Schlüssel zu einem Geheimnis, dessen Lösung die Beantwortung mancher Frage bedeutete. Es fiel John leicht, die Absichten der vorbeieilenden Ferronen zu erraten. Sie waren auf der Flucht und verließen die Hauptstadt, um in den Gebirgen Schutz vor dem bevorstehenden Angriff der Topsider zu suchen.

    John Marshall begab sich zu seinem Jäger und kehrte nach Iridul zurück, um Haggard zu informieren und einen Hyperfunkspruch an die Erde abzusetzen. Perry Rhodan musste sofort ins Wega-System zurückkehren, um den bedrängten Ferronen in ihrem Kampf gegen die Topsider ein zweites Mal zur Seite zu stehen.

    2.

    Die STARDUST II materialisierte am Rand des Wega-Systems. Kaum dass Perry Rhodan Marshalls Hilferuf erhalten hatte, war er mit dem achthundert Meter großen Kugelraumer von der Erde aufgebrochen. An Bord befanden sich zusätzlich zweihundertfünfzig Besatzungsmitglieder, die in Hypnoschulungen gelernt hatten, die Technik dieses arkonidischen Großraumers zu beherrschen. Zwei Jägergeschwader, die unter dem Kommando der Majore Deringhouse und Nyssen standen, waren in die Hangars der STARDUST II gebracht worden. Diese aus einhundertacht Maschinen bestehenden Geschwader waren in den neuen Großwerften der Erde gebaut worden. Dort würden auch bald die ersten großen Kugelraumschiffe von Band laufen. Perry Rhodan hatte keinen Grund, über die augenblickliche Entwicklung auf der Erde enttäuscht zu sein. Die Menschheit, die wusste, dass seine Freunde und er sie vor einem alles vernichtenden Atomkrieg bewahrt hatten, stand hinter ihm. Er hatte vier Beiboote der STARDUST II zum Schutz Terras zurückgelassen.

    Rhodan unterbrach seine Gedanken und konzentrierte sich auf die neue Umgebung. Es bestand bereits Funkkontakt mit dem Stützpunkt auf Iridul. Rhodan befahl, ein Geschwader Raumjäger auszuschleusen, das voranfliegen und die Topsider verwirren sollte.

    »Wo werden wir landen?«, erkundigte sich Bully, während er Deringhouse seine Anweisungen gab. »Auf Iridul?«

    »Nein, auf Rofus. Von dort aus können wir besser operieren. Ich nehme auch an, dass der neunte Planet am gefährdetsten ist.«

    »Warum greifen wir nicht Ferrol direkt an? Mit der STARDUST könnten wir uns das erlauben.«

    »Ich habe meine Gründe, es nicht zu tun«, antwortete Rhodan ernst. »Es genügt, wenn die Topsider Hals über Kopf fliehen und davon überzeugt sind, dass es gegen uns keine Gegenwehr gibt. Mit Panik im Herzen sollen sie an ihr Abenteuer im Wega-System zurückdenken.«

    Während die kleinen, wendigen Raumjäger ihre Hangars verließen und in geordneter Formation dem Riesenschiff vorauseilten, kamen Haggard und Marshall an Bord. Die verbündeten Ferronen blieben vorerst auf Iridul zurück. Rhodan begrüßte die beiden Freunde herzlich.

    »Ich bin auf die Einzelheiten gespannt«, sagte er, nachdem die Aufregung des ersten Wiedersehens sich gelegt hatte. »Ihr Funkspruch war nur kurz. Was ist geschehen?«

    »Noch nicht sehr viel, aber der Thort wurde unruhig«, sagte Marshall. »Er glaubte sich verraten, vertraute aber meinen Ratschlägen und stellte selbst eine kleine Kampfeinheit auf. Immerhin konnte er damit einen Angriff der Topsider abschlagen, der sicherlich nur dazu diente, die Stärke des Widerstands auf Rofus zu prüfen. Die Moral der Ferronen erhielt durch den Scheinsieg immerhin einen gewissen Auftrieb. Ich fürchte jedoch, dass die Topsider bei einem ernsthaften Versuch ...«

    »Soweit darf es nicht kommen«, unterbrach Rhodan. »Die Echsen werden bald wissen, dass wir zurückgekehrt sind. Die Jäger haben den Auftrag, sie zu verwirren, damit wir ungestört auf Rofus landen können. Gibt es dort einen unterirdischen Hangar, der groß genug ist, um die STARDUST aufzunehmen?«

    »Sicherlich«, erwiderte Marshall. »Aber – wollen wir uns wieder verkriechen? Wir sollten diesen Topsidern zeigen, wer hier der Herr ist.«

    »Das werden wir auch.« Rhodan lächelte und warf Bully einen Seitenblick zu. »Wozu haben wir das Korps der Mutanten? Unter Bullys Leitung wird das Korps den Topsidern die Hölle so heiß machen, dass sie die Kälte des Weltraums einem Verbleiben hier vorziehen.«

    »Ich werde ...«, begann Bully begeistert, aber Rhodan unterbrach ihn.

    »Du wirst jetzt noch gar nichts, alter Freund. Wenn wir auf Rofus gelandet sind, sprechen wir weiter. Im Augenblick hast du nichts anderes zu tun, als den Topsidern auszuweichen. Sind alle Ortungsgeräte eingeschaltet?«

    »Mir entgeht keine Fliege«, behauptete Bully ernsthaft und widmete sich seiner eigentlichen Aufgabe. Um Rhodan oder Marshall kümmerte er sich nun nicht mehr. Rhodan nickte befriedigt und wandte sich wieder an Marshall.

    »Sonst noch Neuigkeiten?«

    »Eigentlich nicht, Rhodan, aber da wäre etwas, das mich doch nachdenklich stimmt.«

    Lichtstunden voraus trafen Deringhouses Raumjäger auf die ersten Schiffe der Topsider. Befehlsgemäß verwickelten sie diese in heftige Scheingefechte und lockten sie in rasendem Flug auf die andere Seite der Wega.

    »Der Thort«, fuhr Marshall fort. »Ich habe viel mit ihm gesprochen und hatte somit Gelegenheit, ein wenig in seinen Gedanken zu forschen. Er ist ehrlich, das stimmt. Und er ist auch sehr dankbar für unsere Unterstützung. Aber in einem einzigen Punkt verschweigt er uns etwas. Es handelt sich dabei um die Materietransmitter.«

    »Aha«, machte Rhodan. »Und was verschweigt er uns?«

    »Die Transmitter sind keine Eigenentwicklung der Ferronen.«

    »Das vermutete ich bereits, mein Freund. Aber es ist interessant zu erfahren, dass auch der Thort davon weiß. Was fanden Sie heraus?«

    »Es existiert auf Ferron eine versiegelte Gruft. Fünfdimensionale Schlösser versperren den Zutritt. Nur der Thort weiß, wie sie zu öffnen sind, ohne dass er ihren Sinn kennt. Es ist eine Überlieferung über Generationen hinweg. Mir kommt es so vor, als seien die Transmitter ein Geschenk Fremder, denen die Ferronen in grauer Vorzeit einen Gefallen taten. In dieser Gruft sollen sich die genauen Pläne zur Herstellung der Transmitter befinden. Der Thort dachte daran, diese Pläne zu studieren, um selbst solche Transmitter zu bauen.«

    »Auch das wundert mich nicht«, sagte Rhodan ohne Erstaunen. Er sah Marshalls Enttäuschung. »Sie haben mir mit Ihrer Nachricht einen unschätzbaren Dienst erwiesen, denn Gewissheit ist immer besser als bloße Vermutung. Die Ferronen konnten niemals die geistigen Urheber von Transmittern sein. Ich möchte nur gern wissen, wer sie baute.«

    »Auch da gab es einen Hinweis.« Der Telepath strahlte über das ganze Gesicht. »Der Thort dachte an ›Wesen, die länger als die Sonne leben‹. Sagt Ihnen das etwas?«

    Rhodan war zusammengezuckt. Bully, der mit halbem Ohr zugehört hatte, saß plötzlich wie erstarrt hinter seinen Apparaturen. Langsam wandte er den Blick und sah Rhodan in die Augen.

    Marshall hatte die Wirkung seiner Worte beobachtet und lächelte nun zufrieden.

    »Es tut gut«, sagte er, »Sie beide einmal verblüfft zu sehen. Das allein lohnt den einsamen Aufenthalt auf Iridul. Ja, Wesen, die länger als die Sonne leben, haben den Ferronen einst das Geheimnis der Materietransmitter überlassen. Zu meinem Bedauern ist zu sagen, dass die Ferronen damit nicht viel anzufangen wussten.«

    »Sagen Sie, Marshall, erhielten Sie einen Hinweis, wo diese Wesen beheimatet sind, die länger als die Sonne leben?«

    »Im Wega-System«, erwiderte Marshall und erlebte zum zweiten Mal die Freude, Rhodan fassungslos zu sehen. »Wenigstens waren sie das vor einigen Jahrtausenden, als die Ferronen noch Verbindung mit ihnen hatten. Mehr konnte ich leider auch nicht erfahren. Ich glaube, der Thort weiß selbst nicht genau Bescheid.«

    Rhodan saß minutenlang schweigsam in seinem Sessel und starrte vor sich hin. Wesen, dachte er, die länger leben als die Sonne. Wie lange lebt eine Sonne? Eine Ewigkeit? Lebten diese unbekannten Wesen ewig? Kannten sie den Tod nicht? Wenn das so war, warum begegnete man ihnen niemals?

    »Wir werden mit dem Thort reden müssen, wenn hier alles vorüber ist. Mehr denn je interessiert mich nun das Geheimnis der Transmitter. Und diese Gruft, von der Sie sprachen, Marshall, wo soll sie sein?«

    »In den Gewölben des Roten Palastes auf Ferrol. Die Zugänge sind nur dem Thort bekannt.«

    »Also der Thort«, murmelte Rhodan. »Er ist der Schlüssel.«

    Marshall fragte: »Der Schlüssel? Wozu?«

    »Der Schlüssel zum ewigen Leben«, sagte Rhodan versonnen.

    Bully landete die STARDUST auf Rofus und manövrierte sie in die gewaltige Höhle eines neu geschaffenen Hangars. Rhodan erließ seine Anordnungen, und zehn Minuten nach Beendigung des Landemanövers saß er bereits dem Thort gegenüber, dessen Erleichterung unverkennbar war.

    »Ich bin sehr froh, dass Sie so schnell meinem Ruf gefolgt sind«, begann er das Gespräch. Rhodan war in Begleitung von Bully, Crest, Thora und Marshall gekommen. »Die Topsider bereiten die Invasion auf diese Welt vor, und wir wissen nicht, wie wir sie abwehren sollen. Sie mit Ihrem Kugelschiff ...«

    »Wir werden die Topsider schlagen, ohne das Schiff einzusetzen«, sagte Rhodan gelassen. Er achtete nicht auf das Erstaunen des ferronischen Herrschers, sondern fuhr fort: »Ich habe von meinem Heimatplaneten eine Spezialtruppe mitgebracht, die von nun an den Krieg gegen die Feinde führen wird. In wenigen Tagen oder Wochen schon werden Sie nach Ferrol zurückkehren können.«

    »Meine Kampfflotte steht zu Ihrer Unterstützung bereit.«

    »Danke, ich werde sie entsprechend einsetzen. An sich habe ich keinen offenen Kampf gegen die Topsider vor. Wenn man uns dazu zwingen sollte, werden wir natürlich nicht ausweichen, aber ich möchte, dass soviel Topsider wie möglich in ihr Heimatsystem zurückkehren und berichten, was sie erlebten. Das wird ihnen für immer die Lust nehmen, Wega oder Sol anzugreifen.«

    »Sol?«, fragte der Thort eifrig. »Das ist Ihre Sonne?«

    »Ja«, erwiderte Rhodan, der das plötzliche Interesse des Ferronen sehr wohl bemerkte, »das ist unsere Sonne.« Er wechselte das Thema. »Die Materietransmitter nach Ferrol funktionieren noch?«

    »Zu den Sichas haben wir eine ständige Verbindung. Kekéler leitet den Widerstand auf Ferrol.«

    »Ausgezeichnet«, sagte Rhodan. »Dann werden wir dort unseren Hebel ansetzen. Was uns mit der Eroberung des Arkonidenschiffs gelang, wird uns nun um so leichter fallen. Wir werden den Widerstand der Invasoren brechen, und zwar direkt an der Wurzel.«

    »Sie meinen ...«

    »Ich meine, dass ich noch heute meine Leute nach Ferrol schicken werde. Bully, du leitest diese Aktion. Crest, haben Sie noch Vorschläge?«

    Der Arkonide schüttelte langsam den Kopf.

    »Ich ahne, was Sie beabsichtigen, und finde keine bessere Lösung. Ihre Mutanten sind die richtigen Leute, um den Topsidern einen Schrecken einzujagen. Ich bin einverstanden.«

    Der Thort nickte wortlos.

    »Also gut«, sagte Rhodan befriedigt. »Dann stellen Sie Transportwagen bereit, Thort, die mein Mutantenkorps zu den Transmittern bringen. Ich werde den Einsatz bis nach dort leiten. Dann übernimmt Reginald Bull das Kommando. Bully, du weißt, was du zu tun hast?«

    »Ich ahne es nur«, gab Bully zu und grinste schwach.

    Rhodan erhob sich und beendete damit die kurze Sitzung. »Noch etwas, Thort: Ich möchte von Ihnen in allen Einzelheiten wissen, was vor einigen Jahrtausenden auf Ferrol geschah. Besitzen Sie Aufzeichnungen Ihrer Geschichte?«

    Der Thort war blass geworden und starrte Rhodan fassungslos an. Sein kleiner Mund war weit geöffnet. In den Augen war ein hektisches Flackern. John Marshall beobachtete den Herrscher der Ferronen aufmerksam. Seine forschenden Gedankenfühler drangen ein und versuchten, die Mentalimpulse des Thort aufzunehmen. Aber er traf nur auf Bestürzung. Endlich sagte der Thort: »Unsere Geschichte? Was interessiert Sie unsere Geschichte, Rhodan? Was hat sie mit dem Krieg gegen die Topsider zu tun?«

    »Vielleicht nichts, vielleicht auch sehr viel, Thort. Kann ich Ihre Vergangenheit studieren, oder soll die Geschichte der Ferronen ein ewiges Geheimnis bleiben?«

    »Nein«, stotterte der immer noch überraschte Thort. »Warum sollte sie das? Wir sind doch Freunde, und Freunde haben keine Geheimnisse voreinander. Sie verraten mir die galaktische Position Ihres Heimatsystems, und ich erzähle Ihnen dafür ein wenig über unsere Vergangenheit.«

    »Auch über jene Wesen, die länger leben als die Sonne?«

    Diesmal erschrak selbst Rhodan über die Veränderung, die mit dem Thort vor sich ging. Der Ferrone verlor völlig seine bläuliche Gesichtsfarbe und wurde grauweiß. Er begann am ganzen Körper zu zittern.

    »Was wissen Sie davon?«

    »Ich weiß es eben«, ging Rhodan mit einer wegwerfenden Handbewegung darüber hinweg. »Nun, werden Sie mir berichten, was mit diesen Wesen ist und wo sie leben?«

    Der Thort schüttelte den Kopf. »Selbst wenn ich wollte, könnte ich es nicht. Es ist schon zu lange her, und die Berichte darüber verlieren sich in der Vorzeit. Ich bin bereit, die Unterlagen darüber zu beschaffen, und dann können wir darüber sprechen. Aber ich glaube nicht, dass ich Ihnen helfen kann.«

    »Ich schon«, sagte Rhodan und sah Bully an. »Verlieren wir keine Zeit mehr. Wir haben schon viel zu lange gewartet.« Wieder an den Thort gewandt, fuhr er fort: »Ich werde Ihre Zusage nicht vergessen. Halten Sie es nicht für eine Laune von mir, aber wenn die geheimnisvollen Wesen tatsächlich länger als die Sonne leben, dann müssen sie noch heute existieren. Denn auch die Sonne lebt ja noch.«

    Kekéler trat auf Rofus aus dem Transmitterkäfig. Eine Depesche hatte ihn hinbeordert. Rhodan erwartete ihn mit Bully und dem Mutantenkorps.

    Rhodan gab dem farbenprächtig gekleideten Sicha freundschaftlich die Hand.

    »Ich freue mich, meinen Verbündeten wiederzusehen«, sagte er. »Wie steht es mit eurem Freiheitskampf?«

    »Er fordert seine Opfer und bringt uns keinen Schritt weiter«, gab Kekéler zu. »Die Topsider werden von Tag zu Tag misstrauischer, haben fast alle eingeborenen Hilfskräfte entlassen und die Wachen überall verdoppelt. Wir haben die Verbindung zu mehreren Widerstandsgruppen hergestellt und den Kampf mehr organisiert, dafür werden die Vergeltungsmaßnahmen der Topsider härter. Erst kürzlich wurde ein Dorf der Ferronen zerstört. Alle Bewohner wurden getötet, weil man unter ihnen Freiheitskämpfer vermutete.«

    »Es sind die gleichen Methoden, wie man sie auch auf der Erde kannte«, murmelte Rhodan verbittert. Eine steile Falte stand auf seiner Stirn. »Weiter, Kekéler. Neuigkeiten?«

    »Keine, Rhodan. Wir werden weiterkämpfen, bis der Thort nach Ferrol zurückkehren kann, oder bis wir ...« Er stockte, dann schluckte er und fügte hinzu: »... alle tot sind.«

    »Keine Sorge, das wird nicht geschehen. Ich habe Verstärkung mitgebracht. Einige Angehörige des Mutantenkorps sind den Sichas ja bereits bekannt. Tako Kakuta, zum Beispiel. Auch an Wuriu Sengu wird man sich erinnern. Aber wie sie auch heißen mögen, sie sind die Freunde der Ferronen und damit der Sichas. Das Hauptquartier des Widerstands wird nach Sic-Horum, der Hauptstadt im Gebirge, verlegt. Von dort aus wird Reginald Bull die einzelnen Mutanten je nach Bedarf einsetzen.«

    »Es ist alles für eine Aufnahme vorbereitet«, sagte Kekéler.

    »Danke. Ich habe mit Bull alle Einzelheiten der Aktion durchgesprochen, und er weiß Bescheid. In drei Tagen werde ich selbst nach Sic-Horum kommen und mich um die letzte Phase des Befreiungskampfes kümmern. Und nun – lebt wohl. Viel Erfolg.«

    Kekéler zögerte, dann fragte er: »Uns fehlen Waffen, Rhodan. Ohne Waffen ...«

    »Waffen?«, fragte Rhodan erstaunt, dann lächelte er verstehend. »Oh, das hätte ich fast vergessen zu erwähnen. Wir brauchen ab sofort keine Waffen mehr. Von dieser Sekunde an ist der Krieg gegen die Invasoren ein Krieg des Geistes. Unsere Waffe ist das Gehirn. Und ich glaube, unser Gehirn ist besser als das der Topsider.«

    Der Transmitter öffnete sich und nahm die ersten Mutanten auf.

    3.

    Trker-Hon saß seinem Oberbefehlshaber, dem Admiral Chrekt-Orn, gegenüber. Vor wenigen Wochen war Trker-Hon schon so gut wie tot gewesen, als sein Flaggschiff beim Kampf gegen den Arkonidenraumer zerstört wurde. Ein versprengtes Schiff hatte ihn rein zufällig im Raum treibend gefunden und aufgefischt. Die beiden Echsenabkömmlinge wirkten aufgeregt. Das zeigte sich im Ausdruck ihrer breiten Froschgesichter mit den schwarzen, hervorstehenden Augen.

    »Die Offensive wird morgen beginnen«, sagte Chrekt-Orn mit Nachdruck. »Wir können damit rechnen, dass der gestohlene Arkonidenkreuzer einen Unfall erlitten hat. Wahrscheinlich wurden die Ferronen nicht fertig mit ihm und verschwanden auf Nimmerwiedersehen im Hyperraum. Somit erhöhen sich unsere Chancen, einen schnellen Sieg über den Gegner zu erringen und das gesamte System in Besitz zu nehmen. Dabei werden wir auch jenes Schiff finden, das den Hilferuf ausschickte, der uns hergelockt hat.«

    »Manchmal meine ich«, sagte Trker-Hon sinnend, »dass wir uns irrten und in einem falschen System gelandet sind. Bei der großen Entfernung ist eine Fehlrechnung durchaus möglich.«

    »Die Astronomen des Despoten irren sich nie«, erklärte der Admiral streng und erinnerte seinen Untergebenen daran, dass Vorgesetzte niemals Fehler machen. »Dies ist das richtige System, und wir werden das havarierte Schiff der Arkoniden finden und damit einen Ersatz für das verlorengegangene erhalten. Oder wollen Sie ohne ein Arkonidenschiff nach Topsid zurückkehren? Sie wissen, was Sie dort erwartet.«

    Das allerdings wusste Trker-Hon sehr gut.

    »Der Despot ist ein Narr«, sagte Trker-Hon seelenruhig. »Er ist ein grausamer und zugleich dummer Kerl.«

    Der Admiral starrte den Mann fassungslos an und ließ ein zischendes Pfeifen maßloser Überraschung hören. Die Schuppen in seinem Gesicht verfärbten sich.

    »Was?«, stieß er hervor und schnappte nach Luft. Bisher hatte noch nie jemand gewagt, derartige Beleidigungen auszustoßen. Es war seine Pflicht, den jungen Offizier sofort vor ein Ehrengericht zu stellen und verurteilen zu lassen. Es gab nur ein Urteil: Tod. »Was sagten Sie?«

    »Außerdem sind auch Sie ein Narr, Admiral! Sehen Sie denn nicht, wie ungerecht wir vorgehen? Die Ferronen sind freundliche Wesen, die ein Anrecht auf ihren Heimatplaneten haben. Es ist nicht recht von uns, ihre Welt zu besetzen. Ich wiederhole also: Sie sind ein Narr, weil Sie die Befehle unseres Despoten so widerstandslos ausführen. Das wird Sie später nicht von der Verantwortung befreien, wenn man Sie vor Gericht stellt.«

    Der Admiral versuchte, seine in Aufruhr geratenen Gedanken zu beruhigen. Das war ihm in seiner ganzen Laufbahn noch nicht passiert, dass ein Offizier in seiner Gegenwart einfach zu meutern begann. Der Kerl musste den Verstand verloren haben.

    »Trker-Hon! Im Namen des Despoten verhafte ich Sie!« Er drückte auf den Knopf seines Nachrichtengeräts und wartete, bis eine Ordonnanz eintrat. »Hjera, holen Sie die Wache! Trker-Hon ist seines Offiziersrangs entkleidet und sämtlicher Ämter enthoben. Er wird vor Gericht gestellt.«

    »Sie sind wohl nicht ganz in Ordnung«, sagte die Ordonnanz und rührte sich nicht vom Fleck. Der Admiral hatte das Gefühl, ihn habe der Schlag getroffen. Eine Welt stürzte in ihm zusammen. Sein Volk kannte seit Beginn der Zeiten nur Gehorsam. Das geringste Anzeichen einer Rebellion wurde stets mit entsprechenden Mitteln unterdrückt. Und nun ...

    Er gab Alarm. Bewaffnete Posten stürzten ins Zimmer. In ihren Händen trugen sie gefährliche Strahlenwaffen.

    »Nehmt die beiden fest!«, keuchte Chrekt-Orn atemlos. »Sie verhöhnen den Despoten. Vor Gericht mit ihnen! Sie sollen ...«

    Er fand keine Worte mehr und sank hinter seinem Tisch zusammen. Er war zu alt, diese Ungeheuerlichkeit länger zu ertragen. Schweigend entwaffneten die Posten die beiden Übeltäter, in deren Gesichtsausdruck sich plötzlich nichts als maßlose Überraschung zeigte. Völlig überrumpelt ließen sie sich abführen.

    »Was ist denn geschehen?«, konnte Trker-Hon nur murmeln, aber er bekam keine Antwort auf seine Frage.

    Doch das war nur der Anfang der Offensive der Mutanten.

    Bully hatte den Einmanntransmitter im Roten Palast wieder in Betrieb genommen und hatte somit die Möglichkeit, seine Leute einzeln direkt in die Zentrale der Topsider zu schicken. Der Empfangskäfig stand in einem Geheimfach zwischen Hohlwänden und war vom Gegner bisher noch nicht entdeckt worden. Ein enger Gang verzweigte sich und führte zu verschiedenen Räumen, Kammern und Korridoren. Diese Einrichtung ermöglichte es Bullys Leuten, jederzeit überall im Palast unerwartet aufzutauchen und wieder zu verschwinden. Die Erbauer hatten wirklich an alles gedacht, aber sicherlich niemals geahnt, dass ihre weise Voraussicht einmal dazu dienen würde, eine Invasion Fremder abzuwehren.

    Wuriu Sengu war wieder einmal die Schlüsselfigur. Zusammen mit Bully hockte er in einer Ecke der Hohlmauer und ließ seine unglaubliche Fähigkeit spielen. Der kräftig gebaute Japaner war der »Seher« des Mutantenkorps. Feste Materie bedeutete für seine Augen kein Hindernis. Er sah durch alles hindurch und konnte jeden Gegenstand erkennen, auf dessen Atomstruktur er sich einstellte.

    »Was ist?«, flüsterte Bully gespannt. Ihm machte dieser Kleinkrieg mitten im Hauptquartier der Echsen großen Spaß. Seine angeborene Lust, die Dinge zu komplizieren, verhinderte, dass er einfach die Mutanten losließ und ihnen befahl, die Armee der Topsider meutern zu lassen. Nein, wenn schon, dann wollte er auch seine Freude an der Geschichte haben. Die Topsider sollten ihr Leben lang an diesen Kriegszug zurückdenken.

    Der Japaner flüsterte zurück: »Der Admiral hat den Offizier und die Ordonnanz verhaften lassen. André Noir hat seine Sache ausgezeichnet gemacht.«

    In der anderen Ecke kicherte der in Japan geborene Franzose befriedigt. Er wurde als »Hypno« bezeichnet und konnte fremden Menschen seinen Willen aufzwingen. Aber nicht nur Menschen, sondern auch außerirdischen Intelligenzen, wie sich gerade erneut bewiesen hatte.

    »Ist das ein Spaß! Ich habe diesen Trker-Hon soeben aus dem Bann entlassen. Er kann sich natürlich an nichts erinnern und wundert sich, warum der General ihn verhaften ließ.«

    »Admiral«, verbesserte ihn Sengu sanft.

    »Ist doch egal, Wuriu. Hauptsache ist, der Echsenhäuptling sieht die Disziplin seiner Leute schwinden. Er wird sich das nicht erklären können und an seinem Verstand zu zweifeln beginnen. Das beste wird sein, er beginnt allmählich an Geister zu glauben.«

    »Das wird kaum ausbleiben.« Bully grinste im Schein der schwachen Lampe. »Die gesamte Streitmacht der Topsider soll an Geister glauben. So möchte es Rhodan.«

    Sengu starrte gegen die Wand.

    »Die Posten bringen die beiden Gefangenen in ein Gefängnis und sperren sie darin ein. Ich bin gespannt, was der Admiral nun tun wird. Ob er seinen besten Mitarbeiter zum Tode verurteilen lässt?«

    »Die Moral der Echsen lässt keine andere Möglichkeit zu«, erwiderte Bully nickend. »Eine verrückte Rasse.«

    »Warum?«, fragte André Noir ernst. »Ich kann mich entsinnen, dass es auch auf Terra einst eine Zeit gab ...«

    »Still!«, rief Anne Sloane, die sich bisher nicht bemerkbar gemacht hatte. Die zierliche Amerikanerin war eine Telekinetin. Sie konnte auf große Entfernungen hin jeden Gegenstand kraft ihres Geistes anheben und transportieren. Ihre rechte Hand lag fest in der Sengus.

    Der Seher flüsterte ihr zu: »Der Admiral kommt wieder zu sich. Er spricht in den Kommunikator. Ich kann natürlich nicht verstehen, was er sagt.«

    »Aber ich«, warf Marshall, der Telepath, ein. »Er gibt den Befehl zur Einberufung einer außerordentlichen Einsatzbesprechung. Alle Kommandanten der nicht im Einsatz befindlichen Schlachtkreuzer sind eingeladen. Gleichzeitig hat er angeordnet, dass die Hypersendegeräte vorbereitet werden. Er will nach der Konferenz eine Direktverbindung zum Despoten auf Topsid herstellen. Donnerwetter, das sind über achthundert Lichtjahre. Da bin ich aber gespannt.«

    »Die Nase kann er doch wohl noch nicht voll haben«, meinte Bully. Seine Stimme klang so enttäuscht, dass Anne unwillkürlich lachen musste. »Er soll doch richtige Angst bekommen, ehe er ...«

    »Keine Sorge«, unterbrach ihn Marshall. »Ganz im Gegenteil! Er will vom Despoten die Erlaubnis zur Aufgabe des achten Planeten erhalten und gleichzeitig die Genehmigung, Ferrol zu zerstören. Dann sagte er noch etwas, als er das Gerät abschaltete, aber ich begreife nicht, was er damit meint.«

    »Was war das?« Bully wurde hellhörig.

    »So ähnlich wie: ›die falsche Welt, aber ich werde die richtige schon finden‹.«

    »Er meint die Erde«, sagte Sengu bestürzt.

    »Leben wir auf der Erde länger als die Sonne?«, meinte

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