PD Dr. habil. Cornel Zwierlein lehrt und forscht auf einer Heisenberg-Stelle
am Friedrich-Meinecke-Institut für Geschichte der Freien Universität Berlin.
Online-Angebote oder elektronische Ausgaben sind erhältlich unter www.utb-shop.de
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind
im Internet über https://dnb.de abrufbar.
© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, D-37073 Göttingen
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich
geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen
bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.
Umschlagbild: Links: Ein Porzellanteller, in China auftragsgefertigt für den letzten HabsburgerKaiser Karl VI., © Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.Nr. PO 3123 (mit freundlicher
Abdruckgenehmigung; Dank an Maria Geppert). Rechts: Guaman Poma de Ayala, Nueva corónica
y buen gobierno (1615), pag. 33. © Kongelige Bibliotek Copenhagen, Ms. GKS 2232 4 °.
Korrektorat: Vera M. Schirl, Wien
Umschlaggestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart
Satz: SchwabScantechnik, Göttingen
Druck und Bindung: Friedrich Pustet, Regensburg
Printed in the EU
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com
UTB-Nr. 5439
ISBN 978-3-8252-5439-1
Inhalt
Vorwort zur Reihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
Einführung – Laboratorium Europas: Florenz 1494–1537 . . . . . . . . . . .
1. Savonarola . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2. Florenz um 1500 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3. Das Laboratorium Europas: Die Problemkomplexe dieses Buches
in a nutshell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4. Machiavelli . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5. Guicciardini . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6. Politische Kommunikation um 1500 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9
9
13
I.
II. Grundlegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7. Zur historischen Erforschung von Theorie und Praxis
von Herrschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8. Öffentlichkeits- und Kommunikationsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . .
9. Institutionen, Herrschaft, Staat, Imperien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
III. Themenfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10. Vorbedingungen: Herrschaft und Politische Theorie im Mittelalter
11. Das Alte Reich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
12. Monarchien, Formen des Absolutismus – Republiken,
Widerstandsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
13. Wirtschaft und Gesellschaft, Staatswirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
14. Französische Revolution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
15. Krieg, Frieden, Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
16. Völkerrecht, Seerecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
IV. Perspektiven: Die Herausforderung des Globalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
17. Postkoloniale Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
18. Heuristiken und Instrumente (Kulturtransfer, Hybridisierung,
Entangled History) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
19. Globale Begriffsgeschichte und Sattelzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
20. Globalgeschichte: Drei Fallstudien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
15
17
30
33
36
36
51
56
60
60
78
97
138
162
186
220
242
243
246
250
254
6
Inhalt
V. Schlusswort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274
VI. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276
VII.Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285
Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289
Namensregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294
Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301
IV. Perspektiven: Die Herausforderung des Globalen
Es gibt eine große methodische Herausforderung, die in vorausliegenden Kapiteln
schon öfters berührt wurde (vgl. Kapitel 15, 16), die heute weniger in der immer weiteren Vertiefung der Analyse von Sprache, Diskurs und der in ihnen eingefangenen
Ideenwelt liegt, solange der Anwendungsbereich die westliche Welt bleibt. Die
Herausforderung liegt zweifelsohne zuerst in der und durch die Horizonterweiterung
ins Globale. Ganz praktisch ist auch die akademische Welt, der ‚Studierendenmarkt‘
genauso wie die übrige Welt, globaler geworden und so verschiebt sich die Gesamtwahrnehmung. Die Fokussierung auf bestimmte unhinterfragt ‚kanonische‘ Gegenstände ist inzwischen nicht mehr selbstverständlich.
Im Grundansatz kann man political-language-Analyse für die Mughal-Herrschaft
in Nordindien im 17. Jh. genauso betreiben, wie für das Frankreich von Ludwig XIV.
Aber die globale Dezentrierung und Erschütterung der unbewussten Ausrichtung
aller genannten Theoretiker am europäischen (westlichen) Fall führt in zweierlei
Richtung zu einer Verkomplizierung und Veränderung der Perspektiven, die nicht
nur auf der Gegenstands-, sondern auch auf der Theorieebene von Relevanz ist:
Zum einen hat die postkoloniale (und schon wieder post-postkoloniale) Theoriebildung auf ganz grundsätzlicher sprachlich-diskursiver Ebene das Eingeschriebensein des Eurozentrismus oder West-Zentrismus auch in die Beschreibungssprachen
historischer politischer Realitäten zum Problem gemacht.
Zum anderen geraten die Geschichtsbilder im Großen aus den Fugen, die hinter
den theoretischen Konzepten standen, wie ich sie in Kapitel II versucht hatte herauszuarbeiten: Die Statik des Lovejoy’schen neozyklischen Weltbilds immer wiederkehrender Grundideen; die liberal-offene Entwicklungskonzeption bei Skinner; der
klar auf die Ausdifferenzierung des funktional differenzierten Gesellschaftssystems
und die ‚Erklärung der Entstehung von (einer!) Moderne‘ gerichtete ‚plot‘, der hinter
dem Luhmann’schen Œuvre stand, schließlich auch das doch klare Geschichtsbild
Foucaults, der die Epistemebrüche vor und nach einem âge classique rekonstruierte,
was nur mit Bezug auf das Hexagon Frankreichs, nicht einmal auf Europa anwendbar ist – so unterschiedlich diese oft latenten Geschichtsbilder sind, so sehr sind sie
doch alteuropäisch geprägt.
Postkoloniale Theorie
243
17. Postkoloniale Theorie
17.1 Said, Orientalism
1978 veröffentlichte Edward Said das Buch Orientalism, das in mancher Hinsicht als
eine Anwendung von Foucaults Diskursanalyse auf den orientalistischen Diskurs
begriffen werden kann: Er analysierte ein breites corpus von Reiseberichten, Landesbeschreibungen, Literatur und auch Kunst mit Bezug vor allem auf den Vorderen
Orient und insbesondere des 19. Jhs. – mit kurzen Vorlaufkapiteln zum 17./18. Jh. Das
Ziel war zu zeigen, dass die Texte noch in einer Zeit vor dem Zerfall des Osmanischen
Reiches in zunehmendem Maße die Hegemonialstellung (im Gramsci’schen Sinne) der
europäischen Kultur gegenüber den nicht-europäischen Völkern und Kulturen laufend
(re-)produzierten. Auf diese Weise wurde letztlich „der Orient politisch, soziologisch,
militärisch, ideologisch, wissenschaftlich und im Imaginären in der Nachaufklärungszeit“ verwaltet, ja letztlich „produziert“.1 Mit „strategic location“ erfasste er die Position des jeweiligen Autors zum Orient, mit „strategic formation“ das, was bei Foucault
das Machtverhältnis war oder im obigen Sinne der Funktionsbezug der Diskurse, die
formative Kraft, die im Netzwerk der Zitate und Referenzen, im Lesen, Gelesenwerden und Fortwirken jeder Text und die orientalistische Text- und Artefaktmasse als
Ganze hatte, um „den Orient“ als ein westlich-europäisches Konstrukt zu produzieren.
Diesem Konstrukt erlagen letztlich sogar die ‚Einheimischen‘ zu großen Teilen: Der
Orientalismus gewann so quasi als Diskurs die Hegemonie für Europa in einer Region,
die militärisch vom Westen größtenteils und lange Zeit nie erobert oder besetzt wurde.
17.2 Ansätze von De-Europäisierung der Historiographie
Nachdem Said historisch-diskursanalytisch die Überformung des Orientbildes in
seiner Genese im 19. Jh. dargestellt hatte, lag auf der Hand, in der Gegenbewegung
nach neuen Formen der Geschichtsschreibung zu suchen, um dieser eurozentrisch
dominierten Sichtweise auf Weltgeschichte an sich zu entgehen. Ein zunächst ganz
einfach nachzuvollziehender ‚Emanzipationsgestus‘, der letztlich über die nun führenden großen amerikanischen Universitäten als Schmelztiegel einer auch viel globaleren Studentenschaft an Trendmacht gewann. Man darf nicht vergessen, dass
die Vordenker des Postkolonialismus alle in den edelsten Universitäten des Westens lehrten und lehren, Bhabha heute in Harvard, Said schon beim Schreiben in
Stanford und dann lehrend an der Columbia University, Chakrabarty in Chicago:
Ein anti-zentralistischer Diskurs wurde also selbstverständlich ‚im Zentrum‘ entwickelt, wie dies auch bei Marx schon der Fall war.
Dipesh Chakrabarty hat die Tendenz in Provincializing Europe auf den schlagkräftigen Titel gebracht, aber auch konkretere Synthesewerke haben ähnlich den
1 Said, E. W., Orientalism, ed. with new preface, London 2003, S. 3.
244
Perspektiven
Eurozentrismus aus den Köpfen zu verbannen versucht: Daniel Goffman schrieb
etwa ein breit rezipiertes Überblickswerk über das Osmanische Reich eben ganz aus
der Perspektive einer fiktiven Figur Kubad und aus Istanbul statt aus der Perspektive
von London, Paris oder Wien. Kenneth Pomeranz und andere haben versucht, die
Weltgeschichte china-zentriert und -orientiert neu zu schreiben, etwa mit der Pointe,
dass nur das 19. Jh. als Ausnahme ein europäisch dominiertes Jahrhundert war, während aus zentralasiatischer Perspektive Europa (und heute die USA) weder vorher
im 17. Jh., noch derzeit nach etwa 1990 als dominierende oder dynamisch führende
Weltmacht zu verstehen waren und erneut nicht notwendig zu verstehen sind. Eine
Art anti-orientalistischer ‚Ethik‘ gesellte sich zu der in Europa früher schon eingeübten anti-teleologischen oder anti-modernisierungstheoretischen ‚Ethik‘, dass es
nicht mehr tunlich, theoretisch unreflektiert und zudem politisch inkorrekt war,
von Europas Entwicklung als Maßstab auszugehen. Liest man auch als westlicher
Historiker die Welt aus solch ungewohnter Perspektive, verschieben sich langsam
die Grundgerüste auch des theoretischen Instrumentariums. Was fängt man mit
Foucaults Analysen der diskursiven Diskontinuitäten zwischen frühneuzeitlichem
vorklinischen und dem Klinikdiskurs der Moderne im Angesicht von chinesischer
Medizin(-wissenschafts-)tradition mit ganz anderen Kontinuitäts- und Traditionslogiken an? Was bedeutet der Bruch zwischen frühneuzeitlicher Naturgeschichte
und Darwin’scher Naturevolution zwischen 1750 und 1850 für Weltregionen, die
ganz anders getaktet waren? Wie sollen Luhmanns Analysen der Entwicklung der
Staatsräson als semantisches Korrelat zum Übergang von stratifizierter zu zentripetal
organisierter, dann zunehmend funktional differenzierter Gesellschaft in Anschlag
gebracht werden, wenn wir an indische, chinesische oder japanische ‚Politik‘ bis ins
19. Jh. denken – müssen wir diese dann stets schlicht als ein verspätetes ‚Nachklappen‘ des Übergangs von Stratifikation zu funktionaler Differenzierung ein paar Jahrzehnte oder Jahrhunderte später einordnen und hätten wir damit dann alles (doch
wieder am europäischen Muster orientiert) theoretisch erfasst?
Ein konsensfähiges ‚Großnarrativ‘ auf solche Fragen gibt es derzeit nicht, man
kann die Probleme nur im Dialog mit den genannten Autoren einzukreisen versuchen.
17.3 Jenseits der Dichotomie ‚Kolonisierer/Kolonisierte‘
Zum einen hat sich in der nächsten Entwicklungsstufe nach Said etwa zwanzig
Jahre später in den 1990ern eine kulturwissenschaftliche und teilweise auch in
die Geschichtswissenschaft hineinragende Verkomplizierung oder weitere Steigerung des ‚poststrukturalistischen‘ Theorieansatzes von Diskursanalyse und verwandten Ansätzen ergeben, die versuchte, ein Sonderinstrumentarium für eine postkoloniale Analyse-, aber auch Sprechweise zu entwickeln. Postkolonial meint dabei
zunächst sowohl die politische Situation mindestens nach der letzten Hauptwelle
der Dekolonisierung 1950/60, als vor allem auch die sich hieraus überall (nicht nur
in Indien, Algerien und in den afrikanischen Staaten), sondern auch in New York
Postkoloniale Theorie
245
und Hamburg ergebenden diskursiven Problemlagen: Die Dichotomie von Herrschern/Beherrschten und Kolonisierern/Kolonisierten ragt einerseits überall in
Texte, Wahrnehmungsschemata und Kulturprodukte hinein, überlebt noch lange
die koloniale Situation, während andererseits auch Unmut erwächst, alle kulturelle
Produktion nur auf emanzipatorische Abwehr von Orientalismen oder anderer
Dominierungsgestus umzustellen: Dies reproduziert die Dichotomie nur erneut
von der anderen Seite her.
Homi Bhabha oder Gayatri Chakravorty Spivak, die mit dem Projekt verbunden
werden, eine analytisch-heuristische Position, zum Teil aber auch eine normativpolitische Haltung jenseits dessen zu begründen, ziehen zwar teilweise Beispiele aus
der missionarischen oder kolonialen Wahrnehmung und Vergangenheit des 19. Jhs.
heran. Sie tun dies eigentlich aber nur zur Rekonstruktion der Regelmäßigkeiten
des kolonialen Diskurses, während das eigene Anliegen primär auf die Jetztzeit
bezogen ist. Kann man eine neue Form des Sprechens, des Verhandelns entwickeln,
die widerständig zum jetzigen Zustand ist? Nicht angestrebt ist eine Art hegelianische Kompletttranszendierung oder ähnliches, sondern eher eine Wiedersichtbarmachung der Differenzen zwischen Kolonialem/Kolonisiertem bei gleichzeitiger
Aufhebung der hierarchischen Beziehung, ihre Neukonfiguration und ‚Verhandlung‘ (negotiation) auf einer anderen Ebene, die Bhabha unter anderem mit dem
Dritten Raum metaphorisch bezeichnet hat.
Nicht alles von diesen stark im literaturwissenschaftlichen Feld rezipierten Erörterungen ist für den doch wieder klassisch an Quellenmaterial der multiplen Vergangenheiten verschiedenster Regionen empirisch arbeitenden Historiker ‚anwendbar‘, denn man kann die vergangenen Akteure und ihre Diskurse ja nicht wirklich
in einen Verhandlungsraum der Differenzauflösung bringen, ohne die Vergangenheit in der Form, wie sie stattgefunden hat, und damit Geschichte selbst aufzuheben. Dies kann man nur tun, wenn man einen Kolonialroman für die Gegenwart schriebe. In der Tat aber impliziert postkoloniale Theorie in ihrer ultimativen
Tendenz gerade auch eine Aufhebung historistischer Geschichtsvorstellungen, die
ihrerseits Teil eines europäisch-westlichen Erbes sind: Sie tendiert dazu, stufen- und
entwicklungsförmiges Denken eher einzuflachen. Zwar lehnt auch jeder normale
Historiker ‚Teleologien‘ ab, aber das historistische Credo, dass grundsätzlich eine
Tiefe des Historischen besteht, dass es Epochenwechsel und Entwicklungen (oder
auch Brüche, Wechsel) gibt, und dass im Grundansatz manches gut vergleichbar ist
und vor allem historisch viel miteinander in Wechselbeziehungen stand, dass jedes
historische Phänomen aber grundsätzlich für sich steht in einem sehr spezifischen,
einmaligen Kontext – dies müsste man zum Teil aufgeben, würde man sich ganz
dieser Tendenz postkolonialer Theorie und Normativität hingeben.
Postkoloniale Geschichtsschreibung im Sinne dieser Einflachung historischer
Tiefe, wenn es sie gibt, wird sich viel eher an Anthropologie und Ethnologie annähern und mit diesen Disziplinen in einer Theorieverwandtschaft sich verständigen
können, während der klassische Historiker, der auch innerhalb der indischen oder
chinesischen Geschichte nach ‚Epochen‘ und festen Formationen sucht, die nicht
246
Perspektiven
miteinander verrechenbar sind, schon vom Grundansatz ‚westlich‘ zu blicken scheint.
Hier wird wohl noch lange eine gewisse Ferne bestehen bleiben, die postkoloniale
Theorie von ihrem innersten Anliegen her schwer mit dem vereinbar bleiben lässt,
was – auch in historischen Fakultäten in China, Japan, Indien oder den USA – disziplinär als ‚Geschichtswissenschaft‘ verstanden wird. Denn dieses theoretische
Anliegen geht letztlich weit über die Forderungen hinaus, nur den Eurozentrismus
aufzugeben und die Perspektiven zu verändern, wie beim erwähnten Daniel Goffman und Kenneth Pomeranz: Auch aus der Perspektive eines Kubad müsste man
noch nach Epochen, Veränderungen, Transformationen innerhalb der osmanischen
Geschichte in ihrer jahrhundertelangen Verflechtung mit persischer wie europäischer Geschichte fragen können.
18. Heuristiken und Instrumente (Kulturtransfer, Hybridisierung,
Entangled History)
Viele, die Bhabhas, Chakrabartys und anderer Erkenntnisinteresse teilten, bemühten und verfeinerten Heuristiken, die ‚Hybridität‘, Formen der ‚Vermischung, métissage‘, Formen der produktiven Anverwandlung und des sogenannten Otherings
in den Vordergrund stellten. Es ging darum, wie Biographien sich in Migrationsprozessen wandeln, in Fremd- und Eigenwahrnehmung an neue Umgebungen
anpassen. Weiter darum, wie kulturelle Produkte in Transferprozessen von und
in andere Kulturen, letztlich auch wie Ethnien in der langen Geschichte globaler
kultureller Austauschprozesse angepasst, verpflanzt, vermischt, ‚hybridisiert‘ werden. Das, was man früher als Geschichte ‚europäischer Expansion‘ untersucht hat,
musste notwendig umgeschrieben werden, weil schon diesem Begriff die eurozentrische Perspektive der Kolonisierer eingeschrieben war, während die Perspektive
der Kolonisierten ganz ausgelassen wurde. Es wurde versucht, Kolonialkultur nicht
als simples Überstülpen einer dominanten über eine unterdrückte native Kultur
zu verstehen, sondern als ein Hybrid, in dem Mischverhältnisse unterschiedlicher
Aggregation sich zunehmend auch bei den Kolonisierern selbst einstellten. Bei Serge
Gruzinski (métissage-Konzept) waren etwa die Verschränkung vorchristlicher nativer Religion und Kulte mit dem Missionschristentum im Mexiko der spanischen
Eroberer ein zentraler Untersuchungsgegenstand. Man könnte dies sogar für den
Bereich der politischen Theorie im engeren Sinne exemplifizieren am Beispiel des
berühmten Manuskripts El primer nueva Corónica i buen Gobierno, das der InkaNachkömmling Guaman Poma de Ayala König Philipp III. von Spanien widmete
und das heute über Umwege in den Manuskriptbestand der Kopenhagener Bibliothek gelangt ist (vgl. Abb. 39):
Heuristiken und Instrumente
247
Abb. 39: Eine Seite (p. 396 [398]) aus der Nueva
corónica y buen gobierno des Guaman Poma.
Quelle: Ms. GKS 2232 4 °, Königliche Bibliothek
Kopenhagen, wissenschaftl. kommentierte Digitaledition unter http://www5.kb.dk/permalink/2006/
poma/info/en/frontpage.htm.
Das Werk besteht aus einer großen Fülle von Zeichnungen, die, fast auf jeder Doppelseite, den
Text illustrieren. Viele der Darstellungen behandeln deutlich kritisch die Praxis der Konquistadoren (wie hier Pizarro, der ein verbarrikadiertes Haus mit Indios anzündet), Foltermethoden
und auch die gewaltsame Missionspraxis. Das Ganze ist aber dem spanischen König gewidmet
und als Kritik an seine schlecht geführten Handlanger gemeint, ihn selbst also quasi weiter als
legitime Autorität akzeptierend. Kapitel über die vorkolumbianische Zeit, über die Inka-Herrschaftsorganisation geben wertvolle Informationen über die Zeit vor der Eroberung, zugleich ist
aber doch alles über hundert Jahre später im spanischen Mischdialekt geschrieben, von einem
Nachgeborenen, der selbst schon unter spanischer Herrschaft aufwuchs. Herrschaftskritik und
Fürstenspiegeltextur sind ersichtlich von europäischen Einflüssen geprägt, einen ‚reinen‘ Zugang
zur Perspektive der Indios oder auch nur ihrer Elite vermag der Text a priori nicht zu vermitteln –
aber es handelt sich doch um eine der reichsten und frühesten narrativen Quellen überhaupt für
diese Region: Insofern demonstriert die Quelle in ihrer unhintergehbaren Mischform die Aporien
und Probleme, wenn es um die Rekonstruktion der Mentalitäten und Perspektiven der indigenen
Einwohner geht.
Etwa 80 Jahre nach dem Erstkontakt zwischen Spaniern und der damaligen
Herrscherelite von Peru ist dies von einem Vertreter der ehemaligen nativen Adelsschicht, der, im Sinne der im letzten Kapitel angesprochenen indirect rule, durchaus noch auf der mittleren Ebene von Herrschaftsvermittlung in den lokalen Dorfbereich für die Spanier an ‚Regierung‘ teilhat, in der neuen Herrschaftssprache
verfasst: Selbstverständlich ist dies kein authentisches Dokument unberührter präkolumbianischer (bzw. prä-Pizarro-) Kultur mehr. Vielmehr muss hier die Forschung
in sorgfältiger Sprachanalyse abzutragen versuchen, welche europäischen Genre-
248
Perspektiven
und Textmuster (Ciceronianismus, neoscholastisch-aristotelische Moraltheologie
und ihr Seitenzweig der Fürstenspiegeltradition mit Trennung in gute Regierung und
Tyrannis) schon als zentrale Diskursregeln den Text organisieren. Eine Trennung
in ‚natives‘ und ‚europäisches‘ wird dabei nie in Reinform gelingen, sondern man
kann nur das ‚Hybrid‘ in seiner Gewordenheit untersuchen – unterkomplex wäre
es allerdings auch umgekehrt, die europäischen Diskursmuster wieder ganz zu vernachlässigen in einer Art postkolonialen Feier des scheinbar ursprünglich-andinen
Ausdrucks von Poma de Ayala, wie etwa noch Nathan Wachtel und Juan Ossio, seine
Unterteilung der Geschichte in fünf Epochen als „klassisch andine“ mentale Tradition verstanden hatten, statt als Rezeption eines Musters, das in einer spanischen
Chronik der 1540er vorgebildet ist, von der er ein Exemplar besessen haben muss.
Von einem solchen Beispiel, wie dem Gesamtrahmen aus wird aber ersichtlich, dass hier Fragen und Erkenntnisinteressen im Hintergrund stehen, denen
bei nahezu allen im ersten Methodenkapitel (vgl. Kapitel 7) dargestellten TheorieAutoren nicht zentral Aufmerksamkeit gewidmet wurde: Wie zwei unterschiedliche Kulturen, zwei Diskursformationen sich synchron zueinander verhalten, wie
ihre Verschränkung innerhalb weniger Jahrzehnte oder dann über Jahrhunderte zu
untersuchen ist, ist kein Thema, zu dem man bei Foucault, Luhmann oder Koselleck
hilfreiche Heuristikwerkzeuge finden könnte. Man muss hinzufügen: Auch Saids
Studie ist ja noch ganz unilateral auf die westlichen Texte und ihre einsinnige Kraft
einen (imaginären) Orient zu konstruieren, gerichtet. Auch Said bietet für solche
Gegenstandsfelder höchstens ein Anregungspotenzial und ethisch-methodisches
caveat, nicht die europäischen Beschreibungen mit der Realität zu verwechseln,
aber kein Instrumentarium für die genannten Fragen. Und er analysiert keine arabischen oder osmanischen Quellen. Dabei ist die Rede von Hybridität an sich selbst
auch nicht erkenntnisfördernd, sondern inhaltsleer: Auch deutsche Nationalkultur
ist hybrid, es gibt gar keine nicht-hybride Kultur am Punkt 0 der ‚Unvermischung‘.
Daher empfiehlt es sich für konkrete Arbeiten hinsichtlich des Verhältnisses, der
Übertragung, der Adaptation von politischen Theorien, von politischen Sprachen,
von Institutionsmodellen, ihrer konkreten Ausformung, Umformung und Anpassung an lokale Gegebenheiten doch eine zweiseitige Logik zwischen Ausgangspunkt
und Endprodukt beizubehalten, schlicht um den vergleichenden Blick und Transferrichtungen (in beide Richtungen) weiter bemühen zu können.
Das Kulturtransfermodell, an sich ursprünglich von Michel Espagne und Michael
Werner für biedere deutsch-französische Verhältnisse entwickelt, einige Jahre vor
dem Trend zur Globalgeschichte und dem Aufsteigen der Rede von Hybridität, hat
hier schon mehr an handfestem Begriffsapparat und Beobachtungen zusammengestellt, die auch für globalgeschichtliche Zusammenhänge anwendbar sind, als bei
der konkreten Arbeit die stete Wiederholung und beschreibende Feier von etwas
als hybrid erbringt. Die Kulturtransferforschung hat ein Interesse für Konjunkturen
und die Dominanz bestimmter Einflussrichtungen entwickelt und hat dem Zielkontext die absolute Priorität gegenüber dem Ausgangskontext gegeben. Damit hatte sie
schon eine Art postkoloniales Anliegen von Anbeginn in ihrem Instrumentarium
Heuristiken und Instrumente
249
eingebaut: Es geht nicht darum, Rousseaus oder Pufendorfs Ausbreitung in der Welt
als Nachvollzug der Strahlen einer Genie-Sonne aufzuzeigen, die immer schwächer
werden und immer ‚schlechter verstanden‘ werden, je weiter sie vom Zentrum entfernt sind, sondern es geht immer um die konkrete Anverwandlung von kulturellen
Einheiten vor Ort, und dies kann natürlich auch auf das Verhältnis chinesischer
und koreanischer Text- und Literaturproduktion in einem innerasiatisch ‚kolonialen‘ Kontext des besetzten Koreas des 17. Jhs. ganz ohne europäische Beteiligung
angewandt werden. Die Untersuchung solcher Prozesse unter Verwendung ähnlicher ‚Grammatiken‘ von Transferanalysen kann dann aus einer Makroperspektive
betrachtet den Blick freigeben auf historische entanglements, auf connected history,
in der Länder, Kulturen, Ethnien und gegebenenfalls ganze Kontinente verbunden
sind. Aber vielleicht erfolgt dies nur über eine stete dünne Spur, zum Beispiel von
spezialisierten Händlern, die wie die arabisierten jüdischen Händler des Hochmittelalters (Geniza-Überlieferung) von Kairo bis Indien oder später wie die Armenier
von Südostasien bis Amsterdam lange Zeit und über lange Strecken ohne europäisch-westliche Infrastruktur interkontinentale Verbindungen herstellen, was jeweils
auch zu Austausch- und Anverwandlungsprozessen führt. Dies sind Beispiele für
typische Untersuchungsfelder und -interessen, zu denen Ansätze wie Kulturtransfer,
Hybridisierung und vergleichbare Konzepte als Methoden oder jedenfalls als breites
thematisches Dach dienen. Sie müssen nicht zwingend in einem Verhältnis straff
hierarchischer Über- und Unterordnung von Kolonisierten und Kolonisierern stattfinden. Neben entangled oder connected history hat sich hier auch die Konzeption
der global microhistory etabliert, meist sind diese Ansätze im Gegenstandsbereich
aber weniger auf politische Sprache und Theorie, weniger auf Institutionentransfer
und -beziehungen gemünzt als auf individuelle Biographieformungen, auf materielle Geschichte und Austauschbeziehungen – ohne dass es hierfür an sich einen
zwingenden Grund gäbe, dies ist eher eine zufällige innerdisziplinäre Entwicklung
als methodisch notwendig.
Schon der wirkmächtigste Vertreter der Annales-Schule Fernand Braudel hatte
in seinen Vorlesungen vor Mitgefangenen in deutschen Kriegsgefangenenlagern
1944 dem Bewusstsein für das, was wir Globalisierung zu nennen gewohnt sind,
seinen eher skeptischen Ausdruck verliehen (Globalisierung als Gleichmachung
und Verdrängung jeder lokalen Eigenkultur), auch wenn er sich dann in seinem
Œuvre doch stark dem Mittelmeerraum und Frankreich widmete.2 Den obigen Ent2 „Die Welt gerinnt um uns herum, sie wird hart wie ein Kristall, mit einer verstörenden Indifferenz
hinsichtlich unseres Schicksals und des Schicksals von allem, was wir lieben, gemäß der ihr eigenen
Gesetze, die die Technik hervorgebracht hat, aber deren wir nicht Herr sind. An dem Tag, an dem
die lokalen Gebräuche – diese ursprünglichen Reichtümer – vollkommen verdrängt sein werden
durch Massenliteratur, wird die Eintönigkeit des Denkens und der Literatur bedrohlich sein, in globaler Dimension, diese Klage und dieser Traum der Menschen, überall gleich, monoton.“ (Braudel,
F., L’histoire, mesure du monde, in: Ders., Les ambitions de l’Histoire, hg. v. R. de Ayala u. P. Braudel, préface M. Aymard, Paris 1997, S. 19–114, 111 – Zusammenfassung der Gefängnis-Vorlesungen
1941–1944, aus dem Gefangenenlager in Lübeck an Lucien Febvre Ende 1944 geschickt).
250
Perspektiven
wicklungen im Methodenbereich wie in der Themenwahl ist die Abhängigkeit der
Trends von der ganz handfest spür- und erlebbaren Globalisierung leicht anzumerken. Ein Gesamtnarrativ fehlt hier aber meist und wird gerade in den genannten
Feldern (entangled, global microhistory …) oft bewusst als Erbe der mikrohistorischen negativen Affektreaktion gegen Großerzählungen überhaupt vermieden – und
doch stellt sich wieder im Vergleich mit den im ersten Kapitel vorgestellten Ansätzen auch das Bewusstsein für eine fehlende Integration, einen fehlenden Rahmen
ein: Ein solcher ist bei Bhabha etwa (sicherlich ganz bewusst) nicht zu finden, die
produktive Kraft, gegebene Diskursordnungen zu subvertieren, ist von der sprachlich-diskursiven Mikroebene her gedacht ohne Blick auf ein soziales Ganzes, das
damit in der Zukunft angestrebt würde, aber auch ohne Blick auf das, was für eine
Geschichtsrekonstruktion insoweit erstrebt würde.
In der Geschichtspraxis der global microhistory wird oft ohne extreme Engführung
mit dieser hermeneutisch-postkolonialen Theoriediskussion auf einzelne historische
Akteure fokussiert, die prismatisch die Vielschichtigkeit von Austausch, von Gleichzeitigkeit und Ungleichzeitigkeiten und kulturellen kognitiven Distanzen ebenso wie
Austauschphänomenen biographisch und in ihren Werken bündeln. Eine der Leitfiguren der italienischen Mikrogeschichte, Carlo Ginzburg, hatte sich auf der Quellenbasis von Inquisitionsakten in tiefschürfender Detektivarbeit auf die Biographie,
Mentalität und Lebenswelt eines sonst ganz vergessenen und gleichsam ‚unbedeutenden‘ Friauler Müllers mit begrenztem Bewegungsradius konzentriert. Er hatte hier
eine normal-anormale Mentalität und Befindlichkeit im realen Leben rekonstruiert,
um zu zeigen, wie im Individuellen die kataklystischen Verschiebungen der konfessionellen Frontverhärtung, der Anfragen von Religion an das persönliche Ich sich so
auswirkten, dass sie für die normalisierende und standardisierende Normerwartung
der katholischen Institutionen als abweichend erfahren wurde. Vierzig Jahre später
richtet sich nun der Blick auf ganz andere historische Akteure, auf mobile Wanderer
zwischen Kulturen und Kontinenten, die aber meist nicht zur unmittelbaren Herrschaftselite gehören, und die wieder prismatisch Grenzerfahrungen, kognitive Grenzen, Hiate, Übersetzungsleistungen und auch Scheitern in der Fremde, aber auch
kurz- und langfristiges Einschmiegen in globale Kontexte, den Aufbau von Mikronetzwerken über lange Distanzen, die gegebenenfalls parasitär von der Expansion
der trading empires und ihren Verbindungen profitieren oder jedenfalls darauf aufsatteln, aufzeigen können. Viele dieser Akteure waren dann auch auf einer Mikroebene in alte und neue Herrschaftsapparate kurz- oder langfristig eingebunden.
19. Globale Begriffsgeschichte und Sattelzeit
Auch ‚globale Ideengeschichte‘ und ‚globale Begriffsgeschichte‘ sind aktuelle Themen: Wenn und insoweit dann für alle eingangs genannten Methoden ein (durchaus eurozentrisches) Geschichtsbild als Rahmen zentral war, dann muss auch dies
reflektiert werden.
Globale Begriffsgeschichte und Sattelzeit
251
19.1 Shmuel Eisenstadt: Multiple Modernities
Shmuel Eisenstadt hatte mit einem in Ansätzen in den 1980ern erstmals erwähnten
Konzept, das er ernsthaft aber erst in einem Aufsatz von 2000 ausformuliert hat, versucht, ein nicht schlicht eurozentrisches Modell der Genese von Moderne in ihrer
global gegenwärtig vorfindbaren Form zu entwickeln und griff dabei auf den Heidelberger Philosophen der Nachkriegszeit Karl Jaspers und sein 1949 ausformuliertes
Konzept der Achsenzivilisationen zurück: Im Grundmodell geht Eisenstadts Modell
davon aus, dass es zwei fundamentale welthistorische Einschnitte gegeben habe,
einerseits die Ausbildung von etwa fünf Achsenzivilisationen (die jüdische, christliche, buddhistische, hinduistische und – zeitversetzt nachklappend – islamische)
jeweils etwa um 500 v. Chr. – die ‚christliche‘ meint insoweit die mehr oder minder
westeuropäische und hier ist mit der Zeit 500 v. Chr. die insoweit später auch mitteleuropäisch allgemein akkulturierte griechische dann römische Zivilisation in ihrer
ersten Hochphase gemeint. Andererseits die Ausbreitung der globalen Moderne
etwa um 1800 bis 1900 n. Chr. Der Sockel der Achsenzivilisationen ist dabei als
eine so starke und voneinander jeweils unabhängige ‚autochthone‘ Vorbildung zu
verstehen, dass die Moderne als Zivilisationsform, auch wenn sie zuerst in Europa
aufkam, in ihrer Ausbreitung jeweils nur in ganz unterschiedlichen Ausprägungen
vorfindlich ist. Es gibt also eine Vielheit von Modernen, was insoweit im Großen die
Anwendung eines Hybridisierungs- oder Transfer-modells im eben angedeuteten
Sinne auf Moderne schlechthin meint. Eisenstadt und andere würden gegenüber
radikalen Postkolonialisten zwar mit einem gehörigen Schuss an fast konservativem
Realismus jedenfalls die zeitliche Priorität der europäischen Entwicklung aufrechterhalten und darin kein Problem sehen. Aus der Perspektive um 1950 oder um 2000
herum gibt es aber keinen Grund mehr für die Priorität des Europäischen oder des
Westlichen gegenüber den nun existierenden Formen von multipler Moderne, die
sozusagen stets ‚Kerne‘ der nicht gänzlich überschriebenen Achsenzivilisationen
weitertragen. Das Modell ist gedanklich relativ einfach im Vergleich zu den postkolonialen Sprachspielen – und auch im Ganzen wie in den Details leicht angreifbar, schon was das Erbe an Begrifflichkeit anbelangt, die hier über Jaspers letztlich
auf die Zivilisationsstufenlehre sogar der Vorkriegszeit verweist –; es reicht aber
hin, um begreiflich zu machen, was man reflektieren muss, wenn man etwa ‚globale Begriffsgeschichte‘ betreibt.
19.2 Eine globale Sattelzeit? Koselleck global?
Der bekannte deutsche Historiker Jürgen Osterhammel hat die These aufgestellt,
dass es eine globale Sattelzeit im Koselleck’schen Sinne von 1770 bis 1830 gegeben
habe. In diesen Dekaden sei die Krise der Kolonialreiche (Spanien, England) eingetreten, eine globale Stärkung der Weißen und der Aufstieg des Nationalismus.
Sozial sei es nur in wenigen Staaten in Europa zur Ausbildung einer bürgerlichen
Gesellschaft gekommen, nur in den USA sei schon Demokratie als Staatsform zum
252
Perspektiven
Durchbruch gelangt, die Industrialisierung sei erst um 1830 als global wirkender
Prozess spürbar geworden: Das sind ohne Zweifel richtig festgestellte Phänomene,
sie haben aber mit der von Koselleck auf die ‚Sattelzeit‘ als Epoche der zentralen
Umstellung des konzeptuellen Grundhaushaltes und aller politischen Leitbegriffe
jedenfalls Zentral- und Westeuropas nur wenig zu tun: Hierfür müsste man zeigen,
dass zwischen 1770 und 1830 sich auch in China ein Vorgang der Umstellung des
begrifflich-konzeptuellen Grundapparats in ähnlich fundamentaler Weise nachweisen lässt wie in Europa. Und für Europa war die Hypothese der Geschichtlichen
Grundbegriffe, die dann als These belegt wurde, dass man so die Transformation
der Gesellschaft als Ganze erfasst; dass man die um 1770 noch ständisch geordnet
und um 1830 letztlich nur aus einem Stand bestehende, gegebenenfalls schon klassenförmig reorganisierte Gesellschaft begreift und jedenfalls ganz problemlos,
theoretisch ausformuliert und sogar schon in der Praxis erprobt begreifen kann. –
Und dies unabhängig von Gegenbewegungen im 19. Jh. wie etwa wirkmächtigen
Refeudalisierungsprozessen.
Unabhängig von den Fragen, inwieweit auch innereuropäisch die exakte Periode
der Sattelzeit zu diskutieren sein mag: Was untersucht man begriffshistorisch, wenn
man sich auf welthistorisches Terrain begibt? – Natürlich kann man schlicht sprachlich-semantische Veränderungen untersuchen und sicher entscheidende Einschnitte
festmachen. Ob diese Einschnitte aber auch in vergleichbarem Maße ‚geschichtsphilosophisch‘ auf einen zentralen gesellschaftlichen Wandel wie den Übergang
‚zur Moderne‘ in Europa verweisen und ‚diesen als im Begriffswandel begriffen‘
nachzeichnen, darf man bezweifeln. Massiv verändert sich in China z. B. wohl die
Begriffswelt (und nicht nur primär das Zeichensystem) in diesem Sinne um 1880
herum, wofür das starke Eindringen und die Adaptation europäischer Bezeichnungen und Konzepte ein Indikator ist. Wäre ‚Sattelzeit‘ dann ein Kontinuum,
das lokal-zeitlich ganz unterschiedlich auf der Welt mit den Hybridisierungsvorgängen im sprachlich-diskursiven Mikrobereich zu füllen ist, die die Ausbildung
der jeweils unterschiedlichen Manifestationen von ‚Moderne‘ im Eisenstadt’schen
Sinne markiert? Bei Koselleck gibt es ein grundsätzlich verschränkt gemeintes Korrelat zwischen a) Geschichtsbild oder gar -philosophem und b) begriffshistorischer
Mikromethode. Wenn man dies überträgt auf globale Verhältnisse, ist es in der Tat
angemessener von einem Kontinuum auszugehen mit Sattelzeiten, die in manchen
Regionen um 1650, in anderen aber erst um 1900 oder später anzusetzen sind. Zwar
gerät man leicht in den Windschatten des Vorwurfs, damit doch diffusionistisch der
Konzeption der Ausbreitung einer europäischen Moderne zu erliegen. Dies muss
aber nicht zwingend sein, und hierfür ist das vielleicht etwas grobe, aber im Ausgangspunkt erst einmal ‚stabile‘ Eisenstadt’sche Modell heuristisch im Hintergrund
hilfreich: Man kann es wie einen ‚Erinnerungszettel‘ für die Weltregionen aktualisieren, anpassen und von den jeweiligen vormodernen ‚Sockelkulturen der Achsenzivilisationen‘ ausgehen, sie vielleicht kritisieren, die Fixierung auf das Religiöse
anmahnen, aber es hält erst einmal den Blick offen auf die Dualität eines Maßstabes,
mahnt, Veränderungen epochal im Kulturkontakt zu vermessen und andererseits
Globale Begriffsgeschichte und Sattelzeit
253
eine interne eigene Entwicklung und Resistenz gegen Einflüsse mitzudenken. Entwicklungen können selbstverständlich weiter auch unabhängig und kulturintern
induziert sein, und aus der erwähnten dezidierten Priorisierung der Empfängerperspektive heraus ist ‚das Europäische‘ am Transfer- und Hybridisierungsvorgang
an sich ganz unerheblich, da es auf die Untersuchung der kulturellen Formation in
ihrem lokalen Zuschnitt geht.
Schlicht auszublenden, dass es aber z. B. auch beim chinesischen Maoismus vorherige Anverwandlungsprozesse mit nicht ‚autochthonen‘ Elementen gegeben hatte,
wäre methodisch lächerlich. Für den amerikanischen Kontinent hilft Eisenstadts
Modell hingegen nicht, weil er (wie Jaspers) den nativen indigenen oder durch
Eroberung dann weitgehend ausgelöschten ‚Hochkulturen‘ Südamerikas keinen
Achsenzivilisationsstatus zuschreibt. Wie die im letzten Kapitel erwähnten historischen Demographen (Crosby, Berkeley-School) die atemberaubende genozidähnliche Dezimierung der amerikanischen indigenen Population als sehr raschen
Prozess im 16. Jahrhundert beschreiben, bei dem die indianische Population ganz
überwiegend erst ausgelöscht, dann durch einen Ethnien-Mix ersetzt wurde – so
tendieren Makrohistoriker hier eher dazu, von einer nahezu vollständigen Überlagerung der indigenen Restkultur durch die Konquistadoren auszugehen.
Dass auch schon in vormodernen Zeiten hier solche globalen Transferprozesse
auch im Ideen- und Begriffshaushalt feststellbar und zu studieren sind, steht außer
Frage, und insofern ist das eine zu einfache Vorstellung: Im Sinne einer ‚Sattelzeit‘,
die mit Begriffsgeschichte korreliert, wären die Amerikas aber wohl eben mit ihren
frühen Dekolonisierungserfahrungen ab der Revolution von Haiti 1804 und der
nachfolgenden Erosion des französischen, englischen und spanischen Kolonialreiches etwa bis und um 1830 schon Teil einer nur kaum oder nur um wenige Dekaden von den europäischen Entwicklungen getrennten ‚Sattelzeit‘. Dass die Verfassung Haitis, um beim Beispiel zu bleiben, die der ehemalige schwarze Sklave, dann
ehemalige französische Soldat, dann Revolutionsführer Toussaint Louverture entworfen hatte, Katholizismus als Staatsreligion und ein Scheidungsverbot als zentrale Elemente aufnahm, macht sie vielleicht konservativ an einigen Punkten. Doch
ist der Akt der Emulation des Prinzips, dass ein Volk sich selbst als Souverän seine
Verfassung gibt, nicht im Grundsatz unvergleichbar mit den Verfassungen des ehemaligen Mutterlands Frankreich: Wir befinden uns hier eher schon in einem, wenn
auch lange kolonial geprägten Begriffs- und Diskurskontinuum. Das scheint für
China um 1800 doch noch kategorial-systematisch ganz anders gelagert zu sein,
und daran ändern die Treaty Ports im Großen auch wenig.
Die Transferprozesse und Hybridisierungen finden vormodern in den Amerikas
und vergleichbaren Zusammenhängen gleichsam auf einer systematisch niedrigeren Ebene innerhalb der schon dreihundertjährigen kolonialen Gesellschaft immer
neu statt, sie liegen nicht auf der gleichen Ebene, die Eisenstadt erfassen wollte,
wenn er die gleichsam ‚härteren‘, schon länger widerstrebigen Sockelkulturen der
sogenannten Achsenzivilisationen und ihre Konfrontation und Hybridisierung mit
‚Moderne‘ versuchte, in den genannten Metaphern und Kategorien zu fassen. Noch
254
Perspektiven
weitergehend könnte man auch epochentheoretisch formulieren, dass sich – trotz
der Verkomplizierung durch das Verhältnis von Kolonial- gegenüber Muttergesellschaften – für diese schon überhaupt die alteuropäische Epoche ‚Frühe Neuzeit‘
als letzte temporale Subkategorie des alteuropäischen Schemas Antike/Mittelalter/
Neuzeit viel einfacher und selbstverständlicher anwenden lässt. Es ist vergleichsweise oder wegen der durchaus auch brutalen Eroberung tragischerweise unproblematisch, von einer Frühen Neuzeit auch für das spanische Mexiko zu sprechen,
während ‚Frühe Neuzeit‘ für Inner-Indien, das zentrale China trotz etwa 100.000
von Jesuiten bekehrten Christen um 1700 oder für Australien als Kategorie mit
einer Art impliziten Hypothek ‚Renaissancekultur und Barock‘ als Ferment kaum
Sinn hat, wenn quantitativ ganz dominant die eigene Kultur noch ihren eigenen
Zeitregimen, Gebräuchen und Konzeptwelten folgt.
Man kann zu europäischen Epochenschwellenphänomenen analog ‚Renaissancen‘
und ‚Aufklärungen‘ entdecken oder Äquivalente zu finden suchen (vgl. Kapitel 15.2:
die aktuelle Diskussion über ‚Militärische Revolutionen‘ in Indien, China, Korea,
dem Osmanischen Reich ist ein solcher Fall), aber das sind dann hermeneutische
Operationen der metonymischen Übertragung einer Epochenkategorie aus dem
im globalen akademischen Kontext inzwischen bekannten europäischen ‚Etikettierungshaushalt‘ auf außereuropäische Zusammenhänge, um ähnlich zentrale
Entwicklungen zu zeigen – und wenn es keinen Petrarca im 14. Jh. im Senegal gab,
dann vielleicht erst im 19. Jh.? – Die Gefahr ist, dass man hierbei in defensive, den
Eurozentrismus abwehrende Narrative verfällt, die das Eigene ‚als gleich‘ stärkend
darstellen, ohne dass der Sache nach für die Geschichte der jeweiligen regionalen
Eigenkultur viel gewonnen ist. Doch wer im Bücherregal zur Geschichte der Weltregionen einmal ein wenig stöbert, wird rasch bemerken, dass es wichtig ist, über
das Problem der Übertragbarkeit oder nicht, über solche Analogbildungen und
ihre methodischen Hypotheken nachzudenken, denn sie sind überhäufig, und oft
unreflektiert. Was aber nicht reflektiert ist, kann – bei vielen sachlich richtigen und
hilfreichen Informationen in den jeweiligen Werken – eine problematische Gesamtrahmung des Dargestellten mittransportieren, der man als Leser dann von Seite zu
Seite und langsam das Problem vergessend sozusagen ‚erliegt‘.
20. Globalgeschichte: Drei Fallstudien
Drei kurze Fallstudien sollen Formen ‚globalhistorischen‘ Arbeitens eher andeuten
und den Blick hierauf werfen. Sie können zwar nicht die Einführungen und den
fachspezifischen Lektürekanon der Osmanistik, der Indologie oder der Sinologie
und der chinesischen Geschichte als eigenen Disziplinen ersetzen, wohl aber die
Brücke zwischen europäischer Frühneuzeitgeschichte und den globalen Regionalgeschichten schlagen.
Globalgeschichte: Drei Fallstudien
255
20.1 Osmanisches Reich
Hat es eine politische Theorie bei den Osmanen gegeben, die die Bildung und dann
Verwaltung dieses großen Reiches begleitet hätte? –
Das Osmanische Reich war seit der Eroberung von Konstantinopel (1453) zu
einer konstanten Bedrohung, zunehmend aber auch zu einem halb fremden, halb in
das europäische Staatensystem integrierten Komplex geworden, der mit seiner territorialen Ausdehnung nach der Osmanisierung von Ägypten (1517) und der losen
Angliederung der Barbareskenstaaten fast die gesamten übrigen Kernländer Europas aufwog. Es griff nie kolonial in Übersee aus, es blieb größtenteils ein militärisch
terrestrisches Imperium. Sehr wohl war es im Stande, zeitweilig große Galeerenflotten, später auch Segelschiffflotten im Mittelmeer zu mobilisieren – der Höhepunkt
ist die Lepanto-Schlacht 1571 mit der Mobilisierung von 140.000 Mann auf beiden
Seiten – und es besaß in Zeiten der Befriedung mit den Barbaresken-Korsaren auch
eine Art konstante Kleinflotte, die in Guerillataktik parasitenartig vom Mittelmeerhandel der europäischen Händler profitierten. Im Roten Meer und im arabischen
Meerbusen suchte es ebenfalls Hafen- und Seehoheit gegenüber den portugiesischen,
niederländischen, französischen Schiffen und dem persischen Schah zu wahren, insbesondere auch den Seezugang zur Hajj nach Mekka über Jedda. Aber es war nie
ein selbst expansives ‚trading empire‘ vergleichbar mit den europäischen Mächten.
Historisch fand die Expansion der osmanischen Turkstämme aus der anatolischen
Tiefebene nach Ost und West zunächst ohne jede Berührung mit dem Meer statt.
Die Osmanisierung der Territorien führte gerade in Nordafrika, der Arabischen
Halbinsel und im Mittleren Osten zu erheblichen Traditionsabbrüchen der vorher
gepflegten arabischen Gelehrtenkultur und Ausbildung. Als eigene Texttradition
der Selbstbeschreibung entstanden bei den Osmanen vor allem fürstenspiegelähnliche Werke und nach Dynastienabfolge organisierte Chroniken. Aus diesen
Texten sowie nicht-literarischen Beispielen politischer Sprache hat man versucht,
in feinfühliger Abtragung von eigentlich chronologisch späteren Textschichten, auf
die frühe osmanische Zeit des 14. Jhs. und die der Expansion zugrundeliegende
Mentalität zu schließen: Man spricht von der gaza-Ideologie, wonach die Kämpfer durch die Führer aus dem Hause Osmans in einer dem islamischen Sakralrecht
(shariah) gemäßen Form des Heiligen-Krieg-Denkens an übergriffigem Handeln
wie Plündern, Rauben und mutwilliger Zerstörung gehindert wurden. Stattdessen
wurden sie zu klarem Auftragshandeln diszipliniert, und in dieser Disziplinierung
entstand das Reich zunächst in dynamischer Eroberungsbewegung. Cemal Kafadar
und nach ihm andere haben die langwährende Diskussion über Konzept und Zentralität der gaza-Konzeption oder -Ideologie im Kontext einer langen, oft von späteren Deutungshypotheken überfrachteten Historiographie dergestalt dekonstruiert,
dass die Realität der Geschichte der frühen osmanischen ‚theologico-politischen‘
Herrschaftsideologie fast gänzlich im Ungreifbaren zu zerrinnen scheint. Nach dem
bis dahin weitesten Ausgreifen bis vor Wien (1529), den Kriegen auf dem Balkan
(Ungarn, Transsylvanien) zwischen den Habsburgern, Mächteallianzen und dem
256
Perspektiven
Heiligen Römischen Reich und dem Osmanischen Reich (langer ‚Türkenkrieg‘ 1593–
1606) war eine Art Pattsituation und vorläufiger Stillstand zu Land erreicht. Nach
den Seeschlachten bei Lepanto (1571) und der Rückeroberung von Tunis (1574)
durch die Barbaresken war eine Art Zonenaufteilung zwischen einem vom Osmanischen Reich dominierten östlichen Mittelmeer und einem europäisch dominierten westlichen Mittelmeer gegeben.
Ab diesem Moment Ende des 16., Anfang des 17. Jhs. beginnt die Fürstenspiegelliteratur eine Selbstwahrnehmung des Niedergangs des Reiches zu kultivieren. Ab
der Regierung von Ahmed I. wird die Epoche der Eroberungstaten von Süleyman I.
und Mehmet II. als eine Art Goldene Zeit heroisiert, während die eigene Zeit mit
Merkmalen der Depravation gekennzeichnet wird. Die zuvor expansive Dynamik
wich einer administrativen Durchorganisation des Reiches. Baki Tezcan hat für
dieses „zweite Osmanische Reich“3 einen laufenden Wettstreit zwischen herkömmlichem feudalen Recht (kanun, Verteilung der timar/Lehen an verdiente Granden)
und islamischem Recht (shariah) ausgemacht, wobei die zunehmende Indienstnahme des letzteren und Verdrängung des ersteren zum Ende des 17. Jahrhunderts
nicht eine ‚Theologisierung‘ der Politik bedeutete. Es war eine Form, eher logikbasierter Rechtsprechung gegenüber einer dehnbar-weicheren Form von Traditionsbezug, der doch immer änderbar war (in jedem Moment konnte das ‚alte Recht‘
doch wieder neu definiert werden). Gleichzeitig lässt sich eine Art Wettstreit zwischen ‚Absolutisten‘ und ‚Konstitutionalisten‘ feststellen, wobei beide Wettstreite
nicht entlang gleichsinniger Grenzen verliefen, sondern auch quer zueinander
standen. Es gab also nicht ein ‚rationalistisches Absolutistenlager‘ und ein ‚kanunorientiertes Konstitutionalisten‘-Lager. Was Autoren wie Gelibolulu Mustafa Ᾱlī bin
Ahmed, genannt ῾Ᾱlī (1541–1600) kritisierten – unter anderem in seinem Spätwerk Füsūl-i hall ü akd ve usūl-i harc ü nakd (Die Epochen der Souveränität – über
die Prinzipien korrekter Staatsausgaben-Planung), war, dass sich die Herrschaft der
Sultane nicht am islamischen Recht und den Regeln der Gerechtigkeit ausrichte.
Die Disziplin der Soldaten gehe verloren bei Wein und anderen Genüssen, sie
flöhen das Land und lebten im Luxus der Paläste und des Sultanhofes. Auch die
Bauern zögen, statt das Land zu beackern und so auch für die Steuerbeibringung
zur Verfügung zu stehen, in die Städte, die Steuerrechte würden verpachtet werden und Lehensträger (timar-Inhaber) fingen an, statt den militärischen Pflichten nachzugehen, Geschäfte und Handel zu betreiben. In diesen Texten ist noch
wenig von Sedimenten älterer arabischer Philosophie, Geschichtsschreibung und
der Rezeption aristotelischer und anderer griechischer Philosophie in die arabische Überlieferung hinein zu spüren. Man hat versucht (Cornell Fleischer), die
Parallelität der in diesen Niedergangsnarrativen feststellbaren Konzeption einer
zyklischen Geschichtsauffassung zu vorislamischen älteren und viel systematischer ausgearbeiteten Zyklentheorien, angefangen bei Aristoteles und Polybios,
3 Tezcan, B., The Second Ottoman Empire. Political and Social Transformation in the Early Modern
World, Cambridge 2010.
Globalgeschichte: Drei Fallstudien
257
nachzuweisen, mit der Frage, ob schon Ibn-Khaldun-Kenntnisse vorliegen. Hierauf wird gleich einzugehen sein – die Antwort ist aber zuerst einmal negativ. Man
darf daher sagen, dass bis etwa 1620 die im engeren Sinne osmanische ‚politische
Theorie‘ sich relativ konservativ, tugendlehreförmig, dynastisch, und oft chronologisch nach Herrscherbiographien geordnet präsentiert. Das Osmanische Reich
kam gerade in seiner durchschlagsfähigen Expansionsphase offenbar eher ohne eine
komplex ausgefeilte und irgendwie schulförmig oder akademisch-systematische
politische Theorieproduktion aus.
Erstaunlich ist dann das, was man nach 1648 bei einem der berühmtesten Intellektuellen des frühneuzeitlichen Osmanischen Reiches, Kātib Çelebi (1609–1657),
beobachten kann: Çelebi ist kein Petrarca, aber man mag schon von so etwas wie
einer Art Renaissanceepoche in Konstantinopel sprechen, wenn wir die Analogieübertragung selbst praktisch durchführen, die wir im letzten Kapitel als methodisches Problem reflektiert haben: Çelebi stammte an sich aus einfachen Verhältnissen
und folgte dem Vater in Armeeschreiberdiensten nach, ein kleines Amt, das nur über
solche Familienprotektion erlangt werden konnte, und sogar gefährdet war, sobald
der Vater verstarb. Doch erbte Çelebi ein großes Vermögen von einem begüterten
Onkel und konnte sich von nun an seinen Studien in der Hauptstadt widmen, nachdem er bei den Auszügen jedes Frühjahr mit dem Heer im Krieg gegen den persischen Schah in Zwischenhalten wie in Aleppo schon systematisch Manuskriptsuche
und -sammlung in den Bibliotheken betrieben hatte (Gottfried Hagen). Am Hof
Mehmets IV. fand er durchaus Gehör bei den Granden, wirkte aber doch meist als
Privatgelehrter ohne höhere Ämter. Çelebi hat nicht nur arabische und persische
Literatur und Werke für die osmanische Welt erschlossen, sondern er übersetzte
auch etliche Werke aus westlichen Sprachen. So fand etwa das aus dem Umfeld des
Wittenberger Melanchthon-Kreis stammende Geschichtswerk des Johannes Carion
(Chronicon) auf Latein sein Interesse und er übersetzte es: Das protestantische, von
der lutherischen Interpretation der Vier-Reiche-Lehre nach der christlichen apokalyptischen Konzeption gerahmte Geschichtswerk war für den muslimischen Historiker durchaus eine interessante und wohl auch geschichtsphilosophisch anregende Quelle. Wichtiger war aber sein imposantes enzyklopädisches Hauptwerk,
das Kashf al-zunūn, das in ca. 15.000 Einträgen alle ihm bekannten Autoren und
Werke des Orients verzeichnete. Der berühmteste französische Orientalist seiner
Zeit, Barthélemy d’Herbelot, benutzte dies als Hauptquelle für seine französische
Bibliothèque orientale (1697), die als zentrales Hauptwerk der frühneuzeitlichen
Orientalistik gelten darf.
Çelebi rezipierte eine Fülle der zentralen arabischen Autoren des Mittel- und
Hochmittelalters, die vorher im Osmanischen Reich fast in Vergessenheit geraten
waren, mit der Hoffnung, aus ihnen durchaus wieder anwendbaren Gedankenreichtum zu gewinnen – und insofern passt die Renaissanceanalogie: Denn der
Intellektuelle des Osmanischen Reiches wurde sich so gleichsam bewusst, dass die
Osmanisierung zu einem Verschütten und Vergessen einer vorherigen ‚geistig lichtreichen‘ Periode islamischen intellektuellen Lebens seit dem 7./8. Jh. geführt hatte.
258
Perspektiven
So geht auf ihn die Wiederentdeckung von Ibn Khalduns so wichtigem politicohistorischen Werk, der Muqadimmah zurück. Erster Manuskriptbesitz von diesem
Werk in Konstantinopel ist zwar schon für 1598 aus einem Brief belegt, aber echte
Rezeptionsspuren in einem osmanischen Werk gibt es vor Çelebi nicht wirklich.
Das kann man vergleichen mit einem Vorgang, wie Machiavelli die vernakularübersetzten Bruchstücke des noch unbekannten VI. Buches der Historiai des Polybios
in den Florentiner Orti Oricellari um 1500 rezipierte, die ein maßgebliches Grundgerüst für seine zyklische Geschichtstheorie wurden. Der Vergleich zwischen Ibn
Khaldun und Machiavelli ist häufig gezogen worden, weil auch Ibn Khaldun ein
proto-soziologisches Denken eignet, so gerade in der Theoriebildung und Analyse zum Wandel und Übergang zwischen verschiedenen Dynastien: In der antiken und Renaissance-Politiklehre lag der Fokus auf dem Wandel von Verfassungstypen (Demokratie, Ochlokratie, Aristokratie, Oligarchie, Monarchie, Tyrannis),
also von abstrakten Gebilden vor der Hintergrundfolie städtischer oder territorial organisierter Gemeinwesen. Weiter war in der biblisch-christlichen Lehre die
Abfolge von Großreichen, etwa in der Daniel-Prophetie ein geschichtsphilosophisches Ferment, das in der Frühen Neuzeit ebenso immer wieder in verschiedenen
Kontexten abgerufen werden konnte. Für Ibn Khaldun war vor dem Hintergrund
der arabischen Herrschaftsorganisation hingegen die ‚Dynastie‘ das Objekt der
Analyse. Auch Dynastien würden den quasi-biologischen Gesetzen des Aufstiegs,
Höhepunktes und Niedergangs gehorchen, ihnen sei eine bestimmte Dauer zueigen,
das Durchschnittsalter einer Dynastie seien 100 Jahre ([1], III, 12 – vgl. Kapitel I
zur Aufmerksamkeit der frühneuzeitlich-westlichen Politiker für die Lebensdauer
und Stabilität von Herrschaften und Staaten). Er entwickelte eine Art zivilisatorischer Stufenlehre, wonach am Beginn einer Dynastie das Wüstenleben in eher
symmetrischer Herrschaftsdispersion im Gesamtvolk stehe, hiernach gefolgt von
der Emergenz von königlicher Autorität, die ein stärker ortsstabiles Leben, Diversifizierung von Luxus und Genüssen und höhere Formen von Wissenschaft und
Künsten mit sich brächten. Hierzu gehört oft, oder dem folgt unmittelbar nach, ein
Vorgang der Expansion, Eroberung und Unterwerfung fremder Völker, die dann als
Sklaven dienen, was am Beispiel der arabischen Expansion exemplifiziert wird: In
heute soziologische post-durkheim’sche Sprache übersetzt, fand Ibn Khaldun also
Worte für einen Übergang von segmentär differenzierten zu stratifizierten Gesellschaftsorganisationen, und das Besondere ist nicht die historische Deskription des
Einzelfaktums an sich, sondern der Versuch und die Behauptung, hiermit eine allgemeine soziale/soziologische Regel für das Verhalten von Dynastien und Völkern
schlechthin ermittelt zu haben. Die Phasen des Aufstiegs, Höhepunkts und Niedergangs solcher Dynastien unterteilt er dann in ein Fünfstufenschema ([1], III, 15]):
1. Gründungsmoment: kriegerischer Umsturz und Eroberung,
2. Gewinn und Ausbau der völligen Kontrolle in einem Gebiet,
3. Stabilisierung der Herrschaft, Genuss ihrer Resultate, Bürokratisierung der Herrschaft durch Perfektionierung von Steuereintreibung, Verwaltung und Planung,
Etablierung von Außenpolitik,
Globalgeschichte: Drei Fallstudien
259
4. Zufriedenheit, Frieden und historische Rückbesinnung und Orientierung an
Vorgängern. Tradition gewinnt überhand gegenüber Impulsen der Neuerung,
5. Stufe der Verschwendung, der Depravation, der Herrscher verliert sich in Amüsement, wird schlecht beraten, Verschwörungen nehmen zu und die Akzeptanz
der Herrschaft beginnt zu erodieren.
Über die Quellen dieser Lehre ist viel räsoniert worden, explizit zitiert Ibn Khaldun
eine Fülle arabischer Autoren, aber auch die aristotelische Politik.
Çelebi übernahm nun Ibn Khalduns Fünfstufenlehre nicht wörtlich und sklavisch, sondern übertrug sie um 1650 auf die Realitäten des osmanischen Reiches, unter anderem in einem besonders interessanten Reichsreformgutachten
(Dustūru’l-‘amel – Richtschnur [des Verfahrens] zur Heilung des Schadens): Der
Anlass war, wie er im Prolog erläutert, dass die Reichsregierung eine allgemeine
Krisensituation festgestellt hatte und am 19. März 1653 der Großwesir, der Müfti
(islamischer Rechtsgelehrte), der Kapudanpasha (Großadmiral), der Defterdar
(der oberste Schatzmeister) und andere Amtsinhaber auf Geheiß des Sultans Mehmet IV. sich zu einer Ratsversammlung einfanden. Im Rahmen der Diskussion
wurden Daten erhoben, insbesondere zur finanziellen Situation mit Rückgriff auf
die Register der Schatzkammer. Hieran war Çelebi als Gehilfe der Finanzbeamten
beteiligt und verfertigte selbst das Reformgutachten. In demselben ist das Osmanische Reich mit einer detaillierten, durch gelehrte Medizinlehre post-galenischhippokratischer Tradition beeinflussten Staatskörpermetaphorik beschrieben: Die
Teile des Reiches werden mit den vier Körpersäften beschrieben: Die Wissenschaft
und die Berater werden mit dem galenischen spiritus vitalis verglichen, der Essenz
der Blutzirkulation, das Heer mit dem Schleim, die Handelsleute mit der gelben und
das Volk mit der schwarzen Galle.4 Wenn diese Säfte in Ungleichgewicht innerhalb
des Körpers geraten, sei eine Körper-, also Staatskrise die Folge. Mit der Körpermetapher kann Çelebi dann eine an Ibn Khaldun anklingende Drei-Stufen-Lehre
„des Wachstums, des Stillstandes und des Rückganges“ verbinden und vom Menschenleben auf das staatliche Gemeinwesen (devlet) übertragen. So setzt das ganze
Gutachten auch mit der präzisen Angabe ein, dass das Osmanische Reich sich im
„364. Jahr seines Bestehens“ befinde, und dies sei Ausdruck dessen, dass manche
Reiche, wie eben das Osmanische sich „durch die Stärke ihres Baues und die Festigkeit ihrer Hauptglieder länger erhalten, und ihre Stillstands- [oder Höhepunkt-]
periode“ langgestreckt gewesen sei.5
4 Çelebi rezipiert hier aus der arabischen Übersetzungstradition die griechische Medizintheorie (Humoralpathologie, Viersäftelehre) für die Staatskörpermetaphorik. Für speziell Interessierte: Clericuzio,
A., Spiritus vitalis: studio sulle teorie fisiologiche da Fernel a Boyle, in: Nouvelles de la République
des lettres 8/II (1988), S. 33–84; Hirai, H., Alter Galenus: Jean Fernel et son interprétation platonicochrétienne de Galien, in: Early Science and Medicine 10 (2005), S. 1–35.
5 Behrnauer, W. F.A., Hāgī Chalfa’s Dustūru’l-‘amel. Ein Beitrag zur osmanischen Finanzgeschichte,
in: Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft 11 (1857), S. 111–132, 116. Es gibt keine
neuere Übersetzung dieses Gutachtentextes, für Hinweise auf die Edition des osmanischen Origi-
260
Perspektiven
Der Politiker als Staatskörpermediziner müsse nun zunächst erkennen, in welcher Phase der Staatskörper sich befinde, da nicht jede Medizin gleich für einen
Knaben oder für einen Greis anwendbar sei, weshalb die Zyklentheorie eben auch
ein kognitiv-normatives Grundgerüst für politische Analyse sei. Im vorliegenden
Fall lässt Çelebi bei allen Andeutungen der Krisensituation, also des vielleicht drohenden Übergangs in den Niedergang oder der Tatsache, dass man sich schon im
Niedergang befinde, eine exakte Bestimmung des Zyklusmoments offen, und wendet sich dann den Staatsfinanzen zu, die als Hauptgradmesser für die Erkenntnis
der gegebenen Situation des Staatskörpers erachtet werden: Während die Körpermetaphorik für Staatswesen eine im westlichen wie im östlichen Mittelalter klassische (wenngleich hier relativ fein durchgeführte) Metaphorik ist, die den Politiker
zum Mediziner am kranken Körper macht, verrät der proto-statistische Rückgriff
auf die historische Entwicklung der Staatsfinanzen einen neuen ‚Staatsblick‘, der
eher dem Typ italienischer Politikbetrachtung von Botero über die venezianischen
Botschafterberichte bis hin zur Selbstbeobachtung und jährlichen Budgetanalyse
innerhalb der ludovizianischen französischen Regierung entsprach. Für das Osmanische Reich ist dies in ein solches Gutachten eingelassen aber wohl ein relativ frühes Zeugnis (nicht die Existenz der Daten an sich): Çelebi erstellte sowohl für die
Heeresausgaben wie für die gesamten Staatseinnahmen und -ausgaben des Osmanischen Reiches eine Übersicht, die, mit großen Lücken, punktuell die Entwicklung
etwa der letzten 80 Jahre erfasste:
Tab. 6: Staatseinnahmen und -ausgaben nach Çelebi; nach dem langen Türkenkrieg seien die Ausgaben bis Murad IV. bei ca. 6000 Mio. Asper gelegen, das Defizit liege im Berichtsjahr 1063/1653
bei 1600 Mio. Asper.
Jahr (annus hegirae/
nach Christus)
Anzahl besoldeter Männer
in der Armee
Ausgaben
970/1562
41479
1223 Mio. Asper
974/1566
48316
1264 Mio. Asper
997/1588/9
64425
1782 Mio. Asper
1004/1595
81870
2512 Mio. Asper
1018/1609
91202
3108 Mio. Asper
1050/1640
59257
2631 Mio. Asper
naltexts sowie eine moderne türkische Übersetzung Sariyannis, M., A History of Ottoman Political
Thought up to the Early Nineteenth Century, Leiden/Boston 2018, S. 287 Anm. 23.
Globalgeschichte: Drei Fallstudien
261
Heeresausgaben des Osmanischen Reiches nach Çelebi
Jahr (annus hegirae/
nach Christus)
Gesamteinnahmen
Gesamtausgaben
972/1564
1830 Mio.
1896 Mio
1000/1591
2934 Mio.
3634 Mio.
1006/1597
3000 Mio.
9000 Mio.
1058/1648
3618 Mio.
5005 Mio.
1060/1650
5329 Mio.
6872 Mio.
Die heutige osmanistische Forschung hat die Entwicklung der osmanischen Finanzverwaltung so genau wie möglich rekonstruiert, aus dem 16. Jahrhundert sind noch
13 Budgetberichte ganz oder teilweise erhalten, die Entwicklung der Ausgaben der
zentralen Staatskasse für die Kriegsführung ist recht gut bekannt.6
Diese Angaben von Çelebi sind hier nicht angeführt, weil sie heute von direktem
Quellenwert für die Finanz- und Kriegsfinanzierungsgeschichte des Osmanischen
Reiches wären. Aber für die Frage der Entwicklung einer ‚politischen Theorie‘ oder
einer politischen Kultur der Analyse und Selbstbetrachtung des Osmanischen Reiches jenseits der älteren Tugendspiegel und islamischer gaza-Ideologeme ist diese
Kombination einer protostatistisch-empirischen Analyse der Finanzentwicklung
über 80 Jahre bis 1653 als quantitativer Gradmesser für das Problem von Depravation, Niedergang und Krise, eingelassen in die erwähnte Konzeption vom Lebenszyklus eines Reiches, sehr bemerkenswert: Çelebi kombiniert, grob gesprochen, Ibn
Khalduns geschichtsphilosophischen Rahmen mit einer empirisch-statistischen
Staatswahrnehmung, nicht etwa handelsorientiert in den Kategorien von ‚balance
of trade‘ denkend wie die englischen Frühmerkantilisten gleichzeitig (Kapitel 13),
sondern fiskalstaatlich orientiert.
Çelebi kann die Aufspreizung des Defizits zwischen Ausgaben und Einnahmen
nach den 1560ern historisch genau lokalisieren und in ihrem Umfang auf ein variierendes Defizit zwischen 6000 Mio. in den Zeiten des Ungarnkriegs 1593–1606 und
ein anhaltendes Defizit zwischen 1500 und 2000 Mio. jährlich als kaum zu bewältigendes Problem genau beziffern: Der quantifying spirit, das politisch-funktionale
Analysieren im Code der Zahlen hatte auch im Osmanischen Reich Einzug gehalten – gleichzeitig aber gerahmt mit dem frühesten Neu-Rückgriff auf die arabische
spätmittelalterliche protosoziologische Theorie eines Ibn Khaldun. Insoweit kann
man dies als Teil einer Art politik-theoretischer ‚Renaissance‘ im Osmanischen
6 Vgl. hierfür etwa Finkel, C., The Administration of Warfare: The Ottoman Military Campaigns in
Hungary, 1593–1606, Wien 1988, S. 209–303; dies.: The Costs of Ottoman Warfare and Defence, in:
Byzantinische Forschungen 16 (1991), S. 91–103; Ágoston, G., Guns for the Sultan. Military Power
and the Weapons Industry in the Ottoman Empire, Cambridge 2005; Genç, M. u. Özvar, E., (Hg.),
Osmanlι Maliyesi. Kurumlar ve Bütçeler, 2 vol., Istanbul 2006.
262
Perspektiven
Reich bezeichnen, auch wenn sie gerade auf die Analyse von (wahrgenommenen,
behaupteten) Verfall angewandt wurde und es nicht wie im Italien Petrarcas und
Pico della Mirandolas um das positive Selbstverständnis einer Wiedergeburt oder
Erneuerung ging.
20.2 Indien
Der indische Subkontinent gehörte zu den schon in der Antike stets in Austausch
mit Europa stehenden Kulturbereichen und weist eine so reiche Geschichte, Sprach-,
Kultur- und Traditionsfülle auf, dass sie hier nicht annähernd gewürdigt werden
kann. Die Zahl und sukzessive Folge des Aufbaus europäischer Handelskolonien,
-stützpunkte, und partieller Herrschaft in der Frühen Neuzeit ist groß, reicht von
der frühen portugiesischen Erschließung über die niederländische Dominanz im
17. Jh., über die Konkurrenz zwischen Niederländern, Dänen, Franzosen und Engländern im 18. Jh. entlang der gesamten Küste, bis zunehmend die Engländer ab
1757 auf partielle Erschließung des Hinterlands und Territorialherrschaft, wenngleich zunächst selbst in der Rolle von indirect rulers mediat unter dem Sultan in
Delhi, umstellten. Man könnte zunächst vermuten, dass eine deutsche bzw. deutschsprachige Wahrnehmung Indiens in der Frühen Neuzeit kaum existiert oder wenig
Bedeutung hat, weil das Heilige Römische Reich eben kein echtes trading empire
und in der Frühen Neuzeit keine Kolonialmacht war bzw. hervorbrachte. Aber es
gab doch etliche deutschsprachige Reisende, die Reisebeschreibungen hinterließen,
und im 18. Jh. auch eine institutionelle Verbindung von einiger Bedeutung, da die
Hallenser Pietisten die protestantischen Kaplane für die dänische Handelskolonie
stellten: Ab 1706 wirkten dort Bartholomäus Ziegenbalg und Heinrich Plütschau und
bauten eine Mission auf. Diese Quellen sagen zunächst mehr über die westlichen
Beobachter aus als über die Indigenen. Andererseits darf man sie auch nicht unterschätzen; auch die indische Geschichte greift selbstverständlich auf diese Quellen
zurück, wie auch die osmanische Geschichte kaum ohne narrative westeuropäische
Berichte auskäme.
Johann Albrecht von Mandelslo (1616–1644) stammte aus einem braunschweigischen Adelsgeschlecht, war in Schöneberg/Ratzeburg geboren, und diente zunächst
bei dem Herzog von Braunschweig. 1635 brach er in der Gefolgschaft einer diplomatischen Sendung Herzog Friedrichs III. von Holstein-Gottorf nach Moskau zum
Großfürsten und nach Persien zum Shah Sefi mit dem Ziel des Abschlusses von
wirtschaftspolitischen Verträgen zur Stärkung der vom Dreißigjährigen Krieg arg
geschundenen Lande von Hamburg aus auf und setzte 1638 seine Reise auf eigene
Faust nach Ispahan und Indien fort, wo er per Schiff in Surat anlangte. Im Gegensatz zu manchen deutschen Angestellten der niederländischen Verenigden Oostindischen Compagnie (VOC), die, wie ihre Auftraggeber, in diesen Dekaden fast ausschließlich die Hafen- und Küstenstädte Indiens erreichten, zeichnet sich Mandelslo
dadurch aus, dass er als unabhängiger Reisender auch das Landesinnere durchzog und so die nordindischen Städte Ahmedabad, Agra und Lahore erreichte. Die
Globalgeschichte: Drei Fallstudien
263
Beschreibung zu Ahmedabad folgt dem Muster westeuropäischer Staatsbeschreibungstradition, wie sie als Genre im Übergang zwischen diplomatischer Informationspraxis und Fernreiseratgeberliteratur (Apodemik) in Europa seit dem 16. Jh.
gängig geworden war: Der Beobachter beginnt mit dem üblichen Faktor der ‚Staatseinkünfte‘ (im europäischen Zusammenhang wären das die „entrate/intrade“) von
„5. Millionen Realen“, die „der König“ jährlich aus der Stadt beziehe. Die Stadt
regiere über 20 „kleine Städte und Flecken“ und „3000. Dörfer“, die dem „Königlichen Gubernator“ in Ahmedabad Tribut zu zollen haben. Den Herrschaftsaufbau
beschreibt Mandelslo wie folgt:
Über diese alle ist gesetzt ein Königlicher Gubernator/welcher zu Amadabad residiret, ist
ein Chan oder Raschi (wie sie ihn nennen) das ist/ein Fürst: Hat unter sich einen Stathalter/einen Sultan, etliche Kasi oder Unter-Richter/einen Wisir oder Stadt-Voigt/Zöllner und
andere Officierer und Commendanten. Durch welche er die Völcker und Soldaten regieret.7
Die Stadt würde 120.000 Soldaten im Kriegsfall aufmahnen können, das stehende
Heer, das der Khan dem König zu unterhalten schuldig sei, bestehe aus 12.000 Mann
zu Pferd, 50 Elefanten. Der Khan besitze große „Authorität […] nicht viel minder als
ein König“. Dieser „Gubernator“ wird auch als „Vice-Roy Chan“ bezeichnet, heiße
derzeit Alebehan, sei 60 Jahre alt, sehr reich (Aufzählung des Besitzes) und habe eine
sehr schöne Tochter, deren Brautschatz beziffert wird. Es folgt eine Beschreibung
des Umfangs und der Mitglieder des Hofes („Hoffstadt“) von 500 Personen sowie
andeutungsweise des Hofzeremoniells. Es folgt eine Darstellung seiner ersten
Audienz bei dem Khan, bei der Mandelslo genau beschreibt, wie er von einem
vor Ort schon besser eingelebten englischen Kaufmann eingeführt wird, der ihn
in „Indostanischer Sprache“ als „Teutsche[n] vom Adel“ vorstellt. Das Gespräch
wechselt dann ins Osmanische, das Mandelso beherrscht – der Khan war selbst
Perser und beherrschte das Osmanische. Der Khan wunderte sich, dass Mandelslo
immer noch in westlich-deutscher Kleidung reise und sich nicht angepasst habe:
„Man pflegte sich sonst gern der Nationen/bey welchen man lebete/Kleidung zu
gebrauchen/damit es weniger Auffsehens gebe. Gleich wie bey ihnen die Engelländer und Holländer thäten.“8
Überdeutlich ist an der Beschreibung, dass der größte oben referierte Teil über
Herrschaftsaufbau einem Schema folgt, das ein Europäer genauso auf einen italienischen Territorialstaat, auf England, Frankreich oder Württemberg angewandt
hätte. In entsprechenden statistischen Übersichten, die oft auch in handschriftlicher Form Fürsten und Politikern zur Anlernung und Einführung in die Situation der europäischen Politik an die Hand gegeben wurden, waren die Faktoren
oft sogar tabellenförmig entfaltet (geographischer Ort, Umfang des Territoriums,
Anzahl der Städte und Dörfer, Anzahl der Schlösser, Umfang der ordentlichen
7 Mandelslo, J. A. v., Morgenländische Reise-Beschreibung, hg. v. A. Olearius, Hamburg 1696, S. 49.
8 Ebd., S. 51.
264
Perspektiven
und außerordentlichen Staatseinkünfte, Umfang und Charakter der stehenden
Truppen [Artillerie, Kavallerie, Infanterie], Anzahl der Einwohner, Feudalsystem,
Kirchenverfassung, Marine, Konfession, Art der ‚Autorität‘, d. h., Souveränität
oder Verhältnis zu Oberherrn]).9 Mandelslos Wahrnehmungsschema ist hier reduziert auf eine geringere Anzahl von Kategorien, und er liefert keine tabellarische
Beschreibung, aber in die narrative Erfassung sind diese Beobachtungsfaktoren
eingelassen, wie etwa auch in einem Staatsbeschreibungswerk wie den Relazioni
universali des Giovanni Botero von 1596.
Zur Beschreibung der Dignität und des Charakters dessen, was in der Politiktheorie der Zeit der Grad an Souveränität/Freiheit/Abhängigkeit (Autorität) des
Herrschers und seine Amtsbezeichnung wäre, wählt Mandelslo unter anderem den
Begriff des „Vice-Roy“/Vizekönig: Das Herrschaftsmuster wurde aus dem aragonesischen Mittelmeerreich auf die Vizekönigtümer Mittel- und Südamerikas (Mexiko,
Peru) übertragen (siehe oben). Mandelslo benutzte also einen seinen westeuropäischen Lesern bekannten Begriff, der in etwa ausdrückt, dass das Mogulreich von
der territorialen Reichweite und Erstreckung die Dimensionen des spanischen
Koloniereiches hat, und dass es einer solchen Position von fast autonom regierenden ‚Vizekönigen‘ bedarf, da die Direktregierung gar nicht möglich ist, was dem
Khan-Vizekönig letztlich eine teil-autonome Herrschaftsgewalt gibt. Man kann die
Inhalte solcher Beschreibungen als Referenzen auf die Realität nehmen und so etwa
Mandelslos Analysen zur möglichen sozialen Mobilität vom einfachen Mann zum
Adelsstand in Indien für einen globalen interkulturellen Vergleich von Adelseliten
heranziehen.10 Hier wurde gezeigt, dass man sie auch anders, auf die historische
‚Wahrnehmungsform‘, die ihrerseits schon in der Frühen Neuzeit komparatistisch
und durch standardisierende und quantifizierende Wahrnehmungsraster von Herrschaftsanalyse geprägt waren, analysieren kann.
Hatten wir bei Çelebi gesehen, wie westliche Staatsbeschreibungs- und -wahrnehmungsschemata im innersten Bereich der osmanischen Herrschaft rezipiert
wurden, wird hier deutlich, wie ein norddeutscher Reisender mit solchen Wahrnehmungsmustern ausgestattet Indien bereist und beschreibt: Dass er selbst dabei ‚nur‘
Osmanisch beherrscht, aber keine indische Landessprache, ist nicht nur Zufall: Zum
einen war es um 1620 in Europa kaum möglich, indische Sprachen und Dialekte zu
beherrschen. Schon die Lehre des Arabischen (Thomas Erpenius in Leiden etwa)
begann gerade erst an den Universitäten Fuß zu fassen. Es zeigt aber auch, wie und
dass aufgrund der Kriege und der gemeinsamen Grenze mit dem Heiligen Römischen Reich das Osmanische Reich typischerweise das erste ‚nicht-europäische‘,
nicht-christliche, und auch das erste ‚asiatische‘ Reich war; viele Westeuropäer tendierten noch Jahrhunderte dazu, den Mittleren Osten und Ostasien mit ‚mediterranen‘ Brillen zu betrachten.
9 Beispiele hierfür Zwierlein, La gouvernementalité machiavélienne, S. 114–117.
10 Z. B. Drews, W. u. Flüchter, A. et al., Monarchische Herrschaftsformen der Vormoderne in transkultureller Perspektive, Berlin/Boston 2015, S. 69.
Globalgeschichte: Drei Fallstudien
265
Die Dänen hatten zu dem Zeitpunkt, als Mandelslo Nordindien bereiste, gerade
eine Schiffsexpedition nach Indien gestartet, um sich systematisch an einigen Orten
niederzulassen. „Noch während die dänische Hauptflotte in Ceylon weilte, hatte
Ragunada, der Nayak von Tanjore, am 2. April 1620 in einem auf Goldblech geschriebenen Brief an die Minister König Christians IV. von Dänemark und Norwegen seinem Einverständnis zu einem Vertrag mit Ove Giedde hinsichtlich der Gründung
einer Niederlassung in Tranquebar Ausdruck gegeben“11. Dieser Vertrag wurde am
19. November 1620 abgeschlossen. Ob hier formal ‚Eigentum‘ oder Hoheitsrecht
insgesamt übertragen wurden, lässt die original deutschsprachige Ausführung der
1620er-Artikel nicht erkennen. Diese Situation hielt bis 1845, und da die Artikel auch ausdrücklich die freie Ausübung der Religion „genant religio Augsburgica“ vorsahen (also die lutherische Konfession), entstand nach der Stabilisierung
der Handelskolonie rasch Bedarf für dauerhaft bestallte Prediger vor Ort. Elitensprache war und blieb in der Frühen Neuzeit in Dänemark ja stets (zumindest
auch) Deutsch. Dies führte zu der genannten Indienstnahme der Hallenser Pietisten, da man in Kopenhagen hier gerne auf Prediger zurückgriff, die im gerade
offensten anti-orthodoxen Stil des Luthertums, dem Pietismus in der Schülerschaft
und Nachfolge August Hermann Franckes, ausgebildet waren; die Hallenser spezialisierten sich auf diese missionarische Öffnung des Luthertums nach außen im
Schulterschluss auch mit Strömungen in der anglikanischen Kirche: Die Lutheraner waren insoweit missionarische ‚late comer‘ im Vergleich der drei Großkonfessionen, da die Katholiken im Zuge der iberischen Expansion schon lange global
missionarisch tätig waren und eine eigene Kardinalskongregation der Propaganda
fide dies auch relativ zentral lenkte, jedenfalls beobachtete, und die Calvinisten
durch die Emigration von Settlern (Nordamerika) und über die Handelskolonien
der Niederländer und Engländer schon mindestens seit Beginn des 17. Jhs. ebenfalls global weit ausgegriffen hatten. Für die Lutheraner, jedenfalls die deutschen,
kam dies mit 200 Jahren Abstand, was der eher zentraleuropäisch nach Osten und
Nordosten gerichteten Territorialstaatlichkeit des Luthertums im Alten Reich und
Europa nach 1555 entsprach. Ziegenbalg berichtet in seinen Briefen zunächst nach
Halle von seinem Tagesablauf:
Erstlich nach gethanem Morgen Gebet erkläre ich von 6. bis 7. Uhr den Malabarischen Catechismum Lutheri. Von 7. bis 8. Uhr repetire ich allezeit die aufgeschriebenen und erlerneten
malabarischen Vocabula und Phrases. Von 8. bis 12. Uhr lese ich lauter Malabarische Bücher,
die ich vorhin noch nicht gelesen habe, in Gegenwart eines alten Poeten und eines Malabarischen Schreibers. Der Poet muß mir die Zeit und Umstände derjenigen Historie besser
und weitläufiger erzählen, die ich aus diesem oder jenem Buche lese, und wenn in Versen
etwas schweres und dunckeles vorkommt, so muß er mir solches erklären. [diese MalabarLektionen folgen dann noch von 3 bis 5 und von 6.30 bis 8]12
11 Diller, S., Die Dänen in Indien, Südostasien und China (1620–1845), Wiesbaden 1999, S. 147.
12 Ziegenbalg, B., Alte Briefe aus Indien […] 1706–1719, Berlin 1957, S. 76 f.
266
Perspektiven
Ziegenbalg berichtet, dass er die ihm wichtigsten malabarischen Autoren bald dem
Gehör nach auswendig gelernt hatte und auf diese Weise studierend in die Texte der
indischen Gelehrten und Poeten vor Ort eindrang, deren Werke zumeist auf Palmblätter geschrieben waren: Ein Beschreibmaterial, das er und die anderen Missionare selbst auch benutzten und in dieser Form auch zurück nach Halle schickten.
Tamil ist eine von vier Sprachen der süd-indischen drawidischen Sprachfamilie,
und Ziegenbalg und seine Mitmissionare benötigten ersichtlich einige Zeit, um
sich einzuarbeiten. Der allergrößte Teil der Texte, um die es ging, und die Ziegenbalg selbst als Beschreibung oder Übersetzung produzierte, betraf nun nicht Staatsbeschreibungen oder politische Informationen, sondern die Religion der Malabaren.
Die Protestanten griffen durchaus auf ältere Übersetzungen zurück, die die katholischen Missionarsvorgänger der portugiesischen Jesuiten erstellt hatten. Ziegenbalg und die anderen Missionare betrieben aber durchaus auch selbst ein eifriges
Studium der Bhakti-Religion und verfertigten Übersetzungen und tauschten sich
mit Dichtern und Gelehrten aus und schickten alle denkbaren Textformen nach
Halle. Ein besonderes Interesse bestand von Seiten der christlichen Missionare an
der Tamil-Ethik. So übersetzte Ziegenbalg Lehrgedichte der Dichterin Auvaiyar I.
(Nidi Venba und Kondrai Wendan) sowie das Werk Ulaga Nidi: Ziel dieser Übersetzungen war es, den christlichen Lesern in der Heimat vorzuführen, dass die
Tamilen durchaus einer Art naturreligiöser Ethik folgten, wie es der ciceronischphilippistischen Konzeption einer naturgesetzlichen Gotteserkenntnis entsprach:
Die Texte würden davon zeugen, dass unter den „Malabarischen Heyden […] diejenige weltliche Gerechtigkeit“ herrsche, die „auch mit unsern Christlichen Reguln
übereinstimmet, und also ein unfehlbares Zeugnis giebet, daß das Gesetzes Werck
auch in dern Heyden Hertz geschrieben sey […]“.13 So war auch die Hauptstoßrichtung von Ziegenbalgs bis ins 19. Jh. handschriftlich gebliebenem Malabarischen Heidenthum mit dem Grundansatz: „Alle Einwohner des ganzen Erdbodens“
seien „in 4 haupt Religionen eingetheilet, als da sind Juden, Christen, Mahometaner und Heiden.“ Zwar seien die Heiden grundsätzlich dem Teufel untertan, aber
diese seien nicht alle gleich, sondern „in viele unterschiedliche Secten zertheilet“
in Afrika, Amerika und Ostindien. Hinsichtlich der malabarischen Religion will
er dann wieder genau unterscheiden in die Teile, die Zeugnis von der „Erblendung des Teufels, und d[er] greulichen Irrthümer“ ablegen, und die Teile, in denen
durchaus eine „Erkäntnis Gottes und der natürlichen dinge bey ihren Vernunftes
Lichte“ deutlich werden.14
Die Naturreligion im Sinne eines in minimaler Form allen Menschen eigenen
positiven Zugangs zu Gott ist also das Einfallstor, durch das auch die Offenba13 Widmungsschrift des Ulaga Nidi an Erbprinz Karl von Dänemark, 2. September 1708, Jeyaraj, D.,
Inkulturation in Tranquebar. Der Beitrag der frühen dänisch-halleschen Mission zum Werden einer
indisch-einheimischen Kirche (1706–1730), Erlangen 1996, S. 159.
14 Ziegenbalg, B., Malabarisches Heidentum, hg. v. W. Caland, Amsterdam 1926, S. 9.
Globalgeschichte: Drei Fallstudien
267
rungswahrheit der christlichen Religion dann an die zu Missionierenden herangetragen werden kann. Die gedankliche Bewegung, die unter den protestantischen
Missionaren herrschte, war also die von einer relativ abstrakten, minimalen Naturreligion, dann einer Unterfächerung in die drei monotheistischen Großreligionen,
die dem Orient entsprungen waren, und dann zum gegebenenfalls polydeistischen Rest: Trotzdem werden alle Religionen doch als Unterarten der abstrakten,
allen zugänglichen Naturreligion begriffen, nahe an sogenannten physikotheologischen Konzeptionen (nicht aber des Deismus). Dies ist ein Ansatzpunkt, der die
lutherisch-pietistischen Missionare deutlich von katholischen Missionaren unterschied: Zwar kamen die Jesuiten mit ihrer Akkommodationstheorie in der Praxis relativ nah an diese Konzeption heran. Sie konnten auch den asiatischen Religionen und ihren Gläubigen eine partielle Erkenntnis des Göttlichen zugestehen.
Aber die Jesuiten hätten dies nicht in dem Sinne verstanden, dass die höchststehende Offenbarungsreligion des Christentums eine (eben ‚bessere‘) Unter- oder
Spezialreligion in einem Fächer von Religionen sei, die auf der Erde möglich und
gegeben seien: Damit wurden das Christentum und alle Religionen eben doch
‚vergleichbar‘ gemacht.
Die Hauptarbeit von Ziegenbalg und seinen Mitarbeitern und Nachfolgern war
meist die Seelsorge der Europäer (der Dänen vor Ort). Die Mission fand sicher
daneben statt, war aber keine Massenbewegung. Fast kontraintentional ergab sich
eher eine Art Nivellierung oder Vergleichbarmachung der Weltreligionen untereinander in dieser spezifischen Öffnung der protestantischen Missionare gegenüber
der indischen Religion, sozusagen eine der Urstunden der modernen vergleichenden Religionswissenschaft. Gerade die geringe Verschränkung von Politischem,
Staatlichem und Religionswissenschaft ist auch ein Element von hier stattfindendem protestantisch-indischen Kontakt. Es fand in Tranquebar eben keine Kolonisierung plus Missionierung statt, die zu einer religio-politischen Mischkultur wie
in Mexiko geführt hätte, wo man zwar in den rituellen Praktiken des Katholizismus
Residuen der vorherigen aztekischen Praktiken auffinden kann (ikonographische
Mischungen älterer Gottheiten mit der Madonna oder Christus), aber insgesamt
eine Überformung der Kultur durch den Katholizismus erfolgte. Demgegenüber
blieben die Bakhri-Religion und die protestantische Mission doch lange eher in
einer Parataxe, und überhaupt scheinen auf lange Sicht die älteren asiatischen
Hochkulturen und ihre Religionen gegenüber einer vollkommenen christlichen
Überformung stärker ‚immunisiert‘ gewesen zu sein. In einer Epoche, da Religion
und Konfession mit dem Politischen immer intrinsisch verschränkt waren, sind
neben dem staatsbeschreibenden Blick der Reisenden auch diese unterschiedlichen Ergebnisse des missionierenden Ausgreifens (im Hauptziel oder als Nebenprodukt der europäischen kommerziellen Expansion) ein wichtiger Gegenstand
und eine wichtige Fragestellung: ‚Konfessionalisierung‘ ist dann auch ein globaler Prozess, der sich aber außerhalb Europas in den verschiedenen Weltregionen
ganz anders manifestiert.
II) Zwischen Christen und Nicht-Christen
Generell: ´Konfessionalisierung´ ≠ Missionierung
1) ´Inner-christlich´,
Inner-europäisch:
Konfessionalisierung
regional und territorial
in geläufig
unterschiedlicher Form
der konfessionellen
Koexistenz in der Form
von
herrschaftsbezogener
a) Binnenpluralität
(meist in dominant
reformierten
Territorien)
b) Außenpluralität
2) ´Inter-christlich´
a) Inner-europäisch (Bsp.
Waldenser)
Konfessionalisierung als
bekenntnisförmige
Assimilation
b) Außer- oder PeripherieEuropäisch (Ostkirchen)
Konfessionalisierung als
von außen induzierte, aber
intern eigenständige
Bekenntisformung und
theologische
Transformation
Abb. 40: Konfessionalisierungsprozesse global.
3) Europäisch enklaviert
(Bsp. Juden):
QuasiKonfessionalisierung
ähnlich 2b, bei noch
höherem Grad
theologischer Distinktion
4) Außereuropäisch
a) Theologischinstitutionell wenig
verfestigte Religionen
(segmentär
differenzierte
Gesellschaften oder
durch
Kolonialeroberung
zerstörte
Traditionspflege) bei
fehlender
innerchristlicher
Kompetition:
Mischform-Bildung,
Diffusion
b) Gegenüber
stabilen
´Hochreligionen´
(Islam,
Hinduismen,
Buddhismen):
Teilimmunität
gegenüber
epistemischem
Druck
Perspektiven
I) In und zwischen christlichen Gruppen/Kirchen
268
´Konfessionalisierung´ als epistemischer Vorgang der Verschränkung von neuzeitlichem Empirismus mit religiöser Normativität
Globalgeschichte: Drei Fallstudien
269
Im obigen Schema (vgl. Abb. 40) würde die protestantische Mission in Tranquebar
eher zum Typ 4b (Außereuropäischer Religionskontakt bei Teilimmunität der heimischen Religionen gegenüber dem epistemischen christlichen Druck) gehören,
während die religiöse Kultur Mexikos oder Perus im 17. und 18. Jh. – bei allen Klagen der katholischen Missionare, der Inquisition und der Propagandakongregation
in Rom über die als ‚grauenvoll‘ empfundenen Abweichungen, monströsen Mischbildungen und idololatrischen Praktiken der Mestizen – zum Typ 4a gehören würde:
Ein Guaman Poma, den ich im letzten Kapitel kurz als Beispiel erwähnt habe,
gehört zwar zu den bemerkenswerten kritischen Stimmen einer ehemaligen InkaOberschicht, aber wenn man seine Corónica durchgeht, zeigen schon die Bilder und
die Rezeption der Kirchenverfassung, wie er den Papst (mit Tiara und Hirtenstab
ganz europäisch gezeichnet) als kirchliches Oberhaupt grundsätzlich anerkennt.
Er übt zwar scharfe antiklerikale Kritik an den Missionaren, aber das Christentum
als solches hat er inzwischen ‚irgendwie‘ verinnerlicht und angenommen. Schon
quantitativ ist die Zahl von christianisierten Asiaten gegenüber denjenigen Amerikas insoweit verschwindend gering in der Frühen Neuzeit. Eine gänzlich autarke,
unabhängige Religionsausübung und Separatkultur war demgegenüber unter spanischer Herrschaft in Südamerika eben kaum mehr oder nur klandestin möglich.
Bemerkenswert ist, dass die deutschen Pietisten, die sich in Tranquebar länger
niederließen, nun in ganz anderem Maße versuchten, indische Religionspraxis, Denken, Geschichte und auch Dichtung in der Landessprache zu studieren, zu übersetzen, und umgekehrt christliche Texte in Tamil zu übersetzen: Während der Reisende
Mandelslo gleichsam mit einer ‚osmanisierend-orientalisch‘ getönten Brille wie ein
Fremdkörper in seiner heimischen Kleidung durch Indien reiste, stabilisierte sich
hier das, was Pratt einst eine contact zone zwischen Europäern und Nicht-Europäern
genannt hat. Das heißt nicht, dass die pietistischen Wahrnehmungen nicht ihrerseits stark präformiert waren (wie das eben angedeutete hierarchische Klassifizierungsschema der Religionen zeigt). Aber jenseits dieser normativen Rahmen war
die proto-ethnologische Wahrnehmung doch stärker linguistisch-konzeptuell verfeinert, hatte sich empirisch offener gemacht.
Bei der historischen Analyse solcher Wahrnehmungen wird es nie darum gehen,
mit dem Maßstab des heutigen Wissensstands messend zwischen ‚falschen‘ und ‚eher
richtigen‘ Beschreibungen und Wiedergaben zu unterscheiden. Aber man muss sehr
wohl die unterschiedliche Gemengelage und die zugrundeliegenden ‚Verformungsrahmen‘ und Wahrnehmungsmethoden (deduktive Schemata vs. Empirismus usw.)
im Abgleich mit der Entwicklung der Wissensordnungen und der Ausbildung der
jeweils Reisenden ernst nehmen und genau berücksichtigen.
20.3 China
Im Gegensatz zu Amerika war China nicht erst in der Frühen Neuzeit in Kontakt
und Austausch mit Europa getreten, sondern es gibt schon bis an die Pazifikküste
reichende Migrationen ab dem 7. Jh. (Nestorianer-Mission). – Marco Polo konnte
270
Perspektiven
noch Residuen der gegründeten Kirchen beschreiben. Im 14. Jh. war das Netz von
Kirchen und Diözesengründungen aber wieder erodiert. Im 16. Jh. nahmen dann
die Jesuiten wieder Kontakt mit China unter Franz Xaver und vor allem Matteo
Ricci auf. Ab diesem Zeitpunkt wurde in beiden Bereichen, Handel und Mission,
eine Stabilisierung und Verstetigung des Austausches erreicht, die zu einem doch
vergleichsweise raschen Informations- und Wissensgewinn führte. Der Eigenwahrnehmung der Jesuiten nach, die meist auf den portugiesischen Handelsschiffen bis
nach Ostasien reisten, um sich dann an verschiedenen Standorten wie Nanking und
später Peking niederzulassen, und die alsbald am Hof des Kaisers auch privilegierte
Positionen, wie die der Hofastronomen, übernahmen, war das, was sie taten, aber
doch eine Art Ersterschließung und ‚Entdeckung‘ Chinas.
Anders als ein Mandelslo begannen die Jesuiten schon rasch, sich auch äußerlich dem Umfeld anzupassen: Ricci kleidete sich, wie seine Vorgänger, im Habit
des niederen buddhistischen Klerus, so dass er zunächst einmal nicht auffiele und
innerhalb der chinesischen Gesellschaft klar als im spirituellen Bereich Spezialisierter wahrgenommen wurde. Die Entwicklung dieses Austauschs soll chronologisch
eher von hinten aufgerollt werden, und zwar am Beispiel eines Werks, das schon am
Endpunkt der Hochphase jesuitischer Mission steht, die Geographisch-historische,
chronologische, politische und physikalische Beschreibung des Chinesischen Reiches
[Description géographique historique, chronologique, politique, et physique de l’Empire de la Chine (1735)]. Dieses in vier großformatigen Bänden erschienene enzyklopädische Werk wurde von dem Jesuit Jean-Baptiste Du Halde herausgegeben, der
selbst nie in China gewesen war. Über sein Leben ist wenig bekannt, geboren 1674
trat er 1692 den Jesuiten bei und figurierte in der Pariser Ordensprovinz als Herausgeber der Lettres édifiantes, der ‚Erbaulichen Briefe‘, in denen Originalbriefe, Paraphrasen und andere Stücke vor allem von den in China arbeitenden Jesuiten, die
an den Provinzial in Paris geschickt wurden, veröffentlicht wurden. Die Description
erlangte im 18. Jahrhundert rasch den Status eines Standardwerks für alle Gelehrten. Die Description kann beanspruchen, repräsentativ für einen neuen Status von
empiristischer Informationsverarbeitung über als ‚unbekannt‘ oder erforschenswert
ausgewiesene Regionen und Kulturen zu gelten: Anders als bei einem Mandelslo
und tendenziell sogar noch anders als bei den Hallenser Pietisten stand hier im
Hintergrund die Verknüpfung der eigenen jesuitischen Bildungs- und Gelehrsamkeitstradition sowie des weltweiten missionarischen Netzwerks auf der einen Seite
mit den höfischen und urbanen gelehrten Kreisen von Paris: Die Methode der Welterfahrung und -erforschung in der Tradition der Royal Society und der Académie
des sciences sowie die europäische respublica litteraria stehen nun im Hintergrund.
So erstellte die Académie des sciences 1684 eine Frageliste und Leibniz 1689 ebenfalls eine Zusatzliste, die dem Typ nach den sogenannten queries entsprachen, die
die Royal Society unter ihrem ersten Sekretär Henry Oldenburg und dem führenden Wissenschaftler Robert Boyle begonnen hatte, thematisch aufgefächert und für
verschiedene Weltregionen zu entwickeln: Von naturhistorischen Fragen („Über die
Wissenschaft der Chinesen, ihre Mathematik, ihre Astrologie, ihre Philosophie …
Globalgeschichte: Drei Fallstudien
271
Vom Tee, vom Rhabarber … von den Vögeln … von den Festlichkeiten … von Kunst
und der Seidenmanufaktur … vom Porzellan“) ging das Questionnaire dann über zu
Bereichen wie Kultur, Religion, Geschichte und Politik.15 Diese ‚Fragebögen‘ wurden
dann nach China verschickt, und die Missionare in den verschiedenen Provinzen
füllten sie aus, bzw. beantworteten die einzelnen Fragen in Darstellungen und Briefen. Gleichermaßen sandten die Jesuiten immer wieder unaufgefordert lange Briefe
mit Detailbeschreibungen einzelner Materien an das Provinzialat in Paris zurück,
in feiner Tinte auf chinesisches Papier eng beschrieben. Die Briefe benötigten oft
ein Jahr, auf Hin- und Rückweg, bis sie angelangten, viele gingen auch verloren.
Doch stabilisierte sich hier, gerade in der Kommunikation zwischen den chinesischen Missionsstationen, Indien, Indonesien und dann den Ordenszentralen, der
Kardinalskongregation der Glaubensverbreitung (Propaganda fide) in Rom und in
Paris ein immer dichterer Informationsfluss. Dieser betraf nicht mehr nur den religiösen Bereich, sondern die ganze Kultur, Natur, Wissenschaft und das Staatswesen.
Sie waren von hoher Detaildichte und basierten auf der Lektüre, Auswertung, Teilübersetzung und Paraphrase chinesischer chronikalischer und wissenschaftlicher
Werke, auf dem Dialog mit chinesischen Gelehrten, wie sie insoweit zuvor noch
nicht in Europa angelangt war. So liest sich dann auch die Inhaltsübersicht gerade
des allgemeineren zweiten Bandes der Description wie ein Nachschlagewerk aufklärerischer Präzision. Nach hinführenden historischen Daten folgt:
Von der Form der Regierung Chinas, der unterschiedlichen Gerichte, der Mandarine, der
Ehrerweisungen, die man ihnen zuteilt, von ihrer Macht und ihren Funktionen –
Von der militärischen Regierung, den Kräften des Imperiums, den Festungen, den Kriegsleuten, von ihren Waffen und ihrer Artillerie,
Von der Policey [police] Chinas, sei es in den Städten zur Wahrung der guten Ordnung, sei
es auf den großen Straßen, zur Sicherheit der Reisenden […]
Vom Adel […]
Von der Fruchtbarkeit der Länder, der Landwirtschaft, […]
Vom ‚Genie‘ und Charakter der chinesischen Nation […]16
Die Informationen über das chinesische Staatswesen waren sehr detailliert und
beruhten offensichtlich auf direkter Information, etwa zum Steuerwesen:
Der persönliche Tribut, den alle und jede Personen vom 20. Jahr an bis zum 60. geben müssen, beträgt eine ganz unermeßliche Summe, wegen der unbeschreiblichen Menge Einwohner, damit dieses Reich angefüllet ist. Gemeiniglich hält man dafür, daß 58 Millionen
Menschen diesen Tribut entrichten. Bey der Zählung der Unterthanen, die von dem verstorbenen Kayser Cang hi im Anfang seiner Regierung veranstaltet ward, wurden eilf Millio-
15 Landry-Deron, I., La preuve par la Chine: La Description de J.-B. Du Halde, jésuite, 1735, Paris 2002,
S. 150–179, insbes. S. 176 f.
16 Du Halde, J.-B., Description géographique historique, chronologique politique, et physique de l’Empire
de la Chine et de la Tartarie chinoise, Bd. 2, Paris 1735, S. 22, 43, 50, 58, 64, 75.
272
Perspektiven
nen 52,872 Familien gezählet, und derer, die vermögend waren die Waffen zu tragen, waren
59 Millionen 788,364 […]17
Im Folgenden wird über die Struktur der Kaiserfamilie, den Gerichtsaufbau, die
Heeresgröße (780.000 Mann) und viele weitere Charakteristika berichtet. – Zum
Teil baut Du Haldes Werk auf vorheriger jesuitischer China-Geschichtsschreibung
auf (Martino Martini), zum Teil wurden aber direkt französische Übersetzungen
chinesischer chronographischer und enzyklopädischer Werke verwandt, von denen
sich heute meist noch die handschriftlichen französischen Übersetzungen in der
Bibliothèque nationale finden (etwa das Tongjian gangmu kommentiert von Zhu Xi,
ein ‚Fürstenspiegel‘ aus dem 11./12. Jh.) oder auch eine Übersetzung des Jesuiten
Dentrecolles des Buchs Fuhui quanshu aus dem 17. Jh. von Huang Liuhong („Die
Kunst ein Volk glücklich zu machen“).
Ähnlich wie bei den ortsansässigen protestantischen Tranquebar-Missionaren
steht ein oft jahrzehntelanges vertieftes historisch-ethnologisches und linguistisches Studium hinter dem Werk Du Haldes, das aus der Expertise vieler Spezialisten schöpft. Für die Käufer und Leser des Werkes repräsentierte es in ganz Europa
aber oft über weite Strecken das Wissbare. Ähnlich darf man bei aller Hochschätzung von Leibniz als Universalgelehrtem und seiner Sinophilie nicht vergessen,
dass seine direkten Quellen über China fast ausschließlich aus der Korrespondenz
mit Jesuiten herrührten. Der Gelehrte war ganz abhängig und insoweit trotz seiner Gelehrsamkeit den ‚Spezialisten‘ nicht überlegen, die ihrerseits große vielbändige chinesische handschriftliche oder im Holzdruck vervielfältigte Enzyklopädien
lasen, verarbeiteten und übersetzten.
Hinter dem jesuitischen Impetus, Westeuropa mit dem ‚Reichtum‘ Chinas positiv vertraut zu machen, stand durchaus eine Kontroversposition im Streit über die
Riten seit den 1640ern. Jahrzehntelang schwelte dieser Streit zwischen verschiedenen Ordens- und Missionarsgruppen, auch innerhalb der Jesuiten, an der Kurie
und unter den französischen Missionaren. Die Jesuiten, jedenfalls der größte portugiesisch-stämmige, italienische, sowie dann konvertiert-chinesische Teil, vertraten mit der Akkommodationstheorie eine möglichst weitgehende Anschmiegung
an die bisherigen Traditionen im Äußerlichen, soweit die Kerntheologoumena der
katholischen Kirche im Inneren unberührt blieben – dies ermöglichte und forderte
zugleich eine größtmögliche Kenntnis der chinesischen Kultur und Riten. Die normative Haltung, die 1704 mit einer Legation eines apostolischen Legaten, des französischen Kardinals Tournon, per päpstlichem Edikt endgültig verkündet wurde, war
die weitgehende Ablehnung dieser Konfuzius- und Ahnenverehrung als Idolatrie
(Götzenanbetung) und ein Rückruf zur Strenge der tridentinischen Konzilsregelungen auch in China. Dies forderte Gegenedikte des chinesischen Kaisers heraus,
so dass ab den 1740ern die christliche Mission, jedenfalls in ihrer Expansionsbewe17 Du Halde, J.-B., Ausführliche Beschreibung des Chinesischen Reichs und der grossen Tartarey, hg.
v. Johann Lorenz von Mosheim, Bd. 2, Rostock 1748, S. 20.
Globalgeschichte: Drei Fallstudien
273
gung, weitgehend zum Erliegen kam. Einige wenige Jesuiten verblieben in Peking,
aber eine Entschärfung der Situation – bei einem Stand von etwa 100.000 Christen
um 1700, also einer kleinen Minorität im Vergleich zur Gesamtpopulation – fand
dann erst 1939 statt. Diese europäische, innerkatholische, partiell auch interkonfessionelle Kontroverse übte also eine Art ‚Druck‘ aus, der über Jahrzehnte hinweg
einen vertieften Bedarf auf beiden Kontroversseiten für ‚Wissen um China‘ schuf. –
Auch die Description ist eine Reaktion auf diesen Anreiz und Bedarf an Wissen für
eine weiter schwelende Debatte. Die Aufklärer des 18. Jhs. von Leibniz über Voltaire
und Montesquieu bis zu den Physiokraten, die positiv und negativ auf ‚China‘ als
Referenz zugriffen, waren meist nur sekundär oder tertiär durch diese jesuitischantijesuitische Kontroverse informierte Autoren, prägten aber das Bild oder bauten China als Beispiel für einen erstaunlich effizienten ‚despotischen‘ Staat in eine
Klima- und Reichelehre ein, wie sie bei Montesquieu zu finden ist.
Die Folge der Beispiele Osmanisches Reich – Indien – China mag also hier exemplifizieren, wie man einerseits darauf achten muss, die westliche Perspektive auf
‚die Fremde‘ in der Frühen Neuzeit nicht mit den eigenen (‚indigenen‘) Perspektiven, Geschichten und Wahrnehmungen in diesen frühneuzeitlichen asiatischen
(und anderen) Ländern zu verwechseln. Zweitens darf man aber auch nicht in die
methodische Falle laufen, im postkolonialen Übermut der Dezentrierung zu glauben, man könne eine ‚reine‘ nicht-westliche Geschichte dieser Länder in der Frühen
Neuzeit schreiben und überhaupt finden: Die Akteure (und nicht nur ein Sonderfall
wie Çelebi) befanden sich zumindest in der späteren Frühen Neuzeit bei näherem
Hinsehen meist schon längst in einer Konstellation der Verstrebung, der Rezeption
und gegenseitigen Ost-/West-Wahrnehmung, sie waren längst ‚entangled‘ und wenn
nicht ‚hybridisiert‘, so jedenfalls in Kontakt. Das ‚reine‘ und ‚originäre‘ Osmanische,
Indische, Indonesische oder Mexikanische hinter dem Mischungsprodukt, das sich
in unterschiedlichen Kontakt- oder gar Kolonialformen stets entwickelt hatte, gab
es ab einem gewissen Punkt nicht mehr. Drittens muss man die Wahrnehmungsmuster, die die Perzeption bestimmten, versuchen zu dechiffrieren, hier ihre eigene
Geschichte und Entwicklung nachvollziehen und versuchen zu typologisieren sowie
sie auf den Bildungshintergrund, formative Muster und den institutionellen Kontext der Informationsverarbeitung hin befragen.
V. Schlusswort
Ob die Frühe Neuzeit außerhalb Europas überhaupt zwingend als Epochenbezeichnung nötig oder hilfreich ist, mag man diskutieren, wie oben im Kapitel 19 angedeutet. Dass aber jedenfalls in jener Zeitspanne, die wir nach christlicher
Zeitrechnung von ca. 1450 bis 1800 abteilen, eine große Fülle von Umwälzungen
und von Prozessen stattgefunden haben, die die Welt als Ganze unumkehrbar
und fundamental verändert haben, liegt auf der Hand. Für Europa und das Gebiet
des Alten Reiches wollte dieses Einführungsbuch die Fülle und Faszination, die
Entfaltung von Neuem und die Umwandlung von alten Traditionen im Bereich
von Politischer Theorie und Herrschaft vorstellen. Dies kann notwendig nur eine
erste ‚Vorstellung‘ im Wortsinne meinen, ein erstes Kennenlernen: Zu einem alten
Bekannten wird die Frühe Neuzeit erst, wenn der und die Studierende sich mit
eigener Freude und Motivation auf Fährten begibt, die hier vielleicht nur kurz
angetippt wurden – und dann hoffentlich entdecken wird, dass diese wenigen
Seiten nur wie eine kleine Oberfläche sind. Der Eisberg der Quellen und der
Fülle detaillierter archivalischer Forschungsliteratur kann damit fast nur schamhaft bedeckt und verhüllt werden, als dass man beanspruchen könnte, das Ganze
damit ‚im Kern‘ zu erfassen.
Das kleine Buch bekennt sich damit auch zu einer gewissen Vielfalt und gerade
bei den Beispielen und Fallstudien zu einer freien Auswahl, entsprechend den Kompetenzen des Verfassers und mit einer gewissen Nähe zu dem, was man als ‚Basiswissen‘ bezeichnet. Aber gerade wenn man den Weg ins Globale und wenn man
schon in Europa nach der Gewichtung von Regionen fragt, stehen am Ende ohnehin immer mehr Leerstellen als Elemente, die abgedeckt werden konnten. Daher
wurde mit den Methodenkapiteln auch versucht, das Werkzeug und die Probleme
herauszuarbeiten, die grundsätzlich bei jedem Thema, jeder Region und jedem
Untersuchungsfeld von Politischer Theorie und Praxis Anwendung finden können
bzw. jedenfalls mit zu reflektieren sind. So versteht sich die Fügung aller Kapitel
zusammen als eine feste Fügung von doch immer nur exemplarischen Perspektiven.
Manche rote Fäden habe ich versucht hindurchzulegen: Die Frage des Verhältnisses von Sprache und Praxis, die Typen politischer Theologien vom Spätmittelalter
bis zur Französischen Revolution, das Verhältnis der Formen von Republikanismus
und Monarchien, die Ausbildung und Entwicklung von quantifizierenden Wahrneh-
Schlusswort
275
mungsrastern in der Staatsbeschreibung, sei es in der Renaissance mit der Vermessung des Alters von Staatsgebilden, sei es in der osmanischen Kriegsbudgetanalyse.
Diese Fäden sind durch den Index zusätzlich erschließbar, der Leser ist aber gern
aufgefordert sich einen eigenen Weg zu bahnen – und grundsätzlich ist auch jedes
Kapitel für sich als Vorbereitung auf diese oder jene Sitzung nutzbar.
Insofern steht am Schluss kein Résumé ‚der politischen Theorie und Herrschaft
der Frühen Neuzeit‘ als Ganzer, keine vollständige Summe, sondern der Appell und
die Ermutigung an Leser und Studierende, die offenen Pfade selbst weiterzugehen,
der freudige Ansporn, die hier mit einigen Pflöcken eingeschlagenen Themenkomplexe wiederzuentdecken, weiterzubearbeiten, umzuformen, die Thesen kritisch zu
befragen und gegebenenfalls zu widerlegen im eigenen Studium, die offenen Fäden
aufzunehmen und weiterzuspinnen, – denn jede(r) hat sich seine/ihre eigene Frühe
Neuzeit als Epoche zu erarbeiten.
Ich danke Christoph Kampmann und Marian Füssel für die Anregung, diese
kleine Einführung zu verfassen sowie für eine erste gründliche Gegenlektüre des
Manuskripts. Ebenso danke ich den ehemaligen Studierenden und Absolventen
Tim Hartelt, Jannik Keindorf sowie der Projekthilfskraft Patricia Scheuch für eine
Lektüre aus studentischer Sicht. – Allen Münchner, Bochumer und gerade anlaufend Berliner Studierenden vom Bachelor bis zur Doktorarbeit sei für die Erfahrung gedankt, die ich mit ihnen im Lehren der Frühen Neuzeit sammeln durfte
und darf. Das Buch entstand während der Heisenberg-Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft: für die entsprechende Freiheit ist ebenfalls zu danken. Kai Pätzke, Katrin Reineke, Renate Rehkopf und Vera Schirl von Vandenhoeck & Ruprecht und dem Verlagsverbundteam von utb danke ich für die Begleitung
bei der Produktion.
Ortsregister
[nicht aufgenommen wurde ‚Deutschland/deutsch/Gebiet des Hl. röm. Reiches‘]
A
Afrika 116, 147, 209–211, 217, 223, 227,
237, 244, 255, 266
Ägypten 12, 101, 159, 211, 255
Aix-en-Provence 64, 164, 172 f.
Al-Andalus 209, 222
Alès 206
Algier 210
Amboise 206
Amerika 36, 39, 60, 118 f., 134, 136 f., 147,
153, 167, 217, 220–224, 227, 229–231,
243, 253, 264–266, 269, 285
Amsterdam 46, 129, 249
Anatolien 255
Anjou 60, 64, 107, 115, 215
Ansbach 213
Antwerpen 16, 114 f., 192, 206
Arabien 64, 222, 248 f., 255–259, 261, 264
Aragón 17, 30, 64, 121, 209, 221, 227, 264
Arles 164
Armenien 46, 249
Arras 64, 180, 206
Asien 147, 204, 217, 224, 244, 249, 264 f.,
267, 269 f., 273
Augsburg 55, 79, 84–86, 127 f., 132, 206,
214, 265
Auvergne 63, 107
Avignon 66, 73, 75
B
Baden 90, 109, 211, 214 f.
Basel 75, 77, 90, 132, 211
Bastia 64
Bayern 82, 87 f., 145
Béarn 64
Beaulieu 206
Belgien 65, 115, 199
Bergamo 113
Berlin 240
Besançon 64, 90, 172 f.
Blois 106 f., 119
Böhmen 79, 82, 84, 114, 116 f., 131, 137,
159, 206 f.
Bologna 31, 65, 83, 174
Bordeaux 64, 147, 172 f., 185
Boston 118
Boulogne 206
Bourges 71, 172 f., 235
Brabant 65
Brandenburg 79, 82, 84, 213
Brasilien 116, 227
Breda 115
Breisach 213
Bremen 213
Breslau 143, 214
Bretagne 64, 107, 185
Brünn 116
Brüssel 114
Burgsteinfeld 132
Burgund 63, 65, 87, 92, 107, 114, 166, 213
C
Cambridge 36 f., 40, 60, 66
Canossa 51
Cateau-Cambrésis 211, 215 f.
Cavour 206
290
Ortsregister
Charlerois 213
Chartres 168
Chicago 243
China 58, 204, 244 f., 249, 252–254, 265,
269–273
Cleve 155
Colmar 64
D
Dänemark 211, 213, 262, 265 f.
Dauphiné 64, 107
Diedenshausen 132
Dijon 64
Dillenburg 132, 194
Douai 64
Dracy-lès-Vitteaux 166
E
Elsass 79, 164, 172, 196, 213
Emberménil 172, 176
Emden 96, 132
England 16 f., 60, 63, 65, 96, 108 f., 111,
114 f., 118 f., 122 f., 130, 136 f., 139 f., 143,
145, 149–151, 160, 162, 179, 191, 207,
210 f., 216, 235 f., 251, 262 f.
Estremadura 221
F
Ferrara 9, 30 f., 75, 77, 223
Finale 79
Friesland 79, 115, 213
Fleix 206
Florenz 9–36, 42, 57, 59 f., 78, 112 f., 136,
138 f., 217
Fontainebleau 122
Franche-Comté 63
Franken 170
Frankreich 9, 11–13, 16, 31, 40, 43, 53,
56, 58, 60, 63, 64, 65, 71, 73, 75, 79, 81,
82, 85, 94–103, 105, 106, 108–112, 114,
118 f., 121 f., 126–128, 130 f., 136 f., 139 f.,
144–147, 150–153, 156, 160, 162–187,
189–192, 194, 196, 197, 199 f., 201–203,
206–216, 235 f., 240 f., 248, 253, 255, 257,
260, 262, 272
Friedberg 91
Fulda 90
G
Geldern 65, 115
Gent 115
Genua 112, 114, 126, 179
Goslar 51
Gotha 34
Granada 222
Grenoble 64
Griechenland 14, 18, 22, 66, 78, 120, 129,
190, 196, 236 f., 251, 256, 259
Groningen 115, 132, 194
Guinea 237
Guyana 174
Guyenne 64
H
Hagenau 91
Haiti s. Saint-Domingue
Hamburg 155 f. 159, 211, 245, 262
Hannover 152
Heidelberg 66, 240, 251
Hennegau 65
Herborn 96, 132
Hersfeld 90
Hessen 81, 90, 109, 132, 202, 208, 213
Holland 65, 115, 263
I
Indien 46, 58, 116, 204, 220, 223, 231–233,
242, 244, 246, 249, 254, 262–269, 271, 273
Indonesien 116, 271, 273
Italien 9–36, 40, 50 f., 57, 60, 63 f., 73, 79,
82, 84, 96, 105, 109, 112–114, 120, 127,
132, 140, 180, 187, 189–191, 194–196,
200 f., 207, 210 f., 217, 220, 223, 235–238,
250, 260, 262 f., 272
J
Japan 204, 244, 246
K
Kairo 249
Kanada 217
Kappeln 190, 206
Kastilien 64, 221, 225, 227, 231
Katalonien 65, 75
Köln 66, 84, 88, 132
Ortsregister
291
Konstantinopel (Istanbul) 77, 210 f., 255–258
Konstanz 75–77
Korea 204, 249, 254
Kraichgau 138
Kreta 113
Kurmark 154 f., 159
Kuttenberg 206
Kyoto 61
Modena 30
Moldau 159
Montpellier 156
Môtiers 179
Mühlhausen im Elsass 91
München 34, 73
Münster 15, 211, 213
Murbach 90 f.
L
La Rochelle 122, 147
Languedoc 64, 107
Leiden 214, 264
Lepanto 54, 255 f.
Limburg 65
Lodi 14
Loire 105
London 140, 142–144, 146 f., 151, 234, 244
Longjumeau 206
Lothringen 63, 90, 121
Lucca 112, 137
Lund 240
Luxemburg 65
Lyon 105, 164, 172 f., 214
N
Nancy 64
Nantes 122, 128, 147, 151, 206, 285
Nassau 63, 90, 115 f., 132, 193–195
Navarra 64, 121, 130
Neapel 33, 60, 63 f., 66, 217
Nemours 206
Neufchâtel 240
Neumark 154 f., 159, 206
Neumarkt 206
New York 244
Niederlande 63–65, 79, 84, 114–119,
126–133, 136–139, 143, 145, 149, 191,
206 f., 210 f., 213, 232, 237, 240, 262, 265
Niederlausitz 116
Niederösterreich 206 f.
Nordafrika 210 f., 255
Normandie 64, 107
Nürnberg 68
M
Magdeburg 16
Maghreb 209
Mähren 116
Mailand 18, 33, 64, 217
Maine 107
Mainz 81, 84 f., 86, 88, 97
Mallorca 64
Malta 237
Mantes 206
Mantua 79, 212,
Marburg 66, 132
Marokko 210
Marseille 63, 147, 151, 164, 167, 201
Mecklenburg 85, 157
Mekka 255
Menorca 64
Mérindol 192
Metz 64, 90 f., 164, 213
Meurthe 176
Mexiko 223, 225, 227 f., 246, 254, 264, 267,
269
O
Oaxaca 225
Oberelsass 213
Oberlausitz 116
Oberösterreich 206
Odenheim 90
Orléans 107
Osmanisches Reich 113, 175, 187, 204,
209–211, 243 f., 246, 248, 254–262
Osnabrück 206, 208, 211, 213 f.
Österreich 64, 79, 82, 84–87, 92, 95, 97, 109,
111, 114, 152, 166, 191, 199, 206 f., 211
Ostfriesland 79, 213,
Ostpreußen 155
Ottobeuren 86
Overijssel 115
Oxford 66
292
Ortsregister
P
Padua 30, 73 f., 113, 131
Paris 16, 51, 55, 64 f. 73, 100, 102–109,
116, 130, 147, 150, 156, 162–166, 168,
171–173, 177, 179, 183, 185, 191, 202,
211, 216, 234, 240 f., 244, 270 f.
Parma 31, 114
Passau 206
Pau 64
Pécs 66
Peloponnes 64
Perpignan 64
Perugia 66, 73
Pfalz 81, 84, 88–90, 103, 117, 120, 213
Piacenza 31, 66,
Pinerolo 213
Pisa 66, 75
Polen 136, 207
Pommern 157, 213
Pont-à-Mousson 121
Pontoise 106
Portugal 109, 143, 209, 211, 216, 221, 227,
231–237, 255, 262, 266, 270, 272
Prag 40, 116, 132, 206, 208
Preußen 57, 82, 95, 98, 109 f., 145, 152,
154 f., 159, 167, 179, 199, 211, 219, 240
Provence 64, 73, 107
Pyrenäen 64, 211, 213
Q
Québec 118
R
Rastatt 211, 214
Regensburg 81, 84, 87, 95, 97
Reggio Emilia 30
Reims 101, 172 f.
Rennes 64, 172 f.
Rhein 63, 79, 81, 84, 86–92, 172, 199
Rhodos 236
Rom 11, 16, 19, 25–31, 41, 51, 58, 66–68,
71 f., 77 f., 83 f., 90, 93 f., 96 f., 100, 103,
106, 112, 114, 116, 118, 121, 122, 123,
125, 127, 129, 132 f., 159, 174, 176 f., 188,
190, 196, 220, 231–236, 239, 241, 251,
256, 262, 264, 269, 271
Ronda 222
Rouen 64, 172 f.
Russland 82, 97, 109, 157, 160
S
Saarbrücken 90 f.
Sachsen 79, 84, 95
Sachsen-Weimar 109
Saint-Domingue 150
Saint-Germain 206
Saint-Maur 206
Salamanca 66, 71, 122, 132, 137, 227 f., 234,
238
San Casciano 21
San Esteban 227
Sant’Andrea in Percussina 21
Santa Fe 222
Sardinien 64
Savoyen 16, 63, 79, 90, 114, 176, 212, 215
Schlesien 79, 84, 116
Schmalkalden 190
Schottland 240
Schwaben 86–88, 91
Schweden 146, 157, 159 f., 193, 211, 213,
240
Schweiz 79, 126, 137, 172, 187 f., 195, 198,
206, 213, 215, 240
Seeland 65, 115
Senegal 254
Sens 192
Sevilla 221, 227, 231
Siebenbürgen 159, 206
Siegen 116
Siena 112, 218
Sigmaringen 57
Simmern 89
Sizilien 64
Skandinavien 114, 149
Spanien 16, 63 f., 84, 96, 103, 113, 115–117,
143, 191 f., 202, 207, 209, 211–216, 220–
228, 230–232, 237, 246–248, 251–254,
264, 269
Speyer 84, 90–92
Sponheim 90
St. Domingue (ab 1804 Haiti) 150, 253
Stockholm 240
Strasbourg 92
Südostasien 249
Ortsregister
T
Tenochtitlán 223
Tirol 138
Toskana 14, 18 f., 21 f., 112
Toul 90 f., 213
Toulon 210
Toulouse 64, 172 f.
Touraine 105, 107
Tours 106
Transsylvanien 255
Treviso 66
Trier 77, 84, 88
Tripolis 210
Tunis 210, 256
U
Ulster 58
Ungarn 84, 116, 129, 206, 240, 255, 261
Unterelsass 213
Urbino 30, 223
USA 112, 222, 244, 246, 251
Utrecht 115, 133, 206 f., 211, 214 f.
V
València 64
Valenciennes 164
Valladolid 231
Vassy 192
Veldenz 90
Vendée 171, 177, 185
293
Venedig 14, 16, 27, 51 f., 57, 77, 112 f., 118,
126, 136, 179, 195, 210 f., 217
Verden 213
Verdun 90 f., 213
Verona 113
Versailles 103, 105–107, 147, 168 f., 204,
218
Vervins 211–213, 216
Vicenza 113
W
Warschau 206
Weißenburg 90
Westfalen 79, 81, 87 f., 116, 198, 206, 208,
211, 214, 216 f.
Wetterau 86 f., 195
Wetzlar 91 f.
Wien 66, 94, 103, 211, 214, 244, 255
Wiesbaden 90
Wittenberg 66, 257
Wittgenstein 132
Worms 75, 79 f., 89–91
Württemberg 109, 145, 213, 263
X
Xàtiva 64
Z
Zahara 222
Zweibrücken 90
Namensregister
A
Abu ’l-Hasan ʿAli (Emir, genannt Muley
Hacén) 222
Acciaiuoli, Donato 18
Accursius 235
Adam 123, 144
Adenauer, Konrad 54
Aegidius Romanus 68, 71 f.
Aelianus Tacticus 195
Agathokles 23
Ahmed I., osmanischer Sultan 256
Ailly, Pierre d’ 76
Alberti, Leon Battista 139
Albizzi, Florentiner Familie 15
Albret, Hochadelsgeschlecht (Frankreich,
Navarra)
Alciato, Andrea 235
Alebehan, Khan von Ahmedabad 263
Alexander VI., Papst 11, 220, 222, 229
Althusius, Johannes 96, 131, 133, 136
Altoviti, Florentiner Familie 15
Al-Zaghal, s. Muhammad
Ambrosius 26
Amos 10
Anjou, Hochadelsgeschlecht 61, 64, 215
Aristoteles 18, 19, 39, 138, 256
Arnisaeus, Henning 126
Arnould, Ambroise-Marie 148 f.
Audouin, Xavier 201
August von Sachsen 79
Augustinus 70 f., 188
Auvaiyar I., Dichterin 266
Auvergne, Grafen von 63
B
Bacon, Francis 23, 44, 237
Baden, Karl-Friedrich Markgraf von 109
Baldus (Baldo degli Ubaldi) 235 f.
Báñez, Domingo 228
Barbarossa, Khayr-al Din 210
Barbeyrac, Jean 240
Barbon, Nicolas 144
Barclay, William 70, 121–123, 125, 130,
135 f.
Barère, Bertrand 200
Bartolus de Sassoferrato 229, 235 f.
Battista di Filippo da Poppi 18
Bayle, Pierre 109
Beccaria, Cesare 180
Becher, Johann Joachim 153
Bellarmin, Robert 70 f., 96, 122 f., 228
Benedikt XIII., Papst 75
Benvoglienti, Fabio 190
Bernhard von Clairveaux 70
Betanzos, Domingo 227
Bertrand de Got (s. Clemens V.)
Beza s. Bèze, Théodore de
Bèze, Théodore de 120, 122, 128, 130
Bhabha, Homi 243 f.
Blado, Antonio 17, 33, 69
Boabdil, Muhammad XI. Abu ’l-Hasan
ʿAli 222
Bodin, Jean 16, 27, 70, 96, 100, 115,
119–123, 126, 131, 139 f.
Boëthius, Anicius Manlius Severinus 18, 78
Boisguilbert, Pierre Le Pesant, sieur de 146
Bonifatius 188
Bonifaz VIII., Papst 69, 71–73, 223
Borgia, Cesare 44
Bossuet, Jacques Bénigne 103, 126
Namensregister
Botero, Giovanni 30, 141, 260, 264
Boucher, Jean 122, 176
Bouchotte, Jean-Baptiste Noël 201
Bourbon, französische Königsdynastie 63 f.,
98, 107, 121, 171
Boyle, Robert 270
Bracciolini, Poggio 18
Bruni, Leonardo 14, 18, 36
Brutus 122
Bucer, Martin 130, 188
Buchanan, George 41, 122
Bühler, Karl 38 f., 44, 47
Bullinger, Heinrich 188
Buonaccorsi, Biagio 33
Burckhardt, Jacob 60
Burlamaqui, Jean-Jacques 240
C
Caesar 26
Calandrini, Filippo Maria 139
Calvin, Jean 71, 123, 128, 130, 133, 136, 194
Canacci, Giovanni 12
Canestrini, Giuseppe 31
Cang hi, Kaiser von China 271
Cano, Melchior 228
Capet, Louis 177
Carion, Johannes 257
Carpzov, Benedikt 96
Cassini (Dynastie französischer Geographen) 105, 195
Castellio, Sebastian 127 f.
Çelebi, Kātib 257–261, 264, 273
Chakrabarty, Dipesh 243, 246
Chemnitz, Bogislaw Philipp (s. Lapide,
Hippolithus a) 96
Child, Josiah 141, 147
Chlodwig I., merowingischer König von
Frankreich 172
Chomsky, Noam 48
Christian IV. von Dänemark und Norwegen 265
Cicero, Marcus Tullius 18, 19, 60, 125, 235,
248
Clemens V., Papst 73
Clemens VII., Papst 75
Colbert, Jean-Baptiste de 146 f., 219
Colonna, Sciarra 73
295
Condé, Hochadelsgeschlecht 107
Condé, Henri II de Bourbon- 98
Conring, Hermann 96
Coras, Jean de 130
Cortés, Hernan 225
Covarruvias, Diego 234
Croce, Benedetto 25 f.
Cromwell, Oliver 118
Cromwell, Thomas 17
Cujas, Jacques 235
Curtius, Marcus 27
Cusanus, Nicolaus 77 f.
Cyprian, Hl. 176
D
D´Aubigny, Villain 201
Da Mula, Marcantonio (Amulio), Kardinal 190
Dädalus 155
Dalberg, Carl von 97
Daniel, Prophet 258
Danton, Georges Jacques 175, 183
Darwin, Charles 157, 244
Davenant, Charles 141, 144, 146
David, Jacques-Louis 179
Davila, Enrico Caterino 31
Davis, John 235 f.
Dentrecolles, François-Xavier 272
Descartes, René 44
Diokletian 177
Dionysios von Halikarnassos 26
Dioskurides 19
Dithmar, Justus Christoph 152
Dolce, Lodovico 31
Donatus, Aelius 18
Doneau, Hugues 235
Du Halde, Jean-Baptiste 270, 272
Du Jon, François 129
Duaren, François 235
Dudley, Robert, earl of Leicester 115
Dudith, Andreas 129
Dumas, René-François 185
Dupont, Hyacinthe 181, 184
Durand, Guillaume 138
296
Namensregister
E
Edward I., König von England 71
Edward VI., König von England 207
Egmont (Egmond), Lamoraal, Graf von 115
Eisenstadt, Shmuel 251, 253
Elisabeth I., Königin von England 207
Emmanuele Filiberto, Herzog von Savoyen 215
Erasmus, Desiderius 26, 127, 186, 215
Erpenius, Thomas 264
Esra 9
Estienne, Henri 127, 129
Euklid 195
Eusebius von Caesarea 70 f.
F
Ferdinand, König von Aragón 30, 33, 221 f.,
227
Fernel, Jean 259
Ficino, Marsilio 30
Filmer, Robert 123, 134
Flacius Illyricus 74
Foix, französisches Grafengeschlecht 63
Forêt, Jean de la 209
Foucault, Michel 42–44, 50, 242–244
Fouquier-Tinville, Antoine Quentin 185
Francesco Maria I. della Rovere 30
Francke, August Hermann 265
François I, König von Frankreich 31, 98,
103, 174, 195, 209 f.
Frank, Johann Peter 156
Franklin, Benjamin 119
Franz II., Kaiser des Hl. röm. Reiches 97
Freitas, Serafim de 235
Friedman, Milton 108
Friedrich I., König in Preußen 110
Friedrich II., König in Preußen 57, 109 f.,
219
Friedrich IV., Kurfürst von der Pfalz 213
Friedrich V., Pfalzgraf bei Rhein, erwählter
König von Böhmen 117
Fuenleal, Ramírez de 231
G
Gaddi, Giovanni 26
Gaius 66
Galen 19
Galilei, Galileo 23
Gamaliel 128
Gasser, Simon Peter 152
Gauthier, Jean-Joseph 201
Gaza, Theodor 195
Gelasius, Papst 19, 70 f., 228
Gerson, Jean 76
Giannotti, Donato 113
Giberti, Gianmatteo 26
Giedde, Ove 265
Giovio, Paolo 31
Godefroy, Denis 66, 235
Goethe, Johann Wolfgang von 94, 168
Gratian 78, 188
Graunt, John 143 f.
Grégoire, Henri 167, 172, 175 f.. 179
Grégoire, Pierre 70
Gregor VII., Papst 51, 72
Gregor XI., Papst 75
Grimm, Jacob und Wilhelm
Grotius, Hugo 41, 70, 116, 231–233,
235–241
Guffroy, Armand-Benoît-Joseph 201
Guicciardini, Francesco 15, 30, 32, 127
Guicciardini, Jacopo 217
Guise, Hochadligenfamilie 50, 107
H
Habermas, Jürgen 54, 56
Habsburg, Erzherzog Ferdinand von Steiermark 116
Haggai 10
Haguenot, Henri 156
Hamilton, Alexander 136
Hasselquist, Fredrik 157
Hassenfratz, Jean-Henri 199
Hébert, Jacques-René 175, 183, 201
Hegel, Friedrich 100
Heinrich III., König von Frankreich 107
Heinrich IV., Kaiser des Hl. römischen
Reiches 51
Heinrich IV., König von Frankreich 105,
121, 130, 212 f.
Heinrich VIII., König von England 17, 207
Herbelot, Barthélemy d’ 257
Herman, Martial-Joseph Armand 185
Hippokrates 19
Namensregister
Hobbes, Thomas 41, 71, 96, 123, 125 f., 134
Hoffmann, Ernst Theodor Amadeus 94
Holbach, Paul Thiry d´ 179
Holstein-Gottorf, Friedrich III. von 262
Horn, Philipp von Montmorency, Graf
von 115
Hotman, François 120, 130
Huang Liuhong 272
Hume, David 179
Huygens, Christiaan 146
I
Ibn Khaldun 257–260
Ignatius 176
Innozenz IV., Papst 222, 228
Isabella, Königin von Kastilien 221, 227
J
James II., König von England 134
James VI./I. König von Schottland und von
England 123, 135, 176
James, William 39
Jandun, Johannes 73
Jaspers, Karl 251, 253
Jay, John 136
Jesaia 9
Jessen, Johann von 131
Johann Casimir, Pfalzgraf, Administrator
der Kurpfalz 120
Johannes von Salisbury 19
Joseph I., Kaiser d. Hl. röm. Reiches 191
Joseph II., Kaiser des Hl. röm. Reiches 111,
166
Jourdeuil, Didier 201
Juan, König von Portugal 227
Julius II., Papst 23 f.
Justi, Johann Heinrich Gottlob von 152 f.,
155, 159
Justinian 66
Justinus Martyr 18
K
Kant, Immanuel 216
Karl der Große, Kaiser 97 f., 103, 169
Karl der Kühne 65
Karl I., König von England u. Schottland 235
297
Karl II., König von Spanien 215
Karl IV., Kaiser des Hl. röm. Reiches 84
Karl IX., König von Frankreich 130, 188,
192
Karl V., Kaiser des Hl. Röm. Reiches deutscher Nation 17, 31, 75, 83 f., 93, 103,
115, 210, 212, 225
Karl VII., Kaiser des Hl. röm. Reiches 84
Karl VIII., König von Frankreich 9, 16,
187
Karl, Erbprinz von Dänemark 266
Karl, Erzherzog von Österreich 191
Karl Friedrich, Markgraf von Baden 109
Kästner, Abraham Gotthelf 155
Katharina II., Zarin von Russland 109
Katharina von Aragon, Königin von England 17
Kaunitz, Wenzel Anton von 219
Kellermann, François-ÉtienneChristophe 200
Kolumbus, Christoph 222, 238
Koning, Reinhard 96
Konrad v. Gelnhausen 75
Konstantin I., Kaiser 71, 103
Koselleck, Reinhart 42, 48
Kyros 9
L
L´Hôpital, Michel de 128
La Mettrie, Julien Offray de 109
Lapide, Hippolithus a (s. Chemnitz,
Bogislaw Philipp)
Las Casas, Bartolomé de 227, 231
Laveaux, Jean-Charles 201
Lavoisier, Antoine-Laurent 156
Law, John 146
Ledesma, Bartolomé de 227
Leibniz, Gottfried Wilhelm von 146, 270,
273
Leicester, s. Dudley
Leo X., Papst 22, 31, 174
Leopold I., Kaiser des Hl. Röm. Reiches 215
Limnäus, Johannes 96
Linné, Carl von 44, 157, 159
Livius, Titus 19
Locke, John 39, 123, 134–136, 138
Lombeke, Jean Hannart, vicomte de 210
298
Namensregister
Lottini, Gianfrancesco 190
Louvois, François Michel Le Tellier de 105
Lovejoy, Arthur 39 f., 48, 50, 242
Ludwig IV., Kaiser des Hl. röm. Reiches 74
Ludwig XIII., König von Frankreich 105,
122
Ludwig XIV., König von Frankreich 53, 99,
101, 103–105, 122, 134, 144, 167, 195,
210, 215, 218, 242
Ludwig XV., König von Frankreich 101
Ludwig XVI., König von Frankreich 184
Luhmann, Niklas 42, 45, 47, 50, 242
Lullus, Raymundus 78
Luther, Martin 71
M
Machiavelli, Bernardo 12, 19, 239, 258
Machiavelli, Niccolò 12–35, 69, 113, 119,
127, 190, 195 f.
Madison, James 136
Malynes, Gerard 140 f.
Mandelslo, Johann Albrecht von 262, 264,
269 f.
Marco Polo 269
Margarete Farnese, Generalstatthalterin der
Niederlande 114
Maria Theresia, Königin von Ungarn und
Böhmen, Gemahlin des Kaisers des Hl.
röm. Reiches 109, 16
Marperger, Paul 152 f.
Marsilius von Padua 69, 73, 228
Martin V., Papst 75 f.
Martini, Martino 272
Marx, Karl 25, 46, 243
Maurepas, Jean-Frédéric Phélipeaux, Graf
von 150, 219
Maximian 26
Maximilian I., Kaiser des Hl. röm. Reiches 79
Mazzinghi, Antonio de’ 139
Medici, Alessandro de’ 31
Medici, Cosimo de’ 16
Medici, Florentiner Familie 11, 16, 66,
112 f.
Medici, Giuliano de’ 22
Medici, Giulio de’ 26
Medici, Lorenzo de’ 14, 22, 30, 33, 217, 219
Medici, Maria de’ 139
Medici, Piero de’ 13
Mehmet II., osmanischer Sultan 256
Mehmet IV., osmanischer Sultan 257 f.
Melanchthon, Philipp 257
Melon, Jean-François 146
Mendoça, Diego de, (de) Corte Real 237
Meteren, Emanuel van 115
Michelet, Jules 60
Michelozzi, Niccolò 217
Mirabeau, Honoré-Gabriel de Riqueti, Graf
von 150
Misselden, Edward 140 f., 143, 146, 152
Montchrestien, Antoine 98, 139 f.
Montesquieu, Charles Secondat de 162,
167, 169 f., 176, 273
Moser, Johann Jakob 95
Moses 23
Mosheim, Johann Lorenz von 272
Mughal-Dynastie 242
Muhammad ibn Sa’d, genannt al-Zaghal 222
Mun, Thomas 140 f., 146, 152
Murad IV., osmanischer Sultan 260
Mussolini, Benito 17
Mustafa ῾Ᾱlī bin Ahmed 256
N
Napoleon Bonaparte 97, 112, 168–170, 172,
186, 200
Nassau, Grafengeschlecht 193
Nassau, Wilhelm-Ludwig, Graf 194
Nassau-Dillenburg, Johann VI., Graf 194
Nassau-Dillenburg, Johann VII., Graf 194
Nassau-Oranien, Moritz von 115, 193 f.
Nassau-Oranien, Wilhelm von 115
Nassau-Siegen, Johann Moriz von 116
Navarra, Heinrich von s. Heinrich IV.
Necker, Jacques 151, 162 f.
Nevers, Herzöge von 63
Newton, Isaac 23
Niccolò di Lorenzo della Magna 19
Noah 72
Numa 29
Namensregister
O
Obrecht, Georg 92, 152
Ockham, Wilhelm von 69, 73
Oldenberg, Henry 270
Oñate, Don Iñigo Vélez de Guevara, Graf
von 116
Otto der Große, Kaiser 97
Ovid, Publius 60
P
Pacioli, Luca 139
Paine, Thomas 119
Parein, Pierre-Mathieu 201
Parsons, Robert 122
Pascal, Blaise 146
Patrizi, Francesco, da Cherso 26
Paul III., Papst 31, 231, 233
Paul V., Papst 113
Paulus, Hl. 12
Petrarca, Francesco 18, 19, 60, 254, 257, 262
Petrus Lombardus 70, 222
Petrus, Hl. 12, 74
Petty, William 144–146
Pfalz-Simmern, Pfalzgraf Reichard von 89
Pfeiffer, Ferdinand Friedrich 155
Philipp der Gute 65
Philipp II., König von Spanien 114, 210
Philipp III., König von Spanien 116, 246
Philipp IV., König von Frankreich 69, 71 f.,
223
Philipp V., König von Spanien 191
Philipp von Anjou, Kronprätendent von
Spanien 215
Philipp von Hessen, Landgraf 202
Piccolomini, Enea Silvio (s. Pius II.)
Pico della Mirandola 262
Pius II., Papst 76
Pius V., Papst
Pius VI., Papst 174
Pius VII., Papst 175
Pizarro, Francisco 225, 246
Platon 19, 39, 48
Plutarch 26
Plütschau, Heinrich 262
Pole, Reginald, Kardinal 17
Polybios 21 f., 26, 28 f., 39, 256, 258
Poma de Ayala, Guaman 246, 248, 269
299
Pombal, Sebastião Jose de Carvalh Melo,
marqués de 109
Pompeius Trogus 18
Possevino, Antonio 188
Pufendorf, Samuel 70, 136, 239–241, 249
Pythagoras 66
Q
Quesnay, François 150
Quidort, Johannes 71
Quintilian, Marcus Fabius 18
R
Ragunada, Nayak von Tanjore 265
Ramírez, Juan 227
Ranke, Leopold von 40
Rauwolf, Leonhart 44
Rawls, John 39
Reinhard, Wolfgang
Reinking, Dietrich 96
Ricci, Matteo 270
Richelieu, Armand-Jean du Plessis, Herzog
u. Kardinal von 140
Robespierre, Maximilien 165, 167, 171, 175,
177, 180–185, 201
Ronsin, Charles Philippe 201
Rosselli, Francesco di Lorenzo 13
Rousseau, Jean-Jacques 39, 109, 136, 160,
162, 166 f., 176 f., 179 f., 182, 185, 216,
249
Rucellai, Bernardo 21
S
Sadoleto, Jacopo 26
Said, Edward 243
Saint-Just, Louis Antoine Léon de 175, 183
Salazar, Domingo de 227
Sallustius, Gaius, S. Crispus 26
Salutati, Coluccio 18
Salviati, Bankiersfamilie 30
Sarpi, Paolo 77
Saturn 183
Saussure, Ferdinand de 37–40, 45
Savonarola, Girolamo 9–16, 26, 29 f., 56,
59, 78
Scala, Bartolomeo 11
Scattola, Merio 71
300
Namensregister
Schérer, Barthélemy-Louis-Joseph 200
Schröder, Wilhelm von 153
Seckendorff, Veit Ludwig von 156
Sefi, Shah 262
Selden, John 231, 235–237
Sforza di Santa Fiora, Graf 188
Sforza, Lodovico 33
Sforza, Herzogsdynastie in Mailand 18, 64
Shaftesbury, Anthony Ashley cooper, 3rd
earl of 134
Sieyès, Emmanuel Joseph 167–169
Smith, Adam 108, 147, 161 f.
Soderini, Piero 30
Sonnenfels, Joseph von 109
Soto, Domingo de 228
Spivak, Gayatri Chakravorty 244
St. Pierre, Jacques-Henri Bernardin de 146
Strauss, Leo 41
Strozzi, Florentiner Familie 15
Süleyman I., osmanischer Sultan 209, 256
Sully, Herzog von, Maximilien de Béthune,
sr. de Rosny 217
Süßmilch, Johann Peter 144
T
Tacitus, Cornelius 26, 125, 235
Talleyrand, Charles-Maurice de 168, 172,
219
Tartaglia, Niccolò 195
Themistios 129
Theodosius I., Kaiser 103
Thomas von Aquin 10, 19, 70, 136, 229
Thomasius, Christian 240
Thou, Jacques-Auguste de 31
Thukydides 125
Tocqueville, Alexis de 109, 167
Tolomeo da’ Lucca, 136
Torquemada, Tomás de 228
Tribonian 19
Turenne, vicomte-Geschlecht 63
U
Urban VI., Papst 75
V
Valla, Lorenzo 78
Valois, François d´Alençon, Herzog von
Anjou 97, 115
Valois, französische Königsdynastie 63
Varennes, Pierre-Augustin de 195
Vatar, René-Charles-François 201
Vattel, Emer de 240
Vauban, Sébastien Le Prestre de 144, 146 f.,
151
Vázquez de Menchaca, Fernando 234
Vergniaud, Pierre 183
Vermigli, Peter Martyr 130, 188
Vettori, Francesco 19
Victoria, Kaiserin 58
Vincent, François Nicolas 201
Virgilio, Marcello 18
Visconti, Herrscherfamilie in Mailand 18,
64
Vitoria, Francisco 228 f., 233, 238
Voltaire (François Marie Arouet) 109, 151,
273
W
Walpole, Robert 219
Weber, Max 56, 138
Welwood, William 235
Wesenbeck, Matthias 235
Weyhe, Eberhard von 153
Willing, Johannes 188
Wittelsbach, Herzogsgeschlecht 65
Wolff, Christian 240
X
Xaver, Franz 270
Xenophon 138
Z
Zabarella, Franciscus 76
Zacharias 10
Zepper, Wilhelm 133
Zhu Xi 272
Ziegenbalg, Bartholomäus 262, 266 f.
Zincke, Georg Heinrich 152
Zwinger, Theodor 26
Sachregister
A
Absolutismus 49, 54 f., 95, 97–111,
119–126, 181, 192, 256
Höfischer Absolutismus 97–109, 134 f.,
137
Aufgeklärter Absolutismus 109–111,
166, 180
Adel 46, 63, 73, 98, 106 f., 114, 138, 151,
165, 168, 188, 199, 207, 215, 221, 225,
247, 262–264, 271
Akademien 21, 105, 155, 196, 240
Altes Reich 57, 65 f., 78–98, 103, 106, 112,
114, 116–118, 121, 127–129, 133, 136,
138, 160, 199, 202, 206 f., 212–214, 218,
232
Anakyklosis, Verfassungszyklus 22
Aristokratie 28, 43, 258
Aufklärung 23, 46, 49, 93, 98, 101, 109–111,
136, 151, 153, 155 f., 162 f., 166, 169, 172,
175, 180 f., 195, 243, 254, 271, 273
B
Balance, Mächtebalance 28 f., 43, 108 f., 118,
140 f., 143, 145, 147 f., 169 f., 183, 186,
216, 261
Bartholomäusnacht 17, 130, 192, 262
Bauern 55, 65, 93, 106, 111, 138, 165–167,
170 f., 187, 190, 198, 256
Begriffsgeschichte 37, 43, 48–51, 57 f., 98,
100, 153, 250–254
Bevölkerungstheorie 144, 149 f., 187, 196,
223 f.
Brüderlichkeit, fraternité 167, 171–179
Buchdruck 35, 56, 68, 177
C
Cahiers de doléances (Beschwerdehefte) 165 f., 171
Calvinismus 71, 88, 106, 114, 118, 120, 122 f.,
128–133, 137, 176, 194, 206, 213, 265
Cambridge school 36 f., 40–42, 60, 66
Code Napoléon 94, 170
Constitutio Criminalis Carolina (1532) 93
D
Demokratie 13, 28, 43, 53–56, 76, 81, 113,
176, 179, 183–185, 251, 258
Dialektik, historische 49, 66
Diskursanalyse 37, 43–45, 243 f.
E
Entangled history 204, 246, 249 f. 273
Eudämonismus 111, 153, 181, 218, 229
Eurozentrismus 242–244, 246, 250 f., 254
Evolution 14, 44, 46 f., 157, 244
Ewiger Landfrieden (1495) 79 f.
Exkommunikation, Interdikt 10–12, 113,
123, 174, 222
F
Französische Revolution 162–186
Frieden 11, 14, 16, 33, 50, 54, 79–82, 87,
116, 119 f.
Religionsfrieden 127, 132, 187–192,
205–209
Internationale Frieden 163, 186 f.,
209–217
G
Gerichte, Gerichtsbarkeit 54, 63–65, 81,
128, 138, 180 f., 225, 234 f., 241, 271 f.
302
Sachregister
Reichskammergericht 81 f., 89–96
Parlements (französische
Gerichte) 100 f., 182
Gesellschaftsstruktur
segmentär differenziert 45 f., 258, 268
stratifiziert differenziert 45 f., 258
funktional differenziert 45 f.
Gesellschaftsvertrag 166, 180–185
Gesetz
Göttliches Gesetz (lex divina) 10, 121, 133
Naturgesetz (lex naturalis) 10, 121, 181,
239, 266
Positives Gesetz (lex humana) 10 f., 182
Soziale Regelmäßigkeitsannahmen 23 f.,
40, 237
Naturgesetze 23, 237
Gleichheit, Egalisierung 39, 93, 120, 134 f.,
167, 169 f., 179–186, 211, 236 f., 249, 267
Globalgeschichte 61 f., 143 f., 150, 203–205,
238, 242–273
Glückseligkeit s. Eudämonismus
Goldene Bulle (1356) 84, 133, 136
H
Handelsbilanz 140–148, 261
Historische Semantik 37
Humanismus 14, 16, 18, 20, 26, 34–36, 41,
57, 60, 65 f., 77 f., 125 f., 129, 138, 194 f.,
232, 235–239
I
Ideengeschichte 36, 39–42, 60, 250
Imperien, Imperientheorie 56–59, 78, 96 f.,
101, 103, 112, 144, 204, 221–226, 236,
255, 271
Industrielle Revolution 160
Inquisition (römische, spanische, südamerikanische) 12 f., 112 f., 175, 227 f.,
250, 269
Internationale Beziehungen 30, 32 f., 37,
209–217, 223, 235, 238–241
Islam 64, 77, 175, 188, 209 f., 222, 251,
255–261, 268
K
Kameralismus 109, 140, 144, 151–162, 218,
240
Kanonisches Recht (Corpus Iuris Canonici) 66 f., 70, 72 f., 75–77, 94, 172, 188,
222, 228
Katholizismus 17, 25, 30, 76, 94, 100, 106,
114, 119, 121–123, 127–129, 134, 137,
171, 174–177, 189, 192, 207, 209, 212–
214, 222, 232, 237, 250, 253, 265–267,
269, 272 f.
Kaufmannspraxis, Handel 13, 15, 33, 63,
91, 108, 114, 132, 139–141, 143–152,
160, 167, 209 f., 217 f., 220, 225, 236, 255,
262, 265, 270, 285
Kirchenbesitz 71, 174 f., 214, 222 f.
Kleine Eiszeit 61 f.
Klerus 12, 67, 71,73–75, 77, 98, 106 f.,
165–175
Zivilkonstitution 171–179
Klimageschichte 61 f., 162
Kolonien, Kolonialhandel 30, 58, 103, 108,
112, 115, 118 f., 134, 136 f., 144, 149 f.,
165, 167, 203, 214 f., 225 f., 242, 251–255,
262, 264–268, 273
Kommunikation, historische 17 f., 20 f.,
33–35, 37, 41, 45, 47 f., 51–60, 63–65,
68 f., 88, 94–96, 138, 141, 147, 152, 157,
160 f., 192, 202, 216, 238, 271
Konfessionalisierung 16, 49, 66, 89, 98, 111,
119, 121, 127 f., 137, 176, 187–192, 205,
213 f., 239, 265, 268, 273
Konkordat (von Bologna, 1516) 172, 174 f.,
177
Konzil, Konziliarismus 14, 73, 75–78
Krieg
Bauernkrieg (1525 u. a.) 55, 190
Italienische Kriege 1494–1559 9–17,
187, 238
Schmalkaldischer Krieg 1547 190
Niederländischer Devolutionskrieg
1667/8 103
Pfälzischer Erbfolgekrieg 1688–93 92,
103
Französische Religionskriege 1562–
1598/1629 103, 106 f., 119–121, 128,
131, 176, 189–192, 205–208, 212
Dreißigjähriger Krieg 1618–1648 82,
85, 87, 89, 95, 106, 117, 152, 191, 198 f.,
202, 213, 217, 262
Sachregister
Religionskriege im allg. Sinne 107, 119,
127, 129, 131, 187–192, 230
Kulturtransfer 17, 246–250
L
Landsknechte 31, 186, 193, 195, 198–203
Liberalismus, Freiheit(skonzepte) 49, 108,
111
Luthertum 25 f., 71, 74, 88, 121, 123, 126 f.,
128, 137, 157, 206, 213 f., 257, 265
M
Machiavellismus 17
Manuskriptüberlieferung 18, 21, 26, 33–35,
66–69, 75, 152, 195, 246, 257 f.
Medizin, Medizinalpolicey 19 f., 32, 45, 66,
73, 156, 238, 244
Krankheiten, Epidemien 101, 106, 200,
215, 223 f.
Galeno-hippokratische Tradition 259 f.
Merkantilismus 44, 103, 111, 140–152,
160–162, 261
Mikrogeschichte 250
Military Revolution 16
Miliz 28, 30, 113, 195, 198 f.
Mischverfassung 28, 43 f., 133, 246
Mission 172, 262, 265–272
Mittelmeerhandel 220 f., 236, 249, 255
Moderne, multiple Modernen 17, 23, 40,
43, 45–50, 53, 55 f., 62, 94, 97, 103, 109,
110, 113, 118, 129, 131, 134, 136 f., 159 f.,
179, 214, 241, 244, 251–254
Monarchie 16, 28, 43, 56, 65, 76, 82, 84 f.,
95, 97–111, 117–119, 121–126, 133 f.,
136 f., 163, 171, 202, 214, 258, 264, 274
Monarchomachen, monarchomachisch 120, 122, 130–133, 135, 137, 176
N
Naturgeschichte 44, 159, 244
Naturkatastrophen 29, 159–162
Naturzustand, Zivilzustand 134, 136
O
Öffentliches Recht (Ius Publicum) 92, 94–96
Öffentlichkeit 16, 37, 51–56 f., 75, 161, 163,
235
303
Orientalismus 175, 243–246, 269
Ostchristen 14, 268 f.
P
Papsttum 10–14, 16, 30 f., 70–78, 217, 223
Päpstliche Schlüsselgewalt 78, 228, 285
Päpstliche Herrschaftsgewalt 10, 30,
71–74, 113, 122 f., 174, 222, 230
Pentarchie 16, 33
Physiokratie 109, 140, 146–152, 218, 273
Platonismus 30, 78, 120, 159
Policey 152, 155–160, 202, 218 f., 271
Politica (akademische Politiklehre) 95 f.,
121, 131 f.
Politische Arithmetik 66, 140, 145–147, 151
Politische Sprachanalyse (Political language) 50, 53, 242
Politische Theologie 56, 230
Eusebischer Typ 70 f., 74, 122, 176, 191
Augustinischer Typ 26, 70 f., 78, 176,
187–189, 227
Gelasianischer Typ 70 f., 176, 228
Populationismus s. Bevölkerungstheorie
Postkolonialismus 203, 242–247
Predigt 9–12, 33, 78, 101, 103, 128, 200, 265
Q
Quantifizierung, (Proto-)Statistik 27 f.,
145 f., 264, 274
R
Ratgeben 263
Rationalisierung, Modernisierung 56, 110,
256
Reformation 26, 61, 69, 76, 127, 188, 207
Reichshofrat 82, 94
Reichskreise 79, 81 f., 87–92, 114, 199, 202
Reichsmatrikel 82–84
Reichstag 79–90, 95 f., 106, 116, 133, 214
Renaissance 9, 16, 20, 23, 33, 35 f., 41, 44,
51, 60, 77 f., 105, 127, 191, 217 f., 237,
254, 257 f., 261, 275
Republik, Republikanismus 11, 25–28, 35,
95, 105, 112–119, 126–138, 207, 274
Stadtrepublik 15, 63, 105, 112–114
Ständeföderation 114–118
Föderalstaat 118 f.
304
Sachregister
Römisches Recht (corpus iuris civilis) 66,
68, 93, 103, 220, 232–240
Glossatoren, Postglossatoren 67, 218,
229, 232, 235
Rezeption 232–238
83, 85, 90, 98, 105–108, 118, 138, 140,
145 f., 151, 154–156, 160–166, 208, 235,
256, 258, 271
Strafrecht 67, 93
Systemtheorie 42
S
Säkularisierung 130, 171, 175 f.
Sattelzeit 43, 49, 250–254
Semantik (gepflegte) 37, 42, 45–48, 51, 58,
59
Sicherheit 30, 33, 81, 112, 127, 153 f., 156,
160, 170, 186–220, 271
Staatliche, internationale Sicherheit 156,
160, 217–220, 271
Nahrungs-, Versorgungssicherheit 153 f.
Sicherheit vor Naturkatastrophen u. Epidemien 156
Söldner 30, 89, 91, 115, 120, 131, 193, 195,
198 f., 202 f., 210, 219
Souveränität 16, 81, 112, 114–130, 133,
136 f., 208, 212, 214, 216, 220, 232, 238,
240, 253, 256, 264
Sprachtheorie
Strukturalistische 37–40, 42–45, 48
Funktionale 38–42, 45, 47
Staat, Staatswerdung, Staatswachstum 20,
41, 43, 53, 58 f., 96, 98, 108 f., 113 f., 127,
134, 140, 144, 147, 152, 154–156, 160 f.,
171, 175, 180, 182, 187, 208, 210 f., 217 f.,
220, 228, 241, 259, 261, 265, 267
Staatensystem 16, 57, 94, 112, 116, 204, 209,
211–217, 220, 238, 240, 255
Staatsbankrott 140, 163
Staatsschuld 163
Stadt
Stadtgeschichte
Stadtbelagerung
Stände 45, 49, 65, 79, 81–92, 94, 105–107,
112, 114–126, 130, 137, 165, 169, 184,
195, 205–208, 213
Territorialstände, Provinzialstände 64,
83, 107
États généraux 118, 162–165, 168
Ständegesellschaft 168 f.
Stehendes Heer 198–203
Steuern, Besteuerung 48, 63 f., 71, 79, 81,
T
terreur 163 f., 167, 171, 175, 177 f., 182–186
Thomismus, Neothomismus 10, 71, 78, 111,
122, 131, 137, 187–189, 229, 239
Toleranz 111, 119, 127–129, 207 f.
Interreligiöse Toleranz 111
Interkonfessionelle Toleranz 119,
127–129, 207 f.
U
Universitäten 10, 19, 34 f., 65–70, 83, 85, 92,
94 f., 132, 143, 152, 156, 227–229, 235,
240, 243, 264
V
Verfassung 13–15, 22, 27–29, 39, 43 f., 54,
58, 77, 79, 81–84, 95–97, 100, 112 f.,
116–118, 121, 130, 133, 136, 153, 160,
163 f., 166, 169–171, 173–176, 179, 182,
184, 253, 258
französische, von 1791 172, 174 f.
französische, von 1795 163, 169, 171,
175, 186, 200
Verschwörungstheorien, plotting 27, 29,
123, 182 f., 185, 192, 213, 219, 259
Völkerrecht 16, 116, 209, 211, 215, 209–241
Vertragsvölkerrecht 116, 209–217
Maritimes Völkerrecht 231–241
Naturvölkerrecht 237–241
W
Westfälischer Frieden (1648) 79, 81, 87,
116, 198, 206, 208, 211, 214, 216 f.
Widerstandsrecht 97, 120–122, 130–133,
135, 182
Wirtschaftswachstum 143 f.
Z
Zivilisationsstufen 251, 253
Zwei-Schwerter-Lehre 73