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King Von

Es wäre so schön, keine posthumen Portraits mehr schreiben zu müssen. Vor allem, wenn es um einen Rapper wie King Von geht, der die düsteren Omen um seinen Namen als allererster gesehen und gelesen hat. King Von ist das Zugpferd der neuen Generation des Chicago-Drills, ein selbsternannter Dämon, der von Kindesbeinen so tief involviert in Gang-Gewalt seiner Stadt war, dass sich große Teile seiner eigenen Songs darum drehen, dass seine Zeit auf Erden wohl limitiert sein würde. Dabei wächst er gemeinsam mit Lil Durk auf, dem wohl prominentesten Mitglied der Subkultur neben Chief Keef selbst. Er verfolgt dessen Durchbruch als Freund und Vertrauter, während er selbst seit seinem 16. Lebensjahr beschäftigt ist, in und aus dem Gefängnis zu gehen. Erst 2014, als er dem Knast nach einem besonders schweren Mordvorwurf gerade so entrinnen kann, wendet er sich ebenfalls dem Rappen zu und assistiert Durk hier und da auf dessen Singles. 2018 soll jedoch erst das Jahr sein, in dem King Von sich selbst vom Schatten seiner Kindheitsfreunde absetzen kann. "Crazy Story" heißt der Song, der ihm Viral-Erfolg auch außerhalb der Chicago-Bubble sichert – und der Rapper expandiert von dort an weiter und weiter. Trotzdem lässt er nicht ganz ab von der Kultur seiner Heimat, rappt immer wieder über seine privaten Fehden und disst nicht zuletzt auch tote Gegner in seinen Songs. Sein Disrespekt und seine Haltung der Unantastbarkeit zeichnen ihn für seine Fans aus, lassen aber auch seine Songs zunehmend paranoid klingen. 2019 und 2020 veröffentlicht er mit "Grandson" und "LeVon James" zwei Mixtapes, die sein Profil endgültig auf den nationalen Radar bringen. Unter Vertrag bei Only The Family und Empire gehen seine Klicks durch die Decke, "Crazy Story 2" mit Lil Durk bringt ihn sogar in die Bubbling Under-Sektion der Billboard-Charts. Keine Frage also, dass Von einiges an Potential zugeschrieben wird, der inzwischen in Atlanta versucht, den Geistern lebend zu entkommen, die er gerufen hat. Sein ersehntes Debütalbum "Welcome To The O'Block" erscheint im Oktober 2020 und enthält mehrere hochrangige Kollaborationen, unter anderem Polo G und Fivio Foreign. Leider kann Von die Früchte dieser Arbeit nicht ernten. Kaum eine Woche später wird der Rapper mit 26 Jahren auf einem Parkplatz in Atlanta erschossen. Eine Tragödie, wie sie bitterer nicht sein könnte. Hört man seine Musik, spürt man, dass er selbst wohl am wenigsten überrascht von diesem Ergebnis sein dürfte. Insbesondere sein abschließendes Album dreht sich so sehr um die Konsequenzen seines Lebensstils, dass seine Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod schon gar keine Eventualität mehr zu sein scheint, sondern nur noch ein sich aufschiebendes Ereignis. Es ernüchtert, einen Rapper zu sehen, der so komplett in der Spirale der Gewalt existiert hat, dass ein anderes Ende ihm nicht einmal mehr wie eine Option vorkam. Es fällt schwer, eine Antwort anzubieten, wie man mit seinem Erbe umgehen sollte, sei es als Hörer oder Fan. Nichtsdestotrotz hilft es wohl dennoch nicht, nun die Augen vor den Umständen zu verschließen, die dieses Schicksal herbeigeführt haben. Vor allem dann nicht, wenn der ganze Körper seiner Arbeit daraus besteht, die Umstände dieser Realität für die Außenwelt aufzuzeichnen.
© Laut

Diskografie

30 Album, -en • Geordnet nach Bestseller

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