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Der Junker von Denow
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eBook68 Seiten50 Minuten

Der Junker von Denow

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Über dieses E-Book

Der Junker von Denow ist eine der vielen historischen Novellen des großartigen Autors Wilhelm Raabe. Sie spielt 1599 und handelt von meuternden Söldnern, die einen Befehl vom titelgebenden Junker erhalten. Die Novelle spielt in unter anderem in Rees.

Auszug:

Schwarze regendrohende Wolken verhingen das Himmelsgewölbe, und es würde eine dunkle Nacht gewesen sein, wenn nicht der Mensch diesmal dafür gesorgt hätte, daß es auf der weiten Fläche nicht ganz finster wurde. Auf den Wällen von Rees leitete, an der Spitze seiner Hispanier, Burgunder und Wallonen, Don Ramiro de Gusman die Vertheidigung der Stadt und Festung gegen das Reichsheer, welches schläfrig und matt genug der Belagerung oblag, dafür aber auf andre Weise desto mehr Lärm machte, wie es einer Armee des heiligen römischen Reichs deutscher Nation zukam. Ein fahles, blitzartiges Leuchten lag hier über der Gegend, denn wenn auch das schwere Geschütz seit Mittag schwieg, so knatterte doch das Musketenfeuer, schwächer oder stärker, rund um die Stadt fort und fort, und manch' ein Wachtfeuer flackerte auf beiden Ufern des Flusses, welcher manche Leiche in seinen nachtschwarzen Fluthen mit sich hinab führte in das leichenvolle Holland, wo der finstere Admiral von Arragonien, Don Francisco de Mendoza, und der Sohn der schönen Welserin, der bigotte Cardinal Andreas von Oesterreich die Zeiten Alba's erneuerten.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum10. Aug. 2022
ISBN9783756802029
Der Junker von Denow
Autor

Wilhelm Raabe

Wilhelm Karl Raabe (8.9.1831–15.11.1910) war ein deutscher Schriftsteller. Er war ein Vertreter des poetischen Realismus, bekannt für seine gesellschaftskritischen Erzählungen, Novellen und Romane.

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    Buchvorschau

    Der Junker von Denow - Wilhelm Raabe

    Der Junker von Denow

    1

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    3

    4

    5

    6

    7

    Anmerkungen

    Impressum

    1

    Wer am Abend des sechsten Septembers, alten Styls, am Donnerstag vor Mariae Geburt, im Jahre unsers Herrn Eintausend fünfhundert neunundneunzig, nach Sonnenuntergang einen Blick aus der Vogelschau über die Rheinebene von Rees bis Emmerich und weit nach Ost und West in's Land hinein hätte werfen können, der würde eines erschrecklichen Schauspiels theilhaftig geworden sein.

    Schwarze regendrohende Wolken verhingen das Himmelsgewölbe, und es würde eine dunkle Nacht gewesen sein, wenn nicht der Mensch diesmal dafür gesorgt hätte, daß es auf der weiten Fläche nicht ganz finster wurde. Auf den Wällen von Rees leitete, an der Spitze seiner Hispanier, Burgunder und Wallonen, Don Ramiro de Gusman die Vertheidigung der Stadt und Festung gegen das Reichsheer, welches schläfrig und matt genug der Belagerung oblag, dafür aber auf andre Weise desto mehr Lärm machte, wie es einer Armee des heiligen römischen Reichs deutscher Nation zukam. Ein fahles, blitzartiges Leuchten lag hier über der Gegend, denn wenn auch das schwere Geschütz seit Mittag schwieg, so knatterte doch das Musketenfeuer, schwächer oder stärker, rund um die Stadt fort und fort, und manch' ein Wachtfeuer flackerte auf beiden Ufern des Flusses, welcher manche Leiche in seinen nachtschwarzen Fluthen mit sich hinab führte in das leichenvolle Holland, wo der finstere Admiral von Arragonien, Don Francisco de Mendoza, und der Sohn der schönen Welserin, der bigotte Cardinal Andreas von Oesterreich die Zeiten Alba's erneuerten. –

    Wir haben es jedoch nur mit der rechten Seite des Rheines zu thun, wo tief in das Land hinein unter den zusammengewürfelten Tausenden des Reichsheeres, Hessen, Brandenburgern, Braunschweigern, Westphalen, der furor teutonicus, die sinnlose, trunkene, deutsche Furie ausgebrochen war und in Verwüstungen aller Art sich Luft machte. In allen Dörfern und Lagerplätzen Sturmglocken, Trommeln und rufende Trompeten – Geschrei und Jammer des elenden, geplünderten, mißhandelten Landvolkes – bittende, drohende Befehlshaber – flüchtende Heerden, Weiber, Kinder, Kranke, Greise – Reitergeschwader, die sich sammelten, Reitergeschwader, die auseinanderstoben – brennende Häuser und Zeltreihen, und zwischen Allem die Cleve'schen Milizen, die »Hahnenfedern,« zur Wuth gebracht durch die Ausschweifungen Derer, welche da Hülfe bringen sollten gegen die Ausschweifungen des fremden Feindes! Ueberall Blut und Feuer und Brand – ein unbeschreibliches, wüstes, grauenhaftes Durcheinander, zu dessen Schilderung Menschenrede nicht hinreicht! … ...

    Lang genug hatte an diesem Abend Don Ramiro, hinter seiner Brustwehr an eine zerschossene Lafette gelehnt, hinüber geschaut nach den Laufgräben und Angriffswerken der tollgewordenen Belagerer; jetzt stieg er langsam herab von seinem Lugaus, und begleitet von zwei Fackelträgern und mehreren seiner Unterbefehlshaber schritt er durch die Gassen von Rees, dessen zitternde Bewohner jedes Fenster hatten erhellen müssen, und dessen Straßen dumpf dröhnten unter den Schritten der gegen die östlichen Ausfallspforten heranmarschirenden Besatzung.

    »Andrea Orticio!« sagte der spanische Commandant, und im nächsten Augenblick stand der Geforderte vor ihm.

    »Alles bereit?« fragte Don Ramiro wieder.

    Der gerüstete Führer senkte stumm den Degen und wies mit der Linken auf die Haufen der Krieger, welche jetzt Alle an den ihnen bestimmten Plätzen dicht gedrängt regungslos standen. Des Spaniers Auge flog mit düsterer Befriedigung über all' diese, im Glanz der Fackeln blitzenden Harnische, Sturmhauben, Piken und Schwerter – er nickte.

    »Sie würden sich da draußen unter einander selbst fressen, gleich den hungrigen Wölfen,« sagte er, »aber wir wollen zur Ehre Gottes und der heiligen Jungfrau« – hier lüftete er den Hut, und alle Umstehenden thaten das Gleiche – »unsern Theil an dem Verdienst haben, die Ketzer zu vertilgen! Erinnert Euch, Orticio, mit dem Schlage Elf beginnt das Feuer wiederum – mit dem Schlage Elf hinaus auf sie! Spanien und die Jungfrau! die Losung.«

    »An Euere Plätze, Ihr Herren!« erschallte das Commandowort Francisco Orticio's – ein dumpfes Gerassel und Geklirr der sich an einander reibenden Harnische – Don Ramiro de Gusman schritt langsam prüfend die Reihen entlang; dann stieg er schweigend wieder zu dem Walle empor, nach einem letzten Wink und Gruß für Orticio, welcher sein Wehrgehang fester zog.'

    »Noch eine halbe Stund'! Spanien und die Jungfrau, Spanien und die Jungfrau!« ging es dumpf durch die Reihen der harrenden Krieger. – – –

    Unsre Geschichte beginnt!

    »So hole der Teufel die meineidigen Schufte und meuterischen Hunde!«

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