Streiten? Unbedingt!: Ein persönliches Plädoyer
Von Michel Friedman
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Über dieses E-Book
Sollen wir streiten? Wohin führt das? Und warum streiten wir Deutsche anders als beispielsweise die Franzosen?
Michel Friedmans neuestes Buch ist ein starkes Plädoyer für das Streiten mit den anderen über die Dinge, die uns wichtig sind. Denn nur Streiten bringt uns weiter.
Michel Friedman
Michel Friedman has been practising in real estate since 1990.In his first two years in real estate, Michel completed his broker qualification and became an award-winning real estate agent. During his career, Michel managed real estate offices of 50 REALTORS®, 250 REALTORS® and 1,200 REALTORS® per office. Michel was general manager of an international real estate franchise operation, overseeing franchise sales, franchise relations, franchise education, and legal and accounting departments; vice president of a brokerage of 2,500 REALTORS®; owner of a brokerage that he quickly grew to 135 agents; and acted as a trainer and coach in all of these companies. Michel was also a trainer at the Toronto Real Estate Board and was an authorized provider for the Real Estate Council of Ontario, Canada, (RECO) for various continuing education credit courses.Michel has helped many REALTORS® become great producers by using training methods that he developed and was influenced by. These methods are presented in this book.www.staragent.ca
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Rezensionen für Streiten? Unbedingt!
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Buchvorschau
Streiten? Unbedingt! - Michel Friedman
I.
Ein Zweifeln. Eine Irritation. Ein Zögern. Eine Unsicherheit. Eine Frage. Ein Nein. Ein Warum. Und schon ist er da: der Dialog, die Diskussion, die Auseinandersetzung, der Konflikt, der Streit. – Um einen Gedanken, einen Standpunkt, eine Meinung, eine Haltung, eine These, ein Bedürfnis. Das Warum nötigt, zwingt zum Weil. Es schreit danach. Nach dem Argument. Und schon geht es wieder los, mit dem Zweifel, der Unsicherheit, der Dekonstruktion des Arguments und der Herausforderung, ein eigenes Weil zu denken, zu entwickeln, zu formulieren. Der Streit ist wunderbar, herausfordernd, schmerzhaft, anstrengend, hoffnungsvoll, kränkend, sinnlich, leidenschaftlich, still und leise, laut und brüllend, kognitiv und emotional – und hört nie auf. Seit es den Menschen gibt. Der Mensch und der Streit sind existenzielle Zwillingserscheinungen. Wir suchen, wir ringen nach Antworten, finden dabei meist wieder neue Fragen. Solange wir streiten, verzweifeln wir nicht an diesem Prozess. Wer nicht mehr streitet, gibt auf. Die Evolution des Menschen ist gekoppelt an seine Fähigkeit zu zweifeln, zu widersprechen, zu streiten, um sich dynamisch weiterzuentwickeln. Dabei muss berücksichtigt werden, dass der Streit auch Zerstörungspotenzial in sich birgt. Unkontrollierte Aggressionen freisetzen kann. Destruktiv sein kann. Umso mehr ist auf das Wie zu achten. Nichtsdestotrotz ist der Streit ein unverzichtbares Instrument, weil er Weg und Voraussetzung für Veränderung ist. Ohne Streit ist der Entwicklungs- und Reifungs- prozess des Menschen undenkbar. Beobachten kann man das am wachsenden Widerstand des Kindes, den Eltern »zu gehorchen«. Daran, dass das Imitieren, also das Nichthinterfragen, ob das Vorgegebene sinnvoll und richtig ist, reduziert wird. Man erkennt es auch an der Pubertät – der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit im Streitmodus mit der Elterngeneration, um dadurch eine eigene Identität zu entwickeln. Aber Vorsicht: Infragestellen und Infragegestelltwerden bleiben eine lebenslange Herausforderung.
Der Psychologe Michael Cöllen formuliert das so: »Streit ist not-wendig [sic] und erfüllt wichtige psychologische Funktionen. Streit dient der Selbstentfaltung, der Positionsbestimmung, der Veränderung und der Sinnfindung. Im Kern geht es um das Ringen menschlicher Potenzialentfaltung.«¹ Dieses Ringen ist ein lebenslanges Lernen. Lernen ist ein Suchen, ein Fragezeichen, das von den Lehrenden oft und gerne mit einem insistierenden Ausrufezeichen beantwortet wird. Dieses Ausrufezeichen infrage zu stellen, also streitig zu machen, und damit auch den Lehrenden infrage zu stellen, ist für die meisten schmerzhaft. Alle Emanzipationsprozesse der Menschheitsgeschichte sind Entkopplungsgeschichten von der herrschenden Macht und der herrschenden Meinung. Sie stellen diese infrage, stellen diese streitig und fordern sie damit heraus. Ohne Streit ist Fortschritt undenkbar und Stillstand oder Rückschritt unvermeidlich. Dieser nie endende Prozess, mit sich und anderen Konflikte zu erkennen, sie zu benennen und im streitigen Dialog zu verhandeln, ist ein emanzipa- torischer Prozess. Eine Häutung, die die nächsttiefere Schicht zum Vorschein bringt. Die Frauenbewegungen, die für die Rechte und Gleichstellung der Frau kämpfen, die Bürgerrechtsbewegung in den USA, die friedliche Revolution in der DDR, die Schwulen- und LQBTQI*-Bewegung sind nur durch Konflikte, durch Streit, durch Auseinandersetzung möglich geworden. Emanzipatorische Prozesse, individuell wie kollektiv politisch, sind die Antwort auf Entfremdung und Selbstentfremdung. Sie sind der Ausdruck von verkrusteter Macht. Auch im wirtschaftlichen Bereich. Ohne die Arbeiterbewegungen, die für die Rechte der Arbeitnehmer mit den Arbeitgebern gestritten haben und heute noch streiten müssen, wäre die soziale Marktwirtschaft undenkbar geworden. Wie notwendig dieser Streit, dieser Konflikt ist, umso mehr, wenn man ihn global betrachtet, ist überdeutlich. Diese Emanzipationsprozesse sind der Ausdruck von einer Sehnsucht nach mehr Freiheit und Selbstbestimmung. Sind der Versuch, der Fremdbestimmung etwas entgegenzustellen. Sich dagegen zu wehren, dass andere Macht über das eigene Leben ausüben. Je substanzieller sich dieser Prozess entwickelt, desto sichtbarer werden die Konflikt- und Streitschichten. Der Mensch, der mit anderen Menschen lebt, erfährt zwingend solche Auseinandersetzungen.
Bestenfalls entwickelt der Mensch seine Beziehung zum Anderen durch seine kritische Neugier und