I am a postdoctoral researcher at the University of Freiburg in Germany and co-investigator within the project "Human Diversity in the New Life Sciences: Social and Scientific Effects of Biological Differentiations" (http://www.soscibio.uni-freiburg.de/?set_language=en). My research interests are in social and critical theory, theories of racism and discrimination, science and technology studies, and critical race studies with a specific focus on the history and the recent developments in genetics and post/genomics as well as in genetic discrimination and racial profiling.
The use of human diversity classifications such as race, ethnicity, ancestry, or migration backgr... more The use of human diversity classifications such as race, ethnicity, ancestry, or migration background entails a range of scientific as well as social consequences, and careful application of such terms is therefore vital. In this article, we present results from a systematic literature review and subsequent quantitative content analysis of 546 life science papers from German research institutes. We are concerned specifically with racial, ethnic, migration- and ancestry-related classifications used in such papers. Our aim is to capture a snapshot of the classification practices currently applied to the categorization of humans across various disciplines and fields in a specific national context that remains under-researched. The review (a) substantiates results from earlier studies that point to heterogeneity, inconsistency, and vagueness of human classifications used in the life sciences, and (b) confirms the expected specificity of German scientific discourse, where the term “race” is used comparatively rarely. Our findings stress the need for German researchers to partake in the ongoing international debate on the practice of human classification in the life sciences to advance the international and interdisciplinary transferability of scientific results and, first and foremost, to avoid unintended effects such as overgeneralization, racialization, and stigmatization.
Racial Profiling findet sich in alltäglichen Überprüfungsroutinen von Polizei und Grenzschutz. De... more Racial Profiling findet sich in alltäglichen Überprüfungsroutinen von Polizei und Grenzschutz. Der Verdacht des Illegalen steht im Raum – sei es von unterstellten kriminellen Aktivitäten, von unrechtmäßiger Teilhabe am öffentlichen Raum oder auch einfach nur, weil die Alltagswahrnehmung rassistisch unterlegt ist und sortiert, wer* als fremd – als der eigenen Gesellschaft (nicht) zugehörig – wahrgenommen wird.
Die empirische Basis der vorliegenden Untersuchung bilden Interviews mit Menschen in der Schweiz, die von diskriminierenden Polizeikontrollen betroffenen sind. Gleichwohl analysieren sie Erfahrungen, die viele Menschen auch in Deutschland und anderen Ländern in ähnlicher Weise machen müssen. Die Autor*innen zeigen mit ihrer partizipativen Forschung auf, wie wissenschaftliche Analyse und politischer Aktivismus zusammenzuführen sind, und wie dies zu verändernden Praxen und zu Selbstermächtigung führen kann.
Inhalt
Einleitung: Diskriminierungserfahrungen zu Gehör bringen Widerstand als Ausgangspunkt des Forschungsprojekts Kollaborative Forschungsgruppe Racial Profiling in der Schweiz Aufbau der Studie
Erfahrungen: Verschiedene Personengruppen im Fokus der Polizei Rassifizierung: Hautfarbe als Stigma Kriminalisierung: Wie Menschen unter Generalverdacht gestellt werden Physische Gewalterfahrung Intersektionales Zusammenwirken sozialer Ungleichheiten
Widerstand: Taktiken im Umgang mit rassistischen Polizeikontrollen Wie wird Widerstand möglich?
Theorie und Methode: Forschungsvorgehen und theoretische Grundlagen Methodik Rassismustheoretische Bezüge Was ist Racial Profiling?
Fazit: Erfahrungen mit Racial Profiling anerkennen: Rassismus als Problem wahrnehmen! Racial Profiling wirkt nachhaltig und hat tiefgreifende Folgen Rassismuserfahrung als Impuls für Widerstand Den öffentlichen Raum zu einem sicheren und offenen Ort für alle machen!
Racial Profiling ist eine diskriminierende und rechtswidrige polizeiliche Praxis, die nur wenig ö... more Racial Profiling ist eine diskriminierende und rechtswidrige polizeiliche Praxis, die nur wenig öffentliche Beachtung findet. Im Zentrum der Studie der Kollaborativen Forschungsgruppe Racial Profiling stehen Menschen in der Schweiz, für die rassistische Polizeikontrollen zum Alltag gehören. Hierzu führten wir Interviews mit Personen, die sich selbst als Schwarze*r, Person of Color, Jenische*r, Sinto*Sintezza, Rom*ni, Muslim*in, Asiat*in oder als Migrant*in bezeichnen sowie als Sexarbeiterin tätig sind. Sie alle sind von ähnlichen Formen der Kriminalisierung betroffen, unterliegen jedoch auch spezifischen polizeilichen Praktiken – je nach Geschlecht, Aufenthaltsstatus, Staatsangehörigkeit und sozioökonomischem Status. Neben den konkreten Erlebnissen kommen auch die Folgen und Wirkungen der Kontrollen für die Kontrollierten, betroffene Communitys sowie die Gesellschaft zur Sprache. Thematisiert werden zudem verschiedene Taktiken im Umgang mit der ständigen Gefahr, ins Visier der Polizei zu geraten sowie Strategien, um sich individuell, aber auch kollektiv gegen diese rassistische Praxis zur Wehr zu setzen.
Die Einteilung von Menschen in Rassen ist eine der umstrittensten Praktiken biologischer Forschun... more Die Einteilung von Menschen in Rassen ist eine der umstrittensten Praktiken biologischer Forschung. Doch statt ihres Endes zeichnet sich in den letzten Jahrzehnten eine Renaissance rassifizierter Konzepte ab.
Tino Plümeckes detaillierte Studie geht erstmals der Frage nach, wieso Rasse immer wieder Teil modernster Forschungen werden konnte. Analysiert werden die Rassifizierungen in verschiedenen biologischen Disziplinen und die Entwicklungslinien im Kontext genetischer Ansätze. Das Buch führt Kompetenzen aus den Bio- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen und liefert einen Beitrag zur Weiterentwicklung kritischer und intervenierender Wissenschaftsforschung.
Das Konzept der »Rasse« wird seit einigen Jahren in den Biowissenschaften wieder vermehrt verwend... more Das Konzept der »Rasse« wird seit einigen Jahren in den Biowissenschaften wieder vermehrt verwendet. Dies findet konträr zu den unzähligen Kritiken statt, die einen Bezug auf den Begriff eigentlich ausschließen sollten. Mehr noch: der Boom der Genetik hat zudem neue Formen der biologischen Unterscheidung von Menschen entlang von »Rasse« produziert. Zwar weisen die Sozialwissenschaften darauf hin, dass rassifizierte Unterschiede immer häufiger mit »kulturellen Differenzen« begründet werden, gleichzeitig sind jedoch biologische »Rasse«-Konzepte weiterhin virulent. Dies macht eine kritische Analyse und Diskussion dazu dringend notwendig. Die Autor_innen dieses Bandes beschäftigen sich mit wissenschaftlichen »Rasse«-Konzepten in ihrer historischen Entwicklung vom Kolonialismus bis in die Gegenwart. Sie untersuchen die Konjunktur rassistischer Forschungsprojekte in den heutigen Biowissenschaften sowie die wissenschaftliche Herstellung dieser Konzepte. Wichtige Bezugspunkte sind dabei die sozialkonstruktivistische sowie postkoloniale Theorie, die kritische Weißseinsforschung, die feministische Naturwissenschaftskritik und Ansätze der Wissenschaftssoziologie. Der Band gibt damit einen Überblick über die Kritik an Kontinuität, Reetablierung und Modernisierung von »Rasse« in den biowissenschaftlichen Disziplinen.
Menschen ohne Schweizer Pass verzeichneten in der Schweiz während der COVID-19-Pande-mie eine höh... more Menschen ohne Schweizer Pass verzeichneten in der Schweiz während der COVID-19-Pande-mie eine höhere Zunahme der Sterblichkeit als Menschen mit Schweizer Pass. Dieser bisher nicht ausreichend beachtete Befund zeigt sich in einer Analyse der Todesfallstatistik aus dem Zeitraum 2020 bis Mai 2021 im Vergleich mit den zehn Vorjahren. 2020 fällt die Zunahme aller Todesfälle gegenüber dem Vorjahr bei Menschen ohne Schweizer Pass mit 21,2 Prozent fast doppelt so hoch aus, wie bei jenen mit Schweizer Pass, bei denen der Anstieg bei 11,4 Prozent lag. In einer detaillierten Auswertung der Wochendaten und der Aufteilung nach Altersklassen werden ein früherer und stärkerer Anstieg der Todesfallzahlen bei Menschen ohne Schweizer Pass sowie ein bis zu zehnfach höherer Anstieg (in der Altersklasse 65- bis 74-Jährige) der Todesfälle im Vergleich zum Vorjahr sichtbar. Unsere Analyse macht damit erhebliche gesundheitliche Ungleichheiten in verschiedenen Bevölkerungsteilen der Schweiz sichtbar.
The use of human diversity classifications such as race, ethnicity, ancestry, or migration backgr... more The use of human diversity classifications such as race, ethnicity, ancestry, or migration background entails a range of scientific as well as social consequences, and careful application of such terms is therefore vital. In this article, we present results from a systematic literature review and subsequent quantitative content analysis of 546 life science papers from German research institutes. We are concerned specifically with racial, ethnic, migration- and ancestry-related classifications used in such papers. Our aim is to capture a snapshot of the classification practices currently applied to the categorization of humans across various disciplines and fields in a specific national context that remains under-researched. The review (a) substantiates results from earlier studies that point to heterogeneity, inconsistency, and vagueness of human classifications used in the life sciences, and (b) confirms the expected specificity of German scientific discourse, where the term “race”...
This paper addresses the effects and consequences of police checks in Swiss cities. In our partic... more This paper addresses the effects and consequences of police checks in Swiss cities. In our participatory and collaborative research, we focus on the perspectives of those for whom racial profiling is part of everyday life. Using a theoretical perspective of subjectivation, we draw on thirty qualitative interviews with members of racialized minorities. We analyse not only the immediate effects of stop and searches such as feelings of humiliation, powerlessness and self-accusation but also long-term consequences such as the restriction of one’s own movement in public spaces, fear of police, social withdrawal and loss of trust in state authorities. Ultimately, we examine the tactics and forms of resistance comprising elements of specific subjectivities that individuals use to deal with racial profiling
The use of human diversity classifications like race, ethnicity, ancestry, or migration backgroun... more The use of human diversity classifications like race, ethnicity, ancestry, or migration background entails a range of scientific as well as social consequences, therefore, a careful application is vital. In this article, we present results from a systematic literature review and subsequent quantitative content analysis based on 546 papers focusing on classifications applied in life sciences studies at German research institutions. Our aim is to capture a snap-shot of current classification practices applied to categorize humans across various disciplines and fields in a specific national context that remains underexposed in this regard. The review substantiates a) the results from earlier studies that point to heterogeneity, inconsistency and vagueness of human classifications used in the life sciences, and b) underlines the presumed specificity of the German science context, where the term “race” is comparatively little used. Our findings stress the need for German researchers to p...
Over the last two decades, the analysis of DNA traces found at a crime scene have expanded the al... more Over the last two decades, the analysis of DNA traces found at a crime scene have expanded the already established forensic DNA analysis for identification to include new techniques intended to predict a criminal suspect’s externally visible characteristics, such as eye, hair and skin colour (‘forensic DNA phenotyping’), or his or her ethnic, continental or regional origin (‘biogeographical ancestry’). In this paper, we conduct a dispositive analysis to investigate how extended DNA analysis in forensics catalyses inherent processes of racialization at three different levels: 1) in the categorizations that are integral to this technology, 2) in the images of the ‘dangerous other’ combined with inflated expectations regarding these technologies’ effectiveness that have framed discourses regarding the legalization of this technology, and 3) in the biases and stereotypes which often guide investigative practices using these technologies. We demonstrate that this is an example par excellence of how the interaction between different practice dimensions can exacerbate unintended discriminating, racialising and racist effects.
Christine Hanke untersucht die Differenzproduktion in der physischen Anthropologie um 1900. Ergeb... more Christine Hanke untersucht die Differenzproduktion in der physischen Anthropologie um 1900. Ergebnis ihrer diskurs- und medientheoretischen Analyse ist vor allem die Sichtbarmachung des performativen Charakters naturwissenschaftlicher Forschungen. Die Arbeit bietet eine differenzierte Behandlung und Kritik der Herstellung von ‚Rasse‘ und ‚Geschlecht‘. Daruber hinaus ermoglicht sie eine Fulle von Einblicken, die in anthropologischen Publikationen durch Reinigungsprozesse in den Hintergrund treten und im Mainstream der Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftsforschung ublicherweise nicht wieder zum Vorschein gebracht werden.
Im Verlauf der letzten zwanzig Jahre haben Studien aus den USA, Großbritannien und Australien gez... more Im Verlauf der letzten zwanzig Jahre haben Studien aus den USA, Großbritannien und Australien gezeigt, dass das stetig wachsende genetische Wissen zu neuen Formen von Benachteiligung, Stigmatisierung und Ausschließung führen kann. Im Zuge dessen wurde der Begriff „genetische Diskriminierung“ geprägt, der die Ungleichbehandlung von Menschen aufgrund vermuteter oder tatsächlich vorhandener genetischer Merkmale bezeichnet. Die vorliegenden Studien haben Benachteiligungen und Andersbehandlungen in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen nachgewiesen, etwa bei Arbeitsverhältnissen, bei Versicherungen oder im Rahmen von Adoptionsverfahren.
Since the early 1990s, the term “genetic discrimination” has been used to designate adverse treat... more Since the early 1990s, the term “genetic discrimination” has been used to designate adverse treatment on the grounds of genetic makeup. However, the full spectrum of possible disadvantage associated with genetic information has not been addressed by either the international scientific debate or statutory arrangements on genetic discrimination. Informed by legal contexts, they almost all focus on one specific group: the “asymptomatic ill.” On the basis of the sociological study, “Genetic Discrimination in Germany,” this article proposes to revise the terms of the debate and discusses some limitations of the concept. Drawing on the experiences reported by affected individuals, it advocates a more expansive social understanding which does not require that a person has to be healthy to be at risk of genetic discrimination.
Dieser Beitrag stellt die Ergebnisse der Befragung von Betroffenen der Familiaren Adenomatosen Po... more Dieser Beitrag stellt die Ergebnisse der Befragung von Betroffenen der Familiaren Adenomatosen Polyposis (FAP), einer Form vererbbaren Darmkrebses, vor. Als Teilstudie der Untersuchung zu „Genetischer Diskriminierung in Deutschland“ interviewten wir die Personengruppe mit (einem Risiko fur) FAP, weil diese als grundsatzlich vulnerable Gruppe anzusehen ist, da bei Vorliegen der krankheitsauslosenden Genvariante fast sicher Symptome auftreten und diese unbehandelt zu Krebs fuhren. Aufgrund der im Vergleich zu anderen genetischen Krankheiten auserordentlich hohen Penetranz, dem besonderen emotionalen Belastungs- und Stigmatisierungspotenzial von Darmkrebs und vor dem Hintergrund der Ergebnisse internationalen Studien gingen wir von einem erhohten Risiko fur Andersbehandlung und Benachteiligung aus.
Auf dem ersten Soziologentag der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Jahr 1910 war Rasse&#x... more Auf dem ersten Soziologentag der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Jahr 1910 war Rasse' ein derart wichtiges Thema, dass es an prominenter Stelle über den gesamten Vormittag des zweiten Konferenztages behandelt wurde. Den Eingangsvortrag hierfür hielt der Arzt ...
The use of human diversity classifications such as race, ethnicity, ancestry, or migration backgr... more The use of human diversity classifications such as race, ethnicity, ancestry, or migration background entails a range of scientific as well as social consequences, and careful application of such terms is therefore vital. In this article, we present results from a systematic literature review and subsequent quantitative content analysis of 546 life science papers from German research institutes. We are concerned specifically with racial, ethnic, migration- and ancestry-related classifications used in such papers. Our aim is to capture a snapshot of the classification practices currently applied to the categorization of humans across various disciplines and fields in a specific national context that remains under-researched. The review (a) substantiates results from earlier studies that point to heterogeneity, inconsistency, and vagueness of human classifications used in the life sciences, and (b) confirms the expected specificity of German scientific discourse, where the term “race” is used comparatively rarely. Our findings stress the need for German researchers to partake in the ongoing international debate on the practice of human classification in the life sciences to advance the international and interdisciplinary transferability of scientific results and, first and foremost, to avoid unintended effects such as overgeneralization, racialization, and stigmatization.
Racial Profiling findet sich in alltäglichen Überprüfungsroutinen von Polizei und Grenzschutz. De... more Racial Profiling findet sich in alltäglichen Überprüfungsroutinen von Polizei und Grenzschutz. Der Verdacht des Illegalen steht im Raum – sei es von unterstellten kriminellen Aktivitäten, von unrechtmäßiger Teilhabe am öffentlichen Raum oder auch einfach nur, weil die Alltagswahrnehmung rassistisch unterlegt ist und sortiert, wer* als fremd – als der eigenen Gesellschaft (nicht) zugehörig – wahrgenommen wird.
Die empirische Basis der vorliegenden Untersuchung bilden Interviews mit Menschen in der Schweiz, die von diskriminierenden Polizeikontrollen betroffenen sind. Gleichwohl analysieren sie Erfahrungen, die viele Menschen auch in Deutschland und anderen Ländern in ähnlicher Weise machen müssen. Die Autor*innen zeigen mit ihrer partizipativen Forschung auf, wie wissenschaftliche Analyse und politischer Aktivismus zusammenzuführen sind, und wie dies zu verändernden Praxen und zu Selbstermächtigung führen kann.
Inhalt
Einleitung: Diskriminierungserfahrungen zu Gehör bringen Widerstand als Ausgangspunkt des Forschungsprojekts Kollaborative Forschungsgruppe Racial Profiling in der Schweiz Aufbau der Studie
Erfahrungen: Verschiedene Personengruppen im Fokus der Polizei Rassifizierung: Hautfarbe als Stigma Kriminalisierung: Wie Menschen unter Generalverdacht gestellt werden Physische Gewalterfahrung Intersektionales Zusammenwirken sozialer Ungleichheiten
Widerstand: Taktiken im Umgang mit rassistischen Polizeikontrollen Wie wird Widerstand möglich?
Theorie und Methode: Forschungsvorgehen und theoretische Grundlagen Methodik Rassismustheoretische Bezüge Was ist Racial Profiling?
Fazit: Erfahrungen mit Racial Profiling anerkennen: Rassismus als Problem wahrnehmen! Racial Profiling wirkt nachhaltig und hat tiefgreifende Folgen Rassismuserfahrung als Impuls für Widerstand Den öffentlichen Raum zu einem sicheren und offenen Ort für alle machen!
Racial Profiling ist eine diskriminierende und rechtswidrige polizeiliche Praxis, die nur wenig ö... more Racial Profiling ist eine diskriminierende und rechtswidrige polizeiliche Praxis, die nur wenig öffentliche Beachtung findet. Im Zentrum der Studie der Kollaborativen Forschungsgruppe Racial Profiling stehen Menschen in der Schweiz, für die rassistische Polizeikontrollen zum Alltag gehören. Hierzu führten wir Interviews mit Personen, die sich selbst als Schwarze*r, Person of Color, Jenische*r, Sinto*Sintezza, Rom*ni, Muslim*in, Asiat*in oder als Migrant*in bezeichnen sowie als Sexarbeiterin tätig sind. Sie alle sind von ähnlichen Formen der Kriminalisierung betroffen, unterliegen jedoch auch spezifischen polizeilichen Praktiken – je nach Geschlecht, Aufenthaltsstatus, Staatsangehörigkeit und sozioökonomischem Status. Neben den konkreten Erlebnissen kommen auch die Folgen und Wirkungen der Kontrollen für die Kontrollierten, betroffene Communitys sowie die Gesellschaft zur Sprache. Thematisiert werden zudem verschiedene Taktiken im Umgang mit der ständigen Gefahr, ins Visier der Polizei zu geraten sowie Strategien, um sich individuell, aber auch kollektiv gegen diese rassistische Praxis zur Wehr zu setzen.
Die Einteilung von Menschen in Rassen ist eine der umstrittensten Praktiken biologischer Forschun... more Die Einteilung von Menschen in Rassen ist eine der umstrittensten Praktiken biologischer Forschung. Doch statt ihres Endes zeichnet sich in den letzten Jahrzehnten eine Renaissance rassifizierter Konzepte ab.
Tino Plümeckes detaillierte Studie geht erstmals der Frage nach, wieso Rasse immer wieder Teil modernster Forschungen werden konnte. Analysiert werden die Rassifizierungen in verschiedenen biologischen Disziplinen und die Entwicklungslinien im Kontext genetischer Ansätze. Das Buch führt Kompetenzen aus den Bio- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen und liefert einen Beitrag zur Weiterentwicklung kritischer und intervenierender Wissenschaftsforschung.
Das Konzept der »Rasse« wird seit einigen Jahren in den Biowissenschaften wieder vermehrt verwend... more Das Konzept der »Rasse« wird seit einigen Jahren in den Biowissenschaften wieder vermehrt verwendet. Dies findet konträr zu den unzähligen Kritiken statt, die einen Bezug auf den Begriff eigentlich ausschließen sollten. Mehr noch: der Boom der Genetik hat zudem neue Formen der biologischen Unterscheidung von Menschen entlang von »Rasse« produziert. Zwar weisen die Sozialwissenschaften darauf hin, dass rassifizierte Unterschiede immer häufiger mit »kulturellen Differenzen« begründet werden, gleichzeitig sind jedoch biologische »Rasse«-Konzepte weiterhin virulent. Dies macht eine kritische Analyse und Diskussion dazu dringend notwendig. Die Autor_innen dieses Bandes beschäftigen sich mit wissenschaftlichen »Rasse«-Konzepten in ihrer historischen Entwicklung vom Kolonialismus bis in die Gegenwart. Sie untersuchen die Konjunktur rassistischer Forschungsprojekte in den heutigen Biowissenschaften sowie die wissenschaftliche Herstellung dieser Konzepte. Wichtige Bezugspunkte sind dabei die sozialkonstruktivistische sowie postkoloniale Theorie, die kritische Weißseinsforschung, die feministische Naturwissenschaftskritik und Ansätze der Wissenschaftssoziologie. Der Band gibt damit einen Überblick über die Kritik an Kontinuität, Reetablierung und Modernisierung von »Rasse« in den biowissenschaftlichen Disziplinen.
Menschen ohne Schweizer Pass verzeichneten in der Schweiz während der COVID-19-Pande-mie eine höh... more Menschen ohne Schweizer Pass verzeichneten in der Schweiz während der COVID-19-Pande-mie eine höhere Zunahme der Sterblichkeit als Menschen mit Schweizer Pass. Dieser bisher nicht ausreichend beachtete Befund zeigt sich in einer Analyse der Todesfallstatistik aus dem Zeitraum 2020 bis Mai 2021 im Vergleich mit den zehn Vorjahren. 2020 fällt die Zunahme aller Todesfälle gegenüber dem Vorjahr bei Menschen ohne Schweizer Pass mit 21,2 Prozent fast doppelt so hoch aus, wie bei jenen mit Schweizer Pass, bei denen der Anstieg bei 11,4 Prozent lag. In einer detaillierten Auswertung der Wochendaten und der Aufteilung nach Altersklassen werden ein früherer und stärkerer Anstieg der Todesfallzahlen bei Menschen ohne Schweizer Pass sowie ein bis zu zehnfach höherer Anstieg (in der Altersklasse 65- bis 74-Jährige) der Todesfälle im Vergleich zum Vorjahr sichtbar. Unsere Analyse macht damit erhebliche gesundheitliche Ungleichheiten in verschiedenen Bevölkerungsteilen der Schweiz sichtbar.
The use of human diversity classifications such as race, ethnicity, ancestry, or migration backgr... more The use of human diversity classifications such as race, ethnicity, ancestry, or migration background entails a range of scientific as well as social consequences, and careful application of such terms is therefore vital. In this article, we present results from a systematic literature review and subsequent quantitative content analysis of 546 life science papers from German research institutes. We are concerned specifically with racial, ethnic, migration- and ancestry-related classifications used in such papers. Our aim is to capture a snapshot of the classification practices currently applied to the categorization of humans across various disciplines and fields in a specific national context that remains under-researched. The review (a) substantiates results from earlier studies that point to heterogeneity, inconsistency, and vagueness of human classifications used in the life sciences, and (b) confirms the expected specificity of German scientific discourse, where the term “race”...
This paper addresses the effects and consequences of police checks in Swiss cities. In our partic... more This paper addresses the effects and consequences of police checks in Swiss cities. In our participatory and collaborative research, we focus on the perspectives of those for whom racial profiling is part of everyday life. Using a theoretical perspective of subjectivation, we draw on thirty qualitative interviews with members of racialized minorities. We analyse not only the immediate effects of stop and searches such as feelings of humiliation, powerlessness and self-accusation but also long-term consequences such as the restriction of one’s own movement in public spaces, fear of police, social withdrawal and loss of trust in state authorities. Ultimately, we examine the tactics and forms of resistance comprising elements of specific subjectivities that individuals use to deal with racial profiling
The use of human diversity classifications like race, ethnicity, ancestry, or migration backgroun... more The use of human diversity classifications like race, ethnicity, ancestry, or migration background entails a range of scientific as well as social consequences, therefore, a careful application is vital. In this article, we present results from a systematic literature review and subsequent quantitative content analysis based on 546 papers focusing on classifications applied in life sciences studies at German research institutions. Our aim is to capture a snap-shot of current classification practices applied to categorize humans across various disciplines and fields in a specific national context that remains underexposed in this regard. The review substantiates a) the results from earlier studies that point to heterogeneity, inconsistency and vagueness of human classifications used in the life sciences, and b) underlines the presumed specificity of the German science context, where the term “race” is comparatively little used. Our findings stress the need for German researchers to p...
Over the last two decades, the analysis of DNA traces found at a crime scene have expanded the al... more Over the last two decades, the analysis of DNA traces found at a crime scene have expanded the already established forensic DNA analysis for identification to include new techniques intended to predict a criminal suspect’s externally visible characteristics, such as eye, hair and skin colour (‘forensic DNA phenotyping’), or his or her ethnic, continental or regional origin (‘biogeographical ancestry’). In this paper, we conduct a dispositive analysis to investigate how extended DNA analysis in forensics catalyses inherent processes of racialization at three different levels: 1) in the categorizations that are integral to this technology, 2) in the images of the ‘dangerous other’ combined with inflated expectations regarding these technologies’ effectiveness that have framed discourses regarding the legalization of this technology, and 3) in the biases and stereotypes which often guide investigative practices using these technologies. We demonstrate that this is an example par excellence of how the interaction between different practice dimensions can exacerbate unintended discriminating, racialising and racist effects.
Christine Hanke untersucht die Differenzproduktion in der physischen Anthropologie um 1900. Ergeb... more Christine Hanke untersucht die Differenzproduktion in der physischen Anthropologie um 1900. Ergebnis ihrer diskurs- und medientheoretischen Analyse ist vor allem die Sichtbarmachung des performativen Charakters naturwissenschaftlicher Forschungen. Die Arbeit bietet eine differenzierte Behandlung und Kritik der Herstellung von ‚Rasse‘ und ‚Geschlecht‘. Daruber hinaus ermoglicht sie eine Fulle von Einblicken, die in anthropologischen Publikationen durch Reinigungsprozesse in den Hintergrund treten und im Mainstream der Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftsforschung ublicherweise nicht wieder zum Vorschein gebracht werden.
Im Verlauf der letzten zwanzig Jahre haben Studien aus den USA, Großbritannien und Australien gez... more Im Verlauf der letzten zwanzig Jahre haben Studien aus den USA, Großbritannien und Australien gezeigt, dass das stetig wachsende genetische Wissen zu neuen Formen von Benachteiligung, Stigmatisierung und Ausschließung führen kann. Im Zuge dessen wurde der Begriff „genetische Diskriminierung“ geprägt, der die Ungleichbehandlung von Menschen aufgrund vermuteter oder tatsächlich vorhandener genetischer Merkmale bezeichnet. Die vorliegenden Studien haben Benachteiligungen und Andersbehandlungen in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen nachgewiesen, etwa bei Arbeitsverhältnissen, bei Versicherungen oder im Rahmen von Adoptionsverfahren.
Since the early 1990s, the term “genetic discrimination” has been used to designate adverse treat... more Since the early 1990s, the term “genetic discrimination” has been used to designate adverse treatment on the grounds of genetic makeup. However, the full spectrum of possible disadvantage associated with genetic information has not been addressed by either the international scientific debate or statutory arrangements on genetic discrimination. Informed by legal contexts, they almost all focus on one specific group: the “asymptomatic ill.” On the basis of the sociological study, “Genetic Discrimination in Germany,” this article proposes to revise the terms of the debate and discusses some limitations of the concept. Drawing on the experiences reported by affected individuals, it advocates a more expansive social understanding which does not require that a person has to be healthy to be at risk of genetic discrimination.
Dieser Beitrag stellt die Ergebnisse der Befragung von Betroffenen der Familiaren Adenomatosen Po... more Dieser Beitrag stellt die Ergebnisse der Befragung von Betroffenen der Familiaren Adenomatosen Polyposis (FAP), einer Form vererbbaren Darmkrebses, vor. Als Teilstudie der Untersuchung zu „Genetischer Diskriminierung in Deutschland“ interviewten wir die Personengruppe mit (einem Risiko fur) FAP, weil diese als grundsatzlich vulnerable Gruppe anzusehen ist, da bei Vorliegen der krankheitsauslosenden Genvariante fast sicher Symptome auftreten und diese unbehandelt zu Krebs fuhren. Aufgrund der im Vergleich zu anderen genetischen Krankheiten auserordentlich hohen Penetranz, dem besonderen emotionalen Belastungs- und Stigmatisierungspotenzial von Darmkrebs und vor dem Hintergrund der Ergebnisse internationalen Studien gingen wir von einem erhohten Risiko fur Andersbehandlung und Benachteiligung aus.
Auf dem ersten Soziologentag der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Jahr 1910 war Rasse&#x... more Auf dem ersten Soziologentag der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Jahr 1910 war Rasse' ein derart wichtiges Thema, dass es an prominenter Stelle über den gesamten Vormittag des zweiten Konferenztages behandelt wurde. Den Eingangsvortrag hierfür hielt der Arzt ...
Soziale Welt: Zeitschrift für Sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis
Genetic Discrimination in Germany? Experiences of unfair and adverse treatment due to risks of ge... more Genetic Discrimination in Germany? Experiences of unfair and adverse treatment due to risks of genetic diseases This paper presents the findings of a questionnaire survey about the forms and fields of genetic discrimination in Germany. We asked individuals at risk for four different genetic conditions which represent the range of diversity in heritable disorders (dominant/recessive, high or low penetrance) as well as in the severity and treatability of the symptoms. The questionnaire included standardized and open questions about negative experiences because of (presumed) genetic predisposition and about fear of exclusion and stigmatization. The results show that analyses of genetic discrimination must be widened and deepened in three respects. First, people with and without symptoms experience unequal treatment and discrimination because of their genetic condition. Second, the generally ambiguous and ambivalent meaning of genetic knowledge with a potential for discrimination or rel...
Je mehr das genetische Wissen wächst, desto eher werden Menschen anhand ihrer genetischen Merkmal... more Je mehr das genetische Wissen wächst, desto eher werden Menschen anhand ihrer genetischen Merkmale typisiert und klassifiziert - und unter Umständen auch stigmatisiert und benachteiligt. Wie sich „genetische Diskriminierung“ hierzulande ausprägt und von Betroffenen erfahren wird, dazu forschen SozialwissenschaftlerInnen in Frankfurt und Hamburg.
David Reimer ist wohl das berühmteste Experiment der Sexualwissenschaft. Als so genannter „Zwilli... more David Reimer ist wohl das berühmteste Experiment der Sexualwissenschaft. Als so genannter „Zwillingsfall“ diente er als Paradigma verschiedenster Theorien zur Ausprägung von Geschlechtsidentität. An ihm – als mit „normalen“ XY-Chromosomen und als männlich bezeichneten Geschlechtsmerkmalen geborenen – wurde ‚geprüft’, was seit den 50er Jahren in fast allen Industrieländern alltägliche Praxis der normierenden Geschlechtszuweisung sog. Intersexueller wurde. Berühmt wurde der „Zwillingsfall“, weil David nach der Geburt als Junge bezeichnet wurde, er nach einem chirurgischen Unfall als Mädchen aufwuchs und schließlich in den 1980er Jahren sein Geschlecht erneut wechselte um fortan als Mann weiter zu leben. Umgebend dieser wechselnden Geschlechtszuweisungen siedelten sich Theorien der Sexualwissenschaft an, die unterschiedlicher kaum sein könnten und die im Zeitraum seines Lebens für unterschiedlichste Wahrheitskonstruktionen jeweils ihn und seine Imagination heranzogen.
Die nordamerikanische Neurobiologin und Feministin Deboleena Roy hat einen beeindruckenden Band z... more Die nordamerikanische Neurobiologin und Feministin Deboleena Roy hat einen beeindruckenden Band zur Reflexion feministischer Praxis in den Wissenschaften veröffentlicht. Ausgehend von ihrer Arbeit als Aktivistin für Frauengesundheitszentren und reproduktive Gerechtigkeit, begann die Autorin sich intensiv mit der Umsetzung feministischer Theorie im Alltag ihrer Laborarbeit zu beschäftigen. Im Buch spannt sie hierfür unter den Überschriften „Biophilosophies of Becoming“, „Microphysiologies of Desire“ und „Bacterial Lives“ einen weiten Rahmen mit voraussetzungsvollen, aber emphatischen Bezügen auf poststrukturalistische Theorie, die feministische Theoriebildung, postkoloniale bzw. dekoloniale Studien und die feministische Naturwissenschaftsforschung und -kritik.
Die Fragen, die sie beschäftigen, sind unter anderem: Wie können wir die Beziehung zwischen wissenschaftlicher Wissenserzeugung und dem Zu-Wissenden rekonfigurieren? Wie können wir die biologische Wissensproduktion anhand unserer Bedarfe gestalten? Aber auch: Wie begegnen wir Materie und Leben in ihren unterschiedlichen Formen? Konkret heißt das für die Autorin, sich radikal kritisch mit den bestehenden Vorannahmen und Paradigmen der Forschungstradition auseinanderzusetzen, an ihrem aktivistischen Engagement immer wieder anzuschließen, aber auch feministische Gewissheiten zu befragen, die Unbeständigkeit sowie Vulnerabilität der „Natur“ wahrzunehmen und keinesfalls die in ihrem Forschungsfeld üblichen Tierversuche durchzuführen.
Alles in allem ist das Buch ein sehr wichtiger Beitrag für das erneute Interesse an Materialität und die Umsetzung von feministischer Theorie in die Praxis des Forschens.
➤ Deboleena Roy (2018): Molecular Feminism: Biology, Becomings, and Life in the Lab, 265 Seiten, University of Washington Press, 23 Euro, ISBN 978-0295744094 [Titel anhand dieser ISBN in Citavi-Projekt übernehmen] . Kostenloses PDF: http://library.oapen.org/handle/20.500.12657/27684
Das von Prof. Dr. Albert Scherr, Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani und Dr. Gökçen Yüksel herausgegebe... more Das von Prof. Dr. Albert Scherr, Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani und Dr. Gökçen Yüksel herausgegebene Handbuch versammelt zentrale theoretische, empirische und handlungsorientierte Beiträge der Diskriminierungsforschung. Der umfangreiche Band hat das Ziel, den aktuellen Stand des Konzepts „Diskriminierung“ in unterschiedlichen Wissens-, Politik- und Handlungsfeldern abzubilden und damit zur Weiterentwicklung der interdisziplinären Diskriminierungsforschung und -theorie beizutragen.
Pascal Germann unternimmt in seiner Untersuchung zur Entwicklung der Humangenetik und (Rassen-)An... more Pascal Germann unternimmt in seiner Untersuchung zur Entwicklung der Humangenetik und (Rassen-)Anthropologie in der Schweiz mehr als eine Abhandlung zur Wissenschaftsgeschichte dieser biowissenschaftlichen Disziplinen. Mit einer sowohl mikrologischen Analyse der Forschungspraxen und der Handlungen der Akteure als auch makrologischen Perspektive auf politische, diskursive und transnationale Kontexte rekonstruiert er umfassend, wie sich die Schweiz als in der Rassenanthropologie und Seroanthropologie (genetische Blutgruppenforschung) führenden Wissenschaftsstandort konstituiert, wie Forschungsinstitutionen mit eugenischen Steuerungs- und Überwachungsvisionen verschränkt und wie wissenschaftliche Forschung mit politischen, militärischen, nationalidentitären Anforderungen verknüpft werden.
In dem Essay „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ beschrieb Walter ... more In dem Essay „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ beschrieb Walter Benjamin 1935, wie sich unter den zeitgenössischen Produktionsbedingungen – maßgeblich der neuen Technologien Fotografie und Film – der Begriff und die Funktion, mithin der „Gesamtcharakter der Kunst“1, verändern werden. Als marxistischer Theoretiker sah er in den erweiterten (Re-)Produktionsbedingungen die historische Situation des Umschlags in eine neue Qualität gegeben: Statt einer Fundierung aufs Ritual trete an ihre Stelle fortan eine Fundierung auf Politik. Malaika Rödel untersucht in ihrer Dissertationsschrift auf Basis einer ähnlichen, aber deutlich erweiterten These die Debatte um die Präimplantationsdiagnostik (PID) in den Zeitungen Die Zeit, FAZ, SZ, dem Magazin Der Spiegel und einer Fernsehtalksendung. Anhand dieser Medien analysiert die Sozialwissenschaftlerin und Geschlechterforscherin, wie die PID in der Öffentlichkeit verhandelt wird und welche Argumente und Akteur_innen dabei zentral sind. Die mediale Debatte um die PID sei dabei von besonderem Interesse, weil in ihr, in einer der größten öffentlich geführten Diskussionen der BRD, die Risiken und Chancen der neuen Gen- und Reproduktionstechnologien verhandelt werden (S. 12).
Seit Mitte der 1990er Jahre entstanden in mehreren Feldern der Lebenswissenschaften neue Zugriffe... more Seit Mitte der 1990er Jahre entstanden in mehreren Feldern der Lebenswissenschaften neue Zugriffe auf ‚Rasse‘. Waren vorher vor allem Absagen an biologische Rassekonzepte vorherrschend, wird mit den Mitteln molekularbiologischer Forschung nunmehr wieder eine Vielzahl an Stimmen laut, die für eine genetische Reformulierung ‚rassischer‘ Unterscheidungen plädieren.
Die Professorin für Recht, Soziologie und Civil Rights hat mit ihrem Buch eine umfassende Studie vorgelegt, in der sie die aktuelle „ Hervorbringung neuer Formen rassischer Politiken“ in den USA analysiert. Roberts untersucht dafür jene mit den technischen Mitteln der Genomik vollzogenen Verschiebungen in der Wissenschaft, der Politik und im Big Business. Detailliert zeichnet sie die Entwicklungen nach, die in der ethnisierenden Medizin, dem ‚rassenspezifischen‘ Medikament BiDil und genetischen Herkunftstests vollzogen werden. Sie zeigt auf, wie mit der Genomik, ‚rassische‘ Ungleichheit als molekulare Differenz statt als Folge sozialer Segregation darstellt wird. Aber sie begrenzt die Untersuchung nicht auf die Praktiken in den Lebenswissenschaften, sondern untersucht ebenso die gesellschaftlichen Effekte, die jene „Wissenschaft und Technologie rassischer Genetik“ hervorruft. Sie arbeitet heraus, wie die „neue Biopolitik der Rasse“ funktioniert, wie diese mit „genetischer Überwachung“, mit Gendatenbanken und einem Strafverfolgungssystem (das einem massiven racial bias unterliegt) besonders brutale Formen staatlicher Kontrolle auf der Basis von ‚Rasse‘ erzeugt. Anders als manche zeitgenössischen AnalystInnen affirmiert sie damit aktuelle Rassekonzepte nicht als Ausdruck einer liberalen Biosozialität, sondern zeigt vielmehr, wie der Blick auf die Moleküle den Blick auf soziale Ungerechtigkeiten zu verstellen droht. Deutlich wird dabei, wie konservative Weltbilder der color-blind society mit liberalen wissenschaftsgläubigen Sichtweisen einer vermeintlich neutralen Biologie der ‚Rassen‘ zusammengehen können. Die Suche nach genetischen Antworten auf soziale Fragen erhalte somit gerade unter der Vorstellung eines „postrassischen“ Amerikas einen neuen Sinn und die Genomik verstärke die Vorstellung von ‚Rasse‘ als einer biologischen Kategorie.
An der gegenwärtigen Debatte über Rassismus in der weißen deutschen Linken wird mindestens ein er... more An der gegenwärtigen Debatte über Rassismus in der weißen deutschen Linken wird mindestens ein erheblicher Nachholbedarf zum Thema ersichtlich. Sehr leicht verständlich führt das Buch in einer Fülle von Fragen aus, wie Rassismus im Alltag, in Wissenschaft, Geschichte und in Begriffen präsent ist: »Wie viele ›Hautfarben‹ gibt es? In welchem Verhältnis stehen Imperialismus und Kolonialismus zueinander? Warum führt der Jakobsweg in die spanische Reconquista? Welche Rolle spielt Wissenschaft für Rassismus? Wer befreite Deutschland vom Nationalsozialismus? Wie spreche ich über Rassismus, ohne ihn sprachlich zu reproduzieren?« An diesen und vielen weiteren Fragen nimmt Susan Arndt eine Verbindung der Berliner Sprachkritik mit einem historisierten und differenzierten Rassismusverständnis vor. Dabei wird neben vielen Überblicken auch detaillierter in die Geschichte gegangen (etwa zum deutschen Kolonialismus) und es werden Widerständigkeiten erörtert, die Rassismus als Erfundenes auch als Vergängliches denkbar machen.
Fazit: Der Band ermöglicht sowohl einen guten Einstieg in die Rassismuskritik und kann auch gut als informatives Lesebuch für die fassettenreiche Bedeutung und Wirkung von Rassismus dienen.
„Sprache benennt, verkennt und definiert, sie gewichtet, hierarchisiert und priorisiert, sie mark... more „Sprache benennt, verkennt und definiert, sie gewichtet, hierarchisiert und priorisiert, sie markiert, relativiert und umschreibt.“ (S. 595) In einer Mischung aus Lexikon, Enzyklopädie, Kurzgeschichten, Gedichten und satirischen Texten taucht dieses Monumentalwerk in die Sprache ein, um deren Durchwobenheit mit Kolonialismus in den Vordergrund zu heben. Dafür zeigen 68 Autor_innen in über 150 Beiträgen rassistische, antisemitische und antiziganistische Gehalte deutscher Begriffe auf. Entlang von vier thematischen Strängen zu 1. Geschichte, Kontexte, Theorien, 2. Konzepte weißen Wissens, 3. Interventionen von People of Color und 4. Alltägliche Macht von rassistischen Wörtern werden in mikroskopischer Arbeit die Begriffsbestände archäologisch abgetragen, interpretiert und analysiert. In dieser Arbeit kommen die den Begriffen innenliegende Herrschaftsgeschichte, die enthaltenen Wertungen, letztlich ihre Gewalt zum Vorschein. Ziel ist es zum einen mit der schieren Unmöglichkeit aus „einer europäischen Sprache heraus zu schreiben, um etwas Europäisches zu veranschaulichen und zu analysieren“ so umzugehen, dass diese – deutsche – Sprache veränderbar wird und dies ohne Rassismus zu reproduzieren. Zum anderen wird ein Archiv selbstermächtigender und widerständiger Begriffe präsentiert. Beiträge zu ‚Maafa‘, ‚African/Black Holocaust‘, ‚Empowerment‘, ‚Diaspora‘ etc. sind dabei jene Mittel, die im Kampf gegen Rassismen auf dem Feld der Sprache Einsatz finden.
Fazit: Sehr unterschiedliche Textgenres werden, wenn auch in wechselnder Qualität, zu einem äußerst umfangreichen Archiv rassistischer Gehalte in deutschsprachiger Kommunikation zusammengebunden. Ein Wegmarker antirassistische Interventionen auf der Ebene der Sprache.
Arndt, Susan & Ofuatey-Alazard, Nadja
Wie Rassismus aus Wörtern spricht: (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk
Unrast, Münster 2011
850 Seiten, 29,80
Falls du nicht nur Kirchen, pittoreske Einkaufstraßen und das chilligste Café im Ort (mit WiFi) s... more Falls du nicht nur Kirchen, pittoreske Einkaufstraßen und das chilligste Café im Ort (mit WiFi) suchst, ist die kleine Sparte der linken Reiseführer_in das Richtige. Mit der Zusammenstellung an Texten von 15 Autor_innen liegt mit „Umkämpfte Erinnerungen“ ein politisches Lesebuch für die Alpen-Adria-Region vor, das Maßstäbe setzt. In vielen sehr unterschiedlichen Texten wird das Dreieck aus südlichem Österreich, Slowenien, und dem nordöstlichen Italien mit geschichtspolitisch einführenden Beiträgen, Gesprächen mit Partisan_innen und Stadtführungen für Klagenfurt und Triest umfangreich beschrieben. Deportationen, Zwangsarbeit, Aussiedlungen, Kämpfe gegen den italienischen Faschismus und gegen die deutsche nationalsozialistische Besatzung sowie zeitgeschichtliche Auseinandersetzungen mit revisionistischen Bestrebungen und deutschtümelnd-nationalistischem Ortstafelsturm. Viele recht dichte Texte wechseln sich ab mit Reflexionen, die auch auf die Transformationen zur Deutung der Geschichte eingehen. Für manche räumliche Orientierung bedarf es einer zusätzlichen Karte, aber das schmälert die Sammlung nicht.
Fazit: Die Reisefibel ist ein Muss für eine Wanderung durch die erinnerungspolitisch umkämpfte Geschichte der Region.
Schweizer Bündnis erforscht »verdachtsunabhängige Kontrollen«
aufgrund der Hautfarbe durch die P... more Schweizer Bündnis erforscht »verdachtsunabhängige Kontrollen«
aufgrund der Hautfarbe durch die Polizei. Gespräch mit Tino Plümecke
Was kann gegen rassistische Polizeikontrollen unternommen
werden?
Erstens müssen Unterstützungsstrukturen ausgebaut werden, damit sich Betroffene wehren können. Zweitens ist es wichtig, dass sich Passanten einmischen, den Schikanierten ihre Hilfe anbieten und die Kontrolle etwa mit dem Handy dokumentieren. Drittens bedarf es weiterer Regelungen, die über die bestehenden Antidiskriminierungsgesetze hinaus rassistische Praktiken der Behörden verbieten.
Interview: Mit Tino Plümecke sprach Martin Sturzenegger.
Gewisse Menschen geraten häufig einzig w... more Interview: Mit Tino Plümecke sprach Martin Sturzenegger. Gewisse Menschen geraten häufig einzig wegen ihres Aussehens in Polizeikontrollen. Gibt es das typische Racial-Profiling-Opfer? Der Begriff stammt aus den USA. Dort verläuft ein Schwarz-Weiss-Graben, der ein starkes Ungleichgewicht von polizeilichen Kontrollen nach sich zieht. Die häufigsten Betroffenen sind entsprechend nicht weiss, männlich und eher jung. In der Schweiz, wie allgemein in Europa, werden neben Schwarzen Personen aus dem Balkan und Asylbewerber aus muslimischen Ländern übermässig oft von der Polizei kontrolliert. Menschen, die optisch von der Mehrheitsbevölkerung abweichen. Daher muss hier eher von Ethnic Profiling gesprochen werden...
Il sociologo Tino Plümecke, docente all’Università di Lucerna, esperto di discriminazione parteci... more Il sociologo Tino Plümecke, docente all’Università di Lucerna, esperto di discriminazione partecipa a uno studio sul ‘racial profiling’ in Svizzera, assieme ad altri ricercatori delle università di Berna, Basilea e Friburgo. Dai primi risultati emerge che nei controlli di polizia finiscono spesso giovani (svizzeri o stranieri) con la pelle nera, rom, jenisch, asilanti, musulmani col capo coperto. Persone fermate in stazione o al upermercato, non per sospetti concreti, ma per il loro aspetto. «Non loccano i bianchi, ma chi appare diverso dalla maggioranza », dice il sociologo. Trenta persone hanno raccontato ai ricercatori la loro esperienza con gli agenti (vedi sotto). Spesso, molto dipende dall’abito, alcuni neri per arrivare al lavoro, senza incappare in controlli, optano per giacca e cravatta. E questo fa la differenza: la polizia spesso non ti ferma.
Overlapping Inequalities in the Welfare State. Strengths and Challenges of Intersectionality Framework, 2004
Racial profiling is a form of state violence that has profound and impactful consequences and con... more Racial profiling is a form of state violence that has profound and impactful consequences and constitutes a significant social issue. Drawing on intersectional analyses of policing and criminalization, this chapter seeks to enhance our understanding of racial profiling, its complexities, and its effects. Relying on empirical data from Switzerland and Germany, we propose directing attention toward three specific aspects within the context of policing in Europe. First, we argue that the complex and multifaceted instances of racial profiling necessitate an examination of numerous, interconnected forms of inequality, surveillance, and violence. Second, we argue that it is necessary to highlight intersecting and intertwined institutional assemblages that create, support, and sustain policing practices within the punitive state apparatus. Third, we emphasize the importance of acknowledging the differences in both the consequences faced by individuals subjected to racial profiling and their diverse responses to such experiences. By exploring various facets of inequality, institutional dynamics, and individual experiences, our objective is to show how an intersectional approach can enrich the depth of analysis concerning racism and contribute to a more comprehensive analysis of struggles against police violence.
Im Oktober 2023 erschien im Laborjournal eine sehr positive Besprechung des Buches „Die Gen-Lotte... more Im Oktober 2023 erschien im Laborjournal eine sehr positive Besprechung des Buches „Die Gen-Lotterie“ der US-amerikanischen Psychologin Kathryn Paige Harden (Link). Harden ist nicht nur eine prominente Vertreterin der Zwillingsforschung, sondern auch eine Protagonistin des in den letzten Jahren neu entstandenen Forschungsfeldes der Soziogenomik oder Sozial- und Verhaltensgenomik. Anders als die Laborjournal-Rezensentin finden wir, dass Hardens Buch aus wissenschaftlicher Sicht vor allem kritisch zu sehen ist – und dass vor allem insbesondere die bildungspolitischen Maßnahmen, die darin als Fazit vorgeschlagen werden, als gefährlich zu bewerten sind. Wir, eine Biologin und zwei Sozialwissenschaftler, nehmen das Buch und die Besprechung daher zum Anlass, einige problematische Aspekte der vermeintlich innovativen Soziogenomik zu erörtern, und möchten dazu anregen, dieses Forschungsfeld sowohl methodisch-konzeptionell zu hinterfragen wie auch sich mit dessen möglichen gesellschaftlichen Effekten intensiv auseinanderzusetzen.
Science, technology and society for a post-truth age, 2014
Analyzing empirical data about researchers in human genetics and the neurosciences who are concer... more Analyzing empirical data about researchers in human genetics and the neurosciences who are concerned with human diversity, this paper investigates research approaches that understand themselves to be reflexive in the sense of a critical and transformative approach to dominant paradigms and to society. We are interested in how this reflexivity is constructed, considered, and enacted. Therefore, we take reflexivity 1) as an empirical object of inquiry through which scientific actors describe their actions and 2) as an analytical concept that can be used to capture the distinct characteristics of the respective research projects. Using examples from our research on critical life science, we analyze in what respects the researchers present themselves as diverging from the mainstream of their discipline—from the concepts and theories related to their work—and what kind of conflicts this causes within the scientific community. To analyze these forms of reflexive research, we use a preliminary concept which we call “social reflexivity.” We elucidate this concept in relation to “varieties of reflexivity” (Woolgar 1991), briefly differentiate it from approaches such as “strong reflexivity” (Harding 1993) and “diffraction” (Barad 2007; Haraway 1997) and discuss its possibilities and limitations.
Bestrebungen, soziale Phänomene wie Bildungsungleichheiten, gruppenbezogene Intelligenzunterschie... more Bestrebungen, soziale Phänomene wie Bildungsungleichheiten, gruppenbezogene Intelligenzunterschiede oder reproduktives Verhalten durch den Rückgriff auf biologische, insbesondere genetische Faktoren zu erklären, sind bekanntlich nicht neu. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen, und zumeist gestützt auf neue technowissenschaftliche Möglichkeiten und Verfahren, finden sich immer wieder Versuche, Soziales als biologisch oder genetisch bedingt zu begreifen. Die entsprechenden Erklärungsansätze – von der Rasseforschung über Eugenik, Soziobiologie und evolutionäre Psychologie bis zur Verhaltensgenetik – erwiesen sich allerdings als fragwürdig und letztlich unhaltbar, weshalb sie in den Sozialwissenschaften bisher nicht Fuß fassen konnten.
Der sogenannte Beipackzettel ist Teil unseres Alltags. Ob Schnupfenspray, Antidepressiva oder Sch... more Der sogenannte Beipackzettel ist Teil unseres Alltags. Ob Schnupfenspray, Antidepressiva oder Schmerzmittel, in der Apotheke oder online erworben –Medikamente werden begleitet von ausführlichen Hinweisen zur Einnahmepraxis, zu Wirkung und Nebenwirkungen. Weit weniger alltäglich und verbreitet ist hingegen das Wissen darum, wie solche Informationen überhaupt zustande kommen.Die konkrete Praxis derWissensproduktion in der klinischen Forschung bleibt für die meisten Konsument*innen von Arzneimitteln (undMedizinprodukten) unsichtbar. Diese Unsichtbarkeit erstreckt sich damit auch aufdie zentrale menschliche Figur im Forschungsprozess, deren vieldimensionales Mitwirken notwendige Bedingung für den Erfolg von Arzneimittelforschung ist: die Versuchsperson. Ohne Menschen, an denen eine wissenschaftliche Fragestellung geprüft werden kann, erreichen innovative Behandlungsmöglichkeiten nie den Markt (vgl. Zotz und Noack 2014).
Von Genen und Menschen: Wer wir sind und werden könnten, 2023
Vor ein paar Jahren twitterte der Entertainer Thomas Gottschalk: ≫Hab meine DNA aufschlüsseln las... more Vor ein paar Jahren twitterte der Entertainer Thomas Gottschalk: ≫Hab meine DNA aufschlüsseln lassen. Afrika war ja klar. Aber über 50% Osteuropäer! Deswegen hab ich als Kind so geklaut≪. Darunter postete er noch eine Grafik mit den Angaben ≫52,2% Osteuropäer / 45,1% Nord- und Westeuropäer / 1,9% Nordafrikaner / 0,8% Nigerianer≪. Gottschalks DNA-Test ist von vielen weitergeleitet, kommentiert und diskutiert worden. Den meisten ging es dabei darum, wie seine Äußerung über Osteuropäer:innen zu bewerten sei. Gottschalks Schilderung steht sinnbildlich für ein ganzes Genre von Social-Media-Posts und einer Fülle an Videos, in denen Kund:innen die Ergebnisse kommerzieller genetischer Herkunftstests präsentieren – oft mit einer Vielfalt an Emotionen sowie zum Teil mit daran anknüpfenden Debatten zur Interpretation der Ergebnisse. Die Unternehmen selbst werben auf ihren Websites mit Slogans wie ≫Entdecke Deine Familiengeschichte! ≪, ≫Finde genetische Cousins und erweitere Deinen Stammbaum≪ oder ≫Erfahren Sie mit einem DNA-Test, woher Sie ursprünglich kommen≪. Suggeriert wird in der Werbung, mit den Tests konnten die ≫Abstammung≪, das ≫Urvolk≪, die ≫biogeografische Herkunft≪ oder die ≫Ethnie≪ ermittelt oder DNABestandteile geografischen Raumen zugeordnet werden.
Die Debatte um Herkunftstests ist beispielhaft für aktuelle naturwissenschaftliche Diskurse um me... more Die Debatte um Herkunftstests ist beispielhaft für aktuelle naturwissenschaftliche Diskurse um menschliche Diversität. Im Umgang mit den Testergebnissen zeigt sich wie Rassifizierung in der Verwobenheit biologischer und kultureller Bedeutungen erzeugt wird.
Jovita dos Santos Pinto, Pamela Ohene-Nyako, Mélanie-Evely Pétrémont, Anne Lavanchy, Barbara Lüthi, Patricia Purtschert, Damir Skenderovic (ed.): Un/doing Race. Rassifizierung in der Schweiz, Zürich: Seismo, 2022, 2022
«‹Rassen› gibt es nicht!» Diesen Satz haben wohl alle, die sich mit Rassismus beschäftigen, so od... more «‹Rassen› gibt es nicht!» Diesen Satz haben wohl alle, die sich mit Rassismus beschäftigen, so oder ähnlich bereits einmal gehört oder gelesen, und viele dürften ihn auch schon selbst einmal geäussert haben, um sich damit gegen ein biologisches Verständnis zur Einteilung von Menschen nach Herkunft und Hautfarbe abzugrenzen. Oft wird dabei auf die Autorität naturwissenschaftlicher Expertise rekurriert, wenn beispielsweise angeführt wird, dass «es keine ‹Rassen› gibt» (Arndt 2011, 660), dass «Rassen […] keine biologischen Tatsachen» seien, es «keine wissenschaftliche Basis für die Einteilung der Menschheit in Rassen» gebe (Degele 2008, 96) bzw. dass «‹Rassen› […] keine biologische Realität» hätten (El-Tayeb 2005, 7). Solche Aussagen sind wichtig, um gegen Versuche vorzugehen, soziale Ungleichheit, Ausbeutung und Rassismus mit biologischen Differenzierungen zu rechtfertigen. «Rasse» erscheint in derlei Äusserungen aber überwiegend als anachronistische Fiktion sowie als Produkt pseudowissenschaftlicher Verirrungen, denen in aufklärerischer Manier – so die Hoffnung – die Faktizität neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse entgegenzusetzen sei. Doch die häufige Wiederholung dieser Aussagen hat bis heute weder biologische Rassifizierungen abgeschafft, noch Rassismus beendet. Zudem wird zumeist übersehen, dass dadurch die Biologie und insbesondere die Bedingungen und Praktiken biologischer Wissensproduktion der kritischen Betrachtung entzogen werden, wodurch wichtige Aspekte des Problems Rasse aus dem Blick geraten.
Am 4. Juli dieses Jahres verstarb Richard „Dick“ Lewontin im Alter von 92 Jahren und damit einer ... more Am 4. Juli dieses Jahres verstarb Richard „Dick“ Lewontin im Alter von 92 Jahren und damit einer der vehementesten innerwissenschaftlichen Kritiker*innen biologischer Reduktionismen. Als Evolutionsgenetiker forschte Lewontin zur Bedeutung und Allgegenwart genetischer Variabilität und war an wichtigen technischen Neuentwicklungen beteiligt. Im deutschen Sprachraum wurde er spätestens Ende der 1980er Jahre als Mitautor des Buches „Die Gene sind es nicht: Biologie, Ideologie und menschliche Natur“ bekannt. Seine scharfe Kritik am Mainstream der Evolutionsforschung, an Konzepten der Soziobiologie und der Evolutionären Psychologie, am allgemeinen Gen-Zentrismus und an der vor allem auf Vererbung fokussierenden Intelligenzforschung machten ihn zu einer wichtigen Referenz für viele wissenschafts- und herrschaftskritische Fragestellungen. Zu einer zentralen antirassistischen Argumentation trug außerdem eine 1972 von ihm veröffentlichte Studie bei, in der er zeigte, dass der Anteil genetischer Variation innerhalb menschlicher Gruppen sehr viel höher ist (85%) als zwischen Populationen (8,3%) oder als „Rassen“ klassifizierten Gruppen (6.3%). Das widersprach der in der Humanevolutionsforschung vorherrschenden Sicht, wonach sich die menschlichen Großgruppen genetisch deutlich voneinander unterscheiden würden. Als politisch engagierter Mensch protestierte Lewontin gegen den Vietnamkrieg, unterstützte die Black-Power-Bewegung, war aktiv bei Science for the People und verfasste gemeinsam mit anderen Abhandlungen zur gesellschaftlichen Eingebundenheit der Biowissenschaften. Sein Engagement empfand er aber nicht als etwas Hervorzuhebendes. Jedenfalls wollte er, als ich ihn vor einigen Jahren an seinem Arbeitsplatz an der Harvard University traf, vielmehr über die Gefahren, die mit der allgemeinen Verfügbarkeit der Sequenzierung des menschlichen Genoms einhergehen reden und beendete das Gespräch mit den Worten: „Ich denke das Schlimmste […] nein, ich fürchte, dass uns die DNA noch lange Zeit beschäftigen wird.“
In der Schweiz ist es verboten, aus einer DNA-Spur eines Tatorts Haut-, Haar- und Augenfarbe sowi... more In der Schweiz ist es verboten, aus einer DNA-Spur eines Tatorts Haut-, Haar- und Augenfarbe sowie die Herkunft der Person, von der die Spur stammt, abzuschätzen. Doch derzeit wird eine Gesetzesänderung debattiert. Dabei spielen rassistische Argumentationen und überzogene Hoffnungen eine große Rolle.
Man darf den amerikanischen Begriff „race“ nicht mit dem deutschen Wort „Rasse“ verwechseln: Ein ... more Man darf den amerikanischen Begriff „race“ nicht mit dem deutschen Wort „Rasse“ verwechseln: Ein interdisziplinäres Plädoyer für mehr Vernunft
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Die empirische Basis der vorliegenden Untersuchung bilden Interviews mit Menschen in der Schweiz, die von diskriminierenden Polizeikontrollen betroffenen sind. Gleichwohl analysieren sie Erfahrungen, die viele Menschen auch in Deutschland und anderen Ländern in ähnlicher Weise machen müssen. Die Autor*innen zeigen mit ihrer partizipativen Forschung auf, wie wissenschaftliche Analyse und politischer Aktivismus zusammenzuführen sind, und wie dies zu verändernden Praxen und zu Selbstermächtigung führen kann.
Inhalt
Einleitung:
Diskriminierungserfahrungen zu Gehör bringen
Widerstand als Ausgangspunkt des Forschungsprojekts
Kollaborative Forschungsgruppe Racial Profiling in der Schweiz
Aufbau der Studie
Erfahrungen:
Verschiedene Personengruppen im Fokus der Polizei
Rassifizierung: Hautfarbe als Stigma
Kriminalisierung: Wie Menschen unter Generalverdacht gestellt werden
Physische Gewalterfahrung
Intersektionales Zusammenwirken sozialer Ungleichheiten
Wirkungen:
Unmittelbare Auswirkungen
Langfristige Folgen
Widerstand:
Taktiken im Umgang mit rassistischen Polizeikontrollen
Wie wird Widerstand möglich?
Theorie und Methode:
Forschungsvorgehen und theoretische Grundlagen
Methodik
Rassismustheoretische Bezüge
Was ist Racial Profiling?
Fazit:
Erfahrungen mit Racial Profiling anerkennen: Rassismus als Problem wahrnehmen!
Racial Profiling wirkt nachhaltig und hat tiefgreifende Folgen
Rassismuserfahrung als Impuls für Widerstand
Den öffentlichen Raum zu einem sicheren und offenen Ort für alle machen!
Tino Plümeckes detaillierte Studie geht erstmals der Frage nach, wieso Rasse immer wieder Teil modernster Forschungen werden konnte. Analysiert werden die Rassifizierungen in verschiedenen biologischen Disziplinen und die Entwicklungslinien im Kontext genetischer Ansätze. Das Buch führt Kompetenzen aus den Bio- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen und liefert einen Beitrag zur Weiterentwicklung kritischer und intervenierender Wissenschaftsforschung.
Rezension: http://www.socialnet.de/rezensionen/15276.php
Die empirische Basis der vorliegenden Untersuchung bilden Interviews mit Menschen in der Schweiz, die von diskriminierenden Polizeikontrollen betroffenen sind. Gleichwohl analysieren sie Erfahrungen, die viele Menschen auch in Deutschland und anderen Ländern in ähnlicher Weise machen müssen. Die Autor*innen zeigen mit ihrer partizipativen Forschung auf, wie wissenschaftliche Analyse und politischer Aktivismus zusammenzuführen sind, und wie dies zu verändernden Praxen und zu Selbstermächtigung führen kann.
Inhalt
Einleitung:
Diskriminierungserfahrungen zu Gehör bringen
Widerstand als Ausgangspunkt des Forschungsprojekts
Kollaborative Forschungsgruppe Racial Profiling in der Schweiz
Aufbau der Studie
Erfahrungen:
Verschiedene Personengruppen im Fokus der Polizei
Rassifizierung: Hautfarbe als Stigma
Kriminalisierung: Wie Menschen unter Generalverdacht gestellt werden
Physische Gewalterfahrung
Intersektionales Zusammenwirken sozialer Ungleichheiten
Wirkungen:
Unmittelbare Auswirkungen
Langfristige Folgen
Widerstand:
Taktiken im Umgang mit rassistischen Polizeikontrollen
Wie wird Widerstand möglich?
Theorie und Methode:
Forschungsvorgehen und theoretische Grundlagen
Methodik
Rassismustheoretische Bezüge
Was ist Racial Profiling?
Fazit:
Erfahrungen mit Racial Profiling anerkennen: Rassismus als Problem wahrnehmen!
Racial Profiling wirkt nachhaltig und hat tiefgreifende Folgen
Rassismuserfahrung als Impuls für Widerstand
Den öffentlichen Raum zu einem sicheren und offenen Ort für alle machen!
Tino Plümeckes detaillierte Studie geht erstmals der Frage nach, wieso Rasse immer wieder Teil modernster Forschungen werden konnte. Analysiert werden die Rassifizierungen in verschiedenen biologischen Disziplinen und die Entwicklungslinien im Kontext genetischer Ansätze. Das Buch führt Kompetenzen aus den Bio- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen und liefert einen Beitrag zur Weiterentwicklung kritischer und intervenierender Wissenschaftsforschung.
Rezension: http://www.socialnet.de/rezensionen/15276.php
Die Fragen, die sie beschäftigen, sind unter anderem: Wie können wir die Beziehung zwischen wissenschaftlicher Wissenserzeugung und dem Zu-Wissenden rekonfigurieren? Wie können wir die biologische Wissensproduktion anhand unserer Bedarfe gestalten? Aber auch: Wie begegnen wir Materie und Leben in ihren unterschiedlichen Formen? Konkret heißt das für die Autorin, sich radikal kritisch mit den bestehenden Vorannahmen und Paradigmen der Forschungstradition auseinanderzusetzen, an ihrem aktivistischen Engagement immer wieder anzuschließen, aber auch feministische Gewissheiten zu befragen, die Unbeständigkeit sowie Vulnerabilität der „Natur“ wahrzunehmen und keinesfalls die in ihrem Forschungsfeld üblichen Tierversuche durchzuführen.
Alles in allem ist das Buch ein sehr wichtiger Beitrag für das erneute Interesse an Materialität und die Umsetzung von feministischer Theorie in die Praxis des Forschens.
➤ Deboleena Roy (2018): Molecular Feminism: Biology, Becomings, and Life in the Lab, 265 Seiten, University of Washington Press, 23 Euro, ISBN 978-0295744094 [Titel anhand dieser ISBN in Citavi-Projekt übernehmen] . Kostenloses PDF: http://library.oapen.org/handle/20.500.12657/27684
wie Forschungsinstitutionen mit eugenischen Steuerungs- und Überwachungsvisionen verschränkt und wie wissenschaftliche Forschung mit politischen, militärischen, nationalidentitären Anforderungen verknüpft werden.
Malaika Rödel untersucht in ihrer Dissertationsschrift auf Basis einer ähnlichen, aber deutlich erweiterten These die Debatte um die Präimplantationsdiagnostik (PID) in den Zeitungen Die Zeit, FAZ, SZ, dem Magazin Der Spiegel und einer Fernsehtalksendung. Anhand dieser Medien analysiert die Sozialwissenschaftlerin und Geschlechterforscherin, wie die PID in der Öffentlichkeit verhandelt wird und welche Argumente und Akteur_innen dabei zentral sind. Die mediale Debatte um die PID sei dabei von besonderem Interesse, weil in ihr, in einer der größten öffentlich geführten Diskussionen der BRD, die Risiken und Chancen der neuen Gen- und Reproduktionstechnologien verhandelt werden (S. 12).
Die Professorin für Recht, Soziologie und Civil Rights hat mit ihrem Buch eine umfassende Studie vorgelegt, in der sie die aktuelle „ Hervorbringung neuer Formen rassischer Politiken“ in den USA analysiert. Roberts untersucht dafür jene mit den technischen Mitteln der Genomik vollzogenen Verschiebungen in der Wissenschaft, der Politik und im Big Business. Detailliert zeichnet sie die Entwicklungen nach, die in der ethnisierenden Medizin, dem ‚rassenspezifischen‘ Medikament BiDil und genetischen Herkunftstests vollzogen werden. Sie zeigt auf, wie mit der Genomik, ‚rassische‘ Ungleichheit als molekulare Differenz statt als Folge sozialer Segregation darstellt wird. Aber sie begrenzt die Untersuchung nicht auf die Praktiken in den Lebenswissenschaften, sondern untersucht ebenso die gesellschaftlichen Effekte, die jene „Wissenschaft und Technologie rassischer Genetik“ hervorruft. Sie arbeitet heraus, wie die „neue Biopolitik der Rasse“ funktioniert, wie diese mit „genetischer Überwachung“, mit Gendatenbanken und einem Strafverfolgungssystem (das einem massiven racial bias unterliegt) besonders brutale Formen staatlicher Kontrolle auf der Basis von ‚Rasse‘ erzeugt. Anders als manche zeitgenössischen AnalystInnen affirmiert sie damit aktuelle Rassekonzepte nicht als Ausdruck einer liberalen Biosozialität, sondern zeigt vielmehr, wie der Blick auf die Moleküle den Blick auf soziale Ungerechtigkeiten zu verstellen droht. Deutlich wird dabei, wie konservative Weltbilder der color-blind society mit liberalen wissenschaftsgläubigen Sichtweisen einer vermeintlich neutralen Biologie der ‚Rassen‘ zusammengehen können. Die Suche nach genetischen Antworten auf soziale Fragen erhalte somit gerade unter der Vorstellung eines „postrassischen“ Amerikas einen neuen Sinn und die Genomik verstärke die Vorstellung von ‚Rasse‘ als einer biologischen Kategorie.
Fazit: Der Band ermöglicht sowohl einen guten Einstieg in die Rassismuskritik und kann auch gut als informatives Lesebuch für die fassettenreiche Bedeutung und Wirkung von Rassismus dienen.
Fazit: Sehr unterschiedliche Textgenres werden, wenn auch in wechselnder Qualität, zu einem äußerst umfangreichen Archiv rassistischer Gehalte in deutschsprachiger Kommunikation zusammengebunden. Ein Wegmarker antirassistische Interventionen auf der Ebene der Sprache.
Arndt, Susan & Ofuatey-Alazard, Nadja
Wie Rassismus aus Wörtern spricht: (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk
Unrast, Münster 2011
850 Seiten, 29,80
Fazit: Die Reisefibel ist ein Muss für eine Wanderung durch die erinnerungspolitisch umkämpfte Geschichte der Region.
aufgrund der Hautfarbe durch die Polizei. Gespräch mit Tino Plümecke
Was kann gegen rassistische Polizeikontrollen unternommen
werden?
Erstens müssen Unterstützungsstrukturen ausgebaut werden, damit sich Betroffene wehren können. Zweitens ist es wichtig, dass sich Passanten einmischen, den Schikanierten ihre Hilfe anbieten und die Kontrolle etwa mit dem Handy dokumentieren. Drittens bedarf es weiterer Regelungen, die über die bestehenden Antidiskriminierungsgesetze hinaus rassistische Praktiken der Behörden verbieten.
Gewisse Menschen geraten häufig einzig wegen ihres Aussehens in Polizeikontrollen. Gibt es das typische Racial-Profiling-Opfer?
Der Begriff stammt aus den USA. Dort verläuft ein Schwarz-Weiss-Graben, der ein starkes Ungleichgewicht von polizeilichen Kontrollen nach sich zieht. Die häufigsten Betroffenen sind entsprechend nicht weiss, männlich und eher jung. In der Schweiz, wie allgemein in Europa, werden neben Schwarzen Personen aus dem Balkan und Asylbewerber aus muslimischen Ländern übermässig oft von der Polizei kontrolliert. Menschen, die optisch von der Mehrheitsbevölkerung abweichen. Daher muss hier eher von Ethnic Profiling gesprochen werden...
esperienza con gli agenti (vedi sotto). Spesso, molto dipende dall’abito, alcuni neri per arrivare al lavoro, senza incappare in controlli, optano per giacca e cravatta. E questo fa la differenza: la polizia spesso non ti ferma.
Als politisch engagierter Mensch protestierte Lewontin gegen den Vietnamkrieg, unterstützte die Black-Power-Bewegung, war aktiv bei Science for the People und verfasste gemeinsam mit anderen Abhandlungen zur gesellschaftlichen Eingebundenheit der Biowissenschaften. Sein Engagement empfand er aber nicht als etwas Hervorzuhebendes. Jedenfalls wollte er, als ich ihn vor einigen Jahren an seinem Arbeitsplatz an der Harvard University traf, vielmehr über die Gefahren, die mit der allgemeinen Verfügbarkeit der Sequenzierung des menschlichen Genoms einhergehen reden und beendete das Gespräch mit den Worten: „Ich denke das Schlimmste […] nein, ich fürchte, dass uns die DNA noch lange Zeit beschäftigen wird.“