Location via proxy:   [ UP ]  
[Report a bug]   [Manage cookies]                

Die Gespaltene Frau

1993, Eine Psychoanalyse des Märchens Rumpelstilzchen

Dieses Märchen handelt aus psychoanalytischer Sicht (https://drive.google.com/file/d/1coQFDmCEvcX4IBLXtyaYuk2WwqUaXU-D/view) von einem Syndrom, das für die Frau in unserer Gesellschaft kennzeichnend ist: Es umfasst ihre von der Erziehung abgewertete Natur einerseits und ihre ersatzweisen Wert- und Glücksvorstellungen andererseits. Diese falschen Werte führen zur Verleugnung der naturgemäßen Weiblichkeit und zu dem (vergeblichen) Versuch, sich in unserer patriarchalischen Gesellschaft als Scheinmann Geltung zu verschaffen.

Die Gespaltene Frau Eine Psychoanalyse des Märchens Rumpelstilzchen ... vor Zorn so tief in die Erde, dass es bis in den Leib hineinfuhr und riss sich in seiner Wut selbst mitten entzwei. noch in dieser Nacht verspinnen. Gelingt dir's, so sollst du meine Gemahlin werden." Als das Mädchen allein war, kam das Männlein zum dritten Mal wieder und sprach: „Was gibst du mir, wenn ich dir noch diesmal das Stroh spinne?" — „Ich habe nichts mehr, das ich dir geben könnte", antwortete das Mädchen. „So versprich mir, wenn du Königin wirst, dein erstes Kind." Die Müllerstochter wusste sich also nicht anders zu helfen, sie versprach drum dem Männchen, was es verlangte, und das Männchen spann dafür noch einmal das Stroh zu Gold. Und als am Morgen der König kam und alles fand wie er gewünscht hatte, so hielt er Hochzeit mit ihr, und die schöne Müllerstochter ward eine Königin. s war ein mal ein Müller, der war arm, aber er hatte eine schöne Tochter. Nun traf es sich, dass er mit dem König zu sprechen kam, und um sich ein Ansehen zu geben, sagte er ihm: „ich habe eine Tochter, die kann Stroh zu Gold spinnen." Der König sprach zum Müller: „Das ist eine Kunst, die mir wohl gefällt. Wenn die Tochter so geschickt ist, wie du sagst, so will ich sie morgen in meinem Schloß auf die Probe stellen." Als nun das Mädchen zu ihm gebracht wurde, führte er es in eine Kammer, die ganz voll Stroh lag, gab ihr ein Rad und Raspel und sprach: Jetzt mache dich an die Arbeit, und wenn du bis morgen früh dieses Stroh nicht versponnen hast, so musst du sterben." Darauf schloss er die Kammer selbst zu und sie blieb allein drin. Da saß nun die arme Müllerstochter und wusste keinen Rat. Sie verstand gar nichts davon, wie man Gold spinnen konnte, und ihre Angst ward immer größer, dass sie endlich zu weinen anfing. Da ging die Tür auf und ein kleines Männlein trat herein und sprach: „Guten Abend, Jungfer Müllerin, warum weint Ihr so sehr?" — „Ach", antwortet e das Mädchen, „ich soll Stroh zu Gold spinnen und verstehe das nicht." — Sprach das Männlein: „Was gibst du mir, wenn ich dir's spinne?" — „Mein Halsband", sagte das Mädchen. Das Männlein nahm das Halsband, setzte sich vor das Rädchen und schnurr, schnurr, dreimal gezogen, war die Spule voll, und so ging's fort bis zum Morgen, und da war alles Stroh zu Gold versponnen. Bei Sonnenaufgang kam schon der König, und als er das Gold erblickte, erstaunte er und freute sich, aber sein Herz ward nur noch goldgieriger. Er ließ die Müllerstochter in eine andere Kammer voll Stroh bringen, die noch viel größer war und befahl ihr, auch das in einer Nacht zu spinnen, wenn Ihr das Leben lieb wäre. Das Mädchen wusste sich nicht zu helfen und weinte. Da ging abermals die Türe auf und das kleine Männlein erschien und sprach: „Was gibst du mir, wenn ich dir das Stroh zu Gold spinne?" –„Meinen Ring von dem Finger", antwortete das Mädchen. Das Männlein nahm den Ring, fing wieder an zu schnurren mit dem Rade und hatte bis zum Morgen alles Stroh zu glänzendem Gold gesponnen. Der König freute sich über die Maßen, war aber noch immer nicht Goldes satt, sondern ließ die Müllerstochter in eine noch größere Kammer voll Stroh bringen und sprach: „Die musst du Uber ein Jahr brachte sie ein schönes Kind zur Welt und dachte gar nicht mehr an das Männchen. Da trat es plötzlich in ihre Kammer und sprach: „Nun gib mir, was du versprochen hast." Die Königin erschrak und bot dem Männchen alle Reichtümer des Königreiches an, wenn es ihr das Kind lassen wollte. Aber das Männchen sprach: „Nein, etwas Lebendiges ist mir lieber als alle Schätze der Welt." Da fing die Königin an zu Jammern und zu weinen, dass das Männchen Mitleid mit ihr hatte: „Drei Tage will ich dir Zeit lassen", sprach es, „wenn du bis dahin meinen Namen weißt, so sollst du dein Kind behalten." Nun besann sich die Königin die ganze Nacht auf alle Namen, die sie jemals gehört hatte und schickte einen Boten über Land, der sollte sich erkundigen weit und breit, was es sonst noch für Namen gäbe. Als am andern Tag das Männchen kam, fing sie an mit Kaspar, Melchior, Baltasar, und sagte alle Namen, die sie wusste, nach der Reihe her, aber bei jedem sprach das Männlein: „So heiß ich nicht." Den zweiten Tag ließ sie in der Nachbarschaft herumfragen, wie die Leute da genannt würden, und sagte dem Männlein die ungewöhnlichsten und seltsamsten Namen vor, aber es antwortete immer: „So heiß ich nicht." Den dritten Tag kam der Bote wieder zurück und erzählte: „Neue Namen habe ich keinen einzigen finden können, aber wie ich an einen hohen Berg um die Waldecke kam, wo Fuchs und Has' sich gute Nacht sagen, so sah da kleines Haus, und vor dem Haus brannte ein Feuer, und um das Feuer sprang ein gar zu lächerliches Männlein, hüpfte auf einem Bein und schrie: „Heute back ‘ ich, Morgen brau‘ ich, Übermorgen hol‘ ich der Königin ihr Kind; Ach, wie gut dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß‘!“ Da könnt ihr denken, wie die Königin froh war, als sie den Namen hörte, und als bald hernach das Männlein hereintrat und fragte: „Nun, Frau Königin wie heiß' ich?" fragte sie erst: „Heißest du Kunz?" – „Nein." – „Heißest du Heinz?" – „Nein." – „Heißest du etwa Rumpelstilzchen?" – „Das hat dir der Teufel gesagt!" schrie das Männlein und stieß mit dem rechten Fuß vor Zorn so tief in die Erde, dass es bis in den Leib hineinfuhr und riss sich in seiner Wut selbst mitten entzwei. DIE FRAU INNERHALB DER GESELLSCHAFT Die gespaltene Frau Es träumte Susanne, dass sie Bier brauen wollte. Sie assoziierte damit das im Märchen von Rumpelstilzchen vorkommende Gedicht: Heute back' ich, morgen brau’ ich, usw. 1 Dabei nahm sie an, dass dieses gar zu lächerliche Männlein eigentlich eine Frau sein muss, da das, was Rumpelstilzchen tut: Backen und Brauen, typische Frauenbeschäftigungen sind. Susanne erkannte also in diesem Märchen ein Syndrom, das für die Frau in unserer Gesellschaft kennzeichnend ist: Es umfasst ihre vom patriarchalischen System abgewertete Natur einerseits und ihre von der Erziehung bedingten Wert- und Glücksvorstellungen andererseits. Diese falschen Werte führen zur Verleugnung der Weiblichkeit und zu dem (vergeblichen) Versuch, sich im Patriarchat als Scheinmann Geltung zu verschaffen. Dieser Zustand kommt im Märchen durch zwei Symbole zum Ausdruck: Die Königin verkörpert die Frau, die infolge des ihr auferlegten Macht- und Reichtumsstrebens bereit ist, auf ihre Mutterschaft zu verzichten. Im Gegensatz dazu stellt Rumpelstilzchen jene Frau dar, die – ihrer männlichen Rolle überdrüssig – sich freizukaufen versucht, um ihrem Mutter-Sein nachgehen zu können. Psychoanalytisch gesehen stehen diese Symbole bei allen Frauen unserer Gesellschaft für zwei eigene seelische Instanzen: Rumpelstilzchens Muttertrieb ist das ES, das in Konflikt mit dem Macht- und Reichtumsstreben des königlichen ICHs gerät, d.h. mit seinen gesellschaftlichen Wert- bzw. Glücksvorstellungen, die im moralisch erzogenen ÜBERICH verankert sind. Insofern die Königin im Märchen das Rumpelstilzchen um den geforderten Lohn betrügt, heißt dies, dass das Ich der Frau den erlebten Konflikt zwischen Es und Über-Ich zugunsten des gesellschaftlichen ‚Glücks‘ entscheidet, ihre weibliche Natur verratend. Dadurch unterwirft sie sich selbst wie auch ihren eigenen Sohn2 dem Staat. Dies ist ein Problem der Frau, das aber nur so alt wie das Patriarchat selbst ist. Heutzutage tritt es besonders deutlich im Doppelleben der emanzipierten Frau hervor: Sie spürt ihre weiblichen Urtriebe und wünscht insgeheim, sie auszuleben; in der Öffentlichkeit aber schämt sie sich ihrer, wertet sie als tierisch ab, verkleidet sich als Mann und strebt die typisch gesellschaftsmännlichen Werte an: Macht, Karriere und Auftreten, dadurch dem Geschlecht huldigend, das sie – weil ‚Frau‘ – unterdrückt, demütigt und missbraucht... 1 Siehe Volksmärchen der Gebrüder Grimm. 2 Susanne ist Mutter eines männlichen Säuglings. Horde Eurydike, umgeben von Elfer-Mannschaft Das Natürliche Auslese Gesetz, dessen zugrunde liegender Kampfdrang hinführt zur Teilung und Auswanderung der unterlegen Mannschaftspartei, blieb während des ganzen Goldenen Zeitalters, als die Erde noch weitgehend unbewohnt war von den Hominiden. ungehindert in Kraft. Es bedingte die genetische Vitalität und die weitere Evolution der Urmenschheit. Schimpansen-Mannschaften verhalten sich in gleicher Weise. Ihr Unvermögen aber, untereinander politische Verträge zu vereinbaren, verdeutlicht, welche Form das Selektionsgesetz annehmen kann, sobald es zu einer Krise der Überbevölkerung kommt: Dann müssen unsere Verwandten 'Krieg' führen, um sie zu beheben, zu überleben. Der Menschheit ergab sich mit der Urpolitik eine Alternative, die für ihre Großartigkeit ebenso maßgeblich wurde, wie für ihre Tragik... Das Natürliche Auslese Gesetz (N.A.G.) Diese Grundhaltung verkörpert im Märchen die Königin. Ihre Bereitschaft, ihren Säugling gegen gesponnenes Gold wegzugeben, um vom habgierigen Machthaber geliebt und anerkannt zu werden, stellt von vornherein einen Verrat an ihrem natürlichen Wesen – vom Rumpelstilzchen verkörpert – dar. Im Märchen scheint‘s, als ob der Beweggrund der Königin, Rumpelstilzchen den versprochenen Lohn vorzuenthalten, Mutterliebe sei. In Wirklichkeit aber will sie ihren Sohn dem König als Erbberechtigten seiner Macht und seines Reichtums unterwerfen, so verrät sie – indem es ihr ‚gelingt‘, Rumpelstilzchens Ansinnen zu ignorieren – mit ihrem eigenen Es zugleich ihr Kind. Ihr ES, ihre eigentliche Natur, ihre Weiblichkeit, forderte nämlich, sich selbst und das Kind naturgemäß frei – im Walde – entfalten zu lassen, ihre Bestimmung als Mensch und Mutter dadurch erfüllend. Dieses Märchen enthüllt also die Tragik der Gesellschaftsfrau, Opfer ihrer eigenen Verwirrtheit im ICH-Bewusstsein... Brunft und Feminismus Dass sie ihr Naturell entwertet, ablehnt und sich seiner schämt, hat mit der Aufgabe zu tun, die der Frau von der Natur beim Vermehrungsprozess auferlegt wurde. Die Naturfrau scheint die Auslöserin des Dramas zu sein, welches zur Befruchtung führt, denn jedes Mal, wenn ein reifes Ei die Gebärmutter erreicht, beginnt bei ihr ein Verhalten, das, solang‘ es nicht verdrängt wird, von großer Wildheit gekennzeichnet ist. Sie schreit und erweckt den Eindruck, außer sich zu sein. Dieses Verhalten (Hysterie) hat den Zweck, die Männer der Umgebung auf eine ganz bestimmte Art zu reizen. Die Männer werden davon angezogen und aggressiv („genervt“) zugleich; sie versammeln sich um die Frau und geraten in Kampf gegeneinander, bis es einem von ihnen mit seiner verbündeten Mannschaft gelingt, alle anderen Mannschaften zu verscheuchen und die Frau durch den Begattungsakt und die Befruchtung zu beruhigen. So gilt sie in der Natur als die eigentliche Auslöserin des männlichen Sexualverhaltens, das aus dem Wettbewerbskampf der Mannschaften und Männer gegeneinander besteht, mit dem Zweck der natürlichen Auslese der lebenstüchtigsten Genträger für die Vorgänge der Vermehrung. Der Kampfdrang der Mannschaften ist nicht weniger triebhaft als die weibliche Sexualität, er erfolgt jedoch ‚reaktiv‘. Deswegen entsteht der Eindruck, als ob die Frau diejenige sei, die unberechenbarerweise die Männer in große Bedrängnis stürzt. Denn ihr plötzlich auftretendes Brunftverhalten führt oft zum Wechsel der Mannschaft in der Horde, was für die im Kampfe Unterlegenen von großer Tragweite ist: Da sie Nachwuchs brauchen, um ihre Mannschaft wettbewerbsfähig zu halten, müssen sie sich um die Rückeroberung der verlorenen oder um die Eroberung einer anderen Frauen/Kinder-Gruppe kümmern. Haben sie eine, müssen sie sich stets bemühen, sie zu erhalten, wenn plötzlich und unvorhersehbar eine oder mehrere Frauen in Brunft geraten, die Männerkämpfe auslösend. Die größte kulturelle Leistung Die Mannschaften des Homo sapiens können auf Daseinskrisen (Raum- und Nahrungsmangel) mit der Schließung von Verträgen reagieren, ihren Kampfdrang (Lustprinzip des Es) bewusst kontrollierend. Chronifizierung der Raumknappheit (Ergebnis erfolgreicher Vermehrung) führt aber zur Chronifizierung des Zusammenlebens in den urpolitischen Organisationen und damit zum Untergang des Goldenen Zeitalters. Ergebnisse der nur noch Silbern benannten Epoche sind: a- die Neolithische Revolution (technischer Fortschritt zur Sicherung der Ernährung) und a- der Ausbruch des Totemismus. In dieser Versittlichung des ÜberIchs mit den Geboten der Urverträge ankert unsere Moral und neurotische Instinktverarmun g, das narzisstische Syndrom hingegen in der Reduktion des rebellischen Mannschaftslebens auf monogame Paare – s. a. die Zerschneidung der Kugelmenschen bzw. Pandoras Erschaffung. Dies ist so, weil die monogame Familie die hordeneigene Kindergruppe (artgemäße Voraussetzung der seelischen Reife) verunmöglicht. Nachdem die Mannschaften in den Urhorden aus Mangel an Möglichkeiten der Auswanderung Vertrage miteinander schließen mussten, beginnend, Urstämme zu bilden, wurden die von der Frauenbrunft bedingten Männerkonflikte noch problematischer, denn in einer Überbevölkerungskrise konnte man die Rivalen nicht ohne weiteres loswerden. So verständigten sich die Mannschaften in solcher Umgebung darauf, das Territorium der Frauen/Kinder-Gruppe vereint gegen fremde gereizten Mannschaften zu verteidigen, anstatt einander gegenseitig zu bekämpfen. Die Begattung aber reservierte berechtigterweise die überlegene Mannschaft des Stammes für sich. Diese urpolitische Übereinkunft führte mit der Zeit zur Herausbildung des später so genannten Inzest-Tabus für alle im Stamm unterlegenen Mannschaften. Und als sie sich trotzdem auflehnten, um die Vorherrschaft im Stamm zu erobern, beschloss die im Stamm überlegene Mannschaft, sie zum Zwecke der Schwächung ihrer Kampfkraft zu vereinzeln, indem man jeden dieser rebellischen Männer mit jeweils einer bestimmten Frau paarte, die „Monogamie“ dadurch einführend. Diese für den Frieden der Mannschaften so effektive Maßnahme mündete in die Entstehung jener Unterschicht im Stamm, aus der sich später unsere heutige Gesellschaftsform mit all ihren psychischen Entstellungen und Degenerationserscheinungen entwickelte, den Garten Eden, in dem die Menschheit evolutionierte, in ein Tränental verwandelnd. Alle daraus entstandenen Kulturen haben diese so verhängnisvoll gewordenen Einführung der Monogamie in ihrem Mythen festgehalten, in allen erscheint die Frau als Ursache des Leidens auf Erden. Gemeint ist damit also der Urirrtum, den der Urmensch beging, hoffend, die Kämpfe um die Stammfrauen zu vermeiden, ohne jedoch die Folgen dieser Maßnahme – mit der das natürliche Zusammenleben abgeschafft wurde – vorauszuahnen. Aus monogamen Paare wie Adam und Eva entstanden die ersten Familien der Welt und daraus die patriarchalischen Großfamilien, die sich derart massenhaft vermehrten, dass ihnen gelang, die letzten Urhorden zu unterwerfen und die ursprüngliche Lebensweise der Menschheit endgültig abzuschaffen, eine neue Ordnung auf die Welt setzend: den Feudalismus, aus dem nach und nach die modernen Nationen hervorgingen. Sie alle sind davon gekennzeichnet, zuerst die Kinder der eigenen Familie und schließlich die jungen Erwachsenen dem System unserer patriarchalischen Staaten zu unterwerfen... Die Familie stellt also die Keimzelle dieser historischen Vorgänge dar. In dieser künstlich erschaffenen Form des Zusammenlebens geriet die Frau von Anfang an in die bis heute bestehende Benachteiligung – ein Sachverhalt, den viele Mythen als eine gottesgewollte Strafe für den Verlust des paradiesischen Urlebens überliefern... Sicher, diese Tragödie fing damit an, dem ständigen Aufruhr durch die Wettbewerbskämpfe der Mannschaften um die Frauen ein Ende setzen zu wollen. Der Frau als Ursache der Mannschaftskämpfe die Schuld für den Urirrtum der Monogamie-Einführung zu geben, oder sie wegen ihres Brunftverhaltens mit der Unterdrückung ihres Naturells, Unterwerfung und Ausbeutung von Seiten des Mannes und Staates in unserer patriarchalischen Gesellschaftsform zu bestrafen, ist aber ein unsagbares Unrecht. Der Ur-Irrtum Einzige Erklärung dafür ist Ignoranz, und zwar sowohl von Seiten der Männer als auch der Frauen, nicht eigentlich im Urstamm, aber heute. Weder dem Urmann noch der Urfrau war der Sinn des weiblichen Brunftverhaltens bewusst: die natürliche Zuchtwahl, die instinktmäßig zuerst das hysterische Verhalten der Frau beim Einnisten des Eies und dann den Wettbewerbskampf der Männer auslöste, um die Art des Homo sapiens frei von negativen Mutationen zu halten... Diesen Zusammenhang hat erst Darwin im 19. Jahrhundert entdeckt, doch die Mehrheit der Menschen hat bis heute noch nichts davon gehört oder will es nicht wissen. Hätte der Urmensch es erkannt, hätte er ganz gewiss nie die Monogamie eingeführt, sondern nach einer anderen Lösung für seine Territorialkrise gesucht oder lieber mit der ständigen Unruhe der Wettbewerbskämpfe gelebt wie z.B. die Spartaner. Unsere Gesellschaft weiß bis heute noch immer nichts von all dem, geschweige denn die Folgen für die Frau in der Gegenwart zu erklären. Der Feminismus sucht zwar schon lange einen Ausweg, er gerät aber immer wieder auf den Holzweg einer politischen Ideologie (Gleichberechtigung, oder gar Umkehrung des Machtverhältnisses zwischen den Geschlechtern), anstatt sich an die Wissenschaft zu wenden, ja, er misstraut ihr sogar. Diese Bewegung lehnt zwar die Rolle ab, die der Gesellschaftsfrau vom Patriarchat auferlegt wurde (den Mann „treu“ zu bemuttern und die Kindererziehung), jedoch auch den eigentlichen Ausweg: die Natur, ihre Weiblichkeit verdrängend, tarnend oder als minderwertig und lächerlich empfindend. So übernimmt die ‚emanzipierte‘ Frau nur das Gehabe, die Kleider, Berufe, Wert- und Glücksvorstellungen des Gesellschaftsmannes in der Illusion, dadurch frei zu werden, ohne zu merken, dass auch er nur ein Leibeigener des Systems der patriarchalischen Nationen ist. Freiheit, Gleichheit, Untertänigkeit Der Eindruck, dass der Mann in unserer Gesellschaft frei bzw. freier als die Frau sei, ist dadurch entstanden, dass er sich seit Anbeginn unserer Gesellschaft seiner physischen Kraft und ‚aggressiveren Hormone‘ bediente, um sich im Kampf aller gegen alle durchzusetzen, so sehnt sich der Feminismus verständlicherweise nach der Umkehrung des Machtverhältnisses zwischen den Geschlechtern, denn der Sieger kann sich alles erlauben und die Untertanen zwingen, das zu tun, was er will. Gewaltsamkeit aber stellt keinen Ausdruck echter Freiheit dar, sondern setzt Unfreiheit voraus. Macht ist nur ein Ersatz des natürlichen Sozialverhaltens. Der Verstoß gegen dieses Bedürfnis des Es und die anderen Naturgesetze führt deswegen nicht zur Befreiung, sondern ist ein Unrecht, bei dem einer auf Kosten anderer ‚siegt‘. Solch‘ Auffassung von Freiheit ist trügerisch. Eigentliche Befreiung darf nicht egoistisch-elitär stattfinden, sondern muss zu einem allgemeinen Zustand der Menschheit werden. In unserer Gesellschaft ist Freiheit unmöglich; alle handeln nur aus subjektiven, persönlichen Motiven, Interessen, Bedürfnissen. Ohne einschränkende Gesetze, Gebote und Verbote, Belohnung und Bestrafung würde ein Krieg aller gegeneinander ausbrechen, so wie am Anfang unserer Patriarchatsgeschichte (s. Urchaos). Das eigentliche Problem liegt also im Egoismus aller Gesellschaftsmenschen verankert, in unserer psychischen Unreife. Nur der reife Mensch nimmt Rücksicht auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Anderen egal welchen Geschlechts, ohne sich deshalb unfrei zu fühlen. In einer Gesellschaft wie unserer, in der die Voraussetzungen der psychischen Reifung gänzlich fehlen, kann es also keine Freiheit geben, sondern nur ihren Ersatz: Macht, Reichtum, Gewalt, Unrecht. Freiheit ist nicht durch die utopische Abschaffung der Machtstrukturen zu erlangen, wie es die anarchistischen Demagogen verkünden, geschweige denn durch die Umwandlung des Patriarchats in ein Matriarchat wie phantasiert vom Feminismus, und am wenigsten durch Unrechts-Verleugnung und Identifizierung mit den Mächtigen, Reichen und Berühmten (wie es im Märchen die Müllerstochter tut), sondern nur auf dem Wege der psychischen Reifung der Menschheit insgesamt. Weil der Weg der Müllerstochter am leichtesten zu begehen scheint (man braucht nur vor der Realität die Augen verschließen und von Macht, Reichtum und Erfolg träumen), schreitet auf ihm heute jeder Gesellschaftsmensch seinem Ende entgegen. Im Märchen freilich erscheint die Frau als hilfloses Opfer der Willkür, Goldgier und Erpressung des Mannes. Diese Erzählung spiegelt tatsächlich die Lage der Gesellschaftsfrau im Feudalismus. In der Gegenwart herrscht Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern. Beide sind gleichermaßen der Allmacht des Staates unterworfen, der sie in einem dichten Netz von Gesetzen gefangen hält. Beide werden auf gleiche Weise von Kindheit an zu Produktionsund Konsumfaktoren geformt und man redet ihnen ein, dass der Sinn ihres Lebens, ihre Freiheit und ihr Glück von ihrer ‚Mitarbeit‘ am Wirtschaftswachstum abhinge. Die Frau hat im Staat trotzdem eine Sonderstellung. Sie soll die Gesellschaft mit ‚Arbeitskräften‘ und ‚Konsumenten‘ verjüngen und ihre Kinder in diesem Sinne erziehen. Dem Mann wird auferlegt, als Erzeuger ‚seiner‘ Kinder deren Versorgung und Ausbildung mitzufinanzieren. Die Familie gilt dem Staat dadurch als Grundbaustein der Gesellschaft und nennt man sie noch immer patriarchalisch, obwohl der Mann und Vater mit dem Untergang des Feudalismus de facto entmachtet wurde. In der Feudalgesellschaft hatte er absolute Macht über sein Eigentum, seine Frau, ihre Kinder und die restlichen Leibeigenen und Untertanen. Er entschied – wie im Märchen – über Leben und Tod derjenigen, die ihm nicht gehorchten oder weigerten, sich ausbeuten zu lassen. Diese Allmacht hat jetzt der Staat übernommen. Er hütet das Eigentum und Erbrecht der Menschen im patriarchalischen System, verpflichtet dafür aber die ‚Eigentümer‘ zur Entrichtung von Tributen (Steuern), ihre Kinder zu ernähren und sie dem nationalen Grundgesetz durch moralische Erziehung zu unterwerfen. Dadurch produzieren die Bürger dem Staat neue Bürger, das zugrundeliegende System verewigend. Die Familie hat also – anders als im Feudalismus – keine reale Macht mehr; sie und der Mann sind in Wirklichkeit völlig entrechtet. Die Eltern tragen keine eigene Verantwortung mehr, weder für sich noch für die Zukunft ihrer Kinder; es bleibt ihnen nur die Erfüllung auferlegter Pflichten. Alles Notwendige wird vom Staat zur Verfügung gestellt oder vorgeschrieben. Die Menschen sollen nur arbeiten, dienen und gehorchen. Ja, da der Staat auch ihre materielle Sicherheit garantiert (Sozialleistungen), brauchen sie nicht einmal mehr heiraten. Wieso gilt die Familie nun noch immer als Fundament der Gesellschaft? Warum hält der Staat die Förderung und den Schutz der Familie für eine seiner wichtigsten Aufgaben? Nur aus Gründen der Überlieferung? Nun, eines ist noch heute wie seit Anbeginn unserer Gesellschaft gleichgeblieben: Sadomasochistisches Idyll Die Familie erzeugt ein irrationales (gefühlsmotiviertes) Verhalten, das seit Einführung der Monogamie einen entscheidenden Einfluss auf das Schicksal aller in ihr geborenen Menschen ausübt, es blieb aber unter den machtpolitisch- / wirtschaftlichen Faktoren der Gesellschaftsdynamik bis Anfang dieses Jahrhunderts völlig verborgen. Gemeint ist nämlich der von Freud aufgedeckte gefühlsmäßige Kreislauf des Narzissmusphänomens, der damit beginnt, dass sich das Kind in der Familie – aus Mangel an der dafür nötigen Urkindergruppe – nicht zu einem gefühlsmäßig eigenständigen, selbstverantwortlichen Wesen entwickeln kann. Stattdessen bleibt es von der Mutter oder anderen Menschen, die es in seiner Kindheit versorgen und betreuen (den Bezugspersonen), emotionell abhängig (orale Fixierung). Dieser Sachverhalt führt zu dem scheinbar menscheneigentümlic he n Hang, Beziehungen anzuknüpfen, auf die die Betroffenen ihre Kindheitsfixierung übertragen, dabei hoffend, dass der Partner ihnen die „Liebe“, die sie von der Bezugsperson erwarteten, gibt, was nur für kurze Zeit und nur illusorisch (während der Verliebtheit) in Erfüllung gehen kann, weil beide gegenseitig die gleichen Erwartungen hegen. In dem Maße, wie sie ihren Irrtum erkennen, verwandelt sich die Sehnsucht nach Liebe in den sadomasochistischen Drang, der beide für lange Zeit – oft den Rest ihres Lebens – aneinander kettet. Diese Art Hass-Liebe-Beziehung kennzeichnet u.a. die klassische Ehe. Ihre enttäuschten Erwartungen übertragen die Eltern dann häufig auf ihr Kind, nun von diesem die versagt gebliebene Mutterliebe fordernd, oder übernehmen sie selbst die Mutterrolle, in der Illusion, das Kind glücklich zu machen, indem sie das, was sie sich selbst wünschen, nun ihm aufdrängen, es mit Liebesentzug bedrohend, wenn es ihre Erwartungen enttäuscht. Diese Arten und Abarten familiärer Beziehungen führen zur Überforderung, Frustration und verdrängtem Hass von Seiten der Kinder auf ihre Eltern oder andere frühkindliche Bezugspersonen und zu dem Drang, sich als Erwachsene von ihnen zu lösen, um das einst vorenthaltene Liebesglück von anderen Menschen zu bekommen, dadurch den sadomasochistischen Kreislauf des Narzissmusphänomens erneut beginnend. Nun, ohne dieses narzisstisch-sadomasochistische Syndrom wäre unsere Gesellschaft mit all ihrer Unmenschlichkeit (Egoismus, Grausamkeit, Unrecht) und Destruktivität (Gewalt, Barbare i, Umweltzerstörung) nicht entstanden. Nur dank dieser Wesensentstellung jeder Generation aufs’s neue vermag sich unsere Gesellschaft, obwohl Ursache allen Leidens auf Erden, zu erhalten, denn jeder Gesellschaftsmensch – ob Machthaber oder Untertan – macht unterschwellig solange er lebt seine Hoffnung auf Glück von der illusorischen Erfüllung seines frustrierten Bedürfnisses nach Mutterliebe in einer Zweierbeziehung abhängig. Dieses absurden unheimlichen Dranges wegen werden die größten Verbrechen begangen und unsagbares Leid ertragen. Dieser aussichtslose Nachholdrang stellt also einen entscheidenden Impuls des Gesellschaftsmenschen dar, so ist die Familie: das Ziel und die Ursache seines gefühlsmäßigen Strebens – dieser Grundhaltung wegen unausrottbar. Und sollen sich die Menschen davon lösen, sorgt dann der Staat (im Feudalismus die Kirche) dafür, dass sie Bis dass der Tod sie scheidet aneinander gekettet bleiben, indem er bei der Trennung den Eltern und bei den ‚nicht-ehelichen‘ Kindern meistens der Mutter das Sorgerecht gewährt (in Wirklichkeit auferlegt); freilich nur so lange wie sie ihr Kind im Sinne des Staates erzieht, es zu einem ‚nützlichen‘ neuen Bürger formend. Den Vater befreit der Staat von seiner Ernährer-Rolle trotzdem nicht. Er wird für seine Zahlungen lediglich mit dem Besuchsrecht ‚seines Samens‘ entschädigt. Der Staat geht also wie selbstverständlich davon aus, dass das Kind die Versorgung und Kontrolle durch seine Eltern unbedingt braucht und wünscht, auch dann, wenn sie ihre sadomasochistischen Neigungen an ihm auslassen... Die Identifizierung des Gesetzgebers mit dem sich um jedem Preis nach Mutterliebe verzehrenden Kind offenbart demnach seine eigene, subjektive, narzisstische Frustration. Ebenfalls verrät jener ‚Vater‘, der – von der Ehefrau verlassen – sie bewacht und bei der geringsten Vernachlässigung ihrer Mutterpflichten beim Staat denunziert, eine Identifizierung mit ‚seinem‘ Sohn bzw. Tochter, so versucht er mitzuzehren von der Mutterliebe, die ihr Kind bekommen soll. Dass solch‘ Mutterliebe eine rein subjektive illusionäre Sehnsucht aller Erwachsenen ist, merkt aber keiner. Darin liegt schließlich die Erklärung, weshalb in unserer Gesellschaft der ‚Mutter‘ einerseits gehuldigt wird bis zur Vergöttlichung, sie man andererseits aber am härtesten ächtet und bestraft, sobald sie das Vorstellungsideal der Masse enttäuscht... In der Feudalgesellschaft wurden diese Gretchen grausamst zu Tode gefoltert und noch heute löst jeder Verdacht auf Vernachlässigung der Mutterpflicht die feindseligsten Emotionen im Volk aus – bei den Männern nicht weniger als bei den Frauen, denn alle leben in der ständigen Angst, selbst zur Rechenschaft gezogen zu werden. Im Märchen vom Rumpelstilzchen wird eine tiefere Ebene dieser Problematik durch die Gegenüberstellung zweier wesensverschiedener, unvereinbarer Auffassungen der Mutterschaft bewusst gemacht:  Insofern die Müllerstochter bereit ist, ihr Kind als Preis für die Erlangung ihrer Würde als neue Königin zu opfern, stellt sie aus moralischer Perspektive zwar die real böse, habgierig egoistische Mutter dar. Diesen ersten Eindruck korrigiert sie aber, nachdem sie ihr Ziel erreicht hat, indem sie ihr dem Rumpelstilzchen entrichtetes Versprechen bricht und das Kind rechtswidrig aber beseelt von der Macht als Königin der absolutistischen Feudalgesellschaft (zwecks deren Verjüngung) behält. Dass sie ihren Sohn den Ansprüchen des Patriarchats unterwirft, ist gesellschaftlich gesehen ihrer Mutterschaft nicht abträglich, so gilt das Geschäft der Königin zuletzt als tadellos abgeschlossen: Ende gut, Alles gut.  Aus der Sicht des Homo sapiens aber ist sie ein egoistischer, verantwortungsloser und liebesunfähiger Mensch: ES-mäßig unreif – narzisstisch – geblieben, der Bestimmung als Mutter nicht gewachsen und von ihrer moralischen Prägung beherrscht – also den gesellschaftlichen Wert-und Glücksvorstellungen unterworfen und deswegen für ihre Taten nicht voll verantwortlich zu machen. Ihrem ES entfremdet vermag sie weder, sich in ihren Mutterinstinkt (vom Rumpelstilzche n symbolisiert) hineinzuversetzen, noch versteht sie das Argument seiner Wert- und Glücksauffassung: etwas Lebendes ist mir lieber als alle Schätze der Welt. Aus ihrer Sicht ist solch‘ Einstellung ‚abnorm‘, komisch, unrealistisch, undurchschaubar, stur und fremd: nicht wert, ernst genommen zu werden. Im Märchen ist es das ES, das Verständnis für die Blindheit des ICHs aufbringt; es bietet der Königin die Möglichkeit, nach ihm zu forschen und nachzudenken, damit ihr die Einstellung der Urnatur des Menschseins begreiflich werden kann. Die Erleuchtung ist aber nur dem psychoanalytisch geschulten Leser möglich, auch wenn Rumpelstilzchen sie in seinem Lied verrät. Es ist der natureigene Mutterinstinkt der Frau (die ihrem Kinde zuliebe backt und braut), die auf einem hohen Berg (Ausdruck ihrer psychische n Reife ) im Walde: wo Fuchs und Hase (die Primärinstinkte) sich gute Nacht sagen, wohnt und im Freien um sein Feuer tanzt – also nicht das goldene Kalb der Reichen und Mächtigen. Für diese wie für ihre Untertanen bleibt das ES ein gar zu lächerliches Männlein. Diese Entfremdung von ihrem ureigensten Wesen bringt Rumpelstilzchen zum Ausdruck, indem es sich selbst vor der Königin mitten entzweiriss, ihrem ICH durch dieses Symbol die psychische Spaltung der Gesellschaftsfrau vor Augen führend. DIE FRAU AUSSERHALB DER GESELLSCHAFT Der Weg der Reifung Dieses Märchen stellt also die Tragik der Frau dar, seitdem sie im Feudalismus unter die Macht des Mannes und heute des Staates geraten ist. Einen Ausweg gibt es innerhalb der Gesellschaft nie – egal ob sie ihr Frausein verleugnet und tarnt, auf die Mutterschaft verzichtet oder nicht, denn eigentliche Befreiung setzt die psychische Reifung von Mann und Frau voraus. Nur so achten sie gegenseitig – wie in der Urhorde – ihre Souveränität, anstatt sich sadomasochistisch einander zu ketten. Für die psychische Reifung fehlen innerhalb unserer Gesellschaft alle Voraussetzungen, nicht zuletzt, weil die Sitten, Gesetze und gesetzgebenden Instanzen von demselben narzisstischen Anspruch der Geschlechter auf gegenseitige Mutterliebe durchsetzt sind. Freiheit ist nur außerhalb unserer Gesellschaft denkbar. Der Weg dahin führt zu der ursprünglichen, naturgemäßen Souveränität der Geschlechter in der Urhorde. Erst in dem Maße wie es uns gelingen wird, wieder in selbständig handelnden Geschlechtergruppen zu leben, so wie vor der Einführung der Monogamie, werden wir psychisch reifen, also frei und vollverantwortlich handeln können. Sowohl uns selbst wie unseren Mitmenschen beiderlei Geschlechts und der Umwelt gegenüber, unsere Menschenwürde und die der anderen schützend und achtend. Daraus besteht die eigentliche Freiheit. Der Ausweg ist also nicht geographisch gemeint – er führt nicht ins Ausland noch Aufs Land (denn überall auf Erden herrscht die infantile, egoistisch denkende und handelnde Gesellschaft) –, sondern therapeutisch-naturwissenschaftlich. In den Geschlechtergruppen werden wir nachreifen und anhand Naturerkenntnis handeln, bis unser ausgereiftes instinktives Empfinden die Lenkung unseres Daseins im Sinne der Natur – wie es einmal war – voll übernommen haben wird. Nun, außerhalb der Gesellschaft zu leben ohne sie räumlich zu verlassen, ist ein Vorhaben, bei dem die Konfrontation mit der feindseligen Umwelt für die Frau nicht geringer, ja unter Umständen sogar noch problematischer werden kann. Es ist trotzdem lohnend genug: Während der Durchsetzungskampf in der Gesellschaft um sich darin Geltung zu verschaffen aussichtlos immer frustrierend bleiben wird, bringt, wenn man den Ausweg kennt, jede Schlacht gegen ihre Forderungen einen stetigen Gewinn an Erfahrung und Selbstwertgefühl und führt zu einer Erweiterung der Souveränität im Denken wie im Fühlen und Handeln hin, so dass Tag für Tag eine Oase um den Außenseiter herum entsteht und wächst. Nur darin kann er sich immer besser dem emotionellen Zugriff und der Kontrolle von Seiten der Außenwelt entziehen und dagegen abschirmen. Was ist eine Horde? Um zu überleben, brauchen die Naturfrauen, die in verschieden großen Gruppen zusammenleben, Nahrung für sich und für ihren Nachwuchs und den Schutz einer Mannschaft. Sie suchen aber die Schutzmannschaft nicht, sondern nur die Nahrungsquellen. Je nachdem, wie fruchtbar ein Gebiet ist, bilden sich entsprechend größere oder kleinere Frauengruppen. Sie verbleiben an einem Ort, solange Nahrung in genügender Menge vorhanden ist. Sonst wandern sie umher, zusammen oder sich teilend, wenn die Nahrungsquellen dürftig sind. Die Mannschaften suchen die Frauengruppen und wetteifern um sie bzw. um die Territorien, in denen sie sich befinden oder aufhalten. Je größer die Frauengruppen, bzw. je fruchtbarer die Gebiete sind, desto heftiger wird um sie gekämpft. Die Mannschaften brauchen nämlich, um zu überleben, Nahrung, und Nachwuchs, um schlagkräftig zu bleiben. So erobern stets die tüchtigsten Mannschaften die fruchtbarsten Territorien, in denen sie am häufigsten Nachwuchs auffangen können, die optimale Größe von 11 Mann laufend mit jungen Mitgliedern erneuernd, und wo sich für solch große Mannschaften genügend Nahrung findet, während die unterlegenen sich mit kleineren Frauengruppen ( weniger Nachwuchs ) oder gar keinen abfinden müssen. Da aber in den größeren Frauengruppen das weibliche Sexualverhalte häufiger auftritt, vermehren sich die tüchtigsten Mannschaften auch am zahlreichsten, dem Gesetz der Natürlichen Auslese der besten Erbgutträger (N.A.G.) gemäß. Die überlegene Mannschaft erhebt dann Alleinanspruch auf das umkämpfte Gebiet bzw. die darin befindlichen Lebensquellen: Nahrung und Frauen, und verjagt die unterlegenen Rivalen vom Blickfeld, den Nachwuchs und die Frauen schützend, greift Eindringlinge an und schreitet voran, wenn die Frauengruppe sich auf Wanderschaft begibt, um das begehrte Neuland zu erobern, bzw. von Rivalen und Artfeinden freizumachen, wobei sie sich stets aufs Neue bewähren muss. Das Revier ist so groß, wie die Schutzmannschaft an Mitgliederzahl stark ist. Sein Mittelpunkt wird stets von der nahrungssuchenden oder ausruhenden Frauengruppe bestimmt,die über souveräne Bewegungsfreiheit verfügt. Indem die Mannschaft durch Aufnahme männlichen Nachwuchses aus der Frauengemeinschaft die Zahl von 11 Mann überschreitet, treten Spannungen, Verständigungs- und Handlungsschwierigkeiten in der Gruppe ein, die zur Parteibildung führen und bei der nächsten Brunft im Wettkampf um die Begattung und endgültigen Bruch beider Abteile enden, weil die Sieger die Unterlegen vom Gebiet der Frauen vertreiben. Die unterlegen Partei wandern dann aus und wird eine ‚freie‘ Mannschaft mehr unter all den anderen, die die Frauensippen umschwärmen, um sie durch Kampf zu erobern oder wieder zu gewinnen. Solange die Grenzzahl von 11 nicht überschritten worden ist, kämpft die Mannschaft geschlossen nur gegen fremde Mannschaften, die das Territorium und seine Lebensquellen begehren, oder, vom Verhalten der Frauen gereizt, angriffslustig geworden sind. Die Frauengemeinschaft wächst dagegen unbegrenzt, solange die Nahrung reicht. Wird sie knapp, teilt sie sich ohne Kampf in angemessene Gruppen, nur die Säuglinge mitnehmend. Die heranwachsende Kindergruppe teilt sich nie. Sie folgt geschlossen der größten Frauen gruppe (fruchtbarstes Gebiet). Erst die zur Pubertät gelangten Knaben verlassen sie und folgen der jeweiligen Schutzmannschaft nach. Diese Befreiung aus den Fängen des Staates und der Bürger steht in direktem Verhältnis zu der Entfaltung und Vertiefung der zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb der Geschlechtergruppen. Ihre Mitglieder lösen ihre emotionellen Bedürfnisse und Abhängigkeiten von der Außenwelt ab und verlagern ihr Streben auf das gemeinschaftliche Ziel der psychischen Reife – die eigentliche Oase. Nur in dem Maße, wie wir uns von den zur Außenwelt gerichteten Erwartungen befreien, entziehen wir uns ihrem Zugriff. Die Abschirmung kommt also nicht zustande, indem man die Konfrontation mit der feindlichen Außenwelt abschafft, sondern dadurch, dass man diesen Kampf emotionslos bewältigt – d.h. ohne auf sie bezogene Erwartung von Verständnis, Anerkennung und Hilfe, ebenso angstfrei und ohne Verbitterung oder Hass. Gefühlsmäßige Regungen aller Art sollten und bräuchten nur innerhalb der Gruppenbeziehungen ausgelebt werden... Bis es machbar ist, alle Bedürfnisse innerhalb der eigenen Geschlechtergruppe ausreichend zu decken, muss man allerdings eine schwere Durststrecke durchmachen. Genauso wichtig wie die Erkenntnis der Hintergründe unserer emotionellen Anfälligkeit (Empfindlichkeit) ist das Erkennen und Bewerten der Hintergründe, welche sich hinter den Forderungen und Feindseligkeiten der Außenwelt verbergen. Geborgenheit innerhalb der Geschlechtergruppe, naturwissenschaftliche Urteilskriterien und vor allem die täglich gewonnenen Erfahrungen sind es also, die uns die dafür nötige Gelassenheit (Gleichmut), Selbstsicherheit, Klugheit und den Mut vermitteln werden, die für das Bestehen einer Gruppe gegenüber unserer egoistischen, kranken Gesellschaft erforderlich sind. Die Frau, die in einer solchen Geschlechtergruppe Zuflucht findet, wird weder ihre Weiblichkeit tarnen, noch ihre Mutterinstinkte verdrängen müssen, denn für die Deckung ihrer Bedürfnisse (emotionellen Austausch) und für ihre Sicherheit wird sie weder auf einen Mann, noch auf gesellschaftliche Anerkennung angewiesen sein. Hinauf zum Golgatha! Die Nachteile als Frau der Gesellschaft gegenüber werden freilich bleiben, sie sind aber nur wirtschaftlich-politischer Art. Darüber hinaus kann sich die Frau, die gefühlsmäßig nicht erpressbar ist, auch in diesem Bereich besser behaupten als die Gesellschaftsfrau. Schwerer ist die Abschirmung vor dem Vater ihrer Kinder, denn solange er nicht ebenso sich zur psychischen Reifung einer Männergruppe eingliedert, wird er die Mutter ‚s e i n e r‘ Kinder, wenn sie sich seinen infantilen Forderungen nach Bemutterung und Treue verweigert, weiterhin mit der Denunziation beim Staat bedrohen und es wahrscheinlich auch umsetzen. Letztlich wird also der Staat solch Mutter zur Rechenschaft ziehen und mit dem Raub ihrer Kinder zu bedrohen versuchen, wenn sie Anzeichen gibt, seine moralischen und pädagogischen Forderungen nicht gebührend zu erfüllen. Es ist aber ein großer Unterschied, ob eine Frau allein der doppelten Erpressung durch Mann und Staat ausgesetzt ist, oder ob sie sich einer Gruppe eingegliedert hat, in der sie gefühlsmäßigen Rückhalt, Zustimmung und gesammelte Erfahrung findet. Außerdem: In dem Maße, wie eine Frau in ihrer Geschlechtergruppe Anschluss findet und täglich Konflikte bewältigt, wird sie psychisch reifen. Dies wird sie vom Mann – ob Geliebtem oder Vater ihrer Kinder – gefühlsmäßig lösen, da psychische Reife und sadomasochistische Hörigkeit unvereinbar sind. Dieser unterschwellige Hang ist es eben, der die Frau vom Mann so leicht erpressbar macht, und insofern sie den Mann und die eigene Mutter – die im Unbewussten ein- und dieselbe Bedeutung haben – auf die Gesellschaft projiziert, wird sie sich in narzisstischer Hass-Liebe auch an diesen Bereich ketten, sich dem Zugriff des Staates aussetzend. Die psychische Unreife ist es also, die die Frau sich nach Mutterliebe sehnen lässt und in einen Mann verliebt macht, der sich mit ihr verlobt, sie schwängert und schließlich, wenn sie versucht, sich von ihm zu befreien, beim Staat denunziert. Gewiss, insofern wäre für sie und das Kind die künstliche Besamung besser. Aber auch dann wären beide vor den Forderungen des Staates nicht sicher, da jedes Kind von Geburt an demographisch registriert wird. Die Denunziationsgefahr würde sich eher auf den Kreis der Nachbarn beschränken, was freilich nicht harmloser ist, weil er auf dasselbe abzielt: die Einschaltung des Staates. Wie die Väter reagiert dieser anonyme Bereich angesichts des ‚verwahrlosten‘ und viel zu frechen Kindes sowohl aus dem Gefühl einer Frustration des narzisstischen Sadomasochismus heraus, als auch aus moralischer Strafangst. Der Eifer beider Gruppen lässt sich allerdings auf das ‚Versäumnis‘ der Mutter zurückführen, ihren gesellschaftlichen Pflichten nachzukommen, denn die vom Staat geforderte Domestizierung der Menschenkinder besteht aus zwei Phasen: 1. die Sauberkeits- und 2. die moralische Erziehung. Das Ergebnis beider ist 1) das sich durch Sauberkeit und Ordnungssinn, sowie 2) furchtsames Autoritätsgehorsam auszeichnende, liebe Kind. Die Begegnung mit Kindern, deren Verhalten von derarter Dressur abweicht, löst bei den Vätern und Müttern der Umgebung die Angst aus, bei ihren eigenen erzieherisch pädagogischen Pflichten zu versagen und dafür bestraft oder geächtet zu werden. Um sich von jeglicher Verdächtigung frei zu fühlen, denunzieren sie dann die zuständigen Rabenmütter bei den sich um das Wohl der Kinder ereifernden Institutionen. So wird die Frau, die außerhalb der auf Konventionen und guten Ruf wertlegenden Gesellschaft Mutter wird, von drei Seiten gemustert: von den frustrierten, Mutter/Kind-fixierten Vätern, von den unfreien, ihrem ÜBER-ICH unterworfenen Nachbarn und von dem über die Nichtverletzung der Menschenrechte wachenden Staat. Was tun? Nun, es ist ein großer Unterschied, ob eine ängstliche, unreife Mutter ihr Kind extra nicht erzieht, in der Absicht, aus ihm einen freien und mutigen Menschen zu machen, so dass nur ein Punker aus ihm wird, oder ob reife Mütter ihren Kindern ein Vorbild darin sind, der kranken umgebenden Gesellschaft gegenüber Vorsicht und Rücksicht walten zu lassen und wie alle gesunden Lebewesen Wert auf Ästhetik zu legen. Die Punker vermögen weder sich selbst von ihrer Strafangst zu befreien, noch ihre Mütter. Die Kinder einer reifen Mutter dagegen empfinden ‚gutes Benehmen‘ und die Kunst der Diplomatie als sinnvolle Errungenschaften um sich unnötige Probleme zu ersparen, denn es geht ihnen nicht um‘s Schockieren oder Provozieren, sondern darum, die Oase, in der die Natur genesen und sich neu entfalten soll, gegen Anfeindungen abzuschirmen, friedfertig aussehend wie die Tauben und schlau handelnd wie die Schlangen (Math. 10.16). Im Herbst 1993