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G. M. Vischer, Topographia Ducatus Stiriae, Graz 1681 SchloSS hanfelden einSt & Jetzt 4. Jahrgang auSgabe 4/2023 Schnitt: M. Aigner 2023 Grafik: B. Wimmer 2023 hrSg: interdiSziplinärer arbeitSkreiS SchloSS hanfelden / unterzeiring Inhalt Die Dachwerke von Schloss Hanfelden (M. Aigner) 03 Eine frühneuzeitliche Halde von Küchenabfällen im Schloss Hanfelden (S. Karl) Mit einem Beitrag von B. Wimmer und R. Irovec 33 Ein Kreuzanhänger mit Christusdarstellung aus dem Schloss Hanfelden (M. Sulzer) 41 Einsatz von Photogrammetrie und terrestrischem Laserscanning zur Erfassung oberflächlicher Verwitterungsschäden an der Fassade des Schlosses Hanfelden (W. Sulzer et al.) 43 Die römische Straßenstation Viscellis in Unterzeiring (P. Bayer) 53 Zur Geschichte der Sammlung Hußlik-Kneißl, Enzersdorf bei Pöls (R. Fürhacker) 57 Literaturverzeichnis 72 Vom „Interdisziplinären Arbeitskreis Hanfelden“ zum „Arbeitskreis Schloss Hanfelden plus“ (R. Fürhacker und W. Sulzer) 76 Die Dachwerke von Schloss Hanfelden Martin Aigner Schlagworte: Hanfelden, Bauforschung, historische Dachwerke, Spätmittelalter, Österreich Abstract In Hanfelden hat sich nicht nur ein fast unveränderter Wohnbau aus der Zeit um 1500 erhalten, auch die gesamte Dachkonstruktion stammt, bis auf wenige Ausbesserungen, aus der Erbauungszeit. Durch die Analyse der Dachkonstruktion sowie deren dendrochronologischer Beprobung lassen sich daher wichtige Rückschlüsse auf den Bauablauf gewinnen, der 1498 mit dem Wiederaufbau eines beschädigten Turmes begann. In mehreren, kurz aufeinanderfolgenden Bauetappen wurden entgegen dem Uhrzeigersinn Trakte angebaut, bis um 1530 ein Vierflügelbau um einen rechteckigen Hof vollendet war. Auffällig ist, dass es zwar einen Gesamtplan für den Ausbau gegeben haben muss, aber immer wieder nur wenige Jahre alte Teile des Dachwerks abgebrochen und umgebaut wurden, weil sie nicht zur nächsten Bauetappe passten. Durch die große Menge an Dendrodaten (über 90 nur im Bereich der Dachwerke) konnte festgestellt werden, dass nicht ausschließlich saftfrisches Holz, sondern auch Restholz aus der letzten Bauetappe verwendet wurde. Weiters wurde bei Ausbesserungen Altholz verwendet, das älter ist als das Gebäude selbst und daher aus anderen Gebäuden stammen muss. Einleitung Pläne 20 Jahre nach meiner ersten Bauuntersuchung von Schloss Hanfelden1 habe ich die Gelegenheit mich nun intensiv mit einem Teilaspekt, nämlich dem Dachwerk des Gebäudes zu beschäftigen. Die Bedingungen sind denkbar günstig, weil im Rahmen einer mehrjährigen Forschungskampagne durch das Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie Wien zahlreiche Untersuchungen vorgenommen wurden, das Dachwerk dabei aber nicht detailliert behandelt wurde.2 Insbesondere stehen die Ergebnisse der dendrochronologischen Untersuchung zur Verfügung, bei der über 300 Proben genommen wurden, von denen etwa 90 aus dem Dachstuhl stammen.3 Einen wahren Luxus für den Bauforscher stellt es dar, dass die Ergebnisse der dendrochronologischen Untersuchung mittels Schildern an den Balken des Dachwerks angebracht wurden und ich mich so durch ein mit Jahreszahlen beschriftetes Bauwerk bewegen konnte. Zur Erfassung der teilweise ineinander verschränkten Dachwerke hat sich die Erstellung eines Grundrisses als sinnvoll erwiesen, in dem die einzelnen Bauabschnitte farblich abgesetzt dargestellt werden (Abb.1). Dabei wurde nur die unterste Balkenebene erfasst, also Bundtrame, Mauerbänke, Stuhlwände und die Sparrenfußpunkte. Die Schnittebene liegt daher knapp oberhalb der Bundtrame. Da die Sparren üblicherweise senkrecht über den Bundtramen liegen, konnte auf deren Darstellung im Grundriss verzichtet werden. In den wenigen Fällen wo das nicht so ist, wurden die versetzten Sparren als punktierte Linie dargestellt. Offensichtlich rezente statische Ausbesserungen und Ergänzungen sind im Plan nicht berücksichtigt. Der Grundriss wurde vor Ort im Maßstab 1:33 1/3 gezeichnet und dann auf ein Computermodell übertragen. Da Hanfelden in einem 45 Grad Winkel zu den Himmelsrichtungen angeordnet ist, wird in diesem Text zur Vereinfachung ein Ideal-Nord verwendet, das auf den Plänen immer links liegt. 1 Aigner 2002, 5-20. 2 Theune 2018, 9-16; Theune/Winkelbauer 2019; Winkelbauer 2021; Bizzarri 2021. 3 Dendrochronologische Altersbestimmung - Unterzeiring, Schloss Hanfelden durch die Universität für Bodenkultur, Di. Dr. Michael Grabner, 2019-2023. 3 Abb. 1: Übersichtsplan über die Dachwerke von Schloss Hanfelden: Wohnturm orange, Nordwest-Trakt lila, Westtrakt hellblau, Südtrakt rot, Osttrakt grün (Plandarstellung: M. Aigner 2023). 4 Die Gespärre und Mauerbänke sind im Plan nummeriert. Da das Gebäude ausgehend vom Wohnturm in mehreren gegen den Uhrzeigersinn verlaufenden Bauphasen erweitert wurde, sind auch die Gespärre in jedem Dachwerk gegen den Uhrzeigersinn durchnummeriert. Die Mauerbänke sind mit aufsteigender Buchstabenfolge, beginnend mit A an der Gebäudeaußenseite bezeichnet. Zusätzlich wurde von jedem Bauteil ein Gespärre im Schnitt gezeichnet. ner vollen Tiefe in eine entsprechende Aussparung (Sasse) im anderen Holz passt. An der Abbundseite haben beide Hölzer dasselbe Niveau (Abb 2). Das Schwalbenschwanzblatt oder Weißschwanzblatt kann hauptsächlich Drucklasten aufnehmen, für die Ableitung von Zuglasten ist es kaum geeignet.5 Die Kraftableitung verläuft fast ausschließlich über die auf Druck belastbare, neben dem Blatt verbliebene Stirnfläche des Balkens. Das Blatt selbst dient hauptsächlich zur Positionierung und Fixierung der Druckflächen. In Hanfelden findet man das Weißschwanzblatt an der Verbindung Sparren-Kehlbalken, Dendrodaten Sparren-Sparrenknecht, Sparrenknecht-Bundtram Während der Grundrissplan bestenfalls relativchro- und Stuhlsäule-Strebe. nologische Schlüsse auf den Bauablauf erlaubt, Ein Vorteil des Blattes gegenüber der Zapfenkann „das Wunder der Dendrochronologie“ für verbindung ist, dass es im Bauablauf auch jedes beprobte Bauholz ein absolutes Fälldatum nachträglich von der Seite in das schon aufangeben. Daraus ergibt sich eine eng gefasste Datie- gerichtete Gespärre eingesetzt werden kann. rung für jeden einzelnen Bauteil. Die große Anzahl an Proben gewährt hier eine gewisse Sicherheit und die Zapfenverbindungen werden in Hanfelden vor allem Möglichkeit völlig aus der Reihe fallende Datierung am Sparrenfuß eingesetzt, der mit abgestirntem als Ausnahmen einzuordnen und Erklärungsansätze Zapfen in den Bundtram eingezapft ist. Dazu wird für die Abweichung zu suchen. Die Gefahr, ein ganzes aus dem Sparrenende ein Zapfen von etwa 1/3 der Gebäude an einer einzigen Dendrodatierung aufhän- Balkenbreite herausgearbeitet. Die Lastabtragung erfolgt über den Druckkontakt zwischen der Zapfengen zu müssen, bestand also in keinster Weise. Die Proben sind im Text in der Formatierung stirnfläche und der Stirnfläche des Zapfenlochs. Bei (#Probennummer, Jahr, WK = Waldkante/oWK= ohne Vorholzlängen (also der Distanz zwischen Zapfenloch und Bundtramende) unter 20 cm besteht die Waldkante) angegeben, also etwa (#24, 1498, WK). Gefahr, dass der längs der Faser belastete Bundtram abschert.6 Zimmermannsmäßige Verbindungen In Hanfelden ist die Vorholzlänge durchwegs unter Unter zimmermannsmäßigen Verbindungen versteht diesem Limit, zusätzlich ist unterhalb des Zapfenman Verbindungen aus Hölzern die ohne Zuhilfe- lochs noch ein Schwalbenschwanz herausgearbeitet. nahme anderer Materialien auskommen. Bis Ende Trotzdem sind aber keine entsprechenden Schäden des 19. Jahrhunderts waren sie die einzige, oder zu beobachten. zumindest bevorzugte Methode Bauhölzer miteinanDie Kammverbindung verbindet zwei liegende über der zu verbinden um damit Tragwerke zu bauen.4 Der generelle Nachteil zimmermannsmäßiger Verbin- Kreuz gelegte Balken. Dazu werden Aussparungen in dungen besteht darin, dass sie große Querschnitts- beide Balken eingeschnitten, die zusammen weniger minderungen erfordern. Endet z.B. ein Sparren von hoch sind als der Balkenquerschnitt, wodurch die 15 x 15 cm in einem Zapfen, so ist dessen auf Druck beiden Balken an der Abbundseite nicht dasselbe belastete Stirn nur noch etwa 5 cm breit. Generell Niveau haben. sind zimmermannsmäßige Verbindungen besser zur In Hanfelden finden sich Kammverbindungen hauptAbleitung von Drucklasten geeignet, als für Zuglas- sächlich als Überkämmung der Bundträme auf die Mauerbank. Dabei wird ein Schwalbenschwanzten. kamm verwendet, bei dem an der Unterseite des Bei der Verblattung wird am üblicherweise schwä- Bundtrams ein sich zum Balkenende hin verbreicheren Holz ein dünnes Blatt geschaffen, das in sei- terndes Dreieck herausgearbeitet wird, das in eine 4 Meisel 2025, 75. 5 Meisel 2015, 108. 6 Müller 2016, 21. 5 Abb. 2: Zimmermannsmäßige Verbindungen an einem Sparrenfuß im Westtrakt (Explosionszeichnung: M. Aigner 2023). Dreieck, gebildet aus Bundtram als Dreiecksbasis und zwei am First miteinander verbundenen Sparren als Schenkel. Die Dachlast tendiert dazu, das Dreieck an der Basis auseinanderzudrücken, was vor allem durch den auf Zug belasteten Bundtram, in den die Sparren mit einem Zapfen eingebunden sind, verhindert wird. Das Sparrendreieck wird daher in der Regel durch weitere Bauteile zusätzlich ausgesteift: Der Sparrenknecht ist ein senkrechter Balken, der Grundprinzip des Sparrendaches den Sparren im unteren Drittel mit dem Bundtram verbindet. Der etwa auf halber Höhe des SparrenIn Hanfelden werden ausschließlich Sparrendächer dreiecks angebrachte Kehlbalken ist ein waagrechverwendet. Beim Sparrendach wird die Dachlast ter Balken der hauptsächlich auf Druck belastbar ist durch eine Reihe von parallel zueinanderstehenden und die Sparren gegenseitig abstützt. So können die formstabilen Dreiecken, den sogenannten GespärWindlast und andere einseitige Durchbiegungen des ren, direkt auf die traufseitigen Außenseiten des Sparrens (etwa durch ungleiche Schneelasten) auf Gebäudes abgeleitet (Abb.3). beide Sparren aufgeteilt werden.8 Solange das Sparrendreieck in sich stabil ist, entsteKreuzstreben verbinden die beiden Sparren in Form hen keine Schubkräfte auf die Gebäudemauern, denn eines Andreaskreuzes. Die Sparren sind auf die alle Kräfte werden senkrecht nach unten abgeleitet. Mauerbänke aufgekämmt, die direkt auf dem traufDas Gespärre ist in seiner einfachsten Form ein seitigen Mauerwerk des Gebäudes liegen und so entsprechende Sasse in der Mauerbank passt. Diese Verbindung kombiniert den auf Druck belastbaren Vollkamm mit dem auf Zug belastbaren Schwalbenschwanz (Abb.2). Der an vielen Holzverbindungen angebrachte Holznagel dient ausschließlich zur Lagesicherung der Verbindung und kann selbst keine großen Lasten aufnehmen.7 7 Meisel 2015, 104. 8 Meisel 2015, 30. 6 Abb. 3: Bezeichnung der Bestandteile des Sparrendachs mit Walm im Westtrakt (Schrägriss: M. Aigner 2023). die Last der einzelnen Sparren gleichmäßig auf die Außenmauern verteilen, um Punktlasten zu vermeiden. Der Walm ist eine dreieckige, nach innen gekippte Dachfläche an der Schmalseite des Gebäudes. Die Gratsparren laufen von der Gebäudeecke zum First. Als Schifter werden Balken bezeichnet, die am Walm nicht bis zum First laufen, sondern nur bis zu den Gratsparren. An dem Gespärre an dem der Walm anliegt wird oft noch ein zusätzlicher Kehlbalken angebracht, der als Hahnenbalken bezeichnet wird. Von der Mitte des Hahnenbalkens führt eine senkrechte Strebe, der sogenannte Kaiserstiehl, zum First um die Auflagefläche für die diversen Walmhölzer zu vergrößern. Der Wohnturm in der Mitte der Nordfassade ist der älteste und mit einer Fläche von etwa 10,40 x 10,40 m der mit Abstand breiteste Bauteil von Schloss Hanfelden. Das etwa 7 m hohe Dach des ursprünglich freistehenden Gebäudes erforderte die aufwändige Dachkonstruktion eines Sparrendachs mit drei Kehlbalkenebenen und doppelt stehendem Stuhl. Durch den beidseitigen Vollwalm reduzierte sich die Firstlänge auf knapp 6 m, weshalb das Dachwerk nur 5 Gespärre aufweist (Abb. 4). An der Traufe war eine umlaufende, leicht auskragende Schildwand mit Schießscharten integriert. Schildwand Die Schildwand ist eine im späten 15. Jahrhundert in Mode gekommene Verteidigungseinrichtung aus unterhalb der Dachtraufe liegenden Holzbalken, in die Schießscharten für Feuerwaffen integriert waren.9 Mit einer Schildwand konnten auch nicht militärische Gebäude wie Kirchen, Kirchhofmauern oder Wohnschlösser mit einer bedingten Wehrhaf- Wohnturm Spannweite: 10,40 m Länge: 10,40 m Höhe: 6,95 m 9 Ein gut datiertes Beispiel (1495) findet sich im Torturm von Schloss Pöggstall/NÖ, siehe Aichinger-Rosenberger 2017, 74-75. 7 Abb. 4: Grundriss Dachwerk über dem Wohnturm, Bauphase 1499 orange (Grundriss: M. Aigner 2023). tigkeit ausgerüstet werden10, allerdings erforderte Die Schildwand besteht also aus zwei übereinanderder Einbau einer Schildwand meist einen kompletten gestapelten Holzbalken von etwa 17x 21 cm. An jeder Gebäudeseite waren 4 Scharten angebracht, die je Neubau des Dachwerks. zur Hälfte aus jedem der beiden Balken geschnitIn Hanfelden war die Schildwand an allen 4 Seiten ten sind. Sie haben innen eine Breite von 26 cm und des Wohnturmes knapp unterhalb der Dachtraufe verjüngen sich nach außen bis auf 7 cm (Abb. 6). mit einem Abstand von 50 cm zur Außenmauer des Durch die Auskragung der Schildwand entstand Gebäudes angebracht. zwischen Mauer und Schildwand über die gesamte Sie liegt auf einer untersten Balkenebene auf, die Gebäudelänge ein etwa 30 cm breite „Wurfspalte“, heute im Dachraum kaum sichtbar ist, weil sie von der die wohl für eine Wehrfunktion (Sehen, Schießen, Estrichschicht überdeckt wird. Auf jeder Gebäudeseite Werfen) genutzt wurde. Diese ist heute mit einem kragen 3 Balken 50 cm weit über die Gebäudeflucht von unten angenagelten Abdeckbrett verschlossen. vor und werden an ihrem Kopfende von dem unteren Da der Sparrenfußpunkt direkt an der Innenseite Balken der Schildwand überkämmt (Abb. 5). der Schildwand liegt, würden die Scharten durch die Auch die Mauerbänke des Dachwerks überkämmen Dachhaut verdeckt werden. Hier sorgen die Dachdiese untere Balkenebene und werden ihrerseits latten mit etwa 10 cm Durchmesser dafür, dass die von den ebenfalls auskragenden Bundtramen über- Dachhaut gerade noch an der Oberkante des oberen kämmt. Der obere Balken der Schildwand überkämmt Schildwandbalkens endet. Es gab hier also keinerwiederum die Bundtrame. Dadurch entsteht ein drei- lei Dachüberstand, der das ohnehin schon mäßige lagiger sehr massiver und starrer Rahmen, der den Schussfeld weiter eingeschränkt hätte. über die Mauerflucht auskragenden Holzkranz der Schildwand sowie das Sparrendach trägt. 10 Zur Wehrkirche Diex in Kärnten siehe Kafka 1957, 390-408. 8 Abb. 5: Konstruktionsdetail der Schildwand (Schnitt: M. Aigner 2023). Abb. 6: Scharte in der Schildwand (Foto: M. Aigner 2023). Die Scharten liegen heute nur wenige cm über dem Dachestrich, sind so also gar nicht oder zumindest nur schwer verwendbar. In zeitgleichen Vergleichsbeispielen wie Schloss Goldegg/SBG (um 1530) oder Schloss Grades/KTN kragt die Schildwand auf einem etwa 1 m hohen Kniestock aus und die Dachlinie kreuzt die Außenwand etwa 2 m über dem Fußbodenniveau, wodurch ein hoher Gang entsteht auf dem man sich problemlos entlang der Schildwand bewegen kann.11 Das Problem der die Scharten verdeckenden Dachhaut wurde gelöst, indem die Schildwand oberhalb der Scharten um einen dritten Balken erhöht wurde wodurch sich der Abstand zur Dachtraufe erhöht. In Hanfelden dagegen sitzt die gesamte Dachkonstruktion gute 2 m tiefer als in Goldegg und Grades. Daher kann man hier bestenfalls liegend schießen und auch die Bewegung von einer Scharte zur anderen ist nur erschwert möglich. Aber auch für diese wenig ergonomische Variante gibt es Vergleichsbeispiele, etwa auf dem ehemaligen Wohnturm der Festenburg/ STMK, bei dem aber die oberste Geschoßdecke beim Umbau vom Wohnturm zur Kirche nachträglich angehoben wurde.12 So wäre auch in Hanfelden zu prüfen, ob zu einem Zeitpunkt als die Schildwand nicht mehr benötigt wurde, die Decke über dem 2.Obergeschoß unter Wiederverwendung der originalen, auf 1498 dendrodatierten Deckenbalken angehoben wurde. Heute ist die Schildwand nur noch an der Nordseite in vollem Umfang erhalten. An der Hofseite, wo nach- träglich mit Anschieblingen ein größerer Dachüberstand geschaffen wurde, musste der obere Balken der Schildwand entfernt werden. An der Westseite fehlt die Schildwand heute zur Gänze, an der Ostseite ist nur die obere Hälfte erhalten. Gespärre Wegen der oben beschriebenen Schildmauer hat das Dachwerk über dem Wohnturm als einziger Bauteil in Hanfelden einen Dachüberstand von etwa 50 cm. Die Auflagepunkte des Sparrenfußes liegen also nicht über der Mauerbank, sondern auf der Auskragung des Bundtrams zwischen Mauerbank und Schildwand, wo die Sparren mit schrägem Zapfen eingezapft sind (Abb. 5). Die Gespärre haben drei Kehlbalkenlagen: Der unterste Kehlbalken ist in einer Höhe von 2,7m (über der Unterkante Bundtram) mit Weißschwanz an die Sparren angeblattet und wird von den beiden Stuhlwänden unterstellt (Abb. 7). Der mittlere Kehlbalken liegt in einer Höhe von 4,5 m, der oberste in 5,8 m also ca. 1 m unterhalb des Firsts. An der Oberseite des untersten Kehlbalkens sind schräge Sparrenknechte angeblattet, die knapp unterhalb des mittleren Kehlbalkens mit dem Sparren verblattet sind. Schräge Sparrenknechte finden sich schon an den wenigen erhaltenen romanischen Dachwerken, etwa an der Johanneskapelle in Pürgg 11 zu Goldegg siehe Schlegel 1941, 193-202. 12 Mayrhofer 2022, 45. 9 Abb. 7: Wohnturm Gespärre 3, Schnitt gegen Westen (Schnitt: M. Aigner 2023). /STMK, haben aber eine Laufzeit bis in das späte 15. Jahrhundert.13 Die Gespärre 1 und 5, an denen der Ost- und Westwalm anschließen, haben zusätzlich noch einen Kaiserstiel, der an der Ostseite, wo der Walm vollständig aber ohne Dachhaut erhalten ist, noch vorhanden ist. An der Westseite, wo der Walm bei der Erweiterung um 1504 abgetragen wurde, ist er anhand der leeren Sasse rekonstruierbar. Die Gespärre 2 und 4 haben an Stelle des durchgehenden Bundtrams nur kurze Stichbalken zwischen der auskragenden Schildwand und der Mauerbank. Am Gespärre 3, das in der Gebäudemitte liegt, wurde der Bundtram mit einem zweiten Balken verstärkt, der die Stuhlschwellen überkämmt und an den Enden in den dreieckigen Zwickel zwischen Bundtram und Sparren eingepasst wurde (#301, 1497 WK). Der Balken besteht aus zwei Teilen, die in der Mitte mit geradem Blatt verbunden sind. Möglich wäre ein Zusammenhang mit der auf diesem Balken stehenden Göpelwinde. Stuhlwand Als einziges Dachwerk von Hanfelden verfügt der Wohnturm über einen doppelt stehenden Stuhl. Zwei identisch ausgeführte Stuhlwände stehen firstparallel mit einer Schwelle direkt auf den Bundtramen. Zwei Stuhlsäulen, jede gestützt von einem Steigband und einer Kopfstrebe tragen den Stuhlrähm, auf dem die untere Kehlbalkenreihe aufliegt (Abb. 20). Die Stuhlwand hat keinerlei firstnormale Aussteifungen. Wichtig zum Verständnis eines Sparrendaches ist, dass der Stuhl nur den Kehlbalken unterstellt, aber nicht die Sparren trägt. Er dient also in erster Linie der Längsaussteifung des Daches und nicht der Ableitung der Dachlast.14 13 Fuchsberger 2020, 115. 14 Meisel 2015, 27. 10 Walm eine stabile Arbeitsplattform für die Zimmerleute entsteht. Dann werden die Sparren in den Bundtram An der Ost- und Westseite lag ursprünglich jeweils eingezapft, am First mit einem Scherzapfen verbunein etwa 70 Grad steiler Vollwalm auf der auskra- den und an den auf der Stuhlwand liegenden Kehlbalgenden Schildwand auf, der heute von außen nicht ken angeblattet. Die Blattverbindung hat gegenüber mehr sichtbar, aber am Tragwerk des Daches noch der Zapfenverbindung den wesentlichen Vorteil, dass klar nachweisbar ist: Das Tragwerk des Ost-Walms ist man die Kehlbalken und Streben von der Seite in das noch zur Gänze erhalten, beim Anbau des Osttrak- schon stehende Gespärre einsetzen kann. Folglich tes wurde nur die Dachhaut (Lattung und Deckung) wurden der mittlere und obere Kehlbalken, sowie entfernt. Der West-Walm dagegen wurde nur 4 Jahre die Sparrenknechte wahrscheinlich erst nachträglich nach seiner Errichtung beim Anbau des Nordwest- montiert.15 Traktes abgebrochen. Winde Dachlattung Obwohl die Dachlatten nicht dendrodatiert werden konnten, lässt sich sagen, dass ein guter Teil davon noch aus der Bauzeit um 1500 stammt, denn an der nördlichen Dachfläche enden die Dachlatten genau am Gratsparren des ursprünglichen östlichen Walms. Das Dach des um 1525 angebauten Osttraktes hat zwar genau dieselbe Neigung wie die nördliche Dachfläche des Wohnturms, jedoch sind die Dachlatten an der Schnittstelle der beiden Dachwerke gestückelt. Das macht nur Sinn, wenn 1525 auf eine schon bestehende Dachlattung Rücksicht genommen wurde. Diese originalen Dachlatten aus 1499/1500 sind nur grob glattgehackte Rundlinge, von etwa 10 cm Durchmesser. Spätere Ergänzungen und Ausbesserungen sind deutlich schwächer dimensioniert und kantiger im Querschnitt. An der Hofseite wurde die Dachtraufe mit Aufschieblingen, die etwa auf Höhe des ersten Kehlbalkens ansetzten, nach außen verschoben. Hier liegen die jüngeren, gesägten Dachlatten also nicht direkt an den Sparren, sondern an den Aufschieblingen auf. In der Mittelachse des Gebäudes, aber etwa 1m nach Süden versetzt, steht eine Göpelwinde für einen Lastenaufzug, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll. Datierung Die Dendrodaten für das gesamte Dachwerk über dem Wohnturm liegen zwischen 1497 und 1499. Als Baujahr kann folglich das Erste, dem letzten Jahresring folgende Jahr, also 1500 angenommen werden. Das ist unmittelbar nach der Deckenkonstruktion über dem 2. Obergeschoß, die Dendrodaten von 1497 bis 1498 aufweist Nord-Westtrakt Spannweite: 11,88 m Länge: ca. 7,50 m Höhe: ca. 6, 90 m Der Nord-West-Trakt wurde als zweite Bauphase nur wenige Jahre nach dem Wiederaufbau des Wohnturms errichtet und mit dem Turm unter einem Bauablauf gemeinsamen Walmdach zusammengefasst. Stuhlwände haben neben ihrer statischen Funk- Dabei wurde nach nur 4 Jahren der westseitige Walm tion auch den Vorteil, dass während der Errichtung des Wohnturms wieder abgebrochen und die Firstlieine Hilfskonstruktion zur Verfügung steht, die das nie um 3 Gespärre nach Westen verlängert, wo das Aufrichten großer Dachwerke wesentlich erleichtert. Dach wieder mit einem steilen Walm endete (Abb. 8). Das Aufrichten ganzer Gespärre stößt bei sehr hohen Dachwerken bald an die Grenzen des Möglichen. Konstruktionsprinzip Daher wurde der Stuhl auch als Hilfskonstruktion während des Baus eingesetzt. Für das Dachwerk über dem Nordwest-Trakt wurde So werden zuerst die Bundtrame verlegt, dann die keine Konstruktion aus dem Lehrbuch verwendet wie beiden Stuhlwände errichtet und die unterste Kehl- in den anderen Teilen des Schlosses, sondern eine balkenlage auf den Stuhlrähm gelegt, wodurch eher unorthodoxe Konstruktion. Der Grund dürfte 15 Meisel 2015, 32-34. 11 Abb. 8: Grundriss Dachwerk über dem Nordwest-Trakt: Bauphase 1503 untere Ebene hell-lila, obere Ebene (Stuhlwand und darüber) dunkel-lila, Umbauten von 1727 braun. (Grundriss: M. Aigner 2023). in den ungewöhnlichen Proportionen liegen. Die Erweiterung war in Firstrichtung nur 6,5 Meter lang, wovon etwa die Hälfte als Walm ausgebildet wurde, aber wegen der auskragenden Nordfassade 12 Meter breit. Folglich hat man die Mauerbänke, auf denen die Sparrenfüße stehen, mit zwei im rechten Winkel zum First stehenden Stuhlwänden um etwa 1,5 m aufgeständert (Abb. 9). Auf einem Raster aus Schwellen und Mauerbänken stehen 2 Stuhlwände nicht parallel zur Firstlinie, wie das üblich wäre, sondern im rechten Winkel dazu. Diese sind auf Höhe des Stuhlrähms mit massiven Balken überkämmt, welche die Funktion einer aufgeständerten Mauerbank haben, weil auf ihnen die Gespärre aufliegen. Walm an der Westseite im Bereich des westlichen Walms eine etwas andere Konstruktion, als sie heute existiert (Abb. 10). Bei Vischer liegt über Wohnturm und Nordwest-Trakt ein durchgehendes Satteldach mit westseitigem Walm, an das ein etwas niedrigeres Satteldach über dem Westtrakt anschließt. Der Walm des Daches über Wohnturm und Nordwest-Trakt ist steiler als die Neigung des Daches über dem Westtrakt. Heute ist die Neigung des Walms an die Neigung des Daches über dem Westtrakt angepasst, d.h. die Firstlinie des Nordwest-Traktes wurde gekürzt und dadurch die Neigung des Walms reduziert. Der wahrscheinlichste Grund für die Mühe dürfte der Wegfall einer Ichse im Anschluss an den Westtrakt sein, die immer eine Schwachstelle in der Dichtheit des Daches darstellen. Wesentlich für das Verständnis der Dachkonst- Viele der unerklärlichen Eigenheiten des Daches ruktion ist ein Umbau, der auf der Darstellung bei über dem Nordwest-Trakt dürften auf diesen Umbau Vischer aus dem Jahr 1681 erkennbar ist.16 Sie zeigt zurück zu führen sein. 16 Vischer 1681, 158. 12 Abb. 9: Nord-West-Trakt: Stuhl 2 und Gespärre 3. Schnitt gegen Osten. Stuhlwand 2 von 1504 lila, wiederverwendetes Gespärre von 1504 mit Kaiserstil hell-lila, Schleppdach braun, statische Ergänzung grün (Schnitt: M. Aigner 2023). Mauerbänke Schwellen Da die gesamte statische Konstruktion im Vergleich zu einem herkömmlichen Dach um 90 Grad gedreht ist, bezeichne ich hier die Nord-Süd verlaufenden untersten Hölzer als Mauerbänke (Abb. 8). Zwei Mauerbänke sind parallel zu den Gespärren angeordnet, was höchst ungewöhnlich ist. Mauerbank A liegt auf der Westwand des NordwestTraktes auf und ist mit 1499 dendrodatiert (#14, 1499, WK), also gleichzeitig mit dem Wohnturm, aber 3 Jahre älter als die Deckenbalken im 2. Obergeschoß der Erweiterung. Die Mauerbank A wurde 1727, wahrscheinlich wegen Bauschäden, mit einem etwas stärkeren Balken überbaut (#13, 1727 WK), wobei der ältere, beschädigte Balken in situ belassen wurde. Als Mauerbank B wurde die westliche Walmschwelle des Wohnturms aus dem Jahr 1499 verwendet. Sie liegt auf der Innenkante der Westwand des Wohnturms auf. 7 Schwellen liegen in Ost-West-Richtung (also parallel zur Firstlinie) und sind auf die originale (untere) Mauerbank A aufgekämmt und überkämmen die östliche Mauerbank B um etwa einen Meter. Die Erneuerung der Mauerbank A aus dem Jahr 1727 liegt über diesen Schwellen. Schwelle 1 liegt auf der Nordwand auf, die gegenüber der Nordwand des Wohnturms etwa 3 m auskragt und ist wahrscheinlich eine Auswechslung aus dem Jahr 1727. Auf ihr liegt das Schleppdach auf, das diese Auskragung überdacht. Schwelle 2 (#295, 1502+1 WK) und 3 (#294, 1502 WK) sind mit 30 cm Breite deutlich stärker dimensioniert als die Schwellen 4-7 und haben an der Westseite 2 schräge Sassen im Winkel von ca. 45 Grad, die wahrscheinlich als Fundament des heute nicht mehr existierenden Ecktürmchens zu interpretieren sind. Schwelle 4 (#159, 1502 WK) und Schwelle 5 (#157, 1499+mind. 1 o. WK) haben etwa 80 cm vor der Mauerbank A an der Oberseite ein Zapfenloch, wahr- 13 Abb. 10: Vischer’s Ansicht von 1681 mit dem steileren Walm und Ecktürmchen. Rechts der heutige Zustand mit dem abgeflachten Walm über dem Nord-West-Trakt (Stich: G. M. Vischer 1681). scheinlich im Zusammenhang mit dem ursprünglich steileren Walm. Schwelle 7 (von Süden gezählt) liegt direkt an der Grenze zum Dachwerk des Westtraktes auf der Mauerbank A auf (Abb. 11). Die Verbindung zur Mauerbank A lohnt eine nähere Betrachtung, weil sie auch Aufschlüsse zur Baufuge zwischen Nord-West und Westtrakt gibt: Von außen ist zu erkennen, daß die Schwelle die untere Mauerbank A von 1499 nicht überkämmt, sondern stumpf auf der Kammsasse aufliegt, die doppelt so breit ist wie die Schwelle. Der Rest der Kammsasse ist mit einem zweiten Balkenstück „zugestopft“, das von innen als Rest einer Kammverbindung erkennbar ist. Dieser zweite Balken wurde auf Breite der Mauerbank abgeschnitten und um 90 Grad gedreht eingebaut um die Lücke zu schließen. Es scheint also, dass hier ursprünglich eine doppelt so breite Schwelle verbaut war, die zur Aufnahme der Gespärre ausreichend dimensioniert gewesen wäre. Diese wurde dann zu einem unbekannten Zeitpunkt durch den jetzigen, nur 15x15 cm messenden Balken ersetzt. Da die obere Mauerbank von 1727 ebenfalls die breite Kammsasse aufweist, scheint dieser Zeitpunkt nach 1727 zu liegen. Ein weiterer Hinweis auf den Austausch des Balkens ist der Mörtelabdruck in der Westwand, der bei der Errichtung des Westtraktes entstand und nicht zu dem jetzigen Balken passt Die Mauerbank A kragt in diesem Bereich etwa 20-30 cm über die durch eine Baufuge klar definierte südliche Mauerflucht des Zubaus hinaus. Anscheinend wurde auch hier – wie im Osttrakt- die wegen der Schildwand nach außen versetzte Traufkante des Abb. 11: : Baufuge Nordwest-Trakt und Westtrakt von außen gesehen(Umzeichnung: M. Aigner 2023). Wohnturms aufgenommen, jedoch ohne die Funktion einer Schildwand. Die Schwelle 7 wurde an der Hofseite durch den Einbau des Kamins gestört, bzw. dort abgesägt. Zwischen Schwelle 6 und 7 ist an der Westseite ein Wechselbalken angenagelt, der wahrscheinlich zu einem Kragbalken für einen Lastenaufzug gehört, mit dem Lasten in das darunterliegende Geschoß gehoben werden konnten. Dieser ist auf Fotos um 1960 zu sehen. Stuhlwände Drei Stuhlwände unterschiedlicher Bauart stehen in Nord-Südrichtung (also im 90 Grad Winkel zum First und im 90 Grad Winkel zu den beiden Stühlen über dem Wohnturm!!). 14 Stuhlwand 1, mit einer Länge von 7,5 m steht etwa an der Innenkante der Westwand des Wohnturms auf einer Stuhlschwelle, die die Schwellen 3-6 überkämmt. Er steht leicht schräg zur Mauerflucht des Turms, die durch die Mauerbank B definiert ist. Es scheint als wollte man der Nord-Ost-Ecke des erst nach 1512 errichteten Westtraktes ausweichen. Drei senkrechte Stuhlsäulen, die mittlere über der Schwelle 5, die beiden äußeren ohne Bezug zum Schwellenraster, tragen den Stuhlrähm, der auf etwa 1504 datiert ist (#253, 1503+1 WK). Zwei Kopfbänder an der mittleren Säule und jeweils ein Kopfband und ein das Kopfband überkreuzendes Fußband an den beiden äußeren Säulen steifen die Stuhlwand aus. Stuhlwand 2, mit einer Länge von 9,4 m, steht etwa in der Mittelachse des Westtraktes ohne Stuhlschwelle direkt auf den Schwellen 3, 5 und 7. Sie hat ebenfalls drei Säulen, die mit Kopfbändern den mit 1504 datierten Stuhlrähm (#254, 1503+1, WK) tragen (Abb. 9). Bei der südlichen Stuhlsäule fällt auf, dass die Kopfbänder am Rähm mit Weißschwanz verblattet sind, an der Stuhlsäule aber mit einem Hakenblatt mit geschweifter Stirn, einer Detailform die in Hanfelden nur an dieser einen Stelle vorkommt und eher in das 17. Jahrhundert zu datieren ist.17 Im Gegensatz zu Stuhl 1 ist Stuhl 2 zu lang um unter die Dachfläche des Gebäudes zu passen, denn die südliche Stuhlsäule steht schon außerhalb der durch die Sparren definierte Dachfläche (Abb. 9). Stuhl 1 und Stuhl 2 sind auf Höhe des Stuhlrähms mit 4 Querbalken überkämmt die um 1502 datieren (#300, 1502+1 und #16, 1502 WK). Erst auf diesen Balken liegen die Sparrenfüße auf. Die gesamte Konstruktion wird durch die Dendroproben also um 1504 datiert, passt aber nicht unter das Dach von 1504. Eine schlüssige Erklärung für diesen Widerspruch konnte nicht gefunden werden. Der Querschnitt durch Stuhl 2 und Gespärre 3 zeigt, dass die Auflagepunkte des Stuhls genau dort liegen, wo die Sparrenfüße eines „normalen„ Sparrendaches auf die Mauerbank treffen würden (Abb. 9). Warum man sich also die Mühe gemacht hat, die Gespärre auf „zwischengeschaltete“ Stuhlwände zu stellen, bleibt rätselhaft. Ein möglicher Grund wäre, dass 1504 die Westseite des neu errichteten Traktes nicht stabil genug gewesen war um die Mauerbank zu tragen. Stuhl 3 ist nur eine schwache Hilfskonstruktion die etwa 1,5 m innerhalb der Westmauer steht. Sie besteht nur aus einem einzelnen Balken, der die Schwellen 2, 3, und 4 überkämmt und 4 Streben, die ohne Stuhlrähm die Walmschifter abstützen. Gespärre Drei Identische Gespärre verlängern die Firstlinie des Wohnturms gegen Westen. Sie haben 2 Kehlbalkenlagen, die aber nicht mit den Höhen der Gespärre des Wohnturms korrespondieren, keinen Bundtram und keine Fußstreben. Die Dachneigung beträgt etwa 55 Grad. Alle 3 Gespärre stehen ohne Bundtram auf den beiden von den Stuhlwänden aufgeständerten Mauerbänken auf. Gespärre 3, (#252, 1504 WK) das zwischen Hahnenbalken und First den für den Walm typischen Kaiserstil hat, steht nicht im rechten Winkel zur Firstlinie, sondern leicht verdreht. Außerdem steht es nicht in der Lotrechten, sondern wurde leicht nach hinten (Osten) gekippt. Es scheint also, dass beim Umbau des Walms vom „Vischer-Walm“ auf den heutigen, flacheren Walm das ursprüngliche Gespärre wiederverwendet aber gekippt wurde, um die Firstlänge zu verkürzen. Ein firstparalleler Balken, der die 3 Gespärre auf Höhe des Hahnenbalkens verbindet, könnte eine improvisierte Kippsicherung darstellen. Die wesentlichste Eigenheit der gewählten Konstruktion ist, dass die Sparrenfußpunkte nicht auf der Mauerkrone des Gebäudes aufliegen, sondern etwa 1,5 m höher und etwa 1,1 m innerhalb der Mauer. Daher kann das Dach seine wesentlichste Aufgabe, das Tragen einer Dachhaut, nicht vollständig erfüllen und es verbleibt ein etwa 1,1 m breiter Streifen der nicht überdacht ist. An der Nordseite wird das durch das Schleppdach kompensiert, an der Südseite durch das angrenzende Dach des um 1512 errichteten Westtraktes. Das Dachwerk kann in dieser Form also erst frühestens mit Errichtung des Westtraktes entstanden sein. Es kann daher trotz der zahlreichen Dendrodatierungen um 1504 nicht die primäre Konstruktion darstellen. 17 Einige gut datierte Beispiele für diese Verbindung in der Pfarrkirche Hl. Martin in Sallingstadt (NÖ), um 1651(d). Buchinger/ Grabner 2017, 255. Pfarrkirche Hl. Leonhard in Grossgöttfritz (NÖ), um 1683(d). Buchinger/Grabner 2017, 114. 15 Schleppdach Der gegen Norden auskragende Bereich des Westtraktes mit der Abtrittanlage ist mit einem Schleppdach überdacht. Die Rofen mit der beeindruckenden Länge von 10 m sind unmittelbar unterhalb des Firsts an den nordseitigen Sparren der Gespärre 1-3 befestigt, wahrscheinlich genagelt. An den nördlichen Sparren findet sich knapp über dem Sparrenfuß eine leere Blattsasse, wahrscheinlich für eine Strebe, um die Rofen des Schleppdaches in der Mitte abzustützen. Die nordseitigen Sparren der Gespärre 1-3 zeigen keine Nagellöcher oder abgebrochene Nägel, die auf eine herausgerissene Dachlattung hinweisen könnten. Das kann als Hinweis dienen, dass die Nordseite nie eine Dachhaut hatte und das Schleppdach zeitgleich mit dem Sparrendachwerk über dem Nordwest-Trakt errichtet wurde. Gleichzeitig fehlt aber mit der Dachlattung jede Querversteifung und Kippsicherung des ohnedies eher wackelig stehenden Daches, bei dem wie oben beschrieben einzelne Gespärre absichtlich nicht in der Senkrechten verbaut wurden. Walm Die Gratsparren und Schifter des heutigen Walms liegen auf dem oberen, auf 1727 datieren Balken der Mauerbank A auf, wobei die Auflagepunkte keinen Bezug zu den Schwellen haben. An den Schwellen 3 und 4 sind aber etwa 80 cm vor der Mauerbank Zapfenlöcher, wahrscheinlich für senkrechte Streben des älteren Walms, zu sehen. Heute werden die Gratsparren mit Streben gestützt, die auf den Stuhlwänden 2 und 3 stehen und auch zum Erstbau gehören, aber gekürzt wurden. (#255, 1502+1 WK). All dies sind Resultate aus dem massiven Umbau des Walms, der wohl mit der Aufdoppelung der Mauerbank A um 1727 zu datieren ist. Eckhäuschen an der Nordwest-Ecke Ebenfalls bei Vischer ist ein heute nicht mehr existierendes Ecktürmchen an der Nordwestecke des Gebäudes zu sehen, das sich jedoch an Hand von Befunden im Dachwerk noch nachweisen lässt. In den Schwellen 2 und 3 (#294, 1502, WK) sind jeweils zwei leere Sassen zu beobachten, die schräg in Richtung der Nordwest-Ecke des Gebäudes angelegt sind. Dort waren anscheinend drei massive Balken aufgekämmt, die links und rechts der Gebäudeecke über- Abb. 12: Goldegg (SBG): erhaltenes Ecktürmchen und Schildwand an einem Dachwerk um 1530 (Foto: M. Aigner 2023). standen und so als Fundament für das Ecktürmchens dienten. Ähnliche Ecktürmchen haben sich, ebenfalls in Verbindung mit einer hölzernen Schildwand, im Schloss Goldegg/SBG (Dachwerk um 1530) oder Schloss Grades/KTN erhalten (Abb. 12). Datierung Das Dachwerk über dem Nordwest-Trakt wurde kurz nach 1504, also nur wenige Jahre nach der Eindeckung des Wohnturms errichtet. Der Grund für die eigentümliche Konstruktion ist ebenso ungeklärt wie die Frage, ob die beiden Stuhlwände zum ursprünglichen Bestand gehören oder ein aus alten Bauteilen zusammengezimmerter Umbau sind. Um 1727 wurde der westliche Walm abgeflacht und der Dachneigung des Westtraktes angepasst, wodurch die Westansicht des Dachwerks deutlich beruhigt wurde. Dabei wurden Großteils die Bauteile von 1504 wiederverwendet. Westtrakt Spannweite : 7,95 m Länge: 15,60 m Höhe: ca. 5,15 m Was auf den ersten Blick wie zwei getrennte Dachwerke über den Räumen R04 und R05 wirkt, ist bei näherer Betrachtung eine ursprünglich durchge- 16 Abb. 13: Grundriss Dachwerk über dem Westtrakt. Bauphase 1511 hellblau (Grundriss: M. Aigner 2023). hende Konstruktion, die nachträglich durch Umbauten stark verändert wurde (Abb. 13). Konstruktionsprinzip weit auskragte. Jede der vier Mauerbänke ist einmal gestückelt, wobei der längere Teil immer an der Südseite liegt. Die Verbindung der beiden Teile ist als gerades Blatt ausgeführt, das zusätzlich mit 2 Holznägeln fixiert wurde. Das Dachwerk über dem Westtrakt ist ein Sparrendach mit Kehlbalken und Kreuzstreben mit Ost-West verlaufender Firstlinie und südseitigem Walm. Die Gespärre Spannweite beträgt einheitlich 795 cm, die Dachneigung ca. 50 Grad. Die 11 Gespärre überkämmen mit einem durchschnittlichen Abstand von 1,3 m die 4 Mauerbänke (Abb. 14). Mauerbänke Alle 11 Gespärre haben einen Kehlbalken in einer Höhe von 2,9 m (gemessen ab der Unterkante des Die Gespärre liegen auf 4 Mauerbänken auf: Bundtrams) und senkrechte Sparrenknechte knapp Mauerbank A liegt über der Westmauer des Gebäuaußerhalb der Mauerbank B und C, die am Bunddes, Mauerbank B ohne Unterstützung von Mauertram und den Sparren mit Weißschwanz angeblattet werk etwa 1,1 m östlich der Westmauer. und mit einem Holznagel gesichert sind. Heute ist der Bundtram nur noch an den Gespärren 1, 7, 9 und 11 Mauerbank C liegt auf der Ostmauer des Gebäudes erhalten, die anderen Gespärre haben nur kurze Stichauf, Mauerbank D liegt heute auf dem Arkadengang balken. auf. Es besteht jedoch der Verdacht, dass der DachJedes zweite Gespärre (1, 3, 5, 7, 9 und 11) hat stuhl älter ist als der Arkadengang, d.h. dass auch zusätzlich überkreuzte Kreuzstreben, die an den Mauerbank D ursprünglich nicht auf einer Mauer Sparren angeblattet sind, sowie den Kehlbalken und auflag und das Dachwerk an der Hofseite ca. 1,2 m sich selbst überblatten. 17 Abb. 14: Westtrakt, Dachgeschoß und 2. Obergeschoß, Schnitt gegen Norden (Schnitt: M. Aigner 2023). St. Leonhard in Tamsweg (SBG): um 1433, Kehlbalkendach, Bundtram, 2 Kehlbalken, Kreuzstreben und schräge Sparrenknechte.21 Im Waldviertel in Hl. Lorenz in Friedersbach (um 1434)22, Hll. Peter und Paul Strögen (um 1425).23 Ein seltenes Beispiel aus einem Profanbau im Palas von Heidenreichstein (NÖ) konnte leider nicht genau datiert werden (nach 1344 ohne Pfarrkirche Hl. Jakob auf Frauenburg, Langhaus: Waldkante).24 Kehlbalkendach mit 2 Kehlbalken, Kreuzstreben, aber ohne Bundtram und ohne Sparrenknechte, • In Wien findet sich Kreuzstreben in den großen Kirchenbauten des 14. Jahrhunderts: StephansSpannweite 11 m. Datierung um 1428.19 dom Chor (1340), Maria am Gestade Chor (1353), Hl. Maria in Mariahof, Chor: Kehlbalkendach mit Malteserkirche (1312).25 Kreuzstreben und doppelt stehenden Stühlen in zwei Etagen. Spannweite 11,7 M, Datierung um Die Bundtrame überkämmen die mittleren Mauerbänke (MB-B und MB-C) und sind an den beiden 1438.20 Kehlbalkendächer mit Kreuzstreben sind eher selten. • Die wenigen Beispiele finden sich an Kirchendachstühlen, die deutlich größere Spannweiten haben als der Wohntrakt von Hanfelden. Auch datieren die • steirischen Beispiele in das frühe 15. Jahrhundert, gehören also zu den wenigen Dachwerken, die in den • Türkeneinfällen um 1470 nicht zerstört wurden:18 • • 18 19 20 21 22 23 24 25 Es ist wohl kein Zufall, dass die 3 überlebenden Beispiele aus dem Murtal in befestigten Anlagen stehen. Fuchsberger 2020, 47-50. Fuchsberger 2020, 101-109. Binding 1991, 78; Abb. 86. Buchinger/Grabner 2017, 77. Buchinger/Grabner 2017, 278. Buchinger/Grabner 2017, 351. Liebich 2021, 40, 108, 381. 18 äußeren Mauerbänken (MB-A und MB-D) mit einem über die gesamte Breite der Mauerbank reichenden Schwalbenschwanzkamm fixiert. Die Sparrenfüße sind im Bundtram direkt über der Mauerbank mit schrägem Zapfen eingezapft, es gibt also kein Vorholz (Abb. 2). Auch im Westtrakt gibt es keine Windrispen zur Querversteifung. Die Sparren werden nur durch den Walm an der Südseite und durch die Dachlattung am Kippen gehindert. Anschieblinge Da das Sparrendreieck kein Vorholz hat und wenige cm innerhalb der Mauerstärke endet, musste ein Dachüberstand mit Anschieblingen geschaffen werden. Diese sind teils an einer Seite, teils an beiden Seiten der Sparren angebracht.26 Die Anschieblinge sind in handwerklich bescheidener Qualität aus etwa armdicken Pfosten gearbeitet, die nur grob geglättet sind. Die Befestigung am Sparren erfolgte mittels geschmiedeter Nägel. An der Mauerbank liegen sie in einer kleinen, grob herausgearbeiteten Ausnehmung auf. An der Hofseite, also über dem Arkadengang, sind die Anschieblinge unter der Mauerbank durchgesteckt und eingemauert. Walm Der südliche Abschluss des Daches ist als Walm ausgebildet. Eine Schwelle ist über der südlichen Schmalseite des Gebäudes angebracht, sie überblattete ursprünglich alle 4 Mauerbänke. Zur Aufnahme der Schublast des Walms wurden zusätzliche Binder zwischen der Schwelle und dem Bundtram 11 eingebaut. Diese sind an der Schwelle und am Bundtram 11 mit Schwalbenschwanz angeblattet, wobei auffällt, dass die Verbindung an der Schwelle handwerklich besser ausgeführt ist als am Bundtram. Hier wurde also die auf Zug belastbarere Blattverbindung gewählt, bei der der Schwalbenschwanz, im Gegensatz zu der bei den Bundtramen verwendeten Kammverbindung, über die gesamte Balkenhöhe reicht. Zwischen First und Kehlbalken von Gespärre 1 war ein zusätzlicher Kaiserstiel angebracht, der heute nur noch an Hand der leeren Sasse nachweisbar ist. Der Walm über dem Westtrakt ist der Einzige in Hanfelden, der nicht nachträglich an die Neigung eines später angebauten Daches angepasst werden musste, ein Hinweis, dass West- und Südtrakt in einem Zug errichtet wurden. Abschluss an der Nordseite An der Nordseite endet das Dachwerk mit dem Vollgespärre 11, dessen Bundtram mit 1511 dendrodatiert ist (#155, 1511WK). Es gibt hier keinerlei Anzeichen für einen Walm, was den Befund unterstützt, dass das Dachwerk über dem Westtrakt nachträglich an das schon bestehende Dachwerk des Nord-Westtraktes angebaut wurde. Erker und Ecktürmchen lt. Vischer Die Bauhölzer des zweigeschoßigen Erkers an der Südseite konnten nicht datiert werden. Der Erker hat ein kleines Pultdach, dessen Kragbalken von der Walmschwelle überkämmt werden. Es scheint also, daß der Erker zusammen mit dem Gebäude errichtet und zusammen mit dem Dachwerk um 1512 eingedeckt wurde. Vom dem bei Vischer 1681 gezeigten Ecktürmchen an der Südwest-Ecke haben sich keinerlei Hinweise erhalten. Bauablauf Da das Dachwerk über dem Westtrakt keinen Stuhl aufweist, war der Bauablauf ein anderer als über dem Wohnturm. Zuerst wurden die einzelnen Gespärre am Abbundplatz, einer ebenerdigen, ebenen Fläche in der Nähe des Gebäudes, vorgefertigt. Dazu wurde zuerst ein Lehrgespärre, eine Art Schablone angefertigt und darauf liegend die Einzelteile des Gespärres und die Blatt- und Zapfenverbindungen angefertigt. Daher sind alle Blattverbindungen an der Oberseite des liegenden Gespärres, der sogenannten Abbundseite. Danach wurde das Gespärre wieder in seine Einzelteile zerlegt und diese einzeln auf das Dach gehoben. Zuerst wurden die Bundtrame auf die Mauerbänke aufgekämmt, um eine ebene Arbeitsfläche für die Zimmerleute zu schaffen. Dann wurde ein Gespärre nach dem anderen wieder liegend mit der Abbundseite nach oben zusammengebaut und das fertige Gespärre „aufgeschlagen“, also um 90 Grad in die Senkrechte gedreht und in den Bundtram eingezapft. Abbundzeichen, die dafür sorgen, dass die Einzelteile wieder dem richtigen Gespärre zuge- 26 daher ANschiebling und nicht AUFschiebling 19 ordnet werden können, fehlen auf allen Dächern von Hanfelden, mit Ausnahme einiger weniger in offensichtlich zweitverwendeten Bauteilen des Osttraktes. Bemerkenswert ist, dass weder der Schwalbenschwanzkamm zwischen Bundtram und Mauerbank, noch die Zapfenverbindung zwischen Sparren und Bundtram auch nur die geringste Toleranz bei der Breite des Gespärres erlauben. Ist das Gespärre auch nur einen cm zu breit oder zu kurz, passt es nicht mehr an die vorgesehene Stelle (Abb. 2). An Hand der Lage der Abbundseite lässt sich sagen, dass mit dem nördlichsten Gespärre 1 begonnen wurde und dann bis Gespärre 8 in Richtung Süden weitergearbeitet wurde. Bei Gespärre 8 bis 11 wechselt die Abbundseite. Umbauten Das in seinem Konzept ursprünglich äußerst stabile Dachwerk über dem Westtrakt wurde durch mehrere Umbauten statisch massiv geschwächt. Für den Einbau des Treppenhauses zum Dachboden Ende des 17.Jahrhunderts27 wurde die Mauerbank D zwischen der Walm-Schwelle und Bundtram 10 abgesägt. Weiters wurde der Bundtram 11 zwischen Mauerbank C und D abgesägt. Daher musste für das Gespärre 11 nach Wegfall des Sparrenfußes eine Hilfskonstruktion geschaffen werden. Außerdem wurde - ohne erkennbaren Grund - der Bundtram 10 zwischen Mauerbank B und C abgesägt. Ein weiterer massiver Eingriff war für den Einbau des Kamins im Bereich Gespärre 4-6/ Mauerbank C bis D nötig. Der Kamin wurde offenbar erst nach Errichtung des Dachstuhls eingebaut und versorgt mit 2 Zügen den Kachelofen in Raum EG_R03a (südlicher Zug), den Kachelofen in der großen Stube Raum 1OG_R04 (nördlicher Zug) und den Ofen in Raum 2OG-R05. Für die Errichtung des aus Ziegeln gemauerten Kamins musste die Mauerbank C zwischen Bundtram 7 und 9 abgesägt werden. Weiters wurde die Mauerbank B zwischen Bundtram 7 und 10 abgesägt, wobei dafür kein zwingender Grund erkennbar ist. Der Bundtram 8 zwischen Mauerbank B und D wurde abgesägt, wobei an Mauerbank D ein kurzes Stück in situ verblieb. Hier fällt auf, dass die Bundtrame 8 und 10 mit einem Vorholz abgesägt wurden, weshalb die Kammverbindung ihre Funktion als zugfeste Verbindung behält. Am Gespärre 7 wurde der Bundtram aus der Fixierung durch Mauerbank B, C und D gelöst, und das gesamte Gespärre mit der einzigen verbleibenden Fixierung an Mauerbank A als Drehpunkt um etwa 2 Grad gedreht um dem Kamin auszuweichen. Daher liegt der Bundtram an der hofseitigen Mauerbank D etwa 20 cm neben der jetzt leeren Schwalbenschwanz-Sasse. Der Bundtram des gedrehten Gespärres 7 wurde mit einer kleinen Mauer unterstellt, die direkt auf dem Estrich steht. Beim Einbau des Ofens im darunterliegenden Raum 2OG-R05 wurde der Deckenrahmen der Stube durchgeschnitten und mit einer metallenen Schließe, bestehend aus Bolzen, Beilagscheibe und Splint, am leicht verdrehten Bundtram 7 abgehängt.28 Der Einbau des Ofens muss also gleichzeitig oder nach der durch den Einbau des Kamins verursachten Drehung des Gespärre 7 erfolgt sein. Aus Gründen, die nicht nachvollziehbar sind, wurden die Bundtrame an den Gespärren 2 bis 6 zwischen Mauerbank B und C abgesägt, was natürlich eine wesentliche Schwächung des statischen Systems darstellt. Nach der Durchtrennung des Bundtrams wird die gesamte Dach- und Windlast nur noch vom Kehlbalken, dem durch die Sparrenknechte gebildeten Dreieck und bei 2 Vollgespärren von den Kreuzstreben getragen. Zur Verstärkung wurden die verbleibenden Binderstummel an den Mauerbänken mit zusätzlichen Holznägeln fixiert, was nur teilweise erfolgreich war, weil die Bundtrame bündig mit der Mauerbank, also ohne jedes Vorholz abgeschnitten wurden, wodurch die Kammverbindung nicht mehr auf Zug belastbar ist. (An den „geplanten“ Stichbalken im Wohnturm ist dagegen eine funktionierende Kammverbindung mit Vorholz zu beobachten). An einigen Gespärren wurde das Sparrendreieck daher in Lauf der Jahre so weit auseinandergezogen, dass das Holz im Bereich der Nägel abgeschert ist und die Sägekante des Bundtrams nun innerhalb des Mauerbank liegt (Abb. 15).29 27 Ein Mauerbalken über dem Treppenhaus ist mit 1690 datiert (#48, 1690 WK). 28 Eine vergleichbare Schließe in Wien konnte auf 1755 datiert werden, siehe Liebich 2021, 87. 29 In einer Auflistung von Dachwerken mit Kreuzstreben im Süddeutschen Raum finden sich zahlreiche Beispiele, in denen diese nachträglich mit Sprengwerken, Spannschlössern etc. verstärkt werden mussten. Fischer-Kohnert 1999, 36-47. 20 Abb. 15: Abgeschnittener Bundtram im Westtrakt (Foto: M. Aigner 2023). Wahrscheinlich in Verbindung mit dem Absägen der Bundtrame steht die Auskleidung des Dachraums mit Brettern, die an den Fußstreben, Sparren, Kreuzstreben und Kehlbalken angenagelt wurden, wodurch ein tonnenartig gewölbter Raum von 7,5 m Länge, 5,5 m Breite und einer maximalen Höhe von 3,3 m entstand. Die Bretter sind durchwegs gesägt, mit glattem Stoß aneinandergelegt und mit geschmiedeten Nägeln an der Gespärre-Innenseite fixiert. Sie weisen im Gegensatz zu den Gespärren keinerlei Rußspuren auf. An einigen wenigen Stellen sind Reste einer Isolierung der Stoßfugen zu sehen. Die Wölbdecke und der Versuch nicht nur den Zwischenraum zwischen Estrich und Bundtram 7 sondern auch die kleine Lücken zwischen Mauerbank und Bundtram zu vermauern, könnte auf eine „Mauswehr“, einen mäusesicheren Lagerraum, hinweisen.30 Auch wenn der Raum nur zur Lagerung oder auch einfachen Wohnbedürfnissen gedient haben sollte, ist unerklärlich warum man dafür die Bundtrame geopfert hat, denn auch mit den Balken wäre die Raumhöhe mit 2,5 m noch ausreichend gewesen. Vor allem wäre die Bundtramlage als Fußbodenkonstruktion deutlich belastbarer gewesen als die Stubendecke über dem 2. Obergeschoß, die wie die Erfahrung zeigt, der Belastung nicht gewachsen war. Da die Bretter am gedrehten Gespärre 7 befestigt sind, kann die Holztonne erst nach der Errichtung des gemauerten Kamins entstanden sein. Eine weitere Voraussetzung für die Benutzbarkeit des Raumes ist die Errichtung des gemauerten, auf 1690 datierten Treppenhauses in das Dachgeschoß. Davor war der Dachraum über eine schmälere Treppe an derselben Stelle erreichbar, was noch über 2 Angeln für eine Falltüre nachweisbar ist. Weites gab es noch Luken, wie sie sich im Osttrakt bei Gespärre 4-5 und im Südtrakt bei Gespärre 2-3 erhalten haben. Ein sich aus der Statik ergebender logischer „terminus post quem“ für das Absägen der Bundtrame wäre die Errichtung des Arkadenganges, der mit den toskanischen Säulen im 2. Obergeschoß nicht vor der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, also mindestens 50 Jahre nach dem Dachwerk denkbar ist. Bis dahin kragte das Dachwerk an der hofseitigen Traufe aus und die Mauerbank D war wahrscheinlich nur punktuell mit Streben unterstellt, was ohne durchgehende Bundtrame wohl nicht funktioniert hätte. Mit Errichtung des Arkadenganges wäre es dann statisch möglich gewesen, die Bundtrame in der Gebäudemitte zu Gunsten einer größeren Raumhöhe herauszunehmen. Als weiterer Hinweis für die nachträgliche Errichtung des Arkadenganges zeigt die Gebäudeaußenseite unterhalb der Mauerbank C einen groben, weißen Verputz, während die Innenseite der Arkadenwand keinerlei Verputz hat. Weiters sind die hofseitigen Anschieblinge in diesem Bereich unterhalb(!) der Mauerbank angebracht und in der Wand über dem Arkadengang eingemauert.31 Zusammenwirken mit den Stuben im 2. OG (Raum R04 und R05/R06) Dass man die aus den fehlenden Bundtramen resultierenden statischen Probleme unterschätzt hat, bezeugt die Verformung des Gebäudes in diesem Bereich. Die Mauerbank A liegt nur wenige cm über dem Deckenrahmen der Stube in Raum 2OG-R05/R06. Durch die oben beschriebene Verformung der Sparrendreiecke hat sich das den Deckenrahmen der Stube umgebende Mauerwerk nun gute 10 cm von seiner ursprünglichen Lage nach außen bewegt. Im Bereich der Gespärre 4 bis 5 ist dadurch der Dachbodenestrich im Anschluss an die westliche Sargmauer so weit aufgeplatzt, dass man durch den Spalt bis in die Stube im 2. Obergeschoß schauen kann. Die Stückelung 30 Moser 1985, 137; 231. 31 Ein Beispiel für einen traufseitig auskragenden Dachstuhl findet sich im Hinterhaus des spätgotischen Hauses Hauptplatz 6 in St. Veit an der Glan. 21 der Mauerbank A in diesem Bereich dürfte weiter zu dieser Verformung beigetragen haben. Etwa 20 cm nördlich von Gespärre 8 wurde wohl schon zur Bauzeit eine zusätzliche Versteifung in Form eines Balkens eingebaut, der von Mauerbank A und B überkämmt wird und an der Außenseite der Mauer mit einer Art hölzernem Maueranker auf Zug gesichert wird. Datierung Alle Dendrodaten des Westtraktes liegen einheitlich bei 1511 und 1512. Das Dachwerk über dem Westtrakt wurde also kurz nach 1512 als Satteldach mit südseitigem Walm errichtet und ist, mit diversen durch Umbauten des Gebäudes bedingten Veränderungen, bis heute erhalten. Südtrakt Spannweite: 5,00 m Länge: 17,60 m Höhe: ca. 4,00 m Konstruktionsprinzip Über dem Südtrakt liegt ein Sparrendach mit OstWest verlaufender Firstlinie und ostseitigem Walm. Der ursprüngliche Walm war wesentlich steiler als heute, die Neigung wurde erst um 1530 beim Anbau des Osttraktes an dessen Dachneigung angepasst (Abb. 16). Mauerbänke Die Gespärre liegen auf 2 Mauerbänken auf: Mauerbank A liegt auf der Südmauer und besteht aus 2 Teilen. Der östliche längere Teil begann an der Südwest-Ecke im Bereich des heutigen Erkers und hatte ursprünglich eine Länge von 11,5 m. Zwischen Gespärre 3 und 4 wurde die Mauerbank A mit einem zweiten Balken um 5,2 m verlängert (#260, 1476+1 WK). Der längere durchgehende Balken der Mauerbank A dient als Nachweis, dass das Dach nicht an ein bestehendes Zeltdach über dem Süd-Ostturm angebaut wurde, sondern ab 1512 ein durchgehendes Satteldach über dem gesamten Südtrakt errichtet wurde. Mauerbank B liegt auf der Nordmauer (Hofseite) auf und ist mehrfach gestückelt und verlängert. Der östliche Teil ist auf 1511 dendrodatiert (#40 auf 1511 WK). Zwischen Gespärre 5 und 7 ist ein kurzes Stück 22 Abb. 16: : Grundriss Dachwerk über dem Südtrakt: Bauphase kurz nach 1512 rot, Umbauten und Osttrakt um 1530 grün (Grundriss: M. Aigner 2023). aus 1477 eingeschoben (#272, 1476+1, WK) . Bei Gespärre 5 wurde, anscheinend im Zuge der Errichtung des Küchenkamins, ein etwa 2 m langes Stück entfernt und durch einen etwas kürzeren Balken ersetzt. Der westlichste Teil der Mauerbank (#261, 1510+1 WK) läuft bis zum Westtrakt durch und überkämmt dort die hofseitige Mauerbank D des Westtraktes. Die Mauerbank B liegt leicht schräg auf der hofseitigen Mauer auf, weil sich die Gebäudebreite von 5,0 m im Osten auf 5,4 m im Westen erhöht. Da die Gespärre eine konstante Breite von 5,0 m haben, liegt die Mauerbank im Osten an der Außenseite der Mauer, beim Anschluss an den Westtrakt aber schon so weit an der Innenseite der Mauer, dass sie nicht mehr zur Gänze am Mauerwerk aufliegt. Weiters ist auffällig, dass beide Mauerbänke im Bereich zwischen Gespärre 1 bis 4 nicht direkt auf der Mauerkrone aufliegen sondern mit punktuell angebrachten Ziegelstapeln unterstellt wurden. Gespärre Alle 9 Gespärre haben dieselbe Geometrie: Das Sparrendach hat in 2,20 m Höhe einen Kehlbalken, an beiden Seiten ist ein senkrechter Sparrenknecht mit Weißschwanz angeblattet und mit Holznägeln gesichert. Die Kehlbalken haben oben mittig eine leere Sasse für einen aufgekämmten Balken, der heute nicht mehr vorhanden ist. Dabei könnte es sich um eine „Kehlscheibe“ gehandelt haben, die für eine Längs- und Queraussteifung des Dachwerks sorgt. Diese würde aber an ihren Enden eine Rückverankerung erfordern, die sich heute nicht mehr nachweisen lässt.32 Die Gespärre liegen mit einem durchschnittlichen Abstand von 1,6 m auf den Mauerbänken auf und haben eine konstante Breite von 5,0 m. Die Dachneigung beträgt 55 Grad. Wie im zeitgleichen Westtrakt sind die Bundtrame an den beiden Mauerbänken mit einem über die gesamte Breite der Mauerbank reichenden Schwalbenschwanz aufgekämmt und die Sparrenfüße in den Bundtram eingezapft. Die Abbundseite liegt bei den Gespärren 1 bis 5 ostseitig, bei Gespärre 6 bis 9 westseitig. Ungewöhnlich und auch unerklärlich ist, dass bei Gespärre 2 und 3 der Bundtram an der Nordseite (Richtung Hof) aufgedoppelt wurde. Dort ist parallel zum „normal“ durchlaufenden Bundtram ein zweiter Balken von leicht unterschiedlicher Dimension mit der Mauerbank B verkämmt und am durchlaufenden Bundtram mit langen geschmiedeten Nägeln fixiert. Der Sparren und die Fußstrebe sind an der Nordseite (hofseitig) an dieser Verstärkung eingezapft bzw. angeblattet, an der Südseite aber am durchlaufenden Bundtram. Die Sparren stehen hier also leicht schräg zur Bundtramachse. Da der durchlaufende Bundtram an der Nordseite kein leeres Zapfenloch für einen Sparrenfuß hat, kann es sich dabei nicht um eine nachträgliche Verstärkung handeln. Die Verstärkung war also von Anfang an so konzipiert. Bei Gespärre 2 gibt es Dendrodaten, die aber auch nicht zur Klärung beitragen können: Der nördliche Sparren ist mit 1511 datiert (#45, 1511 WK) und passt damit in die Gesamtdatierung des Südtraktes. Der durchlaufende Bundtram fällt jedoch mit 1476 völlig aus der Reihe (# 46, 1476 WK). Wahrscheinlich handelt sich um Verwendung von Altholz. An mehreren Gespärren sind die Sparrenknechte offensichtlich ausgewechselt: Sie haben stark abweichende Farben, ein gerades Blatt sitzt in einer Blattsasse mit Schwalbenschwanz, der Holznagel fehlt oder wurde durch einen Stahlnagel mit rundem Kopf ersetzt. Die Dendrodaten dieser offensichtlich nachträglich verbauten Teile haben eine Bandbreite von 1475 bis 1511. Am Bundtram von Gespärre 8 sind mehrere leere Sassen zu sehen, die nicht zum bestehenden Dachwerk gehören können. So befinden sich direkt neben dem südlichen Sparrenfuß zwei unerklärliche Zapfenlöcher sowie eine leere Sasse in Form eines Schwalbenschwanzes und neben der nördlichen Fußstrebe eine Sasse für eine gerade Überkämmung. Walm Der östliche Abschluss des Daches ist als Walm ausgebildet. Eine Schwelle (#164, 1511+1, o. WK) ist als Auflage für den Walm über der östlichen Schmalseite des Gebäudes angebracht. Beide Anschlüsse an die Mauerbänke A und B sind heute zerstört, wahrscheinlich bestand eine Überblattung, wie sie am 32 Pech / Hollinsky 2005, 97. 23 Dachstuhl des Westtraktes noch erhalten ist. Zur Aufnahme der Schublast des Walms wurden zwei zusätzliche Binder zwischen der Schwelle und Bundtram Nr. 9 angeblattet, die heute nicht mehr existieren, aber an Hand der Blattsassen mit Schwalbenschwanz noch nachweisbar sind. Die Walmhölzer (Schifter) waren ursprünglich – analog zum Westtrakt – an der Oberseite dieser Binder eingezapft. Heute sitzen die Schifter direkt auf der östlichen Schwelle und sind folglich sekundär. Die beiden Sparren von Gespärre 9 fehlen heute. An ihnen waren die Gratsparren und Walmhölzer (Schifter) des ursprünglichen, steileren Walms befestigt. Als die Neigung des Walms auf die flachere Dachneigung des später angebauten Osttrakts geändert wurde, wurden sie entfernt und der Anfallpunkt des Walms auf das Gespärre 8 verlegt. Für den flacheren Walm war ein neuer, längerer Gratsparren nötig. Dieser ist dendrodatiert auf 1517 (#41, 1517 WK) und sitzt heute auf der etwa 20 cm höheren Mauerbank des Osttraktes auf, kann also erst mit Errichtung des Osttraktes verbaut worden sein. das um 1530 für den Eckerker abgebrochen wurde und daher auch bei Vischer 1681 nicht mehr zu sehen ist. Der „Südost-Turm“ Das einheitliche Dachwerk über dem Südtrakt überrascht zunächst, weil aus der Analyse der Grundrisspläne der darunterliegenden Etagen der Verdacht entstand, der östlichste Teil sei ein älterer, quadratischer Turm der durch eine Ringmauer mit dem Westtrakt verbunden war, während die Gebäude zwischen Turm und Westtrakt erst später errichtet worden wären. Dabei springt die Gebäudeflucht an der Hofseite um etwa einen Meter ein, was durch den Anbau des Küchenkamins von außen nur schwer erkennbar ist. Der Südost-Turm ist im Bereich zwischen Gespärre 7 und Walm im Dachgeschoß noch deutlich zu sehen. Insbesondere an der Westseite tritt er als über das Estrichniveau des Südtraktes vorstehende Mauerkrone in Erscheinung. An der Nordseite, also im Anschluss an den Osttrakt fehlt diese Mauerkrone zur Gänze. Der Estrich ist im Bereich des Südost-Turmes an die Mauerbank A angeschmatzt, wurde also erst nach Traufe an der Nordseite dem Dachwerk angebracht. Das könnte erklären, Im Bereich des angebauten Osttraktes sind bei den warum die Deckenbalken des darunterliegenden Gespärren 7 bis 9 neben den Sparrenfüßen ausge- Raums 2OG_R15 mit 1532 (#32, 1531 WK und #33, stemmte Ausnehmungen für Anschieblinge zu sehen. 1532 WK), also erst 20 Jahre nach dem Dach, datiert Das kann als Beweis gewertet werden, dass an dieser sind. Es scheint, dass bei der Errichtung des OsttrakStelle ursprünglich eine Dachtraufe bestand, der tes (nach 1524) die Ostwand des Südost-Turms im 2. Obergeschoß komplett entfernt wurde und gleichOsttrakt also erst nachträglich angebaut wurde. Das wird auch durch die Dendrodaten gestützt, die zeitig eine neue Dippelbaumdecke über dem nun im Südtrakt um 1511/1512 liegen, im Osttrakt um zum „Maximilian-Zimmer“ erweiterten, je zur Hälfte im „Südost-Turm“ und im Osttrakt liegenden Raum 1517/1524/1530. 2OG_R15, eingebaut wurde. Erker an der Südost-Ecke Vordach an der Hofseite Für den schräg an der Südost-Ecke angebrachten Erker wurden die Mauerbank A und die Schwelle des An der, durch den nachträglichen Einbau des TrepWalms schräg abgesägt. Mehrere im rechten Winkel penhauses und des Küchenkamins verkürzten übereinandergeschichtete Balken, die auf 1530 Hofseite wurden an den Gespärren 1 bis 4 fast 3 m datiert werden konnten (#267, 1531+1 WK), liegen lange Aufschieblinge angebracht, um die Traufkante statisch am Ziegelmauerwerk des Erkers auf, nur die um ca. 1,5 m nach Norden zu verschieben. Zwischen oberste Lage überblattet die Mauerbank A und die der Spitze der Aufschieblinge und der GebäudeSchwelle des Walms. mauer sind gerundete Bretter angebracht, die wohl Eine Ausstemmung für einen Anschiebling in der als Unterkonstruktion für einen konkaven DachkasMauerbank A östlich von Gespärre 9 kann als weiterer ten dienten, der heute aber vollständig verschwunNachweis gewertet werden, dass das Dach ursprünglich den ist. In der benachbarten Propstei Zeiring hat auch im Bereich des heutigen Erkers eine Traufe hatte, sich eine ähnliche Konstruktion noch erhalten. Dort der Erker also erst sekundär angebracht wurde. ist die Unterseite verputzt und in der Gebäudefarbe Schräg zur Gebäudeecke verlaufende Blattsassen am bemalt, wodurch der Eindruck einer riesigen HohlBundtram 9 könnten auf ein Ecktürmchen hinweisen, kehle entsteht (Abb. 17). 24 Abb. 17: Südtrakt, Gespärre 3, Schnitt gegen Osten (Schnitt: M. Aigner 2023). Abb. 18: Südtrakt: Verbindungsgespärre zum Westtrakt (Schnitt: M. Aigner 2023). 25 Osttrakt Verbindungsgespärre zum Westtrakt Um die Firstlinie des Südtraktes bis zum Anschluss an das im rechten Winkel dazu stehende Dach des Westtraktes weiter zu ziehen, wurde am Südtrakt ein zusätzliches Gespärre angebaut, das aber schon im Westtrakt steht. Die Konstruktion kommt in Hanfelden nur bei diesem einen Gespärre vor (Abb. 18). Ein Kehlbalken wird von Kreuzstreben überblattet und Blattsassen knapp unterhalb der Kreuzstreben weisen auf heute nicht mehr vorhandene, schräg nach innen laufende Sparrenknechte hin. Schräge Sparrenknechte gibt es in Hanfelden sonst nur beim ältesten Dachstuhl, dem über dem Wohnturm, datiert mit 1498/1499. Ein Bundtram muss wegen der Sparrenknechte existiert haben, fehlt aber heute, wohl weil die Sparren oberhalb des Sparrenfußes abgeschnitten wurden. Die Dachneigung von 52 Grad passt nicht zum Südtrakt und musste mit bis zum First reichenden Aufschieblingen auf etwa 55 Grad korrigiert werden. Das Dendrodatum des südseitigen Sparrens (#47, 1502 ohne Waldkante) ist leider nicht eindeutig. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um ein spoliertes Gespärre, das in Höhe und Neigung korrigiert werden musste um im Südtrakt wiederverwendet werden zu können. Wenn es ursprünglich aus Hanfelden stammt, was nicht gesichert ist, könnte es sich dabei um einen Rest des alten Daches über dem Südost-Turm handeln, der um 1511 zugleich mit dem Südtrakt neu überdeckt wurde. Spannweite: zwischen 6,20 m und 7, 55 m Länge: 20,85 m Höhe: ca. 4,20 m Konstruktionsprinzip Das Dachwerk über dem Osttrakt ist ein Sparrendach mit Nord-Süd verlaufender Firstlinie und nordseitigem Walm (Abb. 19). Der Osttrakt hat von allen Gebäudeteilen den unregelmäßigsten Grundriss. Die Gebäudebreite beträgt am südlichen Ende 7,55 m, am nördlichen Ende aber nur 6,20 m. Hier offenbart sich ein grundlegender Nachteil des Sparrendaches, nämlich dass es nur schwer auf nicht rechtwinkelige Grundrisse anwendbar ist. Normalerweise wird am Abbundplatz mit Hilfe des Lehrgespärres eine Serie von Gespärren gleichen Querschnitts angefertigt. Hat das Gebäude aber unterschiedliche Breiten muss jedes einzelne Gespärre einzeln ausgemessen und konstruiert werden. Bei konstanter Firsthöhe ist dann nicht nur die Breite, also die Länge des Bundtrams, sondern auch die Dachneigung bei jedem einzelnen Gespärre unterschiedlich. Leider konnte der Osttrakt nur eingeschränkt planlich dokumentiert werden, weil die Begehung wegen der eingebrochenen Balkendecken über dem 2.Obergeschoß nur eingeschränkt möglich war.33 Diese offensichtlichen Bauschäden zusammen mit dem unregelmäßigen Grundriss resultieren in einer Datierung Unzahl von improvisierten Lösungen und Ausbesserungen, die leider wegen der erschwerten ZugängDie Dendrodaten für das Dachwerk des Südtrakts lichkeit nicht in letzter Konsequenz erforscht werden liegen zwischen 1476 und 1511. Da es aber den konnten. Dennoch will ich versuchen das Chaos zu Westtrakt überbaut, kann es erst kurz nach dem beschreiben. Westtrakt, also kurz nach 1512 errichtet worden sein. Dabei wurde der ältere Süd-Ost-Turm in das Mauerbänke Satteldach mit Walm integriert. Abweichende Dendrodaten stammen entweder aus der Verwendung Das Dachwerk über dem Osttrakt hat zwar eine von Altholz, Ausbesserungen oder der Abflachung einheitliche, gerade Firstlinie, teilt sich intern aber des Walms in Zusammenhang mit der Errichtung des in zwei Teile, die aus Rücksicht auf den Bestand an Osttraktes ab frühestens 1517. Der Erker an der Süd- den es angebaut wurde, unterschiedliche Strukturen Ost-Ecke wurde nach 1530 gebaut und ersetzte ein aufweisen: Ecktürmchen auf Höhe des Dachgeschoßes. Die südliche Hälfte (Gespärre 1 bis 8) steht im Bereich des Arkadenganges und hat 3 Mauerbänke: Mauerbank A liegt auf der Ostmauer des Gebäudes auf. Da diese mehrere Knicke aufweist, ist auch die 33 Zu den Bauschäden im Osttrakt siehe Fürhacker / Schnabl 2021, 22. 26 Abb. 19: Grundriss Dachwerk über dem Osttrakt: Bauphase um 1530 grün, die zahlreichen Ausbesserungen sind nicht kartiert (Grundriss: M. Aigner 2023). Abb. 20: Schnitt Osttrakt: Gespärre 13 und Anschluss zum Wohnturmdach: Osttrakt grün, Wohnturm Stuhlwand dunkel-orange, Wohnturmgespärre orange, Schildwand braun (Schnitt: M. Aigner 2023). 27 Reparatur eines großflächigen Schadens in diesem Bereich hinweist. Bei Gespärre 4 bis 7 ist der Bundtram an der Hofseite gestückelt: Ein durchgehender Bundtram liegt zwischen den Mauerbänken A und B, überspannt also das eigentliche Gebäude, wobei die Bundtrame bis zu 80 cm über die Mauerbank B hinausreichen. Zwischen Mauerbank B und C, also über dem Arkadengang, ist ein zweiter Bundtram verlegt, der bündig neben Im nördlichen Teil, wo das Gebäude an den älteren dem Hauptbundtram liegt. Bei Gespärre 6 konnte der Wohnturm angebaut wurde, sind die beiden Dach- längere Bundtram auf 1476 datiert werden (#35,1476 werke ineinander verschränkt. Hier fehlt die Mauer- WK), also deutlich vor Errichtung des Gebäudes. bank B, dafür wurde der obere Balken der östlichen Die Sparrenknechte sind dabei bei allen 4 Gespärren Schildwand des Wohnturmes als Mauerbank zweck- an dem kürzeren Bundtram (zwischen Mauerbank B entfremdet. Mauerbank C liegt hier schon 2 m inner- und C) angeblattet. An der Hofseite (Westen) haben halb des Wohnturms nicht auf einer Mauer auf, die Bundtrame zwar die zur Aufnahme der Sparsondern auf der äußerst stabilen Rahmenkonstruk- renköpfe vorgesehenen Zapfenlöcher, an den Spartion des Wohnturm-Daches (Abb. 20). renköpfen fehlen aber die entsprechenden Zapfen. Vielmehr sitzen die Sparren stumpf auf dem BundGespärre tram auf, teilweise auch etwas neben den ZapfenDie Gespärre, die mit einem Abstand von 1,2 m bis 1,6 löcher (Abb. 21). Dies ist ein weiterer Hinweis auf m auf den Mauerbänken aufliegen, sind durchwegs massive Sanierungs- oder Umbaumaßnahmen. einfache Konstruktionen mit nur einem Kehlbalken und senkrechten Sparrenknechten. Es gibt keinen Zwischen den Gespärren 4 und 5 ist an den ostseiStuhl und keine Querverstrebungen, die Sparren tigen Enden der kurzen Bundtrame ein zusätzlicher werden nur durch die Dachlattung am Kippen gehin- Wechselbalken angebracht. Dabei könnte es sich um eine Dachbodenluke handeln, wie sie auch im dert. Südtrakt noch erhalten ist. Mauerbank geknickt, was durch Stöße zwischen den Gespärren 3 und 4, sowie 6 und 7 möglich ist. Mauerbank B liegt auf der hofseitigen Mauer des Gebäudes auf. Sie überkämmt im Norden die hofseitige Schildwand des Wohnturms (1498d) und endet im Süden an einem nachträglich eingebauten Kamin. Mauerbank C liegt auf der Mauer über den hofseitigen Arkaden auf. Die Gespärre der südlichen Hälfte des Osttraktes weisen von allen Dachwerksteilen in Hanfelden den größten Grad an Ausbesserungen und Verwendung von Althölzern auf, der aber leider wegen der Unzugänglichkeit nicht vollständig erforscht werden konnte. Schon mit freiem Auge ist zu erkennen, dass Bauteile einzelner Gespärre stark unterschiedliche Farben und Verrußungsgrad aufweisen. Die Abbundzeichen, die nur in diesem Dachwerk zu findet sind, deuten darauf hin, dass Bauteile teilweise am falschen Gespärre verbaut wurden. Bei Gespärre 1 bis 3 wurde der Bundtram an der Ostseite im Bereich des Sparrenknechts gestückelt. Die Gespärre haben unlogische Abbundzeichen, was auf die Verwendung von Altholz hinweist. Bei Gespärre 2 fehlt der Kehlbalken, der nach Maßgabe der Abbundzeichen wahrscheinlich auf das Gespärre 1 übertragen wurde. Bei Gespärre 4, 5 und 6 sind der östliche Sparren und der östliche Sparrenknecht ergänzt, was auf die Bei Gespärre 8 ist der Bundtram an der Hofseite gestückelt. An der Mauerbank C (Arkadengang/ Hofseite) ist noch der Rest des älteren, sauber aufgekämmten Bundtrams zu sehen, in den der Sparren eingezapft ist. Der Bundtram ist aber unmittelbar hinter der Mauerbank abgesägt worden. Der heutige Bundtram liegt nur auf den Mauerbänken A und B auf und endet wenige cm vor dem Stummel des älteren Bundtrams, hat also keine kraftschlüssige Verbindung zur hofseitigen Mauerbank C (Abb. 22). Das dürfte wohl der Grund sein, warum die Wand über dem Arkadengang in diesem Bereich massive Risse aufweist. Bei Gespärre 1 bis 4 ist an der Ostseite in den Zwickel zwischen Sparren und Bundtram ein massiver Balken von 15x15 cm eingeschoben, der wahrscheinlich die stark verrottete Mauerbank A ersetzen soll. Die Gespärre 9 bis 14 gehören zur nördlichen Hälfte des Osttraktes, der mit dem Dachwerk des Wohnturms verschränkt ist. Hier ist der Grad an Ausbesserungen und Umbauten deutlich geringer als im Südteil. Die Gespärre haben auch hier einen Kehl- 28 balken, aber nur einen senkrechten Sparrenknecht an der Ostseite. Der westliche Sparrenknecht wurde weggelassen, wohl weil das Dach an dieser Seite keine Dachhaut hat und daher keine Lasten anfallen. Die Ausbesserungen beschränken sich hier auf den nachträglichen Einbau eines Kamins, wofür der Bundtram von Gespärre 10 abgeschnitten wurde. Gespärre 12 wurde ohne ersichtlichen Grund leicht verdreht. Bei Gespärre 14 wurden die Sparren nachträglich um etwa 50 cm nach Süden versetzt. Sie stehen also neben dem dazugehörenden Bundtram, an dem noch das jetzt leere Zapfenloch für den Sparrenfuß zu sehen ist. Folglich musste auch der Sparrenknecht entfernt werden. Da an diesem Gespärre der Walm anliegt ist ein Zusammenhang mit der Anpassung der Walmneigung an die Neigung des Wohnturmdaches zu vermuten. Abb. 21: Osttrakt, Bundtram mit Zapfenloch aber Sparren ohne Zapfen (Foto: M. Aigner 2023). Dass bei der Verbindung mehrerer schräger im Raum verlaufender Bauteile aus unterschiedlichen Dachwerken auch der begabteste Zimmermann an seine Grenzen stoßen kann, zeigt die Verschneidung von Gespärre 9 mit dem südöstlichen Gratsparren des Wohnturms, bei der die Balken eher brachial in ihrem Querschnitt reduziert werden mussten (Abb. 23). Walm An der Nordseite endet der Dachstuhl mit einem Walm, dessen Neigung an die Neigung der Nordseite des Wohnturmdaches von 1500 angeglichen ist. Da in diesem Bereich die Schildwand des Wohnturmes 50 cm weit auskragt, wurde auch an der Schmalseite des Osttraktes eine auskragende Walmschwelle konstruiert, die aber keinerlei Wehreinrichtungen (Wurfspalte, Scharten) aufweist. Abb. 22: Osttrakt Gespärre 8. Sparrenfuß und erneuerter, nicht kraftschlüssiger Bundtram (Foto: M. Aigner 2023). Ostwalm des Wohnturms Da der First des Osttrakt um etwa 2,10 m niedriger ist als der des Wohnturms, wurde die Firstlinie des Wohnturms mit auf den Gratsparren ausgesetzten Schiftern nach Osten verlängert. Auf dem First des Osttraktes wurde außen eine Art Firstpfette angebracht, von der Schifter bis zum verlängerten Firstansatz des Wohnturms laufen (Abb. 20). 29 Abb. 23: Osttrakt: Verschneidung von Gespärre 9 (links oben) und Gratsparren des Wohnturms (rechts oben) (Foto: M. Aigner 2023). Überzug Zwischen den Gespärren 1 und 4 liegt ein massiver Balken von 25 x 25 cm auf den Bundtramen auf. An diesem Überzug sind 3 eiserne Abhängestangen befestigt, an denen die Dippelbaumdecke über dem „Maximilianzimmer“ (2OG_R14 und 2OG_R15) abgehängt ist (# 271, nicht datiert). Decken über 2. Obergeschoß rodaten vorliegen. Das Dendrodatum liefert also nicht unbedingt einen konkreten Hinweis auf den genauen Zeitpunkt der Errichtung des Gebäudes, sondern muss immer im Zusammenhang mit der allgemeinen Bauforschung beurteilt werden.34 So wechseln sich etwa im Westtrakt Sparren mit Dendrodatum 1511 und 1512 ab. Anscheinend wurden größere Mengen an Bauholz auf Vorrat beschafft, die dann über einen längeren Zeitraum aufgebraucht wurden. Die Annahme, dass Bauholz immer saftfrisch verarbeitet wurde und daher das Dendrodatum direkte Rückschlüsse auf die Errichtung des Gebäudes erlaubt, lässt sich also nicht aufrechterhalten. Im Bereich zwischen Gespärre 7 und 8 liegen durch den Einsturz der Decke über dem 2. Obergeschoß zwei Deckenbohlen frei, die mit 1488 bzw. 1475 datiert werden konnten (#31, 1488 WK und #34, 1475 WK). Diese Daten liegen deutlich vor der Errichtung des Gebäudes und können daher nur durch die Die im Abstand weniger Jahre aufeinanderfolgenden Bauetappen in Hanfelden lassen auch den Schluss zu, Verwendung von Altholz erklärt werden. dass Restbestände einer Etappe erst bei der nächsten, also 3-5 Jahre später, verwendet wurden, was Datierung wohl auch der allgemein üblichen wirtschaftlichen Die Dendrodaten im Osttrakt liegen zwischen 1476 Praxis entspricht. So lässt sich z.B. erklären, dass die und 1525. Nach dem Prinzip, dass immer das jüngste Mauerbank A des Nordwest-Traktes mit 1499, also Datum das gesamte Bauwerk datiert und die schwer zeitgleich mit dem Wohnturm datiert (#14,1499 WK), auszutauschenden Mauerbänke für eine Datie- während alle anderen Daten des Gebäudes, auch der rung relevanter sind als leichter auszutauschende darunterliegenden Geschoße, bei 1504 liegen. Bauteile, dürfte der Osttrakt nach 1525 unter Dach gebracht worden sein. Abweichende Daten stammen Auch ist es anscheinend möglich ganze Decken in aus Altholz, wobei ein massiver Schaden in der Mitte einem Gebäude nachträglich auszuwechseln: So des Traktes auch mit Altholz saniert wurde. datiert im Osttrakt die Mauerbank mit 1524, der darauf liegende Bundtramstummel mit 1513, der Zusammenfassung daneben liegende Bundtram mit 1517, ein wahrscheinlich aus einem anderen Gebäude übertrageDie Dachwerke wurden in fünf Bauetappen zwischen ner Bundtram mit 1476 und die Deckenbalken des 1500 und 1525 errichtet und sind in der zeittypischen darunterliegenden Geschoßes mit 1532. hohen handwerklichen Qualität mit genau sitzenden Blatt-, Kamm- und Zapfenverbindungen ausgeführt. Architektonisches Gesamtkonzept Die geringe Spannweite ermöglichte, mit Ausnahme des Wohnturms, die Anwendung einfacher Kahlbal- Obwohl es anscheinend schon früh das Gesamtkendächer ohne Stuhl. Warum man im Westtrakt die konzept eines Vierflügelbaus um einen rechteckigen aufwändige Konstruktion mit Kreuzstreben gewählt Hof gegeben hat, fällt doch eine gewisse Unsicherhat, bleibt rätselhaft. Möglich wäre ein Zusammen- heit bei der Umsetzung auf. So gelang es im Rahmen des Ausbaus nur bei einer von vier Gelegenheiten hang mit den darunter eingebauten Bohlenstuben. die Walmneigung des Daches so zu wählen, dass sie der Dachneigung des Satteldaches der nächsten Kritische Beurteilung von Dendrodaten: Bauetappe entspricht. Wenige Jahre später stand Wegen der sehr hohen Zahl an Dendrodaten stellt man dann vor dem Dilemma entweder eine Ichse sich das „Luxusproblem“ wie mit der Tatsache umzu- (Kehle) einzubauen, oder den erst wenige Jahre gehen ist, dass an Dachwerken, die offensichtlich in alten Walm wieder abzutragen und mit verringerter einem Zug errichtet wurden, unterschiedliche Dend- Neigung wieder aufzubauen. Die Entscheidung fiel in 34 Liebich 2021, 95-97. 30 allen Fällen zu Gunsten der Vermeidung einer Ichse, im Falle des Anschlusses Nordwest-Trakt an den Westtrakt erst bei einem Umbau nach 200 Jahren. Das aufwendige Konzept der Schildwand im Dachwerk des Wohnturms wurde schon 5 Jahre später bei der Erweiterung durch den Nordwest-Trakt wieder aufgegeben. Auch ist unverständlich warum man in jedem Trakt unterschiedliche Geschoßhöhen in Kauf genommen hat, obwohl die Dachwerke eine recht einheitliche Traufhöhe haben. Alle vier Schornsteine wurden erst nach dem Dachwerk errichtet, was mit erheblichen, die Statik der Dachwerke schwächenden Umbauten verbunden war. Das wirft die in zukünftigen Texten zu klärende Frage auf, wie die Rauchentsorgung der Kachelöfen in den Stuben des Westtraktes vor der Errichtung der über Dach geführten Schornsteine funktioniert hat. Autor Martin Aigner Reidlaweg 268 8940 Weißenbach bei Liezen martin.aigner@twin.at www.burgenseite.com 31 32 Eine frühneuzeitliche Halde von Küchenabfällen im Schloss Hanfelden Stephan Karl Mit einem Beitrag von Benjamin Wimmer und Ruth Irovec Schlagworte: Hanfelden, Küchenabfälle, frühe Neuzeit, archäozoologische Analysen, Koch- und Tafelgeschirr Einleitung Seit 2016 finden archäologische Grabungen und bauhistorische Untersuchungen im Schloss Hanfelden durch das Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie der Universität Wien statt (Claudia Theune und Iris Winkelbauer). Die aktuelle archäologische Maßnahme im Jahr 2022 war hingegen anlassbedingt, da die Verlegung einer Strom-, Trinkund Abwasserleitung vom bestehenden Anschluss außerhalb des Schlosses Hanfelden zum Nebengebäude des Schlosses innerhalb der Umfassungsmauer in Planung stand und eine archäologische Baubegleitung respektive Grabung erforderte. Die Grabung wurde schließlich von Archaeogon, Bayer & Karl GesbR (Graz) in Zusammenarbeit mit Iris Winkelbauer und Robert Fürhacker vom 2. bis 29. Oktober durchgeführt. Der für den Leitungskanal notwendige Grabungsschnitt besaß insgesamt eine Länge von 11,9 m und wurde mit einer Breite von 0,6 m relativ schmal angelegt, um den archäologischen Bodeneingriff möglichst gering zu halten. mauer des Zubaus sprang beidseitig etwas vor, reichte ca. 40 cm in die Tiefe und saß auf dem gewachsenen Boden auf. Der gewachsene Boden besteht im Bereich Hanfelden aus bis zu 1 m großen Geschiebegeröllen der fluvioglazialen Sedimente. Für den Bau des Zubaus wurde eine Baugrube bis zum gewachsenen Boden ausgehoben, das Fundament errichtet und im Innenraum ein Bodenaufbau für die Pflasterung hergestellt. Bauliche Befunde Etwa mittig zwischen der Ostmauer des Nebengebäudes und der Umfassungsmauer kam die aufgrund des südlich anschließenden, oberflächlich erhaltenen Mauerrests zu erwartende Ausrissoberfläche der Ostmauer des Zubaus zutage. Diese Mauer verläuft parallel in einem Abstand von 3,1 m zur Ostmauer des Nebengebäudes (lichtes Maß) und besteht aus einem gemörtelten Mauerwerk aus kleinteiligen Bruchsteinen und gerundeten Steinen aus dem lokalen Gestein (zumeist Granitgneis und Pegmatite). Nach innen, das heißt zum Nebengebäude, wurde ein bis auf einen Graben unterbrochenes, ansonsten aber durchgehendes Pflaster aus großen plattenförmigen Granitgneisen freigelegt (Abb. 24). Das Pflaster schloss am Fundament des Nebengebäudes so an, dass ihre Oberseiten auf derselben Höhe lagen, während es an der Ostmauer des Zubaus auf dessen Fundamentvorsprung lag. Das Fundament der Ost- 33 Abb. 24: Grabungsschnitt zwischen östlicher Umfassungsmauer (im Bild oben) und Ostwand des Nebengebäudes (im Bild unten), in Bildmitte freigelegtes Pflaster im ehemaligen Innenraum des an das Nebengebäude angebauten Zubaus (Foto: S. Karl 2022). Abfallhalde SE 1399 Für die zeitliche Bestimmung der Errichtung des Zubaus ist eine außerhalb der Baugrube liegende Schicht relevant, die von dieser angeschnitten wurde. Diese Schicht (SE 1399) zieht von der Grubenwand der Baugrube bis zur östlichen Umfassungsmauer, wo sie durch einen nach 1952 erfolgten Ausriss eines hier im Zwickel des Südost-Turms und der östlichen Umfassungsmauer wachsenden Baums gestört ist. Bei SE 1399 handelt es um eine unterhalb einer Planierschicht – dem Gehniveau zur Zeit des Zubaus – liegende, lockere dunkelbraune, ca. 10–15 cm starke, humose Schicht, die auffällig viele Funde enthielt, neben viel Holzkohle hauptsächlich Koch- und Tafelgeschirr und zahlreiche Tierknochen. Darüber hinaus fanden sich noch einige Eisennägel – darunter Hufnägel des frühneuzeitlichen Kreuzkopf-Typs – und Eisenschlacken sowie einzelne Glasfragmente, jedoch kaum die sonst in anderen Schichten omnipräsenten Ofenkacheln. Diese Schicht kann aufgrund ihrer signifikanten Funde als Halde von Küchenabfällen angesprochen werden, die an der östlichen Umfassungsmauer unmittelbar an den Südost-Turm anschließend aufgeschüttet wurde. Diese Halde lag demnach unmittelbar neben dem Durchgang durch den Südost-Turm, der den Zutritt in den Garten des Schlosses außerhalb der Umfassungsmauer ermöglichte. Wie weit sich die Halde nach Norden entlang der Umfassungsmauer erstreckt, bleibt aufgrund des kleinflächigen Bodeneingriffs bei dieser Grabungsmaßnahme unbekannt. Nach Westen parallel zur Südwand des Nebengebäudes dürfte die Halde auf der gesamten Länge durch die Baugrube des Zubaus unterbrochen sein. Koch- und Tafelgeschirr aus SE 1399 Bei der Gefäßkeramik aus der Abfallhalde SE 1399 handelt es sich um ein relativ homogenes Material aus dem Zeitraum vom 16. bis zum fortgeschrittenen 17. Jahrhundert, mit nur einzelnen älteren, kleinteilig zerbrochenen Stücken, vorwiegend aus dem Spätmittelalter (15. Jahrhundert). Das Gros bildet reduzierend gebrannte Irdenware, vor allem Lavanttaler Schwarzhafnerware und deren Nachahmungen (Abb. 25). Bei der Lavanttaler Schwarzhafnerware handelt es sich um eine karbonatgemagerte, reduzierend gebrannte, unglasierte Irdenware, die im Kärntner Lavanttal seit dem späten 15. Jahrhundert aus einem Töpferton, der bei St. Andrä im Lavanttal abgebaut wurde, hergestellt wurde. Sie ist insbesondere durch dünnwandige und dennoch bruchfeste sowie hitzebeständige Gefäße gekennzeichnet und war speziell als Kochgeschirr ein begehrtes Produkt vom ausgehenden 15. Jahrhundert bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts in und außerhalb Kärntens. Als Handelsgut wurden insbesondere die Kochtöpfe außerhalb Kärntens vertrieben, wie sich dies auch am Befund der Abfallhalde im Schloss Hanfelden zeigt. Es fanden sich darin ausschließlich Töpfe der Lavanttaler Schwarzhafnerware. An den Randformen dieser Töpfe lassen sich wenige frühe Formen mit klobigem Kragenrand aus dem 2. Drittel des 16. Jahrhunderts erkennen. Die meisten Töpfe besitzen jedoch bereits einen dreiecksförmigen bzw. langgezogenen ausladenden Kragenrand, der für das späte 16. bis frühe 17. Jahrhundert charakteristisch ist. Die Nachahmungen von Töpfen der karbonatgemagerten Lavanttaler Schwarzhafnerware entsprechen formal ihren Vorbildern mit langgezogenen ausladenden Kragenrand des späten 16. bis frühen 17. Jahrhunderts, sind jedoch am rotbraunen Farbstich der Oberfläche und einer anderen Zusammensetzung des verwendeten Töpfertons (u. a. vermehrt Quarz als Karbonat, reichlich Glimmer) von den Originalprodukten zu unterscheiden. Ihre Herstellung wird man in derzeit nicht näher lokalisierten Töpferwerkstätten im kärntnerisch-steirischen Raum annehmen. Zwei zum Teil angekohlte Hohldeckel ergänzen das Formenspektrum der reduzierend gebrannten Irdenware. Zum Verschließen der Töpfe beim Kochen benutzte man allgemein in der Frühneuzeit entweder flache Holzdeckel, die sich aber aufgrund ihres organischen Materials heute kaum erhalten haben, oder keramische Deckel. Die beiden Hohldeckel aus der Abfallhalde sind jedoch mit ihrem Randdurchmesser von nur 12 bzw. 15 cm nicht für die großen Töpfe der Lavanttaler Schwarzhafnerware und deren Nachahmungen bestimmt gewesen, die Randdurchmesser von deutlich über 15 cm haben (der Durchschnitt liegt bei den 17 dokumentierten Randstücken bei 23 cm). Sie lagen offenbar auf kleineren Töpfen der Lavanttaler Schwarzhafnerware bzw. weiterer reduzierend gebrannter Irdenware auf, die auch in einzelnen Stücken in der Abfallhalde SE 1399 vorhanden sind. Anteilsmäßig geringer waren Gefäße der oxidierend gebrannten Irdenware, wie Malhornware, glasierte Irdenware (darunter Stücke mit Träufeldekor) und unglasierte Ware (Abb. 26). Dekoriertes Keramik- 34 Abb. 25: Signifikante Fragmente von Lavanttaler Schwarzhafnerware sowie deren Nachahmungen und von weiterer reduzierend gebrannter Irdenware aus der Abfallhalde SE 1399, 16. bis frühes 17. Jahrhundert (Foto: P. Bayer 2022). Abb. 26: Signifikante Fragmente von Malhornware, glasierter Irdenware (darunter Stücke mit Träufeldekor) und von oxidierend gebrannter, unglasierter Ware aus der Abfallhalde SE 1399, 16. bis fortgeschrittenes 17. Jahrhundert (Foto: P. Bayer 2022). 35 geschirr kam im 16. Jahrhundert durch veränderte Speisegewohnheiten in den gehobenen Bevölkerungsgruppen auf, die dazu überging, das Essen vom eigenen Geschirr und nicht mehr direkt aus der gemeinsamen Schüssel bzw. von einer anderen gemeinschaftlich genutzten Unterlage zu sich zu nehmen. Flache Gefäßformen, wie Teller oder Schüsseln, kamen dadurch verstärkt auf und wurden bevorzugt dekoriert, wie sich dies auch an den Stücken aus der Abfallhalde SE 1399 zeigt. Unter ihnen finden sich Fragmente der Malhornware, bei der es sich um eine polychrome Unterglasurdekor handelt, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und im frühen 17. Jahrhundert einsetzt. Dabei wurde das Gefäß im lederharten Zustand auf der Oberseite mit einer farbigen Engobe überzogen, nach dem Trocknen mit dem Malhorn dekoriert und abschließend farblos glasiert. Weitere Fragmente von Tellern bzw. Schüsseln aus der Abfallhalde SE 1399 gehören der glasierten Irdenware mit Träufeldekor an. Weißer Träufeldekor auf grüner oder brauner Glasur kommt erst im Laufe des 17. Jahrhunderts auf. Ein Teller dieser Ware konnte aus mehreren Einzelfragmenten zu einem nahezu vollständigen Gefäßprofil zusammengesetzt werden; er dürfte in die 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts zu datieren sein (Abb. 27). Dieses Exemplar, wie auch wenige weitere, zählt zu den jüngsten datierten Objekten aus dieser Schicht. Der Rest der oxidierend gebrannten Irdenware ist entweder monochrom glasiert (z. B. grün oder türkis) oder verblieb gänzlich unglasiert. Zu diesem eher einfachen Geschirr gehören neben einfachen Schüsseln auch andere Formen wie innen glasierte Töpfe oder Kannen. Abb. 27: Teller der glasierten Irdenware mit Träufeldekor mit einem Randdurchmesser von 31 cm, 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts (Foto: P. Bayer; Zeichnung: S. Karl 2022). 36 Tierknochen aus SE 1399 (Benjamin Wimmer und Ruth Irovec) Insgesamt wurden 608 archäozoologische Funde mit einem Gesamtgewicht von 3713,9 g aus der Abfallhalde SE 1399 untersucht. Bis auf die Tierart bestimmbar war mit 195 Stücken (32,1 %) nur rund ein Drittel der Funde, das jedoch rund zwei Drittel des Gewichts (2434,9 g bzw. 65,6 %) ausmacht (Abb. 28). Weitere 102 Funde (16,8 %) mit einem Gewicht von 719,1 g (19,5 %) waren wenigstens einer Größenklasse zuzuordnen. Der Rest blieb gänzlich unbestimmt. Die kleinteilig überlieferten Küchenabfälle zeigen mäßig erhaltene Oberflächen und häufig Hackspuren von ihrer Zerkleinerung (Abb. 29, 30). Die portionierten Stücke wurden möglicherweise gekocht, denn an den Knochen finden sich keine Verbrennungsspuren. Nur sechs Zähne sind angekohlt oder verbrannt. Auch weitestgehend fehlende Verbissspuren könnten in diese Richtung deuten. Einige Körperteile, die wohl nicht auf dem Tisch landeten, gelangten im Sehnenverbund in den Abfall. Nach ihrem Gewichtsanteil zu schließen, stand besonders Rindfleisch auf dem Speiseplan, abgeschlagen gefolgt von Schwein und Schaf/ Ziege. Neben erwachsenen bis alten Rindern belegt wenigstens ein Kalb, dass auch qualitativ hochwertiges Fleisch auf den Tisch kam. Die Reste eines Ferkels und eines Lammes unterstreichen dies. Singuläre Knochen vom Rotwild und von einer Gans zeigen an, dass auch diese Tiere wenigstens gelegentlich verspeist wurden. Eindeutig ist die Zerkleinerung einer Sumpfschildkröte belegt, die besonders als Fastenspeise in der Frühen Neuzeit auch aus Küchenrechnungen und anderen archäologischen Fundkontexten bekannt ist. Auch der Rest einer jungen Hauskatze findet sich im Material. Abb. 28: Die Fundzahlen der bestimmten Tierarten im Überblick (Grafik: B. Wimmer 2023). 37 Abb. 29: Gesamtkonvolut der Tierknochen aus der Abfallhalde SE 1399, u. a. vom Rind, Schwein und Schaf/Ziege, mit zahlreichen Hackspuren von ihrer Zerkleinerung (Foto: P. Bayer 2022). Abb. 30: Schematische Darstellung der aufgefundenen Elementanteile (schwarz) vom Rind (links) und vom Schwein (rechts) und lokalisierbare Hackspuren (rot). Pfeile bezeichnen eine Spaltung entlang der angezeigten Kante, schematische Skelette umgezeichnet nach Helmer 1987, modifiziert durch Ruth Irovec (Grafik: B. Wimmer 2023). 38 zerteilten Fleischstücke oder auch der bereits vom Fleisch getrennten Knochen dürften mit aller WahrAnhand des Fundmaterials kann die Abfallhalde scheinlichkeit die Kochtöpfe der Lavanttaler Schwarzschwerpunktmäßig in die 1. Hälfte des 17. Jahr- hafnerware bzw. deren Nachahmungen verwendet hunderts datiert werden; einzelne Stücke stammen worden sein. Welche Gerichte schlussendlich auf bereits aus dem fortgeschrittenen 17. Jahrhundert, dem Speiseplan standen, ist mit den derzeit vorhanandere gehören noch dem 16. Jahrhundert an. Der denen Daten nicht zu entscheiden, aufgrund des Zubau wurde demnach frühestens in der 2. Hälfte des überwiegenden Anteils von Rinderknochen wäre 17. Jahrhunderts errichtet. Diese Datierung steht im gekochtes Rindfleisch oder Rindsuppe denkbar. Einklang mit dem Vischer-Stich von Schloss Hanfel- Wild stand zumindest gelegentlich auf dem Tisch; den (aufgenommen 1673 bzw. 1674; siehe Titel- die Jagd scheint jedoch keine größere Rolle für die seite), der diesen Zubau oder einen (provisorischen) Bewohner*innen des Adelansitzes gehabt zu haben. Anbau mit Pultdach an der Südseite des Nebenge- Der Verzehr von Sumpfschildkröten zeigt jedoch, bäudes zeigt. Es ist weiters davon auszugehen, dass dass man sich diesen aufwändigen Fastenbrauch mit eine Entsorgung von Küchenabfällen an dieser Stelle importierten Tieren leisten konnte. zwischen dem Südosteck des Nebengebäudes und dem Südost-Turm der Umfassungsmauer ab diesem Die durch die Kanalverlegung bedingte Maßnahme Moment nicht mehr stattgefunden haben kann, als von 2022 hat diese Abfallhalde nur in einem kleinen der Platz von diesem An- oder Zubau eingenommen Ausschnitt ergraben. Eine vollständige Ausgrabung wurde. Übernimmt man die gängige Datierung der dieser Schicht ist ein Desiderat. Der Fundkontext Errichtung der rechteckigen Umfassungsmauer mit wäre gerade für typochronologische Analysen von den vier Ecktürmen am Ende des 16. Jahrhunderts frühneuzeitlichem Fundmaterial der Steiermark ein – mit einem Abschluss der Baumaßnahme um 1600 wesentlicher Ankerpunkt. Eine Flotation des Erdma–, dann ist damit auch ein Zeitpunkt bestimmt, ab terials könnte auch archäobotanische Reste zum dem Abfälle an dieser Stelle frühestens entsorgt Vorschein bringen und die Lücke zum Verzehr pflanzwurden, da der Verlauf der Umfassungsmauer licher Produkte schließen. Naturwissenschaftliche diesen Platz vorherbestimmt hatte. Der Zeitrah- Untersuchungen von möglichen Speisereste an den men für die Nutzung dieses Platzes als Abfallhalde, Innenseiten der Gefäße stellen eine weitere Möglichspeziell für Küchenabfälle, fällt damit zwischen ca. keit dar, Informationen zu den damals zubereiteten 1600 und 1673/1674. In der Keramikforschung sind Speisen zu erhalten. Die Existenz von Abfallhalde solche eng durch äußere Faktoren datierte, stratifi- und Küche im Schloss Hanfelden stellt eine seltene zierte Fundkomplexe ein wichtiges Hilfsmittel für die Möglichkeit dar, die frühneuzeitlichen SpeisegeErarbeitung der zeitlichen Stellung von bestimmten wohnheiten an diesem Ort zu erforschen. Keramiktypen. Auswertung Neben den chronologischen Aspekten sind aus dem Fundmaterial dieser Abfallhalde auch Rückschlüsse auf das soziale Milieu und die Ernährungsgewohnheiten der Bewohner*innen des Schlosses Hanfelden im betreffenden Zeitraum zu ziehen. Insbesondere im Fall von Schloss Hanfelden bieten sich solche Überlegungen anhand der Küchenabfälle auch an, da die ehemalige Schlossküche im Südosteck des Hauptgebäudes – in vier Räumen gegliedert – archäologisch untersucht wurde. Diese relativ große Küchenanlage bestand hier spätestens seit der barockzeitlichen Umbauphase des 17. Jahrhunderts. Gekocht wurde am offenen Feuer („Rauchküche“), wobei die Töpfe auf einem Tischherd in die Nähe der Glut gerückt wurden. Fallweise standen die Töpfe auch auf Eisengestellen mit drei Beinen. Für das Kochen der klein Autoren Dr. Stephan Karl Archaeogon, Bayer & Karl GesbR, Graz Benjamin Wimmer, MA MSc und Ruth Irovec, MA MSc OsteoArch GesbR, St. Aegidi 39 Weiterführende Literatur Daniel Helmer, Fiches descriptives pour les relevés d‘ensembles osseux animaux, in: Jean Desse und Nathalie Desse-Berset (Hrsg.), Fiches d’ostéologie animale pour l’archéologie, Série B: mammifères, n° 1 (Juan-les-Pins 1987). Stephan Karl, Bericht zur Maßnahme im Schloss Hanfelden 2022. Sog. Zubau und frühneuzeitliche Halde von Küchenabfällen, Fundberichte aus Österreich 61 ebook, im Druck. Johanna Kraschitzer, Karbonatgemagerte Lavanttaler Schwarzhafnerware – eine Kärntner Keramikart in der Steiermark, Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich, Beiheft 10 (Wien 2019). Alice Kaltenberger, Die Grabungen des Österreichischen Archäologischen Instituts im ehemaligen Benediktinerkloster („Schloß“), Mondsee, III. Die frühneuzeitliche Malhornware, Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines 141/I, 187–227. Alice Kaltenberger, Frühneuzeitliches Fundmaterial aus Wien 3, Barmherzigengasse 17, Fundort Wien 5, 2002, 198–239. Erich Pucher, Der frühneuzeitliche Knochenabfall eines Wirtshauses neben der Salzburger Residenz, Salzburger Museum Carolino Augusteum, Jahresschrift 35/36, 1991, 71–135. Iris Winkelbauer, Archäologische Untersuchungen in der ehemaligen Schlossküche 2020, Schloss Hanfelden – Einst und Jetzt 3, 2021, 38–47. 40 Ein Kreuzanhänger mit Christusdarstellung aus dem Schloss Hanfelden Magdalena Sulzer Schlagworte: Neuzeit, Buntmetallobjekt, Kruzifix, Kreuz, Religion Einleitung Ein zentrales Thema der christlichen Ikonografie ist das Bild des gekreuzigten Christus - es ist wohl das seit dem Frühmittelalter am weitesten verbreitete und charakteristischste Symbol des Christentums. Schon früh wird dem Kreuz eine Art Schutz- bzw. Abwehrfunktion zuteil, wie etwa das Ulrichskreuz als Schutz gegen die Pest und die Hexerei oder das Andreaskreuz als Schutz gegen Donner, aber Kreuze sollen unter anderem auch bei der Heilung von Krankheiten helfen.35 Anlässlich der archäologischen Maßnahme im Oktober 2022 innerhalb der östlichen Umfassungsmauer des Schlosses Hanfelden36 kam eine solche Kruzifix-Darstellung in Form eines Kreuzanhängers aus Bronze zum Vorschein. Aufgefunden wurde das kleine Kreuz in der Verfüllung einer Grube (SE 1392) entlang der Innenseite der östlichen Umfassungsmauer, aus der auch zahlreiche andere neuzeitliche Funde stammen (siehe Abb. 31 und vgl. Abb. 24). Abb. 31: Auffindungsort des Kreuzanhängers - weiß markierter Kreis (Orthofoto: Sulzer 2019) 35 Bebek 2009, 273-274. 36 vgl. Karl 2022. 41 Kreuzanhänger Kreuze bestehen aus einem senkrechten (Patibulum) und einem waagerechten (Antenna) Balken.37 Das Kreuz aus Schloss Hanfelden mit kleeblattförmigen Enden, könnte an einem Lederband um den Hals getragen worden sein oder es könnte sich an einem Rosenkranz als Abschluss befunden haben, wofür die Öse am oberen Ende des Patibulums (z.B. für einen Kettenring) sprechen würde. Kreuze mit Rosenkranzendung finden sich schon im 17. Jahrhundert und werden im darauffolgenden Jahrhundert weitgehend gebräuchlich.38 Beschädigte Kreuze wurden oft bewusst rituell bestattet, insofern sie nicht mehr zu gebrauchen waren. Dieses Kreuz weist jedoch keine offensichtlichen Beschädigungen, abgesehen von natürlichen Abnützungspuren, auf. Die schlichte formale Ausführung spricht auch für ein Serienmodell. Es handelt sich also vermutlich nicht um ein Einzelstück, sondern um eine Anfertigung in einer Gussform.39 Die Einfachheit der Ausgestaltung erschwert eine genaue Altersbestimmung. Vergleiche mit gleichartigen Kruzifix-Objekten, wie etwa jenen aus dem Klostermarienberg, ermöglichen eine Datierung in das 17. bzw. in das 18. Jahrhundert.40 Archäologische Ausgrabungen bei Kirchen bringen nach und nach Hinweise zu Bronzekreuzen ans Licht: So wurden in neuzeitlichen Gräbern der Pfarrkirche der HL. Magdalena in Čazma41 ähnlich einfache lateinische Kreuze des 17. und 18. Jahrhunderts mit dreiblättrigen Balkenenden, einem Loch auf dem Patibulum und einer stilisierten Reliefdarstellung des gekreuzigten Christus in Verbindung mit Rosenkränzen gefunden. Solche Kreuzanhänger waren in Europa weit verbreitet und fanden ihren Weg wohl auch nach Schloss Hanfelden im Pölstal. Die Vorderseite des Kleeblattkreuzes (Länge 6,6 cm, Breite 4,25 cm, Gewicht 8,1 g) weist eine figürliche Reliefdarstellung auf. Auf der Rückseite ist es flach gestaltet, ohne Darstellung oder Inschrift. Sie zeigt Christus mit Lendenschurz am Kreuz im Dreinageltypus, das bedeutet Hände und Füße sind mit drei Nägeln an das Kreuz geschlagen. Der Korpus ist in einem flachen Relief in streng frontaler Haltung mit seitlich gestreckten Armen wiedergegeben, die Hände leicht aufwärts gewinkelt. Das dornengekrönte, der rechten Schulter zugeneigte Haupt ist von einem Strahlennimbus umgeben. Die Buchstaben des Titulus INRI am oberen, kleeblattförmigen Autorin Kreuzbalkenende sind, wie auch der Strahlenkranz, Magdalena Sulzer eingetieft (Abb.32 und Abb. 33). Archäologiestudentin an der Universität Graz Abb. 32: Kreuzanhänger aus der Grubenverfüllung SE 1392, Avers (Foto: Bayer 2022). 37 38 39 40 41 Abb. 33: Kreuzanhänger aus der Grubenverfüllung SE 1392 Revers (Foto: Bayer 2022). Bebek 2009, 272-273. Mit freundlicher Auskunft Heimo Kaindl, vgl. Bebek 2009, 276, 278, Bebek 2008. Mit freundlicher Auskunft Heimo Kaindl. vgl. Farka 2000, Kat. Nr. 28.10, 28.24, 28.25, 28.27. vgl. Bebek 2009, 279, Abb. 2h, Kat. Nr. 11-15. 42 Einsatz von Photogrammetrie und terrestrischem Laserscanning zur Erfassung oberflächlicher Verwitterungsschäden an der Fassade des Schlosses Hanfelden Wolfgang Sulzer, Josef Gspurning, Justin Catau, Viktor Kaufmann, Robert Fürhacker, Fabian Wack Schlagworte: Cultural Heritage; Fassadeninspektion; Photogrammetrie; Structure from Motion (SfM), Terrestrisches Laserscanning Abstract Das Schloss Hanfelden ist eines der wenigen Renaissanceschlösser in Österreich, dessen Erscheinungsbild trotz Umbauten im 18. jahrhundert weitgehend jenem des 16. jahrhunderts entspricht. Dazu gehört die Fassade mit Putzschichten aus dem 16. bis 18. Jahrhundert an der Süd- und Westseite. Im Hinblick auf die Festlegung meist konservatorischer Maßnahmen – die Fassade soll in ihrem „gewachsenem Zustand“ erhalten bleiben – ist es wichtig, die Fassaden aus Putz, Naturstein oder Ziegel auf das Ausmaß oberflächlicher Schäden – wie Verwitterung, Abplatzungen, Aufwölbungen oder Durchbiegungen – zu prüfen. Als Alternative zur visuellen Inspektion mit herkömmlichen Hubarbeitsbühnen oder Gerüsten stehen berührungslose 3D-Messsysteme zur Verfügung. Dazu gehören terrestrische Photogrammetrie, UAV-gestützte Photogrammetrie und terrestrisches Laserscanning (TLS). Die Ergebnisse der multitemporalen und multisensoralen Erfassung und Analyse der Westfassade werden dargestellt. werden zusätzliche Informationen zur Baugeschichte durch die Visualisierung von Gebäudestrukturen In den letzten Jahren sind Geospatial Technologies (Baufugen) mittels verschiedener hochauflösender zu einem gängigen Werkzeug u.a. für Restauratoren, digitaler Oberflächenmodelle gewonnen. Die letztArchitekten, Archäologen und Maler, die sich mit endlich gewonnenen Informationen werden dazu Aktivitäten im Bereich Cultural Heritage befassen, beitragen, Erhaltungs- und Wiederaufbauaktivitäten geworden. Dies zeigt sich in zahlreichen nationalen zu unterstützen. und internationalen Fallstudien.42 Einleitung Ziel dieses Artikels ist es, eine spezifische Anwendung von Photogrammetrie, Structure from Motion (SfM), terrestrischem Laserscanning und objektbasierten Klassifizierungstools vorzustellen, um detaillierte Informationen über den historischen und aktuellen Status der Fassade zu erhalten. Wäre es möglich, mit den angewandten Methoden der Geospatial Technologies neue Informationen über die Struktur und Entwicklung von Fassaden zu gewinnen? Dieser Beitrag geht über die reine Geovisualisierung des untersuchten Kulturerbes hinaus, sondern es wird versucht zusätzlich eine automatische Erfassung verschiedener Fassadenstrukturen und -schichten sowie der Veränderungen von 1986 bis 2022, die hauptsächlich durch Witterungseinflüsse verursacht werden, durchzuführen. Mit dieser Methodik Schloss Hanfelden Was das Schloss Hanfelden (Lage in Abb. 34) besonders auszeichnet, ist sein unverfälschtes, authentisches Erscheinungsbild (Abb. 35). Dies ist darauf zurückzuführen, dass am Gebäude seit rund 250 Jahren keine größeren Veränderungen vorgenommen wurden und es optisch weitgehend der ältesten bekannten Darstellung von G. M. Vischer im Jahr 1681 entspricht (Abb. 36). Abb. 37 stellt das Schloss aus dem Jahr 1830 dar, wobei barocke Ornamente sichtbar sind, die ebenfalls teilweise noch heute an der Fassade zu sehen sind.43 Ziel der seit 2015 durchgeführten Konservierungsund Restaurierungsmaßnahmen ist vor allem die 42 El-Hakim et al. 2004, Kersten 2006, Kersten et al., 2012; Fassi et al., 2013; Micoli et al. 2013, Dostal 2014, Erenoglu et al. 2017, Maietti et al. 2018, Doumit 2019, Galantucci & Fatiguso 2019, Sulzer et al. 2021. 43 Nähere Informationen zum Schloss Hanfelden finden sich in Fürhacker/Theune 2016; Holleger 2018; Theune/Winkelbauer 2019; Theune et al. 2020. 43 Erhaltung der Originalsubstanz. Beschädigte oder fehlende Mauerteile werden stabilisiert oder ergänzt, fehlende Teile werden rekonstruiert, um einem weiteren Verfall vorzubeugen. Besonderes Augenmerk wird auf die Unversehrtheit des Daches des Hauptgebäudes gelegt. oder Schlackestücken versehen und vermutlich nicht weiter verputzt wurde. Die Fassade der Süd- und Westseite des Schlosses weist mehrere Putzschichten auf, die mehreren zeitlichen Phasen zugeordnet werden können. (2) Die zweite Phase (um 1510/30), die sich über die gesamte Süd- und Westfassade erstreckt, besteht aus einem einfachen, weiß gefärbten Putz. An der südöstlichen Ecke wurden ockerfarbene Quader mit einer Umrandung aus rotem Eisenoxid aufgemalt. Der Torrahmen in der Mitte der Westfassade ist dieser Phase zuzurechnen. (1) Die älteste Phase (vor 1510), die sich soweit erkennbar auf das Erdgeschoss beschränkt, zeigt ein Bruchsteinmauerwerk aus mittelgroßen bis großen, bearbeiteten Steinen (0), deren Zwickel nachträglich mit in den Mörtel gepressten kleinen Steinen (3) Die dritte Phase, die auch im Vischer-Stich (1681, Abb. 36) zu sehen ist, weist ebenfalls eine weiße Färbung auf. Obwohl keine Eckquader aufgemalt wurden, finden sich vor allem im südlichen Bereich der Westfassade Reste einer flächigen Bemalung. Abb. 34: Lage des Schloss Hanfelden (Grafik: Sulzer 2023). Abb. 35: Perspektivische Ansicht von Westen (Foto: Sulzer 2023). Abb. 36: Schloss Hanfelden (1681), (G. M. Vischer: Topographia Ducatus Stiriae, 1681. Abb. 37: Schloss Hanfelden (1830), J. F. Kaiser - lithographirte Ansichten der Steyermärkischen Städte, Märkte und Schlösser, Graz 1824-1833. 44 Da sich die Putzschichten von Phase 2 und Phase 3 Parallelprojektionen auf eine Referenzebene.46 Die sehr ähneln, ist eine eindeutige Zuordnung nicht Erstellung solcher Orthofotos historischer Fassaden ermöglicht deren Dokumentation und Analyse für immer möglich. zahlreiche Anwendungen wie Restaurierung, Denk(4) Die jüngste und letzte Putzschicht besteht aus malpflege, Visualisierung, Analyse des baulichen einem barocken braungrauen Strukturputz (um Zustands und von Schäden.47 Diese stellen daher 1730), der auf den weißen Putz aufgetragen wurde. einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung des kultuIm Erdgeschoss befand sich eine große Sockelzone rellen Erbes oder kulturell wertvoller Objekte dar.48 mit Quaderdarstellungen, zwischen den Geschossen verliefen horizontale Gesimsbänder und im ersten Die Frage nach der Bedeutung des (terrestrischen) und zweiten Obergeschoss waren zwischen den weiß Laserscannings im Kulturerbe-Kontext und wie es gefassten Fenstern rechteckige und profilierte Zier- im Vergleich zu anderen modernen Technologien felder angebracht. Die südöstliche Ecke wurde erneut zu bewerten ist, kann als Gegenstand vieler grundsätzlicher Diskussionen angesehen werden. Stellmit Quadersteinen bemalt. vertretend hierfür ist die Arbeit von Eppich und Hadzic (2013), in der die Autoren auf der Grundlage Multitemporale und multisensorale Analysen einer Durchsicht der einschlägigen Kulturerbe-Liteder Westfassade ratur versuchen, die Wechselwirkungen zwischen Die Photogrammetrie ermöglicht die Erstellung Geotechnologie und deren Nutzbringung im Bereich präziser 3D-Modelle aus zweidimensionalen Bildern. der „cultural heritages“ aufzuzeigen. Die Studie zeigt Dabei handelt es sich um eine 3D-Technik, bei der deutlich, wie und in welchem Umfang bestimmte mehrere aus unterschiedlichen Winkeln aufgenom- Technologien Einzug in den Bereich des Kulturerbes mene Bilder verwendet werden, um ein 3D-Modell gehalten haben. Bemerkenswert ist einerseits die eines Objekts oder einer Szene zu erstellen. Es ist ein lange Tradition konventioneller Vermessungsinstruvielseitiges Werkzeug, das in vielen Bereichen einge- mente wie Theodolit oder – mit einiger Verzögerung setzt werden kann; beispielsweise in der Vermes- – Digitalkameras und GNSS; andererseits dokumensung, im Ingenieurwesen, in der Architektur, im tiert dies auch die rasant zunehmende Durchdrin3D-Druck und in der Entwicklung von Videospielen. gung des Forschungsgebiets durch Thermographie Die Photogrammetrie ist auch eine Methode, die und Laserscanning. Betrachtet man die Arbeit aus bei der Erhaltung von Kulturdenkmälern, Museums- der Perspektive der Anwendungen lässt sich erkenobjekten oder Baudenkmälern eingesetzt wird. Die nen, dass Laserscanning meist nur im ErfassungsproPhotogrammetrie bietet viele Vorteile (Genauigkeit, zess eine Rolle spielt; die Weiterverarbeitung findet Präzision, Kosteneinsparungen und Geschwindig- in Geoinformationssystemen und die Visualisierung keit) gegenüber herkömmlichen 3D-Modellierungs- meist mittels Augmented/Virtual Reality statt. methoden. Bei der Suche nach einer effizienten und kostengünstigen Möglichkeit, genaue 3D-Modelle Im Schloss Hanfelden konnten die Grazer Univerzu erstellen, kann die Photogrammetrie die perfekte sitäten (Institut für Geographie der Karl-Franzens-Universität Graz und Institut für Geodäsie der Lösung sein.44 Technischen Universität Graz) im Rahmen der NAWI „Structure from Motion“ (SfM) ist eine Technik, die Graz Kooperation verschiedene Methoden der FernPhotogrammetrie und Computer Vision kombiniert erkundung, wie Photogrammetrie und Laserscanund Orthofotos und 3D-Oberflächenmodelle basie- ning, sowie Geovisualisierung einsetzen. Ziel war rend auf überlappenden Bildern von Drohnen (UAV) es, ihr Potenzial bei der Erfassung und Präsentation oder herkömmlichen Kameras rekonstruiert.45 Ortho- eines einzigartigen kulturellen Erbes zu dokumentiefotos sind maßstabsgetreue und verzerrungsfreie ren.49 Klassische Aufnahmen des Schlosses stammen 44 45 46 47 48 49 Aicardia et al. 2018. Sulzer et al. 2021. Donath 2008. Kersten et al. 2012. Sulzer et al. 2021. Sulzer et al 2021. 45 von Aigner (2002). Grundlegende photogrammetrische Messungen wurden 1986 von der Technischen Universität Graz durchgeführt. Wiederholte photogrammetrische Messungen und Aufnahmen der Fassade des Schlosses wurden 2019 durchgeführt. Darüber hinaus wurden UAV-Flugkampagnen eingesetzt, um hochpräzise Orthofotos, Luftbildkarten und Oberflächenmodelle zu erstellen. Daraus wurden dreidimensionale Visualisierungen des Daches, der Fassaden von den Jahren 2019 und 2022 abgeleitet. Diese Initiativen wurden durch terrestrisches Laserscanning der Ringmauer, der Fassaden und des Innenhofs unterstützt. Structure from Motion (SfM) ist somit ein topographisches Vermessungsverfahren, das dreidimensionale (3D) Punktwolken und damit Orthophotos und digitale Höhenmodelle (DHM) auf Basis zweidimensionaler (2D) Bilder erzeugen kann. Algorithmen werden verwendet, um passende Punkte aus einer Auswahl überlappender Bilder – zum Beispiel verschiedene Positionen und Winkel – eines untersuchten Objekts zu registrieren. Dadurch können die Kamerapositionen und -ausrichtungen berechnet und die Punktwolken bzw. Modelle in einem beliebigen Referenzsystem ausgegeben werden. Daher ist der Bedarf an Referenzdaten und Bodenkontrollpunkten (GCP) für die Georeferenzierung und Skalierung unumgänglich (Carravick et al., 2016). Grundsätzlich ist SfM eine flexible und kostengünstige Alternative zu TLS und ermöglicht die Erstellung von hochauflösenden Orthofotos und digitalen Oberflächenmodellen auf Basis von UAV-Bildern. Anhand der Aufnahmen aus den Jahren 2019 und 2022 können Veränderungen im Zustand der Fassade ermittelt werden. Bei der Erfassung der Fassaden mittels terrestrischen Laserscannings (TLS) musste natürlich die Scandichte am Objekt (also der Fassade) möglichst hochgehalten werden. Um dies zu erreichen, musste ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der einzustellenden ScanSchrittweite und dem Abstand zum Objekt gewählt werden. Bei diesen Vorgaben (möglichst größer als 5m von der Fassade entfernt, ergab sich das Problem, dass die Umfassungsmauer von Hanfelden die optimale Positionierung zu verhindern drohte. Die Mauer hätte die unteren Teile des Gebäudes abgedeckt. Aus diesem Grund wurde anstelle des üblichen Stativs ein Teleskopstativ verwendet, mit dessen Hilfe die Abb. 38: Scanposition befindet sich etwa 10 m vor der Fassade in einer Höhe von 2,6 m. Scanplattform auf eine Höhe von 2,6 m angehoben werden konnte und so eine freie Sicht auf die gesamte Westfassade gewährleistet war (Abb. 38). Die 2D-Darstellungen wurden anhand der entzerrten Bilder (Orthophotos) der Gebäudefassaden aus den Jahren 2019 und 2022 erstellt, die im Rahmen des SfM-Verfahrens entstanden sind. Zusätzlich zu aktuellen digitalen Bildern ermöglichen referenzielle Archivdokumente aus dem Jahr 1986 die Charakterisierung und Quantifizierung des Zustands des Fassadenverfalls im Laufe der Zeit. Darüber hinaus wurden verschiedene Ebenen/Kategorien für die Kartierung und Digitalisierung der Fassadenmerkmale verwendet (siehe Kapitel „Schloss Hanfelden“ und Legende in Abb. 43). Zur Differenzierung der Merkmale wurden die Materialien und der Zustand der Fassade berücksichtigt.50 Darüber hinaus wurden Liniensignaturen für das Jahr 2022 verwendet, um Risse und Abblätterungsprozesse an der Fassade hervorzuheben. Ergebnisse In Sulzer et al. (2021) wird die Erstellung der Orthophotos und Luftbildpläne 2019 dokumentiert. Die geometrische Auflösung des Orthofotos beträgt 2mm/Pixel (Abb. 39). Mit der SfM-Methode für die UAV-Daten wurden zusätzlich Oberflächenmodelle und Orthofotos der 50 Patias et al., 2011. 46 Abb. 39: Orthophoto mit einer Auflösung von 2mm (links) und ein Orthophotoplan (1:100) der Westfassade (Sulzer et al. 2021). Westfassade des Schlosses für die Jahre 2019 und 2022 erstellt. Die Auflösung von 2022 im Vergleich zu 2019 und 1986 ermöglicht einen hohen Detaillierungsgrad (Tab. 1). Einzelheiten zur Auflösung finden sich in der Tabelle. Diese Unterschiede in der Auflösung – die der damaligen Technik und dem damaligen Verwendungszweck der Fotos entsprach – müssen bei der Interpretation berücksichtigt werden. Tab. 1: Information zu UAV Bildern und SfM Statistiken Jahr 2019 Auflösung 4.23mm/pix ortho & 1.69mm/pix DHM Aufnahmen 539 Points Dense Cloud 3886370 2022 0.838mm/pix ortho & 3.35mm/pix DHM 1191 35953993 Abb. 40: Orthophotos und Oberflächenmodelle der untersuchten Jahre; sowie eine Fassadenskizze von 1986. 47 Die Abb. 41 dokumentiert das Potenzial hochauflösender digitaler Oberflächenmodelle. Baugeschichtlich interessante Bauelemente wie der vertikale Riss in der Mitte der Abbildung treten hervor. Rechts davon befindet sich der neuere Teil des Schlosses. Zudem können verschiedene Putzschichten unterschieden und identifiziert werden (siehe Abb. 44), sowie Bereiche, in denen die Putzschichten aufquellen. Gerade diese Schäden müssen behoben werden, um vor fortschreitender Zerstörung zu schützen. Punktwolke mit einer Größe von ca. 1 GB. Nach der Entfernung der für die Untersuchung nicht relevanten Streu- oder Hintergrundpixel blieben insgesamt etwa 23 Millionen Messpunkte zur weiteren Verarbeitung übrig. An dieser Stelle ist zu beachten, dass aufgrund des relativ großen horizontalen Scanwinkels naturgemäß unterschiedliche Abstände zum detektierten Objekt auftreten, die im vorliegenden Fall zwischen 7,8 m im Nadir und 18,8 m in den seitlichen Bereichen liegen. Anhand der Angaben des Geräteherstellers errechnet sich für den ersten (optimalen) Fall ein ungefährer Punktabstand von 2,7 mm, was ca. 137.175 Punkten umgerechnet auf eine Fläche von 1 m² entspricht.51 Abb. 43 zeigt sehr gut die hohe Punktdichte und welche Details erkennbar sind. Durch den unterschiedlichen Reflexionsgrad der Wandflächen sind Strukturdetails wie Ornamente an der Wand oder auch Bauschäden sehr gut erkennbar. Der Jahresvergleich (1986, 2019 und 2022) zeigt erwartungsgemäß, dass die Westfassade von 1986 bis 2019 die größte sichtbare Verschlechterung auf der Mesoskala (cm bis m) erleidet.52 Allerdings zeigt Abb. 41: Digitales Oberflächenmodell von 2022 (Detailausschnitt). Die Aufnahme (Abb. 42) zeigt das erste Scanergebnis. Die Punktwolken, bestehend aus ca. 25 Millionen Einzelpunkten wurden nicht verarbeitet, sondern lediglich farbig zur besseren Visualisierung dargestellt. Die roten Kreise markieren die an der Wand angebrachten Reflektoren, die zur Georeferenzierung dienen. Als Ergebnis des Scans der Westseite des Hauptgebäudes von Hanfelden entstand bei einer relativ kurzen Laufzeit von ca. 20 Minuten eine Abb. 43: Digitales Oberflächenmodell von 2022 (Detailausschnitt). Abb. 42: Rohscan der Westfassade. 51 Gspurning et. al., 2021. 52 Viles et al., 2011. 48 sich, dass insbesondere der südliche Teil - also der rechte Teil der Fassade - anfälliger ist, was sich insbesondere an der Optik der unteren Schichten wie dem Mauerwerk und der groben Beschaffenheit zeigt. Auch der Vergleich der Jahre 2019 und 2022 zeigt, dass in diesem Teil die größten Unterschiede auftreten und dass in diesem Bereich Handlungs- bedarf besteht, auch wenn die Veränderungen auf der Mikroskala (mm bis cm) stattfinden. Insgesamt wurden zahlreiche Veränderungen im mm- und cm-Bereich festgestellt, wobei zu berücksichtigen ist, dass nicht sichtbare Verschlechterungen im Nanomaßstab (<mm) mit dieser Methode nicht untersucht werden können. Abb. 44: Objektbasierte Klassifikation der Westfassade 1986 (oben), 2019 (mittig) und 2022 (unten). 49 Der Vergleich von 2019 und 2022 zeigt, dass der Zustand der Fassade nur auf einer kleinen Fläche bzw. im Detail erkennbar ist. Insgesamt wurden 70 Unterschiede (+) identifiziert, von denen jedoch nicht alle von signifikanter Bedeutung sind (6 von 70 betreffen signifikante Veränderungen, die größer und daher auffälliger sind; diese Kreuze sind in Abb. 45 markiert). Abb. 46 dokumentiert eine Änderungserkennungsanalyse der Klassifizierungen 1986, 2019 und 2022. 2022 (grün) bedeutet, dass es intakte Schichten (Ornamente und Putzschichten, 4a und 4b in Abb. 44) gibt, die im Jahr 2022 nicht mehr vorhanden sind. Gelb (2019) repräsentieren die Veränderungen zwischen 2019 und 2022 bzw. die Teile, die es im Jahr 2022 nicht gibt. Die rote Farbe stellt die Putzschichten Abb. 45: Spots (+) an der Westfassade, an denen Veränderungen von 2019 bis 2022 auftraten. Abb. 46: Veränderungen an der Westfassade 1986, 2019 und 2022 (Erklärungen siehe Text). 50 (4a, 4b in Abb. 44) dar, die 1986 noch intakt gewesen eingefärbte Bereiche stellen andere nicht sichtbare sind. Die gräulich gefärbten Teile waren 1986 noch Teile der Fassade dar (z. B. Fenstermaske, Holz und nicht vorhanden und vorher verwittert. Schwarz visuelle Einschränkungen, wie durch die Ringmauer). Abb. 47: Detaillierte Veränderungen an der Westfassade (1986, 2019, 2022). 51 Diskussion und Schlussfolgerungen Danksagung Die implementierten Methoden der Geographischen Technologien erwiesen sich als sehr geeignet für die Daten- und Informationserfassung der Westfassade des Schlosses Hanfelden. Eine multitemporale und multisensorale Analyse liefert wichtige Informationen über den Zustand und die nahezu kontinuierliche Zerstörung durch Witterungseinflüsse. Das hier besprochene Beispiel lässt gut abschätzen, bis zu welchem Maßstab strukturelle Unregelmäßigkeiten in der Bausubstanz oder deren Veränderungen mit dieser Methode dokumentiert werden können. Die Autoren danken allen Studierenden und Kollegen, die Feldforschung betrieben haben, sowie dem Besitzer vom Schloss Hanfelden Georg Neuper für seine hilfreiche Unterstützung und die Möglichkeit, spannende Forschung anzuwenden. Die mit Structure from Motion (SfM) erstellten Orthophotos und Digitalen Oberflächenmodelle repräsentieren eine optimale Dokumentation der Fassadenoberfläche. Damit ermöglichen sie der Bauforschung die Erfassung und Abbildung der Verputzphasen, deren relative zeitliche Einordnung und Materialbeschaffenheit. Darüber hinaus ist es möglich, durch regelmäßig wiederholte Fotokampagnen Veränderungen zu überwachen und festzustellen, ob die Verschlechterung gestoppt worden ist oder nach der Umsetzung von Erhaltungsmaßnahmen anhält. Die Methoden eignen sich somit für den Einsatz im Rahmen der Fassadeninspektion. Im Hinblick auf die in diesem Dokument vorgestellten Methoden und Techniken ist deutlich geworden, wie wertvoll die Zusammenarbeit von Geotechnologien im Bereich der historischen Bauforschung sein kann. Dies gilt vor allem für die unterschiedlichen Erfassungsmethoden, die hier nahtlos ineinandergreifen und so das erzielbare Ergebnis optimieren. Darüber hinaus ermöglicht diese Art der Datenerfassung auch die problemlose Integration in Geoinformationssysteme. Sofern die entwickelten Arbeitsabläufe zur Optimierung zukünftiger Arbeitsabläufe oder zur Entwicklung von Musterabläufen genutzt werden, können die Ergebnisse als Grundlage für eine permanente Überwachung der Bausubstanz dienen und somit einen wertvollen Beitrag für die zukünftige Forschung im Areal des Schlosses Hanfelden leisten. Damit könnte ein Gebäudeinformationssystem (BIM) zum historischen Kulturerbe entstehen. Autoren Wolfgang Sulzer Universität Graz Institut für Geographie und Raumforschung wolfgang.sulzer@uni-graz.at Josef Gspurning Universität Graz Institut für Geographie und Raumforschung josef.gspurning@uni-graz.at Justin Catau Universität Graz justin.catau@edu.uni-graz.at Viktor Kaufmann Technische Universität Graz viktor.kaufmann@tugraz.at Robert Fürhacker Restaurator fuerhacker@gmail.com Fabian Wack Universität Graz Institut für Geographie und Raumforschung fabian.wack@uni-graz.at 52 Die römische Straßenstation Viscellis in Unterzeiring53 Paul Bayer Schlagworte: Römerzeit, Straßenstation, Viscellis, Ausgrabung, Norische Hauptstraße Zur norischen Hauptstraße im Pölstall53 über den Verlauf der Straßen voraus. In den Alpen folgen die Straßen den Tälern und überqueren meist Der Verlauf der römischen via publica von Virunum die selben Passübergänge wie die modernen Straßen, (Zollfeld bei Maria Saal) nach Ovilava (Wels) wird der Verlauf ist also bereits einigermaßen vorgegeben seit dem 19. Jh. intensiv erforscht. Diese sogenannte und stellenweise auch archäologisch nachgewiesen, „Norische Hauptstraße” überquerte von Süden hinzu kommen Funde von römischen Meilensteikommend den Neumarkter bzw. Perchauer Sattel, nen entlang der Trassen. Von den aus den antiken verlief entlang der Mur, zweigte ins Pölstal ab, über- Straßenverzeichnissen bekannten Orten liegen mit wand den Triebener Tauern und erreichte durch das hoher Sicherheit Viscellis und Tartursanis (beide TP) Paltental und das Ennstal die Donau. Das Römische im Pölstal. Tartursanis wird nördlich von St. Johann Reich verfügte über ein dichtes Netz an Straßenstati- am Tauern verortet, Viscellis im Bereich Oberzeiring 54 onen (mansiones), in denen die Reisenden und deren Möderbrugg - Unterzeiring. Tiere Schutz fanden, verpflegt wurden, rasten und übernachten konnten. Diese wurden üblicherweise im Abstand von Tagesetappen angelegt, bevorzugt Archäologische Forschungen in Unterzeiring an Kreuzungspunkten. Die Hauptquelle dazu sind zwei durch mittelalterliche Abschriften überlieferte Im Zuge geophysikalischer Untersuchungen im antike Dokumente: das Itinerarium Antonini (IA) aus Schloss Hanfelden durch die ZAMG (heute GeoSphere dem 3. Jh., das die Wegstrecken zwischen Siedlungen Austria) im Jahr 201855 wurden von Klaus Löcker und und Straßenstationen auflistet sowie die sogenannte Ralf Totschnig auch Luftbilder der Umgebung ausgeTabula Peutingeriana (TP) aus dem späteren 4. Jh., wertet. Dabei wurde in den Bildern der Befliegung auf der schematisch die Tagesetappen zwischen 2013 (GIS-Steiermark) eine Fundstelle aufgrund verschiedenen Orten mit Meilenangaben dargestellt negativer Bewuchsmerkmale in Form linearer Struksind. Nicht zuletzt aufgrund des zeitlichen Abstan- turen auf der Wiese östlich des Schlosses entdeckt. des zwischen dem Entstehen der beiden Dokumente Eine im selben Jahr durchgeführte Prospektion sind die Angaben von Ortsnamen und Entfernungs- mittels Bodenradar56 konnte diesen Befund präzisieangaben nicht immer deckungsgleich, im Laufe der ren: Es handelt sich um ein Gebäude mit einer fassZeit sind unterschiedliche lokale Trassenführungen baren Ausdehnung von 28,5 × 34 m, dessen Fronten und die Aufgabe alter und die Anlage neuer Stra- in einem Winkel von ca. 45° zu den Haupthimmelsßenstationen sowie Fehler in der Kartierung und richtungen orientiert sind. Die Räume sind um einen Überlieferung anzunehmen. Die Lokalisierung bzw. ca. 18,5 × 19,5 m großen Innenhof gruppiert, zuminBenennung römischer Siedlungen erfolgt, ergänzt dest an der nordwestlichen Lang- und der südwestvon (in)schriftlichen und archäologischen Quellen, lichen Schmalseite dürfte es sich um zwei parallele anhand der Meilenangaben auf den genannten Raumgruppen handeln. Der Innenhof ist durch eine Verzeichnissen. Dies setzt die sichere Lokalisierung von Nordwesten nach Südosten verlaufende Mauer einzelner Siedlungen und Stationen sowie Kenntnis in zwei etwa gleich große Bereiche geteilt (Abb. 48). 53 Dieser Text fasst den von Manfred Lehner und dem Verfasser gehaltenen Vortrag zusammen: „Focus Pölstal: Die Norische Hauptstraße als Lebensader für die Obersteiermark zur Römerzeit” (THEO Oberzeiring, 2.3.2023). 54 Lehner 2023a, 43–50 mit Überlegungen zu römischen Straßentrassen, archäologischer Evidenz, Forschungsgeschichte und Quellenkritik; Lehner 2023b. 55 Theune/Winkelbauer 2018. 56 Schiel 2018. 53 Abb. 48: Lage und Grundriss des Gebäudes in Unterzeiring (Bearbeitung: P. Bayer, S. Karl 2022). Zumindest seit dem 17. Jh. ist kein Gebäude an der Fundstelle nachweisbar.57 Vielmehr deutete der sehr ähnliche Grundriss eines römerzeitlichen Gebäudes in Katsch an der Mur58 auf eine römerzeitliche Datierung des Befundes hin. Römerzeitliche Funde sind in der näheren Umgebung zwar bekannt, ließen aber bisher keine klare Lokalisierung einer Straßenstation oder Siedlung zu. Im Zuge des Projekts „Archäologieregion MurauMurtal 3.0.: Museum im Raum” wurde eine vom Arbeitskreis Falkenberg beauftragte archäologische Ausgrabung durchgeführt (Archaeogon, Bayer & Karl GesbR), um die vermutete Datierung des Gebäudes sowie dessen Erhaltungszustand festzustellen.59 Die Geländearbeiten fanden zwischen dem 2. und 14. Oktober 2022 bei gutem Wetter statt. Eine 12 × 1 m große Grabungsfläche wurde anhand der geophysikalischen Daten etwa in der Mitte des Nordwestflügels des Gebäudes vom Innenhof durch zwei Räume bis in den Außenbereich angelegt. Im Bereich des Innenhofs wurde die Fläche beidseitig auf einer Länge von 1,5 m um je 1 m verbreitert, insgesamt wurden somit 16 m² archäologisch untersucht. Fundamentreste kamen bereits in einer geringen Tiefe von 0,15–0,20 m zum Vorschein. Es handelt sich um die untersten Teile von Mauerfundamenten, die aus lokal anstehenden, etwa 20–30 cm langen gerundeten Granitgneisen gebaut sind. Von den beiden äußeren 57 Georg M. Vischer, Topographia Ducatus Stiriae, s. v. Hanfelden (Graz 1681). Auf dem Stich ist im Bereich der Fundstelle lediglich das heute noch bestehende sogenannte Zerwinklerhaus mit Nebengebäuden erkennbar. 58 Steigberger 2020; Fuchs 2022. 59 Siehe Bayer 2022a für den ausführlichen Grabungsbericht, die Vorlage der Funde und weitere Beobachtungen. 54 Abb. 49: Grabungsfläche nach Abtragen des Humus (links) und nach Grabungsabschluss (rechts) (Plan: P. Bayer, S. Karl 2022). Mauern waren nur die untersten Steinlagen erhalten, die etwas tiefer fundamentierte Hofmauer war mit 3–4 Steinlagen etwas besser erhalten. Im rechten Winkel an diese angesetzt war eine den Innenhof in zwei etwa gleich große Bereiche teilende Mauer. Die Fundamente des umgebenden Gebäudes waren mit 0,6–0,8 m breiter als die Mauer im Innenhof mit 0,4–0,5 m (Abb. 49, Abb. 50). Abgesehen von den Fundamenten konnten keine Befunde festgestellt werden, durch den späteren Ackerbau und die Wiederverwendung der Steine in den umliegenden Gebäuden ist das Vorhandensein von Benutzungshorizonten oder aufgehendem Mauerwerk nicht zu erwarten. Das Fundmaterial stammt großteils aus den oberen, vom Ackerbau verlagerten Schichten und besteht hauptsächlich aus spätmittelalterlicher (14. und 15. Jh.) und neuzeitlicher (16. Jh. bis 20. Jh.) Keramik, aber 55 Abb. 50: Die an das Gebäude angesetzte Mauer durch den Innenhof (Foto: P. Bayer 2022). auch aus Ziegelsplitt, Glas, Eisen, Münzen und Schlacke. Die datierbaren Funde passen zur Geschichte des etwa 150 m westlich der Fundstelle gelegenen Schlosses Hanfelden, das etwa ab der Mitte des 14. Jhs. errichtet wurde und kamen wohl im Zuge landwirtschaftlicher Tätigkeit auf den Acker. Ein kleinräumiger, aber intensiver Metalldetektor-Survey60 im Bereich des Gebäudes erbrachte ausschließlich neuzeitliches Fundmaterial. Dennoch konnte die vermutete Datierung des Gebäudes bestätigt werden: Eine kleine Menge römerzeitlicher Gefäßkeramik befand sich in den durchackerten Schichten, aber auch darunter. Es handelt sich um Töpfe mit Kammstrichdekor, einen Teller, eine Dreifußschüssel, einen Deckel sowie ein Fragment einer Terra-Sigillata-Schüssel (Abb. 51).61 Das Fundmaterial belegt eine Nutzung des Platzes zumindest im 2./3. Jh. n. Chr., eine genauere Datierung ist anhand der vorliegenden Keramikscherben nicht möglich. die auch später wohl nicht zufällig vom nur 150 m entfernten Schloss Hanfelden besetzt wird. Erwähnenswert ist, dass die Errichtung der sogenannten „Römerbrücke” über den Blahbach zwischen Oberund Unterzeiring erst im Mittelalter erfolgt ist62, was die Lokalisierung römerzeitlicher Straßentrassen im Pölstal weiter erschwert. Die Meilenangaben auf der Tabula Peutingeriana passen mit gebotener Vorsicht nach Unterzeiring, sodass eine Benennung der als Straßenstation interpretierten Fundstelle mit dem römerzeitlichen Viscellis durchaus plausibel erscheint. Autor Paul Bayer, MA Archaeogon, Bayer & Karl GesbR, Graz paul.bayer@lupa.at Abb. 51: Römerzeitliche Keramik aus der Grabung (Foto: P. Bayer 2022). Fazit Für die Interpretation des römerzeitlichen Gebäudes in Unterzeiring als Straßenstation spricht der große quadratische Umriss mit Hof, der u. a. in Katsch an der Mur bei einem ebenfalls als Straßenstation angesprochenen Gebäude eine Entsprechung findet. Die Lage am Eingang ins obere Pölstal ist der letzte Punkt, an dem eine Alternativroute über Oberzeiring durch den Gföllgraben ins Wölzertal abzweigt, somit ergibt sich eine günstige Lage an einer Kreuzungssituation, 60 Bayer 2022b. 61 Bayer 2022a, 10 f. 62 Hebert – Steinklauber 2015, 8–10; siehe auch Hinker 2010, 315 Abb. 9. 56 Zur Geschichte der Sammlung Hußlik-Kneißl, Enzersdorf bei Pöls Robert Fürhacker Schlagworte: Sammlung, Lokalmuseum, Forschungsgeschichte, Pöls-Oberkurzheim Abstract In dieser chronologischen Zusammenstellung wird die Geschichte der lokalhistorisch bedeutenden Sammlung Hußlik-Kneißl über drei Generationen beleuchtet: Im Jahre 1896 zog Ignaz Hußlik aufgrund seiner Heirat mit Ludmilla Tatschl, Erbin des Tatschl-Gutes nach Enzersdorf, wo er eine kulturgeschichtliche Sammlung aufbaute. Ab 1913 wurde diese in diversen Zeitungsberichten erwähnt und Kontakte zu Wissenschaftlern des Landesmuseum Joanneum sind nachweisbar. Die ursprünglich in einem Zimmer des zum Besitz gehörigen Gasthofes aufgestellte Sammlung wurde später in einem Nebengebäude des Hofes untergebracht. 1918 besuchte ein Vertreter des damaligen Staatsdenkmalamts Enzersdorf und verfasste einen detaillierten Aufsatz über die Sammlung. Hußlik wurde in Folge zum Korrespondenten der Zentralkommission für Denkmalpflege ernannt. Zum Anlass seines Todes im Jahre 1928 verfasste der Volkskundler Pater Romuald Pramberger einen Nachruf, in welchem er einen 5 Jahre zuvor stattgefundenen Museumsbesuch ausführlich beschrieb. Schwiegersohn Heinrich Kneißl führte das Museum weiter, setzte die Sammlungstätigkeit fort, hielt es für Besucher offen und stellte für mehrere Ausstellungen Leihgaben zur Verfügung. 1958 wurde das Museum auf drei Räume erweitert und der Obmann des Museumsvereins Judenburg Ernst Klepsch-Kirchner setzte sich dafür ein, dass die Sammlung inventarisiert und neu aufgestellt wurde. Die Arbeiten führte Frau Dr. Elfriede Grabner, Mitarbeiterin des Steirischen Volkskundemuseums, durch. In seinem Testament vermachte der 1972 verstorbene Heinrich Kneißl die Sammlung der Gemeinde Pöls, doch wurde dies von seinem Adoptivsohn Friedrich Siebenbäck-Kneißl erfolgreich angefochten. Trotzdem war die Gemeinde Pöls weiterhin an der Sammlung sehr interessiert. Dr. Johann Andritsch, Leiter des Judenburger Stadtmuseums und Archivpfleger des Bezirks Judenburg, setzte sich intensiv für den Erhalt der Sammlung ein, was dazu führte, dass diese 1973 als Einheit unter Denkmalschutz gestellt wurde. Ein Lokalaugenschein des Bundesdenkmalamtes 1975 führte zu einer Überarbeitung des Inventars und eine Expertise zur Bedeutung der Sammlung wurde erstellt. Darin schrieb Frau Dr. Grabner, dass „die Gegenstände der 1958 neu aufgestellten Sammlung [...] völlig verschmutzt und in 2 Räumen unsachgemäß zusammengeworfen“ waren, merkte aber an, „daß die Gegenstände der einstigen Sammlung Hußlik-Kneißl […] eine Unterdenkmalschutzstellung durchaus rechtfertigen.“ Verschiedene Bemühungen, die Situation zu verbessern, scheiterten und 1990 erkundigte sich Siebenbäck-Kneißl beim Bundesdenkmalamt bezüglich der rechtlichen Situation bei einem Verkauf der Sammlung. Trotz der Information, dass ein Verkauf nur als Ganzes möglich ist, dem Bundesdenkmalamt der neue Eigentümer bekannt gegeben werden muss und dem neuen Besitzer mitzuteilen ist, dass die Sammlung als Einheit unter Denkmalschutz steht, verkaufte Siebenbäck-Kneißl große Teile der Sammlung ohne die rechtlichen Gegebenheiten zu berücksichtigen und wurde Anfang 1994 wegen Verstoßes gegen das Denkmalschutzgesetz rechtskräftig verurteilt. Nach seinem Tod 2016 wurden von den Erben noch vorhandene Reste der Sammlung an verschiedene Personen veräußert. Einleitung erer Institutionen und privater Sammlungen64 Im Zuge der Bearbeitung archäologischer Funde aus eine Chronologie erstellt. Diese kann in drei Zeitabder ehemaligen Sammlung Hußlik-Kneißl63 wurde schnitte gegliedert werden, welche vorangig auf die versucht die Geschichte der Sammlung zu rekonstru- Eigentumswechsel nach dem Tod der Vorbesitzer ieren und anhand von Unterlagen aus Archiven mehr- zurückzuführen sind. 63 Bayer/Karl/Fürhacker 2023; Die Funde befinden sich im Besitz von G. Kaser (Pöls-Oberkurzheim). 64 Folgenden Institutionen und Personen wird für die Unterstützung gedankt: Stadtmuseum Judenburg; Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat Steiermark; Universalmuseum Joanneum, Abt. Volkskunde und Archäologie; Gerfried Kaser (Pöls-Oberkurzheim); B. Reitmaier (Möderbrugg), I. Mirsch (Graz). 57 Abschnitt Ignaz Hußlik (um 1900 – 1928) Zur Person Ignaz Johann Hußlik wurde am 21.6.1868 als Sohn von Helene Hußlik (geb. Hieden) und Ignaz Hußlik (Communitätlicher Forstwart) in Tragöß-Oberort geboren. Am 9.11.1896 heiratete er Ludmilla Hußlik (geb. Tatschl, 1872-1958), Tochter von Theresia Tatschl (geb. Gritsch) und Maximilian Tatschl, Besitzer des Tatschl-Gutes in Enzersdorf und Gastwirt, 18861891 Bürgermeister von Pöls. Das Ehepaar Hußlik führte die von den Eltern bzw. Schwiegereltern übernommene Land- und Gastwirtschaft in Enzersdorf 1 (heute Enzersdorfer Str. 53, Gem. Pöls-Oberkurzheim) weiter. Ignaz Hußlik betätigte sich als Land- und Gastwirt sowie Fuhrwerksunternehmer und war 19181919 Gemeindevorsteher von Pöls. Er verstarb am 5.5.1928 im 60. Lebensjahr in Enzersdorf bei Pöls.65 Wann Ignaz Hußlik mit dem Aufbau seiner Sammlung begann ist unbekannt, doch könnten von ihm im Bereich des Pölshalses geborgene archäologische Funde und Kontakte zu Wissenschaftlern des Landesmuseum Joanneum damit im Zusammenhang stehen. 11.5.1913: Erste bekannte Erwähnung der im Extrazimmer des Gasthofes untergebrachten Sammlung Abb. 52: Ignaz Hußlik (1868-1928). Ignatz Hußlik baute eine kulturhistorische Sammlung mit volkskundlichem Schwerpunkt auf, „deren Objekte meist aus der Umgebung stammten.“66 Diese beinhaltete auch archäologische Funde, wie die früheste bekannte Nennung der Sammlung zeigt: „Pöls. (Gräberfund.) Herrn Ignaz Hußlik, Grundbesitzer in Enzersdorf, gelang es auf der Suche nach Altertümern, ein römisches Kipengrab zu entdecken. Dasselbe mißt in der Länge 2,3 m und in der Breite 70 cm. Die einzelnen Steine sind mit römischen Mörtel vergossen. Dieser Fund gibt auch den klaren Beweis von der Nähe der römischen Station Castra montana. Herr Hußlik, auf dessen Grunde das Grab liegt, hat die Liebenswürdigkeit, die Grabstätte, sowie seine Sammlung antiker Gegenstände zu zeigen.”67 In einem eine Woche später erschienenen Artikel wurde der Aufstellungsort der Sammlung erwähnt: „Pöls. (Vom römischen Kipengrabe.) Am 15. Mai besichtigte der k. k. Bezirkshauptmann Herr Baron Wildburg und der k. k. Bezirksschulinspektor Herr Jabornik unter Führung der Frau Hußlik das Kipengrab. Die genannten Herren besahen auch die Sammlung antiker Gegenstände. Das Kipengrab liegt nördlich vom Hause des Straßenwärters am Südabhange eines Hügels und ist in wenigen Minuten von der Höhe des Pölshalses zu erreichen. Die reichhaltige, sehenswerte Antikensammlung hat Herr Hußlik im hübschen Extrazimmer seines Gasthauses untergebracht.“68 65 Taufe Pfarre Tragöß: https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/graz-seckau/tragoess/9383/?pg=160: Trauung Pfarre Pöls: https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/graz-seckau/poels/12430/?pg=54 genealogische Recherchen durch R. Fürhacker sen. 66 Murtaler Zeitung, 30.8.1914, Jg. 3, Nr. 35, 5. 67 Murtaler Zeitung, 11.5.1913, Jg. 2, Nr. 19, 4. 68 Murtaler Zeitung, 18.5.1913, Jg. 2, Nr. 20, 3. 58 14.9.1913: Bekanntgabe eines Neubaus für die Aufstellung der Sammlung als „Pölstaler Museum“ Murtaler Zeitung: „Oberzeiring. (Kunst und Altertum.) Nun werden die ungemein reichhaltigen Sammlungen des Herrn Ignaz Huslik, Gasthof-und Fuhrwerksbesitzers in Enzersdorf bei Pöls, in einem eigenen Neubau als „Pölstaler Museum” aufgestellt werden. Herr Huslik, der sich in neuerer Zeit auch um die Grabungen bei den prähistorischen und römischen Gräbern am Pölshals verdient gemacht hat, besitzt nicht nur prähistorische Funde aus dem Pölstal und römische Antiken, von der alten Tauernstraße, sondern auch wertvolle alte Gemälde, Bücher, Geräte und Möbel. Besonders wertvoll erscheint seine sehr seltene Münzensammlung, welche Münzen von den Römern bis auf die Neuzeit beinhaltet. Nicht ohne Interesse ist auch die jagdliche und sportliche Sammlung Husliks. Man muß staunen, mit welcher Sachkenntnis und lobenswertem Sammeleifer dieses „Pölstaler Museum” zusammengetragen wurde. Dadurch hat Herr Huslik wertvolle Altertümer den Judenhänden entrissen und der Heimat erhalten. Der Aufstellung des eigenartigen Museums in Enzersdorf bei Pöls (an der Tauernreichsstraße) wird eine Einweihungsfeier folgen. Historiker und SchriftAbb. 53: Ignaz Hußlik führt durch seine Sammlung (um 1925). steller, wie Professor Müllner, Landesarchäologe Dr. Schmid, Steiner-Wischenbart rc., haben die SammVor bzw. um 1913: Kontakte zur archäologischen Ab- lungen Husliks besichtigt und ihr Lob darüber ausgedrückt.“71 teilung des Landesmuseum Joanneum Ein weiterer Zeitungsartikel vermerkte, dass die EröffWalter Schmid, Landesarchäologe am Joanneum nung des „Pölstaler Museums“ im Laufe des Jahres zeichnete und beschrieb ein Serpentinbruchstück 1914 erfolgen soll.72 Ob eine offizielle Eröffnung des mit Schleifrinnen aus der Sammlung Hußlik. Dieses Museums stattfand, ist nicht bekannt. Stück, gefunden am Pölshals, wurde zusammen mit weiteren Funden 1913 dem LMJ geschenkt.69 Im August 1914 schrieb die Murtaler Zeitung unter „Beschauenswertes“: „Herr Ignaz Hußlick, Gasthof1913: Übergabe von volkskundlichen Gegenständen und Fuhrwerksbesitzer in Enzersdorf, hat in seinem an das Steirische Volkskundemuseum Hause in geschmackvollster Weise eine Sammlung zusammengestellt, deren Objekte meist aus der Laut Inventarbuch des Volkskundemuseums, überUmgebung stammen. Die Besichtigung bietet eine ließ Herr „Huslick“ diesem folgende Gegenstände: Fülle des Interessanten. Verschiedene Gegenstände, Feuerschlageisen (Inv. Nr. 3838), Krippenfigur (Inv. Nr. darunter einige Münzen, sind antiker Natur.“73 5105), Ledergürtel (Inv. Nr. 5251).70 Auch Schülergruppen wie die sechste Knabenklasse aus Kumpitz besuchten „eine der schönsten und größten Privat-Altertumssammlungen“, durch die 69 70 71 72 73 Jahrbuch Joanneum 102, 1913, 26; Obereder 1989, Konvolut D, Nr. 20-27. Freundl. Mitteilung von Frau Ursula Grilnauer UMJ Joanneum, volkskundliche Abteilung), Mail vom 3.2.2023. Murtaler Zeitung, 14.9.1913, Jg. 2, Nr. 37, 4. Murtaler Zeitung, 22.3.1914, Jg. 3, Nr. 12, 5. Murtaler Zeitung, 30.8.1914, Jg. 3, Nr. 35, 5. 59 Herr Hußlik seine Besucher führte: „Das Interesse an den hier hinterlegten Kunstschätzen war allseits, ein Stück der Vergangenheit des Pölstales zog an dem Geiste der Beschauer vorbei, als Herr Hußlik seine interessanten Erklärungen über die einzelnen Stücke gab.“74 Zinngeschirrs, der Gläser und Glasurware, des Porzellans, der Textilien, Skulpturen und Hinterglasmalerei, etc. Ein bemalter Krug mit Müllerzeichen und eine das Martyrium des hl. Erasmus von Rotterdam darstellende Holzskulptur wurden abgebildet. 13. - 20.8.1918: Besichtigung und Erstellung eines Berichts über die Sammlung Hußlik durch den Konservator Dr. Arthur Haberlandt im Auftrag des Staatsdenkmalamtes Der Volkskundler und spätere Direktor des Museums für Volkskunde in Wien Dr. Arthur Haberlandt (18891964) besuchte im August 1918 Enzersdorf.75 Er verfasste einen verhältnismäßig umfangreichen Bericht insbesondere über den volkskundlichen Teil der „eine Art Ortsmuseum“ bildenden Sammlung.76 In dem mit „Kulturgeschichtliches aus einem Ortsmuseum“ betitelten Beitrag wurde anhand der HußlikSammlung exemplarisch die Bedeutung von lokalen Sammlungen für die Wissenschaft erläutert und „die Absicht des Staatsdenkmalamtes, auch die volkstümlichen Kulturgüter der österreichischen Länder kunsttopographisch aufzunehmen“ als „wesentlich belangreich für Heimatkunde und Kulturgeschichte“ betont. Haberlandt drückte seine Überraschung darüber aus, „welch vielseitige Handels- und Verkehrsbeziehungen sich an den Stücken ablesen lassen, die zum größten Teil im Pölstal, zum geringeren Teil aus dem Ennstal jenseits des Tauernpasses herstammen.“ Er betont die besondere Stellung des Pölstales als „alter Kulturboden“, das „dank seinem Erzreichtum [...], mit klösterlichen Gütern (Propstei in Zeyring usw.) bestiftet, ehemals auch Sitz reicher Gewerksherren und zugleich durch seine Lage an der noch heute von der Reichsstraße Pontafel-Linz benutzen Verkehrslinie“ in einen „weiteren Kulturund Lebenskreis einbezogen“ wurde, was zu einer gewissen „Weltläufigkeit der einheimischen Bevölkerung“ führte. Summarisch wurden die verschiedenen Schwerpunkte der Sammlung erörtert und auf einige Einzelobjekte, beispielsweise eine Reisekarte von G.M. Vischer von 1678, ein Renaissancebett von 1697 oder einen Reisekoffer aus dem 17. Jhdt. näher eingegangen. Es folgten teils ausführliche Beschreibungen der Möbel, Bilder und Klosterarbeiten, des 74 75 76 77 Abb. 54: Abbildung aus Haberlandt (1919), 104, Fig. 90. 17.10.1918: Bekanntgabe der Ernennung von Ignaz Hußlik zum Korrespondenten der Zentralkommission für Denkmalpflege Das Grazer Volksblatt vermerkt in einer Kurznachricht, dass neben fünf weiteren Steirern auch „Ignatz Hußlik, Gastwirt und Besitzer in Enzersdorf“ zum Korrespondenten der Zentralkommission für Denkmalpflege ernannt wurde.77 Murtaler Zeitung, 19.8.1916, Jg. 3, Nr. 34, 4. Kyrle 1919 Haberlandt 1919 Grazer Volksblatt, 17.10.1918, Jg. 51, Nr. 502, Morgenausgabe, 4 60 dei aus der Zeit um 1800, wechseln mit Ölbildern hochfürstlicher Portraits daneben Scherzbildern, Musikanten in niederländischer Manier ab. Von den Waffen wären zwei Büchsen mit den fein gravierten Stahlbeschlag zu erwähnen. Reiches Glasgeschirr, Rubingläser u. dgl. zahlreiche Porzellanarbeiten, haupts. Alt-Wien sowie bäuerliche Holzschnitzereien, Zinnarbeiten, Krüge aus dem 18. - 19. Jahrh. finden wir hier vor. Zwei mit getriebenen Silber und Bändern verzierte Hochzeitbitterstöcke, diverse historische Gewandstücke führen uns Trachten vergangener Zeiten vor Augen. Bemerkenswert sind noch die religiösen Holzfiguren, Uhren, usw. Alle noch in diesem reichen Museum befindlichen Gegenstände anzuführen, mangelt es an Raum.“ Eine weitere Serie von 14 vermutlich etwas später entstanden Photographien zeigt Hußlik mit einzelnen Gegenständen aus seiner Sammlung, einige Regale im Überblick und besondere Einzelstücke. Abb. 55: Abbildung aus Haberlandt (1919), 106, Fig. 91. Sommer 1923: Pater Romuald Pramberger besucht das Hußlik-Museum In einer von dem Volkskundler Pater Romuald Pramberger (1877-1967) zum Anlass von Hußliks Tod 1928 verfassten Skizze79 wurde dessen kulturelles EngageUm 1920: Hußlik bewirbt seinen Gasthof und das ment ausführlich gewürdigt. Detailreich beschrieb Museum mit Ansichtskarten und einer WerbebroPramberger seinen ersten Besuch in Enzersdorf im schüre Sommer 1923, bei dem er auch das Museum besichHußlik ließ vom Gasthof und dem Museum vier tigen konnte: „In einem großen Raume in einem rückPhotopostkarten mit Aufnahmen der Museums- wärtigen Trakte seines ausgedehnten Besitzes hatte räumlichkeiten sowie zwei Lichtdruck-Mehrbildkar- er eine bedeutende Sammlung hinter Eisentüren mit ten, letztere verlegt vom Photograph J. v. Bosio in Vorhängeschlössern verwahrt. Was ich nun dort sah, Judenburg, anfertigen. In einem mit den Photogra- zusammengepfercht in dem viel zu kleinen Raume, phien illustrierten 4-seitigen Faltblatt wurde neben das übertraf weit meine Erwartungen. In Vitrinen dem Gasthof auch das Museum vorgestellt.78 Der Text unter Glas waren eine Reihe Trachtenhauben und wurde zum Teil wörtlich aus dem Artikel von Arthur Goldhauben untergebracht, ferner ein breiter, faltriHaberlandt übernommen: „Dieses Museum birgt ger Frauenhut, „Judenburgerkreis“ genannt, zwei seltene Schätze. Die zahlreichen in der Sammlung prächtige, gestickte Spenzer, zwei Hochzeiter-Hüte, dieses Museums vertretenen Münzen u. Medaillen, ein interessantes, altes, grünes Kapperl für einen Denk- und Schaustücke zu feierlichen Anlässen und behäbigen Wirt der alten Zeit, ein Haftelrock, PerlWallfahrten, legen von der Welttätigkeit der einhei- stickereien und anderes mehr. mischen Bevölkerung bemerkenswertes Zeugnis ab. Diesem Schrank gegenüber stand der überreiche Unter den Druckschriften befindet sich unter andern Glaskasten mit wertvollem Zinngeschirr. Gottlob, daß eine Originalausgabe der Kosmographie Seb. Müns- er dies gerettet hatte! Ein weiterer Schrank enthielt ters 1567. Auch geschriebene Gebetsbücher mit Bücher, darunter Vischers Schlösseralbum, alte hübschen Initialzeichnungen kommen vor. Recht Spielkarten, eine vierfache Sanduhr. An der Wand zahlreich kolorierte Stiche von Venedig und Lombar- nebenan hängen außer Ölmalereien auch hübsche 78 Exemplare der Postkarten, Photos und der Broschüre befinden sich in einer Privatsammlung. 79 Pramberger 1928. 61 Abb. 56: Vier Ansichtskarten zeigen die Räumlichkeiten des Museums. Abb. 59: Vier Ansichtskarten zeigen die Räumlichkeiten des Museums. Ein Schrank wiederum war voll mit Wachsstöcken in Topf- und Buchform, Wachsopfertieren, eisernen Opfern, Amuletten und verschiedenes anderes mehr. Weiters drängte sich ein gotischer Drehtabernakel vor, interessante Stöcke standen in einem Winkel, ein Bergmannstock, eine Stockflöte. Große und kleine Truhen, geschnitzt und bemalt, reihten sich an der Wand, darauf lagen Bratspieße, standen ein Spanleuchter und ein uraltes Spinnrad. Ein Schrank ließ eine Unmenge Rubingläser, wertvolles Porzellan und Fayence schauen und davor unter Glas präsenAbb. 57: Vier Ansichtskarten zeigen die Räumlichkeiten des tierten sich eine Papiergeld- und Münzensammlung Museums. wie auch die Ausgrabungen am Pölshals, endlich eine große Zahl von Pfeifen und Spindeluhren. Zwei alte Krippen, eine Reihe alter Wanduhren, lebensgroße und winzigkleine Heiligenstatuen, ferner eine schöne Waffensammlung, Scheibenfiguren und Sättel und zwei Wattfassel von alten Fuhrleuten beschlossen das reichhaltige Museum des warmherzigen Freundes seiner Heimat.“ Anschließend führte Hußlik seinen neu gewonnenen Freund zu der von ihm entdeckten archäologischen Fundstelle am Pölshals: „Zuerst besuchten wir den Hügel zwischen Pölshals und Enzersdorf, wo Hußlik vor Jahren römische Münzen und ein leeres Steinkistchengrab entdeckte; dort vermutete er nun die Römerstation Castra montana. Von dort aber Abb. 58: Vier Ansichtskarten zeigen die Räumlichkeiten des erklommen wir einen steilen Hügel, der schon zum Museums. Teil durch einen Steinbruch verringert worden war. Klosterarbeiten. Drei Kästen mit prächtiger Einlegear- Hußliks Vorgänger hatte diesen Steinbruch angelegt beit, ein schönes Bauernhimmelbett, ein Rokokobett, und dabei ein steinzeitliches Grab gefunden, doch daneben auf einem Kasten eine Empireuhr und auf weiter nicht beachtet. Hußlik aber sammelte sorgeinem anderen eine Reihe künstlerisch ausgeführter fältig, was noch zu retten war, und hinterlegte es in Lebzeltmodel. Nebenan hängt eine eigenartige Geige, seinem Museum, zwei neolithische Steinhämmer, eine kleine Zither; auch ein paar mächtige Alphörner einen Spinnwirtel, ein paar durchlochte Plättchen, hatte Hußlik vor Vernichtung bewahrt und erworben. 62 einige Topfscherben und Beinnadeln. Ein Großer der steinzeitlichen Pölstaler mochte hier begraben sein gerade an der Grenze vom Pölstal, hoch ober dem Murtale bei Sauerbrunn. Und von dort wies Hußlik noch auf ein paar niedere Tumuli hin und sprach seine Vermutung aus, daß auch sie so manches aus der Vorzeit bergen dürften. Dann gingen wir nach Enzersdorf zurück und schmiedeten Pläne, dieses prähistorische Gebiet auszubeuten; leider kam die Sache auf die lange Bank und erst 1927 legte Landesarchäologe Doktor Schmid eine uralte Dorfsiedlung ober Enzersdorf auf Hußliks Anregung hin auf.“ 22.-23.9.1926: Archäologische Ausgrabungen am Pölshals durch den Landesarchäologen Dr. Walter Schmid (1875-1951) zer in Möderbrugg) geboren. Am 28.4.1926 heiratete er Ludmilla Hußlik (1897-1970), die ältere der beiden Töchter von Ignaz Hußlik. Er starb am 20.10.1972 in Enzersdorf bei Pöls im 74. Lebensjahr. Kneißl führte das von seinem Schwiegervater übernommene Museum weiter, unterstützte dessen Inventarisierung sowie Neuordnung und erweiterte es um weitere Sammlungsgegenstände. 1.10.1933: Museumsbesuch durch den Mariatroster Männergesangverein Unter dem Titel „Sängerreise ins Oberland“ wurde der Besuch des Museums beschrieben83: “In Enzersdorf besuchte der Männergesangverein das Museum Am 22. und 23. September ließ Schmid einige archäologische Schnitte an mehren Stellen im Bereich des Pölshalses anlegen über deren Ergebnisse er mehrfach berichtete.80 Weiteres befinden sich im Archiv der archäologischen Abteilung des Joanneum Aufzeichnungen von der Ausgrabung, deren Funde erstmals rund 30 Jahre nach der Auffindung von Richard Pittioni publiziert wurden.81 Dieser definierte mit den vom Pölshals stammenden kupferzeitlichen Funden der Lasinja-Kultur den Typus „Pölshals-Strappelkogel“. In einer Postkarte an Schmid vom 29.10.1926 teilte Hußlik diesem mit, dass er nach den von Schmid gesuchten Scherben gefahndet hatte, jedoch ohne Erfolg. 5.5.1928: Ignaz Husslik verstirbt im 60. Lebensjahr In der Murtaler Zeitung erschien aus diesem Anlass der oben zitierte umfassende Artikel von Pater Romuald Pramberger, dem Gründer der volkskundlichen Sammlung Pramberger im Stiftsmuseum St. Lambrecht.82 Abb. 60: Heinrich Kneißl (1899-1972), aus Brunner (1975), 284. Abschnitt Heinrich Kneißl (1928 – 1972) Zur Person Heinrich Kaspar Kneißl wurde am 6.8.1899 als Sohn von Ludmilla Kneißl und Heinrich Kneißl (Grundbesit80 81 82 83 des Gasthofbesitzers Ignaz Hußlik; in diesem einfachen Bauerngasthause würde man solche Schätze wohl nicht vermuten: alte Waffen (auch eine Kanone), sehr hübsche eingelegte Kästen, gemalte Schränke, Denk- und Schaustücke von feierlichen Anlässen und Schmid 1925-1929; Schmid 1926; Schmid 1927. Pittioni 1953, 9-12. Pramberger 1928 Anonym, Sängerreise ins Oberland, Süddeutsches Tagblatt, 9.10.1933, Jg. 43, Nr. 464, Nachtausgabe, 12. 63 Wallfahrten, alte Porträte, Medaillen und Münzen, hübsche, reichverzierte Gewänder, Porzellan- und Elfenbeinarbeiten, Glasgeschirre und Rubingläser in auserlesenen Stücken, religiöse Holzfiguren, eine Uhrensammlung usw.; dieses leider nicht sehr weit bekannte Museum sollten nicht nur Fachleute besuchen, sondern die ganze Bevölkerung von Steiermark (Fremdenverkehr).“ Schlösser, Schlüssel, Ausgrabungsobjekte, Heiligenbilder, Portraits, Urkunden, Glas-, Porzellan-, Majolika/¬Fayencenobjekte, Unterglasbilder, Stickereien. Ich schätze ja, daß man so gut an die 10.000 Inventarnummern zusammenbrächte.“ 1950: Leihgaben für die Ausstellung des Museumsvereins Judenburg im Rahmen der „Murtaler Leistungsschau 1950“ Dr. Leopold Kretzenbacher, Leiter des Volkskundemuseums des Landesmuseum Joanneum „sucht aus dem Hußlikmuseum Objekte aus, die für die historische Ausstellung in Oberzeiring besonders geeignet sind.“86 1956: Leihgaben für eine historische Ausstellung im Rahmen der Feier „1000 Jahre Oberzeiring“ Heinrich Kneißl stellte auf Anfrage des Museumsobmannes Ernst Klepsch-Kirchner (1881-1971) diverse volkskundliche und archäologische Gegenstände für 1956/58: Ausbau des Museums die Ausstellung als Leihgaben zur Verfügung.84 Das Museum wurde um einen dritten Raum erweitert, was zu einer ca. 80-prozentigen Vergrößerung 1955: Überlegungen zu einer „Hußlik-Ausstellung“ der Ausstellungsfläche führte.87 in Judenburg In einem Schreiben von Klepsch-Kirchner an Kneißl schrieb dieser über seinen „schon vor langer Zeit gefassten Entschluß, sobald als möglich mit besonderen Glanzstücken der Sammlung eine Ausstellung in Judenburg zu arrangieren.“85 Darin versuchte er Kneißl dazu anzuregen mit Hilfe seiner Schwiegermutter die Biographie Hußliks zu rekonstruieren und dessen Motivation zum Aufbau der Sammlung und die Herkunft einzelner Objekte zu eruieren: „Von wem stammen die vielen Gegenstände? Vielleicht doch einige geographische bzw. persönliche Begriffe, vielleicht weiß Frau Schwiegermama, doch von einzelnen Stücken noch die Herkunft? Die Objekte sind ebenso von Bauernhöfen, von Gewerbetreibenden, von Markt- und Stadtbürgern, aber auch von Herrschaftsbesitzen. Die zwei Sättel z.B. stammen unbedingt aus einem Schloß. Die vielen Gürtel, Münzen, Waffen, Kleidungsstücke, Möbel, Eisenwerkzeuge, 1958: Neuaufstellung und Erstellung eines Inventars durch das Volkskundemuseums des Landesmuseum Joanneum im Auftrag der Steiermärkische Landesregierung Pläne zur Erstellung eines Inventars gab es bereits 1956, wie ein Briefwechsel zwischen dem Obmann des Museumsvereins Judenburg Klepsch-Kirchner und Dr. Gertrude Smolik, Leiterin des Museums für Kulturgeschichte und Kunstgewerbe am Joanneum zeigt.88 Klepsch-Kirchner bekundete darin auch sein Interesse, Dubletten für das in Gründung befindliche Judenburger Stadtmuseum übernehmen zu wollen. Die beharrlichen Bemühungen von KlepschKircher „aus den vom alten Herrn Hußlik aufgebauten Sammlungen ein besuchsreifes und lehrreiches Volkskunde- bzw. Heimatmuseum zu machen“89, führten über Vermittlung des Leiters des Volkskunde- 84 Anonym, Leistungen vergangener Zeiten - Schau des Museumsvereines Judenburg, Murtaler Zeitung, 2.9.1950, Jg.39, Nr. 35, 7. 85 Schreiben vom 13.11.1955, Ernst Klepsch-Kirchner (Museumsverein Judenburg) an Heinrich Kneißl (Hußlik Museum), Archiv Museumsverein Judenburg, Schuber Bezirk Murtal / Judenburg, Mappe „Pöls Hußlikmuseum“. 86 Schreiben vom 22.1.1956, Ernst Klepsch-Kirchner (Museumsverein Judenburg) an Dr. Gertrude Smolik (Museum für Kulturgeschichte und Kunstgewerbe), Archiv Museumsverein Judenburg, Schuber Bezirk Murtal / Judenburg, Mappe „Pöls Hußlikmuseum“. 87 Schreiben vom 10.4.1958, Heinrich Kneißl (Hußlik Museum) an Ernst Klepsch-Kirchner (Museumsverein Judenburg); Schreiben vom 16.4.1958, Ernst Klepsch-Kirchner (Museumsverein Judenburg) an Dr. Leopold Kretzenbacher (Volkskundemuseum), Archiv Museumsverein Judenburg, Schuber Bezirk Murtal / Judenburg, Mappe „Pöls Hußlikmuseum“. 88 Schreiben vom 22.1.1956, Ernst Klepsch-Kirchner (Museumsverein Judenburg) an Dr. Gertrude Smolik (Museum für Kulturgeschichte und Kunstgewerbe); Schreiben vom 24.2.1956, Dr. Gertrude Smolik an Ernst Klepsch-Kirchner, Archiv Museumsverein Judenburg, Schuber Bezirk Murtal / Judenburg, Mappe „Pöls Hußlikmuseum“. 89 Schreiben vom 26.4.1958, Ernst Klepsch-Kirchner (Museumsverein Judenburg) an Dr. Maximilian Karnitschnigg ( 64 museums am Joanneum Dr. Leopold Kretzenbacher dazu, dass dessen Mitarbeiteren Dr. Elfriede Grabner vom 15. bis 31. Juli mit ersten Ordnungs- und Inventarisierungsarbeiten begann.90 tend folgendermaßen beschrieben: „Auf der Straße nach Oberzeiring steht in Enzersdorf das Gasthaus der Eheleute Heinrich und Ludmilla Kneissl, in deren Eigentum sich das Heimatmuseum Hußlik befindet, das man in einigen Räumen besichtigen kann. Am 8.10.1958 teilte Kretzenbacher Klepsch-Kirchner Die umfangreiche Sammlung Hußlik ist vor etwa 50 mit, „daß die Steiermärkische Landesregierung die Jahren entstanden. Herr Hußlik hat mit Eifer und Angelegenheit der Sichtung, Ordnung und Inventari- Interesse eine große Anzahl von meist volkskundsierung jener sehr schönen und reichen Privatsamm- lichen wichtigen Gegenständen aus der Umgebung lung des Herrn Hauptmann a.d. Kneißl in Enzersdorf seines Wohnortes gesammelt und damit ein wertdem Steirischen Volkskundemuseum übertragen hat. volles Museum geschaffen, das im Sommer 1958 von Wie Ihnen ja bekannt ist, hat unsere freie, also nicht Fachkräften des Landesmuseum Joanneum gesichtet beamtete Mitarbeiterin, Fr. Dr. Elfriede Grabner, und geordnet wurde.“ Der Kontakt zwischen Kadletz bereits den Großteil der vorerst notwendigen Arbei- und Kneißl dürfte auf Vermittlung von Klepsch-Kirchten in Enzersdorf geleistet. Der Rest, also die schrift- ner zustande gekommen sein.95 liche Erstellung des Inventars, wird bis spätestens Mitte November abgeschlossen sein. Das Steirische 1960: Erstellung eines „Bücherverzeichnisses der Volkskundemuseum wurde von Herrn LR Univ.-Prof. Privat-Bibliothek H. u. L. Kneissl“ Dr. Koren ermächtigt, in diesem einen Fall eine Honorierung der Bestandsaufnahmen für das Volkskun- In einem 37-seitigen gebundenen Verzeichnis wurde demuseum vorzunehmen.“91 Zumindest teilweise die Büchersammlung (116 Einzelposten) nach den wurden die Arbeiten durch Umwidmung einer Förde- „Wissensgebieten“ Medizin (31 Titel), Sprachen (8 Titel), Literatur (24 Titel), Kirchengeschichte (28 rung des Bundesdenkmalamtes finanziert92. und Geschichte (3 Titel) Eine Kopie des von Frau Dr. Grabner erstellten Titel), Wissenschaft (22 Titel) 96 „Inventarverzeichnisses des Privatmuseums Husslik- geordnet dokumentiert. Kneissl, in Enzersdorf bei Judenburg“ befindet sich im 1963: Möglicher Verkauf von Gegenständen an das Stadtmuseum Judenburg (aufgenommen im Oktober „Heimatmuseum Trautenfels“ 1958, Inv. Nr. 3139).93 Dieses hat 93 Seiten und ist nach 3 Räumen gegliedert (Raum I bis III). Inventar- Es liegt ein Brief vor, der Verkaufsgespräche zwischen nummern wurden für die 992 angeführten Posten der Familie Kneißl und Dr. Haiding vom „Heimatmunicht vergeben, vereinzelt finden sich kleine Skizzen seum Trautenfels“, einer Außenstelle des Landesmuder Objekte. seums Joanneum belegt.97 Ob Verkäufe stattfanden, ist nicht bekannt. 1958/60: Kurzbeschreibung des Museums in steirischen Museumsführern 20.10.1972: Heinrich Kneißl verstirbt im 74. Lebensjahr In zwei von Dr. Willi Kadletz verfassten Museumsführern94 wurde das „Hußlik-Museum“ gleichlau- In einem in der Murtaler Zeitung veröffentlichten 90 91 92 93 94 95 96 97 Bürgermeister von Oberzeiring), Archiv Museumsverein Judenburg, Schuber Bezirk Murtal / Judenburg, Mappe „Pöls Hußlikmuseum“. Schreiben vom 28.9.1958, Heinrich Kneißl (Hußlik Museum) an Ernst Klepsch-Kirchner (Museumsverein Judenburg), Archiv Museumsverein Judenburg, Schuber Bezirk Murtal / Judenburg, Mappe „Pöls Hußlikmuseum“ Schreiben vom 8.10.1958, Dr. Leopold Kretzenbacher (Volkskundemuseum) an Ernst Klepsch-Kirchner (Museumsverein Judenburg), Archiv Museumsverein Judenburg, Schuber Bezirk Murtal / Judenburg, Mappe „Pöls Hußlikmuseum“. GZ 1233/59, 1404/59 und 6517/59, Akt Kunstsammlung Hußlik-Kneißl, BDA Landeskonservatorat f. Steiermark. Archiv Museumsverein Judenburg, Schuber Bezirk Murtal / Judenburg, Mappe „Pöls Hußlikmuseum“. Kadletz 1958, 34; Kadletz 1960, 72. Schreiben vom 28.3.1958, Ernst Klepsch-Kirchner (Museumsverein Judenburg) an Heinrich Kneißl (Hußlik Museum); Schreiben vom 10.4.1958, Heinrich Kneißl an Ernst Klepsch-Kirchner, Archiv Museumsverein Judenburg, Schuber Bezirk Murtal / Judenburg, Mappe „Pöls Hußlikmuseum“. „Bücherverzeichnisses der Privat-Bibliothek H. u. L. Kneissl“ 1960, Privatsammlung. Schreiben vom 16.10.1963, Heimatmuseum Trautenfels an Frau Kneißl, Privatsammlung. 65 Nachruf wurde auch kurz das Museum erwähnt: „Als Bulme-Absolvent hatte Heinrich Kneißl auch den feinen technischen Sinn zur Führung seines großen Heimatmuseums.“98 des Landesmuseums sogar ein provisorisches Inventar angelegt (Nach privater Information durch Univ. Prof. Dr. Kretzenbacher und Frau Dr. Smola). Der Besitzer dieser Sammlung, Heinrich Kneißl ist am 20. Oktober 1972 plötzlich verstorben, der Erbe des Anwesens ist der Adoptivsohn Fritz Kneißl-Siebenbäck, doch wußte Abschnitt Friedrich Siebenbäck-Kneißl (1972 – ich durch Herrn Kneißl selbst, daß er die Sammlung 2016) selbst vom landwirtschaftlichen Besitz getrennt einer wissenschaftlichen Institution (ich dachte an Zur Person das Landesmuseum Joanneum) vermachen wolle. Friedrich Siebenbäck bzw. Siebenbäck-Kneißl (ab Nach Erkundigungen erfuhr ich heute vom Juden29.10.1959) wurde am 15.2.1934 als Sohn von burger Notar, Herrn Dr. Karl Kellermann (Judenburg, Antonia Siebenbäck (geb. Stadlober) und Alois Hauptplatz 12), daß der Verewigte vor vier Wochen Siebenbäck (vulgo Möschbauer in Kumpitz bei Fohnsein Testament verfassen ließ, worin er diese museale dorf) geboren. Am 29.10.1959 wurde zwischen ihm Sammlung der Gemeinde Pöls mit dem Auftrag, und dem kinderlosen Ehepaar Heinrich Kneißl und eine „Kneißl-Stiftung“ zu stiften, vermacht habe. Als Ludmilla Kneißl ein Adoptionsvertrag abgeschlossen Archivpfleger des Bezirkes Judenburg habe ich bisher und er an Kindesstatt angenommen. Anzumerken ist, sowohl den Landwirten Fritz Kneißl-Siebenbäck wie dass Friedrich Siebenbäck-Kneißl‘s Urgroßvater und auch den Herrn Notar Dr. Kellermann auf die WichHeinrich Kneißl‘s Vater Halbbrüder waren. Er starb tigkeit der Sammlung hinsichtlich der Erhaltung am 3.6.2016 in Enzersdorf bei Pöls im 84. Lebensjahr. von Kulturgütern unserer engeren Heimat aufmerk16.11.1972: Heinrich Kneißl vermacht die Sammlung sam gemacht. Dr. Kellermann versprach mir auch, der Gemeinde Pöls; Situationsbericht von Dr. Johann als Gerichtskommissär für die Verlassenschaft, eine Sperrung des Wirtschaftsgebäudes bis zur Klärung Andritsch, Leiter des Stadtmuseum Judenburg der Angelegenheit zu veranlassen. Er versprach auch, Dr. Johann Andritsch richtete als Archivpfleger des in dieser Angelegenheit Fachgutachter vom LandesBezirkes Judenburg und als Obmann des Museums- museum zu erbeten, um einer eventuellen zweckvereins Judenburg (Stadt- und Bezirksmuseum) widrigen Entwendung von Sammlungsgegenständen jeweils ein Schreiben an die Landesregierung (Landes- entgegenzuwirken. Als verantwortlicher Archivpflerat Prof. Kurt Jungwirth), die Historische Landeskom- ger für den Bezirk erachte ich es als meine Pflicht, sie mission für Steiermark (Dr. Othmar Pickl) und die in er derzeitigen Lage der Angelegenheit in Kenntnis Direktion des Landesmuseums Joanneum (Dr. Walter zu setzen und ersuche Sie, mir mitzuteilen, was ich Modrijan). In diesen berichtete er über die kulturhis- unternehmen kann, daß diese wertvolle Sammlung torische Bedeutung der Sammlung Hußlik-Kneißl und als geschlossenes Museum für unseren Bezirk erhalwies auf die durch das Ableben von Heinrich Kneißl ten bleibt.“ entstandene Gefahr einer Auflösung bzw. Veräuße- In einem internen Schreiben des Bundesdenkmalrung von Teilen der Sammlung hin. Den Schreiben amtes wurde vermerkt, „daß die Gemeinde Pöls an legte er einen gesonderten „Bericht über das Schick- einer Zuerkennung bzw. am Erwerb der gesamten sal der „Sammlung Kneißl“ in Enzersdorf bei Pöls“ Sammlung hoch interessiert ist.“99 bei: „Im Wirtschaftsgebäude des Besitzers Heinrich Kneißl befindet sich eine Privatsammlung von 1972: Anfechtung der testamentarischen Verfügung wertvollen kulturhistorischen und volkskundlichen durch den Adoptivsohn Friedrich Siebenbäck-Kneißl Gegenständen aus dem Bezirk Judenburg-Knittelfeld. Die Sammlung wurde etwa seit 80-100 Jahren vom Die testamentarische Verfügung wurde „hinsichtehemaligen Besitzer Hußlik und nach dessen Tod von lich eines Umfanges von drei Achteln, weil dies der seinem Schwiegersohn, Herrn Heinrich Kneißl ange- Pflichtteil nach seiner Adoptivmutter, Frau Ludmilla legt und stets erweitert. Vor Jahren wurde im Auftrag Kneißl, gewesen wäre, die Miteigentümer der Samm98 W.H., Pöls: Ergreifender Abschied von Heinrich Kneißl, Murtaler Zeitung, 28.10.1972, Jg. 61, Nr. 44, 2. 99 Schreiben vom 29.3.1973, Landeskonservator für Steiermark Dr. Ulrich Ocherbauer an Dr. Hans Horcicka (Bundesdenkmalamt Wien), GZ 463/73 Akt Kunstsammlung Hußlik-Kneißl, BDA Landeskonservatorat f. Steiermark. 66 lung gewesen sei und nicht eigens über ihren Anteil verfügt hätte“ angefechtet.100 Rede stehenden Gegenstände als Einheit kulturelle Bedeutung besitzen, sohin als Denkmal anzusprechen sind. Der Bescheid wurde ohne vorangegange28.3.1973: Ansuchen des Volkskundemuseums an nes Ermittlungsverfahren erlassen, da es [...] sich um das Bundesdenkmalamt die Sammlung unter Denkeine unaufschiebbare Maßnahme wegen Gefahr im malschutz zu stellen Verzug handelt. [...] Daß eine allfällige Vorstellung gegen diesen Bescheid keine aufschiebende Wirkung In dem von Dr. Elfriede Grabner unterfertigten hat, ist im Gesetz begründet. Es war daher spruchSchreiben101 wurde die Bedeutung der Sammlung mäßig zu entscheiden. Damit ist im Sinne des dort Hußlik-Kneißl betont - „Es darf noch darauf aufmerkzitierten Gesetzes die Sammlung Hußlik-Kneißl als sam gemacht werden, daß die Sammlung wertEinheit unter Denkmalschutz gestellt. Die freiwillige volle Stücke enthält, die nicht einmal im Steirischen Veräußerung oder Belastung einzelner Gegenstände Volkskundemuseum vorhanden sind“ und auf deren ist verboten.“ Dem im sogenannten Mantatsverfahakute Gefährdung durch die Testamentsanfechren erlassenen Bescheid liegt eine Inventarliste bei, tung hingewiesen: „Sollte dieser Anfechtung Recht die inhaltlich jener 1958 vom Volkskundemuseum gegeben werden, so bestünde die Gefahr, daß diese erstellten entspricht. eine geschlossene Dokumentation der Volkskultur des Raumes von Pöls und Umgebung darstellenden 31.10.1973: Die Sammlung wird vom Bezirksgericht Sammlungsgegenstände entgegen der ausgespro- Judenburg Friedrich Siebenbäck-Kneißl zugesprochenen Widmung des Erblassers aufgeteilt bezw. chen teilweise veräußert würden. Damit wäre die Bedeutung dieser geschlossenen Sammlung, die heute Die Entscheidung des Gerichts wurde dem Bundesnicht mehr zu ergänzen wäre, weitgehend in Frage denkmalamt in Wien mitgeteilt, das die Information an das Landeskonservatorat weiterleitete.103 gestellt.“ 30.3.1973: Unterschutzstellung der Sammlung durch das Bundesdenkmalamt Aus dem Unterschutzstellungs-Bescheid102: „Es wird festgestellt, daß die Erhaltung der aus insgesamt 992 Objekten, die in der beiliegenden, einen integrierenden Bestandteil dieses Bescheides bildenden Inventarliste angeführt sind, bestehenden Sammlung Hußlik-Kneißl [...] als einheitliches Ganzes im öffentlichen Interesse gelegen ist. [...] Bei der Sammlung handelt es sich um volkskundliche Gegenstände, die einerseits durch ihre Vielzahl aus einem engen, überschaubaren Raum von dokumentarischem Wert für das Gebiet von Pöls und Umgebung sind, andererseits um z.T. bedeutende Stücke von überregionalem Wert. [...] Es steht somit fest, daß die in 21.1.1974: Vereinbarungsvorschlag von Friedrich Kneißl-Siebenbäck an die Gemeinde Pöls Vorausgesetzt dass die Gemeinde Pöls das alleinige Eigentumsrecht anerkennt, schlug der Erbe vor, bis zum Frühjahr 1975 museumsgerechte Räumlichkeiten für ein „Hußlik-Kneißl Heimatmuseum Pöls“ zur Verfügung zu stellen und dieses gegen Entgelt der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.104 5.12. 1974: Einbruch in das Museum Bei einem Lokalaugenschein am 27.2.1975 gab Friedrich Siebenbäck-Kneißl bekannt, dass im Museum eingebrochen wurde, wobei Zinngegenstände und Waffen gestohlen wurden. Das Bundesdenkmalamt 100 Schreiben vom 28.3.1973, Dr. Elfriede Grabner (Steirisches Volkskundemuseum) an den Landeskonservator für Steiermark Dr. Ulrich Ocherbauer, GZ 463/73 Akt Kunstsammlung Hußlik-Kneißl, BDA Landeskonservatorat f. Steiermark. 101 Schreiben vom 28.3.1973, Dr. Elfriede Grabner (Steirisches Volkskundemuseum) an den Landeskonservator für Steiermark Dr. Ulrich Ocherbauer, GZ 463/73 Akt Kunstsammlung Hußlik-Kneißl, BDA Landeskonservatorat f. Steiermark. 102 Bescheid vom 30.3.1973, GZ 2529/73, Bundesdenkmalamt Wien; GZ 463/73 Akt Kunstsammlung Hußlik-Kneißl, BDA Landeskonservatorat f. Steiermark. 103 Schreiben 8.1.1974, GZ 67/74 Bundesdenkmalamt Wien an das Bezirksgericht Judenburg, darin wird auf ein Schreiben des Bezirksgerichts an das Bundesdenkmalamt Wien vom 31.10.1973, GZ 497/72 Bezug genommen; GZ 46/74 Akt Kunstsammlung Hußlik-Kneißl, BDA Landeskonservatorat f. Steiermark. 104 Schreiben vom 21.1.1974, Gemeinde Pöls ob Judenburg an Landeskonservator für Steiermark, GZ 89/74 Akt Kunstsammlung Hußlik-Kneißl, BDA Landeskonservatorat f. Steiermark. 67 forderte vom Gendarmerieposten Pöls eine Liste der Pramberger von 1928 zitiert.107 In dem von Dr. Walter gestohlenen Gegenstände an. Dieser teilte mit, dass Brunner verfassten Abschnitt „Aus der Vor- und Frühdie Nachforschungen ergebnislos waren.105 geschichte des Pölstales“ wurde auf Hußliks Beitrag bei der Entdeckung der Fundstelle am Pölshals einge27.2.1975: Lokalaugenschein des Bundesdenkmalgangen und eine Vitrine mit vor- und frühgeschichtli106 amtes chen Gegenständen aus dem Museum abgebildet.108 Teilnehmer: Eigentümer Friedrich Siebenbäck-Kneißl und dessen Schwager sowie sein Rechtsanwalt, Vertreter des Bundesdenkmalamtes Wien und des Landeskonservatorats (Dr. Hans Horcicka, Dr. Georg Kodolitsch), des Steirischen Volkskundemuseums (Dr. Josef Walter), Bürgermeister und Gemeindesekretär von Pöls (Othmar Gall, Werner Schlager). Nach der Besichtigung der Museumsräumlichkeiten begab man sich in das Wohnhaus, in welches nach dem Einbruch die Skulpturen und Schußwaffen verlagert wurden. Der Bürgermeister wurde auf Wunsch des Eigentümers ausgeschlossen. Eine sofortige Überprüfung des Inventars war nicht möglich und es wurde mit dem Vertreter des Volkskundemuseums vereinbart, dass dieses bzw. dessen Mitarbeiterin Frau Dr. Elfriede Grabner im Oktober 1975 eine Expertise zur Bedeutung der Sammlung und ein genaues Inventar der vorhandenen Gegenstände erstellen sollte. Der Bürgermeister erklärte, dass die Gemeinde Pöls nach wie vor großes Interesse daran habe, die Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Vertreter des Landeskonservatorats betonte, dass die Sammlung im Raum Judenburg verbleiben solle, da sie kulturhistorisch hierher gehöre. 1975: Beitrag von Dr. Elfriede Grabner über die Sammlung Hußlik-Kneißl in Walter Brunners Ortschronik „Geschichte von Pöls“ In dem mit den Portraits von Ignaz Hußlik und Heinrich Kneißl sowie Photos von einzelnen Sammlungsgegenständen illustrierten Beitrag wurde kurz auf die Entstehungsgeschichte der Sammlung eingegangen und ausführlich aus dem Bericht von P. Romuald August 1975: Überprüfung bzw. Neuerstellung des Inventars durch das Volkskundemuseum Frau Dr. Elfriede Grabner verglich das von ihr 1958 aufgenommene Inventar mit den aktuellen Gegebenheiten und erstellte ein neues, diesmal nach Objektgruppen und Räumen bzw. Vitrinen gegliedertes Inventar. Inventarnummern wurden auch diesmal nicht vergeben. Die zahlreichen sich vorher in den Museumsräumlichkeiten befindlichen und jetzt im Wohnhaus aufbewahrten Gegenstände wurden mit einem „W“ gekennzeichnet. Zusätzlich erstellte sie einen „Kurzbericht über den derzeitigen Zustand der Privatsammlung Hußlik-Kneißl“109: „Die Gegenstände der 1958 neu aufgestellten Sammlung sind völlig verschmutzt und in 2 Räumen unsachgemäß zusammengeworfen. Von der einstigen Aufstellung (3 Räume) ist kaum noch eine Ordnung zu erkennen. 140 Gegenstände sind nicht mehr vorhanden, vom 1972 verstorbenen Besitzer Herrn Heinrich Kneißl sind ungefähr 80 Stück (soweit es sich um wertvolle volkskundliche Gegenstände handelt) neu erworben worden. Zahlreiche Gegenstände befinden sich zur Zeit im Wohnhaus von Herrn Siebenbäck-Kneißl. Die im August 1975 durchgeführte Überprüfung bzw. Neuinventarisierung konzentrierte sich nur auf die wertvolleren volkskundlich-kulturhistorischen Gegenstände. Nicht berücksichtigt konnten die noch vorhandenen Waffen, Eisengegenstände, Bücher und vor allem das zahlreich herumliegende Gerümpel werden, deren Inventarisierung nicht in den Bereich der Volkskunde fallen. Hier wäre es angezeigt, diese Restaufnahmen von dafür spezialisierten Fachkräften vornehmen zu lassen. Abschließend sei bemerkt, daß die Gegenstände der einstigen Sammlung 105 Schreiben vom 14.4.1975, GZ 3284/75 Gendarmerieposten Pöls an Bundesdenkmalamt Wien, GZ 619/75 Akt Kunstsammlung Hußlik-Kneißl, BDA Landeskonservatorat für Steiermark. Die Liste der gestohlenen Gegenstände fehlt im Akt und wurde (auch) an das Volkskundemuseum übermittelt. 106 Schreiben vom 3.3.1975, GZ 1832/75 Bundesdenkmalamt Wien an Landeskonservatorat f. Steiermark, GZ 46/75 Akt Kunstsammlung Hußlik-Kneißl, BDA Landeskonservatorat für Steiermark. 107 Grabner 1975 108 Brunner 1975, 37-42 und Abbildung 13. 109 Schreiben vom 7.10.1975, Dr. Elfriede Grabner (Steirisches Volkskundemuseum) an Dr. Ulrich Ocherbauer (Landeskonservatorat f. Steiermark), GZ 2048/75 Akt Kunstsammlung Hußlik-Kneißl, BDA Landeskonservatorat für Steiermark. (Der beiliegende Kurzbericht ist vorhanden, das Inventarverzeichnis fehlt). 68 Hußlik-Kneißl, unter denen sich noch immer zahlreiche gute und bemerkenswerte Stücke befinden, die eine Unterdenkmalschutzstellung durchaus rechtfertigen, im derzeitigen Zustand und der unzulänglichen Unterbringung kaum einem Besucher zugemutet werden können. Dazu bedürfte es einer gründlichen Reinigung und Neuaufstellung, bzw. Restaurierung der zur Zeit in einem wenig erfreulichen Zustand befindlichen Objekte. Eine solche sauber aufgestellte Sammlung wäre für die Gegend Pöls-Judenburg, aus deren näheren oder weiteren Umgebung die einzelnen Gegenstände stammen, sicherlich ein kultureller Anziehungspunkt und kulturgeschichtlicher Gewinn.“ Herr Siebenbäck-Kneißl erhielt folgende Auskunft: „Sollten Sie den Verkauf der Kunstsammlung als Ganzes planen, so genügt die Mitteilung an das Bundesdenkmalamt unter Namhaftmachung des Erwerbers. Die Veräußerung einzelner Gegenstände aus der als Einheit unter Denkmalschutz gestellten Sammlung bedarf der schriftlichen Bewilligung des Bundesdenkmalamtes. Die Veräußerung ohne Bewilligung ist verboten und gemäß § 879 ABGB nichtig. Der Verkauf der Sammlung ins Ausland wäre gemäß §1 des Ausfuhrverbotsgesetzes für Kulturgut verboten.“115 1990/92: Verkauf der Sammlung durch Friedrich Siebenbäck-Kneißl 30.8.1976: Bestätigender Denkmalschutzbescheid Das von Dr. Grabner neu erstellte Inventar wurde Friedrich Siebenbäck-Kneißl übermittelt und dieser beeinspruchte die Einbeziehung von zwei Gegenständen und zwar eines Rokoko-Schreibschranks und einer Truhe (datiert 1844).110 Diesem Einspruch wurde stattgegeben und ein abschließender Denkmalschutzbescheid erstellt.111 Dieser bezog sich nur auf die im Inventar aufgeführten Objekte, ebenfalls vorhandene Waffen wurden nach Rücksprache mit dem Leiter des Zeughauses, Dr. Krenn aufgrund „mangelnder Qualität“ nicht berücksichtigt.112 Gegen den Bescheid wurde nicht berufen.113 17.4.1990 Anfrage von Friedrich Siebenbäck-Kneißl beim Bundesdenkmalamt bezüglich eines Verkaufs der Sammlung Das Bundesdenkmalamt Wien informiert das Landeskonservatorat Steiermark über die Verkaufsanfrage zur „allfälligen Veranlassung (Kontrolle)“.114 Mehr als zwei (!) Jahre später erging am 16.10.1992 vom Landeskonservatorat (Dr. Friedrich Kaiser) an Siebenbäck-Kneißl die Anfrage, „ob sich am Zustand und Umfang der Sammlung eine Veränderung ergeben hat“ und die „höfliche Bitte um eine Terminvereinbarung bezüglich einer Besichtigung der Sammlung.“116 Erst nach einem Erinnerungsschreiben antwortete Siebenbäck-Kneißl Anfang 1993 und teilte mit, dass er die Sammlung als Ganzes an Max Garber, Wolfern bei Steyr (Oberösterreich) verkauft habe. Dem Verkauf der Sammlung seien folgende Überlegungen vorausgegangen: „1. Im Jahre 1988 war Herr Prof. Schöpfer bei uns, um einige Gegenstände für die Landesausstellung in Judenburg auszuleihen. Im Gespräch teilte Prof. Schöpfer mit, daß die Sammlung zu vielfältig sei und es wäre richtig, Teilbereiche zu veräußern, um ein einheitliches Museum zu errichten. 2. Im Jahre 1989 fand eine Besprechung über den Ausbau und Planung des Museums statt. Es war der 110 Schreiben vom 5.3.1976, Dr. Gustav Tiroch (Rechtsanwalt von Friedrich Siebenbäck-Kneißl) an das Bundesdenkmalamt Wien GZ 2742/76, GZ 868/76 Akt Kunstsammlung Hußlik-Kneißl, BDA Landeskonservatorat für Steiermark. 111 Bescheid vom 30.8.1976, GZ 6056/76, Bundesdenkmalamt Wien; GZ 868/76 Akt Kunstsammlung Hußlik-Kneißl, BDA Landeskonservatorat f. Steiermark. (Das Inventarverzeichnis fehlt. Ein Exemplar des dem Bescheid beiliegenden Inventars aus dem Nachlass der Familie Hußlik- Kneißl mit dem Eingangsstempel 3.9.1976 befindet sich in einer Privatsammlung) 112 Schreiben vom 8.7.1976, Landeskonservatorat f. Steiermark an Bundesdenkmalamt Wien, GZ 868/76 Akt Kunstsammlung Hußlik-Kneißl, BDA Landeskonservatorat f. Steiermark. 113 Schreiben vom 20.9.1976, GZ 8099/76, Bundesdenkmalamt Wien an Landeskonvervatorat f. Steiermark, GZ 868/76 Akt Kunstsammlung Hußlik-Kneißl, BDA Landeskonservatorat f. Steiermark. 114 Schreiben vom 20.4.1990, GZ 12859/1/90, Bundesdenkmalamt Wien an Landeskonvervatorat f. Steiermark, GZ 388/1/90 Akt Kunstsammlung Hußlik-Kneißl, BDA Landeskonservatorat f. Steiermark. Laut einem aufgeklebten Zettel bedeutet „allfällige Veranlassung“ im Bemessen des Landeskonservators liegend. 115 Schreiben vom 20.4.1990, GZ 12859/1/90, Bundesdenkmalamt Wien an Friedrich Siebenbäck-Kneißl, GZ 388/1/90 Akt Kunstsammlung Hußlik-Kneißl, BDA Landeskonservatorat f. Steiermark. 116 Schreiben vom 16.10.1992, Landeskonservator für Steiermark an Friedrich Siebenbäck-Kneißl, GZ 388/1/92 Akt Kunstsammlung Hußlik-Kneißl, BDA Landeskonservatorat f. Steiermark. 69 Plan das Dachgeschoß für Museumszwecke auszubauen. Bei dieser Besprechung waren anwesend: Frau Dozent Dr. Grabner, Graz; Herr Vizebürgermeister Galler, Pöls; Herr Baumeister Zotter, Judenburg; Herr Handelskammersekretär Dr. Jaklitsch, Judenburg. Nach Besichtigung und Begehung der Räumlichkeiten stellte ich an Baumeister Zotter die unverbindliche Frage der Ausbaukosten. Dieser sagte nach Überlegung etwa an die 2.000.000,--. Dann stellte ich an Frau Dozent Dr. Grabner die Frage, mit welchem Geldbetrag aus ihrer Sicht aus Graz als Beteiligung zu rechnen sei. Frau Grabner stellte dann S 40.000,-bis 50.000,-- in Aussicht. Nach dieser Aussage war ich und meine Familie sehr geschockt und ich brach die Verhandlung (Besprechung) ab. Dieser Tropfen Wasser auf einen heißen Stein, welchen uns Frau Dr. Grabner in Aussicht gestellt hat, hat uns vor Augen geführt, daß diese Sammlung in Wirklichkeit (oder den Anschein hat) wenig Bedeutung hat. Darum haben wir die Sammlung verkauft.“117 Eine Anfrage bei Herrn Gaber ergab, dass dieser die Sammlung in Unkenntnis des bestehenden Denkmalschutzes erworben und einen Großteil der Gegenstände bereits verkauft habe, sowie ein Teil in die eigene Sammlung übergegangen sei.118 Herr Siebenbäck-Kneißl wurde wegen der Übertretung des Denkmalschutzgesetzes zu einer Strafe in der Höhe von 10.000,- Schilling rechtskräftig verurteilt.120 10.1.1994: Verurteilung von Friedrich SiebenbäckKneißl wegen Verstoßes gegen das Denkmalschutzgesetz 2016: Veräußerung von Restbeständen der Sammlung Hußlik-Kneißl 1995: Aufhebung des Denkmalschutzes Aufgrund des Umstands, dass die Sammlung als solche nicht mehr vorhanden ist, wurde ein Bescheid erlassen, der besagt, dass an der Erhaltung der Sammlung aufgrund „Totalverlust“ kein öffentliches Interesse mehr besteht.121 um 1998: Besuch des Museums durch Dr. Michael Schiestl (Stadtmuseum Judenburg) Nach der Übernahme der Leitung des Stadtmuseums Judenburg besuchte Dr. Schiestl das Museum und war über dessen Vernachlässigung überrascht. Er schlug dem Besitzer eine Kooperation bzw. eine Überführung von Gegenständen nach Judenburg vor, was vom Besitzer ausgeschlagen wurde.122 2013/2014: Provisorische Teildokumentation der Sammlung Bei Besuchen durch Dr. Wolfgang Artner und Mag. Jörg Obereder, Gerfried Kaser, Mag. Ingo Mirsch 14.10.1993: Anzeige gegen Friedrich Siebenbäckund Ulrike Kaier wurden Übersichtsphotos gemacht Kneißl wegen Verstoßes gegen das Denkmalschutzund insbesondere die noch vorhandenen archäogesetz logischen Funde, römische Münzen, Waffen und Anzeige aufgrund § 14 Abs. 3 Z. 2 und § 4, Abs. 4, weitere Gegenstände im Detail photographisch die besagen, dass das Bundesdenkmalamt bei einem dokumentiert. Die archäologischen Funden in der Verkauf der Sammlung ohne Verzug zu informieren Vitrine wurden zeitlich bestimmt und Zettel mit der und der Käufer über den bestehenden Denkmal- Bestimmung beigelegt123 sowie eine Liste mit Objektschutz in Kenntnis zu setzen ist.119 beschreibungen und Maßen erstellt. 117 118 119 120 121 122 123 Schreiben vom 11.1.1993, Friedrich Siebenbäck-Kneißl an Landeskonservatorat für Steiermark, GZ 388/1/93 Akt Kunstsammlung Hußlik-Kneißl, BDA Landeskonservatorat f. Steiermark. Anzeige vom 14.10.1993, GZ 12859/1/93 Bundesdenkmalamt Wien an Bezirkshauptmannschaft Judenburg, GZ 388/3/93 Akt Kunstsammlung Hußlik-Kneißl, BDA Landeskonservatorat f. Steiermark. Anzeige vom 14.10.1993, GZ 12859/1/93 Bundesdenkmalamt Wien an Bezirkshauptmannschaft Judenburg, GZ 388/3/93 Akt Kunstsammlung Hußlik-Kneißl, BDA Landeskonservatorat f. Steiermark. Schreiben vom 8.2.1994, GZ 12859/1/94 Bezirkshauptmannschaft Judenburg an Bundesdenkmalamt Wien, GZ 388/1/94 Akt Kunstsammlung Hußlik-Kneißl, BDA Landeskonservatorat f. Steiermark. Bundesdenkmalamt Wien, GZ 12859-1-95; Informationen aus der HERDIS-Datenbank des Bundesdenkmalamtes, HERDIS-ID. 37363 Mündliche Mitteilung von Dr. M. Schiestl. Mündliche Mitteilung von G. Kaser. 70 Am 3.6.2016 verstarb Friedrich Siebenbäck-Kneißl in Enzersdorf bei Pöls im 84. Lebensjahr.124 Nach seinem Tod wurden von dessen Erben noch vorhandene Teile der Sammlung Hußlik-Kneißl an verschiedene Personen veräußert.125 Die Vitrinen finden eine neue Verwendung im Schaudepot von Schloss Hanfelden / Unterzeiring. Autor Robert Fürhacker, Unterzeiring fuerhacker@gmail.com forschung@hanfelden.at 124 Grabstein der Familie Hußlik-Kneißl am Friedhof von Pöls, https://tng.adler-wien.eu/showmedia.php?mediaID=88226&cemeteryID=243. 125 So wurden beispielsweise die Büchersammlung, noch vorhandene archäologische Funde, eine Krippe und der von Haberlandt 1919 erwähnte Frauenhut „Judenburger Kreis“ von G. Kaser (Pöls-Oberkurzheim), Obmann des Vereins ‚Archäologie Pölstal’ übernommen. 71 Literaturverzeichnis Aicardia et al. 2018: Aicardia, I., Chiabrandob, F., Linguaa, A., & Noardoa, F. (2018). Recent trends in cultural heritage 3D survey: The photogrammetric computer vision approach. Journal of Cultural Heritage 32, 2018, 257–266. Aichinger-Rosenberger 2017: Peter AichingerRosenberger, Die Burg als Bild ihrer Herren – die Baugeschichte des Schlosses Pöggstall von den Anfängen bis zur Gegenwart. In: Schloss Pöggstall Adelige Residenz zwischen Region und Kaiserhof, St.Pölten 2017. 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Mit der Gründung des Arbeitskreises wurde damals eine Initiative ins Leben gerufen, die zwar personellen Veränderungen unterworfen war, deren langfristigen Ziele sich in den letzten acht Jahren jedoch nicht grundlegenden verändert, aber doch erweitert haben: • Interdisziplinäre Erforschung der Geschichte von Schloss Hanfelden aufgrund schriftlicher, archäologischer, bauhistorischer und bildlicher Quellen. Für die jüngste Geschichte werden auch Zeitzeugenberichte der örtlichen Bevölkerung und ehemaliger Schlossbewohner einbezogen. • Dokumentation der materiellen Strukturen des Schlosses sowie Durchführung notwendiger Konservierungsund Restaurierungsmaßnahmen. • Behutsame Wiederbelebung des Schlosses durch regelmäßige kulturelle Veranstaltungen. Der ‚Tag des Denkmals’ und weitere kulturelle Veranstaltungen Bereits ein Jahr vor der Gründung des Arbeitskreises war das seit 1965 unter Denkmalschutz stehende Schloss am 28. September 2014 auf Initiative des Vereins „Archäologie Pölstal“ erstmalig Programmpunkt beim ‚Tag des Denkmals’, einer jährlich stattfindenden Veranstaltung des Bundesdenkmalamtes. Diese erstmalige Möglichkeit das Schloss offiziell zu besichtigen und an Führungen teilzunehmen, nahmen mehr als 500 Personen wahr. Inzwischen wurde die wiederholte Teilnahme am ‚Tag des Denkmals’ 2016 (Abb. 61), 2018, 2019, 2021 und 2023 bereits zu einer Art Tradition. „Arbeitskreis Schloss Hanfelden plus“ Es erwies sich als sinnvoll dem losen Zusammenschluss Interessierter die organisatorische Struktur eines Vereines zu geben, sodass die Möglichkeit besteht an nationalen und internationalen Förder- und Forschungsprogrammen teilzunehmen. So fand am 23.9. 2023 die Gründungsversammlung des Vereins „Arbeitskreis Schloss Hanfelden plus“ statt, der den 2015 gegründeten „Interdisziplinären Arbeitskreis Schloss Hanfelden“ ablöst. Der Zusatz „Plus“ steht für die Absicht, die bisherigen und zusätzliche unten angeführten Aktivitäten von der unmittelbaren Umgebung des Schlosses Hanfelden auf das gesamte obere Pölstal auszuweiten: • Kultur- und naturwissenschaftliche Forschung, Vorträge, Führungen, Präsentationen, Workshops und kulturelle Veranstaltungen. • Herausgabe wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Publikationen. • Aufbau und Führung eines analogen/digitalen Archivs. • Betrieb und Pflege einer Homepage oder sonstiger elektronischer Medien. Abb. 61: 28. September 2016: Tag des Denkmals, Besucher an der Südseite des Schlosses. Am 27. September 2015 wurde das sogenanntes „Maximilianfest“, eine Art Mittelalterfest veranstaltet. Am 15.10.2016 fanden Dreharbeiten des ORF für Sepp Forcher’s „Klingendes Österreich“ statt (Abb. 62) und die Sendung wurde erstmals am 1.4.2017 ausgestrahlt. Besonders gut besucht war der „Pölstaler Adventzauber“, der am 26.11.2017 im Schlossareal stattfand. Im September 2018 zeigte der Künstler Kurt Kellner seine Bilder (Abb. 63). Am 28. und 29.9.2018 wurde im Rahmen des vom THEO (Theater Oberzeiring) veranstalteten Werkstattfestivals von der Gruppe „Das Planetenparty Prinzip“ das Stück „Aufwachen“ aufgeführt (Abb. 64). Dem folgten im Sommer 2020 mehrere Aufführungen des THEO mit dem Stück „Mord im Park“ im Außenbereich des Schlosses (Abb. 65). 76 Abb. 65: 22. Juli 2020: Aufführung des Stücks „Mord im Park“ durch das Theater Oberzeiring/THEO. Die Zeitschrift „Schloss Hanfelden einst & jetzt“ Abb. 62: 15. Oktober 2016: Sepp Forcher bei Filmarbeiten für die ORF-Sendung ‚Klingendes Österreich’. Abb. 63: September 2018: Ausstellung von Bildern des Malers Kurt Kellner. Im Sommer 2021 führte Katharina Steiner ein Filmworks hop für Kinder durch, bei dem im Schloss ein Film mit dem Titel „Mutprobe“ gedreht und am 12.9.2021 vor Ort uraufgeführt wurde. Abb. 64: 28. September 2018: Die Schauspielgruppe „Das Planetenparty Prinzip“ führt das Stück „Aufwachen“ beim Werkstattfestival auf (Veranstalter: Theater Oberzeiring/THEO). Frau Steiner hat 2021 bzw. 2022 auch Filminterviews mit der von 1945 bis 1956 im Schloss aufgewachsenen Katharina Weber und mit Herrn Peter Wahl von Schloss Propstei aufgenommen. In den Jahren 2016, 2018, 2021 und 2023 konnte zum Tag des Denkmals jeweils eine Ausgabe des Magazins „Schloss Hanfelden einst & jetzt“ präsentiert werden. Die Ausgabe 1/2016 (16 Seiten), erstellt von R. Fürhacker und Cl. Theune bringt eine Zusammenfassung der Besitzer- und Nutzungsgeschichte nach Walter Brunners „Schloss Hanfelden“ (Ortschronik St- Oswald-Möderbrugg, 2002) sowie der Baugeschichte nach Martin Aigners „Bauaufnahme auf Schloss Hanfelden bei Unterzeiring, Steiermark“ (Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich, Band 18, 2002). Ausgabe 2/2018 (28 Seiten): Der Einleitung von Claudia Theune folgen ein Artikel vom Historiker Manfred Hollegger „Hans Han d. J. (ca. 1450-1516), Amtmann und Mautner zu Oberzeiring und Unterzeiring, Erbauer von Schloss Hanfelden – eine Spurensuche“und ein Beitrag von Claudia Theune „Neue archäologische Forschungen im Schloss Hanfelden“. Iris Winkelbauer beschreibt „Die Wärmeversorgung in Schloss Hanfelden“ und die „Geschirrkeramik aus Schloss Hanfelden“, Robert Fürhacker schreibt „Zu den Kacheln aus dem Schloss Hanfelden am Joanneum“. Ausgabe 3/2021 (48 Seiten): Claudia Theune beschreibt nach der Einleitung die „Topographie und Lage am Triebener Tauern“ und bringt einen „Exkurs: Silberbergwerk in Oberzeiring und Schloss Hanfelden“ gefolgt von einem Beitrag von Wolfgang Sulzer, Josef Gspurning, Viktor Kaufmann, Thomas Mikl und Gernot Seier zum Thema „Geographische Technologien (Geospatial Technologies) im Einsatz für die Erfassung und Geovisualisierung des Schlosses Hanfelden“. Robert Fürhacker und Wolfgang Schnabl verfassen einen Beitrag zum Thema „Gibt es noch Hoffnung für das Schloss Hanfelden? - Konservierung und Restaurierung 2015 bis 2021“. Es folgen Gulia Bizzarri mit „Die Umfassungsmauer und Ecktürme: eine bauhistorische Untersuchung“ und Iris Winkelbauer mit „Archäologische Untersuchungen in der ehemaligen Schlossküche 2020“. Ausgabe 4/2023 (80 Seiten): Zum Inhalt siehe Inhaltsverzeichnis. 77 Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen Jahrzehntelange Vernachlässigung führte zu teils massiven Schäden in mehreren Bereichen des Schlosskomplexes. Eine erste Pilotarbeit zur Konservierung der Ringmauer wurde im September/Oktober 2015 durchgeführt. Dieser folgten 2016 umfangreiche Arbeiten am Nebengebäude, dem sogenannten Roßstall, welcher bereits seit den 1960er-Jahren kein Dach hatte. Nach der Rekonstruktion der Mauerkrone (Abb. 66) wurde vom Zimmerer Peter Jesche ein neuer Dachstuhl errichtet (Abb 67), der in seinem äußeren Erscheinungsbild dem ursprünglichen Dachstuhl ähnelt. Im selben Jahr fanden erste Dachdeckerarbeiten zur Erneuerung des undicht gewordenen Schutzdaches aus Gutanit statt, welches in den 1980er-Jahren vom Bundesdenkmalamt aufgebracht bzw. finanziert wurde. Es folgten Konservierungs- und Rekonstruktionsarbeiten an der Mauerstruktur der vierseitigen Ring- bzw. Umfassungsmauer und des Hauptgebäudes (Tor, Latrinen, Stützmauer (Abb. 68). durch den Revitalisierungsfonds Steiermark, das Bundesdenkmalamt und den Eigentümer. Auch die Gemeinde Pölstal stellte Mittel zur Verfügung. Abb. 68: 15. August 2019: Rekonstruktionsarbeiten am Stützpfeiler an der Ostseite. Abb. 69: 26. Juni 2020: Pilotprojekt zur Stabilisierung der Putzschichten der Südfassade. Archäologische Forschungen Im Dezember 2015 wurde mit Frau Prof. Claudia Theune vom Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie der Universität Wien eine Kooperation eingegangen. Daraufhin fand im Juli 2016 eine erste Lehrgrabung des Instituts im Schloss Hanfelden statt (Abb. 70). Abb. 66: 26. September 2016: Rekonstruktionsarbeiten an der Mauerkrone des Nebengebäudes. Abb. 70: Juli 2016: Lehrgrabung: Dokumentationsarbeiten im Erdgeschoß des Schlosses. Abb. 67: 8. November 2016: Nebengebäude: Bau des neuen Dachstuhls durch Zimmermann Peter Jesche. Auch das teilweise eingebrochene Gewölbe des Nebengebäudes wurde rekonstruiert. Erste Schritte zur Stabilisierung der Fassade wurden gesetzt, um die noch vorhandenen Reste der Verputzschichten der mehrfach umgestalteten Schlossfassade zu erhalten (Abb. 69) und Weitere jeweils vierwöchige Kampagnen wurden 2017 bis 2020 durchgeführt (Abb. 71, Abb. 72, Abb. 73). In Abstimmung mit den notwendigen Konservierungsmaßnahmen und zur Beantwortung diverser Forschungsfragen fanden archäologische und bauarchäologische Untersuchungen an verschiedenen Bereichen innerhalb und außerhalb des Schlosses statt. Unterschiedlichste Befunde und Strukturen wurden doku mentiert und umfangreiches Fundmaterial, dessen Datierung von der Frühzeit des Schlosses um 1500 bis in die Zeit der letzten Nutzung des Gebäudes für Wohnzwecke Ende der 1960er-Jahren reicht, geborgen. In zwei Räumen wurden noch vorhandene Hinterlassenschaften der einstigen Bewohner bewusst als Zeitkapseln belassen. 78 Abb. 71: 1. August 2017: Abb. 72: 1. August 2017: LehrgraLehrgrabung: Tag der of- bung: Tag der offenen Tür, Besucher fenen Tür, Präsentation im Innenhof. neuer Funde. Abb. 74: Juli 2019: 8. August 2016: Dendrochronologische Probennahme im Dachstuhl durch Dr. Michael Grabner (BOKU). Abb. 73: Juli 2018: Lehrgrabung: Ausgrabungsarbeiten im Nebengebäude. Im Rahmen der Ausgrabungen fand jeweils ein ‚Tag der offenen Tür’ statt, der immer gut besucht war. Für die Verlegung von Wasser- Strom und Abflussleitungen ergab sich 2022 die Notwendigkeit einer weiteren Ausgrabung im Bereich des Zubaus zum Nebengebäude. Diese wurde von Archaeogon im Oktober 2022 durchgeführt (siehe Bericht in diesem Heft). Parallel dazu fand in Unterzeiring eine weitere Ausgrabung statt. Bei dieser konnte in unmittelbarer Nachbarschaft des Schlosses ein römerzeitliches Gebäude dokumentiert werden (siehe Bericht in diesem Heft). Dendrochronologische Untersuchungen Ende 2015 führte Dr. Michael Grabner vom Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe der Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU) erstmals eine dendrochronologische Beprobung durch. Die Beprobung der Hölzer im Schloss wurde in den darauffolgenden Jahren fortgesetzt (Abb.7), sodass aktuell 157 datierte Bauhölzer von verschiedenen Bereichen des Schlosses vorliegen. Diese bilden eine sehr wichtige Grundlage für die Erforschung der komplexen baulichen Entwicklung. Weitere Vermessungen führte im Rahmen der Bauforschung des Instituts für Urgeschichte und Historische Archäologie Ronny Weßling (Grazy Eye) durch. Bereits im Oktober 1986 wurde vom Institut für Angewandte Geodäsie und Photogrammetrie (Abt. für Photogrammetrie und Fernerkundung) der TU Graz „Photogrammetrische Geländeübungen“ durchgeführt um Lage- und Ansichtspläne zu erstellen. Im Oktober 2019 wurden die 1986 durchgeführten Arbeiten von Viktor Kaufmann und Thomas Mikl (beide TU Graz) mit einer photogrammetrischen Aufnahme der Fassaden erweitert. Drohnengestütze Aufnahmen und terrestrische Lasercankampagnen wurden von Wolfgang Sulzer und Josef Gspurning (Institut für Geographie und Raumforschung der Universität Graz) koordiniert. Ergänzt wurden diese Arbeiten durch zwei Lehrveranstaltungen 2021/22. Im Rahmen der Geländearbeiten der Lehrveranstaltung „Geovisualisierung“ wurden im Mai 2021 neben dem Schloss verschiedene Objekte im Umkreis des Schlosses (Richtstätte, Arme Sünder Kapelle, sog. Römerbrücke und Zerwinkler-Gebäude) aufgenommen und 3-dimensional visualisiert. Es folgte im November 2022 die Lehrveranstaltung „Akquisition und Management von Geodaten“, bei der mittels Photoaufnahmen und Vermessungen maßstabsgetreue Darstellungen der einzelnen Räume des Schosses entwickelt wurden (Abb. 75). Vermessungsarbeiten Bereits lange vor der Gründung des Arbeitskreises und dessen Aktivitäten wurden von Martin Aigner im Winter 2001/2002 umfangreiche Vermessungen und Bauaufnahmen des Schlosses durchgeführt, die 2022/23 mit der Erfassung des Dachraumes fortgesetzt wurden. 79 Abb. 75: November 2022: Studierende am Ende der umfangreichen Geodaten-Akquisition. IASH - Interdisziplinärer Arbeitskreis Schloss Hanfelden Mit der Gründung des Interdisziplinären Arbeitskreises Schloss Hanfelden (IASH) im Jahr 2015 wurde eine Initiative ins Leben gerufen, die sich langfristig verschiedene Ziele gesetzt hat, um die Geschichte des Schlosses archäologisch und bauhistorisch zu erforschen, eine Bestandssicherung und Instandhaltung der materiellen Strukturen zu gewährleisten bzw. es behutsam zu konservieren, nötigenfalls restauratorische Maßnahmen zu setzen, und das Schloss durch kulturelle Veranstaltungen für die lokale und überregionale Bevölkerung zu öffnen. Folgende Zielsetzungen stehen im Mittelpunkt des IASH: Die interdisziplinäre und ganzheitliche Erforschung der Geschichte des Schlosses aufgrund schrifthistorischer, archäologischer, bauhistorischer und auch bildlicher Quellen. Für die jüngste Geschichte werden zudem Zeitzeugenberichte der örtlichen Bevölkerung und ehemaliger Bewohner mit einbezogen. Die behutsame Bestandsbewahrung und Sicherung des Schlosses durch Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten. Die behutsame Wiederbelebung des Schlosses durch regelmäßige kulturelle Veranstaltungen. Der Interdisziplinäre Arbeitskreis Schloss Hanfelden hat derzeit 7 Mitglieder, deren Kompetenzen optimal auf die Ziele abgestimmt sind: Martin Aigner, Historische Bauforschung Robert Fürhacker, Restaurator, Unterzeiring Ing. Georg Neuper, Eigentümer von Schloss Hanfelden, Unterzeiring Robert Reif, Öffentlichkeitsarbeit, Oberzeiring Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Wolfgang Sulzer, Geografie und Raumforschung, Universität Graz Univ.-Prof. Dr. Claudia Theune, Urgeschichte und historische Archäologie, Universität Wien Mag. Iris Winkelbauer, selbstständige Archäologin und Historische Bauforscherin Kontakt und Anfragen für Führungen: info@hanfelden.at bzw. führungen@hanfelden.at Homepage: www.hanfelden.at Facebook: www.facebook.com/profile.php?id=100064652143858 Impressum Herausgeber: Interdisziplinärer Arbeitskreis Schloss Hanfelden / Unterzeiring Autor*innen: Martin Aigner, Paul Bayer, Stephan Karl, Claudia Theune, Magdalena Sulzer, Wolfgang Sulzer, Robert Fürhacker. Die Autor*innen sind verantwortlich für den Text und die Einholung der Bildrechte. Layout und Gestaltung: Iris Winkelbauer Druck: Buch-, Kunst- und Offsetdruckerei „IRIS“ Judenburg Erschienen: Unterzeiring 2023 80