Die Ideen des Relativismus werden schon seit den philosophischen Auseinandersetzungen von Protagoras und Platon diskutiert. Nach Jahrhunderten eines geringen Interesses an diesem Thema lebte der Relativismus im zwanzigsten Jahrhundert...
moreDie Ideen des Relativismus werden schon seit den philosophischen Auseinandersetzungen von Protagoras und Platon diskutiert. Nach Jahrhunderten eines geringen Interesses an diesem Thema lebte der Relativismus im zwanzigsten Jahrhundert wieder auf. Vielen modernen Philosophen und Sozialwissenschaftlern kann eine Nähe zum Relativismus nachgesagt werden. Auch der amerikanische Philosoph Richard Rorty und dessen philosophische Positionen werden mit dem Relativismus in Verbindung gebracht. Diese Verbindung wird speziell in Bezug auf Rorty häufig als Vorwurf verwendet. Der Relativismus sei eine inkonsistente Position, die nicht-wünschenswerte Folgen für die Gesellschaft mit sich bringe und der Moral ihren besonderen Stellenwert absprechen wolle. Aus der Einordnung als Relativist folgte so meist eine Ablehnung von Rortys Ansichten. Allerdings lehnte Rorty selbst diese Einordnung stets ab. Die vorliegende Arbeit soll sich mit der Frage auseinandersetzen, ob Rortys Position vernünftigerweise als relativistische Position eingeordnet werden kann, oder ob diese Einordnung verworfen werden sollte. Da die genannte Einordnung, wie bereits angedeutet, als Vorwurf formuliert wurde, soll zudem die Frage behandelt werden, was für Rortys Werk davon abhängt, wenn die Einordnung Rortys als Relativist berechtigt wäre.
Dementsprechend soll zunächst vorgestellt werden, was der Begriff 'Relativismus' bedeutet. Daraufhin werden verschiedene Arten des Relativismus vorgestellt, die für die Analyse relevant sind. Da es keine allgemeine Definition des Relativismus beziehungsweise keinen "Relativismus simpliciter" gibt, kann sich diese Arbeit nur auf bestimmte Definitionen des Relativismus nach bestimmten Hauptquellen verlassen. Nach diesen Hauptquellen scheint eine Präsentation von moralischem Relativismus einerseits und epistemischem Relativismus andererseits sinnvoll. Dies stellt den ersten Teil dieser Arbeit dar. Dieser Teil ist in erster Linie begriffsanalytisch.
Der zweite Teil der Arbeit untersucht, ob die im ersten Teil erarbeitete Definition des Relativismus auf die Positionen Richard Rortys angewandt werden kann. Dazu werden zwei Formen vorgestellt, wie Rorty als Relativist eingeordnet werden könnte. In der ersten Form wird Rorty aufgrund verschiedener abgelehnter Thesen, die er sich mit dem Relativismus teilt, als 'Negativer Relativist' eingeordnet. Diese Form der Einordnung wird argumentativ verworfen. In der zweiten Form, die daraufhin vorgestellt wird, basiert auf einer bestimmten Lesart des relativistischen Strangs in Rortys Werk. Diese positiven Ansichten Rortys werden mit der vorherigen Definition des Relativismus abgeglichen.
Auf diese Betrachtungen folgt eine Untersuchung der Frage, was für Rortys Position davon abhängt, wenn er als Relativist eingeordnet würde. Neben verschiedenen Arten der Kritik, die dadurch von Relativismus-Kritik auch zu Rorty-Kritik werden könnte, soll vor allem auf die Inkohärenz von Rortys Werk aufmerksam gemacht werden, falls er ein Relativist ist.
Abschließend soll eine Perspektive auf Rortys Relativismus erarbeitet werden, nach der dieser Relativismus keine positive epistemische Theorie darstellt, sondern als Hinweis auf bestimmte Missstände der modernen Philosophie verstanden werden soll. Dieser zweite Teil der Arbeit ist in erster Linie argumentativ. Durch den Bezug auf verschiedene Autoren und aufgrund der speziellen Auslegung von Rortys Werk hat der Teil aber auch exegetische Elemente.