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PD Dr. habil. Cornel Zwierlein lehrt und forscht auf einer Heisenberg-Stelle am Friedrich-Meinecke-Institut für Geschichte der Freien Universität Berlin. Online-Angebote oder elektronische Ausgaben sind erhältlich unter www.utb-shop.de Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar. © 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, D-37073 Göttingen Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Umschlagbild: Links: Ein Porzellanteller, in China auftragsgefertigt für den letzten HabsburgerKaiser Karl VI., © Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.Nr. PO 3123 (mit freundlicher Abdruckgenehmigung; Dank an Maria Geppert). Rechts: Guaman Poma de Ayala, Nueva corónica y buen gobierno (1615), pag. 33. © Kongelige Bibliotek Copenhagen, Ms. GKS 2232 4 °. Korrektorat: Vera M. Schirl, Wien Umschlaggestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart Satz: SchwabScantechnik, Göttingen Druck und Bindung: Friedrich Pustet, Regensburg Printed in the EU Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com UTB-Nr. 5439 ISBN 978-3-8252-5439-1 Inhalt Vorwort zur Reihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Einführung – Laboratorium Europas: Florenz 1494–1537 . . . . . . . . . . . 1. Savonarola . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Florenz um 1500 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Das Laboratorium Europas: Die Problemkomplexe dieses Buches in a nutshell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Machiavelli . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Guicciardini . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Politische Kommunikation um 1500 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 9 13 I. II. Grundlegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Zur historischen Erforschung von Theorie und Praxis von Herrschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8. Öffentlichkeits- und Kommunikationsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . 9. Institutionen, Herrschaft, Staat, Imperien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Themenfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10. Vorbedingungen: Herrschaft und Politische Theorie im Mittelalter 11. Das Alte Reich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12. Monarchien, Formen des Absolutismus – Republiken, Widerstandsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13. Wirtschaft und Gesellschaft, Staatswirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14. Französische Revolution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15. Krieg, Frieden, Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16. Völkerrecht, Seerecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Perspektiven: Die Herausforderung des Globalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17. Postkoloniale Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18. Heuristiken und Instrumente (Kulturtransfer, Hybridisierung, Entangled History) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19. Globale Begriffsgeschichte und Sattelzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20. Globalgeschichte: Drei Fallstudien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 17 30 33 36 36 51 56 60 60 78 97 138 162 186 220 242 243 246 250 254 6 Inhalt V. Schlusswort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274 VI. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276 VII.Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285 Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289 Namensregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294 Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301 IV. Perspektiven: Die Herausforderung des Globalen Es gibt eine große methodische Herausforderung, die in vorausliegenden Kapiteln schon öfters berührt wurde (vgl. Kapitel 15, 16), die heute weniger in der immer weiteren Vertiefung der Analyse von Sprache, Diskurs und der in ihnen eingefangenen Ideenwelt liegt, solange der Anwendungsbereich die westliche Welt bleibt. Die Herausforderung liegt zweifelsohne zuerst in der und durch die Horizonterweiterung ins Globale. Ganz praktisch ist auch die akademische Welt, der ‚Studierendenmarkt‘ genauso wie die übrige Welt, globaler geworden und so verschiebt sich die Gesamtwahrnehmung. Die Fokussierung auf bestimmte unhinterfragt ‚kanonische‘ Gegenstände ist inzwischen nicht mehr selbstverständlich. Im Grundansatz kann man political-language-Analyse für die Mughal-Herrschaft in Nordindien im 17. Jh. genauso betreiben, wie für das Frankreich von Ludwig XIV. Aber die globale Dezentrierung und Erschütterung der unbewussten Ausrichtung aller genannten Theoretiker am europäischen (westlichen) Fall führt in zweierlei Richtung zu einer Verkomplizierung und Veränderung der Perspektiven, die nicht nur auf der Gegenstands-, sondern auch auf der Theorieebene von Relevanz ist: Zum einen hat die postkoloniale (und schon wieder post-postkoloniale) Theoriebildung auf ganz grundsätzlicher sprachlich-diskursiver Ebene das Eingeschriebensein des Eurozentrismus oder West-Zentrismus auch in die Beschreibungssprachen historischer politischer Realitäten zum Problem gemacht. Zum anderen geraten die Geschichtsbilder im Großen aus den Fugen, die hinter den theoretischen Konzepten standen, wie ich sie in Kapitel II versucht hatte herauszuarbeiten: Die Statik des Lovejoy’schen neozyklischen Weltbilds immer wiederkehrender Grundideen; die liberal-offene Entwicklungskonzeption bei Skinner; der klar auf die Ausdifferenzierung des funktional differenzierten Gesellschaftssystems und die ‚Erklärung der Entstehung von (einer!) Moderne‘ gerichtete ‚plot‘, der hinter dem Luhmann’schen Œuvre stand, schließlich auch das doch klare Geschichtsbild Foucaults, der die Epistemebrüche vor und nach einem âge classique rekonstruierte, was nur mit Bezug auf das Hexagon Frankreichs, nicht einmal auf Europa anwendbar ist – so unterschiedlich diese oft latenten Geschichtsbilder sind, so sehr sind sie doch alteuropäisch geprägt. Postkoloniale Theorie 243 17. Postkoloniale Theorie 17.1 Said, Orientalism 1978 veröffentlichte Edward Said das Buch Orientalism, das in mancher Hinsicht als eine Anwendung von Foucaults Diskursanalyse auf den orientalistischen Diskurs begriffen werden kann: Er analysierte ein breites corpus von Reiseberichten, Landesbeschreibungen, Literatur und auch Kunst mit Bezug vor allem auf den Vorderen Orient und insbesondere des 19. Jhs. – mit kurzen Vorlaufkapiteln zum 17./18. Jh. Das Ziel war zu zeigen, dass die Texte noch in einer Zeit vor dem Zerfall des Osmanischen Reiches in zunehmendem Maße die Hegemonialstellung (im Gramsci’schen Sinne) der europäischen Kultur gegenüber den nicht-europäischen Völkern und Kulturen laufend (re-)produzierten. Auf diese Weise wurde letztlich „der Orient politisch, soziologisch, militärisch, ideologisch, wissenschaftlich und im Imaginären in der Nachaufklärungszeit“ verwaltet, ja letztlich „produziert“.1 Mit „strategic location“ erfasste er die Position des jeweiligen Autors zum Orient, mit „strategic formation“ das, was bei Foucault das Machtverhältnis war oder im obigen Sinne der Funktionsbezug der Diskurse, die formative Kraft, die im Netzwerk der Zitate und Referenzen, im Lesen, Gelesenwerden und Fortwirken jeder Text und die orientalistische Text- und Artefaktmasse als Ganze hatte, um „den Orient“ als ein westlich-europäisches Konstrukt zu produzieren. Diesem Konstrukt erlagen letztlich sogar die ‚Einheimischen‘ zu großen Teilen: Der Orientalismus gewann so quasi als Diskurs die Hegemonie für Europa in einer Region, die militärisch vom Westen größtenteils und lange Zeit nie erobert oder besetzt wurde. 17.2 Ansätze von De-Europäisierung der Historiographie Nachdem Said historisch-diskursanalytisch die Überformung des Orientbildes in seiner Genese im 19. Jh. dargestellt hatte, lag auf der Hand, in der Gegenbewegung nach neuen Formen der Geschichtsschreibung zu suchen, um dieser eurozentrisch dominierten Sichtweise auf Weltgeschichte an sich zu entgehen. Ein zunächst ganz einfach nachzuvollziehender ‚Emanzipationsgestus‘, der letztlich über die nun führenden großen amerikanischen Universitäten als Schmelztiegel einer auch viel globaleren Studentenschaft an Trendmacht gewann. Man darf nicht vergessen, dass die Vordenker des Postkolonialismus alle in den edelsten Universitäten des Westens lehrten und lehren, Bhabha heute in Harvard, Said schon beim Schreiben in Stanford und dann lehrend an der Columbia University, Chakrabarty in Chicago: Ein anti-zentralistischer Diskurs wurde also selbstverständlich ‚im Zentrum‘ entwickelt, wie dies auch bei Marx schon der Fall war. Dipesh Chakrabarty hat die Tendenz in Provincializing Europe auf den schlagkräftigen Titel gebracht, aber auch konkretere Synthesewerke haben ähnlich den 1 Said, E. W., Orientalism, ed. with new preface, London 2003, S. 3. 244 Perspektiven Eurozentrismus aus den Köpfen zu verbannen versucht: Daniel Goffman schrieb etwa ein breit rezipiertes Überblickswerk über das Osmanische Reich eben ganz aus der Perspektive einer fiktiven Figur Kubad und aus Istanbul statt aus der Perspektive von London, Paris oder Wien. Kenneth Pomeranz und andere haben versucht, die Weltgeschichte china-zentriert und -orientiert neu zu schreiben, etwa mit der Pointe, dass nur das 19. Jh. als Ausnahme ein europäisch dominiertes Jahrhundert war, während aus zentralasiatischer Perspektive Europa (und heute die USA) weder vorher im 17. Jh., noch derzeit nach etwa 1990 als dominierende oder dynamisch führende Weltmacht zu verstehen waren und erneut nicht notwendig zu verstehen sind. Eine Art anti-orientalistischer ‚Ethik‘ gesellte sich zu der in Europa früher schon eingeübten anti-teleologischen oder anti-modernisierungstheoretischen ‚Ethik‘, dass es nicht mehr tunlich, theoretisch unreflektiert und zudem politisch inkorrekt war, von Europas Entwicklung als Maßstab auszugehen. Liest man auch als westlicher Historiker die Welt aus solch ungewohnter Perspektive, verschieben sich langsam die Grundgerüste auch des theoretischen Instrumentariums. Was fängt man mit Foucaults Analysen der diskursiven Diskontinuitäten zwischen frühneuzeitlichem vorklinischen und dem Klinikdiskurs der Moderne im Angesicht von chinesischer Medizin(-wissenschafts-)tradition mit ganz anderen Kontinuitäts- und Traditionslogiken an? Was bedeutet der Bruch zwischen frühneuzeitlicher Naturgeschichte und Darwin’scher Naturevolution zwischen 1750 und 1850 für Weltregionen, die ganz anders getaktet waren? Wie sollen Luhmanns Analysen der Entwicklung der Staatsräson als semantisches Korrelat zum Übergang von stratifizierter zu zentripetal organisierter, dann zunehmend funktional differenzierter Gesellschaft in Anschlag gebracht werden, wenn wir an indische, chinesische oder japanische ‚Politik‘ bis ins 19. Jh. denken – müssen wir diese dann stets schlicht als ein verspätetes ‚Nachklappen‘ des Übergangs von Stratifikation zu funktionaler Differenzierung ein paar Jahrzehnte oder Jahrhunderte später einordnen und hätten wir damit dann alles (doch wieder am europäischen Muster orientiert) theoretisch erfasst? Ein konsensfähiges ‚Großnarrativ‘ auf solche Fragen gibt es derzeit nicht, man kann die Probleme nur im Dialog mit den genannten Autoren einzukreisen versuchen. 17.3 Jenseits der Dichotomie ‚Kolonisierer/Kolonisierte‘ Zum einen hat sich in der nächsten Entwicklungsstufe nach Said etwa zwanzig Jahre später in den 1990ern eine kulturwissenschaftliche und teilweise auch in die Geschichtswissenschaft hineinragende Verkomplizierung oder weitere Steigerung des ‚poststrukturalistischen‘ Theorieansatzes von Diskursanalyse und verwandten Ansätzen ergeben, die versuchte, ein Sonderinstrumentarium für eine postkoloniale Analyse-, aber auch Sprechweise zu entwickeln. Postkolonial meint dabei zunächst sowohl die politische Situation mindestens nach der letzten Hauptwelle der Dekolonisierung 1950/60, als vor allem auch die sich hieraus überall (nicht nur in Indien, Algerien und in den afrikanischen Staaten), sondern auch in New York Postkoloniale Theorie 245 und Hamburg ergebenden diskursiven Problemlagen: Die Dichotomie von Herrschern/Beherrschten und Kolonisierern/Kolonisierten ragt einerseits überall in Texte, Wahrnehmungsschemata und Kulturprodukte hinein, überlebt noch lange die koloniale Situation, während andererseits auch Unmut erwächst, alle kulturelle Produktion nur auf emanzipatorische Abwehr von Orientalismen oder anderer Dominierungsgestus umzustellen: Dies reproduziert die Dichotomie nur erneut von der anderen Seite her. Homi Bhabha oder Gayatri Chakravorty Spivak, die mit dem Projekt verbunden werden, eine analytisch-heuristische Position, zum Teil aber auch eine normativpolitische Haltung jenseits dessen zu begründen, ziehen zwar teilweise Beispiele aus der missionarischen oder kolonialen Wahrnehmung und Vergangenheit des 19. Jhs. heran. Sie tun dies eigentlich aber nur zur Rekonstruktion der Regelmäßigkeiten des kolonialen Diskurses, während das eigene Anliegen primär auf die Jetztzeit bezogen ist. Kann man eine neue Form des Sprechens, des Verhandelns entwickeln, die widerständig zum jetzigen Zustand ist? Nicht angestrebt ist eine Art hegelianische Kompletttranszendierung oder ähnliches, sondern eher eine Wiedersichtbarmachung der Differenzen zwischen Kolonialem/Kolonisiertem bei gleichzeitiger Aufhebung der hierarchischen Beziehung, ihre Neukonfiguration und ‚Verhandlung‘ (negotiation) auf einer anderen Ebene, die Bhabha unter anderem mit dem Dritten Raum metaphorisch bezeichnet hat. Nicht alles von diesen stark im literaturwissenschaftlichen Feld rezipierten Erörterungen ist für den doch wieder klassisch an Quellenmaterial der multiplen Vergangenheiten verschiedenster Regionen empirisch arbeitenden Historiker ‚anwendbar‘, denn man kann die vergangenen Akteure und ihre Diskurse ja nicht wirklich in einen Verhandlungsraum der Differenzauflösung bringen, ohne die Vergangenheit in der Form, wie sie stattgefunden hat, und damit Geschichte selbst aufzuheben. Dies kann man nur tun, wenn man einen Kolonialroman für die Gegenwart schriebe. In der Tat aber impliziert postkoloniale Theorie in ihrer ultimativen Tendenz gerade auch eine Aufhebung historistischer Geschichtsvorstellungen, die ihrerseits Teil eines europäisch-westlichen Erbes sind: Sie tendiert dazu, stufen- und entwicklungsförmiges Denken eher einzuflachen. Zwar lehnt auch jeder normale Historiker ‚Teleologien‘ ab, aber das historistische Credo, dass grundsätzlich eine Tiefe des Historischen besteht, dass es Epochenwechsel und Entwicklungen (oder auch Brüche, Wechsel) gibt, und dass im Grundansatz manches gut vergleichbar ist und vor allem historisch viel miteinander in Wechselbeziehungen stand, dass jedes historische Phänomen aber grundsätzlich für sich steht in einem sehr spezifischen, einmaligen Kontext – dies müsste man zum Teil aufgeben, würde man sich ganz dieser Tendenz postkolonialer Theorie und Normativität hingeben. Postkoloniale Geschichtsschreibung im Sinne dieser Einflachung historischer Tiefe, wenn es sie gibt, wird sich viel eher an Anthropologie und Ethnologie annähern und mit diesen Disziplinen in einer Theorieverwandtschaft sich verständigen können, während der klassische Historiker, der auch innerhalb der indischen oder chinesischen Geschichte nach ‚Epochen‘ und festen Formationen sucht, die nicht 246 Perspektiven miteinander verrechenbar sind, schon vom Grundansatz ‚westlich‘ zu blicken scheint. Hier wird wohl noch lange eine gewisse Ferne bestehen bleiben, die postkoloniale Theorie von ihrem innersten Anliegen her schwer mit dem vereinbar bleiben lässt, was – auch in historischen Fakultäten in China, Japan, Indien oder den USA – disziplinär als ‚Geschichtswissenschaft‘ verstanden wird. Denn dieses theoretische Anliegen geht letztlich weit über die Forderungen hinaus, nur den Eurozentrismus aufzugeben und die Perspektiven zu verändern, wie beim erwähnten Daniel Goffman und Kenneth Pomeranz: Auch aus der Perspektive eines Kubad müsste man noch nach Epochen, Veränderungen, Transformationen innerhalb der osmanischen Geschichte in ihrer jahrhundertelangen Verflechtung mit persischer wie europäischer Geschichte fragen können. 18. Heuristiken und Instrumente (Kulturtransfer, Hybridisierung, Entangled History) Viele, die Bhabhas, Chakrabartys und anderer Erkenntnisinteresse teilten, bemühten und verfeinerten Heuristiken, die ‚Hybridität‘, Formen der ‚Vermischung, métissage‘, Formen der produktiven Anverwandlung und des sogenannten Otherings in den Vordergrund stellten. Es ging darum, wie Biographien sich in Migrationsprozessen wandeln, in Fremd- und Eigenwahrnehmung an neue Umgebungen anpassen. Weiter darum, wie kulturelle Produkte in Transferprozessen von und in andere Kulturen, letztlich auch wie Ethnien in der langen Geschichte globaler kultureller Austauschprozesse angepasst, verpflanzt, vermischt, ‚hybridisiert‘ werden. Das, was man früher als Geschichte ‚europäischer Expansion‘ untersucht hat, musste notwendig umgeschrieben werden, weil schon diesem Begriff die eurozentrische Perspektive der Kolonisierer eingeschrieben war, während die Perspektive der Kolonisierten ganz ausgelassen wurde. Es wurde versucht, Kolonialkultur nicht als simples Überstülpen einer dominanten über eine unterdrückte native Kultur zu verstehen, sondern als ein Hybrid, in dem Mischverhältnisse unterschiedlicher Aggregation sich zunehmend auch bei den Kolonisierern selbst einstellten. Bei Serge Gruzinski (métissage-Konzept) waren etwa die Verschränkung vorchristlicher nativer Religion und Kulte mit dem Missionschristentum im Mexiko der spanischen Eroberer ein zentraler Untersuchungsgegenstand. Man könnte dies sogar für den Bereich der politischen Theorie im engeren Sinne exemplifizieren am Beispiel des berühmten Manuskripts El primer nueva Corónica i buen Gobierno, das der InkaNachkömmling Guaman Poma de Ayala König Philipp III. von Spanien widmete und das heute über Umwege in den Manuskriptbestand der Kopenhagener Bibliothek gelangt ist (vgl. Abb. 39): Heuristiken und Instrumente 247 Abb. 39: Eine Seite (p. 396 [398]) aus der Nueva corónica y buen gobierno des Guaman Poma. Quelle: Ms. GKS 2232 4 °, Königliche Bibliothek Kopenhagen, wissenschaftl. kommentierte Digitaledition unter http://www5.kb.dk/permalink/2006/ poma/info/en/frontpage.htm. Das Werk besteht aus einer großen Fülle von Zeichnungen, die, fast auf jeder Doppelseite, den Text illustrieren. Viele der Darstellungen behandeln deutlich kritisch die Praxis der Konquistadoren (wie hier Pizarro, der ein verbarrikadiertes Haus mit Indios anzündet), Foltermethoden und auch die gewaltsame Missionspraxis. Das Ganze ist aber dem spanischen König gewidmet und als Kritik an seine schlecht geführten Handlanger gemeint, ihn selbst also quasi weiter als legitime Autorität akzeptierend. Kapitel über die vorkolumbianische Zeit, über die Inka-Herrschaftsorganisation geben wertvolle Informationen über die Zeit vor der Eroberung, zugleich ist aber doch alles über hundert Jahre später im spanischen Mischdialekt geschrieben, von einem Nachgeborenen, der selbst schon unter spanischer Herrschaft aufwuchs. Herrschaftskritik und Fürstenspiegeltextur sind ersichtlich von europäischen Einflüssen geprägt, einen ‚reinen‘ Zugang zur Perspektive der Indios oder auch nur ihrer Elite vermag der Text a priori nicht zu vermitteln – aber es handelt sich doch um eine der reichsten und frühesten narrativen Quellen überhaupt für diese Region: Insofern demonstriert die Quelle in ihrer unhintergehbaren Mischform die Aporien und Probleme, wenn es um die Rekonstruktion der Mentalitäten und Perspektiven der indigenen Einwohner geht. Etwa 80 Jahre nach dem Erstkontakt zwischen Spaniern und der damaligen Herrscherelite von Peru ist dies von einem Vertreter der ehemaligen nativen Adelsschicht, der, im Sinne der im letzten Kapitel angesprochenen indirect rule, durchaus noch auf der mittleren Ebene von Herrschaftsvermittlung in den lokalen Dorfbereich für die Spanier an ‚Regierung‘ teilhat, in der neuen Herrschaftssprache verfasst: Selbstverständlich ist dies kein authentisches Dokument unberührter präkolumbianischer (bzw. prä-Pizarro-) Kultur mehr. Vielmehr muss hier die Forschung in sorgfältiger Sprachanalyse abzutragen versuchen, welche europäischen Genre- 248 Perspektiven und Textmuster (Ciceronianismus, neoscholastisch-aristotelische Moraltheologie und ihr Seitenzweig der Fürstenspiegeltradition mit Trennung in gute Regierung und Tyrannis) schon als zentrale Diskursregeln den Text organisieren. Eine Trennung in ‚natives‘ und ‚europäisches‘ wird dabei nie in Reinform gelingen, sondern man kann nur das ‚Hybrid‘ in seiner Gewordenheit untersuchen – unterkomplex wäre es allerdings auch umgekehrt, die europäischen Diskursmuster wieder ganz zu vernachlässigen in einer Art postkolonialen Feier des scheinbar ursprünglich-andinen Ausdrucks von Poma de Ayala, wie etwa noch Nathan Wachtel und Juan Ossio, seine Unterteilung der Geschichte in fünf Epochen als „klassisch andine“ mentale Tradition verstanden hatten, statt als Rezeption eines Musters, das in einer spanischen Chronik der 1540er vorgebildet ist, von der er ein Exemplar besessen haben muss. Von einem solchen Beispiel, wie dem Gesamtrahmen aus wird aber ersichtlich, dass hier Fragen und Erkenntnisinteressen im Hintergrund stehen, denen bei nahezu allen im ersten Methodenkapitel (vgl. Kapitel 7) dargestellten TheorieAutoren nicht zentral Aufmerksamkeit gewidmet wurde: Wie zwei unterschiedliche Kulturen, zwei Diskursformationen sich synchron zueinander verhalten, wie ihre Verschränkung innerhalb weniger Jahrzehnte oder dann über Jahrhunderte zu untersuchen ist, ist kein Thema, zu dem man bei Foucault, Luhmann oder Koselleck hilfreiche Heuristikwerkzeuge finden könnte. Man muss hinzufügen: Auch Saids Studie ist ja noch ganz unilateral auf die westlichen Texte und ihre einsinnige Kraft einen (imaginären) Orient zu konstruieren, gerichtet. Auch Said bietet für solche Gegenstandsfelder höchstens ein Anregungspotenzial und ethisch-methodisches caveat, nicht die europäischen Beschreibungen mit der Realität zu verwechseln, aber kein Instrumentarium für die genannten Fragen. Und er analysiert keine arabischen oder osmanischen Quellen. Dabei ist die Rede von Hybridität an sich selbst auch nicht erkenntnisfördernd, sondern inhaltsleer: Auch deutsche Nationalkultur ist hybrid, es gibt gar keine nicht-hybride Kultur am Punkt 0 der ‚Unvermischung‘. Daher empfiehlt es sich für konkrete Arbeiten hinsichtlich des Verhältnisses, der Übertragung, der Adaptation von politischen Theorien, von politischen Sprachen, von Institutionsmodellen, ihrer konkreten Ausformung, Umformung und Anpassung an lokale Gegebenheiten doch eine zweiseitige Logik zwischen Ausgangspunkt und Endprodukt beizubehalten, schlicht um den vergleichenden Blick und Transferrichtungen (in beide Richtungen) weiter bemühen zu können. Das Kulturtransfermodell, an sich ursprünglich von Michel Espagne und Michael Werner für biedere deutsch-französische Verhältnisse entwickelt, einige Jahre vor dem Trend zur Globalgeschichte und dem Aufsteigen der Rede von Hybridität, hat hier schon mehr an handfestem Begriffsapparat und Beobachtungen zusammengestellt, die auch für globalgeschichtliche Zusammenhänge anwendbar sind, als bei der konkreten Arbeit die stete Wiederholung und beschreibende Feier von etwas als hybrid erbringt. Die Kulturtransferforschung hat ein Interesse für Konjunkturen und die Dominanz bestimmter Einflussrichtungen entwickelt und hat dem Zielkontext die absolute Priorität gegenüber dem Ausgangskontext gegeben. Damit hatte sie schon eine Art postkoloniales Anliegen von Anbeginn in ihrem Instrumentarium Heuristiken und Instrumente 249 eingebaut: Es geht nicht darum, Rousseaus oder Pufendorfs Ausbreitung in der Welt als Nachvollzug der Strahlen einer Genie-Sonne aufzuzeigen, die immer schwächer werden und immer ‚schlechter verstanden‘ werden, je weiter sie vom Zentrum entfernt sind, sondern es geht immer um die konkrete Anverwandlung von kulturellen Einheiten vor Ort, und dies kann natürlich auch auf das Verhältnis chinesischer und koreanischer Text- und Literaturproduktion in einem innerasiatisch ‚kolonialen‘ Kontext des besetzten Koreas des 17. Jhs. ganz ohne europäische Beteiligung angewandt werden. Die Untersuchung solcher Prozesse unter Verwendung ähnlicher ‚Grammatiken‘ von Transferanalysen kann dann aus einer Makroperspektive betrachtet den Blick freigeben auf historische entanglements, auf connected history, in der Länder, Kulturen, Ethnien und gegebenenfalls ganze Kontinente verbunden sind. Aber vielleicht erfolgt dies nur über eine stete dünne Spur, zum Beispiel von spezialisierten Händlern, die wie die arabisierten jüdischen Händler des Hochmittelalters (Geniza-Überlieferung) von Kairo bis Indien oder später wie die Armenier von Südostasien bis Amsterdam lange Zeit und über lange Strecken ohne europäisch-westliche Infrastruktur interkontinentale Verbindungen herstellen, was jeweils auch zu Austausch- und Anverwandlungsprozessen führt. Dies sind Beispiele für typische Untersuchungsfelder und -interessen, zu denen Ansätze wie Kulturtransfer, Hybridisierung und vergleichbare Konzepte als Methoden oder jedenfalls als breites thematisches Dach dienen. Sie müssen nicht zwingend in einem Verhältnis straff hierarchischer Über- und Unterordnung von Kolonisierten und Kolonisierern stattfinden. Neben entangled oder connected history hat sich hier auch die Konzeption der global microhistory etabliert, meist sind diese Ansätze im Gegenstandsbereich aber weniger auf politische Sprache und Theorie, weniger auf Institutionentransfer und -beziehungen gemünzt als auf individuelle Biographieformungen, auf materielle Geschichte und Austauschbeziehungen – ohne dass es hierfür an sich einen zwingenden Grund gäbe, dies ist eher eine zufällige innerdisziplinäre Entwicklung als methodisch notwendig. Schon der wirkmächtigste Vertreter der Annales-Schule Fernand Braudel hatte in seinen Vorlesungen vor Mitgefangenen in deutschen Kriegsgefangenenlagern 1944 dem Bewusstsein für das, was wir Globalisierung zu nennen gewohnt sind, seinen eher skeptischen Ausdruck verliehen (Globalisierung als Gleichmachung und Verdrängung jeder lokalen Eigenkultur), auch wenn er sich dann in seinem Œuvre doch stark dem Mittelmeerraum und Frankreich widmete.2 Den obigen Ent2 „Die Welt gerinnt um uns herum, sie wird hart wie ein Kristall, mit einer verstörenden Indifferenz hinsichtlich unseres Schicksals und des Schicksals von allem, was wir lieben, gemäß der ihr eigenen Gesetze, die die Technik hervorgebracht hat, aber deren wir nicht Herr sind. An dem Tag, an dem die lokalen Gebräuche – diese ursprünglichen Reichtümer – vollkommen verdrängt sein werden durch Massenliteratur, wird die Eintönigkeit des Denkens und der Literatur bedrohlich sein, in globaler Dimension, diese Klage und dieser Traum der Menschen, überall gleich, monoton.“ (Braudel, F., L’histoire, mesure du monde, in: Ders., Les ambitions de l’Histoire, hg. v. R. de Ayala u. P. Braudel, préface M. Aymard, Paris 1997, S. 19–114, 111 – Zusammenfassung der Gefängnis-Vorlesungen 1941–1944, aus dem Gefangenenlager in Lübeck an Lucien Febvre Ende 1944 geschickt). 250 Perspektiven wicklungen im Methodenbereich wie in der Themenwahl ist die Abhängigkeit der Trends von der ganz handfest spür- und erlebbaren Globalisierung leicht anzumerken. Ein Gesamtnarrativ fehlt hier aber meist und wird gerade in den genannten Feldern (entangled, global microhistory …) oft bewusst als Erbe der mikrohistorischen negativen Affektreaktion gegen Großerzählungen überhaupt vermieden – und doch stellt sich wieder im Vergleich mit den im ersten Kapitel vorgestellten Ansätzen auch das Bewusstsein für eine fehlende Integration, einen fehlenden Rahmen ein: Ein solcher ist bei Bhabha etwa (sicherlich ganz bewusst) nicht zu finden, die produktive Kraft, gegebene Diskursordnungen zu subvertieren, ist von der sprachlich-diskursiven Mikroebene her gedacht ohne Blick auf ein soziales Ganzes, das damit in der Zukunft angestrebt würde, aber auch ohne Blick auf das, was für eine Geschichtsrekonstruktion insoweit erstrebt würde. In der Geschichtspraxis der global microhistory wird oft ohne extreme Engführung mit dieser hermeneutisch-postkolonialen Theoriediskussion auf einzelne historische Akteure fokussiert, die prismatisch die Vielschichtigkeit von Austausch, von Gleichzeitigkeit und Ungleichzeitigkeiten und kulturellen kognitiven Distanzen ebenso wie Austauschphänomenen biographisch und in ihren Werken bündeln. Eine der Leitfiguren der italienischen Mikrogeschichte, Carlo Ginzburg, hatte sich auf der Quellenbasis von Inquisitionsakten in tiefschürfender Detektivarbeit auf die Biographie, Mentalität und Lebenswelt eines sonst ganz vergessenen und gleichsam ‚unbedeutenden‘ Friauler Müllers mit begrenztem Bewegungsradius konzentriert. Er hatte hier eine normal-anormale Mentalität und Befindlichkeit im realen Leben rekonstruiert, um zu zeigen, wie im Individuellen die kataklystischen Verschiebungen der konfessionellen Frontverhärtung, der Anfragen von Religion an das persönliche Ich sich so auswirkten, dass sie für die normalisierende und standardisierende Normerwartung der katholischen Institutionen als abweichend erfahren wurde. Vierzig Jahre später richtet sich nun der Blick auf ganz andere historische Akteure, auf mobile Wanderer zwischen Kulturen und Kontinenten, die aber meist nicht zur unmittelbaren Herrschaftselite gehören, und die wieder prismatisch Grenzerfahrungen, kognitive Grenzen, Hiate, Übersetzungsleistungen und auch Scheitern in der Fremde, aber auch kurz- und langfristiges Einschmiegen in globale Kontexte, den Aufbau von Mikronetzwerken über lange Distanzen, die gegebenenfalls parasitär von der Expansion der trading empires und ihren Verbindungen profitieren oder jedenfalls darauf aufsatteln, aufzeigen können. Viele dieser Akteure waren dann auch auf einer Mikroebene in alte und neue Herrschaftsapparate kurz- oder langfristig eingebunden. 19. Globale Begriffsgeschichte und Sattelzeit Auch ‚globale Ideengeschichte‘ und ‚globale Begriffsgeschichte‘ sind aktuelle Themen: Wenn und insoweit dann für alle eingangs genannten Methoden ein (durchaus eurozentrisches) Geschichtsbild als Rahmen zentral war, dann muss auch dies reflektiert werden. Globale Begriffsgeschichte und Sattelzeit 251 19.1 Shmuel Eisenstadt: Multiple Modernities Shmuel Eisenstadt hatte mit einem in Ansätzen in den 1980ern erstmals erwähnten Konzept, das er ernsthaft aber erst in einem Aufsatz von 2000 ausformuliert hat, versucht, ein nicht schlicht eurozentrisches Modell der Genese von Moderne in ihrer global gegenwärtig vorfindbaren Form zu entwickeln und griff dabei auf den Heidelberger Philosophen der Nachkriegszeit Karl Jaspers und sein 1949 ausformuliertes Konzept der Achsenzivilisationen zurück: Im Grundmodell geht Eisenstadts Modell davon aus, dass es zwei fundamentale welthistorische Einschnitte gegeben habe, einerseits die Ausbildung von etwa fünf Achsenzivilisationen (die jüdische, christliche, buddhistische, hinduistische und – zeitversetzt nachklappend – islamische) jeweils etwa um 500 v. Chr. – die ‚christliche‘ meint insoweit die mehr oder minder westeuropäische und hier ist mit der Zeit 500 v. Chr. die insoweit später auch mitteleuropäisch allgemein akkulturierte griechische dann römische Zivilisation in ihrer ersten Hochphase gemeint. Andererseits die Ausbreitung der globalen Moderne etwa um 1800 bis 1900 n. Chr. Der Sockel der Achsenzivilisationen ist dabei als eine so starke und voneinander jeweils unabhängige ‚autochthone‘ Vorbildung zu verstehen, dass die Moderne als Zivilisationsform, auch wenn sie zuerst in Europa aufkam, in ihrer Ausbreitung jeweils nur in ganz unterschiedlichen Ausprägungen vorfindlich ist. Es gibt also eine Vielheit von Modernen, was insoweit im Großen die Anwendung eines Hybridisierungs- oder Transfer-modells im eben angedeuteten Sinne auf Moderne schlechthin meint. Eisenstadt und andere würden gegenüber radikalen Postkolonialisten zwar mit einem gehörigen Schuss an fast konservativem Realismus jedenfalls die zeitliche Priorität der europäischen Entwicklung aufrechterhalten und darin kein Problem sehen. Aus der Perspektive um 1950 oder um 2000 herum gibt es aber keinen Grund mehr für die Priorität des Europäischen oder des Westlichen gegenüber den nun existierenden Formen von multipler Moderne, die sozusagen stets ‚Kerne‘ der nicht gänzlich überschriebenen Achsenzivilisationen weitertragen. Das Modell ist gedanklich relativ einfach im Vergleich zu den postkolonialen Sprachspielen – und auch im Ganzen wie in den Details leicht angreifbar, schon was das Erbe an Begrifflichkeit anbelangt, die hier über Jaspers letztlich auf die Zivilisationsstufenlehre sogar der Vorkriegszeit verweist –; es reicht aber hin, um begreiflich zu machen, was man reflektieren muss, wenn man etwa ‚globale Begriffsgeschichte‘ betreibt. 19.2 Eine globale Sattelzeit? Koselleck global? Der bekannte deutsche Historiker Jürgen Osterhammel hat die These aufgestellt, dass es eine globale Sattelzeit im Koselleck’schen Sinne von 1770 bis 1830 gegeben habe. In diesen Dekaden sei die Krise der Kolonialreiche (Spanien, England) eingetreten, eine globale Stärkung der Weißen und der Aufstieg des Nationalismus. Sozial sei es nur in wenigen Staaten in Europa zur Ausbildung einer bürgerlichen Gesellschaft gekommen, nur in den USA sei schon Demokratie als Staatsform zum 252 Perspektiven Durchbruch gelangt, die Industrialisierung sei erst um 1830 als global wirkender Prozess spürbar geworden: Das sind ohne Zweifel richtig festgestellte Phänomene, sie haben aber mit der von Koselleck auf die ‚Sattelzeit‘ als Epoche der zentralen Umstellung des konzeptuellen Grundhaushaltes und aller politischen Leitbegriffe jedenfalls Zentral- und Westeuropas nur wenig zu tun: Hierfür müsste man zeigen, dass zwischen 1770 und 1830 sich auch in China ein Vorgang der Umstellung des begrifflich-konzeptuellen Grundapparats in ähnlich fundamentaler Weise nachweisen lässt wie in Europa. Und für Europa war die Hypothese der Geschichtlichen Grundbegriffe, die dann als These belegt wurde, dass man so die Transformation der Gesellschaft als Ganze erfasst; dass man die um 1770 noch ständisch geordnet und um 1830 letztlich nur aus einem Stand bestehende, gegebenenfalls schon klassenförmig reorganisierte Gesellschaft begreift und jedenfalls ganz problemlos, theoretisch ausformuliert und sogar schon in der Praxis erprobt begreifen kann. – Und dies unabhängig von Gegenbewegungen im 19. Jh. wie etwa wirkmächtigen Refeudalisierungsprozessen. Unabhängig von den Fragen, inwieweit auch innereuropäisch die exakte Periode der Sattelzeit zu diskutieren sein mag: Was untersucht man begriffshistorisch, wenn man sich auf welthistorisches Terrain begibt? – Natürlich kann man schlicht sprachlich-semantische Veränderungen untersuchen und sicher entscheidende Einschnitte festmachen. Ob diese Einschnitte aber auch in vergleichbarem Maße ‚geschichtsphilosophisch‘ auf einen zentralen gesellschaftlichen Wandel wie den Übergang ‚zur Moderne‘ in Europa verweisen und ‚diesen als im Begriffswandel begriffen‘ nachzeichnen, darf man bezweifeln. Massiv verändert sich in China z. B. wohl die Begriffswelt (und nicht nur primär das Zeichensystem) in diesem Sinne um 1880 herum, wofür das starke Eindringen und die Adaptation europäischer Bezeichnungen und Konzepte ein Indikator ist. Wäre ‚Sattelzeit‘ dann ein Kontinuum, das lokal-zeitlich ganz unterschiedlich auf der Welt mit den Hybridisierungsvorgängen im sprachlich-diskursiven Mikrobereich zu füllen ist, die die Ausbildung der jeweils unterschiedlichen Manifestationen von ‚Moderne‘ im Eisenstadt’schen Sinne markiert? Bei Koselleck gibt es ein grundsätzlich verschränkt gemeintes Korrelat zwischen a) Geschichtsbild oder gar -philosophem und b) begriffshistorischer Mikromethode. Wenn man dies überträgt auf globale Verhältnisse, ist es in der Tat angemessener von einem Kontinuum auszugehen mit Sattelzeiten, die in manchen Regionen um 1650, in anderen aber erst um 1900 oder später anzusetzen sind. Zwar gerät man leicht in den Windschatten des Vorwurfs, damit doch diffusionistisch der Konzeption der Ausbreitung einer europäischen Moderne zu erliegen. Dies muss aber nicht zwingend sein, und hierfür ist das vielleicht etwas grobe, aber im Ausgangspunkt erst einmal ‚stabile‘ Eisenstadt’sche Modell heuristisch im Hintergrund hilfreich: Man kann es wie einen ‚Erinnerungszettel‘ für die Weltregionen aktualisieren, anpassen und von den jeweiligen vormodernen ‚Sockelkulturen der Achsenzivilisationen‘ ausgehen, sie vielleicht kritisieren, die Fixierung auf das Religiöse anmahnen, aber es hält erst einmal den Blick offen auf die Dualität eines Maßstabes, mahnt, Veränderungen epochal im Kulturkontakt zu vermessen und andererseits Globale Begriffsgeschichte und Sattelzeit 253 eine interne eigene Entwicklung und Resistenz gegen Einflüsse mitzudenken. Entwicklungen können selbstverständlich weiter auch unabhängig und kulturintern induziert sein, und aus der erwähnten dezidierten Priorisierung der Empfängerperspektive heraus ist ‚das Europäische‘ am Transfer- und Hybridisierungsvorgang an sich ganz unerheblich, da es auf die Untersuchung der kulturellen Formation in ihrem lokalen Zuschnitt geht. Schlicht auszublenden, dass es aber z. B. auch beim chinesischen Maoismus vorherige Anverwandlungsprozesse mit nicht ‚autochthonen‘ Elementen gegeben hatte, wäre methodisch lächerlich. Für den amerikanischen Kontinent hilft Eisenstadts Modell hingegen nicht, weil er (wie Jaspers) den nativen indigenen oder durch Eroberung dann weitgehend ausgelöschten ‚Hochkulturen‘ Südamerikas keinen Achsenzivilisationsstatus zuschreibt. Wie die im letzten Kapitel erwähnten historischen Demographen (Crosby, Berkeley-School) die atemberaubende genozidähnliche Dezimierung der amerikanischen indigenen Population als sehr raschen Prozess im 16. Jahrhundert beschreiben, bei dem die indianische Population ganz überwiegend erst ausgelöscht, dann durch einen Ethnien-Mix ersetzt wurde – so tendieren Makrohistoriker hier eher dazu, von einer nahezu vollständigen Überlagerung der indigenen Restkultur durch die Konquistadoren auszugehen. Dass auch schon in vormodernen Zeiten hier solche globalen Transferprozesse auch im Ideen- und Begriffshaushalt feststellbar und zu studieren sind, steht außer Frage, und insofern ist das eine zu einfache Vorstellung: Im Sinne einer ‚Sattelzeit‘, die mit Begriffsgeschichte korreliert, wären die Amerikas aber wohl eben mit ihren frühen Dekolonisierungserfahrungen ab der Revolution von Haiti 1804 und der nachfolgenden Erosion des französischen, englischen und spanischen Kolonialreiches etwa bis und um 1830 schon Teil einer nur kaum oder nur um wenige Dekaden von den europäischen Entwicklungen getrennten ‚Sattelzeit‘. Dass die Verfassung Haitis, um beim Beispiel zu bleiben, die der ehemalige schwarze Sklave, dann ehemalige französische Soldat, dann Revolutionsführer Toussaint Louverture entworfen hatte, Katholizismus als Staatsreligion und ein Scheidungsverbot als zentrale Elemente aufnahm, macht sie vielleicht konservativ an einigen Punkten. Doch ist der Akt der Emulation des Prinzips, dass ein Volk sich selbst als Souverän seine Verfassung gibt, nicht im Grundsatz unvergleichbar mit den Verfassungen des ehemaligen Mutterlands Frankreich: Wir befinden uns hier eher schon in einem, wenn auch lange kolonial geprägten Begriffs- und Diskurskontinuum. Das scheint für China um 1800 doch noch kategorial-systematisch ganz anders gelagert zu sein, und daran ändern die Treaty Ports im Großen auch wenig. Die Transferprozesse und Hybridisierungen finden vormodern in den Amerikas und vergleichbaren Zusammenhängen gleichsam auf einer systematisch niedrigeren Ebene innerhalb der schon dreihundertjährigen kolonialen Gesellschaft immer neu statt, sie liegen nicht auf der gleichen Ebene, die Eisenstadt erfassen wollte, wenn er die gleichsam ‚härteren‘, schon länger widerstrebigen Sockelkulturen der sogenannten Achsenzivilisationen und ihre Konfrontation und Hybridisierung mit ‚Moderne‘ versuchte, in den genannten Metaphern und Kategorien zu fassen. Noch 254 Perspektiven weitergehend könnte man auch epochentheoretisch formulieren, dass sich – trotz der Verkomplizierung durch das Verhältnis von Kolonial- gegenüber Muttergesellschaften – für diese schon überhaupt die alteuropäische Epoche ‚Frühe Neuzeit‘ als letzte temporale Subkategorie des alteuropäischen Schemas Antike/Mittelalter/ Neuzeit viel einfacher und selbstverständlicher anwenden lässt. Es ist vergleichsweise oder wegen der durchaus auch brutalen Eroberung tragischerweise unproblematisch, von einer Frühen Neuzeit auch für das spanische Mexiko zu sprechen, während ‚Frühe Neuzeit‘ für Inner-Indien, das zentrale China trotz etwa 100.000 von Jesuiten bekehrten Christen um 1700 oder für Australien als Kategorie mit einer Art impliziten Hypothek ‚Renaissancekultur und Barock‘ als Ferment kaum Sinn hat, wenn quantitativ ganz dominant die eigene Kultur noch ihren eigenen Zeitregimen, Gebräuchen und Konzeptwelten folgt. Man kann zu europäischen Epochenschwellenphänomenen analog ‚Renaissancen‘ und ‚Aufklärungen‘ entdecken oder Äquivalente zu finden suchen (vgl. Kapitel 15.2: die aktuelle Diskussion über ‚Militärische Revolutionen‘ in Indien, China, Korea, dem Osmanischen Reich ist ein solcher Fall), aber das sind dann hermeneutische Operationen der metonymischen Übertragung einer Epochenkategorie aus dem im globalen akademischen Kontext inzwischen bekannten europäischen ‚Etikettierungshaushalt‘ auf außereuropäische Zusammenhänge, um ähnlich zentrale Entwicklungen zu zeigen – und wenn es keinen Petrarca im 14. Jh. im Senegal gab, dann vielleicht erst im 19. Jh.? – Die Gefahr ist, dass man hierbei in defensive, den Eurozentrismus abwehrende Narrative verfällt, die das Eigene ‚als gleich‘ stärkend darstellen, ohne dass der Sache nach für die Geschichte der jeweiligen regionalen Eigenkultur viel gewonnen ist. Doch wer im Bücherregal zur Geschichte der Weltregionen einmal ein wenig stöbert, wird rasch bemerken, dass es wichtig ist, über das Problem der Übertragbarkeit oder nicht, über solche Analogbildungen und ihre methodischen Hypotheken nachzudenken, denn sie sind überhäufig, und oft unreflektiert. Was aber nicht reflektiert ist, kann – bei vielen sachlich richtigen und hilfreichen Informationen in den jeweiligen Werken – eine problematische Gesamtrahmung des Dargestellten mittransportieren, der man als Leser dann von Seite zu Seite und langsam das Problem vergessend sozusagen ‚erliegt‘. 20. Globalgeschichte: Drei Fallstudien Drei kurze Fallstudien sollen Formen ‚globalhistorischen‘ Arbeitens eher andeuten und den Blick hierauf werfen. Sie können zwar nicht die Einführungen und den fachspezifischen Lektürekanon der Osmanistik, der Indologie oder der Sinologie und der chinesischen Geschichte als eigenen Disziplinen ersetzen, wohl aber die Brücke zwischen europäischer Frühneuzeitgeschichte und den globalen Regionalgeschichten schlagen. Globalgeschichte: Drei Fallstudien 255 20.1 Osmanisches Reich Hat es eine politische Theorie bei den Osmanen gegeben, die die Bildung und dann Verwaltung dieses großen Reiches begleitet hätte? – Das Osmanische Reich war seit der Eroberung von Konstantinopel (1453) zu einer konstanten Bedrohung, zunehmend aber auch zu einem halb fremden, halb in das europäische Staatensystem integrierten Komplex geworden, der mit seiner territorialen Ausdehnung nach der Osmanisierung von Ägypten (1517) und der losen Angliederung der Barbareskenstaaten fast die gesamten übrigen Kernländer Europas aufwog. Es griff nie kolonial in Übersee aus, es blieb größtenteils ein militärisch terrestrisches Imperium. Sehr wohl war es im Stande, zeitweilig große Galeerenflotten, später auch Segelschiffflotten im Mittelmeer zu mobilisieren – der Höhepunkt ist die Lepanto-Schlacht 1571 mit der Mobilisierung von 140.000 Mann auf beiden Seiten – und es besaß in Zeiten der Befriedung mit den Barbaresken-Korsaren auch eine Art konstante Kleinflotte, die in Guerillataktik parasitenartig vom Mittelmeerhandel der europäischen Händler profitierten. Im Roten Meer und im arabischen Meerbusen suchte es ebenfalls Hafen- und Seehoheit gegenüber den portugiesischen, niederländischen, französischen Schiffen und dem persischen Schah zu wahren, insbesondere auch den Seezugang zur Hajj nach Mekka über Jedda. Aber es war nie ein selbst expansives ‚trading empire‘ vergleichbar mit den europäischen Mächten. Historisch fand die Expansion der osmanischen Turkstämme aus der anatolischen Tiefebene nach Ost und West zunächst ohne jede Berührung mit dem Meer statt. Die Osmanisierung der Territorien führte gerade in Nordafrika, der Arabischen Halbinsel und im Mittleren Osten zu erheblichen Traditionsabbrüchen der vorher gepflegten arabischen Gelehrtenkultur und Ausbildung. Als eigene Texttradition der Selbstbeschreibung entstanden bei den Osmanen vor allem fürstenspiegelähnliche Werke und nach Dynastienabfolge organisierte Chroniken. Aus diesen Texten sowie nicht-literarischen Beispielen politischer Sprache hat man versucht, in feinfühliger Abtragung von eigentlich chronologisch späteren Textschichten, auf die frühe osmanische Zeit des 14. Jhs. und die der Expansion zugrundeliegende Mentalität zu schließen: Man spricht von der gaza-Ideologie, wonach die Kämpfer durch die Führer aus dem Hause Osmans in einer dem islamischen Sakralrecht (shariah) gemäßen Form des Heiligen-Krieg-Denkens an übergriffigem Handeln wie Plündern, Rauben und mutwilliger Zerstörung gehindert wurden. Stattdessen wurden sie zu klarem Auftragshandeln diszipliniert, und in dieser Disziplinierung entstand das Reich zunächst in dynamischer Eroberungsbewegung. Cemal Kafadar und nach ihm andere haben die langwährende Diskussion über Konzept und Zentralität der gaza-Konzeption oder -Ideologie im Kontext einer langen, oft von späteren Deutungshypotheken überfrachteten Historiographie dergestalt dekonstruiert, dass die Realität der Geschichte der frühen osmanischen ‚theologico-politischen‘ Herrschaftsideologie fast gänzlich im Ungreifbaren zu zerrinnen scheint. Nach dem bis dahin weitesten Ausgreifen bis vor Wien (1529), den Kriegen auf dem Balkan (Ungarn, Transsylvanien) zwischen den Habsburgern, Mächteallianzen und dem 256 Perspektiven Heiligen Römischen Reich und dem Osmanischen Reich (langer ‚Türkenkrieg‘ 1593– 1606) war eine Art Pattsituation und vorläufiger Stillstand zu Land erreicht. Nach den Seeschlachten bei Lepanto (1571) und der Rückeroberung von Tunis (1574) durch die Barbaresken war eine Art Zonenaufteilung zwischen einem vom Osmanischen Reich dominierten östlichen Mittelmeer und einem europäisch dominierten westlichen Mittelmeer gegeben. Ab diesem Moment Ende des 16., Anfang des 17. Jhs. beginnt die Fürstenspiegelliteratur eine Selbstwahrnehmung des Niedergangs des Reiches zu kultivieren. Ab der Regierung von Ahmed I. wird die Epoche der Eroberungstaten von Süleyman I. und Mehmet II. als eine Art Goldene Zeit heroisiert, während die eigene Zeit mit Merkmalen der Depravation gekennzeichnet wird. Die zuvor expansive Dynamik wich einer administrativen Durchorganisation des Reiches. Baki Tezcan hat für dieses „zweite Osmanische Reich“3 einen laufenden Wettstreit zwischen herkömmlichem feudalen Recht (kanun, Verteilung der timar/Lehen an verdiente Granden) und islamischem Recht (shariah) ausgemacht, wobei die zunehmende Indienstnahme des letzteren und Verdrängung des ersteren zum Ende des 17. Jahrhunderts nicht eine ‚Theologisierung‘ der Politik bedeutete. Es war eine Form, eher logikbasierter Rechtsprechung gegenüber einer dehnbar-weicheren Form von Traditionsbezug, der doch immer änderbar war (in jedem Moment konnte das ‚alte Recht‘ doch wieder neu definiert werden). Gleichzeitig lässt sich eine Art Wettstreit zwischen ‚Absolutisten‘ und ‚Konstitutionalisten‘ feststellen, wobei beide Wettstreite nicht entlang gleichsinniger Grenzen verliefen, sondern auch quer zueinander standen. Es gab also nicht ein ‚rationalistisches Absolutistenlager‘ und ein ‚kanunorientiertes Konstitutionalisten‘-Lager. Was Autoren wie Gelibolulu Mustafa Ᾱlī bin Ahmed, genannt ῾Ᾱlī (1541–1600) kritisierten – unter anderem in seinem Spätwerk Füsūl-i hall ü akd ve usūl-i harc ü nakd (Die Epochen der Souveränität – über die Prinzipien korrekter Staatsausgaben-Planung), war, dass sich die Herrschaft der Sultane nicht am islamischen Recht und den Regeln der Gerechtigkeit ausrichte. Die Disziplin der Soldaten gehe verloren bei Wein und anderen Genüssen, sie flöhen das Land und lebten im Luxus der Paläste und des Sultanhofes. Auch die Bauern zögen, statt das Land zu beackern und so auch für die Steuerbeibringung zur Verfügung zu stehen, in die Städte, die Steuerrechte würden verpachtet werden und Lehensträger (timar-Inhaber) fingen an, statt den militärischen Pflichten nachzugehen, Geschäfte und Handel zu betreiben. In diesen Texten ist noch wenig von Sedimenten älterer arabischer Philosophie, Geschichtsschreibung und der Rezeption aristotelischer und anderer griechischer Philosophie in die arabische Überlieferung hinein zu spüren. Man hat versucht (Cornell Fleischer), die Parallelität der in diesen Niedergangsnarrativen feststellbaren Konzeption einer zyklischen Geschichtsauffassung zu vorislamischen älteren und viel systematischer ausgearbeiteten Zyklentheorien, angefangen bei Aristoteles und Polybios, 3 Tezcan, B., The Second Ottoman Empire. Political and Social Transformation in the Early Modern World, Cambridge 2010. Globalgeschichte: Drei Fallstudien 257 nachzuweisen, mit der Frage, ob schon Ibn-Khaldun-Kenntnisse vorliegen. Hierauf wird gleich einzugehen sein – die Antwort ist aber zuerst einmal negativ. Man darf daher sagen, dass bis etwa 1620 die im engeren Sinne osmanische ‚politische Theorie‘ sich relativ konservativ, tugendlehreförmig, dynastisch, und oft chronologisch nach Herrscherbiographien geordnet präsentiert. Das Osmanische Reich kam gerade in seiner durchschlagsfähigen Expansionsphase offenbar eher ohne eine komplex ausgefeilte und irgendwie schulförmig oder akademisch-systematische politische Theorieproduktion aus. Erstaunlich ist dann das, was man nach 1648 bei einem der berühmtesten Intellektuellen des frühneuzeitlichen Osmanischen Reiches, Kātib Çelebi (1609–1657), beobachten kann: Çelebi ist kein Petrarca, aber man mag schon von so etwas wie einer Art Renaissanceepoche in Konstantinopel sprechen, wenn wir die Analogieübertragung selbst praktisch durchführen, die wir im letzten Kapitel als methodisches Problem reflektiert haben: Çelebi stammte an sich aus einfachen Verhältnissen und folgte dem Vater in Armeeschreiberdiensten nach, ein kleines Amt, das nur über solche Familienprotektion erlangt werden konnte, und sogar gefährdet war, sobald der Vater verstarb. Doch erbte Çelebi ein großes Vermögen von einem begüterten Onkel und konnte sich von nun an seinen Studien in der Hauptstadt widmen, nachdem er bei den Auszügen jedes Frühjahr mit dem Heer im Krieg gegen den persischen Schah in Zwischenhalten wie in Aleppo schon systematisch Manuskriptsuche und -sammlung in den Bibliotheken betrieben hatte (Gottfried Hagen). Am Hof Mehmets IV. fand er durchaus Gehör bei den Granden, wirkte aber doch meist als Privatgelehrter ohne höhere Ämter. Çelebi hat nicht nur arabische und persische Literatur und Werke für die osmanische Welt erschlossen, sondern er übersetzte auch etliche Werke aus westlichen Sprachen. So fand etwa das aus dem Umfeld des Wittenberger Melanchthon-Kreis stammende Geschichtswerk des Johannes Carion (Chronicon) auf Latein sein Interesse und er übersetzte es: Das protestantische, von der lutherischen Interpretation der Vier-Reiche-Lehre nach der christlichen apokalyptischen Konzeption gerahmte Geschichtswerk war für den muslimischen Historiker durchaus eine interessante und wohl auch geschichtsphilosophisch anregende Quelle. Wichtiger war aber sein imposantes enzyklopädisches Hauptwerk, das Kashf al-zunūn, das in ca. 15.000 Einträgen alle ihm bekannten Autoren und Werke des Orients verzeichnete. Der berühmteste französische Orientalist seiner Zeit, Barthélemy d’Herbelot, benutzte dies als Hauptquelle für seine französische Bibliothèque orientale (1697), die als zentrales Hauptwerk der frühneuzeitlichen Orientalistik gelten darf. Çelebi rezipierte eine Fülle der zentralen arabischen Autoren des Mittel- und Hochmittelalters, die vorher im Osmanischen Reich fast in Vergessenheit geraten waren, mit der Hoffnung, aus ihnen durchaus wieder anwendbaren Gedankenreichtum zu gewinnen – und insofern passt die Renaissanceanalogie: Denn der Intellektuelle des Osmanischen Reiches wurde sich so gleichsam bewusst, dass die Osmanisierung zu einem Verschütten und Vergessen einer vorherigen ‚geistig lichtreichen‘ Periode islamischen intellektuellen Lebens seit dem 7./8. Jh. geführt hatte. 258 Perspektiven So geht auf ihn die Wiederentdeckung von Ibn Khalduns so wichtigem politicohistorischen Werk, der Muqadimmah zurück. Erster Manuskriptbesitz von diesem Werk in Konstantinopel ist zwar schon für 1598 aus einem Brief belegt, aber echte Rezeptionsspuren in einem osmanischen Werk gibt es vor Çelebi nicht wirklich. Das kann man vergleichen mit einem Vorgang, wie Machiavelli die vernakularübersetzten Bruchstücke des noch unbekannten VI. Buches der Historiai des Polybios in den Florentiner Orti Oricellari um 1500 rezipierte, die ein maßgebliches Grundgerüst für seine zyklische Geschichtstheorie wurden. Der Vergleich zwischen Ibn Khaldun und Machiavelli ist häufig gezogen worden, weil auch Ibn Khaldun ein proto-soziologisches Denken eignet, so gerade in der Theoriebildung und Analyse zum Wandel und Übergang zwischen verschiedenen Dynastien: In der antiken und Renaissance-Politiklehre lag der Fokus auf dem Wandel von Verfassungstypen (Demokratie, Ochlokratie, Aristokratie, Oligarchie, Monarchie, Tyrannis), also von abstrakten Gebilden vor der Hintergrundfolie städtischer oder territorial organisierter Gemeinwesen. Weiter war in der biblisch-christlichen Lehre die Abfolge von Großreichen, etwa in der Daniel-Prophetie ein geschichtsphilosophisches Ferment, das in der Frühen Neuzeit ebenso immer wieder in verschiedenen Kontexten abgerufen werden konnte. Für Ibn Khaldun war vor dem Hintergrund der arabischen Herrschaftsorganisation hingegen die ‚Dynastie‘ das Objekt der Analyse. Auch Dynastien würden den quasi-biologischen Gesetzen des Aufstiegs, Höhepunktes und Niedergangs gehorchen, ihnen sei eine bestimmte Dauer zueigen, das Durchschnittsalter einer Dynastie seien 100 Jahre ([1], III, 12 – vgl. Kapitel I zur Aufmerksamkeit der frühneuzeitlich-westlichen Politiker für die Lebensdauer und Stabilität von Herrschaften und Staaten). Er entwickelte eine Art zivilisatorischer Stufenlehre, wonach am Beginn einer Dynastie das Wüstenleben in eher symmetrischer Herrschaftsdispersion im Gesamtvolk stehe, hiernach gefolgt von der Emergenz von königlicher Autorität, die ein stärker ortsstabiles Leben, Diversifizierung von Luxus und Genüssen und höhere Formen von Wissenschaft und Künsten mit sich brächten. Hierzu gehört oft, oder dem folgt unmittelbar nach, ein Vorgang der Expansion, Eroberung und Unterwerfung fremder Völker, die dann als Sklaven dienen, was am Beispiel der arabischen Expansion exemplifiziert wird: In heute soziologische post-durkheim’sche Sprache übersetzt, fand Ibn Khaldun also Worte für einen Übergang von segmentär differenzierten zu stratifizierten Gesellschaftsorganisationen, und das Besondere ist nicht die historische Deskription des Einzelfaktums an sich, sondern der Versuch und die Behauptung, hiermit eine allgemeine soziale/soziologische Regel für das Verhalten von Dynastien und Völkern schlechthin ermittelt zu haben. Die Phasen des Aufstiegs, Höhepunkts und Niedergangs solcher Dynastien unterteilt er dann in ein Fünfstufenschema ([1], III, 15]): 1. Gründungsmoment: kriegerischer Umsturz und Eroberung, 2. Gewinn und Ausbau der völligen Kontrolle in einem Gebiet, 3. Stabilisierung der Herrschaft, Genuss ihrer Resultate, Bürokratisierung der Herrschaft durch Perfektionierung von Steuereintreibung, Verwaltung und Planung, Etablierung von Außenpolitik, Globalgeschichte: Drei Fallstudien 259 4. Zufriedenheit, Frieden und historische Rückbesinnung und Orientierung an Vorgängern. Tradition gewinnt überhand gegenüber Impulsen der Neuerung, 5. Stufe der Verschwendung, der Depravation, der Herrscher verliert sich in Amüsement, wird schlecht beraten, Verschwörungen nehmen zu und die Akzeptanz der Herrschaft beginnt zu erodieren. Über die Quellen dieser Lehre ist viel räsoniert worden, explizit zitiert Ibn Khaldun eine Fülle arabischer Autoren, aber auch die aristotelische Politik. Çelebi übernahm nun Ibn Khalduns Fünfstufenlehre nicht wörtlich und sklavisch, sondern übertrug sie um 1650 auf die Realitäten des osmanischen Reiches, unter anderem in einem besonders interessanten Reichsreformgutachten (Dustūru’l-‘amel – Richtschnur [des Verfahrens] zur Heilung des Schadens): Der Anlass war, wie er im Prolog erläutert, dass die Reichsregierung eine allgemeine Krisensituation festgestellt hatte und am 19. März 1653 der Großwesir, der Müfti (islamischer Rechtsgelehrte), der Kapudanpasha (Großadmiral), der Defterdar (der oberste Schatzmeister) und andere Amtsinhaber auf Geheiß des Sultans Mehmet IV. sich zu einer Ratsversammlung einfanden. Im Rahmen der Diskussion wurden Daten erhoben, insbesondere zur finanziellen Situation mit Rückgriff auf die Register der Schatzkammer. Hieran war Çelebi als Gehilfe der Finanzbeamten beteiligt und verfertigte selbst das Reformgutachten. In demselben ist das Osmanische Reich mit einer detaillierten, durch gelehrte Medizinlehre post-galenischhippokratischer Tradition beeinflussten Staatskörpermetaphorik beschrieben: Die Teile des Reiches werden mit den vier Körpersäften beschrieben: Die Wissenschaft und die Berater werden mit dem galenischen spiritus vitalis verglichen, der Essenz der Blutzirkulation, das Heer mit dem Schleim, die Handelsleute mit der gelben und das Volk mit der schwarzen Galle.4 Wenn diese Säfte in Ungleichgewicht innerhalb des Körpers geraten, sei eine Körper-, also Staatskrise die Folge. Mit der Körpermetapher kann Çelebi dann eine an Ibn Khaldun anklingende Drei-Stufen-Lehre „des Wachstums, des Stillstandes und des Rückganges“ verbinden und vom Menschenleben auf das staatliche Gemeinwesen (devlet) übertragen. So setzt das ganze Gutachten auch mit der präzisen Angabe ein, dass das Osmanische Reich sich im „364. Jahr seines Bestehens“ befinde, und dies sei Ausdruck dessen, dass manche Reiche, wie eben das Osmanische sich „durch die Stärke ihres Baues und die Festigkeit ihrer Hauptglieder länger erhalten, und ihre Stillstands- [oder Höhepunkt-] periode“ langgestreckt gewesen sei.5 4 Çelebi rezipiert hier aus der arabischen Übersetzungstradition die griechische Medizintheorie (Humoralpathologie, Viersäftelehre) für die Staatskörpermetaphorik. Für speziell Interessierte: Clericuzio, A., Spiritus vitalis: studio sulle teorie fisiologiche da Fernel a Boyle, in: Nouvelles de la République des lettres 8/II (1988), S. 33–84; Hirai, H., Alter Galenus: Jean Fernel et son interprétation platonicochrétienne de Galien, in: Early Science and Medicine 10 (2005), S. 1–35. 5 Behrnauer, W. F.A., Hāgī Chalfa’s Dustūru’l-‘amel. Ein Beitrag zur osmanischen Finanzgeschichte, in: Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft 11 (1857), S. 111–132, 116. Es gibt keine neuere Übersetzung dieses Gutachtentextes, für Hinweise auf die Edition des osmanischen Origi- 260 Perspektiven Der Politiker als Staatskörpermediziner müsse nun zunächst erkennen, in welcher Phase der Staatskörper sich befinde, da nicht jede Medizin gleich für einen Knaben oder für einen Greis anwendbar sei, weshalb die Zyklentheorie eben auch ein kognitiv-normatives Grundgerüst für politische Analyse sei. Im vorliegenden Fall lässt Çelebi bei allen Andeutungen der Krisensituation, also des vielleicht drohenden Übergangs in den Niedergang oder der Tatsache, dass man sich schon im Niedergang befinde, eine exakte Bestimmung des Zyklusmoments offen, und wendet sich dann den Staatsfinanzen zu, die als Hauptgradmesser für die Erkenntnis der gegebenen Situation des Staatskörpers erachtet werden: Während die Körpermetaphorik für Staatswesen eine im westlichen wie im östlichen Mittelalter klassische (wenngleich hier relativ fein durchgeführte) Metaphorik ist, die den Politiker zum Mediziner am kranken Körper macht, verrät der proto-statistische Rückgriff auf die historische Entwicklung der Staatsfinanzen einen neuen ‚Staatsblick‘, der eher dem Typ italienischer Politikbetrachtung von Botero über die venezianischen Botschafterberichte bis hin zur Selbstbeobachtung und jährlichen Budgetanalyse innerhalb der ludovizianischen französischen Regierung entsprach. Für das Osmanische Reich ist dies in ein solches Gutachten eingelassen aber wohl ein relativ frühes Zeugnis (nicht die Existenz der Daten an sich): Çelebi erstellte sowohl für die Heeresausgaben wie für die gesamten Staatseinnahmen und -ausgaben des Osmanischen Reiches eine Übersicht, die, mit großen Lücken, punktuell die Entwicklung etwa der letzten 80 Jahre erfasste: Tab. 6: Staatseinnahmen und -ausgaben nach Çelebi; nach dem langen Türkenkrieg seien die Ausgaben bis Murad IV. bei ca. 6000 Mio. Asper gelegen, das Defizit liege im Berichtsjahr 1063/1653 bei 1600 Mio. Asper. Jahr (annus hegirae/ nach Christus) Anzahl besoldeter Männer in der Armee Ausgaben 970/1562 41479 1223 Mio. Asper 974/1566 48316 1264 Mio. Asper 997/1588/9 64425 1782 Mio. Asper 1004/1595 81870 2512 Mio. Asper 1018/1609 91202 3108 Mio. Asper 1050/1640 59257 2631 Mio. Asper naltexts sowie eine moderne türkische Übersetzung Sariyannis, M., A History of Ottoman Political Thought up to the Early Nineteenth Century, Leiden/Boston 2018, S. 287 Anm. 23. Globalgeschichte: Drei Fallstudien 261 Heeresausgaben des Osmanischen Reiches nach Çelebi Jahr (annus hegirae/ nach Christus) Gesamteinnahmen Gesamtausgaben 972/1564 1830 Mio. 1896 Mio 1000/1591 2934 Mio. 3634 Mio. 1006/1597 3000 Mio. 9000 Mio. 1058/1648 3618 Mio. 5005 Mio. 1060/1650 5329 Mio. 6872 Mio. Die heutige osmanistische Forschung hat die Entwicklung der osmanischen Finanzverwaltung so genau wie möglich rekonstruiert, aus dem 16. Jahrhundert sind noch 13 Budgetberichte ganz oder teilweise erhalten, die Entwicklung der Ausgaben der zentralen Staatskasse für die Kriegsführung ist recht gut bekannt.6 Diese Angaben von Çelebi sind hier nicht angeführt, weil sie heute von direktem Quellenwert für die Finanz- und Kriegsfinanzierungsgeschichte des Osmanischen Reiches wären. Aber für die Frage der Entwicklung einer ‚politischen Theorie‘ oder einer politischen Kultur der Analyse und Selbstbetrachtung des Osmanischen Reiches jenseits der älteren Tugendspiegel und islamischer gaza-Ideologeme ist diese Kombination einer protostatistisch-empirischen Analyse der Finanzentwicklung über 80 Jahre bis 1653 als quantitativer Gradmesser für das Problem von Depravation, Niedergang und Krise, eingelassen in die erwähnte Konzeption vom Lebenszyklus eines Reiches, sehr bemerkenswert: Çelebi kombiniert, grob gesprochen, Ibn Khalduns geschichtsphilosophischen Rahmen mit einer empirisch-statistischen Staatswahrnehmung, nicht etwa handelsorientiert in den Kategorien von ‚balance of trade‘ denkend wie die englischen Frühmerkantilisten gleichzeitig (Kapitel 13), sondern fiskalstaatlich orientiert. Çelebi kann die Aufspreizung des Defizits zwischen Ausgaben und Einnahmen nach den 1560ern historisch genau lokalisieren und in ihrem Umfang auf ein variierendes Defizit zwischen 6000 Mio. in den Zeiten des Ungarnkriegs 1593–1606 und ein anhaltendes Defizit zwischen 1500 und 2000 Mio. jährlich als kaum zu bewältigendes Problem genau beziffern: Der quantifying spirit, das politisch-funktionale Analysieren im Code der Zahlen hatte auch im Osmanischen Reich Einzug gehalten – gleichzeitig aber gerahmt mit dem frühesten Neu-Rückgriff auf die arabische spätmittelalterliche protosoziologische Theorie eines Ibn Khaldun. Insoweit kann man dies als Teil einer Art politik-theoretischer ‚Renaissance‘ im Osmanischen 6 Vgl. hierfür etwa Finkel, C., The Administration of Warfare: The Ottoman Military Campaigns in Hungary, 1593–1606, Wien 1988, S. 209–303; dies.: The Costs of Ottoman Warfare and Defence, in: Byzantinische Forschungen 16 (1991), S. 91–103; Ágoston, G., Guns for the Sultan. Military Power and the Weapons Industry in the Ottoman Empire, Cambridge 2005; Genç, M. u. Özvar, E., (Hg.), Osmanlι Maliyesi. Kurumlar ve Bütçeler, 2 vol., Istanbul 2006. 262 Perspektiven Reich bezeichnen, auch wenn sie gerade auf die Analyse von (wahrgenommenen, behaupteten) Verfall angewandt wurde und es nicht wie im Italien Petrarcas und Pico della Mirandolas um das positive Selbstverständnis einer Wiedergeburt oder Erneuerung ging. 20.2 Indien Der indische Subkontinent gehörte zu den schon in der Antike stets in Austausch mit Europa stehenden Kulturbereichen und weist eine so reiche Geschichte, Sprach-, Kultur- und Traditionsfülle auf, dass sie hier nicht annähernd gewürdigt werden kann. Die Zahl und sukzessive Folge des Aufbaus europäischer Handelskolonien, -stützpunkte, und partieller Herrschaft in der Frühen Neuzeit ist groß, reicht von der frühen portugiesischen Erschließung über die niederländische Dominanz im 17. Jh., über die Konkurrenz zwischen Niederländern, Dänen, Franzosen und Engländern im 18. Jh. entlang der gesamten Küste, bis zunehmend die Engländer ab 1757 auf partielle Erschließung des Hinterlands und Territorialherrschaft, wenngleich zunächst selbst in der Rolle von indirect rulers mediat unter dem Sultan in Delhi, umstellten. Man könnte zunächst vermuten, dass eine deutsche bzw. deutschsprachige Wahrnehmung Indiens in der Frühen Neuzeit kaum existiert oder wenig Bedeutung hat, weil das Heilige Römische Reich eben kein echtes trading empire und in der Frühen Neuzeit keine Kolonialmacht war bzw. hervorbrachte. Aber es gab doch etliche deutschsprachige Reisende, die Reisebeschreibungen hinterließen, und im 18. Jh. auch eine institutionelle Verbindung von einiger Bedeutung, da die Hallenser Pietisten die protestantischen Kaplane für die dänische Handelskolonie stellten: Ab 1706 wirkten dort Bartholomäus Ziegenbalg und Heinrich Plütschau und bauten eine Mission auf. Diese Quellen sagen zunächst mehr über die westlichen Beobachter aus als über die Indigenen. Andererseits darf man sie auch nicht unterschätzen; auch die indische Geschichte greift selbstverständlich auf diese Quellen zurück, wie auch die osmanische Geschichte kaum ohne narrative westeuropäische Berichte auskäme. Johann Albrecht von Mandelslo (1616–1644) stammte aus einem braunschweigischen Adelsgeschlecht, war in Schöneberg/Ratzeburg geboren, und diente zunächst bei dem Herzog von Braunschweig. 1635 brach er in der Gefolgschaft einer diplomatischen Sendung Herzog Friedrichs III. von Holstein-Gottorf nach Moskau zum Großfürsten und nach Persien zum Shah Sefi mit dem Ziel des Abschlusses von wirtschaftspolitischen Verträgen zur Stärkung der vom Dreißigjährigen Krieg arg geschundenen Lande von Hamburg aus auf und setzte 1638 seine Reise auf eigene Faust nach Ispahan und Indien fort, wo er per Schiff in Surat anlangte. Im Gegensatz zu manchen deutschen Angestellten der niederländischen Verenigden Oostindischen Compagnie (VOC), die, wie ihre Auftraggeber, in diesen Dekaden fast ausschließlich die Hafen- und Küstenstädte Indiens erreichten, zeichnet sich Mandelslo dadurch aus, dass er als unabhängiger Reisender auch das Landesinnere durchzog und so die nordindischen Städte Ahmedabad, Agra und Lahore erreichte. Die Globalgeschichte: Drei Fallstudien 263 Beschreibung zu Ahmedabad folgt dem Muster westeuropäischer Staatsbeschreibungstradition, wie sie als Genre im Übergang zwischen diplomatischer Informationspraxis und Fernreiseratgeberliteratur (Apodemik) in Europa seit dem 16. Jh. gängig geworden war: Der Beobachter beginnt mit dem üblichen Faktor der ‚Staatseinkünfte‘ (im europäischen Zusammenhang wären das die „entrate/intrade“) von „5. Millionen Realen“, die „der König“ jährlich aus der Stadt beziehe. Die Stadt regiere über 20 „kleine Städte und Flecken“ und „3000. Dörfer“, die dem „Königlichen Gubernator“ in Ahmedabad Tribut zu zollen haben. Den Herrschaftsaufbau beschreibt Mandelslo wie folgt: Über diese alle ist gesetzt ein Königlicher Gubernator/welcher zu Amadabad residiret, ist ein Chan oder Raschi (wie sie ihn nennen) das ist/ein Fürst: Hat unter sich einen Stathalter/einen Sultan, etliche Kasi oder Unter-Richter/einen Wisir oder Stadt-Voigt/Zöllner und andere Officierer und Commendanten. Durch welche er die Völcker und Soldaten regieret.7 Die Stadt würde 120.000 Soldaten im Kriegsfall aufmahnen können, das stehende Heer, das der Khan dem König zu unterhalten schuldig sei, bestehe aus 12.000 Mann zu Pferd, 50 Elefanten. Der Khan besitze große „Authorität […] nicht viel minder als ein König“. Dieser „Gubernator“ wird auch als „Vice-Roy Chan“ bezeichnet, heiße derzeit Alebehan, sei 60 Jahre alt, sehr reich (Aufzählung des Besitzes) und habe eine sehr schöne Tochter, deren Brautschatz beziffert wird. Es folgt eine Beschreibung des Umfangs und der Mitglieder des Hofes („Hoffstadt“) von 500 Personen sowie andeutungsweise des Hofzeremoniells. Es folgt eine Darstellung seiner ersten Audienz bei dem Khan, bei der Mandelslo genau beschreibt, wie er von einem vor Ort schon besser eingelebten englischen Kaufmann eingeführt wird, der ihn in „Indostanischer Sprache“ als „Teutsche[n] vom Adel“ vorstellt. Das Gespräch wechselt dann ins Osmanische, das Mandelso beherrscht – der Khan war selbst Perser und beherrschte das Osmanische. Der Khan wunderte sich, dass Mandelslo immer noch in westlich-deutscher Kleidung reise und sich nicht angepasst habe: „Man pflegte sich sonst gern der Nationen/bey welchen man lebete/Kleidung zu gebrauchen/damit es weniger Auffsehens gebe. Gleich wie bey ihnen die Engelländer und Holländer thäten.“8 Überdeutlich ist an der Beschreibung, dass der größte oben referierte Teil über Herrschaftsaufbau einem Schema folgt, das ein Europäer genauso auf einen italienischen Territorialstaat, auf England, Frankreich oder Württemberg angewandt hätte. In entsprechenden statistischen Übersichten, die oft auch in handschriftlicher Form Fürsten und Politikern zur Anlernung und Einführung in die Situation der europäischen Politik an die Hand gegeben wurden, waren die Faktoren oft sogar tabellenförmig entfaltet (geographischer Ort, Umfang des Territoriums, Anzahl der Städte und Dörfer, Anzahl der Schlösser, Umfang der ordentlichen 7 Mandelslo, J. A. v., Morgenländische Reise-Beschreibung, hg. v. A. Olearius, Hamburg 1696, S. 49. 8 Ebd., S. 51. 264 Perspektiven und außerordentlichen Staatseinkünfte, Umfang und Charakter der stehenden Truppen [Artillerie, Kavallerie, Infanterie], Anzahl der Einwohner, Feudalsystem, Kirchenverfassung, Marine, Konfession, Art der ‚Autorität‘, d. h., Souveränität oder Verhältnis zu Oberherrn]).9 Mandelslos Wahrnehmungsschema ist hier reduziert auf eine geringere Anzahl von Kategorien, und er liefert keine tabellarische Beschreibung, aber in die narrative Erfassung sind diese Beobachtungsfaktoren eingelassen, wie etwa auch in einem Staatsbeschreibungswerk wie den Relazioni universali des Giovanni Botero von 1596. Zur Beschreibung der Dignität und des Charakters dessen, was in der Politiktheorie der Zeit der Grad an Souveränität/Freiheit/Abhängigkeit (Autorität) des Herrschers und seine Amtsbezeichnung wäre, wählt Mandelslo unter anderem den Begriff des „Vice-Roy“/Vizekönig: Das Herrschaftsmuster wurde aus dem aragonesischen Mittelmeerreich auf die Vizekönigtümer Mittel- und Südamerikas (Mexiko, Peru) übertragen (siehe oben). Mandelslo benutzte also einen seinen westeuropäischen Lesern bekannten Begriff, der in etwa ausdrückt, dass das Mogulreich von der territorialen Reichweite und Erstreckung die Dimensionen des spanischen Koloniereiches hat, und dass es einer solchen Position von fast autonom regierenden ‚Vizekönigen‘ bedarf, da die Direktregierung gar nicht möglich ist, was dem Khan-Vizekönig letztlich eine teil-autonome Herrschaftsgewalt gibt. Man kann die Inhalte solcher Beschreibungen als Referenzen auf die Realität nehmen und so etwa Mandelslos Analysen zur möglichen sozialen Mobilität vom einfachen Mann zum Adelsstand in Indien für einen globalen interkulturellen Vergleich von Adelseliten heranziehen.10 Hier wurde gezeigt, dass man sie auch anders, auf die historische ‚Wahrnehmungsform‘, die ihrerseits schon in der Frühen Neuzeit komparatistisch und durch standardisierende und quantifizierende Wahrnehmungsraster von Herrschaftsanalyse geprägt waren, analysieren kann. Hatten wir bei Çelebi gesehen, wie westliche Staatsbeschreibungs- und -wahrnehmungsschemata im innersten Bereich der osmanischen Herrschaft rezipiert wurden, wird hier deutlich, wie ein norddeutscher Reisender mit solchen Wahrnehmungsmustern ausgestattet Indien bereist und beschreibt: Dass er selbst dabei ‚nur‘ Osmanisch beherrscht, aber keine indische Landessprache, ist nicht nur Zufall: Zum einen war es um 1620 in Europa kaum möglich, indische Sprachen und Dialekte zu beherrschen. Schon die Lehre des Arabischen (Thomas Erpenius in Leiden etwa) begann gerade erst an den Universitäten Fuß zu fassen. Es zeigt aber auch, wie und dass aufgrund der Kriege und der gemeinsamen Grenze mit dem Heiligen Römischen Reich das Osmanische Reich typischerweise das erste ‚nicht-europäische‘, nicht-christliche, und auch das erste ‚asiatische‘ Reich war; viele Westeuropäer tendierten noch Jahrhunderte dazu, den Mittleren Osten und Ostasien mit ‚mediterranen‘ Brillen zu betrachten. 9 Beispiele hierfür Zwierlein, La gouvernementalité machiavélienne, S. 114–117. 10 Z. B. Drews, W. u. Flüchter, A. et al., Monarchische Herrschaftsformen der Vormoderne in transkultureller Perspektive, Berlin/Boston 2015, S. 69. Globalgeschichte: Drei Fallstudien 265 Die Dänen hatten zu dem Zeitpunkt, als Mandelslo Nordindien bereiste, gerade eine Schiffsexpedition nach Indien gestartet, um sich systematisch an einigen Orten niederzulassen. „Noch während die dänische Hauptflotte in Ceylon weilte, hatte Ragunada, der Nayak von Tanjore, am 2. April 1620 in einem auf Goldblech geschriebenen Brief an die Minister König Christians IV. von Dänemark und Norwegen seinem Einverständnis zu einem Vertrag mit Ove Giedde hinsichtlich der Gründung einer Niederlassung in Tranquebar Ausdruck gegeben“11. Dieser Vertrag wurde am 19. November 1620 abgeschlossen. Ob hier formal ‚Eigentum‘ oder Hoheitsrecht insgesamt übertragen wurden, lässt die original deutschsprachige Ausführung der 1620er-Artikel nicht erkennen. Diese Situation hielt bis 1845, und da die Artikel auch ausdrücklich die freie Ausübung der Religion „genant religio Augsburgica“ vorsahen (also die lutherische Konfession), entstand nach der Stabilisierung der Handelskolonie rasch Bedarf für dauerhaft bestallte Prediger vor Ort. Elitensprache war und blieb in der Frühen Neuzeit in Dänemark ja stets (zumindest auch) Deutsch. Dies führte zu der genannten Indienstnahme der Hallenser Pietisten, da man in Kopenhagen hier gerne auf Prediger zurückgriff, die im gerade offensten anti-orthodoxen Stil des Luthertums, dem Pietismus in der Schülerschaft und Nachfolge August Hermann Franckes, ausgebildet waren; die Hallenser spezialisierten sich auf diese missionarische Öffnung des Luthertums nach außen im Schulterschluss auch mit Strömungen in der anglikanischen Kirche: Die Lutheraner waren insoweit missionarische ‚late comer‘ im Vergleich der drei Großkonfessionen, da die Katholiken im Zuge der iberischen Expansion schon lange global missionarisch tätig waren und eine eigene Kardinalskongregation der Propaganda fide dies auch relativ zentral lenkte, jedenfalls beobachtete, und die Calvinisten durch die Emigration von Settlern (Nordamerika) und über die Handelskolonien der Niederländer und Engländer schon mindestens seit Beginn des 17. Jhs. ebenfalls global weit ausgegriffen hatten. Für die Lutheraner, jedenfalls die deutschen, kam dies mit 200 Jahren Abstand, was der eher zentraleuropäisch nach Osten und Nordosten gerichteten Territorialstaatlichkeit des Luthertums im Alten Reich und Europa nach 1555 entsprach. Ziegenbalg berichtet in seinen Briefen zunächst nach Halle von seinem Tagesablauf: Erstlich nach gethanem Morgen Gebet erkläre ich von 6. bis 7. Uhr den Malabarischen Catechismum Lutheri. Von 7. bis 8. Uhr repetire ich allezeit die aufgeschriebenen und erlerneten malabarischen Vocabula und Phrases. Von 8. bis 12. Uhr lese ich lauter Malabarische Bücher, die ich vorhin noch nicht gelesen habe, in Gegenwart eines alten Poeten und eines Malabarischen Schreibers. Der Poet muß mir die Zeit und Umstände derjenigen Historie besser und weitläufiger erzählen, die ich aus diesem oder jenem Buche lese, und wenn in Versen etwas schweres und dunckeles vorkommt, so muß er mir solches erklären. [diese MalabarLektionen folgen dann noch von 3 bis 5 und von 6.30 bis 8]12 11 Diller, S., Die Dänen in Indien, Südostasien und China (1620–1845), Wiesbaden 1999, S. 147. 12 Ziegenbalg, B., Alte Briefe aus Indien […] 1706–1719, Berlin 1957, S. 76 f. 266 Perspektiven Ziegenbalg berichtet, dass er die ihm wichtigsten malabarischen Autoren bald dem Gehör nach auswendig gelernt hatte und auf diese Weise studierend in die Texte der indischen Gelehrten und Poeten vor Ort eindrang, deren Werke zumeist auf Palmblätter geschrieben waren: Ein Beschreibmaterial, das er und die anderen Missionare selbst auch benutzten und in dieser Form auch zurück nach Halle schickten. Tamil ist eine von vier Sprachen der süd-indischen drawidischen Sprachfamilie, und Ziegenbalg und seine Mitmissionare benötigten ersichtlich einige Zeit, um sich einzuarbeiten. Der allergrößte Teil der Texte, um die es ging, und die Ziegenbalg selbst als Beschreibung oder Übersetzung produzierte, betraf nun nicht Staatsbeschreibungen oder politische Informationen, sondern die Religion der Malabaren. Die Protestanten griffen durchaus auf ältere Übersetzungen zurück, die die katholischen Missionarsvorgänger der portugiesischen Jesuiten erstellt hatten. Ziegenbalg und die anderen Missionare betrieben aber durchaus auch selbst ein eifriges Studium der Bhakti-Religion und verfertigten Übersetzungen und tauschten sich mit Dichtern und Gelehrten aus und schickten alle denkbaren Textformen nach Halle. Ein besonderes Interesse bestand von Seiten der christlichen Missionare an der Tamil-Ethik. So übersetzte Ziegenbalg Lehrgedichte der Dichterin Auvaiyar I. (Nidi Venba und Kondrai Wendan) sowie das Werk Ulaga Nidi: Ziel dieser Übersetzungen war es, den christlichen Lesern in der Heimat vorzuführen, dass die Tamilen durchaus einer Art naturreligiöser Ethik folgten, wie es der ciceronischphilippistischen Konzeption einer naturgesetzlichen Gotteserkenntnis entsprach: Die Texte würden davon zeugen, dass unter den „Malabarischen Heyden […] diejenige weltliche Gerechtigkeit“ herrsche, die „auch mit unsern Christlichen Reguln übereinstimmet, und also ein unfehlbares Zeugnis giebet, daß das Gesetzes Werck auch in dern Heyden Hertz geschrieben sey […]“.13 So war auch die Hauptstoßrichtung von Ziegenbalgs bis ins 19. Jh. handschriftlich gebliebenem Malabarischen Heidenthum mit dem Grundansatz: „Alle Einwohner des ganzen Erdbodens“ seien „in 4 haupt Religionen eingetheilet, als da sind Juden, Christen, Mahometaner und Heiden.“ Zwar seien die Heiden grundsätzlich dem Teufel untertan, aber diese seien nicht alle gleich, sondern „in viele unterschiedliche Secten zertheilet“ in Afrika, Amerika und Ostindien. Hinsichtlich der malabarischen Religion will er dann wieder genau unterscheiden in die Teile, die Zeugnis von der „Erblendung des Teufels, und d[er] greulichen Irrthümer“ ablegen, und die Teile, in denen durchaus eine „Erkäntnis Gottes und der natürlichen dinge bey ihren Vernunftes Lichte“ deutlich werden.14 Die Naturreligion im Sinne eines in minimaler Form allen Menschen eigenen positiven Zugangs zu Gott ist also das Einfallstor, durch das auch die Offenba13 Widmungsschrift des Ulaga Nidi an Erbprinz Karl von Dänemark, 2. September 1708, Jeyaraj, D., Inkulturation in Tranquebar. Der Beitrag der frühen dänisch-halleschen Mission zum Werden einer indisch-einheimischen Kirche (1706–1730), Erlangen 1996, S. 159. 14 Ziegenbalg, B., Malabarisches Heidentum, hg. v. W. Caland, Amsterdam 1926, S. 9. Globalgeschichte: Drei Fallstudien 267 rungswahrheit der christlichen Religion dann an die zu Missionierenden herangetragen werden kann. Die gedankliche Bewegung, die unter den protestantischen Missionaren herrschte, war also die von einer relativ abstrakten, minimalen Naturreligion, dann einer Unterfächerung in die drei monotheistischen Großreligionen, die dem Orient entsprungen waren, und dann zum gegebenenfalls polydeistischen Rest: Trotzdem werden alle Religionen doch als Unterarten der abstrakten, allen zugänglichen Naturreligion begriffen, nahe an sogenannten physikotheologischen Konzeptionen (nicht aber des Deismus). Dies ist ein Ansatzpunkt, der die lutherisch-pietistischen Missionare deutlich von katholischen Missionaren unterschied: Zwar kamen die Jesuiten mit ihrer Akkommodationstheorie in der Praxis relativ nah an diese Konzeption heran. Sie konnten auch den asiatischen Religionen und ihren Gläubigen eine partielle Erkenntnis des Göttlichen zugestehen. Aber die Jesuiten hätten dies nicht in dem Sinne verstanden, dass die höchststehende Offenbarungsreligion des Christentums eine (eben ‚bessere‘) Unter- oder Spezialreligion in einem Fächer von Religionen sei, die auf der Erde möglich und gegeben seien: Damit wurden das Christentum und alle Religionen eben doch ‚vergleichbar‘ gemacht. Die Hauptarbeit von Ziegenbalg und seinen Mitarbeitern und Nachfolgern war meist die Seelsorge der Europäer (der Dänen vor Ort). Die Mission fand sicher daneben statt, war aber keine Massenbewegung. Fast kontraintentional ergab sich eher eine Art Nivellierung oder Vergleichbarmachung der Weltreligionen untereinander in dieser spezifischen Öffnung der protestantischen Missionare gegenüber der indischen Religion, sozusagen eine der Urstunden der modernen vergleichenden Religionswissenschaft. Gerade die geringe Verschränkung von Politischem, Staatlichem und Religionswissenschaft ist auch ein Element von hier stattfindendem protestantisch-indischen Kontakt. Es fand in Tranquebar eben keine Kolonisierung plus Missionierung statt, die zu einer religio-politischen Mischkultur wie in Mexiko geführt hätte, wo man zwar in den rituellen Praktiken des Katholizismus Residuen der vorherigen aztekischen Praktiken auffinden kann (ikonographische Mischungen älterer Gottheiten mit der Madonna oder Christus), aber insgesamt eine Überformung der Kultur durch den Katholizismus erfolgte. Demgegenüber blieben die Bakhri-Religion und die protestantische Mission doch lange eher in einer Parataxe, und überhaupt scheinen auf lange Sicht die älteren asiatischen Hochkulturen und ihre Religionen gegenüber einer vollkommenen christlichen Überformung stärker ‚immunisiert‘ gewesen zu sein. In einer Epoche, da Religion und Konfession mit dem Politischen immer intrinsisch verschränkt waren, sind neben dem staatsbeschreibenden Blick der Reisenden auch diese unterschiedlichen Ergebnisse des missionierenden Ausgreifens (im Hauptziel oder als Nebenprodukt der europäischen kommerziellen Expansion) ein wichtiger Gegenstand und eine wichtige Fragestellung: ‚Konfessionalisierung‘ ist dann auch ein globaler Prozess, der sich aber außerhalb Europas in den verschiedenen Weltregionen ganz anders manifestiert. II) Zwischen Christen und Nicht-Christen Generell: ´Konfessionalisierung´ ≠ Missionierung 1) ´Inner-christlich´, Inner-europäisch: Konfessionalisierung regional und territorial in geläufig unterschiedlicher Form der konfessionellen Koexistenz in der Form von herrschaftsbezogener a) Binnenpluralität (meist in dominant reformierten Territorien) b) Außenpluralität 2) ´Inter-christlich´ a) Inner-europäisch (Bsp. Waldenser) Konfessionalisierung als bekenntnisförmige Assimilation b) Außer- oder PeripherieEuropäisch (Ostkirchen) Konfessionalisierung als von außen induzierte, aber intern eigenständige Bekenntisformung und theologische Transformation Abb. 40: Konfessionalisierungsprozesse global. 3) Europäisch enklaviert (Bsp. Juden): QuasiKonfessionalisierung ähnlich 2b, bei noch höherem Grad theologischer Distinktion 4) Außereuropäisch a) Theologischinstitutionell wenig verfestigte Religionen (segmentär differenzierte Gesellschaften oder durch Kolonialeroberung zerstörte Traditionspflege) bei fehlender innerchristlicher Kompetition: Mischform-Bildung, Diffusion b) Gegenüber stabilen ´Hochreligionen´ (Islam, Hinduismen, Buddhismen): Teilimmunität gegenüber epistemischem Druck Perspektiven I) In und zwischen christlichen Gruppen/Kirchen 268 ´Konfessionalisierung´ als epistemischer Vorgang der Verschränkung von neuzeitlichem Empirismus mit religiöser Normativität Globalgeschichte: Drei Fallstudien 269 Im obigen Schema (vgl. Abb. 40) würde die protestantische Mission in Tranquebar eher zum Typ 4b (Außereuropäischer Religionskontakt bei Teilimmunität der heimischen Religionen gegenüber dem epistemischen christlichen Druck) gehören, während die religiöse Kultur Mexikos oder Perus im 17. und 18. Jh. – bei allen Klagen der katholischen Missionare, der Inquisition und der Propagandakongregation in Rom über die als ‚grauenvoll‘ empfundenen Abweichungen, monströsen Mischbildungen und idololatrischen Praktiken der Mestizen – zum Typ 4a gehören würde: Ein Guaman Poma, den ich im letzten Kapitel kurz als Beispiel erwähnt habe, gehört zwar zu den bemerkenswerten kritischen Stimmen einer ehemaligen InkaOberschicht, aber wenn man seine Corónica durchgeht, zeigen schon die Bilder und die Rezeption der Kirchenverfassung, wie er den Papst (mit Tiara und Hirtenstab ganz europäisch gezeichnet) als kirchliches Oberhaupt grundsätzlich anerkennt. Er übt zwar scharfe antiklerikale Kritik an den Missionaren, aber das Christentum als solches hat er inzwischen ‚irgendwie‘ verinnerlicht und angenommen. Schon quantitativ ist die Zahl von christianisierten Asiaten gegenüber denjenigen Amerikas insoweit verschwindend gering in der Frühen Neuzeit. Eine gänzlich autarke, unabhängige Religionsausübung und Separatkultur war demgegenüber unter spanischer Herrschaft in Südamerika eben kaum mehr oder nur klandestin möglich. Bemerkenswert ist, dass die deutschen Pietisten, die sich in Tranquebar länger niederließen, nun in ganz anderem Maße versuchten, indische Religionspraxis, Denken, Geschichte und auch Dichtung in der Landessprache zu studieren, zu übersetzen, und umgekehrt christliche Texte in Tamil zu übersetzen: Während der Reisende Mandelslo gleichsam mit einer ‚osmanisierend-orientalisch‘ getönten Brille wie ein Fremdkörper in seiner heimischen Kleidung durch Indien reiste, stabilisierte sich hier das, was Pratt einst eine contact zone zwischen Europäern und Nicht-Europäern genannt hat. Das heißt nicht, dass die pietistischen Wahrnehmungen nicht ihrerseits stark präformiert waren (wie das eben angedeutete hierarchische Klassifizierungsschema der Religionen zeigt). Aber jenseits dieser normativen Rahmen war die proto-ethnologische Wahrnehmung doch stärker linguistisch-konzeptuell verfeinert, hatte sich empirisch offener gemacht. Bei der historischen Analyse solcher Wahrnehmungen wird es nie darum gehen, mit dem Maßstab des heutigen Wissensstands messend zwischen ‚falschen‘ und ‚eher richtigen‘ Beschreibungen und Wiedergaben zu unterscheiden. Aber man muss sehr wohl die unterschiedliche Gemengelage und die zugrundeliegenden ‚Verformungsrahmen‘ und Wahrnehmungsmethoden (deduktive Schemata vs. Empirismus usw.) im Abgleich mit der Entwicklung der Wissensordnungen und der Ausbildung der jeweils Reisenden ernst nehmen und genau berücksichtigen. 20.3 China Im Gegensatz zu Amerika war China nicht erst in der Frühen Neuzeit in Kontakt und Austausch mit Europa getreten, sondern es gibt schon bis an die Pazifikküste reichende Migrationen ab dem 7. Jh. (Nestorianer-Mission). – Marco Polo konnte 270 Perspektiven noch Residuen der gegründeten Kirchen beschreiben. Im 14. Jh. war das Netz von Kirchen und Diözesengründungen aber wieder erodiert. Im 16. Jh. nahmen dann die Jesuiten wieder Kontakt mit China unter Franz Xaver und vor allem Matteo Ricci auf. Ab diesem Zeitpunkt wurde in beiden Bereichen, Handel und Mission, eine Stabilisierung und Verstetigung des Austausches erreicht, die zu einem doch vergleichsweise raschen Informations- und Wissensgewinn führte. Der Eigenwahrnehmung der Jesuiten nach, die meist auf den portugiesischen Handelsschiffen bis nach Ostasien reisten, um sich dann an verschiedenen Standorten wie Nanking und später Peking niederzulassen, und die alsbald am Hof des Kaisers auch privilegierte Positionen, wie die der Hofastronomen, übernahmen, war das, was sie taten, aber doch eine Art Ersterschließung und ‚Entdeckung‘ Chinas. Anders als ein Mandelslo begannen die Jesuiten schon rasch, sich auch äußerlich dem Umfeld anzupassen: Ricci kleidete sich, wie seine Vorgänger, im Habit des niederen buddhistischen Klerus, so dass er zunächst einmal nicht auffiele und innerhalb der chinesischen Gesellschaft klar als im spirituellen Bereich Spezialisierter wahrgenommen wurde. Die Entwicklung dieses Austauschs soll chronologisch eher von hinten aufgerollt werden, und zwar am Beispiel eines Werks, das schon am Endpunkt der Hochphase jesuitischer Mission steht, die Geographisch-historische, chronologische, politische und physikalische Beschreibung des Chinesischen Reiches [Description géographique historique, chronologique, politique, et physique de l’Empire de la Chine (1735)]. Dieses in vier großformatigen Bänden erschienene enzyklopädische Werk wurde von dem Jesuit Jean-Baptiste Du Halde herausgegeben, der selbst nie in China gewesen war. Über sein Leben ist wenig bekannt, geboren 1674 trat er 1692 den Jesuiten bei und figurierte in der Pariser Ordensprovinz als Herausgeber der Lettres édifiantes, der ‚Erbaulichen Briefe‘, in denen Originalbriefe, Paraphrasen und andere Stücke vor allem von den in China arbeitenden Jesuiten, die an den Provinzial in Paris geschickt wurden, veröffentlicht wurden. Die Description erlangte im 18. Jahrhundert rasch den Status eines Standardwerks für alle Gelehrten. Die Description kann beanspruchen, repräsentativ für einen neuen Status von empiristischer Informationsverarbeitung über als ‚unbekannt‘ oder erforschenswert ausgewiesene Regionen und Kulturen zu gelten: Anders als bei einem Mandelslo und tendenziell sogar noch anders als bei den Hallenser Pietisten stand hier im Hintergrund die Verknüpfung der eigenen jesuitischen Bildungs- und Gelehrsamkeitstradition sowie des weltweiten missionarischen Netzwerks auf der einen Seite mit den höfischen und urbanen gelehrten Kreisen von Paris: Die Methode der Welterfahrung und -erforschung in der Tradition der Royal Society und der Académie des sciences sowie die europäische respublica litteraria stehen nun im Hintergrund. So erstellte die Académie des sciences 1684 eine Frageliste und Leibniz 1689 ebenfalls eine Zusatzliste, die dem Typ nach den sogenannten queries entsprachen, die die Royal Society unter ihrem ersten Sekretär Henry Oldenburg und dem führenden Wissenschaftler Robert Boyle begonnen hatte, thematisch aufgefächert und für verschiedene Weltregionen zu entwickeln: Von naturhistorischen Fragen („Über die Wissenschaft der Chinesen, ihre Mathematik, ihre Astrologie, ihre Philosophie … Globalgeschichte: Drei Fallstudien 271 Vom Tee, vom Rhabarber … von den Vögeln … von den Festlichkeiten … von Kunst und der Seidenmanufaktur … vom Porzellan“) ging das Questionnaire dann über zu Bereichen wie Kultur, Religion, Geschichte und Politik.15 Diese ‚Fragebögen‘ wurden dann nach China verschickt, und die Missionare in den verschiedenen Provinzen füllten sie aus, bzw. beantworteten die einzelnen Fragen in Darstellungen und Briefen. Gleichermaßen sandten die Jesuiten immer wieder unaufgefordert lange Briefe mit Detailbeschreibungen einzelner Materien an das Provinzialat in Paris zurück, in feiner Tinte auf chinesisches Papier eng beschrieben. Die Briefe benötigten oft ein Jahr, auf Hin- und Rückweg, bis sie angelangten, viele gingen auch verloren. Doch stabilisierte sich hier, gerade in der Kommunikation zwischen den chinesischen Missionsstationen, Indien, Indonesien und dann den Ordenszentralen, der Kardinalskongregation der Glaubensverbreitung (Propaganda fide) in Rom und in Paris ein immer dichterer Informationsfluss. Dieser betraf nicht mehr nur den religiösen Bereich, sondern die ganze Kultur, Natur, Wissenschaft und das Staatswesen. Sie waren von hoher Detaildichte und basierten auf der Lektüre, Auswertung, Teilübersetzung und Paraphrase chinesischer chronikalischer und wissenschaftlicher Werke, auf dem Dialog mit chinesischen Gelehrten, wie sie insoweit zuvor noch nicht in Europa angelangt war. So liest sich dann auch die Inhaltsübersicht gerade des allgemeineren zweiten Bandes der Description wie ein Nachschlagewerk aufklärerischer Präzision. Nach hinführenden historischen Daten folgt: Von der Form der Regierung Chinas, der unterschiedlichen Gerichte, der Mandarine, der Ehrerweisungen, die man ihnen zuteilt, von ihrer Macht und ihren Funktionen – Von der militärischen Regierung, den Kräften des Imperiums, den Festungen, den Kriegsleuten, von ihren Waffen und ihrer Artillerie, Von der Policey [police] Chinas, sei es in den Städten zur Wahrung der guten Ordnung, sei es auf den großen Straßen, zur Sicherheit der Reisenden […] Vom Adel […] Von der Fruchtbarkeit der Länder, der Landwirtschaft, […] Vom ‚Genie‘ und Charakter der chinesischen Nation […]16 Die Informationen über das chinesische Staatswesen waren sehr detailliert und beruhten offensichtlich auf direkter Information, etwa zum Steuerwesen: Der persönliche Tribut, den alle und jede Personen vom 20. Jahr an bis zum 60. geben müssen, beträgt eine ganz unermeßliche Summe, wegen der unbeschreiblichen Menge Einwohner, damit dieses Reich angefüllet ist. Gemeiniglich hält man dafür, daß 58 Millionen Menschen diesen Tribut entrichten. Bey der Zählung der Unterthanen, die von dem verstorbenen Kayser Cang hi im Anfang seiner Regierung veranstaltet ward, wurden eilf Millio- 15 Landry-Deron, I., La preuve par la Chine: La Description de J.-B. Du Halde, jésuite, 1735, Paris 2002, S. 150–179, insbes. S. 176 f. 16 Du Halde, J.-B., Description géographique historique, chronologique politique, et physique de l’Empire de la Chine et de la Tartarie chinoise, Bd. 2, Paris 1735, S. 22, 43, 50, 58, 64, 75. 272 Perspektiven nen 52,872 Familien gezählet, und derer, die vermögend waren die Waffen zu tragen, waren 59 Millionen 788,364 […]17 Im Folgenden wird über die Struktur der Kaiserfamilie, den Gerichtsaufbau, die Heeresgröße (780.000 Mann) und viele weitere Charakteristika berichtet. – Zum Teil baut Du Haldes Werk auf vorheriger jesuitischer China-Geschichtsschreibung auf (Martino Martini), zum Teil wurden aber direkt französische Übersetzungen chinesischer chronographischer und enzyklopädischer Werke verwandt, von denen sich heute meist noch die handschriftlichen französischen Übersetzungen in der Bibliothèque nationale finden (etwa das Tongjian gangmu kommentiert von Zhu Xi, ein ‚Fürstenspiegel‘ aus dem 11./12. Jh.) oder auch eine Übersetzung des Jesuiten Dentrecolles des Buchs Fuhui quanshu aus dem 17. Jh. von Huang Liuhong („Die Kunst ein Volk glücklich zu machen“). Ähnlich wie bei den ortsansässigen protestantischen Tranquebar-Missionaren steht ein oft jahrzehntelanges vertieftes historisch-ethnologisches und linguistisches Studium hinter dem Werk Du Haldes, das aus der Expertise vieler Spezialisten schöpft. Für die Käufer und Leser des Werkes repräsentierte es in ganz Europa aber oft über weite Strecken das Wissbare. Ähnlich darf man bei aller Hochschätzung von Leibniz als Universalgelehrtem und seiner Sinophilie nicht vergessen, dass seine direkten Quellen über China fast ausschließlich aus der Korrespondenz mit Jesuiten herrührten. Der Gelehrte war ganz abhängig und insoweit trotz seiner Gelehrsamkeit den ‚Spezialisten‘ nicht überlegen, die ihrerseits große vielbändige chinesische handschriftliche oder im Holzdruck vervielfältigte Enzyklopädien lasen, verarbeiteten und übersetzten. Hinter dem jesuitischen Impetus, Westeuropa mit dem ‚Reichtum‘ Chinas positiv vertraut zu machen, stand durchaus eine Kontroversposition im Streit über die Riten seit den 1640ern. Jahrzehntelang schwelte dieser Streit zwischen verschiedenen Ordens- und Missionarsgruppen, auch innerhalb der Jesuiten, an der Kurie und unter den französischen Missionaren. Die Jesuiten, jedenfalls der größte portugiesisch-stämmige, italienische, sowie dann konvertiert-chinesische Teil, vertraten mit der Akkommodationstheorie eine möglichst weitgehende Anschmiegung an die bisherigen Traditionen im Äußerlichen, soweit die Kerntheologoumena der katholischen Kirche im Inneren unberührt blieben – dies ermöglichte und forderte zugleich eine größtmögliche Kenntnis der chinesischen Kultur und Riten. Die normative Haltung, die 1704 mit einer Legation eines apostolischen Legaten, des französischen Kardinals Tournon, per päpstlichem Edikt endgültig verkündet wurde, war die weitgehende Ablehnung dieser Konfuzius- und Ahnenverehrung als Idolatrie (Götzenanbetung) und ein Rückruf zur Strenge der tridentinischen Konzilsregelungen auch in China. Dies forderte Gegenedikte des chinesischen Kaisers heraus, so dass ab den 1740ern die christliche Mission, jedenfalls in ihrer Expansionsbewe17 Du Halde, J.-B., Ausführliche Beschreibung des Chinesischen Reichs und der grossen Tartarey, hg. v. Johann Lorenz von Mosheim, Bd. 2, Rostock 1748, S. 20. Globalgeschichte: Drei Fallstudien 273 gung, weitgehend zum Erliegen kam. Einige wenige Jesuiten verblieben in Peking, aber eine Entschärfung der Situation – bei einem Stand von etwa 100.000 Christen um 1700, also einer kleinen Minorität im Vergleich zur Gesamtpopulation – fand dann erst 1939 statt. Diese europäische, innerkatholische, partiell auch interkonfessionelle Kontroverse übte also eine Art ‚Druck‘ aus, der über Jahrzehnte hinweg einen vertieften Bedarf auf beiden Kontroversseiten für ‚Wissen um China‘ schuf. – Auch die Description ist eine Reaktion auf diesen Anreiz und Bedarf an Wissen für eine weiter schwelende Debatte. Die Aufklärer des 18. Jhs. von Leibniz über Voltaire und Montesquieu bis zu den Physiokraten, die positiv und negativ auf ‚China‘ als Referenz zugriffen, waren meist nur sekundär oder tertiär durch diese jesuitischantijesuitische Kontroverse informierte Autoren, prägten aber das Bild oder bauten China als Beispiel für einen erstaunlich effizienten ‚despotischen‘ Staat in eine Klima- und Reichelehre ein, wie sie bei Montesquieu zu finden ist. Die Folge der Beispiele Osmanisches Reich – Indien – China mag also hier exemplifizieren, wie man einerseits darauf achten muss, die westliche Perspektive auf ‚die Fremde‘ in der Frühen Neuzeit nicht mit den eigenen (‚indigenen‘) Perspektiven, Geschichten und Wahrnehmungen in diesen frühneuzeitlichen asiatischen (und anderen) Ländern zu verwechseln. Zweitens darf man aber auch nicht in die methodische Falle laufen, im postkolonialen Übermut der Dezentrierung zu glauben, man könne eine ‚reine‘ nicht-westliche Geschichte dieser Länder in der Frühen Neuzeit schreiben und überhaupt finden: Die Akteure (und nicht nur ein Sonderfall wie Çelebi) befanden sich zumindest in der späteren Frühen Neuzeit bei näherem Hinsehen meist schon längst in einer Konstellation der Verstrebung, der Rezeption und gegenseitigen Ost-/West-Wahrnehmung, sie waren längst ‚entangled‘ und wenn nicht ‚hybridisiert‘, so jedenfalls in Kontakt. Das ‚reine‘ und ‚originäre‘ Osmanische, Indische, Indonesische oder Mexikanische hinter dem Mischungsprodukt, das sich in unterschiedlichen Kontakt- oder gar Kolonialformen stets entwickelt hatte, gab es ab einem gewissen Punkt nicht mehr. Drittens muss man die Wahrnehmungsmuster, die die Perzeption bestimmten, versuchen zu dechiffrieren, hier ihre eigene Geschichte und Entwicklung nachvollziehen und versuchen zu typologisieren sowie sie auf den Bildungshintergrund, formative Muster und den institutionellen Kontext der Informationsverarbeitung hin befragen. V. Schlusswort Ob die Frühe Neuzeit außerhalb Europas überhaupt zwingend als Epochenbezeichnung nötig oder hilfreich ist, mag man diskutieren, wie oben im Kapitel 19 angedeutet. Dass aber jedenfalls in jener Zeitspanne, die wir nach christlicher Zeitrechnung von ca. 1450 bis 1800 abteilen, eine große Fülle von Umwälzungen und von Prozessen stattgefunden haben, die die Welt als Ganze unumkehrbar und fundamental verändert haben, liegt auf der Hand. Für Europa und das Gebiet des Alten Reiches wollte dieses Einführungsbuch die Fülle und Faszination, die Entfaltung von Neuem und die Umwandlung von alten Traditionen im Bereich von Politischer Theorie und Herrschaft vorstellen. Dies kann notwendig nur eine erste ‚Vorstellung‘ im Wortsinne meinen, ein erstes Kennenlernen: Zu einem alten Bekannten wird die Frühe Neuzeit erst, wenn der und die Studierende sich mit eigener Freude und Motivation auf Fährten begibt, die hier vielleicht nur kurz angetippt wurden – und dann hoffentlich entdecken wird, dass diese wenigen Seiten nur wie eine kleine Oberfläche sind. Der Eisberg der Quellen und der Fülle detaillierter archivalischer Forschungsliteratur kann damit fast nur schamhaft bedeckt und verhüllt werden, als dass man beanspruchen könnte, das Ganze damit ‚im Kern‘ zu erfassen. Das kleine Buch bekennt sich damit auch zu einer gewissen Vielfalt und gerade bei den Beispielen und Fallstudien zu einer freien Auswahl, entsprechend den Kompetenzen des Verfassers und mit einer gewissen Nähe zu dem, was man als ‚Basiswissen‘ bezeichnet. Aber gerade wenn man den Weg ins Globale und wenn man schon in Europa nach der Gewichtung von Regionen fragt, stehen am Ende ohnehin immer mehr Leerstellen als Elemente, die abgedeckt werden konnten. Daher wurde mit den Methodenkapiteln auch versucht, das Werkzeug und die Probleme herauszuarbeiten, die grundsätzlich bei jedem Thema, jeder Region und jedem Untersuchungsfeld von Politischer Theorie und Praxis Anwendung finden können bzw. jedenfalls mit zu reflektieren sind. So versteht sich die Fügung aller Kapitel zusammen als eine feste Fügung von doch immer nur exemplarischen Perspektiven. Manche rote Fäden habe ich versucht hindurchzulegen: Die Frage des Verhältnisses von Sprache und Praxis, die Typen politischer Theologien vom Spätmittelalter bis zur Französischen Revolution, das Verhältnis der Formen von Republikanismus und Monarchien, die Ausbildung und Entwicklung von quantifizierenden Wahrneh- Schlusswort 275 mungsrastern in der Staatsbeschreibung, sei es in der Renaissance mit der Vermessung des Alters von Staatsgebilden, sei es in der osmanischen Kriegsbudgetanalyse. Diese Fäden sind durch den Index zusätzlich erschließbar, der Leser ist aber gern aufgefordert sich einen eigenen Weg zu bahnen – und grundsätzlich ist auch jedes Kapitel für sich als Vorbereitung auf diese oder jene Sitzung nutzbar. Insofern steht am Schluss kein Résumé ‚der politischen Theorie und Herrschaft der Frühen Neuzeit‘ als Ganzer, keine vollständige Summe, sondern der Appell und die Ermutigung an Leser und Studierende, die offenen Pfade selbst weiterzugehen, der freudige Ansporn, die hier mit einigen Pflöcken eingeschlagenen Themenkomplexe wiederzuentdecken, weiterzubearbeiten, umzuformen, die Thesen kritisch zu befragen und gegebenenfalls zu widerlegen im eigenen Studium, die offenen Fäden aufzunehmen und weiterzuspinnen, – denn jede(r) hat sich seine/ihre eigene Frühe Neuzeit als Epoche zu erarbeiten. Ich danke Christoph Kampmann und Marian Füssel für die Anregung, diese kleine Einführung zu verfassen sowie für eine erste gründliche Gegenlektüre des Manuskripts. Ebenso danke ich den ehemaligen Studierenden und Absolventen Tim Hartelt, Jannik Keindorf sowie der Projekthilfskraft Patricia Scheuch für eine Lektüre aus studentischer Sicht. – Allen Münchner, Bochumer und gerade anlaufend Berliner Studierenden vom Bachelor bis zur Doktorarbeit sei für die Erfahrung gedankt, die ich mit ihnen im Lehren der Frühen Neuzeit sammeln durfte und darf. Das Buch entstand während der Heisenberg-Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft: für die entsprechende Freiheit ist ebenfalls zu danken. Kai Pätzke, Katrin Reineke, Renate Rehkopf und Vera Schirl von Vandenhoeck & Ruprecht und dem Verlagsverbundteam von utb danke ich für die Begleitung bei der Produktion. Ortsregister [nicht aufgenommen wurde ‚Deutschland/deutsch/Gebiet des Hl. röm. Reiches‘] A Afrika 116, 147, 209–211, 217, 223, 227, 237, 244, 255, 266 Ägypten 12, 101, 159, 211, 255 Aix-en-Provence 64, 164, 172 f. Al-Andalus 209, 222 Alès 206 Algier 210 Amboise 206 Amerika 36, 39, 60, 118 f., 134, 136 f., 147, 153, 167, 217, 220–224, 227, 229–231, 243, 253, 264–266, 269, 285 Amsterdam 46, 129, 249 Anatolien 255 Anjou 60, 64, 107, 115, 215 Ansbach 213 Antwerpen 16, 114 f., 192, 206 Arabien 64, 222, 248 f., 255–259, 261, 264 Aragón 17, 30, 64, 121, 209, 221, 227, 264 Arles 164 Armenien 46, 249 Arras 64, 180, 206 Asien 147, 204, 217, 224, 244, 249, 264 f., 267, 269 f., 273 Augsburg 55, 79, 84–86, 127 f., 132, 206, 214, 265 Auvergne 63, 107 Avignon 66, 73, 75 B Baden 90, 109, 211, 214 f. Basel 75, 77, 90, 132, 211 Bastia 64 Bayern 82, 87 f., 145 Béarn 64 Beaulieu 206 Belgien 65, 115, 199 Bergamo 113 Berlin 240 Besançon 64, 90, 172 f. Blois 106 f., 119 Böhmen 79, 82, 84, 114, 116 f., 131, 137, 159, 206 f. Bologna 31, 65, 83, 174 Bordeaux 64, 147, 172 f., 185 Boston 118 Boulogne 206 Bourges 71, 172 f., 235 Brabant 65 Brandenburg 79, 82, 84, 213 Brasilien 116, 227 Breda 115 Breisach 213 Bremen 213 Breslau 143, 214 Bretagne 64, 107, 185 Brünn 116 Brüssel 114 Burgsteinfeld 132 Burgund 63, 65, 87, 92, 107, 114, 166, 213 C Cambridge 36 f., 40, 60, 66 Canossa 51 Cateau-Cambrésis 211, 215 f. Cavour 206 290 Ortsregister Charlerois 213 Chartres 168 Chicago 243 China 58, 204, 244 f., 249, 252–254, 265, 269–273 Cleve 155 Colmar 64 D Dänemark 211, 213, 262, 265 f. Dauphiné 64, 107 Diedenshausen 132 Dijon 64 Dillenburg 132, 194 Douai 64 Dracy-lès-Vitteaux 166 E Elsass 79, 164, 172, 196, 213 Emberménil 172, 176 Emden 96, 132 England 16 f., 60, 63, 65, 96, 108 f., 111, 114 f., 118 f., 122 f., 130, 136 f., 139 f., 143, 145, 149–151, 160, 162, 179, 191, 207, 210 f., 216, 235 f., 251, 262 f. Estremadura 221 F Ferrara 9, 30 f., 75, 77, 223 Finale 79 Friesland 79, 115, 213 Fleix 206 Florenz 9–36, 42, 57, 59 f., 78, 112 f., 136, 138 f., 217 Fontainebleau 122 Franche-Comté 63 Franken 170 Frankreich 9, 11–13, 16, 31, 40, 43, 53, 56, 58, 60, 63, 64, 65, 71, 73, 75, 79, 81, 82, 85, 94–103, 105, 106, 108–112, 114, 118 f., 121 f., 126–128, 130 f., 136 f., 139 f., 144–147, 150–153, 156, 160, 162–187, 189–192, 194, 196, 197, 199 f., 201–203, 206–216, 235 f., 240 f., 248, 253, 255, 257, 260, 262, 272 Friedberg 91 Fulda 90 G Geldern 65, 115 Gent 115 Genua 112, 114, 126, 179 Goslar 51 Gotha 34 Granada 222 Grenoble 64 Griechenland 14, 18, 22, 66, 78, 120, 129, 190, 196, 236 f., 251, 256, 259 Groningen 115, 132, 194 Guinea 237 Guyana 174 Guyenne 64 H Hagenau 91 Haiti s. Saint-Domingue Hamburg 155 f. 159, 211, 245, 262 Hannover 152 Heidelberg 66, 240, 251 Hennegau 65 Herborn 96, 132 Hersfeld 90 Hessen 81, 90, 109, 132, 202, 208, 213 Holland 65, 115, 263 I Indien 46, 58, 116, 204, 220, 223, 231–233, 242, 244, 246, 249, 254, 262–269, 271, 273 Indonesien 116, 271, 273 Italien 9–36, 40, 50 f., 57, 60, 63 f., 73, 79, 82, 84, 96, 105, 109, 112–114, 120, 127, 132, 140, 180, 187, 189–191, 194–196, 200 f., 207, 210 f., 217, 220, 223, 235–238, 250, 260, 262 f., 272 J Japan 204, 244, 246 K Kairo 249 Kanada 217 Kappeln 190, 206 Kastilien 64, 221, 225, 227, 231 Katalonien 65, 75 Köln 66, 84, 88, 132 Ortsregister 291 Konstantinopel (Istanbul) 77, 210 f., 255–258 Konstanz 75–77 Korea 204, 249, 254 Kraichgau 138 Kreta 113 Kurmark 154 f., 159 Kuttenberg 206 Kyoto 61 Modena 30 Moldau 159 Montpellier 156 Môtiers 179 Mühlhausen im Elsass 91 München 34, 73 Münster 15, 211, 213 Murbach 90 f. L La Rochelle 122, 147 Languedoc 64, 107 Leiden 214, 264 Lepanto 54, 255 f. Limburg 65 Lodi 14 Loire 105 London 140, 142–144, 146 f., 151, 234, 244 Longjumeau 206 Lothringen 63, 90, 121 Lucca 112, 137 Lund 240 Luxemburg 65 Lyon 105, 164, 172 f., 214 N Nancy 64 Nantes 122, 128, 147, 151, 206, 285 Nassau 63, 90, 115 f., 132, 193–195 Navarra 64, 121, 130 Neapel 33, 60, 63 f., 66, 217 Nemours 206 Neufchâtel 240 Neumark 154 f., 159, 206 Neumarkt 206 New York 244 Niederlande 63–65, 79, 84, 114–119, 126–133, 136–139, 143, 145, 149, 191, 206 f., 210 f., 213, 232, 237, 240, 262, 265 Niederlausitz 116 Niederösterreich 206 f. Nordafrika 210 f., 255 Normandie 64, 107 Nürnberg 68 M Magdeburg 16 Maghreb 209 Mähren 116 Mailand 18, 33, 64, 217 Maine 107 Mainz 81, 84 f., 86, 88, 97 Mallorca 64 Malta 237 Mantes 206 Mantua 79, 212, Marburg 66, 132 Marokko 210 Marseille 63, 147, 151, 164, 167, 201 Mecklenburg 85, 157 Mekka 255 Menorca 64 Mérindol 192 Metz 64, 90 f., 164, 213 Meurthe 176 Mexiko 223, 225, 227 f., 246, 254, 264, 267, 269 O Oaxaca 225 Oberelsass 213 Oberlausitz 116 Oberösterreich 206 Odenheim 90 Orléans 107 Osmanisches Reich 113, 175, 187, 204, 209–211, 243 f., 246, 248, 254–262 Osnabrück 206, 208, 211, 213 f. Österreich 64, 79, 82, 84–87, 92, 95, 97, 109, 111, 114, 152, 166, 191, 199, 206 f., 211 Ostfriesland 79, 213, Ostpreußen 155 Ottobeuren 86 Overijssel 115 Oxford 66 292 Ortsregister P Padua 30, 73 f., 113, 131 Paris 16, 51, 55, 64 f. 73, 100, 102–109, 116, 130, 147, 150, 156, 162–166, 168, 171–173, 177, 179, 183, 185, 191, 202, 211, 216, 234, 240 f., 244, 270 f. Parma 31, 114 Passau 206 Pau 64 Pécs 66 Peloponnes 64 Perpignan 64 Perugia 66, 73 Pfalz 81, 84, 88–90, 103, 117, 120, 213 Piacenza 31, 66, Pinerolo 213 Pisa 66, 75 Polen 136, 207 Pommern 157, 213 Pont-à-Mousson 121 Pontoise 106 Portugal 109, 143, 209, 211, 216, 221, 227, 231–237, 255, 262, 266, 270, 272 Prag 40, 116, 132, 206, 208 Preußen 57, 82, 95, 98, 109 f., 145, 152, 154 f., 159, 167, 179, 199, 211, 219, 240 Provence 64, 73, 107 Pyrenäen 64, 211, 213 Q Québec 118 R Rastatt 211, 214 Regensburg 81, 84, 87, 95, 97 Reggio Emilia 30 Reims 101, 172 f. Rennes 64, 172 f. Rhein 63, 79, 81, 84, 86–92, 172, 199 Rhodos 236 Rom 11, 16, 19, 25–31, 41, 51, 58, 66–68, 71 f., 77 f., 83 f., 90, 93 f., 96 f., 100, 103, 106, 112, 114, 116, 118, 121, 122, 123, 125, 127, 129, 132 f., 159, 174, 176 f., 188, 190, 196, 220, 231–236, 239, 241, 251, 256, 262, 264, 269, 271 Ronda 222 Rouen 64, 172 f. Russland 82, 97, 109, 157, 160 S Saarbrücken 90 f. Sachsen 79, 84, 95 Sachsen-Weimar 109 Saint-Domingue 150 Saint-Germain 206 Saint-Maur 206 Salamanca 66, 71, 122, 132, 137, 227 f., 234, 238 San Casciano 21 San Esteban 227 Sant’Andrea in Percussina 21 Santa Fe 222 Sardinien 64 Savoyen 16, 63, 79, 90, 114, 176, 212, 215 Schlesien 79, 84, 116 Schmalkalden 190 Schottland 240 Schwaben 86–88, 91 Schweden 146, 157, 159 f., 193, 211, 213, 240 Schweiz 79, 126, 137, 172, 187 f., 195, 198, 206, 213, 215, 240 Seeland 65, 115 Senegal 254 Sens 192 Sevilla 221, 227, 231 Siebenbürgen 159, 206 Siegen 116 Siena 112, 218 Sigmaringen 57 Simmern 89 Sizilien 64 Skandinavien 114, 149 Spanien 16, 63 f., 84, 96, 103, 113, 115–117, 143, 191 f., 202, 207, 209, 211–216, 220– 228, 230–232, 237, 246–248, 251–254, 264, 269 Speyer 84, 90–92 Sponheim 90 St. Domingue (ab 1804 Haiti) 150, 253 Stockholm 240 Strasbourg 92 Südostasien 249 Ortsregister T Tenochtitlán 223 Tirol 138 Toskana 14, 18 f., 21 f., 112 Toul 90 f., 213 Toulon 210 Toulouse 64, 172 f. Touraine 105, 107 Tours 106 Transsylvanien 255 Treviso 66 Trier 77, 84, 88 Tripolis 210 Tunis 210, 256 U Ulster 58 Ungarn 84, 116, 129, 206, 240, 255, 261 Unterelsass 213 Urbino 30, 223 USA 112, 222, 244, 246, 251 Utrecht 115, 133, 206 f., 211, 214 f. V València 64 Valenciennes 164 Valladolid 231 Vassy 192 Veldenz 90 Vendée 171, 177, 185 293 Venedig 14, 16, 27, 51 f., 57, 77, 112 f., 118, 126, 136, 179, 195, 210 f., 217 Verden 213 Verdun 90 f., 213 Verona 113 Versailles 103, 105–107, 147, 168 f., 204, 218 Vervins 211–213, 216 Vicenza 113 W Warschau 206 Weißenburg 90 Westfalen 79, 81, 87 f., 116, 198, 206, 208, 211, 214, 216 f. Wetterau 86 f., 195 Wetzlar 91 f. Wien 66, 94, 103, 211, 214, 244, 255 Wiesbaden 90 Wittenberg 66, 257 Wittgenstein 132 Worms 75, 79 f., 89–91 Württemberg 109, 145, 213, 263 X Xàtiva 64 Z Zahara 222 Zweibrücken 90 Namensregister A Abu ’l-Hasan ʿAli (Emir, genannt Muley Hacén) 222 Acciaiuoli, Donato 18 Accursius 235 Adam 123, 144 Adenauer, Konrad 54 Aegidius Romanus 68, 71 f. Aelianus Tacticus 195 Agathokles 23 Ahmed I., osmanischer Sultan 256 Ailly, Pierre d’ 76 Alberti, Leon Battista 139 Albizzi, Florentiner Familie 15 Albret, Hochadelsgeschlecht (Frankreich, Navarra) Alciato, Andrea 235 Alebehan, Khan von Ahmedabad 263 Alexander VI., Papst 11, 220, 222, 229 Althusius, Johannes 96, 131, 133, 136 Altoviti, Florentiner Familie 15 Al-Zaghal, s. Muhammad Ambrosius 26 Amos 10 Anjou, Hochadelsgeschlecht 61, 64, 215 Aristoteles 18, 19, 39, 138, 256 Arnisaeus, Henning 126 Arnould, Ambroise-Marie 148 f. Audouin, Xavier 201 August von Sachsen 79 Augustinus 70 f., 188 Auvaiyar I., Dichterin 266 Auvergne, Grafen von 63 B Bacon, Francis 23, 44, 237 Baden, Karl-Friedrich Markgraf von 109 Baldus (Baldo degli Ubaldi) 235 f. Báñez, Domingo 228 Barbarossa, Khayr-al Din 210 Barbeyrac, Jean 240 Barbon, Nicolas 144 Barclay, William 70, 121–123, 125, 130, 135 f. Barère, Bertrand 200 Bartolus de Sassoferrato 229, 235 f. Battista di Filippo da Poppi 18 Bayle, Pierre 109 Beccaria, Cesare 180 Becher, Johann Joachim 153 Bellarmin, Robert 70 f., 96, 122 f., 228 Benedikt XIII., Papst 75 Benvoglienti, Fabio 190 Bernhard von Clairveaux 70 Betanzos, Domingo 227 Bertrand de Got (s. Clemens V.) Beza s. Bèze, Théodore de Bèze, Théodore de 120, 122, 128, 130 Bhabha, Homi 243 f. Blado, Antonio 17, 33, 69 Boabdil, Muhammad XI. Abu ’l-Hasan ʿAli 222 Bodin, Jean 16, 27, 70, 96, 100, 115, 119–123, 126, 131, 139 f. Boëthius, Anicius Manlius Severinus 18, 78 Boisguilbert, Pierre Le Pesant, sieur de 146 Bonifatius 188 Bonifaz VIII., Papst 69, 71–73, 223 Borgia, Cesare 44 Bossuet, Jacques Bénigne 103, 126 Namensregister Botero, Giovanni 30, 141, 260, 264 Boucher, Jean 122, 176 Bouchotte, Jean-Baptiste Noël 201 Bourbon, französische Königsdynastie 63 f., 98, 107, 121, 171 Boyle, Robert 270 Bracciolini, Poggio 18 Bruni, Leonardo 14, 18, 36 Brutus 122 Bucer, Martin 130, 188 Buchanan, George 41, 122 Bühler, Karl 38 f., 44, 47 Bullinger, Heinrich 188 Buonaccorsi, Biagio 33 Burckhardt, Jacob 60 Burlamaqui, Jean-Jacques 240 C Caesar 26 Calandrini, Filippo Maria 139 Calvin, Jean 71, 123, 128, 130, 133, 136, 194 Canacci, Giovanni 12 Canestrini, Giuseppe 31 Cang hi, Kaiser von China 271 Cano, Melchior 228 Capet, Louis 177 Carion, Johannes 257 Carpzov, Benedikt 96 Cassini (Dynastie französischer Geographen) 105, 195 Castellio, Sebastian 127 f. Çelebi, Kātib 257–261, 264, 273 Chakrabarty, Dipesh 243, 246 Chemnitz, Bogislaw Philipp (s. Lapide, Hippolithus a) 96 Child, Josiah 141, 147 Chlodwig I., merowingischer König von Frankreich 172 Chomsky, Noam 48 Christian IV. von Dänemark und Norwegen 265 Cicero, Marcus Tullius 18, 19, 60, 125, 235, 248 Clemens V., Papst 73 Clemens VII., Papst 75 Colbert, Jean-Baptiste de 146 f., 219 Colonna, Sciarra 73 295 Condé, Hochadelsgeschlecht 107 Condé, Henri II de Bourbon- 98 Conring, Hermann 96 Coras, Jean de 130 Cortés, Hernan 225 Covarruvias, Diego 234 Croce, Benedetto 25 f. Cromwell, Oliver 118 Cromwell, Thomas 17 Cujas, Jacques 235 Curtius, Marcus 27 Cusanus, Nicolaus 77 f. Cyprian, Hl. 176 D D´Aubigny, Villain 201 Da Mula, Marcantonio (Amulio), Kardinal 190 Dädalus 155 Dalberg, Carl von 97 Daniel, Prophet 258 Danton, Georges Jacques 175, 183 Darwin, Charles 157, 244 Davenant, Charles 141, 144, 146 David, Jacques-Louis 179 Davila, Enrico Caterino 31 Davis, John 235 f. Dentrecolles, François-Xavier 272 Descartes, René 44 Diokletian 177 Dionysios von Halikarnassos 26 Dioskurides 19 Dithmar, Justus Christoph 152 Dolce, Lodovico 31 Donatus, Aelius 18 Doneau, Hugues 235 Du Halde, Jean-Baptiste 270, 272 Du Jon, François 129 Duaren, François 235 Dudley, Robert, earl of Leicester 115 Dudith, Andreas 129 Dumas, René-François 185 Dupont, Hyacinthe 181, 184 Durand, Guillaume 138 296 Namensregister E Edward I., König von England 71 Edward VI., König von England 207 Egmont (Egmond), Lamoraal, Graf von 115 Eisenstadt, Shmuel 251, 253 Elisabeth I., Königin von England 207 Emmanuele Filiberto, Herzog von Savoyen 215 Erasmus, Desiderius 26, 127, 186, 215 Erpenius, Thomas 264 Esra 9 Estienne, Henri 127, 129 Euklid 195 Eusebius von Caesarea 70 f. F Ferdinand, König von Aragón 30, 33, 221 f., 227 Fernel, Jean 259 Ficino, Marsilio 30 Filmer, Robert 123, 134 Flacius Illyricus 74 Foix, französisches Grafengeschlecht 63 Forêt, Jean de la 209 Foucault, Michel 42–44, 50, 242–244 Fouquier-Tinville, Antoine Quentin 185 Francesco Maria I. della Rovere 30 Francke, August Hermann 265 François I, König von Frankreich 31, 98, 103, 174, 195, 209 f. Frank, Johann Peter 156 Franklin, Benjamin 119 Franz II., Kaiser des Hl. röm. Reiches 97 Freitas, Serafim de 235 Friedman, Milton 108 Friedrich I., König in Preußen 110 Friedrich II., König in Preußen 57, 109 f., 219 Friedrich IV., Kurfürst von der Pfalz 213 Friedrich V., Pfalzgraf bei Rhein, erwählter König von Böhmen 117 Fuenleal, Ramírez de 231 G Gaddi, Giovanni 26 Gaius 66 Galen 19 Galilei, Galileo 23 Gamaliel 128 Gasser, Simon Peter 152 Gauthier, Jean-Joseph 201 Gaza, Theodor 195 Gelasius, Papst 19, 70 f., 228 Gerson, Jean 76 Giannotti, Donato 113 Giberti, Gianmatteo 26 Giedde, Ove 265 Giovio, Paolo 31 Godefroy, Denis 66, 235 Goethe, Johann Wolfgang von 94, 168 Gratian 78, 188 Graunt, John 143 f. Grégoire, Henri 167, 172, 175 f.. 179 Grégoire, Pierre 70 Gregor VII., Papst 51, 72 Gregor XI., Papst 75 Grimm, Jacob und Wilhelm Grotius, Hugo 41, 70, 116, 231–233, 235–241 Guffroy, Armand-Benoît-Joseph 201 Guicciardini, Francesco 15, 30, 32, 127 Guicciardini, Jacopo 217 Guise, Hochadligenfamilie 50, 107 H Habermas, Jürgen 54, 56 Habsburg, Erzherzog Ferdinand von Steiermark 116 Haggai 10 Haguenot, Henri 156 Hamilton, Alexander 136 Hasselquist, Fredrik 157 Hassenfratz, Jean-Henri 199 Hébert, Jacques-René 175, 183, 201 Hegel, Friedrich 100 Heinrich III., König von Frankreich 107 Heinrich IV., Kaiser des Hl. römischen Reiches 51 Heinrich IV., König von Frankreich 105, 121, 130, 212 f. Heinrich VIII., König von England 17, 207 Herbelot, Barthélemy d’ 257 Herman, Martial-Joseph Armand 185 Hippokrates 19 Namensregister Hobbes, Thomas 41, 71, 96, 123, 125 f., 134 Hoffmann, Ernst Theodor Amadeus 94 Holbach, Paul Thiry d´ 179 Holstein-Gottorf, Friedrich III. von 262 Horn, Philipp von Montmorency, Graf von 115 Hotman, François 120, 130 Huang Liuhong 272 Hume, David 179 Huygens, Christiaan 146 I Ibn Khaldun 257–260 Ignatius 176 Innozenz IV., Papst 222, 228 Isabella, Königin von Kastilien 221, 227 J James II., König von England 134 James VI./I. König von Schottland und von England 123, 135, 176 James, William 39 Jandun, Johannes 73 Jaspers, Karl 251, 253 Jay, John 136 Jesaia 9 Jessen, Johann von 131 Johann Casimir, Pfalzgraf, Administrator der Kurpfalz 120 Johannes von Salisbury 19 Joseph I., Kaiser d. Hl. röm. Reiches 191 Joseph II., Kaiser des Hl. röm. Reiches 111, 166 Jourdeuil, Didier 201 Juan, König von Portugal 227 Julius II., Papst 23 f. Justi, Johann Heinrich Gottlob von 152 f., 155, 159 Justinian 66 Justinus Martyr 18 K Kant, Immanuel 216 Karl der Große, Kaiser 97 f., 103, 169 Karl der Kühne 65 Karl I., König von England u. Schottland 235 297 Karl II., König von Spanien 215 Karl IV., Kaiser des Hl. röm. Reiches 84 Karl IX., König von Frankreich 130, 188, 192 Karl V., Kaiser des Hl. Röm. Reiches deutscher Nation 17, 31, 75, 83 f., 93, 103, 115, 210, 212, 225 Karl VII., Kaiser des Hl. röm. Reiches 84 Karl VIII., König von Frankreich 9, 16, 187 Karl, Erbprinz von Dänemark 266 Karl, Erzherzog von Österreich 191 Karl Friedrich, Markgraf von Baden 109 Kästner, Abraham Gotthelf 155 Katharina II., Zarin von Russland 109 Katharina von Aragon, Königin von England 17 Kaunitz, Wenzel Anton von 219 Kellermann, François-ÉtienneChristophe 200 Kolumbus, Christoph 222, 238 Koning, Reinhard 96 Konrad v. Gelnhausen 75 Konstantin I., Kaiser 71, 103 Koselleck, Reinhart 42, 48 Kyros 9 L L´Hôpital, Michel de 128 La Mettrie, Julien Offray de 109 Lapide, Hippolithus a (s. Chemnitz, Bogislaw Philipp) Las Casas, Bartolomé de 227, 231 Laveaux, Jean-Charles 201 Lavoisier, Antoine-Laurent 156 Law, John 146 Ledesma, Bartolomé de 227 Leibniz, Gottfried Wilhelm von 146, 270, 273 Leicester, s. Dudley Leo X., Papst 22, 31, 174 Leopold I., Kaiser des Hl. Röm. Reiches 215 Limnäus, Johannes 96 Linné, Carl von 44, 157, 159 Livius, Titus 19 Locke, John 39, 123, 134–136, 138 Lombeke, Jean Hannart, vicomte de 210 298 Namensregister Lottini, Gianfrancesco 190 Louvois, François Michel Le Tellier de 105 Lovejoy, Arthur 39 f., 48, 50, 242 Ludwig IV., Kaiser des Hl. röm. Reiches 74 Ludwig XIII., König von Frankreich 105, 122 Ludwig XIV., König von Frankreich 53, 99, 101, 103–105, 122, 134, 144, 167, 195, 210, 215, 218, 242 Ludwig XV., König von Frankreich 101 Ludwig XVI., König von Frankreich 184 Luhmann, Niklas 42, 45, 47, 50, 242 Lullus, Raymundus 78 Luther, Martin 71 M Machiavelli, Bernardo 12, 19, 239, 258 Machiavelli, Niccolò 12–35, 69, 113, 119, 127, 190, 195 f. Madison, James 136 Malynes, Gerard 140 f. Mandelslo, Johann Albrecht von 262, 264, 269 f. Marco Polo 269 Margarete Farnese, Generalstatthalterin der Niederlande 114 Maria Theresia, Königin von Ungarn und Böhmen, Gemahlin des Kaisers des Hl. röm. Reiches 109, 16 Marperger, Paul 152 f. Marsilius von Padua 69, 73, 228 Martin V., Papst 75 f. Martini, Martino 272 Marx, Karl 25, 46, 243 Maurepas, Jean-Frédéric Phélipeaux, Graf von 150, 219 Maximian 26 Maximilian I., Kaiser des Hl. röm. Reiches 79 Mazzinghi, Antonio de’ 139 Medici, Alessandro de’ 31 Medici, Cosimo de’ 16 Medici, Florentiner Familie 11, 16, 66, 112 f. Medici, Giuliano de’ 22 Medici, Giulio de’ 26 Medici, Lorenzo de’ 14, 22, 30, 33, 217, 219 Medici, Maria de’ 139 Medici, Piero de’ 13 Mehmet II., osmanischer Sultan 256 Mehmet IV., osmanischer Sultan 257 f. Melanchthon, Philipp 257 Melon, Jean-François 146 Mendoça, Diego de, (de) Corte Real 237 Meteren, Emanuel van 115 Michelet, Jules 60 Michelozzi, Niccolò 217 Mirabeau, Honoré-Gabriel de Riqueti, Graf von 150 Misselden, Edward 140 f., 143, 146, 152 Montchrestien, Antoine 98, 139 f. Montesquieu, Charles Secondat de 162, 167, 169 f., 176, 273 Moser, Johann Jakob 95 Moses 23 Mosheim, Johann Lorenz von 272 Mughal-Dynastie 242 Muhammad ibn Sa’d, genannt al-Zaghal 222 Mun, Thomas 140 f., 146, 152 Murad IV., osmanischer Sultan 260 Mussolini, Benito 17 Mustafa ῾Ᾱlī bin Ahmed 256 N Napoleon Bonaparte 97, 112, 168–170, 172, 186, 200 Nassau, Grafengeschlecht 193 Nassau, Wilhelm-Ludwig, Graf 194 Nassau-Dillenburg, Johann VI., Graf 194 Nassau-Dillenburg, Johann VII., Graf 194 Nassau-Oranien, Moritz von 115, 193 f. Nassau-Oranien, Wilhelm von 115 Nassau-Siegen, Johann Moriz von 116 Navarra, Heinrich von s. Heinrich IV. Necker, Jacques 151, 162 f. Nevers, Herzöge von 63 Newton, Isaac 23 Niccolò di Lorenzo della Magna 19 Noah 72 Numa 29 Namensregister O Obrecht, Georg 92, 152 Ockham, Wilhelm von 69, 73 Oldenberg, Henry 270 Oñate, Don Iñigo Vélez de Guevara, Graf von 116 Otto der Große, Kaiser 97 Ovid, Publius 60 P Pacioli, Luca 139 Paine, Thomas 119 Parein, Pierre-Mathieu 201 Parsons, Robert 122 Pascal, Blaise 146 Patrizi, Francesco, da Cherso 26 Paul III., Papst 31, 231, 233 Paul V., Papst 113 Paulus, Hl. 12 Petrarca, Francesco 18, 19, 60, 254, 257, 262 Petrus Lombardus 70, 222 Petrus, Hl. 12, 74 Petty, William 144–146 Pfalz-Simmern, Pfalzgraf Reichard von 89 Pfeiffer, Ferdinand Friedrich 155 Philipp der Gute 65 Philipp II., König von Spanien 114, 210 Philipp III., König von Spanien 116, 246 Philipp IV., König von Frankreich 69, 71 f., 223 Philipp V., König von Spanien 191 Philipp von Anjou, Kronprätendent von Spanien 215 Philipp von Hessen, Landgraf 202 Piccolomini, Enea Silvio (s. Pius II.) Pico della Mirandola 262 Pius II., Papst 76 Pius V., Papst Pius VI., Papst 174 Pius VII., Papst 175 Pizarro, Francisco 225, 246 Platon 19, 39, 48 Plutarch 26 Plütschau, Heinrich 262 Pole, Reginald, Kardinal 17 Polybios 21 f., 26, 28 f., 39, 256, 258 Poma de Ayala, Guaman 246, 248, 269 299 Pombal, Sebastião Jose de Carvalh Melo, marqués de 109 Pompeius Trogus 18 Possevino, Antonio 188 Pufendorf, Samuel 70, 136, 239–241, 249 Pythagoras 66 Q Quesnay, François 150 Quidort, Johannes 71 Quintilian, Marcus Fabius 18 R Ragunada, Nayak von Tanjore 265 Ramírez, Juan 227 Ranke, Leopold von 40 Rauwolf, Leonhart 44 Rawls, John 39 Reinhard, Wolfgang Reinking, Dietrich 96 Ricci, Matteo 270 Richelieu, Armand-Jean du Plessis, Herzog u. Kardinal von 140 Robespierre, Maximilien 165, 167, 171, 175, 177, 180–185, 201 Ronsin, Charles Philippe 201 Rosselli, Francesco di Lorenzo 13 Rousseau, Jean-Jacques 39, 109, 136, 160, 162, 166 f., 176 f., 179 f., 182, 185, 216, 249 Rucellai, Bernardo 21 S Sadoleto, Jacopo 26 Said, Edward 243 Saint-Just, Louis Antoine Léon de 175, 183 Salazar, Domingo de 227 Sallustius, Gaius, S. Crispus 26 Salutati, Coluccio 18 Salviati, Bankiersfamilie 30 Sarpi, Paolo 77 Saturn 183 Saussure, Ferdinand de 37–40, 45 Savonarola, Girolamo 9–16, 26, 29 f., 56, 59, 78 Scala, Bartolomeo 11 Scattola, Merio 71 300 Namensregister Schérer, Barthélemy-Louis-Joseph 200 Schröder, Wilhelm von 153 Seckendorff, Veit Ludwig von 156 Sefi, Shah 262 Selden, John 231, 235–237 Sforza di Santa Fiora, Graf 188 Sforza, Lodovico 33 Sforza, Herzogsdynastie in Mailand 18, 64 Shaftesbury, Anthony Ashley cooper, 3rd earl of 134 Sieyès, Emmanuel Joseph 167–169 Smith, Adam 108, 147, 161 f. Soderini, Piero 30 Sonnenfels, Joseph von 109 Soto, Domingo de 228 Spivak, Gayatri Chakravorty 244 St. Pierre, Jacques-Henri Bernardin de 146 Strauss, Leo 41 Strozzi, Florentiner Familie 15 Süleyman I., osmanischer Sultan 209, 256 Sully, Herzog von, Maximilien de Béthune, sr. de Rosny 217 Süßmilch, Johann Peter 144 T Tacitus, Cornelius 26, 125, 235 Talleyrand, Charles-Maurice de 168, 172, 219 Tartaglia, Niccolò 195 Themistios 129 Theodosius I., Kaiser 103 Thomas von Aquin 10, 19, 70, 136, 229 Thomasius, Christian 240 Thou, Jacques-Auguste de 31 Thukydides 125 Tocqueville, Alexis de 109, 167 Tolomeo da’ Lucca, 136 Torquemada, Tomás de 228 Tribonian 19 Turenne, vicomte-Geschlecht 63 U Urban VI., Papst 75 V Valla, Lorenzo 78 Valois, François d´Alençon, Herzog von Anjou 97, 115 Valois, französische Königsdynastie 63 Varennes, Pierre-Augustin de 195 Vatar, René-Charles-François 201 Vattel, Emer de 240 Vauban, Sébastien Le Prestre de 144, 146 f., 151 Vázquez de Menchaca, Fernando 234 Vergniaud, Pierre 183 Vermigli, Peter Martyr 130, 188 Vettori, Francesco 19 Victoria, Kaiserin 58 Vincent, François Nicolas 201 Virgilio, Marcello 18 Visconti, Herrscherfamilie in Mailand 18, 64 Vitoria, Francisco 228 f., 233, 238 Voltaire (François Marie Arouet) 109, 151, 273 W Walpole, Robert 219 Weber, Max 56, 138 Welwood, William 235 Wesenbeck, Matthias 235 Weyhe, Eberhard von 153 Willing, Johannes 188 Wittelsbach, Herzogsgeschlecht 65 Wolff, Christian 240 X Xaver, Franz 270 Xenophon 138 Z Zabarella, Franciscus 76 Zacharias 10 Zepper, Wilhelm 133 Zhu Xi 272 Ziegenbalg, Bartholomäus 262, 266 f. Zincke, Georg Heinrich 152 Zwinger, Theodor 26 Sachregister A Absolutismus 49, 54 f., 95, 97–111, 119–126, 181, 192, 256 Höfischer Absolutismus 97–109, 134 f., 137 Aufgeklärter Absolutismus 109–111, 166, 180 Adel 46, 63, 73, 98, 106 f., 114, 138, 151, 165, 168, 188, 199, 207, 215, 221, 225, 247, 262–264, 271 Akademien 21, 105, 155, 196, 240 Altes Reich 57, 65 f., 78–98, 103, 106, 112, 114, 116–118, 121, 127–129, 133, 136, 138, 160, 199, 202, 206 f., 212–214, 218, 232 Anakyklosis, Verfassungszyklus 22 Aristokratie 28, 43, 258 Aufklärung 23, 46, 49, 93, 98, 101, 109–111, 136, 151, 153, 155 f., 162 f., 166, 169, 172, 175, 180 f., 195, 243, 254, 271, 273 B Balance, Mächtebalance 28 f., 43, 108 f., 118, 140 f., 143, 145, 147 f., 169 f., 183, 186, 216, 261 Bartholomäusnacht 17, 130, 192, 262 Bauern 55, 65, 93, 106, 111, 138, 165–167, 170 f., 187, 190, 198, 256 Begriffsgeschichte 37, 43, 48–51, 57 f., 98, 100, 153, 250–254 Bevölkerungstheorie 144, 149 f., 187, 196, 223 f. Brüderlichkeit, fraternité 167, 171–179 Buchdruck 35, 56, 68, 177 C Cahiers de doléances (Beschwerdehefte) 165 f., 171 Calvinismus 71, 88, 106, 114, 118, 120, 122 f., 128–133, 137, 176, 194, 206, 213, 265 Cambridge school 36 f., 40–42, 60, 66 Code Napoléon 94, 170 Constitutio Criminalis Carolina (1532) 93 D Demokratie 13, 28, 43, 53–56, 76, 81, 113, 176, 179, 183–185, 251, 258 Dialektik, historische 49, 66 Diskursanalyse 37, 43–45, 243 f. E Entangled history 204, 246, 249 f. 273 Eudämonismus 111, 153, 181, 218, 229 Eurozentrismus 242–244, 246, 250 f., 254 Evolution 14, 44, 46 f., 157, 244 Ewiger Landfrieden (1495) 79 f. Exkommunikation, Interdikt 10–12, 113, 123, 174, 222 F Französische Revolution 162–186 Frieden 11, 14, 16, 33, 50, 54, 79–82, 87, 116, 119 f. Religionsfrieden 127, 132, 187–192, 205–209 Internationale Frieden 163, 186 f., 209–217 G Gerichte, Gerichtsbarkeit 54, 63–65, 81, 128, 138, 180 f., 225, 234 f., 241, 271 f. 302 Sachregister Reichskammergericht 81 f., 89–96 Parlements (französische Gerichte) 100 f., 182 Gesellschaftsstruktur segmentär differenziert 45 f., 258, 268 stratifiziert differenziert 45 f., 258 funktional differenziert 45 f. Gesellschaftsvertrag 166, 180–185 Gesetz Göttliches Gesetz (lex divina) 10, 121, 133 Naturgesetz (lex naturalis) 10, 121, 181, 239, 266 Positives Gesetz (lex humana) 10 f., 182 Soziale Regelmäßigkeitsannahmen 23 f., 40, 237 Naturgesetze 23, 237 Gleichheit, Egalisierung 39, 93, 120, 134 f., 167, 169 f., 179–186, 211, 236 f., 249, 267 Globalgeschichte 61 f., 143 f., 150, 203–205, 238, 242–273 Glückseligkeit s. Eudämonismus Goldene Bulle (1356) 84, 133, 136 H Handelsbilanz 140–148, 261 Historische Semantik 37 Humanismus 14, 16, 18, 20, 26, 34–36, 41, 57, 60, 65 f., 77 f., 125 f., 129, 138, 194 f., 232, 235–239 I Ideengeschichte 36, 39–42, 60, 250 Imperien, Imperientheorie 56–59, 78, 96 f., 101, 103, 112, 144, 204, 221–226, 236, 255, 271 Industrielle Revolution 160 Inquisition (römische, spanische, südamerikanische) 12 f., 112 f., 175, 227 f., 250, 269 Internationale Beziehungen 30, 32 f., 37, 209–217, 223, 235, 238–241 Islam 64, 77, 175, 188, 209 f., 222, 251, 255–261, 268 K Kameralismus 109, 140, 144, 151–162, 218, 240 Kanonisches Recht (Corpus Iuris Canonici) 66 f., 70, 72 f., 75–77, 94, 172, 188, 222, 228 Katholizismus 17, 25, 30, 76, 94, 100, 106, 114, 119, 121–123, 127–129, 134, 137, 171, 174–177, 189, 192, 207, 209, 212– 214, 222, 232, 237, 250, 253, 265–267, 269, 272 f. Kaufmannspraxis, Handel 13, 15, 33, 63, 91, 108, 114, 132, 139–141, 143–152, 160, 167, 209 f., 217 f., 220, 225, 236, 255, 262, 265, 270, 285 Kirchenbesitz 71, 174 f., 214, 222 f. Kleine Eiszeit 61 f. Klerus 12, 67, 71,73–75, 77, 98, 106 f., 165–175 Zivilkonstitution 171–179 Klimageschichte 61 f., 162 Kolonien, Kolonialhandel 30, 58, 103, 108, 112, 115, 118 f., 134, 136 f., 144, 149 f., 165, 167, 203, 214 f., 225 f., 242, 251–255, 262, 264–268, 273 Kommunikation, historische 17 f., 20 f., 33–35, 37, 41, 45, 47 f., 51–60, 63–65, 68 f., 88, 94–96, 138, 141, 147, 152, 157, 160 f., 192, 202, 216, 238, 271 Konfessionalisierung 16, 49, 66, 89, 98, 111, 119, 121, 127 f., 137, 176, 187–192, 205, 213 f., 239, 265, 268, 273 Konkordat (von Bologna, 1516) 172, 174 f., 177 Konzil, Konziliarismus 14, 73, 75–78 Krieg Bauernkrieg (1525 u. a.) 55, 190 Italienische Kriege 1494–1559 9–17, 187, 238 Schmalkaldischer Krieg 1547 190 Niederländischer Devolutionskrieg 1667/8 103 Pfälzischer Erbfolgekrieg 1688–93 92, 103 Französische Religionskriege 1562– 1598/1629 103, 106 f., 119–121, 128, 131, 176, 189–192, 205–208, 212 Dreißigjähriger Krieg 1618–1648 82, 85, 87, 89, 95, 106, 117, 152, 191, 198 f., 202, 213, 217, 262 Sachregister Religionskriege im allg. Sinne 107, 119, 127, 129, 131, 187–192, 230 Kulturtransfer 17, 246–250 L Landsknechte 31, 186, 193, 195, 198–203 Liberalismus, Freiheit(skonzepte) 49, 108, 111 Luthertum 25 f., 71, 74, 88, 121, 123, 126 f., 128, 137, 157, 206, 213 f., 257, 265 M Machiavellismus 17 Manuskriptüberlieferung 18, 21, 26, 33–35, 66–69, 75, 152, 195, 246, 257 f. Medizin, Medizinalpolicey 19 f., 32, 45, 66, 73, 156, 238, 244 Krankheiten, Epidemien 101, 106, 200, 215, 223 f. Galeno-hippokratische Tradition 259 f. Merkantilismus 44, 103, 111, 140–152, 160–162, 261 Mikrogeschichte 250 Military Revolution 16 Miliz 28, 30, 113, 195, 198 f. Mischverfassung 28, 43 f., 133, 246 Mission 172, 262, 265–272 Mittelmeerhandel 220 f., 236, 249, 255 Moderne, multiple Modernen 17, 23, 40, 43, 45–50, 53, 55 f., 62, 94, 97, 103, 109, 110, 113, 118, 129, 131, 134, 136 f., 159 f., 179, 214, 241, 244, 251–254 Monarchie 16, 28, 43, 56, 65, 76, 82, 84 f., 95, 97–111, 117–119, 121–126, 133 f., 136 f., 163, 171, 202, 214, 258, 264, 274 Monarchomachen, monarchomachisch 120, 122, 130–133, 135, 137, 176 N Naturgeschichte 44, 159, 244 Naturkatastrophen 29, 159–162 Naturzustand, Zivilzustand 134, 136 O Öffentliches Recht (Ius Publicum) 92, 94–96 Öffentlichkeit 16, 37, 51–56 f., 75, 161, 163, 235 303 Orientalismus 175, 243–246, 269 Ostchristen 14, 268 f. P Papsttum 10–14, 16, 30 f., 70–78, 217, 223 Päpstliche Schlüsselgewalt 78, 228, 285 Päpstliche Herrschaftsgewalt 10, 30, 71–74, 113, 122 f., 174, 222, 230 Pentarchie 16, 33 Physiokratie 109, 140, 146–152, 218, 273 Platonismus 30, 78, 120, 159 Policey 152, 155–160, 202, 218 f., 271 Politica (akademische Politiklehre) 95 f., 121, 131 f. Politische Arithmetik 66, 140, 145–147, 151 Politische Sprachanalyse (Political language) 50, 53, 242 Politische Theologie 56, 230 Eusebischer Typ 70 f., 74, 122, 176, 191 Augustinischer Typ 26, 70 f., 78, 176, 187–189, 227 Gelasianischer Typ 70 f., 176, 228 Populationismus s. Bevölkerungstheorie Postkolonialismus 203, 242–247 Predigt 9–12, 33, 78, 101, 103, 128, 200, 265 Q Quantifizierung, (Proto-)Statistik 27 f., 145 f., 264, 274 R Ratgeben 263 Rationalisierung, Modernisierung 56, 110, 256 Reformation 26, 61, 69, 76, 127, 188, 207 Reichshofrat 82, 94 Reichskreise 79, 81 f., 87–92, 114, 199, 202 Reichsmatrikel 82–84 Reichstag 79–90, 95 f., 106, 116, 133, 214 Renaissance 9, 16, 20, 23, 33, 35 f., 41, 44, 51, 60, 77 f., 105, 127, 191, 217 f., 237, 254, 257 f., 261, 275 Republik, Republikanismus 11, 25–28, 35, 95, 105, 112–119, 126–138, 207, 274 Stadtrepublik 15, 63, 105, 112–114 Ständeföderation 114–118 Föderalstaat 118 f. 304 Sachregister Römisches Recht (corpus iuris civilis) 66, 68, 93, 103, 220, 232–240 Glossatoren, Postglossatoren 67, 218, 229, 232, 235 Rezeption 232–238 83, 85, 90, 98, 105–108, 118, 138, 140, 145 f., 151, 154–156, 160–166, 208, 235, 256, 258, 271 Strafrecht 67, 93 Systemtheorie 42 S Säkularisierung 130, 171, 175 f. Sattelzeit 43, 49, 250–254 Semantik (gepflegte) 37, 42, 45–48, 51, 58, 59 Sicherheit 30, 33, 81, 112, 127, 153 f., 156, 160, 170, 186–220, 271 Staatliche, internationale Sicherheit 156, 160, 217–220, 271 Nahrungs-, Versorgungssicherheit 153 f. Sicherheit vor Naturkatastrophen u. Epidemien 156 Söldner 30, 89, 91, 115, 120, 131, 193, 195, 198 f., 202 f., 210, 219 Souveränität 16, 81, 112, 114–130, 133, 136 f., 208, 212, 214, 216, 220, 232, 238, 240, 253, 256, 264 Sprachtheorie Strukturalistische 37–40, 42–45, 48 Funktionale 38–42, 45, 47 Staat, Staatswerdung, Staatswachstum 20, 41, 43, 53, 58 f., 96, 98, 108 f., 113 f., 127, 134, 140, 144, 147, 152, 154–156, 160 f., 171, 175, 180, 182, 187, 208, 210 f., 217 f., 220, 228, 241, 259, 261, 265, 267 Staatensystem 16, 57, 94, 112, 116, 204, 209, 211–217, 220, 238, 240, 255 Staatsbankrott 140, 163 Staatsschuld 163 Stadt Stadtgeschichte Stadtbelagerung Stände 45, 49, 65, 79, 81–92, 94, 105–107, 112, 114–126, 130, 137, 165, 169, 184, 195, 205–208, 213 Territorialstände, Provinzialstände 64, 83, 107 États généraux 118, 162–165, 168 Ständegesellschaft 168 f. Stehendes Heer 198–203 Steuern, Besteuerung 48, 63 f., 71, 79, 81, T terreur 163 f., 167, 171, 175, 177 f., 182–186 Thomismus, Neothomismus 10, 71, 78, 111, 122, 131, 137, 187–189, 229, 239 Toleranz 111, 119, 127–129, 207 f. Interreligiöse Toleranz 111 Interkonfessionelle Toleranz 119, 127–129, 207 f. U Universitäten 10, 19, 34 f., 65–70, 83, 85, 92, 94 f., 132, 143, 152, 156, 227–229, 235, 240, 243, 264 V Verfassung 13–15, 22, 27–29, 39, 43 f., 54, 58, 77, 79, 81–84, 95–97, 100, 112 f., 116–118, 121, 130, 133, 136, 153, 160, 163 f., 166, 169–171, 173–176, 179, 182, 184, 253, 258 französische, von 1791 172, 174 f. französische, von 1795 163, 169, 171, 175, 186, 200 Verschwörungstheorien, plotting 27, 29, 123, 182 f., 185, 192, 213, 219, 259 Völkerrecht 16, 116, 209, 211, 215, 209–241 Vertragsvölkerrecht 116, 209–217 Maritimes Völkerrecht 231–241 Naturvölkerrecht 237–241 W Westfälischer Frieden (1648) 79, 81, 87, 116, 198, 206, 208, 211, 214, 216 f. Widerstandsrecht 97, 120–122, 130–133, 135, 182 Wirtschaftswachstum 143 f. Z Zivilisationsstufen 251, 253 Zwei-Schwerter-Lehre 73