Erfolgsfaktoren von Social Media:
Wie „funktionieren“ Wikis?
Eine vergleichende Analyse kollaborativer Kommunikationssysteme im Internet, in Organisationen und in Gruppen
Mayer
Dr. Florian L. Mayer ist Dozent für Kommunikationswissenschaft an der
Otto-Friedrich-Universität in Bamberg.
Florian L. Mayer
Erfolgsfaktoren von Social Media: Wie „funktionieren“ Wikis?
Wann sind Wikis oder allgemeiner: Social Media erfolgreich? Wenn sie
kommunikativ „lebendig“ sind! Diesem „kommunikativen Erfolg“ liegen
Strukturprinzipien zugrunde, die diese Arbeit sichtbar macht. Sie beschreibt konkrete Aufmerksamkeits-, Motivations- und Organisationsstrukturen, und macht so den Erfolg der Leuchttürme wie Wikipedia
oder Facebook, aber auch die Schwierigkeiten im Einsatz von Social
Media in Organisationen und Gruppen verstehbar. Mit den Begriffen
Mikrokommunikation und Mikrokollaboration liefert sie darüber hinaus
eine Beschreibung neuer Formen gesellschaftlicher Kommunikation.
978-3-643-12210-0
LIT
www.lit-verlag.de
9*ukdzfe#yx y- *
LIT
LIT
Studien zur Organisationskommunikation
V)))
Inhaltsverzeichnis
)nhaltsverzeichnis
Vorwort der Herausgeberin.................................................................... V
Danksagung............................................................................................ VI
1.
2.
Einleitung, Konzeption und Zielsetzung der Arbeit ........................ 1
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Wikipedia – der „neue Brockhaus ...............................................................
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Wikis in der Wissensgesellschaft ..................................................................
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Konzeption & Zielsetzung der Arbeit ..........................................................
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3.
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Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung .... 6
Wikipedia ................................................................................................................
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Ursprung, Vorläufer & (istorie der Wikipedia................................................
Entwicklung der Wikipedia und Status Quo .....................................................
Die Qualitätsdebatte rund um Wikipedia .......................................................
Wikis im )nternet – Relevante Entwicklungen abseits von
Wikipedia .............................................................................................................
Die Wikimedia‐Projekte .........................................................................................
Weitere herausragende Wiki‐Projekte ............................................................
Definition – Wikis und das „Wiki‐Prinzip .............................................
Entwicklungsgeschichte und (erkunft des Namens .................................
Technischer Aufbau und Funktionen von Wikis..........................................
Rechtliche Grundlagen von Wikis ......................................................................
Das „Wiki‐Prinzip .....................................................................................................
Wikis als Social Media im „Web . .................................................................
Wikis in Organisationen – Einsatzgebiete und Besonderheiten ...
Einsatzgebiete – Wikis als Tool zum Wissensmanagement ...................
Einf“hrung des Wikis und Entwicklung der Organisationsstruktur ..
Motivation zur Beteiligung ....................................................................................
Aufmerksamkeitssteuerung und Position im Medien‐Mix .....................
Qualitätsmanagement und Strukturierung ....................................................
Zugänglichkeit und Nutzbarmachung von Wissen .....................................
Stand der Forschung .......................................................................................
Theorie I: Begriffsdefinitionen und Beobachtungsrahmen.......... 50
.
Ausgangspunkt: Das Paradigma der Systemtheorie ..........................
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Wikis als Kollaborative Kommunikationssysteme .............................
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Kommunikation & (andeln ..................................................................................
Kollaboration ‐ Geschichte & Definition ..........................................................
Der „blinde Fleck von Luhmann: Die vierte Selektion.............................
Das Wiki in der Organisation und die Organisation im Wiki – zum
Doppelcharakter der beiden Begriffe .......................................................
Theorien mittlerer Reichweite....................................................................
)nhaltsverzeichnis
4.
5.
.
Forschungsdesign: Daten & Methoden .......................................... 61
Konzeption des Forschungsdesigns..........................................................
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Auswahl & Beschreibung der Untersuchungsobjekte .......................
Datenerhebung & ‐auswertung ..................................................................
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Erste Exploration des Untersuchungsfeldes..................................................
Ableitung und Beschreibung des Forschungsdesigns ..................................
Auswahl der Untersuchungsobjekte und Erhebungsmethoden ............
Methodenspektrum & ‐grundlagen ..........................................................................
Analyserahmen und praktische Durchf“hrung ................................................
Reflexion des Forschungsdesigns: Stärken & Schwächen ...............
Ergebnisse I: Erste Analysen der Fallstudien ................................ 77
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Fallstudien )nternetwikis ..............................................................................
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6.
)X
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Von Chefköchen und K“chenhilfen – zum Entstehungsprozess
„exzellenter Artikel in der Wikipedia ...................................................................
Wikis und deren Gr“nder – zur besonderen Rolle der „(ebamme ...
Wikivoyage versus Wikitravel und andere „Forks – Auswirkungen
der Kommerzialisierung von Wikis .........................................................................
Fallstudien Organisationswikis ..................................................................
Fallstudie – „Blaues Wiki ..........................................................................................
Fallstudie – „Gelbes Wiki ..........................................................................................
Fallstudie – „Rotes Wiki ...........................................................................................
Zwischenfazit: Wikis als „Leitmedien der
Organisationskommunikation...................................................................................
Fallstudien Projekt‐Wikis im Bereich e‐Learning .............................
Ergebnisse II: Wie „funktioniert“ Kollaboration in Wikis? ......... 110
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Anschlusskommunikation als Problem der „Lebendigkeit von
Kommunikationssystemen .........................................................................
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Zum Verhältnis von Struktur und Kommunikation .....................................
Kommunikation braucht Wahrnehmung ...........................................................
Fortsetzung von Kommunikation braucht Organisation..........................
Realisation von Anschlusskommunikation braucht Motivation..........
Die Einheit von Aufmerksamkeit, Organisation & Motivation.....
Gestaltung & Wahrnehmung des Möglichkeitsraums .....................
Erfolgsfaktor : Aufmerksamkeitsstrukturen ....................................
Externe Aufmerksamkeitsstrukturen ...................................................................
)nterne Aufmerksamkeitsstrukturen im Wiki.................................................
Erfolgsfaktor : Organisationsstrukturen ............................................
Rollen und Redaktionsroutinen ...............................................................................
Entwicklungsprozesse: Zwischen Standardisierung und Offenheit ..
Erfolgsfaktor : Motivationsstrukturen ................................................
)ntrinsische und extrinsische Motivation ..........................................................
Der Sinn von Sinnlosem .................................................................................................
X
)nhaltsverzeichnis
7.
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Theorie II: Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel . 146
Neue Selektionsprogramme als Folge der
Kommunikationsgesellschaft ....................................................................
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8.
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Journalistische Gatekeeper als zentrale Selektionsinstanz ................
Neue Themenstrukturen: Zunehmender Selektionsdruck im
Publikum .................................................................................................................................
Aggregation & Gatekeeping durch Algorithmen: Zur „Doppelnatur
der Social Media .................................................................................................................
„Filter‐Bubble oder eher Zusammenspiel der drei
Selektionsinstanzen? .......................................................................................................
Neue Öffentlichkeiten – mehr Partizipation? ......................................
Zwischen Euphorie und Ern“chterung – Aktuelle Diagnosen zur
Partizipation in Social Media ......................................................................................
Aufmerksamkeits‐ und Beteiligungsstrukturen in den Social Media
Neue Kommunikationsmuster der Social Media:
Mikrokommunikation und Mikrokollaboration ................................
Mikrokommunikation .....................................................................................................
Mikrokollaboration ..........................................................................................................
Schlussbetrachtung ....................................................................... 177
Quellenverzeichnis ............................................................................... 180
A
Monographien und Aufsätze ......................................................................
B
Zeitungsartikel und )nternetquellen ......................................................
C
Quellenverzeichnis von Wiki‐Artikelseiten insb. Wikipedia ....
Abbildungsverzeichnis
X)
Abbildungsverzeichnis
Abbildung : Entwicklung der Artikelzahl in Tsd. der deutschsprachigen
Wikipedia, Stand: Dez.
...............................................................................
Abbildung : Entwicklung der Wikipedianer‐Zahl in der deutschsprachigen
Wikipedia, Stand: Dez.
...............................................................................
Abbildung : Verteilung der Artikel‐Bearbeitungen, Dezember
linear
bzw. logarithmisch skaliert ...............................................................................
Abbildung : ARD‐ZDF‐Onlinestudie
..............................................................
Abbildung : Übersicht der Entwicklungen der Wikimedia‐Projekte...........
Abbildung : Seitenabrufe von Wikimedia‐Projekten im Januar
........
Abbildung : )nhaltliche Dimensionen des Begriffs "Web . " ........................
Abbildung : Funktionen der Social Media‐Nutzung ...........................................
Abbildung : Die f“nf Stufen des )nnovations‐Prozesses in Organisationen
nach Rogers bezogen auf Wikis .....................................................................
Abbildung : Entwicklung der wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu
Wikipedia
‐
.......................................................................................
Abbildung
Abbildung
Abbildung
: Doppelcharakter des Begriffs Wiki ................................................
: Verhältnis von Wiki und Organisation .........................................
: Aufbau des Forschungsdesigns .......................................................
Abbildung : Charakterisierung der Untersuchungsbereiche )nternet‐,
Organisations‐ und Projekt‐Wikis ...................................................................
Abbildung : Analyserahmen und Einflussfaktoren
auf die Wiki‐Nutzung ............................................................................................
Abbildung
: Entstehung des exzellenten Artikels „Wassertreter .............
Abbildung
: Netzwerkanalyse Fallstudie – "Blaues Wiki" .........................
Abbildung
: Motivation von Wiki‐)nitiatoren .....................................................
Abbildung : Entwicklung der spanischen Wikipedia und ihres Forks
"Enciclopedia Libre Universal" .........................................................................
Abbildung
: Autoren pro Artikel – "Blaues Wiki" .............................................
Abbildung
: Netzwerkanalyse Fallstudie – "Gelbes Wiki" .........................
Abbildung
: Netzwerkanalyse Fallstudie – "Gr“nes Wiki" ......................
Abbildung
Abbildung
: Autoren pro Artikel – "Gelbes Wiki" .............................................
: Netzwerkanalyse Fallstudie – "Rotes Wiki" .........................
X))
Abbildungsverzeichnis
Abbildung : Die drei Erfolgsfaktoren Aufmerksamkeit, Motivation und
Organisation............................................................................................................
Abbildung : Kollaboration, Möglichkeitsraum und die drei
Erfolgsfaktoren ......................................................................................................
Abbildung : Transformation eines komplexen, kontingenten
Kommunikationsprozesses durch das Wiki in ein Produkt ................
Abbildung : Beispiel f“r technische und redaktionelle Formen der
Aufmerksamkeitslenkung im Wiki ................................................................
Abbildung : Schematische Darstellung des klassischen
Redaktionsprozesses versus redaktioneller Zyklen in Wikis.............
Abbildung : Autorennetzwerke im "blauen Wiki" – dynamische
Längsschnittanalyse Screenshots ...............................................................
Abbildung : Autorennetzwerke im "gelben Wiki" – dynamische
Längsschnittanalyse Screenshots ...............................................................
Abbildung : Themennetzwerke im blauen und gelben Wiki – statische
Querschnittsanalyse ............................................................................................
Abbildung : Wiki‐Organisation im Spannungsfeld zwischen Öffnung und
Schließung von Kontingenz ..............................................................................
Abbildung : Klassisches Modell des Gatekeepers als zentrale
Selektionsinstanz ..................................................................................................
Abbildung
: Modell des aktiven Publikums .......................................................
Abbildung
: Nutzung von Web . ‐Anwendungen in D
‐
.....
Abbildung
: Ungleichverteilung der Tweets auf Twitter‐Accounts.........
Abbildung : Ungleichverteilung von Mitarbeit in Organisations‐Wikis
und der Wikipedia Lorenz‐Kurve ...............................................................
Abbildung : Beispiele f“r Formen von Mikrokommunikation in Facebook
und Weblogs ...........................................................................................................
Abbildung : Prozessmodelle von Kommunikation und
Mikrokollaboration im Vergleich ...................................................................
Abbildung
: Grundprobleme der Social Media‐Nutzung..............................
Abk“rzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Admin
AGB
AGOF
CC BY‐SA
CMS
DAX
DFG
DSADHLBAFVUF
ELU
FAQ
FTP
GFDL / GNU FDL
GfWM
GNU
GPL
ICQ
IT
IVW
KMU
MySQL
NDA
NPOV
P2P‐Tauschbörse
PR
QM
RSS‐Feed
SoNIA
W‐LAN
WWW
WYSIWYG
X)))
Administrator
Allgemeine Geschäftsbedingungen
Arbeitsgemeinschaft Online Forschung e. V.
Creative Commons‐Lizenz, die Namensnennung (“by”) und
Weitergabe unter denselben Bedingungen („share alike“)
vorschreibt.
Content Management System
Deutscher Aktien Index
Deutsche Forschungsgemeinschaft
Die Schraube an der hinteren linken Bremsbacke am Fahrrad
von Ulrich Fuchs (Name eines Artikels im Meta‐Wiki)
Enciclopedia Libre Universal; Abspaltung (d.h. sog. „Fork“)
der spanischsprachigen Wikipedia
Frequently Asked Questions
File Transfer Protocol
GNU Free Documentation License
Gesellschaft für Wissensmanagement e.V.
GNU is Not Unix
GNU General Public License
Name eines verbreiteten Chat‐ oder Instant Messaging‐
Programms. Leitet sich ab von „I seek you“.
Informationstechnologie
Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung
von Werbeträgern e.V.
Kleine und mittlere Unternehmen
Weltweit verbreitetes Datenbankverwaltungssystem. Der
Name leitet sich ab vom Vornamen „My“ und „Structured
Query Language“.
Geheimhaltungsvereinbarung; Non‐Disclosure‐Agreement
Neutral Point of View, kurz: Neutraler Standpunkt
Peer‐to‐Peer‐Tauschbörse
Public Relations
Qualitätsmanagement
Abkürzung für “Really Simple Syndication“. Bezeichnet die
standardisierte Bereitstellung von Daten, die mithilfe sog.
„Feed‐Reeder“ abonniert, also regelmäßig abgerufen werden
können.
Social Network Image Animator
Wireless Local Area Network
World Wide Web
What you see is what you get. Bezeichnet Editoren, die bei der
Bearbeitung von Dokumenten bereits die Druckansicht vor‐
wegnehmen
Vorwort
Vorwort der Herausgeberin
V
Die in der Reihe „Studien zur Organisationskommunikation publizierten Ar‐
beiten werfen nicht nur einen ‐ zuweilen unorthodoxen ‐ Blick auf ein immer
noch wachsendes Forschungsfeld, sie zeigen dar“ber hinaus die Relevanz die‐
ses Feldes f“r die Kommunikationswissenschaft auf. Das gilt auch f“r die vor‐
liegende Publikation, die sich mit den „Erfolgsfaktoren von Social Media in
unterschiedlichen Kontexten )nternet, Organisationen, Gruppen auseinan‐
dersetzt. Jeder und jede, der bzw. die sich an die Lekt“re macht, merkt aber
sogleich, dass es hier nicht um eine bloße Faktorenauflistung geht, wie es die
zu Recht kritisierte Erfolgsfaktorenforschung in der Organisationswissen‐
schaft nahelegen w“rde. Florian Mayer geht es vielmehr um die Frage, was
Wikis „erfolgreich im Sinne von kommunikativ lebendig macht, theoretisch
gesprochen, was Anschlusskommunikation wahrscheinlicher macht. Das ist
eine genuin kommunikationswissenschaftliche Frage, deren Beantwortung
einer lange Jahre auf öffentliche Kommunikation konzentrierten Disziplin nicht
gerade leicht fällt. Deshalb erweisen sich die tradierten Ansätze, Begrifflich‐
keiten und Theorien des Fachs auch nur als bedingt geeignet, die neuen Kom‐
munikationsformen des Web . exakt zu beschreiben. Einordnung und Sys‐
tematisierung des Forschungsgegenstands zählen in dieser Situation daher zu
den unabdingbaren Voraussetzungen einer wissenschaftlichen Arbeit ebenso
wie die Reflexion des Forschungsdesigns und die Bereitschaft, grundsätzliche
Fragen aufzurollen, mithin, tief zu bohren und genau hinzusehen. Diese Bereit‐
schaft zahlt sich aus: An die Stelle hochgesteckter Erwartungen, die regelmäßig
im Kontext von Social Media‐Anwendungen vermutet werden z.B. im (inblick
auf Partizipation, User‐Generated‐Content, u.ä.m. setzt Florian Mayer die Ana‐
lyse von Kommunikationsmustern auf der Mikroebene, die durch soziale Me‐
dien möglich werden, nämlich „Mikrokommunikation und „Mikrokollabora‐
tion , Aspekte, die bei einem zu groben Beobachtungsraster schnell “bersehen
werden können. Auf diese Weise entdeckt er Aufmerksamkeit, Organisation
und Motivation – kontext“bergreifend – als generelle Strukturprinzipien zum
Erhalt von Kommunikationssystemen. Damit lässt sich nicht nur erklären, wa‐
rum manche Wikis funktionieren und andere nicht. Diese Strukturprinzipien
tragen insbesondere auch der mittlerweile stark )T‐geprägten Kommunikation
in Organisationen Rechnung, wo vielfach mehrere Systeme/Plattformen paral‐
lel nebeneinander existieren und in ein aufmerksamkeitsökonomisches und
motivationales Spannungsfeld geraten können. Jenseits von Organisation las‐
sen sich solche Spannungsfelder auch zwischen allen Social Media‐Plattformen
und anderen Medien ausmachen. Damit ergeben sich aus der vorliegenden
Arbeit Forschungsfragen, die weit “ber den Bereich einer Organisations‐
kommunikation hinausreichen.
Bamberg, im März
Anna M. Theis‐Berglmair
V)
Danksagung
Danksagung
An erster Stelle steht der herzliche Dank an Prof. Dr. Anna M. Theis‐
Berglmair: ohne ihr Zutrauen und ihr Engagement wäre das Projekt nie
zustande gekommen, und ohne ihre inhaltliche und organisatorische Un‐
terst“tzung wahrscheinlich auch nie zu einem Ende. )ch verdanke ihr alle
Freiräume, intellektuelle Anregungen und motivierendes Vertrauen, wie
man es sich als Doktorand nur w“nschen kann.
Weiterhin danke ich nat“rlich meinen Kollegen an der Forschungsstelle
„Neue Kommunikationsmedien der Otto‐Friedrich‐Universität Bamberg,
die mich bei dem Projekt begleitet haben, allen voran Dr. Jan Schmidt, mit
dem ich lange Jahre das schönste B“ro und die lustigste B“hne in Bam‐
berg teilen durfte – ich habe von ihm viel in dieser gemeinsamen Zeit ler‐
nen können; sowie Dr. Steffen Blaschke und den beiden anderen Koopera‐
tionspartnern Prof. Dr. Christoph Schlieder und Dr. Klaus Stein vom Lehr‐
stuhl f“r angewandte )nformatik – der fachliche Austausch mit ihnen hat
mir als Sozialwissenschaftler neue (orizonte und Möglichkeiten eröffnet,
ohne sie wären die dynamischen Netzwerkanalysen nicht möglich gewe‐
sen.
Bedanken möchte ich mich auch bei den anderen direkt am Forschungs‐
projekt Beteiligten, insbesondere allen Kooperationspartnern in den Fall‐
studien und den weiteren Experten mit denen im Vorfeld )nterviews ge‐
f“hrt wurden, bei den studentischen (ilfskräften Nadine Kn“pfer, Oda
Riehmer, Theresa Selbach und Tom Binder – die Arbeit mit ihnen war im‐
mer produktiv und vergn“glich, sowie bei den zahlreichen Studierenden in
den Projektseminaren, die hohes Engagement gezeigt haben, wodurch
spannende Fallstudien möglich wurden.
Wesentlichen Anteil am Gelingen der Arbeit hatten auch meine Mit‐
Doktoranden, Dr. Scarlett Schneider, Britta Gossel, Carola (aas und Anja
Feldmann, sowie der „Gasthörer unseres Kolloquiums, Prof. Dr. Dr. Man‐
fred R“hl – ihnen allen verdanke ich viele n“tzliche (inweise und kritische
Anmerkungen. Besonders hervorheben möchte ich dabei schließlich noch
Dr. Dennis Schoeneborn, auf dessen Arbeit der Analyserahmen basiert. Er
hat mir große Unterst“tzung zu Teil werden lassen, mir viele wichtige )m‐
pulse f“r diese Arbeit gegeben – und es dabei nicht immer leicht mit mir
gehabt. Daf“r geb“hrt ihm ganz besonderer Dank!
Das gleiche gilt auch f“r meine Kolleginnen und Kollegen am )nstitut f“r
Kommunikationswissenschaft: Sie haben mir stets den R“cken freigehal‐
ten, standen mit Rat und Tat zur Seite und haben den Rahmen geschaffen,
in dem es sich nicht nur konzentriert, sondern auch fröhlich forschen lässt!
Alle namentlich zu erwähnen, w“rde den Rahmen sprengen, deshalb danke
ich hiermit stellvertretend herzlichst Prof. Dr. Rudolf Stöber, dem )nstituts‐
Danksagung
V))
direktor und humorvollsten Chef, den ich je hatte: Er ist das genaue Gegen‐
teil eines „Kameradenschweins möge er mir diesen „)nsider verzeihen !
Bedanken möchte ich mich schließlich auch bei Prof. Dr. Gerhard Schulze
und Prof. Dr. Richard M“nch, die mich f“r die Wissenschaft begeistert und
mein Denken geschult haben. Bei )hnen konnte ich mir die ersten Sporen
verdienen; sie haben damit die Weichen gelegt, dass ich diesen Weg einge‐
schlagen habe.
Zu guter Letzt bedanke ich mich von (erzen bei meiner Familie: Bei meiner
Mutter, meinem Vater, meinem Bruder Felix sowie meiner Freundin Lena
möchte ich mich f“r unendliches Vertrauen, größtmögliche Geduld und
Unterst“tzung, sowie f“r intellektuelle, kulinarische und emotionale Best‐
versorgung bedanken.
Bamberg, im März
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Inhaltsverzeichnis
)nhaltsverzeichnis
Vorwort der Herausgeberin.................................................................... V
Danksagung............................................................................................ VI
1.
2.
Einleitung, Konzeption und Zielsetzung der Arbeit ........................ 1
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Wikipedia – der „neue Brockhaus ...............................................................
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Wikis in der Wissensgesellschaft ..................................................................
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Konzeption & Zielsetzung der Arbeit ..........................................................
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Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung .... 6
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Ursprung, Vorläufer & (istorie der Wikipedia................................................
Entwicklung der Wikipedia und Status Quo .....................................................
Die Qualitätsdebatte rund um Wikipedia .......................................................
Wikis im )nternet – Relevante Entwicklungen abseits von
Wikipedia .............................................................................................................
Die Wikimedia‐Projekte .........................................................................................
Weitere herausragende Wiki‐Projekte ............................................................
Definition – Wikis und das „Wiki‐Prinzip .............................................
Entwicklungsgeschichte und (erkunft des Namens .................................
Technischer Aufbau und Funktionen von Wikis..........................................
Rechtliche Grundlagen von Wikis ......................................................................
Das „Wiki‐Prinzip .....................................................................................................
Wikis als Social Media im „Web . .................................................................
Wikis in Organisationen – Einsatzgebiete und Besonderheiten ...
Einsatzgebiete – Wikis als Tool zum Wissensmanagement ...................
Einf“hrung des Wikis und Entwicklung der Organisationsstruktur ..
Motivation zur Beteiligung ....................................................................................
Aufmerksamkeitssteuerung und Position im Medien‐Mix .....................
Qualitätsmanagement und Strukturierung ....................................................
Zugänglichkeit und Nutzbarmachung von Wissen .....................................
Stand der Forschung .......................................................................................
Theorie I: Begriffsdefinitionen und Beobachtungsrahmen.......... 50
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Ausgangspunkt: Das Paradigma der Systemtheorie ..........................
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Wikis als Kollaborative Kommunikationssysteme .............................
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Kommunikation & (andeln ..................................................................................
Kollaboration ‐ Geschichte & Definition ..........................................................
Der „blinde Fleck von Luhmann: Die vierte Selektion.............................
Das Wiki in der Organisation und die Organisation im Wiki – zum
Doppelcharakter der beiden Begriffe .......................................................
Theorien mittlerer Reichweite....................................................................
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5.
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Forschungsdesign: Daten & Methoden .......................................... 61
Konzeption des Forschungsdesigns..........................................................
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Auswahl & Beschreibung der Untersuchungsobjekte .......................
Datenerhebung & ‐auswertung ..................................................................
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Erste Exploration des Untersuchungsfeldes..................................................
Ableitung und Beschreibung des Forschungsdesigns ..................................
Auswahl der Untersuchungsobjekte und Erhebungsmethoden ............
Methodenspektrum & ‐grundlagen ..........................................................................
Analyserahmen und praktische Durchf“hrung ................................................
Reflexion des Forschungsdesigns: Stärken & Schwächen ...............
Ergebnisse I: Erste Analysen der Fallstudien ................................ 77
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Fallstudien )nternetwikis ..............................................................................
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Von Chefköchen und K“chenhilfen – zum Entstehungsprozess
„exzellenter Artikel in der Wikipedia ...................................................................
Wikis und deren Gr“nder – zur besonderen Rolle der „(ebamme ...
Wikivoyage versus Wikitravel und andere „Forks – Auswirkungen
der Kommerzialisierung von Wikis .........................................................................
Fallstudien Organisationswikis ..................................................................
Fallstudie – „Blaues Wiki ..........................................................................................
Fallstudie – „Gelbes Wiki ..........................................................................................
Fallstudie – „Rotes Wiki ...........................................................................................
Zwischenfazit: Wikis als „Leitmedien der
Organisationskommunikation...................................................................................
Fallstudien Projekt‐Wikis im Bereich e‐Learning .............................
Ergebnisse II: Wie „funktioniert“ Kollaboration in Wikis? ......... 110
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Anschlusskommunikation als Problem der „Lebendigkeit von
Kommunikationssystemen .........................................................................
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Zum Verhältnis von Struktur und Kommunikation .....................................
Kommunikation braucht Wahrnehmung ...........................................................
Fortsetzung von Kommunikation braucht Organisation..........................
Realisation von Anschlusskommunikation braucht Motivation..........
Die Einheit von Aufmerksamkeit, Organisation & Motivation.....
Gestaltung & Wahrnehmung des Möglichkeitsraums .....................
Erfolgsfaktor : Aufmerksamkeitsstrukturen ....................................
Externe Aufmerksamkeitsstrukturen ...................................................................
)nterne Aufmerksamkeitsstrukturen im Wiki.................................................
Erfolgsfaktor : Organisationsstrukturen ............................................
Rollen und Redaktionsroutinen ...............................................................................
Entwicklungsprozesse: Zwischen Standardisierung und Offenheit ..
Erfolgsfaktor : Motivationsstrukturen ................................................
)ntrinsische und extrinsische Motivation ..........................................................
Der Sinn von Sinnlosem .................................................................................................
X
)nhaltsverzeichnis
7.
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Theorie II: Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel . 146
Neue Selektionsprogramme als Folge der
Kommunikationsgesellschaft ....................................................................
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Journalistische Gatekeeper als zentrale Selektionsinstanz ................
Neue Themenstrukturen: Zunehmender Selektionsdruck im
Publikum .................................................................................................................................
Aggregation & Gatekeeping durch Algorithmen: Zur „Doppelnatur
der Social Media .................................................................................................................
„Filter‐Bubble oder eher Zusammenspiel der drei
Selektionsinstanzen? .......................................................................................................
Neue Öffentlichkeiten – mehr Partizipation? ......................................
Zwischen Euphorie und Ern“chterung – Aktuelle Diagnosen zur
Partizipation in Social Media ......................................................................................
Aufmerksamkeits‐ und Beteiligungsstrukturen in den Social Media
Neue Kommunikationsmuster der Social Media:
Mikrokommunikation und Mikrokollaboration ................................
Mikrokommunikation .....................................................................................................
Mikrokollaboration ..........................................................................................................
Schlussbetrachtung ....................................................................... 177
Quellenverzeichnis ............................................................................... 180
A
Monographien und Aufsätze ......................................................................
B
Zeitungsartikel und )nternetquellen ......................................................
C
Quellenverzeichnis von Wiki‐Artikelseiten insb. Wikipedia ....
Abbildungsverzeichnis
X)
Abbildungsverzeichnis
Abbildung : Entwicklung der Artikelzahl in Tsd. der deutschsprachigen
Wikipedia, Stand: Dez.
...............................................................................
Abbildung : Entwicklung der Wikipedianer‐Zahl in der deutschsprachigen
Wikipedia, Stand: Dez.
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Abbildung : Verteilung der Artikel‐Bearbeitungen, Dezember
linear
bzw. logarithmisch skaliert ...............................................................................
Abbildung : ARD‐ZDF‐Onlinestudie
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Abbildung : Übersicht der Entwicklungen der Wikimedia‐Projekte...........
Abbildung : Seitenabrufe von Wikimedia‐Projekten im Januar
........
Abbildung : )nhaltliche Dimensionen des Begriffs "Web . " ........................
Abbildung : Funktionen der Social Media‐Nutzung ...........................................
Abbildung : Die f“nf Stufen des )nnovations‐Prozesses in Organisationen
nach Rogers bezogen auf Wikis .....................................................................
Abbildung : Entwicklung der wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu
Wikipedia
‐
.......................................................................................
Abbildung
Abbildung
Abbildung
: Doppelcharakter des Begriffs Wiki ................................................
: Verhältnis von Wiki und Organisation .........................................
: Aufbau des Forschungsdesigns .......................................................
Abbildung : Charakterisierung der Untersuchungsbereiche )nternet‐,
Organisations‐ und Projekt‐Wikis ...................................................................
Abbildung : Analyserahmen und Einflussfaktoren
auf die Wiki‐Nutzung ............................................................................................
Abbildung
: Entstehung des exzellenten Artikels „Wassertreter .............
Abbildung
: Netzwerkanalyse Fallstudie – "Blaues Wiki" .........................
Abbildung
: Motivation von Wiki‐)nitiatoren .....................................................
Abbildung : Entwicklung der spanischen Wikipedia und ihres Forks
"Enciclopedia Libre Universal" .........................................................................
Abbildung
: Autoren pro Artikel – "Blaues Wiki" .............................................
Abbildung
: Netzwerkanalyse Fallstudie – "Gelbes Wiki" .........................
Abbildung
: Netzwerkanalyse Fallstudie – "Gr“nes Wiki" ......................
Abbildung
Abbildung
: Autoren pro Artikel – "Gelbes Wiki" .............................................
: Netzwerkanalyse Fallstudie – "Rotes Wiki" .........................
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Abbildungsverzeichnis
Abbildung : Die drei Erfolgsfaktoren Aufmerksamkeit, Motivation und
Organisation............................................................................................................
Abbildung : Kollaboration, Möglichkeitsraum und die drei
Erfolgsfaktoren ......................................................................................................
Abbildung : Transformation eines komplexen, kontingenten
Kommunikationsprozesses durch das Wiki in ein Produkt ................
Abbildung : Beispiel f“r technische und redaktionelle Formen der
Aufmerksamkeitslenkung im Wiki ................................................................
Abbildung : Schematische Darstellung des klassischen
Redaktionsprozesses versus redaktioneller Zyklen in Wikis.............
Abbildung : Autorennetzwerke im "blauen Wiki" – dynamische
Längsschnittanalyse Screenshots ...............................................................
Abbildung : Autorennetzwerke im "gelben Wiki" – dynamische
Längsschnittanalyse Screenshots ...............................................................
Abbildung : Themennetzwerke im blauen und gelben Wiki – statische
Querschnittsanalyse ............................................................................................
Abbildung : Wiki‐Organisation im Spannungsfeld zwischen Öffnung und
Schließung von Kontingenz ..............................................................................
Abbildung : Klassisches Modell des Gatekeepers als zentrale
Selektionsinstanz ..................................................................................................
Abbildung
: Modell des aktiven Publikums .......................................................
Abbildung
: Nutzung von Web . ‐Anwendungen in D
‐
.....
Abbildung
: Ungleichverteilung der Tweets auf Twitter‐Accounts.........
Abbildung : Ungleichverteilung von Mitarbeit in Organisations‐Wikis
und der Wikipedia Lorenz‐Kurve ...............................................................
Abbildung : Beispiele f“r Formen von Mikrokommunikation in Facebook
und Weblogs ...........................................................................................................
Abbildung : Prozessmodelle von Kommunikation und
Mikrokollaboration im Vergleich ...................................................................
Abbildung
: Grundprobleme der Social Media‐Nutzung..............................
Abk“rzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Admin
AGB
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CMS
DAX
DFG
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ELU
FAQ
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GFDL / GNU FDL
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GNU
GPL
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IT
IVW
KMU
MySQL
NDA
NPOV
P2P‐Tauschbörse
PR
QM
RSS‐Feed
SoNIA
W‐LAN
WWW
WYSIWYG
X)))
Administrator
Allgemeine Geschäftsbedingungen
Arbeitsgemeinschaft Online Forschung e. V.
Creative Commons‐Lizenz, die Namensnennung (“by”) und
Weitergabe unter denselben Bedingungen („share alike“)
vorschreibt.
Content Management System
Deutscher Aktien Index
Deutsche Forschungsgemeinschaft
Die Schraube an der hinteren linken Bremsbacke am Fahrrad
von Ulrich Fuchs (Name eines Artikels im Meta‐Wiki)
Enciclopedia Libre Universal; Abspaltung (d.h. sog. „Fork“)
der spanischsprachigen Wikipedia
Frequently Asked Questions
File Transfer Protocol
GNU Free Documentation License
Gesellschaft für Wissensmanagement e.V.
GNU is Not Unix
GNU General Public License
Name eines verbreiteten Chat‐ oder Instant Messaging‐
Programms. Leitet sich ab von „I seek you“.
Informationstechnologie
Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung
von Werbeträgern e.V.
Kleine und mittlere Unternehmen
Weltweit verbreitetes Datenbankverwaltungssystem. Der
Name leitet sich ab vom Vornamen „My“ und „Structured
Query Language“.
Geheimhaltungsvereinbarung; Non‐Disclosure‐Agreement
Neutral Point of View, kurz: Neutraler Standpunkt
Peer‐to‐Peer‐Tauschbörse
Public Relations
Qualitätsmanagement
Abkürzung für “Really Simple Syndication“. Bezeichnet die
standardisierte Bereitstellung von Daten, die mithilfe sog.
„Feed‐Reeder“ abonniert, also regelmäßig abgerufen werden
können.
Social Network Image Animator
Wireless Local Area Network
World Wide Web
What you see is what you get. Bezeichnet Editoren, die bei der
Bearbeitung von Dokumenten bereits die Druckansicht vor‐
wegnehmen
Kapitel | Einleitung, Konzeption und Zielsetzung der Arbeit
1. Einleitung, Konzeption und Zielsetzung der Arbeit
1.1 Wikipedia – der „neue Brockhaus“
erschien der „Brockhaus multimedial erstmals in digitaler Form auf
– exakt
Jahre, nachdem das Projekt ins Leben
CD‐ROM Flohr
gerufen wurde und sich unter Friedrich Arnold Brockhaus in Deutschland
zu einer )nstitution der Wissensvermittlung und zum Synonym f“r das
Wissensnachschlagewerk schlechthin entwickelt hatte Zum (ingst
:
ff. .
Jahre später geht diese )nstitution zu Ende, „Der Große Brockhaus er‐
scheint
vermutlich zum letzten Mal in gedruckter Form:
„Die Zeit, in der man sich eine hervorragende Enzyklopädie von an‐
derthalb Meter Umfang ins Regal stellt, um sich dort herauszusuchen,
was man wissen will, scheint vorbei zu sein“ (Klaus Holoch, Brockhaus‐
Verlagssprecher in: Die Welt 13.02.2008)
Das Ende der gedruckten Enzyklopädie aus dem traditionsreichen Verlags‐
haus ist auf drei Faktoren zur“ckzuf“hren: Erstens die Digitalisierung, die
eine schnellere und kosteng“nstigere Produktion und Verf“gbarkeit von
)nformationen nötig und möglich macht. Gedruckte Nachschlage‐ werke
sind nicht nur teurer und nehmen mehr Platz in Anspruch, sondern sind in
der schnelllebigen )nformations‐ und Kommunikationsgesellschaft auch
meist mit ihrem Erscheinen bereits veraltet . Zweitens die Vernetzung im
World Wide Web WWW , die )nformationen und ihre Nutzer weltweit
zusammenbringt. Damit verdrängt der Computer das Buch mehr und mehr
als wichtigste )nformationsquelle. Dritter Faktor ist die Entwicklung von
)ronischerweise findet sich zu diesem wichtigen Ereignis in der Geschichte des
Brockhaus eine nicht ganz korrekte Jahreszahl im Lexikon selbst: Der Brockhaus
gibt als Erscheinungsdatum der ersten CD‐ROM‐Ausgabe
an vgl. Brockhaus
, der „Kompakt Brockhaus in einem Band ist jedoch bereits
erschie‐
nen; vgl. hierzu Flohr
, Rahn o.J. und Keiderling
. Die Wikipedia ist in
diesem Fall die bessere )nformationsquelle.
Selbstverständlich gilt das in Teilen auch f“r diese Publikation. Wissenschaftliche
Werke haben jedoch zumeist den Vorteil, dass sie “ber die schnell alternde Be‐
schreibungsleistung hinaus eine Erklärungsleistung erbringen, die hoffentlich
länger „haltbar ist. Grundsätzlich unterliegen Erkenntnisse einer Sozialwissen‐
schaft jedoch der (istorizität – so beschreibt Max Weber die Soziologie als „ewig
junge Wissenschaft .
Aus Gr“nden der Lesbarkeit wird in der Arbeit nur die männliche Form nicht‐
geschlechtsneutraler Begriffe verwendet. Gemeint sind jedoch selbstverständlich
jeweils Männer und Frauen.
Kapitel | Einleitung, Konzeption und Zielsetzung der Arbeit
partizipativen (Massen‐)Medien im )nternet, die neben der reinen Speiche‐
rungs‐ und Verbreitungsleistung das schaffen, was Brecht sich schon
in seiner Radiotheorie vom Rundfunk erhofft hatte, nämlich dass sich die
Massenmedien von einem „Distributionsapparat zu einem Kommunikati‐
onsapparat entwickeln Brecht
. )m Unterschied zur geläufigsten
Definition von „Massenkommunikation nach Gerhard Maletzke
sind die Medien im )nternet, die heute unter dem Begriff „Web . oder
„Social Media subsummiert werden, nicht mehr durch Einseitigkeit, wohl
aber noch durch ein disperses Massen‐ Publikum oder besser: eine „mas‐
senhafte Nutzerschaft zu charakterisieren.
Diese drei Entwicklungen sind Voraussetzung f“r das „Phänomen Wikipe‐
dia , der frei verf“gbaren, kostenlosen Online‐Enzyklopädie, die von )hren
Nutzern selbst geschrieben wird. Seit ihrer Gr“ndung am . Januar
weist das Lexikon ein rasantes Wachstum hinsichtlich der Anzahl der Arti‐
kel, deren Umfang und der Anzahl der Autoren bzw. Mitarbeiter die sog.
„Wikipedianer auf, und das nicht nur in Amerika und Deutschland, son‐
dern beinahe weltweit. Bereits
, nach etwa viereinhalb Jahren, hat die
deutschsprachige Ausgabe der Wikipedia den Brockhaus in Umfang und
Nutzung “bertroffen und ist weltweit zum Standard und Synonym als „On‐
line‐Enzyklopädie geworden.
Etwa seit dieser Zeit hat die Wikipedia nicht nur die Aufmerksamkeit der
Medien, sondern auch der Wissenschaft auf sich gezogen. )m Kern steht
dabei immer wieder die Frage, warum dieses Projekt “berhaupt möglich
ist: Warum erbringen Tausende von Freiwilligen ohne Entlohnung eine
Arbeit, die vorher nur von bezahlten Experten erbracht wurde? )st es
“berhaupt möglich, dass ein qualitativ hochwertiges und verlässliches Le‐
xikon entstehen kann, wenn „(inz und Kunz dort schreiben können, was
ihnen gerade einfällt? vgl. Schroer
; Stegbauer
1.2 Wikis in der Wissensgesellschaft
Das )nteresse f“r das, was sich bei Wikipedia entwickelte, lenkte bald auch
die Aufmerksamkeit auf das Thema „Wikis im Allgemeinen. )m Vorder‐
grund stand dabei – trotz aller Kritik an der Qualität der Wikipedia – die
Wahrnehmung, dass durch die Vernetzung von vielen kleinen Einzelleis‐
tungen ein Wert entsteht, der f“r die Allgemeinheit n“tzlich ist: so wird
Wikipedia oft unter dem Aspekt des Kollektivguts diskutiert vgl. Ciffolilli
Die englischsprachige Wikipedia schaffte dies bereits
; vgl. Rieger
.
Kapitel | Einleitung, Konzeption und Zielsetzung der Arbeit
; Stegbauer
: ‐ . Wikipedia war somit quasi die „Killerappli‐
kation , die Wikis zum Durchbruch verhalf.
Dies sollte sich auch auf andere Ziele und Anwendungsbereiche “bertragen
lassen: Wo mehrere Menschen an verschiedenen Orten oder zu unter‐
schiedlichen Zeiten gemeinsam an einem Projekt zusammenarbeiten, emp‐
fiehlt sich ein Wiki vgl. Ebersbach et al.
a: ‐ ; Seibert et al.
:
‐ . Neben der einfachen Bedienbarkeit durch Nutzer, die Webseiten
mithilfe eines Wikis leicht selbst und von “berall bearbeiten können, macht
die Einfachheit in der Administration Wikis lassen sich schnell und einfach
in meist schon vorhandener Server‐)nfrastruktur installieren und vor al‐
lem die Kostenlosigkeit das Tool f“r den Einsatz in Organisationen interes‐
sant.
Besondere Bedeutung bekommen Wikis dabei durch den Wandel der )n‐
die
dustrie‐ zur Wissensgesellschaft : Wissen ist nach Daniel Bell
wichtigste Ressource der postindustriellen Gesellschaft – zentrale Proble‐
me sind demnach die Konstruktion und die Verf“gbarkeit bzw. Verbreitung
von Wissen. (elmut Willke beschreibt als zentrales Merkmal der Wissens‐
gesellschaft, dass „Wissen und Expertise einem Prozeß der kontinuierli‐
chen Revision unterworfen sind und damit )nnovationen zum alltäglichen
Bestandteil der Wissensarbeit werden Willke
:
. Wikis werden
diesem Wandel in besonderem Maße gerecht: )m Vergleich zu gedruckten
Lexika können sie ständig aktualisiert werden und werden so dem Prozes‐
scharakter der Wissensarbeit, dem „work in progress gerecht.
)m Bereich des „Wissensmanagements von Organisationen finden Wikis
daher starke Verbreitung Fritz
; Bergmann
; Mueller
; J“ng‐
ling
. Zu den typischen Anwendungsfeldern von Wikis in Organisati‐
onen gehören unter anderem die interne Wissensablage „Knowledge
Base , die Projektarbeit und ‐dokumentation sowie der Einsatz als E‐
Learning‐Tool oder als unternehmensweites )ntranet vgl. Mayer/Schoene‐
born
, Blaschke
.
Die (offnungen dazu sind oftmals hoch gesteckt: Wikis im )nternet reprä‐
sentieren wahlweise die „Kraft der kollektiven )ntelligenz Weiss
Unter dem Begriff „Killerapplikation versteht man die Anwendung einer neuen
Technik, die deren Nutzen sichtbar macht und ihr damit zum Durchbruch und zu
einer breiten Nutzerschaft verhilft, z.B. die Gl“hbirne f“r den Strom, die Tabellen‐
kalkulation und DTP f“r den PC, „Rebel Assault f“r die CD‐ROM oder der Film
„Star Wars Ep. f“r die P P‐Tauschbörsen. vgl. http://de.wikipedia.org/ wiki/
Killerapplikation .
Der Begriff der Wissensgesellschaft war Ende der er Jahre ein zentrales Para‐
digma soziologischer Gesellschaftsdiagnosen; vgl. dazu (eidenreich
.
Kapitel | Einleitung, Konzeption und Zielsetzung der Arbeit
oder den „Digitalen Maoismus Lanier
. )n Organisationen gleichen
sie einer „Kulturrevolution , sie sollen Organisationen gar „flacher und
anarchischer machen Bergmann
und verbreiten sich inzwischen
angeblich „viral Carlin
. Als „Wikinomics verändert das Prinzip der
Kollaboration nicht nur wirtschaftlich einfach „alles Tapscott/Williams
: „Wikinomics: (ow Mass Collaboration Changes Everything son‐
dern f“hrt als „Wiki‐Revolution vermutlich sogar zum „Absturz und Neu‐
start der westlichen Demokratie Plaum
.
Geht es auch eine Nummer kleiner? Die vorliegende Arbeit ist weit davon
entfernt, der Web . ‐Euphorie oder ‐Skepsis zu verfallen. )hr ist vielmehr
bewusst, dass in der ersten Phase Neuer Medien regelmäßig große (off‐
nungen und Bef“rchtungen auftauchen vgl. Stöber
:
‐
. Um
dieser Erkenntnis gerecht zu werden, wird der Fokus nicht nur auf die
„herausragenden Wikis im )nternet oder die „Best Practice ‐Beispiele in
Organisationen gelegt, sondern die Bandbreite der großen und kleinen
Wikis differenzanalytisch betrachtet. Die kollaborative Arbeitsweise in
Wikis hat jedoch neue Strukturen der Kommunikation etabliert, die inzwi‐
schen in zahlreichen Web‐Anwendungen der sogenannten „Social Media
oder Onlinevarianten von Office‐Programmen fortgef“hrt werden. Das Wi‐
ki‐Prinzip bleibt also erhalten, selbst wenn Wikis als Software irgendwann
verschwunden oder in anderen Plattformen aufgegangen sind.
1.3 Konzeption & Zielsetzung der Arbeit
Ausgangspunkt der vorliegenden Dissertation war das bis September
laufende DFG‐Forschungsprojekt „Netzwerkgest“tzte kollaborative Kom‐
munikationssysteme: Eine vergleichende Analyse öffentlicher und organi‐
satorischer Wissensplattformen unter der Leitung von Prof. Dr. Anna M.
Theis‐Berglmair an der Forschungsstelle „Neue Kommunikationsmedien
der Universität Bamberg. Darin wurden die Differenzen zwischen Wikis im
)nternet und in Organisationen erforscht, also die (eterogenität in Abhän‐
gigkeit vom Kontext. Zentrale Fragestellungen waren dabei,
„inwieweit sich kollaborative Kommunikationssysteme in unterschied‐
lichen Kontexten hinsichtlich a) des Zugangs, b) der Beteiligung und
Motivation sowie c) den Prozessen der Qualitätssicherung unterschei‐
den und auch d) hinsichtlich der zum Einsatz kommenden „Pro‐
gramme“ auf der Mikro‐ und der Mesoebene. Insgesamt standen die
Voraussetzungen und Funktionsbedingungen öffentlich zugänglicher
versus organisational gebundener Wiki‐Kommunikationssysteme sowie
die damit verbundenen Gemeinsamkeiten und Unterschiede der „Logi‐
ken“ des Wissensmanagements im Mittelpunkt des Projekts.“ (Theis‐
Berglmair/Mayer 2011: 4)
Kapitel | Einleitung, Konzeption und Zielsetzung der Arbeit
)m Verlauf der Studien ergab sich aber das Bild, dass der Unterschied zwi‐
schen den verschiedenen Wikis innerhalb des )nternets oder der des orga‐
nisationalen Kontexts bereits so groß war, dass die (eterogenität nicht
allein durch den Kontext erklärt werden kann. Deshalb werden in der an‐
schließenden, vorliegenden Analyse die Gemeinsamkeiten, insbesondere
die gemeinsamen Unterschiede herausgearbeitet, die kollaborativer Wiki‐
Kommunikation zugrunde liegen.
Durch diese (erangehensweise hat sich die Arbeit hohe Ziele gesteckt:
Sie will erklären, wie Wikis „funktionieren . Was macht Wikis – un‐
abhängig von ihrem strukturellen, situativen Kontext – "erfolg‐
reich", im Sinne von kommunikativ lebendig? Welche Struktur‐
prinzipien liegen kollaborativen Kommunikationssystemen
zugrunde? Kapitel
Sie will dadurch einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Sys‐
temtheorie leisten, indem sie einen „blinden Fleck schließt: Auf ei‐
ner allgemeinen Betrachtungsebene sind Soziale Systeme zwar au‐
topoietisch, d.h. sie reproduzieren sich selbstreferentiell aus ihren
Elementen, genauer: aus Kommunikation. Auf der Ebene spezifi‐
scher Kommunikationssysteme wie z.B. Wikis bleibt aber offen,
warum ausgerechnet dort Anschlusskommunikation stattfindet
und nicht anderswo oder eben nicht mehr . Gibt es bestimmbare
„Erfolgsfaktoren , die Anschlusskommunikation in diesen Systemen
wahrscheinlicher machen? Kapitel . und .
Anhand dieser Überlegungen versucht die Arbeit gesellschaftlichen
Wandel oder zumindest zwei Strukturprinzipien gesellschaftlichen
Wandels zu diagnostizieren. Welche neuen Strukturen oder For‐
men gesellschaftlicher Kommunikation lassen sich bei Wikis bzw.
Social Media beobachten? Kapitel
Zuvor soll jedoch das Themenfeld „Wikis näher definiert und beschrieben
werden Kapitel , der Theorierahmen entwickelt Kapitel
sowie
das Forschungsdesign und die Fallstudien Kapitel und
dargestellt
werden.
Dabei betritt die Arbeit auch methodisches Neuland: Neben klassischen
Erhebungs‐ und Auswertungsverfahren wie Befragung und Beobachtung
konnten aufgrund der Kooperation mit )nformatikern Netzwerkanalysen
durchgef“hrt werden, die erstmals eine dynamische Darstellung der The‐
men‐ und Autorennetzwerke in Wikis ermöglicht haben.
Nat“rlich muss der Begriff des „Erfolgs noch näher definiert werden – siehe dazu
Kapitel .
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
2. Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der For‐
schung
2.1 Wikipedia
2.1.1 Ursprung, Vorläufer & Historie der Wikipedia
Die )dee f“r ein freies, kooperativ erstelltes )nternet‐Lexikon ist wesent‐
lich älter als die Wikipedia, und beinahe so alt wie das )nternet selbst: Sie
wird Rick Gates zugesprochen, einem Dozenten der University of Califor‐
nia, der an der Library School seit September
einen monatlichen Re‐
cherche‐Wettbewerb veranstaltete. Ziel von „The )nternet (unt war es,
Fragen nur mit (ilfe des )nternets zu beantworten. Als Recherche‐Mittel
waren nur Dienste der Anfangstage des )nternets wie Telnet, Usenet, FTP
. )m Oktober
, fast ein Jahr bevor in
und Gopher zugelassen W
Deutschland die erste E‐Mail empfangen wurde, machte er in einer Usenet‐
Newsgroup den Vorschlag, im )nternet kooperativ ein Lexikon zu erstellen
– daraus ging das Projekt „)nterpedia hervor, das zunächst als Mailingliste
und später als Newsgroup umgesetzt wurde und als Vorläufer der Wikipe‐
dia gilt. Sein Eintrag wird in der Wikipedia wie folgt wiedergegeben:
„Je mehr ich darüber nachdachte, desto stärker wurde mir bewusst,
dass eine solche Quelle mit allgemeinen enzyklopädischen Informatio‐
nen für den Laien ein wichtiges Hilfsmittel für einige Arten der For‐
schung und eine Netzbürgerschaft im Allgemeinen sein könnte.
Ahh... was ist mit den Schreibern... – wo werden wir Teilnehmer finden,
um die benötigten kurzen Artikel zu schreiben? – Zuerst würde ich eine
Möglichkeit finden müssen, mit sehr unterschiedlichen Menschen zu
Auf die gedruckten Enzyklopädien als Vorfahren der Wikipedia wird an dieser
Stelle nicht weiter eingegangen; vgl. hierzu Fiebig
: ff. und Jaschniok
:
‐ .
)n dieser Arbeit werden selbstverständlich auch Wikipedia‐Artikel als Quellen
zitiert. Als Argumente, dass dies f“r wissenschaftliche Arbeiten nicht statthaft sei,
werden regelmäßig mangelnde Qualität und Nachvollziehbarkeit angegeben, da sie
von jedem jederzeit verändert werden können. Dieser Kritik kann sich der Verfas‐
ser nur zum Teil anschließen. Die Arbeit versucht ihr jedoch gerecht zu werden,
indem Wikipedia nur in den Fällen herangezogen wird, in denen sie als Primär‐
quelle oder berechtigterweise als verlässlichste Quelle anzusehen ist insb. durch
Gegenrecherche der angegebenen und weiterer Quellen . Zur eindeutigen Nach‐
vollziehbarkeit werden im Quellenverzeichnis die „Permanent‐Links zur jeweili‐
gen Version des Artikels aufgef“hrt und im Kurzbeleg mit „[W+Ordnungszahl]
abgek“rzt zitiert. Zur Auseinandersetzung mit Wikipedia als Quelle f“r wissen‐
schaftliche Arbeiten vgl. Althaus
.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
kommunizieren... Jederman [sic!] vom Linguisten zum Molekularbiolo‐
gen, Tierrechtsaktivisten, Brauereispezialisten, Geographen oder Gas‐
Spektrographen. ‐ Ratet mal:‐) Das Internet bietet eine solche Basis. Al‐
so dachte ich weiter darüber nach… …und kam zu dem Schluss, dass
das eine gute Idee ist!“ (Gates 1993, zitiert nach W02)
Das Projekt kam zwar nie “ber ein Anfangsstadium hinaus, aber die )dee
war geboren. Sie wurde im Weiteren von mehreren Projekten aufgenom‐
men, darunter sind vier hervorzuheben:
startete Everything , eine
Plattform auf der Artikel von Autoren eingestellt werden können. Artikel
können nur kommentiert oder bewertet, nicht aber von anderen verändert
bzw. “berarbeitet werden. Zur Motivation können Autoren Erfahrungs‐
punkte „XP sammeln und damit in höhere Level aufsteigen.
gr“n‐
dete der britische Autor Douglas Adams die englischsprachige Community
h g . Bezahlte Autoren und freiwillige Mitarbeiter versuchten hier eine
Enzyklopädie nach Vorbild der bekannten Romanreihe „Per Anhalter
durch die Galaxis zu verwirklichen , die aber thematisch beschränkt
blieb vgl. Möller
:
ff. . Beide Projekte schafften es nicht, größere
Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und das selbstgesteckte Ziel einer En‐
zyklopädie annähernd zu erreichen.
Kurze Zeit später wurde die )dee des )nternet‐Lexikons von zwei weiteren
Projekten aufgegriffen, die als direkte Vorfahren der Wikipedia angesehen
werden können: Die „Nupedia und die „GNUpedia . Die Nupedia wurde im
März
von Jimmy Wales und Larry Sanger gegr“ndet. Mit einem ähnli‐
chen Konzept stand kurze Zeit später die GNUPedia dazu in direkter Kon‐
kurrenz: Beiden Projekten gemeinsam war, dass die Qualität der Artikel
wie bei Lexika oder anderen wissenschaftlichen Publikationen “blich
durch einen Einreichungsprozess gesichert werden sollte. Bei der GNUPe‐
dia war dies redaktionell geregelt, bei der Nupedia wurde ein Peer‐Review‐
Verfahren eingesetzt. Ebenfalls gemeinsam ist beiden Projekten, dass sie
Die Seite ist noch heute online http://everything .com/ und hat auch eine
aktive Community.
Der Name der Plattform „h g leitet sich ab vom englischen Titel der „vierbän‐
digen Trilogie mit f“nf Bänden . Dieser lautet im Original „The (itchhiker s Guide
to the Galaxy – abgek“rzt ((GG.
Die Enzyklopädie bzw. das (andbuch ist ebenfalls noch online erreichbar
http://h2g2.com/dna/h2g2/home und beinhaltet neben Fiktionalem auch Artikel
zu realen Themen wie Wikipedia. Thematisch beschränkt es sich auf die Bereiche
„das Leben, das Universum und der ganze Rest .
oder
Stallman
wurde die )dee von Stallman geboren und publiziert siehe
, die praktische Umsetzung erfolgte dann erst
.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
sich dadurch nur sehr langsam entwickelten und letztlich gescheitert
sind.
Anfang
bekamen Sanger und Wales einen (inweis auf die Wiki‐
Software, die Nutzern die Bearbeitung von Texten “ber den Browser er‐
laubte. Um die Software auszuprobieren und als einfache, unb“rokratische
Vorstufe f“r die qualitativ hochwertige Nupedia wurde am
. Januar
die Wikipedia gegr“ndet . Dass man sich davon nicht allzu viel ver‐
sprach und das Engagement sich weiterhin auf die Nupedia konzentrierte,
zeigt der Eintrag auf der Startseite zur damaligen Zeit:
„Welcome to Nupedia.com! […] We are building the world's largest in‐
ternational, peer‐reviewed encyclopedia. It is free. We have the time,
money, personnel, and commitment. But we really do need your in‐
volvement, too. […] Finally, we'd like to announce a fun project loosely
associated with Nupedia, Wikipedia. Have a look and write a para‐
graph or two! (Startseite nupedia.com vom 18.01.2001)15
Dieses „Fun Project Wikipedia “berholte jedoch schnell das Mutterprojekt:
„Ursprünglich als eine Art ‚Entwicklungsplattform‘ für Nupedia‐Artikel
gedacht, entwickelte die Wikipedia binnen kürzester Zeit eine immense
Eigendynamik und zog deutlich mehr Aufmerksamkeit auf sich, als das
die Nupedia auf Basis ihres traditionellen Konzepts je vermocht hatte.
Schon wenige Wochen nach Ihrer Gründung verfügte die Wikipedia so
über ein Vielfaches der Artikel der Nupedia.“ (Pscheida 2010:349)
Anfang Februar
umfasst die englischsprachige Wikipedia bereits
.
Seiten, im März hat sie diesen Umfang mehr als verdoppelt. Zu dieser
Zeit entstehen bereits viele Ausgaben der Wikipedia in anderen Sprachen:
die „deutsche Wikipedia wird von Jimmy Wales am . März
gestar‐
tet. Weitere Wachstumssch“be bekommt das Projekt durch die )ndexie‐
rung durch Google im Fr“hjahr und durch Artikel in englischsprachigen
Medien wie New York Times, Technology Review und Slashdot im (erbst
. )n Deutschland entdecken die Medien Wikipedia zwar erst etwas
Von der Kenntnis der Wiki‐Software . .
bis zu ihrem Einsatz
. .
liegt lediglich eine Woche. F“nf weitere Tage vergehen, bis die Webadresse
www.wikipedia.com eingerichtet ist und das Projekt damit einen Namen trägt. Die‐
se Schnelligkeit und Einfachheit ist auch heute noch das zentrale Argument f“r den
Einsatz von Wikis in Organisationen vgl. Kapitel . .
Die Nupedia ist heute nur noch “ber das )nternet‐Archiv der „Wayback‐Ma‐
chine abrufbar:
http://web.archive.org/web/20010118225800/http://www.nupedia.com/
[ . .
].
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
später , aber auch hier f“hrt die Berichterstattung meist zu einem deutli‐
chen Zuwachs an neuen Autoren. W ; Schuler
: f.
Jimmy Wales gr“ndet
schließlich die Wikimedia Foundation als Non‐
Profit‐Organisation und “bergibt ihr die Namensrechte an Wikipedia
Jaschniok
:
. Diese Stiftung, die sich der Förderung freien Wissens
verschrieben hat, betreibt seitdem spendenfinanziert die Wikipedia und
ihre Schwesterprojekte.
2.1.2 Entwicklung der Wikipedia und Status Quo
Der inhaltliche und personelle Umfang der Wikipedia ist enorm: Mit Stand
vom Dezember
umfasst alleine die deutschsprachige Ausgabe “ber
.
registrierte
.
.
enzyklopädische Artikel an denen knapp
Wikipedianer bislang mitgearbeitet haben und zahllose weitere, die ano‐
nym editiert haben . Davon zählen etwa .
zu den „Aktiven , die min‐
destens f“nfmal innerhalb eines Monat mitgearbeitet haben, und immerhin
seit August
konstant “ber .
gehören zu den „)ntensiv‐Nutzern
mit “ber
Beiträgen im Monat. )nsgesamt
Administratoren verf“‐
gen “ber besondere Rechte und Werkzeuge, und k“mmern sich um Verwal‐
tungsaufgaben wie das Löschen oder Wiederherstellen von Beiträgen oder
das Sperren von Benutzerkonten. W und Zachte
a
Noch eindrucksvoller ist – von Beginn an – das Wachstum der Wikipedia:
Auf (eise Online erscheint im Januar
ein Artikel “ber den .
Artikel
der Wikipedia Kleinz
, Spiegel Online berichtet im Februar
“ber das
Projekt Rieger
und weist in weiteren Artikeln auch auf die Aktualität im
Vergleich zu „etablierten Lexika hin Patalong
.
Die folgenden Analysen konzentrieren sich i.d.R. nur auf die deutschsprachige
Ausgabe der Wikipedia.
Der Wikipedianer „Ziko hat dazu ausgerechnet, dass die Wikipedia – w“rde
man sie wohlgemerkt ohne Bilder ausdrucken und binden – “ber
Bände
umfassen w“rde. Zum Vergleich umfasst der aktuelle Brockhaus in seiner . Auf‐
lage
Bände.
http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Vergleich_Wikipedia_Brockhaus_2011‐07‐
15.png
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
Abbildung 1: Entwicklung der Artikelzahl (in Tsd.) der deutschspra‐
chigen Wikipedia, Stand: Dez. 2011
1600
1200
1000
800
600
400
Anzahl der Artikel x 1.000
1400
200
Jun 2001
Dez 2001
Jun 2002
Dez 2002
Jun 2003
Dez 2003
Jun 2004
Dez 2004
Jun 2005
Dez 2005
Jun 2006
Dez 2006
Jun 2007
Dez 2007
Jun 2008
Dez 2008
Jun 2009
Dez 2009
Jun 2010
Dez 2010
Jun 2011
Dez 2011
0
Quelle: Zachte 2012a und 2012b, eigene Darstellung.19
Die Artikelzahl der Wikipedia weist ein stetiges, seit etwa
ein fast
lineares Wachstum auf – eine „Sättigung ist noch nicht absehbar. Noch
immer werden pro Tag im Schnitt “ber
Artikel neu angelegt Zachte
a, vgl. Bartel
b . Dazu flammt zwar immer wieder die Diskussion
auf, was in eine Enzyklopädie gehört und was nicht vgl. Bartel
b und
a . Vertreten werden diese Positionen durch die „)nklusionisten auf
der einen Seite, die meist mit dem Argument „Wiki ist kein Papier f“r das
Beibehalten und Überarbeiten auch von „kurzen, nicht‐traditionellen oder ‐
, und auf der anderen Seite durch
akademischen Artikeln votieren W
die Exklusionisten, die f“r Relevanzkriterien eintreten und schlechte Arti‐
kel vorzugsweise löschen wollen, um die Qualität der Wikipedia zu steigern
Die Seiten‐Statistiken Zachte
a werden ab .
auf die Tausender ge‐
rundet, ab Mio. auf die (underttausender. Die Grafiken Charts sind dagegen
noch etwas genauer, deshalb wurden die Daten von Zachte
b ergänzt. F“r
weitere Möglichkeiten der „Vermessung der Wikipedia vgl. Voss
.
F“r
lag der Zuwachs im Durchschnitt bei
, Artikeln Zachte
a.
Ein lesenswertes Beispiel f“r einen „nicht‐traditionellen Artikel, der zu einem
informativen Beitrag wachsen kann ist der Eintrag zum Kinderlied „Drei Chinesen
mit dem Kontrabass :
http://de.wikipedia.org/wiki/Drei_Chinesen_mit_dem_Kontrabass.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
und sie so zu „einem geschliffenen Diamanten zu machen W ; vgl. Be‐
nutzer:Stefan
. Diese Diskussion nimmt teilweise abstrus‐
am“sante, teilweise philosophische Z“ge an. So gibt es bspw. im Meta‐Wiki
dem Wiki zur Koordination der Wikimedia‐Projekte den Artikel „Die
Schraube an der hinteren linken Bremsbacke am Fahrrad von Ulrich Fuchs
W , der zunächst zeigen sollte, dass es sinnvollerweise nicht zu allem
einen Eintrag in der Wikipedia geben kann. Die konstruktivistische
Sichtweise der )nklusionisten argumentiert dagegen, dass „DSAD(L‐
BAFVUF genau durch die Diskussion zu einem relevanten, feststehenden
Begriff wurde, was den Artikel nun rechtfertigt ebd. .
Diese Episode soll eines verdeutlichen: Die Nutzerschaft der Wikipedia hat
durch intensive Diskussionen und Abstimmungen selbst Relevanz‐ und
Qualitätskriterien sowie Redaktionsroutinen erarbeitet vgl. Fiebig
:
‐
. Analog zur Systematisierung von Blöbaum
:
‐
gibt
es äußerst differenzierte und verschriftlichte
Ordnungsprogramme, z.B. Namenskonventionen W
W
und Listen W ,
, Kategorien
)nformationssammlungsprogramme, z.B. „Mindestanforderungen
an Artikel W , Richtlinien und (ilfsmittel zur Recherche W ,
Selektionsprogramme, z.B. Relevanzkriterien W , Richtlinien
W
und Anleitungen „Wie schreibe ich gute Artikel W ,
Pr“fprogramme, z.B. „Was Wikipedia nicht ist
lungen W
sowie
Darstellungsprogramme, z.B. Vorlagen W
W
und Textbausteine W .
W
, Löschrege‐
, Formatierungshilfen
Das Selbstverständnis der Wikipedia ist dabei in nur vier bzw. f“nf
Grundprinzipien zusammengefasst, auf denen die obigen Regelungen ba‐
sieren:
. „Wikipedia ist eine Enzyklopädie , . F“r das Verfassen von Beiträgen gilt
die „Neutralität des Standpunkts NPOV , . Geltendes Recht insb. Urhe‐
berrecht ist strikt zu beachten – v.a. damit die )nhalte frei sind und bleiben
und . „Andere Nutzer sind zu respektieren , die „Wikiquette ist einzuhal‐
ten W , vgl. Pentzold
: f.; Jaschniok
: f. .
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
140000
120000
100000
80000
60000
40000
20000
Jun 2001
Dez 2001
Jun 2002
Dez 2002
Jun 2003
Dez 2003
Jun 2004
Dez 2004
Jun 2005
Dez 2005
Jun 2006
Dez 2006
Jun 2007
Dez 2007
Jun 2008
Dez 2008
Jun 2009
Dez 2009
Jun 2010
Dez 2010
Jun 2011
Dez 2011
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Anzahl der jemals aktiven Wikipedianer
Abbildung 2: Entwicklung der Wikipedianer‐Zahl in der deutschspra‐
chigen Wikipedia, Stand: Dez. 2011
Quelle: Zachte 2012a, eigene Darstellung.
Das Wachstum der Artikelzahlen und die Ausdifferenzierung der Regelhaf‐
tigkeit gehen einher mit dem Wachstum der Anzahl der am Projekt Betei‐
ligten. Die Darstellung in Abbildung zeigt die kumulierten Zahlen; das
täuscht allerdings dar“ber hinweg, dass die Zahl der „)ntensiv‐Nutzer
s.o. seit “ber vier Jahren beinahe konstant bei etwas “ber .
liegt, die
Zahl der „Aktiven dagegen seit einigen Jahren sinkt .
Um neue Autoren f“r die Wikipedia zu gewinnen und diese mit den um‐
fangreichen Regeln vertraut zu machen, gibt es ein ausf“hrliches Autoren‐
portal W
mit sämtlichen (inweisen und Anleitungen sowie ein mehr‐
sprachiges Mentorenprogramm W
– quasi ein organisiertes Ausbil‐
dungsprogramm zum „Wikipedianer .
Der Grad des „)nvolvements und damit die Arbeitsintensität unterschei‐
den sich von Nutzer zu Nutzer enorm: Abbildung zeigt in zwei verschie‐
denen Darstellungen die extreme Disparität der individuellen Beiträge. So
haben im Monat Dezember
fast .
User etwa ‐ Bearbeitungen
vorgenommen siehe linkes Schaubild ;
Wikipedianer haben dagegen
So betrug die Zahl der „Aktiven also Wikipedianer mit mind. Bearbeitungen
im Monat im Jahr
im Mittel
, Personen, im Jahr
, und im
Jahr
nur noch
, . Zachte
a, eigene Berechnung .
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
“ber .
Edits, einer sogar mehr als .
Edits eingebracht erkennbar
durch die logarithmische Skalierung im rechten Schaubild .
Abbildung 3: Verteilung der Artikel‐Bearbeitungen, Dezember 2011
(linear bzw. logarithmisch skaliert)
10000
1
5
10000
2500
1000
250
100
25
10
5
0
10
Anzahl der Bearbeitungen >=
10000
1000
2500
2000
100
1000
3000
250
4000
1000
100
5000
25
6000
10
Anz. d. Wikipedianer, log. Skala
Anz. der Wikipedianer
7000
Anzahl der Bearbeitungen >=
Quelle: Zachte 2012a, eigene Darstellung/Berechnung.
Das Wachstum der Wikipedia ist weltweit zu beobachten , jedoch in sehr
unterschiedlicher )ntensität. Je nach Land gibt es aktivere und weniger
aktive Communitys – zu den zehn größten Stand Februar
;W
zäh‐
len die
. Englische Ausgabe ca. ,
. Deutsche Ausgabe ca. ,
Mio. Artikel
Mio. Artikel
. Französische Ausgabe ca. ,
Mio. Artikel
. Niederländische Ausgabe ca. ,
. )talienische Ausgabe ca.
. Polnische Ausgabe ca.
. Spanische Ausgabe ca.
. Russische Ausgabe ca.
. Japanische Ausgabe ca.
Mio. Artikel
Tsd. Artikel
Tsd. Artikel
. Portugiesische Ausgabe ca.
Tsd. Artikel
Tsd. Artikel
Tsd. Artikel
Tsd. Artikel
Daraus wird ersichtlich, dass die Größe der Sprachfamilie nur einer von
vielen Faktoren f“r die Aktivität in der Wikipedia ist sonst m“sste die chi‐
nesische oder arabische Ausgabe deutlich bessergestellt sein und die nie‐
F“r Frankreich vgl. z.B. Blondeel
: ff.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
derländische Wikipedia deutlich kleiner . )nsgesamt wurden
Ausgaben
in verschiedenen Sprachen angelegt. Gerade in Entwicklungsländern, f“r
die der freie Zugang zu Wissen wichtig ist, sind die Ausgaben nativer
Sprachfamilien noch klein oder nur schwach entwickelt und die aktive Nut‐
zerschaft sehr gering .
Auf weitere Erklärungen f“r die Motivation zur Teilnahme an Wikipedia
wird später noch eingegangen, jedoch nur auf Studien im deutsch‐ und eng‐
lischsprachigen Raum. )nternational vergleichende Studien, die v.a. nicht
das Wachstum fokussieren das „Wikipedia‐Mysterium – vgl. Viégas et al.
; Stegbauer
:
f. , sondern Hemmnisse des Wachstums erfor‐
schen, gibt es derzeit noch nicht.
2.1.3 Die Qualitätsdebatte rund um Wikipedia
)n den Jahren
‐
stieg die Bekanntheit und Popularität der Wi‐
kipedia stark an vgl. Schuler
: f. , es entwickelte sich eine Aufmerk‐
samkeitsspirale: Durch die )ndexierung bei Google und flankierende Medi‐
enberichterstattung “ber ihr Wachstum bekam Wikipedia zunehmend
Aufmerksamkeit. )m Vergleich zu anderen gedruckten oder digitalen Nach‐
schlagewerken wie Brockhaus, Encyclopaedia Britannica oder Microsofts
Encarta war Wikipedia aber eine kostenlose und leicht zugängliche Web‐
seite – deshalb wurden ihre kurzen Erklärungen oft auf anderen Seiten
verlinkt, somit stieg ihr Page‐Rank, wodurch sich wiederum ihre Sicht‐
bzw. Auffindbarkeit bei Google verbesserte etc..
Wikipedia wurde schnell als kostenlose Alternative f“r Brockhaus oder
Britannica gesehen, und auch wenn man dort einen Vergleich offiziell da‐
mit abtat, dass „bei Wikipedia hohe Quantität mit hoher Qualität verwech‐
selt w“rde und man das Projekt „mit einer klassischen Enzyklopädie […]
nicht vergleichen könne Schuler
:
, wurde im April
erstmals
Kontakt vom Brockhaus Verlag mit der Wikipedia gesucht W .
Als Unterschiede zu klassischen Lexika wurden im Wesentlichen zwei
Punkte ausgemacht: Bei der Wikipedia kann jeder mitschreiben – nicht nur
Experten. Und: Bei der Wikipedia kann jeder alles Mögliche schreiben. Die‐
ses neue, partizipative Modell der Erstellung eines Lexikons durch die Nut‐
zer wurde von vielen mit Skepsis gesehen, und von anderen mit ungläubi‐
ger Freude ausgetestet: Vandalismus wurde schnell zu einem auch
öffentlich wahrgenommenen Problem, was jedoch meist mit erstaunlicher
Exemplarische Beispiele hierf“r sind Suaheli/Swahili Platz
mit .
Arti‐
keln , Somali Platz
mit .
Artikeln oder Kongo Platz
mit
Arti‐
keln siehe W . Dies kann nat“rlich auch darauf zur“ckzuf“hren sein, dass sich
dort als Sprache im )nternet Englisch o.a. durchgesetzt hat.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
Geschwindigkeit kontrolliert und korrigiert wurde Benutzer: Schlesinger
:
ff. . Dazu kamen auch die inhaltlichen Unterschiede, da Wikipe‐
dia nicht auf „reale Personen oder Ereignisse beschränkt war, sondern es
auch Einträge zu (arry Potter, den Simpsons oder der Technik in Star Trek
gab und gibt ebenda:
ff. .
Zunehmend r“ckte die Qualität der Plattform ins Blickfeld, die schließlich
auch in zwei großen und öffentlichkeitsstarken Studien mit ihrer etablier‐
veröffentlichte die
ten Konkurrenz verglichen wurde : )m Fr“hjahr
naturwissenschaftliche Fachzeitschrift Nature einen Vergleichstest von
Wikipedia und Encyclopaedia Britannica, Ende
folgte das Wochen‐
magazin Stern mit einem Vergleichstest mit dem Online‐ Brockhaus. )n
beiden Tests schnitt die Wikipedia gut ab: )n der Untersuchung der Nature
schnitt sie mit durchschnittlich vier Fehlern pro Artikel zwar etwas
schlechter ab als die Britannica, aber auch dort wurden Fehler gefunden
im Schnitt etwa drei . Dieses Ergebnis wurde f“r das )nternet‐Lexikon als
“berraschend gut und f“r das etablierte „Traditionsnachschlagewerk als
“berraschend schlecht interpretiert Schuler
:
f. . )m Stern‐Test
schnitt die Wikipedia zwei Jahre später sogar besser ab Durchschnittsnote
, als die Online‐Ausgabe des Brockhaus Durchschnittsnote , . Unter‐
sucht wurden dazu vom Wissenschaftlichen )nformationsdienst W)ND
Gmb( Köln
zufällig ausgewählte Artikel hinsichtlich Kriterien wie Rich‐
tigkeit, Vollständigkeit, Aktualität und Verständlichkeit. Nur in der letzten
Kategorie schnitt der Brockhaus besser ab, bei Aktualität, Vollständigkeit
und sogar Richtigkeit lag Wikipedia jeweils deutlich vorn G“nteroth/Schö‐
nert
. Die Untersuchung wurde zwar hinsichtlich der Methodik und
der schlechten Dokumentation kritisiert Gourdain et al.
:
‐ ,
dennoch prägten beide Studien nachhaltig das Bild der Wikipedia in der
Öffentlichkeit.
Spätestens Ende
r“ckten allerdings auch die Qualitätsmängel durch
zwei ebenso öffentlichkeitswirksame Zwischenfälle in den Fokus medialer
Berichterstattung: John Seigenthaler, ein renommierter US‐amerikanischer
Journalist, entdeckte im Wikipedia‐Artikel zu seiner Person schwere Vor‐
w“rfe, in den Mord an John F. Kennedy verwickelt zu sein. Wie sich heraus‐
stellte, handelte es sich um einen Fake, der monatelang unentdeckt geblie‐
ben war. Das Beispiel zeigte die Manipulationsanfälligkeit die nat“rlich
Vgl. dazu die Diskussionen zwischen )nklusionisten und Exklusionisten, siehe
Kapitel . . .
Ende
gab es bereits ähnliche Untersuchungen von „Die Zeit und der „c t ,
die beide Wikipedia ein gutes Zeugnis ausstellten; vgl. Schult
und Kurzidim
. Die c t wiederholte
ihre Untersuchung Wiegand
.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
auch die PR f“r ihre Kunden zu nutzen versuchte und f“hrte „zu einer
breiten Debatte “ber die Verlässlichkeit von )nhalten im Onlinelexikon im
Speziellen und “ber die Gefahren von offen veränderbarem Content im
Allgemeinen Ebersbach et al.
a:
, vgl. auch Schuler
:
.
Der zweite Vorfall war „die Tron‐Affäre : Der Wikipedia‐Eintrag zu einem
(acker, dessen Selbstmord unter mysteriösen Umständen zu Spekulatio‐
nen anregte, nannte dessen b“rgerlichen Namen. Dagegen ging die Familie
juristisch vor, unterst“tzt vom ehemaligen Sprecher des Chaos Computer
Clubs Andy M“ller‐Maghun. Dem Förderverein Wikimedia Deutschland
e.V., der die Web‐Adresse „www.wikipedia.de besitzt und in der Öffent‐
lichkeit von vielen als Betreiber oder zumindest als deutsche Dependance
angesehen wurde, wurde zeitweilig verboten, auf die deutschsprachige
Wikipedia „http://de.wikipedia.org weiterzuleiten. Letztlich scheiterte
der Versuch jedoch, die )nformation aus der Wikipedia entfernen zu lassen.
Der Vorfall wurde insgesamt sehr kontrovers diskutiert; betroffen waren
Fragen der Medienethik, des Persönlichkeitsrechts und der Medienfreiheit:
Welche )nformationen d“rfen publiziert werden bzw. sollten nicht öffent‐
lich gemacht werden? Gleichzeitig zeigte sich aber auch, wie schwer auf‐
grund der rechtlichen Konstruktion der Wikipedia‐Trägerschaft und un‐
populär aufgrund der gesellschaftlichen Bedeutung der Wikipedia es ist,
gegen problematische )nhalte in der Wikipedia rechtlich vorzugehen.
Neben dem mutwilligen Vandalismus oder den schwerer zu entdeckenden,
bewussten Fakes und instrumentellen Verzerrungen r“ckte ab Mitte
das grundlegende Prinzip der Wikipedia ins Zentrum der Kritik: Die Platt‐
form lebt demnach weniger von Expertentum, als von der „Weisheit der
Masse , was mittelfristig eher „(albwissen produziert. Jaron Lanier
spitzt diese Kritik im Begriff des „Digitalen Maoismus zu:
„Was wir jetzt beobachten können, ist eine beängstigende Ausbreitung
des Trugschlusses, das Kollektiv sei unfehlbar. Davon bleiben nicht
einmal Eliteorganisationen verschont.“ (ebd.)
Die Minderheit der Experten läuft demnach Gefahr, von der Mehrheit „kor‐
rigiert zu werden W . Lanier vertraut dagegen eher der )ntelligenz
einzelner Fachleute:
„In der Welt vor dem Internet fand man großartige Beispiele dafür, wie
die Qualitätskontrolle von Einzelnen die Intelligenz des Kollektivs ver‐
)nteressant ist hierzu auch der „Fall Lutz (eilmann , ein Bundestagsabgeordne‐
ter der Linken, der sich in seinem Wikipedia‐Artikel diffamiert sah, und ebenfalls
eine Sperrung von wikipedia.de erreichte, da er kein Gegendarstellungsrecht be‐
kam. Letztlich wurde der Streit aber nicht gerichtlich geklärt. F“r sein Vorgehen
wurde der Politiker vielfach kritisiert. Kleinz
.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
bessern konnte. Zum Beispiel lieferte eine unabhängige Presse wichtige
Nachrichten über Politiker von Reportern mit starken eigenen Stim‐
men. Andere Autoren berichteten über Produkte. In jedem Fall erlau‐
ben solche Journalisten dem Kollektiv, Wahl‐ oder Kaufentscheidungen
auf der Basis solider Information zu treffen.“ (Lanier 2006)
Der Mitbegr“nder der Wikipedia, Larry Sanger, beobachtet dazu passend in
der Community des Lexikons eine (altung des „Anti‐Elitarismus , also die
„bewusste Verachtung von Expertentum W . Ob dem so ist, muss an
dieser Stelle offen bleiben. Der Angst des )ndividuums gegen“ber dem Kol‐
lektiv an Einfluss und Definitions‐ Macht zu verlieren, sollten aber weni‐
ger „Stimmungen in Communities als vielmehr Prozesse und Mechanis‐
men zur Gewinnung von “berlegenem Wissen gegen“bergestellt werden,
kurz: Methoden wissenschaftlicher Wissensproduktion, wie z.B. Überpr“f‐
barkeit und intersubjektive Nachvollziehbarkeit. Dass die Wikipedia auch
diese Mechanismen besitzt, wurde in Kapitel . . bereits gezeigt.
2.2 Wikis im Internet – Relevante Entwicklungen abseits von
Wikipedia
Die Wiki‐Landschaft im )nternet ist zu groß, um sie in Gänze erfassen und
“berschauen zu können. Die Seite des „Urvaters der Wiki‐Technologie,
Ward Cunningham, listet allein “ber
verschiedene Wikifarmen auf
darunter auch kostenpflichtige Angebote, z.B. f“r Organisationen , die das
(osting von Wikis im )nternet anbieten. )nzwischen gehört eine „MySQL‐
Datenbank die Grundvoraussetzung selbst ein Wiki hosten zu können
oder eine fertige MediaWiki‐)nstallation bei vielen )nternetprovidern be‐
reits zum Standard und ist f“r jedermann erschwinglich.
Auch die Zahlen der ARD/ZDF‐Onlinestudie zu Web . ‐Angeboten siehe
Abbildung
beziehen sich nur auf die Wikipedia und sagen leider nichts
“ber die generelle Nutzung von Wikis im )nternet aus. Der zentrale Begriff
der „Nutzung ist f“r Wikipedia hingegen sehr allgemein gefasst, hier ist
mit „Nutzung bei weitem nur „Abruf
% und nicht „partizipative Nut‐
zung also das Verfassen von Beiträgen; nur % gemeint Buse‐
mann/Gscheidle
:
.
„Wikifarmen sind i.d.R. kommerzielle Anbieter von Wikis, die Nutzern fertig
eingerichtete Wikis zur Verf“gung stellen. Vgl. Kapitel . . .
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
Abbildung 4: ARD‐ZDF‐Onlinestudie 2010
Genutzte Web . ‐Angebote
Ge‐
samt
Wikipedia
73
Videoportale
Priv. Netz‐
werke
Foto‐
sammlungen
Berufl. Netz‐
werke
Weblogs
Lesezeichen‐
sammlungen
Twitter
58
Frau‐
en
zumindest selten genutzt; Angaben in %
Män‐
ner
‐
J.
‐
J.
‐
J.
‐
J.
‐
J.
+
39
19
7
7
2
3
Quelle: ARD/ZDF‐Onlinestudie 2010; Busemann/Gscheidle 2010: 36429.
)m Folgenden sollen daher nur exemplarisch herausragende Beispiele f“r
Wikis im )nternet dargestellt werden, die eine gewisse öffentliche Relevanz
oder Bekanntheit erlangt haben.
2.2.1 Die Wikimedia‐Projekte
Beschäftigt man sich mit )nternetwikis, kommt man an Wikipedia nicht
vorbei. Der Trägerverein Wikimedia betreibt jedoch eine ganze Reihe wei‐
terer Wikis , darunter
„Meta‐Wiki zur Koordination der Projekte der Wikimedia Founda‐
tion ,
„Wikiquote eine Zitatesammlung ,
„Wiktionary ein Wörterbuch ,
„Wikibooks und „Wikisource
und Texten ,
eine Sammlung von freien e‐Books
An dieser Stelle wird noch die „alte Onlinestudie von
zitiert, da die Lese‐
zeichensammlungen
und
nicht mehr ausgewertet werden. Die Verän‐
derungen sind jedoch nur geringf“gig und werden in Abbildung
dargestellt.
Die Übersicht der Projekte folgt http://wikimediafoundation.org/wiki/Unse‐
. Dort finden sich auch die Links zu den
re_Projekte Wikimedia Foundation
genannten Wikiprojekten.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
„Wikispecies ein Verzeichnis biologischer Arten
„Wikinews eine Nachrichtenplattform f“r freien, neutralen B“r‐
gerjournalismus und
„Wikimedia Commons eine Sammlung frei nutzbarer Medien wie
Bilder, Audio‐ und Videodokumenten .
Die Projekte unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Artikel‐ und Nutzerzah‐
len sowie deren Entwicklungsgeschwindigkeit deutlich voneinander, eben‐
so hinsichtlich ihrer Nutzung in den verschiedenen Sprachräumen.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
Abbildung 5: Übersicht der Entwicklungen der Wikimedia‐Projekte
Quelle: Zachte 2012c [Stand: 19.02.2012].
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
Abbildung
zeigt die Entwicklung der Wikimedia‐Projekte weltweit in
kondensierter Form anhand einer Visualisierung von Erik Zachte . Dem‐
nach sind nur zwei andere Projekte vom Umfang mit der Wikipedia ver‐
gleichbar, nämlich „Wiktionary und „Wikimedia Commons . Letzteres ist
eng an die Wikipedia gekoppelt, es dient ihr als zentrales Medienarchiv.
Beide Projekte erreichen die gewaltige Zahl an Beiträgen Artikeln bzw.
Dateien mit wesentlich weniger „Mitarbeitern . (insichtlich der Partizipa‐
tion hingegen ist Wikipedia einzigartig: Bereits Ende
hatte sie “ber
.
registrierte „Mitarbeiter also angemeldete User mit mehr als
Edits , seit September
haben “ber eine Million Wikipedianer an dem
Projekt mitgewirkt – beides sind Zahlen, die bislang kein anderes Projekt
erreicht hat. Dabei handelt es sich allerdings um aggregierte Daten, d.h. um
Nutzer, die jemals mitgearbeitet haben. Die Anzahl der aktuell Aktiven ist
nat“rlich jeweils deutlich geringer.
Die Ursachen f“r die unterschiedlichen Entwicklungen der Wikimedia‐
Projekte Abbildung liegen einerseits nat“rlich in der thematischen Aus‐
richtung des Wikis im Sinne von: wie viel „gibt das Thema her , wie viel
kommunikativen (andlungsbedarf gibt es f“r die Zielsetzung oder Funkti‐
on des Wikis? Dies ist sicherlich bei einem Koordinationsprojekt wie dem
Meta‐Wiki oder einer Zitate‐Sammlung geringer , andererseits in der ver‐
schiedenen Aufmerksamkeit f“r die Projekte vgl. dazu als )ndikator Abbil‐
dung
und letztlich in der Motivation zur Mitarbeit; diese ist neben an‐
deren Faktoren vor allem vom Aufwand abhängig, den jeder Einzelne hat,
um sinnvolle Beiträge zu erbringen, und der perzipierten N“tzlichkeit des
eigenen Beitrags f“r potentielle und tatsächliche Nutzer . Alle drei Fakto‐
ren hängen nat“rlich zusammen.
Erik Zachte ist seit
Data Analyst der Wikimedia Foundation. Er k“mmert
sich jedoch schon wesentlich länger um die statistische Aufbereitung und Visuali‐
sierung der Daten sämtlicher Wikimedia Projekte. Von ihm stammen auch die
Skripte „Wikistats , die Statistiken zu sämtlichen Wikimedia‐Projekten weltweit
direkt aus dem SQL‐Dump generieren.
Gezählt werden hier nicht Artikel, sondern die abgelegten Mediendateien.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
Abbildung 6: Seitenabrufe von Wikimedia‐Projekten im Januar 2012
(x 1.000.000)
Wikipedia
40,5
Commons
86
495
17064
13,4
8,2
963,2
46,1
Wiktionary
Wikibooks
Wikiquote
Wikinews
274
Wikiversity
Wikisource
Quelle: W30, eigene Berechnung. Vgl. Zachte 2009: S. 27.
Das Beispiel „Wikinews kann dies veranschaulichen: Die Aufmerksamkeit
f“r die Plattform ist relativ gering, was mit ihrer thematischen Ausrichtung
zusammenhängt: derzeit gibt es gen“gend alternative Nachrichtenquellen
„funktionale Äquivalente im )nternet, auch im Bereich „B“rgerjourna‐
lismus . Durch die geringere Anzahl aktiver Mitarbeiter die deutsche
Version von Wikinews hat im Februar
knapp .
registrierte Nut‐
zer, wovon aber nur noch
aktiv sind, W , ist der Aufwand f“r jeden
Einzelnen höher, einen guten und sinnvollen Beitrag zu erbringen: mit der
Korrektur eines Kommafehlers ist es in der Regel nicht getan. Gleichzeitig
ist die „(albwertszeit der N“tzlichkeit einer tagesaktuellen Nachricht we‐
sentlich geringer – die Aufmerksamkeit f“r jeden Artikel und damit die
Wahrscheinlichkeit, nochmals verbessert bzw. “berarbeitet zu werden
sinkt schon nach kurzer Zeit.
Dies kann auch auf die anderen Projekte “bertragen werden: Aufmerksam‐
keit f“r die Plattform, ihre inhaltliche Struktur und die Abschätzung von
Aufwand und Nutzen und damit: Motivation f“r einen Beitrag gehen im‐
mer (and in (and vgl. dazu . : „Die Einheit von Aufmerksamkeit, Organi‐
sation & Motivation . Sicher sind diese Erklärungen noch nicht hinrei‐
Vgl. f“r Deutschland z.B. die Nachrichtencommunity „Shortnews
http://www.shortnews.de/ oder mit lokalem Bezug „My(eimat
http://www.myheimat.de/ , auf der B“rger “ber Themen aus ihrer lokalen Umge‐
bung berichten können.
Als „active user werden Nutzer gewertet, die mind. Bearbeitungen im Monat
erbringen.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
chend um die (eterogenität der Mediawikis begr“nden zu können, aber sie
zeigen die Einzigartigkeit des „Projekts Wikipedia , bei dem nur ein ganzes
Ursachenb“ndel den enormen Erfolg erklären kann. Und sie zeigen erste
Einflussfaktoren auf, um im Weiteren die Unterschiede kollaborativer
Kommunikationssysteme erfassen und erklären zu können.
2.2.2 Weitere herausragende Wiki‐Projekte
Um die weitere Vielfalt der Wikis im )nternet zu skizzieren, sind „Wiki‐
Farmen ein guter Ankn“pfungspunkt. Der prominenteste Vertreter eines
solchen Angebots ist in Deutschland wohl „Wikia : Gegr“ndet wurde das
Unternehmen
von Jimmy Wales dem )nitiator der Wikipedia und
Angela Beesley ebenfalls Mitglied des Kuratoriums der Wikimedia Foun‐
dation . Es bietet den Nutzern die schnelle und kostenlose Einrichtung ei‐
nes Wikis an, die allerdings durch Einblendung von Werbung finanziert
wird. Eingesetzt wird dabei die angepasste und weiterentwickelte Version
der MediaWiki‐Software, die auch der Wikipedia zugrunde liegt und daher
vielen Nutzern bekannt und vertraut ist. Der Schwerpunkt der Wikis liegt
im Bereich „Entertainment , „Lifestyle und „Videospiele . Nach eigenen
Angaben hat es weltweit bereits “ber
.
Communities, “ber Mio.
registrierte Mitglieder und mehr als
Mio. Artikel Wikia
. Zu den
f“nf größten Wikis zählen
das später dazugekaufte „WebsiteWiki eine Art Register f“r )n‐
ternetsites mit knapp , Mio. Einträgen ,
„Wikianswers eine Art Ratgeber, in dem Fragen und Antworten
gesammelt werden, mit “ber
.
Einträgen ,
das „Vereinswiki
.
Seiten
ein Register und Ratgeber f“r Vereine mit “ber
sowie mit „Jedipedia und „Memory Alpha zwei Enzyklopädien zu
Star Wars bzw. Star Trek jeweils “ber .
Seiten .
)nsgesamt gibt es
Wikis mit “ber
Artikeln und
Wikis mit “ber
Artikeln . Ganz gegensätzlich jedoch zu den beeindruckenden Zahlen
oben “berrascht die Zahl der „Aktiven Benutzer , die in den letzten drei
Monaten Bearbeitungen an obigen Wikis vorgenommen haben Stand Feb‐
http://de.community.wikia.com/wiki/Portal:Gr%C3%B6%C3%9Fte_Wikis, abge‐
rufen: . .
.
ruar
einswiki
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
: Das WebsiteWiki weist
Aktive Benutzer aus , das Ver‐
, die JediPedia
und Memory Alpha
.
Auch die als „populärste Wikis ausgewiesenen Projekte weisen nicht mehr
aktive Nutzer auf. Zwar liegen keine Verlaufsdaten vor, aber Stichproben
aus fr“heren Monaten weisen ähnliche Zahlen auf. Analog zu den vorange‐
gangenen Überlegungen kann auch hier beobachtet werden, dass vor allem
die „(albwertszeit der Aufmerksamkeit f“r ein Thema entscheidend sind
f“r die Aktivität der Wiki‐Nutzerschaft einerseits und die Größe des Wikis
andererseits.
Wikia selbst beschreibt dies wie folgt:
„Kleine Wikis sind nicht das gleiche wie Wikipedia. Wikipedia hat pro
Monat “ber ,
Benutzer. Das Muppet Wiki hat ungefähr
Be‐
nutzer. […] Dies ist ein komplett unterschiedlicher und komplexerer
Level. Muppet Wiki hat die Größe eines Büros. Wikipedia hat die Größe
von der Stadt Sandusky, Ohio […]. Damit ist gemeint, dass ein kleines
Wiki unterschiedliche Prioritäten, Regeln und eine differenzierte Struk‐
tur benötigt. Ein einzelner Benutzer ist in Wikipedia nicht ausschlag‐
gebend. Die Top Ten Benutzer können eine monatelange Pause machen
und dennoch wirkt sich dies nicht großartig auf das Projekt aus. Wenn
eine Person das Projekt verlässt – auch wenn dies ein erfahrener, kom‐
petenter und wertvoller Benutzer ist – sind dennoch hunderte, sogar
tausende Benutzer über, die seine Position ersetzen können. In einem
kleinen Wiki ist jedes Individuum wichtig.“ (Wikia 2012).
Dies zeigt sich auch an zwei der bekanntesten Wikis der letzten Jahre, die
beide zu Wikia gehören: „GuttenPlag Wiki und „VroniPlag Wiki . Am
. Februar
wurden in der S“ddeutschen Zeitung Vorw“rfe gegen
den damaligen Bundesverteidigungsminister laut, in seiner Dissertation
plagiiert zu haben. Einen Tag später wurde anonym von „PlagDoc das Gut‐
tenPlag Wiki gegr“ndet, in dem in den folgenden Wochen detailliert die
Fundstellen der Plagiate aufgelistet und dokumentiert wurden. Dies f“hrte
zu weiterer medialer Berichterstattung und schließlich am . März zum
R“cktritt Guttenbergs Stöcker
; W . )m Juni
wurde das Pro‐
http://www.websitewiki.de/Spezial:Statistik, abgerufen:
http://vereins.wikia.com/wiki/Spezial:Statistik, abgerufen:
http://www.jedipedia.de/wiki/Spezial:Statistik, abgerufen:
sem Zeitpunkt war Episode in der D‐Variante im Kino.
.
.
.
.
http://de.memory‐alpha.org/wiki/Spezial:Statistik, abgerufen:
.
.
.
.
http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/GuttenPlag_Wiki, abgerufen:
http://de.vroniplag.wikia.com/wiki/Home, abgerufen:
.
.
.
.
.
, zu die‐
.
.
.
.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
jekt mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet und von der Jury wie
folgt charakterisiert:
„In einer bisher ungesehenen Form der Zusammenarbeit prüften Tau‐
sende Webnutzer die Doktorarbeit im Einzelnen und deckten Unstim‐
migkeiten auf. […] Diese Arbeitsweise sorgte in kurzer Zeit für vorzeig‐
bare Resultate. […] Herausragend ist die faire und unvoreingenom‐
mene Arbeitsweise der Administratoren des Wikis, die den Ansturm von
Mitarbeitern in konstruktive Bahnen lenkten und Lesern eine nüch‐
terne Übersicht der Erkenntnisse lieferten. […] Das Projekt macht deut‐
lich, dass Textvergleiche gut kollaborativ organisiert werden können
und welche Möglichkeiten das Web generell für gemeinsames Arbeiten
bietet.“ (Grimme Institut 2011)
)m VroniPlag Wiki, benannt nach der Tochter von Edmund Stoiber Veroni‐
ca Saß, wurde die Arbeit fortgesetzt und bis heute
Dissertationen “ber‐
pr“ft . Das kollaborative Prinzip wurde auch im WulffPlag Wiki einge‐
setzt, um die Vorw“rfe gegen den Bundespräsidenten Christian Wulff zu
dokumentieren. Große mediale Aufmerksamkeit bekam auch die Enth“l‐
durch die Veröffentlichung zahlreicher ge‐
lungsplattform „WikiLeaks
heimer Dokumente. (ierbei handelte es sich zwar nur zeitweise um ein
Wiki, der Name weist jedoch auf die Gemeinsamkeit zum Prozess der kol‐
laborativen Sammlung von anonymen Einzelbeiträgen auf einer Platt‐
form hin.
Eher als öffentlichkeitswirksame, kollaborative Experimente im Jahr
sind dagegen Wikis der „Los Angeles Times sowie der Partei „B“ndnis
/Die Gr“nen anzusehen. Erstere versuchte in einem „Wikitorial ihre
Leser zur Diskussion und Mitarbeit an einem Text einzubinden, scheiterte
aber nach wenigen Tagen am Vandalismus der User W , letzteres war
ein auf kurze Zeit angelegtes Wiki zur Erstellung und Diskussion eines
Teils des Wahlprogramms zur Digitalen Gesellschaft , das zwar öffentlich
als Erfolg gewertet wurde vgl. B“ndnis /Die Gr“nen
. Die Wieder‐
holung etwa ein Jahr später zum „Leitantrag Ökologie wurde jedoch eher
kritisch eingeschätzt und seither anscheinend nicht wieder öffentlich
durchgef“hrt Westermayer
.
Genauer:
Dissertationen und eine (abilitation. F“nf der
hatten bislang einen Entzug des Titels zur Folge.
Überpr“fungen
http://de.wulffplag.wikia.com/wiki/Wulffplag_Wiki, abgerufen:
http://www.wikileaks.org/, abgerufen:
Der Zeitraum betrug nur vier Tage
.
.‐ . .
.
.
.
.
.
.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
2.3 Definition – Wikis und das „Wiki‐Prinzip“
2.3.1 Entwicklungsgeschichte und Herkunft des Namens
Das erste Wiki wurde
von Ward Cunnigham entwickelt. Die Grund‐
idee war jedoch schon im ersten Browser von Tim Berners‐Lee enthalten:
entwickelte er WorldWideWeb, das erste Programm um im später
danach benannten World Wide Web zu surfen. Damit konnte der Nutzer
nicht nur einfach Web‐)nhalte betrachten, sondern auch verändern. Dieses
Konzept wurde aufgrund restriktiver Benutzerrechte auf Webservern je‐
doch zunächst wieder aufgegeben Berners‐Lee o. J.; W .
Cunnigham suchte dagegen nach einer Alternative zu den herkömmlichen
Textprogrammen, die ihm als Programmierer die Arbeit erleichtern sollte.
Das Programm sollte einfach sein, die Arbeitsschritte automatisch doku‐
mentieren und leicht nachvollziehbar machen, die Ergebnisse sofort publi‐
zieren und die Möglichkeit bieten, auch gemeinschaftlich an Software‐Code
arbeiten zu können. Leuf/Cunnigham
; Ebersbach et al.
: f.
Schließlich entwickelte er selbst das Tool und installierte es auf einem
Web‐Server – die erste darauf basierende Webseite ist noch heute im )n‐
ternet abrufbar und kann bearbeitet werden . Der Name f“r das Pro‐
gramm bzw. die Webseite sollte die Schnelligkeit des Prozesses unterstrei‐
chen, f“r den man sonst einen Browser zum Betrachten, einen (tml‐Editor
zum Bearbeiten und ein FTP‐Programm zum (ochladen benötigte. „Quick‐
web erschien Cunningham zu prosaisch, er wählte deshalb „WikiWiki‐
Web , abgeleitet vom hawaiianischen Wort „wiki wiki f“r schnell Cun‐
ningham
.
2.3.2 Technischer Aufbau und Funktionen von Wikis
Das WikiWikiWeb wurde von der Programmier‐Community nicht nur be‐
geistert aufgenommen, sondern auch in zahlreichen Programmiersprachen
und Varianten nachgebaut, kopiert und verbessert. Es besteht eine “berra‐
schend große Vielfalt von Wikis auf der Code‐Ebene: das Ur‐WikiWikiWeb
listet alleine mehr als
verschiedene öffentlich zugängliche Wiki‐
http://c2.com/cgi/wiki?WikiWikiWeb, abgerufen:
.
.
.
Cunningham
selbst erzählt die Geschichte, dass „wiki wiki das erste
Wort war, das er bei einem Besuch auf den )nseln gelernt hatte – und auch das
einzige, das wirklich hängen blieb. Es geht auf den Namen des Busshuttles am
Flughafen zur“ck
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
Engines . Dies liegt vor allem an ihrer technologischen Einfachheit , es
zeigt sich aber auch schon hier das kreative Potential von Wikis.
)n Kern besteht ein Wiki in der Regel aus einer Datenbank, in die sämtliche
Texte geschrieben werden, und einem Skript auf einem Server. Wird nun
von einem Browser aus eine Anfrage an den Server geschickt, generiert das
Skript aus den Daten jeweils Seiten, die im Browser angezeigt werden kön‐
nen.
Eine einfache Definition von Wikis ist demgemäß:
„Unter Wikis versteht man eine offene Sammlung von Webseiten, die
für gewöhnlich von jedem Besucher der Webseite online über ein einfa‐
ches Formular bearbeitet werden können.“ (Przepiorka 2004)
Obwohl die Variantenvielfalt der Wikis groß ist, gibt es nach Ebersbach et
al.
: ff. charakteristische Kernfunktionen, die den meisten Wikis
gemein sind. Dazu gehören
Das Bearbeiten von Seiten „Edit“‐Funktion : )n neueren Versionen
gibt es zwar eine Art „Rechtemanagement , d.h. der Entzug von
Schreibrechten f“r bestimmte Seiten oder Benutzer‐Gruppen so
sind beispielsweise die Startseite der Wikipedia f“r Bearbeitungen
gesperrt oder in Organisationen ggfs. keine anonymen Edits mög‐
lich , grundsätzlich sollen Wikis aber jedem Nutzer schnelle und
einfache Bearbeitungen ermöglichen.
Verlinkungen: Wikis ermöglichen eine „nichtlineare (ypertext‐
bzw. „Navigationsstruktur Ebersbach
:
. Dadurch kann
innerhalb eines Artikels die Aufmerksamkeit auf verschiedene in‐
haltliche Ankn“pfungspunkte gelenkt werden vgl. hierzu Kapitel
. . Zusätzlich heben viele Wikis diejenigen Links hervor, zu denen
Siehe http://c2.com/cgi/wiki?WikiEngines. Darunter befinden sich Tools wie
„WikiDoc ein Macro, das Wiki‐Funktionalität in Microsoft Word umsetzt und
Namen wie CheeseWiki, ErfurtWiki, VaNilla, das relativ bekannte MoinMoin‐Wiki
oder schlicht YAWN, ein Akronym f“r Yet Anonther Wiki Name.
Mayer/Schoeneborn
sehen als weitere Erklärung das „Bed“rfnis von
Organisationen nach individuellen Lösungen f“r das eigene Wissensmanagement
ebenda:
f. . Demnach betrachtet eine Mehrheit von deutschen klein‐ und mit‐
telständischen Unternehmen, die einen aktiven Ausbau des Wissensmanagements
betreiben, maßgeschneiderte Einzellösungen als wichtigen Wettbewerbsvorteil
Pawlowsky et al.
:
.
F“r eine Übersicht der Unterschiede der einzelnen Wiki‐Derivate siehe
http://www.wikimatrix.org/
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
noch keine Seite existiert. Verlinkungen können damit auch eine
Aufforderung an den Betrachter darstellen, selbst tätig zu werden.
History: Die Grundfunktion des von Cunningham entwickelten Wiki‐
WikiWebs ist die Dokumentation von Arbeitsschritten, die in der
„(istory oder auch „Versionsgeschichte erfasst und abrufbar sind.
Das MediaWiki gibt hierbei nur die tatsächlichen Veränderungen im
Vergleich zur gewählten Vorgängerversion aus und hebt diese farb‐
lich hervor. Dadurch wird bei nicht‐anonymen Edits auch nach‐
vollziehbar, welche Bearbeitungen bestimmte Nutzer gemacht ha‐
ben.
Recent Changes: Diese Seite dient der Koordination mehrerer Be‐
nutzer, sie gibt eine bestimmte Anzahl oder einen bestimmten Zeit‐
raum an „letzten Änderungen aus, und dient Nutzern damit der
Orientierung und als „Gradmesser f“r Aktivität im Wiki. Die Ände‐
rungen können im MediaWiki auch auf Seitenebene “ber soge‐
nannte „Beobachtungslisten von Nutzern abonniert werden, um
auf dem Laufenden zu bleiben.
SandBox: Wikis sollen zwar auch in der Bedienung technologisch
einfach sein, sie erfordern jedoch meist die Kenntnis einer Wiki‐
spezifischen Syntax. Um Formatierungen wie Überschriften, Listen
oder Verlinkungen vornehmen zu können, m“ssen also bestimmte
Steuerungsbefehle verwendet und erlernt werden. Dazu finden sich
meist auf der Startseite Anleitungen und ein eigener Bereich zum
Ausprobieren „Sandkasten oder „Spielwiese .
Suchfunktionen: Um )nhalte wiederauffindbar zu machen, gibt es in
Wikis verschiedene Mechanismen, z.B. Portal‐Seiten, Kategorien,
Spezialseiten mit Listen von Dateien, Benutzern, häufig benutzten
oder auch „verwaisten also nicht verlinkten Seiten. Auf jeder Sei‐
te ist zudem die Suchfunktion zugänglich, die )nhalte des Wikis im
Volltext oder auf Seitentitel beschränkt durchsucht.
)n bestimmten Wikis ist die Verlinkung vereinfacht “ber das sogenannte „Ca‐
melCase ‐ oder „WikiWord ‐Prinzip möglich, d.h. das Wiki erzeugt automatisch
einen Link, wenn ein Wort zwei Großbuchstaben enthält. )m MediaWiki ist diese
Funktion jedoch standardmäßig deaktiviert.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
2.3.3 Rechtliche Grundlagen von Wikis
)n Kapitel . . wurden kurz die Vorläufer der Wikipedia erwähnt, darun‐
ter auch die „GNUPedia . Sie war
eine )dee von Richard Stallman, ei‐
nem Programmierer und Aktivisten f“r freie Software . Zehn Jahre zuvor,
hatte er die „GNU General Public License GPL entwickelt, die seit‐
dem von der von ihm gegr“ndeten „Free Software Foundation Stiftung
f“r freie Software herausgegeben wird. Diese Lizenz regelt, dass Software
oder auch andere )nhalte nur unter den gleichen Bedingungen verwendet
und weiterverwertet werden darf. )hr Kerngedanke ist das „Copyleft‐
Prinzip , das grundsätzlich ein Recht zu Kopieren einräumt und dieses
gleichzeitig f“r die weitere Verwendung “berträgt und sch“tzt. Dadurch
bleiben Werke, die auf freier Software oder freien )nhalten basieren, auch
f“r weitere Nutzer frei verwendbar. Die „Free Software Foundation betont
jedoch, dass mit „frei speziell die Nutzungsweise, nicht die Kostenlosigkeit
gemeint sei: „you should think of ‚free‘ as in ‚free speech‘, not as in ‚free beer‘“
FSF
. Dieser Gedanke bzw. diese Lizenz stellt die Grundlage der
GNUPedia, der Nupedia sowie der Wikipedia dar.
Die Abwandlung der GPL die sich auf Freie Software bezieht ist f“r Doku‐
mentationen die „GNU Free Documentation Licence , kurz GNU FDL oder
auch GFDL. Diese Lizenz sieht f“r die Weiterverbreitung von )nhalten vor,
dass ganze Artikel oder Teile sowohl f“r Print‐ als auch Online‐
publikationen unverändert “bernommen oder modifiziert werden d“rfen.
Dann sind allerdings die (auptautoren zu nennen bzw. die Änderungs‐
historie aufzuf“hren sowie die komplette Lizenz beizuf“gen. Die Veröffent‐
lichung muss wiederum unter der GNU FDL‐Lizenz stehen W . Was f“r
den eigentlichen Zweck der Lizenz eine brauchbare Regelung war, gestalte‐
te sich f“r die Wikipedia mit ihrer Vielzahl von Autoren zunehmend proble‐
matisch: (ätte z.B. eine Tageszeitung auch nur ein eigentlich „freies Bild
aus der Wikipedia “bernehmen wollen, hätte sie die komplette mehrseiti‐
ge Lizenz abdrucken m“ssen. Aus praktischen Gr“nden wurde das Li‐
zenzmodell der Wikipedia deshalb
auf eine Creative Commons‐Lizenz
umgestellt, bzw. unterliegt derzeit einer Doppellizenzierung W . Jeder
Nutzer, der heute einen Beitrag zur Wikipedia leisten möchte, bekommt
deshalb vor dem Absenden und Speichern folgenden Text angezeigt:
Das wichtigste Software‐Projekt ist „GNU , ein vollständig freies Betriebssystem.
GNU ist ein rekursives Akronym d.h. es beinhaltet paradoxerweise den eigenen
Namen und steht f“r „GNU is not Unix .
Der Begriff „Copyleft ist ein Wortspiel zum gegensätzlichen Begriff „Copyright ,
das auch die Bedeutung des „Überlassens beinhaltet engl. „left = links oder
“ber‐ lassen .
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
„Mit dem Speichern dieser Seite versicherst du, dass du den Beitrag
selbst verfasst hast bzw. dass er keine fremden Rechte verletzt, und wil‐
ligst ein, ihn unter der Creative Commons Attribution/Share‐Alike Li‐
zenz 3.0 und der GNU‐Lizenz für freie Dokumentation zu veröffentli‐
chen. […] Du stimmst einer Autoren‐Nennung mindestens durch URL
oder Verweis auf den Artikel zu. Wenn du nicht möchtest, dass dein
Text weiterbearbeitet und weiterverbreitet wird, dann speichere
ihn nicht.“ (Hervorhebung im Original)54
Die Creative Commons‐Lizenzen sind f“r eine allgemeine Verwendung ge‐
eigneter. Auch hier m“ssen Autoren und Lizenzbedingungen bei der weite‐
ren Verwendung genannt werden, dies kann aber in „angemessener Form
geschehen – in der Regel gen“gt dazu ein Link zur urspr“nglichen Wiki‐
Seite. Weiterhin gibt es verschiedene Varianten der Creative Commons‐
Lizenzen, die z.B. die kommerzielle Nutzung oder die weitere Bearbeitung
untersagen. Die Wikipedia nutzt wie viele andere Wikis im )nternet auch
die Variante „CC BY‐SA , d.h. darin sind die Namensnennung der Autoren
„BY sowie die Weitergabe unter denselben Bedingungen „Share Alike
vorgeschrieben.
2.3.4 Das „Wiki‐Prinzip“
Die technische Ebene von Wikis wurde eben skizziert, sie kommt auch in
den gängigen Definitionen zum Ausdruck vgl. Leuf/Cunningham
;
Przepiorka
; Blaschke
a:
. Wikis können damit – ähnlich wie
Papier und Stift – als Werkzeuge verstanden werden. )n vielen Definitionen
kommt jedoch auch die anwendungspraktische Seite zum Ausdruck, etwa
bei Ebersbach et al.
b:
„Ein Wiki ist eine webbasierte Software, die es allen Betrachtern einer
Seite erlaubt, den Inhalt zu ändern, indem sie diese Seite online im
Browser editieren. Damit ist das Wiki eine einfache und leicht zu
bedienende Plattform für kooperatives Arbeiten an Texten und
Hypertexten.“ (ebenda: 14, Hervorhebung d. V.).
)n ihrer Anwendung stellen sie somit Kanäle oder Medien mit einem eige‐
nen, spezifischen Leistungsvermögen dar. Das daraus resultierende „Wiki‐
Prinzip beschreibt Brändle
:
als „ein Prinzip zur Erstellung pub‐
lizistischer )nhalte im )nternet , das durch die Kriterien Technologische
Rechtlicher (inweis beim Bearbeiten eines Artikels auf de.wikipedia.org, Stand
. .
.
Ausgeschrieben bedeutet dies: Creative Commons‐Lizenz Attribution‐Share‐
Alike . Unported .
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
Einfachheit, Offener Zugang, Kollaboration und Versionierung umrissen
werden kann. Letzteres wurde eben schon erklärt als „(istory ‐Funktion ,
die anderen drei Begriffe sollen im Folgenden kurz diskutiert werden. Un‐
ter „Technologischer Einfachheit versteht Brändle nicht nur die Software‐
Architektur, sondern auch den Zugang und die Bedienbarkeit durch die
Nutzer: )m Gegensatz zu herkömmlichen Textverarbeitungsprogrammen
muss nichts installiert werden, es gen“gt ein Browser, um die Plattform zu
nutzen. Der Editor ist so gestaltet, dass er maschinen‐ und menschen‐
lesbaren Text anzeigt, d.h. die Steuerungssyntax ist bewusst einfach gehal‐
ten, damit der Text lesbar bleibt vgl. Ebersbach et al.
: f. .
Aus heutiger Sicht entspricht dies jedoch nicht mehr dem Verständnis vie‐
ler Computernutzer von „technologischer Einfachheit , schließlich m“ssen
Nutzer erst die Wiki‐Syntax verstehen und lernen, um sich im Editor zu‐
rechtzufinden. (eutige Nutzer sind dagegen „WYS)WYG ‐Editoren „What
you see is what you get gewohnt: Um Programme wie z.B. Word zu bedie‐
nen, muss kein Code oder keine Syntax erlernt werden, der Editor zeigt
bereits das druckfertige Ergebnis an. Der bestehende Editor wird daher
seit einigen Jahren bei der Wikipedia nicht nur als Mangel an Komfort, son‐
dern auch als Eintrittsbarriere f“r neue Nutzer diskutiert. Die Einf“hrung
eines „Visual Editors im MediaWiki ist nun f“r Ende
geplant.
Mit den Kategorien Offener Zugang und Kollaboration ist gemeint, dass Wi‐
kis es prinzipiell mehreren Autoren ohne Zugangsbeschränkungen ermög‐
lichen sollen , zusammenzuarbeiten. Dies trifft nicht auf alle Wikis zu, ins‐
besondere in Organisationen wird eine Einschränkung der Beteiligung auf
angemeldete Nutzer bzw. auf Mitglieder der Organisation oder auch nur
einer Abteilung praktiziert. Ebenso können Wikis auch nur von einzelnen
Vgl. hierzu http://www.mediawiki.org/w/index.php?title=
. Die Diskussion um
Talk:WYSIWYG_editor&oldid=500811; abgerufen: . .
einen WYS)WYG‐Editor stammt somit mindestens aus dem Jahr
. )n einem
Gespräch mit Jimmy Wales
auf der DGPuK‐Jahrestagung in Bamberg gab
dieser als Grund an, dass ein solcher Editor zwar f“r neue Nutzer einen Komfort‐
Gewinn darstellt, aber auch Formatierungsprobleme bringen kann z.B. falsche
Einr“ckungen mittels Leerzeichen etc. . F“r langjährige Nutzer dagegen bedeutete
die Einf“hrung eine Veränderung der Nutzungsgewohnheiten und ‐routinen. Des‐
halb soll die Einf“hrung behutsam erfolgen.
Siehe http://www.mediawiki.org/w/index.php?title=Visual_editor&oldid=496258;
abgerufen: . .
. Die assoziierte Wiki‐Farm „Wikia nutzt einen solchen
„Rich Text Editor schon seit Anfang
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
Personen eingerichtet und genutzt werden . Ebersbach et al.
b:
und ff. weisen aber darauf hin, dass die einfache Bedienbarkeit der Wi‐
kis Beteiligungsprozesse und gemeinsames Arbeiten erst ermöglicht und in
den Vordergrund treten lässt. Die daraus oftmals resultierenden kreati‐
ven Gruppenprozesse beschreiben sie als „Wiki‐Effekt oder „Wiki‐
Philosophie , deren Wurzeln in der Open‐Source‐Bewegung liegen, und die
Eric Raymond
mit der Metapher von „Prinzip Kathedrale versus
„Prinzip Basar beschreibt: Während konventionelle Software‐Programme
und man könnte ergänzen: auch klassische Lexika bislang wie Kathedra‐
len erschaffen wurden,
„sorgsam gemeißelt von einzelnen Druiden oder kleinen Teams von
Hohepriestern, die in totaler Abgeschiedenheit wirkten und keine un‐
fertigen Beta‐Freigaben veröffentlichen [durften. …] Stattdessen schien
die Linux‐Gemeinde ein großer, wild durcheinander plappernder Basar
von verschiedenen Zielsetzungen und Ansätzen zu sein, der ein kohä‐
rentes und stabiles System wohl nur durch eine Reihe von Wundern
hervorbringen konnte. Die Tatsache, dass der Basar zu funktionieren
schien, und zwar sehr gut zu funktionieren schien, war ein ausge‐
sprochener Schock.“ (Raymond 1999).
Als Prinzipien, die zum Gelingen dieser kreativen Großgruppenprozesse
beitragen, nennen Ebersbach et al.
b: ‐
unter anderem die fla‐
chen Hierarchien, der offene Zugang, ein einfaches System und einfache Re‐
geln, selbstbestimmtes Arbeiten bei möglichst freier Zeiteinteilung sowie die
Unterschiedlichkeit der Teilnehmer hinsichtlich ihrer Erfahrungen und Wis‐
sensbestände, aber auch hinsichtlich ihres Rezeptions‐, Schreib‐ und Sozial‐
verhaltens. Warum allerdings diese Prinzipien, insbesondere die letzt‐
genannten, zum Gelingen und nicht vielmehr zum Misslingen eines Wiki‐
projekts beitragen sollen, beantworten Ebersbach et al. nicht. Einige dieser
Prinzipien gelten wohl eher generell f“r Großgruppen insbesondere die
(eterogenität der Partizipation , oder treffen zumindest f“r viele Organisa‐
tionswikis oder )nternetwikis nicht zu siehe Kapitel . . . Als Erklärung
f“r „erfolgreiche Wiki‐Nutzung greifen diese Prinzipien also zu kurz, aber
sie helfen die (eterogenität und das Muster der Unstrukturiertheit von Wi‐
kis zu erfassen.
Abschließend kann zum Wiki‐Prinzip gesagt werden, dass es erstens nicht
auf Wikis beschränkt ist, und zweitens aber kein Selbstläufer ist. Die Ent‐
wicklungen im Softwarebereich der letzten Jahre zeigen, dass das „Wiki‐
Prinzip auch in anderen Programmen und Anwendungen Einzug hält: Zu‐
Der Vorteil liegt dann in der leichten Erreichbarkeit, es ist lediglich ein )nternet‐
zugang nötig.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
nehmend wandern urspr“ngliche Desktop‐Programme ins Netz und wer‐
den “ber den Browser oder Apps auf Smartphones bedienbar; Anwendun‐
gen wie die Online‐Festplatte „Dropbox , Tagging‐Systeme wie „del.icio.us
also sogenannte „Folksonomies , d.h. Verschlagwortung durch Nutzer
oder Office‐Anwendungen im Web wie Google Apps mit Google Docs oder
Microsofts Office
ermöglichen inzwischen allesamt einfaches Freige‐
ben und Bearbeiten von Dokumenten f“r mehrere Benutzer.
Aber: Egal ob es das „Wiki‐Prinzip , der „Wiki‐Effekt oder die „Wiki‐Philo‐
sophie genannt wird, sind es nur Beschreibungen von Möglichkeiten von
Nutzungsmustern und keine Selbstläufer, auch wenn manche Beschreibun‐
gen vielleicht die (offnung wecken, dass Partizipation, Selbstorganisation,
„Schwarmintelligenz und „Produsage universelle Phänomene des Social
Webs sind, die sich ständig auf vielfältige Art reproduzieren vgl. z.B. Suro‐
wiecki
; Bruns
; Shirky
. Die „gescheiterten Wikis, die kei‐
ne selbsttragende Community entwickelt haben, gibt es aber eben auch .
2.3.5 Wikis als Social Media im „Web 2.0“
Wikis werden gemeinhin unter dem Begriff der „Web . ‐Anwendungen
subsummiert oder als „Social Media bezeichnet. Der Begriff „Web . geht
auf eine Konferenz und einen Aufsatz von Tim O Reilly
zur“ck und
bezeichnet . neue technische Entwicklungen, vor allem im Bereich der
Bereitstellung, der Entwicklung und der Möglichkeiten von Software,
. die sich daraus entwickelnden neuen Nutzungsmuster, nämlich leichte‐
re Partizipationsmöglichkeiten im „Mitmach‐Web
Tapscott/Williams
:
, . neue Geschäftsmodelle, die sich aus dem „user‐generated
„Produsage leitet sich ab vom „Produser , was eine Wortbildung von Bruns
aus „Producer und „User und die neuen partizipativen bzw. kollaborati‐
ven Nutzungsmuster der Social Media wie z.B. „user generated content beschreibt.
Sie sind jedoch schwieriger zu finden, da ja zumindest eine Ursache und gleich‐
zeitig Auswirkung des Scheiterns die mangelnde Aufmerksamkeit f“r die Plattform
ist. Ein Beispiel: Auf Plattformen wie Wikia sind kleine Wikis mit wenig Aktivität
schwieriger auffindbar, da sie eben kein „Aushängeschild sind. „Gefeatured wer‐
den hingegen die „größten und „neuesten Wikis, die „Top
in allen Variati‐
onen. Mit etwas Recherche finden sich aber viele Beispiele, z.B. Wikis zu Brett‐
spielen, die vor einem Jahr neu gestartet wurden: „Warhammer k hat nach ei‐
nem Jahr aktive Nutzer und
)nhaltsseiten
http://de.warhammer40k.wikia.com/index.php?title=Spezial:Statistik , „Axis &
Allies hat nach einem Jahr aktive Nutzer und
)nhaltsseiten
http://de.axisallies.wikia.com/wiki/Spezial:Statistik, Stand jeweils: . .
.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
content sowie dem „long tail ergeben und . die daraus resultierenden
rechtlichen Konsequenzen, z.B. das Aufkommen neuer Lizenzmodelle als
Gegenmodelle zu den klassischen Urheber‐ und Verwertungsrechten siehe
Abbildung , vgl. Schmidt
: ‐ .
Abbildung 7: Inhaltliche Dimensionen des Begriffs "Web 2.0"
Quelle: Eigene Darstellung.
Seitdem hat der Begriff eine bemerkenswerte Verbreitung erlebt Al‐
par/Blaschke
. Diese verdankt er unter anderem seiner Unschärfe:
Der Begriff bezieht sich auf viele unterschiedliche Anwendungen im )nter‐
net und weist auf technische, soziale, rechtliche und ökonomische Beson‐
derheiten und Entwicklungen in diesem Bereich hin vgl. Abbildung .
Dadurch ist er anschlussfähig an unterschiedliche Disziplinen und bietet
Der Begriff „long tail von Chris Anderson
bezeichnet eine Ungleichver‐
teilung von Aufmerksamkeit: Wenige „Bestseller ‐Produkte werden massenweise
verkauft, sehr viele „Nischenprodukte dagegen nur von wenigen. Da die Kosten
f“r Lagerhaltung und Distribution von digitalen G“tern sehr gering sind, können
sich im )nternet auch Nischenmärkte leicht erschlossen werden Schmidt
:
. Als Paradebeispiel dienen meist Amazon oder iTunes, die einen wesentlichen
Anteil ihres Umsatzes mit Nischenprodukten erzielen, die im klassischen Buch‐
oder Musikeinzelhandel gar nicht verf“gbar sind Anderson
: ‐ .
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
ihnen ein gemeinsames (andlungs‐ und Forschungsfeld. )n letzter Zeit
wurde er jedoch vielfach kritisiert, insbesondere weil der Zusatz „ .
an‐
gelehnt an die Softwareentwicklung einen „Versionssprung suggeriert,
den es so nicht gab vgl. Schmidt
: ff. . Es finden sich vielmehr be‐
stimmte Eigenschaften des „Mitmach‐Webs Tapscott/ Williams
:
schon in verhältnismäßig alten Anwendungen wie der E‐Mail.
Abgelöst wurde der Begriff „Web . durch den Terminus „Social Media ,
der prinzipiell ähnliches bezeichnet und dieselben Anwendungen umfasst,
aber durch den Medienbegriff den Austausch und die Verwendung durch
die Nutzer etwas stärker fokussiert.
Zu den Web . ‐Anwendungen bzw. den Social Media werden eine Vielzahl
von unterschiedlichen Tools und Plattformen gezählt :
Anwendungen des „Personal Publishings wie Weblogs z.B.
Tumblr , Microblogging‐Dienste z.B. Twitter sowie Podcasts und
Videocasts,
Wikis als Plattformen der Zusammenarbeit
sowie weitere Werkzeuge zur Zusammenarbeit und Koordination
wie Online‐Office‐Programme, Dropbox Online‐Speicher oder
Doodle zur Terminplanung ,
Soziale Netzwerk‐Plattformen wie Facebook, Xing oder Linked)n,
Multimedia‐Plattformen wie YouTube f“r Videos, Flickr oder )nsta‐
gram f“r Bildergalerien oder Slideshare f“r Präsentationen,
Instant Messaging‐Tools wie )CQ, Skype oder andere Text‐, Audio‐
und Videochatsysteme,
Social Bookmarking‐ bzw. Tagging‐Systeme, sogenannte „Folksono‐
mies im Unterschied zu den „taxonomies , also expertengeleiteten
Verschlagwortungssystemen wie del.icio.us oder – in Verbindung
mit Nachrichten – digg.com,
Zur Konjunktur der beiden Begriffe siehe Sch“rig
Eigene Systematisierung, angelehnt an Schmidt
.
:
.
‐
und (RK
:
‐
)m englischsprachigen Raum hat sich dazu die Abk“rzung „SNS f“r „Social Net‐
working Service eingeb“rgert. Boyd/Ellison
halten jedoch „Social Network
Site f“r treffender, da das „Networking meist nicht auf der Plattform, sondern
bereits im Vorfeld passiert und nicht der zentrale Kern der Plattformen ist.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
sowie die davon nicht trennscharf zu unterscheidende Unter‐ Gat‐
tung der ortsbezogenen Empfehlungsplattformen, unter die i.d.R.
auch Anwendungen des “Mobile Social Webs” fallen auch Location
Based Networks genannt , wie z.B. foursquare, facebook places
vormals: Gowalla , Google Places, Qype oder jameda,
Informationstools wie RSS‐Feeds sowie
Crowdsourcing‐ und Crowdfundingplattformen wie
starter oder startnext.
designer, kick‐
Die Anwendungen oder Plattformen unterscheiden sich zum Teil im Grad
und Art der )nteraktion, in Struktur und Funktion sowie in der Ausrichtung
auf bestimmte Basis‐Medien vgl. Stöber
:
ff. oder Kommuni‐
kationsmodi. Gemeinsam ist ihnen die stärkere Einbindung des Nutzers
oder auch „Prodsumers .
)n Anlehnung an die Modalitäten von Kommunikation nach Maletzke und
deren Weiterentwicklung f“r quartäre Netzwerkmedien nach Döring
: ,
und
und Wirth/Schweiger
: ff. sind Wikis dem‐
nach Pull‐Medien d.h. Medien, die ein aktives Aufrufen bzw. Aufsuchen
erfordern , die indirekte, öffentliche, asynchrone many‐to‐many Kom‐
munikation ermöglichen. Die Unterscheidung „einseitig/ wechselseitig
wird Wiki‐Kommunikation hingegen nicht gerecht, da die kommunikative
Bezugnahme sich in der Regel nicht auf die anderen Kommunikations‐
teilnehmer ausrichtet, sondern vielmehr auf den daraus entstehenden
Text. Es wird also nicht direkt miteinander kommuniziert, sondern über
einen Text. Gleichwohl gibt es in Wikis Bereiche wie z.B. die Diskussionssei‐
ten, auf denen wechselseitig kommuniziert wird, oder Benutzerseiten und
(inweise zu Änderungen, die einseitige Kommunikation darstellen.
Zur Typologisierung der Social Media‐Nutzung wird meist eine Dreiteilung
vorgeschlagen: Schmidt
:
nennt die drei (andlungskomponenten
von Social Web‐Praktiken )dentitäts‐, Beziehungs‐ und )nformationsmana‐
gement; Koch/Richter
: ‐
und auch Ehms
:
entwickeln
diesen Ansatz weiter und geben als Grundfunktionen des „Social Software
Dreiecks erstens )nformationsmanagement, zweitens )dentitäts‐ und
Netzwerkmanagement sowie drittens )nteraktion und Kommunikation an.
Beide Ansätze haben Schwächen: )n Schmidts Modell sind )dentitäts‐ und
Beziehungsmanagement eigentlich zwei Seiten einer Medaille, die jeweils
nach innen und nach außen gerichtet sind. Schließlich bildet sich )ndividua‐
lität nach Simmel
:
‐
ja erst durch die „Kreuzung sozialer
Demgegen“ber stehen Push‐Medien wie E‐Mail, Telefon oder Chat, die eher
durch ein „mit Information versorgt werden charakterisiert werden können.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
Kreise . Diese Differenzierung zwischen „sich informieren und „andere
informieren
fehlt leider seinem dritten Begriff „)nformations‐
management .
„)nteraktion und Kommunikation als eine von drei Funktionen bei
Koch/Richter und Ehms können hingegen keine Gegen‐ oder Komplemen‐
tärbegriffe zum „Kn“pfen und Pflegen von Kontakten im „Netzwerk‐
management sein – sie sind vielmehr die Voraussetzung daf“r bzw. das
Resultat daraus.
Zur Beschreibung und Klassifizierung von Social Media‐Nutzungsmustern
wird daher eine Systematisierung vorgeschlagen, die auf den Dimensionen
„)nnen‐/ Außenorientierung und „)nformations‐/Personenbezug basiert
siehe Abbildung .
Abbildung 8: Funktionen der Social Media‐Nutzung
Quelle: Eigene Darstellung.
Die Bereiche )nformations‐ und Publikationsmanagement sowie )dentitäts‐
und Beziehungsmanagement können dabei als Pole jeweils einer gemein‐
samen Dimension verstanden werden: Zwischen dem „sich )nformieren
und dem Publizieren eigener Beiträge kann der Austausch, der Diskurs mit
anderen stehen. Und ob Elemente wie „X ist mit Y befreundet oder „X und
Y arbeiten an Thema Z eher dem )dentitäts‐ oder Beziehungsmanagement
zuzurechnen sind, lässt sich nicht eindeutig festlegen.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
F“r Wikis ist hierbei vor allem die erste Unterscheidung in „)nformations‐
und Publikationsmanagement relevant: Wann und warum wird ein Wiki
aufgerufen? Welche Bereiche im Wiki sind regelmäßig von )nteresse? Was
und wie wird im Wiki geschrieben? Die Bereiche des )dentitäts‐ und Bezie‐
hungsmanagements erscheinen dagegen in Wikis zunächst weniger wichtig
zu sein: Die Person des Autors bzw. der Autoren tritt in Wikis hinter den
Text zur“ck. Bei genauerer Betrachtung finden sich aber auch in Wikis
Elemente des )dentitätsmanagements, z.B. auf den Benutzerseiten, wo teil‐
weise detailliert und mit ausgefeiltem Design die eigene Person und die
eigene Leistung im Wiki dargestellt und mit virtuellen Orden und Aus‐
zeichnungen dokumentiert wird . Formen des Beziehungsmanagements
finden sich in negativer Form bei „Flame‐Wars oder positiv auf di‐
versen Community‐Seiten zu Stammtischen, Geburtstagen oder auf „Ge‐
meinschaftsseiten […] der im realen Leben aktiven Wikipedianer vgl.
W , W und W .
2.4 Wikis in Organisationen – Einsatzgebiete und Besonder‐
heiten
Je nachdem, in welchem Umfeld ein Wiki eingesetzt wird, bilden sich ande‐
re Nutzer‐ und Nutzungstrukturen und damit verbundene Problemfelder.
Mayer/Schöneborn
:
‐
weisen darauf hin, dass sich bei Wikis
in Organisationen nicht nur Thema, Teilnehmerzahl und Beteiligung von
öffentlichen Wikis unterscheiden, es bilden sich auch grundsätzlich andere
Muster und Erfordernisse. Dazu gehören insbesondere
die Einf“hrung des Wikis und die Entwicklung der Organisations‐
struktur,
die Motivation zur Beteiligung,
die Aufmerksamkeitssteuerung im Zusammenspiel mit anderen Me‐
dien,
das Qualitätsmanagement und die Rollenstruktur im Wiki,
Eine Auswahl von „schönen Benutzerseiten findet sich z.B. beim Wikipedianer
„Wissensd“rster , der selbst eine aufwändige Benutzerseite erstellt hat W .
Flame‐Wars sind anhaltende, kontroverse Diskussionen, die polemisch, beleidi‐
gend oder unsachlich gef“hrt werden. Ein schönes Beispiel, das ich Felix Mayer
verdanke, ist die Diskussion in der Wikipedia um die Nationalität Mozarts. (ier
wird seit “ber acht Jahren auf unterschiedlichem Niveau dar“ber diskutiert, ob
Mozart Deutscher oder Österreicher war, oder ob beides unzutreffende Kategori‐
sierungen sind [W ].
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
sowie die Zugänglichkeit und Nutzbarmachung von Wissen.
Warta
: ‐
weißt noch auf vier weitere Unterschiede zwischen
unternehmensinternen Wikis und der Wikipedia hin, die aber zum Teil
auch in den obigen Punkten angesprochen werden: Der Gruppentyp
Kleingruppe versus informelle Großgruppe , Prozesse und F“hrung stär‐
kere Prozessorientierung in der Einf“hrungsphase in Unternehmen im
Vergleich zur Ergebnisorientierung im Allgemeinen , subjektive und objek‐
tive Zeitbeschränkung Unterschied zwischen Wiki‐Arbeit in der Arbeits‐
bzw. Freizeit , Vorleistung und Gefangenendilemma „Vorbef“llung des
Wikis ist in Unternehmen wichtiger um „Aufmerksamkeit f“r das System zu
wecken ; Warta,
:
.
)m Folgenden werden zunächst die Einsatzgebiete von Wikis in Organisati‐
onen dargestellt, und danach die oben aufgezählten spezifischen Beson‐
derheiten, die aus der Verwendung in Organisationen resultieren, näher
erläutert.
2.4.1 Einsatzgebiete – Wikis als Tool zum Wissensmanagement
Obwohl Wikis eigentlich leer und flexibel wie ein „unbeschriebenes Blatt
sind – genauer: wie eine unbeschränkte Vielzahl von Blättern – haben sich
bestimmte Anwendungsgebiete sowohl in Organisationen wie auch im )n‐
ternet herausgebildet. Über die inhaltliche Gestaltung von )nternet‐Wikis
gibt es zwar noch keine verlässlichen Studien und verallgemeinerbare Aus‐
sagen können auch nur eingeschränkt getroffen werden, da keine abge‐
grenzte Grundgesamtheit existiert siehe Kapitel . . . Aber die durch‐
gef“hrten explorativen Untersuchungen bei Wikifarmen, Stadt‐ und
Reisewikis und anderen haben ein nahezu einheitliches Bild ergeben: im
)nternet dominiert das Modell „Nachschlagewerk der Wikipedia, d.h. Wis‐
senssammlungen zu bestimmten Themengebieten in Form von Artikeln.
Pentzold et al.
weisen auf die schnelle Verbreitung auch in anderen
Kontexten hin, z.B. in wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Organisa‐
tionen oder im schulischen und wissenschaftlichen Bildungsbereich. )n
Organisationen werden Wikis meist nur in der internen Kommunikation
eingesetzt , vorwiegend als Bestandteil des Wissensmanagements Bartel
Das vorliegende Kapitel . beruht auf einem bereits publizierten Aufsatz Ma‐
yer/Schoeneborn
:
‐
, wurde aber f“r die vorliegende Arbeit “berar‐
beitet, erweitert und aktualisiert.
vgl. hierzu Döbler
:
, der Unternehmen zum Einsatz von Social Software
befragt hat. Schwerpunkt ist demnach die interne Kommunikation, bei Unterneh‐
men im )T‐ und Mediensektor werden diese Medien jedoch auch in der externen
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
a:
. Dementsprechend können differenziertere Anwendungsberei‐
che beobachtet werden vgl. Przepiorka
; Majchrzak et al.
; M“l‐
ler
. Zu den wichtigsten Bereichen zählen:
Sammlung und Dokumentation von Wissen, insbesondere als
Nachschlagewerk und zum Ad‐hoc‐Wissenserwerb, z.B. f“r )nstalla‐
tionsanleitungen, (andb“cher, Glossare, Richtlinien, Kontakt‐ und
Adressdaten, Kundendienstdatenbanken oder den Kantinenplan
M“ller
: f., vgl. Thoeny
; Closs
; )BL
.
Austausch von Informationen, z.B. in Form von ToDo‐Listen,
FAQs Frequenty Asked Questions und Dokumentationen, (in‐
weise zur Einarbeitung neuer Mitarbeiter, als Notiz‐Block, Link‐
Sammlungen, Literaturverzeichnisse etc.
Projektmanagement, z.B. f“r Projektbeschreibungen, Zeitpläne,
Tagesordnungen, Prozessdokumentation, Gesprächsprotokolle,
Testergebnisse, etc.
)n dieser Auflistung kommt implizit schon eine Abstufung im Grad der Kol‐
laboration zum Ausdruck: Während die Sammlung von Wissen noch zent‐
ral erfolgen kann, dienen die anderen Genres stärker der Zusammenarbeit
mehrerer Beteiligter bzw. entstehen erst durch die Mitarbeit von mehreren
Autoren.
Auch Warta
:
f. unterscheidet die Verwendung von Wikis nach
unterschiedlichen Stufen von Wiki‐ )nteraktion sowie nach Ebenen der
Wissensrepräsentation und der Komplexität der )nhalte: kooperativ wer‐
den demnach z.B. Glossare oder )nformationssammlungen wie z.B. Fehler‐
listen in seinem Beispiel „Bug‐Tracking‐Tabellen erstellt, also lediglich
durch das Zusammenfassen und Ergänzen von Einzelbeiträgen. )m Gegen‐
satz zur Excel‐Tabelle auf dem Fileserver oder zu Datenbank‐Lösungen
sind Wikis weniger aufwändig und einfacher handhabbar z.B. im Zugriffs‐
und Rechtemanagement . Artikel und Dokumentationen z.B. zu Proble‐
men, Methoden oder Anleitungen, auch zusammengefasst als (andb“cher
oder Kataloge werden dagegen stärker kollaborativ verfasst, d.h. die Leis‐
tungen der Autoren greifen stärker ineinander. Dies stellt an die Autoren
aber auch höhere Anforderungen an die Vorstrukturierung und das )nfor‐
mationsdesign ihres Artikels, wof“r in Organisationen meist nicht genug
Zeit ist. )n seiner exemplarischen Fallstudie bei Robert Bosch Diesel Sys‐
tems zieht Warta daher ein ern“chterndes Fazit: „Die )ntegration dieser
Tätigkeiten in den hektischen Arbeitsalltag hat sich als schwierig herausge‐
Kommunikation Public Relations eingesetzt. Darunter fallen aber wohl eher An‐
wendungen wie Weblogs oder Podcasts.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
stellt, deshalb sind bisher nur wenige Dutzend Artikel entstanden
:
.
Warta
2.4.2 Einführung des Wikis und Entwicklung der Organisations‐
struktur
Dem Gr“nder eines Wikis im )nternet wie auch in Organisationen kommt
meist eine besondere Funktion hinsichtlich Vorstrukturierung und Be‐
kanntmachung zu. Während sich bei Wikis im )nternet im Laufe der Zeit
eine gewisse Organisation des Wikis entwickelt, z.B. hinsichtlich der the‐
matischen Ausrichtung und der Entwicklung von Selektions‐ und Darstel‐
lungsprogrammen, treffen Wikis in Organisationen schon auf eine beste‐
hende Organisationsstruktur, auf (ierarchien und Aufgabenverteilungen.
Die hierarchische Struktur entwickelt sich in den beiden Kontexten zwar
nicht zwangsläufig, aber doch oftmals gegenläufig: Wer in Wikis im )nter‐
net viel mitarbeitet, erarbeitet sich damit eine gewisse Reputation bzw.
Bekanntheit Anthony et al.
– wer in Organisationen dagegen einen
höheren Status einnimmt, muss nicht oder nicht mehr so viel im Wiki mit‐
arbeiten vgl. die Fallstudien in Kapitel . sowie von Mueller
: ‐
. Eine „Verflachung der (ierarchien , wie von Bergmann
prog‐
nostiziert, wird jedenfalls in den eigenen Untersuchungen oder den hier
zitierten Studien nicht beobachtet.
Wikis werden in Organisationen zum Teil firmenweit, zum Teil auch nur
abteilungsweit eingesetzt. Die Einf“hrung erfolgt bei unternehmensweiten
Wikis zum Teil top‐down, bei Arbeitsgruppen‐ oder Abteilungswikis eher
bottom‐up vgl. Andersen
:
; Bartel
a:
ff. . Der Entwick‐
lungsprozess von Wikis im )nternet entspricht eher letzterem, er kann als
„grass‐roots movement Graswurzelbewegung beschrieben werden Ma‐
yer/Schoeneborn
:
f. .
Zu den wichtigsten Vorteilen von Wikis zählen einmal die geringen An‐
schaffungskosten die meisten Wiki‐Systeme sind als freie Software GPL‐
lizensiert , die Schnelligkeit der )nstallation es muss nicht erst Software
bei allen Mitarbeitern installiert werden sowie ihre Offenheit Wikis sind
nicht vorstrukturiert und damit prinzipiell f“r jeden Zweck einsetzbar .
Dennoch wird oftmals empfohlen, die Einf“hrung durch ein Pilotprojekt als
Testlauf, zur Vorstrukturierung oder Vorbef“llung und zur Vorbereitung
Bei Organisationen bzw. Mitarbeitern, die im Bereich )T/Softwareentwicklung
tätig sind, ist eine derartige (ierarchisierung weniger vorhanden – das zeigen die
vorliegenden Fallstudien und auch die von Mueller
. Das könnte darauf zu‐
r“ckzuf“hren sein, dass der Austausch von Wissen dort stärker in Gewohnheiten
verankert ist.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
von Schulungen einzuleiten vgl. Seibert et al.
:
ff.; J“ngling
:
ff.; Warta
:
. Das Vorgehen entspricht damit weitgehend dem
Modell des )nnovations‐Prozesses in Organisationen nach Rogers
:
.
Abbildung 9: Die fünf Stufen des Innovations‐Prozesses in Organisati‐
onen nach Rogers (bezogen auf Wikis)
Decision
INITIATION
Agenda Setting
#1
IMPLEMENTATION
#2
Matching
Redefining/
Restructuring
#3
#4
Clarifying
#5
Routinizing
Quelle: angelehnt an Rogers 1995: 392, eigene Darstellung.
Das Problem solcher Einf“hrungsprojekte ist jedoch das grundlegende
Missverständnis, dass Wikis in einem abschließbaren Projekt eingef“hrt
werden können – der weitere Betrieb des Wikis, also die aktive wie passive
Nutzung, wird meist sich selbst “berlassen vgl. J“ngling
: ‐ . Die
Einf“hrung eines Wikis kann jedoch nicht mit der Wahl zwischen Telefon‐
anlage A oder B verglichen werden, die einmal entschieden „)nitiation
und dann eingerichtet und einge“bt werden muss „)mplementation . Wi‐
kis sind nicht nur Werkzeug, sondern selbst stets „work‐in‐progress , bei
dem ein Kommunikationssystem entsteht. Die Nutzung hat nicht nur epi‐
sodischen Charakter, sondern ist selbst ein unabgeschlossener Prozess,
mit immer wiederkehrenden Iterationen von Restrukturierung, Klärung,
Routinisieren siehe Abbildung . Ein Wiki ist damit zeitlebens „pflegebe‐
d“rftig , insbesondere hinsichtlich Strukturierung, Qualitätssicherung so‐
wie Motivation zu aktiver Beteiligung und nutzenbringender Auswertung
vgl. Viégas, Wattenberg & Dave,
.
2.4.3 Motivation zur Beteiligung
Während bei öffentlichen Wikis oftmals “berrascht, dass viele freiwillig
und ohne Entlohnung, also anscheinend intrinsisch motiviert mitarbeiten,
sollte dies bei Organisationen eigentlich keine Frage sein – schließlich er‐
folgt die Mitarbeit hier nicht selbst‐selektiv, sondern sollte aufgrund der
Mitgliedschaft ex ante gegeben sein. )n der Praxis stellt die Motivation zur
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
Nutzung von Wikis jedoch oftmals ein Problem dar: )n der Studie von Bar‐
tel
zum Wiki‐Einsatz in Unternehmen geben ca. % der Befragten
die Motivation zur Teilnahme an der Wissenskommunikation als größtes
Problem an, gefolgt von der Erbringung von Strukturierungsleistungen ca.
%; Bartel
:
. Selbiges zeigt auch die Studie von (enriksson et al.
in finnischen Unternehmen, in der die meisten Befragten angaben,
dass zu wenige Mitarbeiter aktiv und häufig )nformationen in das Wiki ein‐
stellen. Auch Warta
:
beobachtet im Firmenwiki bei Robert Bosch
Diesel Systems nur wenig kollaborative Nutzungsmuster, und ebenso fin‐
det Mueller
in mehreren Fallstudien „Akzeptanzprobleme, [da] sich
nur ein geringer Teil der Mitarbeiter aktiv beteiligt […] und sich das Wiki
bisher eher schwer in den Arbeitsalltag integrieren lässt ebenda:
.
Mögliche Erklärungen könnten in der fehlenden Zeit f“r ein weiteres, zu‐
sätzliches Betätigungsfeld liegen, aber auch im Kollektivgut‐Problem der
Spieltheorie: Öffentliche Wikis – also auch Organisations‐Wikis, die unter‐
nehmensweit zugänglich und damit intern öffentlich sind – können als Kol‐
lektivg“ter begriffen werden, da niemand von der Nutzung ausgeschlossen
werden kann „Nicht‐Ausschließbarkeit und sich Wikis nicht durch die
Nutzung „verbrauchen Keine „Rivalität im Konsum . F“r Wikis gibt es
keine Eintrittsgelder, und selbst die Beschränkung auf angemeldete Nutzer
lässt eine passive Nutzung zu. Die Spieltheorie nennt das das „Trittbrett‐
fahrerproblem Coleman
:
: Jeder kann das Wiki nutzen, ohne
einen eigenen Beitrag zu leisten – dann allerdings kommt das Kollektivgut
.
ins Stocken oder gar nicht erst zustande vgl. Ciffolilli
F“r Anhänger der Rational Choice‐Theorie stellt sich damit „das Rätsel der
Beteiligung Stegbauer
: ‐ . Ob )nternetnutzer immer vollständig
rational handeln und das Menschenbild des „homo oeconomicus f“r sie
eine gute Beschreibung ist, sei hier dahingestellt. Die Frage nach der Moti‐
vation stellt sich auch unter einem anderen Paradigma allemal; hinsicht‐
lich der Wikipedia haben sich diesem Thema insbesondere Psychologen
Schroer
; (ertel/Schroer
und Soziologen Stegbauer
angenommen.
Die Beteiligung an Wikis in Organisationen und im )nternet kann unter‐
schiedlich erklärt werden Mayer/Schoeneborn
:
‐
: Während
eine aktive Teilnahme an öffentlichen Wikis selbstselektiv entschieden
wird und damit eher intrinsisch motiviert ist, steht dem in Organisationen
eine extrinsische Motivation durch die Mitgliedschaft, durch Weisungen
Dieses Problem ist im )nternet nicht selten, und dennoch kommen „öffentliche
G“ter häufiger zustande, als man meinen möchte; vgl. z.B. zur Kollektivgut‐Prob‐
lematik bei P P‐Tauschbörsen (aug/Weber
.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
gegen“ber. Warta argumentiert hier im Sinne Nerdingers
warnend:
„Anreize zur Steigerung der extrinsischen Motivation m“ssen vorsichtig
eingesetzt werden, da so intrinsische Motivation verdrängt werden kann
Warta
:
.
Andere Erklärungen können in der Größe der Gruppe Stegbauer
:
, in verschiedenen Werten Smelser
und Kollektiv‐Bindungen
und Bryant et al.
Bryant et al.
: ff. liegen. Stegbauer
zeigen, dass sich die Motivation zur Beteiligung mit voranschreitender
Dauer der Teilnahme verändert. Mit der Zeit nehmen die Teilnehmer ande‐
re Rollen bzw. Positionen im Netzwerk ein, haben andere (andlungsmus‐
ter bzw. Arbeitsweisen und eine andere Wahrnehmung der Gemeinschaft
und der Arbeitsteilung. F“r Organisationen gilt diese Zuschreibung von
Zuständigkeit wiederum in besonderem Maße, erfolgt aber siehe oben
meist im Voraus: Wenn Wiki‐Projekte allerdings einer oder einzelnen Per‐
sonen zugeschrieben werden, sind die anderen Organisationsmitglieder
weniger motiviert zur aktiven Teilnahme vgl. die Fallstudien in Kapitel .
und . .
2.4.4 Aufmerksamkeitssteuerung und Position im Medien‐Mix
Wikis sind Pull‐Medien, sie stellen )nformationen auf Abruf zur Verf“gung.
F“r bestimmte Zwecke in Organisationen ist dies ein Vorteil, vor allem
wenn der Abrufzeitpunkt oder das )nformationsinteresse nicht oder nicht
genau bekannt sind, oder wenn die )nformationen laufend aktualisiert und
erweitert werden sollen – z.B. bei (andb“chern, FAQs und ähnlichem. Bei
anderen Anwendungsfeldern, z.B. im Projektmanagement unter Termin‐
druck, ist eine gezielte, zeitnahe )nformation bestimmter Teilnehmer also
eine „Push‐Funktion wichtig, was ein Wiki nicht leisten kann .
Dies ist f“r die meisten Nutzer eine Selbstverständlichkeit, schließlich ist es
„nur ein Bestandteil im Medien‐Mix der Organisation neben anderen, syn‐
chronen Medien wie E‐Mail und Telefon. )n einigen Organisationen stellt
das Wiki aber gleichsam das „)ntranet dar, also eine massenmediale Platt‐
form, die allen Mitarbeitern nicht nur )nhalte auf Abruf bieten, sondern
auch aktuell informieren soll. Dies setzt eine regelmäßige Nutzung voraus,
meist umgesetzt z.B. als Startseite oder Bookmark im Browser. Aber auch
Vgl. dazu den Begriff „Commons based peer production , den Yochai Benkler
f“r Projekte wie Wikipedia oder Open‐Source‐Softwareentwicklung vor‐
schlägt – im Begriff der Allmende „Commons steckt bereits diese Zugehörigkeit.
)n Wikis ist zwar meist eine E‐Mail‐Benachrichtigungsfunktion f“r angemeldete
Nutzer implementiert, dies setzt aber das Abonnement der Benachrichtigung vo‐
raus und ist damit keine echte Push‐Funktion, bei der der Sender die Kontrolle hat.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
wenn Wikis nur als „Wissenspool eingesetzt werden, haben Wikis mit
den Problemen von Pull‐Medien zu kämpfen, schließlich „lebt das Wiki
von der Mitarbeit; und selbst wenn sich nur einige darum k“mmern, muss
Organisation daf“r sorgen, dass regelmäßig Aufmerksamkeit auf die Platt‐
form gelenkt wird, damit das Wiki noch als Lager und nicht als Deponie
des gespeicherten Wissens dient.
Problematisch bleibt in Wikis ferner der Medienwechsel, wenn z.B. persön‐
licher Kontakt f“r schnelle, kurze Absprachen in Arbeitsgruppen nötig ist
oder die Arbeit an Dokumenten sinnvollerweise in anderen Programmen
durchgef“hrt wird z.B. bei Präsentationen oder Tabellenkalkulation . )m
ersten Fall zeigen die in Social Networks z.B. bei Facebook oder X)NG
integrierten synchronen und asynchronen Nachrichtensysteme hier ei‐
nen möglichen Entwicklungsweg, der zumindest f“r die Bildung einer
Community wesentlich erscheint vgl. Renz
. )m zweiten Punkt könn‐
te f“r Wikis zum Teil die Bereitstellung und )ntegration von Export‐Tools
eine mehr oder weniger benutzerfreundliche Lösung sein. Die Tendenz
geht aber eher zu Komplettsystemen mit Wiki‐Funktionalität, also Office‐
Pakete mit Versionierung und leichtem, offenen Zugang.
2.4.5 Qualitätsmanagement und Strukturierung
Wie in Kapitel . . bereits beschrieben, wird die Wikipedia in der öffentli‐
chen Diskussion vor allem wegen ihrer publizistischen Qualität problema‐
tisiert, ihrerseits bedroht durch Vandalismus und sogenannte „Edit‐Wars
vgl. Fiebig
; Kohlenberg
. Beides spielt in organisationsinternen
Wikis keine Rolle vgl. Seibert et al.
:
ff. Dennoch ist auch hier das
Qualitätsmanagement eine besondere (erausforderung, vor allem da es
anders organisiert werden muss: Während die Überpr“fung von )nhalten
im )nternet – eine kritische Masse vorausgesetzt – zumindest teilweise
selbstorganisiert und durch die gesamte Nutzerschaft “bernommen wer‐
den kann vgl. Neus,
, sind in Organisationen je nach Gruppengröße
meist klare Zuständigkeiten auf Seiten‐ oder Plattformebene und hinsicht‐
lich bestimmter Tätigkeiten z.B. das Verlinken, Formatieren und Aufberei‐
ten von Seiten durch sogenannte „Gärtner zu beobachten vgl. die Fall‐
studien in Kapitel . .
Das größere Problem der Qualität eines Wikis liegt hingegen jedoch meist
nicht in den Artikeln selbst, sondern vielmehr in fehlenden n“tzlichen )n‐
halten oder schlechter Strukturierung vgl. Bartel
: . Wenn der Auf‐
bau durch fehlende Motivation nicht bottom‐up funktioniert, muss das An‐
stoßen neuer Artikel und die Strukturierung der )nhalte, also die
redaktionelle Betreuung organisiert werden meistens durch die „(ebam‐
me , vgl. die Fallstudien ebenda sowie die vorangegangenen Kapitel zu Mo‐
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
tivation und Einf“hrungsprojekten . Generell entstehen also besondere
Anforderungen an die (erausbildung von Rollenzuständigkeiten z.B. Ad‐
min‐ und Redakteursrollen , auch um eine Strukturierung und wechsel‐
seitige Verlinkung von Beiträgen voranzutreiben.
Schließlich ist eine Unzufriedenheit mit Wikis in Organisationen teilweise
auch bei aktiven Communities zu finden. Grudin & Poole f“hren dies auf
falsche Erwartungen der )nitiatoren oder der Unternehmensf“hrung zu‐
r“ck:
„We noted that management visions often do not match the benefits
delivered by successful wikis. A wiki may not become the comprehen‐
sive repository of corporate knowledge that an executive hopes for, or
even a manager’s project dashboard, yet it may successfully support ad
hoc communication needs within and across teams. Such mismatches
between executive, managerial and individual contributor attitudes
and practices are reported for virtually every communication and col‐
laboration tool, yet always seem to come as a surprise.” (Grudin/Poole
2010: 7)
2.4.6 Zugänglichkeit und Nutzbarmachung von Wissen
Während Brändle
:
den „offenen Zugang als wesentliches
darin
Grundprinzip von Wikis darstellt und Ebersbach et al.
:
eine „unerlässliche Bedingung f“r Motivation in Selbstorganisations‐
prozessen sehen, steht dem in Organisationen oft ein rigides Rechte‐
management gegen“ber. Der Betrieb von Wikis erfordert hier einen Spagat,
dem teilweise durch einen komplett offenen Zugang f“r eine äußerst be‐
grenzte Teilnehmerzahl Rechnung getragen wird. )n einigen Unternehmen
sind Wikis nur abteilungsweit oder nur f“r einzelne Arbeitsgruppen zu‐
gänglich – hier liegt die Motivation zur Teilnahme eher genau in der Be‐
schränkung des Zugangs, da exklusive )nformationen nur eingestellt wer‐
den können, wenn sie nicht jedem zugänglich sind z.B. Tipps zum Umgang
mit Lieferanten oder Firmenkollegen etc. .
Während Wikis im WorldWideWeb durchaus um ihrer selbst willen, also
„aus Spaß betrieben werden können, sollten Organisationen darauf ach‐
ten, dass ein ressourcenintensives Projekt wie ein Wiki auch nutzbringend
eingesetzt werden kann. F“r Wiki‐Nutzer in Organisationen kann ein Vor‐
teil dabei in höherer Reputation oder erleichterten Arbeitsabläufen liegen.
F“r die Organisation selbst wird das in Wikis festgehaltene Wissen erst
dann sinnvoll, wenn es in organisationsrelevante Entscheidungen transfor‐
miert werden kann. Deshalb ist nicht nur die Motivation zur Mitarbeit son‐
dern auch zum Abruf relevant und bedarf möglicherweise spezieller Förde‐
rung.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
2.5 Stand der Forschung
Das „Phänomen Wikipedia hat die Wissenschaft nicht nur als neue )nfor‐
mationsquelle insbesondere von Studierenden, aber auch von Wissen‐
schaftlern, vgl. W , Journalisten, vgl. Neuberger et al.
, etc. beschäf‐
tigt, sondern inzwischen auch zahlreiche Forschungsprojekte hervorge‐
bracht. Seit
finden dazu internationale Konferenzen statt wie die
„Wikimania , die einerseits Community‐Treffen von Wikipedianern, an‐
dererseits wissenschaftliche Konferenz ist, oder „WikiSym , ein internati‐
onales Symposium mit dem Themenschwerpunkt „Wikis und Open Colla‐
boration . Die Wiki‐Forschung im deutschsprachigen Raum wird unter dem
Schlagwort „Wikipedistik zusammengefasst Ludwig/Schumann
.
Die gleichnamige Projektseite bei Wikipedia, die sicherlich nicht vollstän‐
dig ist, f“hrt “ber
Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen auf,
darunter )nformatiker, (istoriker, Sprach‐ und Kulturwissenschaftler,
Psychologen, Pädagogen, Soziologen und Politologen, Medien‐ und Kom‐
munikationswissenschaftler W . )n verschiedenen Verzeichnissen auf
Wiki‐Seiten im )nternet werden Veröffentlichungen zu Wikis, insbesondere
zu Wikipedia gesammelt W ; W ; W ; W ; W . Die entsprechende
Projektseite der Wikipedia listet alleine bereits “ber
Beiträge in Zeit‐
schriften und Tagungsbänden. Abbildung
gibt einen Eindruck “ber das
gestiegene wissenschaftliche )nteresse an Wikipedia, wenngleich die Da‐
tenbasis nur als )ndikator und nicht repräsentativ zu deuten ist.
Siehe http://wikimediafoundation.org/wiki/Wikimania.
Siehe http://www.wikisym.org/.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
Abbildung 10: Entwicklung der wissenschaftlichen Veröffentlichun‐
gen zu Wikipedia (2002‐2010)
Datenbasis: Erfasste Artikel und Konferenzbeiträge auf der Wikipedia‐
Projektseite „Academic studies of Wikipedia , Stand: Mai
.
Artikel in Fachzeitschriften peer‐reviewed
Quelle: W39, erstellt von „User:josnyder“ unter CC BY‐SA.
Konferenz‐Beiträge
Zur Systematisierung des Stands der Forschung zu Wikis werden im Fol‐
genden vier verschiedene Kriterien vorgeschlagen. Diese sind nicht als zu‐
sammenfassende, trennscharfe Kategorien zu verstehen, sondern spannen
als Dimensionen das Forschungsfeld auf. Die Studien können jeweils nach
allen vier Kriterien bewertet und eingeteilt werden; aufgrund der großen
Zahl an Studien sollen die Dimensionen jedoch nur exemplarisch besetzt
werden. Zu unterscheiden sind die Wiki‐Studien nach
dem Forschungsgegenstand bzw. dem Kontext der Wikis:
Die meisten Studien gibt es zweifelslos zur Wikipedia W ; W ,
aber auch einige zu Wikis in Organisationen. )n Anlehnung an
Pentzold et al.
:
können hier Studien in Unternehmen der
Wirtschaft vgl. Andersen
; Majchrzak et al.
; Bartel
a; Warta
; (enriksson et al.
; Mueller
;
Stocker/Tochtermann
; J“ngling
, der Zivilgesellschaft
vgl. Groß/(“lsbusch
; Voß/Danowski
; Frumkin
oder der Bildung/Forschung vgl. Augar et al.
; Forte/Bruck‐
man
und
; Koenig et al.
; Wimmer
; zum Ein‐
satz in der Schule vgl. W
unterschieden werden.
Kapitel | Was sind Wikis? Geschichte, Definition & Stand der Forschung
der Analyse‐Ebene bzw. der Forschungsmethodik:
(ier unterscheiden sich verschiedene Analysen auf Sprach‐ bzw.
Textebene z.B. Désilets et al.
; Pentzold
; Clark et al.
; Fong/Biuk‐Aghai
; auf Ebene der )ndividuen, insb. der
Autoren in Wikis allgemein Brändle
; Möllenkamp
;
Jaschniok
oder speziell der anonymen, der neuen oder der
langjährigen Nutzer vgl. W ; Netzwerkanalysen Stegbauer
; Stein/Blaschke
und
und Studien zur Technik von
Wikis, zu sog. „Semantic Wikis oder zur automatischen Auswer‐
tung von Edits, z.B. zum Erkennen von Vandalismus Tolks‐
dorf/Simperl
; Stakić
; Javanmardi et al.
.
der Fragestellung bzw. dem Erkenntnisinteresse:
Die untersuchten Fragestellungen decken einen zu großen Bereich
ab, um ihn gänzlich zu beschreiben. Exemplarisch seien die Berei‐
che Motivation zur Mitarbeit (ertel/Schroer
und Schroer
; Johnson
; Nov
und Oreg/Nov
; Merz
;
Raab
, Qualität der Wikipedia (ammwöhner
; Stein/
(ess
, Aufbau und Werte der Wiki‐Community Fuchs‐
Kittowski/Köhler
; Pentzold
, Visualisierungstechniken
und Kennzahlen Viégas et al.
; Moskaliuk/Kimmerle
;
Blaschke/Stein
, sowie Gender‐ Ungleichheiten in der Mitar‐
beit Lam et al.
; Antin et al.
genannt.
sowie der zuzurechnenden Wissenschaftsdisziplin bzw. der theoreti‐
schen Herangehensweise:
Die Vielfalt der wissenschaftlichen Disziplinen wurde oben bereits
dargestellt. Zur theoretischen Systematisierung schlagen Pentzold
et al.
strukturierungstheoretische, genreklassifikatorische,
handlungs‐ und konsensorientierte Ansätze vor siehe ausf“hrlich
ebenda: ‐ .
Daneben gibt es noch etliche Veröffentlichungen zu Social Media bzw. Web
. , in denen Wikis als eine Form von Social Software thematisiert werden,
sowie zu kollaborativen Prozessen in den Bereichen „Computer Supported
Cooperative Work CSCW und „Free/Libre/Open Source Software
FLOSS , auf die an dieser Stelle nicht mehr ausf“hrlich eingegangen wird.
Als Fazit lässt sich sagen, dass sich der bei weitem größte Teil der For‐
schung ausschließlich auf die Wikipedia konzentriert. Einige wenige ver‐
gleichende Studien gibt es zwar bereits zu Wikis in Organisationen, bislang
fehlen allerdings gänzlich vergleichende Analysen von Wikis in unterschied‐
lichen Kontexten, die verallgemeinerbare Aussagen “ber Wikis generell zu‐
lassen.
Kapitel | Theorie ): Begriffsdefinitionen und Beobachtungsrahmen
3. Theorie I: Begriffsdefinitionen und Beobachtungs‐
rahmen
3.1 Ausgangspunkt: Das Paradigma der Systemtheorie
Wikis können aus unterschiedlichsten Perspektiven betrachtet und analy‐
siert werden: F“r die Psychologie sind die Motive interessant, die )ndividu‐
en dazu bringen, ohne finanzielle Entlohnung an einem Projekt mitzuar‐
beiten vgl. Schroer
; mithilfe von Foucault r“cken dagegen die
Diskurse in den Vordergrund, in denen die Wiki‐Nutzer versuchen Macht‐
positionen einzunehmen vgl. Pentzold
; das Rätsel der Kooperation
kann mit der Spieltheorie vgl. Ciffolilli
oder “ber die Beziehungs‐
netzwerke der Akteure erfasst werden, um die Zusammenarbeit “ber die
positionale Struktur zu erklären Stegbauer
. Die vorliegende Arbeit
betrachtet Wikis als Kommunikationssysteme. Sie greift dabei auf das Ver‐
ständnis der Sozialen Systeme nach Niklas Luhmann zur“ck.
Warum Systemtheorie, warum Luhmann? Die Art, wie Luhmann die Gesell‐
schaft beobachtet und der Aufbau von Wikis wie Wikipedia weisen so gro‐
ße Parallelen auf, dass sich diese "Theoriebrille" nahezu aufdrängt:
Wikis sind Systeme76, das heißt:
Sie bestehen aus ähnlichen Elementen – nämlich einzelnen Websei‐
ten wie Artikel, Diskussionsseiten oder Benutzerseiten.
Diese Elemente stehen miteinander in Beziehung, “ber die (yper‐
links wie auch “ber den gemeinsamen technischen Rahmen der Da‐
tenbank auch „Back‐End genannt .
Die Elemente können von ihrer Umwelt unterschieden werden:
“ber das einheitliche Erscheinungsbild der gemeinsamen Wiki‐Be‐
nutzeroberfläche auch „Front‐End genannt lassen sich die Web‐
seiten im Wiki klar von Webseiten im restlichen )nternet abgren‐
zen.
Damit ist zunächst nur die technische, materielle Seite von Wikis beschrie‐
ben. Sie sind per se noch keine sozialen Systeme, aber das Netzwerk ihrer
Elemente aus Artikeln und anderen Seiten entwickelt sich erst in der Nut‐
zung. Sie können daher als technische Plattform verstanden werden, auf
deren Basis sich ein Kommunikationssystem bildet. Der Einfachheit halber
wird auch dieses kurz „Wiki genannt. Die Bezeichnung folgt damit analog
zur Unterscheidung in „Medien . und . Ordnung Kubicek et al.
:
Zum Systembegriff vgl. Luhmann
:
ff. und
ff.
Kapitel | Theorie ): Begriffsdefinitionen und Beobachtungsrahmen
, bei der die technische und die soziale Komponente von Medien be‐
schrieben wird.
Wikis sind demnach soziale Systeme77, denn…
Sie bestehen aus Kommunikation, nämlich aus den einzelnen Beiträ‐
gen ihrer Nutzer. Sie bestehen wie alle sozialen Systeme nach Luh‐
mann also nicht aus den Nutzern selbst, sondern eben nur aus den
Kommunikationen der Nutzer.
Sie arbeiten autopoietisch, d.h. sie re‐ produzieren ihre Elemente
selbst aus sich heraus: Die Seiten im Wiki entstehen durch die Ver‐
linkung auf andere Seiten im Wiki; oder um beim Begriff der Kom‐
munikation zu bleiben: Die Kommunikationsstränge im Wiki basie‐
ren auf vorhergehenden kommunikativen Beiträgen und sie er‐
möglichen Anschlusskommunikationen auf der gleichen Seite oder
anderen Seiten im Wiki.
Sie sind damit operativ geschlossen: Wiki‐Kommunikation kann nur
durch Anschluss an Kommunikation im Wiki entstehen – keine an‐
dere Webseite, kein externer Link gehört zum System des Wikis
oder „erzeugt neue Beiträge im Wiki, es sei denn, diese externen
Beiträge werden wiederum im Wiki‐Code durch Verlinkung ein‐
gebunden .
Gleichzeitig sind sie aber auch umweltoffen: Sie können durch an‐
dere Elemente der Umwelt „gereizt werden und auf diese wiede‐
rum Bezug nehmen. Konkret bedeutet das, dass im Wiki auch “ber
alle anderen Webseiten im )nternet, ja “ber alles gesprochen wer‐
den kann. )m Wiki selbst wird dabei aber eine Grenze gezogen, die
sich sogar in der Wiki‐Syntax manifestiert, nämlich in der Unter‐
scheidung in externe und interne Wiki‐Links.
Luhmann unterscheidet drei Arten von Systemen: Interaktionssysteme,
Organisationen und Funktionssysteme Luhmann
:
. Sie unterschie‐
den sich jeweils in den vier Sinndimensionen, d.h. in zeitlicher, sachlicher,
sozialer und räumlicher (insicht. Wiki‐Kommunikation spielt sich dabei
auf unterschiedlichen Ebenen ab: innerhalb einer Seite, z.B. auf einer Dis‐
kussionsseite finden sich )nteraktionssysteme. Diese sind an wechselseitige
Wahrnehmung gekn“pft, haben eine „schwache, episodenartige Struk‐
Zur Charakterisierung sozialer Systeme siehe Luhmann
:
ff. und
ff.
Man könnte in der Sprache der Systemtheorie auch sagen, die externen Ele‐
mente werden im Code des Wiki‐Systems „beobachtet .
Luhmann grenzt )nteraktionssysteme wie folgt ab: „Sie schließen alles ein, was
als anwesend behandelt werden kann, und können gegebenenfalls unter Anwesen‐
Kapitel | Theorie ): Begriffsdefinitionen und Beobachtungsrahmen
tur , die große Flexibilität mit sich bringt: „Eintritt und Austritt sind prob‐
lemlos möglich Schneider
:
. Das Wiki insgesamt stellt sich dage‐
gen als Organisationssystem dar. Organisationen werden nach Luhmann
durch Entscheidungskommunikation, die Mitgliedschaft der beteiligten
Personen und einen höheren Formalisierungsgrad charakterisiert vgl.
Luhmann
:
f. . Zwar ist bei Wikis im )nternet “blicherweise eine
formale Mitgliedschaft in Form eines Benutzeraccounts nicht nötig – die
Nutzer können also auch nur lose an das System gekoppelt sein. Aber be‐
stimmte Rollen wie Administratoren, angemeldete Nutzer, Vandalenjäger
etc. sehen eine Mitgliedschaft vor und können Entscheidungen f“r das
System insgesamt treffen z.B. das Löschen von Seiten oder sogar der Ent‐
zug bzw. die Vergabe von Mitgliedschaftsrechten . Auf den Begriff der Or‐
ganisation wird im folgenden Kapitel . noch näher eingegangen.
3.2 Wikis als Kollaborative Kommunikationssysteme
3.2.1 Kommunikation & Handeln
Soziale Systeme bestehen also aus Kommunikation. Luhmann
:
ff. beschreibt diese als Einheit eines dreistufigen Selektionsprozesses
aus Information, Mitteilung und Verstehen. )n der Kommunikation wird
immer )nformation aus einer großen Bandbreite von möglichen )nforma‐
tionen ausgewählt. Diese )nformation kann auf unterschiedliche Art mitge‐
teilt werden. Und schließlich kann die Mitteilung in der einen oder anderen
Weise verstanden werden Kneer/Nassehi
: f. .
Obwohl Luhmann immer wieder betont, dass soziale Systeme aus Kommu‐
nikation und nicht aus Menschen bestehen, sieht er die Notwendigkeit, den
Begriff der (andlung daran anschlussfähig zu machen. F“r ihn sind „Kom‐
munikation und (andlung in der Tat nicht zu trennen wohl aber zu unter‐
scheiden Luhmann
:
. Kneer/Nassehi beschreiben den Zusam‐
menhang folgendermaßen:
den dar“ber entscheiden, was als anwesend zu behandeln ist und was nicht
Luhmann
:
. Der Begriff der Anwesenheit erscheint bei computervermit‐
telter Kommunikation problematisch, da er im allgemeinen Sprachgebrauch in der
Regel auf räumliche und zeitliche Gemeinsamkeit abzielt. Aber bei asynchroner,
indirekter Kommunikation ist weder räumliche noch zeitliche „Anwesenheit ge‐
geben. Deshalb wird an dieser Stelle auf den Begriff der wechselseitigen Wahr‐
nehmung abgestellt. Auf die Bedeutung der Wahrnehmungsprozesse weist Luh‐
mann ebenda auch selbst hin.
Kapitel | Theorie ): Begriffsdefinitionen und Beobachtungsrahmen
„Kommunikationssysteme begreifen sich üblicherweise selbst als
Handlungssysteme. Das besagt, daß die Kommunikation sich selbst
als Handlung, und zwar als Mitteilungshandlung auffaßt. Die Kommu‐
nikation kommuniziert, aber dabei verfährt sie so, als sei sie aus‐
schließlich Mitteilung – und nicht die Einheit aus Information, Mittei‐
lung und Verstehen. Kommunikation flaggt sich, so Luhmann, selbst als
Handlung aus. Dies geschieht, indem die Kommunikation als Hand‐
lung einer Person zugerechnet wird.“ (Kneer/Nassehi 2000: 88;
Hervorhebung im Original)
Kommunikation auf die Mitteilungshandlung zu reduzieren, ist allerdings
eine unzureichende Vereinfachung ebd.: f. . Durch den Bezug auf Alter
und Ego in der dreistufigen Selektion verweist Luhmann darauf, dass
Kommunikation “ber die konkrete (andlung bzw. Kommunikationsabsicht
einer einzelnen Person hinausgeht.
3.2.2 Kollaboration ‐ Geschichte & Definition
Der Begriff „Kollaboration ist nicht nur in Deutschland als historischer
Begriff negativ vorbelastet. Die urspr“ngliche Wortbedeutung aus dem
Lateinischen co + laborare ist schlicht „mitarbeiten oder „zusammen ar‐
beiten . Spätestens mit dem zweiten Weltkrieg bekam der Begriff in Europa
jedoch eine politische Bedeutung. Er bezeichnet im Deutschen, Französi‐
schen wie auch in anderen europäischen Sprachen eine moralisch geäch‐
tete Zusammenarbeit mit dem Feind in der Kriegs‐ oder Besatzungszeit
vgl. Röhr
: ff.; Tönnies
:
. )m Schwerpunkt ist dabei meist
die Zusammenarbeit mit dem NS‐Regime gemeint.
)m anglo‐amerikanischen Raum ist der Begriff „Collaboration dagegen
nicht vorbelastet hier wird f“r „Kollaborateure im obigen Wortsinn der
Begriff „Quisling benutzt , vielmehr wird er neutral zur Bezeichnung von
Prozessen in Organisationen verwendet und zunehmend insbesondere auf
die Online‐Zusammenarbeit mittels Neuer Medien angewandt vgl. Rafaeli/
LaRose
; Tapscott/Williams
; Von Ahn
. )n der englisch‐
sprachigen Literatur zur Wikipedia hat sich der Begriff fest etabliert vgl.
z.B. Bryant et al.
; Thom‐Santelli
und findet in Bezug auf Wikis
auch in Deutschland vielfach Verwendung vgl. Warta
: f.; Schmalz
. Der Begriff wird dabei oftmals synonym zu „Kooperation benutzt.
Der Begriff bezeichnet sprichwörtlich einen Verräter und Kollaborateur vgl. Der
Spiegel
: f. ; er geht auf den norwegischen Offizier Vidkun Quisling zur“ck,
der sich – nach einem persönlichen Besuch bei (itler
– am Tag des Einmar‐
sches der Deutschen in Norwegen zum Premierminister ernannte Christie
:
.
Kapitel | Theorie ): Begriffsdefinitionen und Beobachtungsrahmen
Schmalz schlägt in Bezug auf die heterarchischen Strukturen von Wikis
eine Unterscheidung der beiden Begriffe vor:
„Der entscheidende Unterschied zur Kooperation ist also, dass die Ver‐
teilung der Aufgaben stets den individuellen Fähigkeiten angepasst
werden kann und nicht auf einer vorhergehenden Antizipation dieser
Fähigkeiten beruht.“ (Schmalz 2007: 10)
Auch wenn im Zentrum des Theorierahmens der Kommunikationsbegriff
und nicht der (andlungsbegriff steht, kann der Begriff der Kollaboration
“bernommen werden, da er hilft, die Art der Kommunikation im Wiki besser
zu bestimmen. Unter kollaborativen Kommunikationssystemen sollen
also solche Systeme verstanden werden, bei denen die Teilnehmer durch
mehr oder weniger direkte Bezugnahme eine gemeinschaftliche Leistung
erbringen. Dazu können neue Angebote, Dienstleistungen oder Produkte
zählen z.B. die Erstellung einzelner oder mehrerer Artikel bzw. Publikatio‐
nen, ganzer Nachschlagewerke, Empfehlungs‐ oder Verschlagwortungs‐
systeme. Fasst man dies weiter, kann damit auf einer abstrakteren Ebene
also auch die Entstehung einer Plattform von geb“ndelten Kommunikatio‐
nen oder einer Sphäre verteilter Kommunikationen verstanden werden.
3.2.3 Der „blinde Fleck“ von Luhmann: Die vierte Selektion
Kommunikation ist nach Luhmann erst vollzogen, wenn alle drei Selektio‐
nen vollzogen sind, wenn also verstanden wurde, dass etwas mitgeteilt
wurde. Luhmann weist darauf hin, dass sich daran nat“rlich weitere Selek‐
tionen anschließen können, nämlich ob man das mitgeteilte annimmt oder
ablehnt Luhmann
:
.
„Annehmen und Ablehnen einer zugemuteten und verstandenen Selek‐
tion sind aber nicht Teil des kommunikativen Geschehens; es sind An‐
schlussakte“ (ebd.: 204)
Kommunikation kann also z.B. eine (andlungsaufforderung sein, etwas zu
tun: Ob dies dann tatsächlich getan wird oder eben nicht, ist nicht mehr
Teil der Kommunikation. „Zur Kommunikation gehört, dass sie eine soziale
Situation schafft, die solche Anschlußentscheidungen erwarten läßt.
ebd. .
An dieser Stelle bricht Luhmann ab. Dadurch entsteht aus Sicht des Verfas‐
sers ein großer blinder Fleck, eine wesentliche Argumentationsl“cke in der
Systemtheorie: Schließlich kann der vierte Selektionsschritt, der An‐
schlussakt, auch eine neue Kommunikation sein. Die Frage aber, wie und
warum Anschlusskommunikation in einem bestimmten System zustande
kommt, kann die Systemtheorie alleine nicht beantworten.
Kapitel | Theorie ): Begriffsdefinitionen und Beobachtungsrahmen
Zwar bietet Luhmann an anderer Stelle, bei der Beschäftigung mit der
„Unwahrscheinlichkeit der Kommunikation Luhmann
, die „Erfolgs‐
medien oder auch „symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien ,
z.B. Geld, Macht, Liebe etc. als Lösung, wieso Kommunikation Erfolg haben
kann. Diese Antwort ist aber vor allem auf der Ebene von Funktions‐
systemen relevant, und gilt nicht f“r Kommunikationssysteme allgemein.
Er stellt dazu fest:
„Für die Weiterbehandlung der damit offenen (und laufend immer wie‐
der geöffneten) Frage nach dem Annehmen bzw. Ablehnen eines kom‐
munizierten Sinnvorschlags stehen in der Soziologie heute vornehmlich
zwei Ansätze zur Verfügung. Vorherrschend wird das Problem unter
dem Stichwort der Transaktion verbucht. […] Im Unterschied dazu
behandelt die Theorie symbolisch generalisierter Kommunikati‐
onsmedien eher makrosoziologisch […] den semantischen Vorgriff auf
die Wahl zwischen Annahme und Ablehnung einer Kommunikation.
Aber auch sie „erklärt“ nicht zureichend, weshalb es […] zu ineffizienter
Kommunikation kommt, die ihr Ziel der Verhaltenssteuerung verfehlt.“
(Luhmann 1984: 206; Hervorhebung im Original).
F“r die Beantwortung der Frage schlägt er eine Kombination der Transak‐
tions‐ und Medientheorie vor, verfolgt dies aber nicht weiter, weil dies auf
„Seitenwege f“hren w“rde ebd.:
.
F“r die Arbeit stellt sich dieses Problem jedoch als zentrale, forschungslei‐
tende Frage erneut: Wie wird Anschlusskommunikation innerhalb be‐
stimmter Kommunikationssysteme wahrscheinlicher? Oder noch konkre‐
ter: Welche Voraussetzungen m“ssen gegeben sein, dass sich nach dem
Verstehen der mitgeteilten Information in einem Wiki auch wieder Kommu‐
nikation genau dort, im Wiki anschließt?
Der Autopoiesis‐Begriff reicht als Erklärung nicht aus. Anschluss‐ Kom‐
munikation im Wiki erzeugt sich nicht „einfach so aus sich heraus – sie
benötigt die )rritation durch psychische Systeme. Daher wird in Kapitel
das Wiki als Zone der )nterpenetration psychischer und sozialer Systeme
konzipiert und aus der Gesamtschau der Fallstudien in unterschiedlichen
Kontexten verallgemeinerbare Erfolgsfaktoren abgeleitet, die Anschluss‐
kommunikation erklären können. Als zentrales Bindeglied zwischen Sys‐
temtheorie und Transaktionstheorie wird der Begriff der Organisation
verwendet, der auch die strukturelle Kopplung der Systeme integriert vgl.
Lieckweg
.
Kapitel | Theorie ): Begriffsdefinitionen und Beobachtungsrahmen
3.3 Das Wiki in der Organisation und die Organisation im Wiki
– zum Doppelcharakter der beiden Begriffe
Der Begriff „Wiki hat in der allgemeinen Verwendung einen Doppelcha‐
rakter: Zum einen bezeichnet er das technische Medium, das als Träger
bzw. als Kanal f“r Kommunikation verstanden werden kann. )n diesem
Sinne läuft z.B. ein Teil der Kommunikation einer Organisation im Organi‐
sations‐Wiki ab – das Wiki ist also Bestandteil des institutionalisierten sozia‐
len Systems der Organisation. Andererseits bezeichnet das Wiki die Platt‐
form, auf der sich Personen f“r unbestimmte Dauer austauschen können:
Autoren antworten auf Autoren, in dem sie Artikel erweitern, korrigieren
oder löschen oder neue Artikel anlegen. )n der Nutzung bildet sich damit
selbst ein kollaboratives Kommunikationssystem – man könnte auch sagen:
ein „)nteraktionssystem von Autoren oder kurz: ein Autorensystem. Selbst
wenn dieses soziale System einmal „einschläft oder sich auflöst, weil es
seinen Zweck erf“llt hat, bleiben die Kommunikationen im Wiki gespei‐
chert und “ber die „Versionsgeschichte nachvollziehbar.
Abbildung 11: Doppelcharakter des Begriffs Wiki
Quelle: Eigene Darstellung.
Verfestigen sich die Beziehungen dagegen unter den Teilnehmern, wird
dieses soziale System bezogen auf )nternet‐Plattformen in der Regel als
„Community bezeichnet. Wird in einem weiteren Schritt die Beteiligung
der User erwartbar, d.h. die Mitgliedschaft formalisiert und das Thema en‐
ger gefasst, kann man von einer „Organisation sprechen vgl. Luhmann
:
f. . Da es bei einem Wiki um die gemeinsame Produktion und
Veröffentlichung von Texten geht, kann man – wenn man sich auf ein ge‐
Kapitel | Theorie ): Begriffsdefinitionen und Beobachtungsrahmen
meinsames Thema, auf Schreib‐ und vielleicht sogar Darstellungsregeln
geeinigt hat, von einer Redaktion sprechen.
Zur Koordination kann sich diese Community oder Organisation nat“rlich
auch anderer Medien bedienen, z.B. synchroner Medien und/oder Push‐
Medien. Die Wikipedia‐Community nutzt beispielsweise Chat und Mailing‐
listen – und sogar „Real‐Life‐Kanäle wie Stammtische und Konferenzen
W .
Auch der Begriff der „Organisation hat verschiedene Bedeutungsebenen.
Gemeint ist damit einmal das soziale System der Organisation, das nach
Luhmann aus Entscheidungskommunikation besteht Luhmann
.
Analog dazu begreifen auch die Vertreter der Montréal‐Schule wie James
Taylor oder Francois Cooren Organisationen grundsätzlich als durch
Kommunikation konstituiert vgl. Taylor/van Every
; Robichaud et al.
; Castor
. Das Wiki kann hier nun einerseits als Bestandteil der
Organisationskommunikation gesehen werden, also als Trägermedium eines
Teils der „Kommunikationsprozesse, die wesentlich durch die Organisation
als Einflussgröße geprägt sind Theis‐Berglmair
:
.
Kapitel | Theorie ): Begriffsdefinitionen und Beobachtungsrahmen
Abbildung 12: Verhältnis von Wiki und Organisation
Quelle: Eigene Darstellung.
Weiterhin können Wikis als Redaktionssysteme verstanden werden, die
selbst organisiert werden m“ssen bzw. in denen sich ein Organisations‐
system konstituiert. (ier folgt das Verständnis von Organisation eher
Weick
, der den Prozess des Organisierens beschreibt. Weick bringt
damit die „Abkehr von der Vorstellung der Organisation als Ganzes zum
Ausdruck und zeigt, dass der „Grad an Eindeutigkeit, ab dem eine Organisa‐
tion arbeitsfähig ist, variiert Theis‐Berglmair
:
u.
. Damit
wird das Organisationsverständnis von Weick auch der Besonderheit von
Wikis gerecht, bei denen die Mitgliedschaft keine Bedingung f“r die Teil‐
nahme mehr ist.
3.4 Theorien mittlerer Reichweite
)n dem Forschungsprogramm der vorliegenden Arbeit werden verschiede‐
ne Fallstudien durchgef“hrt, in denen jeweils unterschiedliche Theorien
Kapitel | Theorie ): Begriffsdefinitionen und Beobachtungsrahmen
mittlerer Reichweite zur verbindenden Systemtheorie als Ergänzung hin‐
zugezogen werden.
)n der anschließenden Meta‐Analyse der Fallstudien wird induktiv das Ge‐
meinsame der Wiki‐Kommunikation in den unterschiedlichen Kontexten
herausgearbeitet. Auch hierf“r sind ergänzende Theorien, Ansätze und
Begriffe notwendig, um die Strukturen auf der Mikro‐ und Makroebene
erklären und verkn“pfen zu können. Die einzelnen Konzepte werden je‐
weils an Ort und Stelle eingef“hrt und erläutert, darunter unter anderem
die Gegenwartsanalysen von
Yochai Benkler
James Surowiecki
Axel Bruns
: The Wealth of Networks ,
: The Wisdom of Crowds ,
: From Production to Produsage ,
Don Tapscott/Anthony Williams
: Wikinomics – (ow Mass
Collaboration Changes Everything und
Georg Franck
: Ökonomie der Aufmerksamkeit ,
sowie die Analysemodelle von
Everett M. Rogers
Jan Schmidt
zung .
: Diffusion of Innovations und
: Das Neue Netz – Praktiken der Social Web‐Nut‐
)n die eigene Theorie finden auch Ausz“ge der Strukturationstheorie nach
Anthony Giddens
sowie der Charakterisierung der Netzwerk‐
öffentlichkeiten „networked publics von Danah Boyd Eingang. Diese
fließen direkt in die Arbeit ein, und werden daher hier kurz umrissen.
Die Strukturationstheorie nach Giddens
geht der Frage nach, wie
aus individuellen (andlungen soziale Strukturen entstehen. )nsbesondere
der Begriff der Strukturmomente findet hier Anwendung. Damit beschreibt
Giddens „institutionalisierte Aspekte sozialer Systeme, die sich “ber Raum
und Zeit hinweg erstrecken ebd.:
. Damit ermöglicht er die Beobach‐
tung „verdinglichter Strukturen, die im Folgenden als Strukturelle Kopp‐
lungen verstanden werden können. Strukturmomente stellen bei ihm eine
Zwischenebene zwischen Struktur und (andeln dar und erf“llen damit die
Doppelfunktion der Einschränkung „constraining und der Ermöglichung
„enabling vgl. Miebach:
.
Kapitel | Theorie ): Begriffsdefinitionen und Beobachtungsrahmen
Die Charakterisierung der neuen Netzwerköffentlichkeiten folgt Boyd
. Als deren wichtigste Eigenschaften z.B. im Vergleich zu Massen‐
medien oder in der Face‐to‐Face‐Kommunikation nennt Boyd
:
:
Persistenz „persistence : Kommunikation im )nternet „versendet
sich nicht, sondern wird meist aufgezeichnet und archiviert.
Replizierbarkeit „replicability : Digitale )nformationen können
leicht und ohne Verlust vervielfältigt werden.
Skalierbarkeit „scalability : Die potentielle Reichweite von )nfor‐
mationen im )nternet ist enorm und weder zeitlich noch räumlich
abgegrenzt.
Auffindbarkeit „searchability : )nhalte von Netzwerköffentlichkei‐
ten können durch Suchfunktionen gezielt aufgefunden und abgeru‐
fen werden.
Kapitel | Forschungsdesign: Daten & Methoden
4. Forschungsdesign: Daten & Methoden
4.1 Konzeption des Forschungsdesigns
4.1.1 Erste Exploration des Untersuchungsfeldes
Um Aussagen “ber einen derartig heterogenen Bereich wie Wikis vgl. Ka‐
pitel machen zu können, sind zwei Wege denkbar: Zum einen eine – wie
auch immer geartete – Vollerhebung, zum anderen eine Auswahl an Unter‐
suchungsobjekten in Form von Zufallsstichproben oder bewusster Aus‐
wahl von Fallstudien .
Ersteres erscheint zunächst illusorisch: Die Masse an Wikis im WorldWide‐
Web ist zu groß. So sind allein in der bekanntesten Wikifarm "Wikia" et‐
. Daneben gibt es nicht nur
wa
.
Wikis registriert Wikia
eine Vielzahl von weiteren Wikifarmen siehe Kapitel . , sondern eben
auch individuell installierte und genutzte Wikis im )nternet, die nat“rlich in
keinem Verzeichnis erfasst werden. Es gibt also keine klare Grund‐
gesamtheit – somit ist weder eine Vollerhebung noch die Ziehung einer
Zufallsstichprobe möglich.
Man könnte dieses Problem durch die (ilfskonstruktion der "Sichtbarkeit"
bearbeiten, durch die eine Grundgesamtheit konstruiert werden könnte .
)m weiteren Verlauf des Forschungsprojekts wurde diese Möglichkeit zwar
fallen gelassen, sie soll aber an dieser Stelle aber kurz skizziert werden:
(ierf“r könnte der Suchindex von Google zu einem Stichtag herangezogen
werden, und “ber ein Skript beispielsweise die Statistik‐Seite sämtlicher
Wikis, die an einem Tag X von Google gelistet werden, erfasst und ausge‐
wertet werden. Der Erkenntnisgewinn z.B. die Möglichkeit der Clusterung
von Wikis wäre sicherlich hoch, die praktische Umsetzung gestaltete sich
aufgrund der (eterogenität der technischen )nstallationen jedoch so
schwierig , dass Kosten und Nutzen f“r den Verfasser in keinem Verhält‐
nis standen.
„Wikifarmen sind i.d.R. kommerzielle Anbieter von Wikis, die das (osting,
also die technische )nfrastruktur wie Datenbank, Speicherplatz, )nstallation, War‐
tung und Pflege der Software sowie Zugang f“r Betreiber & Nutzer der Wikis orga‐
nisieren, vgl. auch Kapitel . . .
Laut Eigenauskunft. Wikia selbst bezeichnet diese Wikis als „Communities .
(erzlichen Dank an Dr. Klaus Stein, mit dem zusammen diese )dee entwickelt
wurde.
Der Versuch hierzu wurde mit Unterst“tzung von )nformatikern unternommen.
Dabei wurde eine Eingrenzung auf eine Wiki‐Software z.B. das wohl bekannteste
und gebräuchlichste "MediaWiki" und einen Sprachraum z.B. englisch oder
Kapitel | Forschungsdesign: Daten & Methoden
F“r die Wikis in Organisationen gilt dies fast analog: Die Sichtbarkeit könn‐
te hier zwar nicht “ber Google hergestellt werden, da der Zugang ja i.d.R.
nur im geschlossenen )ntranet möglich ist, wohl aber “ber Befragungen
z.B. “ber eine Vollerhebung der DAX‐Unternehmen, vgl. Bartel
a .
Auch dieser Versuch wurde unternommen, jedoch zeigte sich hier schnell
ein wesentliches Wesensmerkmal von Wiki‐)mplementierungsprozessen in
Unternehmen vgl. Kapitel . . : Wikis sind i.d.R. kostenlos und einfach zu
installieren – der Diffusionsprozess von Wikis in Unternehmen läuft daher
typischerweise oft nicht als top‐down‐Entscheidung ab, sondern wird als
„grass roots movement von einzelnen Mitarbeitern problembezogen in
Kleingruppen bottom‐up initiiert .
Aussagen “ber die Grundgesamtheit der Wikis können also weder im )n‐
ternet noch in Organisationen getroffen werden. Um die Untersuchung
eines derartig großen und heterogenen Feldes einerseits handhabbar zu
machen und dennoch dabei letztlich verallgemeinerbare Aussagen produ‐
zieren zu können, sind grundlegende Überlegungen zum Forschungsdesign
vonnöten. Dieses soll im Folgenden kurz allgemein skizziert und im Weite‐
ren anhand der Auswahl der Untersuchungsobjekte sowie der verwende‐
ten Methoden zur Datenerhebung und ‐auswertung ausf“hrlich beschrie‐
ben werden.
4.1.2 Ableitung und Beschreibung des Forschungsdesigns
Ausgangspunkt des DFG‐Projekts waren die theoretischen Vor“ber‐
legungen, dass sich Wikis im )nternet grundlegend von Wikis in Organisati‐
onen unterscheiden Mayer/Schoeneborn
; vgl. Kapitel . . Die oben
beschriebene fehlende Grundgesamtheit und (eterogenität der Wikis in
deutsch vorgenommen. Um die Sichtbarkeit in Google zu definieren und Fehl‐
funde zu eliminieren also nur tatsächliche Wikis und nicht auch Webseiten mit
dem Begriff "Wiki" zu finden , wurden )ndikatoren gesucht, z.B. Text auf sog. Spe‐
zialseiten, der unterstellbar nur bei "echten" Wiki‐)nstallationen vorkommt.
Letztlich scheiterten die Bem“hungen daran, dass zwar "Fehlfunde" eliminiert
werden konnten, dabei aber zu viele relevante Untersuchungsobjekte durch das
Raster fielen. Ganz umsonst waren die Bem“hungen nicht: Am Ende stand die Er‐
kenntnis, dass bereits die )nstallationen von Wikis welche Sprache, welche Seiten
etc. so heterogen sind, dass dies das Feld der Wikis im )nternet am besten be‐
schreibt: Vielfalt & Unschärfe.
Auch in der Studie von Bartel wurde diese Art der Stichprobenziehung letztlich
mangels Beteiligung eingestellt.
Nach Aussagen in mehreren zusätzlichen Experteninterviews namentlich Fall‐
studie "Fraport" oder "Siemens" geschieht dies teilweise ohne das Wissen der
Unternehmensleitung oder der offiziellen )T.
Kapitel | Forschungsdesign: Daten & Methoden
beiden Kontexten legten explorative Fallstudien und ein qualitatives
Mehrmethodendesign nahe.
)m Sinne des „Theoretical Samplings nach Glaser und Strauss, vgl. Lam‐
nek
:
‐
wurden in mehreren Schritten Untersuchungs‐
einheiten ausgewählt, die einerseits relevante Unterschiede besitzen ‚ma‐
ximization von Unterschieden, vgl. Kelle/Kluge
:
: Ausgewählt
wurden Wikis im )nternet, in Organisationen sowie in Klein‐ gruppen,
diese unterscheiden sich hinsichtlich ihres Kontextes größtmöglich. Ande‐
rerseits wurden in jedem Kontext mehrere Untersuchungseinheiten aus‐
gewählt, die große Ähnlichkeiten aufwiesen ‚minimization : Ausgewählt
wurden im Internet Reisewikis, Wikis aus den Bereichen „Beruf und Schule
und „(obby und Freizeit f“r die Studie zu Wiki‐)nitiatoren und Projekte
von Wikimedia dem Trägerverein der Wikipedia , die sich jeweils hin‐
sichtlich Thema und Trägerschaft ähneln; Wikis in Unternehmen im )T‐
nahen Bereich sowie mehrere Gruppen‐Wikis im Bereich e‐Learning.
Dadurch konnte einerseits die „(eterogenität und Varianz im Untersu‐
chungsfeld abgebildet werden und gleichzeitig die „theoretische Relevanz
der gefundenen Muster bestätigt werden Lamnek
:
:
„Je breiter die Theorie angelegt wird, desto heterogener sind die Ver‐
gleichsgruppen. Die theoretisch begründete Auswahl der Vergleichs‐
gruppen steuert auf diese Weise die Reichweite der Theorie.“ (Lampert
2005: 518)
Die Durchf“hrung der Fallstudien erfolgte im Sinne der „Grounded Theo‐
ry einerseits hypothesen‐testend siehe Kapitel . . bzw. theoriepr“fend
siehe Kapitel . . , andererseits induktiv‐theorieentwickelnd siehe Kapi‐
tel . ‐ . ; vgl. Glaser/Strauss
. Erst die theoriegeleitete maximale
Kontrastierung von Wikis in unterschiedlichen Kontexten ermöglicht dabei
das zentrale Anliegen der Arbeit, nämlich die )dentifikation von kontext‐
unabhängigen Erfolgsfaktoren in der Wiki‐Nutzung.
Zum Ablauf von Fallstudien siehe Kraimer
:
ff.
; zur Typologie vgl. Lamnek
Kapitel | Forschungsdesign: Daten & Methoden
Abbildung 13: Aufbau des Forschungsdesigns
Quelle: vgl. Flick 2002: 73, zit. nach Lampert 2005; eigene Darstellung.
Zentraler Ansatz des nicht‐linearen, iterativ‐zyklischen Forschungsprojekts
ist dabei die „Methode kontinuierlichen Vergleichens „constant com‐
parative analysis , vgl. Glaser und Strauss
:
ff. , die „das grundle‐
gende Paradigma der [Grounded Theory] dar[stellt]; es besagt, dass theore‐
tische Konzepte wesentlich aus dem fortgesetzten und systematischen
Vergleich empirischer Daten zum fraglichen Phänomen zu gewinnen sind
Str“bing
:
.
Ziel ist dabei das Erreichen der „theoretischen Sättigung theoretical satu‐
ration . So lange wird „das Wechselspiel zwischen Datenerhebung, ‐analyse
und Theorieentwicklung fortgef“hrt Lampert
:
. Das Ziel der
vorliegenden Arbeit ist somit wohlgemerkt nicht, die unterschiedlichsten
Wiki‐Nutzungsweisen in den verschiedenen Kontexte en détail nachzu‐
zeichnen, sondern im Gegenteil: die Erforschung der gemeinsamen Muster
und Strukturprinzipien kollaborativen Arbeitens in Wiki‐Kommunikations‐
systemen.
Die Anwendung der Methoden wurde dem jeweiligen Untersuchungs‐
gegenstand und den jeweiligen Zugangsmöglichkeiten entsprechend aus‐
gewählt und angewandt vgl. Lamnek
:
. Damit nutzt die Arbeit
Kapitel | Forschungsdesign: Daten & Methoden
mit ihrem Mehrmethodendesign die Triangulation , sowohl im Sinne einer
Daten‐ als auch einer Methoden‐triangulation .
4.1.3 Auswahl der Untersuchungsobjekte und Erhebungsmethoden
F“r die Wikis in Organisationen ergibt sich – neben der oben erwähnten
fehlenden Grundgesamtheit – eine weitere, forschungspraktische Schwie‐
rigkeit: Wie in Kapitel . . bereits dargestellt, sind Wikis meist zentrales
)nstrument des „Wissensmanagements , d.h. dass Organisationen dort zu‐
meist ihr „Know (ow und andere sensible )nformationen ablegen.
Dieser Umstand macht Forschungsvorhaben doppelt problematisch: Zu‐
nächst ist es nicht einfach, Kooperationspartner zu finden, die „sich in die
Karten schauen lassen und Zugang zum Wiki gewähren. Dar“ber hinaus
sind Verschwiegenheitsverpflichtungen
„Non‐Disclosure‐Agreement ,
NDA “blich, die einerseits Unternehmensgeheimnisse und andererseits
die Mitarbeiter der Organisation „individuelle Überwachbarkeit der Ar‐
beitsleistung sch“tzen. F“r die durchgef“hrten Netzwerkstudien war
dazu jedoch eine Anonymisierung vor der Datenerhebung notwendig
sonst wären personenbezogene Analysen möglich gewesen wie: „Person X
hat bislang erst zweimal im Wiki gearbeitet . Dazu programmierte Dr.
Klaus Stein einen Wiki‐Connector , der die Netzwerkanalysen auf Seiten‐
und Autorenebene anonymisiert durchf“hren kann. Die eigentliche Daten‐
bank wurde dabei nicht kopiert und “bertragen; sie ist daher auch nicht
Bestandteil der Datendokumentation der vorliegenden Arbeit.
Die Daten stammen vornehmlich aus dem von der DFG geförderten For‐
schungsprojekt „Kollaborative Kommunikationssysteme sowie dem von
der VW‐Stiftung finanzierten Projekt „Wikis in Organizations – From )nven‐
tion to )nnovation , aber auch aus verschiedenen Projektseminaren , in
Der Begriff „Triangulation kommt aus der Landvermessung und bedeutet „ver‐
einfacht ausgedr“ckt […], dass ein Forschungsgegenstand von mindestens zwei
Punkten aus betrachtet – oder konstruktivistisch formuliert: konstituiert – wird.
Flick
:
.
Zu den Subtypen von Triangulation vgl. Treumann
ff.
:
ff. und Flick
)m Rahmen des ebenfalls an der FoNK durchgef“hrten VW‐Projekts „Wikis in
Organizations – From )nvention to )nnovation . Zur ausf“hrlichen Beschreibung
des Vorgehens siehe Blaschke/Stein
u.
und Stein/Blaschke
.
An dieser Stelle sei nochmals den Leitern des Projekts Prof. Dr. Anna M. Theis‐
Berglmair und Prof. Dr. Christoph Schlieder sowie meinen Kollegen Dr. Steffen
Blaschke und Dr. Klaus Stein f“r die Unterst“tzung und den immer anregenden
Gedankenaustauch gedankt.
:
Kapitel | Forschungsdesign: Daten & Methoden
denen Teilaspekte mit Studierenden der Kommunikationswissenschaft an
der Otto‐Friedrich‐Universität Bamberg erforscht wurden.
Dank der Kooperation mit dem Lehrstuhl f“r Angewandte )nformatik wur‐
den bei der Erhebung und Analyse der Daten auch innovative Wege be‐
schritten: Erstmalig gelang es, dynamische Netzwerkanalysen zu erstellen
siehe Kapitel . . . F“r die Analyse von )nternet‐Wikis wurden ebenfalls
neue Datenaufbereitungs‐ und Analyse‐Tools genutzt, insb. das „(istory
Flow ‐Tool von )BM, das die Entwicklung von Artikeln in Wikis also die
Kollaboration auf Seitenebene graphisch aufbereitet, sowie die dynami‐
sche Darstellung der Entwicklung von Artikel‐ und Nutzerzahlen von Wi‐
kimedia‐Projekten von Erik Zachte
.
4.2 Auswahl & Beschreibung der Untersuchungsobjekte
Die Auswahl der Untersuchungsobjekte beruht – wie oben bereits dar‐
gelegt – einerseits auf theoretische Vor“berlegungen theoretical samp‐
ling und andererseits auf praktischen Gr“nden des Zugangs . Während
sich die wissenschaftliche Forschung zu Wikis weitgehend auf Wikipedia
konzentriert, sollen hier dagegen Wikis als Kollaborationssysteme im All‐
gemeinen untersucht werden. Wikipedia stellt daf“r aber das denkbar
schlechteste Untersuchungsobjekt dar: Es gibt weltweit kein zweites, ver‐
gleichbares Wiki‐Projekt, das hinsichtlich Anzahl, Umfang und Wachstum
von Seiten und Nutzerschaft auch nur annähernd an Wikipedia heranreicht
– Wikipedia ist ein Einzelphänomen. Das bedeutet: nur von Wikipedia auf
Kollaboration im Allgemeinen zu schließen, ist falsch. Wikipedia ist aber als
Kontrastfolie wichtig, um herauszufinden, was dieser Vielzahl an kleinen
und mittleren Wikis „fehlt .
Wie unterscheiden sich nun die drei Untersuchungsbereiche? Eine erste,
grobe Charakterisierung kann aufgrund der explorativen Vorstudien und
anhand von leicht zugänglichen Merkmalen vorgenommen werden: )nter‐
(ier sind insbesondere das (auptseminar „Neue Öffentlichkeiten im Winterse‐
mester
/ sowie das Projektseminar im Sommersemester
zu nennen
und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu danken.
Eine wesentliche Eingrenzung wurde in Bezug auf die Software vorgenommen:
Untersucht werden soweit nichts anderes angegeben ist nur MediaWiki‐)nstalla‐
tionen. Dies hat einerseits forschungspraktische Gr“nde – das Netzwerkanalyse‐
tool konnte so schneller und einfacher programmiert werden – und andererseits
theoretische: Die MediaWiki‐Software kann dank Wikipedia als die bekannteste
Wiki‐Distribution angesehen werden. Dadurch ist auch eine Vergleichbarkeit zu
den )nternet‐Wikis gegeben.
Kapitel | Forschungsdesign: Daten & Methoden
net‐Wikis, Organisations‐Wikis und Projekt‐Wikis unterscheiden sich hin‐
sichtlich
des Grades an Öffentlichkeit also Zugang und Reichweite ,
der Verteilung der Mitarbeit,
der Zuschreibung von Mitgliedschaft,
den inhaltlichen Selektionskriterien was also ins Wiki gehört ,
der Verwendung des Wikis stellt das Wiki eher ein Werkzeug dar
oder bereits das Produkt selbst? sowie
dem zeitlichen (orizont, auf den das Wiki angelegt ist.
Diese Unterschiede stellen damit den Ausgangpunkt des theoretischen
Samplings dar die Ausprägungen im Einzelnen finden sich in Abbildung
. Die angestrebte Maximierung der Unterschiede erfolgt damit in sozia‐
ler, sachlicher und zeitlicher Dimension vgl. Luhmann
:
ff. .
Abbildung 14: Charakterisierung der Untersuchungsbereiche
Internet‐, Organisations‐ und Projekt‐Wikis
Unterschied
Zugang
Internet‐Wikis
Öffentlich
Reichweite
Unterschied in
Mitarbeit
Zuschreibung
Mitgliedschaft
Inhaltl. Selek‐
tionskriterium
Verwendungs‐
charakter
Zeitlicher
Horizont
Organisations‐Wikis
Projekt‐Wikis
(eLearning)
interne Öffentlichkeit / beschränkt auf
beschränkt auf Gruppe
Gruppe
groß
mittel
gering
)nternet
Organisation/Abteilung
Gruppe
sehr heterogen
mittel
Organisation/Abteilung
relativ homo‐
gen
selbstselektiv
über Organisation
über Teilnah‐
me
Thema des
Wikis
Wiki als Pro‐
dukt
Aufgaben/Wissens‐
prozesse der Org.
Lernziel des
Projekt
Wiki als Werkzeug
i.d.R. lang‐
fristig
i.d.R.
langfristig
Wiki als Werk‐
zeug/
als Produkt
Ziel: Erstellung
eines Projekts
Quelle: Eigene Darstellung
f“r Org.Prozesse/
Wissensmanagement
eher kurz‐
fristig
Dauer d. Projekts
)m Bereich der Internet‐Wikis wurden weiterf“hrende Analysen der Wi‐
kipedia (insichtlich der Entstehung sogenannter „exzellenter Artikel
vorgenommen sowie Fallstudien zu Reisewikis in Bezug auf Kommerziali‐
Kapitel | Forschungsdesign: Daten & Methoden
sierung und Abspaltungen von Wikis, also sog. „Forks und verschiedener
Wikis aus den Bereichen „Beruf und Schule und „(obby und Freizeit zur
speziellen Rolle von Wiki‐Gr“ndern, sogenannten „(ebammen durchge‐
f“hrt. Die Wikis in Organisationen wurden mithilfe von Netzwerkanalysen,
Beobachtungen und Befragungen untersucht und umfassen Firmen in den
Bereichen )T‐Branche, Technologieberatung sowie Journalismus. Der Be‐
reich Projekt‐ bzw. Gruppen‐Wikis im e‐Learning wurde durch eigene Lehr‐
projekte, weiteren Netzwerkanalysen einer Fallstudie an der TU )lmenau
sowie einem vergleichenden Evaluationsprojekt abgedeckt, bei dem die
Erfahrungen von Dozenten und Studierenden mit Wikis in der Lehre ver‐
glichen wurden.
4.3 Datenerhebung & ‐auswertung
Wie bereits dargestellt, setzt sich die Arbeit aus jeweils mehreren Fallstu‐
dien zu den drei verschiedenen Kontextbereichen )nternet‐Wikis, Organi‐
sations‐Wikis und Gruppen‐ Wikis im e‐Learning zusammen. Die Fallstu‐
dien zu )nternet‐Wikis und Gruppen‐Wikis wurden in Forschungsprojekt‐
seminaren mit Studierenden durchgef“hrt. Dabei wurden verschiedene
Methoden angewandt, wie schriftliche Online‐ Standardbefragung und
Experteninterviews, Focus‐Gruppendiskussionen, statistische und inhaltli‐
che Auswertungen von Wikis sowie visuelle Prozessanalysen mithilfe des
(istoryFlow‐Tools. )n diesem Kapitel wird dazu nur ein allgemeiner Über‐
blick “ber die verwendeten Methoden sowie deren theoretischer Basis
gegeben, auf deren Grundlage die Anwendung erfolgte. Das spezifische
Vorgehen in den einzelnen Fallstudien, also die Beschreibung der jeweili‐
gen Untersuchungsobjekte, der verwendeten Erhebungs‐ und Aus‐
wertungsverfahren sowie (inweise zu Art und Umfang der Stichproben
wird jeweils an Ort und Stelle in Kapitel bei den jeweiligen Fallstudien
kurz dargestellt.
Die Untersuchungen zu Organisationswikis und eine Fallstudie aus dem
Bereich e‐Learning wurden im Rahmen des DFG‐Forschungsprojekts
„Netzwerkgest“tzte kollaborative Kommunikationssysteme in Koopera‐
tion mit dem assoziierten VW‐Projekt „Wikis in Organisationen durch‐
gef“hrt. Die Kontakte zu den kooperierenden Organisationen kamen in
erster Linie durch einen Aufruf im Newsletter der „Gesellschaft f“r Wis‐
sensmanagement e.V. zustande, die in ihrem Newsletter vom März
“ber das geplante Forschungsprojekt und die Suche nach Kooperations‐
partnern berichtete GfWM
: f. Der Kontakt zur TU )lmenau ergab
sich im weiteren Verlauf des Projekts in Gesprächen mit anderen Wiki‐
Forscherkollegen.
Kapitel | Forschungsdesign: Daten & Methoden
)m Folgenden wird hierzu nun ausf“hrlicher das Methodenspektrum, der
Analyserahmen sowie der Leitfaden und die Durchf“hrung der )nterviews
vorgestellt.
4.3.1 Methodenspektrum & ‐grundlagen
Den Schwerpunkt der Methodentriangulation bilden leitfadengestützte
Experteninterviews der Wiki‐Nutzer, teilnehmende und nicht‐teilnehmende
Beobachtungen der Wiki‐Nutzung sowie dynamische Netzwerkanalysen der
Wiki‐Kommunikation. Anschließend wurden die Daten auf Grundlage der
Grounded Theory und der Differenztheoretischen Textanalyse ausgewertet
und verdichtet. Diese vier Bereiche werden im Folgenden vorgestellt. )m
Rahmen einzelner Fallstudien wurden weiterhin schriftliche Befragungen
und Sekundäranalysen durchgef“hrt, die Beschreibung und Dokumentation
dazu findet sich am jeweiligen Ort.
Leitfadengestützte Experteninterviews
Die Untersuchungen der Organisationswikis st“tzen sich insbesondere auf
die leitfadengest“tzten )nterviews mit den Nutzern. Die Erstellung des Leit‐
fadens und die praktische Durchf“hrung der )nterviews orientieren sich an
. Die
Kaufmann
:
‐
und Lamnek
:
ff. und
‐
Auswahl der Befragten erfolgte jeweils aufgrund erster deskriptiver Aus‐
wertungen der Wiki‐Statistiken und der eigenen Netzwerkanalysen, um
sowohl )ntensiv‐, Durchschnitts‐ und Wenig‐Nutzer Anzahl der Edits in
Bezug auf die durchschnittliche Gesamtnutzung befragen zu können.
Ebenfalls wurden gezielt Nutzer befragt, die aufgrund )hrer Funktion z.B.
als Admin oder „(ebamme oder ihrer Position im Netzwerk z.B. hohe
Zentralität, „Gärtner eine herausgehobene Stellung einnehmen. Mit den
ausgewählten Nutzern wurden Termine f“r die )nterviews vereinbart, die
dann in den Organisationen vor Ort in (amburg, Stuttgart und Bamberg
durchgef“hrt wurden. Die )nterviews können nach Lamnek
als Ex‐
perteninterviews oder ders.
:
‐
u.
als Zwischenform von
problem‐zentriertem und fokussiertem )nterview beschrieben und klassifi‐
ziert werden.
)n der Vorbereitungsphase des Forschungsprojekts wurden weitere Exper‐
teninterviews durchgef“hrt, insbesondere mit Simon D“ckert Geschäfts‐
f“hrer der Cogneon Gmb( und Vizepräsident der Gesellschaft f“r Wissens‐
management e.V. und Eric Schlufter )nitiator des firmenweiten Wikis bei
BWM . Diese wurden als offene, narrative )nterviews gef“hrt und dienten
Analyserahmen und Leitfaden werden im folgenden Kapitel . . näher vorge‐
stellt.
Kapitel | Forschungsdesign: Daten & Methoden
der Exploration des Forschungsfeldes und der Entwicklung des Analy‐
serahmens.
Beobachtung, teilweise teilnehmend
)m Anschluss an die Experteninterviews vor Ort in den Organisationen
wurde jeweils der Arbeitsplatz besichtigt und die typische Nutzungs‐
situation vom jeweiligen Nutzer erfragt und dargestellt. Dabei wurde das
(auptaugenmerk auf die regelmäßigen Praktiken gelegt, die zur Nutzung
führen also Zeitpunkt, Anlass und Einbindung in andere Routinen, z.B. das
Eingehen einer Nachricht im Ticket‐System als Auslöser f“r den Aufruf des
Wikis und die Nutzung selbst betreffen also Aufruf bestimmter Seiten, z.B.
(aupt‐ oder Portalseite, Routinen beim Schreiben im Wiki und Nutzung
von Tools wie Vorlagen oder Plug)ns , sowie der räumliche und soziale Nut‐
zungskontext erfasst also die Situation vor Ort, z.B. im Einzel‐ oder Groß‐
raumb“ro, im Austausch mit Kollegen oder allein . Die Beobachtungen
wurden im Anschluss in einem Gedächtnisprotokoll festgehalten, und fol‐
gen damit dem Typus der strukturierten, direkten und offenen, nicht‐
teilnehmenden Feld‐Beobachtung vgl. Lamnek
:
‐
.
Teilnehmend beobachtet wurden die Wikis im persönlichen Einsatz in der
Lehre, in der Forschung und der Arbeit am )nstitut. )m Einzelnen sind dies
f“nf Wikis zur Gruppenarbeit in Seminaren sowie jeweils ein Wiki zu Koor‐
dination und Dokumentation des DFG‐ und VW‐Forschungsprojekts inter‐
nes Wiki , zur Organisation internes Wiki und Durchf“hrung öffentliches
Wiki des Workshops „Das Neue Netz und ein Wiki als „Wissensspei‐
cher im Einsatz am )nstitut f“r Kommunikationswissenschaft der Univer‐
sität Bamberg internes Wiki . Die Nutzung und Beobachtung der Nutzung
erfolgte dabei “ber einen längeren Zeitraum und ist damit dem Typus der
unstrukturierten, aktiv‐teilnehmenden, halb‐offenen und direkten Feld‐
Beobachtung zuzurechnen ebenda .
Dynamische Netzwerkanalyse und ‐visualisierung
Die Analysen der Wikis wurden auf Seiten‐ und auf Netzwerk‐Ebene
durchgef“hrt. Um die kollaborative Entstehung von Artikeln nachzuvoll‐
ziehen, wurde das von )BM entwickelte „(istoryFlow ‐Tool eingesetzt .
Das Programm wertet dabei die Versionsgeschichte von Wiki‐Seiten aus
und visualisiert die Bearbeitungsschritte der einzelnen Nutzer. Dadurch
wird nachvollziehbar, wie sich Aufbau und Struktur eines Artikels im zeitli‐
)n Zusammenarbeit mit Dr. Jan Schmidt im September
an der Universität
Bamberg, siehe http://www.dasneuenetz.de/workshop2007/.
Siehe http://www.research.ibm.com/visual/projects/history_flow/.
Kapitel | Forschungsdesign: Daten & Methoden
chen Verlauf entwickeln und wie groß der Anteil bestimmter Nutzer daran
ist. Die Visualisierung stellt dabei v.a. den Umfang der Änderung dar und
wie lange sie Bestand hat. Um die Art der Änderung beurteilen zu können,
wird jeweils auch der Text angezeigt und farblich hervorgehoben vgl.
Viégas et al.
.
Zur Analyse der Wikis insgesamt wurden im von der VW‐Stiftung finanzier‐
ten Kooperationsprojekt „Wikis in Organisationen von Klaus Stein und
Steffen Blaschke Netzwerkmaße sowie ein automatisiertes Skript zur Ana‐
lyse von MediaWiki‐Netzwerken entwickelt: der „Wiki‐Explorator , der
seitdem auch öffentlich zur kostenlosen Nutzung zur Verf“gung steht . Das
Vorgehen und die verwendeten Netzwerkmaße sind ausf“hrlich dokumen‐
tiert bei Blaschke/Stein
u.
und Stein/Blaschke
.
)n den Analysen werden nicht nur die „Hyperlinknetzwerke untersucht,
also das Netzwerk von Artikeln und Seiten im Wiki, die “ber (yperlinks
verbunden sind, sondern auch die „Autorennetzwerke , also Wikinutzer, die
“ber ihre Mitarbeit an den gleichen Seiten verbunden sind. Neben den sta‐
tischen Querschnittsanalysen dieser beiden Netzwerktypen wurden mithil‐
fe dieses Skripts und dem Visualisierungstool „SoN)A auch dynamische
Netzwerkanalysen erstellt, die die zeitliche Entwicklung von Autorennetz‐
werken in Form eines Films bzw. einer Animation sichtbar machen .
Um die Netzwerkanalysen interpretieren zu können, m“ssen sie mit )nfor‐
mationen “ber die )nhalte und die Autoren des Wikis unterf“ttert werden.
Dazu wurden die )nhalte der Wikis sowie die )nterviews ausgewertet.
Grounded Theory und Differenztheoretische (Inhalts‐)Analysen
Die Auswertung der )nterviews sowie die Meta‐Analyse der drei unter‐
schiedlichen Fallstudienbereiche siehe Kapitel „Ergebnisse
erfolgt
nach den Grundsätzen der Grounded Theory Glaser/Strauss
, vgl.
auch Str“bing
und Lampert
. D.h. zunächst wurden die )nter‐
views offen codiert „open coding und danach mit den Daten der anderen
Siehe http://www.kinf.wiai.uni‐bamberg.de/mwstat/.
Siehe http://www.stanford.edu/group/sonia/.
Zu den methodischen und theoretischen Grundlagen der Netzwerkforschung
siehe Stegbauer
; darin insbesondere die Aufsätze von Albrecht, Friemel und
Stegbauer, die sich mit Kommunikation, Kommunikationsrollen bzw. Positionen
auseinandersetzen sowie die Beiträge von Pfeffer und Trier/Bobrik, die Visualisie‐
rung bzw. die dynamische Analyse behandeln.
Soweit die Artikel zugänglich waren, siehe (inweise zur Anonymisierung bzw.
zum Verbleib der eigentlichen Daten‐Grundlage des Wiki‐Dumps in den Organisa‐
tionen in Kapitel . .
Kapitel | Forschungsdesign: Daten & Methoden
Erhebungs‐ bzw. Analysemethoden in Bezug gesetzt. )n mehreren Schritten
wurden dann die Einflussfaktoren zunächst auf der Ebene der einzelnen
Fallstudie, dann auf der Ebene der jeweiligen Kontexte und schließlich kon‐
text“bergreifend verglichen und verdichtet. )m Mittelpunkt dieses Prozes‐
ses des selektiven Codierens „selective codings „steht die (erausarbei‐
tung einer Kernkategorie, die das zentrale Phänomen beschreibt und die zu
allen anderen Kategorien in Beziehung steht Lampert
:
f. . Dabei
wurden auch Anleihen bei der „Differenztheoretischen Textanalyse ge‐
macht , einem Verfahren aus der Linguistik, das auf den theoretischen
Annahmen “ber Kommunikation nach Luhmann basiert Tischer et al.
:
‐
. Das Grundkonzept der Methode besteht darin, nicht nur
die explizit genannten Faktoren in die Analyse einzubeziehen, sondern
gezielt nach expliziten oder impliziten Differenzen zu suchen. Ein konkretes
Beispiel: Die Gemeinsamkeit zwischen der Fallstudie „Blaues Wiki und
Fallstudie „Rotes Wiki im Gegensatz zu Fallstudie „Gelbes Wiki ist
die intensive Einbindung in organisationale Arbeitsroutinen. Zwar finden
sich auch im gelben Wiki mehrere Aussagen dazu in den )nterviews, meist
jedoch in Bezug auf individuelle Arbeitsroutinen. Erst die spezifische Analy‐
se solcher Differenzen lässt die „blinden Flecke sichtbar werden.
Die Analyse fand hier zwar nicht wie eigentlich bei der linguistischen Me‐
thode vorgesehen auf der Ebene der Texte im Wiki oder in den )nterviews
statt, aber sie diente in modifizierter Form dem methodischen Vergleich
der Ergebnisse der unterschiedlichen Fallstudien. Das Ergebnis dieser
Auswertungen stellen die drei „Erfolgsfaktoren dar, die in Kapitel entwi‐
ckelt und ausf“hrlich dargestellt werden.
4.3.2 Analyserahmen und praktische Durchführung
Die Forschungsziele werden durch eine Reihe von zu untersuchenden )ndi‐
katoren operationalisiert, die im Modell in Abbildung
verortet werden.
Dieses orientiert sich inhaltlich und grafisch am systemtheoretischen Mo‐
dell der „organisationalen Wissenskommunikation von Schoeneborn
: ‐ .
F“r den (inweis auf diese Methode danke ich Britta Gossel.
Kapitel | Forschungsdesign: Daten & Methoden
Abbildung 15: Analyserahmen und Einflussfaktoren auf die Wiki‐Nut‐
zung
Quelle: Eigene Darstellung, angelehnt an Schoeneborn 2006: 32.
Die Darstellung verzerrt die tatsächlichen Zusammenhänge insofern, als
dass sie zwei soziale Systeme, nämlich das „Kommunikationssystem Wiki
und das „Kommunikationssystem Organisation analytisch trennt. Faktisch
ist das Wiki aber technisches Medium und damit ein Teil des sozialen Sys‐
tems der Organisation und zugleich selbst Kommunikationssystem. Mit
Organisation wiederum ist zugleich das institutionalisierte, soziale System
bezeichnet, das das Medium Wiki einsetzt und – auf einer anderen Ebene –
die Strukturierung des kollaborativen Kommunikationssystems Wiki. Die‐
ser Doppelcharakter der Begriffe Organisation und Wiki wurde in Kapitel
. näher erläutert.
Das Modell visualisiert den Analyserahmen insbesondere f“r den Bereich
der Wikis in Organisationen, findet aber auch Eingang in die Fallstudien zu
)nternet‐Wikis und Gruppen‐Wikis im Bereich e‐Learning. Wie bereits in
Kapitel . . erörtert, entwickeln Wikis im )nternet ihre Organisations‐
struktur erst mit der Zeit und in unterschiedlichem Ausmaß, während Wi‐
kis in Organisationen auf bereits bestehende (ierarchien und Strukturen
treffen. Die Wikis im e‐Learning stellen insofern eine Zwischenform dar, als
hier einerseits eine klare (ierarchie zwischen Lehrenden und Lernenden
Kapitel | Forschungsdesign: Daten & Methoden
sowie die Ziele des z.B. Seminar‐Wikis vorgegeben sind, andererseits sich
die Organisationsstrukturen erst in den Arbeitsgruppen und der Nutzung
des Wikis ausbilden und konkretisieren. Weitere Unterschiede bestehen in
der Mitgliedschaft diese ist in der Organisation klar definiert, bei den offe‐
nen )nternet‐Wikis sind hingegen lose Kopplungen die Regel , sowie in der
vgl. Kapitel . . . Die Analyseebenen
Motivation zur aktiven Teilnahme
sind also in allen drei Kontextbereichen weitgehend gleich, die konkrete
Ausgestaltung jedoch weitgehend verschieden.
)nnerhalb der einzelnen Fallstudien werden organisationale Einflussfak‐
toren ber“cksichtigt wie der Verwendungskontext Organisationskultur, ‐
struktur und ‐ziele , die Reichweite z.B. teambezogen, abteilungs“bergrei‐
fend, öffentlich sowie Vorgaben zur Nutzung Anreiz‐ oder Sanktionsme‐
chanismen, Ziele der Plattform, Kopplung von wissensbasierter Kommunika‐
tion der Plattform an entscheidungsbasierte Kommunikation der Organi‐
sation , individuelle Faktoren wie das Vorwissen und der Umgang mit
Technik allgemein sowie speziell mit Wikis Einstellung, Kompetenz , Er‐
wartungshaltung und Arbeitsroutinen innerhalb und außerhalb des Wikis
Prämissen und Erwartungen an das Wiki bzw. andere Medien der Organi‐
sation, Beteiligungsmuster, Kosten‐Nutzen‐Bewertungen , soziale Fakto‐
ren wie geteilte Verwendungsregeln Adäquanz‐ und prozedurale Regeln
und das Erkennen und Nutzen von sozialem Kapital in relationaler Dimen‐
sion z.B. Dynamik von Netzwerken, Bildung von Vertrauen, gemeinsam
geteilte Normen und Werte, wechselseitige Verpflichtungen und Reziprozi‐
tät und kognitiver Dimension z.B. gemeinsamer Kontext und Sprache, ge‐
meinsame Geschichte und geteilte Kosten‐Nutzen‐Bewertungen und letzt‐
lich technische Faktoren wie Möglichkeiten und Restriktionen, die die
Architektur und ggfs. zusätzliche Systemkomponenten bringen.
Die einzelnen )ndikatoren bauen dabei in jeweils unterschiedlichem Maß
auf bestehenden Arbeiten und Skalen sowie den eigenen theoretischen
Vor“berlegungen auf. Einbezogen wurde unter anderem Elemente des
, in dem die
Technology Acceptance Models TAM von Davies
Kompetenz der Nutzer, die Leichtigkeit der (andhabung der Technik sowie
Entscheidungsprämissen wesentliche Einflussfaktoren f“r die Akzeptanz
Die „Motivation zur Teilnahme wird in obigem Modell f“r Organisationen insb.
durch die Faktoren der Kosten/Nutzen‐Bewertung und der Anreize/Sanktionen
repräsentiert, aber auch durch eigene Erwartungen und Erwartungen des Umfelds.
)m )nternet spielen Anreize und Sanktionen naturgemäß eine geringere Rolle, hier
werden die Motive in Anlehnung an Schroer
operationalisiert vgl. Kapitel
. . . Faktoren wie „Spaß an der Arbeit im Wiki docken in obigem Modell an die
Kategorien „Beteiligung , „Erwartungen und „techn. Kompetenz an.
Zur Operationalisierung siehe van den (ooff u.a.
, S.
‐
.
Kapitel | Forschungsdesign: Daten & Methoden
von Technologie darstellen , das Modell von Yuan et al.
zu indivi‐
duellen Kosten‐Nutzen‐Abwägungen und sozialen Einfl“ssen sowie die
Operationalisierung der Organisationskultur, wie sie von van den (ooff/
Schipper
vorgenommen wird.
Die beschriebenen Faktoren des Analyserahmens finden ihre Operationali‐
sierung insbesondere im Leitfaden zu den Experteninterviews , aber auch
in den daran anschließenden Beobachtungen und weiteren informellen
Gesprächen ohne Tonbandaufzeichnung vor Ort, zu denen jeweils Ge‐
dächtnisprotokolle angefertigt wurden, sowie in den Netzwerkanalysen.
Die )nterviews dauerten je nach Nutzertyp zwischen
‐
Minuten, im
Anschluss wurden die )nterviews von studentischen (ilfskräften ver‐
schriftlicht. Der Zeitpunkt der Befragung ist jeweils bei den Darstellungen
der Fallstudien in Kapitel . angegeben.
4.4 Reflexion des Forschungsdesigns: Stärken & Schwächen
Die Arbeit setzt sich aus mehreren, verschiedenartigen Teilstudien zusam‐
men. R“ckblickend hätte eine parallele Untersuchung der jeweiligen Kon‐
textbereiche )nternet, Organisation und Gruppenarbeit mit gleichem Ab‐
lauf und gleicher Methodik eine schnellere und einfachere Vergleichbar‐
keit gebracht. Dem standen jedoch zeitliche und forschungspraktische
Probleme gegen“ber: F“r das neue Feld der Wikis mussten zum Teil neue
Erhebungs‐ und Analysemethoden gesucht und erlernt werden; f“r Tools
wie „(istory Flow , dem Wiki‐Explorator und den dynamischen Netzwerk‐
analysen musste technisches Know‐(ow erarbeitet und Erfahrungen in der
Anwendung und N“tzlichkeit dieser Verfahren gesammelt werden. Schließ‐
lich konnten die Forschungsmethoden aus technischen, zeitlichen und for‐
schungspraktischen Gr“nden nicht stringent bei allen Untersuchungsbe‐
reichen gleichermaßen durchgef“hrt werden – die Teilstudien sind somit
nicht „aus einem Guss .
Diese (eterogenität des Multi‐Methoden‐Designs hat aber vor allem zeitli‐
che Einbußen gebracht – die Forschungsarbeit dauerte letztlich “berdurch‐
schnittlich lang. Inhaltlich wird sie vom Verfasser aber nicht als Nachteil,
sondern als Stärke der Untersuchung angesehen: So konnten sich eben
nicht nur neue Analysemethoden, sondern auch das große Feld der Wikis
Das TAM setzt sich zusammen aus „perceived usefulness im Sinne einer Ver‐
besserung der Aufgabenerf“llung und „perceived ease of use – ohne großen Auf‐
wand zu bedienende Technik.
Aus Platzgr“nden wird in dieser Publikation auf den Abdruck sämtlicher )nter‐
view‐Transkripitionen verzichtet.
Kapitel | Forschungsdesign: Daten & Methoden
auf unterschiedliche Art erschlossen werden. Das Erkennen von Mustern
und Funktionszusammenhängen setzt eine gewisse Tiefe der Auseinander‐
setzung mit einem Untersuchungsobjekt voraus, die mit einem linearen
oder parallelisierten Forschungsablauf möglicherweise nicht erreicht wor‐
den wäre.
Weitere Kritik am Forschungsdesign könnte bez“glich der geringen Fall‐
zahl insbesondere der Organisationswikis angebracht werden. Sie ist – wie
bereits geschildert – Gr“nden des Zugangs geschuldet. Durch den Vergleich
mit anderen Untersuchungen in diesem Feld und eigenen, weiteren Befra‐
gungen wurde jedoch das Möglichste unternommen, um die theoretische
Relevanz zu belegen. Grosso modo ist dieser Einwand zu vernachlässigen,
da die Arbeit nicht Organisationswikis fokussiert, sondern verallgemeiner‐
bare Strukturen von Wikis untersucht.
Letztlich lässt noch die Dokumentation der Datengrundlage W“nsche offen:
bei keinem der drei Untersuchungsbereiche kann die eigentliche Basis,
nämlich die Wiki‐Datenbank an sich dokumentiert werden. Während bei
den Organisationswikis die Geheimhaltungsvereinbarungen dies aus‐
schließen, wird versucht bei den )nternetwikis und den Wikis im Bereich e‐
Learning die Nachvollziehbarkeit durch Verweis auf die jeweilige )nternet‐
Fundstelle zu ermöglichen soweit diese noch öffentlich zugänglich sind .
Die sonstige Datenbasis d.h. )nterviews, Leitfäden und Ergebnisse der
Netzwerkanalysen findet sich entweder im )nternet insb. bei den Wikis
zu den Projektseminaren oder ist z.T. bereits in Veröffentlichungen bzw.
an der Forschungsstelle „Neue Kommunikationsmedien Bamberg doku‐
mentiert. An den betreffenden Stellen wird darauf jeweils hingewiesen.
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
5. Ergebnisse I: Erste Analysen der Fallstudien
)m Folgenden finden sich nun Beschreibungen der jeweiligen Fallstudien,
gegliedert nach den Kontextbereichen Internet, Organisationen und (Klein‐)
Gruppen. Dabei werden die einzelnen Untersuchungsobjekte hinsichtlich
jeweils relevanter Merkmale wie z.B. Entwicklungsgeschichte, Einsatz und
Umfang des Wikis und Nutzungs‐ bzw. Nutzerstruktur, und der angewand‐
ten Methoden vorgestellt sowie zentrale Ergebnisse präsentiert. Diese De‐
tail‐Analysen der einzelnen Fallstudien bilden die Grundlage f“r die Ge‐
samtanalyse zur Funktionsweise von Wikis in Kapitel .
5.1 Fallstudien Internetwikis
)n Kapitel . und . wurden bereits einzelne Analysen zur Wikipedia und
weiteren )nternetwikis dargestellt. )m Folgenden sollen nun erweiternde
Analysen der Wikipedia sowie weitere Fallstudien von )nternet‐Wikis kurz
vorgestellt werden, die jeweils im Rahmen von Projektseminaren unter‐
sucht wurden. Die Studien haben jeweils nur explorativen Charakter und
erheben keinen Anspruch auf Repräsentativität. )m Einzelnen sind dies:
Wikipedia: Analysen zum Entstehungsprozess „exzellenter Artikel
Wiki‐Gründer: Befragung von )nitiatoren von Wikis im )nternet
Reisewikis: Fallstudie zur Auswirkung von Kommerzialisierung und
hierarchischer Strukturierung von Wikis
5.1.1 Von Chefköchen und Küchenhilfen – zum Entstehungsprozess
„exzellenter Artikel“ in der Wikipedia
Ausgehend von der Untersuchung „Zu wenige Köche verderben den Brei
von Brändle
wurde im Rahmen eines Projektseminars der Ent‐
Durchgef“hrt wurden die Fallstudien in den (auptseminaren „Kollaborative
Wissenssysteme Wintersemester
/
sowie „Neue Öffentlichkeiten im
)nternet: Wikis und Weblogs Wintersemester
/
an der Universität Bam‐
berg. Die urspr“ngliche Datenbank des eingesetzten Wikis ist leider bei einem Pro‐
viderwechsel durch Umformatierungen unbrauchbar geworden. Die Dokumenta‐
tion ist aber “ber eigene Aufzeichnungen sowie in gewissem Umfang durch die
„Wayback Machine von )nternet Archive möglich. Zur Nachvollziehbarkeit werden
im Folgenden die dortigen Fundstellen als Quellennachweise angegeben.
Projektseminar „Kollaborative Wissenssysteme an der Otto‐Friedrich‐Uni‐
versität Bamberg im Fach Kommunikationswissenschaft. Die Dokumentation des
Projekts ist leider nur noch “ber die WaybackMachine zugänglich unter
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
stehungsprozess von „exzellenten Artikeln in der Wikipedia untersucht.
Ziel war es, sich einerseits intensiver mit der Genese von kollaborativ er‐
stellten Artikeln und der dabei entstehenden Rollenstruktur auseinander‐
zusetzen, und andererseits die bestehende Untersuchung zu “berpr“fen
und gegebenenfalls zu bestätigen oder anzupassen.
Brändle geht aus von der Ökonomie der Aufmerksamkeit Franck
und publizistischen Qualitätskriterien Ruß‐Mohl
und bezieht beides
auf die Erstellung von Wikipedia‐Artikeln. )n seiner Untersuchung von Wi‐
kipedia‐Artikeln entwickelt er mithilfe der Faktoren‐ und Regressionsana‐
lyse ein Modell, dass die Qualität der Artikel, insbesondere hinsichtlich des
Faktors der inhaltlichen Reichhaltigkeit, auf die Relevanz des Themas und
die Aufmerksamkeit also die Beachtung des Artikels erklärt. Die Ergebnis‐
se fasst er wie folgt zusammen:
„Das Wiki‐Prinzip funktioniert nur unter der Bedingung der Aufmerk‐
samkeit [und] führt nur zur Qualität, wenn sich eine möglichst große
Anzahl von Autoren aktiv und aufmerksam beteiligt. […] In Wiki‐Sys‐
temen verderben nicht zu viele, sondern zu wenige Köche den Brei.“
(Brändle 2005: 119)108.
)m Rahmen des Projektseminars wurde diese Analyse als Arbeitshypothese
verwendet, um zu “berpr“fen, ob und wie die Qualität von Artikeln durch
eine Vielzahl von „Köchen zustande kommt . Um nicht selbst das Kriteri‐
um der „Qualität von lexikalischen Artikeln m“hsam konstruieren, opera‐
tionalisieren und auf die Artikel anwenden zu m“ssen , wurde zu dem
„Kniff gegriffen, „exzellente Artikel der Wikipedia zu analysieren, d.h.
Beiträge, die bereits durch einen Review‐Prozess gegangen sind und von
der Community selbst als vergleichsweise qualitativ hochwertig wahr‐
genommen und ausgewiesen werden .
http://141.13.22.238/mediawiki/index.php/Die_Entwicklung_exzellenter
_Artikel_in_der_deutschsprachigen_Wikipedia zuletzt abgerufen am . .
Zitat um Tippfehler bereinigt.
F“r die Auswertungen der Artikel bedanke ich mich bei der Projektgruppe,
namentlich bei V. Rateike, J.‐M. Rösner, L. Denks und C. Eberts.
.
Vgl. dazu die oft zitierte Aussage von Ruß‐Mohl: „Qualität im Journalismus defi‐
nieren zu wollen, gleicht dem Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln
:
.
Exzellente Artikel stellen damit die höchste Bewertungsstufe bei der Wikipedia
dar, daneben gibt es als abgestuftes Prädikat noch die „lesenswerten Artikel .
Zum Verfahren der Wahl siehe W , Kriterien f“r „exzellente Artikel siehe W .
Die jeweils aktuelle Liste der „exzellenten Artikel findet sich hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Exzellente_Artikel.
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
Zum Zeitpunkt der Analysen gab es
„exzellente Artikel . Untersucht
wurden davon eine Zufallsstichprobe von
Artikeln, die mithilfe des (is‐
toryFlow‐Tools, einem Programm zur Visualisierung der Versionsgeschich‐
te von Wiki‐Artikeln, ausgewertet wurden vgl. Viégas et al.
. Dadurch
konnte in der Untersuchung Reaktivität vermieden werden, da die Ent‐
wicklung der Artikel ex post erfasst und ausgewertet wurde. Die unter‐
suchten Artikel umfassten im Schnitt knapp .
Wörter, und wiesen im
.
Durchschnitt , Bilder und , externe Links auf Rateike et al.
)m Unterschied zur Diagnose von Brändle zeigen die Analysen nun, dass im
Mittel nur , Personen inklusive Bots an der Erstellung der Artikel der
beteiligt sind und bei “ber % der ausgewerteten exzellenten Artikel je‐
weils nur eine einzelne Person f“r den Großteil der Entwicklung verant‐
wortlich ist. Dieser „Chefkoch liefert dabei einen Großteil des )nhalts,
meist in Form eines großen Sprungs in der Versionsgeschichte oder “ber
die Mitarbeit “ber einen längeren Zeitraum hinweg . Daneben konnten
noch „Hilfsköche und „Küchenjungen identifiziert werden, die sich in Art
der Mitarbeit und Umfang der beigesteuerten )nhalte unterscheiden.
„Hilfsköche ergänzen die Artikel mit eigenem Fachwissen in Form von
kleineren Textpassagen oder mittelgroßen Textbausteinen, von denen
mehrere auch bis zur Auszeichnung erhalten bleiben, oder leisten Struktu‐
rierungsarbeit. Als „Küchenjungen werden hingegen User bezeichnet, die
kleine und kleinste Beiträge leisten, z.B. das Ergänzen von externen Links
oder Literaturhinweisen bzw. das Korrigieren von kleineren Fehlern oder
Formatierungsarbeiten. )hre Arbeit verändert die Länge des Artikels ein‐
zeln gesehen nicht erheblich.
Stand: . Dezember
.
Leider existierten zum damaligen Zeitpunkt keine Vergleichsdaten f“r „durch‐
schnittliche Wikipedia‐Artikel. Dennoch erscheinen „exzellente Artikel länger
der Großteil der untersuchten Artikel umfasste deutlich mehr als
Wörter
und bilderreicher zu sein. Wahrscheinlich sagt das aber weniger “ber die Qualität
als mehr “ber die Auswahlkriterien aus, welche Artikel “berhaupt f“r die Aus‐
zeichnung vorgeschlagen werden.
Eine Objektivierung der Kriterien ist mithilfe des (istoryFlow‐Tools nur schwer
möglich, da es keine quantitative, sondern nur eine visuelle Auswertung bietet.
Kompensiert wurde dies durch eine hohe )ntercoder‐Reliabilität von jeweils min‐
destens drei Codierern. Dennoch kann festgehalten werden, dass mehr als % des
gesamten Textkorpus auf den „Chefkoch zur“ckzuf“hren ist.
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
Abbildung 16: Entstehung des exzellenten Artikels „Wassertreter (Vö‐
gel)“
Identifikation von Chefkoch, Hilfsköchen und Küchenjungen mittels HistoryFlow‐
Analyse
Chefkoch:
„Baldhur“
Hilfsköche:
„BS Thurner Hof“
„Merops“
Küchenjunge:
„Andrsvoss“
Lesehilfe: Die Linien stellen die Entwicklung des Textes im Laufe der Zeit dar. Die
Farben entsprechen jeweils einem Autor. Baldhur (gelb markiert) hat also zu Beginn
des Artikels viel Text beigesteuert; Andrsvoss dagegen hat nur einen kleinen Beitrag
geleistet (dünne orangene Linie). | Quelle: Eigene Darstellung, angelehnt an Rateike
et al. 2007.
Als Beispiel kann die Analyse des Artikels zur Vogelart der „Wasser‐
dienen siehe Abbildung
. Der Artikel wird von User:Baldhur
treter
am . September
angelegt und gleichzeitig f“r einen Schreibwett‐
bewerb angemeldet, um mehr Nutzer f“r den Artikel zu interessieren und
zur Mitarbeit zu bewegen. )m untersuchten Zeitraum listet (istoryFlow
Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Wassertreter_%28V%C3%B6gel%29
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
Mitwirkende auf , darunter mindestens
Bots, d.h. automatisierte Pro‐
gramme, die u.a. zur Tippfehlerkorrektur eingesetzt werden, und nur sechs
Nutzer mit drei oder mehr Edits.
Nur drei Nutzer leisten substantielle Arbeit am ausgezeichneten Artikel,
darunter der )nitiator „Baldhur als Chefkoch und die beiden (ilfsköche
„Merops , der vor allem sprachliche Verbesserungen durchf“hrt, und „BS
Thurner (of , der Umstrukturierungen und inhaltliche Verbesserungen
vornimmt. )n der Abbildung oben ist noch ein weiterer (ilfskoch „Accipi‐
ter erkennbar gr“ne Markierungen , der Expertenwissen einbringt, in‐
dem er Fachbegriffe ersetzt oder ergänzt. Daneben gibt es noch einige klei‐
nere Beiträge von K“chenjungen, die meisten davon gehen jedoch auf
Verlinkungen mit Bots zur“ck.
Weitere ähnliche untersuchte Artikel mit einem Chefkoch und mehreren
ein mittelalterli‐
(ilfsköchen sind z.B. das „(aus zur goldenen Waage
ches Fachwerkhaus in Frankfurt a. M. oder zu „(einrich von Uppsala
ein finnischer Bischof und (eiliger . Der Artikel zur „Kursächsischen
stellt ein Beispiel f“r die nur etwa % der untersuch‐
Postmeilensäule
ten Fälle dar, in denen kein eindeutiger K“chenchef identifiziert wurde,
sondern mehrere (ilfsköche zusammen an dem Artikel schreiben. Alle vier
Beispiele haben bis heute den Status des „exzellenten Artikels behalten.
Fazit. )nsgesamt ergibt sich ein “berraschendes Bild: Artikel, die als exzel‐
lent eingestuft werden, entsprechen im untersuchten Zeitraum kaum dem
Bild der „Weisheit der Masse – vielmehr erscheint es doch eher wie die
Leistung einzelner Experten, die von Lektoren und Assistenten redigiert
und ergänzt werden . Nur in der (älfte der untersuchten Fälle arbeiten
mehrere Autoren gleichberechtigt oder unterst“tzend an dem Artikel mit.
Die Analyse wurde f“r die vorliegende Arbeit wiederholt, da die urspr“nglichen
Screenshots im Wiki nicht mehr dokumentiert waren. Die urspr“ngliche Studie
umfasst den Zeitraum bis Januar
, wobei (istoryFlow nicht alle Änderungen
bis zur j“ngsten Version abbildet. Die Screenshots in Abbildung
umfassen den
Zeitraum bis Januar
, darauf beziehen sich auch die Zahlen an dieser Stelle.
Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Haus_zur_Goldenen_Waage
Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_von_Uppsala
Siehe
http://de.wikipedia.org/wiki/Kurs%C3%A4chsische_Postmeilens%C3%A4ule
Dem Verfasser ist bewusst, dass auch ein Systematischer Fehler in der unter‐
suchten Stichprobe f“r das Ergebnis verantwortlich sein könnte: Bspw. könnte es
sein, dass (auptautoren „Chefköche eher ihre Werke zur Bewertung und Preis‐
vergabe anmelden, um „Trophäen zu sammeln. Der Anteil der „Chefkoch‐Artikel
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
Sicherlich ist die Analyse von Brändle dadurch nicht komplett zu verwerfen
– die Wikipedia ist ein Gemeinschaftsprojekt. Doch das Bild der „vielen Kö‐
che muss korrigiert werden: solange ein User den Artikel dirigiert, bleibt
er oft der (auptakteur. F“r einen exzellenten Artikel braucht es eben doch
meist nur einen oder wenige Chef‐ und ein paar unterst“tzende (ilfsköche.
Das Gros der Beteiligten sind eher „Laufburschen und K“chenjungen –
deren Beiträge mögen klein sein, summieren sich aber und sind damit f“r
das Gesamtprojekt ebenso unerlässlich.
5.1.2 Wikis und deren Gründer – zur besonderen Rolle der „Heb‐
amme“
Die Frage nach der Motivation zur Beteiligung an Wikis wurde vielfach
gestellt und unterschiedlich beantwortet (ertel/Schroer
und Schro‐
er
; Johnson
; Nov
und Oreg/Nov
; Merz
; Steg‐
bauer
; Raab
. Die Untersuchung des Psychologen Schroer findet
dabei als wichtigste Faktoren intrinsische Motive wie „Spaß an der Tätig‐
keit oder das „Vergessen der Zeit bei der Arbeit , das Teilen kollektiver
Überzeugungen wie „)nformationen m“ssen frei sein oder die „)dentifika‐
tion mit der Wikipedia‐Gemeinschaft und den „Stolz auf das eigene Enga‐
gement bei dem Projekt Schroer
: ‐ . Der Soziologe Stegbauer
beschreibt die Entstehung einer positionalen Struktur in der Wikipedia und
deren Auswirkung auf erwartbare (andlungsmuster. Eine wesentliche
Rolle kommt dabei Personen in „F“hrungspositionen zu, z.B. als Admins
oder als Mitglied des Schiedsgerichtes vgl. Stegbauer
, dort insb.
‐
.
Durch den Austausch mit beiden eben genannten Wiki‐Forschern in fr“hen
Phasen der jeweiligen Untersuchungen W
entstand die )dee, beide An‐
sätze zu verkn“pfen und – zumindest im kleinen Maßstab – f“r andere )n‐
ternet‐Wikis nachzuvollziehen.
Untersucht wurden dabei
)nitiatoren von Wikis im )nternet. Der R“ck‐
lauf der schriftlichen Befragung, bei der insgesamt
Gr“nder von Wikis
kontaktiert wurden, betrug demnach % komplett auswertbarer Frage‐
bögen . Die Wikis stammen thematisch aus den Bereichen „Beruf und Schu‐
/
le und „(obby und Freizeit . Die Befragung im Winter
wäre dann in der Stichprobe größer als in der Wikipedia allgemein. Dennoch zeigt
die Analyse damit immer noch, dass Wikipedia auf der Ebene ihrer Artikel eben
nicht generell das Werk der „Weisheit der Masse ist, sondern eher vieler einzelner
Experten und (ilfswilliger.
Aus dem ersten Bereich existieren heute noch das „Pflegewiki www.pflege‐
wiki.de , das „Versicherungswiki versicherungs‐wiki.de und das „Wiki der Frei‐
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
orientierte sich dabei an zentralen Befunden von (ertel/Schroer und Steg‐
bauer, sowie Frost
. Alle Befragten sind männlich, mehrheitlich j“n‐
ger und formal höher gebildet – dies “berrascht nicht, sondern deckt
sich mit anderen Untersuchungen der Wikipedia zum ähnlichen Zeitpunkt
vgl. (ertel/Schroer
. Das Tätigkeits‐Profil der Gr“nder von Wikis
stellt sich dabei ausgesprochen vielfältig dar : Zu den regelmäßigen Auf‐
gaben gehört f“r die Mehrheit das Verfassen eigener Beiträge, das Korrigie‐
ren fremder Artikel sowie das Bekämpfen von Vandalismus f“r
von
Befragten , die Einladung zu Mitarbeit von neuen Nutzern und das Struktu‐
rieren des Wikis
von
sowie die Administration der Software
von
. Knapp ein Drittel ist dabei fast täglich im Wiki aktiv
% , weitere
% arbeiten mindestens einmal pro Woche darin .
Die Fragen zur Motivation f“r das Engagement im Wiki ergeben trotz der
geringen Fallzahl der Befragten ein Bild, das die wesentlichen Ergebnisse
von (ertel und Schroer zur Wikipedia auch f“r die )nitiatoren von anderen
)nternet‐Wikis bestätigen kann . Das private )nteresse am Thema und der
„Spaß an der Arbeit im Wiki stellen die wichtigsten persönlichen Motive
dar. Die beiden )tems mit der höchsten Zustimmung sind bei Schroer „die
Qualitätsverbesserung von Wikipedia insgesamt ist f“r mich wichtig und
„ich engagiere mich f“r Wikipedia, weil ich der Meinung bin, dass )nforma‐
tionen frei zugänglich und kostenlos sein sollten ebd.
:
und
–
dies spiegelt sich auch in den )tems „Verbesserung von )nformation und
tagsrunde zu Studium und (ochschulpolitik der TU Berlin wiki.freitagsrunde.org
sowie „Wikiversity www.wikiversity.de , aus dem zweiten Bereich das „Kaffeewi‐
ki www.kaffeewiki.net , das „Kochwiki www.kochwiki.net , „Wikinews
www.wikinews.de und das „Wiki f“r Farbmäuse wiki.mausebande.com .
F“r die Zusammenfassung der Ergebnisse der Projektgruppe „Motivation von
Wiki‐Nutzern siehe Körber et al.
. Den beteiligten Studierenden M. Körber, A.
Destler, T. Etterer und J. Maurer sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt.
Etwa ein Drittel war zwischen
zwischen ‐ Jahre
%.
‐
Jahre alt
% , und ein weiteres Drittel
% hatten bereits einen (ochschulabschluss, weitere
% Abitur.
Vgl. dazu die hohe Relevanz des Faktors „Zufriedenheit mit den Entfaltungs‐
möglichkeiten bei Schroer
:
sowie die häufige Kombination verschiede‐
ner Tätigkeitsprofile bei Stegbauer
:
ff.
Die hohe Aktivität ist dabei sicherlich zum Teil auf die Stichprobenziehung zu‐
r“ckzuf“hren, stimmt aber auch mit eigenen Auswertungen zu anderen )nternet‐
wikis, z.B. zu Stadtwikis “berein.
Schroer nutzt zwar eine sieben‐stufige Likert‐Skala und eine wesentlich grö‐
ßere item‐Batterie, dennoch: die Tendenzen bei den jeweiligen items bleiben ver‐
gleichbar.
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
„Verbreitung von Wissen wieder, die f“r die jeweiligen Wikis der Gr“nder
analog formulierten wurden vgl. Abbildung
.
Die materiellen Opportunitätskosten spielen in beiden Kontexten keine
große Rolle: Wichtiger als die Kostenlosigkeit erscheint den Wiki‐Gr“ndern
die praktische Tauglichkeit von Wikis als Tools um Zusammenarbeit zu
ermöglichen. F“r die Wikipedia wurde dies von Schroer so nicht erhoben,
da sie ja bereits kostenlos verf“gbar ist, hier bekommt aber entsprechend
das )tem zur fehlenden Bezahlung die geringste Zustimmung. Noch etwas
stärker ausgeprägt als bei den Wikipedianern ist bei den Wiki‐Gr“ndern
der Stolz “ber die eigene Leistung.
Es wurden noch weitere Faktoren erhoben, herausragend war dabei noch
das bei allen Wiki‐)nitiatoren durchweg hohe )nteresse an moderner Tech‐
nik sowie generell ein )nteresse an vielen verschiedenen Themen beide
mit dem Mittelwert , . Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich
die Befunde zur Motivation zur Mitarbeit bei Wikipedia zumindest auch f“r
(eavy‐User wie die befragten Wiki‐)nitiatoren von Wikis im )nternet bestä‐
tigen lassen.
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
Abbildung 17: Motivation von Wiki‐Initiatoren
Schriftliche Befragung von
Wiki‐Gr“ndern; jeweils Mittelwerte.
Quelle: Explorative Studie im Rahmen eines Projektseminars, Körber et al. 2007.
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
5.1.3 Wikivoyage versus Wikitravel und andere „Forks“ – Aus‐
wirkungen der Kommerzialisierung von Wikis
Die Aushandlungsprozesse “ber das Wissen in öffentlichen Wikis laufen
keineswegs immer harmonisch ab vgl. Benutzer:Stefan
; Benutzer:
Schlesinger
. Auf der Ebene von Artikeln kommt es teilweise zu soge‐
nannten „Edit Wars , in denen Vertreter gegensätzlicher Positionen durch
Löschungen und R“ckgängigmachen von Löschungen ihren Streit “ber die
Definitionsmacht f“hren vgl. Raschka
:
; Pentzold
:
f. .
Aber auch auf der Ebene von ganzen Wikis kommt es zum Streit “ber die
Ausrichtung und das weitere Vorgehen. Bilden sich dabei Koalitionen, die
unversöhnlich bleiben , kommt es teilweise zu Abspaltungen eines neuen
Wiki‐Projekts, f“r das sich der Begriff „Fork , also der „Gabelung in zwei
Projekte, etabliert hat. )n der Geschichte der Wikipedia gibt es viele Bei‐
spiele daf“r, z.B.
das Projekt „Wikiweise des Wikipedia‐Admins Ul‐
oder das
von Larry Sanger, dem ehemaligen Mit‐
rich Fuchs
Begr“nder der Wikipedia, gestartete Projekt „Citizendium
Benut‐
zer:Schlesinger
.
Ein solcher Fork wurde auch mit den beiden )nternet‐Wikis „Wikitravel
und „Wikivoyage untersucht . Beide Wikis haben zum Ziel, „einen voll‐
ständigen, aktuellen und verlässlichen weltweiten Reisef“hrer zu erstellen,
dessen )nhalte frei verf“gbar sind W . Daneben existiert mit „World
noch ein weiteres kollaboratives Projekt mit demselben Ziel, das aller‐
dings rein englischsprachig und kommerziell ausgerichtet ist.
Als größter Vorteil der Reisewikis wird von den Nutzern neben der Aktuali‐
tät die Unabhängigkeit gesehen:
“Unlike Lonely Planet or other paper guides Wikitravel can provide in‐
stant information about changes. As an example, in 2006 when Thai‐
land was taken over by a military coup Wikitravel was the only guide
to instantly provide that information.“
Der Streit zwischen )nklusionisten und Exklusionisten in der Wikipedia vgl.
Kapitel . zeigt, dass diese Auseinandersetzungen ebenso heftig gef“hrt werden
können, aber nicht zwangsläufig zu Abspaltungen f“hren vgl. Lutzi
.
Vgl. die Ausf“hrungen in Kapitel . . zu „DSAD(LBAFVUF W
.
Ein herzlicher Dank geht an die Projektgruppe V. Bott, N. Kn“pfer, K. Kremer
und S. Schikora. )m Rahmen der Studie wurden )nhalte auf beiden Plattformen
ausgewertet sowie im Januar
insgesamt
)ntensiv‐Nutzer und Administra‐
toren von Wikitravel via Online‐Fragebogen befragt.
Durch den Aufkauf von „)nternet Brands sind World
„verschwisterte Projekte.
und Wikitravel seit
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
„Der größte Vorteil einer Wiki gegenüber einem Reiseführer ist zum ei‐
nen der neutrale Standpunkt, da man auf keine Verlage oder Sponsoren
achten muss und zum anderen die Aktualität, da man sofort bei Ände‐
rungen reagieren kann. Ein Beispiel sind hier die Einreisebestimmun‐
gen in die USA, die sich öfter in den letzten 2 Jahren geändert haben.“
(Offene Antworten aus der Befragung von Wikitravel‐Nutzern)
von Evan und Michele Ann Jenkins Prodromou
Wikitravel wurde
gegr“ndet, die deutschsprachige Ausgabe wurde im Oktober
gestar‐
tet. Eine kurze Notiz im Computermagazin c t Bager/Braun
brachte
dem Projekt Aufmerksamkeit und schnelles Wachstum: Bereits im Sommer
war die deutschsprachige Version von Wikitravel die zweitstärkste
nach dem englischen Original.
Während einige aktive Nutzer mit der „monarchischen Organisations‐
struktur und dem autoritären F“hrungsstil des Gr“nders „Evan zwar nicht
zufrieden waren, dies aber dem Projekt zuliebe hinnahmen, brachte der
Verkauf des Wikis eine Dynamik in Gang, die schließlich in der Abspaltung
des Projekts „Wikivoyage m“ndete. Am . .
gaben die beiden Wi‐
kitravel‐Gr“nder auf der Startseite des Wikis bekannt, dass sie die Rechte
an der )nternet‐Domain wikitravel.org an die US‐amerikanische Werbefir‐
ma )nternet Brands verkauft hatten.
F“r eine Gruppe von hauptsächlich deutschsprachigen „Wikitravelern war
dies der Anstoß, nach neuen Wegen zu suchen:
„Es besteht die Gefahr, dass Werbekunden auf die Artikel Einfluss neh‐
men können. Ich möchte nicht unbezahlt für eine Firma arbeiten. Für
eine seriöse Lösung beim Verkauf hätte man zumindest die Nutzer dar‐
über abstimmen lassen sollen. Das ist aber nicht geschehen.“ (Offene
Antwort aus der Befragung von Wikitravel‐Nutzern)
Um nicht die Fehler der Organisation von Wikitravel zu wiederholen, wur‐
de daher am . September
der gemeinn“tzige Verein „Wikivoyage
e.V. in Stuttgart gegr“ndet W . Die Satzung betont die Unabhängigkeit
von kommerziellen )nteressen und die demokratische Entscheidungsfin‐
dung im Konsens der Gemeinschaft, wof“r z.B. Online‐Versammlungen
eingerichtet werden können.
Am
. Dezember
ging dann das Wiki von Wikivoyage mit knapp
.
Artikeln online, die zuvor aus dem anderen Projekt “bernommen
wurden – was praktisch den kompletten Artikelbestand von Wikitravel
bedeutet. Die “berwiegende Mehrheit der Gr“ndungsmitglieder von Wi‐
kivoyage hat nicht nur bei Wikitravel mitgearbeitet, sondern bereits dort
Siehe http://wikitravel.org/de/Hauptseite.
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
F“hrungs‐ und Organisationsaufgaben wahrgenommen oder umfangreiche
inhaltliche Beiträge geleistet und so zum Erfolg der deutschsprachigen Ver‐
sion von Wikitravel beigetragen.
Auch wenn der Gr“nder von Wikitravel mehrfach betonte, dass die Aus‐
richtung des Wikis auch nach dem Verkauf der Domain gleich bleibt und
die )nhalte unter der Creative Commons‐Lizenz CC BY‐SA weiterhin frei
bleiben woran sich bis heute auch tatsächlich nichts geändert hat , gen“g‐
te schon der in der Wahrnehmung der Nutzer undemokratische Prozess
sowie der ökonomische Vorteil des Gr“nders durch den Verkauf der Do‐
main, die Ziele und Werte der Community grundlegend in Frage zu stellen.
Eine ähnliche Dynamik f“hrte auch zur Abspaltung des „Spanish Forks der
Wikipedia, bei dem
nahezu die gesamte Community der spanischen
Wikipedia von Bord ging und das Gegenprojekt „Enciclopedia Libre Univer‐
gr“ndete. Auslöser waren auch hier die Unzufriedenheit mit
sal ELU
der Organisationsstruktur und dem F“hrungsstil von Larry Sanger, sowie
die Bef“rchtung, dass Werbung eingef“hrt werden könnte und daraus eine
„WikiPA)Dia entst“nde Tkacz
; vgl. Suárez/Ruiz
.
Die Abspaltung ist damit in beiden Fällen faktisch auf eine Steuerungskrise
durch das Machtmonopol, die falschen F“hrungsentscheidungen und
mangelnde )nformation sowie eine Veränderungskrise durch das provo‐
kante Veränderungsmanagement, das von der Community nicht getragen
wurde zur“ckzuf“hren vgl. (utzschenreuter/Griess‐Negra
.
Fazit: Die „fehlende Bezahlung der Wiki‐Nutzer siehe vorhergehendes
Kapitel ist demnach zwar kein Problem f“r die Motivation zur Mitarbeit,
es wird aber zum Problem, wenn Einzelne ohne Legitimation der Commu‐
nity eine herausragende Position einnehmen oder gar aus dem Wiki finan‐
zielle Vorteile ziehen. Gleichermaßen besorgt reagiert die Community auf
den möglichen Verlust der Unabhängigkeit durch die Kommerzialisierung,
z.B. durch Werbung auf der Plattform .
)nteressanterweise f“hren die Abspaltungsprozesse der Forks nicht immer
zum „Sterben des Wikis: Bis heute sind sowohl Wikitravel als auch Wi‐
Siehe
http://enciclopedia.us.es/index.php/Enciclopedia_Libre_Universal_en_Espa%C3%B1
ol.
Das gleiche gilt auch f“r die Wikipedia‐Community, die z.B. auf der ersten Wiki‐
mania
in Frankfurt intensiv dar“ber diskutierte, ob die laufenden Kosten
durch Schaltung von Werbung refinanziert werden könnten. Bis heute wird dies
aber sowohl vom Gr“nder als auch dem Vorstand von Wikimedia ausgeschlossen.
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
kivoyage aktiv und wachsen. )m Gegenteil: durch die Aufspaltung r“ckt die
Community teilweise enger zusammen, beobachten sich gegenseitig, finden
ihre Motivation im Vergleich und werden aktiver. So findet sich beispiels‐
weise bei Wikivoyage die Seite „Meilensteine , die die Entwicklungsschritte
des Wikis nachzeichnet. (erausgehoben werden dabei die Leistungen der
eigenen Community in Bezug auf die Abspaltung „Artikel seit dem Fork
und in der Gesamtzählung der Artikel findet sich dazu neben dem .
,
dem .
und dem
.
Artikel auch der Eintrag: „10.094. Artikel –
doppelt soviel wie Wikitravel/de“ W . Auch der „Spanish Fork , die „En‐
ciclopedia Libre Universal , hat weder die Entwicklung der Wikipedia in
Spanien zum Erliegen gebracht auch wenn sie zeitweilig mehr als f“nf Mal
so groß war , noch hat das rasante Wachstum der Wikipedia ab Anfang
in Spanien die ELU ausgebremst: Zwar hat die Wikipedia sie bei wei‐
tem “berholt, dennoch wächst die ELU immer noch stetig W , siehe Ab‐
bildung
.
Abbildung 18: Entwicklung der spanischen Wikipedia und ihres Forks
"Enciclopedia Libre Universal"
Quelle: W50, eigene Darstellung.
Auch die Kommerzialisierung der Wikis insbesondere durch Schaltung
von Werbung f“hrt nicht zwangsläufig zum Verlust der Aktivität der
Community: Bei Wikia ermöglicht Werbung erst die kostenlose Nutzung
und wird daher von der Community akzeptiert, und auch die hier erwähn‐
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
ten Reise‐Wiki‐Projekte Wikitravel und World
beide noch heute aktiv.
sind trotz Werbung
5.2 Fallstudien Organisationswikis
)n dieser Anfangsphase wurden mehrere Vorgespräche und explorative
)nterviews gef“hrt, deren Ergebnisse zu oben beschriebenem Sampling
f“hrten. Zu den Vorstudien zählen insbesondere das firmenweite Wiki von
BMW, das zum damaligen Zeitpunkt eines der ersten Großprojekte von
Wikis in Unternehmen war. Mit dessen )nitiator Wiki‐„(ebamme Eric
Schlufter sowie Mitarbeitern wurde ein ausf“hrliches )nterview durchge‐
f“hrt und vor Ort Einblick in das Wiki genommen. Weiterhin fließen Erfah‐
rungsberichte der Fraport AG aus der )nitiationsphase des firmenweiten
Wikis und weitere Experteninterviews zum Bereich Wissensmanagement
in Organisationen bei Cogneon bzw. Gesellschaft f“r Wissensmanagement
N“rnberg e.V., EADS, Siemens )T Solutions Erlangen, V(B Bamberg in die
Arbeit ein.
Ausf“hrliche Fallstudien wurden mit drei Unternehmen im )T‐ bzw. Medi‐
en‐nahen Bereich neben weiteren Gruppenwikis, s.u. durchgef“hrt. Auf‐
grund der Geheimhaltungsvereinbarungen werden die Fallstudien hier nur
in anonymisierter Form vorgestellt:
„Blaues Wiki“ – Bereich Software‐Entwicklung | Bamberg
„Gelbes Wiki“ – Bereich Beratung )T/Medien | Stuttgart
„Rotes Wiki“ – Bereich Medienproduktion/Journalismus | (amburg
Um die Arbeit im weiteren Verlauf bereits zu anonymisieren und trotzdem
lesbar zu gestalten, werden die Wikis der Organisations‐Fallstudien mit
Farb‐Namen codiert.
Ein kurzer, erster Überblick “ber die drei Fallstudien zeigt, dass die Wikis
zwar von der Größe her genauer: von der Anzahl der Seiten ähnlich sind,
sich aber in der Anzahl der Nutzer und der Nutzungsart als )ndikator die‐
nen hier die „Revisionen , also die Überarbeitungsschritte von Artikeln
unterscheiden:
‐
etwa
etwa
Nutzer / Autoren
‐
‐
Seiten
Revisionen
Die Auswahl der )nterviewpartner erfolgte aufgrund von Vorgesprächen
und einfachen deskriptiven Auswertungen der Wiki‐Statistiken. Dabei
wurden sowohl „zentrale Personen des Wikis identifiziert z.B. Gr“n‐
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
dungsmitglieder, Admins, „Gärtner , )ntensiv‐Nutzer und befragt, als auch
Personen mit durchschnittlicher und geringer Nutzung des Wikis, um einen
möglichst repräsentativen Querschnitt der Wikinutzung abbilden zu kön‐
nen.
)m Folgenden werden nun jeweils kurz die Organisation, das Wiki und ers‐
te Ergebnisse vorgestellt. Zur Charakterisierung der Wikis werden jeweils
zwei verschiedene Netzwerke dargestellt: Einerseits die „(yperlinknetz‐
werke , hier ist die Vernetzung der Seiten untereinander “ber die )ntra‐
Wikiverlinkungen visualisiert – die Knoten sind hierbei die Seiten, die Kan‐
ten sind die Links. Andererseits die „Autorennetzwerke , hier zeigt sich,
welche Autoren gemeinsam an Artikeln arbeiten – die Knoten sind die ein‐
zelnen Autoren, die Kanten sind Seiten, auf denen beide gearbeitet ha‐
ben.
5.2.1 Fallstudie 1 – „Blaues Wiki“
Bei der ersten Fallstudie handelt es sich um ein Start‐Up‐Unternehmen aus
der Technologiebranche im Bereich Software‐Entwicklung , das Dienst‐
leistungen, und Produktentwicklungen und ‐vermarktungen im Bluetooth‐
bzw. mobilen Marketing anbietet und darin europäischer Marktf“hrer ist.
Das Unternehmen existiert seit
und ist mit drei Personen gestartet;
zum Zeitpunkt der Erhebungen Ende April
waren
Mitarbeiter
beschäftigt.
Das Wiki wurde zwei Jahre später im Unternehmen ohne Einf“hrungspro‐
gramme wie Schulungen o.ä. gestartet es war zum Zeitpunkt der )nter‐
views also seit etwa zwei Jahren im Einsatz , als das Unternehmen auf acht
Personen gewachsen war. Es wurde „von irgendwem auf irgendeiner Kiste
, da man eine schnelle Lösung f“r Dokumentationen
installiert Blau
suchte, ohne im Voraus genau zu wissen, was genau kommt und welche
Bedeutung es haben wird. Sehr bald kamen noch andere unstrukturierte
)nformationen dazu „Daily News , z.B. )P‐Adressen von Netzwerk‐
druckern; ebd. , f“r die es keine andere Ablage gab. Seit dem kamen weite‐
Die Visualisierungen der Netzwerke wurden von Dr. Steffen Blaschke und Dr.
Klaus Stein programmiert und erstellt, die Datengrundlage daf“r sind die gemein‐
sam durchgef“hrten Fallstudien. F“r eine ausf“hrlichere Darstellung der Berech‐
nungen, die den Netzwerkanalysen zugrunde liegen, sei auf Stein/Blaschke
und
verwiesen.
Die )nterviews wurden mit dem jeweiligen Farbcode und einer laufenden Ziffer
anonymisiert. Auf den Abdruck der kompletten Transkripte wird an dieser Stelle
aus Platzgr“nden verzichtet. Die )nterviews sind an der Forschungsstelle „Neue
Kommunikationsmedien Bamberg dokumentiert.
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
re Anwendungsgebiete dazu, v.a. die Akten und Prozessdaten sämtlicher
Projekte inklusive der Kundenstammdaten. Das Wiki wird von allen Mitar‐
beitern – quer durch die verschiedenen Unternehmensbereiche – kollabo‐
rativ genutzt. Dabei stellt das Wiki eine Schnittstelle zwischen den ver‐
schiedenen Abteilungen Forschung und Entwicklung, Marketing, Vertrieb
etc. dar, die jeweils )hre benötigten Daten aus dem Wiki holen und einge‐
ben vgl. Blau und . Abgesehen von einem Ticketsystem ist es bis dato
das einzige Content Management System. Es finden sich nicht nur Doku‐
mentationen zur Software und Projektabläufe Auftragseingänge und
Zwischenstände sondern auch (inweise f“r neue Mitarbeiter und n“tzli‐
che )nformationen f“r die tägliche Arbeit z.B. Bestellvorgänge f“r Dru‐
ckerpapier .
Abbildung 19: Netzwerkanalyse Fallstudie 1 – "Blaues Wiki"
Quelle: Blaschke/Stein 2009.
)m Wiki schreiben insgesamt
Autoren, es hat zum Zeitpunkt der Erhe‐
bung
Seiten und
Revisionen. Aus Abbildung
ist ersichtlich,
dass das Wiki auf der Ebene der Artikel verschiedene, gewachsene Struktu‐
ren aufweist: Bestimmte Seiten sind stark miteinander vernetzt und bilden
eigene Seitenbereiche z.B. Projektseiten oder Dokumentationen . Das Au‐
torennetzwerk hingegen ist relativ eng verwoben, ein klares Zentrum ist
nicht erkennbar: am ehesten sind es sechs Knoten in der Mitte, die dahin‐
terstehenden Personen gehören allesamt zum „Gr“ndungsteam aus der
Anfangsphase des Wikis. Das Wiki zeichnet sich damit durch ein hohes Maß
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
an kollaborativer Vernetzung aus: fast alle Knoten sind intensiv mit beina‐
he allen anderen Knoten vernetzt – es fallen lediglich drei schwächer ver‐
netzte Knoten auf, die jeweils trotzdem mit ‐ weiteren Knoten vernetzt
sind. Darin zeigt sich, wie stark das Wiki tatsächlich bereichs‐ und funkti‐
ons“bergreifend genutzt wird, und sich die Arbeitsroutinen sämtlicher
Abteilungen im Wiki verbinden. Der Anteil der Artikel, an denen nur eine
Person gearbeitet hat, liegt bei knapp % vgl. Abbildung
, was nicht
sonderlich hoch ist. Auch wenn man zentrale Personen wie Administrato‐
ren und andere )nhaber von Systemrechten oder Praktikanten , heraus‐
rechnet, bleibt dieser Wert relativ konstant.
Abbildung 20: Autoren pro Artikel – "Blaues Wiki"
900
828
801
800
700
600
500
400
271 263
300
167
200
134
60
100
48
28
17
12
8
11
10
0
1
2
3
4
5
6
7+
Anzahl der am Artikel beteiligten Autoren
Alle Autoren
Ohne Admins, Sys & )nterns
Lesehilfe: In diesem Wiki gibt es 801 Artikel, die nur einen Autor haben. 271Artikel
haben zwei Autoren usw. Rechnet man zentrale Akteure (wie Administratoren etc.)
heraus, ändert sich die Verteilung nur geringfügig: 828 Artikel haben dann nur einen
(Kern‐)Autor, 263 Artikel haben zwei etc. | Quelle: Eigene Berechnung. 137
Das Wiki ist fest in regelmäßige Arbeitsabläufe integriert. Diese wurden
erst mit der Zeit und mit der Organisation entwickelt und verstetigt. F“r
Der Unterschied zur vorgenannten Gesamtzahl der Seiten im Wiki ergibt sich
dadurch, dass hier nur Artikel, d.h. Seiten aus dem „Namensraum main name‐
space, ns = gewertet wurden. Daneben gibt es noch Nutzerseiten ns und ,
Diskussions‐ und (ilfeseiten und Templates, die in diese Analyse nicht mit einbe‐
zogen wurden.
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
das Start‐Up‐Unternehmen war das Wiki durch die Kostenlosigkeit und
seine offene Struktur damit erste Wahl im Vergleich zu Software‐
Systemen wie SAP, die nicht nur kostenintensiv sind, sondern auch eine
klare Strukturierung der Arbeitsprozesse voraussetzen .
„Die erste Idee [für den Einsatz des Wikis] war ja […] zum Sammeln für
Infos für alle. Wir kamen dann an den Punkt, dass wir gesagt haben,
das Projektmanagement weitet sich aus, wir haben immer mehr Mitar‐
beiter. Und irgendwie muss jeder auf die aktuellen Daten zugreifen
können. Und dann gab es mal ein großes Meeting und wir haben ver‐
schiedene Möglichkeiten durchgespielt, was wäre der beste Weg und
wir mussten uns dann für das Wiki entscheiden, als eine Plattform die
schon bestand, weil der große Vorteil ist, dass es immer aktuell ist, es
ist webbasiert und jeder kann von überall darauf zugreifen, da hatten
wir noch zwei Standorte in Bamberg und in Gundelsheim und deswe‐
gen haben wir uns dafür entschieden.“ (Blau 2)
Mit der Zeit haben sich die Prozessabläufe jedoch so stark routinisiert, dass
die Offenheit bzw. die geringe Vorstrukturierung des Wikis die (andha‐
bung umständlich machen.
„Es gibt natürlich auch Haken: Es ist der Programmierungsmodus, den
man immer aufmachen muss. […] Für die anderen Abteilungen, die
operativ tätig sind ist es schwieriger, die würden gern einfach nur ei‐
nen Haken setzen, stattdessen muss man immer bearbeiten, aus diesem
jenes machen, irgendwas reintippen, schließen. Das ist für die anderen
Abteilungen aufwendiger. Mich stört es nicht, weil ich schnell geworden
bin.“ (Blau 2)
Dennoch bleibt man bei dem Wiki, da ein Wechsel des Systems mit großen
Transaktionskosten verbunden wäre.
5.2.2 Fallstudie 2 – „Gelbes Wiki“
Die zweite Fallstudie wurde in einer s“ddeutschen Beratungsagentur
durchgef“hrt. (aupteigent“mer ist das Land, (auptaufgabe ist die Bera‐
tung v.a. kleiner und mittelständischer Unternehmen hinsichtlich )nforma‐
tions‐ und Kommunikationstechnologie, Softwareentwicklung, Medien,
Werbung und anderer kreativer Branchen. )hre Kernkompetenz sieht die
„)nnovationsagentur in der Unterst“tzung der KMUs bei Technologie‐
transfers, in der Vernetzung mit anwendungsnaher Forschung und der
Beratung hinsichtlich öffentlicher Förderprogramme. Ein Schwerpunkt
Vgl. dazu das Drei‐Phasen‐Modell der Pfadabhängigkeit strategischer Entschei‐
dungen nach Schreyögg et al.
:
.
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
stellt zum Zeitpunkt der Untersuchung das „)nvestitionsprogramm .
in dem “ber die Möglichkeiten des „Web . informiert werden soll.
dar,
Neben der Geschäftsf“hrung gibt es drei Bereichsleiter, die jeweils f“r Be‐
reiche mit zwei oder drei Projektteams verantwortlich sind. Die Mitarbei‐
ter verteilen sich auf diese Projektteams, und können dabei auch Mitglied
in mehreren Projektteams sein. )m Zeitraum der Untersuchungen Juni –
Dezember
hat die Organisation eine hohe Personalfluktuation, im
Kern aber etwa ‐ Mitarbeiter .
Das Wiki wurde bereits im Sommer
installiert. (intergrund war vor
allem die eigene Tätigkeit in der Beratung zu Web . ‐Tools, weniger ein
konkreter Bedarf nach Problemlösungen: „Am Anfang war die Frage: Wiki
oder Blog? Bedingt durch die Arbeit der MFG war es keine Frage, ob man
diese Tools braucht oder nicht, sondern nur, welches zuerst initiiert wer‐
Seit (erbst
ist es f“r alle Mitarbeiter nutzbar, die nach
den soll.
und nach im Umgang mit dem Wiki geschult wurden . Eine Vorbef“llung
oder Vorstrukturierung, die in anderen Unternehmenswikis als „unabding‐
bar um )nteresse f“r die Wiki‐Arbeit zu wecken angesehen wird vgl. War‐
ta
:
, war nach eigenen Angaben nur minimal vorhanden.
Dennoch wächst das Wiki stetig: im Juni
liegt es bei knapp
Seiten,
im Dezember also nach rund einem Jahr Einsatz im Unternehmen sind es
bereits .
Seiten, .
Revisionen und
aktive Autoren . Dieses
Wachstum ist vor allem darauf zur“ckzuf“hren, dass die Unternehmens‐
leitung Anfang
eine Maßgabe von .
Artikeln bis zum Jahresende
vorgegeben und diese zeitweilig auch in individuellen Zielvereinbarungen
festgelegt hat Gelb . Die aktuelle Statistik Soll/)st‐Werte und Entwick‐
lung des Wikis wird im monatlich erscheinenden Newsletter publiziert.
Dazu wurde auf Wunsch der Geschäftsf“hrung die Erweiterung „Special‐
Eingerechnet sind unterst“tzende Abteilungen wie Buchhaltung und Personal‐
wesen. Die Personalfluktuation liegt zum damaligen Zeitpunkt bei etwa % vgl.
Blaschke
a:
.
Aussage im Vorgespräch mit Gelb , Gedächtnisprotokoll.
Die Schulung dauert etwa eine Stunde und ist verpflichtend f“r alle neuen Mit‐
arbeiter. Bei Bedarf könnten sich Mitarbeiter zwar nachschulen lassen, dieses An‐
gebot wurde aber nicht genutzt. Stattdessen helfen sich die Mitarbeiter bei Prob‐
lemen eher gegenseitig bzw. auf informellem Weg durch „“ber die Schulter
schauen ; Gelb
)nsgesamt sind zum damaligen Zeitpunkt
Benutzer registriert, davon sind
aber nur ca. % aktiv, was in etwa dem Anteil der Projektmitarbeiter im Unter‐
nehmen entspricht.
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
UserScore
im MediaWiki installiert, die Statistiken f“r einzelne Nutzer
ausgibt die aber nur f“r Nutzer mit Admin‐Zugang erreichbar sind .
Die Mitarbeit im Wiki ist auf angemeldete Nutzer im )ntranet beschränkt,
d.h. der Zugang zum Wiki ist von außen zwar von “berall möglich, setzt
aber eine VPN‐Verbindung und damit eine Organisations‐Mitgliedschaft
voraus. Bearbeitungen sind nicht anonym, sondern nur f“r angemeldete
Nutzer möglich, wodurch jeder Bearbeitungsschritt einem jeweiligen Autor
zugerechnet werden kann.
Abbildung 21: Netzwerkanalyse Fallstudie 2 – "Gelbes Wiki"
Quelle: Blaschke/Stein 2009.
Die Netzwerkanalysen zeigen zunächst eine außergewöhnlich dichte Ver‐
linkung der Seiten untereinander, und im Autorennetzwerk ein klares
Zentrum von zwei bzw. vier stark vernetzten Knoten siehe Abbildung
.
)n den Vorgesprächen kam dies bereits in der Selbstbeschreibung folgen‐
dermaßen zum Ausdruck: demnach gliedert sich die Nutzerstruktur des
Wikis in der Organisation in „Poweruser, Pflichtuser und neue User Gelb
.
Zu diesem harten Kern der „Power‐User gehören die Projektleiterin =
„(ebamme und der Administrator, die das Wiki initiiert haben. )hre
Eine Beschreibung der Extension findet sich unter
http://www.mediawiki.org/wiki/Extension:SpecialUserScore [
.
.
].
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
(auptarbeit im Wiki beschreiben beide als klassisches „Gärtnern vgl.
hierzu Mayer
und Seibert et al.
:
‐
, d.h. vor allem, Seiten
zu verlinken:
„Was täglich anfällt ist reinzugucken, was gibt’s an neuen Seiten, die
nachzupflegen, über die letzten Änderungen zu gehen, was haben die
Leute gemacht, Kategorien zu vergeben, Links zu vergeben, das ist die
eine Sache. Die zweite ist, gelegentlich selber Artikel reinzustellen, das
hält sich noch in Grenzen […].“ (Gelb 1)
Der Admin, gleichzeitig Projektleiter )T, sieht als Ziel dieser Arbeit die bes‐
sere Strukturierung und Auffindbarkeit von )nformationen im Wiki:
„So viel Zeug, das wir produzieren, dümpelt nur auf den Projektseiten
rum […]. Ich schreib oft, wenn ich so Gärtnerei mache „wikifiziert!“ […]
Artikel im Wiki sind sehr oft Inseln, d.h. das Verlinken, das Benutzen
wie ein richtiges Wiki, ist noch nicht sehr breit gesät.“ (Gelb 2)
Die Verlinkung der Artikel untereinander und zusätzlich die Zuordnung
zu verschiedenen Kategorien f“hrt zu dem in Abbildung
sichtbaren
Netzwerk‐Knäuel. Die )nterviews mit den „Wenig‐Nutzern lassen jedoch
vermuten, dass dies nicht zu einer stärkeren Nutzung von thematisch ver‐
wandten Artikeln f“hrt vgl. Gelb und . Das liegt erstens daran, dass das
Schreiben im Wiki als „Pflicht wahrgenommen wird und zweitens, dass
das Lesen von anderen, themenfremden Seiten bedingt durch die Projekt‐
struktur der Organisation keinen erkennbaren Vorteil bringt.
„Lesen tue ich eher wenig. […] Ich benutz das Wiki eigentlich nur, weil
es erwartet wird. […] Bei [den Seiten zu] Second Life [Anm. d. V.: einem
Projekt der Befragten] zieh ich schon einen Nutzen raus, weil wir da
Avatarnamen und echte Namen drinstehen haben. So zum Nachschla‐
gen. So was dann schon. Aber diese Seite pflege ich selber. Seiten Ande‐
rer nutze ich eher selten“. (Gelb 5)
Drittens sind die Selektionskriterien f“r das Wiki unklar: Es konkurriert
mit dem )ntranet Typo ‐CMS , in das ebenfalls Artikel eingestellt werden
sogar teilweise dieselben, um die Zielvereinbarungen zu erf“llen , dem
Qualitätsmanagementsystem QM‐(andbuch , in dem Prozesse und For‐
mulare hinterlegt sind, und letztlich auch Wikipedia, aus der teilweise Arti‐
kel ins Organisations‐Wiki kopiert werden.
„[…] wenn ich nur zu einem großen Wikipedia‐Artikel will, dann geh ich
da eben direkt hin. Da fehlt die Einsicht der Mitarbeiter, was bringt
ihnen das Wiki als Mehrwert. Zumal es nie ne klare Ansage gab, was
soll überhaupt das Wiki. Das ist immer die Frage, die mir die Mitarbei‐
ter stellen, wo ich mich drumrum drücke. Da kommt die allgemeine
Aussage: Alles, wovon du denkst, was den anderen Mitarbeitern einen
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
Mehrwert bietet. Und das ist ziemlich schwammig, das weiß ich selber,
aber wenn von oben keine klare Ansage kommt, kann ich die auch nicht
weitergeben.“ (Gelb 1)
Das intensive „Gärtnern zeigt im Wiki noch einen anderen Effekt: Der Grad
der Kollaboration scheint verhältnismäßig hoch zu sein – an % aller Ar‐
tikel arbeiten zwei oder mehr Autoren siehe Abbildung
. Rechnet man
hier jedoch die „(ebamme bzw. „Gärtnerin und den Admin heraus, zeigt
sich genau das gegenteilige Bild: % der Artikel weisen dann nur einen
Autor auf. )n den )nterviews und der Beobachtung zeigte sich, dass die
„Gärtnerin standardmäßig auf vielen Seiten Verlinkungen und Layout‐
Arbeiten verrichtet hatte. Das tatsächlich kollaborative, also inhaltliche
Erstellen von Artikeln war in diesem Wiki eher selten.
Abbildung 22: Autoren pro Artikel – "Gelbes Wiki"
600
516
500
390
400
300
245
200
146
127
100
34
32
13
20
7
0
1
2
3
4
5+
Anzahl der am Artikel beteiligten Autoren
Alle Autoren
Ohne Admins, Sys & )nterns
Lesehilfe: In diesem Wiki gibt es 245 Artikel, die nur einen Autor haben. 390 Artikel
haben zwei Autoren usw. Rechnet man zentrale Akteure (wie Administratoren etc.)
heraus, ändert sich die Verteilung in diesem Wiki stark: 516 Artikel haben dann nur
einen (Kern‐)Autor, 146 Artikel haben zwei etc. | Quelle: Eigene Berechnung.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die zentrale n Person en der Or‐
ganisation, nämlich der Geschäftsf“hrer und auch die anderen Bereichslei‐
ter, im Wiki keine große Rolle spielen. Dies wirkt sich auch auf die Motiva‐
tion der Mitarbeiter aus:
„Und auch nicht zu vernachlässigen ist, ist der Fokus des Chefs. So lange
wie der auf dem Wiki war, ist da am Anfang auch was gelaufen. Da ha‐
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
ben sich auch mehr Leute dran gesetzt. Jetzt, wo der Fokus woanders
ist, flaut das auch wieder ab.“ (Gelb 1)
)m Gegenteil scheint das Wiki eine umgekehrte (ierarchie abzubilden: Die
zentraleren Positionen im Autorennetzwerk nehmen Volontäre ein, die viel
im Wiki arbeiten m“ssen .
„Es ist Jürgen, der es machen muss, es ist Wendy, die es von Markus
kriegt, Frau [J.], die […] musste die Feature[s] einstellen. Dann ist es
vermutlich noch Amy, die auch einstellen muss. Damit hat sich die
Freiwilligkeit schon mal erledigt. Es sind einfach die, die es von oben
kriegen […].“ (Gelb 1)
Sogar einer der )ntensiv‐Nutzer zieht dadurch ein ern“chtertes Fazit:
„Und das Wiki war am Anfang auch hier im Haus nur so eine Art Halde,
um große Mengen von Text einfach rein zu kopieren oder diese Themen
da zu schreiben. Es wurde auch am Anfang nicht unbedingt positiv ge‐
sehen oder es war als Werkzeug um Sachen zu notieren nicht unbe‐
dingt gewünscht oder so unstrukturierte oder halbwegs strukturierte
Informationen reinzumachen. Da ist dann auch das Interesse bei der
Geschäftsleitung gesunken und da fehlte dann auch einfach die Medi‐
enkompetenz im Umgang, so dass es dann einfach von ein paar Leuten
selber so gewachsen ist, so dass man es dann einfach genutzt hat, weil’s
notwendig war.“ (Gelb 3)
Damit unterscheidet sich das „Gelbe Wiki deutlich von der ersten Fallstu‐
die „Blaues Wiki hinsichtlich
Art und Grad der Kollaboration,
der Rollenstruktur im Wiki,
der Motivation zur Nutzung,
der Stellung im Kontext anderer Medien der Organisation und da‐
mit verbunden
der Selektionskriterien f“r das Wiki,
des Zusammenhangs zwischen formeller Organisationsstruktur und
informeller Wiki‐(ierarchie und
hinsichtlich der Einbindung in organisationale Arbeitsstrukturen.
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
5.2.3 Fallstudie 3 – „Rotes Wiki“
Die dritte Fallstudie wurde in der Nachrichtenredaktion von tagesschau.de
durchgef“hrt. Sie ist nicht nur der Ableger der (auptnachrichtensendung,
sondern hat eine eigenständige Online‐Redaktion, zum damaligen Zeit‐
punkt mit
festen Mitarbeitern und mehreren studentischen Mitarbei‐
tern. Die Experteninterviews wurden im Februar und Juli
vor Ort in
(amburg durchgef“hrt , darunter mit dem Administrator des Wikis, dem
stellvertretenden Redaktionsleiter, der Redaktionsassistentin und zwei
studentischen Mitarbeiterinnen. Die Daten der Netzwerkanalysen beziehen
sich auf Juli
.
Das intern genannte „Sophora CMS Wiki ist im (erbst
aus vier ver‐
schiedenen Wikis entstanden, die zunächst nur f“r einzelne Aufgabenbe‐
reiche gedacht waren, z.B. f“r Redaktionsassistenten, f“r die Redaktion
oder auch technische Dokumentationen f“r die Administratoren. Diese
Wikis wurden zusammengelegt und deren )nhalt größtenteils in das neue
Wiki importiert. Der Name bezieht sich auf das eigentliche Redaktionssys‐
tem, das Content Management System CMS „Sophora , mit dem die Bei‐
träge f“r den öffentlichen )nternetauftritt von tagessschau.de erstellt wer‐
den, und macht damit die inhaltliche Ausrichtung des Wikis deutlich: es
dient in erster Linie als „(andbuch zur Arbeit mit Sophora.
)m Wiki selbst finden sich
angemeldete Autoren, jedoch sind darunter
auch „Funktionsaccounts , also keine personen‐ sondern aufgaben‐
bezogene Benutzerkonten Rot , die im Schichtdienst von unterschied‐
lichen Personen verwendet werden. Weiterhin sind hier im Unterschied
zu den anderen Fallstudien auch anonyme Bearbeitungen möglich, ledig‐
lich zum (ochladen von Bildern und Dateien ist eine Anmeldung nötig. Die
Netzwerkstudien siehe Abbildung
können damit zwar nur noch einge‐
schränkt auf Personenebene ausgewertet werden, vermitteln aber dennoch
einen Eindruck der Zusammenarbeit im Wiki.
(erzlichen Dank daf“r nochmals an meinen Kollegen Steffen Blaschke, der die
Befragungen in (amburg geleitet hat.
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
Abbildung 23: Netzwerkanalyse Fallstudie 3 – "Rotes Wiki"
Quelle: Blaschke/Stein 2009.
)nsgesamt gibt es
Seiten mit
Revisionen, davon sind als Artikel
Seiten im Namespace ausgewiesen, auf die
Revisionen entfal‐
len. Diese umfassen größtenteils Protokolle von Meetings, Produktions‐
handb“cher und FAQs also Sammlungen häufig gestellter Fragen und
Antworten , die sich auf das redaktionelle CMS beziehen vgl.
Stein/Blaschke
. )m (yperlinknetzwerk siehe Abbildung
zeigen
sich die deutlich abgrenzbaren Themencluster des Wikis, die auf die unter‐
schiedlichen Aufgaben der Mitarbeiter zur“ckzuf“hren sind also z.B. Do‐
kumentationen der Administratoren oder Spezialseiten f“r die Studenten .
Zu den wichtigsten Seiten hinsichtlich der Abrufzahlen zählen demnach
neben der (auptseite die unterschiedlichen Portalseiten f“r Studenten und
die Redaktion, Schulungsseiten f“r Redakteure und Anleitungen zur Bedie‐
nung des eigentlichen Redaktions‐CMS. Unter den zwanzig am häufigsten
bearbeiteten Seiten sind neun explizit als „Studenten‐Seiten kategorisiert,
d.h. sie umfassen Artikel zu deren Aufgabenbereichen.
Dies zeigt sich auch in der Struktur des Autorennetzwerks, in dem vor al‐
lem studentische Mitarbeiter zentrale Positionen einnehmen.
)n den anderen beiden Fallstudien findet sich an dieser Stelle ein zweites Schau‐
bild zur Anzahl der Autoren pro Artikel. )n dieser Fallstudie muss darauf verzichtet
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
)m Gegensatz zu den anderen Fallstudien handelt es sich um eine journalis‐
tisch tätige Organisation. Das Wiki weist daher eine doppelte, reflexive
Struktur von Redaktionsprogrammen auf: einerseits werden hier die Re‐
daktionsprogramme f“r das eigentliche öffentliche CMS dokumentiert
z.B. Arbeitsabläufe und Standards wie Schreibweisen und Gepflogenhei‐
ten , andererseits gibt es auch hier Regeln, Selektions‐ und Darstellungs‐
programme z.B. Vorlagen und (ilfetexte f“r die Arbeit im Wiki selbst .
Die Nutzung des Wikis zeigt aber auch Parallelen zur ersten wie zweiten
Fallstudie: Die Einbindung in tägliche Arbeitsroutinen ist ähnlich stark wie
im „blauen Wiki , wenngleich die (auptarbeit hier im anderen CMS „So‐
phora abläuft. Der Kollaborationsgrad ist jedoch geringer und auf Arbeits‐
bereiche beschränkt und ähnelt damit der Projektstruktur des „gelben Wi‐
kis . Obwohl hier wie da Studenten bzw. Volontäre zentrale Positionen
einnehmen, unterscheidet sich deren Arbeit inhaltlich deutlich: Die Motiva‐
tion zur Teilnahme entsteht weniger aufgrund von Weisungen z.B. von
direkten Vorgesetzten oder indirekt durch Zielvereinbarungen , sondern
mehr aus den eigenen Arbeitsabläufen – dies geht aus allen )nterviews,
sowohl mit Administratoren wie auch Redaktionsassistenz, hervor.
„(Interviewer): Also diese Verantwortlichkeiten, die Sie ansprechen, wie
sind die verteilt? Sie sind dazu ernannt worden irgendwann?
(Redaktionsassistentin): Das ist mein Arbeitsbereich. Und da das mein
Arbeitsbereich ist, schreibe ich auch die Anleitungen.“ (Rot 5)
„(Administrator): Es hat sich so ergeben, dass wir fachlich die Aufgaben
trennen. Und das was in meinen Bereich fällt, da sorg ich auch für die
Wikiseiten.“ (Rot 4)
Auch bei den Studenten entsteht die Motivation ins Wiki zu schauen und
darin zu schreiben vor allem aus der eigenen Arbeit heraus – im Wiki fin‐
den sich dazu die notwendigen )nformationen zw. werden dort nachge‐
pflegt.
„(Studentin): Nein, also es hängt […] immer von der Aufgabe [ab]. […
D]ie MMH‐Schicht, die sogenannte "Mach‐Mal‐Hübsch‐Schicht", die
macht alles, was mit Multimedia zu tun hat […], diese ganzen techni‐
schen Abläufe schaut man dann auch nochmal im Wiki nach, um sicher
zu sein, dass man alles richtig macht. Oder […] die Forum‐Schicht, wo
werden, da die Edits zum Teil auch anonym gemacht werden konnten und es ne‐
ben Personen‐ auch Funktionenaccounts gibt. )n den Netzwerkanalysen wurde
dies entsprechend ber“cksichtigt.
Ein belegender Screenshot musste an dieser Stelle aus Datenschutzgr“nden
entfallen.
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
man das Forum moderiert und da kann man im Wiki dann auch nach‐
gucken, wenn z.B., wie heute, Ankündigungen geschrieben werden, dass
einige Foren geschlossen werden. Dafür gibt es dann einen Stan‐
dardtext, den kopier‘ ich dann aus dem Wiki, um sicher zu sein, dass
das immer standardisiert ist. Aber es sind nicht immer Standardseiten,
die man nur benutzt, sondern je nachdem.“ (Rot 2)
Das vorliegende „rote Wiki dient also der Anleitung und Koordination je‐
weils verschiedener Gruppen von Organisationsmitgliedern. Damit unter‐
scheidet sich Mitarbeit im Wiki zwar auch nach der jeweiligen Position der
Nutzer wie im „gelben Wiki , dies ist aber weniger weisungsbedingt also
durch (ierarchien der Organisation sondern stärker aufgabenbedingt al‐
so durch funktionalen Erfordernisse von Arbeitsabläufen strukturiert.
5.2.4 Zwischenfazit: Wikis als „Leitmedien“ der Organisations‐
kommunikation
Fördert ein Wiki in Organisationen Kollaboration? Nein, es bildet sie vor
allem ab – zumindest in den vorliegenden Fallstudien . Aus den Netz‐
werkstudien und den )nterviews geht hervor, dass die Seiten, auf denen
mehrere Autoren miteinander zusammen arbeiteten, entweder auf den
Auftrag bzw. die Stellung einzelner Person (ebamme, Gärtner zur“ckzu‐
f“hren ist, oder auf Arbeitsabläufe, die bereits in den Routinen der Organi‐
sation vorgesehen sind. Und umgekehrt war der Grad an Kollaboration im
„Gelben Wiki deutlich geringer, da auch die Arbeitsabläufe in der Organi‐
sation v.a. aus eigenverantwortlicher Projektabwicklung einzelner Mitar‐
beiter besteht. )m Roten Wiki wiederum zeigte sich, dass die aufgabenbe‐
zogene Strukturierung f“r die Nutzer den Vorteil bietet, dass im Zentrum
der Wahrnehmung des Wikis weniger die Pflicht zur Teilnahme als mehr
die Notwendigkeit und N“tzlichkeit stehen.
Die Wiki‐Nutzungsmuster unterscheiden sich also zwischen den Fallstudien
deutlich, und ebenso nochmals auf der Mikroebene zwischen den Nutzern.
Um nun die Unterschiedlichkeit der verschiedenen Wiki‐Nutzungsmuster
zu abstrahieren und das Gemeinsame in der Unterschiedlichkeit zu erfas‐
sen, bietet sich der Begriff des „Leitmediums an – dieser bringt die ver‐
schiedenen erklärenden Faktoren f“r die unterschiedlichen Kollaborati‐
onsmuster am besten auf den Punkt.
Der Begriff „Leitmedium umfasst im Kontext der untersuchten Organi‐
sations‐Wikis folgende Bereiche:
Thematische Strukturierung des Wikis: Wie ist das Wiki inhaltlich
aufgestellt? )st den Nutzern klar, was sie im Wiki erwartet, und was
sie selbst einbringen können oder sollen? Je klarer die Erwartungs‐
haltung der einzelnen Organisationsmitglieder bez“glich der )n‐
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
halte des Wikis sind, desto eher wird als n“tzlich angesehen, wer‐
den )nhalte abgerufen und auch eingebracht.
Funktionale Äquivalente: Gibt es andere Orte oder andere Medien in
der Organisation, die ähnliche )nformationen bereithalten? Sind
diese einfacher zu bedienen, bieten sie einen Mehrwert? Je mehr Al‐
ternativen es zum Wiki als „)nformationssammelplatz gibt, desto
mehr entscheiden eigene Vorlieben z.B. technische Versiertheit
und Wiki‐affinität “ber die Nutzung des Wikis oder eben der Al‐
ternativen.
Einbindung in Arbeitsroutinen: )st das Wiki relevant f“r die Aus‐
“bung bestimmter Arbeitsschritte? Erfolgt der Gebrauch in gewis‐
ser Regelmäßigkeit? Je häufiger das Wiki Relevanz f“r Arbeitsrouti‐
nen besitzt, desto größer ist der wahrgenommene Nutzen und
desto höher ist die Bereitschaft, es z.B. durch kleine Änderungen
aktuell zu halten.
Steuerung von Aufmerksamkeit: Wie bzw. wann wird auf das Wiki
kommunikativ Bezug genommen? Sind das Wiki bzw. dessen )n‐
halte „im Gespräch oder in andere Aufmerksamkeitsstrukturen
z.B. Links im )ntranet und anderen Orten eingebunden? Je häufi‐
ger positiv auf das Wiki hingewiesen wird, desto stärker ausge‐
prägt sind die Erwartungsstrukturen gegen“ber dem Wiki und des‐
to höher ist die Motivation zur Teilnahme.
Das Konzept des Leitmediums ist nicht nur bei Organisationen anwendbar,
sondern in leicht abzuwandelnder Form auch auf )nternet‐Wikis oder
Gruppen‐Wikis “bertragbar. Die Wikipedia hat )hren Status wie gezeigt
wurde nicht zuletzt dadurch erlangt, dass a ihre Themenstruktur, d.h. die
Zielsetzung als „Enzyklopädie klar ist, b es kaum funktionale Äquivalente
gab und gibt und c durch Google und Massenmedien immer wieder Auf‐
merksamkeit auf die Plattform gelenkt wurde. Letztlich ist Wikipedia
dadurch f“r viele ein Leitmedium in puncto Lexika geworden und heute d
in )nformations‐ oder Arbeitsroutinen integriert.
5.3 Fallstudien Projekt‐Wikis im Bereich e‐Learning
Neben den bereits beschriebenen Fallstudien im )nternet und in Organisa‐
tionen wurden auch Wikis im Bereich e‐Learning in die Analysen mit ein‐
bezogen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf drei Säulen: . teilnehmende
Beobachtungen beim Einsatz von Wikis in der eigenen Lehre, . ein Evalu‐
ationsprojekt mit Studierenden in dem die Erfahrungen von Dozenten und
Seminarteilnehmern erfasst und analysiert wurden und . eine weitere
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
dynamische Netzwerkanalyse eines Wikis aus der Lehre an der TU
)lmenau . Beginnend mit der dritten Säule wird nun zunächst die
)lmenau‐Fallstudie kurz vorgestellt, deren Ergebnisse danach als Ver‐
gleichsfolie f“r die eigenen Beobachtungen und das Evaluationsprojekt
dient.
Das „Medienproduktions‐Wiki „Gr“nes Wiki wurde seit dem Winter‐
semester
/
am )nstitut f“r Medientechnik der TU )lmenau im
Einsatz. Es wurde Semester‐“bergreifend in der Lehre eingesetzt und hat
zum Zeitpunkt der Erhebung im Wintersemester
/
re‐
gistrierte Nutzer die meisten davon sind Studierende ,
Artikel mit
Revisionen und “ber .
Lesezugriffe. Die Artikel umfassen eine
Art Lexikon mit Kurzbeschreibungen diverser Fachbegriffe aus dem Be‐
reich Multimedia, Darstellungen der vorhandenen Laborausstattung sowie
Anleitungen zur Audio‐ und Videobearbeitung und Projektdokumentatio‐
nen. Diese gewachsenen Themenbereiche spiegeln sich im (yperlinknetz‐
werk siehe Abbildung
wieder. Das Autorennetzwerk in derselben Ab‐
bildung zeigt eine aggregierte Momentaufnahme von Autorenclustern. Die
dynamischen Netzwerkfilme zeigen, dass sich diese Cluster nur semester‐
weise bilden und danach mit Ende der Vorlesungszeit auflösen, um sich
im nächsten Semester in neuen Konstellationen in Abhängigkeit von Ar‐
beitsgruppen bzw. Lehrveranstaltungen neu zu formieren.
http://www4.tu‐ilmenau.de/medienproduktion/wiki/index.php/ – Das Wiki war
bzw. ist derzeit nicht mehr zugänglich.
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
Abbildung 24: Netzwerkanalyse Fallstudie 4 – "Grünes Wiki"
Quelle: Blaschke/Stein 2009.
)n der eigenen Lehre sind Wikis seit
im Einsatz , meist in Form von
Projektseminaren nach der Methode des „Blended Learnings , bei der sich
Präsenzphasen und Onlinephasen abwechseln und ergänzen. Die Nutzung
der Wikis ist dabei jeweils nur auf Zeit angelegt f“r ein Seminar und f“r
alle Seminarteilnehmer unbeschränkt möglich . Die Gruppengröße liegt
bei etwa ‐ Studierenden. Der Einsatz hat dabei folgende Ziele:
Die gemeinsame Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit an sich
z.B. eines Forschungsberichts oder einer (ausarbeit , in Gruppen‐
arbeit oder durch Einzelleistungen vgl. Thelen/Gruber
.
Das Sichtbarmachen und Nachvollziehen des Prozesses der Erstel‐
lung, der bei (ausarbeiten normalerweise nicht transparent ist.
(ierunter fallen sämtliche Arbeitsschritte wie Recherche und Mate‐
rialsammlung, Entwicklung von Fragestellung und Gliederung etc.
Die Wiki‐Funktionen der „(istory und der „letzten Änderungen
können dies unterst“tzen.
Die Themen der Kurse reichen dabei von Web . ‐Anwendungen wie Wikis und
Weblogs selbst “ber Organisationskommunikation bis Filmsoziologie.
Der Einsatz ist damit dem von Koenig et al.
Szenarien siehe ebenda.
vergleichbar; f“r andere
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
Der Vergleich der eigenen Leistung in Bezug auf andere Studierende
„Social Benchmarking . Durch die Chance andere Arbeiten in ih‐
rem Entstehungsprozess zu verfolgen, können Studierende Krite‐
rien entwickeln, die ihnen die Bewertung des eigenen (andelns
ermöglichen.
Die praktische Auseinandersetzung mit einem „Kollaborations‐Werk‐
zeug“, bei der sowohl auf der technischen wie auf der sozialen Ebe‐
ne als „Communities of Practice Probleme und Chancen von
Gruppen‐ Arbeit mithilfe computervermittelter Kommunikation
reflektiert werden.
Die Wikis werden jeweils durch eine kurze Schulung und Übungsaufgaben
z.B. Anlegen und Verlinkung einer Benutzerseite u. Ä. eingef“hrt vgl.
Panke/Thillosen
:
f. . )n der einschlägigen Literatur zu Wikis im
Bereich e‐Learning wird daneben noch die Möglichkeit genannt, Wikis als
„informelle )nformations‐ und Kommunikationsplattform f“r die Lernen‐
den zu nutzen, was sich aber eher f“r räumlich verteilte Lehrszenarien
oder in Veranstaltungen mit hohen Teilnehmerzahlen anbietet e‐Teach‐
ing.org
; Augnar et al.
.
Die oben beschriebenen eigenen Ziele entsprechen den Erwartungen, die
auch in anderen e‐Learning‐Projekten mit Wikis beschrieben werden vgl.
; Koenig et al.
. Dabei findet in der Regel eine star‐
B“ffel et al.
ke Betonung der Chancen statt, die ein Einsatz von Wikis f“r die Lehre ha‐
ben soll:
„Das Neue und die Chancen des Wiki‐Einsatzes in Hochschulkontexten
liegen darin begründet, dass es hier nicht mehr rein um die Reproduk‐
tion von Literaturwissen geht, sondern um selbst gesteuertes, gemein‐
schaftliches und vernetztes Problem lösendes [sic!] Lehren und Lernen.“
(Büffel et al. 2007: 20)
)nwieweit sich diese Erwartungen in der Praxis erf“llen, wurde im Rahmen
eines Projektseminars im Wintersemester
/
mit Studierenden
evaluiert . Dazu wurden auf Seiten der Lehrenden Experteninterviews
mit f“nf Dozenten durchgef“hrt, die bereits seit längerem Wikis in der Leh‐
re einsetzen. Die Einschätzung der Studierenden wurde quantitativ mit
Von den drei von B“ffel et al. beschriebenen Fallstudien existiert nur noch das
.
PR‐Wiki: http://www.pr‐wiki.de/ Stand: . .
Projektseminar „Neue Öffentlichkeiten im )nternet: Wikis und Weblogs an der
Otto‐Friedrich‐Universität Bamberg im Fach Kommunikationswissenschaft. Das
Wiki ist aktuell noch erreichbar unter https://kowi.wiki.zoho.com/ zuletzt abgeru‐
fen am . .
.
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
einer schriftlichen Befragung sowie qualitativ in Kleingruppendiskussionen
erhoben. Beide Perspektiven wurden anschließend auf Gemeinsamkeiten
und Unterschiede in den Erwartungen und Erfahrungen der Beteiligten
ausgewertet und mit einfachen quantitativen Erhebungen der Mitarbeit im
Wiki abgeglichen .
Vergleicht man diese Erhebungen mit den Netzwerkstudien des „Gr“nen
Wikis , zeigen sich ähnliche Strukturen: Die Kollaboration ist auf die jewei‐
lige Veranstaltung bzw. sogar weitgehend auf die einzelne Arbeitsgruppe
innerhalb der Lehrveranstaltung beschränkt; gruppen“bergreifende Zu‐
sammenarbeit zeigt sich in der Regel nur auf speziellen Seiten wie z.B.
Teilnehmerlisten/‐seiten oder Literatur‐ und Quellensammlungen. Die
Evaluation ergab stattdessen, dass die kollaborativen Prozesse in der Regel
meist lieber im „real life bei „echten Treffen stattfanden, und im Nach‐
hinein im Wiki dokumentiert wurden. Das Wiki konnte aufgrund der
räumlichen Nähe der Teilnehmer zueinander am Lehrort Bamberg in kei‐
ner der untersuchten Gruppen physische Treffen ersetzen. Zur Koordinati‐
on wurden von den Studierenden dagegen lieber synchrone bzw. Push‐
Medien wie Telefon, Messenger oder E‐Mail verwendet B“cker et al.
.
Die gruppen“bergreifende Kollaboration sowie die (offnung, durch die
Nachvollziehbarkeit anderer Arbeitsprozesse Lerneffekte zu erzielen, wer‐
den “berraschenderweise in der Praxis durch die Eigenschaften des Wikis
nicht unterst“tzt, sondern eher gehemmt: Die Beobachtung und Bewertung
der eigenen Arbeitsweise als „work in progress stellt f“r viele Studierende
einen demotivierenden Faktor dar, sich fortlaufend mit den anderen Grup‐
penleistungen auseinanderzusetzen. Es wird sogar als (emmnis empfun‐
den bei „fremden )nhalten korrigierend einzugreifen – schließlich seien
diese ja noch nicht „fertig ebenda .
Der eigene Aufwand, der eigene Vorteil in der Bewertung oder möglicher‐
weise auch der „Respekt vor der Arbeit der Kommilitonen “berwiegen in
der Regel den Wunsch, die )nhalte des Wikis qualitativ zu verbessern.
Aus organisatorischen und praktischen Gr“nden wurden einige Seminarwikis
auf einer anderen Plattform Zoho‐Wiki gehostet – dort konnten zur damaligen
Zeit mehrere Wikis mit WYS)WYG‐Editor kostenlos betrieben werden. Vertiefende
Netzwerkanalysen sind auf dieser Plattform jedoch mit dem Wiki‐Explorator nicht
möglich gewesen.
Die Zusammenfassung der Ergebnisse der Projektgruppe „Uni . – Wikis auf
dem Pr“fstand B“cker et al.
finden sich im erwähnten Projektseminar
unter https://kowi.wiki.zoho.com/Abgleich‐und‐Empfehlungen.html zuletzt abge‐
rufen am . .
. Den beteiligten Studierenden R. Buecker, D. Bissinger, A.
Fingas, A. Ucaroglu und M. Wahsner sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt.
Kapitel | Ergebnisse ): Erste Analysen der Fallstudien
Kleingruppenwikis fehlt als Korrektiv die „kritische Masse , durch die im
)nternet oftmals immer noch gen“gend Nutzer zusammenkommen, bei
denen der Wunsch nach Verbesserung größer ist als der wahrgenommene
Aufwand.
Fazit: Während bei )nternet‐Wikis die )nhalte in den Vordergrund und
deren Verfasser in den (intergrund r“cken, werden bei den untersuchten
e‐Learning‐Wikis die )nhalte in viel stärkerem Maße Personen und Zustän‐
digkeiten zugeordnet. )n den eigenen Projektwikis ist dies zwar vorrangig
durch die kleine Gruppengröße und die Anbindung an eine Präsenz‐
veranstaltung zu erklären. Die Beobachtungen im „Gr“nen Wiki legen je‐
doch nahe, dass diese Zuschreibungsprozesse im universitären Kontext
generell wichtiger sind.
Den Dozenten kommt dadurch verstärkt die Aufgabe zu, durch Projektvor‐
gaben und Reflexion in den verschiedenen Phasen des „Blended Learnings
immer wieder Aufmerksamkeit auf das Wiki bzw. auf die unterschiedlichen
Bereiche im Wiki zu lenken und zur Kollaboration anzuregen.
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
6. Ergebnisse II: Wie „funktioniert“ Kollaboration in
Wikis?
„Kommunikativer Erfolg ist:
gelungene Kopplung von Selektionen.“
(Luhmann 1984: S. 218).
Ziel des Forschungsprojekts war schon von Beginn an, „Erfolgsfaktoren f“r
die Wiki‐Nutzung zu finden. )m Laufe der Zeit wurde der Begriff des „Er‐
folgs jedoch zum Ballast, da er je nach Betrachter variieren kann. Sämtli‐
che quantitative )ndikatoren ergaben hier – jeweils f“r sich genommen –
kein „rundes Bild: Die Anzahl der Seiten insgesamt oder sein Wachstum
“ber die Zeit hinweg, die durchschnittliche Artikellänge und die Anzahl der
Edits – all das sind einfach messbare und weit verbreitete )ndikatoren vgl.
Voß
; Zachte
,
a und b , die jedoch in den vorliegenden di‐
versen Fallstudien ganz unterschiedlich bewertet wurden. So weisen die
Fallstudien in Wikis nicht nur im )nter‐Wikivergleich deutliche Strukturun‐
terschiede auf; die Zufriedenheit mit dem Wiki, die Bewertung der N“tz‐
lichkeit und der Mitarbeit der anderen Organisationsmitglieder ist auch
innerhalb eines Wiki‐Projekts unterschiedlich und verändert sich mit der
Zeit.
F“r das „gelbe Wiki gab es beispielsweise eine Zielvereinbarung, die die
Mitglieder der Organisation zu einer bestimmten Anzahl und Umfang von
Beiträgen verpflichtete – das Wachstum des Wikis war also in k“rzester
Zeit gegeben. Dennoch wurde es von den meisten Nutzern nicht als „erfolg‐
reich eingestuft vgl. Kapitel . . . Das „blaue Wiki dagegen wurde
mehrheitlich als n“tzlich und gelungen eingeschätzt, auch die Netzwerka‐
nalysen zeichneten eine intensive kollaborative Nutzung auf – dennoch
entwickelte sich gerade diese regelmäßige und routinierte Verwendung
mit der Zeit zum Nachteil: So beklagten sich )ntensiv‐Nutzer, dass ein offe‐
nes System wie ein Wiki f“r standardisierte Zwecke mit der Zeit zu um‐
ständlich sei.
„Erfolg wird also von den Nutzern und auch von der Organisation jeweils
sehr unterschiedlich definiert und verändert sich im Laufe der Nutzung.
Ein solch relatives, individuell verschiedenes Kriterium kann f“r die Analy‐
se nicht dienen, und wurde daher im Laufe der Studien verworfen. Trotz all
der Unterschiede traten in allen Kontexten aber auch immer wieder ähnli‐
che Problembereiche zu Tage, insbesondere was die Beteiligung, N“tzlich‐
keit und Strukturierung angeht. Und gleichermaßen tauchte der Faktor
„Aufmerksamkeit in unterschiedlichster Form und oft implizit bei ver‐
schiedenen Projekten auf, die von ihren Nutzern als „erfolgreich beschrie‐
ben wurden: während im )nternet eher die Berichterstattung klassischer
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
Medien oder ein hoher Page‐Rank bei Google wichtige )mpulse f“r die Ent‐
wicklung des Wikis darstellen, sind dies in Organisationen eher informel‐
le Gespräche mit Mitarbeitern oder die Einbindung in Arbeitsroutinen.
Um diese Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf einen Nenner zu bringen,
wurde einerseits theoriegeleitet der Faktor „Erfolg objektiviert – hilfreich
war dabei der systemtheoretische Kommunikationsbegriff, siehe dazu das
Eingangszitat; andererseits wurden induktiv (emmnisse wie auch för‐
dernde Elemente zusammengetragen, differenztheoretisch analysiert und
kondensiert. Die drei daraus abgeleiteten Faktoren Aufmerksamkeit, Orga‐
nisation und Motivation stellen damit für den Erhalt von Kommun‐
ikationssystemen in Wikis Erfolgsfaktoren dar und schließen damit eine
wesentliche L“cke in der neueren Systemtheorie.
)n den folgenden Kapiteln . ‐ . werden die drei Erfolgsfaktoren zunächst
hergeleitet und allgemein definiert, in den drei darauffolgenden Kapiteln
. ‐ . wird jeder Faktor nochmals konkretisiert und mit Beispielen aus
den Fallstudien angereichert. Die jeweilige Ausgestaltung der drei Berei‐
che, die zu einem Fortbestehen oder einem „Einschlafen des Kommunika‐
tionssystems f“hrt, kann je nach Kontext, Thema und Nutzerstruktur an‐
ders aussehen und eben auch unterschiedlich erfolgreich sein . Die
Ausf“hrungen in den Kapiteln stellen also keine konkreten, universellen
Patentrezepte dar. Sie zeigen aber universelle Problembereiche auf, die
individuelle Lösungen erfordern, um den Erfolg eines Kommunikationssys‐
tems positiv zu beeinflussen.
6.1 Anschlusskommunikation als Problem der „Lebendigkeit“
von Kommunikationssystemen
Eingangs wurde das Kriterium f“r „Erfolg bei sozialen Kommunikations‐
Systemen definiert, nämlich: gelungene Kopplung von Selektionen. Einfa‐
cher formuliert könnte man auch sagen: Ein soziales System ist dann er‐
folgreich, wenn Kommunikation weiter „fließt . Was sind nun aber Konsti‐
tutionsbedingungen von Anschlusskommunikation?
Zunächst hält Luhmann dazu fest, dass bestimmte Vorbedingungen f“r
systemische Autopoiesis gegeben sein m“ssen, nämlich Leben und Be‐
wusstsein Luhmann
:
, ohne sie ist die Reproduktion sozialer
Systeme nicht möglich. Oder wie es Berghaus ausdr“ckt: „So brauchen bio‐
logische Systeme Sauerstoff, Wasser, Nahrung usw.; Bewusstseinssysteme
brauchen biologische Systeme und eine Welt zum Wahrnehmen; und sozia‐
le Systeme setzen Leben und Bewusstsein voraus Berghaus
:
.
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
Das erscheint zunächst trivial, bedeutet aber, dass Kommunikation Be‐
wusstsein bedarf:
„Alle Kommunikation [ist] strukturell gekoppelt an Bewußtsein. Ohne
Bewußtsein ist Kommunikation unmöglich. Kommunikation ist total
(in jeder Operation) auf Bewußtsein angewiesen“. (Luhmann 1997:
103)
Psychisches und soziales System haben sich in der Evolution gleichzeitig
„wechselseitig koevolutiv entwickelt Berghaus
:
; Luhmann
:
, stellen aber zwei klar voneinander getrennte Systeme dar vgl.
Kneer/Nassehi
:
.
„Selbstverständlich kommt Kommunikation nur dank einer ständigen
strukturellen Kopplung mit Bewußtseinssystemen zustande; aber die
laufende Reproduktion von Kommunikation durch Kommunikation
(Autopoiesis) spezifiziert sich selbst und wird im eigenen Netzwerk
konditioniert, was immer psychischen Systemen dabei durch den Sinn
geht.“ (Luhmann 1990: 17)
Der Aspekt der Autopoiesis und Selbstreferenz, auf den Luhmann in seiner
neueren Systemtheorie immer wieder abzielt, ist bei Wikis eher trivial:
Artikel, Diskussionen, Kategorien, kurz: das ganze Wiki entwickelt sich erst
und nur durch Kommunikation – und daran anschließende Kommuni‐
kation. Es besteht nicht aus Menschen – wohl aber aus den kommuni‐
kativen Beiträgen der Personen, die im Wiki Kommunikationen hinter‐
lassen. Betrachten wir daher die strukturelle Kopplung nun näher. )n
seinen fr“hen Werken setzt sich Luhmann mit genau diesem Verhältnis
personaler und sozialer Systeme unter dem Begriff der „)nterpene‐
auseinander, er fordert gar:
tration
„Man muß in der Gesamtanalyse sozialer Systeme verschiedene „An‐
schnitte“ unterscheiden, nämlich (1) die Theorie der Systemdifferenzie‐
rung […]; (2) die Theorie der Komplexität […]; (3) die Theorie der In‐
terpenetration, die sich damit befasst, wie die Komplexität von Um‐
weltsystemen als Basis für Systemaufbau und Systemerhaltung in das
System eingeführt und in ihm benutzt wird.“ (Luhmann 1977: 68).
Später verliert er diesen Ansatz aber weitgehend aus den Augen da er
stattdessen das (auptaugenmerk auf die operative Geschlossenheit von
Systemen legt , mehr noch, er rät davon ab, sich mit diesen Vor‐
bedingungen weiter zu beschäftigen:
)nterpenetration ist eine bestimmte Art der strukturellen Kopplung, die in Folge
der gemeinsamen Co‐Evolution zweier Systeme entstanden ist.
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
„Man kann angesichts der Komplexität der Welt nicht alle Bedingungen
der Möglichkeit eines Sachverhaltes in den Begriff dieses Sachverhaltes
aufnehmen; denn damit würde der Begriff jede Kontur und jede theo‐
riebautechnische Verwendbarkeit verlieren.“ (Luhmann 1995: 114f.)
Der Verfasser dieser Arbeit sieht das anders. )n dem Begriff der „phati‐
oder auch der „Kontaktfunktion von Sprache kommt
schen Funktion
zum Ausdruck, wie wichtig das Kontakthalten von psychischen Systemen
f“r den Bestand von sozialen Systemen ist: )m Smalltalk werden keine re‐
levanten )nformationen ausgetauscht, sondern Beziehungen gepflegt,
ebenso in Begr“ßungs‐ und Verabschiedungsformeln oder ‐ritualen vgl.
(ayakawa
; Burkart
:
f.; Langthaler
:
; Kadric et al.
:
ff. .
Die Beschäftigung mit Wikis f“hrt immer wieder genau das Problem der
)nterpenetration ins Blickfeld: Wie entsteht ein Kommunikationssystem auf
Basis eines technischen Systems, in das verschiedene psychische Systeme =
Personen )nput geben? Warum beteiligen sich Menschen an einem spezi‐
fischen Kommunikationssystem wie Wikipedia? )nwieweit wirkt sich das
Vorwissen = psychisches System in Bezug auf die (andhabung von Wikis
= technisches System auf die Mitarbeit bei Organisations‐Wikis = sozia‐
les System aus?
Nat“rlich können nun nicht sämtliche Vorannahmen und Bedingungen f“r
Soziale Systeme aufgef“hrt werden. Stattdessen konzentriert sich die Ar‐
beit auf die Frage: Was begünstigt oder verhindert Anschlusskommunikation
im Wiki? Der Ort, wo die Lösung vermutet wird, ist bereits klar umrissen: )n
den Bereichen der strukturellen Kopplung von psychischem, technischen
und sozialem System. Die im Folgenden entwickelte Theorie könnte damit
also auch die Überschrift tragen: „Strukturelle Kopplungen als konstitu‐
ierende Bedingungen für Anschlusskommunikation in Wikis .
An verschiedenen Stellen befasst sich Luhmann – leider meist nur am Ran‐
de – mit eben solchen Bedingungen f“r Anschlusskommunikation bzw.
Anschlusshandeln. Daher muss zunächst nochmals auf einige grundlegende
Begriffe von Luhmann eingegangen werden, um daraus dann eigene Begrif‐
fe zu entwickeln.
Der Begriff geht auf die Studien des Ethnologen Bronislaw Malinowski zu primi‐
tiven milanesischen )nselkulturen zur“ck; er bezeichnet mit „phatic communion
den Gebrauch von Sprache um eine „atmopshere of sociability herzustellen Sie‐
gert
: .
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
6.1.1 Zum Verhältnis von Struktur und Kommunikation
)m Gegensatz zur strukturell‐funktionalen Theorie von Parsons hat der
Begriff der „Struktur in der neueren Systemtheorie nach Luhmann keine
zentrale Stellung mehr
:
. Es geht nicht um Strukturerhalt, son‐
dern um Systemerhalt durch die vorlaufende Reproduktion seiner Elemen‐
te – möglicherweise auch durch strukturelle Änderungen Kneer/ Nassehi
: f. . Strukturen bezeichnen dabei
„die Einschränkung der im System zugelassenen Anschlussmöglichkei‐
ten. Eine Struktur nimmt eine Selektion, eine Auswahl vor; sie sorgt da‐
für, daß die Autopoiesis des Systems nicht durch beliebige, sondern al‐
lein durch bestimmte Elemente fortgesetzt werden kann. Die Struktur
strukturiert […], indem sie bestimmte Elemente wahrscheinlicher
macht und andere – ebenfalls mögliche – Elemente unwahrscheinlicher
macht bzw. ausschließt.“ (Kneer/Nassehi 2000: 93)
Die Kopplung von sozialen Systemen mit anderen Systemen hat eine ähnli‐
che Funktion: Kommunikation in einem Wiki ist durch das technische Sys‐
tem vorstrukturiert. Dadurch wird Kontingenz eingeschränkt, bestimmte
Elemente werden also wahrscheinlicher oder ausgeschlossen. Betrachten
wir beispielsweise die Gliederung und (ervorhebung von Texten: Auf Pa‐
pier bietet sich eher eine lineare Struktur und (ervorhebungen durch far‐
biges markieren an. )n Wikis werden alleine durch die vorgegebene Syntax
)ntra‐Wiki‐Verlinkungen also eine (ypertextstruktur und die Zuordnung
zu Artikeln, Kategorien, Diskussionsseiten etc. wahrscheinlicher. Gleiches
gilt f“r die Kopplung von psychischen Systemen: Wenn
Laien/Experten/Freiwillige bei einem Wiki mitarbeiten, werden andere
Elemente wahrscheinlicher oder weniger wahrscheinlich.
Kurz: Kopplungen von Systemen strukturieren Kommunikation. Deshalb
wird im Folgenden weiterhin der Begriff der Strukturellen Kopplung156 ge‐
nutzt, weil er durch den Bezug auf Strukturen bessere Ankn“pfungspunkte
an andere Theorien bietet wie z.B. zur Giddens schen Theorie der Struktu‐
ration , als der Begriff der „)nterpenetration .
Der Verfasser weiß um die Problematik des Begriffs der Strukturellen Kopp‐
lung, der nur scheinbar aus dem Dilemma der „)nterdependenzunterbrechungen
herausf“hrt, die die neuere Systemtheorie durch Selbstreferenz und Autopoiesis
aufwirft vgl. Baecker
. Die N“tzlichkeit des Begriffes “berwiegt hier jedoch
deutlich dem Wunsch nach strenger Exegese der Systemtheorie.
Der Begriff der „)nterpenetration beschreibt wie oben bereits ausgef“hrt
eine spezifische strukturelle Kopplung, nämlich eine durch Co‐Evolution entstan‐
dene Kopplung.
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
6.1.2 Kommunikation braucht Wahrnehmung
Kommunikation lässt sich nur durch Bewusstsein irritieren: „Ohne Be‐
wußtsein keine Kommunikation. Luhmann
:
. Kommunikati‐
on und Bewusstsein – und damit soziale und psychische Systeme – sind
nach Luhmann „selbstverständlich gekoppelt vgl. Kneer/Nassehi
:
‐ . F“r ihn ist das so selbstverständlich, dass er es kaum hinterfragt –
vor allem, weil er eine holistische Sichtweise in Bezug auf Systeme und
Bewusstsein einnimmt. Wenn man aber die Ebene wechselt und stattdes‐
sen Kommunikationsangebote betrachtet, wird klar, dass Kommunikation
zunächst der Wahrnehmung durch das Bewusstsein bedarf. Das behandelt
Luhmann nur am Rande bei seiner Beschreibung der )nteraktionssysteme:
„[Interaktionssysteme] schließen alles ein, was als anwesend behandelt
werden kann. […] Mit dem Abgrenzungskriterium der Anwesenheit
wird die besondere Bedeutung von Wahrnehmungsprozessen für die
Konstitution von Interaktionssystemen zur Geltung gebracht. Wahr‐
nehmung ist, im Vergleich zu Kommunikation, eine anspruchslosere
Form der Informationsgewinnung.“ (Luhmann 1984: 560)
Die „besondere Bedeutung von Wahrnehmungsprozessen muss aber prin‐
zipiell f“r Kommunikation gelten, also auch f“r Massenkommunikation
oder computervermittelte Kommunikation, die nicht an Anwesenheit ge‐
kn“pft ist. Zwar könnte man diese Formen mit viel gutem Willen auch als
)nteraktionssysteme begreifen, dann w“rde damit aber der Anwesenheits‐
Begriff schlicht mit dem Begriff der Wahrnehmung gleichgesetzt, und damit
obsolet.
Denkt man nun die Voraussetzung f“r Anschluss‐ Kommunikation noch
etwas weiter, so folgt: Wenn Wahrnehmung die Vorstufe und Vorausset‐
zung f“r Kommunikation ist, dann ist Aufmerksamkeit die Voraussetzung
f“r Wahrnehmung. Oder anders formuliert:
Wenn es irgendwo Anschlusskommunikation gibt, dann muss (zuerst) auch
Aufmerksamkeit da sein.
Das Verhältnis von Kommunikation und Bewusstsein ist asymmetrisch: Be‐
wusstsein kann auch ohne Kommunikation zustande kommen, Kommunikation
benötigt dagegen i.d.R. das gleichzeitige Vorliegen von Bewusstsein vgl. Luhmann
: ‐ .
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
6.1.3 Fortsetzung von Kommunikation braucht Organisation
Die Beiträge, die in Wikis gemacht werden, sind höchst unterschiedlich:
Von ganzen Tiraden bis zur Korrektur einer einzelnen Jahreszahl, ja einem
einfachen Komma können die kommunikativen Beiträge variieren – wem
etwas auf‐ oder einfällt, der kann es eintragen.
Auch Luhmann hat sich die Frage gestellt, wie Kommunikation auf der Ba‐
sis etwas „derart fluide[m] wie Bewusstsein möglich ist. Seine Antwort
lautet:
„Die Fortsetzung von Kommunikation erfordert offensichtlich die Er‐
haltung einer eigenen Organisation, die mit diesem Material zurecht‐
kommt, und die nur solange fortgesetzt werden kann, als dies der Fall
ist.“ (Luhmann 1995: 40)
Wo das Material herkommt, ist zu komplex – darum soll es hier nicht ge‐
hen. Es ist aber festzuhalten, dass es Prozesse oder Strukturen gibt im
genannt , die Kommunikation so organisieren,
Zitat oben „Organisation
dass Anschlusskommunikation im System möglich bzw. wahrscheinlicher
wird. Luhmann erklärt dies mit dem Begriff „conservation of adaptation
von Maturana:
„Nur wenn ein System in seiner autopoietischen Reproduktion dem Be‐
reich, in dem es operiert, angepasst ist, kann es sich durch seine eige‐
nen Strukturen determinieren. Und nur wenn es durch seine eigenen
Strukturen in einem laufenden structural coupling mit seiner Umwelt
in Kontakt steht, kann es die eigenen Operationen fortsetzen.“ (ebd.:
41)
Zu untersuchen ist also, ob und wie in Wikis Kommunikation organisiert
wird, sodass Anschlusskommunikation gleich welcher Art und Umfang
sinnvoll eingebracht werden kann, oder sogar: sinnvolle Kommunikation
evoziert werden kann.
Der Begriff „Organisation wird von Luhmann in unterschiedlichen Bedeutun‐
gen verwendet, er ist hier nicht gleichbedeutend mit dem Begriff des Organisati‐
onssystems.
Vgl. Esposito
: Sie stellt die Frage, ob Computer als eine Alternative zur
strukturellen Kopplung zwischen Bewusstsein und Kommunikation gedacht wer‐
den können. Soweit geht die Arbeit an dieser Stelle nicht; das Wiki wird nicht als
Alternative, sondern vielmehr als Ort der strukturellen Kopplung von psychischem,
sozialen und technischen System gesehen.
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
6.1.4 Realisation von Anschlusskommunikation braucht Motivation
Dadurch, dass Luhmann bei der Betrachtung von Funktionssystemen und
Organisationen eine funktionalistische Sicht auf Kommunikation einnimmt,
spielt Motivation f“r ihn keine Rolle. Man muss nicht „motiviert sein oder
werden, um am Wirtschaftssystem teilzunehmen. Oder wie Luhmann es
ausdr“ckt: „Die Theorie getrennter autopoietischer Operationen f“hrt
schließlich zu dem Schluss, dass Organisationen fortbestehen können, ohne
dass ein Individuum seinem Selbstverständnis nach davon profitiert. Luh‐
mann
: f.
Auf der Ebene von ausdifferenzierten Funktionssystemen ist das vermut‐
lich richtig. Auf der Ebene der Organisationen ist dies aber sicher nicht der
Regelfall – das legen zumindest die (uman‐Relations‐Bewegung und Tay‐
lors Scientific Management nahe vgl. Theis‐Berglmair
:
ff.; Kieser
:
‐
. )n „Organisation und Entscheidung widmet Luhmann
: ‐
den „Motiven bzw. der „Motivation zwar ein ganzes Kapi‐
tel, er bleibt aber skeptisch “ber die N“tzlichkeit dieses Begriffes f“r Kom‐
munikationssysteme .
Spätestens aber auf der Ebene spezifischer Kommunikationssysteme also
bestimmter )nteraktionen oder bestimmter Organisationen oder zumindest
bestimmter Kommunikationskanäle , f“r die es jeweils auch funktionale
Äquivalente gäbe, muss es jedoch Strukturen geben, die Anschluss‐
kommunikation im jeweiligen System wahrscheinlicher werden lassen: Die
Adäquanz‐ und prozeduralen Regeln sind hierf“r eine mögliche Erklärung
Schmidt
:
ff. . F“r die Erklärung von „Kollaboration erscheinen
diese Regeln notwendig, aber nicht hinreichend: Sie können erklären wo
Adäquanz und wie prozedural Anschlusshandlungen stattfinden, aber
nicht unbedingt warum. Der Begriff, der hier vorgeschlagen wird, ist Moti‐
vation, da er sowohl vom psychischen , vom sozialen und auch vom tech‐
nischen System her gedacht werden kann: Man kann selbst motiviert
sein, etwas zu tun; Organisationen oder )nteraktionszusammenhänge kön‐
Dies kommt z.B. hier zum Ausdruck: „[…] Daran kann Kommunikation, die
selbst immer nur soziale Systeme erzeugt, nichts ändern. Es gibt keine Einheit
eines psychisch‐sozialen Systems. Der Kommunikation steht es frei, dies in der
Terminologie von Person/Konsens/Motivation/)ntegration zu thematisieren, aber
das bleibt dann ein Sinngehalt der Kommunikation, der psychisch sehr verschie‐
den und in einer durch Kommunikation nicht kontrollierbaren Weise erlebt wer‐
den kann. Luhmann
:
.
)n der Psychologie haben systemtheoretische Modelle der Motivation bereits in
den er Jahren eine (ochphase erlebt z.B. Atkinson/Birch
; Bandura
oder Kuhl/Blankenship
, siehe Scheffer/(eckhausen
: ‐
und sind
auch heute noch aktuell vgl. Dörner
.
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
nen motivieren und schließlich kann Technik demotivieren/motivierend
wirken.
Aus den vorangegangenen Überlegungen konnten drei Faktoren abgeleitet
werden, nämlich Aufmerksamkeit, Organisation und Motivation . )n
den folgenden Kapiteln werden diese näher beleuchtet und zur Struk‐
turierung der Ergebnisse der Wiki‐Analysen genutzt. Sie werden dabei nun
„Erfolgsfaktoren genannt, da sie zur „gelingenden Kopplung von Selek‐
tionen beitragen Luhmann
: S.
und damit Anschluss‐
kommunikation wahrscheinlicher werden lassen.
6.2 Die Einheit von Aufmerksamkeit, Organisation &
Motivation
)m Folgenden werden nun die Wiki‐spezifischen Ausprägungen und Eigen‐
heiten der drei „Erfolgsfaktoren Aufmerksamkeit, Organisation und Moti‐
vation untersucht, die die Lösung des Problems des „vierten Selektions‐
schritts vgl. Kapitel . . darstellen: Wie ist Kollaboration in Wikis
möglich, und wie wird Anschlusskommunikation generell wahrscheinli‐
cher? )n Kapitel wurden dazu bereits Erkenntnisse aus der Forschung
bez“glich Wikipedia dargestellt und zusammengefasst. Diese Studiener‐
gebnisse werden nun mit den eigenen Untersuchungen zu Wikis in Organi‐
sationen, im )nternet und in der Gruppenarbeit im e‐Learning abgeglichen,
um die spezifische Situation von Wikipedia zu hinterfragen und dagegen
das Verallgemeinerbare, das Typische f“r Wiki‐Kollaboration herauszu‐
destillieren.
Diese drei Faktoren sind nicht identisch mit den drei Strukturdimensionen
der Praktiken der Social‐Web‐Nutzung nach Schmidt
:
‐ , vgl.
Kapitel . . , sondern kn“pfen daran an und werden ebenfalls von diesen
Strukturdimensionen gerahmt. So hängt beispielsweise die Aufmerksam‐
keit, die bestimmten Elementen in einem Wiki entgegengebracht wird, ei‐
nerseits von der technischen Basis, also dem Code ab d.h. welche Elemente
werden wie betont? , andererseits von den Regeln d.h. welche Elemente
gelten als wichtig oder m“ssen regelmäßig wahrgenommen werden? so‐
wie den technischen und sozialen Relationen im Netzwerk d.h. welche
Der Einfachheit halber werden hier die verk“rzten Begriffe „Aufmerksamkeit,
Organisation und Motivation verwendet. Gemeint sind hier aber eigentlich die Pro‐
zesse und Strukturen, welche die Aufmerksamkeit, die Entscheidungskommunika‐
tion also das Organisieren und die Motivation lenken und beeinflussen. Der Be‐
griff „Organisation bezieht sich hier also eigentlich auf die Programmebene und
die Binnendifferenzierung von Organisationen vgl. Lieckweg
.
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
Elemente sind stärker/schwächer vernetzt? ab. Gleiches gilt analog f“r die
Motivation und die Organisation.
Die drei „Erfolgsfaktoren stellen Einflussfaktoren auf das Zustande‐
kommen von Anschlusshandeln dar; sie transformieren die Unwahr‐
scheinlichkeit in wahrscheinlicheres Folgehandeln. Kurz gesagt geben sie
damit f“r das handelnde Subjekt die Antwort wo und was zu tun ist siehe
Kap. . : Aufmerksamkeit , von wem und wie etwas getan werden sollte
siehe Kap. . : Organisation und schließlich: warum es getan werden soll‐
te siehe Kap. . : Motivation .
Abbildung 25: Die drei Erfolgsfaktoren Aufmerksamkeit, Motivation
und Organisation
Quelle: Eigene Darstellung.
Exemplarisch sollen hier nur kurz der Einfluss der drei Strukturdimensionen
auf die Motivation angerissen werden. Code: Wie leicht/schwer ist es, bestimmte
(andlungen vorzunehmen? Ein Wiki eignet sich bspw. weniger f“r synchrone
Kommunikation als ein Chat. Regeln: Gibt es bestimmte Belohnungen oder Erwar‐
tungen, welche zu (andlungen motivieren? Nicht‐regelkonformes Verhalten wird
im Wiki sanktioniert, also z.B. gelöscht. Relationen: Wirkt sich die Position im Au‐
toren‐ Netzwerk auf die Motivation zur Weiterarbeit aus? Vgl. hierzu Stegbauer
. Selbiges gilt f“r die Organisationsstrukturen.
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
Dabei sind die drei „Erfolgsfaktoren weder trennscharf abgrenzbar, noch
voneinander unabhängig – in Gegenteil: Sie bedingen und beeinflussen sich
gegenseitig vgl. Abbildung
. Aufmerksamkeit ist beispielsweise Grund‐
voraussetzung, um zu Anschlusshandeln motiviert zu sein, andererseits
lenkt die Motivation in einem kollaborativen System mitzuarbeiten erst die
Aufmerksamkeit auf bestimmte Funktionen und Bereiche.
Allen drei gemeinsam ist, dass sie eine Schnittstelle zwischen dem han‐
delnden )ndividuum und dem sozialen System darstellen: sie sind struktu‐
relle Kopplungen zwischen dem kollaborativen Kommunikationssystem
und seiner Umwelt, d.h. dem handelnden Subjekt bzw. der Organisation .
Richtigerweise m“ssten die drei Erfolgsfaktoren daher als „Aufmerksam‐
keitsstrukturen , „Motivationsstrukturen und „Organisationsstrukturen
oder noch genauer: als „Aufmerksamkeitsstrukturmomente etc. bezeich‐
net werden, denn „Aufmerksamkeit und „Motivation beziehen sich nur
auf Zustände im psychischen System – der Einfachheit halber werden sie
im Folgenden jedoch meist abgek“rzt. Gemeint sind jedoch jeweils Struk‐
turmomente, die das technische System Wiki ‐Software , das Soziale Sys‐
tem Wiki ‐Organisation und das psychische System Wiki ‐Nutzer mitei‐
nander koppeln.
Versuchen wir dies nochmals an einem Beispiel zu erläutern: Der
Print‐Journalismus als soziales System hat das Problem, die Aufmerk‐
samkeit der Leserinnen und Leser genauer: der psychischen Systeme zu
wecken und an sich zu binden. Daf“r stehen ihm technische Systeme, näm‐
lich die Verbreitungsmedien Zeitungsdruck zur Verf“gung. Die Lösung
des Problems der Aufmerksamkeitsgenerierung sind Schlagzeilen/Head‐
lines auf Zeitungen. Sie sind geronnene Strukturmomente, die die drei un‐
terschiedlichen Systeme koppeln.
Zur doppelten Verwendung des Begriffes „Organisation vgl. Kapitel . .
Wie strukturell unterschiedlich dieses Strukturmoment im Detail sein kann,
zeigt der Vergleich der Strukturmomente „Schlagzeile bei der FAZ oder der B)LD.
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
Abbildung 26: Kollaboration, Möglichkeitsraum und die drei Erfolgs‐
faktoren
Quelle: Eigene Darstellung.
Letztlich eröffnen die drei rahmenden Struktur‐Dimensionen Regeln, Rela‐
tionen und Code sowie die davon abhängigen strukturellen Kopplungen
Aufmerksamkeit, Motivation und Organisation den Möglichkeitsraum der
Plattform – die offene Kontingenz des (andelns oder der Kommunikation.
Ob und wie prinzipiell Kollaboration ablaufen kann – oder eben nicht, hängt
somit vom Rahmen ab, der den Möglichkeitsraum quasi aufspannt. Dass
und wie konkret Kollaboration darin abläuft – oder eben nicht, hängt von
den strukturellen Kopplungen ab, die das Anschlusshandeln wahrscheinli‐
cher oder unwahrscheinlicher werden lassen.
Die in dieser Arbeit näher beleuchteten Erfolgsfaktoren sind sicher nicht
vollständig: Selbstverständlich wird das (andeln im Wiki – egal ob in Or‐
ganisationen oder im )nternet – noch durch weitere äußere Umstände z.B.
wirtschaftlicher, rechtlicher oder situativer Art beeinflusst und gerahmt.
Zum Teil kommt dies in den Strukturdimensionen zum Ausdruck – in den
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
„Regeln finden sich z.B. auch rechtliche Rahmenbedingungen wieder.
Wirtschaftliche Aspekte wiederum spielen bei der Motivation und Auf‐
merksamkeit eine Rolle: Wikis haben sich vor allem auch deshalb in vielen
Organisationen als Tool zum Wissensmanagement angeboten, weil sie kos‐
tenlos sind vgl. J“ngling
: ; Mueller
:
. Eine Untersuchung
aller Einflussfaktoren kann aber nicht Ziel der Arbeit sein. Somit gelten die
drei Erfolgsfaktoren jeweils nur ceteris paribus.
6.3 Gestaltung & Wahrnehmung des Möglichkeitsraums
Quer zu den drei beschriebenen Erfolgsfaktoren Aufmerksamkeit, Organi‐
sation und Motivation liegt noch ein vierter Faktor, der die drei vorange‐
gangenen bedingt und aus ihnen resultiert: Die Gestaltung und die Wahr‐
nehmung des Möglichkeitsraums.
Wie oben vgl. Kapitel . bereits beschrieben, spannen die drei rahmen‐
den Struktur‐Dimensionen Regeln, Relationen und Code sowie die davon
abhängigen strukturellen Kopplungen Aufmerksamkeit, Motivation und
Organisation den Möglichkeitsraum der (andlungen auf einer Plattform
wie einem Wiki auf. Er kann damit – in der Begrifflichkeit von Luhmann –
als Zone der Interpenetration psychischer, technischer und sozialer Systeme
verstanden werden. Auf der Ebene der Sozialen Systeme wird er konstitu‐
iert von externen Faktoren der Umwelt z.B. wirtschaftliche, rechtliche
oder moralische Vorgaben , von Faktoren der Organisation z.B. zeitliche
Restriktionen oder Verantwortlichkeiten sowie von gruppendynamischen
Prozessen im Sinne von )nteraktionsystemen, z.B. Beeinflussung durch
Opinion Leader – vgl. die sog. „Wikipropheten , Kapitel . . . Auf der Ebe‐
ne des technischen Systems „Wiki Code‐Ebene wird er durch die techni‐
schen Möglichkeiten, also durch die Architektur, die Leistungsfähigkeit ,
die optische Darstellung und Bedienbarkeit, etc. festgelegt. Und auf der
Ebene der psychischen Systeme wird er durch die Wahrnehmung bzw. )n‐
ternalisierung der eben genannten Faktoren sowie eigener, persönlicher
„(intergr“nde konstituiert z.B. Kosten‐/Nutzenkalkulationen, Perzeption
der (andhabung und Möglichkeiten eigenen Spielraums, situative Faktoren
etc. .
(iermit sind einerseits die technischen Gegebenheiten gemeint, also die vom
Code der Plattform vorgegebene Kontingenz der Anschlusskommunikation: Was
ist technisch möglich? Welche Kommunikationsmodi werden unterst“tzt, gibt es
unterscheidbare Kommunikationsräume?
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
)n den nun folgenden drei Kapiteln werden die drei Erfolgsfaktoren Auf‐
merksamkeit, Organisation und Motivation genauer beleuchtet und mit
Beispielen aus den jeweiligen Fallstudien konkretisiert.
6.4 Erfolgsfaktor 1: Aufmerksamkeitsstrukturen
)n seiner Analyse der „Unwahrscheinlichkeit der Kommunikation weist
Luhmann
auch auf das „Problem der Unwahrscheinlichkeit des Er‐
reichens hin. Die evolutionäre Lösung, die Menschen daf“r entwickelt ha‐
ben, sind die technischen Verbreitungsmedien. )n einer vollkommen me‐
dialisierten Welt, die durch ein stetiges Wachstum von Kommunikation
gekennzeichnet ist, ist das Problem des Erreichens jedoch nicht mehr auf
Raum und Zeit reduzierbar: (eute ist vielmehr das Erreichen von Auf‐
merksamkeit die Schwierigkeit. Die Leistung der Medien erschöpft sich
heute also mehr denn je nicht auf die Verbreitung von )nformationen Ver‐
breitungsmedien , sondern auf die Aggregation von Aufmerksamkeit auf
medialen Plattformen.
Wie transformieren nun Wikis die Unwahrscheinlichkeit des Erreichens &
des Erfolgs? )m Vergleich zur dezentralen Kommunikationsform der Blo‐
gosphäre mit ihren „verteilten Konversationen Schmidt,
:
b“n‐
deln Wikis die Kommunikation eher intern auf Artikel‐, Diskussions‐ und
Benutzerseiten. Die Kondensation von Kommunikationssträngen in der
Plattform Zentralität bringt aufmerksamkeitsökonomische Vorteile. Ein
Problem besteht jedoch in der Generierung von Aufmerksamkeit für die
Plattform. Auf beide Bereiche, die externen und internen Aufmerksam‐
keitsstrukturen wird nun im Folgenden eingegangen.
6.4.1 Externe Aufmerksamkeitsstrukturen
Externe Aufmerksamkeit bei öffentlichen Wikis. F“r das enorme Wachs‐
tum der Wikipedia sind einerseits Netzwerk‐Effekte verantwortlich, in
der Anfangszeit bekam sie auch durch Berichte der klassischen Massenme‐
dien jeweils sp“rbare Entwicklungssch“be vgl. Kapitel . . . Gleiches ist
auch bei anderen )nternet‐Wikis wie z.B. dem Guttenplag‐Wiki oder bei den
Reise‐Wikis zu beobachten.
Der Agenda‐Setting‐Effekt auf die Wikipedia ist bei vielen Anlässen mess‐
bar: So brachte beispielsweise die kurzzeitige Sperrung der Seite Wikipe‐
dia.de im November
durch den Bundestagsabgeordneten Lutz (eil‐
Vgl. hierzu z.B. den Matthäus‐Effekt, siehe Kapitel . . .
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
mann nicht etwa einen R“ckgang, sondern eine Zunahme der Seitenab‐
rufe um % im November bzw. um % im Dezember im Vergleich zum
Vormonat Zachte
: f. . Weitere Beispiele f“r einen starken Agenda‐
Setting‐Effekt zeigen sich bei Zachte
in der Nominierung von Sarah
Palin Ende August
, dem Bekanntwerden des Todes von Michael
Jackson im Juni
oder im Verlauf der Entwicklung der Berichterstat‐
tung zur Schweinegrippe.
Neben dem eher kurzfristigen Effekt der Thematisierung durch die Mas‐
senmedien spielt langfristig die Lenkung von Aufmerksamkeit durch die
Google Suche eine große Rolle – nicht nur f“r die Wikipedia, sondern auch
f“r andere )nternet‐Wikis . Ebenso können Gespräche in anderen sozia‐
len Kontexten wie Fan‐Communitys, Vereinen u. Ä. relevant sein, die ein
Wiki ins Leben rufen oder bestehende Wikis aktiv unterst“tzen. Auch in
der laufenden Nutzung spielt Wiki‐externe Kommunikation eine Rolle: Zur
Koordination werden in vielen )nternetwikis auch andere Medien, insbe‐
sondere synchrone bzw. Push‐Medien wie Chats oder E‐Mail eingesetzt. )n
einigen wenigen Wikis konnten auch reale Treffen, z.T. als regelmäßige
Stammtische beobachtet werden . Dass diese Treffen auch der Motivation
und Organisation dienen, zeigt Stegbauer f“r die Wikipedia
:
‐
.
Externe Aufmerksamkeitslenkung in Organisationen. Auch in Organisa‐
tionen haben die )nterviews in den Fallstudien gezeigt, dass externe Auf‐
merksamkeit wichtig f“r die Mitarbeit im Wiki ist. Dies gilt sowohl in die
eine, wie in die andere Richtung: Die kommunikative Bezugnahme auf das
Wiki durch die Einbindung in Arbeitsroutinen, durch formelle und infor‐
melle Gesprächsanlässe wie Meetings, Jour Fixe oder Pausengespräche,
durch (inweise in anderen Medien der Organisation wie dem )ntranet,
Ticket‐Systemen oder Newslettern lenkt die Aufmerksamkeit der Organisa‐
tionsmitglieder auf die Plattform und aktualisiert so mehr oder weniger
regelmäßig den Nutzen f“r das )ndividuum und die Organisation. Die Rele‐
vanz der informellen Gespräche zeigt sich auch in diverser Praktiker‐
Literatur. F“r die erfolgreiche Einf“hrung und Durchsetzung von neuer
Siehe Kleinz
.
Vgl. hierzu die Beispiele von großen Wikis zu Themen wie „Star Wars , „Ver‐
eine oder „Reisen , die langfristig Aufmerksamkeit bekommen.
Dies spielt insbesondere nat“rlich bei Wikis mit lokalem Bezug eine Rolle, vgl.
z.B. die regelmäßigen Treffen des Stadtwikis Karlsruhe
http://ka.stadtwiki.net/Stadtwiki:Treffen , oder seltener Vereinstreffen des
„(ammwiki oder von „Wikivoyage .
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
Technologie in Organisationen werden als relevante Nutzer‐Rollen z.B. der
„Wiki‐Prophet oder „Wiki‐Champion oder der „Technology Evangelist
. Die Begriffe bezeich‐
dargestellt vgl. Seibert
:
ff.; Mader
nen weitgehend das gleiche, nämlich Personen, die andere Nutzer in Ge‐
sprächen bzw. )nteraktionen auf die Plattform und kollaborative Nut‐
zungsmuster aufmerksam machen und f“r das Thema begeistern sollen .
Umgekehrt zeigte sich in den Fallstudien aber ebenfalls, dass informelle
Gespräche auch die Dynamik einer negativen, ablehnenden (altung dem
Wiki gegen“ber entfalten können vgl. Gelb ; Seibert
:
‐
; J“ng‐
ling
: f. . Die Gespräche “ber das Wiki sind damit relevant f“r die
Aufmerksamkeit und die Motivation zur aktiven Nutzung – gleichzeitig sind
sie aber nicht steuerbar.
Weiterhin stehen Wikis in Organisationen nicht immer in einem komple‐
mentären, sondern oft auch in einem um Aufmerksamkeit konkurrierenden
Verhältnis. F“r die Wahrnehmung der N“tzlichkeit des Wikis ist es wichtig,
ob es sich zu einem Leitmedium f“r bestimmte )nformationen entwickeln
kann vgl. Kapitel . . . Gibt es dagegen mehrere funktionale Äquivalente,
durch die die gleichen )nformationsbed“rfnisse gestillt werden können,
sinkt die Aufmerksamkeit f“r das Wiki und seine perzipierte N“tzlichkeit
vgl. Fallstudie „Gelbes Wiki .
Aufmerksamkeit durch Veränderung. Schließlich stellt die Veränderung
von einzelnen Funktionen oder Erscheinungsformen einer Plattform eine
Möglichkeit dar, um neue Aufmerksamkeit zu wecken und zur Mitarbeit zu
motivieren. Diese Veränderungen sollten jedoch behutsam vorgenommen
werden, da die Nutzungsroutinen eine ebenso große Bedeutung f“r die
Motivation zur Mitarbeit haben und da die Transaktionskosten mit der Zeit
und mit dem Sammeln von Erfahrungen und Routine sinken. Bei der Wi‐
kipedia sind Beispiele daf“r die schon seit Jahren geforderte Einf“hrung
eines neuen Editors vgl. Kapitel . . , sowie die Einf“hrung der „stabilen
bzw. „gesichteten Versionen , die sich “ber mehrere Jahre hinzog und so‐
wohl in der Community als auch in der Presse zunächst negatives Echo
in Bezug auf Facebook an, dass sol‐
fanden . Ebenso merkt Wiese
che Veränderungen immer einen Spagat darstellen: Einerseits erwarten die
Nutzer Fortschritt, d.h. neue Optionen oder optische Veränderungen, ande‐
Die besondere Rolle der „Promoters of )nnovation f“r die Einf“hrung von neu‐
er Technologie in Organisationen findet sich schon bei Zerfass/(uck
.
Die „gesichteten Versionen wurden mehrfach angek“ndigt und letztlich im Mai
in der deutschsprachigen Wikipedia eingef“hrt. Zur Reaktion auf die „stabi‐
len Artikel siehe Dambeck
.
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
rerseits lehnen sie die Veränderungen oftmals aus Gewohnheit und Unlust,
sich umgewöhnen zu m“ssen, ab. )n Organisationen bringt dies der Begriff
der „Pfadabhängigkeit von Entscheidungen zum Ausdruck vgl. (oltmann
: Auch wenn die Nutzer mit einem System mit der Zeit unzufrieden
werden vgl. Fallstudie „Blaues Wiki , sind die Opportunitätskosten bei
einem Wechsel auf ein neues System meist zu hoch.
6.4.2 Interne Aufmerksamkeitsstrukturen im Wiki
)n Wikis selbst gibt es Strukturen, die Aufmerksamkeit generieren, lenken
und binden sollen. Zu den wichtigsten zählt wohl die Grundfunktion des
Wikis, nämlich einzelne Bearbeitungsschritte in der Versionsgeschichte
abzuspeichern, und zusammengefasst als Artikel anzuzeigen. (ierzu wur‐
den im Vorfeld der Studien theoriegeleitet (ypothesen entwickelt. Zwei
wesentliche Annahmen waren, dass erstens der Einsatz von Wikis „in der
Organisationskommunikation das Verhältnis der Organisation zu ihrer ei‐
genen Geschichtlichkeit verändert , da Entscheidungen nicht mehr einfach
vergessen werden, sondern insgesamt archiviert sind. Daraus wurde zwei‐
tens abgeleitet, „dass mit dem Einsatz von WikiWebs in der Organisations‐
kommunikation Veränderungen in der Legitimation von Entscheidungen
durch kommunikative Verfahrensweisen einhergehen – schließlich wer‐
den Entscheidungen ad hoc sichtbar und können dadurch weniger ex post
rationalisiert werden Mayer/Schoeneborn
:
‐
.
Beide (ypothesen wurden in den Fallstudien “berpr“ft – und verworfen.
Mit dem Umstand, dass die Versionsgeschichte des Wikis geschlossene
Kontingenz sichtbar macht und dadurch Entscheidungen jeweils Personen
und Zeitpunkten zugeschrieben werden können, gehen die Mitglieder der
Organisation ganz einfach um: sie ignorieren die (istory‐Funktion schlicht‐
weg. )n keinem der )nterviews gab es (inweise darauf, dass die Versions‐
geschichte eine relevante Rolle f“r die Organisation spielt. Sie wird höchs‐
tens konsultiert, um einen Bearbeitungsfehler zu korrigieren. Diese Reduk‐
tion von Komplexität ist nicht nur den Nutzern zuzuschreiben, sondern
liegt schon im Aufbau des Wikis begr“ndet. Abbildung
veranschaulicht,
dass die komplexen, kontingenten Kollaborationsprozesse f“r den Nutzer
in der Regel unsichtbar auf der (interb“hne ablaufen. )m Vordergrund der
Aufmerksamkeit steht zu jedem Zeitpunkt der Artikel. Wikis transformie‐
ren also einen Prozess in ein Produkt.
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
Abbildung 27: Transformation eines komplexen, kontingenten Kom‐
munikationsprozesses durch das Wiki in ein Produkt
Quelle: Eigene Darstellung.
Zu den weiteren technischen Formen der Aufmerksamkeitsgenerierung
und ‐lenkung gehört unter anderem die farbliche Hervorhebung von Intra‐
Wiki‐Links, die zu noch nicht existenten Seiten f“hren. Sie stellen f“r Nutzer
eine schnell und leicht erkennbare (andlungsaufforderung dar, hier tätig
zu werden und die neue Seite anzulegen. )m Beispiel in Abbildung
sticht
der Name „(einz Bonfadelli klar hervor; fährt man mit dem Mauszeiger
dar“ber, erscheint zusätzlich die Erläuterung, dass die Seite noch nicht
vorhanden ist. Weitere Wiki‐immanente Formen der Aufmerksamkeits‐
lenkung sind die diversen Spezialseiten , z.B. die „Wartungslisten , auf
denen „verwaiste Seiten , „kurze Artikel , „gew“nschte bzw. „nicht‐
kategorisierte Dateien, Seiten oder Vorlagen sowie Artikel abgerufen wer‐
den können, die seit längerem nicht oder insgesamt nur wenig “berarbeitet
Die Übersicht zu den verf“gbaren Spezialseiten findet sich in jedem MediaWiki
links in der Navigation unter „Werkzeuge /„Spezialseiten .
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
wurden. Daneben gibt es noch eine Reihe weiterer Seiten, die die Pflege des
offenen Systems erleichtern.
Abbildung 28: Beispiel für technische und redaktionelle Formen der
Aufmerksamkeitslenkung im Wiki
Quelle: Screenshot von W60.
)n Abbildung
ist auch eine redaktionelle Form der Aufmerksamkeits‐
lenkung erkennbar: Am Seitenanfang wird in einem Kasten darauf hinge‐
wiesen, welche Schwächen der Artikel hat und wie Nutzer helfen können,
diesen zu verbessern. Der (inweis besteht aus einer Vorlage, die extra zu
diesem Zweck eingerichtet wurde und nun die schnelle Pflege von Seiten
mit dem gleichen Problem möglich macht. Diese Vorlagen sind nicht in je‐
dem Wiki gleichermaßen verbreitet, das dahinterstehende Prinzip, Nutzer
auf bestimmte Funktionen, Bereiche oder Erfordernisse aufmerksam zu
machen, jedoch schon – es wird nur redaktionell unterschiedlich realisiert.
Auch die Portalseiten stellen redaktionelle Formen der Aufmerksamkeits‐
lenkung dar, die bestimmten Nutzergruppen den Einstieg in ihren The‐
menbereich im Wiki erleichtern sollen. Thom‐Santelli et al.
weisen
darauf hin, dass in Wikis von den Nutzern „eigene Bereiche wahrgenom‐
men werden und sogar „Territorien mithilfe der „maintained ‐Vorlage
„in Besitz genommen werden.
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
)n Wiki‐Farmen gibt es Portale auch auf einer Meta‐Ebene, hier werden z.B.
populäre Wikis, neueste Wikis, größte Wikis sowie Wikis nach Sprache und
Thema gelistet. Die beschriebenen Formen finden in unterschiedlichem
Ausmaß auch in Organisationen Verwendung.
Lebendigkeit, Beobachtungslisten und „letzte Änderungen“. )m )nternet
ist die „Lebendigkeit der Wiki‐Kommunikation eine wichtige Vorausset‐
zung f“r die Bindung von Aufmerksamkeit an die Plattform: Wikis im )n‐
ternet werden von ihren Nutzern in der Regel als Nachschlagewerke ge‐
nutzt, d.h. sie werden eher zufällig, irgendwann aufgerufen, wenn gerade
ein )nformationsinteresse besteht. Wenn die Aufmerksamkeit nun aber
nicht regelmäßig von außen auf das Wiki gelenkt wird, z.B. dadurch dass
das Thema des Wikis insgesamt oder einzelner Artikel darin aktuell ist
oder durch externe Strukturen wie Medienberichterstattung oder Organi‐
sationsroutinen regelmäßig aktualisiert wird, wird die Nutzung spora‐
disch.
)nsbesondere zwei Wiki‐Funktionen können dem entgegenwirken: Die
„Beobachtungslisten und die Seite mit den „letzten Änderungen . Sie he‐
ben die Betonung des Produktcharakters von Artikeln auf siehe Abbildung
, in dem sie die Aufmerksamkeit wieder auf Aktivität im Wiki lenken.
Auf der Seitenebene können Autoren die weitere Entwicklung „ihres Arti‐
kels beobachten, und sich ggfs. informieren lassen, wenn jemand an dem
Artikel weiterarbeitet. Die „letzten Änderungen fassen dagegen die Aktivi‐
tät im Wiki insgesamt zusammen, und dienen der Orientierung, was sich
seit dem letzten Besuch getan hat. )nsbesondere diese Funktion spielte
auch bei vielen Nutzern der Organisationswikis eine Rolle.
F“r )ntensiv‐Nutzer können diese Funktionen – eine aktive Community
vorausgesetzt – zu einer nahezu linearen Mediennutzung f“hren: man
schaut regelmäßig vorbei, um zu sehen, was sich getan hat und in Verbin‐
dung mit den Spezialseiten: was zu tun ist . Dadurch, dass die Aufmerk‐
samkeit auf die Lebendigkeit des Kommunikations‐Systems gelenkt wird,
kann diese auch zu einem Motivationsfaktor werden vgl. Kapitel . . Bei
wenig Aktivität im Wiki haben die beiden Features jedoch den gegenteili‐
gen Effekt: Sie können auch demotivierend wirken, weil die Aufmerksam‐
keit zumindest implizit auf die Nicht‐Nutzung gelenkt wird.
Zusammenfassend könnte man also sagen: aus viel Aufmerksamkeit kann
neue Aufmerksamkeit entstehen, aus wenig Aufmerksamkeit dagegen Des‐
interesse.
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
6.5 Erfolgsfaktor 2: Organisationsstrukturen
Wikis können als spezifische „Redaktionssysteme beschrieben werden
vgl. Kapitel . , in denen sich ebenso wie in journalistischen Redaktionen
Routinen in Form von Selektions‐, Ordnungs‐, )nformationssammlungs‐,
Pr“f‐ und Darstellungsprogrammen herausbilden können siehe Kapitel
. Wie umfangreich und formalisiert diese Programme sind, variiert
. .
mit der Größe und Dauer des Projekts – grundsätzlich m“ssen die )nhalte
in einem offenen System wie dem Wiki jedoch von den Nutzern selbst
strukturiert und organisiert werden.
Abbildung 29: Schematische Darstellung des klassischen Redaktions‐
prozesses versus redaktioneller Zyklen in Wikis
Quelle: Eigene Darstellung.
Zu den wesentlichen Unterschieden gehört dabei, dass es sich 1.) bei den
Nutzern insbesondere von )nternet‐Wikis nicht um professionelle Kommu‐
nikatoren bzw. „Gatekeeper handelt und die Mitgliedschaft nicht a priori
sondern in der Regel selbstselektiv erfolgt 2.) gibt es keinen abgeschlosse‐
nen Redaktionsprozess und kein „fertiges Produkt mehr, sondern viel‐
Die Unterscheidung geht zur“ck auf Blöbaum
:
‐
.
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
mehr „work in progress im Web . auch als „perpetual beta bezeichnet,
vgl. Abbildung
und 3.) ist keine klare Trennung zwischen Kommunika‐
tor und Rezipient/Publikum mehr möglich Stichwort: „Prodsumer oder
„Produtzer – vgl. hierzu Bruns
.
6.5.1 Rollen und Redaktionsroutinen
)n Wikis können zunächst die technischen Benutzertypen unterschieden
werden, die im Wiki‐System angelegt sind und abgestufte Rechte haben.
Dazu zählt das normale „User ‐Konto, mit dem Seiten beobachtet und Da‐
teien hochgeladen werden können, sowie die Funktionen „Administrator
und „B“rokrat , die weitergehende Rechte haben, wie das Löschen von
Seiten, Zugriff auf die Benutzerrechteverwaltung etc..
Dar“ber hinaus gibt es funktionale Nutzerrollen, die mit bestimmten Auf‐
gaben verbunden sind. F“r die Wikipedia nennt Stegbauer
:
‐
als offensichtliche Positionen die Administratoren, Vandalenjäger, Artikel‐
schreiber, Begr“ßer, Trolle, Propagandisten und Vandalen – ergänzt wer‐
den könnten noch aktive und passive Sichter. Die Rollen beschränken sich
jeweils nicht unbedingt auf eine Person, vielmehr können einzelne Nutzer
auch mehrere Funktionen “bernehmen. Auf die Trolle, Propagandisten,
Vandalen und Vandalenjäger soll hier nicht weiter eingegangen werden, da
sie zwar auch in anderen )nternet‐Wikis vorkommen können, in Organisa‐
tionen und in den Gruppenwikis im Bereich e‐Learning größtenteils aber
keine Rolle spielen. )m Kontext der Organisationen sind dagegen eher die
Wiki‐Propheten relevant, die andere Mitglieder der Organisation f“r die
Plattform Wiki begeistern sollen siehe Kapitel . . – sie entsprechen am
ehesten den „Begr“ßern der Wikipedia.
F“r die Organisation der Anschlusskommunikation sind hier eher die in‐
haltlichen oder strukturierenden Nutzerbeiträge von )nteresse. Die Gruppe
der Autoren wurde bereits in Kapitel . . näher beleuchtet und durch die
Rollen des Chef‐ und Hilfskochs und der Küchenjungen näher beschrieben.
(ier zeigte sich bereits, dass Umfang und Frequenz von Beiträgen sehr
stark divergieren können. Da diese Ungleichverteilung nicht nur in Wikis,
sondern generell in Social Media häufig zu beobachten ist, wird sie in Kapi‐
tel . . nochmals näher beleuchtet.
Die Strukturierungsleistung spielt in allen Kontexten eine wesentliche Rol‐
le. Sie wird zum Teil von einzelnen Personen erbracht, die in Wikis ge‐
meinhin als „(ebamme also die Person, die das Wiki initiiert und sich um
die Vorstrukturierung sowie um das Anlernen neuer Nutzer k“mmert
)n der Regel können Wiki‐Nutzer aber auch ohne Nutzerkonto, also anonym
Seiten bearbeiten.
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
oder „Gärtner also Nutzer, die kleine Fehler korrigieren und das Layout
oder die Verlinkung verbessern bezeichnet werden. Teilweise wird das
„Gärtnern aber auch kollaborativ vollzogen. Durch die dynamischen Netz‐
werkanalysen konnten diese Organisationsprozesse nun sichtbar gemacht
und in Form von kleinen Filmen visualisiert werden. Dabei wurden zu‐
nächst die Autorennetzwerke errechnet und in einem weiteren Schritt mit‐
hilfe von )nhaltsanalysen und Experteninterviews mit der Art ihrer Beiträ‐
ge in Beziehung gesetzt. Dadurch geben die in Abbildung
und Abbildung
dargestellten Netzwerke nicht nur die Beziehungen der Autoren unter‐
einander und deren Entwicklung im Zeitablauf wieder, sondern sie bilden
den Prozess des Organisierens im Sinne von Weick
ab.
Die beiden ausgewählten Fallstudien zeigen dabei exemplarisch zwei deut‐
lich voneinander unterscheidbare Muster. Beiden gemein ist zunächst, dass
die Netzwerke im Verlauf der Zeit an Komplexität gewinnen – dies ist unter
anderem auch auf personelles Wachstum der beiden Organisationen zu‐
r“ckzuf“hren. Die Struktur der Netzwerke ist jedoch deutlich verschieden:
)m „gelben Wiki dominieren sternförmige Strukturen mit einem oder zwei
Zentren – die „(ebamme des Wikis und der Administrator. Die (ebamme
hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle Seiten, die andere Nutzer anlegen, zu
kategorisieren und zu verlinken – was ihrem Verständnis von „Gärtnerar‐
beit im Wiki entspricht. )m „blauen Wiki dagegen finden sich schon fr“h
netzähnliche Strukturen. Die Mitarbeiter des Startup‐Unternehmens arbei‐
ten schon fr“hzeitig direkt im Wiki zusammen. Mit dem Wachstum des
Unternehmens nimmt die Dichte des Netzwerks sogar noch zu: Neue Mit‐
arbeiter werden “ber das Wiki in die Firma eingef“hrt und “bernehmen so
das kollaborative Arbeiten im Wiki in ihre Arbeitsroutinen. Der Chef des
Unternehmens ebenfalls eine Art „(ebamme arbeitet “ber lange Zeit
kontinuierlich im Wiki mit – er nimmt jedoch nur zu Beginn t eine zent‐
rale Position im Kollaborationsnetzwerk ein. Die „Gärtnerarbeit , also das
Organisieren der Arbeit im Wiki, wird hier nicht von einer Person, sondern
kollaborativ von allen erledigt.
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
Abbildung 30: Autorennetzwerke im "blauen Wiki" – dynamische
Längsschnittanalyse (Screenshots)
Quelle: Fallstudien im DFG‐Forschungsprojekt „Kollaborative Wissenssysteme“. Dy‐
namische Netzwerk(film)e erstellt von K. Stein und S. Blaschke. Die Zeitpunkte t1‐t6
sind exemplarisch gewählt. | Lesehilfe: Die netzartigen Strukturen zeigen die Zu‐
sammenarbeit verschiedener Autoren miteinander, die Kollaboration an Artikeln
nimmt über die Zeit hinzu.
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
Abbildung 31: Autorennetzwerke im "gelben Wiki" – dynamische
Längsschnittanalyse (Screenshots)
Quelle: Fallstudien im DFG‐Forschungsprojekt „Kollaborative Wissenssysteme“. Dyna‐
mische Netzwerk(film)e erstellt von K. Stein und S. Blaschke. Die Zeitpunkte t1‐t6
sind exemplarisch gewählt. | Lesehilfe: Im Vergleich zum „blauen“ Wiki (s.o.) zeigt
sich die zentrale Position der Hebamme/Gärtnerin sowie des Admins (= sternförmige
Strukturen). Die Vernetzung der Autoren untereinander bleibt über die Zeit gering.
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
Die Ergebnisse des „Gärtnerns sieht man in Abbildung . Die intensive
Gärtnerarbeit der (auptakteurin im „gelben Wiki hat einen großen Netz‐
werk‐„Klumpen ergeben, bei dem alle Seiten engmaschig “ber Portale und
Kategorien miteinander vernetzt sind. Ganz anders dagegen die gewachse‐
ne Struktur im „blauen Wiki , bei dem sich mit der Zeit klar erkennbare
Themen‐Cluster herausgebildet haben.
Abbildung 32: Themennetzwerke im blauen und gelben Wiki – stati‐
sche Querschnittsanalyse
Quelle: Fallstudien im DFG‐Forschungsprojekt „Kollaborative Wissenssysteme“.
Netzwerke erstellt von K. Stein und S. Blaschke.
)n den )nterviews der beiden Fallstudien zeigt sich, dass die Mitarbeit von
Vorgesetzten, aber auch die Arbeit der „(ebamme und des „Gärtners ent‐
scheidende Auswirkung auf die Partizipationsbereitschaft der anderen
Nutzer haben: Unterst“tzt die „(ebamme bzw. im weiteren Verlauf der
„Gärtner , der f“r die Qualitätssicherung zuständig ist die Nutzer zu lange
im Wiki, kann sich dies negativ auf die Beteiligung der anderen Nutzer
auswirken. Und umgekehrt erhöht die Mitarbeit von Leitungspersonal na‐
t“rlich die Motivation.
6.5.2 Entwicklungsprozesse: Zwischen Standardisierung und Offen‐
heit
Wikis unterscheiden sich in den Einführungsprozessen, je nachdem ob sie
top‐down als Beschluss auf der F“hrungsebene einer Organisation einge‐
f“hrt werden, oder von einzelnen Mitarbeitern kurzerhand als Grassroot‐
Projekt in einer Abteilung oder Arbeitsgruppe gestartet werden. Letzteres
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
scheint bei Wikis noch immer zu dominieren vgl. Bartel
a: ; Muel‐
ler
:
. F“r belastbare Aussagen, in wie weit dies f“r den „Erfolg
von Wikis einen Unterschied macht, ist die Anzahl der Fallstudien schlicht
zu klein. Aber in den Meta‐Analysen konnten die Entwicklungsprozesse von
Wikis im )nternet und in Organisationen verglichen werden.
)n einer Anfangsphase des Wikis kann insbesondere bei bottom‐up Einf“h‐
rung eine mangelnde Organisation durch ein "mehr" an Aufmerksamkeit
und Motivation kompensiert werden: Das Wiki wächst als "unstrukturierte
Wissensablage". Andere Ansätze insbesondere bei unternehmensweiten
top‐down‐Projekten sind Pilotprojekte, in denen eine Vorbef“llung und
Vorstrukturierung des Wikis erreicht werden soll, die den Nutzern nach
der offiziellen Freigabe eine leichtere Orientierung, einheitliche Verwen‐
dungsregeln und einen klar sichtbaren Nutzen bringen soll vgl. Warta
: ; J“ngling
: ff. .
)n der Nutzung gewinnt das Wiki mit der Zeit an Komplexität. Es differen‐
zieren sich dann in der Regel in unterschiedlichem Umfang inhaltliche
Bereiche, Nutzerrollen und Verwendungsregeln bzw. Redaktions‐
programme aus. Die Standardisierung der Nutzung, d.h. welche )nhalte in
das Wiki gehören, wo und wie die )nhalte aufbereitet werden sollen, hilft
den Nutzern bei der Orientierung im Wiki und reduziert die Komplexität
von individuellen Beiträgen. Die Organisation kanalisiert und lenkt also die
Aufmerksamkeit der Nutzer.
Dem steht jedoch die Offenheit des Wiki‐Systems gegen“ber: Wikis können
paradoxerweise ihre Stärke nur solange gegen andere Systeme ausspielen,
wie diese Routinen nicht zu fest etabliert sind. D.h. wenn Aufgaben sehr
häufig, regelmäßig und “ber lange Zeit zu erledigen sind, erscheinen Wikis
eher hinderlich als „n“tzlich .
Beide Bereiche der Organisation, nämlich die Struktur im Wiki und die
Strukturen außerhalb des Wikis also wie und wof“r das Wiki im Unter‐
schied zu anderen Medien der Organisation verwendet werden soll sind
gleich wichtig, m“ssen sich aber nicht gleichzeitig entwickeln. Gerade bei
Entwicklungssch“ben können viele )nhalte unterschiedlicher Art in relativ
kurzer Zeit hinzukommen, die dann neu strukturiert und organisiert wer‐
den m“ssen. Bei der Wikipedia f“hrt dies bspw. immer wieder zu Diskussi‐
onen zwischen )nklusionisten und Exklusionisten, in denen die Grenzzie‐
hung jeweils neu festgelegt oder erneuert wird Lutzi
; siehe Kapitel
. . .
Wird ein Bereich davon jedoch längere Zeit vernachlässigt, verharrt die
Nutzung des Wikis in der Findungsphase vgl. Abbildung
. )n der Fall‐
studie des „gelben Wikis wurde zwar ein hoher Strukturierungsaufwand
durch die Gärtnerin betrieben, den Nutzern blieb jedoch unklar, wof“r
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
“berhaupt das Wiki verwendet werden soll es gab mehrere Systeme in die
ähnliche )nformationen eingestellt wurden . Auch wurden die Selektions‐
und Ordnungsprogramme nicht von den Nutzern und in der Nutzung ent‐
wickelt. Die Folge war, dass die „(ebamme bzw. „Gärtnerin sehr viel
Aufwand betreiben musste, um die Mitarbeiter zu Beiträgen zu motivieren.
Abbildung 33: Wiki‐Organisation im Spannungsfeld zwischen Öffnung
und Schließung von Kontingenz
Quelle: Eigene Darstellung.
Das gegenteilige Problem, nämlich eine zu hohe Standardisierung und
Strukturierung der Wikinutzung, fand sich in der Fallstudie zum „blauen
Wiki . Vergleichsweise einfache Routineaufgaben wie das Setzen eines
(äkchens f“r erledigte Aufgaben benötigen bei einem Wiki mehrere Ar‐
beitsschritte, die Ausf“hrung wird umständlich und lästig. Mehrfach wurde
der Umstieg auf andere Kommunikationssysteme wie z.B. Ticketsysteme,
Groupware u.a. in Erwägung gezogen; die Opportunitätskosten eines Um‐
stiegs standen dem jedoch entgegen.
)n der Wikipedia gibt es dieses Problem ebenfalls, und in viel größerem
Maße. Gelöst wird es dort durch die Entwicklung von Vorlagen und ande‐
ren Tools wie z.B. Bots, also automatisierte Programme – daf“r fehlt in
Vgl. dazu das Kapitel . . zu „Mikrokommunikation : einer der Erfolgsfaktoren
von neueren Social Media‐Anwendungen ist, dass sie einfache und hochgradig
reduzierte Kommunikationsangebote den Nutzern zur Verf“gung stellen.
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
Organisationen jedoch meist die Zeit, das Know‐(ow oder die )dee. Die
Wikipedia baut dadurch jedoch einen noch höheren Grad an Standardisie‐
rung, Formalisierung und Strukturierung auf, damit droht auch hier in eine
„Phase der Erstickung . Die Regeln und Routinen, die Programme, Rollen,
Vorlagen und Anleitungen sind soweit ausdifferenziert, dass sie fast nicht
“berschaubar sind und f“r neue Nutzer eine Zugangsbarriere darstellen .
Mit fortschreitender Dauer und Wachstum des Wikiprojektes gilt es f“r die
Organisation also immer stärker einen Ausgleich zwischen der Standardi‐
sierung und Strukturiertheit auf der einen und der Offenheit auf der ande‐
ren Seite herzustellen. Letztendlich ist es eine Frage des Umgangs mit Kon‐
tingenz zwischen den beiden Ebenen: Wie viel offene Kontingenz benötigt
bzw. verträgt die Organisation? Und: Wie viel geschlossene Kontingenz
kann ein Wiki im Vergleich zu anderen Medien bieten? )n der Tendenz zeigt
sich, dass Wikis zunehmend von strukturierteren Systemen wie z.B.
Groupware oder web‐basierten, kollaborativen Office‐Anwendungen Kon‐
kurrenz bekommen.
6.6 Erfolgsfaktor 3: Motivationsstrukturen
Wie f“r die anderen beiden Erfolgsfaktoren gilt auch hier, dass die Motiva‐
tion zur aktiven Teilnahme je nach Kontext Themen‐, Nutzer‐ und Beteili‐
gungsstruktur und Umfeld der Nutzung unterschiedlich realisiert werden
kann. Ausf“hrliche Darstellungen “ber die Komplexität der sozialen wie
psychischen Faktoren alleine bei Wikipedia finden sich z.B. bei Schroer
und Stegbauer
, weitere Untersuchungen finden sich im Kapitel
. zum Stand der Forschung. )m Folgenden werden daher nur einzelne,
herausragende Einflussfaktoren dargestellt, die generelle Tendenzen be‐
schreiben. Sie m“ssen jedoch im Einzelfall angepasst und konkretisiert
werden.
Genauer untersucht werden im Folgenden die Faktoren
Geteilte Werte und Normen,
Perzipierte Aufmerksamkeit bzw. N“tzlichkeit,
Beteiligungsstruktur,
)ndividuelle N“tzlichkeit & Freude im Umgang mit der Technik.
Dieses Problem wurde schon länger erkannt, es gibt verschiedene Lösungsstra‐
tegien, z.B. das Autorenportal W
und das Mentorenprogramm W , und
j“ngst sogar ein virtuelles „Teehaus W , um einen eher informellen Rahmen
dem hohen Strukturierungsgrad entgegenzusetzen.
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
)n einem abschließenden Kapitel werden noch bestimmte „komische The‐
men untersucht, die eigentlich nicht ins Wiki gehören. Dennoch ergeben
diese scheinbar „sinnlosen Beiträge f“r die Nutzung der Plattform insge‐
samt Sinn, und zwar – wie gezeigt wird – nicht nur durch ihren unterhal‐
tenden Charakter.
6.6.1 Intrinsische und extrinsische Motivation
Geteilte Werte und Normen. Die Untersuchungen zur Motivation von Wi‐
ki‐)nitiatoren im )nternet Kapitel . .
sowie zu den Abspaltungs‐
prozessen der sog. „Forks Kapitel . . haben gezeigt, dass nicht nur
geteilte Werte innerhalb des Projekts eine Rolle spielen, sondern bestimm‐
te Werte wie Freiheit des Wissens, Unabhängigkeit von äußerer Einfluss‐
nahme und das Teilen von Wissen zur Verbesserung der )nformationen f“r
ein allgemeines Publikum im )nternet generell eine gewisse Verbreitung
gefunden haben und als Erklärung f“r das eigene Engagement dienen kön‐
nen – dies zeigt auch das Beispiel der Sperrung der Wikipedia durch Lutz
(eilmann, infolge dessen die aktiven Beiträge unmittelbar danach drastisch
zunahmen siehe Kapitel . . .
Die Kommerzialisierung wird dabei von vielen Nutzern als Bedrohung an‐
gesehen, die einerseits die Unabhängigkeit der )nformationen gefährdet,
andererseits die eigene, kostenlose Leistungserbringung ins Zentrum der
Wahrnehmung r“ckt und dadurch demotivierend wirkt. Die weitere Analy‐
se hat jedoch gezeigt, dass kommerzielle Elemente wie Werbung auf Platt‐
formen an sich kein Problem darstellen m“ssen, wenn sie einen gewissen
Umfang nicht “berschreiten und von den Nutzern als Grundlage der Platt‐
form angesehen werden, die zwingend erforderlich sind, um das Angebot
weiterhin kostenlos betreiben zu können. Dies zeigt sich auch bei anderen
Bereichen des „user generated contents , bei Plattformen wie Facebook
oder in Studien zu anderen kostenlosen Angeboten wie dem Bildblog Ma‐
yer et al.
.
Das Teilen von Werten hat dabei einerseits identitätsstiftende Funktion,
andererseits entwickelt sich dadurch ein Zugehörigkeitsgef“hl, z.B. als
„Wikipedianer Teil eines großen und wichtigen Projekts zu sein vgl.
Schroer
: f. und
f.; Bryant et al.
: ff. – beides gehört zu‐
sammen siehe Kapitel . . .
)n Organisationen sind es demgegen“ber weniger die geteilten Werte und
eher die geteilten Normen, d.h. konkrete (andlungsvorschriften f“r die
gemeinsame Zusammenarbeit. Wenn der Nutzen f“r die Organisation und
den Einzelnen klar erkennbar ist Stichwort: Leitmedium und die Nutzung
des Wikis in Alltagsroutinen verankert und regelmäßig aktualisiert wird,
wirkt sich dies positiv auf die Motivation zur Mitarbeit aus – oder vielmehr:
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
beides hängt wechselseitig voneinander ab. Wenn dagegen Unsicherheiten
“ber die Verwendung und den Nutzen unter den Mitgliedern der Organisa‐
tion bestehen, können sich Gruppendynamiken ergeben, die zu einer Ab‐
lehnung des Systems f“hren vgl. Fallstudie „gelbes Wiki ; Seibert et al.
:
ff .
Die perzipierte Aufmerksamkeit f“r das Projekt bzw. die Wahrnehmung
einer allgemeinen Nützlichkeit stellen selbst auch motivierende Faktoren
f“r die aktive Teilnahme dar. So nehmen neue Nutzer eines Wikis implizit
und unbewusst die „Lebendigkeit des Wikis wahr, beispielsweise “ber die
allgemeine )ndikatoren wie die Aktualität von Einträgen auf der Startseite,
in Artikeln oder auf der Spezialseite „letzte Änderungen und spezifischere
inhaltliche )ndikatoren wie der Umfang von Artikeln zu bestimmten The‐
men oder die Anzahl und Umfang der Seiten zum Thema des Wikis bzw. zu
Themen im Wiki. Auf dieser Grundlage entscheiden Gelegenheits‐ Nutzer
des Wikis unbewusst “ber die potentielle N“tzlichkeit von eigenen Beiträ‐
gen f“r andere – wenn das Wiki anscheinend nicht oder kaum genutzt wird,
ist es auch unwahrscheinlich, dass der eigene Beitrag anderen Nutzen
bringt. )n den beschriebenen Wikis bei Wiki‐Farmen und anderen )nter‐
netwikis Kapitel . . und . hebt sich dies scheinbar auf: (ier gibt es
auch einige größere Wikis, die sich nur auf eine verhältnismäßig kleine
Nutzerschaft st“tzen. Dies funktioniert allerdings nur so lange, wie es eben
diesen „harten Kern gibt, der sich eher intern aneinander orientiert, und
solange aus dem gemeinsamen )nteresse Aufmerksamkeit f“r das Wiki
erwächst.
Ein verstärkender Faktor kann im Thema des Wikis selbst liegen. Dieses
stellt sich als intervenierende Variable dar, wenn es wie z.B. bei „Star Wars
oder „Reisen langfristig externe Aufmerksamkeit bekommt. Nutzer, die in
der Partizipation Gratifikationen suchen, werden dann “ber einen längeren
Zeitraum auf das Wiki lenkt vgl. Kapitel . . Der umgekehrte Zusammen‐
hang zeigt sich z.B. bei Wikinews: )m Unterschied zu den lexikalischen Bei‐
trägen in der Wikipedia, bei Wiktionary oder Commons werden in diesem
Projekt Nachrichten, also Artikel zu aktuellen Themen gesammelt. Diese
bekommen jedoch jeweils nur kurz Aufmerksamkeit, die schnell zur“ck‐
geht. Dadurch werden bereits nach kurzer Zeit viele Artikel nicht mehr
aufgerufen und nicht weiter verbessert. Dies und die damit wahrnehmbare
geringere allgemeine N“tzlichkeit lässt die Opportunitätskosten, also den
Aufwand im Verhältnis zur N“tzlichkeit f“r den einzelnen Beitrag steigen.
)n Organisationen hingegen ist f“r die „perzipierte Aufmerksamkeit meist
die Beteiligung der F“hrungskräfte ausschlaggebend: liest und schreibt der
„Chef im Wiki mit, stellt sich die Frage nach der allgemeinen N“tzlichkeit
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
nicht – sie ist hierarchisch begr“ndet. Dies zeigt sich in allen eigenen Fall‐
studien in Organisationen wie auch in anderen Untersuchungen vgl. Muel‐
ler
:
und
, und genauso auch in den Gruppenwikis in Bereich e‐
Learning: auch hier nahm die Teilnahme in Abhängigkeit des sichtbaren
Engagements der Dozenten zu bzw. ab.
Beteiligungsstruktur. Die Ungleichheit von Beteiligung in einem Wiki
wirkt nicht unbedingt demotivierend, sie ist vielmehr ein generelles Phä‐
nomen in sozialen Netzwerken und eher Regelfall als Ausnahme siehe
ausf“hrlich in Kapitel . . zu den Beteiligungsstrukturen in Social Media .
Durch die Aggregation von großen und kleinen Beiträgen auf der Ebene der
Artikel sowie im Wiki insgesamt r“ckt die individuelle Leistung eher noch
in den (intergrund – was durchaus von Vorteil sein kann, da dadurch die
Schwelle f“r marginale Bearbeitungen gesenkt wird vgl. Kapitel . . zur
„Mikrokollaboration .
Wenn diese disparate Leistungserbringung sich jedoch verschärft und in
den Fokus der Nutzer r“ckt – und dies ist insbesondere in Abteilungs‐
Wikis in Organisationen oder in den Gruppenwikis im e‐Learning durch
den direkten Kontakt und die Bekanntheit der Nutzer untereinander sehr
wahrscheinlich – und gleichzeitig Belohnungen wie soziale Anerkennung,
Vertrauen oder Macht/Einfluss ausbleiben, kann dies demotivierend wir‐
ken: Wenig‐Nutzer sehen sich nicht gefordert, wenn es einzelne Nutzer mit
exponierter Stellung im Kommunikationssystem des Wikis gibt, denen be‐
kanntermaßen die Aufgabe des „Gärtnerns etc. zukommt. Und )ntensiv‐
Nutzer beklagen die mangelnde Beteiligung, wenn die N“tzlichkeit ihrer
Arbeit in Frage gestellt wird oder anerkennendes Feedback schlicht aus‐
bleibt.
Individuelle Nützlichkeit & Freude im Umgang mit der Technik. Die eben
beschriebenen Einflussfaktoren können sich auf einer individuellen Ebene
nivellieren, wenn die Arbeit im Wiki bereits persönlichen Nutzen bringt, sei
es weil sie schlicht in den persönlichen Aufgabenbereich fällt oder allge‐
mein Erleichterungen in der individuellen Arbeitsorganisation bringt z.B.
durch den gewohnheitsmäßigen, routinierten Umgang mit dem techni‐
schen System , sei es durch Spaß, Freude oder Neugier die aus dem Um‐
gang mit dem technischen System erwachsen z.B. durch die kontinuierli‐
che Sichtbarkeit des Fortschritts bei Wikis oder die generelle
„Technikaffinität , oder sei es durch individuelle Vorteile, die aus der akti‐
ven Nutzung resultieren z.B. soziale Anerkennung, Aufmerksamkeit oder
der R“ckgang von „lästigen Standardfragen . Umgekehrt kann darin nat“r‐
lich auch die Nicht‐Nutzung begr“ndet liegen: wenn die Nutzung des Wikis
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
im Vergleich zu anderen Medien umständlicher erscheint, nicht gewohnt ist
oder eine generelle, kritische Distanz zu neuen, zusätzlichen Medien be‐
steht z.B. weil bereits die bestehenden Medien eine hohe )nformations‐
und Arbeitsbelastung bringen . )m Sinne des Uses‐and‐Gratifications‐
Ansatzes sind demnach nat“rlich auch individuelle Gratifikationen je nach
Nutzertyp zu untersuchen.
6.6.2 Der Sinn von Sinnlosem
„Die informale Organisation kann,
wie man aus umfangreicher Forschung weiß,
für die Arbeitsmotivation von Bedeutung sein,
die durch die formale Organisation allein nicht ausreichend sicherge‐
stellt werden kann.“ (Luhmann 1984: 269).
)n beinahe allen untersuchten Wikis fanden sich einzelne Seiten, die „aus
dem Rahmen fielen , d.h. sie gehörten im engeren Sinne nicht zu dem vor‐
gegebenen Verwendungszweck bzw. Thema des Wikis oder zu den Ar‐
beitsaufgaben der Organisation. So wurden im „blauen Wiki eine Zeit lang
„ Party‐ Bilder der Woche und ein „lustiger Tagesspruch von einer exter‐
nen Seite eingebunden Blau . )m „gelben Wiki gab es ein paar „Spaß‐
artikel , z.B. zur Verabschiedung eines Mitarbeiters „mit den tollsten Bil‐
dern […] – nicht böse sondern einfach nur witzig. Aber da haben plötzlich
Mitarbeiter am Wiki gearbeitet, die vorher nie was gemacht haben. Gelb
. Die Seiten wurden später gelöscht, „damit es keinen Ärger gibt ebd. .
Auch im „roten Wiki hat eine Nutzerin ein lustiges Bild einer Mitarbeiterin
eingestellt :
„[Ich] fand das so witzig, dass ich ein Standbild machen musste. [S.D.],
die sonst immer bierernst ist, saß da mit großer blonder Perücke und
geschnürtem Kleid und ich fand das Bild klasse, und hab‘ das gespei‐
chert. Und hab‘ das dann auf meiner Nutzerseite im Wiki [eingestellt].
[…] Das war eigentlich mehr eine Spielerei von mir selbst; inzwischen
werde ich aber jeden 4. Tag darauf angesprochen, weil die Leute ir‐
gendwie darauf stoßen, und mich dann mit großen, unverständlichen
Augen ankucken.“ (Rot 1).
Passend zu einer Organisation im )T‐Bereich wurden lustige Kurzgeschichten
“ber den „BOF( , den „Bastard Operator from (ell von Florian Schiel eingebun‐
den.
Der Screenshot musste f“r diese Publikation aus Gr“nden des Urheberrechts
und des Persönlichkeitsrechts leider entfallen.
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
)n anderen Wikis finden sich (inweise auf Mittagsangebote von benachbar‐
ten Restaurants oder „(appy (our ‐Angebote von Bars, in einem der un‐
tersuchten Reisewikis sammelt ein Benutzer seine Berufsbezeichnung als
„Vermesser in anderen Sprachen . Diese Seiten, die inhaltlich eigentlich
nicht in das Wiki gehören, haben in der Regel einen hohen Unterhaltungs‐
und Gesprächswert. Ähnliches gibt es auch in gedruckten Lexika: Fingierte
Artikel, die lexikalische Einträge persiflieren. Der bekannteste ist sicherlich
der Eintrag zur „Steinlaus im – ansonsten seriösen – medizinischen Wör‐
terbuch „Pschyrembel . Er geht auf einen Sketch von Loriot zur“ck und
wurde in der
. Auflage zwar entfernt, aber aufgrund von Protesten der
Leser schon in der nächsten Auflage wieder aufgenommen und noch erwei‐
tert W . )n der Wikipedia findet sich eine größere Auflistung weiterer
„Nihil‐Artikel in anderen Lexika, darunter zu nicht‐existierenden Personen
wie P. D. Q. Bach in „Musik in Geschichte und Gegenwart , Donald Duck
im dtv Lexikon oder dem bayrischen „Engel Aloisius im Brockhaus, .
Auflage sowie diverse weitere „fiktive Personen wie den Abgeordneten
„Jakob Mierscheid , der sogar auf der offiziellen Seite des deutschen Bun‐
destags gef“hrt wird, und weitere „wissenschaftliche Scherzarbeiten
W ;W .
Die eben aufgef“hrten Themen finden sich meist auch in der Wikipedia,
jedoch nicht als persiflierende „Nihil‐Artikel , sondern als Meta‐Artikel
“ber die jeweilige Parodie. Es gibt aber diverse Versuche, Nihil‐Artikel in
die Wikipedia einzubauen. Die entdeckten Beiträge werden im „(umorar‐
chiv gesammelt W . Vergleichbare Seiten sind auch der „Dachboden
oder das „Kuriositätenkabinett , auf denen „Artikel “ber Komisches und
Bizarres [sowie] Bizarre und komische Artikel gesammelt werden W ;
W .
Die Artikel erinnern ebenfalls an sogenannte „Easter Eggs , bei denen die
Produzenten von Computerprogrammen , CDs oder DVDs weitere )nhalte
wie Programme, Animationen oder Bonus‐Tracks darin verstecken. Eine
weitere, weit verbreitete Variante ist, wenn die Nutzer selbst Funktionen in
Programmen zweckentfremden, z.B. Dialoge mit Siri, der Sprachassistentin
Siehe http://www.wikivoyage.org/de/Benutzer:DerFussi/Vermesser. Mittler‐
weile sind es
Sprachen.
Eine riesige Sammlung findet sich hier: http://eeggs.com/
Ein besonders schönes Exemplar ist der komplette Star Wars‐Film Episode )V
als ASC))‐Grafiken, hier zu sehen:
http://www.youtube.com/watch?v=rDS7lRcGxgI&feature=related. Man kann ihn
“ber die Kommandozeile in Windows aufrufen “ber „Start , „Ausf“hren ,
„cmd.exe , dort „Telnet towel.blinkenlights.nl eingeben.
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
des iPhones f“hren , die Profilbilder in Facebook oder die Namen von
ausreizen oder mithilfe der D‐Engine von Ego‐
Gruppen in studiVZ
Shooter‐Computerspielen sogenannte „Machinima ‐Spielfilme produzie‐
ren .
Wozu ist dies gut? Worin liegt der Sinn in den vermeintlich sinnlosen
)nhalten in Wikis und anderen Medien? Eine Antwort darauf m“sste wahr‐
scheinlich vielschichtig ausfallen und soziale wie psychologische Aspekte
und möglicherweise sogar kognitive Prozesse beleuchten. F“r die Wikis hat
sich jedoch gezeigt, dass diese Seiten vor allem folgende Funktionen erf“l‐
len:
Sie haben einen höheren Gesprächswert als „normale Seiten im
Wiki und lenken meist in Alltagsgesprächen damit zusätzlich
Aufmerksamkeit auf die Plattform und wecken Neugier,
sie zeigen alternative Gestaltungsmöglichkeiten von Wikiseiten auf,
sowohl inhaltlich wie auch technisch‐gestalterisch, helfen dabei
sich mit der Technik vertraut zu machen und rufen die prinzipielle
Offenheit des Wiki‐Systems in Erinnerung,
sie „emotionalisieren ein meist n“chternes Arbeitsgerät, die Nut‐
zung dieser Seiten soll Spaß bereiten,
sie bieten damit auch alternative Gratifikationen der Wikinutzung
z.B. Unterhaltung, )nformationen “ber Externes oder )nformelles
etc. .
Da die )nhalte nicht zum offiziellen „Kanon gehören, sind sie meist
versteckt – das Wissen dar“ber zeichnet damit den „Kenner im
Vergleich zum „Laien aus,
sie können der phatischen Funktion oder auch der „Kontaktfunk‐
tion von Kommunikation zugerechnet werden siehe Kapitel . ,
bei der nicht die Weitergabe von )nformationen, sondern durch die
Weitergabe von scheinbar Bedeutungslosem wie „Small Talk die
Aufrechterhaltung des sozialen Systems im Vordergrund steht
und decken damit den „Bedarf f“r informale Organisation , wie
Luhmann in einer Fußnote anmerkt:
Siehe z.B. http://www.youtube.com/watch?v=hckrig2BwNY
Siehe z.B. http://mashable.com/2011/09/30/facebook‐timeline‐cover‐pho‐
tos/#278931‐Ekkapong‐Techawongthaworn
Siehe z.B. http://elchristo.de/studivz‐gruppen‐liste.html
Siehe http://goodnews.antville.org/
Kapitel | Ergebnisse )): Wie „funktioniert Kollaboration in Wikis?
„Die Mitglieder möchten, während sie ihre Aufgaben ausführen, gele‐
gentlich auch über etwas anderes reden: über ihr neues Auto, ihre
häuslichen Verhältnisse, ihre persönliche Einstellung […]. Durch sol‐
che Seitenthemen werden die Grenzen des formalen Systems nicht
verändert.“ (Luhmann 1984: 269).
Damit können sie letztlich zu einer höheren Bindung an das Me‐
dium bzw. die Organisation der Plattform f“hren.
F“r Organisationen ist es demnach durchaus empfehlenswert, den Nutzern
Spiel‐ und Gestaltungsräume im Wiki zuzugestehen – in der Regel sehen
dies Wikis ja bereits mit dem „Sandkasten bzw. der „Spielwiese der
„Sandbox , siehe Kapitel . . vor.
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
7. Theorie II: Wikis, Social Media und gesellschaftlicher
Wandel
Medienwandel, gesellschaftlicher Wandel und Wandel der Öffentlichkeit
gehen (and in (and. Mit dem )nternet und dessen weiterer Entwicklung
zum sogenannten „Web . “ber die Social Media kann ein neuer Struk‐
turwandel der Öffentlichkeit diagnostiziert werden. Charakterisiert wird er
insbesondere durch die Begriffe der „networked publics Boyd
und
der „persönlichen Öffentlichkeiten Schmidt
:
‐
.
J“rgen (abermas sieht diesen neueren Strukturwandel der Öffentlichkeit
kritisch: er diagnostiziert die „Entstehung von Millionen von weltweit zer‐
streuten chat rooms und weltweit vernetzten issue publics und eine
„Fragmentierung jenes großen, in politischen Öffentlichkeiten jedoch
gleichzeitig auf gleiche Fragestellungen zentrierten Massenpublikums"
(abermas
b:
. Dadurch zerfalle nach (abermas das Publikum in
„eine riesige Anzahl von zersplitterten, durch Spezialinteressen zusam‐
mengehaltenen Zufallsgruppen ebd. :
„Das Web liefert die Hardware für die Enträumlichung einer verdichte‐
ten und beschleunigten Kommunikation, aber von sich aus kann es der
zentrifugalen Tendenz nichts entgegensetzen.“ (ebd.)
Die voranschreitende Ausdifferenzierung von Teilöffentlichkeiten wurde
schon wesentlich fr“her als „Fragmentierung der Öffentlichkeit interpre‐
tiert vgl. Jarren
, und diese )nterpretation kritisiert (oltz‐
Bacha/Peisler
; Rössler
; vgl. Schulz
:
f. . (abermas fehlt
im )nternet aber auch mehr als zehn Jahre später immer noch eine vermit‐
telnde und ordnende, organisierende Ebene der Öffentlichkeit:
„Vorerst fehlen im virtuellen Raum die funktionalen Äquivalente für die
Öffentlichkeitsstrukturen, die die dezentralisierten Botschaften wieder
auffangen, selegieren und in redigierter Form synthetisieren." (Haber‐
mas 2008b: 162)
(abermas beschreibt damit die Leistung des klassischen Journalismus, der
„im )nternet sein ‚Gatekeeper‐Monopol [verliert], das er in Presse und
Rundfunk besessen hat. Neuberger
:
.
Yochai Benkler hat dagegen eine wesentlich positivere Sicht auf die neuen
Netzwerköffentlichkeiten. )m Gegensatz zu (abermas, der „die seriöse
Presse als R“ckgrat der politischen Öffentlichkeit sieht (abermas
a:
Die Frage, ob der klassische Journalismus nicht nach wie vor diese Leistung
erbringt oder erbringen kann, soll an dieser Stelle zwar gestellt, aber offen bleiben.
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
, betrachtet er die Rolle der Massenmedien in freiheitlichen Demokra‐
tien wesentlich kritischer:
„There have been three primary critiques of these media: First, their in‐
take has been seen as too limited. Too few information collection points
leave too many views entirely unexplored and unrepresented because
they are far from the concerns of the cadre of professional journalists,
or cannot afford to buy their way to public attention. […] Second, con‐
centrated mass media has been criticized as giving the owners too
much power – which they either employ themselves or sell to the high‐
est bidder – over what is said and how it is evaluated. Third, the adver‐
tising‐supported media needs to attract large audiences, leading pro‐
gramming away from the genuinely politically important, challenging,
and engaging, and toward the titillating or the soothing.” (Benkler
2006: 355).
)n der Netzwerköffentlichkeit des )nternets beobachtet er dagegen die Ent‐
stehung von Mechanismen, die er als Grundlage einer deliberativen Öffent‐
lichkeit sieht:
„We are seeing the emergence of filtering, accreditation, and synthesis
mechanisms as part of network behavior. […] Because of these emerg‐
ing systems, the networked information economy is solving the infor‐
mation overload and discourse fragmentation concerns without rein‐
troducing the distortions of the mass‐media model.” (ebd.: 483).
So unterschiedlich die beiden Positionen sind, haben sie dennoch eines
gemeinsam: (abermas wie Benkler sehen in den klassischen Massenmedi‐
en und der neuen Netzwerköffentlichkeit zwei getrennte, konkurrierende
Modelle. )m folgenden Kapitel . werden die Entwicklungen in den Social
Media dagegen als Veränderungen des Zusammenspiels von klassischen Se‐
lektionsinstanzen und neuen Selektionsroutinen dargestellt: Neben die klas‐
sischen Kommunikatoren wie Journalisten etc. treten zunächst die Nut‐
zer, die selbst Kommunikatoren werden können und in viel größerem
Maße Selektionsleistung erbringen m“ssen. Und schließlich entstehen mit
den Social Media neue Plattformen auf Basis von Algorithmen – auf allen
drei Ebenen werden nun )nformationen ausgewählt, bewertet und aufbe‐
reitet.
Sind diese neuen Selektionsinstanzen der „Prodsumer und der „Algorith‐
men damit im Sinne von Benkler als funktionale Äquivalente zum Jour‐
nalismus zu sehen? Man könnte es kurz machen und antworten: Nein. Jour‐
nalismus, Algorithmen und Internetnutzer sind drei völlig unterschiedliche
Felder, die sich schon allein durch grundlegend verschiedene Arbeitsweisen
sowie im Grad der Institutionalisierung und Organisation unterscheiden.
Ebenso kurz könnte man antworten: Ja. In allen drei Feldern werden heute
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
„Themen zur öffentlichen Kommunikation hergestellt und bereitgestellt“ vgl.
R“hl
:
f. .
Die Frage muss in dieser Arbeit offen gelassen werden. An dieser Stelle
werden nur diejenigen Veränderungen in den Blick genommen, die – bei
dem gestiegenen Kommunikationsaufkommen im Web . – Mechanismen
darstellen, um die „dezentralen Botschaften zu sammeln, zu selektieren
und zu synthetisieren. Social Media werden daher im Folgenden als Platt‐
formen definiert, die sich untereinander, vor allem aber in Abgrenzung zu
klassischen Massenmedien wie Presse oder Rundfunk hinsichtlich The‐
men‐, Beteiligungs‐ und Aufmerksamkeitsstrukturen unterscheiden vgl.
dazu die drei Erfolgsfaktoren, Kapitel . und . . Ob sie damit eine ernst‐
hafte Konkurrenz zum Journalismus darstellen, oder vielmehr eine wech‐
selseitig befruchtende Co‐Existenz f“hren, wird sich noch zeigen m“ssen
bzw. muss noch untersucht werden.
)n diesem Kapitel soll der Wandel in den gesellschaftlichen Kommunikati‐
onsstrukturen durch die Social Media neutral und nicht von (offnungen
oder Bef“rchtungen geleitet zu erfassen. )n Kapitel . wird daher der bis‐
herige Bias auf politische und ökonomische Auswirkungen der neuen Par‐
tizipationschancen kritisiert. Danach werden abschließend in Kapitel .
mit den Begriffen „Mikrokommunikation und „Mikrokollaboration zwei
neue Kommunikationsmuster der Social Media beschrieben, die einen
neutralere Gegenwartsdiagnose darstellen können.
7.1 Neue Selektionsprogramme als Folge der Kommunikati‐
onsgesellschaft
Seit einigen Jahrzehnten bereits, deutlich bevor das )nternet aufkam, kann
eine gewaltige Zunahme und Beschleunigung an Kommunikation beobach‐
tet werden – und zwar weltweit. Die Folgen der „Kommunikationsgesell‐
schaft vgl. M“nch
sind paradox: Je mehr kommuniziert wird, desto
mehr steigen die Darstellungszwänge, um “berhaupt noch Gehör zu finden.
Der Ausweg aus dem „zu viel an Kommunikation ist also ein „noch mehr .
die partizipativen Mög‐
Seit etwa
kommen dazu im sog. „Web .
lichkeiten der „Social Media . Mit deren (ilfe kann nun jedermann mit ge‐
ringsten Transaktionskosten an der gesellschaftlichen Kommunikation
teilnehmen. Dadurch verändert sich die Massenkommunikation – sie ist
immer weniger „indirekt und einseitig , und das disperse Publikum ist
zwar noch inhomogen, aber zunehmend strukturierter und nicht mehr
Zur (erkunft und Kritik des Begriffs „Web .
vgl. Schmidt
:
.
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
kommunikativ getrennt . Begriffe wie „Produsage Bruns
oder
„Wisdom of Crowds Surowiecki
bringen diese veränderten Betei‐
ligungsstrukturen zum Ausdruck.
Als Folge beider Entwicklungen, also der „Kommunikationsgesellschaft
und der neuen Netzwerkmedien, verändern sich die gewohnten Selektions‐
routinen der Massenkommunikation. Die Entscheidung, welche )nformati‐
onen als „relevant eingestuft werden, wird zunehmend auf allen drei Ebe‐
nen von Kommunikator, Medium und Rezipient getroffen.
7.1.1 (Journalistische) Gatekeeper als zentrale Selektionsinstanz
Das (auptaugenmerk bei der Komplexitätsbewältigung lag und liegt bis‐
lang auf dem klassischen Journalismus, der als Gatekeeper Relevantes
von Unrelevantem trennt, und ‚Orientierung im )nformationsdschungel
bietet. R“hl
weist darauf hin, dass der Journalismus zwar "kein Mo‐
nopol f“r die Thematisierung öffentlicher Kommunikation [besitzt]. Er ver‐
f“gt allerdings “ber den gesellschaftlich konsentierten Primat, Themen zur
öffentlichen Kommunikation herzustellen und bereitzustellen." R“hl
:
. Die vorrangige Stellung des Journalismus beruht nach R“hl also auf
einer gesellschaftlichen Zuschreibung, daneben existieren noch weitere
Selektionsinstanzen und Orientierungshilfen wie Bibliotheken, Werbung,
PR etc..
Vgl. die Definition von Maletzke
.
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
Abbildung 34: Klassisches Modell des Gatekeepers als zentrale Selek‐
tionsinstanz
Quelle: Eigene Darstellung.
)n den geläufigen Modellen der Kommunikationswissenschaft wird dem‐
nach die Selektion von Botschaften auf der Kommunikator‐Ebene verortet
. Die Masse an Kommunikationsangeboten, an Quellen,
Abbildung
Medien und Formaten ist jedoch inzwischen so groß, dass die Selektion
durch das Publikum immer wichtiger wird. Bereits im Feldschema von Ma‐
letzke
wird dem „aktiven Publikum , das aus dem Medien‐Angebot
auswählt, zwar Rechnung getragen. Aber das Modell skizziert Massen‐
kommunikation immer noch als einen Prozess der bewussten Stoffauswahl
und Gestaltung durch einen Kommunikator, der ein Bild seines Publikums
vor Augen hat.
Gleichzeitig verändern sich aber auch die Strukturen der )ndividual‐
Kommunikation: Während Medien wie Telefon, Brief oder Fax bislang auch
schon den R“ckkanal zur Beteiligung boten, lief die Kommunikation im
eigentlichen Sinne privat ab. Durch die Medialisierung und die Zunahme
mobiler Mediennutzung findet in Spontanöffentlichkeiten, z.B. beim (andy‐
Telefonat im Zug, zunehmend eigentlich private Kommunikation im öffentli‐
Nur zwei Beispiele: )m ABX‐Modell weisen Westley/MacLean
dies den
anwaltschaftlichen Kommunikatoren „advocacy roles und den Gatekeepern
„channel roles zu; auch in Kepplingers Modellen der )nstrumentellen Aktualisie‐
rung und )nszenierung
liegt der Fokus auf den jeweiligen Akteuren in Jour‐
nalismus oder PR, das Publikum bleibt passiv.
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
chen Raum statt. )m )nternet, z.B. in Social Networks wie Twitter oder Fa‐
cebook, stehen private Themen wie auch massenmediale Themen von
gesellschaftlicher Relevanz in direkter Konkurrenz.
Abbildung 35: Modell des aktiven Publikums
Quelle: Eigene Darstellung.
Modelle wie der Uses‐and‐Gratifications‐Approach vgl. Katz et al.
;
Rosengren
oder der dynamisch‐transaktionale Ansatz Fr“h/Schön‐
bach
tragen der veränderten Medienlandschaft stärker Rechnung
und betonen dagegen die aktive Rolle der Rezipienten bzw. sehen aktive
und passive Elemente auf Seiten des Kommunikators und des Rezipienten.
Aufgrund der gestiegenen Anzahl und Vielfalt von Medienarten und ‐
angeboten einerseits und den differenzierten )nteressen einer individuali‐
sierten Multioptionsgesellschaft andererseits können und m“ssen Rezipi‐
enten heute in viel stärkerem Maße ihre Medienportfolios zusammenstel‐
len. Abbildung
versucht dies aus Sicht des aktiven Publikums
darzustellen: Um sich bestimmte Themen oder Gratifikationen zu erschlie‐
ßen könnte das Portfolio dazu Fernsehsender, Zeitungen oder Zeitschriften
mit mehreren Kommunikatoren umfassen z.B. Spiegel oder ZDF, als Port‐
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
folio orange markiert , Medienangebote wie Weblogs oder Newsletter
einzelner, bestimmter Kommunikatoren zu einem gewissen Themenspekt‐
rum Portfolio , gr“n markiert , und Plattformen mit vielen Kommunika‐
toren wie Foren oder Social Networks wie Facebook, Twitter etc. Portfolio
bzw. ‚n , blau markiert . Die Themen sowie die Autoren können dabei
nat“rlich auf verschiedenen Kanälen eine Rolle spielen. Die letzten beiden
Beispiele bringen jedoch eine veränderte Themen‐ und Beteiligungs‐
struktur mit sich, die den Selektionsdruck f“r Rezipienten noch erhöht.
7.1.2 Neue Themenstrukturen: Zunehmender Selektionsdruck im
Publikum
)n den neuen Öffentlichkeiten der Social Media treffen nun Themenstruktu‐
ren von gesellschaftlicher Relevanz klassische Massenkommunikation auf
Themenstrukturen von lediglich persönlicher Relevanz siehe Abbildung ;
vgl. Schmidt
und
:
ff. , und werden auffindbar, durchsuchbar,
persistent und vermischen bzw. vernetzen sich Boyd
: ff. . )n der
Regel waren die Themenstrukturen persönlicher Relevanz unsichtbar, da
sie privat abliefen. Auf der Ebene von Spontanöffentlichkeiten waren sie
unproblematisch, da diese auf der Basis persönlicher Bezugnahme auch
immer persönliche Relevanz f“r die Beteiligten beinhalteten – und von
Unbeteiligten höflich ausgefiltert wurden. Und auf der Ebene der Massen‐
medien entsprachen ihnen am ehesten die „soft news , die man konsumie‐
ren oder ihnen auch aus dem Weg gehen konnte – durch die Wahl be‐
stimmter Formate und Sender war dies verhältnismäßig leicht möglich.
Dass man als erfahrener Nutzer von Massenmedien mit den erlernten Se‐
lektionsroutinen „einschalten/wegschalten oder „lesen/weiterblättern
bei den Social Media “berfordert sein kann, zeigen zwei kurze Episoden
aus )nterviews mit Personen des öffentlichen Lebens:
„[Interviewer]: Herr Hacke, was fällt Ihnen zum Stichwort „Twitter“
ein?
Hacke192: Das ist doch diese Geschichte, wo die Leute in kurzen Sätzen
jederzeit mitteilen, was sie gerade machen. Ehrlich gesagt, viel mehr
weiß ich darüber nicht, weil ich es so blöd finde.
[Interviewer]: Was genau gefällt Ihnen denn daran nicht?
Hacke: Ich finde dieses ständige Mitteilungsbedürfnis, die Banalitäten‐
Axel (acke ist ein deutscher Autor, der ironischerweise durch eine Kolumne
im SZ‐Magazin bekannt wurde, die zeitweise den Titel trug: „Das Beste aus meinem
Leben . )n dieser erzählt er Geschichten aus seinem Alltag mit seiner Frau, seinem
Sohn und seinem K“hlschrank „Bosch .
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
Schleuderei einfach unsäglich. […] Ich finde das geradezu entwürdi‐
gend, dass man immer gleich alles mitmachen muss, was gerade aktu‐
ell ist. […].Wie Kühe muhen, twittern die Menschen eben jetzt.“ (Ha‐
cke 2010, eigene Hervorhebung).
Ähnlich äußert sich in einem )nterview der Trigema‐Chef Wolfgang Grupp:
„[Interviewer]: Was sagen Sie zu Social Media?
Wolfgang Grupp: Ich beschäftige mich damit nicht. Twitter ist für
mich einfach nur dumm und die Menschen, die das nutzen, sind für
mich Idioten. Haben die Menschen eigentlich nichts Besseres zu tun, als
über belanglosen Kram zu schreiben? Wen interessiert das?“ (Grupp
2010).
Die beiden Beispiele verdeutlichen, dass die in der Publikumsrolle bei
klassischen Massenmedien erlernten und verinnerlichten Erwartungs‐
strukturen und Selektionsmuster nicht ohne weiteres auf die neuen Social
Media “bertragbar sind. Um sich bei Twitter oder Facebook zurecht‐
zufinden, m“ssen Nutzer der jeweiligen Plattformen neu lernen, die F“lle
an )nformationen selbst zu bewerten, sich „zurecht zu finden . Durch die
direkte Konkurrenz von Themen mit persönlicher und/oder gesell‐
schaftlicher Relevanz entstehen neue Aufmerksamkeitsstrukturen.
Dies trifft – um den Bogen zum Kern der Arbeit zu schlagen – auch auf die
Nutzung von Wikis zu. An partizipative Medien wie Wikipedia wurden und
werden Qualitätskriterien angelegt, die aus dem Umgang mit klassischen,
statischen Medien herr“hren. Wikis sind aber immer „Work in Progress ,
und verlangen schon deshalb vom „Rezipienten eine andere Selektions‐
leistung: was wichtig, richtig und relevant ist, muss bei Social Media zu‐
nehmend der Rezipient entscheiden, er kann sich nicht mehr nur auf eine
verlässliche Vorauswahl des Kommunikators verlassen.
Zur Klarstellung: Selektion wurde schon immer vom Kommunikator und
vom Rezipienten betrieben , und ausgewählt wurde schon immer auf‐
grund gesellschaftlicher bzw. persönlicher Relevanz Stichwort: gesuchte
Die beiden Beschreibungen erinnern damit auch stark an den im Zusammen‐
hang mit Social Media oft zitierten Satz von Brecht: „Man hatte plötzlich die Mög‐
lichkeit, allen alles zu sagen, aber man hatte, wenn man es sich “berlegte, nichts zu
sagen. ders.
:
. )n seinem Aufsatz „Radio – eine vorsintflutliche Erfin‐
dung?
zeigt Brecht ironisches Verständnis f“r die Probleme der Rezipi‐
enten: „Ein Mann, der was zu sagen hat und keine Zuhörer findet, ist schlimm da‐
ran. Noch schlimmer sind Zuhörer daran, die keinen finden, der ihnen etwas zu
sagen hat. .
Vgl. hierzu den Kommunikationsbegriff von Luhmann
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
„Gratifikationen . Bestimmte Teile der Zeitung bekam der Vater, andere
die Mutter, den Sportteil schnappte sich meist der Sohn. F“r das „Feld der
Massenkommunikation war dies jedoch unerheblich, weil gesellschaftli‐
cher Konsens dar“ber herrschte, dass in der Zeitung nur gesellschaftlich
relevante Themen stehen. Social Media verlagern jedoch die Selektionsleis‐
tung, was relevante )nformation ist und was nicht, noch stärker auf den
Rezipienten:
Zum einen erhöhen sie den Selektionsdruck rein quantitativ dadurch, dass
mehr kommuniziert wird – der Nutzer muss sich dann bei gleichbleibend
knapper Aufmerksamkeit zwischen verschiedenen Plattformen, Anwen‐
dungen und Kommunikationsangeboten entscheiden. Zum anderen erhöht
sich der Selektionsdruck auch qualitativ im selben Maße, wie die Relevanz‐
zuschreibung eben nicht mehr dem Kommunikator unterstellt werden
kann, sondern durch den Rezipienten erfolgen muss: Die Kommunikatoren
auf Twitter oder Facebook wählen meist nicht nach Nachrichtenfaktoren
aus; ob ein Posting interessant und wichtig ist, muss jeder Rezipient selbst
entscheiden.
7.1.3 Aggregation & Gatekeeping durch Algorithmen: Zur „Doppel‐
natur“ der Social Media
Neu ist nun, dass Selektion zunehmend auch auf der technischen Ebene der
Übertragungsmedien geleistet wird. Damit ist nicht gemeint, dass )nforma‐
tion z.B. durch Störquellen bei der Übertragung verloren geht , sondern
im Gegenteil: dass die Auswahl, die Betonung und (ervorhebung von be‐
stimmten )nformationen einerseits, und dagegen das Verbergen, Abwerten
und Fallenlassen von )nformationen andererseits, kurz: dass die Reduktion
von Komplexität eine gezielte und erw“nschte Leistung der technischen
Medien selbst ist.
Ein paar Beispiele:
Wikis reduzieren den komplexen Arbeitsprozess an Artikeln auf je‐
weils eine Seite, nämlich die „Versionsgeschichte oder „(istory ,
sie verlagern den Abstimmungsprozess auf eine Seite, nämlich die
„Diskussionsseite und lassen beides zur“cktreten hinter das ei‐
gentliche „Ergebnis , den Artikel. Wikis betonen bestimmte )nfor‐
mationen, z.B. Links zu noch nicht existierenden Seiten, und geben
damit (andlungsaufforderungen. Sie aktualisieren bestimmte Bei‐
träge, z.B. “ber die „letzten Änderungen oder diverse Spezial‐Sei‐
Vgl. das Kommunikationsmodell von Shannon/Weaver
entwicklung von Badura
.
oder die Weiter‐
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
ten, und lassen dagegen anderes in den (intergrund treten, z.B. die
Autorenschaft.
Blogs dagegen betonen die Autorenschaft oder: die thematische
Ausrichtung des Blogs ; sie trennen Beitrag und Kommentar klar
voneinander, aber setzen beides sichtbar in Bezug. Weiterhin beto‐
nen Blogs die Aktualität von Themen, ältere Beiträge dagegen „rut‐
schen runter und geraten in Vergessenheit.
Auch Twitter selektiert vornehmlich nach Autoren und Aktualität;
“ber die „(ashtags sind zusätzlich Kommunikationsstränge mit
gemeinsamem Thema auffind‐ und abrufbar. Anfang
sind je‐
doch weitere Selektionsmechanismen bekannt geworden, die eine
Filterung einzelner Tweets in bestimmten Ländern erlauben – was
Twitter den Vorwurf der Zensur einbrachte Neumann
.
Google betont wichtige Treffer und verbirgt unwichtige, und hat mit
dem „Page‐Rank Relevanz‐ bzw. Selektionskriterien in Algorith‐
men „gegossen .
Derzeit ist zu beobachten, dass die Algorithmen der Netzwerkmedien eine
neue Qualität entwickeln: sie sind nicht mehr nur statische Aggregatoren
mit festgeschriebenem Programm f“r alle Nutzer, sondern leisten zuneh‐
mend personalisierte Selektion durch Beobachtung und Analyse individuel‐
ler Nutzungsmuster:
Amazon gibt schon seit längerem Kaufempfehlungen aufgrund von
fr“heren Einkäufen oder auch allein schon durch das Anschauen
bestimmter Produkte. Statt sämtliche Produkte einer Kategorie auf‐
zulisten, werden so gezielt ähnliche Artikel aufgef“hrt, die auf vo‐
rangegangenen eigenen oder fremden Selektionen beruhen „Kun‐
den, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch… .
Das Soziale Netzwerk Facebook liefert seit einiger Zeit nicht mehr
alle Nachrichten an alle „Freunde und „Fans aus. Der „Neuigkei‐
ten‐Algorithmus Facebook
oder auch „EdgeRank berech‐
net f“r jedes Posting und jeden Empfänger, ob es ihm angezeigt
wird oder nicht. Als Formel f“r diesen Algorithmus wird meist
∑
angegeben, was “ber alle „Kanten englisch: ed‐
ges, also Beziehungen zwischen Personen oder Elementen im Netz‐
)n gewisser Weise hat diese Strukturierung auch der Rundfunk aufgrund seines
technischen Aufbaus erbracht, da er bislang auf die Synchronität von Ausstrah‐
lung und Abruf ausgelegt und angewiesen war und ist. Die daraus resultierende
Differenz „aktuell/alt konnte einmal Gesendetes nur durch nochmalige Bezug‐
nahme aktualisieren, alles andere „versendete sich .
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
werk die )ndikatoren „Affinität der Nutzer „user affinity , d.h. in
welcher Beziehung Sender und Empfänger stehen bzw. wie ähnlich
deren )nteraktionen bislang waren , „Gewichtung des )nhalts typs
„weight , Bilder und Videos werden hier stärker gewichtet als rei‐
ne Text‐Postings und „Zeit „time decay , d.h. wie „frisch oder alt
eine Beziehung/Kante besteht aufsummiert vgl. Roth
, (ut‐
.
ter
Google hat Anfang
sein Konzept der Datenauswertung grund‐
legend geändert: seit . März sehen die Datenschutzerklärung und
die Nutzungsbedingungen vor, dass die Daten eines Nutzers, die er
in den verschiedenen Bereichen der Suche, der Office‐An‐
wendungen Google Docs , des Kalenders, des Sozialen Netzwerks
Google+, des RSS‐Readers oder der Fotoplattform Picasa hinter‐
lässt, zusammengef“hrt werden. Dadurch sind Suchtreffer, aber
auch Werbung in personalisierter Form möglich Stöcker
;
Google
.
Diese Aggregation, Selektion und Aufbereitung von )nformationen findet
nun also im technischen Medium selbst statt – es ist damit mehr als nur
„Verbreitungsmedium , es wird selbst zum Gatekeeper und Sender. Dieser
Wandel resultiert daraus, dass neue Netzwerkmedien eben nicht nur
„(ardware beinhalten, also die technische Grundlage der Medienleistung,
sondern auch die „Software , also die Regeln und Programme f“r Selekti‐
Damit ist die Technik nicht mehr „aussageneutral , wie es Saxer
on.
:
f. formuliert hat, vielmehr haben die auf Software basierenden
Medienkanäle und ‐plattformen ihre Doppelnatur in den Code geschrieben
bekommen.
Unter der Doppelnatur von Medien versteht er die technische und die sozi‐
ale, institutionelle Seite. Analog dazu ist die Unterscheidung von Kubicek et
al.
:
in Medien erster und zweiter Ordnung zu sehen, also erstens
die technische Komponente von Massen‐ Medien z.B. Druck, Sende‐ und
Empfangsgeräte , die die Vervielfältigungs‐ und Übertragungsleistung er‐
bringt und die Form der )nhalte vorstrukturiert, und zweitens die soziale
Komponente z.B. von Redaktionen, Agenturen, „Rundfunkanstalten etc. ,
Facebook selbst spricht nicht vom sogenannten „Edgerank . )nzwischen gibt es
wesentlich differenziertere Beschreibungen des „Newsfeed‐Algorithmus . Eine
anschauliche und unterhaltsame Darstellung findet sich beispielsweise hier:
http://allfacebook.de/allgemeines/infografik‐batman‐und‐robin‐erklaren‐den‐
newsfeed‐algorithmus
Vgl. hierzu den Begriff des „Codes im Analysemodell von Schmidt
:
‐
.
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
die die Arbeitsorganisation, die Auswahl und Aufbereitung von )nformatio‐
nen umfasst.
Bei Netzwerk‐Medien auf Basis von Algorithmen können diese Ebenen nur
noch analytisch getrennt werden, schließlich stehen hinter den Algorith‐
men nat“rlich Programmierer, die Selektionsentscheidungen wie den „Pa‐
ge‐Rank entwickeln und mit der Zeit anpassen. Sie treten aber nicht wie
klassische Gatekeeper in Erscheinung, die technische Medien mit )nhal‐
ten best“cken, sondern es sind die Algorithmen selbst, die )nhalte in Netz‐
werken und Datenbanken aufsp“ren “ber „Crawler ‐Programme , abspei‐
chern, kategorisieren und bewerten, und sie auf Anfrage aufbereitet
präsentieren.
Die spätere Definition von Saxer, die Medien als „komplexe institutiona‐
lisierte Systeme um organisierte Kommunikationskanäle von spezifischem
Leistungsvermögen“ ebenda
:
begreift, wird dem wiederum ge‐
recht: Die Komplexität besteht darin, dass die „neuen Medien‐Macher die
Nutzer ihrer Technik analysieren, daraus Entscheidungsregeln ableiten
und diese wieder in die Technik einfließen lassen.
7.1.4 „Filter‐Bubble“ oder eher Zusammenspiel der drei Selektions‐
instanzen?
Der eben beschriebene Zusammenhang zwischen Nutzungsmustern und
Filtermechanismen findet sich bereits in der Utopie der „Daily Me , die En‐
de der er Jahre aufkam. Sie geht auf der Ebene von Social Media aber
dar“ber hinaus: Die ersten Versuche, die )dee der „personalisierten Tages‐
zeitung umzusetzen, boten zunächst nur die Möglichkeit des „Customi‐
zings , also der Auswahl aus vorgegebenen Bausteinen. Dieses Konzept
einer „individualisierten Massenkommunikation hatte nach Theis‐Bergl‐
mair
f“r Tageszeitungen nur geringen Erfolg, weil es auf der fal‐
schen Selektionsstufe ansetzt:
„Im Hinblick auf eine ‚Daily me‘ bedeutet das, dass eine Individualisie‐
rung auf der Sachebene bei einem universellen Medium wie der Zei‐
tung nicht bereits auf der Primärstufe der massenmedialen Selektion
ansetzt, sondern auf den nachgelagerten Selektionsstufen. Nicht die
Reduzierung der Themenvielfalt, sondern deren Vergrößerung
schafft zusätzliche Individualisierungspotenziale.“ (Theis‐Berglmair
2002: 234; Hervorhebungen im Original)
Bei Plattformen wie Google, Facebook oder Amazon zeigt sich dagegen,
dass die Menge und Vielfalt an a potentiell interessanten Themen und b
persönlichen )nformationen tatsächlicher Nutzer so groß geworden ist,
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
dass „personalisierte Massenkommunikation
oder zumindest: „indivi‐
dualisierte Dienstleistungen , vgl. ebenda möglich und nötig geworden ist
und bessere bzw. individuell relevantere Ergebnisse verspricht.
Die Effekte dieser personalisierten Massenkommunikation beschreibt Eli
Pariser
mit dem Begriff der „Filter‐Bubble : So unterscheiden sich
die Suchergebnisse z.B. bei Google je nachdem, was man zuvor gesucht hat,
wo und mit welchem Gerät man sucht oder welche Massenmedien und
Webseiten man bevorzugt konsumiert.
Als drastische Beispiele, welche Auswirkungen dies haben kann, zeigt Pari‐
unter anderem Trefferlisten z.B. zum Suchbegriff „Ägypten ,
ser
f“r die Google bei einigen Personen )nformationen zu den Demonstratio‐
nen des „arabischen Fr“hlings
ausgibt, bei anderen aber nur touris‐
tische )nformationen darstellt – die politisch brisanteren )nformationen
„unterschlägt Google gewissen Nutzern. Bei Facebook zeigt er, dass Nach‐
richten von Freunden, die eine andere politische Präferenz haben, mit der
Zeit nicht mehr auftauchen. Pariser warnt, dass man zuk“nftig aufgrund
von eigenen Datenspuren und ohne es zu wollen oder zu wissen nur noch
homogene )nformationen zu sehen bekommt. Was dem „Gatekeeper ‚Algo‐
rithmus ihm nach fehlt, sind die ethischen Maßstäbe der journalistischen
Gatekeeper, die auch „unbequeme , aber gesellschaftlich relevante )nfor‐
mationen durchlassen, wohin gegen die „Filter Bubble nur noch ähnliche,
unkritische Themen persönlicher Relevanz passieren lässt. Dean Eckles
;
geht sogar so weit, daraus das „Friendly World Syndrom
abzuleiten. )m Gegensatz zur „Mean World des Fernsehens, die Gerbner et
al.
in der Kultivierungshypothese untersucht hat, sieht Eckles einen
Mainstreaming‐Effekt durch die „Gefällt mir ‐Mentalität, die Facebook vor‐
gibt.
Zwei Einwände sind dem sicher entgegen zu bringen: So tendieren Rezipi‐
enten in ihrer Mediennutzung aufgrund des Bestrebens, kognitive Disso‐
nanz zu verringern generell dazu, diejenigen Medien zu wählen, die ihren
eigenen Überzeugungen und Werten oder ihren gesuchten Gratifikationen
am ähnlichsten sind – umgekehrt richten auch Journalisten ihre Beiträge
Die )dee zu einer Maschine, die kommunikative Eigenheiten ihres Nutzers ana‐
lysieren und auswerten und damit seine )nteressen abschätzen kann, hatte Nicho‐
las Negroponte, der Gr“nder des M)T Media Labs und Urheber des Begriffs der
„Daily Me , bereits
: „)magine a machine that can [...] discern and assimilate
your conversational idiosyncrasies […, that can] build a predictive model of your
conversational performance. Negroponte
, zit. nach (apgood
.
Der Vortrag dazu ist auch online abrufbar:
http://www.ted.com/talks/lang/en/eli_pariser_beware_online_filter_bubbles.html
[ . .
].
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
danach aus, welches Bild vom Rezipienten sie haben. Wer sich ausgewogen
und umfassend informieren möchte, muss dementsprechend unterschied‐
liche Quellen nutzen – das gilt auch schon beim klassischen Journalismus.
Und: Was den Menschen „gefällt und was sie verstärkt wahrnehmen, ist
weder zwangsläufig die „(eile Welt noch die „Gemeine Welt . Die Erleb‐
nis‐ Gesellschaft differenziert sich schon lange, schon vor dem Aufkom‐
men des )nternets, nach Erlebnismustern der „alltagsästhetischen Schema‐
ta in Milieus Schulze
.
Der fatalistischen Deutung von Pariser wird also widersprochen; die
grundsätzliche Leistung von ihm besteht aber darin, die Relevanz der neu‐
en Gatekeeper „Algorithmen aufzuzeigen. Wie in diesem Kapitel darge‐
stellt wurde, unterscheiden sich die Social Media hinsichtlich ihrer The‐
men‐, Beteiligungs‐ und Aufmerksamkeitsstrukturen vgl. dazu die drei
Erfolgsfaktoren, Kapitel . und . . Daraus entwickeln sich veränderte
Erwartungen und ein neues Zusammenspiel von Selektionsroutinen.
Diese Selektionskriterien oder auch „Nachrichtenfaktoren sind jeweils
im Einzelnen von der Kommunikationswissenschaft genauer zu untersu‐
chen, insbesondere von den neuen, eher technischen Akteuren wie Google,
Facebook etc. Ebenso wichtig ist aber auch das Wechselspiel der sich än‐
dernden Selektionsstrukturen zwischen den „klassischen journalistischen
Gatekeepern, den Nutzern sowie den Algorithmen zu betrachten: Wie be‐
dingen und beeinflussen sich diese wechselseitig, ist eine wesentliche Fra‐
ge f“r die Kommunikationswissenschaft in den nächsten Jahren.
7.2 Neue Öffentlichkeiten – mehr Partizipation?
7.2.1 Zwischen Euphorie und Ernüchterung – Aktuelle Diagnosen
zur Partizipation in Social Media
)n den letzten Jahren wurde den neuen partizipativen Möglichkeiten der
Social Media immer wieder das Potential zugeschrieben, demokratisierend
zu wirken. Beispiele f“r neue Formen der politischen Partizipation wurden
im Präsidentschaftswahlkampf von Obama gesehen, dessen Finanzie‐
rung in hohem Maße „von unten , durch eine starke Einbindung von Wäh‐
lern erfolgte,
in der „gr“nen Revolution im )ran oder
im „Ara‐
bischen Fr“hling in Ägypten – Schlagzeilen wahlweise von der „Twitter‐
Revolution oder der „Facebook‐Revolution bringen das zum Ausdruck
vgl. Schmidt
. )n den Berichten schwingt mit, was bereits in Enzens‐
bergers Begriff des „emanzipatorischen Mediengebrauchs
anklingt:
„Das offenbare Geheimnis der elektronischen Medien, das entschei‐
dende politische Moment, das bis heute unterdrückt oder verstümmelt
auf seine Stunde wartet, ist ihre mobilisierende Kraft.“ (ebd.: 160).
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
Dass Social Media heute nicht nur bei Emanzipations‐ und Demokratisie‐
rungsprozessen eine Rolle spielen, sondern auch bei eskalierenden Partys
und Krawallen, wurde im Zusammenhang mit den sogenannten „Facebook‐
Partys in Deutschland im Juli
und bei den gewalttätigen Ausschrei‐
tungen in Großbritannien im August
thematisiert: bei letzteren hat‐
ten sich Jugendliche vornehmlich “ber Blackberrys und Twitter verabredet,
es kam zu gewalttätigen Ausschreitungen. Der Premierminister David
Cameron k“ndigte in diesem Zusammenhang Kontrollmaßnahmen an:
"Jedem, der diese furchtbaren Aktionen gesehen hat, wird aufgefallen
sein, wie sie über soziale Medien organisiert wurden. Der freie Fluss
von Informationen kann für Gutes verwendet werden. Er kann aber
auch für Übel verwendet werden. Und wenn Menschen soziale Medien
für Gewalt benutzen, müssen wir sie stoppen. Wir arbeiten deshalb mit
der Polizei, den Geheimdiensten und der Industrie daran, zu überlegen,
ob es richtig ist, Menschen über diese Webseiten und Dienste kommuni‐
zieren zu lassen, wenn wir wissen, dass sie Gewalt, Chaos oder Verbre‐
chen planen." (Cameron am 11.08.2011, zit. nach Kuhn 2011)
Die „Facebook‐Partys in Deutschland liefen dagegen vergleichsweise
glimpflich ab: Die ‐jährige Thessa hatte “ber Facebook zu ihrem Geburts‐
tag eingeladen, und dies mitsamt der Adresse versehentlich öffentlich ge‐
stellt. Die Nachricht verbreitete sich in kurzer Zeit, etwa .
Personen
k“ndigten ihr Kommen an. Obwohl deshalb im Vorfeld bereits die Polizei
eingeschaltet wurde kamen immer noch weit “ber .
Personen vor Ort
zum „Flashmob nach (amburg Spiegel Online
. )n der Folgezeit kam
es zu diversen Nachahmungen und Verbotsmaßnahmen.
Der demokratisierende Effekt und auch die Rolle der Social Media insge‐
samt in den eben genannten Beispielen wird jedoch zunehmend als eher
gering eingeschätzt: Schmidt
weist beim Beispiel Ägypten auf die
mindestens ebenso große Rolle der klassischen Massenmedien hin und
beim Wahlkampf Obamas auf die spezifischen institutionellen und organi‐
satorischen Besonderheiten des politischen Systems in Amerika. Ähnlich
sieht dies Weigert
in Bezug auf die Unruhen in Großbritannien. Er
verweist auf die (ooligan‐Kultur in den er und er Jahren sowie die
gewalttätigen Unruhen in Frankreich im (erbst
, die ähnlich verliefen,
jedoch ohne dass Social Media damals eine nennenswerte Rolle gespielt
hätten. Zudem wird in den unterschiedlichen Beispielen deutlich, dass
Social Media f“r verschiedenste Zwecke genutzt werden können, und nicht
per se demokratisierend wirken.
Die ARD‐ZDF‐Onlinestudie, die seit
auch die Nutzung von Web . ‐
Angeboten erhebt, sieht schließlich seit zwei Jahren einen R“ckgang Bu‐
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
semann/Gscheidle
bzw. zuletzt eine Stagnation in der aktiven Parti‐
zipation Busemann/Gscheidle
. )nsbesondere bei Weblogs, berufli‐
chen Netzwerken und Fotocommunitys geht die Nutzung seit zwei Jah‐
ren zur“ck, nur % aller „Onliner geben an, Twitter zumindest selten oder
gelegentlich zu nutzen. Lediglich die Nutzung der privaten Netzwerke
wächst seit
kontinuierlich siehe Abbildung
.
Abbildung 36: Nutzung von Web2.0‐Anwendungen in D (2007‐2012)
Nutzung zumindest gelegentlich
Wikipedia
Videoportale
39
34
25
15
42
43
Private Netzwerke
Fotosammlungen
Berufliche Netzwerke
Weblogs
Lesezeichen‐
sammlungen
Twitter
Quelle: Busemann/Gscheidle 2012: 387; eigene Darstellung und Hervorhebung.
Auch auf der Ebene der Angebote ist von demokratischer Vielfalt wenig
sichtbar. Tatsächlich steht hinter dem Wachstum der privaten Netzwerke
nur ein Gewinner: Facebook. Alle anderen Social Communitys wie die VZ‐
Gruppe mit studiVZ, sch“lerVZ und meinVZ , wer‐kennt‐wen zur RTL‐
Gruppe gehörend , Xing, Myspace etc. verlieren in Deutschland Nutzer
Peck
. Dies kann mit dem sogenannten „Matthäus‐Effekt erklärt
werden, der auf den Bibelvers in Matthäus , Vers : „Denn wer da hat,
dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat,
dem wird auch, was er hat, genommen werden.“ zur“ckgeht und von Robert
Zumindest ein Teil des R“ckgangs der Nutzung von Foto‐Communitys wie
Flickr geht wohl auch auf das Wachstum von Facebook zur“ck, das – nach eigenen
Angaben – mit insgesamt “ber
Milliarden Bildern Anfang
wohl die größ‐
te Foto‐Sammlung der Welt sein d“rfte. Zum Vergleich: Die Foto‐Community Flickr
umfasst nach eigenen Angaben im August
etwa Milliarden Fotos. vgl. Good
; Quellenangaben zu den Zahlen siehe ebenda .
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
Merton
in Bezug auf wissenschaftliche Zitiernetzwerke beschrieben
wurde. Demnach bevorzugen Netzwerke meist einen „big player . (at die
kumulierte Aufmerksamkeit im Vergleich zu den Mitbewerbern eine kri‐
tische Masse erreicht, trägt sich das Wachstum selbst und geht analog zum
zweiten Teil des Bibel‐Verses zu Lasten der anderen Mitbewerber.
Merton selbst erklärt den Matthäus‐Effekt mit sozialen und psychologi‐
schen Faktoren – “bertragen auf neuere Konzepte spielen dabei wohl vor
allem die Mechanismen der Aufmerksamkeitsökonomie Franck
sowie des Sozialkapitals Bourdieu
eine wichtige Rolle.
)m )nternet kann man den Matthäus‐Effekt bei verschiedenen Plattformen
beobachten:
im Bereich der Suchmaschinen Google ,
der Online‐Lexika Wikipedia ,
der Auktionsplattformen ebay ,
der Online‐Buchhändler amazon ,
der Foto‐ und Video‐Plattformen flickr und youtube oder eben
der sozialen Netzwerke facebook .
Gemeinsam ist den genannten Plattformen, dass es zwar jeweils Konkur‐
renten gibt, aber ein Anbieter die anderen in der allgemeinen Wahrneh‐
mung und Nutzung deutlich “berragt. Die Liste ließe sich noch fortsetzen,
z.B. bei Chat‐ und Telefonie‐Diensten oder P P‐Tauschbörsen, wenngleich
das Feld hier etwas breiter erscheint .
Fazit: Die Rolle von Social Media in Bezug auf Demokratisierungsprozesse
und Unruhen wird bzw. wurde “berschätzt – sie sind Bestandteil, aber
nicht Ursache solcher Phänomene. Gleiches gilt auch f“r die Partizipation:
Busemann und Gscheidle diagnostizieren eine sehr unterschiedliche Nut‐
zung der verschiedenen Web . ‐Anwendungen, die aktive Beteiligung fällt
sogar noch geringer aus
:
f. . Was nach einem ern“chternden
Fazit klingt, ist eigentlich eine erwartbare Beschreibung normaler, hetero‐
gener Mediennutzung: Social Media werden also nicht von jedem genutzt,
von den Nutzern nicht gleichmäßig genutzt und f“r unterschiedlichste
Zwecke genutzt.
Bei den Online‐Nachrichtenseiten gibt es derzeit zwei Marktf“hrer: Laut )VW
hatte im Januar
Bild.de
Mio. Visits und Spiegel Online
Mio. Der dritt‐
platzierte ist Focus Online und mit
Mio. bereits deutlich abgeschlagen. Ein we‐
sentlich homogeneres Bild zeichnet allerdings der )ndikator der „Unique Visitors
der AGOF Mantel
a und
b.
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
Phänomene wie Wikipedia, die Twitter‐ und Blogosphäre, Facebook‐Partys
und Flashmobs u.a. werden jedoch nicht dadurch entzaubert, dass sie ei‐
gentlich nur durch das Engagement von jeweils relativ wenigen entstehen.
Vielmehr werden sie erst dadurch möglich, dass Social Media einer breiten
Masse von Internetnutzern neue Partizipationschancen bieten, die dann von
einigen wahrgenommen werden und dadurch wiederum positive wie nega‐
tive Folgen bzw. Angebote für die Gesamtheit entstehen.
)m Folgenden werden diese Chancen bzw. deren Realisation in Aufmerk‐
samkeits‐ und Beteiligungschancen nochmals kurz vertieft, und anschlie‐
ßend zwei neue Kommunikationsmuster beschrieben, die sich daraus ent‐
wickeln.
7.2.2 Aufmerksamkeits‐ und Beteiligungsstrukturen in den Social
Media
Danah Boyd
:
nennt als wichtigste Eigenschaften der neuen
„Netzwerköffentlichkeiten Persistenz, Replizierbarkeit, Skalierbarkeit und
Auffindbarkeit vgl. Kapitel . . Alle vier Eigenschaften bezeichnen jeweils
Potentiale, die andere )ndividual‐ und Massenmedien nicht im selben Um‐
fang haben, die aber auch in den Social Media unterschiedlich realisiert
werden. Plattformen wie Facebook, Twitter oder auch Wikis besitzen zwar
alle eine Suchfunktion, diese macht aber nicht alle )nformationen gleicher‐
maßen auffindbar: )n Wikis ist die Suche zunächst auf die aktuellen Arti‐
kel ausgerichtet. Zwar können als erweiterte Option auch Diskussions‐,
Benutzerseiten und andere Namensräume also Seitenkategorien durch‐
sucht werden, dies beschränkt sich aber in der Regel auf die jeweils aktuel‐
len Versionen der Seiten. Die Sichtbarkeit und Auffindbarkeit von "alten"
Diskussionen und "vergangenen" Artikelversionen ist dementsprechend
gering obwohl sie noch persistent sind . Die Suchfunktion von Facebook
ist ähnlich eingeschränkt vgl. Lobo
: hier lässt sich entweder nach
Namen von Personen oder Begriffen im Titel von Seiten, Orten, Gruppen
etc. suchen, oder nach Kategorien „Andere Personen, die die Schu‐
le/Universität XY besucht haben... . Das Durchsuchen von alten Postings
bzw. Kommunikationen ist weder “ber die Suche bei Facebook noch bei
Google derzeit möglich. Ähnliches gilt auch f“r andere Netzwerke wie Twit‐
ter etc.. Lobo
weist darauf hin, dass dies kein Versehen oder techni‐
schen Schwierigkeiten geschuldet ist, sondern ein Mittel, um die Aufmerk‐
samkeit der Nutzer in der Plattform zu halten: Soziale Netzwerke sind
dadurch nicht wie ein entzeitlichtes Archiv zu nutzen, bei dem der Zeit‐
punkt der Nutzung irrelevant wird, weil er nahezu gleiche Ergebnisse
bringt. Vielmehr wird dadurch ein "linearer Medienkonsum" ebd. , ähnlich
dem Rundfunk, evoziert:
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
„Ohne Suche muss jeder, der etwa auf Facebook Aufmerksamkeit gene‐
rieren will, ständig aktiv sein; ohne Suche werden nur Inhalte gefun‐
den, die soeben gepostet wurden. So zwingt das Netzwerk seine Werbe‐
kunden zur unaufhörlichen Aktivität, zur andauernden Investition in
die eigene Facebook‐Seite.“ (Lobo 2012).
Aggregation von Kommunikationen blendet dabei die Nicht‐Kommuni‐
kation der Vielen aus: Während bei Wikipedia lange “berlegt wurde, wa‐
rum das Projekt trotz des „Trittbrettfahrer‐Problems funktioniert Ciffolil‐
li
; Stegbauer
:
ff. , zeigen die Analysen der Ungleichver‐
teilungen der Wikipedia, dass tatsächlich viele nur wenig mitarbeiten, nur
wenige dagegen viele Beiträge leisten, und die breite Masse passiv bleibt,
nichts beiträgt und schlicht konsumiert vgl. Abbildung : „Verteilung der
Artikelbearbeitungen bei Wikipedia sowie Ortega et al.
. Die Unter‐
suchungen der eigenen Fallstudien haben das Bild auch f“r andere Wikis
bestätigt vgl. Abbildung
.
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
Abbildung 37: Ungleichverteilung von Mitarbeit in Organisations‐Wi‐
kis und der Wikipedia (Lorenz‐Kurve)
Lesehilfe: 90% der Nutzer der drei untersuchten Organisationswikis erbringen 30%
aller Bearbeitungen (= Revisions). Umgekehrt werden also 70% der Bearbeitungen
von lediglich 10% der Nutzer erbracht. | Quelle: Blaschke 2008b203. Datengrundlage:
Eigene Fallstudien und Wikipedia‐Dump. Eingerechnet sind alle Nutzer mit mindes‐
tens einem Edit.
Eine genaue Beschreibung findet sich unter http://www.kinf.wiai.uni‐bam‐
berg.de/WiOblog/index.php/lorenz‐gini‐and‐pareto/
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
Abbildung 38: Ungleichverteilung der Tweets auf Twitter‐Accounts
Quelle: Heil/Piskorski 2009. Eigene Bearbeitung. Durchgezogene Linie: Twitter, ge‐
punktete Linie: Wikipedia; gestrichelt: Social Network.
Diese Ungleichverteilung findet sich in diversen Netzwerken wieder, sei es
im „long tail hinsichtlich der Aufmerksamkeit f“r Weblogs oder der Nach‐
frage nach Bestsellern bzw. Nischenprodukten Anderson
, sei es bei
der Ungleichverteilung von aktiven und wenig‐aktiven Twitter‐Nutzern
(eil/Piskorski
; siehe Abbildung
, oder der Beteiligung in anderen
Netzwerken wie dem Usenet Whittaker et al.
oder in Chats Steg‐
bauer
, S. ‐ . Die ungleiche Verteilung von Mitarbeit ist in sozialen
Netzwerken also eher die Regel als die Ausnahme.
7.3 Neue Kommunikationsmuster der Social Media: Mikrokom‐
munikation und Mikrokollaboration
)n den Begriffen Partizipation, (Bürger‐)Beteiligung, Produsage oder user‐
generated Content kommen Erwartungen zum Ausdruck, die in der Vergan‐
genheit mit dem Aufkommen des „neuen Netzes Web . geweckt – und
von der tatsächlichen Nutzung der Social Media eher enttäuscht wurden.
Die Begriffe haben dabei meist einen Bias auf politischen und wirtschaftli‐
chen Prozessen, und betonen damit eine potentielle Makro‐ Wirkung der
neuen Kommunikationschancen. )n den Social Media bilden sich aber zu‐
nächst einmal schlicht neue Kommunikationsmuster auf der Mikro‐Ebene.
Die Aus‐ Wirkungen dieser Muster können vielfältig sein, sie sind nicht
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
auf bestimmte gesellschaftliche Teilbereiche beschränkt und vor allem: sie
stellen sich nicht zwangsläufig ein, sondern nur unter bestimmten Rand‐
bedingungen.
Deshalb werden im Folgenden zwei Begriffe vorgeschlagen, die die neuen
Kommunikationsmuster neutraler beschreiben sollen: Mikrokommuni‐
kation und Mikrokollaboration. Die beiden Begriffe sind an dieser Stelle
noch im Stadium einer fr“hen Skizze und bed“rfen weiterer theoretischer
Fundierung und empirischer Überpr“fung. Sie sind aber gleichfalls eine
durch Beobachtung und Analyse der bisherigen Forschung abgeleitete Di‐
agnose und n“tzlich, um aktuelle Entwicklungen erfassen und darstellen zu
können.
Die beiden Begriffe bringen zum Ausdruck, dass Social Media, aber auch
andere „neue Medien wie SMS, Chat etc. . die Beteiligungsh“rden sen‐
ken, in dem sie bestimmte kommunikative Restriktionen und Spielräume
einf“hren. Dadurch können sich . neue Kommunikationsformen und ‐
strukturen etablieren, also Erwartungen an Produktion und Rezeption im
Sinne von Codierung und Decodierung . Die Ursachen liegen – neben den
jeweiligen technischen Vorgaben – in dem gestiegenen Kommunikations‐
aufkommen allgemein und den Gewohnheiten und Erwartungen aus der
Nutzung ähnlicher, anderer Medien. )m Folgenden werden die Begriffe nä‐
her vorgestellt.
7.3.1 Mikrokommunikation
Der Wortbestandteil Mikro‐ in Mikrokommunikation bezieht sich – in
Abgrenzung zu M“nch
:
und Wichter
:
ff. – nicht auf
die Systemebene. Er ist also nicht als Gegenbegriff zu „Makro‐
kommunikation gedacht, sondern soll einen Modus der Kommunikation
beschreiben, der in mehrerlei (insicht durch starke Verknappung gekenn‐
zeichnet ist vgl. Joost et al.
:
. Er stellt also eine relative Charakte‐
Der Begriff „Mikrokommunikation wird in der Wissenschaft bereits in ver‐
schiedenen Disziplinen verwendet. )n der Literaturwissenschaft verwenden z.B.
Schmid oder Koschmal die Begriffe Makro‐ und Mikrokommunikation, um die äu‐
ßere Kommunikation zwischen Autor und Publikum von der inneren zwischen den
dargestellten Personen zu unterscheiden Schmid
: ff.; Koschmal
. Die
Linguistin Sigurd Wichter unterscheidet mit denselben Begriffen die Ebene der
Gespräche und der Diskurse Wichter
:
ff. . Ähnlich bezeichnet der Sozio‐
loge Richard M“nch damit öffentliche und nicht‐öffentliche Kommunikation
M“nch
:
und
:
ff. Der Theologe Reinbold charakterisiert damit
die Missionierungs‐Gespräche des Apostel Paulus , die auf der Encounter‐Ebene
ablaufen Reinbold
:
‐
. Die Verwendung des Begriffes in dieser Arbeit
grenzt sich jedoch davon ab.
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
risierung in Bezug auf andere Kommunikationsmodi dar. (ierzu zunächst
ein paar Beispiele, bevor der Begriff näher definiert werden soll:
)n Weblogs sorgt z.B. die sogenannte „Trackback ‐Funktion daf“r,
dass ein Autor automatisch informiert wird, wenn in einem anderen
Weblog, also an anderer Stelle im )nternet, auf einen Artikel Bezug
genommen wird. Statt umständlich an zwei verschiedenen Orten
Nachrichten verfassen zu m“ssen, gen“gt es einen einfachen Back‐
Link einzubinden, und der Autor des urspr“nglichen Beitrags und
dessen Leser sind informiert “ber den Anschlussbeitrag am ande‐
ren Ort.
)n Wikis sorgt die Versionsgeschichte daf“r, dass Änderungen am
Text nachvollzogen werden können, und dass sie selbstverständlich
werden. Veränderungen m“ssen also nicht angek“ndigt, dokumen‐
tiert und legitimiert werden. Als (andlungsaufforderung an andere
gen“gt oft das Verlinken eines Begriffs: existiert dazu noch keine
Seite im Wiki, wird der Link farblich hervorgehoben, als Zeichen,
dass hier etwas fehlt.
Bei der SMS und bei Twitter sorgt die Beschränkung auf
bzw.
Zeichen, dass sich Kommunikatoren auf das Wesentliche kon‐
zentrieren m“ssen und können: die Restriktion ist gleichfalls eine
Erleichterung, da (öflichkeitsfloskeln wie Anrede‐ und Grußfor‐
meln, Rechtschreibung und Grammatik auf ein Mindestmaß redu‐
ziert werden können, um die Botschaft in dieser kondensierten
Form unterzukriegen vgl. (öflich
.
Facebook & Chats haben zwar keine derartig engen Restriktio‐
nen
, strukturieren die Erwartung an die Kommunikation aber
vor, in dem sie in der Regel einzeilige Eingabefelder f“r Postings
und Statusmeldungen vorgeben die bei Bedarf automatisch größer
werden; vgl. Abbildung
.
)n Facebook gibt es diverse andere Mechanismen f“r Mikro‐
kommunikation, z.B. gen“gt ein Klick auf „Teilen um eine fremde
Nachricht an das eigene Netzwerk weiterzuverbreiten; Einladungen
zu Veranstaltungen können per Klick zu‐ oder abgesagt werden,
Freundschaftsanfragen „geaddet oder „ignoriert werden. Die
größte kommunikative Verdichtung oder Vereinfachung stellen
aber wohl das „Poken bzw. auf Deutsch das „Anstupsen eine Art
Das stimmt allerdings erst seit kurzem: Urspr“nglich waren Statusmeldungen
bei Facebook ebenfalls auf
Zeichen begrenzt; ab März
waren es
, ab
September .
und seit November
beträgt die maximale Länge eines Pos‐
tings .
Zeichen Baldwin
.
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
Gruß mit Sympathiebekundung
und der „Gefällt mir ‐Button
dar: Ohne ein weiteres Wort, ohne weitere Erklärung kann man
Sympathie, Zustimmung oder zumindest Wahrnehmung bekunden
vgl. ebd. .
Während heute vor allem die Erleichterung in der )nformationsaufnahme
und ‐weitergabe wahrgenommen wird, wurde die Reduziertheit der com‐
putervermittelten Kommunikation noch vor wenigen Jahren eher negativ
gesehen:
„Die im Vergleich zur Face‐to‐Face bzw. Body‐to‐Body‐Situation drasti‐
sche Kanalreduktion auf der physikalischen Reizebene gehe auf psycho‐
sozialer Ebene mit einer Verarmung der Kommunikation, mit einer Re‐
duktion gemeinsamer Handlungsmöglichkeiten und verfügbarer Zei‐
chensysteme einher.“ (Döring 2003, S‐ 149).
Abbildung 39: Beispiele für Formen von Mikrokommunikation in Fa‐
cebook und Weblogs
Quelle: Screenshots von www.facebook.com,(verschiedene
www.schmidtmitdete.de, März 2012. Eigene Hervorhebung.
Seiten)
und
Eine ähnliche Form von Mikrokommunikation gibt es auch in anderem Kontext:
So ist es bspw. bei einigen t“rkischen Jugendlichen “blich, es nur einmal auf dem
(andy des Freundes klingeln zu lassen. Dies gilt als kosteng“nstige Grußform
und wird als „ich habe an Dich gedacht interpretiert.
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
Mikrokommunikation ist gekennzeichnet durch geringeren technischen,
zeitlichen und kommunikativen Aufwand sowohl f“r den Sender als auch
den Rezipienten. Technische Restriktionen f“hren dazu, dass weniger
„Bandbreite f“r Kommunikation zur Verf“gung steht, was eine schnellere
Produktion der Mitteilung auf der einen und ein schnelleres Erfassen der
Nachricht auf der anderen Seite ermöglicht. Das Wissen um diese techni‐
sche Restriktion f“hrt auch zu einer geringeren Erwartungshaltung an die
Elaboriertheit der Mitteilung – oder kurz gesagt: die Kommunikation kann
und muss auf das wesentliche reduziert werden, das „Drumherum kann
wegfallen. Dadurch wird Mikrokommunikation schneller und häufiger an‐
wendbar: Die Schwellen f“r geeignete Kommunikationsanlässe sind durch
die niedrigere Erwartungshaltung an den )nformationsgehalt wesentlich
kleiner.
Eine wesentliche Vereinfachung liegt auch im diffuseren Ziel von öffentli‐
cher Kommunikation, bei der nicht ständig das Gegen“ber reflektiert wer‐
den muss : Die Beiträge in Blogs, Wikis, Foren und Social Media richten
sich i.d.R. nicht mehr an einen konkreten Adressatenkreis, sondern an
persönliche Öffentlichkeiten vgl. Schmidt
:
‐
. Dadurch kann
die Botschaft nicht nur eine potentiell größere Reichweite erzielen, sie muss
auch nur einmal formuliert werden, und da es ein disperses Publikum ist,
kann sie einfach formuliert werden. Bei persönlicher Kommunikation
m“sste der Kommunikator hingegen zunächst seinen Adressatenkreis kon‐
kretisieren und reflektieren, und ggfs. die Botschaft dann noch individuali‐
sieren.
Und da das Gegen“ber in der computervermittelten Kommunikation auch
nicht ständig beobachtet und reflektiert werden kann im Unterschied zur
direkten Face‐to‐Face ‐Kommunikation , gelten schließlich andere Regeln
des Beachtens und Nicht‐Beachtens von Kommunikation, also andere Um‐
gangsformen: Eine direkte Ansprache oder ein Brief lässt eine andere Re‐
aktion erwarten als eine kurze Notiz .
Nat“rlich sollte aber reflektiert werden, wer die Nachricht potentiell lesen kann
– schließlich kann es auch negative Konsequenzen haben, wenn man nicht mehr
weiß, wer eine Botschaft tatsächlich empfängt. Das ist die Kehrseite der Medaille,
die durch die Einsparung im Aufwand von Mikrokommunikation in Kauf genom‐
men wird. F“r die Auswahl und Formulierung von Botschaften ist deshalb Medien‐
kompetenz unerlässlich – dazu gehört aber auch die Erkenntnis, dass die Folgen
von Kommunikation generell nicht mehr kontrollierbar sind.
Ausgangspunkt war eine kleine Beobachtung auf einer „Web . ‐Tagung: Der
Verfasser saß mit einigen anderen Experten auf dem Podium, hinter ihm eine so‐
genannte „Twitterwall , auf der live die Tweets aus dem Publikum als Kommentare
zu den jeweiligen Diskussionsbeiträgen erschienen. Es waren nur etwa
Perso‐
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
Fazit: Mikrokommunikation ist eine Form der Kommunikation, die den
technischen, zeitlichen, und kommunikativen Aufwand sowohl bei der Co‐
dierung bzw. Produktion von Aussagen, als auch bei der Rezeption auf ein
Mindestmaß reduziert. Dadurch bilden sich geringere Erwartungs‐
haltungen an die Codierung und die anlassbezogene Legitimation von
Kommunikation: Wegen einem Satz w“rde man wohl nicht zum Telefon
greifen, einen Brief oder eine E‐Mail schreiben; in Social Media ist es dage‐
gen angemessen, eine Botschaft in Form eines Einzeilers oder per Link‐
Klicken abzuschicken. Damit stellt Mikrokommunikation ein „Erfolgs‐
prinzip der Social Media dar, damit ihre Nutzer dem Wachstum und der
Beschleunigung der )nformations‐ und Kommunikationsgesellschaft noch
gerecht werden können.
7.3.2 Mikrokollaboration
Social Media senken nicht nur die Beteiligungsh“rden sondern aggregieren
diese größeren, kleineren und kleinsten Beiträge Kommunikationen oder
(andlungen zu neuen Angeboten oder auch „Produkten . So transformie‐
ren beispielsweise Wikis fortlaufend Kommunikationsprozesse zu Artikeln:
Egal wie lange und wie viele Autoren an einem Artikel arbeiten, zu jedem
Zeitpunkt wird in erster Linie das mehr oder weniger fertige Produkt und
nicht der Prozess der Entstehung dargestellt vgl. Abbildung
in Kapitel
. . . Durch die Aggregation der großen und kleinen Einzelleistungen tritt
in den (intergrund, wer wie viel beigetragen hat wenngleich dies nach‐
vollziehbar bleibt und von der Community durchaus auch wahrgenommen
wird . Damit sinken ab einer gewissen kritischen Masse die Transaktions‐
kosten f“r den Einzelnen, da es irrelevant wird, ob alle einen Beitrag leisten
und alle gleichviel beitragen. Kleine und kleinste Beiträge wie z.B. das Kor‐
rigieren einer Jahreszahl oder eines Kommas werden genau dadurch erst
möglich, dass nicht sichtbar ist, wie wenig man beigetragen hat vgl. die
Geschichte von Nupedia und Citizendium, siehe Kapitel . . .
Antin und Cheshire
weisen schließlich darauf hin, dass sogar das
Lesen von Artikeln eine Form des Beitrags f“r das Projekt Wikipedia dar‐
stellt: Es kann als )ndikator f“r die N“tzlichkeit der Artikel und die Verläss‐
lichkeit wenn viele Nutzer den Artikel lesen, ohne ihn zu verändern gese‐
nen anwesend – jeder hätte seinen Kommentar also auch direkt und m“ndlich
abgeben können. Die m“ndliche Diskussion fiel dennoch zur“ckhaltender aus,
die Online‐Beiträge dagegen wesentlich deutlicher. Als Erklärung kommt Ver‐
schiedenes in Betracht: Entweder stellt die Face‐to‐Face‐Situation eine zusätzliche
(“rde dar, da hier andere Regeln der (öflichkeit beachtet werden m“ssen, oder
die Online‐Situation bietet einen zusätzlichen Anreiz, da auch Nicht‐Anwesende
Zugang haben.
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
hen werden . Und schließlich ist auch die Größe des nur lesenden Pub‐
likums mit einer der belohnenden Faktoren, die andere zur Mitarbeit
motivieren können ebd. . )m )nternet finden sich an verschiedenen Stellen
solche und ähnliche Formen von Aggregation.
Unter Mikrokollaboration wird daher der mehr oder weniger bewusste
Beitrag von vielen Nutzern sozialer Medien verstanden, der in der Regel
weniger durch persönliche )nteraktion, sondern eher durch Aggregation
und Aufbereitung durch die Social Media‐Plattform zu neuen Angeboten,
Dienstleistungen oder Produkten zusammengefasst wird.
Der Begriff Mikrokollaboration ist nicht als Gegenbegriff zu oder als Spezi‐
alform von Mikrokommunikation zu verstehen, vielmehr haben die beiden
Begriffe eine Zone der Überlappung. Mikrokollaboration umfasst sowohl
kommunikatives (andeln, z.B. bei den Edits in der Wikipedia, bei denen
Autoren aufeinander Bezug nehmen können, als auch (andlungen, die
nicht verständigungsorientiert sind, z.B. Empfehlungssysteme bei Amazon
und anderen Einkaufsplattformen. Abbildung
verdeutlicht die Gemein‐
samkeiten und Unterschiede im Prozess der Kommunikation und der
Mikrokollaboration sowie die Rolle, die Medien bzw. Social Media hier ein‐
nehmen.
Zwar werden in der Wikipedia keine Seitenabrufe mehr ausgewiesen dies
wäre im MediaWiki generell möglich , aber auch die Verlinkung und Bezugnahme
von außen können als )ndikatoren daf“r gelten, dass und welche Artikel gelesen
werden. Daneben gibt es öffentliche Tools wie http://stats.grok.se/ die eine Ana‐
lyse der Abrufe von Wikipedia auf Artikelebene ermöglichen.
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
Abbildung 40: Prozessmodelle von Kommunikation und Mikrokolla‐
boration im Vergleich
Quelle: Eigene Darstellung.
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
Social Media unterscheiden sich demnach von klassischen Medien, da sie
nicht nur die raum‐zeitliche Übertragung von )nformationen “bernehmen,
sondern auch die Aggregation und Aufbereitung von Beiträgen der Nutzer
immanent durch das Medium bzw. die dahinterstehenden Algorithmen
erbracht wird. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Aufmerksamkeit,
die der Plattform entgegengebracht und dort möglichst gehalten wird
vgl. Kapitel . . . Diese wird nicht nur in Geld durch Werbeanzeigen um‐
gesetzt, wie dies in der klassischen Medienökonomie geschieht vgl. Theis‐
Berglmair
, sondern in meist kostenlose Produkte und Angebote
umgesetzt, die neue Aufmerksamkeit f“r die Plattform generieren sollen.
Die folgenden Beispiele können dies illustrieren:
Amazon wertet das Nutzungsverhalten seiner Kunden aus und bil‐
det daraus ein Empfehlungssystem: Alleine das Aufrufen bestimm‐
ter Produkte durch einen Nutzer gen“gt, um daraus Empfehlungen
f“r seine zuk“nftigen Einkäufe abzuleiten; aus seinen Einkäufen
und den von vielen weiteren werden Empfehlungen f“r andere
Nutzer generiert „Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauf‐
ten auch.. .
Durch eine Änderung der AGB von Apple wurde im Juni
be‐
kannt, dass Smartphones diverser (ersteller schon seit mehreren
Jahren Angaben “ber den Standort des (andys und benachbarter
W‐LAN‐Netze sammeln und an den jeweiligen (ersteller “bermit‐
teln. Problematisch wird daran vor allem die Möglichkeit der per‐
sonenbezogenen Auswertung gesehen: möglich wären z.B. persön‐
liche Bewegungsprofile oder personalisierte Werbung mit lokalem
Bezug Lischka
. Tatsächlich genutzt werden diese Profile von
den (erstellern jedoch vor allem in aggregierter Form: Apple „nutzt
iPhone‐Besitzer als Umgebungsscanner Lischka et al.
, um
damit die Ortungsdienste f“r andere Nutzer zu verbessern, (er‐
steller von Navigationsgeräten wie TomTom nutzen die Daten zur
Stauprognose etc. Lischka
.
Das Projekt reCaptcha nutzt einen simplen Vorgang, der im )nternet
millionenfach erbracht wird, um B“cher zu digitalisieren: Bei der
Registrierung f“r )nternetdienste m“ssen Nutzer in der Regel auch
ein „Captcha , also eine vorgegebene Folge von Zeichen eingeben,
um Missbrauch wie Spam zu verhindern. Dabei geben sie auch Wör‐
ter ein, die bei der Digitalisierung von B“chern nicht richtig erfasst
werden konnten. Den eigenen Angaben nach haben bereits
Mio.
Menschen weltweit an dem Projekt mitgearbeitet, die meisten wohl
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
ohne es zu wissen
von Ahn
.
wurde der Dienst von
Google gekauft und unterst“tzt seitdem die Digitalisierung von
Google Books sowie des kompletten Archivs der New York Times.
Mikrokollaboration ist demnach eine Form von Kollaboration, bei der die
Beteiligten nur in geringem Maße miteinander in Kontakt stehen und sich
meist nicht miteinander austauschen. Oftmals ist den Medien‐Nutzern noch
nicht einmal bewusst, dass und wof“r sie mit ihrer eher passiven Nutzung
einen aktiven Beitrag leisten. Wo immer dies bekannt wird, taucht – oft‐
mals zurecht – eine Diskussion um das Thema „Datenschutz auf.
Weitere vergleichbare Beispiele sind Social Tagging‐Systeme sogenannte
„Folksonomies wie Delicious211, bei denen verhältnismäßig kleine Leistun‐
gen wie die Verschlagwortung von )nternetseiten sowohl dem Nutzer di‐
rekt als Bookmark‐Sammlung als auch zusammengefasst der gesamten
Nutzerschaft als )ndexiertes Nachschlagewerk Vorteile bringt; oder „Soci‐
al Payment“‐Dienste wie Flattr212 in Europa oder Kachingle213 in den USA.
Sie sollen es ermöglichen, auch nicht‐organisierte Autoren insbesondere
Bloggern f“r einzelne Artikel finanziell zu entlohnen. Dabei werden kleine
Geldbeträge von Abonnenten zusammengefasst und ab einer gewissen
Summe an die Autoren ausgesch“ttet. Auch andere Crowdsourcing‐ oder
Crowdfunding‐Plattformen wie z.B. Kickstarter funktionieren nach ähnli‐
chem Konzept, indem Einzelleistungen zusammengefasst und ‐gebracht
werden. )m Vergleich zu den vorhergehenden Beispielen ist den Nutzern
hier aber in höherem Maße bewusst und bekannt, wof“r sie einen Beitrag
leisten.
Der Erfolg all solcher Plattformen, die auf Mikrokollaboration, auf den
„Prodsumer oder user‐generated content setzen, steht und fällt damit, wie
und ob die Aggregation von Aufmerksamkeit für die Plattform und Kommu‐
nikation bzw. Handeln auf der Plattform langfristig gelingt. Der schleichen‐
de Tod von studiVZ, Myspace und anderen Social Networks zeigt, dass bei
einem R“ckgang von Aufmerksamkeit das Kommunikationssystem insge‐
samt langfristig zusammenbrechen kann. Dieser „lack of interest ist nur in
Der Vortrag von Luis von Ahn, einer der Erfinder des reCaptcha‐Projekts, fasst
diese Form der Zusammenarbeit treffend im Titel als „Massive‐scale online colla‐
boration zusammen von Ahn
.
Siehe http://www.delicious.com/
Siehe http://flattr.com/
Siehe http://kachingle.com/
Siehe http://www.kickstarter.com/
Kapitel | Theorie )): Wikis, Social Media und gesellschaftlicher Wandel
geringem Maß von der Plattform selbst steuerbar. Bedingt ist er einerseits
durch den Matthäus‐Effekt, der Aufmerksamkeit auf wenige Angebote
b“ndelt, andererseits m“ssen die Plattformen durch behutsame Verände‐
rungen des Möglichkeitsraumes daf“r sorgen, f“r )hre Nutzer interessant
und „spannend zu bleiben.
Kapitel | Schlussbetrachtung
8. Schlussbetrachtung
Obwohl sich der Bereich der Social Media in den letzten Jahren rasant ent‐
wickelt, haben Wikis – aus heutiger Sicht – einen festen Platz im Medien‐
Spektrum von Organisationen und im )nternet. Zwar geht der Trend zu
integrierten Lösungen z.B. Groupware oder Content Management Systeme
CMS mit integrierter Wiki‐Funktionalität , aber die prinzipiellen Mecha‐
nismen kollaborativer Kommunikationssysteme bleiben erhalten. Mit an‐
deren Worten: Ob in
Jahren die Technologie „Wiki noch eine Rolle
spielt, lässt sich heute nicht sagen, aber das „kollaborative Wiki‐Prinzip im
Social Web wird es wohl auch weiter geben – und vieles spricht daf“r, dass
es in Zukunft sogar noch an Bedeutung gewinnt vgl. Surowiecki
,
Benkler
, Bruns
, Tapscott/Williams
, Botsman/ Rogers
.
Die Stärke dieser Arbeit ist, nicht lediglich ein herausragendes, erfolgrei‐
ches Wiki wie die Wikipedia oder einen Nutzungskontext wie Organisatio‐
nen oder e‐Learning zu fokussieren – die so gewonnenen Aussagen “ber
„Sonderfälle können nur schwerlich zu verallgemeinerbaren Theorien
f“hren. Die differenzanalytische (erangehensweise suchte sowohl nach
Faktoren f“r das Gelingen als auch nach (emmnissen und Gr“nden f“r das
Scheitern von Kommunikationssystemen – was in einer Phase des Medien‐
(ypes nicht selbstverständlich zu sein scheint. Auch wurde durch den sys‐
temtheoretischen Zugang der Blick von konkreten (andlungen und konkre‐
ten technischen Plattformen gelöst und stärker die sich entwickelnden
Kommunikationsstrukturen und ‐erfordernisse untersucht. Dadurch konn‐
ten Aussagen “ber generelle Funktionsprinzipien von Wikis Kapitel
und
“ber neue Strukturen der Selektion, der Mikrokollaboration und der Mikro‐
kommunikation im Internet gemacht werden Kapitel . Schließlich wurde
ein Beitrag dazu geleistet, einen „blinden Fleck in der Systemtheorie hin‐
sichtlich des Zustandekommens von Anschlusskommunikation und damit
des Systemerhalts zu schließen.
Neben dem wissenschaftlichen Nutzen durch die Theorie‐Entwicklung ver‐
sucht die Arbeit aber auch ihren Beitrag f“r die Praxis zu leisten: Der Be‐
darf an strukturierter, theoriegeleiteter Beratung und Anleitung zur Ver‐
wendung von kollaborativen Tools ist nach der anfänglichen Phase einer
Try‐and‐Error‐)mplementation in Organisationen eher noch gestiegen. Das
zeigt sich u.a. in der steigenden Zahl von praxisorientierten Ratgebern f“r
den Einsatz von Wikis bzw. Social Media, die erst seit etwa Jahren ver‐
stärkt auf den Markt kommen. vgl. Ebersbach et al.
b; Safko
;
Stocker/Tochtermann
; Bernet
.
Dem Verfasser war es daher auch wichtig, aus der Theorie jeweils prakti‐
sche Handlungsempfehlungen abzuleiten: so sollte z.B. darauf geachtet wer‐
Kapitel
| Schlussbetrachtung
den, ob und wie ein Wiki zu einem Leitmedium werden kann. Die wesentli‐
che Rolle spielen dabei Aufmerksamkeitsstrukturen z.B. durch die Einbin‐
dung in Routinen und die kommunikative Bezugnahme auch außerhalb des
Wikis, Organisationsstrukturen, insbesondere Rollen und (ierarchien sowie
die richtige Mischung aus Offenheit und Geschlossenheit von Redaktions‐
routinen, sowie Motivationsstrukturen – neben dem Spannungsfeld von
Neuheit und Bekanntheit der Technik kann hier nochmals auf den Sinn von
scheinbar Sinnlosem, also dem Zulassen und Nutzen von Spielräumen,
verwiesen werden.
Abschließend soll noch einmal der Blick erweitert werden auf Social Media
im Allgemeinen. Die in Kapitel f“r das Feld der Wikis entwickelten „Er‐
folgsfaktoren Aufmerksamkeit, Organisation & Motivation können viel‐
mehr als generelle Strukturprinzipien für den Erhalt von Kommunikations‐
systemen gelten. Sie lassen sich auch auf andere partizipative Kontexte
anwenden. Bezieht man sie nun auf die in Kapitel . . entwickelten Di‐
mensionen der Social Media‐Nutzung siehe Abbildung , ergibt sich ein
neues Forschungsprogramm f“r die Kommunikationswissenschaft und die
Mediensoziologie.
Abbildung 41: Grundprobleme der Social Media‐Nutzung
Quelle: Eigene Darstellung.
Die „Erfolgsfaktoren stellen dabei gleichermaßen auch Grundprobleme
der Social Media‐Nutzung dar, die es zu untersuchen und zu lösen gilt.
Social‐Media‐Plattformen stehen dabei immer in einem Spannungsfeld
bzw. in einer Austauschbeziehung um Themen und Aufmerksamkeit mit
anderen Medien als Schlagworte seien hierzu nur „Crossmedia‐
Journalismus und „)ntermedia‐Agenda Setting genannt . Nutzer wiede‐
Kapitel | Schlussbetrachtung
rum stehen mit ihrem Umfeld “ber die Plattform oder andere Medien in
Verbindung – nat“rlich auch durch direkte Kommunikation. Ob und wie ein
User eine bestimmte Plattform nutzt, hängt von Aufmerksamkeits‐, Motiva‐
tions‐ und Organisationsstrukturen ab, die sich im Laufe der Nutzung einer
Plattform oder eben auch konkurrierender Medien entwickeln siehe
Abbildung
.
)m )nternet lässt sich beispielsweise immer wieder der „Matthäus‐Effekt
beobachten, der dazu f“hrt, dass große Netzwerke noch weiter wachsen
und quasi Monopolstellung erreichen – Beispiele daf“r sind Google, Face‐
book, Amazon und eBay oder Twitter. Um nun z.B. den Erfolg von Facebook
und den Niedergang der anderen Social Networks zu erfassen, könnten
Aufmerksamkeits‐ und Motivationsstrukturen innerhalb und außerhalb
der Plattform, zwischen Nutzern und ihrem Umfeld erforscht, sowie die
Organisationsstrukturen hinsichtlich der Rolle bestimmter Nutzer im
Netzwerk oder mit Blick auf die Verkn“pfung von )nformationen unter‐
sucht werden.
Die Arbeit eröffnet also neue methodische wie theoretische Zugänge f“r die
Untersuchung von kollaborativen Kommunikationssystemen. Diese auf
andere Bereiche der Social Media zu “bertragen, und die verschiedenen
Formen der Kollaboration beispielsweise in sozialen Netzwerken, der Blo‐
gosphäre oder auch bei Formen des partizipativen Journalismus Stich‐
wort: user‐generated content näher zu untersuchen, erscheint vielver‐
sprechend und spannend. Gerade die dynamische Betrachtung von sich
entwickelnden Kommunikationssystemen ist f“r die Kommunikations‐
wissenschaft wie auch die Organisationsforschung relatives Neuland und
birgt großes Forschungspotential.
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