Philipp Staab
I am a professor of sociology of the future of work at Humboldt-University of Berlin and Einstein Centre Digital Future. In my research, I combine issues of work, social stratification, technology and political economy. Currently, I address questions of the political design of digital capitalism, the interrelation of digitization and sustainability as well as the role of critical infrastructures for the futurability of modern societies. » https://philippstaab.de/
Address: Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Sozialwissenschaften
Universitätsstr. 3b, Raum 137
10117 Berlin
Postanschrift: Unter den Linden 6, 10099 Berlin
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Books by Philipp Staab
Anhand einer Fallstudie dieses Systems beleuchten wir die mit umfassen- den betrieblichen Rating- und Scoringsystemen verbundenen arbeitspoliti- schen Konfliktfelder. Dabei zeigt sich das Folgende: Verschärfte Kontrolle und Konkurrenz innerhalb der Belegschaft schaden dem Betriebsklima; tech- nologische Intransparenz wird zur Legitimierung betrieblicher Ungleichheit eingesetzt; und Legalitätsfragen, insbesondere im Bereich des Datenschutzes, bleiben ungeklärt.
Das Buch beleuchtet den digitalen Kapitalismus aus unterschiedlichen Perspektiven, um ihn präziser auf den Begriff zu bringen. Er zeigt, wie digitale Überwachungs- und Bewertungspraktiken in immer mehr Bereiche der Wirtschaft vordringen und dabei die soziale Ungleichheit verschärfen. Das Spezifische am digitalen Kapitalismus, so Staab, ist die Herausbildung »proprietärer Märkte«: Kam es früher darauf an, Dinge herzustellen und mit Gewinn zu verkaufen, geht es im Zeitalter der Unknappheit um das Eigentum an den Märkten selbst.
Die Digitalisierung von Arbeit und Wirtschaft ist derzeit in aller Munde. Die einen verbinden mit der disruptiven Kraft digitaler Innovationen die Hoffnung auf eine neue Quelle unbegrenzten Wachstums. Andere fürchten massive Beschäftigungsverluste und eine radikale Zunahme sozialer Ungleichheit.
Philipp Staab bietet eine differenzierte Analyse der Leitunternehmen des Silicon Valley, die weltweit ein spezifisches Wirtschaftsmodell propagieren. Er beschreibt dessen historische Genese, beleuchtet die Ideologie des digitalen Kapitalismus und kontrastiert diese mit den ökonomischen Imperativen in der digitalen Ökonomie. Die Unternehmenspolitik von Google, Apple, Amazon und Co. beschreibt der Autor als ökonomisches Programm, das auf die Bearbeitung einer Sollbruchstelle des gegenwärtigen Wirtschaftssystems zielt.
Seit dem Ende des Fordismus kann in den hochentwickelten Ökonomien der OECD-Welt die Entwicklung des Konsums nicht mit den Produktivitätssteigerungen in der Wirtschaft Schritt halten. Der digitale Kapitalismus bildet den Versuch, die systematische Nachfrageschwäche des gegenwärtigen Wirtschaftssystems durch die Rationalisierung der Konsumtionsapparate zu tilgen. Dabei erzeugt er jedoch Widersprüche, die das Problem, zu dessen Lösung er antritt, weiter verschärfen.
Der digitale Kapitalismus der Gegenwart ist von einem Konsumtionsdilemma geprägt, das die Wachstumspotenziale der Digitalisierung in ihr Gegenteil verkehren könnte. Die Verheißungen des digitalen Kapitalismus könnten sich schon bald als falsche Versprechen entpuppen.
Mit der Dienstleistungsarbeit ging ein Versprechen auf Wohlstand, Aufstiegsmöglichkeiten und soziale Teilhabe einher; sie gilt bis heute als relativ herrschaftsarm, weil sie große Autonomiespielräume für die Beschäftigten zu bieten scheint. Diese Versprechen haben sich für die »einfachen« Dienstleistungen – Verkauf im Einzelhandel, pflegende Tätigkeiten, Post- und Paketdienste, Reinigungs- und andere Serviceaufgaben – zweifellos nicht erfüllt. Geringe Löhne, Konkurrenzdruck, rare oder fehlende Aufstiegsmöglichkeiten und Arbeitsisolation prägen das Segment »einfacher« Dienstleistungen. Die Hoffnung auf autonome Entfaltungsspielräume hat sich verflüchtigt, Hierarchie und Herrschaft entwickeln sich unter Bedingungen harten Rationalisierungsdrucks. Anhand von umfangreichen Beobachtungen und Interviews mit Beschäftigten der »einfachen« Dienstleistungsarbeit zeigt Philipp Staab auf, dass die Frage nach Proletarisierung in unserer Gesellschaft mit dem Verschwinden der Industriearbeit nicht obsolet geworden ist. Es ist eine neue Form einer postindustriellen »Proletarität« entstanden, die Arbeits- und Lebensführung gleichermaßen prägt. Somit ist der entscheidende Ort der Produktion und Verfestigung von Ungleichheit gerade dort auszumachen, wo er gemessen an gesellschaftlichen Hoffnungen nicht mehr sein sollte: am Rand der Dienstleistungsgesellschaft.
About the Book
Service work is tied to the promise of prosperity, upward mobility, and participation in society. To this day, it is considered to be relatively non-hierarchical, since it appears to offer a higher degree of autonomy for employees.
For low-level service jobs—work in retail sales, care-giving, postal and parcel services, cleaning, and similar areas—there can be no doubt that these promises have not been fulfilled. Low wages, competitive pressures, meager or nonexistent opportunities for advancement, and isolation at the workplace are the hallmarks of such low-level jobs. Hopes that employees in these sectors would enjoy greater autonomy and space for development at the workplace have dissolved. As a result of significant pressure to rationalize, hierarchical structures and domination increasingly determine workplace realities.
Philipp Staab evaluates extensive first-hand observation and interviews with employees in low-level service jobs and demonstrates that the issue of proletarization has not disappeared in modern societies with the decline of industrial labor. A new kind of postindustrial »proletarity« has emerged, which shapes both how people work and how they live. The decisive site at which inequality is produced and cemented is located precisely where it should, according to widespread hopes in society no longer be: on the margins of service society.
Papers by Philipp Staab
Anhand einer Fallstudie dieses Systems beleuchten wir die mit umfassen- den betrieblichen Rating- und Scoringsystemen verbundenen arbeitspoliti- schen Konfliktfelder. Dabei zeigt sich das Folgende: Verschärfte Kontrolle und Konkurrenz innerhalb der Belegschaft schaden dem Betriebsklima; tech- nologische Intransparenz wird zur Legitimierung betrieblicher Ungleichheit eingesetzt; und Legalitätsfragen, insbesondere im Bereich des Datenschutzes, bleiben ungeklärt.
Das Buch beleuchtet den digitalen Kapitalismus aus unterschiedlichen Perspektiven, um ihn präziser auf den Begriff zu bringen. Er zeigt, wie digitale Überwachungs- und Bewertungspraktiken in immer mehr Bereiche der Wirtschaft vordringen und dabei die soziale Ungleichheit verschärfen. Das Spezifische am digitalen Kapitalismus, so Staab, ist die Herausbildung »proprietärer Märkte«: Kam es früher darauf an, Dinge herzustellen und mit Gewinn zu verkaufen, geht es im Zeitalter der Unknappheit um das Eigentum an den Märkten selbst.
Die Digitalisierung von Arbeit und Wirtschaft ist derzeit in aller Munde. Die einen verbinden mit der disruptiven Kraft digitaler Innovationen die Hoffnung auf eine neue Quelle unbegrenzten Wachstums. Andere fürchten massive Beschäftigungsverluste und eine radikale Zunahme sozialer Ungleichheit.
Philipp Staab bietet eine differenzierte Analyse der Leitunternehmen des Silicon Valley, die weltweit ein spezifisches Wirtschaftsmodell propagieren. Er beschreibt dessen historische Genese, beleuchtet die Ideologie des digitalen Kapitalismus und kontrastiert diese mit den ökonomischen Imperativen in der digitalen Ökonomie. Die Unternehmenspolitik von Google, Apple, Amazon und Co. beschreibt der Autor als ökonomisches Programm, das auf die Bearbeitung einer Sollbruchstelle des gegenwärtigen Wirtschaftssystems zielt.
Seit dem Ende des Fordismus kann in den hochentwickelten Ökonomien der OECD-Welt die Entwicklung des Konsums nicht mit den Produktivitätssteigerungen in der Wirtschaft Schritt halten. Der digitale Kapitalismus bildet den Versuch, die systematische Nachfrageschwäche des gegenwärtigen Wirtschaftssystems durch die Rationalisierung der Konsumtionsapparate zu tilgen. Dabei erzeugt er jedoch Widersprüche, die das Problem, zu dessen Lösung er antritt, weiter verschärfen.
Der digitale Kapitalismus der Gegenwart ist von einem Konsumtionsdilemma geprägt, das die Wachstumspotenziale der Digitalisierung in ihr Gegenteil verkehren könnte. Die Verheißungen des digitalen Kapitalismus könnten sich schon bald als falsche Versprechen entpuppen.
Mit der Dienstleistungsarbeit ging ein Versprechen auf Wohlstand, Aufstiegsmöglichkeiten und soziale Teilhabe einher; sie gilt bis heute als relativ herrschaftsarm, weil sie große Autonomiespielräume für die Beschäftigten zu bieten scheint. Diese Versprechen haben sich für die »einfachen« Dienstleistungen – Verkauf im Einzelhandel, pflegende Tätigkeiten, Post- und Paketdienste, Reinigungs- und andere Serviceaufgaben – zweifellos nicht erfüllt. Geringe Löhne, Konkurrenzdruck, rare oder fehlende Aufstiegsmöglichkeiten und Arbeitsisolation prägen das Segment »einfacher« Dienstleistungen. Die Hoffnung auf autonome Entfaltungsspielräume hat sich verflüchtigt, Hierarchie und Herrschaft entwickeln sich unter Bedingungen harten Rationalisierungsdrucks. Anhand von umfangreichen Beobachtungen und Interviews mit Beschäftigten der »einfachen« Dienstleistungsarbeit zeigt Philipp Staab auf, dass die Frage nach Proletarisierung in unserer Gesellschaft mit dem Verschwinden der Industriearbeit nicht obsolet geworden ist. Es ist eine neue Form einer postindustriellen »Proletarität« entstanden, die Arbeits- und Lebensführung gleichermaßen prägt. Somit ist der entscheidende Ort der Produktion und Verfestigung von Ungleichheit gerade dort auszumachen, wo er gemessen an gesellschaftlichen Hoffnungen nicht mehr sein sollte: am Rand der Dienstleistungsgesellschaft.
About the Book
Service work is tied to the promise of prosperity, upward mobility, and participation in society. To this day, it is considered to be relatively non-hierarchical, since it appears to offer a higher degree of autonomy for employees.
For low-level service jobs—work in retail sales, care-giving, postal and parcel services, cleaning, and similar areas—there can be no doubt that these promises have not been fulfilled. Low wages, competitive pressures, meager or nonexistent opportunities for advancement, and isolation at the workplace are the hallmarks of such low-level jobs. Hopes that employees in these sectors would enjoy greater autonomy and space for development at the workplace have dissolved. As a result of significant pressure to rationalize, hierarchical structures and domination increasingly determine workplace realities.
Philipp Staab evaluates extensive first-hand observation and interviews with employees in low-level service jobs and demonstrates that the issue of proletarization has not disappeared in modern societies with the decline of industrial labor. A new kind of postindustrial »proletarity« has emerged, which shapes both how people work and how they live. The decisive site at which inequality is produced and cemented is located precisely where it should, according to widespread hopes in society no longer be: on the margins of service society.