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Stadtentwicklung: Berlin sieht schwarz-rot

2012

Zugleich gedruckt erschienen im Universitatsverlag der TU Berlin unter der ISBN 978-3-7983-2447-3.

STADTENTWICKLUNG: BERLIN SIEHT SCHWARZ-ROT STADTPOLITIK TRIFFT STADTFORSCHUNG – DIALOGE ZUR STADTENTWICKLUNG AN DER TU BERLIN ERSTER DIALOG 18. APRIL 2012 think BeRl!n aljoscha hofmann, cordelia Polinna, Jana Richter, Johanna schlaack centeR foR MetRoPolitan studies deR tu BeRlin Prof. dr. harald Bodenschatz fachgeBiet Planungs- u. aRchitektuRsoziologie deR tu BeRlin Prof. dr. cordelia Polinna Abb. 1 l Wie kann dem langsamen sozialen Verfall ehtgegen gewirkt werden? Foto: Harald Bodenschatz Rot-schwaRze Botschaften deR stadtentwicklung Harald Bodenschatz Berlin hat sich seit dem fall der Mauer so stark verändert wie keine andere großstadt des westlichen europas. die dynamik war am stärksten in den 1990er Jahren, sie verlangsamte sich merklich im letzten Jahrzehnt. doch nunmehr steht ein neuer, ein zweiter großer wandel bevor, oder genauer: er hat bereits eingesetzt. das wichtigste aktuelle großprojekt in der Berliner stadtregion ist die neuordnung der flughäfen, ein Jahrhundertprojekt für Berlin. als folge dieser neuordnung verschieben sich die gewichte in der stadtregion – die bevorzugten lagen für das wohnen, die bevorzugten lagen für private wirtschaftliche aktivitäten. die flächen der zwei nicht mehr genutzten flughäfen tempelhof und tegel eröffnen neue chancen, aber notwendigerweise auch streitfelder für die stadtgesellschaft. im schatten und Vorfeld der flughafenrochade wurde ein zweites für Berlin grundlegendes infrastrukturProjekt auf den weg gebracht: die neuordnung der Bahnhöfe. der hauptbahnhof wie der Bahnhof süd2 kreuz markieren neue, gewichtige orte in der stadtregion. zu all diesen lokalen entwicklungen kommen noch herausforderungen auf nationaler, ja internationaler ebene: der klimawandel, die energiekrise, der demographische wandel und vieles mehr. auf Bundesebene wurde die energiewende zum zentralen thema. doch wo sonst als in den städten sollte sie umgesetzt werden? was heißt das aber für Berlin? eine schlüsselfrage, die nicht angemessen gestellt geschweige denn beantwortet worden ist. die neue welle der Veränderungen, die wir gerade erleben, erschüttert unübersehbar die lokalen gesellschaftlichen Verhältnisse. Berlin nähert sich – nicht zuletzt wegen des wandels der eigentümerstruktur – in der Mietenentwicklung städten wie München oder hamburg. die flächenhaften Mietsteigerungen werden angesichts des geringen durchschnittseinkommens der Berliner haushalte von vielen ver- Abb. 2 l Das Tempelhofer Feld. Foto: Harald Bodenschatz Abb. 3 l Auf der Suche nach einer Zukunft für die alte Mitte. Foto: Harald Bodenschatz ständlicherweise als bedrohlich wahrgenommen und auf breiter front kritisiert. dazu kommen die Proteste gegen größere und kleinere Projekte, die entweder als Motoren der gentrifizierung oder als Vernichter von freiräumen angesehen werden. wenn man den stand der dinge in Berlin betrachtet, so scheint es immer noch, dass die großen Projekte der stadtentwicklung durch Politik und Verwaltung isoliert betrachtet werden. Vernetztes denken und handeln ist in Berlin wenig verbreitet. das betrifft nicht nur die zuständige senatsverwaltung, deren spitze neu besetzt wurde und der daher noch einarbeitungsbedarf zugebilligt werden muss. das betrifft auch den koalitionspartner cdu, der in stadtentwicklungspolitischer hinsicht noch wenig flagge gezeigt hat; das betrifft, soweit das in der Öffentlichkeit sichtbar wird, auch die oppositionsparteien. die Berliner stadtentwicklungspolitik ist daher wieder mit großen herausforderungen konfrontiert. Von ihr werden strategische antworten erwartet, die konkrete Räume in der stadt betreffen, aber auch antworten darauf, wie eine neue kultur der strategiefindung, des öffentlichen dialoges aussehen könnte. doch was waren die bisherigen antworten? im umfeld des wahlkampfes konnten wir die lange bekannten Manöver beobachten: die politischen Parteien schreiben in mehr oder minder isolierten zirkeln wahlprogramme. ist das aber angesichts der großen debatten um eine bessere einbindung der stadtbürger, der zivilgesellschaft nicht völlig anachronistisch? Müssten gerade stadtentwicklungspolitische ziele nicht breiter diskutiert und vorbereitet werden? nach der wahl diente ein Projekt, das ja auch innerhalb der sPd keineswegs unumstritten war, als leitprojekt der künftigen stadtentwicklung, das sogar als koalitionsentscheidend deklariert wurde: der Bau eines autobahnabschnitts im osten Berlins. das war zweifellos ein taktisches Manöver, doch mit einer schwierigen Botschaft: der Botschaft nämlich, dass Berlins zukunftsprojekt ein stück autobahn ist, und dies in einer zeit des Ringens um eine neue Mobilität. doch nach der koalitionsentscheidung wurde uns im handumdrehen ein neues leitprojekt präsentiert: der neubau der zentral- und landesbibliothek in Berlin auf dem tempelhofer feld. dies war ein schnellschuss, ohne gründliche abwägung der alternativen in stadtentwicklungspolitischer und kostenhinsicht. unübersehbar war aber schon im wahlkampf eine neue sensibilität für die neue wohnungsfrage, für die notwendigkeit einer neuen wohnungspolitik. der flughafen tempelhof war eine riesige Barriere in der innenstadt Berlins, seine entwicklung muss auch dazu beitragen, die stadt im süden besser zu vernetzen. der flughafen tegel ist äußerst mangelhaft erschlossen, hier ist die anbindung an die innenstadt eine schlüsselaufgabe. die große aufgabe der Vernetzung des zentrums mit Moabit und wedding über das neue hauptbahnhofsviertel war bislang kein wichtiges thema, auch die Vernetzung des Bahnhofs südkreuz mit schöneberg und tempelhof wurde bis vor kurzem vernachlässigt. die großen Veränderungen erfordern in erster linie Vernetzungsarbeit, und zwar nicht in abstrakter weise, sondern konkret, etwa über die Qualifizierung von hauptstraßen und hauptplätzen, über die Revitalisierung der großen Radialstraßen, die zu den flughäfen und weiter in die stadtregion führen. die neue Bibliothek, ja die entwicklung des flughafens tempelhof ist ohne konzept für den tempelhofer damm und insbesondere für den Platz der luftbrücke eigentlich nicht denkbar. und die entwicklung des flughafens tegel ist ohne ein konzept für die Müllerstraße und insbesondere für den kurt-schumacher-Platz nicht denkbar. dazu kommen die beiden großen gesamtstädtischen aufgaben der erneuerung des historischen kerns von Berlin, der 3 Abb. 4 l Auf der Suche nach einer Zukunft für die City West. Foto Harald Bodenschatz Abb. 5 l Wie kann das großartige Netz der Radialstraßen reurbanisiert werden? Abbildung: Think Berl!n ehemaligen mittelalterlichen altstadt, und der stabilisierung der city west, eine aufgabe, die neben dem kurfürstendamm und dem Breitscheidplatz vor allem auch den ernst-Reuter-Platz betrifft. nicht minder vage waren: wissenschaft, wirtschaft und wohnen. nach der senatsbildung verkündete der zuständige senator, dass die iBa vor allem das thema wohnen aufgreifen solle. diese Vorgeschichte einer neuen iBa war zweifellos noch nicht sehr professionell. eine iBa in Berlin muss sich an den historischen Bauausstellungen messen lassen, den ausstellungen 1910, 1931, 1957 und 1987, denn Berlin ist die welthauptstadt der Bauausstellungen. wir haben vorgeschlagen, als thema einer künftigen iBa die Reurbanisierung der großen ausfallstraßen zu prüfen, also derjenigen linearen öffentlichen Räume, die die großstadt strukturieren und am leben halten, die aber in der Vergangenheit oft zu autoverkehrstrassen verkümmert sind. entlang dieser straßen bündeln sich die herausforderungen von morgen – die suche nach einer neuen Mobilität, nach einer stadt der kurzen wege und vielfältigen nutzungen, auch des wohnens, das Ringen um weniger lärm und abgase, die Minderung der unfallgefahren, die stärkung des soziale zusammenhalts in der stadtregion, die stärkung und Verbesserung der außenstadt. an den Radialstraßen bündelt sich zugleich die zentrale bundespolitische aufgabe: die lokale umsetzung der energiewende. hier könnte Berlin beispielgebend sein, auch international. drei dieser Radialstraßen dienen zur Vernetzung der alten und des neuen flughafens. sie könnten gegenstand einer künftigen iBa werden. sie sind aber auch jenseits einer iBa ein zentrales thema künftiger stadtentwicklungspolitik. doch Berlin braucht nicht nur vernetzte schlüsselprojekte, sondern auch eine Vision, in der sich diese Projekte bündeln, die diesen Projekten einen komplexeren sinn gibt. das erfordert zwingend andere, innovative Verfahren, die zentrale akteure einbindet, das erfordert einen abschied von der Routine der Vergangenheit. ist die Verwaltung dafür angemessen ausgestattet, organisatorisch gut aufgestellt und durch und durch motiviert? wir meinen: sie ist es noch nicht, müsste es aber sein. hier ist erst aufbauarbeit zu leisten. da aber die aufgaben nicht warten können, sollte geprüft werden, ob nicht für einen Übergangszeitraum eine art urban task force eingerichtet werden kann. das Ringen um die zukunft Berlins soll, so die Verkündung des Regierenden Bürgermeisters, in einem stadtentwicklungskonzept sichtbar werden. dies ist eine große aufgabe, die allerdings nur dann annähernd gelöst werden kann, wenn sie nicht einsam am schreibtisch einer Behörde bearbeitet wird, sondern im öffentlichen dialog, unter einbindung zentraler akteure, auch aus der zivilgesellschaft. für diese aufgabe könnte ein neuer typus des stadtforums entwickelt werden, ein stadtforum 3.0. schließlich bleibt eine weitere trumpfkarte der stadtentwicklung, die aber nur stechen wird, wenn sie richtig eingesetzt wird: eine neue internationale Bauausstellung. für eine solche iBa wurde vor der wahl ein sehr, sehr allgemeines konzept entwickelt, das unter dem Motto hauptstadt Raumstadt sofortstadt antrat. dieses konzept wurde mit der koalitionsvereinbarung zu den akten gelegt. dort wurde ein neues konzept verkündet, dessen schlagworte 4 Berlin braucht neue formate der Verständigung über stadtentwicklungspolitische Visionen, strategische ziele und schlüsselprojekte. es braucht das konstruktiv-kritische engagement aller akteure, auch der wissenschaft, auch aller politischen Parteien, jenseits ritueller grabenkämpfe. Abb. 1 l Postkarte „775 Jahre Berlin“. Gestaltung: Jana Richter, 2012 775 JahRe BeRlin – deR ignoRieRte stadtkeRn Jana Richter 775 Jahre Berlin, so das thema des folgenden Beitrages das hier aus sicht der touristischen entwicklung betrachtet wird. das 775. Jubiläum, welches im sommer mit einem ausstellungs- und festprogramm begangen wird, gibt anlass eine neue diskussion über den umgang mit dem ehemaligen stadtkern zu beginnen. es gibt weiterhin anlass über die tourismusentwicklung der stadt und des zentrums nachzudenken.herausforderungen auf nationaler, ja internationaler ebene: der klimawandel, die energiekrise, der demographische wandel und vieles mehr. auf Bundesebene wurde die energiewende zum zentralen thema. doch wo sonst als in den städten sollte sie umgesetzt werden? was heißt das aber für Berlin? eine schlüsselfrage, die nicht angemessen gestellt geschweige denn beantwortet worden ist. tiges ausstellungs- und festprogramm, aber vor allem wurden nachhaltige bauliche Projekte durchgesetzt. so wurde beispielsweise der öffentliche Raum in der city-west fußgängerfreundlich umgestaltet. das zentrum ost wurde als historischer ort neu inszeniert. Restaurierungen historischer gebäude, wie in der friedrichstadt, am gendarmenmarkt oder auf der Museumsinsel und einige neubauten, wie der friedrichstadtpalast wurden umgesetzt. das spektakulärste Projekt war der wiederaufbau des nikolaiviertels als gründungsort Berlins mit wohnen, läden und zahlreichen gastronomischen einrichtungen. diese Maßnahmen führten schon damals zu einer wiederbelebung des historischen zentrums. sie erinnern wir uns, die 750. Jahrfeier 1987 wurde bildeten außerdem die erste grundlage für den einauf beiden seiten der stadt für wichtige Projekte zigartigen touristischen Boom, den das zentrumder stadtentwicklung genutzt. es gab ein vielfäl5 Abb. 2 l Rathausforum. Foto: Jana Richter, 2011 Abb. 3 l Analyse der touristischen Nutzung des Stadtkerns. Abbildung: Jana Richter, eigene Darstellung, 2011 ost nach dem Mauerfall und besonders ab dem tel) gibt es große defizite. zweitens: es bestehen Jahr 2000 erlebte. große „löcher“ im urbanen gefüge. Besonders das klosterviertel und das ehemalige cölln sind zurzeit zum diesjährigen 775. Jubiläum der gründung touristisch und städtisch isoliert. es gibt wenig seBerlins stellt sich die große frage erneut: „was für henswürdigkeiten und außerdem eine ungenügenein zentrum wollen wir entwickeln“? während der de Vernetzung. daneben stellen das Marx-engels Besucherandrang boomt und das interesse am forum und das Rathausforum derzeit einen ungründungskern Berlins stetig wächst, stellt sich übersichtlichen grünraum ohne erkennbare ziele der stadtkern baulich noch immer als urbane und dar und bilden so weitere „löcher“ im touristischen touristische Brache – als eine art flickenteppich Raum die weder urbane- noch freiraumqualitäten – dar. städtische und stadtgeschichtliche zusam- bieten. menhänge sind für Besucher und selbst für Berliner schwer nachvollziehbar. die erarbeitung eines touristischen konzeptes für den hist. stadtkern könnte zur urbanen ideenfinnach der langen debatte, vielen vorgelegten ent- dung und entwicklung des Bereichs gute impulse würfen und wettbewerben zur gestalt des histo- setzen, denn dies wäre ein entwicklung aus den rischen kerns steht zumindest der Bau des hum- anforderungen des öffentlichen Raums heraus, boldtforums fest. Jedoch ein übergeordnetes Bild, der gleichzeig der touristische Raum ist. die erste ein konsens wie dem ehemaligen stadtkern umge- Maßnahme wäre die fußläufig attraktive einbindung gangen werden soll, gibt es nicht. stattdessen gibt des stadtkerns in das städtische und touristische es viele offene teilprojekte. wegenetz.erstens, durch eine wirkliche Öffnung und gestaltung der spreeuferpromenaden als urBeispielhaft für die anstehenden herausforderun- banen barrierefreien Raum der die historischen teigen möchte ich auf die analyse der touristischen le verbindet und ufer, Brücken und den alten hanutzung des ehem. stadtkerns eingehen (siehe fen aktiviert. zweitens, durch die Überwindung der abb. 3). in dunkelrot sind die sehenswürdigkei- Verkehrsschneisen durch fußgängerfreundlichere ten gekennzeichnet. in den Blautönen werden die Übergange über die straße unter den linden, die urbanen und touristischen funktionen, wie shop- spandauer straße und den Molkenmarkt. drittens, ping, gastronomie, kultur- und stadtinformation durch die sichtbarmachung der historischen spuoder straßenverkäufer erkennbar. in hellrot sind ren durch ausgrabungen, die wiederherstellung die fußläufigen touristischen Bewegungsströme von markanten teilen und ausstellung zur stadtgemarkiert, die gleichzeitig die übergeordneten urba- schichte, z.B. auf der bisher touristisch isoliert lienen zusammenhänge sehr gut sichtbar machen. genden fischerinsel, die eine wichtige Verbindung zum alten hafen und zum köllnischen Park schliedeutlich wird: erstens, die ehemalige altstadt wird ßen könnte. das sichtbarmachen der historischen nur im norden und westen stark von touristischen spuren der ehemaligen altstadt bietet ein sehr groBewegungströmen frequentiert. Bei der Vernet- ßes Potential, denn 70% der historischen altstadt zung zwischen nördlichem teil (Museumsinsel Berlins sind bisher noch nicht archäologisch aufgeund dom Quarre) und südlichem teil (ehemaliges nommen. es gibt noch viel stadtgeschichte zu entcölln, Breite straße, fischerinsel und klostervier6 Abb. 4 l Maßnahmen zur touristischen Entwicklung des Stadtkerns. Abbildung: Jana Richter, eigene Darstellung, 2011 decken und in städtische und touristische Projekte zu entwickeln. die stadt hat auch schon begonnen. die abb. 5 zeigt die teile des geplanten „archäologischen Pfades“ mit dem archäologischem zentrum am Petriplatz, dem archäologischen fenster an der uBahn Rotes Rathaus, usw. und die geplanten neubauten auf historischem grund, wie beispielsweise das humboldtforum und den Molkenmarkt. dies schafft zumindest schon eine neues Bewusstsein bei Berlinern und Besuchern für die existenz einer ehemaligen altstadt, und verortet diese räumlich sichtbar. Mit diesen Baumaßnahmen wird die „historsiche altstadt“, nach dem Potsdamer Platz und dem Regierungsviertel, zur neuen großen „schaustelle“ Berlins werden. die ausgrabungen wie am Roten Rathaus, am Petriplatz oder am schlossplatz sind schon heute von Besuchern überrannt. der historische stadtkern wird mehr und mehr zum toptouristenziel. unverkennbar ist aber auch. ein touristisches oder stadtgeschichtliches konzept und einige neubauten bleiben stückwerk ohne ein städtebauliches gesamtkonzept, das Bebauung, Verkehr, tourismus, stadtgeschichte integriert. die 750-Jahr-feier hatte teile des zentrums nachhaltig entwickelt. das diesjährige Jubiläum sollte zu mindestens genutzt werden, um im stadtkern neue akzente zu setzen und eine breite debatte - zwischen stadtöffentlichkeit, architekten, stadtentwicklern, denkmalschützern zu beginnen, die kontinuierlich und strukturiert die isolierten stückwerke zusammenführt. 7 Abb. 1 l BER, TXL und THF: Flughafenrochade im Zusammenhang. Abbildung: Johanna Schlaack, eigene Darstellung, 2012 BeR, tXl und thf: BeRlin wiRd auf den koPf gestellt Johanna Schlaack die neuordnung der Berliner flughäfen ist ein sehr prominentes, brisantes und viel diskutiertes thema in unserer stadtregion. denken wir nur an die flugroutendebatte oder den heißen diskurs zur schließung und nachnutzung der flughäfen tempelhof und tegel. die debatten sind von großer emotionalität geprägt, da die flughäfen mit ihren positiven und negativen auswirkungen zum einen die lebensqualität der Menschen und zum anderen die wirtschaftskraft der umgebenden Bereiche und nicht zuletzt der gesamten stadtregion im internationalen wettbewerb maßgeblich beeinflussen. die einen beispielsweise in Pankow feiern mit der eröffnung des neuen flughafens BeR und der schließung des flughafens tegel die neu gewonnene Ruhe und die steigenden Preise ihrer wohnimmobilien und einfamilienhäuser. die anderen zum Beispiel in der flughafennachbargemeinde Blankenfelde-Mahlow sind eher verzweifelt in weltuntergangsstimmung und befürchten den 8 tag X, in folge dessen ihre kinder nicht mehr ohne Risiko im freien spielen können und flächendeckend herz-kreislauf- erkrankungen im flughafenumfeld durch den lärmstress zunehmen. erinnern wir uns an den konsensbeschluss von 1996, eine klare „top-down-entscheidung“ der damaligen Verantwortlichen diepgen, stolpe und wissmann kurz nach dem scheitern der Berlin-Brandenburg fusion, entgegen dem ergebnis des vergleichenden Raumordnungsverfahrens von 1994. damals wurde der ausbau von schönefeld zum neuen großflughafen und die schließung der innerstädtischen flughäfen zur Bündelung des flugverkehrs, dem 90er Jahre konzept von hubflughäfen folgend, empfohlen. nur so konnte ein derartiger ausbau mit den argumenten der nähe zur hauptstadt und zum Regierungssitz Berlin gerechtfertigt werden. hintergrund für die entscheidung waren jedoch auch die bereits kurz nach der wende für einen dreistelligen Millionenbetrag durch die öffentliche hand erworbenen Abb. 2 l BER: Bau und Inbetriebnahme unter großem Protest. Foto: Johanna Schlaack, 2012 Abb. 3 l Blankenfelde-Mahlow: Nachbargemeinde im Dauerstress. Foto: Johanna Schlaack, 2011 enormen flächenreserven von über 100 hektar für eine potenzielle erweiterung des Bestandsflughafens an der südlichen grenze des heutigen Bezirkes treptow-köpenick, der jetzige Business Park Berlin. diese entscheidung legte den grundstein für eine von auseinandersetzungen, klagewellen bis hin zur Besetzung von tempelhof durch linke gruppen geprägten neuordnungsprozess der Berliner flughäfen. und die innenstadt sowie weiter entfernte standorte müssten dann, bezogen auf ihre erreichbarkeit, eher als Peripherie eingeordnet werden. die politischen Verantwortlichen und auch die Verwaltung sind unterdessen heftig damit beschäftigt an den verschiedenen standorten Brände zu löschen, Beteiligung oder zumindest information mit online-dialogen, werkstattverfahren oder standortkonferenzen zu ermöglichen, weiteren Vertrauensverlust in der Bevölkerung zu verhindern und impulse für wirtschaftswachstum zu setzen. zu selten wird jedoch der gesamte Prozess der, wie wir es genannt haben flughafen-Rochade, im zusammenhang gesehen. Veranschaulichen wir uns beispielsweise die veränderten erreichbarkeiten in der stadtregion: als direkter knotenpunkt bzw. „shortcut“ zwischen globalem und lokalem Maßstab verleiht der flughafen seinem gut erreichbaren umfeld einen klaren standortvorteil und verschärft damit oftmals die konkurrenz unter den verschiedenen zentren in der stadtregion. Bemisst man beispielsweise die entfernung von Paris und Berlin nicht nach räumlichem abstand, sondern nach zeitlicher entfernung so liegen die innenstädte doppelt soweit voneinander entfernt wie ihre flughäfen charles de gaulle und der zukünftige BeR, da zu den zwei flugstunden jeweils noch eine knappe stunde fahrtzeit in das stadtzentrum hinzugerechnet werden muss. dieser dem Mobilitätsfaktor „zeit“ angemessenen lesart folgend, könnten der flughafen und sein umfeld sozusagen zum zentrum globaler erreichbarkeit innerhalb der Region aufsteigen die radikale umstrukturierung des Berliner luftverkehrs hat demnach auch auf dem Boden deutliche auswirkungen, die sich etwa in veränderten Verkehrsströmen, der Verlagerung von logistik- und anderen gewerbebetrieben oder neuartigen zentralitäten in der stadt manifestieren werden. es ist daher anzunehmen, dass der norden Berlins aufgrund der schließung des flughafens tegel und der daraus resultierenden abwanderung von geschätzt etwa 10.000 arbeitsplätzen wirtschaftlich weiter geschwächt wird. im zuge dieser entwicklung und der bisherigen strategischen Planungen wie der entwicklungsachse „BeR – hauptbahnhof“ zeichnet sich zunehmend ein kraftdreieck zwischen den Polen „stadtmitte – BeR – Potsdam“ ab, in dem sich ein großteil der wirtschaftlichen entwicklung der stadtregion Berlin abspielt und auch zukünftig konzentrieren wird. die beiden seiten des dreiecks, zum einen die historisch gewachsene süd-west-achse zwischen der Berliner innenstadt und Potsdam und zum anderen der wirtschaftlich zu vermarktende süd-ost-korridor vom hauptbahnhof über adlershof zum neuen BeR, haben sich bereits in den köpfen etabliert. die entwicklungsachse im südlichen Berliner umland vom BeR nach Potsdam wird bisher jedoch kaum wahrgenommen und nicht in die Planung und Vermarktung miteinbezogen. Über die bloße wahrnehmung hinaus fehlt es vor allem an Mut für klare räumliche und städtebauliche Visionen für die entwicklungsachsen in der stadtregion, die im fall des süd-ostkorridors nur zweidimensional in Plänen existieren im interesse einer Balance zwischen den Berliner Bezirken sollten daher Berlin-Brandenburg übergreifende strategien gegen den gewichtsverlust der 9 Abb. 4 l Kraftdreieck: Innenstadt - Flughafen BER - Potsdam. Abbildung: Johanna Schlaack, eigene Darstellung, 2011 Abb. 5 l TXL: Schließung voraussichtlich 2013. Foto: Johanna Schlaack, 2012 nördlichen Metropolregion z.B. im Rahmen des aktuellen stadtentwicklungskonzept (stek) 2030 Prozesses vorangetrieben werden, damit isolierte Projekte wie der campus Buch nicht die einzige antwort auf ein mögliches zurückfallen des nordens bleiben. die weitere konkretisierung des nachnutzungskonzeptes für den flughafen tegel als neuer attraktor mit klarem standortprofil und guter erschließung auf hohem niveau ist dafür unabdingbar, damit die dort angesiedelten nicht direkt flughafen-affinen Branchen am standort gehalten werden können. um es zusammenzufassen: es gibt an den drei „Baustellen“ der flughäfen jeweils handfeste herausforderungen, die eines guten Prozesses und einer klaren Vision, aber auch eines guten Produktes beziehungsweise ergebnisses in form von städtebaulicher und architektonischer Qualität bedürfen. am flughafen tempelhof ist es das virulente thema der Bebauung versus freiraumgestaltung und auch die gleich von Prof. hascher ausgeführten frage zur standortwahl der zentral- und landesbibliothek (zlB) als neubau und nicht im altbau des terminals. im falle von tegel ist es die frage, wie nach fünf standortkonferenzen und zwei werkstätten in einem scheinbar demokratischen Prozess unter einbindung vieler Beteiligter, Bürger und renommierter Büros wie MVRdV oder west 8, das am schluss im flächennutzungsplan ausgewiesene industrie- und gewerbegebiet zukunftsfähig gestaltet und schrittweise entwickelt werden soll. und im BeR-umfeld ist es das zweischneidige thema der kombinierten neuen lärmbelastung und anwohnerbetroffenheit bei gleichzeitigem wirtschaftswachstum und aufkeimender konkurrenz in anbetracht der im gemeinsamen strukturkonzept (gsk) ausgewiesenen 2100 hektar siedlungserweiterungsfläche allein im flughafenumfeld. Bei all diesen drängenden herausforderungen an den drei verschiedenen flughafenstandorten und der herkulesaufgabe der zügigen eröffnung des neuen flughafens BeR inklusive anbindung darf der Blick für das ganze, für den zusammenhang in der stadtregion Berlin- Brandenburg nicht verloren gehen. da das flughafen- und damit das globale erreichbarkeitssystem in Berlin nun auf einen Pol an der südöstlichen Berliner stadtgrenze in schönefeld beschränkt wird, sollte die Vernetzung der innenstadtbereiche, vor allem der nun abgehängten city west sowie der ehemaligen flughäfen tempelhof und tegel im Berliner stadtgewebe unbedingt qualifiziert werden. die bereits von harald Bodenschatz erwähnten Radialstrassen mit ihren parallelen Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPnV)-strängen bilden dafür ein solides Rückgrat, um die Berliner innen- und außenstadtbereiche zu verbinden sowie die beiden ehemaligen flughafenareale in Richtung kurt-schumacher Platz und u6 sowie in Richtung tempelhofer damm, u6 Platz der luftbrücke und u- und s-Bahnhof tempelhof sinnvoll anzubinden. außerdem muss aus Berliner sicht dringend eine gute Übergangslösung für die momentan desolate anbindung des neuen BeR bis 2019 mit maximalen ÖPnV-fahrtzeiten von 20-40 Minuten in den großteil des Berliner stadtgebietes gefunden werden, damit der Modal split des BeR nicht endgültig in Richtung Motorisierter individualverkehr (MiV) kippt, sich die Vorbehalte gegenüber dem flughafenstandort nicht weiter erhärten und die impulse nicht allein ins Brandenburger umfeld abwandern. 10 anm. d. R.: wegen der dramatischen Verschiebung der eröffnung des flughafens BeR rücken die hier angesprochenen themen zwar kurzfristig in den hintergrund, bleiben aber langfristig entscheidend. Abb. 1 l Energiewende – ein vor allem städtisches Thema mit sozialen, ökonomischen und kulturellen Folgen. Abbildung: Tagesspiegel, 16. April 2012 iMPuls-stateMent Cordelia Polinna die themen, die in den vorangegangenen Vorträgen angerissen wurden, stehen paradigmatisch für die großen stadtplanerischen herausforderungen, die • Berlin meistern muss. die stichworte klimawandel und energiewende sind in aller Munde. doch vor allem beim thema energiewende muss in der debatte noch deutlicher hervorgehoben werden, dass diese ein ganz explizit städtisches thema ist. für Berlin stellen sich dabei folgende fragen: • wie werden die vorhandenen großen bauli- • chen Bestände aus der zweiten hälfte des 20. Jahrhunderts qualifiziert – die großsiedlungen, aber auch die großen einfamilienhausgebiete in Rudow und lichterfelde, die gebiete der „zwi- • schenstadt“ mit dänischem Bettenlager und Mcdrive? wie schafft man es, aus diesen gebieten nachhaltige stadtquartiere zu machen, in denen Bewohner und nutzer nicht auf das auto • angewiesen sind? und wie werden die kosten eines solchen umbaus verteilt? die energiewen- de ist nicht nur ein ökologisches und ein ökonomisches, sondern auch ein soziales thema. ganz eng verknüpft mit den themenkomplex der Bestandsqualifizierung sind die fragen, die sich aufgrund der entwicklung einer neuen, nachhaltigen urbanen Mobilität stellen - mit all den konsequenzen, die das für die gestaltung von öffentlichen Räumen, für den Übergang zum öffentlichen nahverkehr oder für die großen ausfall- und hauptstraßen, die Radialen, hat. die kulturellen dimensionen der energiewende werden bislang noch kaum diskutiert, etwa in Bezug auf den umgang mit unserer geschätzten historischen Bausubstanz. sehr Berlin-spezifisch ist die Verschiebung des gravitationszentrums der stadt, die vor allem infolge der neuausrichtung des flughafensystems zu erwarten ist. Bei all diesen fragen müssen die sozialen dimensionen nicht außer acht gelassen werden, die sich verstärkende soziale ungleichheit und 11 Abb. 2 l Blick auf den potenziellen Standort der ZLB am Tempelhofer Damm. Foto: Cordelia Polinna, 2010 Abb. 3 l Eine große Aufgabe: Qualifizierung der baulichen Bestände aus dem 20. Jahrhundert, Foto: Cordelia Polinna, 2010 die tatsache, dass Berlin auf dem wohnimmobilienmarkt offenbar eine entwicklung nachholt, die in vielen anderen deutschen und europäischen Metropolen bereits stattgefunden hat und die zu deutlichen Preissteigerungen, zu einer Verdrängung finanziell schwächerer Bevölkerungsgruppen aus der innenstadt und damit einhergehenden segregationsprozessen führt. cken sowie am unwirtlichen t-damm eine nicht zu unterschätzende städtebauliche herausforderung dar. hier sollten zunächst neue herangehensweisen entwickelt werden, wie eine solche Bibliothek geplant werden kann, nicht als solitär, sondern als nukleus eines sich neu entwickelnden Quartiers, der eine neudefinition der bislang von Verkehr dominierten Räume ermöglicht. an einigen zentralen Projekten lässt sich ablesen, wie Berlin mit diesen herausforderungen umzugehen gedenkt und wie sich die stadt auch im internationalen Vergleich positionieren will. Mit dem näher rückenden Baubeginn des humboldtforums in Mitte, dem undurchschaubaren hin-undher bei den Projekten wie dem archäologischen zentrum oder dem umbau des Molkenmarktes wird auch für die ehemalige altstadt die notwendigkeit neuer planerischer Verfahren und instrumente ganz deutlich sichtbar. wie viele ideen wurden schon entwickelt, von mittelalterlicher neubebauung bis hin zum gigantischen wasserbecken – doch keine dieser ideen wurde je im sinne eines konstruktiven entwurfsprozesses weiterentwickelt, modifiziert und dann schließlich mit breiter akzeptanz realisiert. notwendig ist zunächst ein ganz grundlegender Verständigungsprozess darüber, welche Rolle dieses gebiet innerhalb Berlins überhaupt spielen soll, bevor städtebaulich reagiert werden kann. hier sind Verfahren unabdingbar, die sich nicht nur durch ein kleines bisschen mehr an Bürgerbeteiligung pro forma auszeichnen lassen, sondern die neue ansätze für wirkliche Mitwirkung unterschiedlicher akteure und ein kontinuierliches weiterentwickeln von ideen ermöglichen. die neue zentral- und landesbibliothek wurde zum leitprojekt der neuen landesregierung erkoren. angesichts der prekären haushaltslage werden neben diesem großprojekt kaum weitere größere Projekte auf den weg gebracht werden können. Prinzipiell ist natürlich zu begrüßen, dass ein Bildungsleuchtturm eine so hohe politische Priorität eingeräumt bekommt und dass der Regierende Bürgermeister überhaupt einem stadtplanerischen Projekt Rückenwind verleiht. ein aus der dauer der legislaturperiode begründeter zeitdruck und eine gewisse „großmannssucht“ einzelner akteure führen jedoch dazu, dass das Projekt schon festgezurrt scheint, bevor eine wirkliche debatte überhaupt begonnen hat. wie sieht überhaupt ein architektonisches, städtebauliches und soziokulturelles Programm für eine solche Bibliothek des 21. Jahrhunderts in einer zunehmend multiethnisch geprägten stadt aus? wie können die impulse eines solchen Projektes für die umgebung am südwestlichen Rand des tempelhofer feldes maximiert werden? auch das ist eine thema, bei dem eine ganz enge Verzahnung mit fragen des Verkehrs von zentraler Bedeutung ist, stellt die situation am s-Bahn- und autobahnring mit seinen großen Brü12 ob Berlin sich als Modellstadt für die energiewende und für eine neue urbane Mobilität positionieren kann, wird sich jedoch im ganz alltäglichen leben vor allem auf den Plätzen der stadt und entlang der großen hauptstraßen, der Radialen, entscheiden. an orten wie dem ernst-Reuter-Platz, an dem das auf den ersten Blick völlig unmöglich erscheint, muss ausgetestet werden, wie man den einstieg in Abb. 4 l Umfeld des ZLB-Standortes: Eine Neudefinition der bislang von Verkehr dominierten Räumen ist notwendig, Foto: Cordelia Polinna, 2012 Abb. 5 l Umbau der Radialen: Berlin als Modellstadt für nachhaltige Mobilität. Grafik: Malte Wittenberg, 2011 boomenden Potsdam auch über die landesgrenzen hinaus blicken. es muss aber auch antworten darauf finden, wie verhindert werden kann, dass die stadt in • viele kieze zerfällt, die immer mehr nach dem Motto „not in my backyard“ agieren, • in ein innen und außen oder in • einen aktiven, dynamischen Bereich südlich und einen passiven, abgehängten Bereich nördlich an den Radialen müssen radikale schritte gewagt des „spree-Äquators“ zerfällt. werden. weniger autoverkehr, attraktivere koppelungen von öffentlichem nahverkehr, fußgängerund Radverkehr, attraktive öffentliche Räume – dies ein solches stadtentwicklungskonzept muss im sind die zentralen Voraussetzungen für eine Renais- organisierten dialog zwischen Politik, Verwaltung, sance der hauptstraßen und der an ihnen liegenden wirtschaft, zivilgesellschaft und wissenschaft erstadtteilzentren und somit für den erhalt der poly- stellt werden – das ist ja offenbar auch so bereits angedacht. für einen solchen dialog wäre ein neuer zentralen, nachhaltigen stadt der kurzen wege. typus des stadtforums wünschenswert. Bei vielen der aufgerufenen themen wird deutlich, dass die Verwaltung mit ihren Verfahrensweisen die umsetzung des Planes wird weitgehend über und Ressortaufteilungen an ihre grenzen stößt. in strategisch bedeutsame schlüsselprojekte erfolgen zukunft wird vor allem eine viel stärkere Vernetzung müssen, für die beispielsweise fördergelder von von städtebau, stadtentwicklungsplanung und dem land, Bund oder eu zur Verfügung stehen oder wo Verkehrsressort, aber auch mit den Bereichen Bil- private investitionen im sinne des Plans gesteuert dung oder wirtschaftsförderung, notwendig sein, werden müssen. doch wie können zukünftig besseals wir sie bislang aus der Verwaltung gewohnt wa- re konzepte für solche strategischen Projekte entwickelt und umgesetzt werden? in den vergangenen ren. Monaten, nach der Veranstaltung „ist stadtentwickdas stadtentwicklungskonzept 2030 soll, ja muss lung nach der wahl egal?“, haben wir – mit anreguneinen ersten mutigen schritt in Richtung einer sol- gen aus dem ausland – überlegt, wie die Verwaltung chen Vernetzung unternehmen. der sehr gelungene neue wege gehen könnte. steP Verkehr aus dem Jahr 2011 bietet hier schon viele mögliche anknüpfungspunkte. das stadtent- wir schlagen vor, zunächst temporär eine neuartiwicklungskonzept 2030 muss sich zudem trauen, ge, kleine, operative Planungsabteilung in der sestrategisch wichtige Räume zu identifizieren und natsverwaltung für stadtentwicklung und umwelt Prioritäten zu setzen, wo beispielsweise wirklich zu- einzurichten, die versucht, an orten mit besonderen kunftstechnologien angesiedelt und auch gefördert herausforderungen mittels strategischer Planungswerden sollen. es muss die gesamte stadt ins auge projekte die ziele des Berliner stadtentwicklungsfassen, dem Bereich außerhalb des s-Bahnringes programms umzusetzen. diese abteilung, eine art mehr aufmerksamkeit widmen und vor allem in der urban task force – wir haben sie „BeRlin gestalwachstumszone zwischen schönefeld und dem eine neue, nicht mehr autoabhängige urbane Mobilität umsetzen kann. dazu gehört auch, die baulichen strukturen aus der zweiten hälfte des 20. Jahrhunderts so anzupassen, dass hier eine neue aufenthaltsqualität entsteht, die den Platz als zentrum eines Quartiers für wissen, technologie und innovation erblühen lässt. 13 Abb. 6 l Radialstraßen - Thema für eine IBA? Grafik: Malte Wittenberg, 2011 ten“ genannt – könnte sich in ihrer arbeit auf orte konzentrieren, • die für die zukünftige entwicklung Berlins von herausragender Bedeutung sind, • auf orte, die Präzedenzfälle für neuartige herangehensweisen darstellen, • auf orte, die schon lange als „Problemfälle“ der stadtentwicklung gelten, wo konflikte schwelen, • auf orte, wo Bezirke und die senatsverwaltung nicht zueinander finden. BeRlin gestalten soll die arbeit der senatsverwaltung und der Bezirke nicht ersetzen, aber um eine option ergänzen, die ohne scheu vor eingefahrenen strukturen und vor bürokratischen hürden konkrete lösungen für die planerischen Probleme vor ort findet – ressortübergreifend, in zusammenarbeit mit den Planungsämtern der Bezirke und anderen akteuren aus wirtschaft und zivilgesellschaft. programms sein. eine iBa ist ein scharfes städtebauliches instrument, mit dessen hilfe auch experimentelle, innovative ideen und strategien umgesetzt werden können. umso mehr gilt es, dieses instrument nicht durch unausgegorene themenvorschläge, die nicht den hohen anforderungen an eine iBa gerecht werden, abstumpfen zu lassen. die suche nach städtebaulichen antworten auf die energiewende mit all ihren eben skizzierten implikationen wäre unserer Meinung nach ein äußerst spannendes und herausforderndes thema für eine iBa in Berlin, auch mit internationaler ausstrahlung. Berlin muss sich den neuen herausforderungen stellen, vor allem den folgen der neuordnung von flughäfen und Bahnhöfen, den anforderungen an eine lokale energiewende und an eine neue wohnungspolitik, dafür braucht es realistische Visionen, und dafür braucht es neue instrumente und Verfahren, etwa ein stadtentwicklungskonzept neuen typus, eine art urban task force, ein neues stadtforum die iBa könnte ein großartiger katalysator für die und – wenn es den hohen anforderungen wirklich umsetzung eines ehrgeizigen stadtentwicklungs- entspricht – eine internationale Bauausstellung. 14 think berl!n STADTPOLITIK TRIFFT STADTFORSCHUNG – DIALOGE ZUR STADTENTWICKLUNG AN DER TU BERLIN STADTENTWICKLUNG: BERLIN SIEHT SCHWARZ-ROT 18. APRIL 2012 – TU BERLIN, ARCHITEKTURGEBÄUDE HÖRSAAL A151, STRAßE DES 17. JUNI 152, 10623 BERLIN VERANSTALTER DES ERSTEN DIALOGES: THINK BERL!N (A. Hofmann, C. Polinna, J. Richter, J. Schlaack) CENTER OF METROPOLITAN STUDIES DER TU BERLIN (Prof. Dr. H. Bodenschatz) FACHGEBIET PLANUNGS- UND ARCHITEKTURSOZIOLOGIE DER TU BERLIN (Prof. Dr. C. Polinna) Veranstaltungsflyer. Grafik: Think Berl!n/Jana Richter, 2012 PROGRAMM 17:15 BegRÜßung Johannes cramer (geschäftsführender direktor des instituts für architektur, tu Berlin) 17:20 einfÜhRung aljoscha hofmann (tu Berlin, think Berl!n) 17:30 Rot-schwaRze Botschaften deR stadtentwicklung harald Bodenschatz (tu Berlin, think Berl!n plus) 17:40 eRnst-ReuteR-Platz: kann sich ein VeRkehRsknoten zuM stadtPlatz MauseRn? angela uttke (tu Berlin, institut für stadt- und Regionalplanung) 17:50 BeR, tXl und thf: BeRlin wiRd auf den koPf gestellt Johanna schlaack (tu Berlin, think Berl!n) 18:00 die neue zlB: eine chance fÜR BeRlin Rainer hascher (tu Berlin, institut für architektur) 18:10 775 JahRfeieR BeRlin: deR ignoRieRte stadtkeRn Jana Richter (tu Berlin, think Berl!n) 18:20 30.000 neue wohnungen in BeRlin. was heißt das eigentlich? Bernd hunger (Bundesverband deutscher wohnungs- und immobilienunternehmen- gdw) 19:00 PodiuMsdiskussion Moderation: gerd nowakowski (der tagesspiegel) impuls-statement: cordelia Polinna (tu Berlin, think Berl!n), es diskutieren: ephraim gothe (staatssekretär für Bauen und wohnen), stefan evers (cdu), antje kapek (die grünen), katrin lompscher (die linken), wolfram Prieß (Piratenpartei), cordelia Polinna (tu Berlin, think Berl!n) 15 wohin will der rot-schwarze senat Berlin füh- bauliches ereignis, was aber wird der 775. erkannt? was sind seine ziele, Botschaf- bringen? und – für die tu Berlin vor allem ren? hat er die zentralen herausforderungen ten, schlüsselprojekte und Prioritäten in der stadtentwicklung? wohnen – Mieten – Verdrängung: lange ignorierte themen werden Jahrestag der gründung für die alte Mitte interessant: gibt es neue chancen für eine umgestaltung des ernst-Reuter-Platzes? von der Politik wieder entdeckt, wird es aber Mit der Reihe „stadtpolitik trifft stadtfor- der flughäfen wird die gesamte stadtregion ein neues format begründet: das regelmäßi- auch spürbare taten geben? die Rochade beeinflussen, doch wie sehen die antwor- ten auf dieses Jahrhundertereignis aus? war noch für die wahl der koalition die Verlängerung der a 100 ausschlaggebend, wurde schung – dialoge zur stadtentwicklung“ wird ge kritisch-konstruktive gespräch zwischen Planungswissenschaften und Planungspolitik an der tu Berlin. mittlerweile die zentral- und landesbiblio- thek zum lieblingsprojekt auserkoren. doch weder ort, gestalt noch Programm dieses wichtigen Projektes wurden öffentlich dis- kutiert. die 750-Jahrfeier Berlins 1987 war in beiden stadthälften ein großes städte- unterstützt von: ak nachhaltige stadtentwicklung des Bildungswerk der heinrichBöll-stiftung, Bund Berlin e.V., deutsche akademie für städtebau und landesplanung | landesgruppe Berlin-Brandenburg, deutscher werkbund Berlin, hermann-henselmann-stiftung, initiative stadt neudenken, urbanophil. e.V., Vereinigung für stadt-, Regional- und landesplanung sRl e.V. Berlin/Brandenburg Harald Bodenschatz Berlin Alexanderplatz. Photo: Rot-schwaRze Botschaften Berlin hat sich seit dem fall der Mauer so stark verändert © 2012 wieThink keine Berl!n andereplus großstadt des westlichen europas. die dynamik war am stärksten in den 1990er Jahren, die hier vorgelegten sie verlangsamte Beiträge sich sindmerklich die überarbeiim letzten Jahrzehnt. teten Vorträge doch dernunmehr ersten dialog-Veranstaltung steht ein neuer, ein zweiter „stadtentwicklung: großer wandel bevor, Berlinoder siehtgenauer: schwarz-rot“ er hatder bereits eingesetzt. Reihe „stadtpolitik das wichtigste trifft stadtforschung“ aktuelle großprojekt an der in der Berliner tu Berlin, stadtregion die am 18.ist april die2012 neuordnung im architekturder flughäfen, gebäude ein Jahrhundertprojekt der tu Berlin stattgefunden für Berlin.hat. als folge dieser neuordnung verschieben sich die gewichte in der stadtregion Herausgeber – die undbevorzugten Redaktion:lagen für das wohnen, die Think bevorzugten Berl!n (aljoscha lagen fürhofmann, private wirtschaftliche cordelia aktivitäten. die flächen Polinna, derJana zweiRichter, nicht mehr Johanna genutzten flughäfen tempelhof schlaack) und tegel eröffnen neue chancen, plus aber notwendigerweise (harald Bodenschatz) auch streitfelder für die stadtgesellschaft. im schatten und Vorfeld der flughafenrochade Satz und Layout: wurde franziska ein zweites Mühleis für Berlin grundlegendes infrastruktur-Projekt auf den weg gebracht: die weitere Beiträge der Veranstaltung finden sich wie der neuordnung der Bahnhöfe. der hauptbahnhof unter www.think-berlin.de als neue, audiomitschnitt. Bahnhof südkreuz markieren gewichtige orte in der stadtregion. isBn: (druck-Version) zu all 978-3-7983-2447-3 diesen lokalen entwicklungen kommen noch isBn: 978-3-7983-2448-0 (online-Version) herausforderungen auf nationaler, ja internationaler ebene: der klimawandel, die energiekrise, der demoBerlin, august 2012 graphische wandel und vieles mehr. auf Bundesebene wurde die energiewende zum zentralen thema. doch wo sonst als in den städten sollte sie umgesetzt werden?Vertrieb/Publisher: was heißt das aber für Berlin? eine schlüsselfrage, universitätsverlag die nicht angemessen der tu gestellt Berlingeschweige denn beantwortet universitätsbibliothek worden ist. fasanenstr. 88 (im Volkswagen-haus) die d-10623 neue welle Berlin der Veränderungen, die wir gerade erleben, e-Mail: erschüttert publikationen@ub.tu-berlin.de unübersehbar die lokalen gesellschaftlichen webseite:Verhältnisse. http://www.univerlag.tu-berlin.de Berlin nähert sich – nicht zuletzt wegen des wandels der eigentümerstruktur – in der Veranstalter Mietenentwicklung des ersten städten Dialogs: wie München oder hamburg. die flächenhaften Mietsteigerungen werden angesichts des Thinkgeringen Berl!n durchschnittseinkommens der Berliner http://www.think-berlin.de haushalte von vielen verständlicherweise als bedrohlich wahrgenommen und auf breiter front kritisiert. dazu kommen die Proteste gegen größere und kleineretechnische Projekte, die universität entwederBerlin als Motoren der gentrifizierung fakultät oder als Vi |Vernichter institut fürvon soziologie freiräumen angesehen werden. FG Planungs- und Architektursoziologie franklinstr. 28/29 | 10587 Berlin Center for Metropolitan Studies ernst-Reuter-Platz 7 tel 3-0 10587 Berlin