Berlingen TG

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TG ist das Kürzel für den Kanton Thurgau in der Schweiz. Es wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Berlingenf zu vermeiden.
Berlingen
Wappen von Berlingen
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Thurgau Thurgau (TG)
Bezirk: Frauenfeld
BFS-Nr.: 4801i1f3f4
Postleitzahl: 8267
Koordinaten: 718521 / 280750Koordinaten: 47° 40′ 0″ N, 9° 1′ 0″ O; CH1903: 718521 / 280750
Höhe: 400 m ü. M.
Höhenbereich: 395–694 m ü. M.[1]
Fläche: 3,58 km²[2]
Einwohner: 947 (31. Dezember 2023)[3]
Einwohnerdichte: 265 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
26,5 %
(31. Dezember 2023)[4]
Website: www.berlingen.ch
Lage der Gemeinde
Karte von BerlingenMindelseeBodenseeNussbommerseeRaffolterseeHasenseeHüttwilerseeGuemüliweierDeutschlandDeutschlandKanton St. GallenKanton SchaffhausenKanton SchaffhausenKanton ZürichBezirk KreuzlingenBezirk MünchwilenBezirk WeinfeldenBasadingen-SchlattingenBerlingen TGDiessenhofenEschenzFelben-WellhausenFrauenfeldGachnangHerdern TGHomburg TGHüttlingen TGHüttwilenMammernMatzingenMüllheim TGNeunfornPfynSchlatt TGSteckbornStettfurtThundorf TGUesslingen-BuchWagenhausen TGWarth-Weiningen
Karte von Berlingen
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Berlingen ist eine politische Gemeinde und eine Ortschaft[6] im Kanton Thurgau in der Schweiz und gehört zum Bezirk Frauenfeld. Bis 2002 war Berlingen eine Einheitsgemeinde.[7]

Geographie und Verkehr

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Sie liegt auf einem Bachdelta am Südufer des Untersees und wird durch die Hänge des Seerückens topografisch begrenzt. Der Seespiegel weist eine mittlere Höhe von 396 Metern über Meer auf.

Berlingen wird von der Hauptstrasse Schaffhausen–Kreuzlingen erschlossen und hat einen Bahnhof an der Bahnlinie Schaffhausen–Romanshorn.

Im Kehlhof, dem Grossen Haus, einem 1686 erbauten Fachwerkbau am Westende des Dorfes, wohnte der letzte Klostermeier, der für den Abt und die Mönche auf der Reichenau von den Berlingern den Zehnten einzog.

Eine früher vermutete prähistorische Ufersiedlung mit Pfahlbauten wurde durch Bohrungen im Jahr 1981 nicht bestätigt. Zur Zeit der Römer soll um 370 n. Chr. nach ungesicherten Berichten über dem Weissen Felsen, direkt an der Grenze zu Steckborn, ein Wachtturm errichtet worden sein. Er gehörte zur Verteidigungslinie, die der römische Kaiser Valentinian I. von Basel bis Bregenz zur Sicherung der Grenze gegen Germanien hatte errichten lassen.[8]

Im Jahr 894 (?) wurde Berlingen unter dem Namen Berenwanc[9] – was Flur des Bero heisst[8] – erstmals urkundlich erwähnt.[10] 1267 wurde es als Bernanch, bis ins 18. Jahrhundert Bernang bezeichnet.[9] Im Jahr 1750 erhielt die Ortschaft den Namen Berlingen.[8]

Berlingen im Jahr 1948

Im Mittelalter gehörte Berlingen zum Gericht und zur Pfarrei Steckborn. Grundherr und Kollator war das Kloster Reichenau. 1504 erhielt Berlingen ein eigenes Gericht, das von 1540 bis 1798 dem Fürstbischof von Konstanz unterstand und von der Obervogtei Reichenau verwaltet wurde. Die 1803 gegründete Munizipalgemeinde Berlingen wurde 1870 mit der Ortsgemeinde Berlingen zur Einheitsgemeinde Berlingen vereinigt.[9]

Für die ab 1332 belegte Michaelskapelle wurde 1359 eine Pfründe gestiftet. Die im 15. Jahrhundert gegründete Pfarrei Berlingen trat um 1524 zur Reformation über und konnte sich mit Hilfe Zürichs dem Kloster gegenüber behaupten. Die wenigen Katholiken gehören seitdem zu Steckborn.[9] Der Berlinger Altar im Kloster in Mittelzell stammt nach der Legende aus der Kapelle in Berlingen. Er soll während der Reformation von den Bilderstürmern in den See geworfen und von den Reichenauern als Schwemmgut geborgen worden sein.[8]

Grundlage des relativen Wohlstands waren im 19. Jahrhundert Rebbau, Schifffahrt und Gerberei. Im 20. Jahrhundert stellten die Trikotfabrik Naegeli (1892–1983; 1965 mit 132 Arbeitsplätzen) und das 1910 gegründete Altersheim Neutal (1994: 260 Plätze und 250 Beschäftigte) den Grossteil der Arbeitsplätze in Berlingen.[9]

Blasonierung: In Blau zwei konzentrische gelbe Ringe.[7]

Das Wappen aus der Reichenauer Zeit besteht spätestens seit dem 18. Jahrhundert. Seine Bedeutung ist unklar.[7] Die Ringe werden als Sinnbild für die Bindung ans Kloster und der blaue Grund für den See interpretiert.[8]

Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Berlingen[11]
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Bevölkerungsentwicklung der Orts- und Einheitsgemeinde[11]
Jahr 1850 1900 1950 1960 1980 1990 2000 2000 2010 2018 2023[12]
Einwohner 746 706 813 967 880 1036 854 854 847 893 948

Von den insgesamt 948 Einwohnern der Gemeinde Berlingen am 31. Dezember 2023 waren 252 bzw. 26,6 % ausländische Staatsbürger. 368 (38,8 %) waren evangelisch-reformiert und 198 (20,9 %) römisch-katholisch.[12]

Im Jahr 2016 bot Berlingen 246 Personen Arbeit (umgerechnet auf Vollzeitstellen). Davon waren 2,2 % in der Land- und Forstwirtschaft, 8,7 % in Industrie, Gewerbe und Bau sowie 89,1 % im Dienstleistungssektor tätig.[13]

Sehenswürdigkeiten

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Der Raddampfer Rheinfall ging im Jahr 1869 bei der Wegfahrt von Ber­lin­gen unter. An das Unglück erinnert an der Schiffsanlegestelle der dort aus­gestellte explodierte Kessel des Schif­fes, der erst 1995 geborgen wurde.[14]
Evangelische Kirche

Das Dorf Berlingen ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz aufgeführt.

Die Berlinger Dorfkirche[15] wurde im Jahr 1842 auf einem Bachdelta, welches eine Art Halbinsel bildet, erbaut. Am gleichen Ort stand seit dem 13. Jahrhundert eine Michaelskapelle, die 1659 durch eine kleine Kirche ersetzt wurde. Als letztere wiederum zu klein wurde, entschied man sich dazu, die jetzige Kirche zu errichten, als eine der ersten neugotischen Kirchen der Schweiz. Dies war zu dieser Zeit ein Wagnis, da die damaligen Kirchengänger Saalbauten gewohnt waren. Napoleon III., der im nahen Schloss Arenenberg aufgewachsen war, spendete für die Kirche die Kanzel und den marmorisierten Taufstein. 1968 wurde die Kirche renoviert, wobei die ursprüngliche Schlichtheit wiederhergestellt wurde. Die Orgel ist ein Werk der Firma Kuhn aus dem Jahr 1904.[16]

Persönlichkeiten

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  • Hans Böhni (* 1937), Universitätsprofessor am Institut für Baustoffe, Werkstoffe und Korrosion der ETH Zürich von 1976 bis 2002.
  • Adolf Dietrich (1877–1957), „naiver“ Kunstmaler, lebte und arbeitete in Berlingen.
  • Peter Dschulnigg (1943–2011), katholischer Theologe, hat in Berlingen zuletzt gelebt, ist hier verstorben und bestattet.
  • Ulrich Guhl (1838–1924), reformierter Theologe und Politiker, war 1861 bis 1865 Pfarrer in Berlingen.
  • Johann Konrad Kern (1808–1888), Minister, Staatsmann, Diplomat, Redaktor der Bundesverfassung von 1848, wurde in Berlingen geboren, wirkte später von hier aus.
  • Marie Kunert (1871–1957), deutsche Politikerin (SPD), war in Berlingen im Exil und ist dort gestorben.
  • Hans Jakob Pestalozzi (1801–1874), Jurist und Politiker
  • Friedrich Schaltegger (1851–1936), nachmals Thurgauer Kantonsarchivar und -bibliothekar, war 1888–1901 Pfarrer in Berlingen.
Commons: Berlingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  2. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  5. Zahlen und Fakten. (Memento des Originals vom 28. März 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berlingen.ch Auf der Webseite der Gemeinde Berlingen, abgerufen am 28. März 2020
  6. a b Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (Excel-Tabelle; 0,1 MB), abgerufen am 20. Juni 2022.
  7. a b c Gemeindewappen. Auf der Webseite des Staatsarchivs des Kantons Thurgau, abgerufen am 8. Dezember 2019
  8. a b c d e Geschichte. (Memento des Originals vom 24. Januar 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berlingen.ch Auf der Webseite der Gemeinde Berlingen, abgerufen am 25. Dezember 2019
  9. a b c d e Gregor Spuhler: Berlingen. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
    Diese Abschnitte basieren weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäss den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht.
  10. StiASG, Urk. IV 407. Online auf e-chartae, abgerufen am 12. Juni 2020.
  11. a b Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden. Kanton Thurgau, 1850–2000 (Excel-Tabelle; 0,1 MB),
    Wohnbevölkerung – Wohnbevölkerung der Gemeinden 1990, 2000, 2010 und 2011 (PDF; 1,3 MB) und
    Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019 (Excel-Tabelle; 0,1 MB). Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau, abgerufen am 20. Juni 2022.
  12. a b Die Ortschaften des Kantons Thurgau und ihre Wohnbevölkerung. Kanton Thurgau, Dienststelle für Statistik, Frauenfeld, 2024, abgerufen am 20. Juli 2024.
  13. Thurgau in Zahlen 2019. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (PDF-Datei; 1,8 MB), abgerufen am 28. April 2020.
  14. Infotafel an der Schiffsanlegestelle Berlingen.
  15. Wissenswertes zur Geschichte der Dorfkirche. (Memento vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive) Auf der Website der evangelischen Kirchgemeinde Berlingen, abgerufen am 18. Oktober 2012.
  16. Berlingen – Evangelische Kirche – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt. Abgerufen am 23. März 2024.