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    Michael N. Ebertz

    „Sinn“ ist ein komplexer, schwieriger Begriff. Er wird nicht nur in einer schier unendlichen Mannigfaltigkeit von verschiedenen Bedeutungen und „Sinn-Setzungen“ gebraucht, sondern man kann ihn auch kaum definieren, weil schon jegliche... more
    „Sinn“ ist ein komplexer, schwieriger Begriff. Er wird nicht nur in einer schier unendlichen Mannigfaltigkeit von verschiedenen Bedeutungen und „Sinn-Setzungen“ gebraucht, sondern man kann ihn auch kaum definieren, weil schon jegliche Bestimmung von „Sinn“ voraussetzt, dass die Bestimmung sinnhaft geschieht und sinnvoll ist. „Sinn“ setzt sich gleichsam selbst voraus. Im Alltagsleben stört dies nicht weiter, weil wir uns selten über
    Ist ein Leben nur sinnvoll, wenn es glucklich ist oder wenn man Erfolg hat – im Beruf, in der Liebe? Ist man immer glucklich, wenn man erfolgreich ist? Ist man erfolgreich, wenn man Gluck hat? Oder erwachst aus einem Lebenssinn, den man... more
    Ist ein Leben nur sinnvoll, wenn es glucklich ist oder wenn man Erfolg hat – im Beruf, in der Liebe? Ist man immer glucklich, wenn man erfolgreich ist? Ist man erfolgreich, wenn man Gluck hat? Oder erwachst aus einem Lebenssinn, den man glaubt, gefunden zu haben, automatisch Gluck, gar Erfolg? Oder eher sogar Desinteresse an Erfolg und Gluck? Grose Worter! Schwierige Zusammenhange!
    ... Bereits unsere abendländische Literatur beginne, so Jan Philipp Reemtsma (2008), „mit der Schilderung eines Exzesses autotelischer Gewalt: Es reicht Achill nicht, Hektor zu töten, er will dessen Körper zerstören.“ Rom – genauer... more
    ... Bereits unsere abendländische Literatur beginne, so Jan Philipp Reemtsma (2008), „mit der Schilderung eines Exzesses autotelischer Gewalt: Es reicht Achill nicht, Hektor zu töten, er will dessen Körper zerstören.“ Rom – genauer Vespasian bzw. ...
    Eine der neueren Leitthesen, welche der aktuellen soziologischen Religionsforschung heuristische Richtung geben, ist die Dispersionsthese. Sie bezeichnet eine bestimmte Art des religiosen Wandels, der ja multiple Ausfaltungen der... more
    Eine der neueren Leitthesen, welche der aktuellen soziologischen Religionsforschung heuristische Richtung geben, ist die Dispersionsthese. Sie bezeichnet eine bestimmte Art des religiosen Wandels, der ja multiple Ausfaltungen der Transformation der Religion kennt: dass Formen und Inhalte das religiose Feld verlassen, dabei zerlegt und vermischt in andere Kontexte verschoben werden. Es wird – auch an Beispielen – gezeigt, wie die Dispersionsthese sowohl im Kontext substantialer als auch struktureller wie funktionaler Religions- bzw. Religiositatskonzepte erkenntnisnutzlich ist. Insbesondere wird der Blick auf die Herkunft des Dispersats, seine Ankunft bzw. Rezeption und nicht zuletzt auf den Prozess der Verwandlung des Aggregatszustands des Religiosen selbst geworfen: durch ‚Verflussigung‘, von religiosen Sachverhalten, ihre „Verdunstung“ bzw. „Versickerung“, ihre „Kondensation“, durch ihre „Vermischung“, „Dekonstruktion“, „Deformation“, „Inversion“ und „Diffusion“. Empirisch greifbar sind insbesondere ironisierende und kultisierende Funktionen der Dispersion.
    Nach der sogenannten „Wende“ durch den Niedergang des osteuropaischen Sozialismus, an der die evangelische Kirche in der DDR ebenso wie der Papst aus Polen „wohl selbst einen schwer bezifferbaren Anteil“ hatten (Siefer: 2011: 539), hies... more
    Nach der sogenannten „Wende“ durch den Niedergang des osteuropaischen Sozialismus, an der die evangelische Kirche in der DDR ebenso wie der Papst aus Polen „wohl selbst einen schwer bezifferbaren Anteil“ hatten (Siefer: 2011: 539), hies es, dass Deutschland nun protestantischer werden wurde. Deutschland ist allerdings seitdem weder protestantischer noch katholischer geworden. Weiterhin gingen die Priesterzahlen ebenso hinunter wie die Kirchenaustrittszahlen stiegen. 2010 sind mehr Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten (181.193) als in ihr getauft (170.339) wurden – und zum ersten Mal sind mehr Katholiken aus ihrer Kirche ausgetreten als Protestanten. Durch Mitgliederentscheidungen und demographische Entwicklungen hat sich die Gesamtzahl der katholischen Kirchenmitglieder in Deutschland seit Beginn der 1990er Jahre von 28 252 Mio. um mehr als 3 Mio. verringert. Das ist immerhin ein Schwund um mehr als 10 Prozent und entspricht der Einwohnerzahl von Hamburg und Munchen zusammen. Drastisch lasst sich sagen: Innerhalb von etwa 20 Jahren hat die katholische Kirche in Deutschland eine Schrumpfung erfahren, welche die Mitgliedergrose des Erzbistums Koln (2,2 Mio.) oder des Erzbistums Freiburg (2,1 Mio.) deutlich ubersteigt, also der beiden grosten der 27 Diozesen in Deutschland.
    Tattoos erzählen Geschichten – und das nicht nur auf individueller, sondern auch auf kollektiver Ebene. Basierend auf qualitativen Interviews mit tätowierten Personen untersucht diese Studie die Bedeutung von Tätowierungen in unserer... more
    Tattoos erzählen Geschichten – und das nicht nur auf individueller, sondern auch auf kollektiver Ebene. Basierend auf qualitativen Interviews mit tätowierten Personen untersucht diese Studie die Bedeutung von Tätowierungen in unserer heutigen Gesellschaft und zeigt, wie sich das Tattoo-Phänomen seit den 1990er Jahren gewandelt hat. Dabei wird deutlich, dass Tattoos nicht nur höchstpersönliche Bedeutungsträger sind, sondern auch Träger kollektiver Bedeutungen: Eine faszinierende Reise in die Welt der gezeichneten Häute unserer Zeit.
    Gesellschaftlich und allem Anschein nach auch unter Christen weitgehend unbestimmbar und unverbindlich geworden, hat die Deutung des ›Transzendenten‹ sich pluralisiert und ihre traditionale und institutionelle Verankerung weitgehend... more
    Gesellschaftlich und allem Anschein nach auch unter Christen weitgehend unbestimmbar und unverbindlich geworden, hat die Deutung des ›Transzendenten‹ sich pluralisiert und ihre traditionale und institutionelle Verankerung weitgehend verloren. Der Ausdruck »Spiritualität« hat »Frömmigkeit« und schließlich auch »Religiosität« abgelöst und steht immer weniger für eine spezifisch christliche Glaubenshaltung, zumal es immer weniger der personale christliche Gott ist, der als Quelle des Lebensgeheimnisses geglaubt wird. Vorgeschlagen wird eine Definition mit einem gemeinsamen Nenner des Inhalts dessen, was im gesellschaftlichen Kommunikationshaushalt so alles unter der Bezeichnung Spiritualität zirkuliert; plausibilisiert wird seine gesellschaftliche Kontextualisierung und differenziert werden entlang einer Typologie einige Ausprägungen der mit diesem Begriff verbundenen Sozialformen.
    An der Genese kirchlicher Organisationsstrukturen und der Vermittlung zwischen den verschiedenen Sozial- und Rechtsformen der katholischen Kirche zeigt sich, dass Kirche als Glaubensorganisation und Kirche als Arbeitsorganisation deutlich... more
    An der Genese kirchlicher Organisationsstrukturen und der Vermittlung zwischen den verschiedenen Sozial- und Rechtsformen der katholischen Kirche zeigt sich, dass Kirche als Glaubensorganisation und Kirche als Arbeitsorganisation deutlich zu unterscheidende Organisationstypen darstellen. In stark wertbezogenen Interessenorganisationen besteht eine Diskrepanz zwischen faktischer Verhaltensstruktur und normativer Ordnung. Ein kaum zu uberschaubarer interorganisationeller Verflechtungszusammenhang fuhrt zu einer weitgehend erfolgreichen und spezifisch kirchlichen Autoritatsstruktur uber die gesamte Wirklichkeit kirchlichen Organisationsgeschehens.
    Die programmatische Abkehr der Religionssoziologie von ihrer Einengung auf Kirchensoziologie und die wachsende Auflosung eines relativ verbindlichen Religionsbegriffs, der zumindest seine Haftung am Christentum verliert, mag viele Grunde... more
    Die programmatische Abkehr der Religionssoziologie von ihrer Einengung auf Kirchensoziologie und die wachsende Auflosung eines relativ verbindlichen Religionsbegriffs, der zumindest seine Haftung am Christentum verliert, mag viele Grunde haben. Diese Vorgange indizieren und reflektieren freilich auch auf ihre Weise, das die traditionelle christliche Religion in ihren institutionell verfasten und strukturierten Formen, also die Kirchen, in Europa als Lebensmacht marginalisiert werden und ihr Anspruch auf Monopolisierung der Heilswahrheiten und Heilsguter immer mehr an faktischer Geltung eingebust hat, zumal im Zuge eines Wertewandels eine allgemein indifferente Stimmung gegenuber Institutionen jeglicher Art auch die Kirchen traf und trifft. Offensichtlich sind sie unter den Bedingungen einer strukturell, kulturell und individuell pluralisierten Gesellschaft immer weniger in der Lage, ihre Botschaft mit den existentiellen Fragen der Menschen von heute zu verbinden, als Legitimation ihres Leidens und Glucks zu kommunizieren und an die nachwachsenden Generationen zu tradieren. Immer weniger gelingt es ihnen beispielsweise, mit den Familien in dieser Angelegenheit zu koalieren. Zahlreiche Indikatoren weisen darauf hin, das die traditionelle religiose Arbeitsteilung zwischen Kirchen und Familien zum Auslaufmodell wird. Die verfasten Kirchen verlieren zwar nicht ihre Verfassung, doch ihre „Passung“. Und hierzu gehort vermutlich auch, das der Staat und andere gesellschaftliche Akteure nicht explizit religioser Provenienz im Laufe der Zeit schrittweise viele Aufgaben uberkommener Religion ubernommen haben (Naturinterpretation zur Angstreduktion; Rechtssysteme und Moralkodizes; soziale Sicherung; Freizeit- und Erlebnissteigerung), die man vielleicht nicht zu den primaren Leistungen von Religion zahlen mag, die aber Religion fur die Leute attraktiv machten und die Bindung an sie sogar fur lebensnotwendig.
    „Zu denen dann, die froh das Herz sich wahren, da einst sie doch zum seligen Volke fahren“ — in diesen Vers aus dem Ersten Gesang der ‘Gottlichen Komodie’ mochte ich im Vorgriff die These der folgenden Ausfuhrungen zum Wandel christlicher... more
    „Zu denen dann, die froh das Herz sich wahren, da einst sie doch zum seligen Volke fahren“ — in diesen Vers aus dem Ersten Gesang der ‘Gottlichen Komodie’ mochte ich im Vorgriff die These der folgenden Ausfuhrungen zum Wandel christlicher Jenseitsvorstellungen verschlusseln. Freilich hat Dante diesen Vers noch ausschlieslich auf die Toten, bezeichnenderweise auf die Seelen im Fegefeuer, bezogen; noch nicht auf eine — heute weit verbreitete — Einstellung Lebender. Zur Entstehungszeit der Divina Comedia, zu Beginn des 14. Jahrhunderts, war das ‘Fegefeuer’ nach anhaltender sozusagen topographischer Unsicherheit bereits zu einem fraglosen dritten ‘Ort’ der noch immer fraglosen postmortalen Glucks- und Unglucks-Welt des christlichen Jenseits geworden, und zwar zu einem transzendenten Ort des zeitweiligen Ensembles derjenigen Verstorbenen, die noch eines jenseitigen Sundennachlasses und der Abbusung von Sundenstrafen bedurften, aber uberdies der Teilnahme an einer solchen qualvollen Reinigungsprozedur und daruber des Zugangs zum ‘ewigen Gluck’, zum ‘ewigen Vaterland’, fur wurdig befunden wurden. Immer selbstverstandlicher war von den Theologen des Mittelalters das ‘purgatorium’ in den alten, auch vor- und auserchristlich uberlieferten Jenseitsdualismus von ‘Himmel’ und ‘Holle’ hineinimaginiert worden, um dann schlieslich als transitorischer und nach dem Jungsten Gericht verloschender Leidens- und Reinigungsort kirchenhoheitlich definiert zu werden.
    In der vorausgesetzten Voraussetzungslosigkeit hinsichtlich des Glaubensinteresses sieht sich die Religionssoziologie mit dem Problem konfrontiert, „jene ubernaturlichen, fur eine empirische Erklarung als ursachliche Momente... more
    In der vorausgesetzten Voraussetzungslosigkeit hinsichtlich des Glaubensinteresses sieht sich die Religionssoziologie mit dem Problem konfrontiert, „jene ubernaturlichen, fur eine empirische Erklarung als ursachliche Momente ausscheidenden Eingriffe“ (Weber 1968, 6021) und damit gerade diejenigen Momente ignorieren zu mussen, die dem glaubigen Denken und Handeln haufig als das unaufgebbare Wesen seiner Religion gelten. Gleichwohl halt die Soziologie und Religionssoziologie mit dem Max Weberschen Konzept des Charisma ein weitgehend aus dem theologischen Diskurs, namlich aus den Arbeiten des theologisierenden Juristen Rudolf Sohm entlehntes, aber umgestaltetes, sozusagen empirie- und geschichtsfahig raffiniertes sozialtheoretisches Konzept bereit, welches einen Ausweg aus diesem Dilemma verspricht. Das Charisma-Konzept kann namlich religiose Phanomene nicht nur identifizieren und auf die Kommunikations- und Handlungszusammenhange beziehen, sondern verweist auch auf typische Muster der gesellschaftlichen Konstruktion von Wirklichkeit, wodurch sozusagen das Gottliche im Menschlichen ahnbar wird. Das Konzept des Charisma sucht, wie Hartmann Tyrell (1996, 436) formulierte, die sozusagen „extramundane“ Ambition des religiosen Kerngeschehens „einzuklammern“ und es im Sozialen selbst anzusiedeln — „allerdings in der Auseralltaglichkeit, in den ‚Ausnahmezustanden‘ des gesellschaftlichen Lebens“. So hat Max Weber — um nur ein Beispiel fur die spezifisch soziologische Raffinierung des ursprunglich theologischen Charismabegriffs zu geben — den noch fur Rudolf Sohm konstitutiven theologischen Dualismus „irdisch“ vs. „religios“ entzaubert und ihn in ein empirie- und geschichtsfahiges Gegensatzpaar „Alltag“ vs. „Auseralltaglichkeit“ uberfuhrt.
    Tattoos erzählen Geschichten – und das nicht nur auf individueller, sondern auch auf kollektiver Ebene. Basierend auf qualitativen Interviews mit tätowierten Personen untersucht diese Studie die Bedeutung von Tätowierungen in unserer... more
    Tattoos erzählen Geschichten – und das nicht nur auf individueller, sondern auch auf kollektiver Ebene. Basierend auf qualitativen Interviews mit tätowierten Personen untersucht diese Studie die Bedeutung von Tätowierungen in unserer heutigen Gesellschaft und zeigt, wie sich das Tattoo-Phänomen seit den 1990er Jahren gewandelt hat. Dabei wird deutlich, dass Tattoos nicht nur höchstpersönliche Bedeutungsträger sind, sondern auch Träger kollektiver Bedeutungen: Eine faszinierende Reise in die Welt der gezeichneten Häute unserer Zeit.
    A partir d'une analyse de sermons catholiques sur l'au-dela (de 1860 a 1990), l'A. montre les changements et reductions du code eschatologique dans les pensees sur Dieu et sur l'au-dela. Ce changement fait partie d'une... more
    A partir d'une analyse de sermons catholiques sur l'au-dela (de 1860 a 1990), l'A. montre les changements et reductions du code eschatologique dans les pensees sur Dieu et sur l'au-dela. Ce changement fait partie d'une erosion institutionelle profonde de l'Eglise catholique comme institution du salut. Il suit une sociologique selon la theorie de civilisation et figuration de Norbert Elias, une demarche encore peu utilisee en sociologie de la religion

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