Monatsschr Kinderheilkd
1999 · 147:1014–1017 © Springer-Verlag 1999
Originalien
M. Zenker1,2 · R. Kraus3 · H.G. Dörr1
1 Klinik mit Poliklinik für Kinder und Jugendliche,Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
2 Institut für Humangenetik,Universität Erlangen
3 Kinderarztpraxis,Forchheim
Bloom-Syndrom
Ein erbliches Kleinwuchssyndrom*
Zusammenfassung
Das Bloom-Syndrom ist eine seltene, zweifellos aber auch zu selten diagnostizierte
Entität.Es ist gekennzeichnet durch prä- und
postnatale Wachstumsverzögerung, Hautveränderungen, eine diskrete, aber typische
faziale Dysmorphie, gehäufte Infektionen
und – prognostisch am bedeutsamsten – ein
hohes Malignomrisiko.Der zugrundeliegende Defekt ist eine erhöhte DNA-Instabilität.
Der Erbgang ist autosomal-rezessiv; das Gen
ist seit kurzem bekannt.Wir berichten über
ein 4jähriges türkisches Mädchen mit den
Leitsymptomen Kleinwuchs und Dystrophie,
bei dem die Diagnose anhand der erhöhten
Schwesterchromatidaustauschrate gesichert
werden konnte.Das Kind hatte nicht die
typischen Hautveränderungen.
Diskussion: Der Fallbericht verdeutlicht, daß
das Bloom-Syndrom in die Differentialdiagnose des proportionierten Kleinwuchses
einbezogen werden muß, auch wenn nicht
das Vollbild der Erkrankung vorliegt.
Schlüsselwörter
Bloom-Syndrom · Chromosomeninstabilität ·
Kleinwuchs · Wachstumshormon
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D
as Bloom-Syndrom wurde erstmals
1954 als angeborenes Syndrom mit
Kleinwuchs und Lupus-ähnlichem, teleangiektatischem Erythem beschrieben [1]. Die genaue klinische und genetische Charakterisierung erfolgte 1969
[5]. Sehr bald zeigte sich, daß das Risiko
für bösartige Tumoren das Hauptproblem der Patienten ist [5]. Zytogenetisch wird eine quantitativ vermehrte
Chromosomeninstabilität gefunden [12].
Mit Spezialuntersuchungen läßt sich eine stark erhöhte Schwesterchromatidaustauschrate nachweisen, was auch die
diagnostische Methode der Wahl darstellt und nach heutigem Kenntnisstand spezifisch für das Bloom-Syndrom ist [7, 12]. Die abnorme Neigung
zum Austausch zwischen 2 DNA-Strängen führt darüber hinaus auch zu Austauschvorgängen zwischen homologen
Chromosomen und einer starken Zunahme submikroskopischer Mutationen [7, 12]. Insgesamt läßt sich das
Bloom-Syndrom als Prototyp einer “somatischen Mutationserkrankung” beschreiben [6]. Alle Krankheitssymptome erklären sich wahrscheinlich durch
die gesteigerte, unspezifische Mutationsrate in der DNA. Das Bloom-Syndrom-Gen BLM wurde auf Chromosom
15q26.1 kartiert, und das Genprodukt fungiert wahrscheinlich als DNAHelicase [4, 7]. Verschiedene Mutationen wurden bisher identifiziert.
Durch die Einrichtung eines weltweiten Bloom-Syndrom-Registers, in
dem über 150 Patienten erfaßt sind, verfügt man heute über gute, zusammenhängende Daten über diese seltene, autosomal-rezessiv erbliche Erkrankung
[7]. Wir möchten anhand eines Fallberichts auf das Bloom-Syndrom als seltene, aber bedeutsame Differentialdiagnose des Kleinwuchses hinweisen.
Fallbericht
Unsere Patientin ist das erste Kind gesunder, konsanguiner türkischer Eltern
(Kusin-Kusine). Die 2 Jahre jüngere
Schwester ist gesund und normal groß.
Aus dem Familienstammbaum ergeben
sich keine Hinweise auf vorbestehende
genetische Erkrankungen.
Die Patientin wurde nach unauffälligem Schwangerschaftsverlauf termingerecht mit schwerer intrauteriner
Wachstumsretardierung geboren: Geburtsgewicht 1500 g, Länge 45 cm. In
unserer Klinik wurde das Mädchen
erstmals im Alter von 8 Monaten wegen
prä- und postnataler Wachstumsverzögerung und Gedeihstörung vorgestellt.
Die auxologischen Daten sind in Abb. 1
dargestellt. Eine geringe faziale Dysmorphie mit relativ weitem Augenabstand, flachem Mittelgesicht und prominenter Nase wurde registriert. Eine syndromale Zuordnung gelang zunächst jedoch noch nicht. Die Chromosomenanalyse ergab einen unauffälligen
Befund. Gleichfalls unergiebig waren
* Herrn Prof.Dr.med.R.A.Pfeiffer anläßlich seiner
Emeritierung gewidmet
Dr. M. Zenker
Klinik mit Poliklinik für Kinder und Jugendliche,
Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg,
Loschgestraße 15, D-91054 Erlangen&
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Monatsschr Kinderheilkd
1999 · 147:1014–1017 © Springer-Verlag 1999
M.Zenker · R.Kraus · H.G.Dörr
Bloom’s syndrome – a hereditary short
stature syndrome
Summary
Bloom’s syndrome is a rare condition which
is doubtlessly underdiagnosed.It is characterized by pre- and postnatal growth deficiency, cutaneous lesions, a recognizable
facial dysmorphism, recurrent infections and
an excessive risk of cancer.The pathogenetic
basis is a significantly increased genomic
instability.Bloom’s syndrome is transmitted
as an autosomal-recessive trait.The responsible gene has been identified recently.We
report on a 4 year old Turkish girl with
Bloom’s syndrome confirmed by an increased sister chromatid exchange rate.She
came to our attention because of severe
growth deficiency, but lacked the cutaneous
signs.
Discussion: Our report emphasizes that
Bloom’s syndrome has to be considered in
children presenting with proportionate short
stature, even in the absence of the full clinical phenotype.
umfangreiche Laboruntersuchungen einschließlich Blutbild, Elektrolyte, Retentionswerte, Gerinnung, Transaminasen,
Amylase, Infektionsserologie, Schilddrüsenhormonwerte und StoffwechselScreening. Lediglich in der Eiweißelektrophorese fand sich eine verminderte
γ-Fraktion (4,6%), und es zeigten sich –
auch bei nachfolgenden Kontrollen –
niedrige IgA- und IgM-Spiegel (12 bzw.
21 mg/dl).
Im weiteren Verlauf wuchs das
Mädchen homogen in einem Bereich
zwischen –2,5 und –2,8 Standardabweichungen im Vergleich zu Normalwerten
türkischer Mädchen [9] (Abb. 1). Der
Kopfumfang blieb konstant 2–3 cm unter der 3. Perzentile. Anamnestisch wurde eine auffällige Infektneigung angegeben. Einmal war das Mädchen wegen einer Pneumonie hospitalisiert. Die
statomotorische Entwicklung war normal, die mentale leicht verzögert. Die
Dentition war verzögert (1. Zahn mit 12
Monaten). Im Alter von 3 1/2 Jahren er-
gab die weitere endokrinologische Abklärung unauffällige Befunde für LH,
FSH, Kortisol, fT4, TSH, und IGF1. Die
Röntgenaufnahme der linken Hand
zeigte eine Brachymesophalangie und
Klinodaktylie des 5. Fingers und eine
Skelettreifungsverzögerung um 1 1/2
Jahre. Die fazialen Stigmen (Abb. 2)
lenkten dann den Verdacht auf ein
mögliches Bloom-Syndrom. Die daraufhin durchgeführte SCE-Analyse (sister chromatid exchange) deckte eine
drastisch erhöhte SCE-Rate auf: Mittelwert aus 10 Mitosen 78,3 (Streuung
60–101); normale Kontrolle 5,6 (Streuung 0–10). Dieser Befund bestätigte das
Vorliegen eines Bloom-Syndroms. Die
molekulargenetische Mutationssuche im
BLM-Gen war bisher erfolglos (Prof.
German, New York).
Inzwischen ist das Mädchen fast 9
Jahre alt. Sie besucht eine Sonderschule
für Lernbehinderte und erzielt dort gute Leistungen. Mit der Kaufman Assessment Battery for Children zeigte sich
Key words
Bloom’s syndrome · Chromosomal instability ·
Growth retardation · Growth hormone
Abb.1 m Körperhöhe der Patientin bis zum Alter von 8,8 Jahren. Elterngrößen mit
männlichem und weiblichem Symbol markiert. Mittlere genetische Zielgröße 166 cm: ★,
Referenzdaten nach Neyzi et al. [9]
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Abb.2a,b m Patientin im Alter von 6,7 Jahren: a proportionierter Kleinwuchs, b fazialer Aspekt:
langgezogenes, schmales Gesicht, Mittelgesichtshypoplasie, prominente Nase. Nur am Nasenrücken
angedeutete, umschriebene, erythematöse Hautveränderung
eine kognitive Leistungsfähigkeit im
untersten Normbereich. Probleme bereitet der geringe Appetit des Mädchens, das mit seinem Gewicht von
14 kg auch in Relation zur Körperlänge
untergewichtig ist. Maligne Erkrankungen sind bisher nicht aufgetreten.
Diskussion
Die klinischen Zeichen des Bloom-Syndroms sind Kleinwuchs und Dystrophie, Hauterscheinungen und eine charakteristische Gesichtsform [7, 11]. Die
Hautveränderungen bestehen einerseits in lichtempfindlichen, erythematösen und mit Teleangiektasien einhergehenden Läsionen an sonnenexponierten Stellen (Gesicht, Handrücken)
und andererseits in verstreuten, fleckigen Hypo- und Hyperpigmentierungen. Unterschiedlich ausgeprägt ist eine
Infektneigung ohne bisher nachgewiesene, einheitliche immunologische Defizite. Weiterhin wurde eine hohe und
rauhe Stimme beschrieben. Im Säuglingsalter besteht eine Neigung zu Diarrhö und Erbrechen. Die geistige Ent-
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wicklung ist oft normal, eingeschränkte
intellektuelle Fähigkeiten wurden aber
gehäuft beobachtet. Männer mit
Bloom-Syndrom sind infertil. Betroffene Frauen hatten in Einzelfällen Nachkommen. Chronische Lungenerkrankung und Diabetes mellitus treten als
Langzeitkomplikationen gehäuft auf
(Übersicht bei German u. Ellis [7]). Die
ungünstige Prognose von Patienten mit
Bloom-Syndrom wird aber durch das
hohe Malignomrisiko bestimmt. Das
mittlere Alter bei Diagnosestellung des
Ersttumors lag nach dem internationalen Bloom-Syndrom-Register, das bis
zum Jahr 1996 168 Patienten erfaßte, bei
24,7 Jahren [7].
Das früheste und im Kindesalter
das führende Symptom ist der prä- und
postnatale Kleinwuchs. Das mittlere
Geburtsgewicht betroffener Mädchen
liegt bei 1810 g, das der Jungen bei
1906 g [7]. Der Kleinwuchs ist proportioniert. Die Längenentwicklung verläuft homogen unter der 3. Perzentile.
Mädchen erreichen eine mittlere Endgröße von 138,6 cm, Jungen von 147,5 cm
[7]. Es ist deshalb anzunehmen, daß die
Patienten mit Bloom-Syndrom im Kindesalter, wie unsere Patientin, nicht selten zuerst zur Kleinwuchsabklärung in
entsprechenden Spezialambulanzen vorgestellt werden. Die Diagnosestellung
ist dann nicht einfach, da die faziale
Dysmorphie zwar als typisch beschrieben wird, aber nicht so auffällig ist, daß
sie nicht auch leicht der Aufmerksamkeit entgehen oder als nicht zuzuordnender Eindruck einer etwas ungewöhnlichen Fazies untergehen kann.
Die Hauterscheinungen im Sinn eines
teleangiektatischen Erythems sind –
wie auch unser Fall zeigt – nicht obligat
und unterliegen im Kindesalter auch
noch einer Entwicklung. Das BloomSyndrom sollte deshalb immer in die
Differentialdiagnose bei Kindern mit
intrauteriner Dystrophie und postnatalem Kleinwuchs einbezogen werden,
egal ob Hauterscheinungen vorliegen
oder nicht [2, 7]. Es wird davon ausgegangen, daß das Bloom-Syndrom häufig nicht diagnostiziert wird. Die Fehldiagnose als Silver-Russell-Syndrom ist
besonders häufig [7]. Die richtige Diagnose läßt sich nur durch die gezielte
zytogenetische Untersuchung stellen.
Die Standardchromosomenanalyse ist in
der Regel unauffällig.
Die Pathophysiologie des prä- und
postnatalen Kleinwuchses ist nicht genau geklärt. Ein Wachstumshormonmangel oder eine sonstige endokrine
Funktionsstörungen wurden, wie bei
der hier vorgestellten Patientin, bisher
nicht nachgewiesen. Genaue endokrinologische Daten sind aber nur von wenigen Patienten publiziert [2]. Es wird
angenommen, daß die durch den zugrundeliegenden Defekt stark erhöhte
Mutationsrate zu einem gesteigerten
Zelluntergang führt und dadurch das
Wachstum limitiert ist [7]. Bei transgenen Mäuseembryonen wurde eine gesteigerte Apoptoserate nachgewiesen [3].
In vitro wurde auch eine verminderte Stimulierbarkeit der Wachstumsrate von Bloom-Syndrom-Fibroblasten
durch Epidermal-growth-Faktor gefunden [8].
Eine Behandlung mit Wachstumshormon wurde bei wenigen Patienten
durchgeführt und zeigte nur einen geringen Erfolg [7]. Inzwischen besteht
aber Einigkeit darüber, daß bei Syndromen mit erhöhter Chromosomenfragilität und Tumorneigung keine Behandlung mit Wachstumshormon erfolgen
Buchbesprechung
soll, weil in solchen Fällen eine Risikozunahme zu befürchten ist [2, 10, 13].
Unsere Patientin wurde nicht mit
Wachstumshormon behandelt.
Wir danken Herrn Prof. Dr. E. Gebhart,
Institut für Humangenetik der Universität
Erlangen-Nürnberg, für die Durchführung
der SCE-Analyse.
Literatur
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erythema resembling lupus erythematosus
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13. Stahnke N (1992) Leukemia in
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R. Ziegler
Rationelle Therapie
in der Endokrinologie
Stuttgart, New York: Thieme, 1997. 454 S.,
12 Abb., (ISBN 3-13-104521-3), kart.,
DM 49,80,
Die „Rationelle Therapie in der Endokrinologie“ ist
eine gelungene Ergänzung zu der bereits 1993
von der Deutschen Gesellschaft Endokrinologie
verfaßten „Rationellen Diagnostik in der Endokrinologie“.
Dieser Leitfaden darf jedoch nicht als ein
Einführungswerk in die endokrinologische Therapie verstanden werden, er richtet sich vielmehr an
den endokrinologisch erfahrenen Arzt.Das Buch
soll eine Hilfestellung sein, anfallende therapeutische Maßnahmen zu vereinheitlichen und dient
damit der Qualitätssicherung in der Medizin.
Durch die Zusammenführung der internistischen, pädiatrischen und gynäkologischen Teilgebiete der Endokrinologie sowie der Nuklearmedizin in einem Band, ist ein umfassendes, praxisbezogenes endokrinologisches Werk entstanden.
In den einzelnen Textpassagen wird der Bogen von der Darstellung der therapeutischen Situation, der Indikation, des therapeutischen Konzeptes, der Wahl der richtigen Therapie bis hin zur
Therapieüberwachung und Prognose gespannt.
Nur so ist eine optimale Patientenführung gewährleistet.Besonders nützlich für die tägliche
Routinearbeit ist der, mit Hilfe von Übersichtstabellen, direkte Hinweis auf geeignete Generica,
ihre Handelsnamen, Dosierungen, Äquivalenzdosen und häufigen Nebenwirkungen.
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pathien und bietet u.a.praxisorientierte Leitlinien
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der Osteoporose.
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mit seinen knapp 100 Seiten nicht den Standard
eines rein diabetologischen Therapiehandbuches.
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klare Richtlinien und Entscheidungshilfen zur
Stufentherapie des Typ II-Diabetikers, der Insulintherapie des Typ I-Diabetikers sowie der Therapie der diabetischen Spätschäden gegeben.Für
den klinischen Alltag wünschenswert wären Entscheidungshilfen bei Problemen unter der konventionellen/intensivierten Insulintherapie mit
ihren nahrungsabhängigen/-unabhängigen Blutzuckerschwankungen.
Im Abschnitt „Ernährung und Stoffwechsel“
wird die Adipositas als die häufigste Ernährungsund Stoffwechselstörung zeitgemäß sehr ausführlich behandelt.Es werden detailliert die Behandlungsziele und therapeutischen Strategien
der Adipositas besprochen.So werden anhand
von Übersichtstabellen Reduktionskostpläne sowie eine Gegenüberstellung der aktuellen „Niedrigst-Kalorien-Diät“ im Vergleich zu den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
vorgestellt.
Zusammenfassend muß diesem Buch bereits in der ersten Auflage der Stellenwert eines
aktuellen Standardwerkes zur gebietsübergreifenden Therapie endokrinologischer Störungen
zugesprochen werden.In einer späteren Auflage
sollte eine zusammenfassende Aufstellung endokrinologischer Notfälle (zum Beispiel im Anhang
des Buches) erfolgen.
F.Callies (Würzburg)
Monatsschrift Kinderheilkunde 11·99
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