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Interpretation Definition

Eine Interpretation ist die Auslegung eines Textes in Form eines Aufsatzes.
Dabei stellst du anhand von Textbelegen eine Deutungshypothese zur
Kernaussage des Textes auf und diskutierst sie.

Wie schreibt man eine Interpretation?


Im ersten Schritt analysierst du den Text. Das heißt, du zerlegst ihn in seine Bestandteile
und untersuchst das Ganze dann auf bestimmte Merkmale. Anschließend kannst du das
Werk interpretieren. Das heißt, du weist den Ergebnissen aus der Analyse eine Bedeutung
zu.

Interpretation schreiben – Vorbereitung

Um eine gute Interpretation schreiben zu können, ist eine gründliche


Vorbereitung besonders wichtig:

1. Aufgabenstellung: Nicht immer musst du den ganzen Text analysieren


und interpretieren. Manchmal sollst du nur einen bestimmten Teil oder
ein Merkmal untersuchen. Finde also heraus, was von dir verlangt wird.
2. Lesen und Markieren: Nimm dir Zeit, den Text mehrmals aufmerksam
durchzulesen. Beim Lesen markierst du alles farbig, was dir wichtig
erscheint, z. B. Schlüsselwörter, sprachliche / formale Auffälligkeiten,
Stilmittel usw.
3. Textanalyse : Untersuche den Inhalt, die Struktur und die sprachliche
Gestaltung der Textvorlage. Notiere deine Ergebnisse in Stichpunkten.
4. Interpretieren: Überlege, warum der Autor seinen Text so gestaltet hat.
Was steht zwischen den Zeilen? Schreibe deine Ideen auf.
5. Deutungshypothese: Was ist deiner Ansicht nach die Kernaussage des
Werks? Lässt sich das mit den Ergebnissen deiner Analyse belegen?
6. Gliederung: Erarbeite eine Struktur, nach der du deine Interpretation
aufbauen willst.

Interpretation – Aufbau
Eine Interpretation besteht ganz klassisch aus den Teilen Einleitung, Hauptteil
und Schluss. Eine Gliederung könnte ungefähr so aussehen:
7. Einleitung
8. Hauptteil
2.1 Inhaltsangabe
2.2 Deutungshypothese
2.3 Interpretation
2.3.1 Analyse des Inhalts + Interpretation
2.3.2 Analyse der Form + Interpretation
2.3.3 Analyse der Sprache + Interpretation
2.3.4 Abschließende Deutung
9. Schluss/Fazit

In der Einleitung möchtest du deinen Leser zu deinem Thema hinführen. Du


teilst ihm aber auch alle wichtigen Informationen mit, die er zum Text kennen
muss:

• Titel des Werkes


• Name des Autors
• Erscheinungsjahr
• Textgattung, z. B. Drama, Gedicht, Roman

• Thema/kurze Inhaltsangabe
• Bei Textausschnitten: Textstelle einordnen
• Epoche (wenn bekannt)
• Deutungshypothese

Interpretation Beispiel – Einleitung: Goethes „Faust I“ ist bereits vor mehr als
200 Jahren erschienen, nämlich 1808. Es ist damit ein typischer Vertreter der
Weimarer Klassik. Trotzdem hat das Drama um den Gelehrten Heinrich Faust, der
sich auf seiner Suche nach Erkenntnis dem Teufel verschreibt, auch im 21.
Jahrhundert noch Relevanz. Denn es werden grundlegende Probleme des Mensch-
Seins behandelt.

Interpretation schreiben – Hauptteil

In deinem Hauptteil setzt du dich intensiv mit der Textvorlage auseinander.


Jetzt kannst du die Notizen aus deiner Vorbereitung in ganze Sätze fassen.
Dabei gehst du in drei Schritten vor: Inhaltsangabe, Deutungshypothese und
Interpretation.

Inhaltsangabe
Zuerst fasst du wie bei einer Inhaltsangabe den Inhalt des Textes kurz
zusammen. Du stellst die wichtigsten Figuren vor und gibst die Ereignisse
knapp in chronologischer Reihenfolge wieder, also in der richtigen zeitlichen
Ordnung. Das Ziel ist es, dass dein Leser über den Inhalt des Textes Bescheid
weiß, auch wenn er ihn nicht gelesen hat.

Deutungshypothese
Dann erläuterst du in wenigen Sätzen, wie du den Text verstehst. Du stellst eine
Vermutung darüber an, was die Kernaussage sein könnte. Außerdem überlegst
du dir die Intention des Autors: Mit welcher Absicht hat er das Werk verfasst?

Die Deutungshypothese ist eine Behauptung, die du im Anschluss


begründest. Dazu nutzt du die Ergebnisse, die du bei deiner Textanalyse
erarbeitet hast. Als Beleg dienen dir Zitate aus dem Text.

Interpretation Beispiel – Faust: Goethe hat seine Figur Heinrich Faust als
Stellvertreter für die gesamte Menschheit entworfen.

Wichtig: Eine Deutungshypothese bleibt immer nur eine Vermutung. Es gibt


dabei kein Richtig oder Falsch – du musst deine Vermutung nur mit Textstellen
belegen können.

Manchmal ist deine Deutungshypothese bereits in der Aufgabenstellung


vorgegeben. In diesem Fall erhältst du eine Frage zum Text, die du mit deiner
Interpretation beantworten sollst. Solche Fragestellungen in Deutsch kannst du
dir etwa so vorstellen:

Interpretation Beispiel – Erlkönig: Analysiere Goethes Gedicht „Der Erlkönig “


und erkläre, warum es sich um ein typisches Werk aus dem Sturm und Drang
handelt.

Interpretation
Anschließend sollst du deine Deutungshypothese mit Stellen aus dem Werk
belegen. Jetzt geht es also darum, den Text zu interpretieren. Je nach Textsorte
gibt es unterschiedliche Punkte, die du dabei beachten musst. Du kannst dich
aber in allen Fällen an dieses Schema halten:

10. Inhaltliche Gestaltung


o Figuren: Wie lassen sich die Hauptfiguren charakterisieren ?
o Raum und Zeit: Wann und wo spielt die Handlung?
o Gliederung: In welche Abschnitte lässt sich der Text einteilen?
11. Formale Gestaltung
o Erzählperspektive : Aus welcher Perspektive wird das Geschehen
erzählt?
o bei einem Gedicht: Gedichtform , Reimschema, Versmaß ,
Kadenzen …
o bei einer Erzählung: Erzählebenen, Erzählzeit , …
12. Sprachliche Gestaltung
o Art der Sprache: Alltagssprache, Dialekt, Hochsprache …
o Stilmittel: Werden rhetorische Mittel verwendet? Welche Wirkung
haben sie?
o Auffälligkeiten: Wortwahl, Wiederholungen, Betonungen,
Widersprüche, Humor …
13. Einordnung in eine Epoche
o Entstehungszeitpunkt: Wann ist das Werk entstanden? Welche
literarischen Strömungen kommen in Frage?
o Historischer Kontext: Was weißt du über die Umstände der
Entstehung? Kommen im Text Ereignisse/Figuren vor, die es
wirklich gegeben hat?
o Merkmale der Epoche: Erkennst du im Text typische Merkmale
einer Epoche wieder, z. B. den Fokus auf starke Emotionen im
Sturm und Drang?
14. Eigene Deutung
o Wirkung auf den Leser: Wie wirkt die Gestaltung des Textes auf
dich? Welche Stimmung wird dadurch hervorgerufen?
o Ähnlichkeit zu anderen Werken
o Intention: Welche Aussage transportiert der Text? Was wollte der
Autor ausdrücken?

Tipps
• Du sollst diese Punkte nie einfach nur aufzählen, sondern immer gleich
interpretieren, also deuten.
• Belege deine Aussagen immer mit Zitaten oder Verweisen auf eine
Textstelle! Zum Beispiel: „In Zeile 33 auf Seite 1… / In Vers 12 …“

Interpretation schreiben – Schluss


Zum Schluss ziehst du ein abschließendes Fazit. Du fasst zusammen, welches
Ergebnis deine Interpretation hatte: Hat sich deine Deutungshypothese
bestätigt oder gibt es Gründe, sie zu widerlegen? Abschließend kannst du
sachlich deine eigene Meinung äußern. Oft bietet es sich an, die Aussage des
Textes in die heutige Zeit zu übertragen. Welchen Bezug gibt es zur Gegenwart?

Interpretation Beispiel – Schluss: Es hat sich gezeigt, dass Goethe in „Faust I“ ein
grundlegendes Problem der Menschheit behandelt: Die ständige Missachtung und
Übertretung der eigenen Grenzen. Die veraltete Sprache macht es dem Leser nicht
immer leicht, den Aussagen zu folgen. Hat man dieses Hindernis aber hinter sich
gebracht, wird die Zeitlosigkeit dieses Problems sichtbar. Auch heute wollen die
Menschen sich nicht an ihre Grenzen halten. Mit ihrem ständigen Streben nach Mehr
zerstören sie die Erde, was sich als Klimawandel bemerkbar macht.

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