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Schowkwa

ukrainische Stadt in der Oblast Lwiw, Ukraine

Schowkwa (ukrainisch Жовква, von 1951 bis 1991 Нестеров Nesterow; polnisch Żółkiew) ist eine ukrainische Stadt mit 13.000 Einwohnern. Sie liegt in der Oblast Lwiw, nördlich der Oblasthauptstadt Lwiw.

Schowkwa
Жовква
Wappen von Schowkwa
Schowkwa (Ukraine)
Schowkwa (Ukraine)
Schowkwa
Basisdaten
Oblast: Oblast Lwiw
Rajon: Rajon Lwiw
Höhe: 270 m
Fläche: 7,64 km²
Einwohner: 13.852 (1. Januar 2022)
Bevölkerungsdichte: 1.813 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 80304
Vorwahl: +380 3252
Geographische Lage: 50° 4′ N, 23° 58′ OKoordinaten: 50° 4′ 0″ N, 23° 58′ 0″ O
KATOTTH: UA46060130010043364
KOATUU: 4622710100
Verwaltungsgliederung: 1 Stadt, 48 Dörfer
Verwaltung
Bürgermeister: Oleg Volskyi
Adresse: пл. Вічева 1
80300 м. Жовква
Statistische Informationen
Schowkwa (Oblast Lwiw)
Schowkwa (Oblast Lwiw)
Schowkwa
i1
Der Hauptmarkt von Schowkwa
Innenhof des Schlosses
Kirche des Hl. Laurenz
Die Synagoge aus der Renaissance

Geschichte

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Der polnische Name der Stadt Żółkiew bezieht sich auf den polnischen Adligen Stanisław Żółkiewski. Dieser baute 1594 in einer bereits seit dem 14. Jahrhundert bestehenden Siedlung eine Befestigungsanlage und ein Schloss. Der Ort wurde in nur wenigen Jahren vergrößert und umgestaltet.

Im 17. Jahrhundert war die Stadt eine Residenz des polnischen Königs Johann III. Sobieski.

Die Stadt ist seit Jahrhunderten als Stadt des Handwerkes und des Kunstgewerbes bekannt. Töpfer, Glasbläser, Goldschmiede und Handweber waren hier ansässig. Dadurch gab es einen gewissen Wohlstand, der sich auch jetzt noch an den vielen schönen Gebäuden ablesen lässt.

1772 kam sie unter österreichische Herrschaft. Von 1850 bis 1918 war sie auch Sitz der Bezirkshauptmannschaft Żółkiew[1], von 1854 bis 1867 auch Sitz einer Kreisverwaltung in Galizien.

Bereits 1887 bekam die Ortschaft einen Eisenbahnanschluss durch den Bau eines Bahnhofs an der heutigen Bahnstrecke Lwiw–Hrebenne.

Von 1918 bis 1939 war die Stadt Teil der Zweiten Polnischen Republik und lag hier ab 1921 in der Woiwodschaft Lwów. Sie war Sitz des Powiat Żółkiew.

Von 1939 bis zum Zerfall der Sowjetunion 1991 gehörte die Stadt zur Sowjetunion und lag in der Ukrainischen SSR, mit einer Unterbrechung zwischen 1941 und 1944, als Schowkwa Teil des Generalgouvernements des Großdeutschen Reichs war. Sie bekam zunächst den ukrainischen Namen Scholkiw (Жолків) und wurde am 15. August 1944 auf den heute gültigen Namen umbenannt[2].

1951, in der Sowjetära, wurde die Stadt nach Pjotr Nikolajewitsch Nesterow benannt, einem Kunst- und Kampfflieger aus dem Ersten Weltkrieg, der nahe der Stadt bei dem vermutlich ersten Rammmanöver der Luftkriegsgeschichte ums Leben kam.

Erst am 11. Oktober 1991 kehrte man zum alten ukrainischen Namen Schowkwa zurück[3].

Jüdische Gemeinde bis zum Holocaust

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In der Stadt existierte seit 1593 eine jüdische Gemeinde. 1931 waren etwa 4400 Einwohner jüdischen Glaubens. Am 18. September 1939 wurde die Stadt zunächst von der Wehrmacht besetzt, die jedoch bereits am 23. September von den Sowjets abgelöst wurde. Bis zum Juni 1941 gehörte die Stadt zur Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Nach Beginn des deutschen Kriegs gegen die Sowjetunion wurde Schowkwa am 28. Juni 1941 erneut von den Deutschen besetzt. Die Synagoge wurde bereits am folgenden Tag in Brand gesteckt. Die erste Deportation von 700 alten und kranken Juden ins Vernichtungslager Belzec fand im März 1942 statt. Nur Arbeitsfähige wurden vorerst verschont. Eine zweite Deportation von 2000 Menschen nach Belzec fand am 22. November 1942 statt. Am 1. Dezember 1942 wurden die verbliebenen Juden der Stadt sowie aus umliegenden Ortschaften in einem Ghetto interniert. Ab dem 25. März 1943 wurde das Ghetto aufgelöst. Die Stadt sollte endgültig für „judenrein“ erklärt werden. Zu diesem Zweck wurden die Ghetto-Insassen in den Burk-Wald nahe der Stadt gebracht und dort erschossen. Nur 170 Juden wurden in das Zwangsarbeitslager Lemberg-Janowska bei Lemberg (Lwiw) deportiert, etwa 60 weitere wurden noch bis Juli 1943 in einem Arbeitslager in der Stadt eingesperrt, bis auch sie im Burk-Wald ermordet wurden. Als die Stadt am 24. Juli 1944 von der Roten Armee befreit wurde, hatten nur 70 jüdische Einwohner überlebt.

Persönlichkeiten

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Bohdan Chmelnyzkyj soll hier geboren und aufgewachsen sein. Sicher ist, dass sich Zar Peter I. über Monate in der Stadt aufhielt, denn hier befand sich 1706/07 zeitweilig das Oberkommando der russischen Armee. 1734 starb hier der polnische Kronprinz Jakob Louis Heinrich Sobieski. In Schowkwa geboren wurden der ukrainische Theologe und Historiker Mychajlo Harassewytsch (1763–1836), die bedeutende jiddischsprachige Schriftstellerin Salcia Landmann (1911–2002), der kommunistische Politiker Karl Volk (1896–1961), der Ingenieur Lubomyr Romankiw (1931–2024), der auch Ehrenbürger ist, sowie der Richter und Völkerrechtler Hersch Lauterpacht (1897–1960). Auch der in Wien wirkende Flötist und Komponist Karl Scholl (1778–1854)[4] wurde hier geboren.

Sehenswürdigkeiten

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  • Der große Marktplatz wird umrahmt vom Renaissance-Schloss und der Laurentiakathedrale.
  • Das eindrucksvolle Gotteshaus wurde 1606 errichtet. Die toskanischen Reliefsäulen lenken den Blick nach oben zu dem dekorativen Fries. Bemerkenswert ist auch das Westportal mit den Bildnissen der vier Evangelisten und vier Heiligen. Das Innere des Kreuzkuppelbaus wird von der mit Kassetten und Rosetten verzierten Kuppel dominiert, unterhalb der Kuppel sind auf vier großen Medaillonreliefs noch einmal die Evangelisten zu sehen.
  • Das Rathaus, welches sich in der Nähe befindet, wurde 1926 auf den Grundmauern älterer Gebäude errichtet und steht unmittelbar an der Befestigungsmauer des Schlosses. Der quadratische Turm mit zwei Balkonen erhebt sich über einen Eingangsbereich mit an Fässer erinnernden Säulen.
  • Die Synagoge im Stil der Spätrenaissance, 1692–1700 erbaut, wurde 1941 von den deutschen Besatzern schwer beschädigt und befindet sich trotz Restaurierungsversuchen in der Nachkriegszeit heute in prekärem Zustand.
  • in der Nähe des Ortes befindet sich eine alte Holzkirche, die seit 2013 Teil der UNESCO-Weltkulturerbes Holzkirchen der Karpatenregion ist
  • Die Stadt besitzt eine Vielzahl von historischen Bauten. Am Marktplatz finden sich zweistöckige Häuser aus dem 17. Jahrhundert mit breiten Arkaden, wie sie für Handelsstädte in Galizien üblich waren.

Verwaltungsgliederung

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Am 12. Juni 2020 wurde die Stadt zum Zentrum der neu gegründeten Stadtgemeinde Schowkwa (Жовківська міська громада/Schowkiwska miska hromada). Zu dieser zählen auch die in der untenstehenden Tabelle angeführten 48 Dörfer[5] im Rajon Lwiw; bis dahin bildet sie die Stadtratsgemeinde Schowkwa (Жовківська міська рада/Schowkiwska miska rada) im Rajon Schowkwa.

Folgende Orte sind neben dem Hauptort Schowkwa Teil der Gemeinde:

Name
ukrainisch transkribiert ukrainisch russisch polnisch
Bessidy Бесіди Беседы (Bessedy) Biesiady
Blyschtschywody Блищиводи Блищиводы (Blischtschiwody) Błyszczywody
Borowi Борові Боровые (Borowyje) Borowe
Derewnja Деревня Деревня Derewnia
Derniwka Дернівка Дерновка (Dernowka) Dernówka
Dibrowa Діброва Диброва Dąbrowa
Fijna Фійна Фийна Fujna
Halassi Галасі Галаси (Galassi) Hałasi
Hlynsk Глинськ Глинск (Glinsk) Glińsko
Hory Гори Горы (Gory) -
Kasumyn Казумин Казумин (Kasumin) Kazumin
Kopanka Копанка Копанка Pod Buczkiem/Kopanka
Kosulka Козулька Козулька Kozulka
Krechiw Крехів Крехов (Krechow) Krechów
Kropy Кропи Кропы Kropy
Kruta Dolyna Крута Долина Крутая Долина (Krutaja Dolina) Chamy
Kuljawa Кулява Кулява Kulawa
Ljubelja Любеля Любеля Lubella
Lypnyky Липники Липники (Lipniki) Lipina
Majdan Майдан Майдан (Maidan) Majdan
Mali Peredrymychy Малі Передримихи Малые Передремихи (Malyje Peredremichi) Przedrzymichy Małe
Mazoschyn Мацошин Мацошин (Mazoschin) Macoszyn
Mokrotyn Мокротин Мокротин (Mokrotin) Mokrotyn
Nahirzi Нагірці Нагорцы (Nagorzy) Nahorce
Nowa Skwarjawa Нова Скварява Новая Скварява (Nowaja Skwarjawa) Skwarzawa Nowa
Oplitna Оплітна Оплитна Opłytna
Papirnja Папірня Папирня Papiernia
Poljany Поляни Поляны Polany
Ruda Руда Руда Ruda Turyniecka
Ruda-Krechiwska Руда-Крехівська Руда-Креховская (Ruda-Krechowskaja) Ruda Krechowska
Sabrid Забрід Заброд (Sabrod) Zabród
Salosy Залози Залозы Załozy
Samotschok Замочок Замочек (Samotschek) Zameczek
Sarniwka Сарнівка Сарновка (Sarnowka) Sarnówka
Sawady Завади Завады Zawady
Schkoljari Школярі Школяри Szkolary
Sibolky Зіболки Зиболки (Sibolki) Dzibułki
Soposchyn Сопошин Сопошин (Soposchin) Soposzyn
Soroky Сороки Сороки (Soroki) Soroki
Sosnyna Соснина Соснина (Sosnina) Sosnina
Stara Skwarjawa Стара Скварява Старая Скварява (Staraja Skwarjawa) Skwarzawa Stara
Terniw Тернів Тернов Ternów
Tschystopillja Чистопілля Чистополье Ehrenfeld
Turynka Туринка Туринка (Turinka) Turynka
Welyki Peredrymychy Великі Передримихи Великие Передремихи (Welikije Peredremichi) Przedrzymichy Wielkie
Widrodschennja Відродження Видродження Mokrotyn Kolonja
Wjasowa В'язова Вязова Wiązowa
Wolja-Wyssozka Воля-Висоцька Воля-Высоцкая (Wolja-Wyssozkaja) Wola Wysocka

Literatur

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  • Philippe Sands, Rückkehr nach Lemberg : Über die Ursprünge von Genozid und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Übersetzung aus dem Englischen v. Reinhild Böhnke. S. Fischer, Frankfurt am Main 2018, ISBN 978-3-10-397302-0 (in dem Buch gibt es im Zusammenhang mit Hersch Lauterbach und seiner Familie diverse Hinweise und Darstellungen zu Schowkwa)
  • Salcia Landmann, Mein Galizien. Das Land hinter den Karpaten.
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Commons: Schowkwa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Reichsgesetzblatt vom 8. October 1850, Nr. 383, Seite 1741
  2. Указ ПВР УРСР від 15.8.1944 "Про перейменування, уточнення та внесення змін в найменування деяких міст, районних центрів і районів УРСР"
  3. Верховна Рада України постановляє "Перейменувати місто Нестеров на місто Жовква і Нестеровський район на Жовківський район."
  4. Josef Zuth: Handbuch der Laute und Gitarre. Verlag der Zeitschrift für die Gitarre (Anton Goll), Wien 1926 (1928), S. 249.
  5. Розпорядження Кабінету Міністрів України від 12 червня 2020 року № 718-р "Про визначення адміністративних центрів та затвердження територій територіальних громад Львівської області