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Daniel Speich, David Gugerli: Wissensgeschichte. Eine Standortbestimmung. In: Karine Crousaz, Michael Jucke, Stefan Nellen, Anja Rathmann-Lutz, Yan Schubert (Hg.): Kulturgeschichte in der Schweiz : eine historiografische Skizze = L’histoire culturelle en Suisse : une esquisse historiographique. Zürich: Chronos Verlag 2012, p. 85 – 100. Wissensgeschichte Eine Standortbestimmung Daniel Speich Chasse, David Gugerli Mit der Entwicklung, Speicherung, Pflege und Verbreitung von Wissen beschäftigen sich zahllose Institutionen und Systeme: Museen und Akademien, Universitäten und Forschungsinstitute, Schulen und Bibliotheken ebenso wie Konferenzen, Datenbanken, Laboratorien, Klöster und staatliche Bürokratien. Ein dichtes Gewebe von spezialisierten Einrichtungen erzeugt und pflegt jenes Wissen, von dem man annimmt, es erweise sich früher oder später als nützlich oder bereite wenigstens ein gewisses Vergnügen. Spätestens seit der Historisierung ihrer Bestände im 18 . Jahrhundert haben sich auch Wissenschaftshistorikerinnen, Bildungsforscherinnen, Kunsthistorikerinnen, Literaturwissenschaftlerinnen, Volkskundlerlnnen und Archivarlnnen um die Geschichte des Wissens gekümmert. Begrifflich knüpft die gegenwärtige Wissensgeschichte jedoch an die seit den l 960er-Jahren gepflegte soziologische Diagnose einer Wissensgesellschaft an, die eine wachsende Bedeutung von Wissen und Information in der Organisationsweise moderner Gesellschaften postuliert (Drucker 1969, Touraine 1969, Stehr 1994, Weingart 2001). Entsprechend häufig nehmen wissensgeschichtliche Forschungsperspektiven eine akzentuierte Gegenwartsrelevanz in Anspruch (Burke 2002). Da sich Wissen ständig wandelt und in der modernen Gesellschaft gleichzeitig als fundamentale wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Ressource verstanden wird (Strasser/Bürgi 2005), müsste die Beschäftigung mit seiner Geschichte längst zur Selbstverständlichkeit geworden sein. Das ist nicht der Fall. Wissensgeschichte wird unter diesem Namen erst seit wenigen Jahren betrieben, und gemessen an der selbstdeklarierten Zugehörigkeit von Publikationen zur Wissensgeschichte wirkt das Feld wenig orientierungsstiftend. In einer unübersichtlichen Vielfalt von Disziplinen und Institutionen, zwischen Kultur- und Literaturwissenschaft, Erkenntnistheorie, Wissenschaftstheorie, Wissenschaftssoziologie, Wissenssoziologie, Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftsforschung oszilliert der Begriff Wissensgeschichte in einer Weise, die wohl am besten wissensgeschichtlich erörtert wird. In diesem Sinn versuchen wir im Folgenden, Entstehung, Ausweitung und Grenzziehungen Kulturgeschichte in der Schweiz - eine historiografische Skizze 86 traverse 2012/1 wissensgeschichtlicher Fragestellungen zu beschreiben, und die Desiderate , die unserer Meinung nach in der Schweizer Forschungslandschaft bestehen, zu benennen. 1 Da die deutschsprachige Wissensgeschichte nicht identisch ist mit der frankofonen histoire du savoir oder der anglofonen history of knowledge, wird der Fokus primär auf der Genese wissenshistorischer Ansätze in der Deutschschweiz liegen, wobei Autoren aus der Romandie, die ähnliche Ansätze verfolgen, berücksichtigt werden und die Forschungslandschaft im internationalen Kontext reflektiert wird . Hilfreich für die Orientierung im heterogenen Feld ist eine gewisse Kohärenz der inhaltlichen Definition von Wissensgeschichte der einschlägigen Schweizer Institutionen. Die Professur für Wissenschaftsforschung an der Universität Luzern definiert ihr Gebiet so: «Die Fragen der Wissenschaftsforschung sind einfach und zugleich weitreichend: Wie kommen Wissenschaften zu ihren Erkenntnissen, wo macht sich wissenschaftliche Wissen in unserem Alltag geltend, wie ist wissenschaftliches Wissen beschaffen und welche Konsequenzen können sich mit ihm verbinden?» 2 Eine ähnliche Stossrichtung verfolgt auch Sabine Maasen in Basel, indem sie festhält: «Wissen, vor allem wissenschaftlich-technologisches Wissen, durchdringt immer mehr Bereiche unseres Lebens. Dies verändert die Gesellschaft und uns, aber auch die Wissenschaft und Technologie selbst. Ebendies untersucht die Wissenschaftsforschung.» 3 Am Zürcher Zentrum für Geschichte des Wissens versteht man Wissensgeschichte in Abgrenzung zur klassischen Wissenschaftsgeschichte als «Versuch, der herausragenden Stellung, die die Wissenschaften in der Gesellschaft einnehmen, mit einer neuen methodischen Perspektive zu begegnen. Um herkömmliche Grenzziehungen in der Analyse der modernen Wissensgesellschaften zu vermeiden, wird die Zirkulation verschiedener Wissensformen innerhalb der Gesellschaft ins Zentrum gerückt. Dies umfasst sowohl eine Reflexion über die Entstehung, Erhaltung und den Verfall wissenschaftlichen, technischen und medizinischen Wissens, als auch das Nachdenken über nichtwissenschaftliche Formen von Wissen, wie sie als Wert- und Praxisorientierung in der Lebenswelt wirksam sind.» 4 Gemeinsam ist diesen Ansätzen erstens die starke Bezugnahme auf gegenwärtige Konstellationen im Verhältnis von Wissen, Wissenschaft, Technik und Gesellschaft. Zweitens eint sie der forschende Blick über die Grenzen von Disziplinen sowie über die Grenzen zwischen dem akademischen Wissenschaftsbetrieb und populären Wissenskulturen hinweg. Durch die Problematisierung dieser Grenzen und den Ausweis ihrer Geschichtlichkeit rückt der Fokus auf den Alltag , die Praxis und die Lebenswelt von Wissenschaftlern und auf die Aneignung wissenschaftlichen und technischen Wissens in der Alltagskultur (Hengartner/ Rolshoven 1998). Die wissensgeschichtliche Forschung verortet sich de halb selbst zumeist im grösseren Feld der kulturgeschichtlichen Ansätze. Sie hat hier- Speich Chasse, Gugerli: Wissensgeschichte aus aber keine klare Identität gewonnen. Vielmehr ist es eine unmittelbare Folge des transdisziplinären und nicht auf elitäre Wissensträger beschränkten Zugangs, dass wissenshistorische Forschungsansätze im Wald bestehender Etiketten verschwinden. Die in der Wissensgesellschaft üblichen Sensoren für die Signifikanten wissenschaftlicher Domänen - Datenbanken und Suchprozeduren - versagen bei der Repräsentation des wissensgeschichtlichen Forschungsfeldes. Unübersichtlichkeit der Begriffe und schwindende Disziplinengrenzen Sucht man im Informationsverbund Deutschschweiz (IDS) nach dem Stichwort «Wissensgeschichte», werden bloss 76 Treffer ausgewiesen, die alle in den letzten zehn Jahren erschienen sind. Das ist sicherlich kein gültiger Beleg für die gesamte Menge an historischen Arbeiten, die sich in jüngster Zeit mit der geschichtlichen Dimension von Wissen auseinandergesetzt haben. Die Suche nach dem Stichwort «Wissenschaftsgeschichte» im gleichen Korpus ergibt nämlich stolze 9351 Titel. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch im Online-Katalog der Staatsbibliothek Berlin (StaBiKat), wo 27 Treffer für «Wissensgeschichte» 4936 Treffern für «Wissenschaftsgeschichte» gegenüberstehen. Im Westschweizer Bibliotheksverbund RERO ergibt die Suche nach «Wissensgeschichte» ein noch dürftigeres Resultat: Es werden bloss die sechs Bände des Zürcher Jahrbuchs für Wissensgeschichte angezeigt, während «Wissenschaftsgeschichte» immerhin 457 Treffer generiert. Der Suchbegriff «histoire du savoir» ergibt gerade einen (literaturhistorischen) Treffer.5 Es dürfte auf die strukturkonservative Anlage von Katalogisierungsverfahren zurückzuführen sein, dass die beachtliche disziplinäre Breite und Dynamik wissensgeschichtlicher Forschung zu solchen Suchresultaten führen. Die kleine Literaturrecherche zeigt, wie mühelos man sich he\lte dank online zugänglicher, vernetzter Datenbanken ein quantitatives Bild von historischen Prozessen machen kann. Bibliothekskataloge, im Volltext durchsuchbare serielle Quellenbestände wie die Protokolle der eidgenössischen Räte oder das Bundesblatt, und neuerdings die von Google Books zur Verfügung gestellte Suchmöglichkeit in dramatisch wachsenden volldigitalisierten Buchbeständen verändern die Arbeit von Historikerinnen und Historikern. Mit der zunehmenden Verfügbarkeit solcher Daten und dem Entstehen einer «Netzwerkgesellschaft» (Castells 1996) erhöht sich allerdings auch die Notwendigkeit einer Reflexionskompetenz über Wissen. Buchstabenfolgen sind noch keine Begriffseinheiten und die technisch generierbaren Muster ihrer Häufung ergeben noch keine plausiblen Thesen über historischen Wandel. Vielmehr braucht es wissensgeschichtliche 87 Kulturgeschichte in der Schweiz - eine historiografische Skizze 88 traverse 2012/1 Fragestellungen, die offenlegen, wie sich gesellschaftlicher Wandel in Begriffen, Konzepten, kollektiven Vorstellungen und Problematisierungsweisen ausgedrückt hat und wie in bestimmten Konstellationen generiertes Wissen auf den geschichtlichen Prozess zurückwirkte. Die theoretische Flughöhe und die historische Tiefenschärfe solcher Fragestellungen sind aus der begriffsgeschichtlichen Analyse der Sattelzeit bekannt (Koselleck 1972). Die Katalogrecherchen brachten aber nicht nur terminologische Dunkelfelder und erklärungsbedürftige Trefferverhältnisse, sondern auch sehr heterogene Fundstellen hervor, die ohne Kontextwissen kein stimmiges Bild ergeben. So werfen sie etwa die Arbeiten von Christian Kassung, Professor für Kulturtechniken und Wissensgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, ins Rampenlicht (Kassung 2007; Kassung 2009). In Kassungs Bildungsweg haben sich Germanistik und Physik mit Philosophie verschränkt, nicht aber mit Geschichte. Seine Professur steht exemplarisch für eine Form von Kulturwissenschaft, die medientechnisch orientierte literaturwissenschaftliche Studien verfolgt (im Fahrwasser von Kittler 1985; Schäffner/Weigel/Macho 2003). In diese Kategorie gehören etwa auch die Forschungsarbeiten von Maximilian Bergengruen, Professor für moderne deutsche Literatur in Genf, dessen gemeinsam mit Roland Borgards herausgegebener Sammelband zur Literatur- und Wissensgeschichte der Gewalt auch mit dem Epitheton Kulturgeschichte hätte versehen werden können (Bergengruen/Borgards 2009). Einen ebenfalls medientechnisch-literaturwissenschaftlichen Ansatz verfolgte Joseph Yogi in seinen Poetologien des Wissens (Yogi 1999). Das Buch wurde in der Suchbewegung nur deshalb erfasst, weil die Berliner Staatsbibliothek 1999 ein Schlagwort «Wissensgeschichte» festlegte, und es just für diesen Titel in ihrem Katalog auch ein einziges Mal vergab. Zwei nicht weniger wissensgeschichtliche Bücher von Schweizer Literaturwissenschaftlern (Gamper 2009; Schnyder 2009) erhielten das Schlagwort nicht und fehlen daher in der Zählung. Andere Fundstellen verweisen auf historische Untersuchungen. Hier grenzt man sich unter dem Label Wissensgeschichte entweder dezidiert von kulturwissenschaftlichen Ansätzen ab (Uekötter 2010) oder versteht die Frage nach Wissen als eine willkommene Erweiterung der Sozialgeschichte (Landwehr 2002; Vogel 2008; Kaschuba 2008). überraschenderweise blieben in der Datenbanksuche wissensgeschichtliche Arbeiten aus dem Feld der historisch argumentierenden Soziologie unsichtbar (Heintz 2000; Kaufmann 2005), obwohl das Forschungsprojekt der Wissensgeschichte wesentlich auf die Soziologie zurückgeht (Latour/ Woolgar 1979; Knorr-Cetina 1984). Auch die Philosophie blieb als wichtiger Impulsgeber in den Abfragen unsichtbar. Hingegen förderte die Suche eine Arbeit über Bildkunst und Wissensgeschichte in der Frühen Neuzeit (Böhme 2010) zutage, die auf die Offenheit des kulturwissenschaftlichen Begriffs von _ _ _ _ _Speich Chasse, Gugerli: Wissensgeschichte Wissensgeschichte hin zur Bildanalyse und zur Kunstgeschichte verweist, während wiederum stark wissensgeschichtliche Arbeiten aus der Kunstgeschichte wie jene von Peter Geimer keine Treffer brachten (Geimer 2002, 2010). Die Wortverwendung von Wissensgeschichte bringt nach Disziplinen kaum Orientierung. Aber auch der Blick auf Institutionen bringt wenig Klärung. Das von der Universität Zürich und der ETH Zürich gemeinsam geführte Zentrum Geschichte des Wissens generierte mit seinem seit 2005 erscheinenden Jahrbuch .fiir Wissensgeschichte (Gugerli et al. 2005) gleich mehrere Treffer. Die im Zentrum vereinten Professuren tragen das Wort Wissensgeschichte aber nicht im Namen, obwohl an ihnen dezidiert wissensgeschichtlich geforscht wird (Bächi 2009; Berger 2009; Bürgi 2011; Hirschi 2012; Ratmoko 2010; Sarasin et al. 2007; Sommer 2000; Speich/Nützenadel 2011). Eine Namenlosigkeit besteht etwa auch an den Lehrstühlen von Patrick Harries, Christian Simon und Martin Lengwiler an der Universität Basel (Harries 2007; Lengwiler 2007; Simon 2009) oder an der Basler SNF-Förderprofessur von Monika Dommann (Dommann 2003). Auch in Bern wird formal keine Wissensgeschichte betrieben, sondern Wissenschaftsgeschichte im Rahmen der Philosophie (Grasshof/Bednorz/Schwinges 2008), im Rahmen der Schweizer Geschichte (Kury 2010) oder am Institut für Soziologie (Honegger/Ami 2001; Burren 2010) .Am ehesten hat sich in der Deutschschweiz der Begriff Wissenschaftsforschung als institutionelle Bezeichnung für Wissensgeschichte eingebürgert. Sie nimmt aber an der Universität Luzern einen literaturwissenschaftlichen Ansatz als Basis (Hoffmann 2006), wird in Basel im Rahmen der Wissens- und Wissenschaftssoziologie betrieben (Maasen 2009), ist in Genf medizinhistorisch orientiert (Fantini 2006) und figuriert an der ETH Zürich als kulturphilosophische und ideengeschichtliche Erweiterung der Naturwissenschaftsgeschichte (Hagner 2004). Die Schnittmenge der Fragestellungen aus all diesen Instituten hat bislang nicht zu einer Konvergenz von Kulturwissenschaft, Soziologie, Literaturwissenschaft, Geschichte und Philosophie geführt. Obwohl im deutschen Sprachraum die soziologisch-philosophisch dominierte Wissensgeschichte in Bielefeld, der poetologisch-medientheoretische Ansatz in Weimar und das dezidiert auf historischen Wandel setzende Zürcher Zentrum Geschichte des Wissens in ihrer Selbstdarstellung jeweils auf eine unite de doctrine setzen, lassen sich markante konzeptuelle Binnendifferenzen erkennen. Was in Weimar die Differenz zwischen einer systemtheoretisch inspirierten Wissenschaftsgeschichte (Krajewski 2004) auf der einen Seite und einer technikhistorisch alimentierten Mediengeschichte in Annäherung an die Philosopheme Heideggers, Lacans, Derridas und Carl Schmitts auf der andern Seite ausmacht (Engell/Vogl/Siegert 2008; Balke 2009), ist in Bielefeld der Unterschied zwischen der soziologisch-empirischen Fraktion (Weingart 2003) und einer dezidiert wissenschaftsphilosophischen Tradition 89 Kulturgeschichte in der Schweiz - eine historiografische Skizze traverse 2012/1 (Carrier 2008) . In Zürich wiederum bleibt die fruchtbare Polemik zwischen dem Konstruktivismus der Historiker (Gugerli et al. 2005) und den normativen Interessen der Philosophen unübersehbar (Vogel/Wingert 2003; Saporiti 2006; Hampe 2008). Sie kristallisiert sich immer wieder in lebhaften Debatten über die Bedeutung des Foucaultschen Werks für das wissenshistorische Projekt. Während die Zürcher Philosophen fast schon um ihren Ruf fürchten , wenn sie Foucault zitieren oder gar lesen, nehmen die Zürcher Historiker die empirische Schwäche der Foucaultschen Exempelwirtschaft auf die leichte Schulter und freuen sich über eine reiche Reflexionsquelle zur Klärung der Ordnung der Dinge und zu den Formatierungsbedingungen diskursiver Dispositive (Sarasin 2005). Diese Differenzen lassen vermuten, dass nicht systemexterne Problemstellungen (also der gesellschaftliche Wandel hin zu einer Wissensgesellschaft) eine neue Disziplin zu ihrer Analyse hervorgebracht haben . Beschreibungsformen der gegenseitigen Abhängigkeit von gesellschaftlichen Problemlagen und Professionalisierungen, wie sie die Wissenschaftssoziologie mit Blick auf das 19. Jahrhundert entwickelt hat (Stichweh 1994), stossen hier an ihre Grenzen. So kann man zeigen, wie im ausgehenden 19. Jahrhundert aus der Industrialisierung der Arbeit und aus der verschärften sozialen Frage die neue Disziplin der Soziologie entstand (Wagner 1990). Aus den aktuellen Herausforderungen der neuen Informations- und Kommunikationstechniken ist hingegen keine einheitliche Disziplin entstanden. Vielmehr ist die auffällige Konjunktur von wissensgeschichtlichen Fragestellungen in den letzten zehn Jahren der Ausdruck eines parallel laufenden Wandels der Aufmerksamkeit innerhalb von institutionell und diskursiv klar getrennten Fächern, die sich weiterhin, und bisweilen gerade durch ihre wissensgeschichtlichen Zugänge, voneinander abgrenzen. Jedes Wissensfeld scheint aus wissensgeschichtlicher Perspektive auf eigene Weise weiterführende Fragestellungen und einen heuristischen Mehrwert gewinnen zu können . Das gilt auch für die Geschichtswissenschaft. Es liegen zahlreiche historische Studien vor, die das Wechselspiel von akademischer Erkenntnisproduktion und gesellschaftlicher Re onanz untersuchen und damit einen Zugang zur Wissensgeschichte bieten, der auf kulturhistori ehe Transformationsprozesse und auf die Anschlussfähigkeit von Wissensangeboten zielt. Denn ohne Resonanzkörper, so wissen wir aus der Akustik, gibt es keinen Ton , und erst die zeitliche Dimension macht daraus Musik. Im Folgenden wollen wir diese Perspektive skizzieren. 90 Speich Chasse, Gugerli: Wissensgeschichte Die Wissenschaftsgeschichte als Bezugspunkt Der wichtigste Bezugspunkt wissensgeschichtlicher Fragestellungen ist die Wissenschaftsgeschichte. In den Naturwissenschaften, in den Ingenieurfächern und in den Geistes- und Sozialwissenschaften ist die binnendisziplinäre Geschichtsschreibung lange Zeit fast ausschliesslich von Fachvertreterinnen und Fachvertretern geleistet worden, deren Erkenntnisinteresse stets an den gegenwärtigen Problemstellungen des jeweiligen Faches ausgerichtet war. Diese streng internalistische Sichtweise verlor allerdings in der zweiten Hälfte des 20 . Jahrhunderts an Plausibilität, weil sich das Verhältnis der wissenschaftlichen Praxis zu ihrem gesellschaftlichen Umfeld verschob . Ein neuer Nützlichkeitsdiskurs stellte anwendungsorientierte Forschungen in den Vordergrund, neue Organisationsformen drängten sich im Zeichen der big science auf und es entstanden neue Finanzierungsweisen und neue Steuerungsinstrumente der Wissenschaftspolitik (Price 1963; Krige 2006; Strasser 2006). Mit dem wachsenden öffentlichen Interesse an der Wissenschaft hat sich das Feld der Wissenschaftsgeschichte seit den l 970er-J ahren als eigenständige Forschungsrichtung etabliert, ist aus der disziplinären Logik herausgetreten und wirft einen breiteren Blick auf die Geschichte der Produktion von Wissen. Diese Bewegung profitierte von der philosophischen und vor allem soziologischen Literatur, die seit der Zwischenkriegszeit über die Rolle der Wissenschaften im gesellschaftlichen Wandel erarbeitet worden ist. Die philosophische beziehungsweise erkenntnistheoretische Grundlage dieser neuen Wissenschaftsgeschichte kann mit Ludwik Fleck und Michel Foucault markiert werden . Fleck verstand wissenschaftliche Tatsachen als Resultat bestimmter Denkstile und Denkkollektive. Wahrheiten stabilisieren sich, so Fleck, nur im Rahmen kontingenter Settings, in die auch ausserwissenschaftliche Annahmen einfliessen (Fleck 1980/1 935; Rheinberger 2006). Michel Foucault sprengte seinerseits die klassische Einteilung in wissenschaftliches und nichtwissenschaftliches Wissen, indem er die Existenz von übergreifenden gesellschaftlichen Wissensformationen postulierte, die quer zu den üblichen Disziplinengrenzen liegen (Foucault 1973) . So wurde in der Wissenschaftsgeschichte ein Ansatz begründbar, der den Gegensatz zwischen Wissenschaft und ihrem sozialen Umfeld aufhebt, die wissenschaftliche Erkenntnisproduktion aus ihrem epistemischen Sonderstatus als exklusiv wahrheitsbezogene Veranstaltung löst und der allgemeinen Gesellschaftsbeschreibung zuführt. Der Analyse der Verbindung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft hat sich seit der Mitte des 20 . Jahrhunderts auch die Soziologie zugewendet (Merton 1938; Zilsel 1942). Für die Wissenschaftsgeschichte war vor allem die Forderung von David Bloor relevant , die sozialen Mikro- und Makroverhältnisse , in 91 traverse 2012/1 _ _ _ _ _ _ _s_,_p_eich Chasse, Gugerli: Wissensgeschichte denen Wissenschaftler stehen, und nicht nur die erfolgreichen, sondern auch die gescheiterten Denkansätze in der Analyse zu berücksichtigen (Bloor 1976). Auch die ethnomethodologische Wende der Wissenschaftssoziologie um 1980 war eine wichtige Ressource. In einer Reihe von Untersuchungen wurde argumentiert, dass die Analyse der wissenschaftlichen Wissensproduktion in strenger Analogie zur ethnologischen Erforschung entfernter Kulturen betrieben werden könne (Latour/ Woolgar 1979). Von Karin Knorr-Cetina stammen in diesem Zusammenhang die Begriffe der «Fabrikation» von Erkenntnis in «epistemischen Kulturen» (KnorrCetina 1984). Sie griff auf einen Geertz'schen Kulturbegriff zurück, um sich von Soziologinnen und Soziologen abzugrenzen, die sich in den 1970er-Jahren mit der Bedeutungszunahme von Wissen in der postindustriellen Gesellschaft beschäftigten (Bell 1975; Stehr/König 1975; Weingart 1976). Gemäss Knorr-Cetina ist Wissen nicht nur eine Ressource zur Herstellung von kollektivem Wohlstand (welche die bisher zentralen Produktionsfaktoren Kapital, Arbeit und natürliche Ressourcen ergänzt und teilweise ersetzt hat), sondern zugleich auch selbst ein produktiver Zusammenhang, und zwar in semiotischer Hinsicht: epistemische Kulturen stellen Bedeutungsgewebe her, innerhalb deren eindeutig zwischen wahren und falschen Aussagen unterschieden werden kann, innerhalb deren die Kontingenzen und Komplexitäten des sozialen Zusammenlebens reduzierbar sind und durch die sich gesellschaftliche Hierarchien stabilisieren lassen. Zugleich übersteigt die Produktivität einer epistemischen Kultur die Begrenzungen einer wissenschaftlichen Disziplin, weil sie konstant ihr soziales Umfeld umgestaltet und von diesem geprägt wird. Dieser Ansatz verlangte eine viel konkretere Analyse der Verbindungen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, als sie die Wissenschaftssoziologie bis dahin geleistet hatte. Vor allem rückte er die voraussetzungsreichen Vorgänge der Herstellung und Verfestigung wissenschaftlichen Wissens in der Praxis in den Vordergrund (Latour 1987). Dieser practice turn (Pickering 1995; Schatzki/Knorr Cetina/Savigny 2001) hat eine Fülle von wissenschaftsgeschichtlichen Arbeiten hervorgebracht (Überblicke: Golinski 1998; Hagner 2001), wobei im deutschen Forschungsraum das Berliner Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte eine wichtige Rolle spielte. Exemplarisch seien das Buch von Steven Shapin und Simon Shaffer über die Luftpumpe erwähnt, das zu den ersten Werken mit einer wissenssoziologischen Fragestellung zählt (Shapin/Schaffer 1985), sowie die Forschungen zur probabilistic revolution unter Lorenz Krüger (Krüger et al. 1987). Bedeutsam war ferner Hans-Jörg Rheinbergers Geschichte der Proteinsynthese (Rheinberger 1997), die weiterführende Beobachtungen enthält. Rheinberger schlug vor, zwischen «epistemischen» und «technischen» Dingen zu unterscheiden. Während Wissenschaftler im Rückblick dazu neigten, ihre Erkenntnisgänge als fortschreitende Folge des zunehmend schärferen Erkennens ihrer Forschungs- gegenstände darzustellen, zeige die praxisorientierte historische Betrachtung, dass diese epistemischen Dinge erst dank technischer (Labor-)lnstallationen stabilisiert werden konnten. Wissenschaftsgeschichtliche Forschungen müssten die doppelte Geschichte der technischen und der epistemischen Dinge rekonstruieren. Damit stärkte Rheinberger wesentlich die wissenschaftsgeschichtliche Horizontverschiebung weg von der Geschichte der Ideen, Dogmen und Paradigmen hin zu einer Geschichte von Experimentalpraktiken und gesellschaftlich sanktionierten Problematisierungsweisen. Allerdings entfaltete sich das wissenschaftsgeschichtliche Forschungsprogramm des practice turn hauptsächlich mit Blick auf die Geschichte der Naturwissenschaften, der Medizin und der Ingenieurtechnik, und weniger mit Blick auf die Geschichte der Sozial- und der Geisteswissenschaften. Kulturgeschichte in der Schweiz - eine historiografische Skizze 92 Wissensgeschichte als allgemeine Gesellschaftsbeschreibung Die auf die konkrete Herstellung von Fakten und Denkweisen fokussierende Wissenschaftsgeschichte reflektierte zwar den gesellschaftlichen Resonanzraum der Erkenntnisproduktion systematisch mit, machte politische und wirtschaftliche Machtverhältnissen aber nicht zu ihrem Gegenstand (Roelcke 2010). Im Gegensatz dazu zielt die Wissensgeschichte explizit auf eine Untersuchung breiter soziopolitischer Konstellationen. Sie geht von der Annahme aus, dass die Frage nach Wissen einen privilegierten Zugang zur historischen Beschreibung von selbst zunehmend als Wissens- beziehungsweise Gesellschaften eröffnet, die ウゥセィ@ als Informationsgesellschaften verstehen (Szöllösi-Janze 2004; Vogel 2004). Aus diesem Grund war für die Formulierung wissensgeschichtlicher Fragestellungen die reiche soziologische Literatur, die seit den 1980er-Jahren die allgemeine Diagnose der Wissens- beziehungsweise Informationsgesellschaft konkretisierte, die Popularisierung von wissenschaftlichem Wissen untersuchte und die gesellschaftliche Rolle von Experten beleuchtete, ein wichtiger Bezugspunkt (Fischer 1990; Hilgartner 1990; Wynne 1994). Die hermetische soziologische Modellierung eines neuartigen Verhältnisses von wissenschaftlicher Expertise und Öffentlichkeit (Gibbons et al. 1994; Nowotny/Scott/Gibbons 2001) stiess allerdings auf heftige Kritik seitens der Historiker. So forderte Dominique Pestre 1995 eine sozial- beziehungsweise kulturgeschichtlich erweiterte Wissenschaftsgeschichte und stellte den soziologischen Gegenwartsdiagnosen ein ergebnisoffenes Verständnis historischer Prozesse entgegen (Pestre 1995, 2003). Um die neue Wissenschaftsgeschichte an die allgemeine Geschichtswissenschaft anzuschliessen, bedurfte es eines weiteren Bezugspunkts: der parallel zur praktischen Wende erfolgten kulturalistischen Wende. Die mit ihr vollzogene neue 93 Kulturgeschichte in der Schweiz - eine historiografische Skizze 94 traverse 2012/1 Blickrichtung weg vom Studium elitärer Wissensbestände hin zur Erforschung alltagskultureller Praktiken und zum Methodenangebot der Kulturanthropologie (Daniel 2001) wurde in der Schweiz unter anderem von Rudolf Braun geprägt (Braun 1990), und sie brachte eine Reihe von Studien hervor, die sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Zusammenhänge unter alltags- und kulturgeschichtlichen Vorzeichen untersuchten (Jaun 1986; Brändli 1990; Heintz 1993; Straumann 1995; Siegrist 1996; Gugerli 1996; Tanner 1999; Sarasin 2001; Gugerli/ Speich 2002). Ende der 1990er-Jahre entstand in der Schweiz vorübergehend eine Allianz von Soziologie, Kultur- und Geschichtswissenschaft (Heintz/ Nievergelt 1998; Berthoud/Kündig/Sitter-Liver 2005), die mit der Gründung der Swiss Associationfor tlze Studies of Science, Technology and Society (STS) 2001 einen Höhepunkt fand, dann jedoch rasch wieder zerfiel. Innerhalb der Geschichtswissenschaften rief das interdisziplinäre Projekt aber einen relativ theoriefreudigen Zugang zur Geschichte des Wissens hervor, der im engeren Sinn wissenschaftsgeschichtliche Fragestellungen mit der Untersuchung der Professionalisierung von Berufsgruppen, der Popularisierung von Wissen, der Entfaltung von wissensgenerierenden Institutionen und der materiellen Geschichte von Erkenntnisinstrumenten verbindet. Wir möchten dieses Feld von der Wissenschaftsgeschichte abgrenzen und es als Wissensgeschichte verstehen. Sein Kernstück und somit der eigentliche Forschungsgegenstand ist das Wissen selbst. Der forschende Blick richtet sich nicht privilegiert auf die historische Soziologie von Expertenpopulationen oder auf deren herrschaftssichernde Funktion (Raphael 1996; Fisch/Rudloff 2004; Nützenadel 2005; Honegger et al. 2007; Etzemüller 2009), auch nicht auf die Geschichte von Popularisierungsprozessen (Daum 1998) und nicht auf Institutionen (vom Bruch/Kaderas 2002; Fleury/Joye 2002), sondern auf jene gesamtgesellschaftlichen Prozesse, in deren Verlauf wissenschaftliche und alltagskulturelle Deutungsweisen in einem verschränkten Wechselspiel neue Selbstverständlichkeiten über die Beschaffenheit der Welt und über die Dimensionen ihrer Geschichtlichkeit hervorbrachten. Mit Blick auf das Wissens über den Menschen und seine Vergemeinschaftung hat Jakob Tanner in diesem Sinn von einer «historischen Anthropologie» gesprochen (Tanner 2004), die zugleich eine Historisierung der anthropologischen Wissenschaft ist. Ein solches Forschungsprogramm zeichnet sich erst tentativ ab. Die Frage nach den Akteuren, der Zirkulation, der Repräsentation und der Genealogie von Wissen erweist sich aber als heuristisch produktiv. So haben wir im Rahmen einer Institutionengeschichte der ETH Zürich auch Problemlagen der Bundesstaatsentwicklung, der sozialen Frage, der wirtschaftlichen Dynamik, der regionalen Integration, des Strukturwandels der Öffentlichkeit oder der Generationenkonflikte neu beleuchten können (Gugerli/Kupper/Speich 2005). Für _ _ _ _ _ Speich Chasse, Gugerli: Wissensgeschichte die weiterführende Konturierung eines wissenshistorischen Programms scheint es uns wichtig, das Verhältnis der wissensgeschichtlichen Fragestellungen zur soziologischen Diagnose der Wissens- beziehungsweise Informationsgesellschaft sorgfältig zu reflektieren. Denn die sozialwissenschaftlichen Erkenntnisweisen und Wissensbestände sind für die Wissensgeschichte stets methodische Anregung und Forschungsgegenstand zugleich, wie dies Hansjörg Siegenthaler mit seinem kulturgeschichtlichen Blick auf die Ökonomie beispielhaft dargelegt hat (Siegenthaler 1999). Sozialwissenschaftliche Diagnosen (der Anthropologie, der Ökonomie, der Soziologie und der Sozialpsychologie) haben eine Geschichte, deren Verständnis den wissensgeschichtlichen Standpunkt schärfen kann. Gegenwärtig zieht die Wissensgeschichte einen beträchtlichen Gewinn daraus, die Formen und Techniken der Wissensproduktion und -zirkulation weiter zu erforschen. Dabei darf der Wissensbegriff durchaus so offen und unbestimmt gelassen werden, dass eine möglichst grosse Bandbreite von Verständigungsweisen aufscheint. Wir sehen jedenfalls gegenwärtig den Erkenntnisgewinn nicht, der sich aus einer definitorischen Abgrenzung von Wissen, Glauben, Information und prozeduraler Erfahrung gewinnen liesse. Als vielversprechend hat sich die Untersuchung von Quantifizierungs- und Ordnungstechniken erwiesen, mit denen soziale Sachverhalte in mechanisch auswertbare Datenbanken übersetzt werden (Pias 2004; Gugerli 2009). Vielversprechend ist auch der Fokus auf Visualisierungstechniken, die sich gerade in den Sozialwissenschaften im 20. Jahrhundert einer wachsenden Beliebtheit erfreuten (Daston/Galison 1992; Tanner 2002; Boehm/Egenhofer/Spies 2010). Und nicht zuletzt versprechen historische Untersuchungen zur Genese sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Wissensbestände und ihrer gesellschaftspolitischen Langzeitwirkung Einsichten in die Machart moderner Weltordnungen (Honegger et al. 2007; Büschel/Speich 2009; Schröder 2011). Wenn die Wissensgeschichte im Sinn Hans-Jörg Rheinbergers den Blick von den geistesgeschichtlichen Inhalten auf die technischen Bedingungen ihrer Genese und Stabilisierung ausweitet (Rheinberger 1997), erhält sie eine neuartige Gegenwartsrelevanz. Dann ist Wissensgeschichte nicht bloss ein Ausdruck des gesellschaftlichen Wandels hin zu einer Wissens- beziehungsweise Informationsgesellschaft, sondern hat auch ein spezifisches Orientierungsangebot zu machen. Insbesondere kann sie vermeintlich festgefügte Kategorien und kategoriale Dichotomien (etwa zwischen Natur und Kultur oder zwischen reich und arm) als historisch bedingt erklären. Nebenbei erhöht die wissensgeschichtliche Forschung so das Reflexionspotenzial im Umgang mit den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien und vermag die Benutzung von online zugänglichen Bibliothekskatalogen oder im Volltext durchsuchbaren Quellenbeständen kritisch anzuleiten. 95 Kulturgeschichte in der Schweiz - eine historiografische Skizze traverse 2012/1 Anmerkungen 1 2 3 4 Wir danken Lea Haller für zahlreiche Anregungen und Hinweise. http://www.unilu.ch/deu/wissenschaftsforschung_582462 .html (Version vom 31. 5. 2011 ). http://wifo.unibas.ch/ (Version vom 31 . 5. 2011). Zitiert aus dem Theorieteil eines Projektantrags des Zentrums für Geschichte des Wissens von 2006. 5 http://www.informationsverbund.ch/ (Version vom 31. 5. 2011 ); http://stabikat.de/ (Version vom 31. 5. 2011 ); http://opac.rero.ch/ (Version vom 1. 9. 2011 ). Bibliografie 96 Balke Friedrich (Hg.) (2009), Ästhetische Regime 11111 1800, Paderborn. Bächi Beat (2009), Vitamin C fiir alle! 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