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Das Aufkommen der Alternativbezeichnungen „Kleine Geburt“ und „Stille Geburt“ ist Ausdruck eines Wandels im Umgang mit Fehlgeburt und Totgeburt. Anstoß des Wandels war zivilgesellschaftliches Engagement Betroffener in den 1980er-Jahren,... more
Das Aufkommen der Alternativbezeichnungen „Kleine Geburt“ und „Stille Geburt“ ist Ausdruck eines Wandels im Umgang mit Fehlgeburt und Totgeburt. Anstoß des Wandels war zivilgesellschaftliches Engagement Betroffener in den 1980er-Jahren, die sich gegen Entrechtungen in den Kliniken und für soziale Sichtbarkeit und Anerkennung des Verlusts einsetzten. Im Beitrag wird argumentiert, dass Fehl- und Totgeburt in Gesellschaft und Geburtshilfe zunehmend als Geburt (und Verlust) eines Kindes behandelt und Betroffene damit als Eltern anerkannt werden. Empirische Grundlage ist ein Datenkorpus aus narrativen Interviews und natürlichen Daten, die sequenzanalytisch und theoriegenerierend ausgewertet wurden. Der mehrdimensionale Wandel wird anhand von Veränderungen im deutschen Recht, in sozialen Medien und in der Geburtshilfe plausibilisiert. Erstens werden Betroffene durch Änderungen des Personenstandsgesetzes für Fehlgeborene symbolisch als Eltern anerkannt. Zweitens entwickelte sich in Online-...
Im Beitrag diskutieren wir aus soziologischer Perspektive, inwiefern Konzepte von "Nostalgie" zur Erklärung von Rechtspopulismus in Ostdeutschland beitragen (können).
This is part 4 of 6 of the dossier What do we talk about when we talk about queer death?, edited by M. Petricola. The contributions collected in this article sit at the crossroads between thanatology, queer studies, and the medical/health... more
This is part 4 of 6 of the dossier What do we talk about when we talk about queer death?, edited by M. Petricola. The contributions collected in this article sit at the crossroads between thanatology, queer studies, and the medical/health humanities and tackle questions such as: how can queer death studies deconstruct the health-illness binary? How can we rethink the experience of cancer from the perspective of queer death studies? How can this discipline help us focus on "peripheral" deaths like fetal death and pregnancy loss? The present article includes the following contributions:-Kirey-Sitnikova Y., Bridging queer death studies with public health science;-Böcker J., Queering fetal death and pregnancy loss;-Werner A., Re/orienting to death: queer phenomenology, terminal cancer, and anticipatory regimes;-Tzouva P., Towards a queer death: breaking free of cancerland;-Clay S., A queer account of self-care: autopoiesis through auto-annihilation.
Fehl- und Totgeburt in jeder Phase der Schwangerschaft und anschließende Trauerprozesse sind von subjektiven Ungewissheiten und sozialen Uneindeutigkeiten geprägt. Im Beitrag wird erstens eine kultursoziologische Perspektive auf... more
Fehl- und Totgeburt in jeder Phase der Schwangerschaft und anschließende Trauerprozesse sind von subjektiven Ungewissheiten und sozialen Uneindeutigkeiten geprägt. Im Beitrag wird erstens eine kultursoziologische Perspektive auf Verlusterleben und Trauer im Kontext von Fehl- und Totgeburt entfaltet. Zweitens werden vier Deutungs- und Handlungsambivalenzen vorgestellt, die für pränatale Verluste typisch sind: die Inwändigkeit des Sterbens, die Unsichtbarkeit des Verlusts, körperliche Liminalität und die Kongruenz der Prozesse Entbinden und Sterben. Deutlich wird, dass einerseits keine Prozessierungen institutionalisiert sind, Fehl- und Totgeborene aus dem Leben und die Frau am Ende der werdenden Mutterschaft zu begleiten, die Trauer nach pränatalem Verlust andererseits stark normiert ist.
Beitrag zur Ad-hoc-Gruppe »Sterben und Tod als (ent-)routinisierte Krisen?« – organisiert von Antje Kahl und Nicole Sachmerda-Schulz »Leibesfrucht«, »Kind«, »Prinzessin« oder »Zellklumpen«. Bereits diese kleine Auswahl von Bezeichnungen... more
Beitrag zur Ad-hoc-Gruppe »Sterben und Tod als (ent-)routinisierte Krisen?« – organisiert von Antje Kahl und Nicole Sachmerda-Schulz

»Leibesfrucht«, »Kind«, »Prinzessin« oder »Zellklumpen«. Bereits diese kleine Auswahl von Bezeichnungen verdeutlicht, wie unterschiedlich das Ungeborene konstruiert werden kann und wird. Endet eine Schwangerschaft vorzeitig mit einer Fehl-oder Totgeburt, stehen diese Vorstellungen des Ungeborenen in Wechselwirkung mit der Art, wie über es gesprochen wird, wie praktisch mit dem toten Körper umgegangen und wie – worum – getrauert wird. In diesem Beitrag wird die Bedeutung des uneindeutigen Personenstatus des verstorbenen Ungeborenen für den individuellen Umgang mit einer Fehl-bzw. Totgeburt aufgezeigt. Ausgehend von der Frage nach der Spezifik der Krise, in der sich Betroffene nach einer Fehl-oder Totgeburt befinden können, zeigt die empirische Analyse von Beiträgen in einem Online Trauer-Forum, dass eine Krise, so die These, durch die genannte Uneindeutigkeit bedingt werden kann.
Research Interests:
Für die ethnografische Forschung ist die Spannung von teilnehmender Nähe und distanzierter Beobachtung konstitutiv. Die zunächst abstrakte Gegenüberstellung wirft ganz praktische Fragen auf, wenn wir über einen längeren Zeitraum im Feld... more
Für die ethnografische Forschung ist die Spannung von teilnehmender Nähe und distanzierter Beobachtung konstitutiv. Die zunächst abstrakte Gegenüberstellung wirft ganz praktische Fragen auf, wenn wir über einen längeren Zeitraum im Feld durch das Dickicht der untersuchten Lebenswelt dringen. Wie sehr müssen wir uns auf das Feld und seine Aktivitäten einlassen? Wird unser Blick auf Distanz unscharf oder durch zuviel Nähe getrübt? Sind enge Beziehungen zu den Subjekten unserer Forschung erlaubt; gar freundschaftliche? Und was machen wir mit Informationen, die wir vielleicht nur deshalb erhielten, weil das Gegenüber uns als eine von ihnen wahrgenommen hat? Auf diese Fragen müssen wir forschungspraktische Lösungen finden, die methodologisch reflektiert und nachvollziehbar gemacht werden und wissenschaftsethisch vertretbar sein müssen. Wir gehen nicht davon aus, dass die Spannung grundsätzlich, von vornherein und dauerhaft aufgelöst werden kann. Sie lässt sich in unseren Augen nicht einfach umgehen, indem wir als Feldforscherinnen anwesend sind, ohne dabei zu sein. Und sie lässt sich nicht übergehen mit der Haltung: „anything goes“, solange wir nur an interessante Daten kommen. Wir  tragen im Gegenteil die Spannung von Nähe und Distanz latent schon ins Feld hinein durch das Selbstverständnis empirisch forschender Kultursoziologinnen, das sich als passionierte Professionalität bezeichnen lässt. Diese vereint die Handlungsaspekte von neugieriger (An)Teilnahme an der untersuchten sozialen Wirklichkeit (um zu verstehen) und dem nüchternen Erhebungs- und Auswertungshandwerk (um begründet zu erklären). 
Mit Grauzonen der Feldforschung nehmen wir Handlungen und Situationen in den Blick, die von dieser Spannung geprägt sind. Die Forscherin ist im Feld Mitglied einer Gruppe (geworden) und agiert also auch als solches und nicht ausschließlich als Wissenschaftlerin. Was wir hier als Grauzonen beschreiben, wird in der Literatur häufig als Dilemma bezeichnet, als Unvereinbarkeit feld- und professionsspezifischer Handlungsorientierungen (vgl. Fine 1993). Diese im Forschungsprozess irritierenden Unvereinbarkeitserfahrungen sind wichtig. Sie schärfen den Sinn dafür, in welchen Handlungsbezügen wir agieren. Aber wo Dilemma sprachlich eine unentscheidbare Ausweglosigkeit markiert, müssen wir im Feld eine Lösung finden.
Wir stellen im Folgenden konkrete Problemsituationen aus eigenen Feldforschungen über spezifisch schwer zugängliche Gruppen vor. So verschieden die untersuchten Phänomene sind, so sind doch die Probleme der Feldforscherin, ihr Handeln an mehreren Bezugsgruppen und damit Wertsystemen zu orientieren, vergleich- und verallgemeinerbar. Wir thematisieren sie hier nicht als vermeidbare und ungewollte Fehler. Wir möchten stattdessen ihre Doppelfunktion stark machen: Grauzonen der Feldforschung fordern uns zu einem selbstreflexiven Umgang auf, der unabdingbar für die situationsflexible Anpassung des Forschungsprozesses an eigensinnige Felder ist. Zugleich sind Art und Intensität dieser Bruchstellen feldspezifisch. Die Rollenkonflikte sowie Lösungsversuche und -erfolge können Ausdruck zentraler Merkmale des Feldes sein. Grauzonen sind so ein heuristisches Mittel zu deren Verständnis. Dazu müssen sie sowie der Umgang mit ihnen systematisch ausgewertet werden. Über das souveräne, passioniert professionelle Navigieren in einer Grauzone entscheidet maßgeblich auch die Beherrschung des methodischen Handwerkszeugs der qualitativen empirischen Sozialforschung.

In: Poferl, Angelika/Reichertz, Jo (Hrsg.): Wege ins Feld. Methodologische Aspekte des Feldzugangs. Essen: Oldib. 332-347.
Research Interests:
In the early 1990s East Germany was characterized by massive social and individual changes. During this period numerous communes were founded as a social experiment to establish an alternative way of life. Since free formation had been... more
In the early 1990s East Germany was characterized by massive social and individual changes. During this period numerous communes were founded as a social experiment to establish an alternative way of life. Since free formation had been harshly restricted before 1989, a wide range of communities now mushroomed. In his dissertation, Vico LEUCHTE focuses on the biographical history and social context of members before becoming part of the community. He relates individual biographies to problems and conflicts within the group. The author shows that expectations and the reality of communal cohabitation diverge, because living in a community can have a different function for each actor. However, the study does not live up to its promise of contributing to social movement research by taking a biographical research perspective. In this review, we first examine the structure of the study to highlight the author’s line of argument. In this section fundamental problems and methodical inadequacies will be discussed. We then suggest three fields of research—biographical research, community research and social movement research—for which many of the various empirical findings of the study could be informative.
Nach einer Fehl- oder Stillgeburt sind Betroffene mit der Vorstellung konfrontiert, es sei ja noch kein richtiges Kind gewesen, der Verlust sei entsprechend wenig betrauernswert. Julia Böcker geht empirisch der Frage nach, unter welchen... more
Nach einer Fehl- oder Stillgeburt sind Betroffene mit der Vorstellung konfrontiert, es sei ja noch kein richtiges Kind gewesen, der Verlust sei entsprechend wenig betrauernswert. Julia Böcker geht empirisch der Frage nach, unter welchen Bedingungen es gesellschaftlich als legitim gilt, das vorzeitige Ende einer Schwangerschaft als Tod und Verlust eines Kindes zu behandeln. Im Ergebnis steht die Rekonstruktion subjektiver Verlusterfahrungen im Kontext der kulturellen Ordnungen um körperliche Materialität, medizinisch (un)bestimmtes Leben und soziale Personalität. Deutlich werden der Umgang mit Wissensgrenzen und das Paradox einer subjektverantworteten Trauerkultur in der Gegenwart.