Empire Of The Sun
Für Luke Steele und Nick Littlemore stellen die Begriffe "Freizeit" und "Ausspannen" wohl so etwas wie Fremdworte dar. Bei einer derartigen Vielzahl an Bandprojekten und Kollaborationen, wie sie die beiden betreiben, kann am Ende des Tages eigentlich gar keine Luft mehr zum Durchschnaufen bleiben. Die zwei Australier stört das aber nicht.
Musiker und Produzent Littlemore spielt beim Dance-Duo Pnau, ist Mitglied der Elektro-Combo Teenager und eben auch bei Empire Of The Sun mit am Werk, ebenso wie Steele, der sich 2007 mit Littlemore zusammentut, um letztgenanntes Projekt ins Leben zu rufen. Ansonsten singt er bei der Alternative-Rock-Band The Sleepy Jackson, kollaboriert mit Silverchairs Daniel Johns unter dem Pseudonym Hathaway/Palmer, und, und, und ...
Empire Of The Sun benennen sich nach einem Roman von Sci-Fi-Autor J. G. Ballard, der 1987 von Steven Spielberg verfilmt wurde. Da der Plot während des Zweiten Weltkriegs im besetzten Schanghai spielt, ist für die beiden Kino-Maniacs klar, dass das Video zum LP-Titelsong "Walking On A Dream" ebenfalls in der chinesischen Metropole stattfinden muss. In Australien 2008 veröffentlicht und bereits ordentlich gehypt, erscheint das in Sydney aufgenommene Album hierzulande Anfang 2009.
Steele und Littlemore eint die Liebe zu kitschigen 80er-Tunes und verspulten Synthie-Klängen, weswegen man ihren Pop-Elektro-Mix gern mit MGMT vergleicht.
Obwohl Littlemore und Steele als Duo erst 2009 auf der Pop-Landkarte auftauchen, liegt ihre erste Kooperation viel weiter zurück. Leadsänger Steele erinnert sich: "Schon das erste Treffen im Jahre 2000 war kurios. Wir trafen uns in Darlinghurst. Luke war eine beeindruckende Erscheinung. Er hatte einen Koffer dabei, und ich fragte mich, was da wohl drin sei. Jedes Mal, wenn ich ihn sah, hatte er diesen Koffer dabei, und jedes Mal war etwas anderes darin, das war spannend."
2010, über ein Jahr nach der Album-Veröffentlichung, klettert der Song "We Are The People" plötzlich die Charts nach oben. Was war geschehen? Vodafone wählte die geschmeidige Nummer als Kampagnensong und Ende des Jahres landen Empire Of The Sun tatsächlich auf Platz eins der deutschen Single-Charts. Für über 300.000 verkaufte Exemplare erhält das Duo sogar eine Platin-Auszeichnung. Nicht schlecht für ein ehemaliges Spaßprojekt.
Das gibt ordentlich Schub. Drei Jahre später kommt mit "Ice On The Dune" der Nachfolger. Die Promophase gleicht einem perfiden Katz-und-Maus-Spiel. Immer wieder gibt es einzelne Kurzvideos voller mystischer Andeutungen zu sehen, ein Song vom Album ist ganz kurz zu hören. Mit "Alive" droppt die erste Single und entpuppt sich als großer Partyspaß. "Ice On The Dune" steht für überzuckerten Synthie-Pop mit eingängigen Melodien.
Für das 2016 erscheinende "Two Vines" gibt es keinerlei Promo-Firlefanz. Wie gewohnt kündigt eine Single ("High And Low") das Album an.
"Two Vines" stellt sich als der bisher feinste Longplayer der Australier heraus, überzeugen sie darauf doch mit einer großen Portion Harmonie und reduzierten Beats. Die sonst übliche Zuckerglasur lassen sie weg, dafür gibt es etwas komplexere Strukturen.
Littlemore erklärt im Interview: "Die Drums runterfahren und die Musik in den Vordergrund stellen und auf Harmonien, Lyrics und Instrumente konzentrieren. Das Ziel war, etwas zu kreieren, das genauso wunderschön ist wie die Natur selbst. Natürlich verwenden wir Technologie, aber wir haben viel mit Instrumenten und echten Musikern gearbeitet. In dieser Welt gibt es so viel Bezauberndes, so viel Majestätisches, so viel Magisches, und dies alles wollte ich auf diese Platte bringen."
Singles wie "Way To Go" floppen zwar kommerziell, lassen sich aber Jahre später immer noch als zeitlose Electro-Nuggets hören. In der Folge arbeitet Nick Littlemore mit Groove Armada und erscheint als Feature-Gast auf zwei Tracks von deren "Edge Of The Horizon" (2020). Ein Jahr später vollführt er mit Pnau-Kollege Peter, Dua Lipa und Elton John einen äußerst eingängigen Remix aus vier Elton-Klassikern, die als "Cold Heart (Pnau Remix)" weltweit reüssieren.
Luke Steele landet im Frühjahr 2022 auf Rang 46 der österreichischen Charts mit dem Mini-Album "Listen To The Water". Im Titelsong fragt er "Why are the people so aggressive?". Auf den meisten Tracks kommt eine Pedal Steel zum Einsatz, was dem Werk eine interessante Klangfarbe und Aura verleiht. Luke läuft in den neonfarbenen Musikvideos mit Akustikgitarre um den Hals durch die Natur. Die Platte ist insgesamt ein ruhiges Songwriter-Werk.
Als Empire Of The Sun kehrt das Duo 2024 wieder auf "Ask That God" zurück. Die Rezeptur bleibt im Wesentlichen gleich: Leicht verdaulicher Dream-/Synth-Pop. Mit einem gewissen Hang zur Übertreibung und der extraterrestrischen Außendarstellung fällt das Projekt im Pop-Einerlei angenehm aus dem Rahmen.
© Laut
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