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SEAN PRICE

Gleichgültigkeit, Überheblichkeit und Liebe zum Spiel - nicht unbedingt die beste Formel für den großen Erfolg im Hip Hop-Zirkus. Sean Price beweist jedoch seit geraumer Zeit, dass diese Rechnung für Liebhaber des Kopfnickens um so besser aufgehen kann. Seit über einer Dekade tütet das Brooklyn-Schwergewicht den heißen New York-Scheiß ein. Zwar ohne großen kommerziellen Erfolg, aber für eine kleine Fanbasis, die ihn für jede noch so überhebliche Punchline feiert. Unter dem Bühnennamen Ruck ist Sean Price Gründungsmitglied der Crew Fab 5, die Mitte der Neunziger Jahre bei Duck Down Records unterkommt und als Teil der Boot Camp Clik dem New Yorker-Rap der "Illmatic"-Ära eine weitere Fassade gibt: mit Bass-Lines, Reggae-Elementen und heftigem Underground-Rap in Timberland Boots und Army-Parka. Mit seinem Partner Rock formiert sich Sean Price zum Duo Heltah Skeltah, das 1995 auf Smif-N-Wessuns Klassiker "Dah Shinin'" debütiert. Zwei Jahre zuvor hatten Black Moon - der Zusammenschluss von Rapper Buckshot und dem Produzenten-Team Da Beatminerz - mit "Enta Da Stage" die Bühne für diesen Sound freigemacht. Manche sehen in diesem ersten Boot Camp Clik-Produkt gar den Grundstein für vieles, was danach kommen soll: etwa Wu-Tangs "36 Chambers" oder Biggies "Ready To Die". Fakt bleibt, dass Duck Down Records mit ihren Independent-Label-Strukturen Pionierarbeit leisten. Sie werden zwar nicht vom großen Erfolg verwöhnt, erarbeiten sich jedoch eine stattliche Fanbasis, die mit der Posse aus Brooklyn durch dick und dünn geht. Ein Unterfangen, das beim Heltah Skeltah-Debüt "Nocturnal" (1996) noch leicht fällt. Der kompromisslose New York-Sound beschert Ruck und Rock 250.000 verkaufte Platten. Weit weniger macht "Magnum Force" (1998) - die Beatminerz haben auf die Produktion keinen Einfluss mehr, ein eingängigerer Live-Sound ersetzt die düsteren Beat-Gerüste. Die Straße munkelt, dass der ausbleibende kommerzielle Erfolg zum Bruch von Heltah Skeltah führe. Rock kehrt Duck Down komplett den Rücken und arbeitet an seinem Comeback bei Lethal Records, dem Label von Limp Bizkits DJ Lethal. Wie sich später herausstellt, die falsche Entscheidung. Ruck aka Sean Price bleibt Duck Down treu und taucht auf den weiteren spärlichen Veröffentlichungen der Brooklyn-Crew auf. Alle Schaltjahre eine 12" zu veröffentlichen, ernährt die Familie jedoch nicht. Auch wenn dabei so grandiose Songs wie "Don't Say Shit To Ruck" (2001) herauskommen. Deswegen geht es für Sean Price zurück auf die Straße: "Get Your Hustle On" mal wieder - ein wenig Drogen dealen, Handys verchecken, stets mit dem Ziel vor Augen, die Solokarriere zu starten. Kein leichtes Unterfangen, besonders als Duck Down ihren Distributions-Deal mit Priority verlieren. Eine Zeit, die Sean Price auf seinem Solo-Debüt im vielsagenden Track "The Brokest Rapper You Know" beschreibt. Das Label darbt vor sich hin. Im neuen Jahrtausend kommt der wegweisende Hip Hop eben nicht mehr zwingend aus Brooklyn. Fiffty pusht Ende 2002 Queens ins Rampenlicht und wirft dicke Schatten auf die Veröffentlichung vom mediokren Boot Camp Clik-Album "The Chosen Few". 2004 fängt sich Duck Down Records wieder und kündigt die Rückkehr ins Spiel an, ohne jemals richtig weg gewesen zu sein. Nach der Veröffentlichung von Sean Prices Mixtape "Donkey Sean Jr." setzt das Label die Rap-Welt darüber in Kenntnis, mit ihrem Tripple Threat zurückzukehren. Die Idee: drei Alben-Releases in wenigen Monaten, um Duck Down wieder in die Köpfe der Heads zu bekommen. Den Anfang macht Sean Price mit "Monkey Barz", einem Debütalbum, dessen Protagonist bereits eine Dekade Rap-Musik auf dem Buckel hat. Es folgen Buckshots Kollaboration mit Little Brother-Produzent 9th Wonder ("Chemistry") und Smif-N-Wessuns drittem Longplayer "Reloaded". "Monkey Barz" sorgt bei weitem für die dickste Furore. Die Source und allhiphop.com preisen es als "Best Independent Record" des Jahres, Sean Price ist auf einmal der neue Star am Underground-Himmel. Wobei 'neu' so gar nicht passen mag ... Auf Beats von 9th Wonder und Khrysis - es hat sich mittlerweile eine ernste Geschäftsbeziehung zwischen Duck Down und der Justus League entwickelt - nölt Sean P gekonnt nonchalant seine Raps runter und zeigt seine ganze Erfahrung am Mic. Der Erfolg bleibt einmal mehr überschaubar, aber dank überschwänglicher Kritiken muss sich Sean Price zumindest nicht mehr auf (halb-)illegale Nebengeschäfte verlassen. Nach "Monkey Barz" kann sich "The Brokest Rapper You Know" mit etlichen Gastauftritten auf der ganzen Welt ganz ordentlich über Wasser halten. Das nötige Ego war ja sowieso auch schon immer da. So verwundert es auch nicht, dass P Anfang 2007 ein neues Album mit dem Titel "Jesus Price Supastar" veröffentlicht. Dort trieft die Überheblichkeit aus allen Löchern. Sean Price macht wieder ordentlich auf dicke Hose und schließt somit perfekt an die Qualität von "Monkey Barz" an. Nicht die einzige freudige Nachricht für die wahren Boot Camp Clik-Fans. Mit Freude durften die Heads bereits im Vorjahr das wiedervereinte Duo Heltah Skeltah auf Live-Tour durch die hiesigen Lande erleben. Das junge Jahr 2009 birgt eine weitere Überraschung: Sean Price lässt die Welt wissen, er habe sich mit den Detroiter Kollegen Black Milk und Guilty Simpson zur Supergroup Random Axe verbrüdert. Bei Untergrund-Rap-Heads regiert Begeisterung - die allerdings auf eine harte Probe gestellt wird. Das Trio entlässt "Monster Babies" in den Äther. Das wars dann aber, für Monate. Erst im Sommer 2011 erscheint das versprochene Debüt-Album, ebenfalls unter dem Titel "Random Axe". Manchmal gehts eben nicht so schnell. ... und manchmal geht es schneller: Anfang August erschüttert die Nachricht von Sean Price' Tod seine Fans. US-amerikanische Medien zitieren ein Statement seines Sprechers: "Schweren Herzens bestätigt Duck Down die traurige Nachricht, dass Sean Price am Samstag, dem 8. August 2015 in den frühen Morgenstunden in seinem Appartment in Brooklyn gestorben ist." Die Todesursache ist zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt, der 43-Jährige soll im Schlaf gestorben sein. Er hinterlässt seine Ehefrau und drei Kinder.
© Laut

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