Location via proxy:   [ UP ]  
[Report a bug]   [Manage cookies]                

Hybrides Musikdenken im türkischen Nationalstaat

2005, Dörte Schmidt (Hrsg.), Musiktheoretisches Denken und kultureller Kontext. Schliengen: Edition Argus, 2005, 149–170

Während des gesamten 19. Jahrhunderts war das Osmanische Reich von zunehmender Verwestlichung (batılılaşma) geprägt, ein Prozess, der schließlich in der Gründung der Türkischen Republik 1923 und den radikalen Reformen der 1920er und 30er Jahre seinen Höhepunkt erreichte. Die Erwartungen insbesondere dieser frühen Republikphase, die moderne Türkei könne sich rasch und vollständig in einen europäischen Staat mit europäischer Kultur verwandeln, erwiesen sich indessen bald als unrealistisch. Bei dem Versuch, bestehende kulturelle Traditionen einerseits den Ideen der westlichen Moderne anzupassen, andererseits dem-ebenfalls europäischstämmigen-Nationalismus, verwickelte sich das Land bald in vielfältige Widersprüche. Heute ist klar, dass die kulturelle Gegenwart und Zukunft der Türkei weder in einer reinen Europäisierung liegt, noch gar in einem Rückfall in ein neu aufgelegtes islamisches Reich. Die Türkei befindet sich heute offenbar nicht in einer historischen Übergangsphase. Ihre überaus reichhaltige, dynamische und keineswegs widerspruchsfreie kulturelle Hybridität scheint sich als dauerhafter Charakter zu haben.

Loading...

Loading Preview

Sorry, preview is currently unavailable. You can download the paper by clicking the button above.