Friedhof der Drachen
Von Rolf Michael und Finisia Moschiano
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Über dieses E-Book
Seine Knochen werden einst das werden, was auch die anderen Skelette der dort ruhenden Drachen sind. Schimmernd weiße Steine, die von den Menschen der Welt „Diamanten" genannt werden. Doch bisher ist es niemandem gelungen, diese Insel zu finden, oder sie lebendig zu verlassen. Denn das Feuer von Ashavar, des weißen Wächterdrachen, hat jedes Schiff vernichtet, das es wagte, die geheimnisvolle und von Diamantknochen übersäte Toteninsel anzusteuern.
Doch in seinem schwarzen Turm in Salassar erkennt der verkrüppelte Schwarz-Zauberer Soodur, dass diese für alle Welt tödlichen Drachenfeuer für ihn, durch den Zauber des Phönix, die Heilung bedeuten kann. Er zögert nicht, Sina, die beste Diebin von Salassar und ihre Freunde, den Abenteurer Ferrol und den Magier Churasis herbeizuholen und mit seinen Zauberkräften zu zwingen, die Reise zur Toteninsel der Drachen anzutreten, um ihm dieses Drachenfeuer zu beschaffen.
Aber der Kapitän und die Mannschaft des Schiffes, auf dem die drei Freunde von Salassar fahren, haben ihre eigenen Pläne. Sie gieren nach den Diamantknochen der Drachen. Und so stehen Sina, Ferrol und Churasis zwischen den gezückten Schwertern der Piraten und dem Feuer des Wächterdrachens, der jedes menschliche Leben auf der Toteninsel vernichten will.
Auch Sina, Ferrol und Churasis wurden von den damaligen Lesern in die Liste der zehn beliebtesten Figuren der Serie gewählt. An erster Stelle der Beliebtheitsskala stand jedoch Samyacundar, auch genannt Samy, der kleine Drache ...
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Buchvorschau
Friedhof der Drachen - Rolf Michael
Drei Schwerter für Salassar
Friedhof der Drachen
Band 4
von
Rolf Michael
Fantasy
Mondschein Corona – Verlag
Bei uns fühlen sich alle Genres zu Hause.
Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
1. Auflage
Erstauflage Oktober 2016
© 2016 für die Ausgabe Mondschein Corona
Verlag, Plochingen
Alle Rechte vorbehalten
Autor: Rolf Michael
Lektorat/Korrektorat: Mia Koch
Grafikdesigner: Finisia Moschiano
Buchgestaltung: Finisia Moschiano
Umschlaggestaltung: Finisia Moschiano
ISBN: 978-3-96068-045-1
© Die Rechte des Textes liegen beim
Autor und Verlag
Mondschein Corona Verlag
Finisia Moschiano und Michael Kruschina GbR
Teckstraße 26
73207 Plochingen
www.mondschein-corona.de
Inhaltsverzeichnis
0.1 Der Herr vom Dunklen Turm
1. Diebe, Prügel und Küchenzauber
2. Kamele und Seefalken
3. Die Fahrt des Seefalken
4. Freunde des Drachen-Volkes
5. Insel der Verfluchten
0.1 Der Herr vom Dunklen Turm
Der blaugrüne Teppich des Meeres schien kein Ende nehmen zu wollen. Weiße Kämme schäumender Gischt ritten auf den Wogen wie die hellen Krieger des Elfenvolkes auf ihren Sturmadlern. In stetiger Bewegung bildeten sich Berge des nassen Elements, um sofort wieder in tiefe Wogen-Täler hinab zu stürzen.
Mit mächtigen Flügelschlägen glitt ein gewaltiger Drachen, in dessen Schuppen sich alle Farben des Regenbogens spiegelten, über Oceanas aufgewühltes Element hinweg.
Doch unter dem Wasserspiegel lag eine schweigende, gnadenlose Welt, in der Lebewesen geboren wurden, um anderen zum Fraß zu dienen. Eine Welt, die für Dhaytor, den Drachen, den Tod bedeutete, wenn seine Kräfte versagten und er in die Fluten hinab stürzte. Er kannte die gezackten Rückenflossen der Myrdocks, der grässlichen Raubfische des Südmeeres. Doch hier hatten sie fast die Größe der Gigantenwale der Eismeere und ihre Rachen waren mit dolchartigen Zähnen bewehrt. Auch der feste Hornschuppenpanzer eines Drachen hielt den tödlichen Gebissen der Myrdocks auf die Dauer nicht stand.
Schwer spürte Dhaytor, der alte Drachenvater, die Todeswunde.
Dort, wo an der Unterseite seines schlangengleichen Halses die Schuppen nicht so fest waren wie auf seinem Rückenpanzer, war ihm das Schwert Rasakos, des Drachenlords, ins Leben gefahren. Zwar hatten Zauberkräfte die Wunde geschlossen und verhinderten, dass Daytors Leben mit seinem Blut ausfloss. Doch es war nur eine Frage der Zeit, wann sich der Schatten über ihn senkte.
Der Schatten!
Das war der Name des Todes in der Adamantenwelt. Der Gott, der keinen Namen hatte. Jedenfalls keinen, den man wagen sollte, auszusprechen. Denn wer den Namen des Todes aussprach – dem erschien er, um ihn mit sich zu nehmen.
Dhaytor wusste, dass er diesem Tode geweiht war und es keine Rettung für ihn gab. Doch er wollte an jenem Platz sterben, zu dem alle seines Geschlechts hingingen, wenn sie spürten, dass sich der Schatten über sie herab senkte.
Daytor, der uralte Vater des Geschlechts, folgte einer Straße der Lüfte, die niemals von einem Drachen bezeichnet worden war. Doch jeder wusste, dass er diese Straße finden würde, wenn die Zeit des Todes für ihn herannahte. Der sterbende Drachenvater wusste, dass er sich auf dem Weg von seinen inneren Gefühlen leiten lassen musste.
Denn diesen Ort, zu dem es ihn wie ein innerer Zwang zog, hatte auch Dhaytor, obwohl er fast so alt war, wie die Welt selbst, noch niemals betreten.
Es war ein Ort, wo man nicht lebte, sondern starb.
Eine Insel der Legenden.
Saronai!
Die Toteninsel der Drachen ...
***
Die Wände des hochgewölbten Gemaches waren mit Teppichen aus blauschwarzem Samt verhängt.
Kunstvolle Hände hatten mit dünnen Gold- und Silberfäden geheime Zeichen und Symbole in den kostbaren Stoff gestickt. Dazu waren verschiedene Juwelensteine und Kristalle in den Stoff eingenäht, die mit ihren Energien die Zauberkraft der verbotenen Magie stärkten. In den abstrakt wirkenden Mustern der Wandteppiche erkannte nur der Kundige die Symbole einer geheimen Zauberkunst.
Mitten im Raum hingen, von unsichtbaren Händen gehalten, zwei transparente Kugeln von der Größe eines menschlichen Schädels. Unwirkliches Feuer, das aus ihnen versprühte, konnte mit dem Licht des Tages wetteifern.
Die beiden Lichtkugeln spendeten Helligkeit für den Mann, der in der Mitte des Raumes in einem mächtigen Sessel aus rötlichem Rosenholz saß. Unsichtbare Kräfte einer absurden Magie sorgten dafür, dass sich die Polster jeder Bewegung seiner verkrüppelten Gestalt anpassten.
Das Holzgestell war mit Schnitzereien übersät, in denen sich verschlungene Symbole einer verfluchten, schwarzen Zauberkunst bildeten. Die Füße des Sessels waren wie die Eruptionen eines ausbrechenden Vulkans geschaffen und die Feuer der Tiefe schienen zu den Postern herauf zu lodern.
Ein Thron, der eines gewaltigen Königs würdig war.
Und der Mann, der darauf saß, war ein König.
Und auf seine Art mächtiger als alle Herrscher, die über die Länder und Reiche von Chrysalitas geboten.
Ein König, der zwar nicht über Leben herrschte, doch die grauenvollen Kreaturen aus Sphären jenseits aller Vorstellungskraft, sie beugten sich vor seiner unsichtbaren Krone und duckten sich unter seinem Zepter.
Soduur, der schwarze Magier von Salassar, war ein König der Magie und aller bekannten dunklen Zauberkünste.
Niemand wusste genau, wie mächtig Soduur tatsächlich war. Denn nur selten mischte er sich in Dinge ein, die außerhalb seines schwarzen Turmes im Norden von Salassar geschahen. Doch wenn der Schwarzzauberer seinen Schatten erhob, dann kroch die Furcht durch die Stadt am Südufer der Chrysalischen See. Flüsternd wurden schreckliche Dinge erzählt, die Soduur in fernster Vergangenheit getan hatte.
Obwohl es um den alten Schwarzmagier sehr still geworden war, wirkte seine Macht. Eine Macht, die in der Angst vor seinen geheimen Kräften lag.
Soodur nahm keine Schüler an und seine Kunst und sein Wissen würden mit ihm sterben. Denn es wurde erzählt, dass die Bücher, aus denen er sein Wissen schöpfte, von denen einige aus den längst vergangenen Tagen stammten, als das verfluchte Hexenreich von Szylamar die Adamanten-Welt tyrannisierte. Mit seinem Leben aber würde das Wissen um die Schwarzzauberei aus der Welt Chrysalitas endgültig verschwinden.
Es wurde gemunkelt, dass Soduur einst einem Zirkel der Mächtigen angehört hatte, die man die »Herren vom Kreis des Regenbogens« nannte. Ein Zusammenschluss der mächtigsten weißen Magier aus allen Teilen von Chrysalitas. Ihr Zusammenschluss bildet einen magischen Gegenpol gegen die Macht des Hexenköngs von Szylamar.
Der geballten Zauberkraft dieses Zirkels gelang es schließlich, in einem gewaltigen Ringen der Kräfte des Geistes die Macht des Hexenkönigs zu brechen. Und Nijinjaczora, die Zitadelle der Grausamkeit, versank, mitsamt seinem mit einem Fluch sterbenden Herrscher, und verschwand in den Tiefen der Erde.
Eine gewaltige Beschwörung, nach der mehrere der Weißmagier erschöpft zusammenbrachen, ließ gewaltige Mengen Wasser aus dem unendlichen Ozean, der die bekannte Landmasse von Chysalitas bildete, zu einer gigantischen Wolke werden. Eine Wolke, die sich dort ausregnete, wo einst die Zitadelle Nijinjaczora gestanden hatte, von deren Garadia-Turm aus der Hexenkönig Szylamar beherrschte und Chrysalitas tyrannisierte.
Durch diesen gewaltigen Regen aber entstand im Zentrum von Chrysalitas, wo einst das Reich von Szylamar wie eine Spinne im Netz die Adamanten-Welt terrorisierte, die Chrysalische See. Wasser und Erde ließen das verfluchte Hexenreich für immer vor den Augen der Sterblichen und der Götter verschwinden.
Die Priester Dhasors wollten wissen, dass Soduur in jenen Tagen einer der mächtigsten Meister der weißen Magie gewesen war. Doch konnte er den Drang seines Wissensdurstes nicht beherrschen. Es gelang ihm, heimlich einige der Schriftrollen aus der Bibliothek von Nijinjaczora an sich zu nehmen, bevor die Zitadelle der Grausamkeit in den Fluten der Chysalischen See versank.
So aber setzen sich der Fluch und das Erbe des Hexenreiches von Szylamar in der Welt fort. Denn beim Studium der Schriften aus der verbotenen Bibliothek gewannen die unheimlichen Minuskeln der verbotenen Schriften Macht über Soduurs Geist. Und so verfiel er, ein Fürst der weißen Magier, den dunklen Zauberkünsten.
Soduur war weder schön noch hässlich zu nennen. Das schwarze Gewand, das er trug, war einfach geschnitten, völlig schmucklos und mit einem silbernen Strick um die Hüften zusammengebunden. Über dem fast kahlen Schädel, den nur ein silberner Kranz dünner, bis auf die Schultern herabfallender Haare umgab, trug er fast ständig eine Kapuze, durch die sein bleiches, eingefallenes Gesicht stets im Halbschatten lag.
Soduurs Alter ließ sich schwer abschätzen. Schon, als Szylamar unterging, war er kein Jüngling mehr. Demnach musste Soduur mehrere Hundert, vielleicht sogar auch über tausend Jahre alt sein. Doch das ist bei einem Meister der Schwarzen Magie, der sich auf jede Art lebensverlängernder Tränke und Tinkturen versteht, keine Seltenheit.
Die gelben Zahnstummel in Soduurs rissigen Mund schienen einem Toten zu gehören. Das zerfurchte, blasse Gesicht war das eines Philosophen, der nach einem erfüllten Leben in seinen letzten Tagen endlich die Erkenntnis der Wahrheit gefunden hat. Aber in seinen grauschwarzen Augen sprühten das Feuer und die Leidenschaft der Jugend.
Obwohl er einer der mächtigsten Magier von Chrysalitas war, vielleicht sogar der Mächtigste überhaupt, seit sich der Letzte seines Zirkels zum Sterben niedergelegt hatte, konnte man Soduur nicht glücklich nennen. Denn ein grässliches Schicksal zwang den uralten Mann, seine Tage in einem bequemen, aber für ihn dennoch fast unerträglichen Sessel zu verbringen.
Es mochte etwas mehr als zehn Jahre her sein. In einem Augenblick der Schwäche hatten seine Feinde Gewalt über Soduur gewonnen und ihn überwältigt. Und weil er ihnen nicht sagte, was sie wissen wollten, hatten sie sein Körper zerstört. Die einst hochgewachsene, majestätische Gestalt des Zauberers war zerbrochen worden.
Zerbrochen auf der Folterbank in den Verliesen der Zitadelle von Salassar.
Und wenige Monde später, so steht in den alten Annalen der Stadt geschrieben, starb Gerunio, der damalige Oberherr der Stadt, einen grausigen und qualvollen Tod. In den Schriften ist zu lesen, dass ein fingerlanger, weißer Wurm aus dem Mund des Gerunio gekrochen war, als er seinen Geist aufgegeben hatte. Und jeder in der Stadt wusste, dass dieser Wurm Soduurs Rache vollendete.
Zum Oberherrn der Stadt wurde in jedem Jahr der reichste Kaufmann gewählt. Und Gerunio, der Prächtige, hatte dieses Amt viele Jahre innegehabt. Nun aber war es Pholymates, den sie mit Recht den Reichen nannten, gelungen, durch einige geschickt abgeschlossene Handelsverträge sein Vermögen so zu vermehren, dass es in Kürze den Reichtum Gerunios überstrahlen würde. Zumal durch die abgeschlossenen Verträge Gerunios Geschäfte im Juwelenhandel empfindlich gestört wurden.
Gerunio brauchte also Gold. Viel Gold. Und von Soduur erzählte man sich, dass er die Kunst verstünde, aus den einfachsten, banalsten Zutaten wie Asche, Tonerde und abgenagten Knochen Gold zu schaffen ja, man wollte sogar wissen, dass er einen Strohballen in reines Gold verwandeln könne.
Doch Soduur lehnte es grundsätzlich ab, mit seinen dunklen Künsten die Geld- und Handelsgeschäfte von Chrysalitas zu beeinflussen. Und so schlug er auch die Bitte des Oberherrn, für ihn aus fünf Wagenladungen mit Stroh Gold zu machen, rundweg ab.
Eine solche Menge Gold in den geschäftlichen Kreislauf der Basare gebracht, das bedeutete Inflation in Salassar, die sich sehr rasch über das ganze Reich Mohairedsch verbreiten konnte. Und dann über die gesamte Welt Chrysalitas. Wenn es überall Gold im Überfluss gibt, hört es auf, wertvoll zu sein.
Eine Einladung zu einem Gastmahl des Oberherrn konnte Soduur jedoch nicht abschlagen. Er ahnte auch nicht, dass dieses Gastmahl eine Falle war, die der Teufel nicht hätte tückischer ersinnen können.
Denn bei dem Mahl gab es nicht nur die erlesensten und raffiniertesten Speisen von ganz Chrysalitas. Es gab auch exzellente Weine.
Wie schon jeder Karcist bereits weiß, soll ein Zauberer alles, grundsätzlich alles, was die Sinne trübt und benebelt, meiden. Denn bösartige Dämonen oder rächende Geister, die ihn unsichtbar umschweben, könnten sich diesen Moment seiner Schwäche zunutze machen, um über ihn herzufallen und ihn zu sich in das Reich des Unsichtbaren hinüber zu zerren.
Soduur nahm deshalb weder den Hauch der Yardi-Pflanze zu sich, noch aß er das Mark der Quioran-Wurzel und er hütete sich auch, den Duft, der den Blütenkelchen der Merianoca-Orchidee entströmte, einzuatmen. Und wenn er Wein genoss, dann entweder stark verdünnt oder nur die Menge eines Glases von der Größe einer Kinderfaust.
Beim Gastmahl des Oberherrn aber