DEUTSCHES ARCHÄOLOGISCHES INSTITUT
ABTEILUNG ISTANBUL
ISTANBULER MITTEILUNGEN
BAND 61, 2011
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THOMAS OTTEN – JANE EVANS – ANGELA LAMB –
GUNDULA MÜLDNER – ANDREA PIRSON – WOLF-RÜDIGER TEEGEN
Ein frühbyzantinisches Waffengrab aus Pergamon.
Interpretationsmöglichkeiten aus archäologischer
und naturwissenschaftlicher Sicht
© 2011 Deutsches Archäologisches Institut / Ernst Wasmuth Verlag
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Sigel der Istanbuler Mitteilungen
IstMitt
Herausgeber
Prof. Dr. Felix Pirson, Dr.-Ing. Martin Bachmann
Wissenschaftlicher Beirat
Prof. Dr. Halûk Abbasoğlu (Istanbul), Prof. Dr. Franz Alto Bauer (München), Prof. Dr. Albrecht Berger
(München), Prof. Dr. François Bertemes (Halle), Doç. Dr. Yaşar Ersoy (Ankara), Prof. Dr. Ralf von den Hoff
(Freiburg), Prof. Dr. Mehmet Özdoğan (Istanbul), Prof. Dr. Peter Pfälzner (Tübingen), Prof. Dr. Christopher
Ratté (Ann Arbor), Prof. Dr.-Ing. Klaus Rheidt (Cottbus), Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack (Berlin), Prof. Dr. Martin Zimmermann (München)
Herausgeber und Redaktion:
Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Istanbul
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Druck und Einband: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten.
Printed in Germany
ISBN 978-3-8030-1652-2
ISSN 0341-9142
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61, 2011
THOMAS OT TEN – JANE EVANS – ANGELA LAMB –
GU NDULA MÜLDNER – ANDR EA PIRSON – WOLF-RÜDIGER TEEGEN
Ein frühbyzantinisches Waffengrab aus Pergamon.
Interpretationsmöglichkeiten aus archäologischer
und naturwissenschaftlicher Sicht
Schlüsselwörter: Frühbyzantinische Zeit, Pergamon, Waffengrab, Anthropologie, Paläopathologie, Isotopenanalyse – Keywords: Early Byzantine, Pergamon, Armed burial, Anthropology,
Palaeopathology, Isotopic analysis – Anahtar sözcükler: Erken Bizans Dönemi, Pergamon, Silahlı
mezar, Antropoloji, Paleoantropoloji, Izotop analizleri
Einleitung
Im Zuge der Erforschung der Eumenischen Stadtanlage des hellenistischen Pergamon werden
regelmäßig auch byzantinische Siedlungsschichten erfasst und untersucht1. Aus dem Bereich der
Stadtgrabung sind diese byzantinischen Siedlungsstrukturen gut bekannt und in langjährigen
Flächengrabungen zusammenhängend erfasst worden 2. So legte W. Radt in den Kampagnen
1973 –1993 wesentliche Teile der byzantinischen Besiedlung Pergamons im Bereich des Burgbergs, zwischen der Oberen Agora und der Demeterterrasse bzw. dem Gymnasion frei. Für
den nördlichen Abschnitt dieses Stadtgrabungsareals ist die Publikation bereits erfolgt3. Einzelne Aufarbeitungen widmen sich spezifischem Fundmaterial, wie etwa die Bearbeitung der
Eisenfunde durch W. Gaitzsch4, der Münzfunde durch C. Morrisson5 oder der byzantinischen
Befestigungen durch M. Klinkott6.
Abbildungsnachweis: Abb. 1–2. 4 –5 = Pergamon-Grabung des Deutschen Archäologischen Instituts. – Abb. 3 = M. Börner,
Pergamon-Grabung des Deutschen Archäologischen Instituts. – Abb. 6 –7. 9–11. 13 –14. 20. 22–24 = A. Weiser, PergamonGrabung des Deutschen Archäologischen Instituts. – Abb. 8. 12. 15 = Th. Otten, Pergamon-Grabung des Deutschen
Archäologischen Instituts. – Abb. 16 = D-DAI-ATH-Perg. 1776 (N. N.). – Abb. 17 = S. Haase nach Vorlage Th. Otten.
– Abb. 18 a. b. c = nach Weinberg 1974, Taf. 110e. – Abb. 19 a. b = nach Völling 1992, Taf. 39, 1–2. – Abb. 21 = nach Vinsky
1967, Abb. 10. – Abb. 25 = W.-R. Teegen, LMU München, nach einer Vorlage von M. Schultz, Universität Göttingen. –
Abb. 26 – 45 = W.-R. Teegen, LMU München. – Abb. 46 = G. Müldner.
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Pirson 2006, 55– 62; vgl. zum älteren Forschungsstand zusammenfassend: Radt, 1999, 95–112. 289–292.
Zur Forschungsgeschichte des byzantinischen Pergamon: Otten 2010a, 809–830.
Rheidt 1990, 195–204; zur Stadtgrabung: Rheidt 1991.
Gaitzsch 2005.
Morrisson 1993, 8–13.
Klinkott 2001.
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thomas otten u. a.
istmitt
Auch die byzantinischen Bestattungen wurden von K. Rheidt einer ersten Analyse mit Blick
auf die unterschiedlichen Grabformen und die Lage der byzantinischen Gräberfelder unterzogen7. Dazu sei bemerkt, dass auch die antiken Gräber und Gräberfelder Pergamons bislang
nur ausschnitthaft bekannt sind, da sie extra muros vor den Stadtmauern der antiken Stadt im
weiteren Umland lagen und nur gelegentlich bei Sondagen und kleineren Grabungsmaßnahmen
angeschnitten wurden8. Dazu gehört etwa die Südostnekropole am Fahrweg ins Ketiostal, die
bei einer Notgrabung für den Bau einer Seilbahnstation zu einem Teil untersucht wurde9, oder
die seit langem bekannte Nekropole am Nordwesttor der Eumenischen Mauer (Tor 12)10.
Wie bereits Rheidt herausgearbeitet hat, stehen im Bereich der Stadtgrabung die byzantinischen
Gräberfelder jeweils im Kontext eines zugehörigen Kirchenbaus, es handelt sich also keineswegs
um eine unstrukturierte Bestattungstätigkeit11. Zumindest für die spätbyzantinische Zeit ergibt
sich daraus, innerhalb einer verdichteten Struktur von Wohnarealen, die Zuordnung jeweils einer
kleinen Kirche mit Kirchhof und umgebendem Friedhof, ganz im Sinne von Stadtteilkirchen
mit jeweils eigener Kirchengemeinde.
Verstreut liegen jedoch immer wieder einzelne Bestattungen, die keinem dieser Gräberfelder
zugeordnet werden können. Diese konnten etwa im Bereich des südöstlichen unteren Burghanges
nachgewiesen werden, der im Rahmen des Projektes »Gassensondagen« seit 1973 systematisch
untersucht wird. Allerdings sind diese Bestattungen regelhaft beigabenarm bis beigabenlos und
entziehen sich weitgehend einer chronologischen Einordnung. Auch im Stadtgrabungsareal
lassen sich diese nur über den Gräberfeldkontext, also wenige beigabenführende Gräber und
die Datierung der Grabgrubenverfüllungen chronologisch einordnen12.
Die Ausgrabungen in Pergamon lieferten eine große Anzahl frühbyzantinischer Streufunde ohne gesicherten Fundzusammenhang. Auch aufgrund des bislang fehlenden Nachweises
frühbyzantinischer Bestattungen kommt dem im folgenden ausführlich behandelten Grab für
die Stadtgeschichte Pergamons ebenso wie für die gesamte Forschung zu Bestattungssitten im
byzantinischen Reich eine besondere Bedeutung zu.
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12
Rheidt 1991, 225–226; Radt 1999, 289–290 u. Abb. 223.
Kunisch 1972, 94 –107; Mania 2008, 112–118; Pirson 2009, 167–168 Abb. 39. Zusammenfassend Radt 1999, 267–276.
353 –354 mit der älteren Literatur. Zur Erforschung der antiken Gräber und Nekropolen im Rahmen des neuen
Forschungsprogramms der Pergamongrabung siehe Pirson u. a. 2011, 121 mit Anm. 6.
Vgl. Mania 2008: Insgesamt sechs in den Hang mit Ausrichtung nach Südost gesetzte Grabbauten, als ummauerte
Bereiche mit je einer oder zwei Kammergräbern ausgestattet. Zwischen den Grabbauten befanden sich weitere 15
Brand- und Körpergräber, die nachträglich zwischen den Grabbauten bestattet worden sein dürften. Vgl. Conze
u. a. 1912–1913, 235–237. Conze vermerkte seinerzeit schon Sarkophagbestattungen am Südostabhang, also in
der Umgebung der Unteren Agora und des Unteren Burgbergs zwischen dem Gymnasionskomplex und der weit
vorgelagerten Eumenischen Mauer.
Conze u. a. 1912–1913, 203, Abb. 41; 235–237, Abb. 63 – 66 sowie Taf. 3: sieben einfache Steinplattengräber,
ausgestattet mit Grabcippi und durch Beigaben in das 1. – frühe 3. Jh. datiert.
Rheidt 1991, 225–233.
Die Aufarbeitung der byzantinischen Gräberfelder und der Grab-, Beigabe- und Bestattungssitten erfolgt durch
Th. Otten.
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frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
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Beschreibung der Fundstelle
Die Arbeitskampagne 2006 der Pergamongrabung des Deutschen Archäologischen Instituts
widmete sich dem Areal nordöstlich der Unteren Agora, eine Fläche zwischen der den Burgberg erschließenden Hauptstraße und dem hellenistischen Straßensystem des Südostabhangs.
Die Unternehmung galt primär der hellenistischen Stadterweiterung und ihrer Infrastruktur.
Im Verlauf der in NW-SO-Richtung verlaufenden Straße 3, die am nordwestlichen Abschluss
an die mittlere Gymnasionsterrasse anschließt, wurde eine Sondage abgetieft und der unter der
Straße gelegene Abwasserkanal geöffnet13 (Abb. 1. 2).
Die Auffindung des im Kanal eingebrachten Grabes überraschte schon aufgrund seiner Lage,
fernab aller bislang bekannten mittel- bis spätbyzantinischen Gräberfelder, deren nächste Belege
sich weiter nördlich oberhalb des Gymnasions am Pyrgos und südwestlich oberhalb der Unteren
Agora befinden14. Obwohl der Kanal und die Umgebung nur im Rahmen einer Sondage freigelegt wurden, ist anzunehmen, dass es sich um eine einzelne Bestattung ohne Friedhofskontext
handelt; Hinweise auf weitere Gräber in der Umgebung fanden sich bislang nicht15.
Grabform und Bestattungssitte
Der Tote war in gestreckter Rückenlage mit Ausrichtung nach WNW-OSO in dem Kanal bestattet. Die nördliche Kanalseitenwand ist aus antiken Spolien in Form großer Andesitquader
gesetzt, während die südliche Kanalwange aus dem anstehenden Fels herausgearbeitet wurde.
Der Kanal weist damit eine Breite von 55 bis 60 cm auf. Den Kanalboden und damit auch den
Boden des Grabes bildet der abgearbeitete Fels. Eine Abdeckung des Grabes war nicht mehr
vorhanden, was eine ursprüngliche Abdeckung aus Holz nicht ausschließt. Der zerdrückte
Schädel mit dem durch einen Stein verschobenen Unterkiefer lässt ebenfalls eine nur ungenügende oder schwach dimensionierte Abdeckung des Grabes vermuten. Holzspuren eines Sarges
wurden nicht beobachtet. Die Grabausrichtung orientierte sich an der Laufrichtung von Straße
und Kanalsystem. Bis zur Identifizierung des Grabes wurden die Füße und die Unterschenkel
aus ihrer Position entfernt, aber gleichwohl erhalten.
Mit einer Gesamtlänge der Grabgrube von ca. 1,80 m und einer Länge des Skelettes von
erhaltenen 130 cm und extrapoliert etwa 160 –165 cm dürfte der Tote vergleichbaren Bestatteten aus dem Areal der Stadtgrabung entsprechen, die jedoch, soweit datierbar, aus mittel- bis
spätbyzantinischer Zeit stammen (Abb. 3).
Ein auffallendes Merkmal – und damit abweichend von der Bestattungssitte der bislang in
Pergamon untersuchten spätbyzantinischen Bestattungen – sind die Arme, die sich lang ausgestreckt entlang des Körpers befinden. Die bisher bekannten pergamenischen Gräber weisen
in 32 % der dokumentierten Fälle eine verschränkte Armhaltung vor der Brust, in 58 % eine
Armhaltung mit vor dem Becken zusammengeführten Händen und lediglich in 5 %, absolut mit
6 Belegen eine ausgestreckte Armhaltung auf.
13
14
15
Pirson 2007, 13 –70, v. a. 22–26, Abb. 13. 17–19. Wir danken dem Leiter der Pergamongrabung des DAI für
Unterstützung und die Möglichkeit, das Material zu bearbeiten.
Rheidt 1991, 184 –185. 225.
Die Auswertung der geophysikalischen Prospektion durch die Universität Kiel im Umfeld der Bestattung, die in
der Kampagne 2011 noch fortgesetzt werden soll, dauert noch an.
thomas otten u. a.
350
istmitt
PERGAMON - ‘Eumenische’ Stadt
Arbeiten der Grabungskampagne 2006
Survey
Geophysik
Sondagen
So 13
So 12
So 2
S
So 3
So 1
So 4
So 15
So 14
So 8
Abb. 1
So 5
Gesamtplan der Grabung 2006 mit Verzeichnis der Surveys
Das lang bekannte Kriegergrab von Korinth, auf das bei der Besprechung der Beigaben noch
näher eingegangen wird, verzeichnet ebenfalls eine ausgestreckte Armhaltung mit sorgfältig
neben den Oberschenkeln ausgestreckten Händen16 (Abb. 4).
In der Verfüllung des Kanals um das Grab wurden antike Keramik- und Ziegelbruchstücke
sowie Holzkohlepartikel geborgen, die auf eine intensive und lange Siedlungsaktivität in antiker Zeit im umgebenden Areal hindeuten. Gleichwohl dürften sie, gemeinsam mit der Wahl
16
Weinberg 1974, Taf. 110 b.
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frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
Abb. 2
Sondage an Straße 3 mit Kennzeichnung des Kanals und der Grablege
Abb. 3
Zeichnung des Waffengrabes
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352
thomas otten u. a.
istmitt
Abb. 4 Das Grab nach
der Freilegung
des Bestattungsplatzes ebenfalls als Indikator gewertet werden, dass der Straßenzug und das
Abwassersystem zur Zeit der Bestattung bereits nicht mehr in Funktion waren.
Drei Lanzen mit eisernen Spitzen wurden sorgfältig auf dem rechten Unterarm, mit der Spitze
nach oben und in paralleler Lage platziert (Abb. 5). Randseitig unterhalb des linken Beckenknochens befand sich eine kleine Gürtel- oder Riemenschnalle, daneben eine große Gürtelschnalle
und zwei kleine Eisennägel.
Noch aufgesteckt auf dem Mittelfinger der rechten Hand befand sich ein silberner Fingerring,
dessen Ringplatte sich gelöst hatte und unweit dieser Stelle geborgen wurde.
Die Beigaben
Die Forschung konzentriert sich in der Diskussion byzantinischer Kleinfunde insbesondere
auf den Bereich von metallenen Tracht- und Schmuckbestandteilen, die neben der Bewaffnung
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frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
353
Abb. 5 Detail der
rechten Körperhälfte mit
Deponierung der Lanzenspitzen
und – zumeist aus kirchlichem Kontext stammendem – Sakralgerät aufgrund der Überlieferungsbedingungen in größerer Zahl bekannt sind17. Unter dem Trachtzubehör sind vor allem
die Gürtelschnallen mittlerweile intensiven antiquarischen Analysen unterzogen worden;
Grundlagen dafür sind ein weites Verbreitungsgebiet mit zum Teil hoher Belegdichte, sowie ein
relativ standardisiertes Formenspektrum mit einer daraus resultierenden guten Typisierbarkeit18.
Allerdings fehlen der Materialgattung insbesondere aus dem Gebiet des byzantinischen
Reiches die Fundkontexte, was vor allem mit der regelhaften Beigabenlosigkeit byzantinischer
Bestattungen zusammenhängt, aber auch mit den oft nur mangelhaft dokumentierten byzantinischen Siedlungsschichten19. Die Mehrzahl der bekannten Stücke besitzt Streufundcharakter
oder stammt aus dem Kunsthandel. Grabzusammenhänge, wie sie für die Trachtbestandteile
fränkischer, alamannischer oder awarischer Gräber bzw. Gräberfelder aufgrund der spezifischen
Bestattungs- und Beigabensitten regelhaft vorliegen, stellen für die byzantinischen Funde die
Ausnahme dar, was nicht nur an der Überlieferungssituation und somit der Quellenlage hängt,
sondern an den spezifisch mediterran-byzantinischen Bestattungssitten mit der bereits konstatierten weitgehenden Beigabenlosigkeit der Gräber20.
17
18
19
20
Trotz oder gerade aufgrund der aktuell sehr kontroversen Diskussion um den Terminus »Tracht« im Zusammenhang
mit der Erklärung (und ethnischen Interpretation) spezifischer archäologischer Funde wird hier bewusst an dieser
Begrifflichkeit festgehalten. Die scheinbar neutralere Begriffsform der »Kleidung« bzw. der Kleidungsbestandteile
löst den Konflikt, aus archäologischem Fundgut, eben in der Regel aus den überlieferten metallenen Accessoires
auf antike Moden schließen zu müssen, ja nicht auf. Vielmehr überbetont sie noch stärker als der Trachtbegriff
die Rolle der Gürtelschnallen und Fibeln als die bestimmenden Elemente der Kleidung, die uns aufgrund der fast
immer fehlenden textilen Funde ohnehin nur bruchstückhaft bekannt ist: vgl. Von Rummel 2010, v. a. 59. 63 – 66; zur
historischen Herleitung des Trachtbegriffs in der spezifisch archäologischen Wissenschaftssprache und Terminologie
vgl. Fehr 2010, 341–345.
Zur Forschungsgeschichte vgl. Riemer 2005 mit Angabe der älteren Literatur; Schulze-Dörrlamm 2009a. 2009b; vgl.
zuletzt Eger 2010a.
Otten 2010a, 810 –811 u. Anm. 5.
Aus der teilweise sehr ungleichen Verteilung der Fundstellen zugunsten der Peripherie des byzantinischen Reichs,
besonders auffällig bei dem Typ Syrakus zu beobachten, stellt sich regelmäßig die Frage, ob es sich um originär
byzantinische Stücke oder um nach byzantinischem Vorbild gefertigte Stücke handelt, vgl. Eger 2010b, 133 –140,
v. a. 135–136 u. Taf. 15; Fischer 1999, 162–163.
thomas otten u. a.
354
Abb. 6
Abb. 6 + 7
istmitt
Abb. 7
Die Kleinschnalle D20 (Vorder- und Rückseite). M. 2 : 1
Umso erfreulicher sind Neufunde in Form von beigabenführenden Gräbern aus dem Gebiet
des byzantinischen Reiches, die diese fragmentarische Quellenlage punktuell verbessern, auch
wenn sich daran unmittelbar die Frage der Provenienz der Bestatteten und die in jüngster Zeit
wieder sehr stark diskutierte Frage der ethnischen Interpretation knüpft. Auf dieses besondere
methodische Problem soll in der Schlussinterpretation eingegangen werden.
T. O.
Die Kleinschnalle Typ D20
Kupferlegierung, gegossen
Maße: L 2,8, B 1,8 cm
Museum Bergama
Inv.-Nr. 7.8.06
(Abb. 6–8)
Die kleine, gut erhaltene ovale Schnalle mit festem, stempelförmigem und kreuzförmig gekerbtem
Beschlag gehört dem Typ D 20 nach M. Schulze-Dörrlamm an 21. Ihr gegossener Schnallendorn
besitzt einen Höcker im Bereich des Dornlochs und ein spitzdreieckiges Profil. Vom Ort ist eine
Parallele zu dieser Schnalle aus dem Bereich des Gymnasions überliefert 22.
Schnallen dieses Typs waren in der ersten und zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts in Gebrauch23.
Neben dem Vorkommen je einer einzelnen Schnalle in Liebersee und auf Sizilien sind Schnallen
dieses Typs vier Mal aus Südgriechenland und den griechischen Inseln sowie mit zwei sicheren
und drei vermutlich von dort stammenden Exemplaren aus Kleinasien belegt 24. Mit den beiden
Schnallen aus Pergamon steigt die Anzahl der kleinasiatischen Belege somit signifikant an. Als
Hinweis auf einen Herstellungsort dieses Typs zitiert Schulze-Dörrlamm ein vergleichbares
21
22
23
24
Schulze-Dörrlamm 2009a, 189–192; vgl. A. Pirson in: Katalog Bonn 2010, Kat.-Nr. 338, 289.
H. Hepding, Fundb. 1908 I, 44 Nr. 156.
Schulze-Dörrlamm 2009a, 190 –192.
Schulze-Dörrlamm 2009a, 190 –191 u. Abb. 67.
61, 2011
Abb. 8
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
355
Zeichnung der Kleinschnalle D20. M. 2 : 1
Exemplar aus der Crypta Balbi 25. Ch. Eger verweist jüngst auf eine Schnalle aus Jordanien sowie
mehrere aus Karthago und kann damit die Kenntnis ihrer Verbreitung erheblich erweitern 26. Vor
diesem zwar weit gestreuten, jedoch nicht eben dicht zu nennenden Verbreitungsbild bildet ein
Dutzend Schnallen des Typs auf der südwestlichen Krim mit ihren beigabenreichen Bestattungen
den Verbreitungsschwerpunkt 27.
Aufgrund ihrer Untersuchungen wertet E. Chajredinova die Schnallen dieses Typs als Indikator für den byzantinischen Einfluss auf die Tracht der südwestlichen Krim im 7. Jahrhundert 28.
In dieser Zeit gelangten byzantinische Schnallen in großer Zahl über Cherson auf die Krim oder
wurden dort und auch im Südwesten der Krim zum Teil wohl sogar aus importierten kleinasiatischen Rohstoffen für die ortsansässige Bevölkerung gegossen 29. Vor diesem Hintergrund
stellt sich hinsichtlich des Ringens um die Einordnung von Funden die Frage erneut, wodurch
eigentlich ein byzantinischer Schnallentyp charakterisiert wird. Natürlich handelt es sich bei der
Schnalle D 20 nicht um einen bei den Bewohnern der südwestlichen Krim originär gebräuchlichen, sondern sicher um einen im Wesentlichen im östlich-mediterranen Bereich genutzten,
dann aber von ihnen adaptierten Typ. Um auf die Untersuchung des Grabinventars aus Pergamon
zurückzukommen, kann die Kleinschnalle vor diesem Hintergrund kaum als Hinweis auf eine
Identifizierung des Mannes als Byzantiner oder Fremder herangezogen werden.
Die Verbreitung der Schnallen dieses Typs stimmt im östlichen Mittelmeerraum vor allem mit
den Sauerstoffisotopendaten aus den Proben des am Osthang in Pergamon bestatteten Mannes
überein (Beitrag Müldner – Evans – Lamb S. 399–401), ohne dass aus archäologischer Sicht aufgrund der Fundverteilung eine bestimmte Region hinsichtlich der Herkunftsfrage von Schnalle
bzw. Träger als besonders wahrscheinlich hervorgehoben werden könnte.
Aufgrund ihrer geringen Größe wurde für die Schnallen vom Typ D 20 nach SchulzeDörrlamm eine Nutzung als Schuh- oder Taschenschnallen angenommen30. Die Fundlage des
25
26
27
28
29
30
Schulze-Dörrlamm 2009a, 190 –191.
Eger 2010a, 144.
Chajredinova 2010, 83.
Chajredinova 2010, 83 –85. 90.
Chajredinova 2010, 87–88.
Schulze-Dörrlamm 2009a, 192.
thomas otten u. a.
356
istmitt
Neufundes unterhalb des linken Beckenknochens des Verstorbenen und dicht neben der großen
Gürtelschnalle könnte eine Verwendung etwa als Taschenschnalle bestätigen, auch wenn von
einer Tasche samt Inhalt weiter keine identifizierbaren Reste erhalten sind.
Zwei aneinanderkorrodierte Nägel, davon einer mit rundem Kopf
Eisen, geschmiedet
Maße: L 2,0 cm/1,4 cm, Dm Kopf 0,9 cm
(Abb. 9)
Nicht weiter funktional bestimmbar sind
die zusammenkorrodierten eisernen Nägel,
die im linken Beckenbereich der Bestattung
geborgen wurden. Möglicherweise dienten
sie, wie aufgrund ihrer Fundlage und des
Zusammenhangs mit der kleinen Schnalle
nur vermutet werden kann, der Befestigung
einer Gürteltasche.
Fingerring
Silber
Maße: Dm 2,1 × 2,0 cm
Museum Bergama
Inv. Nr. 6.8.06
(Abb. 10 –12)
Abb. 9 Eisennägel aus dem Beckenbereich der Bestattung. M. 2 : 1
Der silberne Fingerring repräsentiert eine in frühbyzantinischer Zeit im östlichen Mittelmeerraum sehr verbreitete Ringform31. Auf einen im Querschnitt rundlichen Draht wurde die gravierte
Ringplatte aufgelötet. Bei der Auffindung steckte der Ring auf dem Mittelfinger, war jedoch nicht
mehr mit der Ringplatte verbunden. Diese wurde aus der Grabverfüllung im Bereich der rechten
Hand geborgen und zunächst für eine Münze gehalten. Nach der Reinigung konnte die Zusammengehörigkeit beider Objekte festgestellt werden 32. Die Ringplatte besitzt am Rand ein durch
Punzierung angebrachtes kreisförmiges Ornament aus 18 Punkten und einem zentralen Motiv
eines griechischen Kreuzes, das aus vier Dreiecken um eine zentrale Kreispunze gebildet wird.
Tatsächlich sind Ringe mit rundem Querschnitt und applizierter Ringplatte im östlichen
Mittelmeerraum gängig, sie können aufgrund ihres Materials sowie der Form und Dekoration
der Ringplatte in Gruppen unterteilt werden33. So wurden neben Fingerringen aus Gold34 oder
Silber35 auch Ringe dieser Form in Kupferlegierungen36 und Eisen37 ausgeführt. Die Ringplatte
31
32
33
34
35
36
37
A. Pirson in: Katalog Bonn 2010, Kat.-Nr. 340, 289; Ross 1965, 63 Nr. 77.
Restauratorin Serap Celik (Ankara).
Vgl. J. Spier in: Katalog Paderborn 2001, 324 Nr. IV. 51.
z. B. Weitzmann 1979, 328 no. 308; Cormack – Vassilaki 2009, 185 Nr. 148.
z. B. C. Schmidt in: Katalog München 2004, 329 Nr. 645.
z. B. Rahmani 1985, 168–181.
z. B. Dalton 1901, 31 Nr. 196 u. 198 u. 34 Nr. 215 u. 216.
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frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
Abb. 10 a. b + 11 Fingerring mit
Kreuzzier, Silber (Vorder- und
Rückseite).
Abb. 12 a. b Zeichnung des Fingerringes. M. 2 : 1
Abb. 10 a
Abb. 10 b
Abb. 12 a
Abb. 11
Abb. 12 b
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358
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begegnet in runder38, ovaler39, rechteckiger40 oder rosettenförmiger41 Variante. Ein weiterer
wesentlicher Unterschied besteht in den auf ihr angebrachten Darstellungen42. Neben die sogenannten Hochzeitsringe43 treten Darstellungen wie die Büste Christi44, Mariendarstellungen45,
Erzengel46 , Heiligendarstellungen47, Heilige Orte48, Löwen49, Adler50 und Schlangen sowie Palmen51. Eine weitere Gruppe von Ringen trägt Inschriften, wobei Inschriften auch in Kombination
mit szenischen Darstellungen auftreten52. Monogrammringe bilden die nächste Gruppe, die sich
wiederum in Ringe mit Kastenmonogramm und Ringe mit Kreuzmonogramm unterscheiden
lassen und die gemeinsam mit anderen Darstellungen angebracht sein können53. Schließlich treten
auch Kreuzzeichen auf den Ringplatten auf, entweder in Begleitung der genannten Darstellungen oder einzeln als zentrales Dekorationselement 54. Ringe mit den beschriebenen Zierweisen
kommen auch mit in einem Stück gegossener Ringplatte vor55. Da fast alle Fingerringe aus
Sammlungen auf uns gekommen sind, ist die Frage nach ihrer Herkunft nicht sicher zu klären.
Provenienzangaben weisen, wenn vorhanden, fast immer in den östlichen Mittelmeerraum.
Hinsichtlich ihrer Datierung ins 6. und 7. Jahrhundert herrscht große Einigkeit. Einige wenige Funde tragen zu dieser zeitlichen Einordnung bei56 , wie auch Überlegungen hinsichtlich
des Gebrauchs bestimmter ikonographischer Darstellungen oder Monogramme. Der Fund aus
Pergamon bestätigt die Datierung der einfachen Ringe von rundem Querschnitt mit applizierter
Ringplatte zwar und ist sicherlich dieser großen Gruppe von Ringen zuzuordnen, wirklich enge
Parallelen jedoch mit einfachem, aus geometrischen Formen zusammengesetztem Kreuzzeichen
finden sich innerhalb dieser Gruppe im östlich-mediterranen Raum kaum57. Ein in seiner Form
wie auch der Zier dem pergamenischen Fund recht ähnlicher, silberner Ring, dessen Zierplatte
jedoch eine von einem Kreis kleiner Dreieckspunzen umgebenen Kombination aus Chi und
38
39
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41
42
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52
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55
56
57
z. B. C. Schmidt in: Katalog München 2004, 329 Nr. 643 – 650.
z. B. Schlunk 1939, 18 u. Taf. 6 Nr. 37; Dalton 1901, 19; Dalton 1901, 31 Nr. 196; C. Schmidt in: Katalog München
2004, 329 Nr. 651; Ross 1965, 65 u. Taf. XLVI, no. 80; 79 Taf. XLVI, no. 79.
z. B. C. Schmidt in: Katalog München 2004, 329 Nr. 640 u. 641.
z. B. W. Seibt – J. Spier in: Katalog Paderborn 2001, 328–329 Nr. IV. 64.
Vgl. Garam 2001, 74 –80. Sie unterscheidet Ringe mit Monogramm von Ringen mit Kreuzzeichen.
z. B. Ross 1965, 56 –58 Nr. 66 – 68.
z. B. C. Schmidt in: Katalog München 2004, 329 Nr. 646; 330 Nr. 656.
z. B. C. Schmidt in: Katalog München 2004, 329 Nr. 645; 330 Nr. 658.
z. B. C. Schmidt in: Katalog München 2004, 329 Nr. 647.
z. B. C. Schmidt in: Katalog München 2004, 329 Nr. 650 – 651.
Rahmani 1985, 175 Nr. 10.
Rahmani 1985, 170 Nr. 3 – 6.
Rahmani 1985, 171 Nr. 7; Cormack – Vassilaki 2009, 185 Nr. 148.
Rahmani 1985, 174 –175 Nr. 9.
z. B. C. Schmidt in: Katalog München 2004, 329 Nr. 651.
Vgl. Cormack – Vassilaki 2009, 185 Nr. 148.
z. B Weitzmann 1979, 328 No. 308
Vgl. Rahmani 1985, 168 Abb. 1; Spier 2001, 324.
Vgl. Makhouly 1938, 45–50: die von Rahmani 1985, 168–181 zitierten Gräber aus El-Jish enthielten durchweg
mehrere Bestattungen, so dass eine genaue Zuweisung von Funden zu Individuen nicht möglich ist.
Vgl. Goldring mit eingraviertem Kreuz mit geteilten Hastenenden aus der Sammlung C. S.: J. Spier in: Katalog
Paderborn 2001, 324 –325 Nr. IV.51; zwei Ringe aus Eisen mit Kreuz mit geteilten Hastenenden aus Theben und
Luxor leider ohne Abbildung in Dalton 1901, 34 Nr. 215 u. 216. Ein weiterer Ring mit Kreuzgravur jedoch aus
Kupferlegierung in einem Stück gegossen und wohl von palästinensischer Provenienz aus der Sammlung C. S.:
C. Schmidt in: Katalog München 2004, 330 Nr. 652.
61, 2011
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
359
Kreuz zeigt, stammt aus einer Privatsammlung ohne Herkunftsangabe58. Zwei ähnliche Ringe
aus Kupferlegierung kamen in den Werkstätten der Crypta Balbi zutage59.
Häufiger begegnet die Kombination eines Ringes aus Edelmetall mit einfachem Kreuzzeichen
auch im Karpatenbecken60. Hier handelt es sich nach É. Garam um Siegelringe byzantinischer
Herkunft, die nach goldenen Vorbildern mit Nielloeinlage gearbeitet wurden61.
Direkte Parallelen besitzt der silberne Fingerring mit runder Platte und Kreuzzeichen aus
Pergamon jedoch in einer Gruppe von Ringen auf der Krim. Hier sind neben zwei Belegen aus
Grab 325 von Skalistoje62, solche Ringe aus Grab 193 von Eski Kermen sowie aus vier weiteren
Gräbern überliefert63. Nach der Chronologie Ajbabins würden die aufgeführten Grabinventare
aufgrund ihrer Fundvergesellschaftung eine Datierung vom Ende des 7. bis zur ersten Hälfte des
8. Jahrhunderts nahelegen64. Aufgrund der Analyse von der Lohes zu den Belegungsphasen in
Skalistoje dürfte der dortige Gräberhorizont mit byzantinischen Schnallen und Trachtzubehör,
bereits im späten 6. und frühen 7. Jahrhundert einsetzen, was für die Datierung der einschlägigen
Grabinventare, insbesondere das wichtige Grab 325 aus Skalistoje einen Zeitansatz um die Mitte
des 7. Jahrhunderts anzeigen würde65.
Es zeigt sich also – diese spezielle Variante der frühbyzantinischen Ringe betreffend – eine
Divergenz zwischen der im östlich-mediterranen Raum häufig nachgewiesenen Ringform und
der einfachen geometrischen, nicht eingravierten sondern gepunzten Kreuzzier, die nach dem
bisherigen Publikationsstand zu urteilen ausschließlich auf der Krim und in Pergamon auftritt.
Da die Sauerstoffdaten eine Herkunft des Mannes von der Krim nahezu ausschließen (siehe
unten Beitrag Müldner – Evans – Lamb S. 399) kann auch der Ring mit seiner speziellen, sonst
nur auf der Krim bekannten Zier nicht zur Klärung der Herkunft des Verstorbenen beitragen.
Dadurch zeigt sich die Problematik, einzelne, in einem bestimmten Gebiet als fremd identifizierte Schmuck- bzw. Trachtgegenstände als Hinweis auf die Herkunft ihres Trägers bzw. ihrer
Trägerin heranzuziehen.
A. P.
Gürtelschnalle Typ Olympia
Bronze, gegossen
Maße: L 6,3 cm, B Bügel 3,4 cm, B Beschlag 2,4 cm
Museum Bergama
Inv.-Nr. PE 06 KF 206
(Abb. 13 –15)
58
59
60
61
62
63
64
65
J. Spier in: Katalog Paderborn 2001, 327 Nr. IV.60.
Arena u. a. 2001, 366, II.4.517 u. 518.
Garam 2001, 78–80.
Garam 2001, 78–80. Ein Goldring mit Kreuz mit geteilten Hastenenden aus der Sammlung C. S.: J. Spier in: Katalog
Paderborn 2001, 324 –325 Nr. IV.51.
Vejmarn – Ajbabin 1993, Abb. 48.
Ajbabin 1990, 59 u. Abb. 2, 181.
Ajbabin 1990, 59 und Ergebnisse der Korresponzendanalyse Abb. 2; vgl. dazu Von der Lohe 1999, 33 –58, bes. 34 –35
u. Anm. 16. Von der Lohe weist auf ein grundlegendes methodisch-chronologisches Problem der Krim-Chronologie
hin und konstatiert etwa für das Gräberfeld von Suuk-Su einen um 80 bis 100 Jahre zu späten Datierungsansatz.
Diese Einschätzung wird von Schulze-Dörrlamm 2009a, 5– 6 u. Anm. 70 bestätigt.
Von der Lohe 1999, 53 –54.
thomas otten u. a.
360
Abb. 13
Abb. 13 + 14
Abb. 15 a
Abb. 15 a. b
istmitt
Abb. 14
Die Gürtelschnalle Typ Olympia (Vorder- und Rückseite).
Abb. 15 b
Zeichnung der Gürtelschnalle (Vorder- und Seitenansicht). M. 1 : 1
Der Neufund aus Pergamon vergrößert die Gruppe der bislang bekannten Schnallen dieses Typs
auf vier Stücke, darunter nun zwei Exemplare aus Pergamon66.
Die zweiteilige Schnalle mit länglichem U-förmigem Beschlag weist im Mittelteil zwei nierenförmige Durchbrechungen, im unteren Teil drei kreisförmige Durchbrechungen auf. Der
Beschlag ist durch zwei Gruppen von je drei quer laufenden Rippen gegliedert, die Beschlagseiten sind dem Muster entsprechend randseitig profiliert. Der ovale Bügel ist zur Vorderseite
mit einer ausgeprägten Dornrast ausgestattet, der Dorn selbst weist einen Höcker auf. Auf der
Rückseite sind zwei vertikal angeordnete Ösen zur Befestigung auf dem Gürtel vorhanden67.
Die Schnalle besitzt eine Länge von 6,3 cm und eine Bügelbreite von 3,4 cm, während sich der
Beschlag auf 2,4 cm Breite verjüngt68. Schwach erkennbare Gussgrate an den Rändern sowie vor
allem im Bereich der nierenförmigen Durchbrechungen lassen auf eine Herstellung in zweiteiliger Gussform schließen.
66
67
68
A. Pirson in: Katalog Bonn 2010, Kat.-Nr. 337, 289–290; Otten 2010b, 507–513.
Zur Befestigungsweise und deren Aufkommen bei byzantinischen und sassanidischen Schnallen im 6. und 7.
Jahrhundert vgl. Werner 1984, 21–22.
A. Pirson in: Katalog Bonn 2010, 289.
61, 2011
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
361
Aus dem Grabungsjahr 1909 in Pergamon
stammt eine fragmentierte Schnalle von
5,7 cm Länge, die als Streufund zwischen den
Strebepfeilern der Demeterstützmauer, also
im Bereich der sogenannten spätrömischen
Mauer gefunden wurde69. Die Schnalle kennzeichnet ein länglicher U-förmiger Beschlag,
der im Mittelteil zwei nierenförmige Durchbrechungen, im unteren Teil zwei kreisförmige und eine dreieckige Durchbrechung
besitzt. Der obere Teil des ovalen Bügels
Abb. 16 Altfund aus Pergamon (Foto)
und der Dorn fehlen. Bügel und Beschlag
sowie Mittelteil und Fußteil des Beschlages
sind durch zwei Segmente von je vier quer
laufenden Rippen gegliedert (Abb. 16 –17).
Eine weitere Gürtelschnalle dieses Typs
stammt aus dem Grab des »wandernden
Kriegers aus Korinth«, das im Jahr 1938 in den
Kolonnaden der Südstoa entdeckt wurde70.
Ein rechteckiger, mit sekundär verwendeten
Marmorplatten eingefasster und abgedeckter
Sarg, barg eine durch die Waffenbeigabe eines
Schwertes vom Typ Dunapentele herausgehobene Bestattung, die von den Ausgräbern
sofort als »fremd« im Sinne eines wandernden
Kriegers oder Söldners empfunden wurde.
Die Waffenbeigabe, aber auch der im Grab
am Fußende beigegebene handgemachte Topf
slawischer Machart, der mit nur wenigen
Belegen etwa in Olympia eine seltene Erscheinung für den griechischen Raum darstellt,
Abb. 17 Zeichnung des Altfundes von der Demeunterstützte diese Annahme71.
terterrasse. M. 1 : 1
Die 6,2 cm lange gegossene Bronzeschnalle, im Grab auf der rechten Körperhälfte
unterhalb des untersten Rippenbogens gelegen, war vollständig erhalten. Der längliche, Uförmige Beschlag ist ebenfalls im Mittelteil mit zwei nierenförmigen, im unteren Teil mit zwei
kreisförmigen Durchbrechungen sowie einer weiteren dreieckigen, unsauber ausgeführten
69
70
71
Hepding 1910, 522–523; Weinberg 1974, Taf. 110d; Völling 1992, 492, Anm. 7 u. Taf. 39,3; zur spätrömischen
Mauer Klinkott 2001, 8–12, Abb. 6; vgl. Otten 2010a, 813 –815: die angeführte Diskussion um die Nutzungszeit
der spätrömischen Mauer möglicherweise bis in die Zeit des 6. und 7. Jhs., also eine zeitgleiche Nutzung mit
der frühbyzantinischen Befestigung des Oberen Burgbergs, wäre ein Erklärungsmodell für die Verteilung der
Fundstellen frühbyzantinischer Kleinfunde, besonders von Gürtelschnallen im Bereich des Stadtgrabungsareals
und des Südostabhangs.
Weinberg 1974, 512–521 u. Taf. 110 –112; vgl. zuletzt: Vidar – Völling 2000, 33 –36.
Yalouris 1961/62, Χ ον ά 107, Taf. 117.
thomas otten u. a.
362
istmitt
a
a
b
b
Abb. 19 a. b Fehlguß einer Gürtelschnalle
aus Olympia.
c
Abb. 18 a. b. c Schnalle aus dem
Kriegergrab von Korinth (Vorder-,
Rück- und Seitenansicht).
Durchbrechung verziert. Die Seitenansicht der Schnalle mit einem leicht facettierten Profil lässt
erkennen, dass das Stück offensichtlich in einer zweiteiligen Gussform hergestellt wurde. Der
ovale Bügel mit ausgeprägter Dornrast und der Beschlag einerseits sowie Mittelteil und Fußteil
des Beschlages andererseits sind durch die gleichen Kompartimente von je vier quer laufenden
Rippen gegliedert wie die Schnalle von der Demeterterrasse in Pergamon.
Nach dem Fundkontext dürfte das Grab aus Korinth nicht wesentlich später als gegen Ende
des 6. Jahrhunderts oder um 600 n. Chr. angelegt worden sein72 (Abb. 18).
Die Benennung des Typs ist Th. Völling zu verdanken, der 1992 den Fehlguss einer Schnalle
aus Olympia publizierte. Dieser aufgrund der geringen Belegzahl äußerst wichtige Produktionsnachweis einer »byzantinischen« Schnalle nun auch im byzantinischen Kernraum unterscheidet
diesen Typ deutlich von den anderen Gürtelschnallen mit hoher Belegdichte und weiter Verbreitung auch außerhalb des byzantinischen Reiches73. Merkmale des Fehlgusses sind die kaum
verschliffenen Gussgrate (einer zweiteiligen Form) und das unvollständig ausgegossene Unterteil.
Völling ist sicher zuzustimmen, dass die schwache Reliefierung der Oberfläche ebenfalls auf eine
72
73
Weinberg 1974, 521–522.
Völling 1992, 492– 493.
61, 2011
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
363
fehlerhafte oder abgenutzte Gussform zurückzuführen ist. Die übrigen Merkmale des Schnallenfragmentes, der ovale Bügel mit ausgeprägter Dornrast, der U-förmige Beschlag mit paarig
angebrachten nierenförmigen Durchbrechungen sowie die zweiteilige quer laufende Rippenzier
definieren dagegen die Hauptmerkmale des Typs. Mit einer erhaltenen Länge von 5,7 cm ist das
Stück deutlich größer als die Vergleiche aus Pergamon und Korinth. Völling kommt aufgrund
des Siedlungsabbruches der Altis in Olympia zu einer Datierung um 600 n. Chr.74 (Abb. 19).
Stilistische und formenkundliche Betrachtung
Besonders kennzeichnend für die Schnallen des Typs Olympia ist die Verbindung der Durchbruchstechnik, die normalerweise eine plastische Wirkung durch das Modellieren der gesamten
Oberfläche hervorruft, mit einer Art Tiefschnitttechnik, die das Motiv durch Herausarbeiten
aus dem Grund als erhabene Flächen akzentuiert. Die Tiefschnitttechnik findet ihre Anwendung
besonders in den den Beschlag gliedernden beiden Gruppen aus jeweils drei oder vier quer laufenden Rippen. Dies unterscheidet die Exemplare aus Pergamon und auch die Schnalle aus Korinth
vom Fehlguss aus Olympia, der eine deutlich schwächer reliefierte Oberfläche aufweist75. Aus
diesem Umstand eine Variantenbildung abzuleiten, erscheint angesichts der geringen Zahl der
Belege jedoch übertrieben. Bei allen vorliegenden Stücken modelliert die Rahmung der durchbrochenen Segmente die Beschlagform insgesamt. Dies hebt die Schnallen stilistisch deutlich
von anderen byzantinischen Schnallen mit Durchbruchstechnik ab, wie etwa der Vergleich mit
zwei durchbrochen gearbeiteten Exemplaren aus Quanawat in Syrien zeigt, deren Oberflächen
auf die gerade beschriebene, auf Tiefenwirkung bedachte Modellierung verzichten76.
In seiner Analyse betonte Völling die Verbindung zwischen dem Typ Olympia und dem
Mitte des 6. Jahrhunderts aufkommenden Typ Sucidava, resultierend aus der Kombination aus
Durchbruchstechnik, Ösenbefestigung und festem Beschlag77. Diese Kriterien erscheinen allein
jedoch zu unscharf und nicht ausreichend, um eine Abstammung des Typs Olympia vom Typ
Sucidava zu begründen. Zwei dem Typ Sucidava nahe stehende Exemplare sind auch aus Pergamon
bekannt, aus einer Altgrabung vermutlich aus dem Bereich des Asklepieions sowie den jüngeren
Stadtgrabungen, allerdings fehlt ihnen die kreuzförmige Durchbrechung des Beschlages, auch
ist der Schnallenbügel nicht rechteckig, sondern gebogen.
Interessanter ist der Vergleich mit den Schnallen des Typs Korinth, der insbesondere aus stilistischer Sicht signifikantere Gemeinsamkeiten aufzeigt. Obgleich mit beweglichem Beschlag
ausgestattet, weisen diese Schnallen das Merkmal der Tiefschnitttechnik auf, die sich im oberen
Teil des Beschlages in der starken Reliefierung des Randes niederschlägt78. Von diesem Typ liegt
aus Pergamon ebenfalls ein Exemplar aus den jüngeren Stadtgrabungen vor79 (Abb. 20). Die
74
75
76
77
78
79
Völling 1992, 491– 492.
Dies mag auch mit dem von Völling vermerkten schlechten, weil stark abgenutzten Zustand der Gussform
zusammenhängen: Völling 1992, 492– 493.
Fischer 1999, Schnallen Nr. 3 und 4, Abb. 8–9.
Völling 1992, 493 – 494. Zum Typ Sucidava vgl. Csallány 1954, 311–313; Fiedler 1992, 71–72; Uenze 1992, 184 –187;
Schulze-Dörrlamm 2009a, 146 –151, dort als Typ D1 klassifiziert, bzw. zu weiteren Schnallentypen mit festem,
durchbrochenem Beschlag der Typen D.
Schulze-Dörrlamm 2009a, 36 –83 zu Schnallen mit Laschenbeschlägen, vgl. besonders die nierenförmigen Schnallen
mit durchbrochenem Dreiecksbeschläg (Typ B18) 77–78.
Grabungsjahr 1984, aus dem Bereich der byzantinischen Bebauung westlich einer Peristylanlage und einer
spätbyzantinischen Kirche: AA 1985, 472, Abb. 1 Planquadrat 16 b/d.
thomas otten u. a.
364
Abb. 20 Schnallenfragment Typ
Korinth aus Pergamon. M. 1 : 1
Abb. 21
istmitt
Gürtelschnalle aus Cikó. Ohne Maßstab
Schnallen des Typs Korinth werden in das fortgeschrittene 7. bis frühe 8. Jahrhundert datiert
und sind damit jünger als der Typ Olympia einzuordnen80.
Viel konkreter wird die Suche nach Vergleichen, wenn man sich aus den Kerngebieten des
byzantinischen Reiches nach Pannonien begibt und das dortige Fundmaterial vergleicht. Bereits
Völling und E. Riemer hatten auf die Parallelen und die Vorbildwirkung des Typs Olympia auf
die Exemplare vom Typ Pécs hingewiesen81. Allerdings überwiegen viel mehr noch bei dem Typ
Nagyharsány die gemeinsamen Merkmale der ovalen Gestaltung des Bügels mit ausgeprägter
Dornrast, Gliederung des Beschlages durch quer laufende Rippensegmente, paarig angeordnete nierenförmige Durchbrechungen, Reliefierung der Oberfläche und der Randgestaltung des
Beschlages. Hier sind besonders die in die erste Hälfte bis Mitte des 7. Jahrhunderts zu datierenden Exemplare aus Cikó82 und Borsbeek83 zu nennen, bei denen lediglich der Beschlagfuß
mit variantenreichen Durchbruchsmustern und mit einem knopfartigen Fortsatz des Fußes als
Besonderheit der pannonischen Herkunft herauszustellen ist (Abb. 21).
Bestimmte Stilelemente finden sich auch in anderen Kombinationsmustern wieder, teils an
Funden aus den Randprovinzen des Reiches. Aus dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum
Mainz liegt eine Schnalle mit Herkunftsbezeichnung Kleinasien vor, die von Schulze-Dörlamm
als Typ D5 klassifiziert und in das späte 6. Jahrhundert eingeordnet wird84. Auf diesem Stück,
das mit seinem schildförmigen Beschlag von der Grundform her völlig abweicht, begegnen uns
jedoch in verkümmerter Ausführung die beiden nierenförmigen Durchbrechungen wie auch
das den Bügel vom Beschlag trennende quer laufende Rippensegment in einfacher Ausführung.
80
81
82
83
84
Werner 1955, 37–38; Varsik 1992, 83 –84, Taf. VIII; Riemer 1995, 784 –786; Riemer 2005, 270 –271; Schulze-Dörrlamm
2009b, 19–26, dort als Typ E6 klassifiziert.
Völling 1992, 493 – 494; Riemer 2005, 278; vgl. Ibler 1991, 129–130.
Aus dem Gräberfeld von Cikó: Vinsky 1967, 5 u. Taf. XXVIII, 4. In der Durchbrechung des Fußes sind Elemente
erkennbar, die sich auch bei anderen Schnallentypen, etwa den Typen Bologna und Balgota finden. Sie könnten etwa
in der Auflösung des trennenden Stegs der herzförmigen Durchbrechung und dessen Stilisierung in Form einer
Palmette ihren Ausdruck gefunden haben.
Grab II von Borsbeek: De Boe 1970, 15, Abb. 7. 9.
Schulze-Dörrlamm 2009a, 159–160, Nr. 127. Die von Schulze-Dörrlamm als kommaartige Durchbrüche
gekennzeichneten Durchbrechungen des Beschlages sind in den oberen beiden Motiven tatsächlich verkümmerte
und unsauber ausgeführte Pelten.
61, 2011
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
365
Interessant ist in diesem Zusammenhang das Gräberfeld von Hahnheim im nördlichen
Rheinhessen, aus dessen Kontext mehrere Gürtelschnallen byzantinischen Typs bekannt sind85.
Aus dem Inventar von Grab 64 stammt ein leider fragmentiertes Exemplar einer Schnalle, die
sowohl in der Profilierung des Beschlages auf Höhe der Dornrast wie auch in der kreisförmigen
Durchbrechung des Beschlages Elemente unseres Schnallentyps Olympia zeigt. Möglicherweise
besaßen die länglichen Durchbrechungen am Beschlag-Ende ebenfalls Nierenform, was nicht
mehr sicher zu sagen ist.
Datierung
Feinchronologische Aussagen zum Verhältnis zwischen dem nordöstlich mediterranen Typ
Olympia und den pannonischen Schnallentypen und Varianten und etwaig daraus abgeleitete
Vorbildwirkungen erscheinen aufgrund der geringen Beleganzahl des Typs Olympia verfehlt.
Aus den mehrheitlich jüngeren Datierungsansätzen für die pannonischen Schnallen ließe sich
tatsächlich erst dann eine Vorbildwirkung der Exemplare aus den byzantinischen Kerngebieten
ableiten, wenn die Belegdichte und Überlieferungsqualität dort besser wäre86. Insgesamt lässt
sich aus der vergleichenden Analyse festhalten, das die Schnallen des Typs Olympia in der Zeit
um 600 n. Chr. im Umlauf gewesen sein dürften. Aufgrund der geringen Belegdichte lässt sich
eine konkrete Laufzeit nicht begründen.
Drei Speerspitzen 87
– Eisen, geschmiedet
Maße: L 12,5 cm, B Blatt 3,2 cm, Dm Tülle 1,5 cm; Gewicht 23,9 g
Museum Bergama
Inv.-Nr. PE 06 KF 207
(Abb. 22)
– Eisen, geschmiedet
Maße: L 15,6 cm, B Blatt 3,0 cm, Dm Tülle 1,4 cm; Gewicht 27,0 g
Museum Bergama
Inv.-Nr. PE 06 KF 208
(Abb. 23)
– Eisen, geschmiedet
Maße: L 12,7 cm, B Blatt 2,7 cm, Dm Tülle 1,2 cm; Gewicht 18,5 g
Museum Bergama
Inv.-Nr. PE 06 KF 209
(Abb. 24)
Die Tüllenschäftung der Waffen und die Größe der Exemplare deutet auf eine Verwendung als
Speer- oder Lanzenspitzen hin. Gegen die Verwendung als Pfeilspitzen, deren byzantinische
Belege aus Pergamon mehrheitlich über eine Dornschäftung verfügen, sprechen vor allem die
85
86
87
G. Zeller, Fränkische Altertümer des nördlichen Rheinhessen (Stuttgart 1992) Taf. 69, 9–11. 14.
Vgl. Schulze-Dörrlamm 2009a, 5– 6 mit einer im gleichen Sinne quellenkritisch zu verstehenden Anmerkung.
Th. Otten in: Katalog Bonn 2010, Kat.-Nr. 341–343, 289–290, dort noch als mögliche Pfeilspitzen klassifiziert.
thomas otten u. a.
366
a
istmitt
b
c
b
c
Abb. 22 a. b. c Speerspitze KF 207. M. 2 : 3
a
Abb. 23 a. b. c Speerspitze KF 208. M. 2 : 3
61, 2011
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
a
b
367
c
Abb. 24 a. b. c Speerspitze KF 209. M. 2 : 3
Abmessungen88. Nach der Klassifizierung von W. Gaitzsch, die er im Rahmen seiner Bearbeitung der pergamenischen Eisenfunde bis 2005 entwickelt hat, kennzeichnet Lanzenspitzen,
die primär als Stoßwaffen verwendet wurden, eine kompakte, kurze und im Blatt breite Form.
Die wesentlichen Merkmale von Speerspitzen als Wurfwaffen definiert er in Form längerer und
schlanker Blätter, aber auch deutlich höherer Gewichte89. Im Einzelfall dürfte die Abgrenzung
beider Waffengattungen mit Unsicherheiten behaftet sein und ausschließlich über die LängenBreiten-Verhältnisse für einzelne Exemplare nicht zu treffen sein90. Unsere für die mittelalterliche
Zeit geprägte Vorstellung der Reiterlanze mit langem, massivem Schaft, die sie deutlich vom
Speer abhebt, trifft schließlich erst für das 12. Jahrhundert zu91.
88
89
90
91
Vgl. Gaitzsch 2005, 137–147: vergleichbare Längen weisen nur die Geschoßbolzen aus hellenistischer Zeit auf,
während die Pfeilspitzen sowohl mit Tülle wie mit Dornschäftung deutlich kleiner sind; sie erreichen nur selten
Gesamtlängen von 10 cm, zudem besitzt kein Vergleichsfund auch nur annähernd die Blattlänge und -breite der
Neufunde; F. Siegmund nahm anhand der frühmittelalterlichen Funde vom Niederrhein eine Abgrenzung von
Pfeil- zu Lanzenspitzen unter Zuhilfenahme der Relation zwischen Gesamtlänge und Tüllendurchmesser vor, die
jedoch methodisch nicht überzeugt. Tüllendurchmesser von bis zu 14 mm und Längen von bis zu 20 cm erscheinen
wesentlich als zu hoch gegriffen, die entsprechenden Gewichte dürften dabei deutlich über 50 Gramm liegen. Zum
Vergleich: moderne Pfeilspitzen weisen für die zugstärksten Bögen Schaftstärken von maximal 8–10 mm und Gewichte
von maximal 15 Gramm auf: vgl. Siegmund 1998, 95–96.
Gaitzsch 2005, 147–148.
Vgl. Ellehauge 1948, 29–34 identifiziert Speere anhand des gegenüber Lanzen kleineren Formates und einer schmalen
Schäftung.
Ruttkay 1976, 305–306 kommt in der Analyse der slowakischen Funde des 9.–14. Jhs. zu folgendem Schluss:
»Vermutlich hat sich weder zwischen den frühmittelalterlichen Spitzen noch den ganzen Lanzen und Speeren eine
ausgeprägte formale und funktionelle Grenze gebildet; die Lanzen waren verhältnismäßig leicht, hatten Schäfte,
deren Länge nur etwas die Höhe der menschlichen Figur überschritt und außer zum direkten Stechen konnten sie
gelegentlich auch als Wurfwaffe dienen«.
368
thomas otten u. a.
istmitt
Die Funktion und Wirksamkeit der Waffe hing ganz wesentlich auch von der qualitativen
Ausführung, Stärke und Länge der in der Regel nicht erhaltenen hölzernen Holme ab92. Eine
Komponente, die die Maße der Waffen wesentlich bestimmt haben dürfte, war die Funktion
entweder als Ausrüstung einer Kavallerieeinheit oder einer Fußtruppe. Zudem muss davon
ausgegangen werden, dass Speer und Lanze neben ihrer primären Bestimmung im Kampfeinsatz
sowohl als Stoß- wie als Wurfwaffe verwendet wurden.
Gemäß der Typologie von Gaitzsch entsprechen die Neufunde seinen Lanzenspitzen L4 –L8,
L10, L12 und L14, mit den typologischen Hauptmerkmalen einer insgesamt kurzen Form, schlanker Tülle, rhombischem Umriss und geradlinig verlaufenden Seiten des Blattes93. Bei manchen
stärker korrodierten Exemplaren fällt die typologische Zuordnung und damit die Abgrenzung
zu den weidenblattförmigen Spitzen schwer. Mit Gesamtlängen von 12,5 cm, 12,7 cm und
15,6 cm und einem Verhältnis von Tülle zu Blatt von annähernd 1 : 2 sind die Neufunde auch
größenmäßig problemlos in die aus Pergamon bislang bekannten Funde einzureihen. Aufgrund
der vergleichsweise filigranen Schäftung von 1,2 cm bis 1,5 cm plädiere ich dennoch für eine
Terminologie und Verwendung der Spitzen an schlanken Speeren mit leichtem Schaft, die im
Einsatz sicher hauptsächlich als Wurfwaffe benutzt werden konnten. Die Tülle der Spitze KF
209 barg noch einen Nagelrest der Schäftung.
Gaitzsch kann unter seinen pergamenischen Belegen gleichen Typs nur ein Exemplar mit
einigermaßen nachvollziehbarem Fundkontext benennen, die aus einer kaiserzeitlich bis
spätantiken Schicht des Trajaneums (Westkopfbau) stammende Spitze L694. Sie fand sich unter
anderem vergesellschaftet mit in byzantinische Zeit zu datierenden Pfeilspitzen. Für die übrigen
angeführten Vergleichstypen geht Gaitzsch aufgrund zeitgenössischer Darstellungen noch von
einer mehrheitlich spätbyzantinischen Zeitstellung aus, während er für die frühbyzantinische
Zeit lanzettförmige und gleichmäßig gerundete weidenblattförmige Blätter als regelhaft ansieht95. Dieses Bild dürfte nun zu revidieren sein, obgleich aussagekräftige Vergleichsfunde aus
dem byzantinischen Raum spärlich sind96. Die beste Parallele ist eine Speerspitze aus einem
Kriegergrab des 7. Jahrhunderts aus Akrokorinth, die formal und von den Abmessungen eine
exakte Entsprechung zu unseren Speerspitzen darstellt97.
92
93
94
95
96
97
Vgl. Mann 1957, 70 –71 schreibt den Speer den Fußtruppen, die Lanze den Reitertruppen zu. Wenngleich die Datierung
des Bildteppichs in das späte 11. Jh. nur bedingt Analogieschlüsse erlaubt, fällt doch die Ausführung der Speere mit
horizontalem Gegenstück als bevorzugte Waffe der Fußtruppen ins Auge, im Gegensatz zur überwiegend ohne
Querstück, aber dennoch äußerst schlanken Darstellung der Reiterlanzen.
Gaitzsch 2005, 148–149. 182–183, Taf. 29.
Gaitzsch 2005, 149–150.
Gaitzsch 2005, 149 u. Abb. 29; vgl. Bruhn Hoffmeyer 1966, Abb. 19.
Lanzenspitzen aus anderen Fundkontexten, etwa aus dem awarischen Raum weisen z. T. deutlich größere Maße
auf, vgl. Sós 1961, 260 –261 u. Taf. LXIV, Grab 38 mit einer Lanzenspitze von 29 cm Länge; vgl. von Freeden 1991,
614 – 623 sieht als Hauptmerkmal byzantinischer Lanzen des 6./7. Jhs., die Größen zwischen 23 –28 cm Länge
aufweisen, durchgehend wulstartig, teils mehrfach profilierte Verdickungen der Tülle, dies in Korrespondenz und
Beeinflussung awarischer Waffen.
Davidson 1952, 201–202 mit gesamt drei Speer- und Lanzenspitzen im Grabinventar: Taf. 92, Inv. 1549 zeigt den
Parallelfund zu Pergamon, mit einer erhaltenen Länge von 9,7 cm und einer extrapolierten Länge von etwa 13 cm;
das Exemplar Taf. 91, Inv. 1533 ist am ehesten als Lanzenspitze anzusprechen, die Speerspitze Taf. 92, Inv. 1555
wiederum vertritt einen ganz anderen Typ mit Mittelrippe und Widerhaken.
61, 2011
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
369
Interessanterweise zeigt die Betrachtung der Fundstellen der Vergleichsstücke aus Pergamon
eine Häufung im Bereich des Unteren Burgbergs und des Areals zwischen Gymnasion und Unterer Agora sowie am Südostabhang, also weit im Vorfeld der frühbyzantinischen Befestigung
des Kastrons auf dem Oberen Burgberg. Wir erfassen vielmehr den Bereich zwischen der frühbyzantinischen Mauer und der spätbyzantinischen Befestigungsanlage, darüber hinaus aber auch
der weit im Vorfeld liegenden hellenistischen Stadtbefestigung aus eumenischer Zeit. Mit den
Neufunden liegen nun insgesamt 11 Lanzen- oder Speerspitzen mit den beschriebenen Merkmalen
aus Pergamon vor, von denen neun Exemplare aus den Siedlungsbereichen am Unteren Burgberg
stammen98. Aufgrund der Ergebnisse der Stadtgrabung mit einer weitgehend flächendeckenden
Besiedlung dieser Bereiche in hellenistischer, römischer und spätbyzantinischer Zeit haben wir
mithin auch in frühbyzantinischer Zeit dort Siedlungsaktivitäten zu vermuten, wenngleich
deutlich reduziert und mit klaren Zäsuren insbesondere in der nachfolgenden Phase zwischen
dem 8. und 11. Jahrhundert99. Dieser Befund legt allerdings die Vermutung nahe, dass für die
Siedlung am Unteren Burgberg eine militärische Vorfeldsicherung bestand, die sich möglicherweise an einer in Grundzügen noch intakten antiken Festungsmauer, nämlich der Eumenischen
Mauer orientierte, während das Kastron auf dem Oberen Burgberg im Sinne einer Höhenburg
als Rückzugsareal verstanden wurde.
T. O.
Der Anthropologisch-paläopathologische Befund
Das tote Individuum war in gestreckter Rückenlage mitten in dem Abwasserkanal beigesetzt.
Bei der Grabung wurden die Füße und die Unterschenkel weg gegraben, bevor die Bestattung als
solche erkannt werden konnte, bei solchen überraschenden Entdeckungen nicht ungewöhnlich.
Füße und Unterschenkel sind also nicht in situ dokumentiert worden. Sie waren jedoch noch
erhalten und nicht verloren, wie die Bearbeitung der Skelettreste ergeben hat (Abb. 25).
Die Arme des Toten lagen parallel zum Körper, die Hände berührten seitlich die Oberschenkel.
Ein Ziegel fand sich im rechten Unterbauchbereich, jeweils ein Stein wurde im linken Halsbereich
und zwischen Becken und dem Bereich unter dem linken distalen Unterarm entdeckt (Abb. 4).
Die Lage der Speerspitzen zeigt Abb. 5. Die am oberen Ende der rechten Speiche (proximaler
Radius; Abb. 26) aufliegende Spitze korrespondiert mit entsprechenden Rostspuren auf der
vorderen Schaftfläche (Facies anterior) dieses Knochens. Auf der hinteren (dorsalen) Fläche der
rechten Elle (Ulna) finden sich ebenfalls Rostspuren. Möglicherweise war diese während der
Liegezeit umgekippt und lag mit der Dorsalseite nach oben.
98
99
Hinzu kämen möglicherweise weitere, heute verschollene Exemplare von der Unteren Agora (Grabung 1904,
Vermerk Fundtagebuch, ohne Zeichnung) und der Mittleren Gymnasionsterrasse, die dieses Verbreitungsbild weiter
konkretisieren würden, vgl. Gaitzsch 2005, 147–148.
Rheidt 1991, 196 –197, Taf. 1; vgl. Otten 2010a, 811–812 zum Forschungsstand des frühbyzantinischen Pergamon
und zur Schwierigkeit, die bekannten siedlungsarchäologischen Funde und Befunde zu einem schlüssigen Gesamtbild
zu rekonstruieren.
370
thomas otten u. a.
Abb. 25 Pergamon, frühbyzantinische Kriegerbestattung (PE 06, SY
01, Grab 6). Vorhandene Skelettelemente (geschwärzt)
istmitt
Abb. 26 Pergamon, frühbyzantinische Kriegerbestattung (PE
06, SY 01, Grab 6). Ulna und
Radius der rechten Körperseite
mit Rostspuren. Maßstab 1 cm
Ein in seiner ursprünglichen Position nicht genauer bestimmbares vorderes (sternales)
Rippenfragment weist an seinem Ende eine kleine Rostspur auf. Dies könnte ein Hinweis auf
die Lage eines weiteren Eisenobjekts im Thoraxbereich sein, möglicherweise ein Abdruck einer
der Lanzenspitzen. Bei der Bearbeitung der Knochenreste wurden ansonsten keine weiteren
Metallverfärbungen beobachtet.
Material und Methode
Neben der Frage nach Geschlecht, Alter und Körperhöhe galt es bei der Bearbeitung der Skelettreste festzustellen, ob und inwieweit es Hinweise auf eine gewaltsame Todesursache und
mögliche Kampfverletzungen gibt.
61, 2011
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
Die Skelettreste wurden nach den üblichen anthropologisch-paläopathologischen
Methoden untersucht. Dabei erfolgte die Geschlechts- und Lebensaltersbestimmung nach
den Empfehlungen von F. W. Rösing und der
European Anthropological Association EAA,
G. Acsádi und J. Neméskeri, D. R. Brothwell,
M. Y. İşcan und S. R. Loth, D. H. Ubelaker,
B. Herrmann sowie M. Brickley und J. I. MkKinley100. Die zur Geschlechts- und Lebensaltersbestimmung herangezogenen Merkmale
sind im Katalog aufgeführt. Die Definitionen
der Maße des Schädels (Tab. 1) und der Langknochen (Tab. 3 –17) folgen R. Martin und
G. Bräuer101. Die Körperhöhe (Tab. 18) wurde
mit Hilfe der Formeln von K. Pearson102 sowie
E. Breitinger103 geschätzt. Außerdem wurden
die Formeln von M. Trotter und G. C. Gleser
herangezogen104. Das Schätzverfahren nach
Pearson gilt dabei als das für prähistorische
Individuen als am besten geeignete105, da es an
Skeletten vor Beginn der säkularen Akzeleration berechnet wurde.
100
101
102
103
104
105
Rösing u. a. 2007, 75–89; Sjøvold 1988, 444 – 480;
Szilvássy 1988, 421– 443; Ferembach u. a. 1978; Acsádi
– Nemeskéri 1970; Brothwell 1981; İşcan – Loth
1986; Ubelaker 1989; Herrmann u. a. 1990; Brickley
– McKinley 2004.
Martin 1928; Bräuer 1988, 160 –232.
Pearson 1899, mit Korrekturen nach Rösing 1988.
Breitinger 1937, 249–274.
Die Formeln von Trotter und Gleser (Trotter
– Gleser 1958, 79–123) werden bevorzugt in
angelsächsischen Publikationen zur Schätzung
der Körperhöhen benutzt, auch von Skeletten aus
dem östlichen Mittelmeerraum (vgl. Angel 1971;
Hershkovitz u. a. 1995).
Herrmann u. a. 1990, 92–93.
Tab. 1 Pergamon, frühbyzantinische Bestattung PE 06 SY 01 Grab
6. Schädelmaße in mm. Nummern
und Bezeichnungen nach Martin
1928 und Bräuer 1988
Nr.
1
3
8
9
10
12
23
25
26
27
28
29
30
31
43
65
66
68
69
69.1
69.1
69.3
69.3
69.1
69.1
69.3
69.3
70
70
71
71
79
80.a
80.1
80.2
80.2
371
Maß
Gr. Schädellänge (g-op)
Glabello-Lambdalänge (g-l)
Gr. Schädelbreite (eu-eu)
Kl. Stirnbreite (ft-ft)
Gr. Stirnbreite (co-co)
Gr. Hinterhauptsbreite (ast-ast)
Schädelumfang
Mediansag.bogen (n-o)
Frontalbogen (n-b)
Parietalbogen (b-l)
Occipitalbogen (l-o)
Frontalsehne (n-b)
Parietalsehne (b-l)
Occipitalsehne (l-o)
Obergesichtsbreite (fmt-fmt)
Kondylenbreite UK (kdl-kdl)
Winkelbreite UK (go-go)
Länge UK
Kinnhöhe (id-gn)
Höhe Corpus mand. dex.
Höhe Corpus mand. sin.
Dicke Corpus mand. dex.
Dicke Corpus mand. sin.
Höhe Corpus mand. M1/M2 dex.
Höhe Corpus mand. M1/M2 sin.
Dicke Corpus mand. M1/M2 dex.
Dicke Corpus mand. M1/M2 sin.
Asthöhe dex.
Asthöhe sin.
Astbreite dex.
Astbreite sin.
Astwinkel UK
Zahnbogenlänge UK
Zahnbogenbreite UK
Dentallänge dex.
Dentallänge sin.
Dicke Nasion
Dicke Bregma
Dicke Lambda
Dicke Asterion
Dicke Eminentia cruciformis
Dicke Tuber frontale
Dicke Tuber parietale
183,0
182,0
≥126,0
94,2
116,0
109,0
≥510,0
393,0
128,0
131,0
125,0
111,2
117,0
99,6
≥99,0
≥112,6
102,3
≥105,0
27,8
25,6
26,4
11,3
12,4
23,6
25,2
12,6
13,5
40,7
41,7
31,5
31,7
120,0
43,7
61,2
34,9
35,8
17,8
7,6
9,5
9,2
17,6
6,5
5,4
Schädelindices
Längen-Breiten-Index (8 × 100/1)
Transversaler Frontal-Index (9 × 100/8)
Sagittaler Frontoparietal-Index
(27 × 100/26)
Sagittaler Frontal-Index (29 × 100/26)
68,85
74,76
112,58
86,88
thomas otten u. a.
372
18
Abrasion
MD
BP
H
KH
TH
17
16
15
14
2
3
9,50 10,22
11,39 10,78
19,33 19,84
7,68 6,76
6,10 1,61
13
12
11
21
istmitt
22
23
24
25
26
27
28
2
3
4
4
3
2
2
2
3
2
6,72 6,30 7,95 7,84 6,38 [6,80] 6,59 6,54 10,35 9,43
7,29 6,74 7,66 7,13 6,51 7,36 8,59 8,30 10,97 11,20
22,80 20,77 21,38 22,59 20,98 24,17 18,22 18,83 19,06 18,90
8,73 9,37 10,81 11,04 9,50 9,85 6,10 6,56 6,87 7,94
5,13 1,79 4,62 3,75 2,29 2,13 2,18 2,34 1,71 4,00
2,51
2,23 2,22 0,95 1,00 1,18 1,39
1,58
-1,00
0,00
-1,00 -4,45 -2,38
1,04
-2,31
-4,00
-2,04
-4,15
Oberkiefer
18
17
16
15
14
13
12
11
21
22
23
24
25
26
27
28
Unterkiefer
48
47
46
45
44
43
42
41
31
32
33
34
75
36
37
38
2
3
4
4
3
2
6,05 5,55 5,19 5,14 5,62 6,01
6,11 [6,30] 5,78 [6,23] 19,74 6,55
20,22 18,84 18,49 7,64 20,09
9,22 8,46 8,51 8,10
9,89
4,37
2,27
2,41
1,02
2
5,99
6,29
4
3
2
9,45 10,53 10,13
7,99 10,08 8,78
7,14
1,00
4,10
3,48
6,81
1,50
34
75
36
37
Abrasion
MD
BL
H
KH
TH
2
3
10,13 10,75
9,18 9,75
7,28
1,15
48
47
2
2
6,69 6,08
7,00 6,45
17,50 20,56
5,74 7,15 7,05
2,59 1,26
1,54 -3,25
-0,05
-7,07
46
45
44
43
42
41
31
32
33
38
Tab. 2. Pergamon, frühbyzantinische Bestattung PE 06 SY 01 Grab 6. Zahnmaße des Ober- und Unterkiefers
(in mm)
Die Ansprache der anatomischen Varianten (so genannte epigenetische Merkmale; Tab. 19)
orientiert sich an der Arbeit von K. Wiltschke-Schrotta106. Die Spuren krankhafter Veränderungen
wurden nach den Vorschlägen von M. Schultz107 bestimmt, die Wurzelhypoplasien nach Arbeiten
des Verfassers aufgenommen108. Die paläopathologische Befundung erfolgte makroskopisch und
lupenmikroskopisch. Ausgewählte Befunde wurden fotografisch vor Ort dokumentiert.
Darüber hinaus wurden Proben (die Zähne 26 und 17 sowie ein distales linkes Tibiafragment)
für eine Analyse stabiler Isotope (Sr, O, C, N) im Hinblick auf die Mobilität und die Ernährung
von Kriegern entnommen. Die entsprechenden Analysen führt G. H. Müldner (University of
Reading) durch (siehe Beitrag Müldner – Evans – Lamb S. 393–401).
106
107
108
Wiltschke-Schrotta 1988.
M. Schultz 1988, 480 – 496.
Teegen 2004, 193; Teegen 2006.
61, 2011
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
373
Tabelle 3–17. Pergamon, frühbyzantinische Bestattung PE 06 SY 01 Grab 6. Messwerte in mm.
Nummern und Bezeichnungen nach Martin 1928 und Bräuer 1988
Clavicula
1 Gr. Länge
4 Vert. Dm. Mitte
5 Sag. Dm. Mitte
6 Umfang Mitte
Längen-Dicken-Index (Cl6 × 100/
Cl1)
Querschnittsindex (Cl4 × 100/Cl5)
dex.
124,9
9,4
14,9
41,0
32,83
sin.
127,8
9,2
16,6
41,0
32,08
63,09
55,42
dex.
44,0
26,5
60,23
sin.
42,0
27,4
65,24
Tab. 3
Scapula
12 Länge Cavitas glenoidalis
13 Breite Cavitas glenoidalis
Längen-Breiten-Index Cavitas glenoidalis (Sc13 × 100/Sc12)
Tab. 4
Humerus
1 Gr. Länge
3 Obere Epiphysenbreite
4 Untere Epiphysenbreite
5 Gr. Dm. Mitte
6 Kl. Dm. Mitte
Gr. Dm. Tuberositas deltoidea
Kl. Dm. Tuberositas deltoidea
7 Kl. Umfang Diaphyse
8 Umfang Caput
9 Gr. Transv. Caput
10 Gr. Sag. Dm. Caput
11 Br. Trochlea
12.b Br. Capitulum
12a
16 Cond. Diaphysenwinkel
Umfang Mitte
Umfang Tub. Delt.
Humerus Längen-Dicken-Index
(H7 × 100/H1)
Diaphysen-Querschnitt-Index
(H6 × 100/H5)
Caput-Querschnitt-Index
(H9 × 100/H10)
Tab. 5
dex.
316,0
51,0
59,6
21,2
20,0
23,0
20,8
67,0
138,0
43,3
44,3
30,5
18,1
46,0
80,0
70,0
72,0
21,20
sin.
317,0
50,6
60,6
21,9
19,3
22,4
19,4
63,0
≥133,0
43,3
40,5
26,2
17,6
45,3
94,34
88,13
97,74
106,91
67,0
69,0
19,87
Radius
1 Gr. Länge
3 Kl. Umfang
4 Transv. Dm. Diaphyse
5 Sag. Dm. Diaphyse
5(6) Untere Epiphysenbreite
7 Collo-Diaphysenwinkel
Umfang Mitte
Gr. Dm. Caput radii
Kl. Dm. Caput radii
Untere Epiphysendicke
Diaphysen-Querschnitt-Index
(R5 × 100/R4)
dex.
sin.
255,0 [>233,0]
46,0
≥44,0
15,8
15,2
12,5
12,0
31,6
31,7
160,0
47,0
45,0
22,8
22,9
21,9
25,8
23,8
79,11
78,95
Tab. 6
Ulna
1 Gr. Länge
2 Fkt. Länge
3 Umfang
6 Br. Olecranon
7 Tiefe Olecranon
12 Transv. Dm. Ulna
11 Dorso-volarer Dm.
13 Ob. transv. Dm.
14 Ob. dorso-vol. Dm.
Umfang Mitte
Diaphysen-Querschnitt-Index
(U11 × 100/U12)
Platolenie-Index (U13 × 100/U14)
dex.
sin.
272,0 [>253,0]
41,0
23,5
35,9
17,8
15,4
24,0
26,1
56,0
86,52
39,0
22,3
35,0
18,4
13,1
21,4
24,2
52,0
71,20
91,95
88,43
dex.
46,2
67,8
66,2
55,9
51,8
16,2
18,0
13,4
10,9
13,7
sin.
45,4
67,3
64,4
55,7
51,7
15,1
17,9
13,4
10,6
13,6
Tab. 7
Metacarpalia
Gr. Länge MC I
Gr. Länge MC II
Gr. Länge MC III
Gr. Länge MC IV
Gr. Länge MC V
Gr. Breite MC I
Gr. Breite MC II
Gr. Breite MC III
Gr. Breite MC IV
Gr. Breite MC V
Tab. 8
374
Os coxae
Höhe
Breite
Dm. Acetabulum
Acetabulum-Isch. Br.
thomas otten u. a.
Messwert
≥190,0
≥130,0
55,8
34,3
Tab. 9
Os sacrum
2 Vordere gerade Länge
5 Vordere obere gerade Breite
Messwert
109,5
98,8
Tab. 10
Patella
Breite
Höhe
Dicke
Messwert.
45,2
41,7
20,1
Tab. 11
Sternum
Länge Manubrium
Breite
Dicke
Messwert
45,6
≥51,3
15,0
Tab. 12
Femur
1 Gr. Länge
2 Ganze Länge
6 Sag. Dm. Diaphysenmitte
7 Transv. Dm. Diaphysenmitte
gr. Dm. Mitte
kl. Dm. Mitte
8 Umfang Diaphysenmitte
9 Oberer transv. Diaphysendm.
10 Oberer sag. Diaphysendm.
13 Obere Breite
15 Vert. Dm. Collum
16 Sag. Dm. Collum
19 Sag. Dm. Caput
19 Transv. Dm. Caput
20 Umfang Caput
22 Dicke Cond. Fib.
21 Epicondylusbreite
29 Halsschaftwinkel
30 Condylusdiaphysenwinkel
dex.
sin.
463,0 [>448,0]
462,0
28,5
29,5
27,1
26,6
28,7
28,4
27,2
26,7
89,0
87,0
33,1
33,3
25,6
25,6
93,8
90,6
31,3
31,4
26,1
28,2
46,0
45,6
46,3
45,5
148,0
146,0
62,5
63,6
79,7
≥76,8
135,0
140,0
80,0
Oberer Diaphysenumfang
Index platymericus (F10/F9)
Index pilastricus (F6 × 100/F7)
Längen-Dicken-Index (F8 × 100/F2)
Collum-Querschnitt-Index (F16 ×
100/F15)
Condylen-Index (F22 × 100/F21)
Epicondylen-Diaphysenbreiten-Index
(F7 × 100/F21)
BM (McHenry 1992)
BM (Grime u.a. 1992)
Index platymericus (F10/F9)
istmitt
93,0
77,34
105,17
19,26
83,39
94,0
76,88
110,90
78,42
34,00
82,81
34,64
63,77
68,51
77,34
61,97
66,69
76,88
dex.
≥355,0
sin.
89,81
Tab. 13
Tibia
1 Ganze Länge
1b Länge der Tibia
1a Größte Länge
Fkt. Länge
3 Gr. Prox. Epicondylenbreite
4 Gr. Sag. Dm. Tub.
5 Kl. Transv. Dm. Tub.
8 Gr. Dm. Mitte
8a Gr. Dm. For. nutr.
9 Transv. Dm. Mitte
9a transv. Dm. For. nutr.
Umfang For. Nutr
10 Umfang Diaphysenmitte
10b Kl. Umfang Diaphyse
Dist. Br.
Tibia-Längen-Dicken-Index
(T10b × 100/T1)
Index cnemicus (T9a × 100/T8a)
Querschnitt-Mitten-Index
(T9 × 100/T8)
76,5 [>72,6]
50,8 [>48,5]
42,4
35,1
31,2
37,5
36,7
22,8
24,0
22,6
23,7
97,0
97,0
89,0
88,0
75,0
78,0
21,13
60,27
64,96
64,58
76,92
dex.
sin.
Tab. 14
Fibula
1 Gr. Länge
2 Gr. Dm. Mitte
3 Kl. Dm. Mitte
4 Umfang Mitte
Diaphysen-Querschnitt-Index (Fi3
× 100/Fi2)
Tab. 15
14,0
13,0
48,0
92,86
61, 2011
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
Talus
1 Länge
2 Breite
3 Höhe
Längen-Breiten-Index
(Ta2 × 100/Ta1)
Längen-Höhen-Index
(Ta3 × 100/Ta1)
Geschlecht nach Länge/Breite
(Steele 1976): W<37, M>39
dex.
sin.
51,1
46
≥27,1
90,02
53,03
40,37
Calcaneus
1 Gr. Länge
1a Ganze Länge
2 Mittlere Breite
4 Höhe
Längen-Breiten-Index
(Ca2 × 100/Ca1)
Geschlecht nach Höhe/Breite
(Steele 1976): W<31, M>33
375
dex.
sin.
79,7
72,5
43,4
44,5
54,45
34,19
Tab. 17
Tab. 16
Abb. 27 Pergamon, frühbyzantinische Kriegerbestattung (PE 06, SY 01, Grab
6). Maßstab 1 cm. Bei der
Säuberung der Skelettreste
geborgene Molluskenfauna.
Bei den kleineren runden
Gehäusen handelt es sich im
Wesentlichen um die KellerGlanzschnecke Oxychilus
cellarius (O. F. Müller 1774),
bei den länglichen Gehäusen
um die Blindschnecke Cecilioides acicula (O. F. Müller,
1774).
Ergebnisse
Die Knochenerhaltung war den Lageumständen entsprechend überraschend gut und entspricht
den üblichen Verhältnissen auf dem Burgberg109. Reste der Grabfauna konnten bei der Reinigung
der Skelettreste geborgen werden: Es handelt sich um Reste von verschiedenen Schneckenarten
(Abb. 27), die teilweise bekannt für ihre fleischfressende (sakrophytäre) Lebensweise sind, darunter Oxychilus cellarius und Cecilioides acicula (O. F. Müller, 1774). Sie finden sich oftmals in
beachtlicher Anzahl in Gräbern, vor allem im Schädel- und Beckenbereich110.
Geschlecht und Alter
Die Geschlechtsbestimmung ergab ein männliches Individuum. Darauf weisen die meisten
morphognostischen Merkmale am Becken sowie am Schädel (siehe Katalog). Die metrischen
Merkmale (Tab. 14. 16 –17) des Schienbeins (Tibia) sowie des Sprung- (Talus) und Fersenbeins
(Calcaneus) fallen ebenfalls in den männlichen Bereich111, während bei den Maßen des Oberschenkelbeins (Femur) (Tab. 13) nur eine Tendenz zum Männlichen zu beobachten ist.
109
110
111
Schultz – Schmidt-Schultz 2005, 245.
Befunde bei Teegen 2009b; Georges – Charlier 2010, 298–302.
Steele 1976, 581–588.
376
thomas otten u. a.
istmitt
Für die Lebensaltersbestimmung von Jugendlichen und Jungerwachsenen spielt die Verknöcherung der Gelenkabschnitte (Epiphysen) der Langknochen und der Ränder bzw. Anhänge
(Apophysen) der Plattknochen (Becken, Schulterblatt) eine zentrale Rolle112. Bei einer Reihe von
Langknochen sind die Epiphysen teilweise noch nicht verschlossen (siehe Katalog und Abb. 25).
Dies weist darauf hin, dass dieser Mann nur etwa 18–22 (20 ± 2) Jahre alt geworden sein dürfte.
Die Apophysen der Schulterblätter sind noch nicht geschlossen. Wahrscheinlich ist dies eher
wachstumsbedingt als ein Hinweis auf ein Os acromiale (s. u.). Heute ist bei etwa 95 % der
20jährigen das Acromion vollständig mit dem Rest des Schulterblattes verknöchert113.
Körperhöhe
Aufgrund der Maße der Ober- und Unterarmknochen sowie der Ober- und Unterschenkelknochen konnte die Körperhöhe nach Pearson auf 165,7 cm geschätzt werden, nach Breitinger
sowie Trotter und Gleser ergeben sich mit 169 cm bzw. 170 cm etwas höhere Werte (Tab. 18).
Damit war dieser junge Mann größer als der so genannte Bogenschütze von Pergamon, der eine
Körperhöhe von 160 –162 cm aufwies114.
In dem byzantinischen Kloster in Khan-el-Ahmar (Israel) wurden die Insassen durchschnittlich 167 cm groß (Spanne 155–179 cm)115, berechnet nach Trotter und Gleser. Dies würde nach
Pearson etwa einem Wert von 163 cm entsprechen116. Bezogen auf unseren Pergamener Krieger war
dieser damit etwas größer als der Durchschnitt byzantinischer Mönche in der judäischen Wüste.
Das Körpergewicht kann nach H. M. McHenry117 auf etwa 62– 64 kg und nach F. E. Grine
und Mitarbeitern118 auf etwa 67– 68 kg geschätzt werden (Tab. 12). Nach Untersuchungen von
B. M. Auerbach und C. B. Ruff119 empfiehlt sich bei eher größeren Individuen der letztgenannte
Ansatz.
Epigenetische Merkmale
Die an dem Skelett nachweisbaren bzw. nicht vorhandenen anatomischen Varianten bzw. epigenetischen Merkmale sind in Tab. 19 aufgeführt. Hier sei nur auf einige bemerkenswerte Formen
aufmerksam gemacht, wobei besonders die Nichtanlage (Aplasie) der Stirnhöhlen auffällt. Sie
ist bei dem pergamenischen Krieger auf beiden Seiten nicht angelegt. Der persistierende zweite
Milchmolar (Zahn 75; Abb. 32. 37) ist ein recht seltener Befund. Von einer Lücke (Diastema)
zwischen zwei Zähnen wird gesprochen, wenn ihr Abstand mehr als 0,5 mm beträgt120. In unserem
Fall ist die Lücke zwischen Zahn 33/34 bzw. 43/44 mit etwa 3 mm relativ groß. Bemerkenswert
ist weiterhin eine Lücke von 2 mm zwischen Zahn 44/45. In der Unterkieferfront ist eine leichte
Kulissenstellung vorhanden (Abb. 33; Beschreibung im Katalog). Auffällig sind weiterhin der
112
113
114
115
116
117
118
119
120
Acsádi – Nemeskéri 1970; Ferembach u. a. 1978.
Case u. a. 2006, 2.
Schultz – Schmidt-Schultz 2005.
Hershkovitz u. a. 1995, 65; Abb. 6.
Eigene Berechnungen nach Pearson 1899, mit Korrekturen nach Rösing 1988.
McHenry 1992, 407– 431.
Grine u. a. 1995, 151–185.
Auerbach – Ruff 2004, 331–342; hier 340.
Lavelle 1970.
61, 2011
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
Pearson
Trotter
Breitinger
Formel
Messwert (x)
83,21
+ 2,715 * ×
± 4,9
Humerus
97
94,31
+ 2,968 * ×
± 5,4
+ 1,645 * ×
± 4,8
95,59
+ 1,988 * ×
± 4,7
377
Körperhöhe
s
31,7
169,2
± 4,9
Radius
25,5
172,6
± 5,4
Femur
46,3
170,4
± 4,8
Tibia
35,5
166,1
± 4,7
Durchschnitt:
169,6
± 4,95
70,45
+ 3,08 * ×
± 4,05
Humerus
31,7
168,0
± 4,05
79,01
+ 3,78 * ×
± 4,32
Radius
25,5
175,4
± 4,32
61,41
+ 2,38 * ×
± 3,27
Femur
46,3
171,6
± 3,27
78,62
+ 2,52 * ×
± 3,37
Tibia
35,5
168,0
± 3,37
Durchschnitt:
170,7
± 3,75
31,7
162,3
± 3,3
70,641
+ 2,894 * ×
± 3,3
Humerus
H1
85,925
81,306
+ 3,271 * ×
± 4,0
Radius
R1
25,5
169,3
± 4,0
+ 1,88 * ×
± 3,3
Femur
F1
46,3
168,3
± 3,3
78,664
+ 2,376 * ×
± 3,5
Tibia
T1
35,5
163,0
± 3,5
Durchschnitt:
165,7
± 3,53
Tab. 18 Pergamon, frühbyzantinische Bestattung PE 06 SY 01 Grab 6. Schätzung der Körperhöhen (in cm) nach
Breitinger 1937; Trotter – Gleser 1958; Pearson 1899.
zweiwurzelige linke Unterkiefereckzahn (Zahn 33; Abb. 38) und der zweite rechte Oberkieferbackenzahn (Zahn 17), bei dem eine Wurzelspitze nach hinten umgeschlagen ist.
Spuren krankhafter Veränderungen
Das Skelett des jungen Mannes weist eine Reihe von Spuren krankhafter Veränderungen auf,
die im Katalog aufgeführt sind. Die Ergebnisse sollen hier zusammengefasst und im Anschluss
diskutiert werden.
Auf dem rechten Scheitelbein (Os parietale) befindet sich 32 mm oberhalb der Schläfennaht
(Sutura temporalis) und 30 mm von der Kranznaht (Sutura coronalis) entfernt eine ungefähr
quadratische Öffnung von 36 × 36 mm Durchmesser. An drei Seiten dieser Öffnung ist die Schädelinnenfläche (Lamina interna) nach innen abgeplatzt (Abb. 28–31). Die Färbung entspricht der
des übrigen Schädelknochens, so dass ein Grabungsartefakt wenig wahrscheinlich ist. Heilungsspuren sind nicht vorhanden. Dieser Befund kann einen Hinweis auf ein um den Todeszeitpunkt
(perimortales) eingetretenes Trauma darstellen. Leider ist der gesamte Bereich gestört, so dass der
Befund nicht mit Sicherheit verifiziert werden kann. Als Tatwerkzeug kommt ein Hammer oder ein
hammerartiges Gerät in Frage mit einem maximalen Durchmesser von 35–36 mm. Entsprechende
Hämmer sind aus Pergamon bekannt121, doch meist undatiert. Ebenso kommen Kreuzhacken
121
Gaitzsch 2005, 77–78. 172–173, Taf. 16, 1–2.
thomas otten u. a.
378
Bezeichnung
Os frontale
Sutura metopica
Sutura metopica partialis/
supranas. Nahtrest
Lophus frontalis
Foramen frontale
Foramen frontale multiplex
Incisura frontalis
Incisura frontalis multiplex
Foramen supraorbitale
Foramen supraorbitale
multiplex
Ossicula coronalis
Impressiones frontales
Sinus frontalis angelegt
Ossa parietalia
Os bregmaticum
Foramen emissarium parietalis
Os praeinterparietale
Os occipitale
Os lambdae
Os apicis
Os incae
Sutura mendosa partialis
Ossicula lambdoidea
Os astericum
Foramen ovale mit Spina
Foramen spinosum apertum
Foramen spinosum/ovale
incompleum
Ossa temporalia
Foramen mastoideum sutural
Foramen mastoideum
extrasutural
Sutura mastoidea-squamosa
partita
Foramen Huschke
dex. sin.
–
Bezeichnung
dex. sin. Anm.
Foramen mylohyoideus
–
–
accessorum
Foramen mandibulare doppelt
–
–
Tubercula genialia
+
+ schwach
Dentes
Agenesis M3 Oberkiefer
+
+
Agenesis M3 Unterkiefer
+
+
Tuberculum Carabelli M1
+
+ schwach?
Tuberculum Carabelli M3
nb nb
I1 Oberkiefer schaufelförmig
–
–
Perla enamela
–
–
Lingula enamela
+
+ schwach
Persistierender Milchzahn
–
+ Zahn 75
Foramen caecum M1 bucc.
–
–
Foramen caecum M1 ling.
–
–
Foramen caecum M2 bucc.
+
+
Foramen caecum M2 ling.
–
–
Foramen caecum M3 bucc.
na na
Foramen caecum M3 ling.
na na
Diastema C/P3 Unterkiefer
+
+
Trema I1/I1 Oberkiefer
nb
Postcranium
Clavicula
Fossa costoclavicularis
+
+
Humerus
Foramen olecrani
–
–
Processus supracondylaris
–
–
Fossa teres
+
+
Fossa pectoralis major
+
+
Ulna
Incisura olecrani partita (Wulst)
+
+ schwach
Femur
Fossa Allen
–
–
Trochanter tertius
+
+ schwach?
Fossa hypotrochanterica
+
+
Tibia
Fossa solei
+
+
Crista solei
+
+
Hockerfacette
–
nb
Talus
Facies articularis calcanei med.
+
et ant. partita
Calcaneus
Facies articularis talaris med. et
+
ant. partita
Vertebrae
Facies articularis condylaris
–
–
partitum
Canalis transversus partitus
–
–
Canalis transversus partitus
–
–
incompletus
Incisura sacralis
S3–5
Foramen mentale partitum
–
–
Sacralisation L5
–
Mylohyoidbrücke oben
–
–
Sacralisation Os coccygis
–
–
+
?
nb
nb
nb
nb
nb
nb
nb
nb
nb
nb
nb
nb
–
–
–
–
–
–
–
+
+
+
–
–
–
–
–
–
nb
nb
nb
–
–
–
–
+
–
–
+
–
+
+
+
–
–
Torus acusticus
–
–
Spina suprameatica
Fovea suprameatica
Facies articularis condylaris
partitum
Viscerocranium
Foramen zygomaticofaciale
multiplex
Foramen zygomaticofaciale
absens
Maxilla
Torus palatinus
Mandibula
Torus mandibularis internus
+
+
–
+
+
nb
nb
nb
nb
Tab. 19
–
–
Anm.
istmitt
Pergamon, frühbyzantinische Bestattung PE 06 SY 01 Grab 6. Epigenetische Merkmale.
61, 2011
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
Abb. 28 Pergamon, frühbyzantinische Kriegerbestattung (PE 06, SY 01, Grab 6). Schädel in der
Aufsicht. Maßstab 5 cm
Abb. 30 Pergamon, frühbyzantinische Kriegerbestattung (PE
06, SY 01, Grab 6). Schädelübersicht von rechts. 1 Mutmaßliche
Impressionsfraktur auf dem
rechten Scheitelbein (Os parietale
dex.). Maßstab 5 cm
379
Abb. 29 Pergamon, frühbyzantinische Kriegerbestattung (PE 06, SY 01, Grab 6). Schädel von
caudal mit Blick auf die Schädelinnenfläche (Lamina
interna). Maßstab 5 cm
380
thomas otten u. a.
istmitt
in Frage, wie sie beispielsweise aus Priene
überliefert sind122. Sollte es sich tatsächlich
um ein perimortales Ereignis und nicht um
ein postmortales Artefakt handeln, hat dies
mit Sicherheit zum Tode des Mannes geführt.
Auf Grund der Lage der mutmaßlichen Impressionsfraktur kann vermutet werden, dass
der Hieb von einem Rechtshänder von hinten
rechts geführt wurde.
Die Zahnabkauung (Abrasion) des frühbyzantinischen Kriegers von Pergamon
ist verstärkt im Bereich der ersten beiden
Schneidezähne sowie im Bereich der ersten
beiden Dauerbackenzähne (Abb. 32). Dieses
Muster ist altersentsprechend und zeigt keine
Präferenz im Hinblick auf Fleischesser oder
Abb. 31 Pergamon, frühbyzantinische Kriegerbeden Verzehr von Getreideprodukten123. Mit
stattung (PE 06, SY 01, Grab 6). Detail der SchädelHilfe von Isotopenuntersuchungen ist der
innenfläche (Lamina interna) des rechten ScheitelFleischanteil in der Nahrung abschätzbar124.
bein (Os parietale dex.).
Ein leichter kariöser Defekt konnte an der
1 Mutmaßliche Impressionsfraktur 2 Verlauf
hinteren (distalen) Wandung der Krone des
des hinteren Astes der mittleren Hirnhautarterie
(Arteria meningea media), deren Verlauf durch die
ersten rechten Unterkieferbackenzahns (Zahn
mutmaßliche Impressionsfraktur unterbrochen
46) nachgewiesen werden. Im Gegensatz dazu
wäre. Maßstab 5 cm
liegen Zahnsteinbeläge an (fast) allen erhaltenen Zähnen vor. Verstärkte Zahnsteinbeläge
wurden an den Außenflächen der ersten Unterkieferschneidezähne (Zahn 31 und 41) beobachtet.
Wahrscheinlich verbunden ist damit eine Entzündung (Parodontitis) der meisten Zahnfachränder;
hier ist der Kieferknochen insgesamt leicht abgebaut.
Wachstumsstörungen in Form von transversalen und punktförmigen Schmelzhypoplasien
entstanden im Alter zwischen zwei und sieben Jahren ± 12–24 Monate. Besonders verstärkt
waren sie an den Eckzähnen des Ober- und Unterkiefers (Abb. 39). Darüber hinaus konnten
auch Wurzelhypoplasien festgestellt werden, die ihre Entstehung im Alter von 7 und 8 Jahren
± 24 Monaten haben. Ihr zeitliches Auftreten korreliert gut mit der Entstehung transversaler
Schmelzhypoplasien und ergänzt sie. Die relativ geringe Zahnabrasion spricht weiterhin dafür, dass
hier die meisten oder sogar alle Schmelzentwicklungsstörungen der Dauerzähne erfasst werden
konnten. Der Milchmolar (Zahn 75), dessen Krone im ersten Lebensjahr gebildet wurde125, zeigt
keine Veränderungen. Aufgrund des vorstehend geschilderten Befundes muss der junge Krieger periodisch an nicht näher bestimmbaren Krankheiten und/oder Mangelzuständen gelitten
haben. Die Wurzelhypoplasien weisen darauf hin, dass diese Ereignisse auch nach Abschluss
122
123
124
125
Gaitzsch 2005, Taf. 61, X5–8.
Vgl. Smith 1984, 39–56.
Vgl. u. a. Müldner – Richards 2005, 39–48; Bourbou – Richards 2007, 63–72; siehe Beitrag Müldner – Evans – Lamb
S. 395–397.
Ferembach u. a. 1978, Abb. 5.
Abb. 32 Pergamon, frühbyzantinische Kriegerbestattung (PE 06, SY 01, Grab 6). Übersicht: Unterkiefer (Mandibula) von occlusal. Maßstab 1 cm
Abb. 33 Pergamon, frühbyzantinische Kriegerbestattung (PE 06, SY 01, Grab 6). Übersicht: Unterkiefer von vorne. Maßstab 1 cm
Abb. 34 Pergamon, frühbyzantinische Kriegerbestattung (PE 06, SY 01, Grab 6). Übersicht: Unterkiefer von links. Maßstab 1 cm
Abb. 35 Pergamon, frühbyzantinische Kriegerbestattung (PE 06, SY 01, Grab 6). Übersicht: Unterkiefer von rechts. Maßstab 1 cm
Abb. 36 Pergamon, frühbyzantinische Kriegerbestattung (PE 06, SY 01,
Grab 6). Detail der linken Unterkieferseite mit dem persistierenden
Milchmolar 75. Maßstab 1 cm
Abb. 37 Pergamon, frühbyzantinische Kriegerbestattung (PE 06, SY 01, Grab 6). Detail der rechten
Unterkieferseite mit Lückenbildung (Diastema)
zwischen Eckzahn (Zahn 43) und ersten Prämolar
(Zahn 44) sowie zwischen erstem (Zahn 44) und
zweitem Prämolar (Zahn 45). Maßstab 1 cm
382
Abb. 38 Pergamon, frühbyzantinische Kriegerbestattung
(PE 06, SY 01, Grab 6). Zweiwurzeliger linker Unterkiefereckzahn (Zahn 33)
thomas otten u. a.
istmitt
Abb. 39 Pergamon, frühbyzantinische Kriegerbestattung
(PE 06, SY 01, Grab 6). Prämolar mit leichten transversalen
Schmelzhypoplasien
Abb. 40 Pergamon, frühbyzantinische Kriegerbestattung
(PE 06, SY 01, Grab 6). Übersicht: Oberarmbein (Humerus)
von vorne. Die Fossa M. pectoralis major und die Fossa
teres sind stark ausgebildet.
Maßstab 5 cm
der Schmelzentwicklung anhielten und hier von periodisch wiederkehrenden, vielleicht sogar
saisonalen Ereignissen ausgegangen werden kann.
Betrachten wir nun die krankhaften Veränderungen am übrigen Skelett und beginnen mit den
Überlastungen der Muskeln bzw. ihrer Ansätze und den Gelenkerkrankungen: Der junge Mann
muss körperlich belastet gewesen sein. Darauf deutet die starke Ausprägung bestimmter Muskelansatzstellen am Oberarmbein (Humerus) der rechten Körperseite. Hier sind die Ansatzstellen
des Großen Brustmuskels (Fossa M. pectoralis major) und des Großen Rundmuskels (Fossa
terres) besonders betroffen; feine Knochenneubildungen weisen auf ein Überlastungsereignis,
das vielleicht einige Monate vor dem Tode stattfand (pers. Mitt. M. Schultz). Sie sind gleichfalls ein Indiz, dass der Mann mit einiger Sicherheit Rechtshänder war. Die Betrachtung der
Maße (Tab. 3 –17) weist ebenfalls höhere Werte der rechten oberen Extremität auf. Allerdings
61, 2011
Abb. 41 Pergamon,
frühbyzantinische Kriegerbestattung (PE 06, SY
01, Grab 6). Detail: Rechtes (li.) und linkes (re.)
Oberarmbein von vorne.
Man beachte die Unterschiede in der Ausprägung der Fossa M. pectoralis major und die Fossa
teres auf der rechten und
linken Körperseite
Abb. 42 Pergamon,
frühbyzantinische Kriegerbestattung (PE 06, SY
01, Grab 6). Übersicht:
Linkes (oben) und rechtes
Schlüsselbein (Clavicula)
von unten (caudal). Maßstab 5 cm
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
383
thomas otten u. a.
384
Abb. 43 Pergamon, frühbyzantinische Kriegerbestattung
(PE 06, SY 01, Grab 6). Linkes, noch nicht verwachsenes
Acromion von oben (cranial). Maßstab 1 cm
haben Untersuchungen durch M. E. Danforth und
A. Thompson nachgewiesen, dass Messwerte zur
Bestimmung der Händigkeit wenig geeignet sind126.
Für solche Aussagen sind der Ausprägungsgrad der
Muskelansätze sowie der Arthrosegrad127 viel besser
heranzuziehen. In unserem Fall ist der durchschnittliche Arthrosegrad sehr gering, so dass die Gelenke
meist als gesund zu bezeichnen sind. Eine Arthrose
der großen Körpergelenke liegt somit nicht vor.
Beide Schlüsselbeine sind relativ kurz und plump
(Abb. 25; Tab. 3) und weisen dabei kräftige Muskelmarken auf, vor allem am Ansatz der Bandverbindung zwischen Schlüssel- und Brustbein (Ligamentum costoclaviculare). Dies deutet auf eine kräftige
Beanspruchung des Schultergürtels und unterstützt
die Beobachtungen am Oberarmknochen.
Das Acromion ist noch nicht angewachsen,
was auf ein Alter zwischen 16 und 22 Jahren weist
(Ferembach u. a. 1978). Es ist eine Schalenbildung
festzustellen (Abb. 43 – 44), wie sie auch bei anderen jungen Leuten nachgewiesen werden konnte
(unpubl. Befunde des Verf.). Dies ist aber normal.
Es gibt keine Hinweise auf das Vorliegen eines Os
acromiale, wie es von dem so genannten Pergamener
Bogenschützen bekannt ist128.
126
127
128
Danforth – Thompson 2008, 777–781.
Teegen – Schultz 2003, 1–8.
Schultz – Schmidt-Schultz 2004.
istmitt
Abb. 44 Pergamon, frühbyzantinische
Kriegerbestattung (PE 06, SY 01, Grab 6).
Apophyse des Acromions von unten (caudal).
Maßstab 1 cm
Abb. 45 Pergamon, frühbyzantinische
Kriegerbestattung (PE 06, SY 01, Grab 6).
Übersicht: Zwölfter Brustwirbel bis zweiter
Lendenwirbel von hinten (dorsal). Man
beachte die asymmetrische Ausbildung der
unteren (caudalen) Wirbelbogengelenke.
Maßstab 1 cm
61, 2011
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
385
An den Wirbeln weisen einzig einige Bogengelenke der Hals- und Brustwirbelsäule Spuren
einer leichten Arthrose auf. Auch gibt es einen Verdacht auf eine aseptische Knochennekrose
(Dm 1 mm) auf dem linken cranialen Wirbelbogengelenk des fünften Brustwirbels (Th5). Auffällig
ist auch die Verknöcherung der Ansätze der so genannten gelben Bänder (Ligamenta flava), die
die Wirbel auf der Rückseite des Wirbelkanals miteinander verbinden. Betroffen sind der vierte
(Th4) sowie der sechste bis elfte Brustwirbel (Th6 –11). Weiterhin ist die Ausbildung der unteren
(caudale) Wirbelbogengelenke des letzten Brustwirbels (Th12) und des ersten Lendenwirbels (L1)
asymmetrisch (Abb. 45), was als anatomische Variation gewertet werden kann.
Diskussion
Sterblichkeit
Gemeinhin ist das Alter zwischen 15 und 21 Jahren der Zeitraum mit der geringsten (natürlichen)
Sterblichkeit129. Dies ist auch bei der frühbyzantinischen Nekropole von Boğazkale-Hattuşa der
Fall130 und zeigt sich auch an anderen Fundstellen der byzantinischen Welt131. In der genannten
Altersklasse treten bei jungen Männern aber auch die ersten Todesfälle durch Kampfhandlungen
auf, die ersten jungen Frauen versterben indes im Kindbett. Junge Krieger sind hier besonders
gefährdet, wie unter anderem bei frühmittelalterlichen Skelettserien aus Europa beobachtet
werden kann: Dies zeigt sich sowohl bei der merowingerzeitlichen alamannischen Bevölkerung
von Lauchheim132 wie auch einer slawischen adeligen Gruppe aus Starigard/Oldenburg133. Junge
Krieger sind anscheinend besonders häufig nur leicht, d. h. mit Lanze oder Speer bewaffnet.
In diesem Sinne würde sich unserer Pergamener Krieger in ein allgemeines Bild gut einfügen.
Die Tatsache, dass der Tote offensichtlich an einem Ort außerhalb eines Friedhofes beigesetzt
wurde, könnte mit seinem gewaltsamen Ende in Verbindung stehen. Nicht auszuschließen ist ein
gewisser Pragmatismus in der Bestattung in einem antiken, nicht mehr in Funktion stehenden
Abwasserkanal.
Epigenetische Merkmale
Die beidseitige Nichtanlage der Stirnhöhlen wird heute bei etwa 5 % der Menschen beobachtet.
Eine einseitige Nichtanlage ist deutlich häufiger und wird bei ungefähr 15 % der Menschen
festgestellt134. Die einseitige Nichtanlage kann übrigens auch am Leichenbrand nachgewiesen
werden135.
Nach Untersuchungen von A. Schafigh136 treten in Deutschland bei etwa 1,4 % der Menschen
persistierende Milchzähne auf. In Nordamerika und Finnland beträgt die Häufigkeit etwa 2,0 %.
Die persistierenden zweiten Milchmolaren (Zahn 75) kommen deutlich seltener vor: Insgesamt
sind zur Hälfte die Oberkiefermilcheckzähne betroffen, gefolgt von den Unterkiefermilchmo129
130
131
132
133
134
135
136
Acsádi – Nemeskéri 1970.
Wittwer-Backofen 1987, 398 Abb. 16 –17.
Talbot 2009, 283 –308, hier 284 –285.
Wittwer-Backofen – Neumann 1995, 31–36, hier 32 Abb. 34.
Teegen – Schultz 2009, 13 –24, bes. 22–23.
Scuderi u. a. 1993, 1101–1104, hier 1104.
Teegen 2005, 14 –18, hier Abb. 18,1.
Schafigh 2005, 45.
386
thomas otten u. a.
istmitt
laren (20 %), den Oberkiefermilchmolaren (15 %) und den Unterkiefermilcheckzähnen (10 %).
Meist tritt dieses Phänomen einseitig, selten auf beiden Körperseiten auf137.
Im Oberkiefer tritt eine Lücke (Diastema) zwischen den Zähnen mit etwa 75 % dreimal so
häufig auf wie im Unterkiefer138. Das häufigste Auftreten wird zwischen dem Eckzahn und
dem ersten Prämolaren beobachtet (im Oberkiefer 13,0 –13,9 %, im Unterkiefer 5,9– 6,8 %)139.
Lücken zwischen den beiden Prämolaren sind deutlich seltener (im Oberkiefer 0,3 –1,5 %, im
Unterkiefer 0,9–2,2 %)140.
Spuren krankhafter Veränderungen
Wie C. Bourbou141 zu Recht beklagte, liegen immer noch vergleichsweise wenige Studien zum
Krankheits- und Gesundheitszustand byzantinischer Bevölkerungen vor. Daher ist die Vorlage
sowohl von bemerkenswerten Einzelgräbern, mehr aber noch von umfangreichen Gräberfeldern
wünschenswert. Angemerkt sei hier, dass in diesem Zusammenhang dem Internet eine wachsende Bedeutung zukommt, vor allem bei der schnellen Vorlage von Arbeits- und Vorberichten
sowie von Examensarbeiten142.
Erkrankungen der Zähne
Zahnkaries ist bei byzantinischen Populationen weit verbreitet143, was auch für die frühbyzantinische Zeit zutrifft. Darüber hinaus ist das Auftreten von kariösen Defekten auch bei Subadulten nicht
ungewöhnlich144. Von den insgesamt 26 erhaltenen Zähnen es »Kriegers» ist einer kariös (= 3,8 %).
Bemerkenswert sind allerdings im Vergleich mit der klassisch-hellenistischen und römischen
Zeit einerseits und der spätbyzantinischen Zeit andererseits die geringen Kariesintensitäten frühbyzantinischer Populationen in Griechenland und auf den Inseln (Tab. 20). Bei ihnen sind in der
Regel weniger als 5 % der Zähne kariös. Ganz anders sieht es dagegen in Palästina aus, wo die Zahl
der kariösen Zähne bedeutend höher ist. Kleinasien nimmt diesbezüglich eine Mittelstellung ein.
Vermutlich lassen sich hier unterschiedliche Ernährungsmuster zugrunde legen. Dies bedarf aber
noch weiterer Untersuchungen. Leider lässt sich den Daten in der Regel nicht entnehmen, wie hoch
der Prozentsatz der Individuen ist, die von kariösen Zähnen betroffenen sind (Kariesfrequenz).
Auch Zahnstein kann in frühbyzantinischen Populationen beobachtet werden, obwohl bislang
erst relativ wenige Daten vorliegen (Tab. 21). Insgesamt weisen 16 von 26 Zähnen (= 61,5 %) des
»Kriegers“ Zahnsteinbeläge auf. Das Auftreten von Zahnsteinbelägen ist gleichzeitig auch ein Indiz
für eine mangelhafte Zahnhygiene. Nicht beseitigte Zahnsteinbeläge führen zu einem Dauerreiz
auf das Zahnfleisch und dadurch zu einer chronischen Zahnfleischentzündung (Gingivitis). In
Folge davon entzündet sich auch das darunter liegende Knochengewebe, das mit der Zeit abgebaut
wird. Dies kann zu einer Lockerung der Zähne führen und im Endeffekt auch zu Zahnausfall.
137
138
139
140
141
142
143
144
Schafigh 2005, 4.
Keene 1963, 438; Lavelle 1970.
Keene 1963, Tab. 2.
Keene 1963, Tab. 2.
Bourbou 2003.
z. B. Toth 2009.
Gözlük Kırmızıoğlu u. a. 2009, Tab. 5; Toth 2009, 144 Tab. 7,2.
Schultz 1987, 403.
Kariesintensität
(Häufigkeit der
betroffenen
Zähne)
Ort
Korinth
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
Kariesfrequenz
(Häufigkeit der
betroffenen Individuen)
61, 2011
2,0
N (Ind.)
50
Eleutherna (Kreta)
2,9 (18/618)
151
Alassa (Zypern)
3,1
Athen
3,0 (2/66)
26
Messene
3,6 (23/628)
74
3,7 (20/538)
71
387
Autor
Wesolowsky 1973, 350
eigene Berechnungen nach Bourbou 2003,
Tab. 2
Fox 1996
4,7
Toth 2009, Tab. 7.8
eigene Berechnungen nach Bourbou 2003,
Tab. 2
eigene Berechnungen nach Bourbou –
Tsilipakou 2009, Tab. 8.1
Gözlük u. a. 2006
Sardis
8,7
Gözlük Kırmızıoğlu u. a. 2009
Palästina
11,0 –20,0
Khan-el-Ahmar
16,7 (25/149)
Sa’ad
16,8 (195/1159)
Albashaireh – Al-Shorman 2010, 210
eigene Berechnungen nach Hershkovitz u. a.
1995, Tab. 7
Albashaireh – Al-Shorman 2010
Sourtara Galaniou
Kazanis
Smyrna Agorası
Boğazkale
18,2
138
44 (SubaSchultz 1987
dulte)
Tab. 20 Kariesfrequenzen und -intensitäten (in Prozent) frühbyzantinischer Populationen des östlichen Mittelmeerraumes (sortiert nach steigender Kariesintensität, ohne intravitale Zahnverluste)
Häufigkeit Häufigkeit
(betroffene (betroffene
Ort
Individuen) Zähne)
Eleutherna (Kreta)
2,9 (18/618)
Messene
3,7 (23/628)
Sourtara Galaniou
10,6 (57/538)
Kazanis
Khan-el-Ahmar
11,4 (17/149)
N (Ind.)
151
74
Autor
Bourbou 2003, Tab. 2
Bourbou 2003, Tab. 2
71
Bourbou – Tsilipakou 2009, Tab. 8.1
138
Hershkovitz u. a. 1995, Tab. 7
Tab. 21 Häufigkeit von Zahnsteinbelägen (in Prozent) bei frühbyzantinischen Populationen des östlichen
Mittelmeerraumes (sortiert nach steigender Häufigkeit). Es handelt sich um jeweils eigene Berechnungen auf der
Grundlage der angegebenen Literatur.
Weiterhin kann ein kräftiger Zahnsteinbelag in Kombination mit einer geringen Kariesintensität
auf eine besonders proteinreiche Ernährung deuten. Allerdings muss dem nicht immer so sein145.
145
Lieverse 1999, 219–232.
388
thomas otten u. a.
istmitt
Wachstumsstörungen der Zähne in Form von Schmelzhypoplasien können durch eine Vielzahl
von Krankheiten und anderen Faktoren verursacht werden: verschiedene Formen von Rachitis,
Pneumonie, Krämpfe, Erbrechen, Durchfallerkrankungen, Einwirkungen von Parasiten, unterschiedliche Infektionskrankheiten, aber auch allgemeine Unterernährung und Traumata146.
Insgesamt werden heute 90 verschiedene Faktoren für das Auftreten von Schmelzhypoplasien
angenommen, wobei sich von ihnen nur eine Fluorvergiftung (Fluorosis) sicher nachweisen lässt147;
die Autoren weisen darauf hin, dass moderne epidemiologische Analysen zu den Ursachen der
Schmelzhypoplasien immer noch fehlen148. Besonders häufig treten Durchfallerkrankungen während des Abstillens auf. Besonders im Sommer können derartige Erkrankungen die Kleinkinder
stark gefährdet haben; vermutlich starben viele daran149.
Insgesamt weisen 18 von 26 Zähnen (69,2 %) des »Kriegers« mehr oder weniger stark ausgebildete Schmelzdefekte auf. Wahrscheinlich lagen ihnen eher Krankheiten und weniger Mangelzustände zugrunde, ohne dass sich dies mit Sicherheit nachweisen ließe. Für Krankheiten
spricht, dass auch bei den Toten der kaiserzeitlichen Südostnekropole von Pergamon, die der
römischen »Mittelschicht« des 1./2. Jhs. n. Chr. zuzuordnen sind, transversale Schmelzhypoplasien in einiger Zahl entdeckt wurden150.
Auch bei den Schmelzhypoplasien ist oftmals nicht zu ermitteln, wie viel Individuen von
derartigen Schmelzdefekten überhaupt betroffen sind (Tab. 22). Daher sind die Angaben aus
Palästina und Griechenland nur schwer mit denen Kleinasiens zu vergleichen.
Schmelzhypoplasien sind in der Mitte des ersten nachchristlichen Jahrtausends in Kleinasien in
der Regel weit verbreitet: Für die spätantike und frühbyzantinische Zeit beträgt die Häufigkeit von
Schmelzhypoplasien in Sardis 64,5 %151. Von den byzantinischen Toten, die auf der Agora in Smyrna
bestattet wurden, weisen dagegen nur 20 von 171 Individuen (11,7 %) entsprechende Wachstumsstörungen auf152. Ansonsten finden sich hohe Frequenzen auch bei anderen byzantinischen Gruppen
aus der Türkei: Schultz153 konnte für die frühbyzantinische Nekropole von Boğazkale-Hattuşa
(Zentralanatolien) eine Häufigkeit von 50 % bei den Kindern feststellen. In spätbyzantinischer Zeit
konnten sie in Pergamon154 und Priene155 an fast allen Individuen nachgewiesen werden. Bei den
spätbyzantinischen Prienern wurde darüber hinaus beobachtet, dass Schmelzhypoplasien, von
einer Ausnahme abgesehen, nur an den Dauerzähnen auftreten und zwar fast ausschließlich ab
einem Alter von zwei Jahren. Dies weist darauf hin, dass die körperliche Entwicklung während
der Schwangerschaft und in den ersten beiden Lebensjahren weitgehend störungsfrei verlief. Erst
in einem Alter zwischen zwei und sieben Jahren traten Zahnentwicklungsstörungen auf. Diese
wurden gehäuft zwischen drei und sechs Jahren beobachtet. Im Alter zwischen (Geburt) bzw.
146
147
148
149
150
151
152
153
154
155
Bier-Katz 1980, 757–759; Nikiforuk – Fraser 1981, 888–893; Suckling u. a. 1987, 1466 –1469, hier 1467–1468; Schultz
u. a. 1998, 293 –311.
Jälevik – Norén 2000, 285.
Jälevik – Norén 2000, 286.
Zur Sterblichkeit im Sommer vgl. Scheidel 1996, 139–163.
Teegen 2009c. 2011.
Gözlük Kırmızıoğlu u. a. 2009, 150 Tab. 5.
Gözlük u. a. 2006, 132 Tab. 10.
Schultz 1987, 402.
Schultz 1989a, 113; Schultz – Schmidt-Schultz 2005.
Teegen 2009a.
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
61, 2011
Ort
Sourtara Galaniou
Kazanis
Alassa (Zypern)
Häufigkeit Häufigkeit
(betroffene (betroffene
Individuen) Zähne)
0,3 (2/538)
N (Ind.)
71
0,7
Eleutherna (Kreta)
1,3 (8/618)
151
Messene
2,2 (14/628)
74
Athen
7,6 (5/66)
26
Khan-el-Ahmar
16,7 (25/149)
138
(5/?)
50
171
Korinth
Smyrna Agorası
Sardis
Boğazkale
10,0
11,7
64,5
50,0
[44]
389
Autor
eigene Berechnungen nach Bourbou – Tsilipakou 2009, Tab. 8.1
Fox 1996
eigene Berechnungen nach Bourbou 2003,
Tab. 2
eigene Berechnungen nach Bourbou 2003,
Tab. 2
Toth 2009, Tab. 7.1
eigene Berechnungen nach Hershkovitz
u. a. 1995, Tab. 7
Wesolowsky 1973, 350
Gözlük Kırmızıoğlu u. a. 2009
Gözlük Kırmızıoğlu u. a. 2009
Schultz 1989/2
Tab. 22 Häufigkeit von Schmelzhypoplasien (in Prozent) bei frühbyzantinischen Populationen des östlichen
Mittelmeerraumes (sortiert nach steigender Häufigkeit)
ein und drei Jahren ist in Priene eine gehäufte Kindersterblichkeit festzustellen156. Dies bedeutet,
ein Teil der Kinder verstarb, bevor sich Schmelzhypoplasien ausbilden konnten. Ein anderer
Teil überlebte diesen kritischen Lebensabschnitt und zeigt als Folge Schmelzbildungsstörungen.
Bei dem spätbyzantinischen »Bogenschützen« von Pergamon sind die Schmelzhypoplasien im
Alter von drei, vier und fünf Jahren entstanden157, in dem vorliegenden Fall lag die Entstehung
zwischen zwei und acht Jahren.
Die drei mutmaßlichen Speerspitzen charakterisieren den jungen Toten als Krieger. Mögliche
Krieger aus Pergamon sind indirekt durch die paläopathologische Analyse von spätbyzantinischen Bestattungen durch Schultz und T. H. Schmidt-Schultz bekannt geworden. Diese Interpretation beruht allerdings allein auf dem Vorhandensein eines Os acromiale, das durch eine
physische Überlastung des Schulterbereiches entstanden sei. Differentialdiagnostisch ist aber
ein epigenetisches Merkmal (anatomische Variante) nicht auszuschließen. Schultz und SchmidtSchultz konnten bei den Spätbyzantinern aus Pergamon ein Os acromiale bei drei Individuen
nachweisen158. Wenn nicht alle Betroffenen Bogenschützen waren, dann müsste bei dem einen
oder anderen Individuum das Os acromiale auch als anatomische Variante gewertet werden.
Diese Frage kann gegenwärtig nicht näher geklärt werden. Anatomische Untersuchungen des
20. Jahrhunderts an weißen Nordamerikanern haben Frequenzen des Os acromiale zwischen
4,3 % und 5,8 % ergeben; schwarze Amerikaner bzw. Schwarzafrikaner sind mit 13,2 % bis
18,2 % erheblich häufiger betroffen (N = 355–843)159.
156
157
158
159
Teegen 2009a.
Schultz – Schmidt-Schultz 2005, 255.
Schultz – Schmidt-Schultz 2005, 248.
Case u. a. 2006, 6 Tab. 1.
390
thomas otten u. a.
istmitt
Wie bereits dargestellt sind die Ansätze des Großen Brustmuskels (M. pectoralis major) und
des Großen Rundmuskels (M. teres major) ausgesprochen kräftig ausgeprägt (Abb. 40 – 41). Beide
Muskeln sind zusammen mit der Bandverbindung (Lig. Costoclaviculare) zwischen Schlüssel- und
Brustbein bei Bewegungen involviert, die eine Rotationsbewegung des Schultergürtels benötigen160. Daneben wird der zweiköpfige Armmuskel (M. biceps brachii) beim Tragen schwerer
Lasten unterstützt161. Bei den Inuit wird die Überbeanspruchung dieser Muskeln mit dem Paddeln
in Verbindung gebracht162. Dabei wurden vermutlich beide Arme, vor allem jedoch der rechte
benutzt. Bezogen auf unseren Mann aus Pergamon ist das Paddeln wohl auszuschließen. Das
Tragen von Lasten und eine Schlagbewegung kommen dagegen durchaus in Frage. Vergleichen
wir dies mit den Befunden, die an epipaläolithischen, natufianzeitlichen Skeletten aus Palästina
gewonnen wurden. Bei ihnen waren ebenfalls der M. pectoralis major und der M. teres major
stark belastet. Als Ursache dafür nimmt J. Peterson unter anderem den Gebrauch von Speeren
an163. Dies würde mit den Funden aus dem Pergamener Grab korrespondieren. Weiterhin wird
man aufgrund des Alters des Toten vermuten dürfen, dass er den Gebrauch dieser Waffen viele
Jahre, vermutlich von Kindesbeinen an geübt hat. Hier sei nur an Senecas Bemerkung »si in
Germania (natus esset), protinus puer tenerum hastile vibraret« (Seneca, epistulae 36,7) erinnert.
Entsprechendes können wir uns auch für den vorliegenden Fall vorstellen. Möglicherweise hat
der junge Mann den Speerwurf mit beiden Armen, vor allem aber mit dem rechten trainiert.
Dabei spielt keine Rolle, ob es sich um eine Jagd- oder um eine Kriegswaffe gehandelt hat. Aus
osteoarchäologischer Sicht möchte ich daher einer Interpretation als Speerspitze den Vorzug
geben. Dafür spricht auch der Vergleich mit anderen vergleichbaren Stücken aus Pergamon, die
Scharten vom Kampf Speer gegen Speer oder Speer gegen Schwert aufweisen164. Entsprechende
Spuren wären bei Armbrustbolzen oder ähnlichem nicht zu erwarten.
Fallbeschreibung
FO: Pergamon 2006. PE 06, SY 01, Grab 6.
Mann (M), 18–22 Jahre (spätjuvenil bis frühadult).
Erhaltungszustand (Abb. 25): gut, Knochen fest, Farbe hellbraun; starker Wurzelfraß. Schädel
weitgehend erhalten, teilweise jedoch stark erodiert und oftmals mäßig befundbar; stark verdrückt, Oberkiefer und Gesichtsschädel schlecht erhalten; Rippen stark fragmentiert; Wirbel
sorgfältig geborgen und fast vollständig vorhanden und gut erhalten und befundbar; Unterschenkel- und Fußknochen weisen zahlreiche rezente Brüche auf (Grabungsartefakte). Außer den in
Abb. 25 eingezeichneten Knochenfragmenten sind insgesamt 18 re. und 14 li. Rippenfragmente,
3 sternale Rippenabschnitte und 59 n.b. Rippenfragmente vorhanden.
Geschlechtsbestimmung:
Cranium: Glabella (0), Arc. superciliaris (-1), Tub. front. (0), Incl. front. (0), Proc. mast. (+2), Relief
Planum nuchale (0/+1), Protub. occ. ext. (0/+1), Crista supramastoidea (+1), Margo supraorbit.
(-1). Mandibula (+1): Mentum (+1), Angulus (+1), Margo (0).
160
161
162
163
164
Steen – Lane 1998, 349.
Peterson 1998, 384; Pany 2005, 101–111, hier 106.
Steen – Lane 1998, 350.
Peterson 1998, 386.
Vgl. Gebühr 1980, 69–84.
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
61, 2011
391
Os coxae: Sulc. praeauricularis (+2), Inc. isch. maj. (+2), Angulus pubis (+1), Arc composé (+2),
Corpus ossis ischii (-1), Crista iliaca (+1), Fossa iliaca (+1). Sacrum (Form): M. Robustizität u.
Größe, Muskelmarken: unspezifisch.
Geschlecht: M (1,7).
Altersbestimmung: Verknöcherung der Epiphysen: offen sind Claviculae (I), Acromion dex.,
prox. Humeri (Abb. 41), dist. Radii, Grund- und Deckplatten der Wirbel, Crista iliaca, Crista
ischiadica, dist. Femur sin.; alle übrigen Epiphysen sind geschlossen: ca. 18–22 J.; Verknöcherung
der Schädelnähte (I): 18–38 J., Zahnalter: 15+ J.; Zahnabrasion nach Brothwell 1981: 18–25 J.
Alter: 20 ± 2 Jahre.
Epigenetische Merkmale, Variationen: Tab. 19 (Zähne s. u.).
Spuren krankhafter Veränderungen
Schädel
Lamina externa ([+]): Oberfläche durch Wurzelfraß gestört; stw. feinporös; auf dem re. Os
parietale befindet sich 32 mm über der Squama temporalis und 30 mm von der Sutura coronalis
eine quadratische Öffnung von 36 × 36 mm Durchmesser; an drei Seiten ist dort die Lamina
interna nach innen abgeschrägt (Abb. 31); eine entsprechende keilförmige Linie führt zur
Sutura coronalis: V. a. perimortales und unverheiltes Trauma; allerdings fehlen hier mehrere
Knochenfragmente (Bergungsverlust). Lamina interna ([+]): Veränderungen durch Trauma siehe
vorstehend; Knochenoberfläche durch Erosion und Wurzelfraß gestört; Arteria meningea media
li. z. T. doppelt angelegt und relativ breit (5 mm), reicht bis auf 6 mm an die Sutura sagittalis;
verstärkter Abdruck des linken Polus occipitalis. Begrenzung Apertura piriformis ([-/-]). Außenfläche der Schädelbasis (-). Fossa cranii med. (-/[+]): li. kl. Zapfen und Spiculae (Dm < 1 mm).
Fossa cranii post. (-/-). Clivus (-): Oberfläche reliefiert, o. B. Sinus sagittalis superior (-). Sinus
transversus (-/-). Sinus sigm. (-/-). Orbitadach ([-]/): re. stw. leicht relieifert, noch o. B. Mittelohr
([-/-]). Meatus acusticus externus (-/-). Meatus acusticus internus (-/-). Proc. mast. ([-]/[+]): li.
kleinblasig. Sinus front.: beids. nicht angelegt. Sinus maxill. ([-]/): re. Gefäßimpressionen noch
im Normbereich. Nasenhöhle ([-]/[-]): laterale Nasenwände o. B. Ductus naso-lacrimalis ([+]/
[+]): stw. feinporös. Harter Gaumen ([-]).
Kiefer: Poröse Auflagerungen (-), poröse Auskleidungen (-), Karies (+), Parodontopathien (+),
Zahnstein (+), Transversale Schmelzhypoplasien (+), punktförmige Schmelzhypoplasien (+),
Wurzelhypoplasien (+).
Zahnstatus:
R
(na)
na
L
17
47
16
46
v
45
v
44
13
43
12
42
11
41
21
31
22
32
23
33
24
34
25
75
(35?)
26
36
27
37
(na)
na
Karies (Grad I) an Zahn 46 (Krone distal); Zahnsteinbelag (Grad I) auf erhaltenen Zähnen 13, 16,
22–25, 27, 32–33, 35–37, 42– 43 überwiegend buccal (Abb. 37–38), teilweise auch palatinal bzw.
lingual; verstärkt (Grad II) an Zahn 31 und 41 buccal, lingual Grad I; Parodontopathien: Parodontitis Grad I Alveolen 32– 42 sowie 75 und 44; max. Abrasion Grad 4 an Zahn 11–21, 31– 41 sowie
75; transvers. Schmelzhypoplasien Grad II–III an Zahn 13, 23, 33, 43, entstanden im Alter von: 4
392
thomas otten u. a.
istmitt
und 5 J. ± 12–16 Mon.; Grad II an Zahn 11, 21, 24, 27, 37, 47, entstanden im Alter von: 3, 4, 5, 6, 7
J. ± 12–24 Mon.; Grad I–II an Zahn 12, 16 –17, 22, 25–26, 34, 44, entstanden im Alter von: 2, 4, 5,
6, 7 J. ± 8–24 Mon.; Unterkieferincisiven durch Zahnsteinbelag nicht befundbar; punktförmige
Schmelzhypoplasie an Zahn 12 und 27, entstanden im Alter von 4 und 6 J. ± 12–24 Mon., Wurzelhypoplasien an Zahn 34 und 45, entstanden im Alter von 7 und 8 J. ± 24 Mon.
Es konnte aus konservatorischen Gründen nicht festgestellt werden, ob unter Milchzahn 75 der
Zahn 35 angelegt war; Röntgen war (noch) nicht möglich.
Wulstige Leiste buccal am Alveolarrand von Zahn 35 bis 37 und 45 bis 47.
Kiefergelenk kaum arthrotisch verändert (I–II/I).
Besonderheiten: Persistierender Milchzahn 75 (Abb. 32. 36). Zahnfehlstellungen der Unterkieferfront: die ersten beiden Incisiven sind zurückgesetzt, die zweiten Incisiven liegen vor den
Ecken der ersten Incisiven und Canini (Abb. 33). Jeweils zwei Wurzeln weisen die Zähne 24, 25
und 33 auf (Abb. 38). Diastema zwischen Zahn 33/34 (3 mm), 43/44 (3 mm) und 44/45 (2 mm)
(Abb. 37); mesio-buccale Wurzelspitze von Zahn 17 nach distal umgeschlagen.
Postcraniales Skelett
Wirbel: Max. Arthrosebelastung: Kopfnickgelenk I/I, Kopfdrehgelenk I/I, HWS: I/I (Bogengelenke II/I [li. II/II]), BWS 0/0 (Bogengelenke re. II/II [li. II/I], Rippenwirbelgelenke 0/0
[li. 0/0]), LWS 0/0 (Bogengelenke re. I/0 [li. 0/0]), SWS 0/0 (Bogengelenke 0/0 [li. 0/0]). V. a.
aseptische Knochennekrose (Dm 1 mm) auf cr. Wirbelbogengelenk li. von Th5; Verknöcherung
der Ligamenta flava zwischen Th4, Th6 –11; Asymmetrie der Wirbelkörper von Th2 nach links
und Th4 –L5 nach rechts; Asymmetrie des cd. Wirbelbogengelenks von Th12 und L1, dabei re.
zu kurz (Abb. 45); radiäre Furchung der Wirbelkörpergrund- und -deckplatten noch vorhanden.
Arthrosegrad der großen Körpergelenke insgesamt (Erhaltungsgrad re.: [28/28]/[26/26] von 39/37
[vorh./befundbar], li. [29/27]/[17/17] von 39/37 [vorh./befundbar]): keine Arthrose (0 –I).
Arthrosegrad der kleinen Hand- und Fußgelenke insgesamt (Erhaltungsgrad: re. 17/17 von [24/24],
li. 19/19 von [24/24]): keine Arthrose (0).
Sonstiges postcraniales Skelet
Costae ([+/+]): Rippenwirbelgelenke stw. mit leichter Arthrose (max. II/I), ansonsten o. B.; ein
sternales Rippenfragment mit Rostspur.
Clavicula ([-/-]): beids. rel. kurz und plump, Ansatzstelle des Ligamentum costoclaviculare ausgehöhlt und gezipfelt;
Scapula ([-/-]): Acromion re. noch nicht verknöchert, weist Schalenbildung auf (Abb. 43 – 44).
Humerus (+/[-]): Fossa M. pectoralis major re. 6 × 35 mm und 2,8 mm tief, ausgehöhlt und gezipfelt;
Fossa teres 4,5 × 32 mm, stw. etwas ausgezogen; erkennbar sind feine Knochenneubildungen, die
vielleicht einige Monate vor dem Tode entstanden sind (pers. Mitt. M. Schultz); erheblich stärker
ausgebildet als li. (Abb. 42).
Ulna: re. Rostspur auf Facies posterior im distalen Drittel (Abb. 25).
Radius: re. Rostspur auf Facies posterior im proximalen Drittel (Abb. 25–26).
Os coxae (-/-): Sacrum: Hiatus sacralis bis S3, Wirbelbögen von S1 nicht verknöchert (Spalt).
Femur (-/-): Linea aspera als glatte Kante, medial im distalen Bereich leichter begleitender Sulcus;
Tuberositas glutaea als Leiste; Fossa hypotrochanterica breit und tief; beids. fragl. schwacher
Trochanter tertius (?). Diaphyse strähnig.
Tibia (-/-): Crista und Fossa solei, Facies lateralis beids. kräftig eingezogen (sichelförmig); Diaphyse
strähnig; re. auf der distalen Facies lateralis kl. Exostose (2 × 2 × 1 mm).
61, 2011
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
393
Fibula (-/-): Muskelmarken
Harris-Linien (nb): nicht geröngt, im Anbruch nicht erkennbar.
Dokumentation: Foto.
Maße: Tab. 1–17. Körperhöhe (nach Pearson 1899): 165,8 cm (Tab. 18).
Zusammenfassung der anthropologisch-paläopathologischen Befunde
Die frühbyzantinische Bestattung aus dem Kanalgraben in Pergamon ist zweifelsfrei einem Mann
zuzuordnen. Da bei ihm viele Epiphysen noch nicht geschlossen waren, das Knochenwachstum
also noch nicht völlig abgeschlossen war, ist ein Alter von 18–22 (20 ± 2) Jahren anzunehmen.
Mit einer Körperhöhe (nach Pearson) von 165,8 ± 3,5 cm war er geringfügig größer als andere
frühbyzantinische Männer. Möglicherweise verstarb der junge Mann an einem Schädeltrauma
auf der rechten Seite, das durch ein hammerartiges Gerät mit einem quadratischen Querschnitt
von etwa 30 –36 mm Seitenlänge verursacht worden sein könnte. Der Schlag kam vermutlich
von hinten. Möglicherweise steht mit diesem auffälligen Ende auch sein ungewöhnlicher Bestattungsplatz in Zusammenhang.
Verstärkte Muskelmarken am rechten Oberarm weisen auf eine Rechtshändigkeit und auf ein
jahrelanges Training mit diesem Arm. Aufgrund der im Grab gefundenen Speerspitzen kann
auch ein Training mit dieser Waffe vermutet werden. Es handelte sich somit wahrscheinlich um
einen Profi.
Zahlreiche Schmelz- und Wurzelhypoplasien weisen auf verstärkten Stress hin, den er
regelmäßig im Kindesalter zwischen zwei und acht Jahren erlitt. Vielleicht war diese durch
saisonal auftretende Krankheiten und/oder Mangelzustände bedingt. Darüber hinaus war
ein Zahn kariös, während viele andere Zähne Zahnstein und die zugehörigen Zahnfächer
Parodontopathien aufweisen.
Die nachgewiesenen Krankheiten werden mit den aus der Literatur bekannten Daten
verglichen. Sie passen sich zwanglos in das Krankheitsbild frühbyzantinischer Bevölkerungen
im östlichen Mittelmeerraum ein.
W.-R. T.
Rekonstruktion von Ernährung und Mobilität des frühbyzantinischen
»Kriegers« anhand von Isotopenanalyse (C, N, O, Sr)
Die Isotopenanalyse von menschlichen und tierischen Skelettresten zur Rekonstruktion von
Ernährung, Umwelt und Mobilität von Individuen hat sich in den letzten Jahren fest als Methode in der Archäologie etabliert und wird erfolgreich in zahlreichen Fallstudien angewandt165.
Isotope sind Atome desselben Elements, die sich nur in ihrer Masse leicht unterscheiden. Das
Verhältnis von schweren und leichten Isotopen verschiedener Elemente variiert systematisch
zwischen verschiedenen Lebensräumen (z. B. Wasser oder Land) oder Substanzen, die in der
Natur vorkommen. Das Verhältnis stabiler Kohlenstoffisotope (13C/12C oder 13C), zum Beispiel, unterscheidet sich stark in Pflanzen des C3- oder C4-Photosynthesetyps, sowie zwischen
terrestrischen Lebensräumen, die von C3-Pflanzen dominiert werden, und den Ozeanen. Das
165
Vgl. z. B. Richards u. a. 1998; Müller u. a. 2003; Evans u. a. 2006; White u. a. 2007; Tütken u. a. 2008; Müldner u. a.
2011.
394
thomas otten u. a.
istmitt
Verhältnis der Strontiumisotope Sr-87 und Sr-86 (87Sr/86Sr) hingegen variiert hauptsächlich
zwischen verschiedenen geologischen Formationen, abhängig vom Alter und Art des Gesteins.
Menschen und Tiere nehmen die »Isotopensignaturen« ihrer Umwelt durch die Nahrung auf,
und speichern sie in ihren Körpergeweben, inklusive dem Skelett. Die Analyse der Isotopenverhältnisse in Knochen, oder Zähnen, erlaubt uns daher Rückschlüsse auf die Ernährung
eines Individuums, sowie auf die Umwelt, aus der die Nahrungsmittel kamen. Je nach dem ob
diese Werte mit ›typischen‹ Daten für den Fundort eines Skelettes übereinstimmen, kann das
Individuum dann auch als »wahrscheinlich einheimisch« oder »fremd« angesprochen werden166.
Zur Bestimmung der Ernährung des frühbyzantinischen »Kriegers« wurden für diese Studie
mehrere Zahn- und Knochenproben auf die stabilen Isotopenverhältnisse von Kohlenstoff- und
Stickstoff im Kollagen von Knochen und Zahnbein (Dentin) analysiert. Je nach Skelettelement,
geben diese Informationen zur Ernährung in Kindheit und Jugend (Dentin) oder über die letzten
10 bis 30 Jahre im Leben eines Individuums167. Kohlenstoffisotope werden, wie bereits erwähnt,
vor allem zur Unterscheidung des Konsums von C3- und C4-Pflanzen (oder auch von Fleisch oder
Milchprodukten von Tieren, die mit diesen Pflanzen gefüttert wurden), oder C3-Pflanzen und
Seefisch/Meeresfrüchten, angewendet. C3-Pflanzen stellen die große Mehrheit aller Land- und
Kulturpflanzen dar, vor allem in gemäßigten Breiten. C4-Pflanzen sind dagegen an tropisches
oder subtropisches Klima angepasst und beinhalten eine Anzahl von tropischen Gräsern, sowie
die Kulturpflanzen Hirse, Sorghum, Mais und Zuckerrohr168. Durch das Verhältnis der stabilen
Stickstoffisotope N-14 und N-15 ( 15N) ist es möglich, den Konsum von tierischen gegenüber
pflanzlichen Produkten abzuschätzen, allerdings bedarf dies normalerweise der Analyse von
zeitgleichen Tierknochen desselben Fundortes169 und zudem sind verschiedene Arten von tierischem Eiweiß (z. B. Fleisch und Milchprodukte) isotopisch nicht zu unterscheiden170.
Zur Bestimmung der Herkunft des »Kriegers« wurde Zahnschmelz eines ersten oberen
Backenzahnes auf die Isotopenverhältnisse von Strontium (87Sr/86Sr), sowie von Sauerstoff im
Knochenphosphat (18Op) untersucht. Das Verhältnis von Strontiumisotopen in der Ernährung
hängt vor allem von der Art des geologischen Untergrundes, auf dem Nahrungsmittel angebaut
wurden, ab171. Das Verhältnis der Sauerstoffisotope in der mineralischen Phase des Skelettes
wird vor allem (wenn auch nicht ausschließlich), durch die isotopische Zusammensetzung des
Trinkwassers bestimmt, die wiederum besonders vom Klima und der Temperatur, sowie einer
Reihe anderer geographischer Faktoren abhängt172. Die Mineralisierung des Zahnschmelzes im
ersten Backenzahn erfolgt in den ersten vier Lebensjahren173, so dass sich das Isotopensignal, das
wir erhalten, auf die früheste Kindheit bezieht. Die ausschließliche Ernährung von Muttermilch
während der Stillzeit, zieht allerdings bei leichten Elementen wie Sauerstoff einen Isotopeneffekt
mit sich (den sogenannten »Still-Effekt«), so dass wir von früh-mineralisierenden Zähnen wie
dem ersten Backenzahn etwas höhere 18Op Werte erwarten müssen, als gewöhnlich174.
166
167
168
169
170
171
172
173
174
Siehe Katzenberg 2000; Sealy 2001; Lee-Thorp 2008; White u. a. 1998; Bentley 2006.
Sealy u. a. 1995; Hedges u. a. 2007.
Katzenberg 2000; Sealy 2001.
Hedges – Reynard 2007.
Siehe O‘Connell – Hedges 1999.
Price u. a. 2002; Bentley 2006.
Bryant – Froelich 1995; White u. a. 1998; Darling u. a. 2006.
Smith 1991.
Wright – Schwarcz 1998; White u. a. 2004.
61, 2011
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
395
Idealerweise werden Proben von ungewöhnlichen Bestattungen, wie dem »Krieger«, mit
einer Anzahl von tierischen, menschlichen oder auch Umweltproben von demselben Fundort
verglichen, um typische Isotopenwerte für eine Siedlung zu ermitteln175. Nur so sind relativ
sichere Aussagen darüber möglich, ob ein Individuum zugezogen oder wahrscheinlich lokal
aufgewachsen ist, oder ob es sich in seiner Ernährungsweise von der übrigen Bevölkerung abhob.
Solche Vergleichsanalysen sind dann besonders wichtig, wenn, wie im Falle von Pergamon, in
der Umgebung eines Fundortes bisher keine Isotopenanalysen an Skelettmaterial durchgeführt
wurden, und daher kaum Vergleichswerte aus der Literatur hinzugezogen werden können.
Leider war das verfügbare Vergleichsmaterial für diese Studie sehr beschränkt, und es standen
Knochenproben zur Kohlenstoff- und Stickstoffuntersuchung nur von zwei weiteren Individuen
zur Verfügung. Sauerstoff- und Strontiumisotopenanalysen konnten nur an einem weiteren Individuum (Krone eines zweiten unteren Schneidezahns, mineralisiert im Alter von ca. 10 Monaten
bis 5 ½ Jahren176) durchgeführt werden. Die Interpretationen, die auf dieser Basis möglich sind,
müssen daher als vorläufig angesehen werden, bis die Analyse weiteren Materials aus Pergamon,
die hoffentlich in den nächsten Jahren durchgeführt werden, diese bestätigen kann.
Die Methoden zur Vorbehandlung der Zahn- und Knochenproben sowie zur Isotopenanalyse
sind von Müldner und Mitarbeitern beschrieben177. Die Analysen wurden in den Laboren der
School of Human and Environmental Sciences, University of Reading (C und N), sowie des
NERC Isotope Geoscience Laboratory am British Geological Survey in Keyworth/Nottingham
(Sr und O) durchgeführt.
Kohlenstoff- und Stickstoffisotopenanalysen zur Rekonstruktion der Ernährung
Die 13C Werte des »Kriegers« reichen von -16.8‰ in der Wurzel eines ersten Backenzahns, die
sich im Alter von ca. 7–11 ½ Jahren bildet, bis -15.4‰ (Wurzel eines zweiten Backenzahns, ca.
14 –16 Jahre). In Kombination mit relativ niedrigen 15N Werten (9.1‰–9.5‰), die nicht auf den
Konsum von Seefisch oder Meeresfrüchten hinweisen, können diese Isotopendaten am besten
durch den regelmäßigen Verzehr von auf C4-Pflanzen basierenden Eiweiß erklärt werden. Dabei ist zu betonen, dass durch Isotopenanalyse allein in der Regel nicht unterschieden werden
kann, ob ein Mensch C4-Pflanzen direkt zu sich genommen hat, oder ob das »C4-Signal« durch
den Verzehr von Fleisch oder Milchprodukten von Tieren zustande gekommen ist, die von C4Pflanzen ernährt wurden. Da die Isotopensignatur von Tieren durch die Nahrungskette auch
an menschliche Konsumenten weitergegeben wird, können wir die Quelle des C4-Signals nicht
ohne weiteres identifizieren178.
Als nächstes gilt es festzustellen, ob die Ernährungsweise des »Kriegers« für das spätantikfrühbyzantinische Pergamon typisch war, oder ob er sich darin von seinen Zeitgenossen abhob.
C4-Kulturpflanzen, insbesondere Hirse waren in Kleinasien seit der Vorgeschichte bekannt, allerdings fehlen paläobotanische Studien vor allem aus der spätantiken und frübyzantinischen Zeit,
die uns Hinweis darauf geben, ob sie tatsächlich eine wichtige Rolle in der Ernährung spielten179.
175
176
177
178
179
Müller u. a. 2003; Tütken u. a. 2008.
Siehe Smith 1991.
Müldner u. a. 2011.
Siehe jedoch Hinweise auf vorwiegend pflanzliche Ernährung des Kriegers in Zahnabrasionsmustern im Beitrag
Teegen S. 380.
Zohary – Hopf 2001; van Zeist u. a. 1991.
396
thomas otten u. a.
istmitt
Galenus von Pergamon bestätigt im 2. Jh. n. Chr., dass Hirse in Westanatolien angebaut wurde,
äußert sich jedoch abschätzig über deren Geschmack180. Generell wurde Hirse in römischer Zeit
oftmals vor allem als Tierfutter angesehen, oder auch als Getreide, das hauptsächlich von Bauern selber verzehrt wurde. Allerdings ist es wahrscheinlich, dass es regionale Unterschiede in
der Bedeutung dieses Getreides gab181. Eine geringe Achtung für Hirse im frühbyzantinischen
Reich lässt sich auch aus den späteren Quellen ableiten, und es wird angenommen, dass sie eine
wichtige Rolle nur in der Ernährung der unteren Bevölkerungsschichten spielte182. Byzantinische
Quellen berichten auch davon, dass Hirse bei den slawischen Völkern besonders beliebt war183.
Isotopendaten von Skelettresten, die uns direkt darüber Auskunft geben könnten, ob C4Pflanzen (oder auf diesen basierende tierische Produkte) eine bedeutende Rolle in der frühbyzantinischen Ernährung spielten, liegen aus der westanatolischen Küstenregion leider noch
nicht vor. Aus Pergamon selbst, können die Kohlen- und Stickstoffwerte des »Kriegers« nur
mit denen zwei weiterer Individuen verglichen werden, einer römischen Männerbestattung und
einem byzantinischen Kindergrab (Abb. 1). Beide haben Isotopenwerte wie man sie für eine fast
ausschließlich auf C3-Ressourcen basierende Ernährung erwarten würde: Die 13C-Werte sind
mehrere Promille niedriger als die des »Kriegers«. Isotopendaten von einer Gruppe spätbyzantinisch-fränkischer Bestattungen (14.–15. Jh.) aus Mitilini auf Lesbos, nur etwa 60 km Luftlinie
von Pergamon entfernt vor der kleinasiatischen Küste gelegen, zeigen ebenfalls keinen Hinweis
auf C4-Pflanzen in der Ernährung. Diese gewinnen offenbar erst viel später, in osmanischer Zeit,
an Bedeutung184. Den gegenwärtig besten Vergleich mit frühbyzantinischem Material bietet eine
Reihe von Isotopendaten aus der Stadtsiedlung von Sagalassos im westlichen Taurusgebirge (Südwestanatolien), die zur Zeit im Rahmen eines Projektes an der Katholischen Universität Leuven
bearbeitet werden. Auch wenn es hier so aussieht, dass C4-Pflanzen in frühbyzantinischer Zeit
zumindest eine kleinere Rolle in der menschlichen Ernährung spielten (möglicherweise indirekt,
durch Fleisch- oder Milchprodukte), liegen die 13C-Werte aller beprobten frühbyzantinischen
Individuen aus Sagalassos jedoch ohne Ausnahme unter -18.0‰, also wiederum deutlich niedriger
als die des Pergamener »Kriegers«185. Wegen der kleinen Probenmenge aus Pergamon selbst, den
großen chronologischen Unterschieden zu den Bestattungen aus Mitilini und den geographischen Gegensätzen zwischen Pergamon und Sagalassos, sollte man diese Befunde sicher nicht
überbewerten. Dennoch gilt es festzustellen, dass die Ernährung des »Kriegers« zumindest im
Vergleich mit allen zurzeit verfügbaren Proben ungewöhnlich erscheint.
Ausgeprägte Unterschiede in Kohlenstoff- und Stickstoffisotopensignaturen, wie sie sich
hier zwischen dem »Krieger« und anderen Bestattungen andeuten, können generell auf zwei
Weisen interpretiert werden. Zum einen kann es sich um statusbedingte Ernährungsunterschiede
handeln. Der geringe Stellenwert von Hirse im frühbyzantinischen Reich (siehe oben) könnte
dabei darauf hindeuten, dass der »Krieger« ursprünglich aus relativ bescheidenen Verhältnissen
stammte. Dass Hirse (oder von C4-Pflanzen ernährte Tiere) zur Versorgung des byzantinischen
Heeres bevorzugt wurde186 , lässt sich mit einiger Sicherheit ausschließen, zum einen, weil die
180
181
182
183
184
185
186
Grant 2000, 96.
Spurr 1986.
Teall 1959, 92, 99–100; Laiou – Morrisson 2007, 30.
Dennis 1984, 120.
Garvie-Lok 2001, 439– 441.
Fuller u. a. im Druck.
Wenn der »Krieger« diesem denn tatsächlich angehörte, siehe Otten 2010b, 511–512.
61, 2011
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
397
Isotopenanalyse zeigt, dass C4-Pflanzen in der Ernährung des »Kriegers« bereits seit früher
Kindheit eine relativ große Rolle spielten, zum anderen aufgrund einer Notiz in der Alexiade der
Anna Komnena (1. H. 12. Jh.), in der Hirse für kämpfende Truppen als ungeeignet bezeichnet
wird187. Auf der anderen Seite ließe sich das ungewöhnliche Isotopensignal des »Kriegers« auch
dadurch erklären, dass er nicht ursprünglich aus Pergamon stammte, sondern aus einer Region
zugezogen war, in der C4-Pflanzen eine größere Rolle in der Ernährung spielten188. Um diese
Möglichkeit näher untersuchen zu können, müssen wir uns den Ergebnissen der Strontium- und
Sauerstoffisotopenuntersuchung zuwenden.
Strontium- und Sauerstoffisotopenanalysen zur Mobilität
Das Strontiumisotopenverhältnis im Zahnschmelz des »Kriegers« ist mit 0.70868 fast identisch
mit dem der römischen Männerbestattung, die ebenfalls beprobt wurde (siehe Tabelle 23). 87Sr/86Sr
Werte wie diese sind typisch für die Kalksteinformationen, die in weiten Teilen des östlichen
Mittelmeerraumes und auch darüber hinaus angetroffen werden189. Da zur Zeit noch keine Hintergrunddaten zur Variationsbreite biologisch verfügbaren Strontiums in der Umgebung von
Pergamon zur Verfügung stehen190, ist es allerdings gegenwärtig nicht möglich, mit Sicherheit
zu sagen, ob diese Werte mit einer lokalen Herkunft vereinbar sind.
Menschliche 87Sr/86Sr Werte stellen eine komplexe Mischung zwischen den verschiedenen
Strontiumquellen in der Ernährung, sowie im Trinkwasser, dar191. Die lokale Variationsbreite
hängt also zu einem großen Teil davon ab, wo die Nahrung für das frühbyzantinische Pergamon vornehmlich produziert wurde. Die Geologie im Raum von Bergama wird auf der einen
Seite von tertiärem Vulkangestein, auf der anderen von quartären Alluvialböden des Bakırçay
geprägt, während ältere, altmesozoische und jungpaläozoische Formationen nur gelegentlich an
die Oberfläche treten192. Sowohl vulkanische als auch Alluvialböden sind in der Regel fruchtbar, und es ist daher anzunehmen, dass beide eine Rolle in der Nahrungsversorgung der Stadt
spielten. Analysen von Gesteinsproben vulkanischen Ursprungs aus der Region um Bergama
ergaben 87Sr/86Sr von 0.70563 bis 0.70914193. Allerdings wurde hierbei das Isotopenverhältnis
im Gesamtgestein gemessen, das sich erheblich von dem des biologisch verfügbaren Strontiums
im Boden unterscheiden kann194. Biologisch-verfügbare 87Sr/86Sr auf jungen Vulkanböden sind
in der Regel relativ niedrig (<0.7070)195, und wären daher nicht leicht mit den in den beiden
menschlichen Proben gemessenen Werten vereinbar. Schwieriger ist es, die isotopische Zusammensetzung der alluvialen Schwemmböden südlich von Bergama einzuschätzen, bei denen es sich
wahrscheinlich um eine Mischung von flussaufwärts verwitterten Sedimenten handelt. Neben
jungen vulkanischen Böden werden im oberen Flusslaufs des Bakırçay auch ältere mesozoische
187
188
189
190
191
192
193
194
195
Teall 1959, 99.
Siehe Müldner u. a. 2011.
Nafplioti 2011; Henderson u. a. 2009; Voerkelius u. a. 2010.
Siehe Price u. a. 2002.
Siehe Bentley 2006; Montgomery 2010.
Siehe Tarcan – Gemıcı 2010; Brinkmann 1971.
Güleç 1991.
Siehe Price u. a. 2002; Bentley 2006.
Siehe Price – Gestsdóttir 2007; Voerkelius u. a. 2010.
398
thomas otten u. a.
istmitt
und paläozoische Formationen angetroffen196 , so dass 87Sr/86Sr Werte des Alluviums vermutlich
höher liegen als die der rein-vulkanischen Böden, möglicherweise im Bereich der gemessenen
menschlichen Werte. Schließlich muss auch die Nutzung von höhergelegenen Gebieten, wie
z. B.. dem paläozoischen Granit/Granodioritmassiv von Kozak, nördlich von Pergamon, zur
Weidewirtschaft in Betracht gezogen werden197. Eine solche Praxis würde die menschlichen Isotopenwerte ebenfalls über die der vulkanischen Böden anheben198, und damit vielleicht durchaus
in den Bereich der beiden menschlichen Proben.
Zusammenfassend ist daher zu sagen, dass es gegenwärtig nicht möglich ist, die Variationsbreite von Strontiumisotopenwerten um Pergamon ausreichend einzugrenzen, um festzustellen,
ob der für den »Krieger« gemessene Wert tatsächlich mit einer lokalen Herkunft vereinbar ist.
Theoretische Überlegungen und die Tatsache, dass sein Strontiumisotopenwert fast identisch
mit dem einer zweiten menschlichen Probe aus Pergamon ist, lassen dies jedoch als durchaus
möglich erscheinen. Allerdings kann nur die Analyse weiterer Proben von Menschen, Tieren oder
Pflanzen aus Pergamon und Umgebung in dieser Hinsicht Gewissheit bringen. 87Sr/86Sr Werte
wie der des Kriegers sind in jedem Falle typisch für weite Teile des östlichen Mittelmeerraumes.
Das Sauerstoffisotopenverhältnis ist mit einem 18Op von 20.5‰ relativ hoch. Da es sich bei
dem beprobten Zahn um einen 1. Backenzahn handelt, müssen wir jedoch davon ausgehen, dass
dieser Wert vom »Stilleffekt« beeinflusst ist. Die Größe dieses Effektes ist zu einem wichtigen
Teil kulturell bestimmt199, er wird aber generell bei etwa +0.7‰ angesetzt 200. Der korrigierte
18Op des »Kriegers« kann daher auf ca. 19.8‰ geschätzt werden. Es gibt mehrere Regressionsgleichungen, um aus diesem Wert auf das Sauerstoffisotopenverhältnis des Trinkwassers
( 18Ow), das dem »Krieger« zur Verfügung stand, zu schließen. Allerdings besteht zurzeit
kein Konsens darüber, welche dieser Gleichungen am besten für archäologische Populationen
anzuwenden ist 201. Die ›klassische‹ Longinelli-Gleichung202 errechnet für den geschätzten
18Op von 19.8‰ einen 18Ow Wert zwischen -5.3‰ und -2.7‰ (95 % Vertrauensintervall). Das
Sauerstoffisotopenverhältnis für modernes Niederschlagswasser in der Region von Bergama
wird auf durchschnittlich etwa -6‰ geschätzt 203, gemessene Werte für kalte Süßwasserquellen
liegen sogar etwas darunter204. Da Regenwasser in der Regel eine Hauptquelle für menschliches
Trinkwasser darstellt, gibt uns dieser Wert einen Anhaltspunkt dafür, welche menschlichen
18Op Werte wir für Pergamon erwarten können. Wenn ein lokaler 18Ow von ca. -6‰ zugrunde
gelegt wird, liegt der errechnete 18Ow des »Kriegers« mit einer unteren Grenze des Vertrauensintervalls von -5.3‰ etwas darüber. Obwohl dies durchaus darauf hindeuten könnte, dass
er seine frühe Jugend nicht in Pergamon, sondern in einer Gegend mit höheren lokalen 18Ow
verbracht hat, ist ein solcher Schluss nicht zwingend. Abgesehen von Klimaschwankungen, die
die Isotopie von Regenwasser verändern können, müssen wir auch den Einfluss von Wasser in
196
197
198
199
200
201
202
203
204
Siehe Pawlewicz u. a. 2010.
Siehe Brinkmann 1971; De Vecchi u. a. 2000.
Faure – Powell 1972; Montgomery 2010.
Siehe White u. a. 2004.
Wright – Schwarcz 1998.
Siehe Daux u. a. 2008; Chenery u. a. 2010.
Longinelli 1984.
Bowen 2010; Bowen – Revenaugh 2003; Lykoudis – Argiriou 2007.
Eisenlohr u. a. 1996.
61, 2011
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
399
der Nahrung205 sowie andere mögliche Trinkwasserquellen in Betracht ziehen. Die Speicherung
von Regenwasser in offenen Zisternen zum Beispiel führt durch die vornehmliche Verdunstung
von leichten Isotopen zu höheren 18Ow Werten im zurückbleibenden Trinkwasser. Auch haben
wir gegenwärtig keine Sauerstoffisotopendaten für das Wasser des Bakırçay bei Bergama und
vor allem, wenn die lokalen Thermalquellen zur Trinkwasserversorgung hinzugezogen wurden,
könnte der tatsächliche 18Ow des Trinkwassers im frühbyzantinischen Pergamon deutlich über
dem des modernen Regenwassers gelegen haben 206. Sicherheit darüber können wir nur durch
die Analyse weiterer Individuen aus Pergamon gewinnen. Dennoch gilt es anzumerken, dass
der Sauerstoffisotopenwert des »Kriegers« deutlich höher ist als der der ebenfalls beprobten
römischen Männerbestattung (siehe Tab. 23).
Strontium- und Sauerstoffisotopenanalysen konnten daher letztendlich keine Gewissheit
darüber schaffen, ob der Pergamener »Krieger« lokal aufgewachsen oder zugezogen ist. Allerdings können die gewonnenen Informationen dennoch bei der weiteren Einordnung dieser
ungewöhnlichen Bestattung helfen. Der errechnete 18Ow Wert liegt am oberen Rand der für
Pergamon erwarteten Trinkwasserwerte, und so kann zumindest eine Herkunft in Regionen
mit deutlich niedrigeren Sauerstoffisotopenwerten im Trinkwasser ausgeschlossen werden. In
anderen Worten, wenn der »Krieger« in der Tat nicht aus Pergamon stammte, so konnte er nur
aus Gegenden mit ähnlich hohen oder höheren 18Ow Werten zugezogen sein. Solche findet man
eigentlich nur in Regionen, die relativ nah an der Mittelmeerküste liegen, sowie, im Binnenland,
fast ausschließlich auf der südlichen Seite des Mittelmeeres. Für den östlichen Mittelmeerraum
heißt dies, in griechischen und adriatischen Küstengegenden und auf den griechischen Inseln,
in Westanatolien, dem Nahen Osten und Nordafrika. Weitgehend ausschließen können wir
hingegen eine Herkunft in Gebieten mit bedeutend niedrigeren Trinkwasserwerten, d. h. im
türkischen oder griechischen Binnenland, sowie weiter nördlich in Südost- und Zentraleuropa 207. In Kombination mit den Ergebnissen der Ernährungsrekonstruktion, hilft dieser Befund
unserem Verständnis der Pergamener Waffenbestattung erheblich weiter, zumal die typologische Einordnung der Gürtelschnalle des »Kriegers« Parallelen in Pannonien ergab208, und auch
die Feststellung einer zu großen Teilen auf C4-Pflanzen beruhenden Ernährung gut zu einer
Herkunft aus dem unteren Donaugebiet passen könnte209. Durch die Sauerstoffisotopenanalyse
kann eine solche jedoch jetzt mit großer Sicherheit ausgeschlossen werden.
Leider fehlen uns aus den meisten anderen für eine Herkunft in Frage kommenden Gebieten
zurzeit noch Isotopendaten, die uns Auskunft über die Bedeutung von C4-Pflanzen in der Ernährung geben könnten. Die Analyse eines Friedhofs des 5. und 6. Jhs. aus Nemea (nordöstliche
Peloponnes) ergab immerhin ein Individuum mit Kohlenstoff- und Stickstoffisotopenwerten,
die denen des Pergamener »Kriegers« vergleichbar sind (siehe Abb. 46)210. Wegen der großen Unterschiede zu den übrigen beprobten Individuen muss allerdings auch in diesem Falle Migration
als Erklärung in Betracht gezogen werden. Hoch- und spätmittelalterliche Bestattungen von
verschiedenen Fundorten auf dem griechischen Festland und den Inseln zeigen ebenfalls nur
205
206
207
208
209
210
Daux u. a. 2008.
Craig 1968; Tarcan – Gemıcı 2010.
Lykoudis – Argiriou 2007.
Otten 2010b.
Dennis 1984, 120 Anm. 4; siehe auch Hakenbeck u. a. 2010.
Garvie-Lok 2001.
thomas otten u. a.
400
istmitt
Kastellum/Kreta 11. Jh.
G
Mitilini/Lesbos 14.–15. Jh.
Nemea/Peloponnes 5.–6. Jh.
Frühbyz. Waffenbestattung
Römische Männerbestattung
Byz. Kinderbestattung
G
Abb. 46 Kohlenstoff- und Stickstoffisotopenwerte aus Knochen- und Dentinkollagen der Individuen aus
Pergamon im Vergleich zu menschlichen Populationen aus Kreta (Bourbou – Richards 2007), Lesbos und der
Peloponnes (Garvie-Lok 2001). Diese geben vor allem einen guten Anhaltspunkt dafür, welche Isotopenwerte
für eine Ernährung, die fast ausschließlich auf C3-Ressourcen basiert im östlichen Mittelmeerraum zu erwarten
sind. Lediglich für die Bestattungen aus Kreta wird der Konsum von Seefisch in geringeren Mengen angenommen.
Nr.
PE06,
SY01
Beschreib.
Element
Alter
Frühbyzan- 1. Molar (26) ca. 20 J. -16.8
tinische
WaffenTibia (L)
-16.6
bestattung
9.2
42.6
15.4
3.2
11.3
9.1
37.2
13.4
3.3
6.4
9.5
42.2
15.2
3.2
11.9
PE07, So. Byzantini- Rippe (R) 3 –6 J. -19.3 8.5
19, 004 sche Kinderbestattung
PE07, So. Römische 2. Schneide- 25–35 J. -18.9 10.0
4, 001
Bestattung zahn (32)
42.5
15.2
3.3
4.4
42.5
15.4
3.2
12.1
2. Molar (17)
Tab. 23
-15.4
Unterkiefer
-18.9 10.0
32.3
11.4
3.3
5.4
2. Molar (37)
-18.8 11.2
42.4
15.4
3.2
17.2
/
/
/
NIL
PE10,
Hellenisti- 4. Praemolar 55– 65 J.
Grab 01, sche Bestat(15)
Sarkotung
phag
1
87
20.5
0.8
0.70868 59.5
18.5
0.3
0.70858
d13C d15N %C %N C/N %Coll. d18 Op
/
/
Sr/86Sr Sr ppm
314
Isotopendaten und Indikatoren zur Kollagenerhaltung der Knochen- und Zahnproben von Pergamon
61, 2011
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
401
vereinzelt Individuen mit C4-Pflanzen Signaturen 211. Die besten Parallelen für die Kohlenstoffund Stickstoffisotopendaten des Pergamener Kriegers stammen daher zurzeit aus Dalmatien.
E. Lightfoot konnte hier durch eine diachronische Studie kürzlich nachweisen, dass C4-Pflanzen
(d. h. Hirse) dort in frühmittelalterlicher (slawischer) Zeit stark an Bedeutung gewannen 212.
Auch wenn die Strontium- und Sauerstoffisotopenwerte des Kriegers ebenfalls mit der adriatischen Küste vereinbar wären 213, ist dies natürlich keine sichere Herkunftsbestimmung. Es ist
wahrscheinlich, dass weitere Analysen frühmittelalterlicher Populationen aus dem östlichen
Mittelmeerraum noch eine Reihe weiterer Möglichkeiten aufwerfen werden.
Wir können daher zusammenfassen, dass die Isotopenanalyse, auch wenn sie letztendlich
keine eindeutigen Antworten geben konnte, das Verständnis des Pergamener Waffengrabes doch
wesentlich vorangebracht hat. Weitere Isotopenanalysen von Individuen aus Pergamon in der
nahen Zukunft, werden diese Kenntnis weiter vertiefen.
G. M. – A. L. – J. E.
Zusammenfassung
Es stellt sich nun die Frage, inwieweit die Bestattung aus Pergamon auf fremde Elemente in der
byzantinischen Koine hindeuten kann und ob wir es mit einem regelrechten Mischinventar im
Sinne byzantinischer und ›barbarischer‹ Beigaben zu tun haben. Tatsächlich fremd erscheint nach
der Analyse der Beigaben vor allem die Bestattungssitte selbst. Frühbyzantinische Bestattungen
sind in den Kerngebieten des byzantinischen Reiches regelhaft beigabenlos, insbesondere in
Entsprechung zum weströmischen Grabritus waffenlos. Ausnahmen davon sind äußerst selten,
sodass sich in diesen Fällen unmittelbar die Frage nach der Herkunft der Bestatteten aufdrängt.
Der silberne Fingerring und die Kleinschnalle des Typs D 20 können byzantinischen Ursprungs sein, weisen über Parallelfunde jedoch auch Bezüge zur Bevölkerung der südwestlichen Krim auf. Der Ring stellt eine im östlich-mediterranen Raum verbreitete Form dar, seine
Kreuzverzierung ist jedoch lediglich aus Gräbern der südwestlichen Krim bekannt. Auch die
Schnalle ist charakteristisch für das östliche Mittelmeergebiet, auch mit Nachweisen in Nordafrika und Jordanien.
Auch die Waffen und die Gürtelschnalle können nach der antiquarischen Analyse nicht als
ungewöhnlich im byzantinischen Reich gelten 214.
Wir haben vielmehr die besondere Signifikanz der geringen Belegzahl der Gürtelschnallen
vom Typ Olympia und deren Vorbildwirkung zu hinterfragen, die allerdings ohne jede echte
Parallele aus dem Donauraum oder der Krim bleibt. So ist zunächst festzuhalten, dass die Gürtelschnalle und die Kleinschnalle nicht als fremd, sondern als bekannt und gebräuchlich im
östlichen Mittelmeerraum angesehen werden können, auch wenn sich angesichts der wenigen
Belege der Schnallen des Typs Olympia die Frage stellt, ob dies an der schlechten Publikations-
211
212
213
214
Garvie-Lok 2001; Bourbou – Richards 2007.
Lightfoot 2010.
Lykoudis – Argiriou 2007; Pawlewicz u. a. 2010.
Die meisten Vergleichsfunde stammen allerdings aus donauländischen, westgotischen oder langobardischen
Fundkontexten sowie aus den südöstlichen Randbereichen des Reiches, etwa der Krim. Belege für beigabenführende
Bestattungen im byzantinischen Reich: Martini – Steckner 1993; Fischer 1999; Eger 2003, 163 –178.
402
thomas otten u. a.
istmitt
und Quellenlage im östlichen Mittelmeerraum liegt, oder Hinweis auf eine spärliche und lokale
Verbreitung ist 215.
Ein Vergleich der Kriegergräber von Pergamon und Korinth belegt als wesentliches Merkmal
neben der Gürtelschnalle gleichen Typs die Waffenbeigabe216. Die pergamenische Bestattung
stattete man mit drei Speerspitzen aus, den Krieger in Korinth mit einem Schwert, dessen spezifische Form der sternförmigen Parierstange auch für Pergamon in Form dreier Einzelfunde
vom Burgberg vorliegt 217. Beiden Gräbern dürfte kaum die volle Waffenausstattung beigegeben
worden sein, dennoch kann aufgrund der Überlieferung davon ausgegangen werden, dass es
sich um Leichtbewaffnete handelt 218. Die Merkmale schwerbewaffneter Reiterei, also Spuren
von Lamellen- oder Ringpanzer, Reitzubehör und Sattel, Schild, Helm, oder Teile anderer
Panzerung fehlen 219. Die Identifizierung derartiger Waffenausstattungen als byzantinisch oder
barbarisch im Sinne von Söldnern des byzantinischen Heeres ist insofern schwierig, als auch die
historischen Quellen und die Bildquellen zur Bewaffnung byzantinischer Krieger nicht wirklich
aussagekräftig sind, sowie auch eine Angleichung und Wechselwirkung der Waffentechnik und
Ausrüstung zwischen Byzantiner, Awaren und Langobarden anzunehmen ist 220. Letztlich stehen zur Beurteilung der frühbyzantinischen Zeit lediglich die Strategika des Urbikios (um 500
n. Chr.), des Maurikios (spätes 6./frühes 7. Jh. 221) und des Nikephoros II. Phokas zur Verfügung,
das im 10. Jh. verfasst wurde222.
Von der Grabausstattung mit Pergamon vergleichbar ist Grab II/Turm aus Akrokorinth,
das neben einer Gürtelschnalle vom Typ Balgota eine weitere Schnalle mit rechteckigem
215
216
217
218
219
220
221
222
Vgl. Von Rummel 2007, v. a. 350 –353, der anhand der Kriegergräber von Beja in Südportugal und Porto di Capraia
fremde bzw. germanische Elemente im Beigabenspektrum prüft; abgesehen davon, dass es sich um Gräber des 5. Jhs.
handelt, ist die genuin mittelmeerische Deutung der Grabfunde mindestens für Beja sehr fraglich.
Weinberg 1974, 516 –521 stellte bereits die Verbindung zum Altfund aus Pergamon her. Die historische bzw.
stadtgeschichtliche Situation der beiden Fundorte zur maßgeblichen Zeit ist ebenfalls vergleichbar, mit einer
Zerstörung der Städte im späten 6./ frühen 7. Jh. durch nördliche Stämme und in Pergamon gegen Beginn des 8. Jhs.
durch die Araber.
Weinberg 1974, Taf. 112 f–g. Die beiden pergamenischen Parallelen zur Parierstange aus Corinth, sternförmige
Parierstangen vom Typ Dunapentele, wurden in den Grabungsjahren 1906 und 1908 gefunden und stammen vom
Oberen Burgberg; sie sind verschollen. Ein weiterer Fund liegt aus dem Grabungsjahr 1979 aus dem Bereich der
Stadtgrabung vor und vertritt eine wohl etwas jüngere Variante. Allgemein zu byzantinischen Blankwaffen vgl.
Kolias 1988, 133 –161, bes. 143 –144; É. Garam führt vergleichbare Funde aus awarischen Gräbern des späten 7. Jhs.
auf byzantinische Vorbilder zurück: Garam 1991, 129–166; zu den offensichtlich jüngeren awarischen Vergleichen:
Prohászka 2010, 189–276, v. a. 246.
Schreiner 1981, 219 verweist auf eine Textstelle des Theophanes, die im Kampf gegen die Araber auf eine Überzahl
der Leichtbewaffneten schließen lässt, allerdings wird eine Situation des späten 8. Jhs. beschrieben: Theophanes, ed.
C. de Boor (Leipzig 1883) 471,22 u. 473,25; dennoch dürfte dies als Reaktion auf die spezifischen militärtechnischen
Anforderungen und die Beweglichkeit des Gegners zu verstehen sein.
Vgl. Werner 1974, 109–139; J. Werner liefert mit dieser Auswertung der Gürtelmode vielteiliger Gürtelgarnituren
und damit verbundener Waffentechnik bei Langobarden, Byzantinern, Awaren und anderen reiternomadischen
Völkern erste wertvolle Hinweise auf die Bewaffnung im byzantinischen Reich und den Nachbarregionen. Demnach
setzen sich gegen Ende des 6. Jhs. flächendeckend die vielteilige Gürtelgarnitur, der (meist) eiserne Lamellenpanzer
sowie der Spangenhelm bei gut ausgerüsteten Reiterkriegern, aber wohl auch bei Fußtruppen durch; grundlegend
zur Ausrüstung der schweren byzantinischen Reiterei und zu den gebräuchlichen Schutzwaffen immer noch Kolias
1988, 37–131.
Schreiner 1981, 215–236, bes. 217–225 u. 231–232; vgl. Dennis – Gamillscheg 1981, 79.
Mihảescu 1970; Aussaresses 1909; Kollautz 1985, 87–136.
Kulavoskij 1908; Dragon – Mihảescu 1986.
61, 2011
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
403
Bügel, drei Speerspitzen, eine Axt oder ein hammerartiges Werkzeug sowie eine Bronzekette enthielt 223.
Auffällig ist hier das Phänomen der Dreiheit der Speerspitzen, über die verschiedene Quellen
Auskunft geben. Nach der Sylloge tacticorum (
ο ή α
ών), die allerdings in der zweiten
Hälfte des 10. Jhs. unter Rückgriff auf ältere Autoren verfasst wurde, trug die leichte Reiterei zwei
bis drei Wurfspeere zur übrigen Bewaffnung224. Bereits aus den Inventaren der Fürstengräber der
Haßleben-Leuna-Gruppe ist uns das Phänomen der offensichtlich symbolischen Beigabe von
drei Pfeilspitzen bekannt, dort disfunktional als echte Funeralbeigabe in Silber ausgeführt 225.
Vidar – Völling haben bei der Besprechung des Grabes aus Akrokorinth auf den Versuch einer
ethnischen Zuweisung verzichtet, wenngleich sich wie bei der Bestattung des Kriegergrabes aus
der Südstoa in Korinth ein awarischer oder slawischer Zusammenhang aufdrängt 226. Die bislang
besprochenen, insgesamt nur wenigen Belege beigabenführender Gräber mit ›byzantinischem‹
Trachtzubehör und Waffenbeigabe lassen kaum eine belastbare Aussage zu, ob es sich nun um
Byzantiner handelt, die als Soldaten durch intensive Kontakte mit der Peripherie des byzantinischen Reiches auch fremde Grabsitten angenommen haben könnten, oder etwa um germanische
oder ostgermanische Söldner, die die byzantinische Gürtelmode übernommen haben und weiter
an ihrem Grabritus festhalten. Die geringe Zahl an Waffengräbern im byzantinischen Reich
(aus Pergamon selbst, aber auch aus dem übrigen westlichen Kleinasien sind keine weiteren
Beispiele frühbyzantinischer Zeit bekannt) ist sicher kein Problem der Quellenlage, dafür sind
die antiken Zentren wie Ephesos, Priene, Milet, Didyma, Sardes usw. siedlungsarchäologisch zu
gut untersucht. Insofern ist auch das Erklärungsmodell einer Mischkultur mit wechselseitiger
Akkulturationsdynamik wie etwa zwischen den Romanen und Germanen im Alpenraum oder
der niedergermanischen Provinz methodisch nicht geeignet 227.
Als Trachtzubehör erscheinen Gürtelschnallen weitgehend personengebunden, jedenfalls deuten gewisse Indizien aus Reihengräberfeldern des westlich-merowingischen Reihengräberkreises,
aber auch aus Reihengräberfeldern an der unteren Donau darauf hin 228. Die Verbreitungsbilder
der byzantinischen Gürtelschnallen lassen für manche Typen erkennen, dass diese ›Massenware‹ und offensichtlich verbreitetes Handelsgut waren; bei anderen Typen, zu denen man auch
den Typ Olympia rechnen kann, haben wir mit lokaler Produktion im byzantinischen Reich
zu rechnen. Zudem existieren Gürteltypen, die sicher in den Randgebieten des byzantinischen
Reiches, vermutlich nach byzantinischen Vorbildern gefertigt wurden 229. Die tatsächlichen Verbreitungsfaktoren derartiger ›persönlicher‹ Güter waren vermutlich wesentlich komplexer und
viel weniger regelhaft, als sich dies aufgrund der insgesamt schwachen Materialbasis erkennen
223
224
225
226
227
228
229
Davidson 1937, 228–240; Davidson 1952, 201–202 Taf. 91, 1533; 92, 1549. 1555. 1561.
Dain 1938, 39, 8. Auch Bildquellen wie der Teppich von Bayeux zeigen Fußsoldaten der angelsächsischen Verbände
in den hinteren Reihen, die mit drei Wurfspeeren bzw. Lanzen ausgerüstet sind: Stenton 1957, Taf. 63.
Schlüter 1970, 117–145, bes. 139.
Diesen Hinweis verdanke ich Ch. Eger (Berlin); Vidar – Völling 2000, 32– 40; vgl. Vryonis 1981, 379, Anm. 5.
Vgl. Bierbrauer 2009, 244 –246 mit einer entsprechenden Feststellung zur Bandbreite romanischer Grab- und
Beigabensitten im Alpenraum, die im Verlauf des 7. Jhs. kaum noch Möglichkeiten zur ethnischen Trennung von
Romanen und Germanen bietet.
Bierbrauer 1994, 147–148; vgl. die Diskussion des Grabfundes von Karthago – Koudiat Zâteur bei von Rummel
2007, 270 –323, bes. 273 unter der Frage der Fremdheit und damit ethnischen Interpretierbarkeit von Trachtzubehör
in Gräbern, die ja eine Personengebundenheit voraussetzen.
Schulze-Dörrlamm 2009a, 4; 2009b, 335–336.
404
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istmitt
lässt 230. Die Herstellung des Typs Olympia im byzantinischen Reich dürfte jedoch aus Gründen
der begrenzten Verbreitung und des Fundzusammenhanges in Olympia selbst unbestritten sein.
Folgte man C. Steckners Argumentation, dass die byzantinischen Gürtel weniger als
Trachtbestandteil, denn als Standessymbol zu interpretieren seien, im Sinne von Standes- oder
Statusabzeichen des Klerus und des Militärs, so müsste der Speerträger aus Pergamon einen
gewissen Stand als Krieger repräsentieren 231; die Beigabe der Speerspitzen wäre demnach nicht
als fremdes Element zu interpretieren, sondern als eine durch die militärische Ordnung motivierte spezifische Beigabensitte. Für die Beigabe der Speere ist die Herleitung aus den Usancen
der römischen Armee naheliegend, wo die Verleihung der hasta als große Ehre galt, sicherlich
konnotiert mit dem Vorbild des Speeres oder der Lanze als Herrschaftszeichen des Feldherrn
und des kriegführenden Kaisers selbst 232. Diese Interpretation krankt wiederum an der viel zu
geringen Zahl der Waffengräber, ein im Kontext der unruhigen Zeit des 7. und frühen 8. Jhs.
und der darauf reagierenden militärischen Reaktionen (etwa der Erneuerung der Befestigungen
der nachantiken Zentren) ganz und gar unerklärlicher Befund, wenn er nicht in einer durchweg
abweichenden Bestattungssitte begründet wäre.
Gehen wir nun davon aus, dass der Bestattete sich in einem Sozialverband befand, der für die
auffällige Bestattungsform sorgte, so stellt sich die Frage, warum wir es trotz intensiver flächendeckender, mehr als 130 Jahre währender Grabungstätigkeit in Pergamon mit einem singulären
Befund zu tun haben. Denkbar ist doch eine Besatzung der pergamenischen Oberburg, die mit
dem Einsatz von Söldnern und beweglichen Truppenteilen operierte, unter denen sich eben auch
Fremde etwa aus der direkten Peripherie und Kontaktzone zum byzantinischen Reich befanden233.
Vor diesem Hintergrund gewinnt das Waffengrab aus Pergamon mit seiner archäologischen
Datierung in die erste Hälfte bis Mitte des 7. Jhs. besondere Bedeutung. In der Fortsetzung der
Militärreformen des Maurikios bereitete besonders Herakleios in der Zeit zwischen 610 und 641
sukzessive eine Neuorganisation und Verwaltungsvereinfachung der Reichsverteidigung vor.
Die spätere Einrichtung des Themas Anatolikon ab 680/681, sah Pergamon als nordwestlichen
Stützpunkt des Themas und somit als strategisch durchaus wichtigen Standort der Ostverteidigung234. Ob es tatsächlich zu einer Eroberung der Stadt im Jahre 665 durch ›Abd al-Rahman ibn
230
231
232
233
234
Vgl. Drauschke 2008, 33 – 43, bes. 38: »Die Frage, ob Schmuck und Kleidungsbestandteile wie Fibeln unbedingt
nur mit der Trägerin den Ort wechselten oder nicht, muss offen bleiben. Letztlich haben wir es also mit einem
Verteilungsmechanismus zu tun, dessen Ausmaß kaum abzuschätzen ist«; vgl. Katsougiannopoulou 2009, 230,
die sich im Zusammenhang mit der Interpretation der sogenannten slawischen Bügelfibeln des 6. und 7. Jhs. aus
den byzantinischen Kerngebieten für die Möglichkeit der Akkulturation von Migrantinnen ausspricht, bzw. auch
von Einzelpersonen in Folge von Exogamie. Auch aus Pergamon liegen drei dieser Fibeln des frühen 7. Jhs. aus
Streufundkontexten vor: Katsougiannopoulou 1999, 31–38. 52–54.
C. Steckner, in: Martini – Steckner 1993, 136 –137.
Kolias 1988, 211–213; dementsprechend verdeutlichen zahlreiche Bildnisse Speer und Lanze als Herrscherinsignie,
allen voran das Barberini-Dyptichon mit Justinian I., vgl. Sodini 1994, 43 –94.
Kolias 1988, 28–29 rechnet erst nach der Auflösung der Themata- und Tagmataarmeen als Reaktion mit dem
verstärkten Einsatz kleiner und beweglicher Truppeneinheiten, die sich zum Teil aus Söldnern rekrutiert haben
dürften; J. Koder sprach sich jedoch bereits für das 7. Jh. für die Existenz beweglicher Heeresgruppen aus, die im
Zuge der Themenordnung zur Verteidigung des Reiches gegen die Araber eingesetzt wurden. Dabei dürfte es, wie
zuvor, auch weiterhin zum Einsatz von Söldnertruppen gekommen sein; diese Themen im Sinne von räumlichen
Einheiten, also regionalen Heeresgruppen koordinierte eine Provinzialverwaltung, die allmählich im Laufe des 8. Jhs.
zu Truppenerhebungen aus der jeweiligen Region überging: Koder 1990, 155–165.
Vgl. Karayannopoulos 1961; Lilie 1976, 298–299.
61, 2011
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
405
Khalid‹ gekommen ist, bleibt fraglich 235. Die Stationierung leistungsfähiger Truppenverbände
und deren Rekrutierung aus weiten Teilen des Reiches, denen der nach dem anthropologischen
Befund im Kampf gefallene Krieger angehört haben dürfte, stehen sicher außer Frage.
Nach den Ergebnissen der Isotopen-Analyse ist die Herkunft des Kriegers aus dem östlichen und südöstlichen Mittelmeerraum anzunehmen. Insbesondere die küstennahen Regionen
Griechenlands und der türkischen Westküste, die griechischen Inseln sowie Nordafrika und
der gesamte Nahe Osten kämen aus naturwissenschaftlicher Sicht als Herkunftsräume in Frage.
Im Abgleich mit dem archäologischen Befund drängt sich insbesondere die griechische und
adriatische Küstenregion auf, mit der Lokalisierung awarischer, aber insbesondere slawischer
Siedlungsbereiche in der gesamten südlichen Balkanhalbinsel bis hin zum korinthischen Golf.
Auf die besondere Evidenz slawischer Einflüsse im Fundmaterial von Korinth wurde bereits
hingewiesen; chronologisch deckt sich das dortige Material mit den Landnahmen slawischer
Verbände im griechischen Raum, insbesondere vor der Zeit der Belagerung Konstantinopels 626
n. Chr. 236. Die Akkulturation slawischer Verbände im griechischsprachigen Teil des Balkans war
möglicherweise auch mit einer Aufnahme in das byzantinische Heer verbunden. Die auffällige
Ähnlichkeit in der Bestattungs- und Beigabensitte der Gräber aus Korinth und Pergamon könnte
Ausdruck eines solchen Akkulturationsvorganges sein.
Der Befund des Waffengrabes aus Pergamon wirft in seiner Einzigartigkeit nur ein kleines
Schlaglicht auf die siedlungsarchäologischen Zusammenhänge der Stadt. Unstrittig geht die
Forschung davon aus, dass in nachjustinianischer Zeit zwar antike Stadtstrukturen und öffentliche Funktionsbereiche der Städte weitgehend reduziert werden, mithin also befestigte zentrale
Plätze die früheren wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Einheiten ersetzen 237. Dies trifft
weitgehend auch auf Pergamon zu, wenngleich W. Brandes den siedlungsarchäologischen Befund
seinerzeit noch falsch beurteilte und von einer vollständigen Verödung des Burgberges und des
früheren Wohnstadtbereiches bereits im 7. Jh. ausging238.
Dennoch können wir Pergamon in dieser Zeit nicht auf einen reinen Truppenstandort reduzieren, sondern haben vielfältige archäologische Hinweise auf die Existenz einer kleinen,
reduzierten Siedelgemeinschaft von komplexer Struktur zu berücksichtigen.
T. O. – A. P.
235
236
237
238
Kritisch dazu Rheidt 1991, 245–246; die erhaltene Quelle des Chronicon Maroniticum (Brooks 1904, 73 –74) dürfte
jedoch im Kern auf konkrete Kampfhandlungen zur fraglichen Zeit an der kleinasiatischen Westküste zu beziehen
sein; vgl. Brandes 1989, 51.
Curta 2001, 189–190.
Zusammenfassend Brandes 1989; vgl. Angold 1985, 1–33, v. a. 3 –10, mit einer richtigen Darstellung der Grundtendenz,
wobei sich die von Arnold angeführten Devastierungshorizonte in den meisten Fällen archäologisch nicht
entsprechend belegen lassen.
Vgl. Brandes 1989, 110 –113. Brandes konnte seinerzeit noch nicht auf die Arbeit K. Rheidts (Rheidt 1991)
zurückgreifen, die den Kenntnisstand in dieser Hinsicht erheblich verbessert hat.
406
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istmitt
Zusammenfassung: In Pergamon wurde während der Grabungskampagne 2006 bei der Freilegung eines antiken Straßenverlaufs eine frühbyzantinische Bestattung entdeckt, die in den
Abwasserkanal unter der Straße eingebracht war.
Es handelt sich um das bislang einzig bekannte beigabenführende Grab frühbyzantinischer
Zeit aus Pergamon. Die Trachtbestandteile und Waffen, die auf einen Krieger deuten, werfen
Fragen zur Herkunft und zum Lebensumfeld des Bestatteten auf. Die anthropologische Untersuchung weist auf ein 18–22-jähriges männliches Individuum und kann den mutmaßlich gewaltsamen Tod des Bestatteten rekonstruieren. Aufgrund der archäologisch gesicherten Datierung
des Grabes in das frühe 7. Jh. liegt als Ursache eine der kriegerischen Auseinandersetzungen im
Zuge der Arabereinfälle in das Byzantinische Reich nahe.
Eine Isotopen-Analyse der Zähne und Knochen gibt wichtige Hinweise auf die Lebensumwelt
und mögliche Herkunft des Bestatteten, die den archäologischen Befund wesentlich ergänzen.
An Early Byzantine Armed Burial from Pergamon
Interpretations Suggested by Archaeological and Archaeometric Analysis
Abstract: Excavation of an ancient street during the 2006 excavation campaign brought to light
an early Byzantine burial placed in the drain under the street.
This is the only early Byzantine armed burial from Pergamon known so far. The weaponry
and accessories, which indicate that the deceased was a warrior, pose questions concerning his
origin and social environment. Anthropological analysis reveals the buried individual to be a
male aged 18–22 and can reconstruct his presumably violent death. Given the archaeologically
assured dating of the burial within the early seventh century A. D., it seems likely that his death
occurred during conflict in the course of the Arab incursions into the Byzantine Empire.
Significantly enhancing the archaeological findings, an analysis of strontium and oxygen
isotopes from the bones and teeth of the deceased has provided important information about
his possible geographical and social background.
Pergamon’da Erken B"zans Dönem"’ne a"t gömüt armağani olarak s"lah bulunduran mezar. Arkeoloj" ve fen b"l"mler" açisindan yorumlama olanaklari
Özet: 2006 yılı Pergamon kazı çalışmaları sırasında, antik döneme ait bir caddenin ortaya çıkarılması çalışmalarında, caddenin altında atık su kanalına gömülü olan Erken Bizans Dönemi
mezarı ortaya çıkarılmıştır.
Şimdiye kadar Pergamon’da Erken Bizans Dönemi’ne ait gömüt armağanı içeren tek mezardır.
Bir savaşçı olduğunu gösteren elbise parçaları ve silahlar, mezar sahibinin kökeni ve yaşam çevresi
üzerine bilgiler vermektedir. Antropoloji araştırması, bu kişinin 18–22 yaşlarında erkek bir şahıs
olduğunu göstermiş olup, kişinin öldürülmüş olma olasılığı üzerine de bilgi vermiştir. Mezarın
arkeolojik açıdan, kesin olarak 7. yüzyılın başlarına tarihlenmiş olmasından yola çıkılarak, bu
olayın Araplar’ın Bizans İmparatorluğu’na saldırılarıyla ilişkilendirilmesi akla yatkındır.
Diş ve kemiklerin stronsiyum-izotop analizi, bireyin yaşam çevresi ve olası kökeni hakkında
önemli ipuçları vermekte olup, arkeolojik bulguları büyük ölçüde tamamlamaktadır.
61, 2011
frübyzantinisches waffengrab aus pergamon
407
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INHALT
Meltem Doğan-Alparslan – Metin Alparslan, Wohnsitze und Hauptstädte
der hethitischen Könige . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
Serdar Aybek – Boris Dreyer, Eine wehrhafte Stadt in späthellenistisch-römischer Zeit.
Die Katapult-Arsenale der Stadt Metropolis (Ionien) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205
Burkhard Emme, Zur Rekonstruktion der kaiserzeitlichen Halle am Nordmarkt
in Milet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219
Akın Ersoy – Sarp Alatepel, Der Hafen von Smyrna:
Die Sondierungsgrabungen in Kemeraltı und ihre Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
Sevinç Günel, Ein Terrakotta-Modell aus Çine-Tepecik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Dieter Hertel, Das vorklassische Pergamon und sein Siedlungsprofil . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
Ergün Lafli – Eva Christof, Der kaiserzeitliche Tempel von Asartepe/Kimistene in der
Chora des paphlagonischen Hadrianopolis – Ergebnisse der Prospektion von 2005 . . . . . 233
Felix Pirson – Sarah Japp – Ute Kelp – Jan Nováček – Michael Schultz –
Verena Stappmanns – Wolf-Rüdiger Teegen – Alexandra Wirsching,
Der Tumulus auf dem İlyastepe und die pergamenischen Grabhügel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
Inge Uytterhoeven, Baden im ›westlichen Stil‹. Private Badeanlagen im römischen
und spätantiken Kleinasien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287
Thomas Otten – Jane Evans – Angela Lamb – Gundula Müldner – Andrea Pirson –
Wolf-Rüdiger Teegen, Ein frühbyzantinisches Waffengrab aus Pergamon.
Interpretationsmöglichkeiten aus archäologischer und naturwissenschaftlicher Sicht . . . . 347
KURZMITTEILUNG
Philipp Niewöhner – Walter Prochaska, Konstantinopolitanisches Formenrepertoire
in Mazedonien. Zur Bischofskirche von Stobi und den Marmorbrüchen von Prilep . . . . . 433
Anja Slawisch, Aus unruhigen Zeiten: Die ›Ächtungsinschrift‹ aus Milet,
ein Erlass aus dem frühesten 5. Jahrhundert v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425
4
INHALTSVERZEICHNIS
istmitt
Anschriften der Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 441
Hinweise für Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443
5
TABLE OF CONTENTS
Meltem Doğan-Alparslan – Metin Alparslan, Royal Seats and Capital Cities
of the Hittite Kings . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
Serdar Aybek – Boris Dreyer, A Fortified City in the Late Hellenistic – Roman Period
The Catapult Arsenals of the City of Metropolis (Ionia) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205
Burkhard Emme, The Reconstruction of the Imperial-era North Market in Miletus . . . . 219
Akın Ersoy – Sarp Alatepel, The Harbor of Smyrna: The Trial Excavations
in Kemeraltı and their Evaluation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
Sevinç Günel, A Terracotta Model from Çine-Tepecik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Dieter Hertel, Pre-classical Pergamon and its Settlement Profile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
Ergün Lafli – Eva Christof, The Imperial-era Temple of Asartepe/Kimistene in the
Chora of Hadrianopolis in Paphlagonia – Results of the Prospection of 2005 . . . . . . . . . . 233
Felix Pirson – Sarah Japp – Ute Kelp – Jan Nováček – Michael Schultz –
Verena Stappmanns – Wolf-Rüdiger Teegen – Alexandra Wirsching,
The Tumulus on İlyastepe and the Pergamene Burial Mounds . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
Inge Uytterhoeven, Bathing in a ›Western Style‹. Private Bath Complexes
in Roman and Late Antique Asia Minor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287
Thomas Otten – Jane Evans – Angela Lamb – Gundula Müldner – Andrea Pirson –
Wolf-Rüdiger Teegen, An Early Byzantine Armed Burial from Pergamon
Interpretations Suggested by Archaeological and Archaeometric Analysis . . . . . . . . . . . . . 347
NOTE
Philipp Niewöhner – Walter Prochaska, Constantinopolitan Formal Repertoire
in Macedonia. The Episcopal Basilica of Stobi and the Marble Quarries of Prilep . . . . . . . 433
Anja Slawisch, From Turbulent Times: The ›Banishment Decree‹ from Miletos,
an Inscription of the Earliest 5th Century BC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425
6
TABLE OF CONTENTS
istmitt
Adresses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 441
Information for authors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443