Klettern/ Rettungstechnik
In diesem Kapitel werden Techniken zur Selbstrettung und zur Rettung des Seilpartners (bei Bewusstsein oder bewusstlos) beschrieben. Dieses Kapitel befindet sich noch im Aufbau
Material
[Bearbeiten]Rücklaufsperren
[Bearbeiten]Behelfsmässige Materialverwendung
[Bearbeiten]In Rettungssituationen kann es vorkommen, dass nicht immer alles ideale Material vorhanden ist.
Dennoch kann aus anderen Materialien häufig eine sichere Behelfskonstruktion gebaut werden, die Funktionen fehlender Materialien gleichwertig übernehmen kann.
Bei fehlenden Verschlusskarabinern, Sicherungs- und Abseilgeräten kann man so etwa aus 6 Normalkarabinern mit massiven geraden Schnapper eine Karabinerkreuzbremse bauen. Hierbei werden jeweils 2 Karabiner gegengleich gelegt und 2 solcher Karabinerpaare ineinander gehängt. Nach Befestigung im Gurt wird das dritte (diesmal NICHT) gegengleiche Karabinerpaar lose über das freie Karabinerpaar geschoben und das Seil wie in der Abbildung gezeigt hindurchgeführt. ACHTUNG: auf dem nebenstehenden Bild ist das Seil um ebenfalls gegengleiche Karabiner geführt !
Man achte hierbei unter allen Umständen auf die gegengleiche Verwendung der Karabiner.
Hierdurch ist ein sicheres Abseilen und Sichern möglich.
Auch wenn mit Zusatzbelastung - etwa in einer Bergesituation - abgeseilt werden muss, ist die Karabinerkreuzbremse besonders nützlich. Die Kette der Karabiner kann durch weitere gegengleiche Karabinerpaare verlängert und das Seil analog hindurchgeführt werden, wodurch die Reibung erhöht und der Zusatzbelastung entsprechend angepasst werden kann.
Querverweise: Siehe auch Sicherungs- und Abseilgeräte | Materialinformationen (Absatz: Verschlusskarabiner) | (Absatz: Normalkarabiner)
Grundtechniken
[Bearbeiten]Schleifknoten
[Bearbeiten]Der Schleifknoten ist ein sich selbst klemmender Knoten, der auch unter Belastung an dem Losen Seilende aufgezogen werden kann. Weil der Schleifknoten sich selbst öffnen kann, muß er abgesichert werden:
die gebildete Schlinge wird mit einem Karabiner, an dem belasteten Seil fixiert,
oder die Schlinge wir mit einem Schlag über beide Seilstränge geknüpft und somit gegen versehentliches Öffnen gesichert. Erst dann ist der Schleifknoten im Bergsport fertig geknüpft.
Wird er hinter die HMS Sicherung geknüpft, kann der Sichernde beide Hände vom Seil nehmen, und sich der Unterstüzung des Kletterpartners o.ä. zuwenden.
Selbstrettung mit Prusikschlingen
[Bearbeiten]Mit zwei Reepschnüren (eine lange und eine kurze) kann man am Seil bis zum Spaltenrand hochprusiken. Für die Überwindung des Spaltenrands braucht man aber eine andere Technik.
Expressflaschenzug
[Bearbeiten]Lässt sich sehr schnell aufbauen und eignet sich gut, um dem Nachsteiger an einer schwierigen Stelle mit Seilzug zu helfen.
Lose Rolle
[Bearbeiten]Z. B. in der Spaltenbergung.
Schweizer Flaschenzug
[Bearbeiten]Der schweizer Flaschenzug ist eine Methode der behelfsmäßigen Bergrettung und dient zum Heraufziehen eines Kameraden oder Gegenstandes mit vermindertem Krafteinsatz bei höherer aufzuziehender Seillänge.
Benötigtes Material:
- Zentraler Sicherungspunkt (z.B. Bandschlingen und Karabiner, etc.)
- Seil (vorzugsweise: Statikseil)
- 3 bis 5 Meter Reepschnur ca. 7mm Durchmesser
- Prusikschlinge (Kurzprusik) oder Bandschlinge (30cm)
- Bandschlinge (30cm / max. 60cm), alternativ: Expressschlinge
- 2 baugleiche Karabiner für die Gardaknoten
- 2-4 weitere Karabiner (je nach Bauweise des Flaschenzugs)
Im Falle der Lastenübernahme vom Lastseil wird zusätzlich benötigt:
- Langprusikschlinge
Wird der Schweizer Flaschenzug aus einem unbelasteten Seil heraus eingerichtet, so kann der folgende Punkt der Lastenübernahme übersprungen werden.
Lastübernahme
[Bearbeiten]Eine Belastung des Seils kommt aus einer normalen Gebrauchssituation des Seils heraus. Dies bedeutet, dass an einem Fixpunkt gesichert wird oder mittels Bandschlinge oder Seil ein Kräftedreieck an zwei Fixpunkten eingerichtet wurde.
Im darin vorhandenen Zentralpunkt oder Zentralpunktkarabiner ist ein Sicherungskarabiner (beide Verschlusskarabiner) zur Umlenkung oder über Sicherungsgerät, bzw. Sicherungsknoten wie HMS belastet vorhanden.
Es wird davon ausgegangen, dass eine Entlastung nicht möglich ist.
Im ersten Schritt ist eine geeignete Blockierung passend zum Sicherungsgerät oder eine Absicherung des Sicherungsgerätes oder des Sicherungsknotens zu wählen. Bei einer HMS (Halbmastwurfsicherung) kann dies im konkreten Fall mit einem Schleifknoten geschehen, der wiederum geeignet zu sichern ist.
Das belastete Seil ist - so weit wie möglich - nahe der Last mittels blockierenden Prusik durch Langprusikschlinge abzubinden und im gespannten Zustand an einem, bzw. dem Fixpunkt einzuhängen, sowie die Länge der Langprusik anzupassen über Mastwurf und gesicherten Schleifknoten zur Hintersicherung des Mastwurfs im Fixpunkt.
Jetzt kann das zuerst blockierte Sicherungsgerät, bzw. der Sicherungsknoten so weit gelöst werden, dass
- die Last am Langprusik übernommen wird und
- ein gelockertes Seilstück entsteht, in das eine Gardaschlinge, wie im Folgenden beschrieben, eingebunden werden kann.
Einrichtung
[Bearbeiten]So man keine Lastübernahme durchführen musste, wird zuerst ein zentraler Sicherungspunkt eingerichtet, der am besten redundant (doppelt) gesichert ist. Dies kann über eine Bandschlinge oder Seil durch ein Kräftedreieck an zwei Fixpunkten geschehen.
Die jetzt einzurichtende Gardaschlinge dient als unidirektionale Rücklaufsperre.
Entweder nach erfolgter Lastübernahme oder auch dem Einrichten des zentralen Sicherungspunktes benutzt man als Nächstes die zwei baugleichen Karabiner und legt diese genau deckungsgleich aufeinander. Diese werden also deckungsgleich, nicht gegengleich verwendet. Jetzt zieht man die 30cm Bandschlinge durch beide Karabiner und steckt ein Ende der Schlinge durch das andere hindurch und zieht das Ganze fest (Ankerstich). Diese Konstruktion, die sogenannte Gardaschlinge, dient als Rücklaufsperre.
Alternativ kann anstelle der 30cm Bandschlinge auch eine Expressschlinge verwendet werden, wobei an einer Seite der Expressschlinge dann die beiden deckungsgleichen Karabiner eingehängt sind, die andere Seite der Expressschlinge über einen dritten Karabiner im zentralen Sicherungspunkt eingehängt wird.
Benutzt man doch eine 30cm Bandschlinge so ist die Gardaschlinge entweder direkt über Ankerstich oder mittels Karabiner an den Sicherungspunkt einzuhängen.
Jetzt legt man das Seil durch beide deckungsgleiche Karabiner der Gardaschlinge. Der nächste Schritt sollte geübt werden, da jetzt eine Richtungsabhängigkeit entsteht. Das Zug-, nicht Lastseil, wird um beide Karabiner herum weitergeführt und nocheinmal nur durch den ersten Karabiner und zwischen beiden Karabinern wieder heraus gelegt.
Das Zugseil zeigt also zwischen beiden Karabinern heraus, während das Lastseil zuerst durch beide Karabiner hindurch verläuft.
Das Seil sollte bei Zug am Lastseil blockieren, während ein Seildurchlauf bei Zug am anderen Seilende, dem Zugseil, stattfindet. Das Seil ist in der Gardaschlinge so einzurichten, dass mindestens 2 Meter Zugseil aus der Gardaschlinge herausstehen.
Als Nächstes bindet man die kurze Prusikschlinge (oder wahlweise Bandschlinge mit Kreuzklemmknoten, auch Klemheistknoten genannt) möglichst weit unten - jedoch durch die mindestens 2 Meter Seilende erreichbar - an das Lastseil und hängt in die Prusikschlinge oder die Bandschlinge einen Karabiner.
Nun bindet man die Enden der 3 bis 5 Meter Reepschnur mit einem Seilverbindungsknoten (doppelter Spierenstich) zusammen und hängt auch diese mit einem Ankerstich in den Sicherungspunkt, bzw. zur besseren Übersicht bei Verwendung eines Kräftedreiecks in einen der Fixpunkte.
Das Ende der Reepschnur zieht man durch den Karabiner an der Kurzprusik und hängt danach einen weiteren Karabiner in das Ende der Reepschnur. Hier muss man darauf achten, dass die Reepschnur nicht zu lang ist, am Besten bindet man sie so kurz, dass der Karabiner in der Reepschnur genau hinter dem Karabiner der Kurzprusik hängt.
Im nächsten Schritt nimmt man das unbelastete Ende des Zugseils und zieht es durch den Karabiner der Reepschnur.
Damit ist die Konstruktion fertig.
Wenn man nun am Zugseil anzieht, zieht es über die Umlenkung durch die Reepschnur die Kurzprusik nach oben, wobei das Lastseil mit nach oben gezogen wird. Hierbei wird zeitgleich das Seil weiter durch die einseitig blockierende Rücklaufsperre gezogen.
Sobald man nicht mehr weiter ziehen kann, weil die Prusik weit nach oben gezogen wurde, kann der Zug am Zugseil entfallen, da die Last durch die Gardaschlinge gehalten wird. Die jetzt oben befindliche Prusik wird dann wieder nach unten geschoben und den Vorgang solange wiederholen, bis die Last hochgezogen wurde.
Querverweise: Siehe auch Gardaknoten
Zum anderen Band der Outdoor-Aktivitäten: Knotenkunde - Knotenfibel für Outdoor-Aktivitäten (Absatz: Gardaknoten)
Selbstseilzug
[Bearbeiten](Münchhausenmethode), um sich aus einer Gletscherspalte zu befreien.
In der Gletscherspalte, am Seil hängend, eine Prusikschlinge etwas oberhalb des Kopfes anbringen. Mit einem Sackstich nahe am Seil abbinden. Die Prusikschlinge soll lang genug sein, um mit einem Schraubkarabiner am Anseilpunkt des Klettergurtes befestigt werden zu können. In die abgebundene Schlinge beim Seil wird ebenfalls ein Schraubkarabiner eingesetzt. Unterhalb dieser Prusikschlinge wird eine zweite Schlinge als Trittschlinge eingesetzt. Nun wird mit der Prusikselbstaufstiegsmethode bis zum Spaltenrand aufgestiegen. Beim Selbstaufstieg entsteht ein Schleppseil, welches nun nach unten hängt. Das von oben kommende Seil wird nun am Anseilpunkt umgelenkt (Karabiner, Tibloc oder Ropeman) und oben durch den zuvor an der Prusikschlinge befestigten Karabiner durchgezogen. Nun kann man sich mit den Füssen am Spaltenrand abstossen und sich am Seil selbst hochziehen. Das Seil, dass sich in der Spaltenlippe eingeschnitten hatte, wir so aus dem Schnee/Firm herausgelöst und die Prusikschlinge kann weiter nach vorn/oben geschoben werden.
Retten eines Nachsteigers
[Bearbeiten]Retten eines Vorsteigers
[Bearbeiten]Schleifknoten
Spaltensturz auf Gletscher
[Bearbeiten]Es gibt verschiedene Techniken, einen Gestürzten aus einer Gletscherspalte zu bergen, oder sich als Gestürzter selbst aus der Gletscherspalte zu befreien.
Knotenseil
[Bearbeiten]In das Sicherungsseil werden in ca. 2 Meter Abstand jeweils Knoten gebunden. Diese schneiden sich bei einem Sturz in den Rand der Spalte. Normalerweise sollte bereits der erste Knoten halten.
Mannschaftszug
[Bearbeiten]Wenn die Seilschaft ausreichend groß ist (mindestens 4 Personen), kann der Rest der Seilschaft den Gestürzten einfach aus der Spalte ziehen. Vorher unbedingt vergewissern, dass der Gestürzte unverletzt und bei Bewusstsein ist. Vorsicht am Spaltenrand, damit der Gestürzte nicht gegen den Spaltenrand gezogen und dabei verletzt wird.