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Gefühl der Stille
Gefühl der Stille
Gefühl der Stille
eBook121 Seiten1 Stunde

Gefühl der Stille

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Über dieses E-Book

Vor 15 Jahren ist Familie von Gehlen aus der Großstadt Essen aufs Land gezogen um ihrer Vergangenheit zu entkommen. Tochter Fleur ist, nach langer Alkoholabhängigkeit, in einer Psychiatrie.
Als die Familie sie nach Hause bringt, wird die Familie auf ihrem Hof von der Vergangenheit eingeholt.
Und das grausamer, brutaler und perfider als sie es sich je hätten erträumen können.

Dieses Buch ist das Ergebnis, wenn die Therapeutin einem rät seine Alpträume aufzuschreiben.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum20. März 2017
ISBN9783743150386
Gefühl der Stille
Autor

Jan Florian Cremer

Jan Florian Cremer, Hotelfachmann und Betriebswirt lebt und arbeitet in Essen. Sein Backbuch "Jahreszeiten auf Gut Ihorts" erschien 2010.

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    Buchvorschau

    Gefühl der Stille - Jan Florian Cremer

    Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist

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    ohne Zustimmung des Verlages und des Autors

    unzulässig. Dies gilt insbesondere für die

    elektronische oder sonstige Vervielfältigung,

    Übersetzung, Verbreitung und öffentliche

    Zugänglichmachung.

    Alle in diesem Buch geschilderten Handlungen

    und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten

    mit lebenden oder verstorbenen Personen sind

    zufällig und nicht beabsichtigt.

    Für Sanni

    „Wie atmet rings Gefühl der Stille.

    Der Ordnung, der Zufriedenheit!

    In dieser Armut welche Fülle!

    In diesem Kerker welche Seligkeit!"

    Johann Wolfgang von Goethe

    Inhaltsverzeichnis

    Hektor

    Lisbeth

    Lisbeth und Hektor

    Jacky

    Haus Susanne

    Fleur

    Richard

    Oscar

    Urlaub

    Valentin

    Der Hof

    Die Küche

    Hotel Penelope

    Dimitri Valentin

    Das Abendessen

    Ibiza

    Der Morgen

    Der Anfang

    Am Mittag

    Brüning

    Der Nachmittagstee

    Ibiza – San José

    Kriechkeller

    Das Heuerhaus

    Bordeaux

    Besuch

    Frau Kralitschek

    Papa

    Leid

    Fleurs zweiter Anfang

    Das Ende

    Hektor

    Hektor fährt den grünen John Deere Rasentraktor vom Hof der Familie von Gehlen über den staubigen Feldweg, den Hang hinauf, entlang der Waldgrenze des Hügels. Der kleine Traktor wirbelt Staub auf der in der Sonne flimmert. Hektor hüpfte bei jedem Schlagloch auf dem Traktor auf und ab.

    Er biegt ab auf den gepflasterten Vorplatz seines kleinen Heuerhauses, springt herunter und öffnet das Tor von dem Holzschuppen und schiebt den Traktor hinein.

    Fast ununterbrochen seit seiner Geburt vor sechsundsiebzig Jahren wohnt Hektor in dem kleinen Heuerhaus. Nach dem Tod seiner Eltern hatte er es zusammen mit seiner Schwester Lisbeth übernommen. Seine Eltern wurden 1945 auf einem Feldweg von Fliegern erschossen. Nach einigen Jahren im Heim konnte er, als er achtzehn Jahre alt wurde, das Heuerhaus wieder von Familie von Gehlen pachten und arbeitete wie sein Vater als Verwalter des Hofes der von Gehlen und als Kalfaktor oder Helfer bei den umliegenden Landwirten in Offelten und Preußisch Oldendorf.

    Das Scheunentor öffnet sich mit einem lauten Knacken der alten Scharniere, was nur übertönt wird vom Wiehern des alten Esels, der links in einem kleinen Stall steht. Hektor wirft dem alten Tier ein Ballen Heu hin und füllt die Wassertränke auf. Er tätschelt die Stirn und die langen grauen Ohren.

    Durch eine niedrige Eichentür geht Hektor in den kleinen Wohnteil des Kotten. Auf den Eichendielen steht auf der linken Seite ein großer Esstisch, mit einem Strauß weißer Schneeballhortensien, auf einer noch weißeren Spitzendecke. Auf der rechten Seite des Raums kocht in einem kleinen Blechtopf Milchsuppe auf einem Kohle befeuerten Stangenherd. Lisbeth dreht sich zu Hektor um. Ihr graues Haar streng zu einem Dutt gebunden.

    „Schön, dass du da bist. Essen ist fertig."

    Lisbeth öffnet eine Flasche Barre Bräu und stellt sie vor Hektor, der sich auf einen Stuhl am Kopfteil des Tisches setzt. Sie dreht sich wieder zum Ofen, füllt etwas Suppe in eine kleine Suppentasse.

    „Danke.", erwidert Hektor ohne Lisbeth anzuschauen.

    Hektor schlürft seine Suppe. Steht dann wortlos auf und geht in die kleine Schlafkammer.

    Das Heuerhaus hat, neben dem Stallteil und der Küche, nur eine Schlafkammer mit Durkbetten hinter Eichenschranktüren. In den siebziger Jahren wurde in einer Abstellkammer eine nüchterne Nasszelle eingebaut, da nach 150 Jahren das Plumpsklo im Hof ausgedient hatte.

    Hektor zieht seine Arbeitsschuhe und seine dunkelgrüne Latzhose aus. Faltet diese und legt sie auf einen Stuhl, wäscht sich unter den Achseln, sein Gesicht und seine silbergrauen Millimeter kurzen Haare. Er schaut in den gesprungenen Spiegel, blickt in sein faltiges gebräuntes Gesicht und entscheidet den stoppeligen Dreitagebart zu rasieren.

    Aus einem Weichholzschrank nimmt er ein Unterhemd und ein weißes gestärktes Hemd. Sein Sonntagsanzug hat schon bessere Zeiten erlebt. Wie er selbst. Es könnte auch noch sein Konfirmationsanzug sein. Der einzige Maßanzug den Hektor je besessen hat, vom Schneider in Minden. Das einst tiefe Schwarz, aus Schurwolle, ist nun bleigrau. Die Ärmel sind etwas zu kurz und an den Schultern sitzt das Sakko etwas knapp. Trotzdem hängt der Stoff wie ein ausgeleierter Sack. Die alten Schuhe werden noch etwas mit Schuhwichse poliert. Grußlos verlässt Hektor den Kotten, geblendet von der Abendsonne. Er geht den Feldweg hinunter Richtung Offelten, dann nimmt er die Abkürzung über die stillgelegten Bahngleise.

    Er genießt die Ruhe und die Abendsonne, blickt über die Kilometer langen verwilderten Gleise und sieht in der Ferne den Kirchturm der evangelischen Kirche von Preußisch Oldendorf. Hektor besucht jeden Tag nach getaner Arbeit die alte Kirche, am liebsten zu Zeiten an denen kein Gottesdienst stattfindet. Dann hat er mehr Ruhe zum Nachdenken und ist nicht den Blicken und dem Gerede der Dorfbewohner ausgesetzt. Heute ist Gottesdienst.

    Lisbeth

    Lisbeth wäscht das Geschirr ab und reinigt den alten Stangenofen. Wischt über den Tisch, arrangiert die Schneeballhortensien und die Spitzendecke wieder ordentlich und fegt die Eichendielen.

    Sie begleitet Hektor nie zur Kirche und oder zum Gottesdienst. Nicht weil sie nicht gläubig ist. Im Gegenteil, Lisbeth betet jeden Tag. Für sich allein. Sie hat ein Kruzifix im Schlafzimmer und kniet jeden Tag davor. Aber die Kirche betritt Sie nie. Nach allem was passiert ist, kann Sie weder das Gotteshaus betreten, sie hält sich für ungnädig und aus Scham vor den Dorfbewohner. Jeden Tag kniet sie morgens und abends unter dem Kruzifix und bittet um Vergebung.

    Lisbeth geht durch den kleinen Bauerngarten, pflückt etwas Rosmarin und Petersilie. Atmet tief den Duft der Kräuter ein. Dann geht sie weiter zu den Gänsen, die schnatternd auf sie zu laufen. Die jungen Gänse wissen genau, jetzt bekommen sie Futter bekommen und recken Ihre Hälse. Was die Tiere noch nicht wissen, in ein paar Monaten, zu St. Martin, wird ihnen von der Frau die sie jetzt pflegt und füttert, der Kopf abgeschlagen. Die Martinsgänse von Lisbeth sollen die Besten der ganzen Region sein und sind so ein gutes Zubrot für Lisbeth und Hektor.

    Nach dem Füttern der Gänse ist auch Lisbeths Arbeit für heute getan. Die Sonne geht langsam über Preußisch Oldendorf unter.

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