1
AR C HIV-VER SIO N
Do k se rve r de s Ze ntrum s für Ze ithisto rische Fo rschung
P o tsda m e .V.
http://ze itge schichte -digita l.de /Do k s
Doris Bachmann-Medick, Cultural Turns,
Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 29.03.2010
http://docupedia.de/zg/bachmann_cultural_turns_v1_de_2010
DOI: http://dx.doi.org/10.14765/zzf.dok.2.324.v1
C o pyright (c) 2016 C lio -o nline e .V. und Auto r, a lle R e chte vo rbe ha lte n. Die se s W e rk e ntsta nd im R a hm e n de s C lio -o nline P ro je k ts
„Do cupe dia -Ze itge schichte “ und da rf ve rvie lfä ltigt und ve rö ffe ntlicht we rde n, so fe rn die Einwilligung de r R e chte inha be r vo rlie gt.
Bitte k o nta k tie re n Sie : <re da k tio n@do cupe dia .de >
2
No U-Turn, Straßenverkehrsschild, Foto: Gobierno de Chile
Cultural Turns
von Doris Bachmann-Medick
In den neueren Kultur- und Sozialwissenschaften ist noch immer die Rede vom
„Cultural Turn”, der in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts die
Hinwendung der einzelnen Disziplinen auf die Analyse kultureller Bedeutungen
und symbolischer Ordnungen ausgelöst hat. Diese Meistererzählung von dem
einen herausgehobenen Cultural Turn, der noch dazu im Bann eines
übermächtigen linguistic turn verharrt, ist jedoch fragwürdig. Denn wendet man
sich der Vielzahl und Verschiedenheit der cultural turns zu, dann entfaltet sich
eine andere Geschichte der neueren Kulturwissenschaften, die ausdrücklich auf
Pluralisierung zielt.
Ausgangs- und Bezugspunkt all dieser turns bleibt freilich der linguistic turn.
Hervorgegangen aus der Sprachphilosophie der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts, hat er die Sprachabhängigkeit jeglicher Erkenntnis behauptet. [1]
Angesichts dieser Grundlegungsfunktion von Sprache als unhintergehbarer Basis
aller Wirklichkeitswahrnehmung verkörpert der linguistic turn seitdem geradezu
einen Mega-turn. Die bahnbrechenden Orientierungswechsel der letzten
Jahrzehnte haben ihm das Szepter jedoch nach und nach aus der Hand
genommen. Denn sie haben Raum geschaffen für eine Wiederkehr des
Verdrängten: Gerade die von der Sprach-Fixierung des linguistic turn
ausgeblendeten oder gar verdrängten Dimensionen von Kultur, Lebenswelt,
Geschichte und Materialität wurden und werden mit den veränderten
Schwerpunkten der cultural turns wieder neu ins Blickfeld gerückt. Quer durch
fast alle Disziplinen geschieht dies über auffällig parallele Neufokussierungen der
Forschung: interpretive turn, performative turn, reflexive turn, postcolonial
turn, translational turn, pictorial/iconic turn, spatial turn und andere mehr. Ein
Ende der Wende-Spirale scheint kaum in Sicht - was in jüngster Zeit geradezu
körperliche Reaktionen hervorruft: „Schwindel”, „Schleudertrauma”,
„drehwurmträchtige” Verunsicherungen und andere Irritationen. [2]
Erstaunlicherweise häufen sich solche Reaktionen gerade in einer Phase, in der
die prominenten Theoriewenden längst nicht mehr nur theoretisch-konzeptuelle
Pirouetten drehen, sondern sich ausdrücklich in die konkrete empirische
Forschungsarbeit der unterschiedlichen Disziplinen einmischen: als inhaltlich und
methodisch weiterführende Forschungsimpulse – nicht zuletzt in der
3
Geschichtswissenschaft. Dieses Schwanken zwischen konstruktiver
turn-Verarbeitung und gleichzeitiger turn-Abwehr ist typisch für eine
Übergangsreaktion, die auf aktuelle Umbruchprozesse in der
Wissenschaftslandschaft der Geistes- und Kulturwissenschaften hindeutet.
Schließlich könnte die Traditions- und Disziplinensicherheit einer
geisteswissenschaftlichen Integrations- und Orientierungswissenschaft (die
immer noch gern in Nationalbezüge eingebundenen wird) endgültig abgelöst
werden: durch die Grenzüberschreitungen einer kulturwissenschaftlichen
Vernetzungs- und Übersetzungswissenschaft (die sich immer stärker global
ausrichtet).
Dabei stellt sich die durchaus noch offene Frage, ob die Dynamik der
Kulturwissenschaften insgesamt ihre Triebkraft weiterhin hauptsächlich aus turns
gewinnt. Oder legen die turns etwa von sich aus schon eine andere
Entwicklungsdynamik der Kulturwissenschaften nahe? Anzeichen hierfür deuten
sich an, wenn man die jeweiligen Kontexte und Kriterien für die Entstehung der
Theoriewenden genauer betrachtet: Wann wird ein turn eigentlich zum turn?
Aber auch wenn man folgende immer noch unterbelichtete Fragen stellt: Wie
fruchtbar sind eigentlich die turns für das konkrete Arbeiten in den Disziplinen?
Wieweit vollziehen sie – über solche disziplinären re-turns hinaus – einen längst
fälligen re-turn in gesellschaftliche, ökonomische und mediale
Gegenstandsbereiche hinein?
Entstehungskontexte und Abgrenzungskriterien – Wann wird ein
turn zum turn?
In den Kulturwissenschaften wird gern mit Metaphern gearbeitet.
Interpretationsoffenheit wird entsprechend geschätzt. Und doch bleibt es
entschieden zu vage, wenn auch die Entstehung der cultural turns selbst – wie
etwa bei Karl Schlögel – nur metaphorisch „erklärt” wird: als Mode-Wellen, die
auftauchen und wieder abtauchen.[3] Pierre Bourdieus Feldtheorie dagegen
verweist auf konkretere Entstehungsbedingungen: auf ein „Feld objektiver
Beziehungen zwischen Individuen oder Institutionen, die miteinander um ein und
dieselbe Sache konkurrieren.”[4] In der Tat ist das Überdeterminieren und eifrige
Besetzen von turns und ihrer Leitbegriffe ein deutliches Anzeichen für den
zunehmenden Wettlauf um symbolisches Forschungs-Kapital.
Die größte Erklärungskraft für die Herausbildung von turns bietet jedoch deren
Rückbindung an gesellschaftlich-politische Prozesse. Dass etwa Bild, Blick,
Performativität oder Raum in jüngster Zeit zu zentralen Analysekategorien
werden, geht auf Veränderungen der gesellschaftlichen und medialen
Wahrnehmungslage zurück: auf gesellschaftliche Bilderflut und Blickregimes, auf
die Übermacht der (Selbst-)Inszenierung in Medien und Politik, auf
Raumumbrüche, globale Ortlosigkeit und die Ungleichheiten geopolitischer
Raumbeziehungen.
Schon aufgrund solcher Verknüpfung mit gesellschaftlichen und kulturellen
Prozessen erschöpfen sich die cultural turns nicht etwa in bloßen
Theorietransformationen [5] – weder entlang von Schulen oder Richtungen (wie
etwa Strukturalismus, Poststrukturalismus, Dekonstruktivismus) noch in der
Abfolge von Methodenkomplexen (wie New Historicism, Kulturgeschichte,
Diskursanalyse). Theoriewenden folgen nicht aufeinander; sie existieren vielmehr
gleichzeitig, in eklektischen Konstellationen. So kann man durchaus mit mehreren
turns zugleich arbeiten. Es gibt keine Fortschrittsachse, auf der man jeweils
immer nach dem neuesten turn zu greifen hätte. Um Paradigmen und
umstürzende Paradigmenwechsel handelt es sich also nicht. [6] Eher um ein
Reservoir von systematischen Fokussierungen, die ausdrücklich im
4
Spannungsfeld zwischen den Disziplinen angesiedelt sind – als Brennpunkte von
Inter- und Transdisziplinarität. Turns sind noch dazu wichtige inter- und
transkulturelle Gelenkstellen, schon deshalb, weil sie keineswegs festgelegt sind
auf kulturspezifische Inhalte oder Methoden (etwa auf europäische
Begriffsgeschichte), auch nicht auf einzelne Wissenschaftskulturen und ihre
historischen Einbindungen. Vielmehr schlagen sie systematische Fokussierungen
vor und halten ihre Analysekategorien verhandlungsbereit, übersetzbar, also
anschlussfähig. In einer pluralisierten Wissenschaftslandschaft eignen sie sich
somit als „Korridore” für eine transnational angelegte
Wissenschaftskommunikation.
Dabei gehen die cultural turns selbst schon aus transnationalen
Wechselübersetzungen hervor. Einerseits sind sie in kulturspezifischen
Wissenschaftstraditionen und disziplinären Gefügen verortet – und somit
lokalisiert. Andererseits sind sie Ergebnis von grenzüberschreitenden
Übersetzungsprozessen. Allerdings zeichnet sich die gegenwärtige
Forschungslandschaft nicht etwa durch blindes Aneignen von Hegemonialwenden
aus dem US-Diskurs aus, auch wenn dies vielfach gerade von turn-Skeptikern
behauptet wird.[7] Denn im Unterschied zu den Cultural Studies und deren
politischen Rückbindungen an Minoritäten, ethnische Gruppen oder
Bürgerrechtsbewegungen sind cultural turns eher „eigene” Hervorbringungen der
deutschsprachigen Kulturwissenschaften und insofern eingelassen in eine viel
stärker systematisch und historisch synthetisierende Grundlagenreflexion. In
diesem Zusammenhang entfalten sie sogar grundlegende erkenntnisleitende
Einstellungen, wie sie Heinz Dieter Kittsteiner geradezu als „Historisierungen oder
sprachliche Transformierungen des Kantischen a priori”[8] bezeichnet hat.
Eine derart tiefgreifende erkenntniskritische Funktion der turns wird erst
erkennbar, wenn man sie nicht nur auf ihr Vermögen reduziert, bisher
unbeachtete Untersuchungsfelder zu entdecken – wenngleich dadurch neue
(auch gesellschaftlich und politisch wichtige) Forschungsthemen ausgelotet
werden. Doch von einem turn sollte man erst dann sprechen, wenn diese neuen
Forschungsthemen auf die Ebene von Konzepten „umschlagen”, wenn
Beschreibungsbegriffe zu disziplinenübergreifenden konzeptuell-methodischen
Analysekategorien werden, wenn sie also nicht mehr nur Objekt von Erkenntnis
bleiben, sondern selbst zum Erkenntnismittel und -medium werden. Jegliche
turns, von denen gegenwärtig und künftig die Rede ist, wären auf dieses
Kriterium hin zu überprüfen – um sich eben nicht vom Wende-Strudel mitreißen
zu lassen und jede neue Forschungskurve auch gleich für einen neuen turn
halten zu müssen: sei es ein „ethical turn”, ein „forensic turn”, „emotional turn”,
„imperial turn”, „practical turn” – ganz zu schweigen von den vielen weiteren
turn-Anwärtern, die schon in den Startlöchern stehen.
Im Spektrum der „cultural turns” – das Beispiel des „spatial turn”
Bedingung für einen turn ist also unbedingt ein epistemologischer Sprung: ein
Umschlagen von Forschungsgegenständen hin zu neuartigen Analysekategorien.
So geht es im interpretive turn nicht etwa darum, Texte zu interpretieren,
sondern mit Text als Analysekategorie kulturelle Bedeutungszusammenhänge zu
erschließen: „Kultur als Text”.[9] Gerade die Ethnologie hat hier darauf
gedrungen, die kulturellen Selbstdeutungsdimensionen ernst zu nehmen. Daraus
entwickelte sich in der Geschichtswissenschaft, vor allem in der Historischen
Anthropologie, Lokal- und Mikrogeschichte, ein Perspektivenwechsel hin zu den
Selbstdeutungen der historischen Subjekte. Die in der Vorstellung von „Kultur
als Text” ausgeblendeten Dimensionen kehren im performative turn zurück:
Materialität, Kulturdynamik, Situationsbedingungen und dialogische
5
Austauschprozesse, Körperlichkeit, Ritualisierungen und Transgressionen. Auch
hier geht es nicht nur darum, Rituale als solche zu analysieren, sondern diese als
Analysekategorien zu nutzen, mit denen die Inszenierungsseite des sozialen und
politischen Handelns überhaupt erkennbar wird. Performativität öffnet die Augen
für die symbolische Wirkungsmacht von Darstellung, Ausdruck und Aufführung
in historischen Prozessen: für die Herausbildung und Inszenierung von
Geschlechtsrollen (vgl. Judith Butler), für die Neubewertung von gestischer,
ritueller und symbolischer Kommunikation, für die Macht und Mehrdeutigkeit
historischer Zeichenhaftigkeit.[10]
Auch der iconic turn oder pictorial turn seit Mitte der 1990er-Jahre bricht die
Verengung auf verbalsprachliche Erkenntnismittel auf. Auch hier geht es nicht
um ein Erkennen von Bildern als Objekten der Anschauung, sondern um ein
Erkennen durch Bilder, nicht darum, Bilder zu verstehen, sondern die Welt in
Bildern zu verstehen. Auch hier also lässt sich erst dann von einem turn
sprechen, wenn die Gegenstandsebene gewissermaßen umkippt auf die Ebene
der methodischen Einstellungen: Bilder sind in einer solchen Sicht nicht nur
Untersuchungsgegenstand oder bloße historische Quellen. Sie sind vielmehr
eigenständige Erkenntnismedien: als unbewusste „innere Bildwelten” in ihrer
historischen Wirkungsmacht von „Geschichtszeichen”, [11] als „Bildakte” (Horst
Bredekamp), die historische Prozesse auslösen, oder als „visuelle Spuren”
scheinbar unvorstellbarer historischer Erfahrungen von Trauma, Krieg und
Holocaust [12] . Bildlichkeit wird jedenfalls zu einer eigenständigen
Analysekategorie, die nicht zuletzt zum neuen geschichtswissenschaftlichen
Forschungszweig der Visual History führt.
Die erste kulturwissenschaftliche Neuausrichtung, die ihr Problem- und
Methoden-Tableau von vornherein jenseits europäischer Horizonte verortet, und
zwar in einem weltgeschichtlichen Bezugsrahmen asymmetrischer
Machtverhältnisse, ist der postcolonial turn. Aus der postkolonialen Situation
heraus werden Analysekategorien entwickelt, welche die
Universalisierungsansprüche westlicher Wissenschaft ebenso in Frage stellen wie
die Fortschrittsgeschichte des westlichen Historismus. Dass nicht-europäische
Kulturen aus dem Gang der Geschichte herausgehalten wurden, dass
jahrhundertelang von „Völkern ohne Geschichte” die Rede war und dabei die
Zeitgenossenschaft von europäischen und außereuropäischen Kulturen
geleugnet wurde – darauf lenkt der postcolonial turn seinen kritischen Blick. [13]
Aber auch hier findet ein Umschlag auf eine erkenntniskritische Ebene statt. Nicht
die historische Phase der Dekolonisierung steht im Vordergrund, sondern eine
Diskurskritik, die Machtasymmetrien überhaupt aufdeckt und die eurozentrische
Wissensordnung insgesamt aus ihren Universalisierungen, Essentialisierungen
und dichotomischen Wahrnehmungsmustern heraus dekonstruiert. An dieser
Stelle wären Berührungspunkte mit einem gender turn möglich, wie er besonders
von Seiten der Geschichtswissenschaft gefordert worden ist. [14] Doch die
Geschlechterperspektive auf eine eigene Theoriewende gleichsam einzuhegen, ist
problematisch, wenn man voraussetzt, dass sie die Kulturwissenschaften quer
durch alle Wenden durchkreuzt. Die Genderperspektive geht jeglichen
Änderungen des Forschungsfokus in gewisser Weise voraus. Nicht Raum, nicht
Bild, nicht Performanz noch Ritual rütteln an der Erkenntnisordnung selbst, wohl
aber Gender als eine Hauptachse der gesellschaftlichen und sozialen
Tiefenstrukturen, aus denen sich die kulturelle Ordnung des Wissenssystems
überhaupt erst herausbildet.
6
Ein solches Ansetzen an den Tiefenstrukturen der Wissensordnung fordern die
Genderperspektive, der postcolonial turn, aber auch der translational turn. Was
dabei erfasst wird, sind die eigenen Untersuchungsbegriffe selbst sowie ihre
Universalisierungen: Zeit, Geschichte, Gesellschaft, Arbeit, Modernisierung,
Entwicklung usw. Schließlich kann gerade für eine Geschichtswissenschaft mit
transnationalem Anspruch wohl kaum mehr eine Überzeugung genügen, an der
Jürgen Osterhammel noch festhält: „Die Möglichkeit des transkulturellen
Vergleichs beruht auf der universalen Einheit der modernen
Geschichtswissenschaft. Der methodologischen und methodischen Universalität
der modernen Geschichtswissenschaft entspricht ein homogener Referenzraum
über Epochen und Kulturen hinweg.”[15] Angesichts der weltweiten Asymmetrien
auch auf der Ebene der Wissenschaftssysteme ist dagegen ein kritisches
Differenzbewusstsein gefordert, wie es die Analysekategorie der Übersetzung –
weit über Sprach- und Textübersetzung hinaus – zur Geltung bringt: Als Praxis
einer „cross-categorical translation”, wie sie Dipesh Chakrabarty vorschlägt, [16]
setzt sie – mit Blick auf nicht-europäische Kategorisierungen – eurozentrische
universale Bezugsgrößen des Kulturenvergleichs außer Kraft. Auf der Ebene
einer „cross-cultural translation” wiederum richtet sie verstärkte Aufmerksamkeit
auf Übergänge, Vermittlungsprozesse, Ebenenwechsel und Brechungen im
Kulturenkontakt. Damit ließen sich transnationale Beziehungsgeschichten
konkreter untersuchen, statt nur – wie wiederum Osterhammel – auf
globalgeschichtliche Untersuchungskomplexe wie Migration, Warenverkehr,
Eroberungen, Wissenstransfer zu verweisen. [17] Denn die translatorische
Untersuchungslinse gibt auch in solchen Zusammenhängen weit mikroskopischer
Aufschluss über die einzelnen Übertragungsschritte, Brechungen und
Vermittlungsvorgänge. Dies gilt auch für die viel diskutierten „entangled
histories”,[18] die sich an übersetzungsträchtigen Interaktionsbeziehungen
nachweisen lassen.
Schon allein solche Kontaktzonen bereiten das Feld für einen spatial turn. Wenn
dieser hier besonders herausgehoben wird, dann nicht etwa, weil er der
wichtigste wäre, sondern weil sich an ihm die Mechanismen von turns überhaupt
erhellen lassen: Bereits die Figur der „Wende” ist ja eine räumliche Metapher. Mit
ihr lässt sich die Konstellation der cultural turns selbst geradezu kartieren. So
verkörpert ihr Nebeneinander gleichsam einen spatial turn der
kulturwissenschaftlichen Theorieentwicklung selbst – womit sich auch diese den
Fallstricken von Evolutionismus, Entwicklung und Fortschrittsannahmen
entwindet.
Am folgenreichsten für kulturwissenschaftliches Arbeiten ist allerdings die
Herausbildung eines veränderten Raumverständnisses. Abgelöst wird die
traditionelle Container-Vorstellung von Raum als Behälter von Traditionen, von
kultureller Identität oder gar Heimat. Stattdessen gilt Raum nun als
Gestaltungsfaktor sozialer Beziehungen, Unterschiede und Vernetzungen, als
vielschichtiges oft widersprüchliches Ergebnis von Verortungen,
Raumansprüchen, Ab- und Ausgrenzungen. Die interdisziplinäre Ausarbeitung
dieses relationalen Raumkonzepts erstreckt sich bis hin zu raumbezogenem
Denken, das in der Geschichtswissenschaft etwa mit der methodischen
Einstellung einhergeht, „to spatialize the historical narrative” (Edward Soja).
Solche Verräumlichung, welche die historisch-chronologischen Gewohnheiten
durchkreuzt, zeigt sich besonders in einem Neuverständnis von Grenze als einer
weitreichenden Analysekategorie: im Sinn einer Aushandlungszone, eines mental
mapping (von der Erfindung Osteuropas bis hin zum Orientalismus), eines
border thinking oder eines Denkens an den Rändern und von den Rändern her.
Marginalisierungen, Kontaktzonen, Übergänge, Grenzverhältnisse und
7
Zwischenräume werden hier zu produktiven Räumen aufgewertet und für
dezentrierende Untersuchungseinstellungen genutzt. Zudem lassen sich damit
holistische Kulturvorstellungen aufbrechen, indem man innerkulturelle
Widersprüchlichkeiten, Gegendiskurse, Ausgrenzungen und Traditionsbrüche
ebenso ans Licht bringt wie eine „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen”[19] .
Die Analyse solcher Vielschichtigkeiten und Verwerfungen geht einher mit einem
„shift” hin zu einer räumlichen Revision des Kulturbegriffs. Mit ihr wird die
Forschungspraxis noch in anderer Hinsicht verändert: Eine Kulturanalyse unter
derart räumlichem Vorzeichen erschüttert die weit verbreitete zeichenfixierte, ja
konstruktivistische Verengung der Wirklichkeitswahrnehmung. So betont
wiederum Karl Schlögel – mit Anspielung auf 9/11: „Wir sind daran erinnert
worden, dass es Örter gibt: Örter, also nicht bloß Symbole, Zeichen,
Repräsentationen von etwas. Örter: Städte, die getroffen werden können,
Türme, die zum Einsturz gebracht werden können. Wir sind durch alle kulturellen
Vermittlungen hindurch daran erinnert worden, dass nicht alles Zeichen, Symbol,
Simulacrum, Text ist, sondern Stoff, Materie, Baumaterial, von dem man
erschlagen werden kann.”[20] Der spatial turn erweist sich eben auch als ein
material turn, als Rückgewinnung von Materialität, und damit von sich aus schon
als re-turn zu lebensweltlicher Erfahrung – im Unterschied zu einem
übersteigerten Konstruktivismus im Gefolge des linguistic turn.
Aber auch ein solcher material re-turn fällt nicht etwa zurück hinter das neue,
raumbezogene Analysevokabular: Marginalität, Ränder, Grenze, Location of
Culture, Deterritorialisierung, Zentrum-Peripherie, Mapping. Ein solches
Analysevokabular bleibt vielmehr unverzichtbar, zumal es ermöglicht, die
Raumkategorie für die Analyse weiterer, vor allem auch
wissenschaftstheoretischer und wissenschaftshistorischer Problemfelder zu
nutzen: So erscheint Raum als das passende „epistemologische Modell”[21] für
eine dezentrierte, vernetzte, auch theorievernetzte Welt – in diesem Sinn auch
als ein „Produktionsprinzip” der kulturwissenschaftlichen Forschung selbst.
Schließlich wird die postmoderne Ablehnung der großen Erzählungen von
Technologie, Fortschritt und Geschichtsphilosophie gleichsam hineinübersetzt in
nicht-hegemoniale Vorstellungen eines räumlichen Nebeneinanders von Theorien,
die sich ausdrücklich in den Zwischenräumen „zwischen” Disziplinen und Kulturen
bewegen.
Übersetzungsdynamik durch turns und re-turns
Welche Dynamik der Kulturwissenschaften wird hier eigentlich zugrunde gelegt?
Ist es wirklich eine Innovationsdynamik durch eine Kette von turns? Es gäbe
Anzeichen dafür, dass eine andere Entwicklungsspannung Platz greifen könnte,
sofern man sich nicht auf ein glattes Innovationsmuster fixiert, sondern eher
einem vermittlungsbetonten Forschungsmodell Raum gibt: der Übersetzung.
Turns – so kann man es auch sehen – sind Vehikel für ein neues Verständnis
von Kulturwissenschaften als Übersetzungswissenschaften. [22] Bevor immer
wieder nach weiteren turns Ausschau gehalten wird, wären die bisherigen erst
einmal auf ihre Übersetzungsanstöße hin zu befragen. Inwieweit geben sie selbst
Übersetzungsimpulse in ganz andere Gegenstandsbereiche hinein und machen
damit komplexe transdisziplinäre und transkulturelle Forschungszusammenhänge
auf ihre Nahtstellen der Vermittlung und der Intervention hin genauer
zugänglich? Dieses Potenzial der cultural turns als unverzichtbare
Übersetzungsschienen der Kulturwissenschaften wird aber erst deutlich, wenn
man in den Theoriewenden nicht nur Innovationsbeschleuniger des
Wissenschaftsbetriebs sieht. Eher wären sie als systematische Gelenkstellen
8
ernst zu nehmen, die Disziplinen, aber auch Kulturen auf Vermittlungs- und
Umdeutungsprozesse hin offen halten, die re-turns zu disziplinärem Arbeiten
leisten und auf ihre gesellschaftliche Rückverortung hinwirken.
Die hier angedeutete Übersetzungsdynamik der cultural turns insgesamt lässt
sich wiederum am Beispiel des spatial turn veranschaulichen: Der Fokus auf
Raum, der sich zunächst auf ein neues Gegenstandsfeld bezieht, entwickelt ein
relationales statt territoriales Raumverständnis. Dieses führt dann zu Raum als
Analysekategorie bis hin zu spatial thinking. Hier jedoch stößt man auf das
bisher noch viel zu wenig erkannte re-turn-Potenzial des spatial turn: auf seine
Übersetzungsfunktion der Räumlichkeitsperspektive in ganz andere
Gegenstandsbereiche hinein. Da wäre etwa das Beispiel einer räumlichen
Übersetzung von Menschenrechten. An ihm kann gezeigt werden, wie sich der
Forschungshorizont nicht nur des spatial turn, sondern der turns überhaupt
erweitern und zugleich vertiefen lassen könnte: Menschenrechte – dies hat der
Raumdenker Edward Soja jüngst an urbanen Prozessen vor Augen geführt –
müssen nicht nur abstrakte Forderung bleiben. Sie können aus dem Blickwinkel
stadträumlicher Rechte oder gar sozialer Bewegungen als konkrete Forderungen
einer „spatial justice” re-formuliert werden: „In perhaps the strongest and most
successful extension of the Spatial Turn into political practice, the notion of
rights to the city, concretizing calls for universal human rights by embedding
them in specifically urban spatial contexts and causalities, has been mobilizing
multi-scalar political movements.”[23] Turns erweisen sich nicht nur in diesem Fall
als wichtige Gelenkstellen, die eine Übersetzung aus der theoretisch-analytischen
Sphäre in die gesellschaftliche Handlungswelt, ja in soziale und politische
Bewegungen hinein überhaupt erst ermöglichen.
Es ist offensichtlich an der Zeit, von den Wenden aus nicht immer noch weitere
Wendungen zu vollziehen. Wie man sieht, legen die turns selbst Ansatzpunkte
zu wirkungsvollen re-turns nahe. Richtungweisend sind auch Ansätze, die
kulturwissenschaftliche Theoriearbeit neu zu definieren, und zwar über ein
Selbstverständnis, das sich verstärkt an gesellschaftlichen, historischen, sozialen
und materiellen „Lebensvollzügen” orientiert. Dies wäre für den
Kulturwissenschaftler Lutz Musner ein unverzichtbarer Gegenzug zum
konstruktivistischen Weiterschrauben von cultural turns: „Angesichts der
aktuellen Krise von Wirtschaft und Gesellschaft stellt sich mehr denn je die
Frage, wie die Kulturwissenschaften sich wieder dem Sozialen und den
materiellen Grundlagen menschlicher Ausdrucksformen zuwenden können, ohne
die Erkenntnisgewinne von Semiotik, Medientheorie, Gendertheorie und
Diskursanalyse mit dem Gestus eines naiven material turn zu entsorgen.”[24]
Also nicht nur zurückrudern (z.B. in die sicheren Häfen der
Geisteswissenschaften), sondern re-turns vollziehen! Genau in diesem Sinn
könnten also von den turns aus neue konzeptuelle Angelpunkte gefunden
werden, mit denen die Kulturwissenschaften insgesamt nicht länger einem
mittlerweile selbstbezüglich gewordenen Universum von Texten, Zeichen,
Kodierungen ausgesetzt bleiben müssen – die sich letztlich in bloßen
Theoriekonstellationen niederschlagen. Weit fruchtbarer könnte ein
Neuverständnis der Kulturwissenschaften als grenzüberschreitende
Übersetzungswissenschaften werden. Hierfür haben die cultural turns mit ihren
deutlichen Überschreitungsversuchen des linguistic turn von Anfang an den Weg
gebahnt: für einen re-turn, eine Rückübersetzung in die Disziplinen, aber auch in
gesellschaftliche Problemlagen hinein.
9
Re-turns – disziplinäre und gesellschaftliche Rückverortungen
Gegenwärtig befinden wir uns wohl kaum mehr in der Phase einer
enthusiastischen „Anwendung” und Neuschöpfung von turns – eher in der Phase
ihrer kritischen „Übersetzung”. Dazu gehört eine konstruktive Kritik der
jeweiligen turns, jedenfalls der Versuch, nicht einfach auf jeden Trend-Zug zu
springen, sondern die Theoriewenden stärker als bisher auf ihre erkenntnis- und
forschungspraktische Umsetzbarkeit hin zu prüfen. Dazu gehört aber auch, sie
im Gesamtsystem der Kulturwissenschaften zu positionieren und ihr Mitwirken an
einer Transformation der kulturwissenschaftlichen Disziplinen selbst in den Blick
zu nehmen. Sind die Kulturwissenschaften mittlerweile zum Mainstream-TheorieSammelbecken für eine vernetzte, neoliberale Wissenschaftslandschaft geworden
– schon allein deshalb, weil sie in räumlichen Konstellationen und Koexistenzen
von Disziplinen und Theorien zirkulieren und damit längst nicht mehr an
Fortschritts- oder Emanzipationserzählungen teilhaben? Könnte die
unübersehbare Tendenz zur Verselbständigung von Theorien aufgehalten
werden? Ein erster Schritt wäre sicherlich, zu verhindern, dass sich die
Positionen der turns von ihren historischen, gesellschaftlichen und – nicht zu
vergessen – disziplinären Entstehungs- und Erkenntnisorten lösen und als frei
flottierende Andockstellen in den Hafenbecken der Disziplinen herumschwimmen.
Diese Verselbständigungsgefahr ist doch im Grunde der entscheidende
Kritikpunkt an turns, Trends und Modetheorien, weit mehr als deren Flüchtigkeit.
Die turns wären also noch stärker rückzuverorten in den empirischen
Forschungen der Einzeldisziplinen.
Dabei freilich übersehen die Kritiker der turns, dass diese ja keineswegs in einem
luftleeren interdisziplinären Zwischenraum ausgebildet werden und sich erst dann
zu einem re-turn in die Disziplinen aufmachen. Im Gegenteil, ihr Erkenntnisort
liegt durchaus in den Disziplinen selbst, zumeist ausgehend von einer „Leit”oder besser gesagt: „Impuls”-Disziplin. Von dort aus reisen sie überhaupt erst
durch die anderen Fächer, bevor sie dann in die Ursprungsdisziplin – zumeist
verändert – zurückkehren. Bestes Beispiel ist auch hier wieder der spatial turn
mit seinem Raumkonzept. Es stammt zunächst aus der Kulturgeografie, wird
dort aber erst dann wieder-entdeckt, nachdem die anderen Disziplinen einen
spatial turn mitgemacht haben – durch diesen Umweg allerdings verändert und
epistemologisch geschärft. Somit handelt es sich streng genommen gar nicht um
einen re-turn in feste Disziplinen. Denn ein solcher kann nur funktionieren, wenn
die Disziplinen selbst verändert und aufgebrochen werden – durchaus hin zu
neuen disziplinären Formationen (wie Visual Culture Studies), zu
„Schattendisziplinen” wie Film Studies, Ethnic Studies usw., zu „emerging fields”
oder zu „topics that link existing disciplines”[25] . Disziplinäre re-turns können
also bewirken, dass Disziplinen selbst Wendungen erfahren, auch indem sie
miteinander verflochten werden: „The fate of the disciplines is to be dislocated
and twisted”[26] – wie es der Theoretiker des iconic turn, William Mitchell,
ausdrückt. Turns tragen dazu bei, dass sich Disziplinen nicht mehr als in sich
geschlossen wahrnehmen müssen, gleichsam wie „Nationalstaaten” der
akademischen Welt. Was sich also abzeichnet, ist im Grunde ein „turn” der
Disziplinen selbst, eine „explosion or implosion of a disciplinary regime”, [27] ein
displacement etablierter und von Disziplinen verwalteter Diskurse. Hierzu
allerdings gibt es durchaus amerikanische Parallelen: „The disaggregation of
disciplines brought humanities into new importance as they broke away, bled, or
blurred into other disciplines and sectors.”[28] Mit solchen disziplinären
Verschiebungen geht die gezielte Herausforderung einher, aus der je eigenen
disziplinären oder kulturellen Einbindung immer wieder herauszutreten in „shared
territories”[29] .
10
Was aber wären fruchtbare Brennpunkte oder gar Katalysatoren, an denen sich
das Regime der cultural turns noch gezielter auf re-turns hin entfalten könnte?
Auffällig ist gegenwärtig der Versuch, im Feld der Kulturwissenschaften
Referentialität zurückzugewinnen. Die scharfe Linse des spatial turn rückt auch
hier entsprechende Anstöße für Rückübersetzungen in den Fokus: 9/11, der
Zusammenbruch der Twin Towers mit seiner Zerstörung Tausender von
Menschenleben und nicht zuletzt der war on terror haben die Raumwende mit
politischer und existenzieller Brisanz aufgeladen. Damit haben sie auch die
Grenzen der Darstellbarkeit solcher Extremerfahrungen in Kunst und Medien
ebenso unmittelbar erfahrbar gemacht wie die Grenzen ihrer
kulturwissenschaftlichen Beschreibbarkeit und Analyse. Schon von daher haben
diese politischen Ereignisse und Einschnitte auch einen Umbruchprozess in den
Kulturwissenschaften ausgelöst – mit deutlichen Konsequenzen für das
kulturwissenschaftliche Theorieverständnis. Die Folgen zeigen sich in einem
immer weiter voranschreitenden Zusammenbrechen des Konstruktivismus, der
schließlich die wichtigen Fragen von Ethik und Verantwortung viel zu lange
ausgeblendet hat. Cultural turns können auch hier neue Referenzrahmen
schaffen, indem sie ihre kritische Weiterentfaltung des linguistic turn nutzen, um
eben nicht rückzusteuern zu einem naiven Wirklichkeitsbezug – so als hätten wir
den linguistic turn, Poststrukturalismus und Dekonstruktivismus gar nicht
durchlaufen. Hier geht es eher darum, einer anderen Art von Referentialität
Geltung zu verschaffen – einer, die nicht nur hermeneutisch in Sinn- und
Bedeutungskernen verkapselt bleibt, sondern die Oberfläche selbst einbezieht,
auf der sie überhaupt erst sichtbar wird: als Evidenz, als Präsenz, als Artikulation
von Dinglichkeit und Materialität.
Diese Entwicklung mag noch zu weiteren turns führen – wohl eher aber zu einem
turn der Kulturwissenschaften insgesamt: zur Abkehr von ihrer Fixierung auf
Textualität und Konstruktivismus, zu neuer Aufmerksamkeit auf die
Übersetzbarkeit des Kulturellen ins Materielle, ins Ökonomische, ins Soziale und
Politische. Der größte Impuls hierfür wäre freilich eine Neukonzeptualisierung der
Kulturwissenschaften selbst, und zwar als Übersetzungswissenschaften. Es ist
zu erwarten, dass sich damit der noch andauernde Umbruch in der KulturWissenschaftslandschaft besonders gut (analytisch) beschreiben und zugleich
(methodisch) betreiben ließe.
Anmerkungen
1. ↑ Vgl. – na m e nsge be nd – R icha rd M. R o rty (Hrsg.), T he Linguistic T urn. Essa ys in P hilo so phica l
Me tho d. W ith T wo R e tro spe ctive Essa ys, C hica go 1992 (1. Aufl. 1967) – zu de n Auswirk unge n a uf die
Ge schichtswisse nscha ft vgl. be so nde rs Ha yde n W hite , Auch Klio dichte t o de r Die Fik tio n de s
Fa k tische n. Studie n zur T ro po lo gie de s histo rische n Disk urse s, Stuttga rt 1986; u.a . Eliza be th A. C la rk ,
Histo ry, T he o ry, T e x t. Histo ria ns a nd the Linguistic T urn, C a m bridge , Ma ss. 2004; Ga brie lle M.
Spie ge l, P ra cticing Histo ry. Ne w Dire ctio ns in Histo rica l W riting a fte r the Linguistic T urn, Ne w Y o rk
2005.
2. ↑ Be le ge für e ine de ra rtige R e ze ptio n finde n sich im ne ue n Na chwo rt vo n Do ris Ba chm a nn-Me dick ,
C ultura l T urns. Ne uo rie ntie runge n in de n Kulturwisse nscha fte n, R e inbe k ³2009 (1. Aufl. 2006), S.
407-416, hie r S. 408 f. und S. 414.
3. ↑ Vgl. Ka rl Schlö ge l, Im R a um e le se n wir die Ze it. Übe r Zivilisa tio nsge schichte und Ge o po litik ,
Münche n 2003, be s. S. 61 f.
4. ↑ P ie rre Bo urdie u, Haute Couture und Haute Culture, in: de rs., So zio lo gische Fra ge n, Fra nk furt a . M.
1993, S. 187-196, hie r S. 188.
5. ↑ Vgl. Andre a s R e ck witz, Die T ra nsfo rm a tio n de r Kulturthe o rie n. Zur Entwick lung e ine s
T he o rie pro gra m m s. Studie na usga be , W e ile rswist 2006 (1. Aufl. 2000).
6. ↑ Zum Ve rhä ltnis vo n Kulturwisse nscha fte n und P a ra digm e n vgl. Ansga r Nünning, Da s P a ra digm a de r
Kulturwisse nscha fte n? Ele m e nte ihre r W e ltbilde r und Ausblick a uf ihre Aufga be n, in: Em il
Brix /Go ttfrie d Ma ge rl (Hrsg.), W e ltbilde r in de n W isse nscha fte n, W ie n 2005, S. 147-178.
7. ↑ Vgl. Ha rtm ut Bö hm e : Vo m „turn“ zum „ve rtigo “. W o hin dre he n sich die Kulturwisse nscha fte n?
R e ze nsio n zu Ba chm a nn-Me dick , C ultura l T urns, in: Jo urna l o f Lite ra ry T he o ry o nline ,
http://www.jlto nline .de /inde x .php/re vie ws/a rticle /vie w/26/178 (10.03.2010); in de n USA ist e ine
turn-Disk ussio n a lle rdings e rst im Entste he n, zum spa tia l turn e twa vgl. Ba rne y W a rf/Sa nta Aria s
(Hrsg.), T he Spa tia l T urn. Inte rdisciplina ry P e rspe ctive s, Ne w Y o rk 2008.
8. ↑ He inz Die te r Kittste ine r, „Ico nic T urn“ und „inne re Bilde r“ in de r Kulturge schichte , in: de rs. (Hrsg.),
11
W a s sind Kulturwisse nscha fte n? 13 Antwo rte n, Münche n 2004, S. 153-182, hie r S. 164.
9. ↑ Zur Vo rste llung vo n „Kultur a ls T e x t“ vgl. C liffo rd Ge e rtz, „De e p P la y“ – Be m e rk unge n zum
ba line sische n Ha hne nk a m pf, in: de rs., Dichte Be schre ibung. Be iträ ge zum Ve rste he n k ulture lle r
Syste m e , Fra nk furt a . M. 1983, S. 202-260, hie r S. 253 ff.; zur T e x tm e ta phe r vgl. Do ris Ba chm a nnMe dick (Hrsg.), Kultur a ls T e x t. Die k ultura nthro po lo gische W e nde in de r Lite ra turwisse nscha ft,
T übinge n ²2004, insbe so nde re die Kritik im Na chwo rt „T e x tua litä t in de n Kultur- und
Lite ra turwisse nscha fte n: Gre nze n und He ra usfo rde runge n“, S. 298-338.
10. ↑ Vgl. Jürge n Ma rtschuk a t/Ste ffe n P a tzo ld (Hrsg.), Ge schichtswisse nscha ft und „pe rfo rm a tive turn“.
R itua l, Insze nie rung und P e rfo rm a nz vo m Mitte la lte r bis zur Ne uze it, Kö ln 2003.
11. ↑ Vgl. He inz Die te r Kittste ine r, „Ico nic T urn“ und „inne re Bilde r“, S. 165 ff.
12. ↑ Vgl. be so nde rs Ge o rge s Didi-Hube rm a n, Bilde r tro tz a lle m , Münche n 2007.
13. ↑ Vgl. R e inha rd Blä nk ne r, Histo rische Kulturwisse nscha fte n im Ze iche n de r Glo ba lisie rung, in:
Histo rische Anthro po lo gie 16 (2008), H. 3, S. 341-372, be s. S. 357 ff.
14. ↑ Vgl. die De ba tte zu „cultura l turns“ m it Be iträ ge n vo n C hristo ph C o nra d, Ha nna Ha ck e r, Ba rba ra
Lüthi und Elisa be th T im m , in: L’Ho m m e . Euro pä ische Ze itschrift für fe m inistische
Ge schichtswisse nscha ft 18 (2007), H. 2, S. 123-138; und die R e plik da zu: Do ris Ba chm a nn-Me dick ,
„Die bin in de r Na cht“ – Ge nde r die sse its o de r je nse its k ulturwisse nscha ftliche r turns? Fra ge n und
Antwo rte n in e ine r k o ntro ve rse n De ba tte , in: L’Ho m m e 19 (2008), H. 1, S. 131-142.
15. ↑ Jürge n O ste rha m m e l, T ra nsk ulture ll ve rgle iche nde Ge schichtswisse nscha ft, in: de rs.,
Ge schichtswisse nscha ft je nse its de s Na tio na lsta a ts. Studie n zu Be zie hungsge schichte und
Zivilisa tio nsve rgle ich, Gö ttinge n 2001, S. 11-45, hie r S. 41.
16. ↑ Vgl. Dipe sh C ha k ra ba rty, T wo Mo de ls o f T ra nsla tio n, in: de rs., P ro vincia lizing Euro pe . P o stco lo nia l
T ho ught a nd Histo rica l Diffe re nce , P rince to n 2000, S. 83-86, hie r S. 83.
17. ↑ Vgl. O ste rha m m e l, T ra nsk ulture ll ve rgle iche nde Ge schichtswisse nscha ft, S. 40.
18. ↑ Vgl. zu die se m Ko nze pt Sha lini R a nde ria , Ge te ilte Ge schichte n und ve rwo be ne Mo de rne , in: Jö rn
R üse n u.a . (Hrsg.), Zuk unftse ntwürfe . Ide e n für e ine Kultur de r Ve rä nde rung, Fra nk furt a . M. 1999, S.
87-96; Se ba stia n C o nra d/Sha lini R a nde ria , Einle itung: Ge te ilte Ge schichte n – Euro pa in e ine r
po stk o lo nia le n W e lt, in: die s. (Hrsg.), Je nse its de s Euro ze ntrism us. P o stk o lo nia le P e rspe k tive n in
de n Ge schichts- und Kulturwisse nscha fte n, Fra nk furt a . M. 2002, S. 9-49, hie r S. 17 ff.
19. ↑ Vgl. z.B. Micha e l Bo rgo lte , C hriste n und Jude n im Disput. Mitte la lte rliche R e ligio nsge sprä che im
„spa tia l turn“, in: Histo rische Ze itschrift 286 (2008), H. 2, S. 359-402, hie r S. 359.
20. ↑ Ka rl Schlö ge l, Ka rte nle se n, Auge na rbe it. Übe r die Fä lligk e it de s spa tia l turn in de n Ge schichts- und
Kulturwisse nscha fte n, in: Kittste ine r (Hrsg.), W a s sind Kulturwisse nscha fte n?, S. 261-283, hie r S. 262.
21. ↑ Gé ra rd R a ule t, Kulturwisse nscha fte n und po litische Ö ffe ntlichk e it. R a lf Ko ne rsm a nn im Ge sprä ch m it
Gé ra rd R a ule t, in: Ze itschrift für Kulturphilo so phie 3 (2009), H. 1, S. 65-90, hie r S. 76.
22. ↑ Nä he re Ausführunge n hie rzu: Ba chm a nn-Me dick , C ultura l T urns, ne ue s Na chwo rt zur 3., ne u be a rb.
Aufl., S. 407 ff.
23. ↑ Edwa rd W . So ja , T a k ing Spa ce P e rso na lly, in: W a rf/Aria s (Hrsg.), T he Spa tia l T urn, S. 11-35, hie r S.
32.
24. ↑ Lutz Musne r, A W ho le W a y o f Life , http://www.ifk .a c.a t/a k tue ll.php?e =63 (10.03.2010); vgl. a uch
W o lfga ng Ma de rtha ne r/Lutz Musne r, Die Se lbsta bscha ffung de r Ve rnunft. Die Kulturwisse nscha fte n
und die Krise de s So zia le n, W ie n 2007, S. 29: „Eine so lche ra rt a uf da s Sym bo lische re duzie rte
Be tra chtungswe ise unte rna hm die Entso rgung de s So zia le n, ve rsta nd Kultur a ls e in ge ge nübe r
Fre m dbe züge n vö llig a uto no m e s, se lbstbe zügliche s Ve rfa hre n de r Ze iche nse tzung […].“
25. ↑ W .J.T . Mitche ll, Art, Fa te , a nd the Discipline s: So m e Indica to rs, in: C ritica l Inquiry 35 (2009), No . 4
(Spe cia l Issue : T he Fa te o f the Discipline s), S. 1023-1031, hie r S. 1028.
26. ↑ Ebd., S. 1028.
27. ↑ Ebd., S. 1028.
28. ↑ Julie T ho m pso n Kle in, Hum a nitie s, C ulture , a nd Inte rdisciplina rity. T he C ha nging Am e rica n
Aca de m y, Alba ny 2005, S. 39.
29. ↑ Ebd., S. 39.
Empfohlene Literatur zum Thema
Doris Bachmann-Medick, Cultural Turns: New Orientations in the Study of
Culture, de Gruyter, Berlin/Boston 2016.
Doris Bachmann-Medick, The Translational Turn, in: Doris Bachmann-Medick
(Hrsg.), Translation Studies, Special Issue. Vol. 2, Nr. 1, Routledge, London
2009, ISSN 1478-1700, S. 2-16.
Jörg Döring, Tristan Thielmann (Hrsg.), Spatial Turn. Das Raumparadigma in
den Kultur- und Sozialwissenschaften, 2. Auflage. transcript, Bielefeld 2009,
ISBN 978-3-89942-683-0.
Andreas Gipper, Susanne Klengel (Hrsg.), Kultur, Übersetzung, Lebenswelten.
Zu aktuellen Paradigmen der Kulturwissenschaften, Königshausen & Neumann,
Würzburg 2008, ISBN 978-3826034527.
Lynn Hunt, Kulturgeschichte ohne Paradigmen?, in: Historische Anthropologie.
16, Nr. 3, Böhlau, Köln 2008, ISSN 0942-8704, S. 323-340.
12
Heinz Dieter Kittsteiner (Hrsg.), Was sind Kulturwissenschaften? 13 Antworten,
Fink, München 2004, ISBN 978-3770539475.
Jürgen Martschukat, Steffen Patzold (Hrsg.), Geschichtswissenschaft und
"performative turn". Ritual, Inszenierung und Performanz vom Mittelalter bis zur
Neuzeit, Böhlau, Köln 2003, ISBN 9783412072032.
Barney Warf, Santa Arias (Hrsg.), The spatial turn: interdisciplinary
perspectives, Routledge, London 2009, ISBN 978-0-415-77573-1.