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Wenn der Traumprinz zweimal klingelt!: Humorvoller Liebesroman
Wenn der Traumprinz zweimal klingelt!: Humorvoller Liebesroman
Wenn der Traumprinz zweimal klingelt!: Humorvoller Liebesroman
eBook223 Seiten2 Stunden

Wenn der Traumprinz zweimal klingelt!: Humorvoller Liebesroman

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Über dieses E-Book

Eine zuckersüße Romanze - witzig, charmant und sexy!

Lory wird dreißig. Und als wäre das noch nicht schlimm genug, muss sie sich eingestehen, dass in ihrem Leben nichts so verlaufen ist wie geplant. Sie ist Single, lebt über der Garage ihrer Eltern, und verdient ihren Lebensunterhalt mit dem Übersetzen von Bedienungsanleitungen. Zu allem Übel ist ihr auch noch nie ein Kerl über den Weg gelaufen, der ihr Herz hätte höherschlagen lassen. Sie fühlt sich mit dreißig eindeutig zu alt und abgebrüht, um die erste große Liebe zu erleben. Aber unverhofft kommt oft! Ganz plötzlich findet Lory einen Mann – und zwar im Internet. Sogar einen Profi, der sein Handwerk versteht! Sie antwortet auf die Anzeige eines Gigolos und bald darauf steht der Traumprinz vor ihrer Tür: gutaussehend, charmant, im Anzug. Doch damit fangen die Probleme erst an, denn Mike ist ein Callboy der besonderen Art …

Leserstimmen:

»Eine Geschichte zum Dahinschmelzen.«

»... herrlich amüsant mit einem Hauch Erotik ...«

»Die Charaktere sind einfach nur zum Liebhaben.«

»... herzlich und ehrlich ...«

Über die Autorin:

Maren C. Jones schreibt moderne Lovestorys mit spannenden Charakteren - mal humorvoll, mal dramatisch, aber immer mit Herz!

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum25. Juni 2019
ISBN9783739678085
Wenn der Traumprinz zweimal klingelt!: Humorvoller Liebesroman

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    Buchvorschau

    Wenn der Traumprinz zweimal klingelt! - Maren C. Jones

    1

    Es gab nichts Schlimmeres, als dreißig zu werden.

    Zumindest war Lory felsenfest davon überzeugt.

    Sie stand im Badezimmer und blickte in den Spiegel. Erschöpft sah sie aus. Auf ihrer Nase hatte sich ein Pickel gebildet, den sie nur mit viel Mühe überschminkte. Seufzend verteilte sie das Make-up in ihrem Gesicht, da hörte sie ein Klopfen.

    War etwa ihre Mutter vor der Tür, um sie aufzufordern, sich zu beeilen? Schließlich kam sie noch zu spät zu ihrer Geburtstagsparty, die in der Küche ihrer Eltern stattfand. Die Zahl der geladenen Gäste konnte sie an einer Hand abzählen.

    Eigentlich hatte sie nur Ben eingeladen, ihren Freund. Sie kannte ihn seit Kindertagen und genauso lange klebten sie auch schon aneinander. Ihre Eltern liebten Ben. Gemocht hatten sie ihn schon immer, aber seit Lory und er mehr als nur Freunde waren, liebten sie ihn. Vor allem aber waren sie überglücklich, da ihre Tochter endlich einen Mann gefunden hatte. Lory lag schon immer viel daran, andere glücklich zu machen! Genau deswegen hatte sie ihren Eltern das Märchen von der neuen Beziehung aufgetischt. Denn Ben hatte keinerlei sexuelles Interesse an Frauen. Da war Lory natürlich auch keine Ausnahme, selbst wenn sie ab und an Männerklamotten trug – Boxershorts waren richtig bequem! – und gerne breitbeinig saß, während sie Bier trinkend über das Leben sinnierte.

    Sie sinnierte oft. In letzter Zeit immer öfter. Denn heute wurde sie dreißig. Das bedeutete zweifellos, sie hatte die besten Jahre schon hinter sich und die schlimmsten noch vor sich.

    Gleich musste sie einer obligatorischen Geburtstagsparty beiwohnen, die ihr wieder mal aufzeigen würde, dass sie eine absolute Versagerin war. Eigentlich hatte sie in diesen dreißig Jahren rein gar nichts erreicht. Jedenfalls nichts, worauf sie stolz sein konnte.

    Sie hörte erneut ein Klopfen und nun ertönte eine ihr vertraute Stimme:

    »Lory, mach endlich auf!« Es war Ben. Sie stürmte hin und öffnete ihm erleichtert.

    »Deine Mutter steckt schon die Kerzen auf den Kuchen«, sagte er. Sein Haar war blau gefärbt.

    »Steht dir!«, kommentierte Lory anerkennend. Gestern war es noch platinblond gewesen.

    »Du meinst die Haare?«, fragte er ganz unschuldig und wischte mit seinen dünnen Fingern die Fransen aus der Stirn.

    »Natürlich«, brummte sie. Ben war groß und dürr. Lory hatte immer das Gefühl, man hätte ihn zusammenfalten und problemlos in einen mittelgroßen Koffer stopfen können. Zudem hatte er eine Tätowierung am Hals und eine auf dem Penis – das behauptete er zumindest. Gezeigt hatte er ihr sein bestes Stück glücklicherweise noch nie! An seinem Hals prangte jedenfalls eine fünfzackige Krone. Sie stand für Loyalität und Würde. Loyal war Ben durchaus, aber würdevoll? Er ließ sich auf ihr Bett fallen – es war ein Wasserbett - und ihr entging nicht, dass er sich ungeniert im Schritt kratzte. Auf seinem T-Shirt war ein großer gelber Smiley abgebildet. Wollte er sich über sie lustig machen? Er wusste doch, dass ihr heute gar nicht zum Lachen zumute war!

    Lory zog sich das Shirt über den Kopf und stand nun im BH vor Ben, was ihr herzlich egal war. Denn Ben nahm sie nicht als Mann wahr, er war ihr Freund. Sie tratschten oft stundenlang miteinander, trösteten sich gegenseitig, wenn sie Liebeskummer hatten – was bei ihm ständig vorkam und bei ihr … nie.

    Seufzend öffnete sie den Kleiderschrank und suchte nach etwas Passendem für den heutigen Anlass. Sie entschied sich für ein Top in Butterblumenfarbe und einen knielangen lila Cheerleader-Rock mit grünen Faltenböden, den sie selbst geschneidert hatte.

    Ihre Eltern sagten immer, sie sähe lächerlich aus. Ihre ausgeflippten Klamotten wären auch einer der vielen Gründe – es gab noch weitere -, warum sie keinen Mann bekam.

    Fertig angezogen stellte sie sich vor den Spiegel und betrachtete sich kritisch.

    »Für wen machst du dich eigentlich so hübsch?«, wollte Ben plötzlich wissen.

    »Für mich, natürlich«, erwiderte Lory selbstbewusst. Ben stand ruckartig vom Bett auf ging auf sie zu. Lory drehte sich instinktiv zu ihm um. Als sie sich ganz nah waren, griff er plötzlich nach einer ihrer Haarsträhnen und wickelte sie sich um den Finger.

    Sie schob seine Hand entschieden beiseite und sagte: »Lass das!«

    »Warum denn?« Er grinste breit. So zu tun, als wären sie ein Paar, schien ihm weit mehr Spaß zu machen als ihr. »Wenn du dich so zickig verhältst, dann mache ich Schluss mit dir«, witzelte er gut gelaunt. Lory verdrehte die Augen, sagte aber nichts.

    »Du siehst wirklich nett aus«, meinte Ben nun ernst.

    »Nett?«, hakte sie nach.

    »Du siehst eben aus wie du«, erklärte er grinsend und umschiffte somit gekonnt ein Kompliment – oder eine Beleidigung. Sie liebte nun mal farbenfrohe Kleider! Die Welt war ohnehin grau genug.

    Ein letztes Mal blickte sie in den Ganzkörperspiegel an der Schranktür.

    Heute wurde sie dreißig. Drei-ßig! Sie konnte es noch immer nicht fassen! Sah sie wie dreißig aus? Die Oberschenkel waren schon lange nicht mehr ganz so straff. Auf ihrer Stirn hatten sich zwei Falten gebildet, die nicht mehr weggehen wollten, weil sie viel zu oft skeptisch guckte. Sie wog fünf Kilogramm mehr als noch vor zehn Jahren, trotzdem war sie nicht dick. Einzig die schulterlangen ockerbraunen Haare sahen so aus wie immer. Glatt und dünn.

    »Können wir jetzt endlich gehen, Prinzessin?«, fragte Ben gelangweilt.

    »Natürlich, mein Prinz«, erwiderte sie süffisant und hakte sich sofort bei ihm ein, als er ihr den Arm hinhielt. Adelig war nur Ben, denn er hatte eine Krone. Auch wenn er sie am Hals trug und nicht auf dem Kopf.

    »Soll ich heute hier übernachten?«, fragte er salopp.

    »Wäre keine schlechte Idee.« Um die vorgetäuschte Beziehung möglichst echt aussehen zu lassen, war es nötig, dass Ben ab und an in ihrem Zimmer nächtigte. Dabei sorgte sie immer dafür, dass ihre Eltern es auch mitkriegten, was nicht schwierig war, schließlich wohnten sie alle im selben Haus. Nach dem Studium war Lory mangels besserer Alternativen – und weil’s bequemer war – wieder bei ihren Eltern eingezogen. Sie wohnte in einem Zimmer über der Garage, welches früher als Abstellraum genutzt wurde und worin es neben einem Bett, einem Schreibtisch, einer Dusche und einer Toilette nicht viel zu bestaunen gab.

    Arm in Arm schlenderte sie mit Ben die Treppe hinunter, bis sie einen schmalen Gang erreichten, der die Garage mit dem Wohnhaus verband. Sie marschierten feierlich voran und Lory fühlte sich wie eine Braut, die zum Traualtar geführt wurde. Eine Braut zu sein, hatte sie sich immer gewünscht. Im weißen Kleid wunderhübsch auszusehen, den zukünftigen Ehemann im Blick zu haben, während sie sich Schritt für Schritt auf ihn zubewegte … Sie blieb abrupt stehen.

    »Was ist?«, fragte Ben besorgt.

    »Wann graben wir eigentlich die Kiste aus?«, wollte sie wissen.

    »Welche Kiste?«, meinte er beiläufig. Sie knuffte ihm daraufhin in die Seite.

    »Na, die Kiste, die wir im Garten vergraben haben!«, meinte sie streng. Es handelte sich dabei um eine Zeitkapsel.

    »Ach … die Kiste?«, erwiderte er grinsend.

    »In die Kiste haben wir unsere Träume gepackt …« Es war eine alte Blechkiste gewesen, in der ihr Vater ursprünglich Schraubenschlüssel aufbewahrt hatte. In der Schule hatten sie darüber nachdenken müssen, was sie mal tun und sein wollten, wenn sie erwachsen waren. Wie alt waren sie damals gewesen? Zehn oder elf? Lory war die Idee gekommen, die Gedanken niederzuschreiben, sie irgendwo zu vergraben und Jahre später nachzusehen, ob all die Wünsche in Erfüllung gegangen waren.

    An ihrem dreißigsten Geburtstag hatten sie die Zeitkapsel öffnen wollen. Und das war heute …

    »Du hast wirklich nicht mehr daran gedacht?«, fragte sie verwundert. Ben hatte doch ein Gedächtnis wie ein Elefant!

    »Doch, doch ...«, brummelte er.

    »Ich will die Kiste heute noch ausgraben«, sagte sie entschieden. Ben war schon vor einigen Monaten dreißig geworden. Er hatte den vergrabenen Schatz bislang aber nie erwähnt.

    »Das machen wir nach der Party, okay?«, entgegnete er. Sie nickte rasch und endlich erreichten sie die Küche. Auf dem Tisch stand die Torte, wie erwartet. Und ihre Eltern standen daneben, mit jeweils einem breiten Grinsen im Gesicht. Die Bluse ihrer Mutter war wie immer perfekt gebügelt, genauso wie das Hemd ihres Vaters, dessen Kragen unter dem Pulli mit V-Ausschnitt und Karomuster hervorragte. Im Vergleich zu Lory trug ihre Mutter immer schlichte Röcke, in grau oder braun, manchmal war sie mutig und entschied sich für graubraun.

    Lory lief es kalt den Rücken runter. Ben mit seinen blauen Haaren, dem T-Shirt mit dem Smiley, und Lory mit ihrem bunten Outfit passten so gar nicht in die überaus saubere und moderne, beinahe steril wirkende Küche. Ihre Eltern hingegen schienen wie Einrichtungsgegenstände, so perfekt harmonierten sie mit dem Mobiliar. Sie waren das genaue Gengenteil von ausgeflippt. Sollten sie je in Erfahrung bringen, dass Ben lieber am anderen Ufer fischte, würden sie ihn sicher nicht mehr lieben. Dann würden sie ihn nicht mal mehr mögen …

    »Alles Gute, Lory!«, rief ihre Mutter und schlang die Arme um sie. Lory kriegte nur schwer Luft. Aber ihre Mutter war schon immer recht energisch und auch etwas grob gewesen.

    »Alles Gute, meine Kleine«, sagte nun ihr Vater. Er war der Nächste, der sie in den Arm nahm.

    Diese »Party« verdiente es nicht, als solche bezeichnet zu werden. Ihre Eltern hatten zwar ein paar Girlanden aufgehängt – war Lory nicht schon zu alt dafür? – und sie trugen sogar ein albernes Partyhütchen, aber dennoch war das hier nichts anderes als eine Feier im allerkleinsten Kreis. Leider gab es niemanden sonst, der mit ihr feiern wollte. Alle Menschen, die sie liebte, hatten sich im Moment um die lecker aussehende Schokoladentorte versammelt. Daneben lagen die Geschenke.

    Ben schmatzte ihr plötzlich einen Kuss auf die Schläfe und ihr entging nicht, wie die Augen ihrer Mutter daraufhin strahlten! Ihren zukünftigen Schwiegersohn hatte sie sich wahrlich anders vorgestellt - ohne Tattoos und gefärbte Haare -, aber nach all den Jahren hatte sie ihre Erwartungen heruntergeschraubt. Hauptsache, Lory endete nicht als alte Jungfer!

    »Setzt euch hin!« Die Kuchenteller und Kaffeetassen standen bereits auf dem Tisch. Lory setzte sich brav und machte sich daran, die Geschenke auszupacken. Von ihrer Mutter bekam sie einen selbstgestrickten Schal – der Winter stand vor der Tür -, von ihrem Vater neue Schonbezüge für die Autositze – er war schon immer pragmatisch gewesen -, und von Ben sehr schick aussehende Betttücher, die sie dazu verwenden konnte, Maxiröcke zu schneidern.

    »Danke, Liebling«, sagte sie und küsste ihn auf den Mund, eigentlich auf den Mundwinkel. Sie drehten sich beide gleichzeitig schnell weg, sodass sich ihre Münder kaum berührten. Sie liebte Ben, aber küssen wollte sie ihn wirklich nicht.

    Die Torte schmeckte richtig lecker. Lorys miese Laune verflog. Und dann erinnerte sie sich wieder an die Zeitkapsel …

    Sie boxte Ben in die Seite und flüsterte ihm zu:

    »Hilfst du mir, die Kiste auszugraben?«

    »Jetzt?«

    »Ja, jetzt.«

    Mit einem Vorwand schlichen sie sich nach dem zweiten Stück Kuchen und der dritten Tasse Kaffee aus der Küche. Ihre Eltern stellten keine Fragen. Seit Lory endlich einen Mann gefunden hatte, sagten sie ohnehin nicht mehr viel.

    »Ich brauche eine Schaufel«, meinte Lory, während sie zur Garage lief, wo neben zwei Autos auch ein Motorrad stand. Ihr Vater hatte es sich vor einigen Jahren zugelegt. Wegen der Midlifecrisis, hatte ihre Mutter gemeint.

    Ben folgte ihr auf Schritt und Tritt, und Lory griff rasch nach dem Spaten. Wie zwei Räuber schlichen sie sich mit gekrümmten Rücken zu dem Apfelbaum, den ihr Vater gepflanzt hatte, als sie in dieses Haus eingezogen waren. Im selben Jahr war auch Lory zur Welt gekommen. Der Baum war so alt wie sie.

    Ihre Eltern drücken sich sicher am Küchenfenster die Nase platt, weil sie wissen wollten, was ihre Tochter vorhatte. Sie beobachteten sie ohnehin ständig.

    Energisch rammte Lory nun den Spaten in die Erde.

    »Weißt du noch, wo genau die Kiste vergraben ist?«, fragte Ben.

    »Nein, aber ich denke, … hier irgendwo …« Sie hatte bereits ein kleines Loch ausgehoben. »Willst du mir nicht helfen?«, meinte sie mürrisch. »Das ist Männerarbeit.«

    »Soll ich dann meinen Freund fragen, ob er herkommt?«, entgegnete Ben schelmisch. Sein Freund war ein Riese.

    »Wie lange seid ihr jetzt zusammen?«, fragte Lory beiläufig.

    »Bald ein Jahr. Toll, nicht?« Ben grinste breit. Seine Beziehungen nahm er nie ernst, zumindest tat er so, als würde er sie nie ernst nehmen. Er war noch immer auf der Suche nach dem Richtigen, sagte er ständig. Aber wenn dann einer der Falschen mit ihm Schluss machte, stand er heulend vor Lorys Tür. Keine seiner Beziehungen hatte bislang ein Jahr überdauert.

    »Und was ist mit dir?«, meinte er nun. »Willst du noch jungfräulich sterben?«

    Sie spürte augenblicklich, wie ihre Wangen heiß wurden.

    »Ich bin keine Jungfrau«, grummelte sie.

    »Ach nein?«, meinte er frech. »Du hattest erst einmal Sex, warst dabei betrunken und kannst dich nicht mehr daran erinnern.« Sie bereute es im Moment sehr, Ben in der Vergangenheit jedes noch so unwichtige Detail ihres unerfreulichen Lebens anvertraut zu haben. Dass sie nur einmal Sex gehabt hatte und dabei betrunken gewesen war, stimmte. Aber dass sie sich nicht erinnern konnte – da hatte sie gelogen. Die Wahrheit über ihr erstes Mal hatte sie nicht mal Ben verraten!

    »Trotzdem bin ich keine Jungfrau mehr«, beharrte sie. Mit dreißig noch nie Sex gehabt zu haben, war oberpeinlich. Mit dreißig erst einmal Sex gehabt zu haben, war nur peinlich. »Es gibt Schlimmeres«, fügte sie noch seufzend hinzu. Ihre Oma hatte immer gesagt, das Wichtigste im Leben sei die Gesundheit. Und Lory war gesund.

    Ben hatte die Hände mittlerweile in den Taschen seiner Jeans vergraben, die ihm viel zu weit war. Es sah nicht so aus, als wollte er ihr doch noch helfen.

    »Es gibt Schlimmeres? Wie eine Kiste mit Zukunftsplänen auszugraben, nur um zu sehen, dass sich keiner von ihnen erfüllt hat?«, meinte er plötzlich spöttisch.

    Sofort hielt sie inne. Das Loch, welches sie ausgehoben hatte, war mittlerweile recht groß und auch ziemlich tief. Es war wohl doch die falsche Stelle!

    »Woher willst du wissen, dass keiner in Erfüllung gegangen ist?«, fragte sie überrascht.

    Ben starrte ihr tief in die Augen, sagte aber nichts.

    »Du weißt nach all den Jahren noch, was du geschrieben hast?«, sagte sie erstaunt. Er zuckte nur mit den Schultern, was in Bens Fall ein klares Ja bedeutete. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Loch in der Erde zu und grub weiter.

    Die Schaufel stieß endlich auf etwas Hartes. Lory hockte sich hin und schob die Erde mit ihren Händen beiseite. Schmutz setzte sich unter ihren Fingernägeln fest.

    Und dann war die Kiste freigebuddelt. Ihr Herz schlug schneller. Würde sich zumindest ein einziger ihrer Träume erfüllt haben? Nur einer? Oder würde Ben am Ende recht behalten?

    2

    Mike machte sich, wie jeden Montag, auf den Weg zum Flohmarkt, um die eine oder andere Kostbarkeit zu ergattern. Er liebte es, alte und unnütze Dinge derart zu verändern,

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