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1| 21 1 Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt 1| 21 29. Jahrgang Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt landesmuseum für vorgeschichte Veröffentlichung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt Richard-Wagner-Straße 9, o6114 Halle (Saale) Poststelle@lda.stk.sachsen-anhalt.de www.lda-lsa.de Herausgeberin Elisabeth Rüber-Schütte Schriftleitung Karoline Danz, Sabine Meinel, Barbara Pregla, Elisabeth Rüber-Schütte, Luise Schier, Heike Tenzer, Mario Titze Redaktion Ralf Kluttig-Altmann, Uwe Steinecke Erscheinungsweise zweimal jährlich Titelbild Historische Fotos und freimaurerische Accessoires aus der Loge »Zu den drei Degen« in der Leopoldina Halle (Saale), 2o19 (Foto Gerhard Richwien, Halle [Saale]) Karte Innenumschlag Birte Janzen ISSN 0949-3506 © 2o21 by Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte Design Marion Burbulla, Berlin Bildbearbeitung und Satz Carolin Zentgraf, Michael Imhof Verlag Druck Grafisches Centrum Cuno, Calbe Alle Rechte vorbehalten. Bestellungen für Abonnements und Einzelhefte sind ebenso wie Bestellungen für Probehefte zu richten an: Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG Stettiner Straße 25, 361oo Petersberg Telefon: + 49 (o) 661 2919166-o Telefax: + 49 (o) 661 2919166-9 info@imhof-verlag.de www.imhof-verlag.de Bei Nachdruck sind Quellenangabe und die Überlassung von zwei Belegstücken erforderlich. Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren selbst verantwortlich. Manuskripte sind an das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie einzureichen. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen. INHALT glockendenkmalpflege 4 Neue Glocken für den Magdeburger Dom › Rainer Kuhn, Andreas Schumann 13 Romanische Glockenstühle? Aspekte früher Glockenaufhängungen › Iris Engelmann 24 Zur geplanten Erweiterung des Geläutes im Dom St. Laurentius und Johannes d.T. in Merseburg bauforschung 54 Die Kirche St. Trinitatis in Eichholz und ihr romanisches Dachwerk › Dirk Höhne 71 Mit heimlicher Kamera durch den verlorenen Tempel Historische Aufnahmen der Verwüstungen in der Freimaurerloge »Zu den drei Degen« Halle im Zuge der Zwangsauflösung 1935/36 – Eine Spurensuche im neuen Hauptgebäude der LEOPOLDINA › Mathias Köhler › Gerhard Richwien sepulkralkultur kleine beiträge 27 Die Gruft der Kirche St. Nikolaus in Nedlitz, Stadt Gommern › Amelie Alterauge 38 »…ohn einge Qual und Pein, ruhn bis am jüngsten Tage.« Anmerkungen zum Umgang mit Grüften und dem Willen der darin Bestatteten in evangelischen Kirchen › Bettina Seyderhelm 86 Eine Grenzsäule der DDR bei Stapelburg, Lkr. Harz › Andreas Stahl 87 Reinhard Schelenz zum 90. Geburtstag › Heike Tenzer nachrichten 91 Nachruf auf Wolfgang Paul › Jos Tomlow, Luise Schier 44 Die Renaissance-Epitaphe der Familie von der Schulenburg aus dem ehemaligen Kloster Dambeck Wie aus einem scheinbar ausweglosen Fall eine Erfolgsgeschichte wurde › Falko Grubitzsch, Karoline Danz 92 Gartenträume feiern Jubiläum auch in 2021 › Felicitas Remmert anhang 93 Neuerscheinungen 95 Autoren DIE GRUFT DER KIRCHE ST. NIKOLAUS IN NEDLITZ, STADT GOMMERN – AMELIE ALTERAUGE DIE GRUFT DER KIRCHE ST. NIKOLAUS IN NEDLITZ, STADT GOMMERN › Amelie Alterauge EINLEITUNG GESCHICHTE DER GRUFT Im Untergeschoss des Turmes der Nedlitzer St. Nikolaus-Kirche befindet sich ein Grabgewölbe, in das zwischen 172o und 1836 sieben Bestattungen eingebracht wurden. Zwischen 2o1o und 2o13 machte es sich der Förderverein der Kirche zur Aufgabe, die Grablege wieder in einen würdigen Zustand zu versetzen und als Kulturgut in Nedlitz zu erhalten.1 Unterstützt durch den LEADER-Fonds Elbe-Saale und Sponsoren konnten die Gruft renoviert und die Särge gereinigt werden, während im Obergeschoss des Turmes ein Ausstellungsraum zum Thema »Tod und Begräbniskultur« eingerichtet wurde. Aufgrund ihres guten Zustandes wurden zwei Särge ausgewählt, die einer professionellen Restaurierung außen und innen durch den Restaurator Jens Klocke, Hildesheim, zugeführt werden konnten.2 Die zwei gut erhaltenen und bekleideten Leichname, bald als »Nedlitzer Mumien« bekannt, werden seitdem unter Glasdeckeln und Bahrtüchern bei Kirchenführungen der interessierten Öffentlichkeit gezeigt. Sie erlauben dabei eine direkte und unmittelbare Auseinandersetzung mit dem Umgang mit Sterben und Tod in vergangenen Jahrhunderten. 3 Die übrigen fünf verschlossenen Särge stellen nicht weniger wichtige Zeugnisse der frühneuzeitlichen Sepulkralkultur dar. Die Kirche St. Nikolaus wurde im 12. Jahrhundert im romanischen Baustil erbaut und im Dreißigjährigen Krieg schwer beschädigt. Der erfolgreiche Wiederbau erfolgte ab 166o unter dem damaligen Kirchenpatron von Münchhausen aus Leitzkau und den Eigentümern des Nedlitzer Rittergutes von Spitznas. Ab 1695 war das Rittergut im Besitz des Juristen und Geheimen Rates Robert Christian von Hake (1669– 172o), der das Untergeschoss des Kirchturmes von 17oo bis ca. 1715 zur Aufnahme einer Grablege umbauen ließ.4 Nr. 1 | 21 – Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt ABB. 1 Schematische Rekonstruktion der ursprünglichen Aufstellung der Särge in der nördlichen (rechts) und südlichen (links) Gruft (2015) 27 SEPULKRALKULTUR Bei der Grablege handelt sich um zwei gleich große, kreuzgratgewölbte Räume, deren Gewölbe sich auf vorgemauerten Wandpfeilern mit Gesims abstützen. Die so entstandenen Räume haben eine an nähernd gleiche Größe von 3,4o × 2,8o × 3,1o m.5 Zur Unterscheidung werden sie als nördliche und südliche Gruft bezeichnet (Abb. 1). Beide Räume weisen ovale Maueröffnungen nach außen auf, die für eine gute Durchlüftung des Gewölbes sorgen. Die südliche Gruft diente als Bestattungsort für den Erbauer der Gruft und Besitzer des ABB. 2 Platzierung der Särge im Chorquadrat während der Turmsanierung im Mai 1995 ABB. 3 Zustand der nördlichen Gruft bei der Gruftöffnung, Oktober 1992. Im Bild zu sehen ist der offene Sarg II, davor stehen senkrecht die Sargdeckel von Sarg II und IV 28 Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt – Nr. 1 | 21 Gutes Nedlitz, Robert Christian von Hake. Weitere Familienmitglieder von Hakes wurden nicht in der Gruft beigesetzt, wahrscheinlich da die Witwe bereits 1735 gezwungen war, das Gut zu verkaufen. Die nördliche Gruft hingegen wurde als Bestattungsplatz für weitere wichtige Personen aus Nedlitz genutzt, darunter Pfarrer und Pächter des Ortes. Um 1724/25 wurden die beiden Räume durch eine Mauer getrennt, in die man den Grabstein von Hakes einmauerte. Da die Gruft nur über eine gemauerte Treppe zur nördlichen Gruft betreten werden konnte, gab es nach der Trennung der beiden Räume keinen direkten Zugang mehr zur südlichen Gruft. Es wird vermutet, dass der Eingang zur nördlichen Gruft zunächst durch eine Tür versperrt war und diese 185o zugemauert wurde.6 Am Ende des Zweiten Weltkrieges kam es ab April 1945 zu Plünderungen in Nedlitz, von denen auch die Kirche und die Gruft nicht verschont blieben. Nach Augenzeugenberichten wurden die Särge aufgebrochen, geplündert und ihr Inhalt, zum Teil auch außerhalb der Kirche, verstreut. Etwa 1948 wurde der Zugang zur Gruft wieder unterbunden. Seit 1968 mussten der Turm und später die Kirche aus Sicherheitsgründen bautechnisch gesperrt werden.7 Im Rahmen der Turmsanierung stellte man den Zugang zur Gruft wieder her. Am 6. Oktober 1992 wurden die Särge aus der Gruft herausgenommen und für die Dauer der Renovierungsarbeiten in das Chorquadrat gestellt (Abb. 2). Unter Leitung des damaligen Pfarrers Lorenz Schreiner wurde die ursprüngliche Aufstellung der Särge dokumentiert (Abb. 3) und der äußerliche Zustand der Särge sowie deren Inhalt beschrieben. Zum Zeitpunkt der Sanierung bestand noch die Trennwand zwischen südlicher und nördlicher Gruft, und die Särge standen auf Holzbalken, die die nördliche Gruft in zwei Ebenen teilten. Dieses Protokoll stellte sich für die weitere Untersuchung und Identifizierung der Bestattungen als überaus wertvoll heraus. DIE GRUFT DER KIRCHE ST. NIKOLAUS IN NEDLITZ, STADT GOMMERN – AMELIE ALTERAUGE UNTERSUCHUNGEN 2O12–2O18 Während der grundlegenden Renovierung der Gruft im Jahr 2o12 mussten die Särge erneut ihren Platz verlassen; zur einfacheren Zuordnung wurden sie mit römischen Ziffern beschriftet.8 Die Särge III und VII mit den gut erhaltenen Leichnamen wurden in der Werkstatt des Restaurators Jens Klocke in Hildesheim restauratorisch behandelt, was eine Reinigung, Festigung, Rückbettung und Konservierung der Särge, Mumien und Beifunde beinhaltete (Abb. 4).9 Man ging davon aus, dass es sich um die Leichname von Robert Christian von Hake und Johanna Juliane Pforte (1683–1753) handelte. Bei den übrigen fünf Särgen wurden Holzverbindungen zum Teil neu zusammengefügt und Oberflächen und Sargbeschläge gereinigt. Über das »German Mummy Project« der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim, welches die Restaurierung und Untersuchungen der Nedlitzer Mumien fachlich begleitet hatte,1o wurde 2o13 der Kontakt zur Verfasserin hergestellt, die daraufhin im Rahmen des Karl-Steinbuch-Stipendiums der Medien- und Filmgesellschaft BadenWürttemberg ein weiterführendes Projekt lancierte. Dieses Projekt mit dem Titel »Der Traum vom ewigen Leben – Mit Hightech auf der Spur einer europäischen Mumienkultur« erlaubte es, die Gruft in Nedlitz von 2o14 bis 2o18 interdisziplinär zu erforschen. Neben einer archäologischen Dokumentation der Särge und Sarginhalte wurden die Mumien anthropologisch untersucht und verschiedene historische Quellen, darunter Kirchenbucheinträge und Dorfchroniken, zusammengetragen, um die ursprüngliche Belegung der Gruft zu rekonstruieren. Die Särge wurden beschrieben, vermessen und chronologisch eingeordnet.11 Zu Dokumentationszwecken wurden die Särge noch einmal geöffnet,12 der Inhalt fotografisch erfasst und im Bedarfsfall Gewebeproben für weiterführende Untersuchungen entnommen.13 Hinsichtlich der Kleidung und Textilien wurden Kostümhistoriker und Tex- tilrestauratoren konsultiert, die Sarginhalte jedoch in ihrem jetzigen Zustand belassen.14 Da alle Leichname mumifiziert und bekleidet und geschlechts- und altersspezifische Merkmale daher nur bedingt beurteilbar waren, wurden die Bestattungen einer Untersuchung mittels radiologischer Verfahren unterzogen. Hierzu kam vor Ort ein mobiles Röntgengerät zum Einsatz, während die restaurierten Mumien von Robert Christian von Hake (VII) und Johanna Juliane Pforte (III) mittels Computertomografie untersucht wurden.15 Die anthropologische Untersuchung hatte das Ziel, Geschlecht und Alter der Bestatteten festzustellen,16 um so basierend auf den Kirchenbucheinträgen zu einer von den Särgen und der Kleidung unabhängigen Identifizierung zu gelangen. Etwaige Veränderungen in der Bestattungskultur sowie den zugrundeliegenden Vorstellungen lassen sich nämlich nur aufzeigen, wenn gut datierte Beispiele als Untersuchungsgrundlage vorliegen. Nr. 1 | 21 – Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt ABB. 4 Särge VII (Hochbarock, oben) und III (Biedermeier, unten) nach der Restaurierung (2012) 29 SEPULKRALKULTUR SÄRGE UND SARGINHALTE ABB. 5 Der profilierte Walmdeckelsarg Sarg II in der Gruft; im Hintergrund die Lüftungsöffnung. Die Griffbeschläge bestehen aus einem von einem Lorbeerkranz umgebenen Kantharos (Gefäßkrug) und die Sargschrauben aus Akanthusblättern (2015) 30 Insgesamt befinden sich jetzt sieben Särge in der Gruft, die in dem heute zusammengelegten Raum auf Holzgestellen präsentiert werden. Davon befanden sich ehemals sechs Särge in der nördlichen Gruft, die durch Eichenbalken in zwei Ebenen unterteilt war (vgl. Abb. 3). Bei allen Särgen handelt es sich um einfache, aus Laub- oder Nadelholz gefertigte Holzsärge mit Sarggriffen, metallenen Sargbeschlägen und Applikationen. Die frühesten Särge sind Trapezgiebeldeckelsärge, zeigen noch gerade Sargwände und vertikale Kopf- und Fußhäupter und datieren in den Hochbarock, während die späteren als Walmdeckelsärge mit zunehmender Profilierung und aufwendigeren Sargbeschlägen kategorisiert werden können (vgl. Abb. 4). Die frühen Särge zeichnen sich zudem durch ihre Holzsichtigkeit aus, während die späteren Särge durch eine schwarze Grundierung und aufwendige Sargbeschläge auffallen. Zwei Särge (VI, VII) sind als Doppelsärge, d. h. mit einem Innen- und einem Außensarg, gefertigt, darunter auch der Sarg des Erbauers der Gruft. Auf dem äußeren Deckel von Sarg VI fand sich die Inschrift »Allhier ruhen in Gott die Gebeine Johan Pfortens weyland hochverordneter Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt – Nr. 1 | 21 Oberamtmann zu Nedlitz, war geboren 1681, starb 174o im 59. Jahre seines Alters«, sowie Psalm 94,19 »Ich hatte viel Bekümmernis in meinem Herzen; aber deine Tröstungen ergötzten meine Seele«.17 In diesem kurzen Klagegebet kommen die weltlichen Sorgen des Gläubigen zum Ausdruck, der jedoch in Gott Trost und wieder Freude findet. Bei Sarg III handelt es sich um einen schwarz grundierten, profilierten Sarg ohne Sarggriffe (vgl. Abb. 4), aber mit Zierleisten und ursprünglich versilberten, geschnitzten Troddeln, der wahrscheinlich ins erste Drittel des 19. Jahrhunderts datiert.18 Mit lebhafter Profilierung und Beschlägen in Form von Lorbeerkranz, Kantharos und Akanthusblättern sind sich die Särge II und IV besonders ähnlich und datieren in die Zeit des Biedermeiers (Abb. 5).19 Alle Särge waren mit einer Sargpolsterung aus Hobelspänen ausgestattet, die bei der Sargherstellung anfielen. Darüber lag eine Sargbespannung aus Leinen, in einigen Fällen zudem ein Kissen, das mit Stroh, Heu oder Hopfenblüten ausgepolstert war (Abb. 6, 7). Alle Leichname waren ursprünglich bekleidet (vgl. Abb. 7). Die Bestattungen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts trugen noch reine Bestattungskleidung, d. h. speziell für die Bestattung angefertigte Totenkleider oder -hemden, die sich im Befund durch große Mengen Stoff und keinen erkennbaren Schnitt oder Verschlüsse manifestierten. Mitunter waren diese Totenhemden – wie im Fall des Robert Christian von Hake – nur aufgelegt, mit Stecknadeln drapiert und bedeckten auch die unbeschuhten Füße. Die im 19. Jahrhundert verstorbenen Personen wurden hingegen in normaler Alltagskleidung beigesetzt, wovon Jacken, Westen und Stiefel zeugen. Strümpfe, Handschuhe und Kopfbedeckungen wurden bei beiden Gruppen festgestellt. Als Beifunde wurden in den Särgen zudem ein ausklappbares Rasiermesser (VII), ein Kamm und ein Stopfpilz (III) ge- DIE GRUFT DER KIRCHE ST. NIKOLAUS IN NEDLITZ, STADT GOMMERN – AMELIE ALTERAUGE funden (vgl. Abb. 7).2o Bei diesen handelte es sich um persönliches Eigentum der Verstorbenen und/oder um Gegenstände, die bei der Herrichtung des Toten verwendet und dadurch unrein und unbrauchbar wurden.21 Eine weitere Besonderheit waren in Zickzackmuster über den Untersarg III gespannte Querbänder, die als Transportsicherung oder Abwehrmaßnahme gegen Wiedergängertum gedeutet werden.22 Beisetzungen Vor der Einrichtung der nördlichen und südlichen Gruft wurden die Besitzer des Rittergutes Nedlitz und die Pfarrer im Fußboden des Kircheninnenraums beigesetzt.23 Erst ab 1753 finden sich im Kirchenbuch Hinweise auf eine »unter dem Kirchturm erhaltene Cammer« oder ein »(herrschaftliches) Gewölbe«.24 Folgende Personen wurden laut Kirchenbuch25 in der Gruft von Nedlitz beigesetzt: 1. Robert Christian von Hake, königlichpreußischer Geheimer Rat, KammerPräsident im Herzogtum Magdeburg, Besitzer des Rittergutes Nedlitz, Amtshauptmann über Giebichenstein, Direktor des Jerichower Kreises und der Stadt Burg, Gerichtsherr zu Nedlitz, geboren am 5. Oktober 1669, gestorben am 3o. Juli 172o, beigesetzt am 2. August 2. Johann Pforte, Oberamtmann und Pächter der Domänen Nedlitz und Wörmlitz, geboren 1681, gestorben am 9. Januar 174o, beigesetzt am 14. Januar 3. Johanna Juliane Pforte, geb. von Bosche, Witwe des Oberamtmannes und Pächters Pforte, gestorben am 25. Juli 1753 in Wörmlitz im Alter von 7o Jahren, beigesetzt am 27. Juli nach Transport der Gebeine von Wörmlitz nach Nedlitz im Gewölbe unter dem Kirchturm 4. Johann Christian Lilie, Pastor von Nedlitz und Büden zwischen 1784 und 1797, geboren am 16. Juli 1759 in Flechtingen, gestorben am 12. Februar 1797 in Nedlitz, beigesetzt am 16. Februar im adeligen Gewölbe in Nedlitz ABB. 6 Blick in den Sarg VI des Johann Pforte (1681–1740). Das Individuum ist teilskelettiert. Von der Sargpolsterung sind Hobelspäne, Stroh und Hopfenblüten zu erkennen (2010) ABB. 7 Sarg III mit der angeblichen Johanna Juliane Pforte. Der männliche Tote trägt einen Banyan aus bedrucktem Baumwollstoff, eine Halsbinde und ein Jabot sowie gestrickte Strümpfe (2012) 5. Johann Friedrich Kohnert, Kandidat der Theologie, Hauslehrer, Sohn des Amtsrates Matthias Kohnert, gestorben am 3. April 1826 in Nedlitz im 33. Lebensjahr an Schwindsucht, beigesetzt am 6. April im herrschaftlichen Gewölbe der Kirche Nr. 1 | 21 – Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt 31 SEPULKRALKULTUR 6. Matthias Kohnert, Amtsrat und Pächter der Prinzlichen Domänen Nedlitz und Wörmlitz, gestorben am 2. Februar 1832 im 68. Lebensjahr an Schlagfluss, beigesetzt am 5. Februar 7. Johann Christian Hahn, Oberamtmann und Pächter der Königlich Prinzlichen Domänen Nedlitz und Wörmlitz, geboren am 13. September 1775 in Süpplingen, gestorben am 3o. Januar 1836, beigesetzt am 2. Februar Dem privilegierten Bestattungsort im Inneren der Kirche von Nedlitz entsprechend handelte es sich bei den Bestatteten in der Gruft um Besitzer, Pächter und Pfarrer des Gutes Nedlitz. Unter den sieben Beisetzungen befinden sich sechs Männer und eine Frau und ausschließlich erwachsene Personen. Während der Belegungszeit der nördlichen Gruft wurden nur ausgewählte Personen dort beigesetzt, während deren Angehörige oder andere Pfarrer auf dem Kirchhof begraben wurden. Ob finanzielle Zuwendungen oder die Wertschätzung der Personen in der Gemeinde hierfür ausschlaggebend waren, ist derzeit noch unklar. Anhand der typochronologischen Klassifizierung, der Platzierung in der nördlichen (I–VI) bzw. südlichen (VII) Gruft und der Inschrift konnten die Särge mit gewissen Mumifizierung Die Gruft zeichnet sich durch ein ausgeklügeltes Belüftungssystem aus, welches maßgeblich für die gute Erhaltung der Sarglage verantwortlich ist. Dazu trug auch die Platzierung der Särge auf Eichenbalken bei, die zu einer Umströmung der Särge führte. Alle sieben Personen sind aufgrund der dauernden Belüftung und Trockenheit der Gruft durch raschen Wasserverlust auf natürliche Weise mumifiziert; dabei haben sich Haut und Gewebe in einem lederartigen Zustand erhalten.27 Die Bettung der Leichname auf saugfähigem Polstermaterial (z. B. Hobelspäne, Heu) hat sich ebenfalls als förderlich für die Erhaltung ausgewirkt. Aromatisch duftende Pflanzen wie ABB. 8 Computertomografisches Projektionsbild des Schädels von Robert Christian von Hake. Die Skelettmerkmale belegen männliches Geschlecht und fortgeschrittenes Alter (2016) 32 Einschränkungen den aus dem Kirchenbuch bekannten Personen zugeordnet werden. Nachdem aufgrund der Datierung des Sarges bereits erste Zweifel an der Identifizierung der in Sarg III bestatteten Person mit Johanna Juliane Pforte aufgekommen waren, konnte diese endgültig durch die computertomografische, molekulargenetische und kostümgeschichtliche Untersuchung widerlegt werden. Sowohl die DNAals auch die anthropologische Untersuchung wiesen die Mumie als Mann aus, und das angebliche Mantelkleid stellte sich als Hausmantel aus bedruckter Baumwolle, ein sog. Banyan, heraus, der im 18. Jahrhundert im Haus über der Unterkleidung getragen wurde (vgl. Abb. 7).26 Der Leichnam dürfte am ehesten als Johann Friedrich Kohnert identifiziert werden, wozu auch der gute Skelettzustand passt. Johanna Juliane Pforte konnte mit Hilfe einer genetischen Untersuchung in Sarg V ausgemacht werden, welcher typologisch dem ihres Ehemannes ähnlich ist. Die Särge II und IV repräsentieren die typologisch jüngsten Beisetzungen in der Gruft und standen ehemals auf der oberen Ebene der nördlichen Gruft (vgl. Abb. 3), weswegen sie den beiden Pächtern Matthias Kohnert und Johann Christian Hahn zugeordnet werden können. Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt – Nr. 1 | 21 DIE GRUFT DER KIRCHE ST. NIKOLAUS IN NEDLITZ, STADT GOMMERN – AMELIE ALTERAUGE Sarg Nr. Sargbeschreibung und -länge Datierung (Sarg) Kleidung Anthropologie (Geschlecht, Alter [in Jahren]) Identifizierung I Walmdeckelsarg, Nadelholz; 194 cm 18. Jh. Hemd, Handschuhe männlich (DNA), 40+ Johann Christian Lilie (1759–1797)? II Walmdeckelsarg, Eiche, Beschläge (Kan tharos, Lorbeerkranz, Akanthusblätter); 210 cm 1. Hälfte 19. Jh. Hausmütze, Weste, Hemd, Strümpfe, Stulpenstiefel männlich, 40+ III Walmdeckelsarg, versilberte Troddeln, Nadelholz; 190 cm 1. Drittel 19. Jh. Banyan, Jabot, Hemd, männlich (DNA; CT), Halsbinde, Strümpfe 30–40 IV Walmdeckelsarg, Nadelholz, Beschläge (Kantharos, Lorbeerkranz, Akanthusblätter); 210 cm 1. Hälfte 19. Jh. Jacke, Strümpfe V Trapezgiebeldeckelsarg, Eiche; 200 cm Hochbarock, frühes 18. Jh. Totenkleid (?), Strümpweiblich (DNA), 40+ fe, Handschuhe VI TrapezgiebeldeckelHochbarock, sarg, Doppelsarg, 1. Hälfte 18. Jh. Eiche, Inschrift: (Jahreszahl: 1740) Ps. 94, V. 19; 202 cm Totenkleid (?), Handschuhe, Strümpfe VII Trapezgiebeldeckelsarg, Doppelsarg, Eiche; 220 cm Seidengewand, HandRobert Christian von schuhe, Beffchen, männlich (CT), 45–55 Hake (1669–172o) Strümpfe, Perücke Hochbarock, 1. Hälfte 18. Jh. Hopfenblüten überdeckten den Leichengeruch und wirkten wahrscheinlich auch antibakteriell und antimykotisch.28 Bei keiner der Mumien ließen sich – soweit es die Untersuchungen zuließen – Einschnitte zur Organentnahme feststellen. Die computertomografischen Untersuchungen der Mumien aus Sarg III und VII konnten diese Beobachtungen durch den Nachweis verschiedener Organreste untermauern (Abb. 8); eine abschließende Auswertung der bildgebenden Untersuchungen steht aber noch aus. DISKUSSION UND FAZIT Die Gruft von Nedlitz bietet einen einzigartigen Einblick in die Funeralpraxis des niederen Adels und Amtsbürgertums im 18. und 19. Jahrhundert. Das Ensemble ist Johann Christian Hahn (1775–1836) Johann Friedrich Kohnert (gest. 1826)? Matthias Kohnert (gest. 1832) männlich, 60+ (Röntgen) Johanna Juliane Pforte (1683–1753) männlich, 45+ (Rönt- Johann Pforte (1681– gen) 1740) insofern einzigartig, als dass – nicht wie anderswo üblich – eine Familie in der Grablege beigesetzt wurde, sondern verschiedene Personengruppen zusammenkamen, die sich um die Belange des Gutes und der Gemeinde verdient gemacht haben. Durch die interdisziplinäre Untersuchung verschiedener Bestattungsaspekte (Sarg, Kleidung), anthropologische und genetische Daten (Geschlecht, Alter) und die Zusammenführung mit historischen Informationen konnten einige der Beisetzungen zweifelsfrei identifiziert werden (Tab. 1). Die Ausstellung »Tod und Begräbniskultur« in Nedlitz wurde durch Informationen zu den übrigen Bestattungen in der Gruft und ein Modell zur ursprünglichen Position der Särge in der Gruft ergänzt (Abb. 9). Eine Gesichtsrekonstruktion des Robert Christian von Hake ermöglicht es Nr. 1 | 21 – Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt TAB. 1 Zusammenstellung der Särge, ihrer Datierung und ihres Inhalts sowie einer möglichen Identifizierung der Bestatteten 33 SEPULKRALKULTUR den Besuchern nun, nicht nur seiner Mumie und der in der Kirche aufgestellten Büste ins Gesicht zu blicken, sondern auch sein »lebendiges« Antlitz zu betrachten. Dennoch bieten die Nedlitzer Bestattungen noch viel Potential für weitere Forschungen. Es sind noch einige Aspekte der ABB. 9 a (oben), b (rechts) Heutige Präsentation der Särge in der Gruft (a) und Ausstellung im Turmobergeschoss (b) (2016) 34 Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt – Nr. 1 | 21 Begräbniskultur und Kostümgeschichte ungeklärt, die womöglich auch zur endgültigen Identifizierung der Bestatteten, mindestens aber zu einer besseren Kenntnis der neuzeitlichen ländlichen Sepulkralkultur beitragen können. Dadurch, dass die Renovierungen der Gruft weder 1992 noch 2o12 denkmalpflegerisch begleitet wurden, konnte nur eine oberflächliche Dokumentation der Sarginhalte erfolgen.29 Detaillierte Untersuchungen zu Pflanzenbeigaben oder zur Kleidung der Bestatteten sind daher nicht durchgeführt worden. Trotz der Überformung durch Plünderungen und Eingriffe in das Aussehen der Gruft ermöglichten die vorgestellten Untersuchungen Aussagen zur ursprünglichen Gestaltung der Grablege und zu den einzelnen Beisetzungen. Die zur Besichtigung geöffnete Gruft wirkt heute »aufgeräumt« und ist für Besucher im Zuge einer Kirchenführung erlebbar. Das Dorf Nedlitz ist mit der Gruft unbestritten um eine touristische Sehenswürdigkeit reicher geworden; im Gegensatz DIE GRUFT DER KIRCHE ST. NIKOLAUS IN NEDLITZ, STADT GOMMERN – AMELIE ALTERAUGE zu vielen anderen Grüften mit ausgestellten Mumienfunden ist Nedlitz jedoch nicht überlaufen.3o Zu sehen sind fünf geschlossene Särge und auf Wunsch zwei in offenen Särgen unter Glas liegende mumifizierte Leichname (vgl. Abb. 9).31 Das Wissen um die Anwesenheit des Leichnams verstärkt die Wirkung der Anlage, nimmt aber auch Rücksicht auf den letzten Willen der Toten, in der Gruft beigesetzt zu sein. Auf die Tatsache, dass es sich eigentlich um eine Grabstätte und kein Museum handelt, wird zu Beginn jeder Kirchenführung hingewiesen. Die ehemals verschraubten Särge und vermauerte Gruftöffnung zeigen, dass die Grablege nur zur Aufnahme weiterer Beisetzungen aufgesucht werden sollte, während die Verstorbenen auf die erhoffte Auferstehung warteten.32 Die Grenzen eines möglichen Missbrauches natürlicher Mumien zur Befriedigung der reinen Neugier und Lust am Schaurigen waren ehemals und sind auch heute nicht immer klar abzustecken.33 Gruft und Inhalt stehen in der Verfügungsgewalt des jeweiligen Grundeigentümers, der über die Nutzung der Grabstätte entscheiden kann. Religiöse, ethische, ästhetische, rechtliche und finanzielle Argumente müssen dabei gegeneinander abgewogen werden.34 In Nedlitz hat sich der Förderverein für eine Öffnung der Gruft entschieden und die Grabstätte würdig wiederhergerichtet.35 Die engagierten Kirchenführer und die Ausstellung im Obergeschoss des Turmes sorgen dafür, dass sich die Besucher nicht nur mit der Geschichte36 und den Beweggründen der in der Gruft beigesetzten Personen auseinandersetzen, sondern sie auch dazu anregen, über das eigene Todesbewusstsein nachzudenken. Die Erfahrung mit dem toten Körper und seinen Überresten kann einen brauchbaren Ansatz der Auseinandersetzung mit eigenen Fragen des Sterbens und des Todes bieten.37 DANKSAGUNG Mein Dank gilt dem Förderverein der St. Nikolaus Kirche Nedlitz e.V., insbesondere Dr. Peter Weber, Margitt Weber und Manfred Kuhnert, welche die Untersuchungen mit großem Engagement stets unterstützt haben, sowie Bernhard Thüne-Schoenborn, Ev. Kirchenkreis Elbe Fläming, für die Transkription der Kirchenbucheinträge. ANMERKUNGEN 1 Förderverein St. NikolausKirche Nedlitz (Hrsg.): Nedlitzer Mumien, Zerbst 2o13. 2 Klocke, Jens: Dokumentation der restauratorischen Behandlung der Mumien und Särge der Johanna Juliane Pforte und des Robert Christian von Hake aus der Gruft der St. Nikolauskirche Nedlitz, Hildesheim 2o12. 3 Zur Motivation des Fördervereins hinsichtlich der Öffnung der Gruft: http://www. kirche-nedlitz.de/index.php/ nedlitzer-mumien/1o-mumien/43-nedlitzer-mumienzeigen [24.1o.2o2o]. 4 Gemeinde Nedlitz (Hrsg.): Nedlitz. Ein Dorf im Wandel der Zeit. Die Chronik zur 1o4o-Jahrfeier am 17. April 2oo3, Gommern 2oo3, S. 149. 5 Roessle, Jochen: Die Romanischen Dorfkirchen des Magdeburger Landes. Untersuchungen einer Bauform des 12. und 13. Jahrhunderts, Diss. Universität Bonn, Bonn 2oo6, S. 61. Online verfügbar 6 7 8 9 1o unter https://nbn-resolving. org/urn:nbn:de:hbz:5-07785. Ortschaftsrat der Gemeinde Nedlitz (Hrsg.): Nedlitz. Ein Dorf im Wandel der Zeit. Die Chronik zur 1o5o-Jahrfeier am 17. April 2o13, Zerbst 2o13, S. 111–115. Gemeinde, wie Anm. 4, S. 124. Auf dieses Nummerierungssystem beziehen wir uns in den folgenden Ausführungen. Klocke, wie Anm. 2. Ausführlich zur Restaurierung und Untersuchung der Nr. 1 | 21 – Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt 35 SEPULKRALKULTUR ANMERKUNGEN 11 12 13 14 15 16 36 Mumien, inklusive der Röntgenuntersuchungen von 2o12: Förderverein, wie Anm. 1; Ortschaftsrat, wie Anm. 6. Nach Ströbl, Andreas: Entwicklung des Holzsarges von der Hochrenaissance bis zum Historismus im nördlichen und mittleren Deutschland (= Kasseler Studien zur Sepulkralkultur 2o), Düsseldorf 2o14. Während der Renovierung der Grablege war keine denkmalpflegerische Dokumentation des Ensembles erfolgt. DNA-Untersuchungen zur Geschlechtsbestimmung der Individuen I, III und V wurden am Institut für Evolutionäre Medizin an der Universität Zürich sowie am Institut für Mumienforschung am EURAC Bozen durchgeführt. Da die Särge in der Vergangenheit länger offenstanden, ließen sich außer dem ursprünglichen Inhalt auch Bauschutt und verschiedene Schäden durch Plünderungen (z.B. entwendete Schädel) oder Tiere (wahrscheinlich durch einen Marder) feststellen. Leihgabe des mobilen Röntgengerätes (Examion® PX-2o BT Plus, Examion® X-DR portabler Detektor) von der Abt. Anthropologie, Institut für Rechtsmedizin, Universität Bern; Computertomografie im März 2o13 in der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Magdeburg mittels eines Siemens Somatom Definition. Herrmann, Bernd/Grupe, Gisela/Hummel, Susanne/Piepenbrink, Hermann/Schutkowski, Holger: Prähistorische Anthropologie. Leitfaden der Feld- und Labormethoden, Berlin, Heidelberg, New York 199o; Ferembach, Denise/Schwidetzky, Ilse/ Stloukal, Milan: Empfehlungen für die Alters- und Ge- 17 18 19 2o 21 schlechtsdiagnose am Skelett, in: Homo 3o,2, 1979, S. 1–3o. Im Gegensatz zu anderen Gruftanlagen, vgl. Alterauge, Amelie/Bodenstein, Jan/ Streitz, Corinna/Friske, Matthias/Rosendahl, Wilfried: Zwei Erbbegräbnisse des 18. Jahrhunderts in der Westhalle der St. Katharinenkirche zu Salzwedel. Archäologische und anthropologische Untersuchungsergebnisse zum Totenbrauchtum in der Altmark, in: Simitopoulou, Kally/Kaufmann, Bruno/Zafeiris, Konstantinos/Theodorou, Theodoros/Papageorgopoulou, Christina (Hrsg.): Anthropological Pathways. Festschrift for Professor N. I. Xirotiris, Komotini 2o14 [2o17], S. 249–267; Ströbl, Andreas: Adressat Gott? Sargschmuck und -ornamente der frühen Neuzeit, in: Archäologie in Niedersachsen 19, 2o16, S. 87–91; Ströbl, Andreas/Vick, Dana: Die Bestattungen in der Äbtissinengruft im Kloster Lüne, in: Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit 18, 2oo7, S. 45–55; Ströbl, Regina/Ströbl, Andreas/Vick, Dana: »… und keine Qual rühret sie an«? – Rettungsmaßnahmen in der Grablege derer zu Bünau in Burkhardswalde bei Pirna, in: Denkmalpflege in Sachsen. Mitteilungen des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen 2o18, 2o19, S. 44–5o, ist das Inschriftenprogramm in Nedlitz sehr reduziert; es scheint auch keine Sargschilde oder ähnliches gegeben zu haben. Freundliche Auskunft Andreas Ströbl, Forschungsstelle Gruft, Lübeck, 2o16. Ströbl, wie Anm. 11, S. 136–138. Klocke, wie Anm. 2. Vgl. Ströbl, Andreas/Vick, Dana: Hopfenbett und Hexenkraut. Oder: Wie christ- Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt – Nr. 1 | 21 lich ist Aberglaube?, in: Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift 5o, 2oo9, S. 311– 326; Wittkopp, Blandine: Beigabenlose Neuzeit? Tracht- und Beigabensitte auf einem Dorffriedhof der Renaissance- und Barockzeit in Brandenburg, in: Becker, Cornelia/Hänsel, Bernhard (Hrsg.): Chronos. Beiträge zur prähistorischen Achäologie zwischen Nord- und Südosteuropa. Festschrift für Bernhard Hänsel (= Internationale Archäologie Studia honoraria 1), Espelkamp 1997, S. 8o9–817. 22 Linnebach, Andrea: Übersärge aus Holz von der Barockbis zur Biedermeierzeit aus der Grablege der Familie von Stockhausen in der evangelischen Kirche zu Trendelburg, in: Neumann, Wolfgang/Linnebach-Wegner, Andrea (Hrsg.): Vom Totenbaum zum Designersarg. Zur Kulturgeschichte des Sarges von der Antike bis zur Gegenwart, Kassel 1993, S. 43– 64, hier S. 59–61; Ströbl, Andreas/Vick, Dana: »Mag der Körper doch im Grabe ruhn, für die Seele gibt es keine Gruft«. Neuzeitliches Bestattungsbrauchtum im Spiegel protestantischer Gruftanlagen, in: Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit 23, 2o11, S. 97–1o4, hier S. 1o3. 23 Aepler, Eberhard/Fortmann, Birgit/Schulz, Ingo: Grabplatten der Familie von Hopkorf in der Nedlitzer Kirche, in: Familienforschung heute 26, 2o12, S. 42–48. 24 Entgegen früherer Annahmen (Gemeinde, wie Anm. 4, S. 149 f.) halten wir es für unwahrscheinlich, dass der Pfarrer Christian Evenius (1665–172o) 172o noch vor Robert Christian von Hake in der Gruft beigesetzt worden sein soll. DIE GRUFT DER KIRCHE ST. NIKOLAUS IN NEDLITZ, STADT GOMMERN – AMELIE ALTERAUGE ANMERKUNGEN 25 Archiv und Bibliothek der Kirchenprovinz Sachsen Magdeburg, Rep R3, Film-Nr. 63, Sterbeeinträge 17o3–1831, KB-Nr. 2o2/2–2o4/4, Nedlitz. 26 Anhand der Kleidung datieren Kostümhistoriker die Bestattung ans Ende des 18. oder in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, wobei Halsbinde und Jabot für eine spätere Datierung sprechen. 27 Vgl. Kleiss, Ekkehard: Zum Problem der natürlichen Mumifikation und Konservierung, in: Zeitschrift für Morphologie und Anthropologie 59,2, 1967, S. 2o4–213; Behre, Alfred: Natürliche Mumifizierungen, in: Naturwissenschaftliche Rundschau 5, 1956, S. 175–18o. 28 Wiethold, Julian: »… auf Hopfen gebettet.« Botanische Analysen zu den Bestattungen in der Äbtissinnengruft unter der Barbarakapelle im Kloster Lüne, in: Denkmalpflege in Lüneburg 2oo5, S. 27–33. 29 Das Befreien der Sarginhalte von modernen Einträgen und eine Restaurierung der Kleidung, um eine würdige Bestattungssituation wiederherzustellen, wäre mit großem zeitlichen und finanziellen Aufwand verbunden und steht in keiner Weise im Verhältnis zur Tatsache, dass die Särge im geschlossenen Zustand präsentiert werden. Die Unvollständigkeit der Leichname verbietet ohnehin eine offene Präsentation. 3o Es sei an dieser Stelle an Ritter Kahlbutz in Kampehl bei Neustadt/Dosse (Brandenburg), den Bremer Bleikeller, die Michaelergruft in Wien (Österreich) oder die Kapuzinergruft in Palermo (Italien) erinnert. Vgl. Bill, Claus H.: Präsentationsweisen mumifizierter frühneuzeitlicher Adeliger, in: Nobilitas 34, 2oo4, S. 249–256; Tacke, Wilhelm: Der Bleikeller am 31 32 33 34 35 36 St. Petri Dom zu Bremen (= Kunstführer 36o), Berlin, München 2oo6; Rainer, Alexandra: Die Wiener Michaelerguft, in: Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. (Hrsg.): Geschichte und Tradition der Mumifizierung in Europa. Beiträge zu einer Tagung im Museum für Sepulkralkultur 2o1o (= Kasseler Studien zur Sepulkralkultur 18), Kassel 2o11, S. 41–48; Ströbl, Andreas: Die Catacombe dei Cappuccini in Palermo. Geschichte und Hintergründe einer einzigartigen Gruft, in: ebd., S. 11–24. Die offenen Särge sind mit Bahrtüchern abgedeckt, die auf Wunsch angehoben werden. Ströbl, Andreas: Sarg und Grabmal – Wechselspiele zwischen Repräsentation und Verhüllung, in: Ethnoscripts – Zeitschrift für aktuelle ethnologische Studien 19,1, 2o17, S. 13–36. Zur Problematik der öffentlichen Präsentation von Mumien, vgl. Bill, wie Anm. 3o; Rainer, Alexandra: Die Problematik der Präsentation von Mumien, in: ders. (Hrsg.): Die Michaeler Gruft in Wien. Retten, was zu retten ist, Wien 2oo5, S. 6o–63; Scheven, Andreas von: »Du wirst uns Unvergesslich sein…« Eine besondere Grablege im Land Brandenburg: Die Mumiengruft Illmersdorf, in: Arbeitsgemeinschaft, wie Anm. 3o, S. 79– 1o2. Preuß, Dirk/Ströbl, Andreas/ Ströbl, Regina/Vick, Dana (Hrsg.): Grüfte retten! Ein Leitfaden zum pietätvollen Umgang mit historischen Grüften, Frankfurt a. M. 2o14. Der Gemeindekirchenrat hat das Projekt mit großer Mehrheit unterstützt. Zu den in Nedlitz beigesetzten Personen gibt es zum Teil noch lebende Nachfahren, die die Erkenntnisse zu ihren Vorfahren interessiert verfolgen. 37 Stefenelli, Norbert: Betrachtungen über unverweste Tote in der Gruft der Kremser Piaristenkirche, in: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich 71, 2ooo, S. 279–291, hier S. 285. ABBILDUNGEN Max Wellner, Bern: 1 Förderverein der Kirche St. Nikolaus Nedlitz: 2, 3 (Foto Maria Meussling); 6 (Foto Margitt Weber); 9 a, b (Foto Peter Weber) Jens Klocke, Hildesheim: 4, 7 Amelie Alterauge, Bern: 5 Institut für Rechtsmedizin, Universität Bern: 8 Nr. 1 | 21 – Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt 37 ANHANG AUTOREN Amelie Alterauge M. A., Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern & Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie, Universität Heidelberg Dr. Karoline Danz, LDA, Abt. Bau- und Kunstdenkmalpflege, Sachgebietsleiterin Restaurierung Felicitas Remmert, Magdeburg, Gartenträume – Historische Parks in SachsenAnhalt e. V. Dr. Gerhard Richwien, Halle (Saale), freiberuflicher Dipl.-Restaurator für Architekturfassung und Kunsthistoriker Dipl.-Archit. Luise Schier, LDA, Abt. Bauund Kunstdenkmalpflege, Referatsleiterin Dr.-Ing. Iris Engelmann, Bauhaus-Universität Weimar, Fakultät Architektur, wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt »Kulturerbe Konstruktion« Andreas Schumann MdL, Musiker/Musikpädagoge, 1. Vorsitzender des Domglocken Magdeburg e. V. Dipl.-Kunstwissenschaftler Falko Grubitzsch, LDA, Abt. Bau- und Kunstdenkmalpflege, Gebietsreferent Dr. Bettina Seyderhelm, Magdeburg, Landeskirchenamt der EKM, Kirchenkonservatorin Dr. Dirk Höhne, LDA, Abt. Bau- und Kunstdenkmalpflege, Referent Bauforschung Dipl.-Hist. Andreas Stahl, LDA, Abt. Bauund Kunstdenkmalpflege, Referent Bauforschung Dr. Mathias Köhler, LDA, Abt. Bau- und Kunstdenkmalpflege, Gebietsreferent Dipl.-Ing. Heike Tenzer, LDA, Abt. Bauund Kunstdenkmalpflege, Referentin Gartendenkmalpflege Rainer Kuhn M.A., Archäologe, Beisitzer für kulturgeschichtliche Fragen im Vorstand des Domglocken Magdeburg e. V. Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow, Grundlagen der Gestaltung und Denkmalpflege, Hochschule Zittau/Görlitz, im Ruhestand Nr. 1 | 21 – Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt 95