(quatre articles) et du Brésil (trois) et l'absence de références à d'autres Etats américains (mis à part deux articles très brefs sur lArgentine et le Canada). Dans ce cadre
limité,I'intention annoncée des éditeurs d'appréhender l'importance de la péninsule
comme une connexion bactériologique mais aussi culturelle entre I'Europe et lAmérique n'a au final que peu de résonances dans les analyses publiées. Bref, collectif intéressant,l'ouvrage usurpe quelque peu un titre qui apparaît essentiellement comme
le produit d'une. collaboration entre un réseau de recherche sur la grippe espagnole
plus qu'une étude de référence sur les rapports entre la péninsule et le continent américain.
Sébastien Farré, Université de Genève (CH)
Eckart, Wolfgang U.: Medizin und Krieg. Deutschland 1914-1924. Paderborn,
Ferdinand Schöningh Verlag, 2014. 564 S. Ill. € 49.90.ISBN 978-3-506-75677-A
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Beim Stichwort <Medizin und Krieg> richtete die Medizingeschichte ihre Aufmerk'Weltkrieg. Erst seit den 1990er-Jahren rückte
samkeit lange Zeit auf den Zweiten
auch der als erster <<totaler>> Krieg cler Neuzeit gedeutete <<Grosse Krieg> von 191"418 in den Blick, der mit seinen Millionen von Verwundeten, Kranken, Versehrten
und Hungernden an den Fronten und in den Kriegsgesellschaften eine gewaltige
medizinische Herausforderung darstellte. Das Jahr 20t4, an dem sich der Ausbruch
des globalen Konfliktes zum hundertsten Mal jährte, hat der Medizingeschichte eine
wahre Flut neuer Publikationen beschert. Auch Wolfgang U. Eckart, einer der profiliertesten Medizinhistoriker Deutschlands, hat im Jubiläumsjahr ein Buch vorgelegt - ein mit über 560 Seiten im wahrsten Sinne des Wortes gewichtiges Werk:
Mediz,in und Krieg. Detttschland 1914-1924,
Wie Eckart in Vorwort und Einleitung festhält, soll das Augenmerk nicht auf die
für die Geschichte der Mílitärmedizin zentralen Fragen nach der medizinischen Versorgung der Soldaten und der kriegsbedingten Fortentwicklung und Indienstnahme
der Medizin gerichtet werden. Am Beispiel Deutschlands will er vielmehr die bislang
kaum untersuchten Auswirkungen des Krieges auf die Zivilbevölkerung ins Licht
rticken. Zíel sei es, <<erste Skizzen einer medizinische[n] Gesellschaftsgeschichte des
Weltkrieges" (S. 9) zu liefern. Eckart öffnet dabei das Zeitfenster, indem er nicht nur
die Periode von 1914-1918 in den Blick nimmt, sondern auch die sich im Gefolge des
Krieges aufdrängenden Gesundheitsprobleme in Deutschland bis Mitte der 1920erJahre verfolgt. So verlangten die Spanische Grippe, die Tuberkulose, Geschlechtskrankheiten, die Hungerkatastrophe sowie die Krüppel- und Versehrtenproblematik
weit tiber das Kriegsende hinaus nach Interventionen und Regelungen des sich
zunehmend sozialhygienischen Paradigmen zuwendenden Gesundheitswesens.
Diese Öffnung des Untersuchungszeitraums ist für die gewählte Perspektive auf
die gesellschaftliche Komplexität des Krieges absolut konsequent. Weniger konsequent hingegen fällt bei näherer Betrachtung die Schwerpunktbildung in den Kapiteln zur eigentlichen Kriegszeit aus. Fast die Hälfte des Platzes widmet Eckart hier
der kriegsbedingten Profilierung einzelner medizinischer Disziplinen (Psychiatrie,
Neurologie, Bakteriologie und Hygiene), den personellen und institutionellen
Entwicklungen im Kriegssanitätswesen (etwa der freiwilligen Krankenpflege), den
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Erfahrungswelten von verwundeten Soldaten, von Schwestern und Militärärzten
sowie spezif,schen Lokalitäten und Orten der medizinischen Intervention und Versorgung auf den Kriegsschauplätzen in Europa, auf dem Balkan und in den Kolonien. Diese primär auf die Militärmedizin fokussierenden Ausführungen kompilieren,leider nicht immer sorgfältig lektoriert, ältere Texte Eckarts, etwa zum Krieg als
medizinisch-hygienisches Laboratorium oder zur Deutung und Behandlung der
<Kriegsneurotiker> durch die Kriegspsychiatrie. Überaus eindrücklich fällt dagegen
das Kapitel <Heimatfronten>> aus, das die drastischen gesundheitlichen Belastungen
für Frauen, Kinder und körperlich Versehrte, aber auch für Insassen von Pflege- und
Heilanstalten und Kriegsgefangene in Deutschland aufzeigt. Wie tief der Krieg als
Mobilisierungs- und Transformationsfaktor die Gesundheitsverhältnisse der Frauen
veränderte, belegt Eckart in sozial-, körper- und geschlechtergeschichtlicher Herangehensweise: Der weibliche Körper wurde <funktionalisiert'>, militarisiert und vom
Staat systematisch in Dienst genommen. So mussten Frauen vor dem Hintergrund
des Geburtenrückgangs und zirkulierender Degenerations- und Untergangsängste
nicht nur stets bereit sein zur Reproduktion (die Geburt wurde zum <blutigen Entscheidungskampf> zur Erhaltung der Volkskraft Deutschlands). Sie mussten zugleich
die Lücke der Männer im industriellen Produktionsprozess füllen und setzten sich in
der Krankenpflege der verwundeten oder erkrankten Krieger ein. Die gesundheitiichen Folgen dieser Mehrfachbelastung waren verheerend: ein kontinuierlicher Mortalitätsanstieg während des Krieges, eine Zunahme der Tuberkuloseanfälligkeit und
der Amenorrhoe, problematische Schwangerschaften, Fehlgeburten u.v.m, Womöglich noch härter traf es die Kinder im Krieg. Trotz der Einrichtung von Kleinkinderfürsorgestellen und Kinder- und Schulspeisungen verschlechterte sich ihre gesundheitliche Situation katastrophal. Die Mangelernährung aufgrund der dramatischen
Versorgungsengpässe, die psychischen Belastungen und die steigende Kinderarbeit
führten zu Wachstumsverzögerungen, einer Zrtnahme psychischer Erkrankungen
wie Bettnässen und einem dramatischen Anstieg der Morbidität und Mortalität bei
Tuberkulose, Ruhr, Diphterie und Rachitis. Die allgemeine Mortalität der ein- bis
fünfjährigen Kinder sank in Deutschland erst 1921 wieder auf die Vorkriegswerte,
ein Indiz für das auch nach dem Krieg vorherrschende große Elend. Auch wenn die
aggregierten Daten und Zahlenreihen für ein differenziertes Bild des Leidens und
Sterbens in der Heimat unerlässlich sind, hätte man sich hin und wieder auch Einblicke in das individuelle Erleben von Krankheit, Hunger, Überarbeitung und seelischen Belastungen gewünscht. So wäre es in mikrogeschichtlicher Perspektive spannend gewesen, mehr zum Kriegs- und Nachkriegsschicksal von Maria Düssel zu
erfahren, der Eisenbahnerin und Großmutter Eckarts, die währencl des Krieges in
Barmen die Gleise fur Lazarctt- und Munitionszige in Ordnung hielt und der Eckart sein Buch zusammen mit seinem Großvater Max widmet, der die Materialschlacht von Verdun miterlebte.
F,rgänzt wird der Band durch 41 Fotografien, Postkarten und Karikaturen, eine
Collage der Themen und Blickpunkte: Die Verwundung an der Front, die Feldlazarette, der Einsatz von Schwestern und Sanitätskolonnen, Kriegsgefangenschaft,
Frauenarbeit, Tuberkulose, Kriegsversehrtenproblematik und Ernährungskrise. Die
thematische Breite und Vielfalt ebenso wie die Menge an präsentierten Daten und
Fakten sind einzigartig. Dies führt insgesamt jedoch auch dazu, dass das Buch weniger einem grundlegenden'Wurf einer <<medizinischen Gesellschaftsgeschichte>> des
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Krieges entspricht als einem gewaltigen medizinhistorischen Nachschlagewerk zum
Ersten Weltkrieg, welches das enzyklopädische Wissen Eckarts widerspiegelt und für
jeden Novizen im Feld eine unschatzbarc Orientierung bietet.
Silvia Berger Ziauddin, Universität Zürich (CH)
Storia della definizione di morte. A cura di Francesco Paolo de Ceglia. Milano,
FrancoAngeli,2014.688 p. Ill. € 55.-. ISBN 978-8-820- 47504-8
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Die Abhandlungen des höchst informativen Bandes sind in fünf Gruppen gegliedert.
Sie handeln von Todeskonzepten in den Hochkulturen der Antike, von ärztlichen
Vorstellungen, die vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit von Bedeutung waren
(und weit in die Gegenwart nachwirken), von der aktuellen internationalen Debatte
zur Deflnition des Todes (inklusive einiger molekularbiologisch akzentuierter Streitpunkte), von der ethisch und rechtlich schwierigen Problematik der Organentnahme
und schließlich von der Darstellung des Todes in Film und Literatur - es ist der einzige Teilbereich, der etwas aufgesetzt bzw inkohärent wirkt, da das unerschöpfliche
und wichtige Thema in einem solchen Übersichtswerk naturgemäß nur punktuell
gestreift werden kann! Beeindruckend sind ferner einige historisch akzentuierte Beiträge, die aus dem i.iblichen Rahmen fallen, etwa der Aufsatz von Tommaso Braccini
zur zweifachen Bestattung im byzantinischen Kulturraum, die auch in weiten Teilen
Italiens üblich blieb. Angesichts der allgemeinen Globalisierung dürften Informationen wie jene über die indische Kultur besonders in die Zukunft weisen (Gian
Giuseppe Filippi). Weitere ursprünglich nichteuropäische Glaubenswelten vermisst
man schmerzlich,spielen die <letzten Dinge> und die Frage nach dem Tod aus nichtchristlicher Sicht doch auch in westeuropäischen Krankenhäusern und Intensivstationen zunehmend eine wichtige Rolle. Während in Deutschland längst muslimische
Sterbebegleiter gefordert werden, kommt diesem Problem (das auch ein sprachliches
ist!) offensichtlich in Italien noch keine mit Deutschland oder Frankreich vergleichbare Bedeutung zu.
Es sind seit alters wiederkehrende Grenzfragen der conditio humanø,der eigene
Tod, aber auch derjenige von Angehörigen, Freunden, Eltern und Kindern sowie
Massenkatastrophen, welche die Menschen immer wieder in Atem hielten. Persönliches Erleben und wissenschaftliche Aufarbeitung wurden dabei bis ins 19. Jahrhundert hinein scharf getrennt. Das im Umfeld der Französischen Revolution radikal
verwissenschaftlichte Konzept des Sterbens wird von Lucia di Paolo präsentiert - die
Mechanisierung des Todes wurde von Lavoisier und Co., ktihl bis ans Herz hinan,
zur wissenschaftlichen Erlösungslehre hochstilisiert. Sie wirkte bis ins frühe 20. Jahrhundert nach. Der Tod als irreversible Störung eines autZeit angelegten Mechanismus - viele Ärzte und Naturforscher überzeugt dieses Bild bis heute. Auch ethische
Fragen wurden entsprechend <<mechanistisch> angegangen.
Höchst informativ sind ferner die Beiträge, welche die naturwissenschaftliche
Forschungsgeschichte der letzten Jahrzehnte zusammenfassen, etwa von Ariana
Dröscher zur Frage <<La morte e la biologia> oder von Bernardino Fantini, Melania
Borgo und ihren Koautoren zur Feststellung des Todes <<vor>> und <.nach> Harvard
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