Bahnhof Kreiensen

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Kreiensen
Empfangsgebäude von Osten, 2016
Empfangsgebäude von Osten, 2016
Empfangsgebäude von Osten, 2016
Daten
Betriebsstellenart Bahnhof
Lage im Netz Trennungsbahnhof
Bauform Keilbahnhof
Bahnsteiggleise 6
Abkürzung HK[1]
IBNR 8000213
Preisklasse 4
Eröffnung 1854
bahnhof.de Kreiensen-1036158
Architektonische Daten
Baustil Klassizismus
Architekt Hubert Stier
Lage
Stadt/Gemeinde Einbeck
Ort/Ortsteil Kreiensen
Land Niedersachsen
Staat Deutschland
Koordinaten 51° 51′ 5″ N, 9° 58′ 3″ OKoordinaten: 51° 51′ 5″ N, 9° 58′ 3″ O
Höhe (SO) 109 m
Eisenbahnstrecken Bahnstrecken bei Kreiensen
Bahnhöfe in Niedersachsen

Der Bahnhof Kreiensen ist ein Keilbahnhof in Kreiensen in Niedersachsen und neben den Bahnhöfen Einbeck-Salzderhelden und Einbeck Mitte sowie dem Haltepunkt Einbeck Otto-Hahn-Straße einer der vier Bahnstationen der Stadt Einbeck.

Der erste Bahnhof in dem im Braunschweiger Territorium[5] liegenden Ort Kreiensen wurde 1854 eingerichtet. Er bestand aus Stationsgebäude, Nebengebäude und Güterschuppen, sowie als Erweiterung aus Nebenanlagen.[6] Er wurde zu eng, als 1865 die Bahnstrecke Altenbeken–Kreiensen dazukam. 1866 waren auch die Bahnstrecke Braunschweig–Bad Harzburg, die aus dem Herzogtum Braunschweig kam, und die Bahnstrecke Vienenburg–Goslar angeschlossen, so dass 1886 der Neubau des Bahnhofsgebäudes begann. Reliefs des Braunschweiger Löwen an der Ostseite und ein Preußischer Adler an der Westseite spiegeln die gemeinsame hannoversch-braunschweigische Nutzung wider – direkt nördlich und südlich befand sich die seit 1866 preußische Provinz Hannover. Baumeister Richard Herzig ließ dafür 35.000 gelbe und rote Verblendziegel sowie 110.000 Hintermauererungsziegel anliefern.[7]

Da die Schienen zwei Ortslagen Kreiensens trennten, wurde eine Fußgängerbrücke errichtet. Sie wurde nach dem Baukonzept des Max Möller mit fischbauchförmigen Tragrippen aufgeführt bei Spannweiten von 124 m und 58 m.[8][9]

1923 kam es im Nachtverkehr zu einem Auffahrunfall zweier Züge, wobei 48 Personen umkamen.[10]

Am 22. Februar 1945 wurde der Bahnhof Kreiensen das Ziel eines Luftangriffes.[11]

Am 19. November 1956 wurde hier das erste Spurplanstellwerk der Welt von Siemens installiert, für das ein neues Gebäude südlich des Empfangsgebäudes errichtet wurde.[12] Es konnte die Aufgaben von sechs Stellwerken alten Typs übernehmen. Zwei Fahrdienstleiter bedienten je eine Bahnhofshälfte des Keilbahnhofes, die nur an der Südseite durch drei Gleise verbunden waren.[13]

Am 24. Mai 1963 erreichte der erste elektrisch betriebene Zug Kreiensen.[11]

Am 13. November 2011 wurde das aus der Betriebszentrale Hannover ferngesteuerte elektronische Stellwerk in Betrieb genommen.[14]

Zwischen 2012 und 2014 wurden die Bahnsteige und Überdachungen renoviert und das gesamte Bahnhofsgelände neu gestaltet.

Mit dem Fahrplanwechsel 2018/2019 im Dezember 2018 wurde der Bahnhof Kreiensen vom IC- zum ICE-Verkehrshalt – mit vier ICE-Halten.

Empfangsgebäude

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Nordseite des Empfangsgebäudes, um 1890

Nach Plänen von Hubert Stier wurde das Empfangsgebäude 1886 bis 1889 erbaut für die Hannöversche Südbahn. Dieses Gebäude aus der Zeit des Wilhelminismus ist ein Ziegelbau, dessen Fassaden mit Verblendern verkleidet sind. Andere Formsteintypen finden sich in Bogenprofilen und Gesimsen. Formale Gestaltungsmittel sind an den Fassaden nur sparsam eingesetzt.[15] Die Verkleidung mit den ockerfarbenen Verblendern schließt an den Pfeilern mit verschiedenen Terrakottareliefs ab. Sockel und Gesimse sind aus Sandstein. Durch seine äußere Monumentalität greift das Bauwerk nicht das Ortsbild, sondern die Bedeutung als Bahnknotenpunkt auf. Im Inneren wurde ein Fürstenzimmer eingebaut, in dem es 1889 zu einem Treffen des Otto von Bismarck mit dem russischen Zar Alexander III. kam.[16] 1959 entstanden die Bahnhofsszenen aus Charkow in der Stalingradverfilmung Hunde, wollt ihr ewig leben von Frank Wisbar auf dem Bahnhof Kreiensen. Das Empfangsgebäude und dessen Durchgang zwischen Ost- und Westseite ist deutlich erkennbar.

Eine Versteigerung von der DB Station&Service in private Hand fand im September 2016 statt.[17]

Der Bahnhof ist als Keilbahnhof angelegt. Verbindungen zwischen beiden Strecken gibt es nur im Süden des Bahnhofs. Die Strecke nach Altenbeken kreuzt die Hannöversche Südbahn im Süden auf einer Überführung. Die Westseite an der Südbahn verfügt über den Hausbahnsteig und einen Inselbahnsteig, der durch eine Unterführung mit Treppe und Aufzug erreicht werden kann. Die Ostseite hat den Hausbahnsteig und einen Zwischenbahnsteig, der höhengleich erreicht wird. Außerdem gibt es nördlich drei Kopfgleise Richtung Seesen, von denen heute eines einen Bahnsteig hat.

Daneben gibt es noch Durchfahrtsgleise ohne Bahnsteig und Nebengleise. Viele Nebengleise sind inzwischen stillgelegt und teilweise abgebaut.

Östlich des Bahnhofs lag das Bahnhofsgebäude der 1899 eröffneten Kreisbahn Osterode–Kreiensen. Diese Bahn war in 750-mm-Spur ausgeführt. Zwischen den Normalspur- und den Schmalspurgleisen lagen zwei Rollbock-Gruben und auch eine Umladebühne. Am zweistöckigen Empfangsgebäude gab es einen Bahnsteig, von dort führte eine Fußgängerbrücke zum Staatsbahnhof. 1943 wurde ein Dreischienengleis bis Kalefeld verlegt. Die Normalspur fädelte kurz vor dem Schmalspurbahnhof aus und führte direkt in den Normalspurteil des Bahnhofs. Der Schmalspurbetrieb wurde 1963 eingestellt, das Normalspurgleis bis Kalefeld wurde noch bis 2007 bedient, dann wurde der Verkehr wegen einer Gleisunterspülung eingestellt. Ein Reststück dient heute noch als Ausziehgleis. Das Bahnhofgebäude und der Lokschuppen wurden abgerissen, ein ehemaliger Busschuppen ist auf dem Gelände dem Verfall preisgegeben.

Der Betrieb umfasst Güter- und Reisezüge. Der Bahnhof dient als Umsteigebahnhof. Angefahren wird er im Personenverkehr von der Deutschen Bahn, der NordWestBahn und der Metronom Eisenbahngesellschaft, zu Rangierzwecken auch von der Ilmebahn. Zudem ist er eine Busstation im Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (VSN). Bis auf einige ICE-Züge halten nur noch Züge des Nahverkehrs.

Ehemals war der Bahnhof auch eine wichtige Station im Fernverkehr und ein Knotenpunkt im Gepäck- und Postverkehr. Im Norden des Bahnhofgeländes gibt es eine heute noch vorhandene Umschlaghalle.

Im Güterverkehr ist der Bahnhof seit Anfang 2018 Rangierbahnhof für die in regelmäßigen Abständen verkehrenden Holzganzzüge von und nach Langelsheim bzw. Stadtoldendorf. Ziele dieser Holzzüge sind in der Regel: Augsburg, Wörgl, Wismar, Bad Kleinen, Ingolstadt sowie Plauen/Vogtl.

Linie Fahrtverlauf Takt EVU
ICE 26 München HbfWürzburg HbfKassel-WilhelmshöheGöttingenKreiensenHannover HbfLüneburgHamburg HbfHamburg-Altona einzelne Züge DB Fernverkehr
RE 2 (UelzenCelle –) Hannover Hbf – ElzeAlfeldKreiensenEinbeck-SalzderheldenNortheim (Han)Nörten-Hardenberg – Göttingen 60 min Metronom
RB 82 Bad HarzburgOkerGoslarLangelsheimSeesenBad GandersheimKreiensen – Northeim (Han) – Göttingen 46/74 min DB Regio Nord
RB 84 Egge-Bahn:
Paderborn Hbf – Altenbeken – Bad Driburg (Westf) – Brakel (Höxter) – Höxter-Ottbergen – Höxter-Godelheim – Höxter Rathaus – Höxter-Lüchtringen – Holzminden – Stadtoldendorf – Kreiensen
Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2023
60 min (Paderborn–Holzminden)
120 min (Holzminden–Kreiensen)
NordWestBahn
Stand: 12. Dezember 2021

Zusätzlich verkehrt morgens ein einzelnes Zugpaar der DB Regio Nord über Bad Gandersheim, Seesen und Salzgitter-Bad nach Braunschweig Hbf.

  • Jochen Prochnow: 100 Jahre Bahnhof Kreiensen. Das Eisenbahnerdorf. Norddeutschlands traditioneller Eisenbahnknotenpunkt (2004)
  • Klaus Siegner: Die Bahnhofsarchitektur Hubert Stiers (1838–1907), 1986, S. 130ff
Commons: Bahnhof Kreiensen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Abkürzung
  2. Herzogtum Braunschweig (Landkreis Gandersheim) 1910
  3. Verhandlungen der Landesversammlung des Herzogtums Braunschweig, Band 4, 1866, S. 178
  4. Tonindustrie-zeitung und fachblatt der zement-, beton-, gips-, kalk- und kunststeinindustrie, Band 12, 1888, S. 289
  5. S. Zipkes: Kontinuierliche Balkenbrücken aus Eisenbeton in Theorie und Ausführung, 1907, S. 14
  6. W. Ernst & Sohn: Neuere Bauweisen und Bauwerke aus Beton & Eisen, Band 1, 1902, S. V
  7. Pottgiesser: Sicher auf den Schienen, 2013, S. 185
  8. a b siehe hierzu die Informationstafel „Eisenbahnknotenpunkt Kreiensen“ auf dem Bahnhofsgelände
  9. Walter Jonas: Elektronische Stellwerke bedienen: der Regelbetrieb, 2001, S. 14
  10. W. Teigeler: Jahrbuch des Eisenbahnwesens, 1966, S. 39
  11. Holger Kötting: Liste deutscher Stellwerke, abgerufen am 2. April 2017
  12. Klaus Siegner: Hannover – Hildesheim – Kreiensen, in: Günther Kokkelink: Laves und Hannover, 1989, S. 341
  13. Richard Deiss: Palast der tausend Winde und Stachelbeerbahnhof, 2014, S. 54
  14. Kreienser Bahnhof kommt unter den Hammer