Hohenloher Nächte
Von Wildis Streng
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Über dieses E-Book
Wildis Streng
Wildis Streng ist in Crailsheim geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur studierte sie in Karlsruhe Germanistik und Malerei, seit 2006 arbeitet sie als Gymnasiallehrerin. Nach längerem Aufenthalt im Badischen lebt sie heute wieder in ihrer Heimat und unterrichtet in Crailsheim Deutsch und Bildende Kunst. In ihrer Freizeit widmet sich die überzeugte Hohenloherin der Malerei, der Fotografie und dem Schreiben. Aus ihrer Feder stammen bereits mehrere Kriminalromane rund um das sympathische hohenlohisch-westfälische Ermittlerduo Lisa Luft und Heiko Wüst. Mit dem Bändchen Hohenloher Nächte setzt sie ihrer Heimat nach Hohenloher Sommerträume ein weiteres, liebevolles Denkmal.
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Buchvorschau
Hohenloher Nächte - Wildis Streng
Inhaltsverzeichnis
Raunachtstraumexperiment
Das Wilde Heer
Bei Oma übernachten
Eisblumennächte
Erscheinungsfarben
Magische Mainacht
Maikäferduft
Sommersonnenwende
Sieben Nächte
Mondphasen
Klatschmohnmond
Nachtspaziergang
Volksfestnächte
Muswiesennächte
Im Epfl
Ein kleines Glücksgefühl
Laterne, Laterne!
Die Kreatur
Hohenloher Halloween
Dr Duft
Die Lichterkette
Die Heilige Nacht
Sterntaler
Silvester
Raunachtstraumexperiment
Alles, was man in den Raunächten träumt, wird wahr, so heißt es. Eigentlich ist das Ganze noch spezieller: Zwölf Raunächte stehen für die zwölf Monate des kommenden Jahres. Ich bin nicht abergläubisch, aber würde mich als „aufgeschlossen" bezeichnen, solange es nicht allzu spiritistisch wird. Denn es gibt Dinge, von denen wir Menschen die Finger lassen sollen. Aber das mit den Raunächten, das ist interessant. Ich habe es mal für einige Nächte ausprobiert. Und ich habe von München und von Karlsruhe geträumt. Von einem Spaceshuttle. Von Weihnachtssternen und vom Malen. Von einem ankommenden Brief, vom Tanzen und von Versuchung. Von Ausgängen, Spiegeleiern und Königskerzen. Von Inkas, Libellen und von Mäusen. Und nun ist das Jahr um, also das Jahr, das eigentlich vorhergesagt werden sollte. Und ich kann sagen, mit einiger Sicherheit: Nichts davon ist eingetroffen. Anders ausgedrückt: Alles Stuss. Aber es war unterhaltsam und spannend. Und was ich sicher weiß: Alles ist gut geworden, so, wie es war. Ich wurde geführt. Es gibt einen Plan dafür, wie mein Leben laufen soll. Ich steuere das, ja, aber da ist noch jemand, der ein Auge auf mich hat und dafür sorgt, dass alles gut wird.
Das Wilde Heer
Sie sieht nach draußen, da, wo sie in manchen Sommernächten auf ihrer Loungeliege liegt. Sie hat im Sommer einen kleinen Brunnen im Betrieb, und an der Liege rankt eine gelbe Rose entlang einer Rankhilfe empor. Im Sommer baden die Vögel im Brunnen, es zwitschert und summt. Ein Liebesort, ein Locus amoenus. Nur, dass sie leider Single ist und dort also immer alleine liegt. Und sich ausmalt, wie es wäre, dort mit einem Mann zu liegen, bei Brunnengeplätscher, Vogelgezwitscher und Rosenduft. Jetzt ist ihr Garten tot – wobei, nicht ganz. Sie weiß, dass am Tag auch die Vögel aus den Büschen, in denen sie jetzt in der bitterkalten Januarnacht zusammengekauert sitzen, hervorflattern und ihr Vogelhaus besuchen. Aber auch die Vögel wissen, dass Winter ist, und sind leise, weniger fröhlich, zwitschern nur verhalten. Auch sie mag den Winter nicht. Obwohl der Garten so tiefverschneit, wie er gerade ist, schon eine gewisse Schönheit hat. Durchaus. Ihr Blick fällt auf die große Wachsschale, die sie auf der letzten Muswiese gekauft hat und die sie eigentlich für laue Liebessommernächte aufgestellt hat. Sie hat sie immer noch nicht benutzt. Aber heute sollte sie nicht rausgehen, nicht heute Nacht. Das hat ihre Oma ihr beigebracht. Nicht in einer der Raunächte. Denn das ist gefährlich. In den Raunächten, also den Nächten zwischen Weihnachten und Drei-König, ist nämlich das Wilde Heer draußen unterwegs, davon war ihre Oma überzeugt. Als Kind hatte sie richtig, richtig Angst vor dem Wilden Heer. Ein Lächeln stiehlt sich auf ihre Lippen. Was für