Friendly Fires
Kann eingebettete Kriegsberichterstattung Menschen tatsächlich zu Rock-infizierter Disco-Mucke inspirieren? Yes, kann sie! Zumindest schlagen die englischen Friendly Fires namensbedingt einen Bogen vom irrtümlichen Beschuss der eigenen Kollegen hin zum mutwilligen Kollateralschaden auf der Tanzfläche.
Die drei jungen Hüpfer Ed Macfarlane (Gesang und Keyboards), Edd Gibson (Gitarre) und Jack Savidge (Drums) leben lieber ungewöhnlich, was sich auch in ihrem eigenwilligen Soundgebräu aus Disco-orientiertem Indie-Pop mit impliziertem Ja zum Rock widerspiegelt. Klingt konfus, geht aber tierisch in die Beine. So ist es auch eher die Ausnahme, dass eine Elektro-Band mit Schlagzeug und Percussions gleich zwei Instrumente live besetzt, die normalerweise Chefsache von Kommissar Computer sind.
Angefangen hat alles in der geschichtsträchtigen englischen Klosterstadt St. Albans, Herfordshire. Drei 14-jährige Schulfreunde gründen eine Post-Hardcore Band und lärmen sich kollektiv durch die Pubertät. An der Universität angekommen entwickeln Ed, Jack und Edd sechs Jahre später einen unbändigen Hunger nach Dance Musik, Shoegaze und klassischem Pop-Songwriting.
Ende 2006 vertonen sie diese Interessen erstmals auf der EP "Photobooth" und legen aufgrund der immensen Nachfrage der zappel-affinen Kundschaft im darauffolgenden Sommer die EP "Cross The Line" nach. Die Single
"Paris" vom selbstbetitelten Debütalbum wird 2008 dank stylischem Video ein veritabler Hit, der auch die Kollegen von Interpol weich kocht. Die New Yorker nehmen die Friendly Fires prompt als Support-Act mit auf ihre UK-Tour, was das Trio in der Heimat noch weiter nach vorne bringt.
Das britische Indielabel XL-Recordings kümmert sich neben der physischen Version von Radioheads In Rainbows nun auch um die Belange von Friendly Fires. Marketingtechnisch spielt die Band bald in der ersten Liga mit. Ihr Smasher "On Board" lieferte in Nordamerika den Soundtrack zur TV-Werbekampagne für die Nintendo Konsole Wii. Zusätzlich war der Song im Trailer zum Playstation 2 Spiel "Gran Turismo 5" zu hören.
Die Einflüsse von Prince hört man ebenso heraus wie Carl Craig oder das Kölner Techno-Label Kompakt. Friendly Fires sympathisieren offen mit komplexen Rhythmus-Strukturen. Ein wilder Groove mit eingängiger Hookline, elektronische Einsprengsel und die eindeutige Absicht, den Hörer tanzen zu sehen, treffen auf vielseitigen Pop-Gesang, der gerne auch im A-ha-Stil die Ohren verklebt.
Trotz aller Elektronik hat man nicht unbedingt den Eindruck, es mit einem prototypischen Elektro-Act zu tun zu haben. Friendly Fires lassen unterschwellig stets diesen versauten Rock-Gestus mitschwingen, mit dem sie im Stroboskop beblitzten Ernstfall keine Gefangenen machen.
© Laut
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