Unkle
UNKLE ist in erster Linie das Projekt von James Lavelle. Der Brite kommt 1974 in Oxford zur Welt und saugt schon in jungen Jahren Musik sämtlicher Stilrichtungen wie ein Schwamm in sich auf.
Fasziniert vom Sound von Stevie Wonder, Deep Purple, Afrika Bambaataa und dem losen Wild Bunch-Verbund aus Bristol beginnt James bald, sich mit Platten einzudecken. Als er mit 15 zum ersten Mal bei einer Party auflegt, verdient er gleich genug Geld, um sich eigene Turntables zu leisten. Als Oxford zu klein wird geht Lavelle nach London, wo er im Bluebird Recordstore zu arbeiten beginnt.
Seine Spürnase für neue, erfolgreiche Musik erweist sich als so gut, dass bald das Magazin "Straight No Chaser" bei ihm anklopft und ihn bittet, für sie den Stift zu schwingen. Bereits mit 16 beginnt Lavelle, Clubnächte zu veranstalten; einige Zeit später kommt er auf den Gedanken, sein eigenes Plattenlabel zu gründen. Er leiht sich Geld von einem Freund leiht, im Jahr 1993 - Lavelle ist da gerade 19 Jahre alt - erblickt Mo' Wax das Licht der Welt.
Nach der Gründung ruft Lavelle als erstes seine Lieblingskünstler an, um sie zu verpflichten. Zum einen ist das Mark Nishita, der Mann, der bei den Beastie Boys am Keyboard sitzt, zum anderen Josh Davis, besser bekannt unter dem Namen DJ Shadow. Shadow veröffentlicht seine Single "In/Flux" auf Mo' Wax, die Erfolgsgeschichte des Labels beginnt.
Nach nur einem Jahr bietet London Records einen Vertrag in Höhe von 25.000 Pfund an, um mit Mo' Wax zusammen zu arbeiten, doch Lavelle lehnt ab. Ein Jahr später klopft A&M Records an die Tür. Diesmal stimmt Lavelle einer Kooperation zu. Die Vertragssumme: 350.000 Pfund!
Nun beginnen auch DJ Shadow und Lavelle mit der gemeinsamen Arbeit. Unter dem Namen UNKLE tüfteln sie bereits Mitte der 90er erste Ideen für Songs aus. Beide Musiker sind vollkommen Vinyl-besessen und reizen die Möglichkeiten, mit Samples zu arbeiten, bis zum Letzten aus.
Da jedoch keiner von ihnen singen kann und vor allem Lavelle auch Live-Musiker auf seiner Platte haben möchte, setzen sich die beiden mit den verschiedensten Künstlern in Verbindung. Die Gästeliste ihres Albums liest sich dann wie das Who Is Who der damaligen britischen Musikszene: Thom Yorke, Richard Ashcroft, Ian Brown, Badly Drawn Boy und Mark Hollis sind auf dem Debüt-Album zu hören. Außerdem wirken Mike D von den Beastie Boys und Jason Newsted von Metallica mit.
Die Arbeiten am Album dauern jedoch ewig. Shadow und Lavelle schreiben sämtliche Stücke einige Male um und beginnen immer wieder von vorne. Nach drei langen Jahren erscheint das sehnsüchtig erwartete Werk "Psyence Fiction" schließlich 1998 und schießt direkt auf Platz vier der britischen Charts.
Schnell zählen UNKLE im Vereinigten Königreich zum heißesten Scheiß des Jahres. Die Tournee bringt dagegen unterschiedliche Meinungen hervor, da logischerweise keiner der Gaststars live mit dabei ist, sondern einzig Lavelle durch die Lande zieht. Selbst DJ Shadow bleibt lieber zu Hause und erklärt, dass er in Zukunft wieder seine eigenen Sachen machen möchte.
Es erscheint noch die euphorisch aufgenommene Single "Be There", danach wird es ruhig um die Band. Während DJ Shadow an seinem nächsten Soloalbum arbeitet, kümmert sich Lavelle wieder verstärkt um sein Label und reist als DJ um die Welt. Den Gedanken, UNKLE weiterzuführen, hat er jedoch stets im Hinterkopf.
2002 tauchen bereits Namen und erste Gerüchte um ein neues Album auf. Zunächst sollten wieder die alten Bekannten dabei sein, doch dann will Lavelle dem Ganzen einen festeren Bandcharakter verpassen. Daher muss Richard File, ein enger Freund Lavelles, das Singen lernen. Die Arbeiten am Album ziehen sich derweil in bekannter Weise hin.
Im Herbst 2003 ist es dann soweit: "Never, Never, Land" kommt in die Läden. Stargäste diesmal: Massive Attacks 3D, Jarvis Cocker, Brian Eno und Josh Homme von den Queens Of The Stone Age.
Mit "Big Brother Is Watching You" (2004) und der Vier-CD-Box "Self Defence" (2006) erfährt UNKLE jede Menge Remix-Ehren, zwischendurch veröffentlicht Lavelle mit "Edit Music For A Film" (2005) seine Bearbeitungen berühmter Filmmusiken von Stanley Kubrick, David Lynch, Quentin Tarantino, George Lucas und anderen.
"Wenn man die erste Platte als UNKLE meets Hip Hop bezeichnet und die zweite als UNKLE meets Electronic, dann ist diese hier UNKLE meets Rock", so Bandchef Lavelle 2007 in Interviews über sein neuestes Werk "War Stories". Diese Definition unterstreicht alleine schon der Name des Produzenten: Chris Goss (Masters Of Reality), ein mit allen wichtigen Wüstenrock-Musikern bekannter Mann.
So verwundert es nicht, dass auf dem Album, das auf Lavelles eigenem Label Surrender All erscheint, erneut QOTSA-Chef Josh Homme ("Restless") auf einem Song vertreten ist. Darüber hinaus konnten Lavelle und Richard File für ihr größtenteils live eingespieltes Werk The Cult-Sänger Ian Astbury ("Burn My Shadow"), Gavin Clark von Clayhill, The Duke Spirit, Autolux, Massive Attacks 3D, Geordie White aka Twiggy Ramirez, Psychonauts' Pablo Clements, Nada Surf-Mann Matthew Caws und Eagles Of Death Metal-Gitarrist Dave Catching verpflichten.
"War Stories" wurde sowohl in Lavelles Londoner Studio als auch auf Catchings Rancho De La Luna in Joshua Tree in Kalifornien aufgenommen, wo auch schon die Queens ihre Kultsongs veredelten. Das Cover-Artwork besorgt 3D. Kurz vor ihrer geplanten Australien-Tour wird im Januar 2008 überraschend bekannt, dass Richard File fortan nicht mehr im UNKLE-Team dabei ist. Stattdessen will er sich verstärkt um sein Projekt We Fell To Earth kümmern.
Lavelle führt die Marke zwischenzeitlich im Verbund mit Joel Cadbury weiter, dessen Band South einst bei seinem Label Mo'Wax unter Vertrag war, bevor er anlässlich des 2010er-Releases "Where Did The Night Fall" Pablo Clements (Psychonauts) als neuen zweiten Mann an seiner Seite präsentiert.
Im Anschluss wird es wieder etwas stiller um Lavelles Projekt. Für das Videospiel "God Of Light" steuern UNKLE 2011 einen Song bei. Die Credits listen Charlie May aka DJ Spooky als Mitkomponisten auf. Neues Material erscheint erst wieder 2016 mit "Cowboys Or Indians". Jenes ist auch auf dem 2017er-Album "The Road: Part 1" vertreten. 2019 folgt mit "The Road: Part 2 / Lost Highway" ein abwechslungsreicher Nachfolger, der durch das gesamte Sound-Universum des Projektes führt, das James mittlerweile wieder alleine betreibt. Er bleibt somit sich und seiner Musik auf angenehme Weise treu.
© Laut
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