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Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Bibelschule Columban Hamm in der keltisch katholischen Kirche Deutschland Abbildung 1: Logo der KKD 2016 Abteilung Praktische Theologie Ausbildungsabschnitt Seelsorge / Poimenik Karl Uwe Eckert Bischof der Keltischen Kirche in Deutschland Lehrbuch der keltisch-katholischen Theologie Praktische Theologie: „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Karl Uwe Eckert Saturnstrasse 1 59067 Hamm Studium der Theologie Letzte Bearbeitung 02.01.17 1 Auflage 2016 © 2016-2017 Karl Uwe Eckert, Abb Orden vom Steinberg. Abbildung 2: Logo des Ordensvom Steinberg e.V. und der Bibelschule und Seminar Columban 2016 1 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Siegel und Logo für dieses Werk mit besonderer Genehmigung des OOC / Orden vom Steinberg und der keltischen Kirche verwendet. Benutzung und Vervielfältigung für Bildungszwecke in unveränderter Form mit Namensnennung gestattet. Jede andere Art der Nutzung wie: Kommerzielle Nutzung und Vervielfältigung, Übernahme der Inhalte, Abdruck oder Weiterverwendung – auch von Teilen dieses Werks – nur mit schriftlicher, ausdrücklicher Erlaubnis des Autors gestattet. Alle Rechte von Urhebern des zitierten Materials werden anerkannt, sie sind dahingehend unter dem Literaturverzeichnis I bis III mit den benutzten Werken aufgeführt. Zur besonderen Ehre Gottes, unseren Vätern und Müttern und dieses speziell den Kindern allgemein und im Besonderen meinen Töchtern gewidmet im Jahre AD MMXVI 2 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Inhaltsverzeichnis 1 Vorwort, Anmerkungen und Einleitung............................................................................................8 1.1 Vorwort zur Erarbeitung des Werkes und der Quellen..............................................................8 1.2 Benutzte Abkürzungen im Text................................................................................................9 1.3 Abkürzungen Bibelstellen.......................................................................................................10 1.4 Zusammenfassung (Abstract), Aufbaus dieses Werkes..........................................................11 1.5 Danksagung des Verfassers.....................................................................................................12 1.6 Abbildungsverzeichnis............................................................................................................13 1.7 Tabellenverzeichnis.................................................................................................................15 1.8 Einleitung................................................................................................................................16 2 Vorgehensweise..............................................................................................................................18 2.1 Aufteilung und Struktur dieses Bandes...................................................................................18 3 Wesen der Seelsorge.......................................................................................................................21 3.1 Geschichte und Theologie.......................................................................................................21 3.1.1 Theologisches..................................................................................................................22 3.1.1.1 Über Tod und Leben................................................................................................22 3.1.1.2 Schuld und Vergebung.............................................................................................23 3.1.1.3 Theodizee und Gottesbilder.....................................................................................24 3.1.2 andere Religionsgemeinschaften, Kulturen, Fremdes.....................................................25 3.1.2.1 Judentum.................................................................................................................25 3.1.2.2 Islam........................................................................................................................25 3.1.2.3 Hinduismus..............................................................................................................25 3.1.2.3.1 Bahai................................................................................................................25 3.1.2.4 Buddhismus.............................................................................................................26 3.1.2.5 Konfuzianismus.......................................................................................................26 3.1.2.5.1 Taoismus..........................................................................................................26 3.1.3 Passende Ritualgestaltung...............................................................................................27 3.2 Seelsorgeformen.....................................................................................................................28 3.2.1 Seelsorgegespräch und Beichte.......................................................................................29 3.2.2 Krankensalbung und -Kommunion.................................................................................30 3.2.3 Hospize und Krankenhäuser...........................................................................................30 3.2.4 Trauerfälle und Diakonie................................................................................................31 3.3 Personen der Seelsorge...........................................................................................................32 3.3.1 Amt des Klerikers............................................................................................................32 3.3.2 Pflege- und Krankenhauspersonal...................................................................................32 3.3.3 Pädagogen, Berater, Psychologen...................................................................................32 3.3.4 Ersthelfer und Rettungsassistenten.................................................................................33 3.3.5 Ärzte und Bestatter..........................................................................................................33 3.3.6 Wir alle............................................................................................................................33 4 Rechtliche Grundlagen...................................................................................................................35 4.1 Seelsorge-/Beichtgeheimnis....................................................................................................36 4.1.1 Schweigepflicht, Zeugnisverweigerungsrecht................................................................36 4.1.1.1 Formen der Seelsorgegespräche..............................................................................36 4.1.1.2 Gleichbehandlungsgrundsatz...................................................................................36 4.1.1.3 Bezugnehmende Stellen in den Gesetzen................................................................37 4.1.1.4 Inhalt und Wesen der Verschwiegenheitspflicht......................................................37 4.1.1.5 Das Seelsorgegespräch mit Verschwiegenheitspflicht............................................38 3 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 4.1.1.6 Ausnahmen von der Schweigepflicht......................................................................38 4.1.1.6.1 Kein seelsorgerischer Bezug (Dienstliches)....................................................38 4.1.1.6.2 Private Kenntnisse (in der Freizeit).................................................................39 4.1.1.6.3 Gefahrenabwehr, Offenkundigkeit, Alltäglichkeit, Selbstschutz, Behördenauskunft............................................................................................................39 4.1.1.6.4 Unpassende,aufhebende oder hindernde Umstände........................................42 4.1.1.6.5 Unsicherheiten und rechtfertigende Notstände, Sonderfälle mit Geltung.......43 4.1.1.6.6 Zeugnisverweigerungsrecht.............................................................................43 4.1.1.6.7 Seelsorgegespräch ohne explizite Schweigepflicht (Diakonischer Dienst).....44 4.1.1.6.8 Befreiung von der Schweigepflicht.................................................................44 4.1.1.6.9 Diakonische Tätigkeiten..................................................................................44 4.1.1.6.10 Datenschutz allgemein bei Seelsorgegesprächen..........................................45 4.1.2 Schaffen einer intimen Atmosphäere..............................................................................45 4.1.3 Umgang mit Medien.......................................................................................................46 4.2 Unterlassene Hilfeleistung......................................................................................................47 4.2.1 Rahmenbedingungen / Juristisches.................................................................................47 4.2.2 Schocksituationen / Abwägungen und Grenzfälle..........................................................48 4.3 Rechtfertigender / Entschuldigender Notstand / Notwehr......................................................49 4.3.1 Rechtfertigender / Entschuldigender Notstand...............................................................49 4.3.1.1 Rechtfertigender Notstand.......................................................................................49 4.3.1.2 Entschuldigender Notstand......................................................................................50 4.3.2 Notwehr...........................................................................................................................51 4.3.3 Versicherungen und Rechtsschutz...................................................................................51 5 Grundwissen Krisenintervention....................................................................................................53 5.1 Grundlagen PSNV / Literatur.................................................................................................54 5.1.1.1 Ziele.........................................................................................................................55 5.1.1.2 Zielgruppen.............................................................................................................56 5.1.2 Psychotraumatologie.......................................................................................................59 5.1.2.1 Symptome einer PTSD............................................................................................60 5.1.2.2 Betroffener im Schockzustand................................................................................62 5.1.2.3 Rück- und Gegenfragen des Betroffenen................................................................62 5.1.2.4 Unterstützung aus dem sozialen Netz der Betroffenen aktivieren..........................63 5.1.2.5 Betroffener möchte gehen oder etwas tun...............................................................64 5.1.2.6 Betroffener lehnt Körperkontakt ab.........................................................................64 5.1.2.7 Den Mitarbeiter befällt selbst Müdigkeit................................................................64 5.1.2.8 Unsicherheit wegen Geschlechtsunterschied..........................................................64 5.1.3 Kenntnisse Gesprächsführung.........................................................................................65 5.1.3.1 4 Seiten Modell / Die 4 Seiten einer Nachricht.......................................................67 5.1.3.1.1 Die Sach-Ebene...............................................................................................67 5.1.3.1.2 Die Selbstoffenbarung / Johari Fenster............................................................68 5.1.3.1.3 Die Beziehungsebene.......................................................................................69 5.1.3.1.4 Der Appell........................................................................................................69 5.1.3.1.5 Die 5 Grundsätze der Kommunikation............................................................71 5.1.3.1.6 Deeskalationstechniken (Teufelskreis-Schema)..............................................72 5.1.3.1.7 Ausbruch aus dem Kreis..................................................................................73 5.1.3.1.8 Die 4 Grundausrichtungen...............................................................................74 5.1.3.1.9 Eisbergmodell..................................................................................................75 5.1.3.1.10 Kommunikationsstile (F. Schulz von Thun)..................................................76 5.1.3.1.11 Begrüssung und Bedarfsermittlung...............................................................77 4 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.3.1.12 Der Gesprächsverlauf....................................................................................77 5.1.3.1.13 Fragentrichter.................................................................................................78 5.1.3.1.14 Killerfragen oder -antworten.........................................................................78 5.1.3.1.15 Abschlusstechniken........................................................................................79 5.1.4 Konflikte und Krisen.......................................................................................................80 5.1.4.1 Abläufe und Reaktionen..........................................................................................81 5.1.4.2 PSNV 3 Satz............................................................................................................81 5.1.5 Häufige Einsatzindikationen...........................................................................................82 5.1.5.1 Ausschlusskriterien..................................................................................................83 5.1.5.2 Bedürfnisbefriedigung.............................................................................................83 5.2 Handelnde Personen...............................................................................................................85 5.2.1 Arbeitsweise, Struktur, Arbeitsweise des örtlichen NFS-Systems..................................86 5.2.1.1 Einsatzleitung..........................................................................................................86 5.2.2 kooperierende Organisationen des psychosozialen Netzes.............................................87 6 Vorbereitung auf den Ernstfall........................................................................................................89 6.1 Psychische Hygiene................................................................................................................89 6.1.1 Eignung und Einschätzung des Helfers...........................................................................90 6.1.1.1 Selbsteinschätzung..................................................................................................90 6.1.1.2 Belastungsanalyse und Burnout, Grenzen, familiäre Belastung.............................90 6.1.1.3 Klärung der eigenen Motivation zur Mitarbeit........................................................90 6.1.2 Umgang mit eigenen Belastungen, Selbstschutz...........................................................91 6.1.3 Test (Psychohygiene, Eigen- und Fremdbewertung........................................................92 6.1.4 Vor- und Nachbesprechungen.........................................................................................95 6.1.4.1 Vorbesprechung, Planung, Aufbereitung und Anweisung.......................................95 6.1.4.2 Nachbesprechung und Berichte...............................................................................95 6.2 Schulungen und Training........................................................................................................96 6.2.1 Vorwissen und Einsatzgebiete.........................................................................................99 6.2.2 Schulungen und Führung des Einsatzkräfte....................................................................99 6.2.3 Eigene Möglichkeiten und Grenzen in der Seelsorge im Notfall.................................100 6.2.3.1 Frühwarnsystem / Befristung der Einsatzberechtigung.........................................100 6.2.4 Trainingsmöglichkeiten.................................................................................................100 6.3 Vorbesprechung / Nachsorge und Nachbesprechung...........................................................101 6.3.1 Vor dem Fall ist nach dem Fall......................................................................................102 6.3.1.1 PSNV Maßnahmen vor einem Unglück................................................................102 6.3.1.2 Ausrüstung.............................................................................................................103 6.3.1.3 Betroffene ermitteln...............................................................................................104 6.3.1.4 Erste Maßnahmen für Betroffene abklären...........................................................106 6.3.1.5 Schwerpunkte setzen und Absprachen treffen.......................................................107 6.3.1.6 Bei Todesfällen abklären.......................................................................................108 6.3.1.7 Sonstiges überprüfen.............................................................................................108 6.3.2 Klare Einsatzregeln und Anweisungen.........................................................................109 6.3.3 Transport.......................................................................................................................109 6.3.4 Dokumentation und Aufzeichnung...............................................................................109 6.3.5 Nachbesprechung und Nachsorge.................................................................................110 6.4 Praxistipps.............................................................................................................................111 6.4.1 Häuslicher Todesfall / Überbringen von Todesnachrichten...........................................111 6.4.2 (Verkehrs-)Unfälle, Gewaltopfer, Großschadensereignisse..........................................116 6.4.2.1 Häuslicher Todesfall mit ungeklärter Ursache......................................................116 6.4.2.2 Erfolgreicher Suizid...............................................................................................116 5 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 6.4.3 Tod und Betreuung von Kindern / Plötzlicher Säuglingstod.........................................117 6.4.4 Psychiatrische Notfälle / Drogenintoxikation, (Drohender) Suizid..............................118 6.4.4.1 Psychiatrische Notfälle / Drogenintoxination.......................................................118 6.4.4.2 Trauer und Depression...........................................................................................120 6.4.4.3 Drohender Suizid...................................................................................................123 7 Eintreffen am Ort..........................................................................................................................128 7.1 Selbstschutz und Absichern..................................................................................................128 7.1.1 Stress entgegenwirken...................................................................................................128 7.1.2 Verhalten an der Einsatzstelle.......................................................................................129 7.1.2.1 Bei Strom-, Wasser und Gasunfällen.....................................................................129 7.1.2.2 Verkehrsunfälle......................................................................................................129 7.1.2.3 Brände, Haushaltsunfälle, Sonstiges.....................................................................130 7.1.2.4 Blut, unklare Gesundheitsgefahren, offensichtliche Krankheiten.........................130 7.1.3 Erste Hilfe / Rettungskette............................................................................................130 7.1.3.1 Sofortmaßnahmen.................................................................................................131 7.1.3.2 Notruf....................................................................................................................132 7.1.3.3 Erste Hilfe..............................................................................................................133 7.1.3.3.1 Person ohne Atmung......................................................................................133 7.1.3.3.2 Herz-Kreislauf Stillstand...............................................................................134 7.1.3.3.3 Verlegung der Atemwege...............................................................................134 7.1.3.3.3.1 Plötzlicher Brustschmerz / Herzprobleme.............................................134 7.1.3.3.3.2 Gehirnschlag..........................................................................................135 7.1.3.3.3.3 Krampfanfälle........................................................................................135 7.1.3.3.3.4 Knochen /Gelenkverletzungen...............................................................135 7.1.3.3.4 Blutungen & Wunden....................................................................................135 7.1.3.3.5 Wundversorgung............................................................................................136 7.1.3.3.5.1 Verbrennungen.......................................................................................136 7.1.3.3.5.2 Vergiftungen...........................................................................................136 7.1.3.3.5.3 Schock....................................................................................................137 7.1.4 Vorausschauendes Denken............................................................................................138 7.2 Zusammenarbeit mit Rettungskräften...................................................................................139 7.2.1 Regeln der Zusammenarbeit.........................................................................................139 7.2.2 Zuständigkeiten und Weitergabe...................................................................................140 7.2.3 Fluchtmöglichenkeiten / Rückzugsorte.........................................................................140 7.3 Seelsorge in Grenzfällen / Psychische erste Hilfe................................................................141 7.3.1 Psychische erste Hilfe...................................................................................................141 7.3.2 Worte und Rituale..........................................................................................................143 7.3.2.1 Gespräch................................................................................................................143 7.3.2.2 Gesprächskategorien.............................................................................................144 7.3.2.3 Gesprächsanalyse..................................................................................................144 7.3.2.4 Predigtanalyse, Rollenspiel, (Selbsterfahrungs-)Gruppe......................................145 7.3.2.5 Umgang mit Trauernden........................................................................................145 7.3.3 Zuhören können............................................................................................................146 7.3.4 Gefahren erkennen........................................................................................................147 7.3.5 Hinzuziehen von Experten............................................................................................147 8 Weiterführendes............................................................................................................................149 8.1 Seminare und Weiterbildung bei Organisationen.................................................................149 8.1.1 Beratungen bei Rettungsdiensten..................................................................................149 8.1.2 Hospize und Bestattungsunternehmen..........................................................................149 6 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 8.1.3 medizinische Hilfe und Nachsorge...............................................................................150 8.1.4 religiöse Verbände aller Religionen..............................................................................150 8.1.5 PSNV Literatur und Kurse............................................................................................150 7 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 1 Vorwort, Anmerkungen und Einleitung 1.1 Vorwort zur Erarbeitung des Werkes und der Quellen Das Ziel und der Zweck dieses Bandes, welcher nach dem 3 bändigen Lehrband der Theologie der KKD aus meiner Feder folgt, ist sehr einfach beschrieben: Das Betätigungsfeld haupt- und nebenberuflicher Kleriker der KKD , sowie der verbundenen Freikirchlichen Katholischen Bewegung kann und wird auch die Seelsorge und Krisenintervention einschließen, zumindest in dem Maße, wie es unsere Berufung mit sich bringt, aber nicht im gleichen Umfang, indem Rettungskräfte, Feuerwehr, Polizei oder technisches Hilfswerk oder Hilfsorganisationen der Amtskirchen damit konfrontiert werden. Aus diesem Grunde sind Standardwerke für PSNV für unsere Zwecke zu umfangreich und allgemeine, einfache Werke und Lehrbücher über Seelsorge zu sehr kirchenlastig und nicht genug in diesem Bereich verfasst. Es verlangte also nach einem Band, der beide Handlungsfelder wenigstens in Grundzügen abdeckt. Ungeachtet dessen ist eine derart solide Einführung in die Seelsorge im Krisenfall auch für Seelsorger in der heutigen Zeit unabdingbar, da zumindest die elementaren Grundlagen zur Handreichung bei den heutigen Problemstellungen auch im Alltag zur Verfügung stehen sollten. Aus diesem Grunde wurden aus einigen Standardwerken und Lehrschriften die wichtigsten Punkte herausgegriffen und in einem kleinen Seminar als Lehrbuch zusammengefasst, um unsere, oder auch interessierte Kleriker, Gemeindemitglieder und Christen in diese Thematik einzuführen und eine Hilfe als Handreichung für den (hoffentlich nicht eintretenden) Notfall beim unerwarteten Eintreffen des Lesers bzw. Seelsorgers bei einem solchen in die Hand zu geben. Es empfiehlt sich also diesen Kurs selbst nach Möglichkeit in Absprache mit anderen PSNV Eingewiesenen und mit dementsprechenden Material durch zu arbeiten, sich aber gewiss zu sein, das er nur dem unvorbereiteten Leser/Seelsorger bis zum Eintreffen geeigneter Kräfte (z.B. ausgebildete Notfallseelsorger) eine erste Hilfe darstellt. Er ist in keinem Fall dazu gedacht, eine solche, spezielle Kraft selbst auszubilden! Er kann aber dazu animieren, das man sich als Teilnehmer in einer professionellen Organisation (Malteser Hilfsdienst, Johanniter, Rotes Kreuz etc.) dazu ausbilden lässt oder selbst tätig wird. Für unsere Kleriker selbst wird dies wohl eher kaum der Fall sein, aber es rüstet sie dennoch für unerwartet auftauchende Probleme.und Fragen in diesem Bereich. 8 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 1.2 Benutzte Abkürzungen im Text A.T. Altes Testament ggf gegebenenfalls Rev. Reverend Abb. Abbildung griech. griechisch Anm. Anmerkung hebr. hebräisch (des Autors) Hl./hl. Heilige/r S. Seite Hrsg. Herausgeber sep. separat(e/s) aram. aramäisch RKK Römisch-katholische Kirche ASB Arbeiter Samariter Bund ir. irisch sog. sogenannte Art. Artikel idR. In der Regel s. a. siehe auch Bd. Band Jahrh. Jahrhundert s. o. siehe obenstehend Bde. Bände JUH s. u. siehe untenstehend BGB Bürgerliches Gesetzbuch KKD Keltische Kirche in St. Sankt BGH Bundesgerichtshof StGB Strafgesetzbuch Johanniter Unfallhilfe Deutschland e.V. bzgl. bezüglich KIT bzw. kons. Konsekriert u.a. unter anderem const. Konstitutiones lat. lateinisch usw. und so weiter Can Canon / Kanon(es) li. links / linker / -en übers. übersetzt d. h. Das heißt M. Monarchianismus v. von Dr. Doktor M.A. Mittelalter v. a. vor allem DRK Deutsches Rotes Kreuz Mag. Magister v. Chr. vor Christus ebd ebenda mhd. mittelhochdeutsch vs. EH Erste Hilfe/Ersthelfer N.T. verm. Vermutlich/e beziehungsweise EKD Evangelische Kirche Kriseninterventionsteam u. Neues Testament und versus (gegen) n. Chr. nach Christus vgl. vergleiche in Deutschland o.ä. oder ähnliche/s w. o. wie obenstehend et al. et alister (und weitere) Pfr. Pfarrer w. v. wie vorstehend etc et cetera (und so weiter) Phil. Philosophie z.B. zum Beispiel EU Einheitsübersetzung Prof. Professor zus. zusätzlich e.V. eingetragener Verein PSNV Psychosoziale zzgl. zuzüglich f. Folgeseite ff. Folgeseiten re. rechts / rechter /-en gäl. gälisch RD Rettungsdienst Ref. Referenz germ. germanisch Notfallversorgung 9 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 1.3 Abkürzungen Bibelstellen Am Apg Bar 1.Chr 2.Chr Dan Deut Eph Esra Est Evang. Ex Gen Gal Geb.Man Hab Hag Hebr Hes Hiob/Job/Iob Hld/Hl/Sal Hos/Os Jak/Jac Jdt Jer Jes/Is Joel Joh Jud 1.Joh 2.Joh 3.Joh Jona Jos Jud Kap Klgl 1. Kön 2. Kön Kol 1. Kor 2. Kor Buch Amos Apostelgeschichte des Lukas Buch Baruch 1. Chronik der Könige 2. Chronik der Könige Buch Daniel Deuteronomium Epheserbrief des Paulus Buch Esra Buch Ester Evangelium / Evangelien. Exodus Genesis Galaterbrief des Paulus Gebet Manasses Buch Habakuk Buch Haggai Hebräerbrief des Paulus Buch Hesekiel (Ezechiel) Buch Hiob (Ijob) Salomos Hoheslied Buch Hosea Jakobusbrief Buch Judit Buch Jeremia Buch Jesaja Buch Joel Johannesevangelium Judas 1. Johannes 2. Johannes 3. Johannes Buch Jona Buch Josua Judasbrief Kapitel Klagelieder 1. Buch der Könige 2. Buch der Könige Kolosserbrief des Paulus 1. Korintherbrief des Paulus 2. Korintherbrief des Paulus Lev Levitikus Lk /Luk Lukasevangelium 1. Makk/Mak 1. Buch der Makkabäer 2. Makk/Mak 2. Buch der Makkabäer Mal Buch Maleachi Mi Buch Micha Mk / Mar Markusevangelium Mt /Matth / Matt/ Mat Matthäusevangelium 1. Mose/1.Mo 1. Buch Mose (Genesis) 2. Mose/2.Mo 2. Buch Mose (Exodus) 3. Mose/3.Mo 3. Buch Mose (Levitikus) 4. Mose/4.Mo 4. Buch Mose (Numeri) 5. Mose/5.Mo 5. Buch Mose (Deuteronomium) Nah Buch Nahum Neh Buch Nehemia Num Numeri Obd Buch Obadja Offb/Off/Apk Offenbarung des Johannes 1. Petr 1. Petrusbrief 2. Petr 2. Petrusbrief Phil Philliperbrief des Paulus Phlm Philemonbrief Pred Prediger (Kohelet) Ps Buch der Psalm(en) Ri Buch Richter Röm Römerbrief des Paulus Rut Buch Rut Sach Buch Sacharja 1.Sam 1. Buch Samuel 2.Sam 2. Buch Samuel Sir Buch Sirach Spr Buch der Sprüche (Sprichwörter) 1.Thess 1. Brief an die Thessalonicher 2.Thess 2. Brief an die Thessalonicher 1.Tim 1. Timotheusbrief 2.Tim 2. Timotheusbrief Tit Titusbrief Tob Buch Tobit (Tobias) V. Vers Weish Buch der Weisheit Zef Buch Zefanja 10 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 1.4 Zusammenfassung (Abstract), Aufbaus dieses Werkes Dieser Band soll die Psychosoziale Notfallversorgung und Krisenintervention für ehrenamtliche Seelsorger der KKD Keltischen Kirche in Deutschland und mithin in der freikirchlichen katholischen Bewegung als Lehrbuch für ein Basiswissen und zur Einführung behandeln und diese im Falle plötzlich auftretender Einsätze oder Situationen ermächtigen, zumindest erste Basiskenntnisse in der PSNV als Unterstützung für Betroffene und Einsatzkräfte anzuwenden: Er will und wird sich nicht vollwertiges PSNV Seminarprogramm sehen, sondern kann und wird nur eine Einführung in das Thema PSNV zur Wappnung gegen mögliche Beteiligungen sein. Dieses Buch ist als Seminarskript und versteht sich als Grundlagenvermittlung, Einweisung und erste Handreichung in dieses umfangreiche und verantwortungsvolle Gebiet und ersetzt keinesfalls eine gründliche Ausbildung in PSNV. Er ist zum Selbststudium gedacht und ausgelegt und wendet sich vorrangig an medizinische Laien und ehrenamtlich tätige Personen im kirchlichen Rahmen, ohne das diese je im Rahmen der Notfallseelsorge / Krisenintervention bzw. PSNV tätig gewesen wären oder sind, des weiteren kann er auch als Ergänzung nützlich sein. Aufgegriffen wird daher vorrangig die Thematik der Entstehung und des Inhaltes der (Notfall-) Seelsorge, die rechtlichen Grundlagen und Vorbereitungen vor einem etwaigen Einsatz als Seelsorger, die zusammenhängenden Gefahren für Einsatzkräfte und Betroffene, weiterführende Schulungen für aktive Einsatz- und Rettungskräfte, Praxistipps zur Rüstung und zum Einsatz vor Ort, Basiswissen in erster Hilfe (sep. Seminar empfohlen), nebst der Zusammenarbeit mit den professionellen Rettungs- und Notfallseelsorgediensten, sowie weiterführende Informationen. Der Band sucht die folgenden Fragen zu beantworten: • Was kann ich als eingewiesener Seelsorger der KKD / FKB in diesen Fällen leisten? • Wo liegen meine persönlichen und fachlichen Grenzen? • Welche rechtlichen Gegebenheiten sind in der Seelsorge zu beachten? • Womit kann ich Betroffenen helfen bzw. wobei Notfallseelsorgern mithelfen? • Wie reagieren Betroffene in außergewöhnlich belastenden Momenten? • Warum sollte ich mich auf solche Fälle vorbereiten? • Wann sollte ich geeignete Kräfte verständigen, wohin kann ich mich wenden? 11 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 1.5 Danksagung des Verfassers Ich möchte mich hier zu allererst bei den Autoren der verwendeten Texte bedanken. Dann, wie in allen meinen Werken dem unvergessenen und zu früh verstorbenen Bischof Dr. David Stalker, weil es ohne ihn und seine Fürsprache die keltische Kirche in Deutschland nicht in der heutigen Form gäbe, auch seien ebenso dessen schottische und ehemalige deutsche Kollegen, im Besonderen auch den zu früh heimgegangenen Metropoliten Alan Lambert der Unity Church erwähnt, der den Grundstein für unseren amerikanischen Zweig unter Kerstin McNiesh legte. Letztere führte anreichernde Diskussionen mit mir über Ethik und Dogmatik und gab wertvolle Anregungen, auch das Thema PTBS (Posttraumatisches Belastungssyndrom) betreffend. In fachlicher Hinsicht sage ich Dank den Leitern eines kleineren, privaten Sanitätsdienstes auf diesem Gebiet (speziell aber dem ARV Hessen), ohne dessen Tätigkeit und Bemühungen dieser Band wohl eher nicht entstanden wäre. Weiterhin sei Dank auch Alexander Nikendei, dem Verfasser des „Praxisbuches Intervention“ und auch den weiteren, großen Hilfsorganisationen, sowie kirchlichen Stellen (Diakonie, Caritas) ohne deren Vorbild so ein Werk kaum entstanden wäre. In kirchlicher Hinsicht möchte ich mich bei meinen Kollegen in der freikirchlichen katholischen Bewegung in Deutschland für ihr Vertrauen und ihre moralisch – fachliche Unterstützung betreffs diesen Band bedanken. Ich hoffe, das sie beim Lesen dieses Werkes ebenso anreichernde Informationen erhalten, wie ich sie bekam. Letztendlich bedanke ich mich aber ausdrücklich bei ungezählten Helfern und Rettungskräften, die sich aufopfernd selbst in den Dienst der psychosozialen Notfallversorgung stellen. Mir ist erst durch diese Studien bewusst geworden, welch wertvolle Beiträge sie unter Einsatz ihrer geistigen, aber auch körperlichen Arbeit und Gesundheit für uns alle tragen und sie mit weit schwereren Schicksalen kämpfen müssen, als die Meisten von uns. Allen Feuerwehrleuten, Rettungssanitätern, Polizisten, Ärzten, Geistlichen, Ersthelfern, Mitarbeitern des Technischen Hilfswerkes und anderen Hilfsorganisationen und vielen ehrenamtlich tätigen Ungenannten sei meine Hochachtung und mein Dank an dieser Stelle für ihre Arbeit an der Allgemeinheit. 12 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 1.6 Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Logo der KKD 2016.......................................................................................................1 Abbildung 2: Logo des Ordensvom Steinberg e.V. und der Bibelschule und Seminar Columban 2016......................................................................................................................................................1 Abbildung 3: Wikicommons PD https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ferdinand_Georg_Waldm%C3%BCller__Christus_und_die_Samariterin_(1818).jpg......................................................................................33 Abbildung 4: PSNV Maßnahmen / Konsensus Konferenz Quelle: [Psychosoziale Notfallversorgung: Qualitätsstandards und Leitlinien (Teil I und II) Band 7] S. 21..........................54 Abbildung 5: Graphische Darstellung des Vier-Seiten-Modells, vgl. Seite „Vier-Seiten-Modell“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 14. Dezember 2016, 06:02 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vier-Seiten-Modell&oldid=160636510 (Abgerufen: 19. Dezember 2016, 14:25 UTC) - Gemeinfrei........................................................................................67 Abbildung 6: Johari Fenster - Quelle: Wikicommons PD.................................................................68 Abbildung 7: Riemann / Thomann Modell, Wikipedia, Gemeinfrei.................................................70 Abbildung 8: siehe <https://www.uni-due.de/buenting/Axiome.html> Stand 20.12.2016 aus Quelle: Watzlawick, Paul/Beavin, Janet H./Jackson, Don D.: Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien. Bern, Stuttgart, Wien: Hans Huber, 1974.....................................................72 Abbildung 9: Dieses Modell stützt sich auf die allgemeine Theorie der Persönlichkeit von Sigmund Freud (1856 -1939), es zählt zu den Säulen der Kommunikation......................................................75 Abbildung 10: Bedürfnishierarchie nach Abraham Maslow (1970) Abb2 in [Kley, Oliver, Diplomarbeit: Das Proprium kirchlicher Notfallseelsorge im Kontext rettungsdienstlicher Krisenintervention] S. 30....................................................................................................................84 Abbildung 11: Ausbildungsübersicht [Gemeinsame Qualitätsstandarts und Leitlinien zu Maßnahmen der Psychosozialen Notfallversorgung für Überleben, Aneghörige, Hinterbliebene, Zeugen und/oder Vermissende im Bereich der Psychosozialen Akuthilfe] im Teil 3, S. 10..............96 Abbildung 12: Ausbildungsübersicht [Gemeinsame Qualitätsstandarts und Leitlinien zu Maßnahmen der Psychosozialen Notfallversorgung für Überleben, Aneghörige, Hinterbliebene, Zeugen und/oder Vermissende im Bereich der Psychosozialen Akuthilfe] im Teil 3, S. 11..............97 Abbildung 13: Ausbildungsübersicht [Gemeinsame Qualitätsstandarts und Leitlinien zu Maßnahmen der Psychosozialen Notfallversorgung für Überleben, Aneghörige, Hinterbliebene, Zeugen und/oder Vermissende im Bereich der Psychosozialen Akuthilfe] im Teil 3, S. 12..............98 Abbildung 14: Wikipedia CC-BY-SA-3.0 By SaturnRapper (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons by Saturnrapper.......131 Abbildung 15: Wikicommons PD https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Stabilt_sidol %C3%A4ge.png...............................................................................................................................132 Abbildung 16: Wikicommons PD https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c9/Abdominal_thrusts3.jpg US Army Amanda M. Woodhead....................................................................................................................................133 Abbildung 17: Wikicommons PD https://commons.wikimedia.org/wiki/ File:Tongue-blockingairways.png.......................................................................................................................................133 Abbildung 18: Wikicommons PD File:CardiopulmonaryResuscitationBabyDummy.jpg..............133 13 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Abbildung 19: Wikicommons PD https://en.wikipedia.org/wiki/Cardiac_arrest#/media/File:US_Navy_040421-N-8090G001_Hospital_Corpsman_3rd_Class_Flowers_administers_chest_compressions_to_a_simulated_car diac_arrest_victim.jpg US Navy Airman Apprentice Nicholas Garrett...........................................134 Abbildung 20: Wikicommons PD https://commons.wikimedia.org/wiki/File:AED_Open.jpg......134 Abbildung 21: Wikicommons PD https://en.wikipedia.org/wiki/Bone_fracture#/media/File:Broken_fixed_arm.jpg..........................135 Abbildung 22: Wikicommons PD https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Esmarch%27s_ErsteHilfe-Tuch_01.jpg............................................................................................................................135 Abbildung 23: wikicommons PD https://en.wikipedia.org/wiki/Dressing_(medical)#/media/File:Adhesive_dressing-20100202.jpg 135 Abbildung 24: Wikicommons PD https://en.wikipedia.org/wiki/Wound#/media/File:Finger_abrasion.jpg..........................................136 Abbildung 25: Wikicommons PD https://en.wikipedia.org/wiki/File:Major-2nd-degree-burn.jpg 136 Abbildung 26: Wikicommons PD https://en.wikipedia.org/wiki/Trendelenburg_position#/media/File:Trendelenburg-Lagerung.jpg. 137 Abbildung 27: Wikicommons PD https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rettungsgasse_bilden_bei_Stau_-_1.svg......................138 Abbildung 28: Wikicommons PD https://commons.wikimedia.org/wiki/File: %C3%9Cbung_bei_der_Feuerwehr.jpg...........................................................................................138 Abbildung 29: Kategorisierung der Verletzungsgrade nach erfolgter Sichtung [Handbuch MANV] S. 35..................................................................................................................................................139 Abbildung 30: Wikicommons CC-BY-SA-3.0 By Bnow (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons..................................140 Abbildung 31: Ambulanz Quelle: Wikicommons PD https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Star_of_life_gold.svg....................................................147 Abbildung 32: JUH Quelle: Wikicommons PD https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Johanniter-Unfall-Hilfe_logo.svg.................................147 Abbildung 33: Feuerwehr Quelle: Wikicommons PD https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Freiwillige_Feuerwehr_Stadt_Syke_2014_PD_08.jpg.147 Abbildung 34: THW Technisches Hillfswerk Quelle: Wikicommons PD https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Thw.logo.svg.................................................................147 Abbildung 35: Quelle: Wikicommons PD https://commons.wikimedia.org/wiki/File:DRK_Logo2.svg...........................................................147 Abbildung 36: Malteser Hilfsdienst Quelle: Wikicommons PD https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Malteser_Logo.svg........................................................147 14 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 1.7 Tabellenverzeichnis Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Vergleich zwischen Trauer und Depression (vgl. [Werner Becher: Seelsorgeausbildung] S. 183-185).......................................................................................................................................120 Tabelle 2: Begreifen des Todes vgl. Seite des Johanniterordens unter „Trauerphasen nach Verena Kast“ <http://www.johanniter.de/dienstleistungen/betreuung/trauerbegleitung-von-kindern-undjugendlichen-lacrima/lacrima-in-mittelfranken/service-wissen/wissen/trauerphasen-nach-verenakast/> Stand 5.12.2016.....................................................................................................................121 Tabelle 3: Weisungsgeber und -empfänger beim Einsatz.................................................................140 Tabelle 4: Fragenkategorien (vgl. [Werner Becher: Seelsorgeausbildung] S. 81 f.)........................144 Tabelle 5: Einzelsupervision (vgl. [Werner Becher: Seelsorgeausbildung] S. 84)...........................144 Tabelle 6: Gruppensupervision (vgl. [Werner Becher: Seelsorgeausbildung] S. 85 f.)....................144 Tabelle 7: Predigtanalyse (vgl. [Werner Becher: Seelsorgeausbildung] S. 100)..............................145 15 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 1.8 Einleitung Die Seelsorge im Krisen- bzw. Notfall ist ein eigener Zweig, der üblicherweise von Rettungs- und Hilfsdiensten, Polizei und natürlich auch von anderen diakonischen Diensten der Kirchen wahrgenommen wird. Da dies in kleineren, freien katholischen Kirchen üblicherweise kaum vorkommt, wäre eine solche Ausbildung als Rettungssanitäter bzw. auch Notfallseelsorger kaum zu stemmen und würde auch den Rahmen der kirchlichen Betätigung sprengen. Dennoch wollen und müssen auch freie Kirchen sich diesen Fällen stellen und zumindest eine Einführung für ihre ehrenamtlichen Mitarbeiter zur Hand geben, die sie befähigt im Rahmen des Möglichen Hilfe zu leisten und ihrem kirchlichen Seelsorgeauftrag bestmöglich nachzukommen. Folgende Fragen sucht der Band daher einfach zu beantworten und - ohne zu sehr ins Detail zu gehen - im Überblick zu lehren: • Was versteht unter Seelsorge überhaupt und was ist ihr beigeordnet? Da auszugehen ist, das eine theologische Grundbildung bei Klerikern vorhanden ist, wendet sich dieser Punkt vorrangig an Gemeindemitglieder und Laien. • Welche rechtlichen Grundlagen müssen beachtet werden? Eine Achtung der rechtlichen Komponente ist schon deshalb wichtig, weil bei Seelsorgeeinsätzen auch stets Rechtsgüter und Vorschriften beachtet werden müssen. Deshalb sollte hier auch über eine Rechtsschutz- und Haftpflichtversicherung nachgedacht werden. • Was ist besonders in Krisensituationen zu beachten? Situationen in Krisen sind stets Grenzerfahrungen. Es sind also hier auch immer besondere Regeln und Anleitungen für die reibungslose Zusammenarbeit und Kommunikation vorgesehen. Neben einem Grundwissen sollte ein gutes PSNV Praxisbuch und passende Kleidung daher Pflicht sein. • Wie bereite ich mich auf Notfälle und Belastungen vor? Es mag nicht ungefährlich sein, sich Grenzerfahrungen auszusetzen. Deshalb ist auch dem Eigenschutz hier vorrangig Platz einzuräumen. Merke: Es ist keinem geholfen und eine vermeidbare Belastung, wenn man selbst im Einsatz Hilfe benötigt und sich vom Helfer zum Opfer wandelt. 16 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD • Bin ich oder meine Einsatzkraft für (Notfall-)Einsätze gerüstet? Passende Unterweisungen und Besprechungen im Vorfeld sind für Einsatzkräfte essentiell. Auch gibt es durchaus Möglichkeiten, bereits sich im Vorfeld auf kommende Belastungen vorzubereiten oder gar sich selbst auf Probleme zu testen, damit diese besser verarbeitet werden können. Die Liebe zum Nächsten und zu sich selbst darf hier nicht vernachlässigt werden! • Wie verhalte ich mich beim Eintreffen bei einem Notfall? Automatische Abläufe können hier Leben retten: Sowohl das der Betroffenen, als auch der Einsatzkräfte. Natürlich kommt hier die erste Hilfe zum tragen, aber auch Kommunikation und praktische Hilfen sind stets nützlich – selbst wenn es nur im kleinen Rahmen sein mag. • Kann ich dem Betreffenden wirklich psychisch helfen? Wie verhalte ich mich richtig? Womit kann ich dem Betroffenen eine Hilfe sein? Weshalb sollte ich auch auf meine Gesundheit achten? Diese Fragen werden vor und im Einsatz, sowie besonders danach einen wichtigen Teil der Tätigkeiten von Leitung und Einsatzkräften darstellen. • Mit welchen Kräften treffe ich dort zusammen, wie kooperiere ich? Es ist meist im Einsatzfall alles anders, wie es sich anfangs darstellt. Zumindest ist es an Einsatzorten unübersichtlich, zuweilen gefährlich oder auch belastend. Daher kann ein guter Überblick und eine gute Kenntnis der dort handelnden Personen und Gruppen Gefahren und Beeinträchtigungen minimieren und die Hilfe für alle Beteiligten maximieren. • Wo bekomme ich weiterführende Informationen? Vor dem Einsatz ist nach dem Einsatz. Neben der Praxis sind natürlich auch schriftliche Quellen stets nützlich, um sich über das Gebiet zu informieren. Hier werden einige, gute Quellen vorausgewählt und genannt. 17 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 2 Vorgehensweise Die nachfolgende Auflistung der Struktur des Bandes soll einen ersten Überblick über den zu erwartenden Umfang des Gebietes verdeutlichen und diesen in kurzen Stichworten abbilden. 2.1 Aufteilung und Struktur dieses Bandes • Wesen der Seelsorge (Wie entstand Seelsorge, welche Formen besitzt sie, wie und wer wird sie ausführen?) ◦ - Geschichte und Theologie ▪ - Theologisches (Tod und Leben, Schuld und Vergebung, Theodizee, Gottesbilder) ▪ - andere Religionsgemeinschaften, Kulturen, Fremdes (Islam, Judentum, andere) ▪ - Passende Ritualgestaltung ◦ - Seelsorgeformen ▪ ▪ ▪ ▪ - Seelsorgegespräch und Beichte (Aktives Zuhören, Verschwiegenheit, Gewissensnöte) - Krankensalbung und -Kommunion (Pflege, Aussegnung, Aufrichtung) - Hospize und Krankenhäuser (Krankheiten, Krisen, psychische Belastungen) - Trauerfälle und Diakonie (Kindstod, Familien, Unglücke, Suizid) ◦ - Personen ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ • - Amt des Klerikers (Diakon und Pastor) - Pflege- und Krankenpersonal (Dienst der Diakonissen, KrankenpflegerInnen, Haushaltskräfte) - Pädagogen, Psychologen - Ersthelfer und Rettungsassistenten (Dauerbelastungen, Zeitdruck, Routine) - Ärzte und Bestatter (Kampf um das Leben, Arbeit für die Lebenden) Rechtliche Grundlagen (Seelsorge- und Beichtgeheimnis, Pflicht zur Hilfe, Recht zur Ablehnung) ◦ - Seelsorge-/Beichtgeheimnis ▪ - Schweigepflicht, Zeugnisverweigerungsrecht ▪ - Schaffen einer intimen Atmosphäre ▪ - Umgang mit Medien ◦ - Unterlassene Hilfeleistung ▪ - Rahmenbedingungen / Juristisches (Folgen unterlassener Hilfeleistung) ▪ - Erkennen von Schocksituationen (Teilnahmslosigkeit, Hektik, Handgreiflichkeiten) ◦ - Rechtfertigender / Entschuldigender Notstand ▪ - Rechtfertigender / Entschuldigender Notstand ▪ - Notwehr ▪ - Versicherungen und Rechtsschutz 18 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD • Grundwissen Krisenintervention (Was ist Krisenintervention, wer sind Handlungsfelder und Personen?) ◦ - Grundlagen PSNV / Literatur ▪ ▪ ▪ ▪ - Psychotraumatologie (Verhalten von Menschen in Extremsituationen, Trauer und Trauma) - Kenntnisse Gesprächsführung (Psychologie, Mediation, NLP) - Konflikte und Krisen (Krisenintervention und Konfliktlösungsstrategien, Stressbewältigung) - Häufige Einsatzindikationen ◦ - Handelnde Personen ▪ - Arbeitsweise, Struktur, Arbeitsweise des örtlichen NFS-Systems (Beauftragung, Alarmierung) ▪ - kooperierende Organisationen des psychosozialen Netzes (Feuerwehr, RD, Polizei) • Vorbereitung auf den Ernstfall (Worauf ist zu achten, worauf zu schulen, Besprechungen und Theorie) ◦ - Psychische Hygiene ▪ ▪ ▪ ▪ Eignung und Einschätzung des Helfers (Gründe der eigenen Motivation) Umgang mit eigenen Belastungen, Selbstschutz Test (Psychohygiene, Eigen- und Fremdbewertung Vor- und Nachbesprechungen ◦ - Schulungen und Training (Vorwissen und Einsatzgebiete) ▪ ▪ ▪ ▪ - Vorwissen und Einschätzung - Schulungen und Führung des Einsatzkräfte - Eigene Möglichkeiten und Grenzen in der Seelsorge im Notfall - Trainingsmöglichkeiten ◦ - Vorbesprechung / Nachsorge und Nachbesprechung ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ - Vor dem Fall ist nach dem Fall (Einrichten auf ungünstige Zustände, Vorbereiten Einsatzkleidung) - Klare Einsatzregeln und Anweisungen (Handreichungen, Praxishilfen, klare Zuständigkeiten) - Transport (Wagen- / Fuhrpark, Kostenübernahme, Organisation) - Dokumentation und Aufzeichnung (Notizblock, Schreibzeug, ggf. Medien, Transportkoffer) - Nachbesprechung und Nachsorge (Aufarbeitung, Selbstkritik, Begleitung, medizinische Hilfe) ◦ - Praxistipps ▪ ▪ ▪ ▪ - Häuslicher Todesfall / Überbringen von Todesnachrichten - (Verkehrs-)Unfälle, Gewaltopfer, Großschadensereignisse - Tod und Betreuung von Kindern / Plötzlicher Säuglingstod - Psychiatrische Notfälle / Drogenintoxikation, (Drohender) Suizid 19 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD • Eintreffen am Ort (Was man im erst im Einsatz sieht, praktische Umsetzungen, Praxishilfen) ◦ - Selbstschutz und Absichern ▪ - Verhalten an der Einsatzstelle (Eigensicherung, Gefahren) ▪ - Erste Hilfe / Rettungskette (Richtiges Melden, Erste Hilfe Kurs) ▪ - Vorausschauendes Denken (Rettungsgasse, Einweisung, Signalgabe) ◦ - Zusammenarbeit mit Rettungskräften ▪ - Regeln der Zusammenarbeit ▪ - Zuständigkeiten und Weitergabe ▪ - Fluchtmöglichenkeiten / Rückzugsorte ◦ - Seelsorge in Grenzfällen / Psychische erste Hilfe ▪ ▪ ▪ ▪ • - Worte und Rituale (Umgang mit toten und sterbenden Menschen) - Zuhören können (Fehler bei Ansprachen vermeiden) - Gefahren erkennen (Gewaltpotential, Abwehr und Abwägung von Risiken) - Hinzuziehen von Experten Weiterführendes (Professionelle Seminare und Organisationen, PSNV - Hilfe als Berufung) ◦ - Seminare und Weiterbildung bei Organisationen ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ - Beratungen bei Rettungsdiensten - Hospize und Bestattungsunternehmen - medizinische Hilfe und Nachsorge - religiöse Verbände aller Religionen - PSNV Literatur und Kurse 20 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 3 Wesen der Seelsorge 3.1 Geschichte und Theologie Der Begriff Seelsorge ist aufgrund seiner Umfasslichkeit in der Pastoraltheologie schwer zu beschreiben. Ebenso wie der Begriff „Seelsorge“ wird dem Ausführenden „Seelsorger“ darin oftmals der Kleriker als Beruf untergeschoben, doch sind es des Öfteren hier Laien, die auch diese Funktion in der PSNV Seelsorge (z.B. Telefonseelsorge, Ehe- und Lebensberatung) in Krisensituationen zu erfüllen haben.. Notfallseelsorge bzw. Seelsorge bei der Krisenintervention und bei Notfällen wie sie in der FKB genannt wird, ist eine Form der Sonderseelsorge, die relativ neu ist und sich Ende der 70er Jahre bildete und im Jahr 1989 bis zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft Seelsorge in Feuerwehr und Rettungsdienst (AGS) führte. Seitdem führt dieser Zusammenschluss von Geistlichen verschiedener Kirchen und anderen Interessierten zum Erfahrungsaustausch und hilft mit, die Krisenintervention zu optimieren. Daraus entwickelte sich bis heute die bekannte Notfallseelsorge der etablierten Kirchen, der Kriseninterventionsteams und ebenso anderer, teilweise privater Hilfs- und Notfalldienste. (vgl. [Kley, Oliver, Diplomarbeit: Das Proprium kirchlicher Notfallseelsorge im Kontext rettungsdienstlicher Krisenintervention] S. 23 f.) Kurz umrissen mag hier die Geschichte der Entstehung der Seelsorge bis zu diesem Punkt sein: Sie beginnt in den ersten christlichen Gemeinden in Erwartung der Wiederkunft Christi und im Sinne der Umkehr und Buße der Sünden. Mit dem Wachstum der Gemeinden wird auch deren pastoraler und diakonischer Umfang größer, dies vor allen Dingen vor dem Hintergrund der zunehmenden Verfolgungen. Basilius von Cäsarea verwendet den Begriff erstmals im 4. Jahrhundert, ebenso Origines, Johannes Chrisostomos, aber in Briefen auch Hieronymus oder Augustinus. Gegen Ende des 4. Jahrhunderts wird der Seelsorger als „Arzt der Seele“ bei Gregor von Nazianz bezeichnet. Die Wüstenväter und Anachoreten bauen die Seelsorge weiter aus, auch Frauen übernehmen immer mehr wichtige Rollen darin. Im 5. Jahrhundert wurde die Seelsorge durch Johannes Cassianus im Westen in den klösterlichen Gemeinschaften etabliert. Vom 9. bis 13. Jahrhundert etablierte sich das Beichtwesen als Pflicht und das Wesen der pastoralen Fürsorge in Klöstern Gegen Ende des Mittelalters wurde die Fürsorge durch Hildegard von Bingen, Bernhard von Clairvaux, Meister Eckhard und anderen in die Welt außerhalb der Klöster getragen. In der Reformation bringt Luther den Begriff der Seelsorge als Trost voran und er ist für den Wegfall der Pflichtbeichte. Die Seelsorge wird mehr und mehr Aufgabe der Gemeinde und Laien, nicht nur in der Kirche oder in Klöstern, sondern auch Zuhause. Im Pietismus werden mehr und mehr diakonische Gruppen (Herrnhuter Brüder) gebildet, Im 19. Jahrhundert formte Schleiermacher das Bild der Poimenik und im 20. Jahrhundert bildete sich die Psychoanalyse von Sigmund Freud heraus, und die kerygmatische Seelsorge Thurneysens. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts bilden sich pastoralpsychologische Vereine wie die DgfP, sowie die klinische Seelsorge und PSNV heraus, worin im 21. Jahrhundert wissenschaftliche psychologische Kenntnisse in die Seelsorge mit einfließen (vgl. [Christoph Morgenthaler: Seelsorge] S.32-65). 21 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 3.1.1 Theologisches Das vorab beschriebene Bild des Seelsorgers begegnet uns z.B. in der Geschichte vom barmherzigen Samariter in Lk 10,25-37 als tatkräftigen Helfer, wie ebenso beim Zachäus in Lk 19,1-10. Es ist das selbstlose Lindern von Nöten und tatkräftige Helfen, das Beherbergen von Notleidenden eingeschlossen, wie auch das psychologische Aufwerten von Benachteiligten. Man kann also sagen: Die Seelsorge vollzieht das von Jesus bei seinem Abschiedsmahl an Petrus ausgegebene Werk seine Brüder zu stärken (Lk 22, 32). Wo dies geschieht, da vollzieht sich auch Seelsorge. Dies kann durchaus im kirchlichen, aber auch im christlichen Handeln oder selbst auch im ethischen Handeln ganz allgemein eingebettet sein: Damit ist es eine Aufgabe für Jedermann, sei er nun Kleriker oder auch Laie1 (vgl. [Kley, Oliver, Diplomarbeit: Das Proprium kirchlicher Notfallseelsorge im Kontext rettungsdienstlicher Krisenintervention] S. 14-17). 3.1.1.1 Über Tod und Leben Die Eschatologie, also die Frage nach den letzten Dingen, begleitet den Seelsorger sehr oft, da er in menschlichen Ausnahmesituationen steht, bei denen das Leben selbst nicht nur für Betroffene und Helfer eingeschränkt wird, sondern ganz konkret auch gefährdet ist und oft genug auf „des Messers Schneide“ steht.. Ungeachtet der alttestamentarischen Fragestellungen nach dem Anbruch einer neuen Welt oder dem Erscheinen des Messias finden wir passende Stellen, die sich auf diese Situation beziehen, auch in den neutestamentarischen Briefen vgl. den Wikipediaartikel2: Die neutestamentliche Eschatologie nimmt ihren Ausgangspunkt in der Ankündigung Jesu, dass die Gottesherrschaft nahegekommen sei (Mk 1,15 EU) und gleichzeitig in seinem Handeln schon gegenwärtig sei (Lk 11,20 EU, Mt 12,28 EU, Mt 11,15 EU, Lk 7,22 EU). Den ersten Beleg für die Frage nach den letzten Dingen nach Leben und Tod liefert der Apostel Paulus von Tarsus in seinen Briefen. Immer an der Schwelle des Todes stellen sich Menschen die Frage nach dem Sinn des Lebens oder Todes, nach Erlösung oder Wiedergeburt, nach Gottesgericht oder der Gerechtigkeit3 wenn ein Mensch stirbt, schwer verletzt wird oder in eine Grenzsituation gerät. Gerade dann, gerade in der Frage der Eschatologie4 sind auch die Ansichten anderer Religionen über ein Leben nach dem Tode, der Frage nach der Endlichkeit des Seins und was im Moment des Todes mit uns ist zur Begleitung von Sterbenden verschiedenster Glaubensrichtungen wichtig. Über diese Betrachtungen und Sinnfragen, über die Glaubensrichtungen und verschiedenen Vorstellungen wird im nachfolgenden Kapitel „andere Religionen“ näheres zu lesen sein. 1 2 3 4 Dies gilt streng genommen selbst bei Angehörigen anderen Glaubens, sogar bei Atheisten. Wie im Brief an die Thessalonicher vgl. Seite „Eschatologie“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 10. November 2016, 13:48 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php? title=Eschatologie&oldid=159557933 (Abgerufen: 19. November 2016, 16:16 UTC) vgl. auch hier den Begriff „Theodizee“ im Band „Dogmatik“ der keltischen Kirche Die Lehre von den letzten Dingen und der Vollendung des Einzelnen/der Welt, Jenseitslehre 22 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 3.1.1.2 Schuld und Vergebung Schuld und Vergebung bilden nicht nur beim Beichtsakrament den Kern unserer christlichen Überzeugung ab, sondern durchdringen alle Schichten unseres Lebens, sowie auch jener anderer Religionen. Bei vielen Unfällen zählt die Schuldfrage (vom Verursacher, als auch Opfer) selbst zu den belastenden Elementen. Dies betrifft Helfe im gleichen Maße wie es Betroffene auch einschließt. Streng genommen sucht der Mensch stets für etwas, was er sich schwer oder nicht erklären kann, immer eine Erklärung und/oder einen Schuldigen. Hierzu eine kurze Definition aus Wikipedia zum Thema „Schuld“5: Als Voraussetzung für Schuld wird meist angenommen, dass der Schuldige die Wahlmöglichkeit hatte, die als schlecht definierte Tat zu unterlassen. [...] Dem normativen Schuldbegriff zufolge besteht Schuld in der Bewertung einer gewollten oder fahrlässigen unethischen Handlung. Die Wertung erfolgt anhand des Kriteriums der Vermeidbarkeit unethischen Verhaltens. [...] Allgemein existiert die Vorstellung, dass ein Ausgleich der Schuld erreicht werden könne, indem der Schuldige Buße bzw. Sühne tut, Wiedergutmachung leistet, die Untat des Schuldigen gerächt wird (Vergeltung) oder dem Schuldigen die Schuld vergeben wird. In vielen Gesellschaften ist das Talions-Prinzip noch lebendig. Nach der Sühne, Wiedergutmachung, Vergeltung oder Vergebung ist die Schuld dann erloschen.[...] Einem völlig anderen Konzept von Schuld begegnet man bei sittlichen Pflichten oder Rücksichten, die zu nehmen sind. Die Störung der Gerechtigkeit tritt hier nicht wegen einer fehlerhaften Einstellung eines Missetäters zu ethischen Anforderungen ein, die zu einer Beeinträchtigung von Rechten, Rechtsgütern oder wohlverstandenen Interessen anderer führt, sondern fußt auf einer Leistung oder einem Versprechen einerseits und regelmäßig erwarteter Dankbarkeit andererseits (siehe auch Grober Undank). Dann steht der Begünstigte dieser Tat in einem Schuldverhältnis zum Ausüber – man sagt, man stehe in jemandes Schuld. Diese Schuld wird durch eine angemessene Gegenleistung getilgt. [...]Schuld und Unschuld werden manchmal auch als Bezeichnungen für fundamentale moralische Verdorbenheit bzw. Vollkommenheit verwendet. Im Christentum spricht man beispielsweise von der Erbsünde, mit der ein die ganze Menschheit durchziehender Hang zur Abwendung von Gott und Hinwendung zum Bösen bezeichnet wird. Die Schuldfrage wird natürlich auch gegenüber Gott und seiner Gerechtigkeit gestellt. Diese Problemstellung ist unter dem Begriff „Theodizee“ bekannt und viel diskutiert, der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz verwendete ihn 1697 erstmals und wies 1710 mit der Schrift „Studien zur Theodizee, Über die Güte Gottes, die Freiheit des Menschen und den Ursprung des Übels“ auf einen notwendigen Zusammenhang zwischen Gutem und Übeln hin. Die Theodizee oder Frage nach der Gerechtigkeit Gottes kommt also nicht selten und schon gar nicht neuerdings in bei uns bewegenden Unglücken oder Katastrophen auf. Diesem interessanten Thema wollen wir uns daher im nächsten Absatz widmen. 5 Seite „Schuld (Ethik)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 30. September 2016, 15:06 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schuld_(Ethik)&oldid=158349940 (Abgerufen: 19. November 2016, 16:32 UTC) 23 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 3.1.1.3 Theodizee und Gottesbilder Die Frage der Theodizee wird gern dazu benutzt, die Frage nach dem Sinn der Religion oder gar der christlichen Kirche bzw. Gott zu stellen. Eine kurze Erklärung dazu sei der Wikipedia entnommen:6 „Theodizee [teodiˈʦeː] (französisch théodicée, griechisch θεοδικία theodikía von altgriechisch θεός theós ‚Gott‘ und δίκη díkē ‚Gerechtigkeit‘) heißt „Gerechtigkeit Gottes“ oder „Rechtfertigung Gottes“. Gemeint sind verschiedene Antwortversuche auf die Frage, wie das subjektive Leiden in der Welt vor dem Hintergrund zu erklären sei, dass ein (zumeist christlich aufgefasster) Gott einerseits allmächtig, andererseits gut sei. Konkret geht es um die Frage, warum ein Gott oder Christus das Leiden zulässt, wenn er doch die Omnipotenz („Allmacht“) und den Willen („Güte“) besitzen müsste, das Leiden zu verhindern. Der Begriff théodicée (später deutsch „Theodizee“) geht auf den Philosophen und frühen christlich-abendländischen Vordenker der Aufklärung Gottfried Wilhelm Leibniz zurück.[1] [2][...] Der Hinweis auf das Leid als religiöse oder religionskritische Frage ist bereits in Kulturen der Antike, z. B. im alten China, in Indien, Iran, Sumer, Babylonien und Ägypten zu finden. Skeptische Philosophen der griechischen Antike argumentierten, dass der Demiurg (wenn er existierte) in der Tat Übel verhindern müsste, und führten teils weitere Argumente zugunsten eines Agnostizismus oder Atheismus an.[...] Nach moderner Theologie behandelt schon die Geschichte von Iob aus dem jüdischen Tanach (christliches Altes Testament) die Frage, wie es sein könne, dass ein gerechter Gott dulde, dass guten Menschen Böses widerfahre.[3]“ Aus oben angegebener Sichtweise heraus, differieren schon seit der Antike die philosophischen Gottesbilder. In Kürze zusammengefasst könnte man es laut Wikipedia so ausdrücken:7 „In der römischen Kaiserzeit griffen gnostisch orientierte Schriftsteller die Vorstellung eines als Demiurg tätigen Gottes auf, deuteten sie aber radikal um. Sie verwarfen die Überzeugung der Platoniker und der christlichen Großkirche, dass der Demiurg ausschließlich gut sei und nur das Bestmögliche wolle und erschaffe. Nach ihrer Meinung zwingt die Mangelhaftigkeit der mit Übeln behafteten Schöpfung zur Folgerung, dass der Schöpfer selbst charakterlich unvollkommen sei. Daher unterschieden sie zwischen zwei Göttern: einem ethisch fragwürdigen, unwissenden oder gar bösartigen Demiurgen als Schöpfer und Herrn der bestehenden schlechten Welt und einem absolut guten Gott, der aus irdischer Sicht als Fremdling erscheine. Der fremde Gott habe die Schöpfung nicht gewollt und sei nicht an ihr beteiligt. Daher sei er für die Verhältnisse in der Welt nicht verantwortlich. Dennoch greife er als Erlöser ein. Dieses Modell stellte für die Gnostiker die Lösung des Problems der Theodizee dar“ Kurz gesagt: Mach philosophischer Sicht wird und kann es dem Menschen nur versagt bleiben, Gottes Wege und Entscheidungen zu ergründen, da sich die Person Gottes ja ebenso menschlichen Verständnis und Wegen entzieht und sie dementsprechend keiner menschlichen Logik folgen. 6 7 Seite „Theodizee“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 24. Oktober 2016, 10:59 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Theodizee&oldid=159036914 (Abgerufen: 19. November 2016, 16:45 UTC) Seite „Demiurg“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 8. September 2016, 12:06 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Demiurg&oldid=157761908 (Abgerufen: 19. November 2016, 16:56 UTC) 24 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 3.1.2 andere Religionsgemeinschaften, Kulturen, Fremdes Um das Verständnis für andere Kulturen (etwaiger Betroffener) und der Frage ihrer Eschatologie zu fördern, soll hier eine kurze Aufzählung der Eigenarten und Ansichten in aller Kürze folgen. 3.1.2.1 Judentum Das Judentum bildet eine ethische und religiöse Volksgemeinschaft, die sich als Nachkommen der den alttestamentarischen Propheten Abraham, Isaak und Jakob versteht. Das Judentum als Weltreligion zählt zu den semitischen vorderasiatischen Religionen. Der als strenger Ruhetag geltende Samstag, der Sabbat als 7. Tag der Woche, bildet den Kern aller jüdischen Feste. Die jüdische Eschatologie entspricht der christlichen, allerdings ohne Erbsünde und damit Schuldfrage, wobei der Erlösungsgedanke sich auf einen (noch) kommenden Messias bezieht und dementsprechend jeder Mensch nach alttestamentarischem Bild von Gott gerecht sein/werden muss. 3.1.2.2 Islam Der durch den in Mekka geborenen Propheten Mohammed gestiftete Islam zählt neben dem Christentum ebenfalls zu den abrahamitischen Religionen und teilt sich daher, wenn auch verändert, alttestamentarische Grundlagen. Die fünf Säulen des Islams sind: ►Glaubensbekenntnis (Schahada), ►tägliches Gebet (Salat), ►Armensteuer (Zakat), ►Fasten im Ramadan (Saum) und die ►Wallfahrt nach Mekka (Hadsch). Kenntnis der religiösen Gesetze ist besonders beim Einsatz von Frauen unabdingbar. Die Eschatologie entspricht weitgehend der christlich/jüdischen von Himmel und Hölle ohne die Erbsünde, der Mensch wird am jüngsten Tag gerichtet werden. 3.1.2.3 Hinduismus Vedismus und besonders der heutige Brahmanismus werden unter Hinduismus geführt. Dies ist eine Bezeichnung der Landschaft und Völker am nordindischen Fluss Indus, er prägte u.a. auch Jugendreligionen und esoterische Sekten (Hare Krishna Bewegung) und deren Lehrer, sog. Gurus. Es gibt hier ein Kastensystem aus Priestern, Kriegern, Bauern und Arbeitern: Am Ende des Systems stehen oben die Brahmanen als Priester und unten die Shudra. Aus dem Kastensystem herausgefallen sind die Parias, die Unberührbaren. Es darf nur innerhalb der jeweiligen Kaste geheiratet werden. Der Hinduismus wird nach Göttern in die 3 Zweige Vishnuismus (Vishnu der Erhalter), Shivaismus (Shiva als Zerstörer und Erhalter) und Shaktismus unterteilt. Vishnu, Shiva und Brahma bilden hierbei eine Einheit. Die Wiedergeburt bzw. Reinkarnation (Samsara) steht im Mittelpunkt der dortigen Eschatologie und findet die Vollendung in der Befreiung der Seele (Moksha). Der Zyklus von Geburt , Wachstum , Verfall und Erneuerung auf der individuellen Ebene findet sein Echo in der kosmischen Ordnung, 3.1.2.3.1 Bahai Hier hat die Schöpfung weder einen Anfang noch Ende, stattdessen wird die Eschatologie anderer Religionen als symbolisch betrachtet.Sie vereint quasi die Eschatologie anderer Religionen in sich. 25 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 3.1.2.4 Buddhismus Der durch den Siddhartha Gaudama als Stifter in Nepal zurückgeführte Buddhismus (aus dem Ehrentitel „Buddha“ heraus) entstand aus einer Auseinandersetzung mit dem Brahmanismus. Es geht hier um einen Erkenntnis- und Erlösungsweg zwischen Askese und Überfluss, die Gottfrage bleibt hier offen, weil sie ohne Belang ist. Im Zenbuddhismus besteht die Vorstellung, dass sich in jedem Zeitpunkt der Zeit sowohl Geburt als auch Tod manifestieren. Wenn das Individuum von einem Moment zu einem Moment "stirbt", wird es in jedem aufeinanderfolgenden Moment gleichsam bis zum Erlangen des Nirwana "wiedergeboren", wie die Wikipedia beschreibt8: Nirwana oder Nirvana (Sanskrit, n., निरराण, nirvāṇ a; nis, nir = aus, vā = wehen) bzw. Nibbana (Pali, nibbāna) ist ein buddhistischer Schlüsselbegriff, der den Austritt aus dem Samsara, dem Kreislauf des Leidens und der Wiedergeburten (Reinkarnation) durch Erwachen (Bodhi) bezeichnet. Das Wort bedeutet „Erlöschen“ (wörtlich „verwehen“, von einigen Buddhisten auch aufgefasst als „erfassen“ im Sinne von verstehen[1]) im Sinne des Endes aller mit falschen persönlichen Vorstellungen vom Dasein verbundenen Faktoren, wie Ich-Sucht, Gier, Anhaften (Upadana). 3.1.2.5 Konfuzianismus Der vom Philosophen und Staatsmann Konfutse im 5. und 6. Jahrhundert vor Chr. entstandene Konfuzianismus ist eine sozialethische und religionsphilosophische Lehre, die die Tugenden als Ziel sieht: Menschlichkeit, Rechtschaffenheit, Schicklichkeit, Wissensdrang und Aufrichtigkeit. Über den Tod gibt es eine Aussage des Meisters „Wenn du das Leben noch nicht kennst, wie sollst du da den Tod verstehen!“9 oder „Alle weltlichen Dinge sind nur ein Traum im Frühling. Betrachte den Tod als Heimkehr.10“ 3.1.2.5.1 Taoismus Der chinesische Philosoph Li bzw. mit Ehrennamen Laotse schuf die philosophisch-religiöse Richtung des erstrebenswerten Weges, des Tao. In allen Schulen des Taoismus streben ihre Anhänger danach, zum Ursprung zurückzukehren. Dies wird in der taoistischen Mystik z. B. die Rückkehr zum Einen (vgl. auch Konfuzianismus), zur Perle, die Rückkehr zum Zustand, bevor es Himmel und Erde gab genannt, wonach die Auflösung des Ichs zu Lebzeiten angestrebt werden soll und im Tode stattfindet, wie in der Wikipedia beschrieben11. 8 vgl. Seite „Nirwana“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 6. November 2016, 12:38 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Nirwana&oldid=159431878 (Abgerufen: 20. November 2016, 10:28 UTC) 9 vgl. Seite „Konfuzianismus“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 4. November 2016, 09:32 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Konfuzianismus&oldid=159361109 (Abgerufen: 20. November 2016, 10:11 UTC) 10 https://www.aphorismen.de/suche?f_thema=Tod%2C+tot&f_autor=2129_Konfuzius Stand 9.12.2016 11 vgl. Seite „Daoismus“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 11. November 2016, 04:43 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Daoismus&oldid=159578170 (Abgerufen: 20. November 2016, 10:26 UTC) 26 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 3.1.3 Passende Ritualgestaltung Natürlich ist es (fast) unmöglich, auf eine Religion im Notfall genau einzugehen, zumindest wenn sich unter den Helfern kein Anhänger jener Religion befindet. Bewährt sind universelle Formen, die ohne spezifische Zugehörigkeit auskommen und einfach Ruhe vermitteln. Diese beinhalten nach Fleischmann/Gronau12 4 Anteile: • • • • Schöpferische Kräfte: Ein Ritual braucht eine symbolische Komponente. Diese lässt das Ritual feierlich werden und sorgt für einen Erinnerungswert. Ganzheitlichkeit: Das Ritual soll die Menschen unterstützen. Es kann einen Raum darstellen, in dem die Beteiligten ihre Gefühle ausleben können. Das zyklische Prinzip:Die Verbundenheit der einzelnen Elemente eines Rituals und die Verbun-denheit der Beteiligten sind ausschlaggebend. So bietet das Ritual „Orientierung und Halt“. Gleichzeitigkeit von Verbundenheit und Freiheit:Neben der Verbundenheit ist die Freiheit des Individuums wesentlich. Dieses soll sich einerseits mit dem Ritual und den anderen Beteiligten verbunden fühlen, andererseits muss ihm ein gewisser Freiraum zugestanden werden.[...] Als passende Ritualgestaltung bietet sich daraus ableitend an den Betreffenden (besonders fremder Ethnie) nach seinen religiösen Wünschen dahingehend zu befragen. Meist ergeben sich hierbei untenstehende Formen: • • • • • • • • • • • • Ruhige Gebete und frei formulierte Fürbitten für die Rettung und evtl. den Heimgang der Seelen Betroffener, sofern bereits Angehörige anwesend sind Bei Christen: Fürbitten, Gebete und etwaige Firmung oder Krankenkommunion und -salbung für (Schwer-)Verletzte (zur Not genügt die Salbung der Hände) oder ggf. einer Nottaufe oder Feststellen einer Not-/Begierdetaufe beim Tod von Säuglingen/Ungetauften), sowie auch stille Andachten, Anzünden von Kerzen. (Toten-)Messen und Andachten, in denen die Angehörige der Opfer explizit eingeladen sind Ein provisorischer Altar an der Stelle des Unfalls / ein Gedenkkreuz / eine Andachtsstelle mit Grabkerze, oder Räucherwerk über einige Tage, Wochen oder gar Jahre. Wiederholtes Niederlegen von Blumenkränzen / Grabschmuck an Gräbern o. Unfallstellen. Eine Andacht / Gottesdienst am Ort des Unglücks mit oder ohne Prozession, ein Grabkreuz als fortdauernde Erinnerung, ein Gedenkstein , Steine oder eine Platte. Eine Lichterkette seitens der Freunde oder Verwandten als Zeichen der Solidarität Eine Steinspur (auch an Gewässern) für jedes Opfer, das nicht gefunden wird, zum Gedenken. Bei Juden: Steine zum Andenken auf die Grabplatte legen (auch an Jahrestagen). Bunte Bänder (Gebetsfahnen) oder beschriftete Zettel mit Texten (Mantras) als Mitteilung / Gebete / Besänftigung, Totentäfelchen und -latten. Eine ökumenische Zusammenkunft in Form einer Gedenkfeier. Zus. Teller bei Festen. Eine gemeinsam organisierte spontane Feier mit Vorträgen über das Leben der Verstorbenen. Eine Kondolenzliste mit den Namen der Verstorbenen, ein Gedenkband 12 Bachelorarbeit von Jasmin Fleischmann und Anna-Katharina Gronau https://www.dpsgwuerzburg.de/fileadmin/Stufenlager/user_upload/user_upload/Bachelorarbeit_-_Homepage.pdf S. 67 Stand 2.1.2016 27 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 3.2 Seelsorgeformen So verschieden auch die Seelsorge sein mag, so einig ist man sich in den Grundlagen ihrer verschiedenen Formen. Es schreibt die Wikipedia zum Beispiel über die Diakonie, die in unserem kirchlichen Fall die Seelsorge zumeist wahrnimmt13: "Ein liebevolles Gegenüber, Würde und Sinn vermittelnde Nähe und tragende soziale Kontakte können notleidenden Menschen von professionellen, staatlichen Institutionen nur bedingt geboten werden. Deshalb verbindet man bis heute mit dem Begriff Diakonie auch den privaten, persönlichen Einsatz von ehrenamtlich tätigen Personen, die sich, oft in Verbindung und Zusammenarbeit mit einer Kirche, um das Wohl notleidender Menschen kümmern." Die Diakonie als Institut für die kirchliche Seelsorge selbst hilft also in persönlicher, zugewendeter und unterstützender Weise Notleidenden um deren eigenes Wohl willen. Dies ist im Fall der KKD meist, wenn nicht immer, außerhalb der üblichen kirchlichen Sakramente und Sakramentalien der Einsatz von ehrenamtlichen Mitgliedern bei z.B. • • • • • • Besuchsdiensten, Seelsorgegesprächen, sozialen Problemen und damit zusammenhängenden Amtsgängen oder Arztbesuchen, tätiger Mithilfe bei Befriedigung von Grundbedürfnissen von Wohnraum, Nahrung oder sozialer Versorgung. Mangels Möglichkeiten verfügt die KKD weder über Kranken-, Armen- oder Waisenhäuser und kann daher auch nur in den genannten Bereichen aktiv werden, solange man diese Tätigkeiten als Hilfe zur Selbsthilfe annimmt. Im kirchlichen Rahmen umfasst die Seelsorge generell natürlich auch noch: • • • • • • • die Armenpflege (Obdachlosenversorgung, Essensdienste) Gesundheitsversorgung (Krankenhäuser/Hospize, Krankenpflege) Familienversorgung (Familien- und Sexualberatungen, Kinderhäuser, Jugendeinrichtungen) Soziale Hilfen (Frauenhäuser, Waisenhäuser) Bildungseinrichtungen (Schulen, Behindertenwerkstätten, Kindergärten) Kirchliche Seelsorge (Beichte, Gemeindeseelsorge) Sonderfälle wie Telefonseelsorge, Feldgeistliche und Gefangenenbetreuung. Teilweise werden Belange dieser Einrichtungen auch im Krisenfall berührt, auch dies schränkt die Einsatzmöglichkeiten unserer Helfer naturgemäß ein, da erforderliche Ressourcen nicht zur Verfügung stehen. 13 (Quelle: Seite „Diakonie“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 16. November 2016, 10:33 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php… (Abgerufen: 18. November 2016, 08:03 UTC) Wikipedia, Diakonie) 28 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 3.2.1 Seelsorgegespräch und Beichte Ein Seelsorgegespräch kann verschiedene Formen aufweisen: • Z.B. als Gespräch mit Betroffenen vor zu erteilenden kirchlichen Segen oder Sakramenten wie bei Taufe, Firmung, Beichte, Ehe, Krankensalbung, siehe hierzu den Band 3 der KKD • Es kann auch ein Gespräch in der Telefon- oder Notfallseelsorge sein, z.B. bei akuten oder belastenden Ereignissen, Problemen in Gemeinde, Beruf, Familie, Schule, Drogen: Dies betrifft insbesondere das Thema dieses Buches. • Insbesondere zählen Gespräche zwischen Gläubigen und dem Seelsorger (z.B. Pastor) über Gewissenssorgen, Nöte, Vorfälle oder familiäre Umstände darunter auch an privaten, diese anzeigende Orte z.B. am Kranken- / Sterbebett, sofern es keine Profanitäten, Gespräche über z-B. Arbeitsinterne Dinge und der seelsorgerische Umstand gegeben oder unbedingt zu vermuten sind. • Eine Sonderform ist z.B. ein Gespräch mit einem Straffälligen oder Gefangenen. • Es könnte auch ein profanes Gespräch sein, welches sich aus persönlichen, privaten oder weltanschaulichen Themen heraus zu einem Seelsorgegespräch ausweitet, weil der Betroffene gerne seine Seelennot erleichtern würde. • Es zählen auch die (Vor- und Nach-)Gespräche, die bei diakonischen Tätigkeiten seelsorgerisch beratend geführt werden. Um Missverständnisse zu vermeiden, ist es eine gute Idee, das der Pastor bzw. Betroffene auf die seelsorgerische Verschwiegenheitspflicht hingewiesen wird. Leider mag es vorkommen, das unter Verschwiegenheit gerade bei (im Nachhinein deklarierten) „Seelsorgegesprächen“ auch Inhalte gesehen werden, die z.B. dienstlichen Belangen, rechtlich relevanten Belangen wie z.B. Mobbing oder unehrenhaften Motiven banaler Art ohne seelsorgerischen Bezug entspringen. Dies im Nachhinein als „Seelsorge“ zu deklarieren ist als geistlicher oder religiöser Missbrauch zu sehen (Siehe Ausnahmen vom Seelsorgegeheimnis im folgenden Kapitel „Rechtliche Grundlagen“). Das kirchliche,eigentliche Beichtsakrament (eine offene Beichte oder das allgemeine Schuldbekenntnis zählt nicht darunter) steht unter dem Beichtsiegel und wird bei der KKD ausschließlich von Pastoren oder Bischöfen geführt. Dessen Gespräche sind in Inhalt und die Person bzw. Zeit betreffend in jedem Falle geheim zu halten! Dort gibt es nur eine Ausnahme seitens des Priesters: Die Aussage des Priesters zur Zulassung zur Kommunion des Betreffenden anderen Dritten gegenüber fällt nicht unter das Beichtgeheimnis (der Rückschluss auf eine Verwehrung der Freisprechung oder gar Beichte ist dem ja nicht zu entnehmen)! Im Regelfall ist dort ein aktives Zuhören über die Gewissensnöte des Beichtenden unter Ausschluss von Zuhörern gegeben, dies bedeutet eine Zwiesprache mit Beichtenden und Beichtvater, mit Offenlegung der Sünden, Anzeigen der Reue, Auferlegung von Bußen und Freisprechung durch den Beichtvater (Vorgehen und Grundlagen siehe Band 2 und 3 der KKD). 29 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 3.2.2 Krankensalbung und -Kommunion Die Krankensalbung ist heutzutage als Sakrament zur Aufrichtung und Pflege angedacht. So kann es Kranken je einmalig an jedem Tag gespendet werden, solange die Krankheit anhält. Wird die Krankensalbung als Aussegnung Sterbenden gespendet, so wird der Kranke, soweit er hierzu jeweils noch in der Lage ist, auch mit den weiteren Sakramenten der Firmung bzw. Taufe (falls nicht erhalten, auch bedingungshalber). der Beichte bzw. Buße (vor der Krankensalbung) und der als Wegzehrung gespendeten Krankenkommunion (nach der eigentlichen Krankensalbung) bedacht. Gemäß der Vollmacht der KKD spendet der Priester zusätzlich (im Notfall) den mit vollkommenem Ablass verbundenen apostolischen Segen. Auch hier können Inhalte, Sorgen und Nöte bei Betroffenen und Angehörigen auftreten, die den Bereich der PSNV berühren. 3.2.3 Hospize und Krankenhäuser Die christliche Religion und die Heilung und Linderung von Krankheiten durch den Glauben ist bereits seit der Antike belegt, sie besitzt eine große Tradition innerhalb der Kirche in Diakonie. Innerhalb der KKD / FKB bzw. ihrer zugehörigen verschiedensten Fraternitäten und klösterlichen Gemeinschaften werden daher auch an die Mitglieder heilkundliche Erkenntnisse über Heilpflanzen, über gesunde Ernährung und Gebete und Segen im Rahmen diakonischer Hinwendung innerhalb dieser besonderen Gemeinschaft(en) und der Angehörigen weitergegeben und im Krankheits- oder Sterbefall durch Begleitung den Kranken und Verwandten geholfen und deren Genesung unterstützt oder um Linderung der Nöte gebetet. Das Anlegen von Pflastern und einfachen Verbänden im Rahmen der ersten Hilfe und klösterlicher Gemeinschaftsarbeit zählt in ebenjener klösterlichen Form dazu, wie sie seit über tausend Jahren der Kirche zufällt. Obgleich die Ausübung der Heilkunde den Ärzten und Heilpraktikern vorbehalten ist und bleibt, gibt es Ausnahmen in Bezug zur berufsmäßigen Ausübung: In diesen Fällen ist es erlaubt, solche Kenntnisse anzuwenden. Über die Auffassung der Ausübung eines Berufes herrscht insofern in der Heilpraktikerausbildung Klarheit, denn der §1 des Heilpraktikergesetzes14 besagt: "(1) Wer die Heilkunde, ohne als Arzt bestallt zu sein, ausüben will, bedarf dazu der Erlaubnis. (2) Ausübung der Heilkunde im Sinne dieses Gesetzes ist jede berufs- oder gewerbsmäßig vorgenommene Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Krankheiten, Leiden oder Körperschäden bei Menschen, auch wenn sie im Dienste von anderen ausgeübt wird." Besonderes Augenmerk gilt hier der Einschränkung auf die berufsmäßigen Ausübung, denn "berufsmäßig" wird sie dann ausgeführt, wenn sie entweder • • auf Dauer (fortdauernd und beständig) angewendet wird, oder aber sich dauernd in ihrer Art wiederholt (wie z.B. bei einer Behandlung). 14 Gesetze im Internet <https://www.gesetze-im-internet.de/heilprg/BJNR002510939.html> Stand 9.12.2016 30 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Selbst nur eine Tat (auch unter Freunden) und aus unentgeltlichem Hilfsbemühen heraus kann also als eine unerlaubte Behandlung oder Ausübung der Heilkunde gelten. Doch es gibt hier keine Regel ohne Ausnahme(n): Geistheiler15, Ersthelfer16 und auch klösterliche Gemeinschaften17, sowie auch die Hilfe naher Verwandte (Kinder, Enkel, Geschwister, Eltern) sind hiervon ausdrücklich ausgenommen. Bei ihnen ist kein "Beruf" bzw. Behandlung und -vor allen Dingen innerhalb familiärer und klösterlicher Gemeinschaften- keine Ausübung in der "Allgemeinheit" zu vermuten.18 Beispiele sind das Anlegen von einfachen Verbänden, Pflastern etc., dem Spenden von Segen (d.h. für die Gesundheit eine objektiv unbedenkliche und unschädliche "Heilmethode") und der Pflege im Rahmen der familiären bzw. diakonischen Hilfe innerhalb der Gemeinschaft (und nicht etwa bei Außenstehenden). Bei Errichtung evtl. Krankenhäuser, Pflegeheime, Hospize etc. die etwaig in der Zukunft der Kirchen der FKB / KKD angehören mögen, wird diese Aufgabe auf zugelassenes Fachpersonal delegiert, momentan wird an andere geeignete Organisationen (z.B. Rotes Kreuz), niedergelassene Ärzte oder andere kirchliche Träger von Hospizen zur Begleitung verwiesen. Ziel ist hier die Hilfe bei Krankheiten, bei gesundheitlichen Krisen und die dadurch entstehenden psychischen Belastungen. Im Regelfall beschränken sich unsere Seelsorger stets auf Erste Hilfe und Gebete bzw. Segen. Es wird also keine wie auch immer geartete medizinische Behandlung vorgenommen. 3.2.4 Trauerfälle und Diakonie Bestimmte Trauerfälle berühren besonders die Diakonie. Es sind dies • • • • (plötzlicher) Kindstod Familiendramen (bzw. Unglücksfälle, die ganze Familien betreffen) Unglücke (wie Behinderungen oder Todesfälle enger Angehöriger / Freunde) Suizide Diese Fälle werden insbesondere im Kapitel Grundwissen Krisenintervention / PSNV besprochen. Da sie insbesondere den Bereich der kirchlichen Seelsorge auch berühren, wird ihnen dort ein breiter Rahmen gewidmet. Über die liturgischen und dogmatischen Inhalte berichten Band 2 bzw. Band 3 der Lehrbücher der KKD, von daher würde eine tiefgehende Erläuterung der dogmatischen und liturgischen Grundlagen den Umfang dieses Bandes weit übertreffen. 15 Zu ihnen zählen gewissermaßen auch Kleriker und Laien, wenn diese Segnen oder Fürbitten erbeten. 16 Im Rahmen der ersten Hilfe nötigen und angebrachten Tätigkeiten sind keine Behandlung. 17 Obgleich die klösterlichen bzw. religiösen Gemeinschaften der KKD dieser Erlaubnis nicht bedürfen, verweisen sie freiwillig immer auf einen Arztbesuch / medizinische Hilfe, wenn dies erforderlich oder geboten scheint. 18 Ebook: Rathmer, Detlef: Gesetzeskunde für Heilpraktiker - Vorbereitung auf die amtsärztliche Überprüfung, 2013, XinXii, S. 11f. <http://www.xinxii.com/gratis/125837rd1377157379.pdf> 31 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 3.3 Personen der Seelsorge Ein Seelsorger ist eine Person, die sich seelsorgerischen Aufgaben, d.h. der Hilfe am Nächsten widmet. Innerhalb der Kirche wird dies auch als Pastoral bezeichnet. Der Begriff Seelsorger kann sich also sowohl auf Kleriker, die bei uns als Teil ihrer Berufung ehrenamtlich damit betraut sind, auch auf damit im Auftrag der Kirche oder von Organisationen beauftragte Laien.beziehen. Letzteres außer Acht lassend, kann man es wie die Wikipedia folgendermaßen ausdrücken:19 Das katholische Kirchenrecht unterscheidet zwei Begriffe: Zum einen Seelsorge (cura animarum), die von Laien und Klerikern ausgeübt werden kann und mit Teilaufgaben aus den kirchlichen Diensten verbunden ist, zum anderen Hirtensorge (cura pastoralis), die im Sinne einer umfassenden Leitungsaufgabe kirchlichen Amtsträgern (Bischof, Priester oder Diakon) vorbehalten ist. Die Ausweitung des Begriffs „Seelsorger“ auf hauptamtliche gesendete oder beauftragte Mitarbeiter (z. B. Pastoralassistenten, Pastoralreferenten u. ä.) ist kirchenrechtlich begründet. 3.3.1 Amt des Klerikers Zu den pastoralen Pflichten eines Klerikers, insbesondere aber hauptsächlich des Diakons und des Pastors, zählt die Seelsorge. Während sich der Pastor zumeist auf seelsorgerische Gespräche, die Abnahme der Beichte und Aussegnungen bzw. Bestattungen konzentriert d.h. eher eine passive Rolle besitzt, ist diese beim Diakon als aktiv Tätige eher auf die Hinwendung zu Krankenbesuchen und der Hilfe der Bedürftigen zugewendet. 3.3.2 Pflege- und Krankenhauspersonal Die Seelsorge im Einzelnen kommt aber auch im Umfeld von Krankenhäusern, Hospizen und Armen-, Alten- bzw. Waisenheimen zum Ausdruck. Der Dienst der Diakonissen, KrankenpflegerInnen und Haushaltskräfte bietet weite Berührungsflächen für anzusprechende Fragestellungen z.B. in Hospizen und Krankenhäusern nach der Eschatologie und Leidenswegen auch bei Kindern, in Heimen mehr über soziale Probleme in Familien, aber auch Beruf und sozialen Umfeld und persönlichen Schicksalen. 3.3.3 Pädagogen, Berater, Psychologen Auch Erzieher und Lehrer, Familien- und Krisenberater, sowie Psychologen sind natürlich auch mit der Seelsorge betreut, da sie sehr oft auch mit Seelennöten Betroffener, sowie aber auch Sorgen von jungen und alten Leuten z.B. in Schulen, Jugendeinrichtungen (und Alters- und Pflegeheimen wie vorab genannt) in Berührung kommen. Auch Personen z.B. in der Telefonseelsorge oder bei Beratungsstellen zählen hierzu. 19 Seite „Seelsorger“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 14. Oktober 2016, 16:30 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Seelsorger&oldid=158752741 (Abgerufen: 21. November 2016, 04:39 UTC) 32 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 3.3.4 Ersthelfer und Rettungsassistenten Anders sieht die Seelsorge bei Ersthelfern und Rettungsassistenten aus: Hier gelten hauptsächlich Zwänge, die das Überleben des Betroffenen sichern sollen. Diese Dauerbelastung muss die hingegebene Zuwendung auch wegen des vorhandenen Zeitdruckes und der Routine auf ein Minimum reduzieren, ungeachtet dessen sind diese Personen -als erste Seelsorger beim Betroffenen- ungemein wichtig für die erste Überwindung der Seelennöte vor Ort. 3.3.5 Ärzte und Bestatter In zweiter und dritter Linie sind für die Betroffenen und deren Verwandtschaft bzw. Freundeskreis Ärzte und Bestatter Ansprechpartner der Seelsorge. Während sich der Arzt dem Kampf um das Leben widmet und sowohl dem Betroffenen, als auch den Verwandten Trost und Zuspruch spenden muss, sind es in Todesfällen die Bestatter, die die Arbeit für die Lebenden ausführen und als letzte Liebesgabe oftmals Trost und Halt spenden. 3.3.6 Wir alle Jeder Nachbar, Freund, Bekannter und Arbeitskollege, jeder Verwandte oder auch Mitmensch, schlichtweg jeder kann und wird in Notfällen sich nicht vor der Hilfe am Nächsten verschließen können. Es ist so einfach, wie eine Diakonin Frau Lange mal zu mir sagte: Einfach zuhören, in die Arme nehmen und füreinander da sein. Es ist die Nähe eines freundlichen Herzens. Darin liegt die wahre Hilfe für vielerlei seelische Not und für die praktische Seelsorge am Nächsten. Wie es Albert Schweitzer, der berühmte Humanist, evangelische Theologe und Arzt einst ausdrückte20: Keiner von uns darf ein Weh, für das die Verantwortung nicht zu tragen ist, geschehen lassen, soweit er es nur hindern kann. Keiner darf sich dabei beruhigen, dass er sich damit in Sachen mischen würde, die ihn nichts angehen. Keiner darf die Augen schließen und das Leiden, dessen Anblick er sich erspart, als nicht geschehen ansehen. Abbildung 3: Wikicommons PD https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ferdinand_G eorg_Waldm%C3%BCller__Christus_und_die_Samariterin_(1818).jpg 20 vgl. Aphorismen und Zitate<https://www.aphorismen.de/zitat/95490> Stand 10.12.2016 33 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Zusammenfassung ✔ Seelsorge ist das nach dem Vorbild des barmherzigen Samariters in Lk 10,25-37 selbstlose Lindern von Nöten und Helfen, das Beherbergen von Notleidenden eingeschlossen, wie das psychologische Aufwerten von Benachteiligten. ✔ Die Seelsorge vollzieht sich oft im Bereich zwischen Leben und Tod und betrifft deshalb auch die Eschatologie. ✔ Schuld und Buße, sowie die Frage der Theodizee „Warum läßt Gott das zu“, beschäftigt sehr oft Unfallopfer. ✔ Die monotheistischen Religionen prägen das biblische Bild des Westens und nahen Ostens der Erlösung durch Gott, während die hinduistisch / buddhistischen Religionen die Entwicklung und Vollendung des Menschen in einer von Geistern und Göttern bevölkerten Welt im Fokus haben. ✔ Passende Rituale sind Andachten und Feiern mit Gedenken und Kerzen an Schwerverletzte und Tote. ✔ Seelsorge vollzieht sich in Besuchen und Pflege von Benachteiligten (Armen, Waisen, Frauen, Kindern, Gefangenen), mit Sorgen Belasteten, Kranken und Sterbenden. ✔ Die Beichte, Krankenkommunion und -Salbung sind sakramentale Formen der Seelsorge. ✔ Dienststellen der Seelsorge sind Diakonie, Hospize,Kranken-, Armen-, Frauen-, Jugendund Waisenhäuser, sowie auch Bildungseinrichtungen, Gemeinde- und Beratungsstellen. ✔ Ein Seelsorger kann jeder Laie und Kleriker sein, darunter Pflege- und Rettungsdienste (nebst Ärzten), Beerdigungsunternehmen, Ordnungskräfte, Feuerwehren, Hilfsdienste und Psychologen. 34 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 4 Rechtliche Grundlagen Besondere gesetzliche Regelungen beeinflussen die PSNV Tätigkeiten. Vorrangig sind dies: • Datenschutzbestimmungen betreffs ◦ Aufbewahrungsort der Einsatzprotokolle, ◦ der Einsichtnahme in diese und der ◦ Weitergabe vertraulicher Informationen und Namen. Diese Datenschutzbestimmungen sind kirchenintern / Organisationsintern bereits geregelt und bedürfen normalerweise keiner Erläuterung. Gemeindemitglieder sollten sich an ihre Kirche wenden. • Das Bestattungsgesetz des jeweiligen Bundeslandes ist zu beachten, ◦ besonders betreffs der Totenwürde ◦ und der religiösen Behandlung, ◦ nebst etwaigen Gesundheitsgefahren (Ansteckung!). Dies kann auch den Einschluss weiterer Gesetze zur Folge haben. Dieser Punkt dürfte ebenso im kirchlichen Rahmen behandelt werden und wird hier nicht sonders erwähnt. • Das Seelsorge- und Beichtgeheimnis, eingeschlossen die Schweigepflicht, welches das Tätigkeitsfeld des Seelsorgers direkt betrifft. Es muss und wird hier in gebührender Tiefe behandelt . (vgl. [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 40) • Die Pflicht zur Hilfeleistung, Notwehr und Notstand sind aber auch zu beachten, für ◦ die erste Hilfe z.B. das richtige Verhalten bei einem Verkehrsunfall, ◦ Selbstschutz bei psychischen Erkrankungen oder Affekten, ◦ Gefahr im Verzug, ◦ sowie Gesetze für außergewöhnliche Notfälle zu beachten. Diese Gesetze mögen für einen Großteil der Fälle gelten, decken aber nicht das ganze Gebiet ab. Auch diesem Grund sei aktiven Helfern stets auch eine gute Rechtsschutz und Haftpflichtversicherung empfohlen. 35 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 4.1 Seelsorge-/Beichtgeheimnis Oft wird das/ein Seelsorgegespräch mit der Beichte gleichgestellt. Dies ist aber im Wesen des katholischen Glaubens und kirchlichen Gebrauch zumindest etwas grundsätzlich anderes: Ein Seelsorgegespräch ist kein Sakrament wie z.B. die Beichte, in der der Priester allein quasi nur den Vermittler zwischen Beichtenden und Jesus Christus darstellt. Die Beichte ist darum unverbrüchlich und -unter welchen Umständen auch immer- aufgrund des strengen katholischen Glaubensgrundsatzes stets und unter allen Umständen geheim zu halten, sie hat -quasi- in den Augen der Welt nie statt gefunden. Daraus ist ersichtlich, das nicht selten (und gerade bei Unfällen oder Notfällen) das Seelsorgegespräch weniger als solches in abgeschlossener und "geheimer" Atmosphäre durchgeführt wird, der Seelsorger aktiv in dessen Thema eingebunden ist und es durchaus die Pflicht und auch die Möglichkeit in genau definierten Fällen zur Offenbarung gibt. 4.1.1 Schweigepflicht, Zeugnisverweigerungsrecht 4.1.1.1 Formen der Seelsorgegespräche Es sind grob 2 Fälle der Seelsorgegespräche, zu unterscheiden: • • Seelsorgegespräche, bei denen im Rahmen diakonischer Dienste vermittelt, gedient und geholfen werden soll und muss und deshalb nicht geschwiegen wird (z.B. Amtsgänge, Gespräche, Arzt) Seelsorgegespräche, bei denen der Priester etwas Persönliches raten soll, erleichtern und nur mehr seelsorgerisch zuhören und deshalb Stillschweigen bewahren muss. Es ist daraus folgend ungünstig oder gar unmöglich ein Seelsorgegeheimnis zu wahren, wenn Gespräche unter Verschwiegenheit nicht diskret (ruhiger Raum zwischen Seelsorger und Gläubigen) verlaufen. Im Allgemeinen sollte der Priester bei allgemeinen Gesprächen oder in unklarer, rechtlicher Situation auf das Seelsorgegeheimnis angesprochen und hingewiesen werden. 4.1.1.2 Gleichbehandlungsgrundsatz Leider ist es auch vorgekommen, das die Seelsorge außerhalb staatlich anerkannter Stellen und Körperschaften des öffentlichen Rechts wie bei unseren Vereinskirchen (private Körperschaften) nicht gleich den Amtskirchen zu sehen ist: Dies betrifft das Aussageverweigerungsrecht ebenso wie die Verschwiegenheitspflicht (siehe §203 StGB). Dennoch könn(t)en sie -auch ohne Weihe- als Geistliche angesehen werden21. Die KKD / FKB nimmt insbesondere für sich den Gleichbehandlungsgrundsatz im Rahmen der religiösen Selbstbestimmung gemäß GG Art. 140 , insb. WRV 137 (3),(4) und (7) in Anspruch22 21 vgl. Geistlicher gem. § 53 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 StPO - eine Standortbestimmung" von Prof. Dr. Michael Ling, original erschienen in: Kirche und Recht 2008 Heft 1, 70 - 77. und 2 BvR 26/07, NJW 2007, 1865 22 vgl. http://dejure.org/gesetze/GG/140.html mit Stand vom 12.12.2014 19:03 36 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Ausschlaggebend ist hierbei das Selbstbild der religiösen Gemeinschaften und die Definition eines Geistlichen und deren Verpflichtung zum Stillschweigen. Der kircheneigene Codex z.B. der KKD (CICEC) und die dem katholischen CIC im Canon 220 ähnliche Formulierung verbietet ebenso die Preisgabe von Seelsorgegeheimnissen und den Bruch des Beichtsiegels! 4.1.1.3 Bezugnehmende Stellen in den Gesetzen Nachfolgende Gesetzesstellen bilden die Schweigepflicht in ihren Texten ab: • Die grundsätzliche Schweigepflicht d.h. der Verstoß gegen die Verletzung von Privatgeheimnissen ist in §203 StGB aufgeführt23 Die Strafe für Nichtanzeige geplanter Straftaten ist aufgeführt in §138 StGB24 Die Straflosigkeit der Nichtanzeige geplanter Straftaten ist aufgeführt in §139 StGB25 Die Straflosigkeit des Rechtfertigenden Notstands ist aufgeführt in §34 StGB26 Das Zeugnisverweigerungsrecht ist aufgeführt in §53 StPO27 und in §383 ZPO28 • • • • 4.1.1.4 Inhalt und Wesen der Verschwiegenheitspflicht Aufgrund der gesetzlichen und kirchenrechtlichen Gegebenheiten erstreckt sich die Schweigepflicht auf jeden Laien oder Kleriker der an einem Seelsorgegespräch (sofern einem dies bewusst ist, es als solches deklariert wurde oder man dies vermutet) teil nimmt. Es erstreckt sich auf alle personenbezogenen Daten und Tatsachen wie z. B.: • • • • Die Tatsache, dass ein Gespräch mit bestimmten Person bestand oder stattgebend, Art des Gespräches und dessen Inhalt, aber auch (mit Wissen!) etwaig gemachte Aufzeichnungen und Listen der Teilnehmer, die im Gespräch gewonnen Resultate und Ereignisse, etwaig geplante Termine und Inhalte, weitergehende Aktionen und alle Informationen, die bekannt wurden (z. B. Wohn- und Lebenssituation, Sucht, sexuelle Orientierung, Vermögenslage, körperliche Hygiene). Da der Umfang der Strafe bei Verstößen gravierend und die Rechtsfolgen umfassend sein könnten, kommt der (einvernehmlichen) Einstufung seitens beider Parteien erhebliche Wichtigkeit zu. Im Allgemeinen sind davon in erster Linie der Seelsorger und der Ratsuchende betroffen. Falls jedoch ein Dritter (Ehegatte, weiterer Priester, Zeugen, Schriftführer) bewusst dabei als Teilnehmender anwesend oder involviert ist, erstreckt sich diese Verschwiegenheitspflicht auch auf ihn. 23 24 25 26 27 28 vgl. http://dejure.org/gesetze/StGB/203.html im Stand 12.12.2014 13:46 vgl. http://www.schweigepflicht-online.de/138_StGB.htm im Stand 12.12.2014 13:50 vgl. http://www.schweigepflicht-online.de/139_StGB.htm im Stand 12.12.2014 13:51 vgl. http://www.schweigepflicht-online.de/34_StGB.htm im Stand 12.12.2014 14:01 vgl. http://dejure.org/gesetze/StPO/53.html im Stand 12.12.2014 14:06 vgl. http://dejure.org/gesetze/ZPO/383.html im Stand 12.12.2014 14:06 37 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 4.1.1.5 Das Seelsorgegespräch mit Verschwiegenheitspflicht Das Seelsorgegespräch mit Verschwiegenheitspflicht ist die Norm. Es scheint selbstverständlich, das alle Inhalte des Gespräches geheim bleiben (müssen), um: • • • • den Ratsuchenden selbst zu schützen, seine Sorgen nicht zu verschlimmern, ihn nicht zum Opfer von Tratsch zu machen und das Vertrauen in den Seelsorger zu erhalten. 4.1.1.6 Ausnahmen von der Schweigepflicht Es gibt keine Regel ohne gewisse Ausnahmen. Zwecks des Schutzes vor Missbrauch, dem Schutz von Betroffenen selbst, dem Schutz von Gütern, bei banalen Dingen und nicht zuletzt auch wegen klarer Abgrenzung zu alltäglichen Gesprächen sieht der Gesetzgeber (und damit auch unsere Kirche) eine Reihe von Ausnahmen vor, die zu beachten sind. Es dies im Einzelnen wie folgt: 4.1.1.6.1 Kein seelsorgerischer Bezug (Dienstliches) Wenn es dienstliche Gespräche sind (also die Inhalte der Kirche oder das Beschäftigungsverhältnis berührend), so gilt das Seelsorgegeheimnis (im Gegensatz zum Beichtgeheimnis) dort nicht mehr. Das Wesen des Seelsorgebereichs oder relevante Inhalte sind einfach nicht dort vorhanden: • • • Bei kirchen-, privat- oder arbeitsrechtlichen Belangen (z.B. nur dienstliche Inhalte), wenn das Gespräch ausschließlich Tatsachen bzw. rechtlich relevante Inhalte berührt (fehlender Seelsorgeanteil) und wenn das Gespräch anderweitig keinerlei Seelsorgebezug (keine Gewissensnöte) besitzt (Alltägliches, Tratsch). Beispiele: 1. Herr X beschwert sich darüber, das er es ungerecht findet, das ein Jahresmitgliedsbeitrag fällig wird. Macht er sich hingegen Sorgen, wie er den Betrag in seiner familiären Situation aufbringen kann so wird es ein Seelsorgegespräch sein bzw. werden! 2. Frau Y beschwert sich, das sie wegen eines Streits mit einem Messdiener laut Satzung und Kodex vermeintlich ungerecht ermahnt wird. Dies ist eigentlich kein Seelsorgegespräch, doch sorgt sie beim Gespräch sich nun nachfolgend, das sie "gemobbt" wird bzw. die Freundschaft leidet, wird es doch zu einem Seelsorgegespräch. Kein Bruch der Verschwiegenheit ist es daher immer, wenn innerhalb der Tätigkeiten (in der Kirche, aber auch bei PSNV Fällen) z.B. rein dienstliche (und für den Betrieb nötige) Informationen oder Meinungen bzw. (allgemein bekannte) Tatsachen ausgetauscht werden: So z.B. fallen Bewertungen und Beurteilungen, Aus- und Eintritte, Ausfälle und Abwesenheiten, Termine, Vorgänge wie Kündigungen, Verletzungen, medizinische Sachlagen, Informationen allgemeiner Art, Banales etc. unter diese Fälle. 38 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 4.1.1.6.2 Private Kenntnisse (in der Freizeit) Ein Seelsorger (Kleriker oder Laie) muss also über alle im Dienst erlangten Informationen schweigen, wenn ein Zusammenhang zur dienstlichen Tätigkeit besteht. Rein private Kenntnisse fallen nicht hierunter. Also können wir auch nachfolgend ausschließen: • Rein private bzw. freundschaftliche Gespräche (auch innerhalb des Klerus) die klar außerhalb einer dienstlichen Tätigkeit fallen und die nicht als "Seelsorgerisch" angesehen werden (z.B. in geselliger Runde, nicht in abgetrennten Räumen etc) fallen nicht unter die Verschwiegenheitspflicht. Dies gilt auch besonders bei Versammlungen, Fahrten, Freizeiten und anderen Aktivitäten, sofern der Seelsorger nicht in Funktion als dienstliche Aufsichtsperson tätig oder gar dort Gast ist und / oder klar außerhalb der Dienstzeit als Privatperson wahrzunehmen ist. Beispiele: 1. Herr X erzählt am Lagerfeuer kurz vorm Schlafengehen unvermittelt von seinen Problemen, das ist zwar nicht ein typisches Seelsorgegespräch und wahrscheinlich ein privates Gespräch, es könnte aber ebenso gut auch (falls ungestört und mit Einwilligung des Seelsorgers) als Seelsorgegespräch behandelt werden. 2. Während eines privaten Besuches (oder eines Telefongespräches) von Frau Y in der Privatwohnung des Seelsorgers X erzählt diese abends bei Kaffee und Kuchen im Plauderton auch Probleme und Ereignisse aus dem Alltag. Dies könnte (falls sie ungestört bleiben und dies mit Einwilligung geschieht) sich ebenso zu einem Seelsorgegespräch entwickeln. Wir sehen daraus, das in solchen Situationen stets das Einverständnis des Seelsorgers verbindlich bestehen muss. Es genügt hier nicht die Vermutung, das es als solches angesehen wird. 4.1.1.6.3 Gefahrenabwehr, Offenkundigkeit, Alltäglichkeit, Selbstschutz, Behördenauskunft Weitere wichtige Ausnahmen lassen sich wie folgt auch kurz aufführen, so besteht die Pflicht zur Verschwiegenheit nicht (mehr), wenn 1. die Mitteilung einer im Rahmen der Seelsorge gegenüber einer Aufsichtsbehörde erfolgt (z.B. um eine Gefahr abzuwenden, die schwerer als das Geheimnis wiegt), 2. eine Tatsache offenkundig, also öffentlich bekannt ist (allgemein zugängliche Quelle), 3. ein Sachverhalt alltäglich ist (bekannte Termine, allgemeine Ereignisse, Verpflichtungen, bekannte Tatsachen, Gerüchte) und die Veröffentlichung keinerlei Nachteile birgt, 4. die Kirchenleitung darüber eine Entscheidung über die Befreiung von der Pflicht zur Verschwiegenheit getroffen hat (auch zum Eigenschutz und Verteidigung) und als 5. Mitteilungen an ermittelnde Behörden im konkreten Einzelfall (siehe unter 1.), im Wiederholungsfalle auch jene die evtl. von §203 StGB nicht gedeckt sind. 39 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Beispiele für die Anwendung dieser Ausnahmen: 1. Herr X gesteht, das er mit Drogen dealt und diese mit hochgiftigen Substanzen versetzt oder Frau Y legte im Hauseingängen Feuer. Dies wäre sicher anzeige- und meldepflichtig wie z.B. bei Hochverrat, Vorbereitung eines Angriffskriegs, Mord und schwerer Menschenhandel, aber auch bei Raub, räuberischer Erpressung und Brandstiftung oder einer Gefahr für die freiheitlich demokratische Grundordnung (Terrorabwehr), aber auch bei begründeten Verdacht auf genannte Ausnahmen und meldepflichtige Krankheiten im Infektionsschutz- oder Geschlechtskrankheitengesetz. Letzteres gilt zumindest dann, sofern diese noch nicht ärztlich untersucht und damit gemeldet wurden und wenn nicht die Gewähr besteht, dass der Betroffene selbst für die notwendige Aufklärung sorgt (Es sei einerlei ob aus Scham oder Absicht). Auch Alkoholsucht (oder eine schwere geistige Erkrankung wie Demenz) kann gemeldet werden, wenn der Betroffene noch die Absicht äußert, im sichtlich unsicheren (betrunkenen) Zustand fahren oder Maschinen etc. bedienen zu wollen! Aufgrund der erheblichen Gefahr für andere Menschen oder Güter sind diese anzuzeigen und zu melden! . 2. Herr X betrog seine Bank um einen hohen Betrag, Frau Y bestiehlt ihre Mitmenschen im Kaufhaus (Klaustrophobie). Diese (begangenen) Straftaten sind nicht anzuzeigen, hier gilt natürlich die Schweigepflicht. Nicht schweigepflichtig ist hingegen bei diesen oder ähnlichen Fällen auch der Seelsorger selbst, wenn er sich (dadurch) einer strafrechtlichen Verfolgung ausgesetzt sieht. Nicht gänzlich klar ist, ob z.B. auch Wiederholungstaten (z.B. häufiger bei sexuellem Missbrauch, insbesondere, wenn das Opfer ein Kind ist) stets von der Schweigepflicht entbinden. Ein bloßer Verdacht reicht nicht aus, denn die Tat muss erstens konkret bevorstehen und zweitens dazu auch noch durch eine Aussage rechtzeitig verhindert werden können! Eine geeignete Möglichkeit besteht bei Zweifelsfällen z.B. darin das Opfer vorher zu warnen. Im Zweifel sollte man sich anwaltlichen Rat einholen, siehe hierzu auch §34 StGB29: „Wer in einer gegenwärtigen, nicht anders abwendbaren Gefahr für Leben, Leib, Freiheit, Ehre, Eigentum oder ein anderes Rechtsgut eine Tat begeht, um die Gefahr von sich oder einem anderen abzuwenden, handelt nicht rechtswidrig, wenn bei Abwägung der widerstreitenden Interessen, namentlich der betroffenen Rechtsgüter und des Grades der ihnen drohenden Gefahren, das geschützte Interesse das beeinträchtigte wesentlich überwiegt. Dies gilt jedoch nur, soweit die Tat ein angemessenes Mittel ist, die Gefahr abzuwenden“. 29 vgl. Gesetze im Internet <https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__34.html> Stand 10.12.2016 40 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 3. Herr X erbittet sich Stillschweigen über einen Vorfall, aber postet ihn zuvor oder zeitnah bei Facebook. Hier gilt sicher die Verschwiegenheit nicht mehr. Auch wenn Frau Y zum Beispiel einen Vorfall, den sie eigentlich verschweigen wollte, andernorts preisgibt und dieser sich rasch über ihr privates, individuelles Umfeld hinaus verbreitet und der Vorfall über Dritte dem Seelsorger bekannt wird, gilt die Schweigepflicht verständlicherweise nicht mehr. Auch Geheimnisse, die nicht Herrn X oder Frau Y selbst, sondern Dritte betreffen, fallen nicht unter die Schweigepflicht (noch entbinden sie davon), lediglich die Tatsache der Mitteilung von den Beiden fällt hierunter. 4. Wenn übliche Amtsgänge, Krankenhausbesuche, Auslandsreisen bekanntermaßen anstehen, ein runder Geburtstag oder Treffen bzw. große Familienereignisse angekündigt werden, bei denen z.B. Herrn und Frau XY im eigenen Interesse an der Information von anderen (wg. Rücksicht,Genesungs- oder Glückwünsche,Unterstützung) nach menschlichen Ermessen gelegen sein müsste, gilt die Schweigepflicht nicht unbedingt (man bemerke die beinhaltende Unsicherheitsbetonung).. 5. Herr X hat über die Lektorin Y ein Gerücht gestreut, welches den Frieden in der Gemeinde stört und die Lektorin in der Ehre herabsetzt und sie oder er strafrechtlich belangt werden könnte. Ihm ist das nun peinlich und er spricht mit dem Pastor darüber. Der Pastor darf diesen Sachverhalt (mit Erlaubnis der Leitung) zum Schutz von Y und zur Rechtswahrung aufklären. 6. Frau Y verlässt die Kirche wütend, weil sie gern eigensinnig wider Satzung und Kanon handelt und abgemahnt wurde. Sie spricht sich ein letztes Mal dort im Gemeindebüro über die Gründe aus. Kaum ausgetreten erzählt sie, das sie aus ihr unbekannten Gründen gemobbt oder gar aus niederen Motiven heraus herausgeworfen wurde. Auch hier kann die Leitung die Schweigepflicht aus gutem Grund aufheben, damit nicht unter diesem Missbrauch des Schutzes der Verschwiegenheit Unrecht (üble Nachrede) und nicht wieder gut zu machender Schaden am Klerus oder der Kirche geschieht, dies betrifft auch den Schutz eines Unschuldigen vor rechtlicher Verfolgung. Siehe hierzu auch unter 2. den §34 StGB. 7. Pastor X wird als Zeuge geladen. Wäre der Inhalt seines Seelsorgegespräches in einer der Punkte in 1. enthalten, so muss er aussagen. Ist er es nicht, so ist eine Beratung und Rücksprache mit der Leitung oder einem Anwalt sicherlich sinnvoll. Als Mitglied eines Vereins (also außerhalb einer KdöR) und damit einer Kirche wie der KKD kann er sich gerichtlich bestenfalls nur darauf berufen, das seine Verschwiegenheitspflicht im Rahmen der kirchlichen Seelsorge gemäß gesetzlichen Gleichbehandlungsgrundsatz jener der größeren Kirchen zu behandeln ist. Er besitzt üblicherweise in diesem Rahmen ein Aussageverweigerungsrecht, wobei die Rechtslage darin leider nicht eindeutig ist. Grundsätzlich: Ist die Gefahr für Betroffene und Güter größer als die Wahrung des Stillschweigens, so muss ausgesagt werden, zumal wenn (bei Wiederholungstaten) eine Tat verhindert werden kann. 41 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 4.1.1.6.4 Unpassende,aufhebende oder hindernde Umstände Es können aufhebende, hindernde oder unpassende Umstände auftreten, die die Schweigepflicht berühren, z.B. wenn z.B. bei einem vermeintlichen Seelsorgegespräch auch Dritte notgedrungen (z.B. im Büro) Teile des Gesprächsinhaltes erfahren oder die Umstände der Gesprächsführung ein sonderliches Stillschweigen oder besondere Geheimhaltung unterbinden. Dies geschieht nicht selten gerade bei PSNV Fällen, wenn kein geeigneter Rückzugsort vorhanden ist. Es ist das durchaus auch kein Mangel des Seelsorgers, so geschehen z.B. bei • • • Telefonaten mit plötzlichen Bezug, ohne das man eventuell Anwesende zum Verlassen des Raumes auffordern kann und diese unerwünscht mithören könnten, oder bei überraschendem, für den Seelsorger unvorhersehbaren Bezug z.B. bei Gespräch auf der Straße oder im Laden, bei Großschadensfällen (MANV) d.h. öffentliche Gespräche in Anwesenheit Dritter oder auch bei unklarer Zielführung und Definition des Gespräches, bei der ein seelsorgerischer Inhalt unklar oder stark zweifelhaft ist. Dies kann auch ein reines Infogespräch mit einem Verwandten sein. Beispiele: 1. Herr X telefoniert privat mit Kirchenangehörigen in einem Zimmer und streut unvermittelt eine Information ein oder Frau Y macht überraschend während eines laut geführten Telefonates (mit oder ohne Freisprechen) in einer Runde eine Offenbarung, Dies kann nicht als Seelsorgegespräch gewertet werden, da der Sachverhalt notgedrungen auch anderen bekannt wird. 2. Das gleiche gilt bei einem zufälligen Treffen in der Öffentlichkeit, bei dem die Rede z.B. auf Herrn X Krankheit oder die Familienprobleme von Frau Y kommt und es Umstehende "aufschnappen" oder zwangsweise mitanhören müssen. 3. Selbiges kann auch ein ganz normales Gespräch von Herrn X mit dem Seelsorger sein, bei dem private Inhalte in einer Plauderei gesagt werden und bei dem es eigentlich klar sein müsste, das es kein Seelsorgegespräch ist: Herr X erklärt im Nachgang öffentlich, das dies ein Seelsorgegespräch gewesen wäre, weil die Inhalte ihm im Nachhinein peinlich sind. Dementsprechend darf - bei Beschuldigungen- auch der Seelsorger ohne Verschwiegenheit seinerseits für Klarheit sorgen, da ansonsten seine Ehre oder ihn betreffende rechtliche Belange berührt werden könnten. 42 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 4.1.1.6.5 Unsicherheiten und rechtfertigende Notstände, Sonderfälle mit Geltung Ratsuchende selbst sollten auch nicht jede banale Mitteilung als "verschwiegenswert" deklarieren, sondern dementsprechend auch im eigenen Interesse Sorgfalt und Rücksicht walten lassen: • Alles was ohne Problem auch das nähere Umfeld (Nachbarn etc.) erfahren kann/könnte und dem Betreffenden nicht zum Nachteil gereicht, muss auch nicht unbedingt als verschweigenswert angesehen werden. Bei unbedachter Äußerungen wäre es auch wünschenswert, demjenigen auf eine etwaige Verletzung hinzuweisen und -da menschlichmit ihm oder den Vorgesetzten des Betreffenden über die Umstände ein Gespräch zu suchen. Unsicherheiten bestehen auch bei Mutmaßungen: Eine mutmaßliche Einwilligung zur Offenbarung kann unterstellt werden, wenn diese im (mutmaßlichen) Interesse der Betroffenen liegt, dieser aber nicht gefragt werden kann. Beispiel: 1. Im Fall der Information der Angehörigen eines bewusstlosen Patienten Herrn X / Frau Y, aber auch deren längerer, unbekannter Abwesenheit von Zuhause (falls schon Unfälle vorkamen) oder bei überstürzten Kurzschlussreaktionen bei vorangegangenen Suizidvorfällen oder Verwirrungszuständen etc. ist es im Interesse des Betroffenen und auch Dritten, das Angehörige, Rettungsorgane oder die Polizei benachrichtigt werden. 2. Eine Mitteilung eines lebensgefährlichen Zustands an Angehörige des Herrn X / Frau Y zur Rettung einer voll einsichts- und urteilsfähigen Person fällt allerdings unter die Schweigepflicht, ebenso wie dessen Absicht, sich keinen lebenserhaltenden oder -rettenden Behandlungen zu unterziehen. Dies beträfe z.B. geistig klare, unheilbar kranke Patienten. 4.1.1.6.6 Zeugnisverweigerungsrecht Hierbei zitieren wir kurz aus der Wikipedia30: "Entgegen dem Wortlaut des § 385 Abs. 2 ZPO verpflichtet selbst eine (kirchenrechtlich ohnehin meist unwirksame, s. o.) „Entbindung“ nicht zum Zeugnis. Für die römischkatholische Kirche ergibt sich das aus Artikel 9 des Reichskonkordats, für andere Religionsgemeinschaften aus dem Gleichheitsgrundsatz.Wer Geistlicher in diesem Sinne ist, bestimmt sich nicht nach einem bestimmten Status (Priesterweihe, Ordination), sondern nach der Funktion, zur Seelsorge berufen zu sein.[9]31 Auch Pastoralreferenten, nichtordinierte Seelsorger, Gemeindediakone usw. kommen deshalb als Inhaber von Zeugnisverweigerungsrechten in Frage." Dies gilt natürlich bei der Seelsorge und bei der Beichte, dennoch können sich aus dem Ehrenamt Probleme ergeben. Geraten ist hier die Rückfrage bei einem Rechtspfleger bzw. Anwalt. 30 Seite „Beichtgeheimnis“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 3. November 2016, 16:23 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Beichtgeheimnis&oldid=159336197 (Abgerufen: 19. November 2016, 12:07 UTC) 31 BGH NJW 2007, 307 (308: Aufgaben der Seelsorge); BVerfG v. 25. Januar 2007 (2 BvR 26/07), Rdnr. 12: Voraussetzung für die Zuerkennung von Zeugnisverweigerungsrechten ist ein hinreichend konkretes Berufsbild der privilegierten Personengruppe. 43 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 4.1.1.6.7 Seelsorgegespräch ohne explizite Schweigepflicht (Diakonischer Dienst) Ein vermeintlich aus Sicht eines Betroffenen geführtes "Seelsorgegespräch" ohne Schweigepflicht ist entweder vornherein so vereinbart oder wurde öffentlich geführt, meist werden darunter auch begleitende Gespräche bei diakonischen Tätigkeiten verstanden. Üblicherweise liegt hier aber entweder ein Irrtum vor, oder es besteht ohnehin eine Befreiung von der Schweigepflicht. Letztere Befreiung (mit schriftlicher Bestätigung) ist stets bei diakonischen Tätigkeiten zu empfehlen. 4.1.1.6.8 Befreiung von der Schweigepflicht Es kann ein Seelsorger problemlos von der Schweigepflicht befreit werden, doch wird er auch dann stets mit seinem Gewissen prüfen, was er preisgeben wird. Sicherheit (siehe 4.1.1.6.6) gibt eine entsprechende, z.B. untenstehende Schweigepflicht-Entbindung für die betreffende/n Person/en32: Befreiung von der Schweigepflicht Ich (eigener Name, Anschrift, geboren am) benenne (Namen des/der Geistlichen) als meinen Seelsorger und wurde von ihm über die ihm obliegende Schweigepflicht unterrichtet. Ich entbinde und befreie ihn hiermit von der gesetzlich gültigen Schweigepflicht besonders gegenüber (Auflistung der Personen oder Behörden) und dem dort tätigen Mitarbeiter und Vertreter, sowie allen anderen Mitarbeitern und Vertretern. Anlass dafür ist der/die folgende/n Fall/Fälle (Grobe Auflistung), bei denen er für mich zur Einholung von Informationen / Stellungnahme / Mithilfe tätig werden soll. Diese Erklärung ist zu jedem Zeitpunkt widerrufbar und gilt über den Tod hinaus. Über die Folgen bin ich belehrt worden. Ort und Datum, Unterschrift 4.1.1.6.9 Diakonische Tätigkeiten Eine offensichtliche Entbindung liegt wie vorstehend also immer vor, wenn z.B. der Geistliche den Ratsuchenden z.B. bei Amtsbesuchen begleiten oder dort gar vermitteln soll, bei Geschäftsangelegenheiten oder Problemen um einen Besuch zur Klärung oder Hilfe im Beisein anderer gebeten wird und dergleichen mehr. Dies gilt besonders, wenn über diese Besuche eine Aussage vor Gericht erfolgen soll33. Ein mögliches Zeugnisverweigerungsrecht im Sinne des § 53 Abs. 1 Nr. 1 StPO erstreckt sich nur auf Tatsachen, die betreffenden Geistlichen in ihrer Eigenschaft als Seelsorger anvertraut oder bekannt wurden und nicht auf das, was sie in ausschließlich karitativer oder fürsorgerischer Tätigkeit erfahren würden34. 32 Hier die Version der KKD Schweigepflichtentbindung, Stand 19.11.2016. Aber Achtung: Die Schweigerechtsentbindung ist rechtlich gesehen nicht immer so bindend, wie man dies gerne möchte. 33 vgl. BGH 4 StR 394/09 - Urteil vom 4. Februar 2010 (LG Essen 34 vgl. BGHSt 51, 140, 141; vgl. auch BVerfG NJW 2007, 1865 44 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 4.1.1.6.10 Datenschutz allgemein bei Seelsorgegesprächen Über die Inhalte des Gesprächs wird ohne Wissen der Personen keine sonderliche Aufzeichnung geführt, noch wird der Teilnehmer oder der Inhalt Dritten bekannt gegeben. Über stattgefundene diakonische Dienste (Amtsgänge,Besuche) indes dürfen Arbeitsaufzeichnungen geführt werden. Diese umfassen Ort und Datum, Zweck des Besuchs, Resultat und ggf. Ansprechpartner. Im Verlauf von Seelsorgegesprächen können durchaus Notizen seitens des Seelsorgers (Einsatznotizen, Protokolle) anfallen, besonders wenn dieser für Betroffene (nach erteilter Erlaubnis) bei Stellen, Ämtern, Arbeitgebern oder im privaten Umfeld tätig sein soll. Diese werden im Regelfall nach Erledigung der Gedächtnisstütze -sofern nicht für zukünftige Gespräche benötigt- von ihm vernichtet oder aus Beweisgründen unter Verschluss gehalten. Ein Zugriff Dritter findet nicht statt. Aus diesem Grunde sollten diese Notizen nur an Orten aufbewahrt werden, die dem unbeobachteten Zugriff Fremder üblicherweise entzogen sind (Einsatzzentrale, Akten). Je privater und brisanter der Inhalt, desto besser gesichert sollte der Aufbewahrungsort sein. 4.1.2 Schaffen einer intimen Atmosphäre Das Schaffen von Ruheräumen auch im Sinne des Seelsorgegeheimnisses fängt schon beim Ersthelfer an: Die Betroffenen sollten vor Schaulustigen und Medien zu ihrem Schutz, aber auch dem Schutz der Helfer gleichermaßen abgeschirmt werden. Geeignet hierfür sind • Räume der Seelsorge, Gemeinde oder Kirchen • Außen: Plätze abseits des Geschehens, aber noch in Sicht- und Rufweite von Helfern. • Besprechungszelte, Diensträume oder Einsatzfahrzeuge vor Ort • Offener Platz, abgeschirmt durch Helfer / Rettungssanitäter (Sichtschutz) • Bei Krankentransporten: Krankenzimmer, Rettungswagen • Im häuslichen Bereich: Die Wohnung. • Falls innerhalb der Wohnung: Ein Besprechungsraum (z.B. Wohnzimmer oder anderes, geeignetes Zimmer das weit genug vom Geschehen entfernt ist) • Sonderform: Am Telefon oder Funksprechgerät. Gegebenenfalls können andere Helfer bzw. Ordnungskräfte etwaige Angehörige oder Schaulustige vom Besprechungsort fernhalten, auch technische Möglichkeiten können durchaus hilfreich sein.. 45 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 4.1.3 Umgang mit Medien Medien haben ein Recht auf Information, diese findet aber ihre Grenzen z.B. • • • • beim Recht der Angehörigen auf Privatsphäre, in Diskretion oder der Pietät, beim Recht der Polizei / Kriminalbehörden bei Ermittlungen und Tataufklärung, beim Einsatz von Rettungsdiensten oder Ärzten wegen Behinderung ihrer Arbeit und beim Recht des Betroffenen auf Ruhe, Gesundheit oder auch würdigen Umgang. Daher folgen nun Regeln für den Umgang des Seelsorgers mit Medien35: Der Umgang sollte -falls dies möglich ist - im Vorfeld schon abgeklärt, organisiert und aktiv (mit-)gestaltet werden. Es ist stets besser zu agieren, anstatt reagieren zu müssen: Dies zeigt allen Seiten, auch den beteiligten Medien, Kompetenz und Pflichtbewusstsein des Seelsorgers. Die Zusammenarbeit sollte daher auch während und nach dem Einsatz koordiniert sein, vor allen Dingen zuerst mit der Polizei, aber dann auch mit den Rettungsdiensten. Ein paar Grundregeln helfen hier vorab: • • • • • • • • • Pressemitteilungen sollten nur von bestimmten beauftragten Personen (z.B. einem Sprecher) gegeben bzw. an jene vom Seelsorger aus verwiesen werden. Die Mitteilungen sollten nur zu bestimmten Zeiten abgegeben werden (z.B. in einer Pressekonferenz, -gespräch oder via Telefon und natürlich auch schriftlichen Stellungnahmen mit Rücksprache bei Ermittlungen) Informationen an die Presse sollten nur an bestimmten Plätzen und Räumen erfolgen. Diese sind vorab festzulegen (z.B. in der Dienststelle, separat angemieteten Räumen oder Plätzen in der Nähe, vorm Haus etc.). Vorabinformationen zu obigen Fällen sollten in Form von Handzetteln an Betroffene, Zeugen oder Bedienstete verteilt werden und können hilfreich sein. Betroffene sollten evtl. unter Schutz von Ordnungskräften abgeschirmt die Stätte verlassen können (Über einen Sichtschutz oder einem Nebenausgang) Aussagen sollten kurz gehalten, faktisch und klar sein. Nichtwissen ist nicht auszuschmücken, ggf. sollten bei unklaren Fragen auch Nachfragen gestellt werden, Persönliche Angriffe seitens Reportern sollten zurückgewiesen werden, am Besten beim Interview Ruhe bewahren und -unbedingt beachten- nicht ins Plaudern geraten. Keine Namen oder persönliche Daten preisgeben, auch keine Adressen oder Fotos aushändigen (Zeugenschutz, Datenschutz, rechtliche Folgen bei Verstoß!). Ggf. übereifrige Medien und Regenbogenpresse abweisen: "Kein Kommentar","Informationen gibt es beim Pressesprecher/-konferenz","Keine Fotos“. Im Nachgang: Besprechung mit Angehörigen und Polizei vor abschließenden Statements oder einer Gegendarstellung. 35 vgl. Ministerium für Bildung und Freien des Landes Schleswig Holstein: Notfallwegweiser für die Schule bei Krisen und Unglücksfällen. <http://www.schulrecht-sh.de/texte/n/notfallwegweiser.pdf> Stand: 26.11.2016 46 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 4.2 Unterlassene Hilfeleistung 4.2.1 Rahmenbedingungen / Juristisches Die rechtlichen Regelungen und Folgen von unterlassener Hilfeleistung bei einem Unfall sind in den Paragraphen Unterlassene Hilfeleistung §323c StGB36, Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. sowie im Verhalten bei einem Unfall in 34 (1) StVO festgeschrieben. Es muss auch bei Unfällen stets die mutmaßliche Einwilligung des Opfers (zur Hilfe) in Betracht gezogen werden (vgl. [Freiwillige Feuerwehr Jena] S. 5). Dieser Paragraph 34 StVO besagt37: (1) Nach einem Verkehrsunfall hat, wer daran beteiligt ist, 1. unverzüglich zu halten, 2. den Verkehr zu sichern und bei geringfügigem Schaden unverzüglich beiseite zu fahren, 3. sich über die Unfallfolgen zu vergewissern, 4. Verletzten zu helfen (§ 323c des Strafgesetzbuchs), 5. anderen am Unfallort anwesenden Beteiligten und Geschädigten a) anzugeben, dass man am Unfall beteiligt war und b) auf Verlangen den eigenen Namen und die eigene Anschrift anzugeben sowie den eigenen Führerschein und den Fahrzeugschein vorzuweisen und nach bestem Wissen Angaben über die Haftpflichtversicherung zu machen, 6. a) so lange am Unfallort zu bleiben, bis zugunsten der anderen Beteiligten und Geschädigten die Feststellung der Person, des Fahrzeugs und der Art der Beteiligung durch eigene Anwesenheit ermöglicht wurde oder b) eine nach den Umständen angemessene Zeit zu warten und am Unfallort den eigenen Namen und die eigene Anschrift zu hinterlassen, wenn niemand bereit war, die Feststellung zu treffen, 7. unverzüglich die Feststellungen nachträglich zu ermöglichen, wenn man sich berechtigt, entschuldigt oder nach Ablauf der Wartefrist (Nummer 6 Buchstabe b) vom Unfallort entfernt hat. Dazu ist mindestens den Berechtigten (Nummer 6 Buchstabe a) oder einer nahe gelegenen Polizeidienststelle mitzuteilen, dass man am Unfall beteiligt gewesen ist, und die eigene Anschrift, den Aufenthalt sowie das Kennzeichen und den Standort des beteiligten Fahrzeugs anzugeben und dieses zu unverzüglichen Feststellungen für eine zumutbare Zeit zur Verfügung zu halten. (2) Beteiligt an einem Verkehrsunfall ist jede Person, deren Verhalten nach den Umständen zum Unfall beigetragen haben kann. (3) Unfallspuren dürfen nicht beseitigt werden, bevor die notwendigen Feststellungen getroffen worden sind. 36 Dejure <https://dejure.org/gesetze/StGB/323c.html> Stand 10.12.2016 37 Dejure <https://dejure.org/gesetze/StVO/34.html> Stand 10.12.2016 47 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 4.2.2 Schocksituationen / Abwägungen und Grenzfälle Die Hilfeleistung findet ihre Grenzen, wenn der Schutz des Seelsorgers oder Helfers gefährdet ist. So ist eine Schocksituation nicht immer gut einschätzbar, denn Betroffene sind unter Umständen • teilnahmslos, widerspruchslos oder gar ablehnend, widerstrebend, • hektisch, „fuchtelnd“, Hin- und Herlaufend oder gar • aggressiv und neigen zu Handgreiflichkeiten. Die Wikipedia verzeichnet unter dem landläufigen Begriff seelischer „Schock“ folgendes38: „Die akute Belastungsreaktion (Abkürzung ABR, genauer Reaktion auf akute Belastung; englisch acute stress disorder, Abk. ASD) ist die Folge einer extremen psychischen Belastung, für die der oder die Betroffene keine geeignete Bewältigungsstrategie besitzt. […] Ähnliche Begriffe ◦ ◦ ◦ ◦ ◦ Akute Krisenreaktion Kriegsneurose (combat fatigue, Shellshock) Krisenzustand Psychischer Schock Nervenzusammenbruch, umgangssprachlich: Schock „ All dies kann zu ersten Problemen des Seelsorgers oder Helfers und nicht beteiligten Dritten, aber auch des Betroffenen an sich führen. Beispiele: 1. Ein Verkehrsunfallopfer weigert sich aus dem Wagen auszusteigen, obgleich dieser auf der Fahrbahn quer steht oder es sitzt direkt in einem gefährdeten Bereich auf der Straße. 2. Ein Ehemann behindert Rettungskräfte und Seelsorger, die sich um seine verletzte Frau kümmern möchten, durch Zerren und Herumlaufen, um jene zu schützen. 3. Eine Mutter verteidigt aggressiv ihr verletztes Kind und greift sich nähernde Personen an. Hier gilt es stets auch vorrangig an den Selbstschutz zu denken, diese Fälle geeigneten Personen (Polizei, Sicherungskräfte, Feuerwehr) zu überlassen oder (bei mehreren Betroffenen) Prioritäten zu setzen, evtl. auch um den Betroffenen etwas Zeit zur Beruhigung einzuräumen.. 38 Seite „Akute Belastungsreaktion“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 31. August 2016, 10:57 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Akute_Belastungsreaktion&oldid=157539498 (Abgerufen: 10. Dezember 2016, 16:24 UTC) 48 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 4.3 Rechtfertigender / Entschuldigender Notstand / Notwehr Während ein Notstand, grob gesagt, eine Handlung nach Abwägung aller Fakten billigt, ist die Notwehr eine Maßnahme, die eben keine vorherige Abwägung, sondern ein schnelles Handeln ermöglichen soll. 4.3.1 Rechtfertigender / Entschuldigender Notstand 4.3.1.1 Rechtfertigender Notstand Ein rechtfertigender Notstand ist nach §34 StGB ist wie folgt definiert39: „Wer in einer gegenwärtigen, nicht anders abwendbaren Gefahr für Leben, Leib, Freiheit, Ehre, Eigentum oder ein anderes Rechtsgut eine Tat begeht, um die Gefahr von sich oder einem anderen abzuwenden, handelt nicht rechtswidrig, wenn bei Abwägung der widerstreitenden Interessen, namentlich der betroffenen Rechtsgüter und des Grades der ihnen drohenden Gefahren, das geschützte Interesse das beeinträchtigte wesentlich überwiegt. Dies gilt jedoch nur, soweit die Tat ein angemessenes Mittel ist, die Gefahr abzuwenden.“ Es ist also stets eine Abwägung, zwischen zwei möglichen, gesetzlich geschützten Gütern zu treffen, bei dem eines der beiden zum Wohle des anderen beeinträchtigt werden kann. Beispiel: 1. Herr X sitzt benommen und verletzt auf der Straße und wehrt sich gegen den Sanitäter, der ihn aus dem Gefahrenbereich bringen möchte. Dieser wendet daraufhin im Interesse des Betroffenen Gewalt an, um ihn an den Straßenrand zu ziehen. 2. Frau Y vertraut dem Seelsorger X an, das sie große Seelennot leidet, weil sie von ihrem vermutlich bewaffneten Exmann mit Mord bedroht wird. Auch will dieser sich an allen Helfern von ihr rächen. Seelsorger X darf hier das Seelsorgegeheimnis brechen, um der Polizei zum Schutz der Frau, aber auch der Einsatzkräfte einen Hinweis zu geben. Sonderfälle sind der Defensivnotstand in § 228 BGB, und der Aggressivnotstand, § 904 BGB. Ein Beispiel40: 1. Ein Hund greift Seelsorger X an, weil er seinem verletzten Herrchen Y helfen möchte. X tritt nach dem Hund, um nicht verletzt zu werden und sich zu wehren (Defensivnotstand). 2. Ein Hund steht vor Seelsorger X und hindert ihn an der Hilfe des Verletzten Y. X nimmt sich einen Regenschirm, um den Hund abzuhalten und zu Y zu gelangen (Aggressivnotstand). 39 vgl. https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__34.html Stand 21.11.2016 40 vgl. Seite „Rechtfertigender Notstand“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 4. November 2016, 08:43 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Rechtfertigender_Notstand&oldid=159357135 (Abgerufen: 21. November 2016, 05:20 UTC) 49 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 4.3.1.2 Entschuldigender Notstand Eine weitere Möglichkeit ist der entschuldigende Notstand nach § 35 StGB41: (1) Wer in einer gegenwärtigen, nicht anders abwendbaren Gefahr für Leben, Leib oder Freiheit eine rechtswidrige Tat begeht, um die Gefahr von sich, einem Angehörigen oder einer anderen ihm nahestehenden Person abzuwenden, handelt ohne Schuld. Dies gilt nicht, soweit dem Täter nach den Umständen, namentlich weil er die Gefahr selbst verursacht hat oder weil er in einem besonderen Rechtsverhältnis stand, zugemutet werden konnte, die Gefahr hinzunehmen; jedoch kann die Strafe nach § 49 Abs. 1 gemildert werden, wenn der Täter nicht mit Rücksicht auf ein besonderes Rechtsverhältnis die Gefahr hinzunehmen hatte. (2) Nimmt der Täter bei Begehung der Tat irrig Umstände an, welche ihn nach Absatz 1 entschuldigen würden, so wird er nur dann bestraft, wenn er den Irrtum vermeiden konnte. Die Strafe ist nach § 49 Abs. 1 zu mildern. Beispiel: 1. Der Seelsorger Herr X vermutet, das sich Herr Y, den er betreut, sich aufgrund seiner letzten Klagen etwas antun könnte. Dieser öffnet auf Klingeln und Klopfen nicht. Herr X öffnet gewaltsam die Tür und findet Y schlafend, aber unversehrt vor. Der Seelsorger würde sich hier auf einen entschuldigenden Notstand berufen (können). Nicht berufen könnte er sich dann, wenn ihm bewusst ist, das Herr Y z.B. Schlaftabletten nimmt oder X wusste, das dessen nebenan wohnenden Verwandten einen Schlüssel besitzen. Auch wäre ein Rufen und damit rasches Eintreffen der Polizei sicherlich hier ratsamer gewesen (siehe auch: Milderung der Strafe). Wenn sich nach den Hintergründen des Gesprächs sich seitens des Seelsorgers aber tiefe Sorge um die Gefahr um das Leben von Y entwickelte und dies auch nicht auszuräumen war (Zeitfaktor) so kann man hier den übergesetzlichen Notstand aufführen. 2. Herr Y läuft erregt auf Herrn X nach einem Unfall mit einem Schraubenzieher in der Hand zu. Der Seelsorger Herr X nimmt ihm nach vergeblicher Bitte den Schraubenzieher wegzulegen den Schraubenzieher aus der Hand und verwahrt ihn sicherheitshalber, damit Herr Y weder ihn, noch andere damit verletzen kann. Diese Entwendung bleibt also straffrei, weil sie im Grundsatz geschah, eine vermeintliche Gefahr von sich und andren abzuwenden. Dies würde nicht gelten, wenn Herr X gefasst wirkt und den Schraubenzieher während einer Arbeitstätigkeit in der Hand hält und -natürlich- auf die Bitte ihn wegzulegen reagiert. 41 vgl. https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__35.html Stand 21.11.2016 50 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 4.3.2 Notwehr Bei einer Notwehr nach § 32 StGB steht der Verteidigungswille des Betreffenden (d.h. Seelsorgers) als strafbefreiende Voraussetzung im Vordergrund42: (1) Wer eine Tat begeht, die durch Notwehr geboten ist, handelt nicht rechtswidrig. (2) Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden. Beispiel: 1. Der im Fallbeispiel 2 besagte Herr Y greift den Seelsorger ohne Grund tatsächlich an. Herr X darf den Angreifer entweder unmittelbar den Schraubenzieher aus der Hand schlagen oder Herrn Y mit einem Schlag stoppen bzw. einer Ohrfeige zur Besinnung bringen. Dies bleibt in Abwendung einer Gefahr für das eigene Leben straffrei. Beim Notwehrexzess gem. § 33 StGB wäre dies auch der Fall, wenn der ungestüm heranstürmende Betroffene gegenüber X sehr massiv und bedrohlich wirkt oder sich benimmt und Herr X aus Einschüchterung und Schwäche heraus sich wehrt. Im Falle putativer Notwehr gilt dies auch, wenn Y gar nicht vorhatte X anzugreifen, sondern X dies irrig aus der Situation heraus wegen des ungestümen Vorgehens nur annahm. 4.3.3 Versicherungen und Rechtsschutz Empfohlene Versicherungen sind für Seelsorger im Einsatz oder bei täglicher Möglichkeit eines Einsatzes stets eine • Privathaftpflicht und evtl. auch eine • Berufshaftpflichtversicherung, sowie eine • Rechtsschutzversicherung und im Falle der Invalidität (Gefahren am Einsatzort!) eine • Unfallschutzversicherung. Üblicherweise werden in großen Organisationen diese für die Beschäftigten abgeschlossen. Bei unseren ehrenamtlichen Helfern ist dies auch Kostengründen nicht möglich, wir empfehlen deshalb den Abschluss privater Versicherungen. Eine Vereinshaftpflicht ist zwar anzuraten, wird aber nicht von allen Vereinen übernommen. Sie schützt im Übrigen die aktiven Personen, im Besonderen aber die Vorstandsmitglieder (hier betreffend auch die Einsatzleitung). 42 vgl. https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__32.html Stand 21.11.2016 51 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Zusammenfassung ✔ Datenschutzbestimmungen und Bestattungsgesetze der Länder, Seelsorge- und Beichtgeheimnis (§203 StGB), Pflicht zur Hilfeleistung (§323c StGB / 34 (1) StVO), Notwehr (§32 u. §33 StGB) und Notstand (§34 u. §35 StGB) sind die häufigsten zu beachtenden Gesetze in der Seelsorge (Ausnahmen im Notstand sind §228 u. §904 BGB).. ✔ Zur rechtlichen Absicherung ist unbedingt eine Privathaftpflicht, besser noch zusätzlich eine Rechtsschutz- und eine Unfallschutzversicherung nützlich. ✔ Das Beichtgeheimnis ist in jedem Fall (selbst bei Androhung von Strafen) unverbrüchlich, das sogenannte Beichtsiegel gilt für alle Kleriker d.h. auch jene der KKD/FKB. ✔ Das Seelsorgegeheimnis kennt zum Zweck der Strafverfolgung,, Verhinderung von Taten (Gefahrenabwehr) und gegen Banalitäten (Offenkundigkeit), zum Selbstschutz, in Notständen, Sonderfällen und aus dienstlichen bzw. rechtlichen Erwägungen heraus auch Einschränkungen des Geheimnisschutzes und des Zeugnisverweigerungsrechtes. ✔ Eine persönliche Befreiung seitens des Betroffenen von der Geheimhaltung entbindet nicht automatisch von Datenschutz und kirchlichen Gründen. ✔ Seelsorgegespräche sollten in einer privaten Atmosphäre, ohne Beteiligung Dritter stattfinden. ✔ Es sollte zum Schutz der Intimsphäre Betroffener eine Abschirmung der Medien stattfinden. ✔ Medien sind z.B. bei Unfällen und öffentlichen Vorkommnissen im Interesse der öffentlichen Berichterstattung sensibel zu behandeln und in Absprache mit den Betroffenen und Behörden über einen Sprecher / in einer Konferenz zu informieren. ✔ Schocksituationen können für alle Beteiligten einer Seelsorgesituation zur Gefahr werden. Hier ist auch an Selbstschutz bzw. an den Schutz Dritter zu denken. 52 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5 Grundwissen Krisenintervention [Kley, Oliver, Diplomarbeit: Das Proprium kirchlicher Notfallseelsorge im Kontext rettungsdienstlicher Krisenintervention] schreibt in seiner Einführung auf S.8 : Ein Notfallereignis stellt für alle Beteiligten eine psychische Ausnahmesituation dar. […] Wenn Seelsorger sich der Begleitung solcher Menschen verschrieben haben, so bedürfen sie neben einem "gesunden Menschenverstand" v.a. fundierter psychologischer Kenntnisse. [...] Wie können Seelsorger in diesem Bereich Weggefährten und Begleiter sein und so zu einem wichtigen Glied der Rettungskette werden, die zur Gesundung aller vom Notfallereignis Betroffenen beitragen? Dieses sind nur einige Fragen, die Auskunft geben über die psychologische Situierung des Themas Notfallseelsorge. Es geht hier im Buch um Seelsorger, die mit der PSNV Situation in Berührung kommen könnten und auch in diesen Eventualitäten gewappnet sein mögen. Krisenseelsorge soll gemäß folgenden Kunstregeln nach [Christoph Morgenthaler: Seelsorge]S. 199 durchgeführt werden: • • • • • • • • • • • • • • • • • Nicht zögern, rasch reagieren, Schutz und Sicherheit schaffen, Gefahren beseitigen. Nicht bagatellisieren, trösten und aufmuntern, sondern dasein, aushalten, wahrnehmen und hören. Die auslösende Situation verstehen und Einflussfaktoren identifizieren helfen Gefühle ausdrücken, ertragen und klären helfen. Ambivalenzen eine Stimme geben. Grenzen erkennen, Entlastung ermöglichen. Netzwerke bewusst machen, Bezugspersonen einbinden. Informationen vermitteln, die Lage normalisieren. Ressourcen ansprechen. Coping analysieren und modifizieren. Lösungsmöglichkeiten sichten, erweitern, gewichten, konkretisieren. Bei der Ausführung von Plänen unterstützen und die getroffene Lösung später überprüfen und anpassen. Neuorientierung von Werten unterstützen Schuld und Schuldgefühlen Raum geben, sie nicht herunterspielen, sie aber auch nicht verstärken, sondern an der Realität prüfen. Den eigenen Einfluss auf Betroffene nicht unterschätzen, sondern ihn zu ihren Gunsten einsetzen Motivieren, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, und Kontaktaufnahme unterstützen. Die PSNV fasst also eine große Menge an Tätigkeiten, an Möglichkeiten und Fertigkeiten zusammen, über die die Helfer (und damit auch der Seelsorger) verfügen müssen, um wenigstens ansatzweise mithelfen zu können. Die KKD oder Kirchen im FKB legen hierbei keinen professionellen Anspruch an. 53 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1 Grundlagen PSNV / Literatur Abbildung 4: PSNV Maßnahmen / Konsensus Konferenz Quelle: [Psychosoziale Notfallversorgung: Qualitätsstandards und Leitlinien (Teil I und II) Band 7] S. 21 Wie am obigen Diagramm ersichtlich, kann sich der Seelsorger je nach Situation und Lage in einem der obigen Bereiche wiederfinden. Dies kann unmittelbar, mittelbar oder im Nachgang besonderer Ereignisse geschehen. Unsere Selbstverpflichtung der Kirche sieht daher vor, das wir uns daher auch auf Fälle rüsten und einstellen müssen, die im Alltag weniger bei unseren Kirchen anzutreffen sind. Um dies aber wenigstens ansatzweise verstehen zu können und einen Mindeststandart zu setzen, müssen wir uns mit dem Begriff PSNV und seinen Inhalten und Grundlagen befassen: „»Der Begriff Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) beinhaltet die Gesamtstruktur und die Maßnahmen der Prävention sowie der kurz-, mittel- und langfristigenVersorgung im Kontext von belastenden Notfällen und Einsatzsituationen« (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) 2011a, S. 20) „ ( [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 23) 54 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.1.1 Ziele Kurzgefasst kann man die Ziele in einem Satz benennen. Dieser lässt aber in der Einfachheit keinen Umfang erkennen, wobei hingegen gerade dieser sehr weit gesteckt werden muss: Allgemeine Ziele sind: „vermeiden, erkennen, unterstützen, behandeln“ ( [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 28) Diese Ziele selbst fassen natürlich Ziele beider, Betroffener als auch Helfer, zusammen. Die Ziele der Helfer sind in dieser Zusammenfassung hierbei relativ schnell aufgezählt wie z.B. • Erhaltung der Eigeninitiative und -aktivität der Betroffenen, • Aktivierung persönlicher Ressourcen, Hilfestrategien der Betroffenen, • Vermeidung des Kontrollverlustes der Betroffenen durch ausreichende Information und Stabilität. Die natürlich ebenso wichtigen Ziele aus Sicht der Betroffenen haben naturgemäß einen größeren Umfang, da sie ja keine Bewältigungsstrategie für ihr Problem besitzen wie z.B. • Entlastung und Fähigkeit zur Gefühlsregung, • selbstbestimmte Mitentscheidung, • vertraute Menschen zu erreichen und dabei zu haben, • falls gewollt über die Situation orientiert zu sein, • über die nächsten Schritte informiert zu werden, • welche nachfolgenden Aktivitäten wichtig sind, • über Belastungen aufgeklärt zu werden und • Informationen über Hilfsangebote zu bekommen oder vermittelt zu werden. All jene Ziele und betroffene Gruppen, sowie auch auslösende Ursachen und Hintergründe werden in den nachfolgenden Absätzen aufgeführt. (vgl. hierzu [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 28 f.) 55 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.1.2 Zielgruppen Die Zielgruppen der Krisenintervention sind alle Beteiligten und daher wie folgt: • PSNV B - Betroffene (Angehörige, Hinterbliebene, Zeugen, Vermissende) und Helfer (1. Hilfe) • PSNV E – Einsatzkräfte (Rettungsdienst, Polizei, Hilfswerk, Seelsorger) (vgl. hierzu [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 31.) Im Bereich der PSNV B können mit Basiswissen ausgebildete Rettungskräfte 1. im Akutfall d.h. kurzfristig psychische erste Hilfe leisten, dies ist üblicherweise nicht oder nur direkt im Notfall für Seelsorger möglich oder z.B. in Katastrophenlagen anzuraten. 2. Kurzfristig bzw. ereignisnah sind zur Begleitung und (Weiter-)Vermittlung ausgebildete Kriseninterventionsdienste, Notfallseelsorger oder PSNV Lehrer geeignet. Dieser Bereich kann nur zur evtl. Mithilfe angesehen werden, da in jedem Fall ein speziell ausgebildeter Notfallseelsorger die Leitung oder den etwaigen Einsatz des Seelsorgers übernehmen wird. 3. Mittel- und Längerfristig können neben sozialpsychiatrischen und traumatherapeutischen Diensten, auch Psychotherapeuten, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und der Seelsorger in Betracht kommen. (vgl. hierzu [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 32 f..) Das hier beschriebene Seminar wendet sich daher voranging an die Fälle 2 und vor Allem 3, wobei letzteres das Hauptbetätigungsfeld des Seelsorgers sein wird. Aber man sollte bedenken: Ungeachtet dessen könnten je nach Situation und Eintreffen bei der Tätigkeit des Seelsorgers alle 3 Fälle auftreten, es werden daher zum Schutz und Nutzen des Seelsorgers und des Betroffenen Basiskenntnisse vermittelt. Das nicht nur die Betroffenen dringend in diesen Situationen Hilfe und Unterstützung benötigen ist bekannt. Jedes PSNV Ereignis betrifft ja auch die Einsatzkräfte, die besonders bei Notfällen und Unfällen, sowie in MANV43 Katastrophenlagen ungeheuren Druck ausgesetzt sind. 43 Der Massenanfall von Verletzten (MANV) bezeichnet eine Situation, bei der eine große Zahl von Betroffenen versorgt werden muss (Seite „Massenanfall von Verletzten“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. Dezember 2016, 11:34 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php? title=Massenanfall_von_Verletzten&oldid=160360208 (Abgerufen: 19. Dezember 2016, 10:55 UTC)) 56 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Seelsorger unterliegen Stress an der Einsatzstelle durch Unwägbarkeiten wie ● Zeitdruck ● Infektionen ● Kraftbedarf ● Gefahren der Einsatzstelle wie - Gefahren durch Ausbreitung des Brandes - Gefahren durch Atemgifte - Gefahren durch atomare Stoffe - Gefahren durch chemische Stoffe - Gefahren durch Explosionen - Gefahren durch Einsturz - Gefahren durch Elektrizität ● Schichtdienst ● psychischen Belastungen ● Witterung ● Einsätzen zu jeder Zeitdruck ● Arbeiten in der Öffentlichkeit ● Unbekannten Situationen im ständigen Wechsel (vgl. [Kley, Oliver, Diplomarbeit: Das Proprium kirchlicher Notfallseelsorge im Kontext rettungsdienstlicher Krisenintervention]:S. 55 - 57) Das die Einsatzmöglichkeiten der Seelsorger aus logistischen, ausbildungstechnischen, aber auch persönlichen und körperlichen Erwägungen daher durchaus wegen der Verantwortung für den Leib und das Leben der eingesetzten Seelsorger von der Leitung, aber auch in Eigenverantwortung auf bestimmte Fälle einzuschränken sind, zeigt die nachfolgende Aufstellung. Hierbei wird relativ schnell klar, das die Einsatzmöglichkeiten unserer Seelsorger auf überwiegend häuslichen Fällen liegen werden, da Gesundheit und körperliche Fitness unbedingt geboten sind. Die körperlichen und psychischen Belastungen sollten daher nach unserer Einschätzung besser den gut ausgebildeten und dauernd auf einem ausreichenden Stand beschäftigten Rettungskräften und hauptberuflich Tätigen in der Notfallseelsorge / Seelsorge bei Krisenintervention und Notfällen vorbehalten bleiben. Unsere Seelsorger sind daher aus unserer Sicht und Einschätzung heraus auf relativ einfache Falle, die sie auch stemmen können, beschränkt. Dies soll diese insbesondere vor einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD d.h. Post Traumatic Stress Disorder), also den psychischen Folgen einer besonders belastenden Situation bewahren. Es wird im folgenden Kapitel nochmals aufgegriffen und verdeutlicht werden.. 57 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Recht deutlich wird die Einsatzmöglichkeit im Vergleich mit „professionellen“ Notfallseelsorgern. Man vergleiche nachstehende Einsatzkriterien für Seelsorger der Notfallseelsorge Nürnberg wie in [Kley, Oliver, Diplomarbeit: Das Proprium kirchlicher Notfallseelsorge im Kontext rettungsdienstlicher Krisenintervention]:S. 45 beschrieben, wobei der „Seelsorger vom Dienst“ auch unserem Seelsorger im gleichen, vergleichbaren Umfang entsprechen wird: Einsatzkriterien für Notfallseelsorger 1. Seelsorger vom Dienst Einsätze im innerhäuslichen Bereich ohne besondere Gefahren Alarmierung über Funktelefon ◦ Betreuung von Angehörigen während einer Reanimation oder nach deren erfolglosem ◦ Abbruch ◦ Überbringung einer Todesnachricht ◦ Betreuung in psychischen Ausnahmesituationen 2. Beauftragte für Notfallseelsorge Einsätze im außerhäuslichen Bereich mit zusätzlichen Gefahren Alarmierung über die EZ der Feuerwehr Nürnberg ◦ wenn der Einsatzleiter es für sinnvoll hält ◦ Einsätze mit vielen Beteiligten (Busunfall, Evakuierung) ◦ Einsätze mit vielen Verletzten / Großschadenslagen ◦ Einsätze mit mehreren Toten (Verkehrsunfälle) ◦ lang andauernde Einsätze ◦ Einsätze, bei denen Einsatzkräfte verletzt oder getötet wurden ◦ Einsätze mit besonderen psychischen Belastungen für Betroffene oder für Einsatzkräfte / ◦ Stressabbauende Gespräche mit Einsatzkräften nach besonders belastenden Einsätzen ◦ Person unter Zug / U-Bahn / Straßenbahn ◦ Betreuung von Angehörigen bei einer Leichensuche oder Auffinden einer Leiche ◦ Wenn Helfer oder Geschädigte nach geistlichem Beistand fragen (SOS-Plakette am Auto) ◦ Versuch einer Selbsttötung ◦ Betreuung der Geschädigten bei einem Wohnhausbrand Es bleibt hiermit festzuhalten, das Seelsorger der KKD oder FKB stets • über das Telefon / Mobiltelefon der Kirchenleitung verständigt werden, • es sind um häusliche Fälle handelt, • in dem eine psychische Ausnahmesituation vorliegt oder • eine unangenehme Nachricht (Todesnachricht o.ä,) überbracht werden muss. 58 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.2 Psychotraumatologie Besonders belastende Ereignisse können Betroffene, aber auch Rettungskräfte, Seelsorger oder Zeugen und andere Beteiligte schädigen und auch nachfolgend belasten: Man nennt dies eine Posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD d.h. Post Traumatic Stress Disorder), die die Lebensqualität erheblich einschränken kann und selbst die Ausübung.eines Berufes dem Betroffenen zukünftig u.U. verwehren kann. Ein Trauma ist laut Sigmund Freud ein kurzfristiges Geschehen, das dem Seelenleben einen so starken Reizzuwachs bringt, das eine Aufarbeitung dessen in normaler Weise unmöglich ist und in dauerhaften Beeinträchtigungen resultiert. Man könnte auch sagen, das laut Jatzko es die plötzliche Konfrontation mit der Endlichkeit des Seins ist, die den Menschen ratlos mit Fragen und Gefühlen zurücklässt. Die Erinnerungen daran können zu jeder Zeit und in jeder Situation ins Bewusstsein zurückkehren und das Leben je nach Situierung und erlebten Verlauf bis hin zur krankhaften Einschränkung beeinflussen (vgl. [Kley, Oliver, Diplomarbeit: Das Proprium kirchlicher Notfallseelsorge im Kontext rettungsdienstlicher Krisenintervention] S. 60 f. ) Fast jeder Seelsorger kennt besonders tragische Schicksale, die körperliche und / oder seelische Verletzungen und „Narben“ hinterlassen. Eine Verarbeitung dieser Folgen d.h. der seelischen Wunden und Verletzungen kann im günstigen Fall sehr rasch geschehen, im ungünstigsten Fall aber auch sich ein Leben lang andauern. Schon am Begriff „Besonders tragisch“ ist zu ersehen, das es in der Ursache meist einschneidende Erlebnisse sind, meist sogar solche, die mit direkter Lebensgefahr, mit Todesgefahr oder Todesfällen endeten. Diese hinterlassen eine „Verletzung“ daher (Psycho-)Trauma44 d.h. in der Psychologie eine starke psychische Erschütterung, welche durch ein traumatisierendes Erlebnis hervorgerufen wurde, welches sowohl das auslösende Ereignis, aber auch die Symptome oder das hervorgerufene innere Leiden bezeichnen.: „Als traumatisch gelten Ereignisse und Situationen, die übermäßig belastend sind, außergewöhnlich bedrohlich sind, auch katastrophales Ausmaß annehmen, oder außerhalb der üblichen menschlichen Erfahrung liegen.“ ( [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 55) Ungeachtet dessen können aber auch durchaus milde Ereignisse Traumata auslösen, wenn sie in einer ungünstigen Lebenssituation oder als Wiederholung eines Ereignisses geschehen. 44 griechisch Wunde, τραύμα, vgl. Seite „Trauma (Psychologie)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 18. Oktober 2016, 10:25 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php? title=Trauma_(Psychologie)&oldid=158855331 (Abgerufen: 19. Dezember 2016, 11:14 UTC) 59 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Weitere Ereignisse die solche Traumata auslösen können sind (in Aufzählung als Trauma45): Naturkatastrophen, Krieg, Kampfeinsatz, Folter, Vertreibung, terroristischer Anschlag, Vergewaltigung, Unfall mit drohenden ernsthaften Verletzungen, Traumata durch medizinische Eingriffe, sexueller Angriff oder sexualisierte Gewalt, Beobachtung des gewaltsamen Todes anderer, Tod der Eltern in der Kindheit, Verlust der geliebten Person und/oder der eigenen Kinder, lebensbedrohliche Krankheiten in der Kindheit, ausgeprägte emotionale oder körperliche Vernachlässigung in der Kindheit… […] schwere persönliche Angriffe und Schmähungen, lang andauernde Manipulation, Mobbing, emotionaler Missbrauch, körperliche Züchtigung, Scheidung oder Trennung, Konfrontation mit Traumafolgen als Helfer, traumatisierendes Geburtserleben… 5.1.2.1 Symptome einer PTSD Die Symptome einer PTSD sind so vielfältig, das sie unmöglich in Kürze aufgezählt werden können. Die Feststellung einer PTSD liegt eindeutig bei einem Arzt und medizinischen Gutachten. Sie kann jedoch vermutet werden, wenn einige oder mehrere Anzeichen vorliegen, weshalb die Kenntnis dieser Symptome auch dem Seelsorger geläufig sein muss, um ggf, eine ärztliche Hilfe alarmieren zu können. Gemäß der American Psychiatric Association sind sie in [Kley, Oliver, Diplomarbeit: Das Proprium kirchlicher Notfallseelsorge im Kontext rettungsdienstlicher Krisenintervention] S. 61 f. wie folgt in 4 Abschnitten beschrieben: 1. Erleben eines Ereignisses, das außerhalb der üblichen menschlichen Erfahrung liegt und für fast jeden Menschen stark belastend wäre 2. Wiedererleben des Traumas, nachgewiesen durch mindestens eines der folgenden Merkmale: • wiederkehrende und sich aufdrängende Erinnerung an das Ereignis (bei Kindern Wiederholungsspiele) • wiederholte, stark belastende Träume mit Bildern von dem Ereignis (Alpträume) • plötzliches Handeln und Fühlen, als ob das Ereignis wiedergekehrt wäre, durch Assoziationen mit einem Reiz, der in diese symbolische Kategorie fällt; dabei Vorstellungen bis dissoziationsartige Episoden (flashback) im Wachzustand oder bei Intoxikation • intensives psychisches Leiden bei der Konfrontation mit Ereignissen, die das traumatische Ereignis symbolisieren oder ihm in irgendeiner Weise ähnlich sind, einschließlich Jahrestage des Traumas, Geburtstag u.a. wichtige Daten in diesem Zusammenhang 45 griechisch Wunde, τραύμα, vgl. Seite „Trauma (Psychologie)“. zitiert in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 18. Oktober 2016, 10:25 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php? title=Trauma_(Psychologie)&oldid=158855331 (Abgerufen: 19. Dezember 2016, 11:14 UTC) 60 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 3. Anhaltende Vermeidung von Stimuli, die mit dem Trauma in Verbindung stehen. Einengung der Reagibilität (vorher nicht vorhanden), was sich in mindestens einem der folgenden Merkmale ausdrückt: • deutlicher Verlust von Interesse an einem oder mehreren Aktivitäten, die nicht nur mit dem Trauma in Verbindung stehen • Gefühl der Lösung und Entfremdung von anderen • eingeschränkte Schwingungsfähigkeit der Gefühle (z.B. keine zärtlichen Gefühle mehr zu empfinden) • Unfähigkeit, sich an einen wichtigen Bestandteil des Traumas zu erinnern (psychogene Amnesie), während andere, eher nebensächliche Details klar und bedeutsam beschrieben werden • Gefühle einer überschatteten Zukunft (Karriere, Heiraten, Kinder zu haben, lange zu leben) 4. Anhaltend erhöhtes Erregungsniveau (vorher nicht vorhanden), durch mindestens zwei der folgenden Merkmale gekennzeichnet: • Ein - und Durchschlafstörungen • Reizbarkeit und Wutausbrüche • Konzentrationsschwierigkeiten • Hypervigilanz • übertriebene Schreckreaktion • physische Reaktion bei Konfrontationen mit Ereignissen, die einem Bestandteil des traumatischen Ereignisses ähneln oder es symbolisieren • Schuldgefühle wegen des Überlebens, wenn andere nicht überleben konnten, oder wegen des eigenen, zum Überleben notwendigen Verhaltens Das Verhalten von Menschen in Extremsituationen, Trauer und Trauma ist aufgrund der umfangreichen Möglichkeiten der Auslösung, der Konstitution der Betroffenen, ihrer aktuellen Disposition und Lebenssituation, sowie des Ortes und der Begleitumstände sehr sehr vielfältig und schlecht voraus zu sagen. Hiervon handelt das nächste Kapitel. 61 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.2.2 Betroffener im Schockzustand Die Betroffenen im Schockzustand erscheinen häufig wie gelähmt, sie antworten entweder verzögert oder gar nicht. Ein Schock, sei er nun psychisch oder körperlich, ist stets lebensbedrohlich. Geschockte sollten sitzen und nur ausnahmsweise liegen (sofern ihnen schwindlig ist), da die Verletzungsgefahr sehr hoch ist und die liegende Position bei Ihnen auch Ängste hervorrufen könnte. Außerdem sollten sie nicht unbeobachtet sein oder bleiben, da sie irrational reagieren könnten und somit eine Gefahr für sich selbst und andere darstellen können. Es kann versucht werden, seitens des Seelsorgers eine Kommunikation aufzubauen: • „Können sie mich hören / Verstehen sie mich?“ • „Wissen sie, wo sich befinden / warum wir hier sind?“ • „Können sie wiederholen, was ich gerade sagte?“ • „Was geht in ihnen nun vor / fällt ihnen das Sprechen schwer?“ Die Ursachen des Schweigens oder der Reaktionsschwäche können vom Betroffenen aus in Scham, Ablehnung, Erschöpfung, Misstrauen und Hoffnungslosigkeit zu suchen sein, aber auch von Seiten der Einsatzkraft aus gleicher Quelle verursacht worden sein. Man löst Ursachen und die Folgen durch aktives Mitschweigen und Zuhören, sowie durch gelegentliche Rückfragen. Sollte allerdings die Einsatzkraft selbst die Ursache des Schweigens sein (sei es aus körperlichen, religiösen oder rein individuellen Gründen, so sollte diese um Ablösung durch einen (männlichen) Kollegen bitten. ( vgl. [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 8992) 5.1.2.3 Rück- und Gegenfragen des Betroffenen Rückfragen seitens des Betroffenen sind nicht selten. Hierbei ist der PSNV Satz gut anwendbar. Es ist stets ein guter Rat, in dem man ehrlich, aber nicht gekünstelt und vor allen Dingen gut überlegt nach einer Pause antwortet. Z.B. ist bei Rückfragen an die Einsatzkraft „Wie würden sie sich an meiner Stelle fühlen / Was würden sie tun?“ ist der Blickkontakt zu halten und nicht direkt zu antworten. Die Antwort sollte nicht ausweichend sein. ( vgl. [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 93) 62 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 63 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.2.4 Unterstützung aus dem sozialen Netz der Betroffenen aktivieren Die Nachfrage nach Verwandten oder ihm nahen Personen, die der Betroffene bei sich wünscht, ist eine Hauptaufgabe in der Krisenintervention und zur Abfederung der Belastungen hilfreich. Die Einsatzkraft könnte fragen: „Wen wünschen sie sich jetzt bei sich / soll ich jemand verständigen?“ ( vgl. [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 93 f.) Ob eine Begleitung durch Verwandte/Bekannte oder eine Aktivierung jener Personen wirklich sinnvoll ist, ist sorgfältig seitens der Einsatzkraft abzuwägen (zusätzliche Belastungen?): Für eine Anwesenheit spricht: • • • • • • • • das moralische Recht von Angehörigen, in jeder Situation den Kontakt zu ihrem Partner, Kind oder Verwandten behalten zu dürfen, die in der Regel (mit Ausnahmen!) beruhigende Wirkung der Anwesenheit von Angehörigen auf den Patienten, die Möglichkeit der Hilfestellung durch Angehörige, die Abfuhr der vorhandenen Erregung durch Handlungen, die Demonstration, dass alle Mittel und Methoden für den Patienten eingesetzt werden (oder bei negativem Ausgang: eingesetzt wurden). Gegen eine Anwesenheit spricht: • • • • • die mögliche Behinderung der medizinischen Maßnahmen durch Dreinreden oder Im-WegStehen, der Schock für die Angehörigen bei drastischen medizinischen Eingriffen (z.B. Legen eines zentralvenösen Zugangs, Intubation, Defibrillation), die Tradition der konventionellen Medizin, die die Anwesenheit von Angehörigen bei fast allen Behandlungen weitgehend ausschließt. so [Kley, Oliver, Diplomarbeit: Das Proprium kirchlicher Notfallseelsorge im Kontext rettungsdienstlicher Krisenintervention] S. 38 f. Wie unschwer zu erkennen, bleibt es dem Verständnis und der Einschätzung des Seelsorgers überlassen, Handlungen zu erlauben oder auch zu unterbinden. Die nachfolgenden Kapitel mögen hierzu eine Handreichung zum Einschätzen und der Hilfe sein. 64 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.2.5 Betroffener möchte gehen oder etwas tun Der Betroffene möchte meist aktiv gern Verwandte benachrichtigen oder sich selbst dadurch wieder in einen Zustand der Kontrolle versetzen. Dies ist einerseits für den Betroffenen und die Genesung gut, andererseits kann dies durch ungewollte Folgen hinderlich oder gefährlich sein. Man sollte ihm also Informationen zukommen und einen erfahrenen Mitarbeiter ihm zur Hand gehen lassen, sowie von übereilten Entschlüssen zum Schutz von ihm und Angehörigen abhalten. Forschende Fragen an den Betroffenen über den Gemütszustand und zur Einschätzung wären daher: • „Ich habe Informationen für sie. Möchten sie diese nicht vorm Losfahren hören?“ • „Was beschäftigt sie am Meisten?“ • „Denken sie daran, das ihre Angehörigen vorsichtig fahren, lassen sie es uns vorab besprechen.“ • „ Es ist heute zu viel passiert. Nehmen sie sich die Zeit, dies zu verarbeiten und zu überdenken.“ ( vgl. [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 95 f.) 5.1.2.6 Betroffener lehnt Körperkontakt ab Es kommt ab und an vor, das zu viel vom Helfer gezeigte Intimität von seitens des Betroffenen abgelehnt wird. Hier ist eine Entschuldigung seitens des Helfers durchaus angebracht, wie z.B. „Es tut mir leid, das ich ihre Privatsphäre übersah und ihnen dabei zu nahe kam“ ( vgl. [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 94). Je nach Ablehnung sollte der Helfer um Ablösung ersuchen. 5.1.2.7 Den Mitarbeiter befällt selbst Müdigkeit Denken sie an den PSNV 3 Satz! Die Ursachen hierfür sind körperliche oder seelische Erschöpfung und Ermüdung, teils aus eigener, teils aus fremder Genese. Eventuell ist auch simple Wärme im Zimmer oder Sauerstoffmangel die Ursache. Hierbei kann die Ursache schnell gemildert werden (Fenster aufmachen, kühle Umgebung aufsuchen, sich Ablösen lassen, ein wenig Bewegung, die Nase putzen, kurz aus dem Raum gehen) oder auch nach Abhilfe gefragt werden: „Kann ich ein Fenster öffnen? Wollen wir nicht etwas hinausgehen? Könnte ich etwas zu trinken haben?“ ( vgl. [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 97-99) 5.1.2.8 Unsicherheit wegen Geschlechtsunterschied Möglicherweise ist ein Faktor auch das andere Geschlecht, wenn z.B. der Ehemann seine Frau misshandelte, oder der Betroffene aus einem anderen Kulturkreis entstammt. Hier hilft meist nur eine Ablösung gegen jemand Gleichgeschlechtliches oder eine Vergewisserung z.B. „Ist es okay, wenn ich als Mann / Frau mit ihnen über die Situation spreche?“ ( vgl. [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 99). In der Regel wird unsererseits empfohlen aus vielerlei Gründen bei Menschen eines anderen Kulturkreises nur Helfer gleichen Geschlechtes einzusetzen. 65 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.3 Kenntnisse Gesprächsführung In der Psychologie und Mediation ist bekannt, das „aktives Reden“ helfen kann, das Erlebte zu verarbeiten und den Heilungsprozess zu steuern. Besondere Beachtung kommt hierbei der NeuroLinguistischen Programmierung NLP zu, einer Sammlung von Kommunikationstechniken und -Methoden zur Veränderung von psychischen Abläufen im Menschen. Obgleich dies hier kein NLP Kurs sein kann, werden auch Ratschläge aus diesem Gebiet verwendet. „Betroffene sollen das Erlebte emotional sprachlich ausdrücken können, wenn sie dies möchten.“( [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 65) Folgende Grundsätze gelten für das Verhalten der Helfer für die Begleitung von Betroffenen: • Authentisch bleiben, „selbst“ sein, sich nicht verstellen (Ehrlichkeit) • Begleitung durch einen, bestimmten Mitarbeiter (Treue, Verlässlichkeit) • Förderung der Eigenaktivität, Verhinderung von Kontrollverlust (Stärkung) • Sparsames Lob aussprechen, den Betroffenen nicht verkindlichen (Augenhöhe) • ungefährliche Bedürfnisse und Aktivitäten zulassen (Eigenverantwortung) • Kontakt nicht erzwingen, Ablehnungen respektieren (Respekt) ( vgl. [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 67) Den Betroffenen soll in möglichst knappen Worten ein Überblick gewährt werden über • was passiert ist (Umfang und vergangene Geschehnisse aufzählen), • was gerade passiert (Schilderung der derzeitigen Handlungen), • was in den nächsten Minuten und Stunden passiert (Kommende Handlungen, Weitervermittlung). ( vgl. [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 69) Aktives Zuhören ist wichtig und daher sind folgende Ratschläge im Gespräch zu beherzigen: • Konzentration auf Gesagtes • Zurückstellung des eigenen Gesprächs • Verständnis und Annehmen des Gesagten • Nachfragen zur eigenen Information • Geduldig sein • Aktives Zuhören mit Rückmeldungen • Beobachtung über das laufende Gespräch ( vgl. [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 69) 66 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Auch das nonverbale Gesprächsverhalten der Helfer ist neben der Sprechtechnik wichtig: • Ruhige feste Stimme • Stimmmodulation, Gute Hörbarkeit • Blickkontakt, aber nicht starren • Hände öffnen, auf Schenkel ablegen • Körperkontakt nur sparsamst, bestenfalls Hände und Schulter • Ruhige Körperhaltung, Ruhe ausstrahlen, langsame Bewegungen Wie das Gespräch, so ist das Zuhören auch aussagekräftig. Man beachte also auf Seiten der Helfer das Nonverbale Gesprächsverhalten der Betroffenen: • Unruhe • Fassungslosigkeit, Tränen • Stille, Ingekehrtheit • Ablehnen, Abwenden Es ist essentiell wichtig wie der Erstkontakt abläuft, ob die Betroffenen sich gut akzeptiert fühlen, von der Gesprächskompetenz, der Qualität der Informationen. der Gestaltung des Gespräches und dessen Verlaufes und von weiteren Kenntnissen, welche Kontakte nun sinnvoll wären ( vgl. [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 73-76) An vorab gezeigten, kurzen Stichworten sollte ein Seelsorgegespräch auch vorab „trainiert“ werden. Es ist in einer entspannten Situation schwer genug, möglichst viele Grundlagen abzurufen und zu beherzigen, wie schwer ist es hingegen in einer emotional belasteten, sicherlich schlecht einzuschätzenden oder gar unvorteilhaften Situation. Um den Helfer dahingehend zu schulen, sei auch nochmal auf die Kenntnisse unserer Seminare „Gemeindeleiter“ hingewiesen, welches Grundlagen der Kommunikation einschließt. Da in der Regel aktive Seelsorger der KKD bzw. FKB diese Grundlagen erlernt haben sollten, werden diese Grundlagen in Grundzügen eingefügt (siehe folgende Kapitel). 67 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.3.1 4 Seiten Modell / Die 4 Seiten einer Nachricht Das Vier-Seiten-Modell nach Friedemann Schulz von Thun stellt die Zusammensetzung jeder Nachricht aus vier einzelnen Botschaften an den Empfänger dar. Die menschliche Kommunikation ist laut Watzlawick in eine Sach- und eine Beziehungsebene geteilt, laut Bühler enthält jede Aussage auch auch etwas über die Sache, über den Sender (im Beispiel den Überbringer der Nachricht) und einen Appell an den Empfänger (das heißt dem Betroffenen). Abbildung 5: Graphische Darstellung des Vier-Seiten-Modells, vgl. Seite „Vier-Seiten-Modell“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 14. Dezember 2016, 06:02 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vier-Seiten-Modell&oldid=160636510 (Abgerufen: 19. Dezember 2016, 14:25 UTC) - Gemeinfrei 5.1.3.1.1 Die Sach-Ebene Diese Ebene enthält reine Daten und Fakten, sie wird vom Empfänger gewichtet: • Interessant oder nicht • Wahr oder unwahr • Beschreibung • Ausreichend oder Ergänzung notwendig Beispiel: „Ihr Mann wurde bei einem Unfall (in der XY Straße) heute getötet“ So schlimm diese Nachricht auch ist, sie wird interessant sein, sie ist wahr (obgleich sie angezweifelt werden wird), sie enthält eine genaue Beschreibung und sie ist eigentlich ohne Ergänzung ausreichend. Allerdings kann diese präzisiert werden. 68 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.3.1.2 Die Selbstoffenbarung / Johari Fenster Diese enthält das vorgefärbte Selbstbild über die Nachricht, aber auch den Überbringer: • Meinung (bewusste oder unbewusste Äußerungen, Prägungen) • Motive (Schilderung, beiläufige Erwähnungen) • Emotionen (Verhalten, Gestik) • Soziale Unterschiede (Kleidung, angepasste Anrede) Trägt die Person Uniform (in jenem Falle gegeben), die Motive sind ebenso wie soziale Unterschiede an der Kleidung erkennbar. Die nonverbalen Emotionen (ernstes Gesicht) unterstreichen die Aussage. Hier gibt es eine freiwillige und unfreiwillige Mitteilung, siehe auch im folgenden Diagramm Wie man hier leicht erkennen kann, ist es garnicht so einfach zu wissen, was die Umwelt über die Kommunizierenden so wahrnimmt und was jene selbst denken, aber auch was andere über jene wahrnehmen und denken. Im Groben kann man dies auch unter Selbstbewertung und Fremdbewertung einordnen. Ein geschickter Mensch kann über gewollte Darstellungen bestimmte Nachrichten besser an sein Gegenüber bringen bzw. sich selbst glaubwürdiger erscheinen lassen. Abbildung 6: Johari Fenster - Quelle: Wikicommons PD 69 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.3.1.3 Die Beziehungsebene Auch regelt das Zwischenmenschliche den Gesprächsverlauf zwischen den Kommunizierenden • Sympathie und Antipathie (allgemeine Erscheinung, Vorprägung) • Wortwahl und Höflichkeit (Eloquenz, Formulierung) • Nonverbale Zeichen (Mimik, Körpersprache, Augenkontakt) Abbildung 7: Riemann / Thomann Modell, Wikipedia, Gemeinfrei Hier wird das „Du“ und das „Wir“ Bild zwischen den beiden Parteien geregelt: Entweder auf gleicher Augenhöhe (in gegenseitiger Wertschätzung!) oder aber herabgesetzt bzw. bevormundet. Im ersten Beispiel, der Überbringung einer Todesnachricht, liegt die Beziehung vorwiegend auf dem ersten Satz. Dieser ist schwer änderbar. Die nachfolgenden Sätze vermögen aber das Gesamtbild positiv zu gestalten. 5.1.3.1.4 Der Appell Der Appell rundet das Ganze mit einer Aufforderung oder einem Wunsch ab, er kann im Beispiel entfallen, es sei denn, man bietet weitere Hilfe an. • Zielrichtung • Erfolgreicher Abschluss • Durchsetzung der Wünsche • Befriedigung des Gesprächspartner Beispiel: „Möchten Sie, das wir Ihnen ein wenig Gesellschaft leisten ...“ (offen) oder „Sollen wir jemand für sie informieren ...“ (Verdeckter Hintergedanke: Verwandte aktivieren) Man kann diesen Appell „offen“ anbringen, so das man „ohne Hintergedanken“ agiert oder aber ihn „verdeckt“ d.h. mit einem vorgeschobenen Grund oder ohne Erwähnung anbringen. Auch sind durchaus Mischformen gängig (Sowohl das eine, als auch das andere). Beide können durchaus ohne Wertung absolut legale und erprobte Strategien sein. 70 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Der Empfänger hört also in jeder Nachricht 4 verschiedene Aussagen, die jeder -Empfänger und Sender- aber verschieden interpretieren kann. Merke: • Die Sendung entsteht stets beim Empfänger. Beispiel: Stille Post. Das kann zu Missverständnissen und in der Folge leider auch zu Konflikten führen, welche kontraproduktiv sind, weil sie eine Eskalation und Einschränkungen fördern.. Ein klassisches Beispiel von Friedemann Schulz von Thun, dem deutschen Psychologen und Kommunikationswissenschaftler sei hier genannt: Der Beifahrer, der zum Fahrer sagt:"Du, die Ampel ist grün". Der Fahrer kann durchaus verschieden diese Aussage interpretieren: • Auf der Sachebene als Tatsache "Die Ampel ist grün" • Als Aufforderung "Fahr endlich los, ich habe es eilig" • Auf Beziehungsebene als Kritik "Du passt schon wieder nicht auf" Eine Nachricht ist also nie eindeutig, sondern mehrdeutig. Sie kann aus Sicht des Senders missinterpretiert werden, deshalb sind Rückfragen und -meldungen stets wichtig.Auch die Gewichtung der einzelnen Variationen oder Anteile kann verschieden ausgelegt werden. 71 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.3.1.5 Die 5 Grundsätze der Kommunikation Berühmte Kommunikationsforscher wie Gregory Bateson, Don D. Jackson, Janet H. Beavin und Paul Watzlawick formulierten im Jahr 1969 fünf Grundsätze, die jede Kommunikation enthält: • Man kann nicht nicht-kommunizieren. Jede Aussage, sogar keine Aussage ist durchaus eine. Bei unserem körperlichen Erscheinen spricht unser Körper Bände. • Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei Letzterer den Ersteren bestimmt d.h. habe ich eine gute Beziehung, so bringe ich besser meine Inhalte an (siehe auch Kopf- und Herzebene). • Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktionen der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt d.h. beide haben verschiedene Startpunkte der Kommunikation (siehe hierzu Teufelskreis-Schema im nachfolgenden Teil) • Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten d.h. sie setzt sich aus verbalen und nonverbalen Zeichen (Körpersprache) zusammen. • Zwischenmenschliche Kommunikation ist entweder Symetrisch oder komplemetär d.h. gleich zu gleich oder entgegengesetzt. Der Psychologe und Philosoph Paul Helwig drückte im Sinne Watzlawick´s und Euklid´s eine Beziehung, die auf verschiedenen Tugenden oder Wertebeziehungen beruhen kann, wie folgt in Charakterologie (B.G.Teubner in Leipzig 1936, 2. Aufl. 195146) beim Werteviereck aus: „Jeder Tugend steht dementsprechend eine Gegentugend gegenüber, wobei beide entarten können, wenn die eine nicht hinreichend von der anderen im Gleichgewicht gehalten wird“ Sprich: Auch ein zu viel des Guten kann etwas Negatives zur Folge haben (z.B. kann Schweigsamkeit wie im vorherigen Fall als Ignoration ausgelegt werden ( -> auf jeweils passendes Feedback achten!), siehe hierzu das nächste Kapitel. 46 siehe <http://www.oevip.at/cms/upload/pdf/2016_02_04_Bibliothekskatalog.pdf> Stand 20.12.2016 72 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.3.1.6 Deeskalationstechniken (Teufelskreis-Schema) Das Teufelskreisschema (welches von Thun mit Christoph Thomann entwickelte) beschreibt, das sich persönliche Eigenheiten in einer Kommunikation durch die Beziehung zum Gegenüber verstärken können und sich so eine durch Missverständnisse und Verhalten aufschaukelnde Diskussion zwischen Sender und Empfänger entwickelt. Prinzipiell ist es ohne Probleme möglich, von einem der beiden Teilnehmer durch Änderung seines Verhaltens dieses Schema zu durchbrechen und zu einer sinnvollen Kommunikation zurückzukehren. Sehen wir uns ein Schema nach der von Watzlawick genannten Interpunktion an: Abbildung 8: siehe <https://www.uni-due.de/buenting/Axiome.html> Stand 20.12.2016 aus Quelle: Watzlawick, Paul/Beavin, Janet H./Jackson, Don D.: Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien. Bern, Stuttgart, Wien: Hans Huber, 1974 Im obigen Beispiel zieht sich der Ehemann (A) von seiner Frau (B) in 1. zurück, wie dies nach einer z.B. schlimmen Nachricht folgen kann und keiner sonderlichen Ursache seitens der Frau bedarf. Seine Ehefrau (B) spürt dies, ist ratlos und fängt ihrerseits an, unter 2. zu nörgeln. Dieses Nörgeln wird seitens des Mannes zum Anlass genommen, sich noch mehr zurückzuziehen, um keinen Anlass zu geben etc. pp. Diese Aktio und Reaktio kann sich mehrfach wiederholen und eskaliert. Einen Ausbruch aus diesem Kreis wird wie folgt aufgezeigt. 73 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.3.1.7 Ausbruch aus dem Kreis In der menschlichen Kommunikation ist dies aber weniger eine kausale Reihe von Ereignissen, sondern eher ein Teufelskreis, dessen Folgen für beide Teilnehmer im schlechten Falle selten gut endet, im besten Fall zur positiven Konditionierung (Steigerung) beiträgt: Festgestellte s Verhalten Wirkung auf Sender (Feedback) Kritik bzw Aussage Nun verstärktes Verhalten Möglichkeit zum Ausstieg! Zeichnung 1: Teufelskreis, Schema nach Christoph Thomann und Friedemann Schulz von Thun (4 Stationenschma), vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Teufelskreis Wie unschwer erkennbar, muss ein Ziel der Deeskalation der nach Erkennen sofortige Ausstieg aus dem Schema bzw. der „Abwärtsspirale“ sein. Am besten und einfachsten lässt sich dies durch eine unerwartete Reaktion oder Ablenkung vom Thema bewerkstelligen. Anderseits kann auch eine gegenteilige Aussage (unerwartet hohes Lob, Danksagung) einen solchen Kreis unterbrechen (und evtl. zur Leistungssteigerung beitragen). Eine andere, dritte Möglichkeit ist das „Totlaufen lassen“ d.h. Ruhig zuhören und abwarten, bis sich bei unsachlichen Streit oder überschwappenden Emotionen das Gespräch von der Emotionsebene zurück zur Sachebene und damit zu sachlichen Bahnen zurückkehrt: Tipp: Einfach die Meinung / Emotion „stehen lassen“. 74 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.3.1.8 Die 4 Grundausrichtungen Das Riemann-Thomann-Modell beschreibt typische Verhaltensweisen und Handlungen eines Individuums aus der Perspektive feststellbarer vier Grundausrichtungen, die wie folgt aufgeführt sind47. • Die Näheausrichtung Die Menschen die menschliche Nähe, Zuneigung, Mitmenschlichkeit und Harmonie benötigen und suchen sind meist kontaktfreudig, identifizieren sich gern, sind teambereit und selbstlos. Sie neigen allerdings auch zur Abhängigkeit, sind ungern alleine und besitzen daher auch eine „Opfermentalität", die sie ungern Entscheidungen selbst fallen lässt, sondern sich eher auf Entscheidungen anderer abstützen. • Die Distanzausrichtung Jene Menschen grenzen sich gern aus, sind Einzelgänger, möchten keine Gefühle kundtun, wirken oft kühl, vernünftig und „rational“. Jene brauchen ihre Freiräume, deren Zurverfügungstellung sie dann auch mit der Preisgabe von Gefühlen quittieren. • Die Dauerausrichtung Menschen denen Pünktlichkeit, Tugenden, Stabilität und Ordnung wichtig sind, wird manchmal eine „Beamtenmentalität" unterstellt: Treue, Verlässlichkeit und klare Prinzipien sind dort positive Werte, wie zuweilen auch negative Werte wie Sturheit, Pedanterie oder gar Unflexibilität. • Abbildung 9: Dieses Modell stützt sich auf die allgemeine Theorie der Persönlichkeit von Sigmund Freud (1856 -1939), es zählt zu den Säulen Die Wechselausrichtung der Kommunikation. Menschen die rasch alles Neue annehmen, dem Wechsel unterliegen und Leidenschaften oder Phantasien erliegen sind „Genussmenschen“, die ständig neue Anreize benötigen, damit es ihnen nicht langweilig wird. Sie sind strebsam, wissbegierig, setzen gern kreativ und spontan alles neue um, sind aber dementsprechend auch unzuverlässig, ja zuweilen auch chaotisch und störend. Diese Beziehungen lassen sich in eine Raum-/Zeitachse einsetzen, in welcher die Menschen sich in der Nähe/Entfernung zueinander oder Beständigkeit/Wandel ihres Selbst unterscheiden. Diese vier Grundwerte wirken sich nicht nur im privaten Bereich, sondern auch in einem Seelsorgegespräch bzw. im beruflichen Miteinander mit jedem Menschen aus. In der Arbeitswelt sind es oft Dauer/Distanzqualitäten, also sachbezogene Dinge wie Ordnung, Seriosität und nonemotionale Bearbeitungen. Hierzu auch ein Modell: Entsprechend den vorbenannten Grundausrichtungen besitzt jeder Mensch auch seinen dazu passenden Kommunikationsstil, den im nachfolgenden Abschnitt behandelt wird. 47 vgl. Seite „Riemann-Thomann-Modell“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 30. Mai 2016, 21:06 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Riemann-Thomann-Modell&oldid=154844241 (Abgerufen: 20. Dezember 2016, 10:06 UTC) 75 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.3.1.9 Eisbergmodell Wie unten zu sehen, sieht man den unsichtbaren Anteil des „Eisberges“ (nach Ruch/Zimbardo 1974 so genannt) der Persönlichkeit seines jeweiligen Gesprächspartners nicht. Bewusst ist den Partnern nur die durch Sinneseindrücke vermittelten oder bekannten Fakten des Gegenüber. Jene weit größeren Einflussfaktoren, die „unter“ Wasser jenen Menschen ausmachen kennen wir nicht: Seine halbbewussten Ängste, Konflikte und Unsicherheiten können wir manchmal erahnen und im Laufe von Gesprächen erkennen, das was ihm unterbewusst inne wohnt können wir nur vermuten, er selbst kann dies meist nicht. Bewusst (Aussagen, Fakten, Sein) Auslösender Umweltreiz Vorbewusst Unbewusst Ängste, innere Konflikte, Unsicherheiten Lust & Triebe, Vererbtes Freud teilte die Psyche in 3 Teile auf: 1. Das (bewusste) "Ich" entscheidet demnach darüber, welches der Prinzipien 2. des Unbewussten "Es" (der Lust) 3. oder des "Über-Ich" (der Moral) in der Wirklichkeit dem Verzug gegeben würden. Die heute gebräuchliche 20:80-Verteilung (früher 90/10) ist auch unter „Pareto-Prinzip“ im Bereich des Zeitmanagement und Arbeitsmethodik bekannt. Nach der Watzlawick´chen Theorie entspricht der sichtbare Teil der Sachebene und der unter der Oberfläche liegende Teil der Beziehungsebene. Ist die Beziehung gestört, so kann die Inhaltsebene nicht unbetroffen davon bleiben. Im pädagogischen Sinne steht hierbei z.b. bei Besprechungen der Frontalunterricht oder Vortag (Emotionsarm) dem Gruppenunterricht (Handlungs- und emotionsreich) gegenüber. Es ist also stets sinnvoll, den Gegenüber in die Unterhaltung mit einzubeziehen ohne in einen Monolog zu verfallen. Kommunikationsstile sind wie folgt aufgeführt. 76 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.3.1.10 Kommunikationsstile (F. Schulz von Thun) • Der bedürftig-abhängige Stil Merkmal: Hilflosigkeit, Schwäche, übertriebene Unterwürfigkeit Ursprung: behütetes Elternhaus, fehlende emotionale Bindungen Mittel: Stärkung, Aufbau, Selbstverantwortung, Selbsthilfe fördern • Der helfende Stil Merkmal: Stärke, Hilfsbereitschaft, Verlässlichkeit Ursprung: Alleinsein in Jugend, Anerkennung für Hilfen, Ablenken von Schwächen Mittel: Sich Probleme nicht zu eigen machen, Helfersyndrom begegnen, nicht Probleme zum Eigennutz schüren, Hilfe zur Eigenhilfe leisten • Der selbstlose Stil Merkmal: Selbstlosigkeit, Unterwürfigkeit, Selbstbürden Ursprung: Bild in der Kindheit, Übertriebene Ansprüche, Anerkennung Mittel: Selbstbehauptung, mehr Selbstbeachtung, auch „Nein“ sagen können. • Der aggressiv-entwertende Stil Merkmal: Suche nach Fehlern von Anderen, Aggressivität, Ursprung: Minderwertigkeitsgefühle, Demütigungen, Gewalt usw. Mittel: Respekt anderen gegenüber, Selbsterkenntnis, Verhaltensänderung • Der sich beweisende Stil Merkmal: Selbstwert, Selbstdarstellung, Vollkommenheit Ursprung: Selbstzweifel, fehlende Liebe, Ehrgeiz Mittel: Ego unter Kontrolle halten, eigene Fehler und Schwächen zugeben • Der bestimmende-kontrollierende Stil Merkmal: Lenken, Kontrollieren, Regeln, „der Tyrann“ Ursprung: als Kind diszipliniert, bestraft Mittel: Mehr Flexibilität, Offenheit und Vertrauen • Der sich distanzierende Stil Merkmal: Sicherheitsabstand, Distanz, Emotionslosigkeit Ursprung: Trennungsängste von der Mutter, Sensibilität Mittel: Begegnungen zulassen, Team erdulden, Aussprechen • Der mitteilungsfreudig-dramatisierende Stil Merkmal: Gesprächig, Dramen, Übersteigerte Gefühle, Verschlossenheit Ursprung: Unbeachtung als Kind, Probleme mit eig. Gefühlen, Mittel: Interesse an anderen haben, sich öffnen, Zurückhaltung 77 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.3.1.11 Begrüßung und Bedarfsermittlung Es ist immer wichtig, eine nette, intime Atmosphäre (u.a. auch genug Ruhe und Ungestörtheit, am Besten allein s. Seelsorgegeheimnis!) zu schaffen und immer den Gesprächspartner persönlich anzusprechen, ihn lächelnd begrüßen und ggf. falls man noch beschäftigt ist, eine Alternative zur Überbrückung ihm zu bieten. Danach kann man sich dem Gesprächspartner widmen: • Welche Absichten mag der Gesprächspartner haben? Am Besten gezielt fragen (lassen), die emotionale Ebene suchen, Interesse an dem Gespräch wecken, Beratungsbedarf ausloten, Notizen! • Hindernisse vermeiden und festzustellen Auf jeden Fall Missverständnisse ausräumen d.h. nachfragen und präzisieren, Bloßstellen und Abweisungen (auch aus eigener Übermüdung oder Routine heraus) vermeiden, Ärger und zusätzlichen Zeitbedarf durch Umschweifungen verhindern, Falls Konflikte drohen, mit Erklärung „vertagen“ oder einen Kollegen zur Rate zu ziehen. • Erlebnisse und Anteilnahme bieten Aktiv sollte der Seelsorger zuhören können, dies kann in der Krise Lösungen und Mehrnutzen bieten und zudem auch Zeit und Aufwand zur Beseitigung der Folgen sparen, idealerweise also stets auf den Gesprächspartner eingehen. • No Go´s Fachchinesisch verbietet sich hier von selbst, Zwänge und Bettelei sind unprofessionell und hinderlich, Unfreundlichkeit, Arroganz oder Desinteresse, aus welchen Gründen auch immer, sollten durch Ablösungen gezielt vermieden werden. 5.1.3.1.12 Der Gesprächsverlauf Zu obenstehenden Punkten ist zu sagen: Falsche Bescheidenheit ist von Übel, wenn man den Gesprächspartner für sich gewinnen könnte. Auch Totreden ist nicht das Mittel der Wahl, wenn man Zuhören sollte. Faustregel: "Zwei Ohren und einen Mund“. Lieber einmal mehr zuhören und dann hinterfragen (auch und gerade bei Annahmen). Fixieren sie Aussagen schriftlich und fragen sie sicherheitshalber stets Missverständliches und Bekanntes nach. 78 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.3.1.13 Fragentrichter Eine Grundregel zur Kommunikation lautet: • Wer fragt führt. Man stelle sich zu Anfang eines Gespräches einen Trichter vor: Weit offen, damit der Fragende viel Informationen erhält. Offene Fragen sind z.B. die 5W-Fragen wie zum Beispiel Wie Was Warum Welcher Zeichnung 2: Schema eines Fragentrichters Wann Stellen sie dabei bewusst Fragen, die an die Zielorientierung, den Mehrnutzen und die Bedürfnisse ihres Gegenüber gekoppelt sind. Je weiter sie kommen, desto mehr Ja / Nein Antworten sollen das Gespräch bestimmen, bis sie zu einem klaren Gesprächsergebnis für beide Seiten kommen, versuchen sie durchaus auch andere interessante Dinge anzusprechen. • Achten sie besonders auch auf Körpersignale, nonverbale Kommunikation! Beugt sich derjenige vor und bekundet Interesse so fahren sie fort, lehnt er sich zurück oder verschränkt er die Arme, so fragen sie sicherheitshalber nach! 5.1.3.1.14 Killerfragen oder -antworten Fragen, die unvorbereitet oder unpassend gestellt werden, beenden nicht selten ein Gespräch, sie „töten“ es gewissermaßen. Typische Fragen / Antworten als Beispiel sind etwa: • „Wenn sie keine / soviel Ahnung haben, weshalb fragen sie mich?“, • „Ja, das ist immer das Gleiche, das höre ich oft!“ (Wertschätzung!) , • „Das haben wir noch nie so gemacht / fangen wir so nicht an“, • „Ich weiß darüber leider nicht Bescheid“, • „Weshalb sollte ich gerade ihnen diese Aufgabe geben / helfen?“ 79 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Im positiven Sinn dienen die vorgenannten Fragen zum Testen oder Motivieren des Anfragenden, im negativen Sinne wurden sie unbedacht und ohne Überlegung geäußert! Im Zweifelsfall entschuldigen sie sich daher in dieser Situation und fragen diskret andere Personen und Helfer mit Erfahrung um Rat bzw. behelfen sich mit einer Ausrede. Beispiele wären: • „Unser Leiter Herr XX/Bischof kann ihnen da weiterhelfen“, • „Da schau ich kurz mal nach, damit ich ihnen das recht erklären kann“, • „Ich möchte ihnen sehr gerne helfen, würde aber gerne den besten Weg ausloten“. • „Vielleicht wäre ein Kollege geeigneter als ich, der mehr Erfahrung darin besitzt “ 5.1.3.1.15 Abschlusstechniken Folgende Zeichen deuten einen Abschluss eines Gespräches an bzw. können auch hierzu bewusst aus Zeitzwängen o.ä. dazu verwendet werden: • Zurechtlegen der Unterlagen, Lösen der Körperspannung, Zurücklehnen • Erwartungsvolles Schweigen • Frage nach konkreten Rückfragen, Terminvereinbarungen • Ergreifen des Kugelschreibers, Tasche etc, Zurückrücken des Stuhles, Aufstehen • Sprachwechsel in die vollendete Vergangenheit (Hilfen, Nutzen, Vereinbarung) • Übergabe von Handreichungen, Infomaterial, Öffnen des Ausgangs • Handschlag. Dabei nicht: • Den entscheidenden Augenblick wieder (weg)argumentieren, Ende finden. • Die Beratung abbrechen, um sich „die Sache zu überlegen“ oder „nachzudenken“ • Die Beilegung des Gesprächs oder das Abbrechen während des Überlegens anbieten • Jammern, banale Konversation, Beschwerden 80 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.4 Konflikte und Krisen Eine Person sieht sich im Krisenfall einer für ihn und sein gewohntes Umfeld bedrohlichen Situation und deren begleitenden Umständen gegenüber. Sie kann diese üblicherweise weder abwenden, noch ihr entfliehen oder diese mit der ihr eigenen Problemlösungsstrategie lösen. Merkmale von Konflikten und Krisen sind daher: • Sie treten plötzlich und unvermittelt auf und rufen Angst, Hilflosigkeit und Unsicherheit hervor, neben dem aufgebauten Entscheidungsdruck, diese zu beheben. • Weiterhin ist der eintretende Kontrollverlust.ein Merkmal, gepaart mit seelischen und ggf. auch körperlichen Schmerzen und die Unfähigkeit, die Situation selbstständig zu gestalten. • Psychosoziale Ereignisse beeinflussen das persönliche und familiäre Umfeld. • Mehrere Betroffene sind in der Regel vorhanden, nicht selten sind ganze Familien und deren Umfeld von Freunden und Bekannten in den Konflikt involviert. • Der vermeintliche Zeitdruck und aufgedrängte Zwänge begünstigen irrationale Entscheidungen. • Die erhöhte Sensibilität erfordert daher vom Helfer Umsicht und Vorsicht im Umgang. • Die erhöhte Beeinflussbarkeit, aber auch zur persönlichen Beruhigung eingenommene Medikamente, Alkohol und Rauchen haben ungünstigen Einfluss auf deren Lösung und deuten auf Konflikte hin. (vgl. [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 44-46) Aus Vorgesagten ergibt sich, das eine Situation im Konfliktfall „kippen“ kann und darin auch mehrere Leute involviert sein können. Auch aufgrund des Kontrollverlustes können irrationale Taten folgen, die eine Gefahr für Betroffene und Helfer, aber auch Unbeteiligte darstellen können. Es ist daher ratsam, im Krisen und Konfliktfall • Nie allein, sondern besser zu zweit den Kontakt (in Absprache mit anderen) zu suchen, • die Leitstelle und Ordnungskräfte rechtzeitig um etwaige Verstärkung zu bitten • und deeskalierend, beherrscht und sachlich zu wirken und zu bleiben. 81 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.4.1 Abläufe und Reaktionen Der Ablauf der Krise kann einen positiven, negativen oder stagnierenden Verlauf nehmen:: • Negativ: Weitere Zuspitzung, (psychosomatische) Folgekrankheiten. • Stagnierend: Verbleiben in der Krise, ohne Änderung. • Positiv: Bewältigung und Anpassung an die Umstände, innere Reife und Änderung der Werte und Lösungsstrategien. (vgl. [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 50) Eine akute Reaktion als Folge der Krise zeigt sich in vier Kernsymptomen: 1. Dissoziative Symptome (Fragmentierung, Abwesenheit, emotionale Anästhesie) 2. Wiedererleben (Alb- und Tagträume, Zwangserinnerungen, Flashbacks) 3. Vermeidung (Vermeidung von Gedanken, Orten, Ereignissen, Namen etc.) 4. Angstsymptome und Hyperarousal (Übererregbarkeit, Schlafstörungen, Reizbarkeit): Außerdem können Veränderungen im Verhalten, Wesen und der Gesundheit auch noch Wochen danach erfolgen. Diese Symptome können dem beteiligten Seelsorger anzeigen, das medizinische Hilfe bei Betroffenen und Helfern nach wie vor nötig ist und sind ernste Warnzeichen. 5.1.4.2 PSNV 3 Satz Ein recht guter Leitsatz für Helfer in Krisensituationen ist der PSNV 3 Satz des Autors Alexander Nikendei in seinem Buch [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] auf S. 76: 1. Satz: »Ich nehme die Situation und die Betroffenen wahr.« 2. Satz: »Ich nehme mich wahr.« 3. Satz: »Ich nehme die Bedürfnisse meines Gegenübers wahr.« Der PSNV 3 Satz hilft bei der Selbst- und Fremdeinschätzung von betroffenen Personen, der Situation und der Prozesse die zwischen ihnen interagieren. Die Krisenintervention und Konfliktlösungsstrategien, nebst der Stressbewältigung bauen auf diesen Kernsätzen auf. 82 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.5 Häufige Einsatzindikationen PSNV Angebote sind stets freiwillig und stehen häufig mit Geschehen in Verbindung, bei denen es sich um Tod und Sterben bei belastenden Ereignissen handelt. In erster Linie sind deshalb bei PSNV Notfalldienste angesprochen, die für diese Ereignisse geeignet und mit Ihnen konfrontiert sind, denn der Seelsorger der KKD / FKB wäre mit den Gegebenheiten überfordert: • Sie agieren ausbildungs- und ausstattungsgerecht gemäß den Richtlinien für diese Fälle, • mit persönlich und körperlich geeigneten und dafür ausgebildeten Hilfskräften und sind • überregional tätig und durch Behörden, Organisationen mit Sicherheitsaufgaben eingesetzt (BOS). Aus diesen Gründen scheidet eine aktive Beteiligung unserer Seelsorger verständlicherweise ohnehin aus. Ungeachtet dessen sind dennoch häufige Einsatzindikationen, die auch den Bereich des Seelsorgers berühren, hierin gegeben. So zum Beispiel: • Todesfälle im häuslichen Bereich • Das Überbringen von Todesnachrichten • Der plötzliche Kindstod • Schwere Verletzungen von Kindern oder Todesfälle • Verkehrsunfälle mit Toten und Personenschäden oder deren Verursachung • Arbeitsunfälle mit tragischen Ausgängen • Notfälle in Schule oder bei Freizeiten • Brände aller Art, Haus- und Wohnungsbrände • Explosionsgefahren oder Explosionen und entsprechende Evakuierungen • Suizide, erfolgte und überlebte Suizidversuche • Opfer und Zeugen von Gewaltverbrechen (vgl. [LEITLINIEN NOTFALLSEELSORGE/SEELSORGE IN FEUERWEHR UND RETTUNGSDIENST IN DER EVANGELISCHEN KIRCHE VON WESTFALEN] S. 10) In vielen der oben bezeichnenden Fälle kann der Seelsorger durchaus helfen und den Betroffenen, gerade aus der eigenen Gemeinschaft oder in der Ökumene zur Seite stehen. Es gibt aber auch sachliche Zwänge und Beispiele, in denen sich eine Tätigkeit aus rechtlichen oder ärztlichen Gründen wie folgt aufgezählt verbietet. 83 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.1.5.1 Ausschlusskriterien Es gibt eine Reihe von Fällen, die aus rechtlichen bzw. psychiatrischen/ärztlichen Gründen allein Behörden oder zuzuordnenden Institutionen/Personen vorbehalten bleiben: Folgende Indikationen sind von den Psychosozialen Akuthilfen ausgeschlossen: • akutpsychiatrische Krisen • akuter Suchtmittelmissbrauch • pflegerische Notstände • suizidale Krisen / akute Suizidalität (Talk down) • Deeskalation im Rahmen polizeilicher Maßnahmen Angebote der Psychosozialen Akuthilfen sind immer freiwillige Angebote, die von Seiten der Betroffenen abgelehnt werden können. Sie können nicht verordnet werden. Psychosoziale Akuthilfen stellen keine psychotherapeutischen Leistungen und kein heilkundliches Handeln dar (vgl.[Gemeinsame Qualitätsstandarts und Leitlinien zu Maßnahmen der Psychosozialen Notfallversorgung für Überleben, Aneghörige, Hinterbliebene, Zeugen und/oder Vermissende im Bereich der Psychosozialen Akuthilfe] S. 4). 5.1.5.2 Bedürfnisbefriedigung Bei der Frage nach den Einsatzindikatoren der PSNV muss die Frage im Vordergrund stehen, wann und welche Bedürfnisse bei Notfallpatienten vorherrschen. Hier hilft ein Blick in die Psychologie, besonders auf den US-amerikanischen humanistischen Psychologen Abraham Maslow.: "Nach Maslow beherrschen die Bedürfnisse auf den unteren Ebenen der Hierarchie die Motivation eines Menschen so lange, wie sie unbefriedigt bleiben. [...]". Bei einem Notfallpatienten sind nun einige dieser Bedürfnisse in einem hohen Maß unbefriedigt. In welchem Maß dies der Fall ist, hängt von der Notfallsituation sowie der Persönlichkeit des Patienten und seinem spezifischen Notfallerleben ab. [Kley, Oliver, Diplomarbeit: Das Proprium kirchlicher Notfallseelsorge im Kontext rettungsdienstlicher Krisenintervention] S. 31 Die Bedürfnisse bildet hervorragend nachfolgend die aufgeführte Bedürfnispyramide nach Maslow ab, die von fundamentalen Bedürfnissen an der Basis bis hin zu spirituellen Bedürfnissen und Selbstverwirklichung als Abrundung diese aufzählt.. 84 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Abbildung 10: Bedürfnishierarchie nach Abraham Maslow (1970) Abb2 in [Kley, Oliver, Diplomarbeit: Das Proprium kirchlicher Notfallseelsorge im Kontext rettungsdienstlicher Krisenintervention] S. 30 Gerade bei Notfallpatienten sind und bleiben wie bekannt häufige Bedürfnisse unbefriedigt oder können aus der Situation heraus nicht unmittelbar und zeitnah befriedigt werden. Beispiele sind: • Biologische Bedürfnisse, die durch Art und Umfang des Unfalls / Geschehen eingeschränkt sind und dadurch auch das • Bedürfnis nach Kontrolle über die eigenen Lebensumstände hervorrufen. Jene Kontrolle über die eigenen Lebensumstände ruft aber auch ein erhöhtes • Informationsbedürfnis hervor, damit diese Kontrolle, wenn möglich, bald wieder gewonnen werden kann. Nicht zuletzt auch deshalb, weil das Geschehen den Betroffenen auch seiner gewohnten Umgebung herausreißt ist ein • Bedürfnis nach sozialer Integration vorhanden. Herausgerissen aus seiner gewohnten Umgebung und seinem gewohnten, sicheren Lebensumstand heraus haben Betroffene stets ein gesteigertes • Bedürfnis nach Sicherung des Selbstwertes und der persönlichen Integrität. (vgl. [Kley, Oliver, Diplomarbeit: Das Proprium kirchlicher Notfallseelsorge im Kontext rettungsdienstlicher Krisenintervention] S. 31-33) 85 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.2 Handelnde Personen (Notfall-)Seelsorger bei Notfällen und bei der Krisenintervention (auch daher in Teilen der KKD / FKB) müssen gewissen, nachfolgenden Kriterien gerecht werden, wie sie in der heutigen Notfallseelsorge festgeschrieben sind. Diese sind der Ordnung halber hier aufgeführt: Die Mitwirkung im Bereich der Psychosozialen Akuthilfen erfordert den Nachweis von spezifischen Voraussetzungen: a. formelle Voraussetzungen • • • • • • • • Beauftragung zur Mitwirkung im Bereich der Psychosozialen Akuthilfen die Organisation/Institiution Bekenntnis zur demokratischen Grundordnung Verpflichtung zur Einhaltung der Schweigepflicht Nachweis der Teilnahme mindestens an einem aktuellen Erste-Hilfe Kurs oder einer höherwertigen Ausbildung. Verpflichtung zur Bereitschaft der Teilnahme an den Fort- und Weiterbildungen Verpflichtung zur Teilnahme an den angebotenen Supervisionsmaßnahmen Erklärung zur längerfristigen Mitwirkung im Bereich der Psychosozialen Akuthilfen Bei den Hilfsorganisationen der Nachweis der Teilnahme an den jeweiligen organisationsspezifischen Grundlagenkursen b. persönliche/soziale Voraussetzungen • • • • • • • • Teamfähigkeit Soziale Kompetenz Physische und psychische Belastbarkeit Offenheit und Achtung anderer Weltanschauungen oder Glaubenswerten Persönliche Reife Fähigkeit zur Selbst- und Fremdwahrnehmung Beherrschung der deutschen Sprache in Wort und Schrift Vollendung des 23. Lebensjahres zum Zeitpunkt der aktiven Wahrneh-mung des Dienstes c. fachliche Voraussetzungen • Erfolgreich absolvierte Ausbildung im Bereiche der Psychosozialen Akut-hilfen Jeder Partner behält sich weitere, ergänzende Kriterien gemäß den jeweils maßgeb-lichen Regelwerken der Dienstgeber (z.B. Polizeiliches Führungszeugnis, Extremismuserklärung, etc.) vor. [Gemeinsame Qualitätsstandarts und Leitlinien zu Maßnahmen der Psychosozialen Notfallversorgung für Überleben, Aneghörige, Hinterbliebene, Zeugen und/oder Vermissende im Bereich der Psychosozialen Akuthilfe] S. 5 f. 86 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.2.1 Arbeitsweise, Struktur, Arbeitsweise des örtlichen NFSSystems Die Beauftragung oder Alarmierung geschieht meistens durch ein zentrales Organ (Feuerwehr, Einsatzzentrale). Dies ist in der Regel bei der KKD / FKB momentan eher nicht der Fall, da beide keine Seelsorge für Notfälle (oder ähnliches, wie etwa ein KIT d.h. Kriseninterventionsteam) momentan betreiben. Der Vollständigkeit halber werden sie aber aufgezählt. 5.2.1.1 • Einsatzleitung Kleiner Umfang: Bei kleineren, einfachen Notfall- bzw. Kriseneinsätzen mit traumatischer Qualität ist ein Teamleiter auszuwählen. Dieser trägt die Verantwortung für den Einsatz, sein Team und dessen Führung in Form der Lagebeurteilung, der Auftragserteilung und -bearbeitung, der Weitermeldung(en) über Einsatzende an die alarmierende Organisation und die abschliessende Dokumentation des Einsatzes, nebst Einsatzreflexion und Abschlussbesprechung. • Großer Umfang Bei komplexen Einsätzen wie z.B. in Schulen, Firmen, mit längerer Dauer, mehreren Orten oder einer komplexen Großschadenslage mit traumatischer Qualität (MANV) ist eine qualifizierte Einsatzleitung durch eine darin geschulte Person und evtl. psychosoziale Fachkräfte nötig (diese wären also von der KKD / FKB nicht zu stemmen und liegen praktisch in der Hand bewährter Hilfsorganisationen wie DRK, MHD, ASB, Feuerwehr, Polizei, THW etc.). Aus jeweiligen Teams (Plural) ist hier ein Teamleiter zu wählen, mit dementsprechenden Umfang seines Bereiches (siehe obenstehende Aufzählung), eingeschlossen Infotelefon. Des weiteren ist zusätzlich ein Leiter der psychosozialen Betreuung zu definieren, welcher über eine besondere Ausbildung in Führung eines PSNV Teams verfügt: Er sorgt für Kontakte mit Einsatzleitung und Sanitätsdiensten bzw. der Leitstelle, der Koordination der eingesetzten psychosozialen Betreuungsteams und der Betreuungsstelle, der Auftragserteilung und Beratung der Organisation, der Teams und der Einsatzleiter in psychosozialen Fragen eventuell gemeinsam mit einer psychosozialen Fachkraft (vgl. [Stadt Wien: Leitfaden der Plattform Krisenintervention – Akutbetreuung] S. 16 f.). Es wird nach fachlicher und organisatorischer Leitung unterschieden. Die Fachliche Leitung stellen Psychologen und Kräfte mit KIT/PSNV Erfahrung dar, die auf Basis der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse den Einsatz vorzustrukturieren und qualitätsentwickelnde Maßnahmen etablieren sowie für deren Umsetzung sorgen und nach Außen wahrnehmen. Die Organisatorische Leitung befasst sich mit Ausbildung, den Dienstplänen, Einsatz und Qualität der Kräfte. Daneben gibt es noch Hintergrunddienste und Teamkoordinatoren (vgl. [Stadt Wien: Leitfaden der Plattform Krisenintervention – Akutbetreuung] S. 17 f.). 87 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 5.2.2 kooperierende Organisationen des psychosozialen Netzes Es seien hier nur die bekanntesten Organisationen des psychosozialen Netzes aufgezählt. Allgemein sind die Rettungsdienste und Notfalldienste, Versorgungs- und Ordnungsdienste, Katastrophen und Hilfsdienste für Notfälle und natürlich auch die Kirchen und kirchliche Dienste. Hier werden nur die bekanntesten Dienste im Groben aufgezählt: Rettungsdienste • Allgemeine Rettungsdienste unterschiedlicher, auch kirchlicher Träger • Arbeitersamariterbund (ASB) • Johanniter Unfallhilfe (JUH) • Malteser Hilfsdienst (MHD) • Rotes Kreuz (mit Landesverbänden) (RK) • Bergrettung / Höhenrettung Feuerwehren • Berufsfeuerwehren der Städte (BF) • Freiwillige Feuerwehr (FF) Ordnungsdienste • Ordnungsamt • Polizei Hilfsdienste • Technisches Hilfswerk (THW) • Bundeswehr im Katastrophenfall Kirchen / Gemeinden • Notfallseelsorge (der EKD / Katholischen Kirche) • Telefonseelsorge (der Kirchen) • Kriseninterventionsteams (diverse Träger) 88 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Zusammenfassung ✔ PSNV ist Notfallseelsorge für Menschen in psychischen Ausnahmesituationen ✔ Die KKD / FKB sieht sich überwiegend nicht als in eine PSNV involvierte Organisation, wird sich aber für solche Fälle rüsten und nach Möglichkeit ein Basiswissen über PSNV vermitteln, um langfristig oder bei Notfällen eine Mithilfe zusichern zu können. ✔ Ziele der PSNV sind das Vermeiden von Belastungen oder des Kontrollverlustes, das Erkennen von Gefährdungen und benötigter Hile, das Unterstützen bei der Hilfe und der Gewinnung eigener Handlungsfähigkeit und das Behandeln von Gefährdungslagen für Betroffene. ✔ Zielgruppen der PSNV sind Betroffene (B) und Einsatzkräfte (E). Die Einsatzgebiete der Seelsorger liegen im mittel- und langfristigen Bereich. ✔ Seelsorger im PSNV unterliegen erheblichen Gefahren, Stress und familiären Belastungen, sowie wie Betroffene den Spätfolgen wie dem PTSD (Posttraumatischen Belastungsstörung). Sie sind darum sorgfältig auszuwählen, dies kann bei der KKD / FKB zur Zeit nicht geleistet werden. ✔ Merkmal eines PTSD sind zwanghaft erlebte Wiederholungen und Flashbacks des Erlebten, Zwänge und Neurosen, Hemmungen, Schuldgefühle und Entfremdungen. Die Behandlung gehört wie der Schock in ärztliche Hände, eine erste Hilfe ist das Hinsetzen des Betroffenen, sowie der Aufbau einer Kommunikation. ✔ Hilfen sind die Unterstützung von Verwandten, die Lenkung des Bewegungsdranges, sparsamer Körperkontakt, frische Luft, Achtung der Gleichgeschlechtlichkeit (besonders bei anderen Kulturkreisen), gute Gesprächsführung. ✔ Die Nachricht entsteht stets beim Empfänger, sie kann verbal oder nonverbal sein. Es ist nicht möglich, nicht zu kommunizieren. Kommunikation ist von der Person abhängig. ✔ Einem „Teufelskreis“ entkommt man durch Schweigen oder eine verblüffende Reaktion. ✔ Die Fausregel lautet: Zwei Ohren und ein Mund (d.h. genau zuhören, überlegt antworten) ✔ W Fragen lenken, Ja/Nein Fragen präzisieren, Killerfragen beenden Gespräche. ✔ Krisen und Konflikte können positiv, negativ oder stagnierend verlaufen und damit Gefahren für Seelsorger hervorrufen. Der PSNV 3Satz ist hierbei hilfreich. ✔ Ausschlüsse der Hilfe sind durch rechtliche und medizinische Gründe möglich. ✔ Notfallseelsorger unterliegen gesetzlichen Bestimmungen (es sind meist Rettungsdienste) . 89 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 6 Vorbereitung auf den Ernstfall Bevor man als Seelsorger oder auch Hilfskraft in einen Einsatz gehen kann, ist es zuerst eine Eigenanalyse wichtig von Belang, ob nicht der gute Wille dazu die eigenen Eigenschaften und Fähigkeiten, sowie die sozialen Bezüge überwiegt und beeinflusst. Man bedenke hierbei stets: • • • Es steht die Gesundheit aller Betroffenen auf dem Spiel, die Gesundheit aber auch der Rettungskräfte und letztendlich auch die Gesundheit des Seelsorgers und seiner Familie, d.h. die eigene. Wir wollen dies nun hinlänglich erläutern, dies fällt in den Bereich der psychischen Hygiene. 6.1 Psychische Hygiene Wir beschäftigen uns hier in diesem Kapitel vorrangig mit der psychischen Hygiene der Einsatzkräfte bzw. des Seelsorgers, da diese durch Einsätze betroffen sind und sich vorab über diese Gefahren und deren Vorbeugung bewusst sein sollten. Zur Definition führt Wikipedia48 aus: Psychohygiene (ψυχή psyché ‚Hauch‘, ‚Seele‘, ‚Gemüt‘ sowie ὑγιεινή [τέχνη] hygieiné [téchne] „der Gesundheit dienende [Kunst]“, abgeleitet von ὑγίεια hygíeia „Gesundheit“) ist die Lehre vom Schutz und dem Erlangen der psychischen Gesundheit. [...] Die von C. W. Beers und Adolf Meyer[18] 1908 postulierten Hauptaufgaben der Psychohygiene sind: 1. Sorge für die Erhaltung der geistigen Gesundheit, Verhütung von Geistes- und Nervenkrankheiten und Defektzuständen; 2. Vervollkommnung der Behandlung und Pflege der psychisch Kranken; 3. Aufklärung über die Bedeutung der psychischen Anomalien für die Probleme der Erziehung, des Wirtschaftslebens, der Kriminalität und überhaupt der menschlichen Verhaltensweisen. Weiterhin führt der gleiche obig aufgeführte Artikel als Ziel der Psychohygiene die Erreichung folgender Grundbedürfnisse an, die alle Punkte der Tätigkeit als Seelsorger berühren: 1. 2. 3. 4. 5. 6. Liebe Sicherheit Anerkennung/Bestätigung/Erfolgserlebnisse Raum zu freiem, schöpferischem Tun Erlebnisse mit Erinnerungswert Selbstachtung 48 Seite „Psychohygiene“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 14. November 2016, 19:24 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Psychohygiene&oldid=159693968 (Abgerufen: 30. November 2016, 11:39 UTC) 90 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 6.1.1 Eignung und Einschätzung des Helfers 6.1.1.1 Selbsteinschätzung Der Selbsteinschätzung und Empathie des Helfers kommt eine große Gewichtigkeit zu: • Wie schätze ich mich selbst ein oder überschätze ich mich und die Belastung? • Bin ich wenig einfühlsam oder leide ich im anderen Extrem gar mit? Über dies muss sich der Seelsorger selbst im Klaren sein, setzt er sich und seine Familie doch erheblichen, unwägbaren Gefahren aus. Hierfür ist eine Analyse der Belastungen hilfreich. 6.1.1.2 Belastungsanalyse und Burnout, Grenzen, familiäre Belastung Zur Vermeidung unnötiger Risiken sollte am Beginn eine Belastungsanalyse stehen: • Wie sehr bin ich mit anderen Aufgaben beschäftigt? • Habe ich Familie oder bin ich alleinstehend? • Sind persönliche Sorgen und Nöte vorhanden? • Bin ich gesundheitlich auf der Höhe? • Lastet mich bereits die Arbeit aus, oder besteht die Gefahr einer Überbelastung (Burnout)? Die Beantwortung der Fragen gibt einem Seelsorger Gewissheit über die zu erwartenden PSNV Belastungen, die er stemmen können muss. Sollten diese nach Bewertung für ihn tragbar sein, ist aber immer noch zu klären, ob er mit seinem ganzen Willen hinter dieser Aufgabe steht. 6.1.1.3 Klärung der eigenen Motivation zur Mitarbeit Es gibt reichlich Gründe zum Helfen für Christen und Seelsorger im Speziellen. Doch ist die Seelsorge in Notfällen keine Alltagsarbeit. Sie verlangt nach viel Zeit, Weiterbildung und weiteren Kenntnissen u.a. medizinischer (psychologischer) Art. Es wäre also auch noch zu klären, warum man darin tätig sein möchte, denn dies muss auf lange Zeit auch motivieren. Fragen sind dort u.a.: • Bin ich für mehr Anerkennung oder Bekanntheit darin tätig? Wenn ja sollte ich es lassen. • Möchte ich allein aus christlicher Pflicht helfen? Auch dies ist ein eher schwaches Motiv. • Will ich uneigennützig mich für das Wohl anderer opfern? Zwecks Selbstschutz wäre dies unbedingt abzulehnen. Selbstaufopferung hilft keinem, man wird selbst zum Opfer. • Sehe ich darin eine Lebensaufgabe und -erfüllung? Dies wäre ein gutes, starkes Motiv. • Möchte ich das Leid anderer lindern und Trost spenden? Auch dies wäre ein gutes Motiv. Merke: Ein starkes, gutes Motiv mag für lange Zeit Antriebsfeder genug sein, es hilft auch gegen „Durchhänger“, die bei einer solchen Arbeit kommen müssen.. 91 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 6.1.2 Umgang mit eigenen Belastungen, Selbstschutz Ein guter Schutz vor Stress und eigene Belastungen, sowie seelischer Rückhalt ist die eigene Familie. Daher kommt auch der Integrität des Familienlebens eine große Aufmerksamkeit zu: • Sind meine Bindungen in Ordnung, ruhe ich in meiner Familie und meinem Partner? • Ist meine Familie mit meiner Arbeit vertraut, unterstützt sie mich gar darin? • Sind meine Kinder (falls vorhanden) gefestigt, wissen sie um die Umstände, geben sie mir Ruhe und sind sie abgesichert? Sollten diese Fragen positiv beantwortet werden können, so ist eine starke Motivation und ein guter Rückhalt zu erwarten. Die Familie fängt Belastungen ab, sie trägt sie sogar zum Teil. Es sollte aber von Zeit zu Zeit nachgeprüft werden: • Beeinflusst die Seelsorge meine Beziehung und das Familienleben negativ? • Sind indirekte Schädigungen bei meinen Familienangehörigen zu sehen? • Mute ich mir und anderen zu viel zu? Ist es Zeit für eine Auszeit? Des weiteren ist es stets gut, verschiedene Schutzmechanismen zur Stressbewältigung zu haben und diese konsequent zum eigenen Schutz und zur Entlastung der Verwandten auch anzuwenden.: • Ein Hobby als Ausgleich, um innerlich zur Ruhe zu kommen. • Ein Tagebuch, dem man Probleme anvertrauen kann. • Ein Freund, besser ein Kollege oder ähnliches, der beim Verarbeiten hilft. • Ruheräume und Pausen, nebst einer angemessenen, beruflichen Arbeit. Es ist außerdem wichtig, das keine Vorbelastungen oder Belastungen während der Tätigkeit zusätzliche Belastungen einbringen. In jenem Falle sollte man auch zuerst diese minimieren bzw. beseitigen: • Schulden, • existentielle und berufliche Not, • familiäre Probleme. 92 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 6.1.3 Test (Psychohygiene, Eigen- und Fremdbewertung Eine gute Einschätzung der Chancen und Gefahren bietet ein Test für die Psychohygiene. Er zeigt ungeahnte Belastungen wie drohender Burnout, mangelnde Empathie oder andere Schwierigkeiten im Vorfeld auf. Notieren sie im hierzu vgl. folgenden Test, der aus der Notfallseelsorge München entnommen wurde bei jeder Frage die betreffende Punktzahl49: Compassion Satisfaction / Fatigue Self Test for Helpers By B. Hudnall Stamm (Versuch einer deutschen Version: T. Spaett) 0=nie – 1=sehr selten –2=selten 3=manchmal –4=öfter –5=sehr oft 1. Ich bin glücklich. 2. Ich bin mit meinem Leben zufrieden. 3. Ich glaube oder habe Überzeugungen, die mich stützen. 4. Ich fühle mich von anderen entfremdet. 5. Ich bin der Meinung, dass ich von den Menschen, die ich betreue, lernen kann. 6. Ich zwinge mich selbst dazu, bestimmte Gedanken oder Gefühle zu vermeiden, die mich an belastende Erlebnisse wiedererinnern. 7. Ich glaube, dass ich bestimmte Aktivitäten oder Situationen vermeide, die mich an belastende Erlebnisse wiedererinnern. 8. Ich habe in Bezug auf belastende Erlebnisse Gedächtnislücken. 9. Ich fühle mich anderen verbunden. 10. Ich bin ruhig. 11. Ich glaube, dass ich eine gute Balance zwischen meiner Arbeits- und meiner Freizeit halte. 12. Ich leide an Ein- oder Durchschlafstörungen. 13. Ich bin bei geringen Provokationen gereizt oder habe Wutausbrüche. 14. Ich bin die Person, die ich immer sein wollte. 15. Ich bin schreckhaft. 16. Wenn ich Opfer betreute, dachte ich schon über Gewalt gegenüber dem Täter nach. 17. Ich bin eine sensible Person. 18. Ich habe „Flashbacks“ mit Bezug zu Personen, denen ich geholfen habe. 19. Die Unterstützung durch Kollegen ist gut, wenn ich mich durch eine sehr belastende Erfahrung hindurcharbeiten muss. 20. Ich hatte direkte Erfahrungen mit traumatischen Ereignissen als Erwachsener. 21. Ich hatte direkte Erfahrungen mit traumatischen Ereignissen als Kind. 22. Ich glaube, dass ich mich durch eine traumatisc he Erfahrung in meinem Leben „durcharbeiten“ muss. 23. Ich glaube, ich bräuchte mehr enge Freunde. 49 Webseite der Notfallseelsorge in Stadt und Landkreis München, Compassion Satisfaction / Fatigue Self Test for Helpers By B. Hudnall Stamm (Versuch einer deutschen Version: T. Spaett) PSU Psychohygiene Test <http://www.notfallseelsorge-muenchen.de/sites/default/files/filefield/PSU-PsychohygieneTest.pdf> Stand 30.11.2016 93 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 24. Ich glaube, dass es niemanden gibt, mit dem ich über sehr stark belastende Ereignisse reden könnte. 25. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich mehr arbeite, als es gut für mich ist. 26. Die Arbeit mit Menschen, denen ich helfe, verschafft mir eine große innere Befriedigung. 27. Ich fühle mich gestärkt, wenn ich mit Menschen arbeite, denen ich helfe. 28. Ich bin über Dinge erschrocken, die ein Klient zu mir gesagt hat oder mir gegenüber getan hat. 29. Ich habe belastende Träume ähnlich den Träumen der Personen, denen ich helfe. 30. In Gedanken freue ich mich über die Personen, denen ich geholfen habe und ich freue mich über die Art, wie ich ihnen geholfen habe. 31. Ich hatte intrusive Gedanken an die Arbeit mit sehr schwierigen Klienten. 32. Ich hatte plötzlich und ungewollt Erinnerungen an eine belastende Erfahrung wieder im Gedächtnis, während ich anderen geholfen habe. 33. Mich beschäftigt mehr als eine Person, der ich helfe oder geholfen habe. 34. Ich hatte wegen den traumatischen Erfahrungen, die mir Klienten schilderten, schon mit Schlaflosigkeit zu kämpfen 35. Ich freue mich über die Art und Weise, wie ich Opfern helfen kann. 36. Ich glaube, dass ich möglicherweise mit den traumatischen Erfahrungen meiner Klienten in einer negativen Weise „infiziert“ bin. 37. Möglicherweise bin ich durch den traumatischen Stress meiner Klienten in einer positiven Weise „geimpft“. 38. Ich denke daran, dass mich das Wohlergehen mein er Klienten weniger angehen sollte. 39. Ich fühle mich gefangen in meiner Arbeit als Helfer. 40. Ich hege ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit im Zusammenhang mit der Arbeit mit Klienten. 41. Ich reagiere über verschiedene Dinge gereizt und sehe dabei einen Zusammenhang zu bestimmten Klienten. 42. Ich wünschte, ich könnte es vermeiden, mit bestimmten Klienten zu arbeiten. 43. Mit manchen Leuten zu arbeiten macht besonders Spaß. 44. Ich war während meiner Arbeit mit Klienten in Gefahr. 45. Ich fühle, dass mich einige der Klienten persönlich nicht leiden können. 46. Mir gefällt meine Arbeit als Helfer. 47. Ich glaube, die Werkzeuge und die Fähigkeiten zu besitzen, die ich für meine Arbeit als Helfer brauche. 48. Ich fühle mich schwach, krank und erschöpft aufgrund meiner Arbeit als Helfer. 49. Ich bin depressiv aufgrund meiner Arbeit als Helfer. 50. ich denke, ich bin als Helfer erfolgreich. 51. Mir gelingt es nicht, Helfen von meinem persönlichen Leben zu trennen. 52. Ich bin glücklich über meine Kollegen 53. Ich bin davon abhängig, dass mir meine Kollegen helfen, wenn ich sie brauche. 54. Meine Kollegen können sich darauf verlassen, dass ich ihnen helfe, wenn sie mich brauchen. 55. Ich vertraue meinen Kollegen. 56. Ich fühle ein bisschen Mitleid gegenüber den meisten meiner Kollegen. 57. Ich bin zufrieden darüber, wie ich mit dem aktuellen Stand des Wissens Schritt halten kann. 94 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 58. Ich glaube, dass ich mehr für Geld oder für das Prestige arbeite als für meine persönliche Erfüllung. 59. Auch wenn ich Papierkram erledigen muss, den ich nicht mag, so habe ich trotzdem Zeit für die Menschen, denen ich helfe. 60. Ich finde es schwierig, mein persönliches Leben von dem als Helfer zu trennen. 61. Ich bin zufrieden damit, dass ich mit den Techniken und Standards Schritt halten kann. 62. Ich kenne Gefühle der Wertlosigkeit, der Ernüchterung und des Unmutes im Zusammenhang mit meiner Rolle als Helfer. 63. Ich denke, dass ich als Helfer versagt habe. 64. Ich denke daran, dass ich meine Lebensziele nicht erreicht habe. 65. In meiner Arbeit als Helfer habe ich mit bürokratischen, unwichtigen Aufgaben zu tun. 66. Ich plane, noch lange als Helfer tätig zu sein. Auswertung • Markieren Sie folgende Items mit einem Kreis: 4, 6-8, 12-13, 15-16, 18, 20-22, 28-29, 31-34, 36, 38-40, 44 . Addieren Sie die jeweiligen Punktzahlen. • Markieren Sie folgende Items mit einem Strich: 17, 23-25, 41-42, 45, 48-49, 51, 56, 58, 60, 62-65 . Addieren Sie die jeweiligen Punktzahlen. • Markieren Sie folgende Items mit einem Kreuz: 1-3, 5, 9-11, 14,19,26-27, 30, 35, 37, 43, 46-47, 50, 52-55, 57, 59, 61, 66 . Addieren Sie die jeweiligen Punktzahlen. Mitgefühl/Befriedigung (Kreuz): 118 und darüber = extrem hohes Potential; 100-117=hohes Potential; 82-99=gutes Potential; 64-81= mittleres Potential; 63 und darunter = niedriges Potential Burnout (Strich): 36 oder weniger = sehr geringes Risiko; 37-50=mäßiges Risiko; 51-75=hohes Risiko; 76 und darüber = extrem hohes Risiko Mitgefühl/Erschöpfung (Kreis): 26 oder weniger = extrem geringes Risiko; 27-30=geringes Risiko; 31-35=mäßiges Risiko; 36-40=hohes Risiko; 41 und darüber = extrem hohes Risik 95 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 6.1.4 Vor- und Nachbesprechungen Der ungünstigste Fall einer Einsatzplanung ist jener, das man unvorbereitet und ohne dieselbe auf einen Notfall trifft. Daher gilt es, eine Reihe Maßnahmen im Vorab zu klären: 6.1.4.1 Vorbesprechung, Planung, Aufbereitung und Anweisung In der Vorbesprechung zu einem Einsatz werden Grundlagen zur Durchführung und Möglichkeiten zur Einsatzbereitschaft geklärt. Die darin genannten Informationen und Hinweise können für Beteiligte und Helfer unbedingt wichtig und unter Umständen auch lebensrettend sein! • • • • • • • • Dienstbereitschaft: Wer hat wann welchen Dienst, gibt es „Auszeiten“ oder Ersatz Rufbereitschaft: Wie ist eine Einsatzkraft zu erreichen, gibt es eine Notfallkette (ggf. aufstellen) Material: Steht benötigtes Material zur Verfügung (Koffer, Einsatzfahrzeug, Vorrat ggf. auffüllen) Raum: Stehen Besprechungsräume zur Verfügung, wo befindet sich der Treffpunkt / die Einsatzzentrale? Transport: Wie gelangen die Einsatzkräfte an den Ort, Welche Möglichkeiten sind sinnvoll? Kontakte: Welche Ansprechpartner müssen verständigt werden oder sind involviert? Örtlichkeit: Wo ist es geschehen und was ist geschehen, Umfang und Tragweite, Analyse Vorplanung: Gibt es eine Strategie oder bevorzugten Ablauf? Einteilung der Kräfte. 6.1.4.2 Nachbesprechung und Berichte Die Nachbesprechung nach jedem Einsatz ist nicht weniger wichtig, geht es hier doch um die Verarbeitung, Dokumentation, Intervision und auch die zukünftige Verbesserung eines Einsatzes. • • • • Dokumentation: Niederschreiben des Einsatzes, der Beteiligten, der Zeiten und Vorfälle, Taten, Supervision des Einsatzes (Kommunikation und Organisation) Belastende Momente: Schildern von Belastungen, Fällen und Nöten, Selbstkritik, Persönliches, Regelmäßige Treffen zum Erfahrungs- und Informationsaustausch, Miteinander: Gemeinsamkeit und Teamgeist in Freizeit erleben, sich gegenseitig beistehen. Nachlese: Verbesserungsvorschläge, Kritik am Einsatz oder Planung, Mängel benennen . Des weiteren ist das nachfolgende Führen einer Jahresstatistik, eine Mittelabrechnung und -vorschau, die Abrechnung der Einsätze sowie der wissenschaftlichen Aufarbeitung und Auswertung der Inhalte der Berichte als Vorbereitung für kommende Einsätze wichtig.. Weitere Informationen über die erfolgte Arbeitsweise, vorgefundene Indikationen und Einsatzschwellen der eingesetzten Einsatzteams zur psychosozialen Krisenintervention sind weiter zu geben an die eigene Organisation, Einsatzorganisationen und Nachtbetreuungseinrichtungen, sowie die Kooperationspartner (vgl. [Stadt Wien: Leitfaden der Plattform Krisenintervention – Akutbetreuung] S. 22) 96 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 6.2 Schulungen und Training Eine theoretische Ausbildung in der KKD ist derzeit weder geplant, noch in Ressourcen und Personal umsetzbar. Untenstehend ist eine Übersicht, zu der sich alle gängigen Organisationen in der Notfallseelsorge verpflichteten. Obgleich ohne Anspruch darauf, orientiert sich auch unsere Einführung im Wesentlichen an den geforderten Inhalten, siehe nachfolgende Ausbildungsübersicht Abbildung 11: Ausbildungsübersicht [Gemeinsame Qualitätsstandarts und Leitlinien zu Maßnahmen der Psychosozialen Notfallversorgung für Überleben, Aneghörige, Hinterbliebene, Zeugen und/oder Vermissende im Bereich der Psychosozialen Akuthilfe] im Teil 3, S. 10 97 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Abbildung 12: Ausbildungsübersicht [Gemeinsame Qualitätsstandarts und Leitlinien zu Maßnahmen der Psychosozialen Notfallversorgung für Überleben, Aneghörige, Hinterbliebene, Zeugen und/oder Vermissende im Bereich der Psychosozialen Akuthilfe] im Teil 3, S. 11 98 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Abbildung 13: Ausbildungsübersicht [Gemeinsame Qualitätsstandarts und Leitlinien zu Maßnahmen der Psychosozialen Notfallversorgung für Überleben, Aneghörige, Hinterbliebene, Zeugen und/oder Vermissende im Bereich der Psychosozialen Akuthilfe] im Teil 3, S. 12 Aus dem Umfang der vorstehenden Ausbildungsübersicht ist klar ersichtlich, das unsere kleinen Kirchen in der FKB wie etwa die KKD diese Ausbildungsinhalte nicht in dem geforderten Maß umsetzen können, wie es eine erprobte, ständig damit beschäftigte Organisation leisten kann. Ungeachtet dessen werden überwiegend diese Inhalte in kurzer, angemessener Form behandelt, so das man hier wohl eher von einer Einweisung im Sinne einer Grundlagenvermittlung sprechen kann. Dies ersetzt nicht einen diesbezüglichen Lehrgang oder ein ausgerichtetes Seminar, wohl aber befähigt es ggf. zur Mithilfe bei einem voll ausgebildeten Helfer oder in Notlagen, in denen kurzzeitig kein anderer ausgebildeter Helfer zur Verfügung steht. 99 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 6.2.1 Vorwissen und Einsatzgebiete Ausbildungen bedingen eine Reihe von Kenntnissen, die bei Organisationen oder Diensten zu erhalten sind. Es kommen hierbei allgemein überwiegend bei der PSNV die Personen in Betracht, die verschiedene Gesundheits-, Rettungs- und Sozialberufe ausüben, darunter aber auch Seelsorger. Hierbei soll die Kompetenz in 3 Feldern vermittelt werden: • Persönliche Kompetenz in Selbstwahrnehmung, in Fähigkeit zur Selbstreflektion, -regulation und Abgrenzung • Soziale Kompetenz: in der Kommunikation mit Betroffenen, Einsatzorganisationen und Gesundheitseinrichtungen • Professionelle Kompetenz in der Einschätzung der Reaktionen von Personen, beim Erstellen eines Interventions- und Betreuungsplans (Lagebeurteilung), in Interventions- und Betreuungstechniken, in Kooperation mit psychosozialen Einrichtungen in der Akutphase, beim Erkennen von professionellen Grenzen, in der Qualitätssicherung.und Praxisbezug Zulassungsbedingen für Bewerber zur Ausbildung sind allgemein üblich ein gefestigtes Alter von mindestens 25 bis höchstens 60 Jahre, neben körperlicher Eignung und Mobilität bzw. Flexibilität. Bewerber sollten idealerweise bereits berufliche Vorkenntnisse bzw. eine Einsatzerfahrung in einer Einsatzorganisation (5 Jahre) oder im psychosozialen Bereich (2 Jahre) haben. Das Aufnahmeverfahren besteht im Allgemeinen aus Fragebögen und Tests (siehe auch Psychohygiene), einem Aufnahmegespräch und der Bereitschaft der Bewerber zur Mitarbeit im Team, einschließlich den Bereitschaftsdiensten. Das Ausbildungskollegium wird vom Träger gestellt und besteht aus fachlicher und organisatorischer Leitung, Trainern, sowie Vertreter der Träger. Diese bewerten die Aufnahmeverfahren und wählen geeignete Bewerber aus. (vgl. [Stadt Wien: Leitfaden der Plattform Krisenintervention – Akutbetreuung] S. 9f.) 6.2.2 Schulungen und Führung des Einsatzkräfte Die Ausbildungen gliedern sich meistens in einen theoretischen Anteil (Einführung, Ausbildung, Erste Hilfe) und einen praktischen Anteil, hier nachfolgend beispielsweise an der KIT der Stadt Wien dargestellt (vgl. [Stadt Wien: Leitfaden der Plattform Krisenintervention – Akutbetreuung] S. 12.): ◦ ◦ ◦ ◦ Einführung – 12 Stunden Ausbildung – 60 Stunden Erste Hilfe – 16 Stunden Volontariat – 10 Stunden Auch hier am Beispiel ist klar ersichtlich, das eine Mindestanzahl von 80 Stunden nicht unterschritten werden sollte. Dies entspricht einer Mindestdauer bei 10 Wochenstunden also rund 3 Monate. 100 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 6.2.3 Notfall Eigene Möglichkeiten und Grenzen in der Seelsorge im Wir, die KKD / FKB beschränken uns klar in eine Einführung in das Gebiet und einen Überblick in der Ausbildung (die üblicherweise in Vollausbildung mindestens 3 Monate und mehr beträgt). In den Punkten Ausrüstung, Wissen und Kompetenz kann und will die KKD / FKB nicht mit Rettungsdiensten und größeren Trägern mithalten, da es hier durchweg und Menschenleben und der geistigen Gesundheit von Betroffenen, als auch Helfern geht. Es ist eine Form der Eigenverantwortung, wenn man sich auf Dinge fokussiert, die auch von älteren, schwächeren und körperlich / geistig nicht unbedingt so belastbaren Personen auszuführen sind. Aus diesem Grunde legen wir zwar eine Einführung in das Gebiet jedem Seelsorger nahe, eine eigentliche Notfallausbildung sei aber geeigneten Personen überlassen, die sich ggf. in eigener Verantwortung auch bei den in 8 aufgeführten Notfalldiensten ausbilden lassen können. 6.2.3.1 Frühwarnsystem / Befristung der Einsatzberechtigung Es hat sich bewährt, die Einsatzberechtigung an die Absolvierung der verpflichtenden Fortbildung und der Einsatzbereitschaften zu binden. Sie ruht zumindest auf Verlangen der Einsatzkraft, oder durch Beschluss der Einsatzleitung, wenn diese selbst Kraft durch einen Einsatz traumatisiert ist. Sie erlischt beim Verstoß gegen Pflichten (Dienst/Fortbildung) oder falls ein eventuelles Frühwarnsystem dies anraten lässt. Bei Verstößen erfolgt zuerst eine Einladung zu einem Gespräch mit der Leitung. Darin werden Maßnahmen beschlossen und in die Personalakte aufgenommen. Nach erfolgreicher Absolvierung der Maßnahme wird die Eintragung gelöscht. Falls nicht, darf dreimal dieser Prozess (unter Beisein einer Vertrauensperson) wiederholt werden. Merke: Die Teammitgliedschaft kann hierbei jederzeit (d.h. auch nach dem ersten Frühwarngespräch) aufgelöst werden. (vgl. [Stadt Wien: Leitfaden der Plattform Krisenintervention – Akutbetreuung] S. 23.) 6.2.4 Trainingsmöglichkeiten Freiwillige Erste Hilfe Kurse und Praktika (obenstehend als Voluntariat bezeichnet) bei Rettungsdiensten, Bestattern, Hospizen oder in PSNV/KIT Teams sind sicherlich ergänzend nützlich, aber keine Vorabbedingung. Sie sollten mindestens 10 Stunden und 5 Einsätze umfassen (vgl. [Stadt Wien: Leitfaden der Plattform Krisenintervention – Akutbetreuung] S. 14.). Möglichkeiten zum Training, sowie geeignete Gelände oder Situationen sind in Absprache mit anderen Hilfsorganisationen (unter 8 aufgeführt) zu evaluieren. Die KKD selbst stellt, ebenso wie andere Kirchen in der FKB, keine Gelände oder Einsätze zur Verfügung. 101 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 6.3 Vorbesprechung / Nachsorge und Nachbesprechung Ein Einsatz ist stets vom Teamgeist und -arbeit geprägt. PSNV ist daher nichts für „Einzelkämpfer“ oder für einzelne Spezialisten. Die Qualität und die Güte des Einsatzes ruht stets auf allen Schultern der daran Beteiligten! [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S.101 sagt dies in Kürze: Ein Team ist mehr als die Summe der Einzelaktivitäten aller beteiligten Einsatzkräfte und Mitarbeiter. Alexander Nikendei, ein erfahrener Lehrer in der PSNV, lehrt dies seit vielen Jahren. Aus diesem Grund ist vorab eine gute Zusammensetzung wichtig, nicht nur der Teamleiter, auch die Teammitglieder wollen gut vorab ausgewählt sein und müssen „passen“. Ähnlich wie z.B. bei der Feuerwehr müssen sie sich aufeinander verlassen können. Eine Grundvoraussetzung ist stets gegenseitiges Vertrauen und Akzeptanz. Diese Dinge formen vor, während und nach dem Einsatz auch stets die verbale und nonverbale (offene) und wichtige Teamkommunikation: • Mit Blicken, • Gesten, • Mimik, • durch zwischenmenschliche Kontakte oder • technische Mittel wie Funk und SMS mit Anderen • oder auch mit Gesprächen unter 4 Augen (vgl. [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S.103 f.). Wichtig und unabdingbar für Einsatzkräfte und Außenstehende gerade im Bereich Kommunikation und Anweisung ist auch die Zuordnung der Kräfte und deren Kennzeichnung, u.a. des Teamleiters. Dieser sollte sich also vorstellen, sich im Einsatz an einem bestimmten Ort (Einsatzleitung) aufhalten, von außen leicht erkennbar und mit bestimmten Rufzeichen / Signal zu erreichen sein (vgl. [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S.111.). Im Falle der KKD ist dies mit einem Shirt (oder einer Jacke) mit deutlicher Aufschrift „Seelsorger“ realisiert. 102 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 6.3.1 Vor dem Fall ist nach dem Fall Einem Einrichten auf ungünstige Zustände , also den PSNV Maßnahmen vor einem Unglück und der Vorbereitung der Einsatzkleidung kommt erhebliche Bedeutung zu. 6.3.1.1 PSNV Maßnahmen vor einem Unglück Hier sind als Maßnahmen in erster Linie Besprechungen und Schulungen angedacht: ➢ Unterrichtungen für Einsatzkräfte über mögliche psychische Belastungen durch Einsätze ➢ Vermittlung einer Basiskompetenz mit der Einsatzkräfte psychische erste Hilfe leisten können z.B. für betroffene Angehörige und Kollegen ➢ Fortbildungen für Führungskräfte ( [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S.25) Eine recht gute Checkliste ist auf der Webseite von Alexander Nikendei abgedruckt50, die sich auch im Praxisbuch in den Auszügen findet. Sie listet gute Schritte auf, die vorab beachtet werden sollen und ist darum in Auszügen abgedruckt. Zuerst um den Eigenschutz der Helfer und der Ausrüstung. Direkt danach geht es darum, wenn möglich, schon vorab eine etwaige Lageinformation zu bekommen. Dies kann optimalerweise schon vor dem Einsatz, ungünstigerweise aber auch während des Einsatzes erfolgen. Es gibt 5 Phasen des Einsatzes (vgl. [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S.128): 1. Phase der Vorbereitung (zu jener gehört dieser und der nachfolgende Teil) 2. Phase der Kontaktaufnahme (dies steht unter Punkt 7.1) 3. Phase der Orientierung für Betroffene (hier unter 7.2 aufgeführt) 4. Phase der Begleitung (in 7.3 aufgeführt) 5. Phase des Einsatzabschlusses (im Abschluss dieses Kapitels) 50 vgl. Checkliste Alexander Nikendei Stumpf und Kossendey Verlag unter http://www.alexander-nikendei.de/wpcontent/uploads/2012/10/Checkliste_PSNV_Einsatzplanung_Krisenintervention_Alexander_Nikendei_Eine_Seite_ 11_2013.pdf Stand 9.11.2016 20:56 103 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Zur guten Vorbereitung auf den Einsatz gehört allerdings auch die Bereitschaft der Einsatzkraft, sein Leben vor jedem Einsatz nach Möglichkeit und zur Entlastung gut zu verbringen51, z.B.: • Über das eigene Dasein nachzudenken, sich auch für sich Zeit zu nehmen, Prioritäten und eigene Kraft sinnvoll einzuteilen. • Konkurrenzdenken und Aggressivität zu minimieren, dem Einsatzstress durch gedankliche Vorbereitung entgegen zu wirken. • Regelmäßig Pausen einzulegen, Entspannungstechniken zu üben, eigenen Stress abzubauen • Einen befriedigenden beruflichen und privaten Lebensstil (kein Ärger, keine Nachtschichten, schlechtes Klima) zu pflegen • Regelmäßig Sport zu treiben und auf eine vernünftige Ernährung zu achten. • Drogen, Alkohol, Nikotin und überflüssige Medikamente aus seinem Privatleben zu verbannen. • Dem Lebenspartner mit in die Einsatztätigkeit einzubeziehen und den Einfluss und die Einsatztätigkeit besprechen. • Um gute Aus- und Fortbildung bemühen, fachliche Kompetenz erwerben. 6.3.1.2 Ausrüstung Sinnvoll ist auch zwecks Ausrüstung, sich an der in [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S.126 f. abgedruckten Checkliste vorweg zu orientieren: Fragen der Verpflegung, Schriftmaterialien, Dinge betreffs Kinder, Hygiene, Fürsorge, Liturgie und rein praktische Ausrüstungsgegenstände sind dort beschrieben und sollten zumeist bereitliegen: Empfohlene Ausrüstung Mobiltelefon Weste, Polo, T-Shirt, Sweatshirt; Farbe: Schwarz mit Aufschrift „Seelsorger“ (KKD) , Warnweste Ausweis (befristete Gültigkeit) Organisationsmappen Visitenkarten Notset Rucksack Handreichung für Betroffene* Handreichung (Spielzeug) für betroffene Kinder und Jugendliche* Handreichung für Mitarbeiter der Einsatzorganisationen (vgl. auch [Stadt Wien: Leitfaden der Plattform Krisenintervention – Akutbetreuung] S. 19 f.) 51 vgl. PSNV - Team Niederrhein e.V. Einsatznachsorge - Krisenintervention www.psnv.info / Hilfen Stressmanagement unter <http://www.psnv-niederrhein.de/index.php?menuid=22&reporeid=17> Stand 2.11.2016 104 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 6.3.1.3 Betroffene ermitteln Folgende Fragen stellen sich beim Eintreffen bzw. auch vorab bei der Alarmierung/Besprechung: • Ist klar, wer die Betroffenen sind und um wie viele Personen es sich handelt? Es ist ein Unterschied, ob Kinder, Erwachsene oder Ältere und psychisch labile Personen betroffen sind, auch die Kenntnis der Anzahl der betroffenen Personen (Nur z.B. ein Verwandter betroffen oder gar viele Passagiere in einem Zug) ist unbedingt wichtig. • Gibt es Ersthelfer, Zeugen, Leichtverletzte oder z.B. Nachbarn, die sich nach einer Hilfeleistung eventuell wieder zurückgezogen haben und bei denen ein (kurzes) Nachschauen nötig ist? Besteht bei diesen Personen ein möglicher Begleitungsbedarf? Schocks und psychische Probleme erscheinen oftmals erst nach einiger Zeit. Es kann also durchaus sein, das diese Abwesenden dringend ebenfalls Hilfe benötigen. • Ist es schon absehbar, ob noch weitere betroffene Personen in nächster Zeit hinzukommen werden oder möglicherweise plötzlich auftauchen könnten, z.B. weitere Angehörige, Hausbesitzer usw. Gerade bei Massenereignissen ist es nicht unwahrscheinlich, das die Lage eskaliert und auch Angehörige in großer Zahl erscheinen können. Bei häuslichen Unfällen in Mietshäusern kann es aber auch Nachfragen seitens der Nachbarn oder der Familie, gerade auch bei Kindern geben: • Sind Kinder betroffen? Wie viele und in welchem Alter? Für diese Fälle sind unbedingt weitere Familienmitglieder, wenn möglich, zu verständigen. Weiterhin können Jugendpsychologen oder Erzieher/Lehrer nützliche Hilfen sein. • Mitarbeiterzahl und Teamzusammensetzung prüfen. Bereits jetzt überlegen: Bedarf es weiterer Mitarbeiter zur Begleitung der Betroffenen? Bedarf es für die Aufgabenverteilung einer besonderen Zusammensetzung des Teams, z.B. Mitarbeiterinnen bei weiblichen Angehörigen oder bei Vergewaltigungsopfern? Eine gute Vorbereitung ist auch die Frage der Anzahl der zu stellenden Helfer, ihrer Kompetenz, ihrer Hilfsmittel und besonders bei ethnischen / religiösen betroffenen Gruppen auch ihre Zusammensetzung (vgl. [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 491). 105 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Der Einsatz hängt auch vom Schweregrad der traumatisierten Personen ab und nicht von der Anzahl der Betroffenen. Siehe hierzu beispielsweise [Stadt Wien: Leitfaden der Plattform Krisenintervention – Akutbetreuung] S. 21: Gruppe 1 – Notfalls- und Krisenereignisse mit traumatischer Qualität 1. plötzlicher Tod eines Angehörigen 2. plötzlicher Kindestod/plötz licher Tod im Kindes- und Jugendalter/Kindernotfälle (z. B. schwere Verletzungen) 3. Überbringung von Todesnachrichten (länderspezifisch!) 4. Verkehrsunfall 5. Unfall/Tod am Arbeitsplatz 6. Todesfälle und Unfälle im „Öffentlichen Raum“ 7. Gewaltdelikte (Überfall, Mord /Mordversuch, Vergewaltigung etc.) 8. erweiterter Suizid (ausschließlich Angehörigenbetreuung!) 9. schwierige (Todes-)Ermittlungen der Kriminalpolizei 10 Betreuung von Angehörigen vermisster Personen Gruppe 2 – komplexe Schadensereignisse, Großschadensereignisse, Katastrophenereignisse 1. Eisenbahn-, U-Bahn-, Straßenbahn-, Bus-, Lift-, Seilbahn- und Schiffsunfälle 2. Flugzeugabsturz 3. länger andauernde Suchaktionen (Kind ertrunken ...) 4. Einsätze von Spezialeinheiten der Polizei/Gendarmerie (Terror, Attentate) 5. Geiselnahmen/länger dauernde Überfälle 6. Hilfe für Helfer in Akutsituationen 7. Nachbetreuung von Helfern bei traumatisierenden Ereignissen 8. Naturkatastrophen (Erdbeben, Hochwasser, Lawinenabgänge ...) 9. diverse Katastrophen- und Großschadensereignisse im Bundesland bzw. österreichweit, vor allem wenn BewohnerInnen des jeweiligen Bundeslandes betroffen sind (z. B Kaprun ...) 10. Brände, Explosionen, Dacheinsturz 11. Betreuung psychisch traumatisierter Flüchtlinge/Vertriebener Gruppe 3 – Betreuung von Großveranstaltungen/Teilnahme an Übungen 1. Großveranstaltungen wie z. B. LOVE-Parade, Silvesterpfad 2. Koordinierte Übungen etc. . 106 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 6.3.1.4 Erste Maßnahmen für Betroffene abklären Bedacht werden muss die Intimsphäre und die Verletzlichkeit von Betroffenen, aber auch das meist gegenstehende Informationsbedürfnis und Anrecht der Medien zu berichten. Daraus folgt:. • Ist ein Abschirmen der Betroffenen nötig, z.B. vor Schaulustigen und Pressevertretern? Grundsätzlich lassen sich Pressevertreter in Privathäusern / Miethäusern gut fernhalten. Bei Großschadenslagen ist die Errichtung von Absperrungen / Schirmen und ähnliches nötig, auch der Einsatz von Ordnungskräften und Polizei sollte daher angefordert werden. • Auch der Blick auf die Einsatz- oder Unglücksstelle oder der dortige Lärm können für Betroffene sehr belastend sein! Unter bestimmten Bedingungen (siehe Begleitung von Kindern und Jugendlichen) kann es für Betroffene – auch für Kinder – hilfreich für deren Verarbeitung und Entlastung sein, wenn sie aus einem gewissen Abstand heraus beobachten können, wie den verletzten Opfern eines Unglücks weiterhin geholfen wird. Schreie, der Anblick von Blut und Körperteilen, Verletzten, Sterbenden und Belebungsversuchen können großen Schaden anrichten. Vorrangig mag es deshalb sinnvoll sein, transportfähige Personen aus dieser Umgebung heraus zu führen und nach Möglichkeit in der Nähe »Oasen der Ruhe« zu schaffen. Kinder und Jugendliche möchten zuweilen gerne nahe den verunglückten Verwandten sein, aber auch Eltern möchten bei ihren verunglückten Kindern bleiben. So sollte man sie nicht zu weit wegführen, sondern in unmittelbarer Nähe -falls sinnvoll- den Hilfsmaßnahmen zusehen lassen. • Stehen Örtlichkeiten für eine ungestörte Begleitung bereit (Nachbarwohnungen, Gemeindehaus, Polizeibus, Feuerwehrfahrzeug usw.)? Ist die Bildung von einzelnen Gruppen nötig, z.B. Busgäste, Zeugen, Angehörige, Angestellte eines Betriebes usw.? Gibt es einen Bedarf an Getränken, Essen, Kleidung o.Ä.? Wenn ja, gegebenenfalls über die Einsatzleitung anfordern. Alle Organisationsmöglichkeiten müssen im Vorfeld durchgesprochen werden, auch die Versorgung der Einsatzkräfte und der Betroffenen muss sichergestellt sein. • Kontakte aufnehmen und weiteren Organisationsbedarf überprüfen. Ist eine Kontaktaufnahme zu anderen Diensten nötig (Bestatter, [Kriminal-]Polizei, Seelsorger usw.)? Was muss noch vor dem Einstieg in die Begleitung organisiert werden (z.B. Spielzeug für Kinder, Dolmetscher)? Es ist gute Regel, das sich die Organisationen untereinander abstimmen und im Vorfeld informieren. Auch können weitere Dienste und Personen (s.o. Dolmetscher, andere Priester) unbedingt benötigt werden. (vgl. [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 492) 107 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 6.3.1.5 Schwerpunkte setzen und Absprachen treffen Der Priorisierung, also dem Setzen von Schwerpunkten und der Gewichtung der Maßnahmen kommt im Einsatz hohe Wertigkeit zu. Es ist aus humanitären, aber auch rechtlichen Zwängen stets in Absprache anderer Dienste und Beteiligten zu klären: • Sind erste Schwerpunkte für die Krisenintervention gesetzt? Zum Beispiel die Begleitung der Angehörigen zuerst – beispielsweise vor der Begleitung von Augenzeugen. [...] Eine gewisse Gewichtung und Reihenfolge ist daher unbedingt zu Beginn der Begleitung einzuhalten. Da Kinder und Angehörige zumeist mehr betroffen sind, als zu befragende Augenzeugen oder gar die Einsatzkräfte selbst, sind diese -wenn möglich- zuerst zu betreuen: • Sind alle bis jetzt nötigen eigenen Teamabsprachen getroffen? Ist das Team jetzt einsatzfähig und gut instruiert? Sind weitere Teams informiert? Wurden alle nötigen Absprachen getroffen, ist die Leitung festgelegt und der Umfang der Tätigkeiten? • Ist die gegenseitige Erreichbarkeit gesichert, z.B. für wichtige Informationen oder Änderungen im Einsatz? Sind alle Teamkräfte mit einem Mobiltelefon und ggf. Walkie Talkies / Funksprechgeräten ausgerüstet? Gibt es eine zentrale Meldestelle? Sind die wichtigsten Rufnummern und Kennungen verteilt? Gibt es Ausfallsicherungen? Möglichkeiten für den Kontakt nach außen (Internet, Telefonleitungen, Richtstrecken, ggf. Satellitentelefon? • Ist ein eventueller Zeitpunkt für eine nächste Kontaktaufnahme geplant? Auch hier muss es ggf. Zeitpunkte für Rückmeldungen, einen Statusbericht oder auch Wechsel der Einsatzkräfte geben etc. Bewährt haben sich Zeitpläne. (vgl. [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 492) 108 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 6.3.1.6 Bei Todesfällen abklären Gerade bei Todesfällen sind rechtliche Aspekte unbedingt zu beachten. Ungeklärte Todesfälle bzw. Fälle ungeklärter Genese unterliegen direkt vor Ort dem Urteil des Arztes bzw. der Polizei: • Wo und in welchem Zustand befindet sich der Verstorbene? Ist der Verstorbene sichergestellt oder beschlagnahmt? Diese Informationen helfen dem Seelsorger, als auch nahen Verwandten Abschied zu nehmen. Da beschlagnahmte Leichen nicht berührt werden dürfen, wird es zu erheblichen Problemen mit nahen Verwandten kommen. • Wenn ja, kann eine persönliche Abschiednahme mit den Angehörigen trotzdem stattfinden? Wann und wo? Dieser Zeitpunkt ist mit der Gerichtsmedizin oder den betreuten Stellen festzulegen, alternativ können sich auch besondere liturgische Rituale noch am Ort des Geschehens anbieten. Daraus ergibt sich der folgende Punkt: • Welche eventuellen weiteren Absprachen sind mit der (Kriminal-)Polizei vor Ort nötig? Stehen noch besondere Ereignisse bzw. Maßnahmen an, z.B. Bergung weiterer Toter, Ermittlungstätigkeit der Kriminalpolizei, Besuch des Hausarztes, Identifizierung des Verstorbenen, Anforderung des Bestatters? 6.3.1.7 Sonstiges überprüfen Auch während des Einsatzes ist die Betreuung der Einsatzkräfte selbst essentiell wichtig: • Muss bereits jetzt eine Begleitung von Einsatzkräften bedacht werden, oder ist dies erst nach Einsatzabschluss zu bedenken? Gibt es demzufolge speziell ausgebildete Fachkräfte, die informiert werden sollten? Anfangs hat die Begleitung von Betroffenen Priorität gegenüber der Begleitung von Einsatzkräften. Erneut prüfen: Müssen weitere eigene Kräfte nachalarmiert werden? Hinweis: Bei Bedarf großzügig und frühzeitig eigene Kräfte nachalarmieren. Muss schon zum jetzigen Zeitpunkt an die Ablösung von eigenen Kräften gedacht und diese organisiert werden? Wenn weitere Kräfte nachalarmiert werden, ist deren Einsatz schon vorzustrukturieren: Wo sollen sie sich melden? Wo werden Sie eingesetzt? Wen begleiten sie und wohin sollen sie bei Bedarf Rückmeldung geben? Mit diesen Vorüberlegungen soll unter anderem erreicht werden, dass Betroffene möglichst kontinuierlich vom gleichen Mitarbeiter(-team) begleitet werden. Gegebenenfalls Rückmeldung an die Einsatzleitung geben, z.B. über die notwendigen oder getroffenen Maßnahmen, besonders über die Örtlichkeiten, an denen die Begleitung und möglicherweise eine Verabschiedung stattfinden. Mit der Einsatzleitung ggf. den nächsten Zeitpunkt für eine Kontaktaufnahme festlegen (vgl. [Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention] S. 493) 109 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 6.3.2 Klare Einsatzregeln und Anweisungen Handreichungen und Praxishilfen klären Unsicherheiten und sorgen für klare Zuständigkeiten und sind im Notfall schnell zur Hand bzw. als Gedächtnisstütze hilfreich: • Wer muss informiert werden, wer sind meine Ansprechpartner (Rufnummernliste), • Bekomme ich eine Kurzeinweisung (Handzettel mit Tipps, Praxishandbuch) • Habe ich einer Besprechung (Briefing) beigewohnt, bin ich „eingewiesen“? 6.3.3 Transport Der Transport zur Einsatzstelle ist vorab zu klären. Anders als in öffentlich angeforderten Fällen trägt der Seelsorger bzw. Angehörige der FKB / KKD durchaus die Kosten und die Frage des Transportes und der Durchführung selbst (sofern sie von der Kirche nicht übernommen werden können). Schon daher ist eine Verpflichtung zu Einsätzen grundsätzlich nicht möglich!: • Ist die Einsatzkraft mobil (Fahrrad, Automobil, Bus/Bahn in der Nähe)? • Stehen Fahrzeuge zur Verfügung (Fuhrpark, Eigenes Kfz, Mietwagen)? • Kann die Hinfahrt organisiert werden oder wird diese bezahlt (Behörden, kirchlich, staatlich)? 6.3.4 Dokumentation und Aufzeichnung Zwecks Ausrüstung und für eine Nachbesprechung ist eine lückenlose Dokumentation und Aufzeichnung des Vorfalles ungemein wichtig: • Habe ich eine ausreichende Ausrüstung (Notizblock, Schreibzeug, ggf. Medien, Transportkoffer)? • Was muss ich genau aufschreiben (beabsichtigte Ziele, beteiligte Personen, Orte, Uhrzeiten, Tätigkeiten) • Habe ich Formulare zum Ausfüllen (Sterbe-/Firm-/Taufmatrikel, Segnungen, Bescheinigungen etc.) • Wo habe ich Notizen aufzubewahren (Abschließbar, evtl. falls Gedankenstütze vernichten, Aktenordner, Datenschutz beachten!) Wichtig: Alle Aufzeichnungen sind am Ort der Einsatzzentrale, das ist im Falle der KKD / FKB stets am Sitz der Kirche, aus Datenschutzgründen aufzubewahren. 110 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 6.3.5 Nachbesprechung und Nachsorge Der Aufarbeitung nach einem Einsatz kommt ebenso wie der Vorbereitung große Beachtung zu. Besonders negative Reaktionen nach besonders belastenden Einsätzen können verhindert oder gemildert werden, wenn daran gearbeitet wird, • die durch den Einsatz erlittenen Belastungen wieder abzubauen. Dies wird in der Regel mit Gesprächen geschehen. Es gibt dazu viele Gründe: • Bereits bei der Nachbesprechung mit Kollegen oder Einsatzkräften wird dabei einiges verarbeitet, • es werden Ratschläge gegeben • oder Gefährdungen bewertet. • Ein Gruppengespräch z.B. in Form eines SBE-Gespräch ist hierbei ebenso hilfreich, wie • Einzelgespräche über belastende Momente. • Diese können und sollten z.B. in Form eines Tagebuchs oder in der Einsatzdokumentation aufgeführt sein52. • Ebenso wichtig ist aber auch das Gespräch mit dem eigenen Lebenspartner, denn dieser kennt einen vor und nach den Einsätzen, mithin also die meiste Zeit im Jahr. Eine private Nachsorge des Helfers kann hier ungemein hilfreich sein, z.B. in Form von • Entspannungstechniken, • Urlaub, • Hobbies, • seelsorgerischen Gesprächen, Beichten und Gebet Wichtig ist im Nachgang auch eine nachfolgende Eigenbewertung und Betreuung z.B. durch • Selbstkritik am eigenen Handeln, sofern man den Selbstschutz missachtet, und eine • ständige Begleitung durch Kollegen oder den Einsatzleiter, • sowie natürlich auch die Inanspruchnahme von medizinischer Hilfe, sofern dies nötig erscheint. 52 vgl. PSNV - Team Niederrhein e.V. Einsatznachsorge - Krisenintervention www.psnv.info / Hilfen Stressmanagement unter <http://www.psnv-niederrhein.de/index.php?menuid=22&reporeid=17> Stand 2.11.2016 111 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 6.4 Praxistipps Die Praxistipps richten sich hauptsächlich an die Formen der Überbringung von unangenehmen Nachrichten, an die Handhabung besonders schwieriger Fälle und Statements, sowie an die Möglichkeiten auf Betroffene beruhigend einzuwirken. 6.4.1 Häuslicher Todesfall / Überbringen von Todesnachrichten Eine Herausforderung ist die Überbringung einer Todesnachricht. Bereits vorab müssen sich Seelsorger berste darauf einstimmend vorbereiten und fragen, wer wohl diese Nachricht empfängt, welche Umstände sie antreffen, ob sie Hilfe benötigen werden und auf was sie achten müssen. Die Reaktionen der Menschen darauf, sind ebenso unterschiedlich wie deren Begleitumstände: Sie reichen von Aggression über Teilnahmslosigkeit, bis zum Weinkrampf, Zusammenbruch, gar Ohnmacht oder medizinischen Notfällen wie Schock und Herzbeschwerden. Aus diesem Grunde ist es sinnvoll, einen Rettungswagen oder Arzt in der Nähe zu haben. Der folgende Text wendet sich speziell an Polizeibeamte, ist aber auch gut auf unsere Seelsorger übertragbar. Aus Zitationsgründen ist hier also gedanklich der Polizeibeamte / Dienststelle auf den Kleriker / Seelsorger / Überbringer und das dementsprechende Gemeindebüro / Dienststelle zu übertragen. Die im Original kursiv geschriebenen Sprachregelungen wurden hier fett kursiv gesetzt. Der Text wurde entnommen aus einer Überarbeitung eines der Polizeiseelsorge im Regierungsbezirk Tübingen in Zusammenarbeit mit der Polizeidirektion Biberach herausgegebenen Faltblattes 53, welcher hier ungeachtet der Formatierung oder von Fehlern lehrreich aufgeführt ist: „Wie eine Todesnachricht überbracht wird ist einer von anderen wichtigen Faktoren für die Angehörigen den Verlust besser oder schlechter zu bewältigen. Deshalb ist es wichtig, dass diese Aufgabe gut gemeistert wird. Auch für Sie selbst ist es wichtig diese Aufgabe möglichst - gut mitfühlend, aber nicht mitleidend - zu bewältigen. Bei der Überbringung einer Todesnachricht werden Sie an Ihre eigene Endlichkeit erinnert und auch an bedeutende Verluste und Trauererfahrungen in Ihrem Leben. Das kann sowohl hilfreich sein, denn Sie können mitfühlen, aber auch erschwerend, denn Sie können zu sehr bei Ihren eigenen Erfahrungen und Erlebnissen sein. Wenn letzteres der Fall ist, dann sollte dieses Mal eine Kollegin oder ein Kollege die Aufgabe übernehmen. Was werden Sie antreffen? Entsetzte Hinterbliebene? Kinder darunter? Oder Eltern vielleicht, die „durchdrehen“ bei der Nachricht? ,sich schreiend am Boden wälzen, mit den Fäusten auf Sie losgehen oder Ihnen stumm und hilflos schluchzend um den Hals fallen? Oder wird alles ganz anders sein: Völlige Gefasstheit, Gleichgültigkeit oder gar Erleichterung, vielleicht sogar Genugtuung über den Tod und Hass auf den Verstorbenen? 53 Überarbeitete Auflage des ursprünglich von der Polizeiseelsorge im Regierungsbezirk Tübingen In Zusammenarbeit mit der Polizeidirektion Biberach herausgegebenen Faltblattes. ViSdP, Georg Hug, Polizeidekan, Bundesarbeitsgemeinschaft der katholischen Polizeiseelsorge. 2014.www.polizeiseelsorge.org Nachdruck mit dieser Quellenangabe gestattet http://polizeiseelsorge.org/download/C4e95b0b3X145da076e14X7e83/Faltblatt_Sie_haben_eine_Todesnachricht_zu_ue berbringen.pdf 112 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Sie kennen die Geschichte zwischen dem Toten und seinen Hinterbliebenen nicht, wissen nicht, ob die Ehe gut war, die Kinder ok, wissen nichts von Liebe und Glück, nichts von Schuld und Schulden,nichts von früheren Verlusterfahrungen und deren Bewältigung.Sie wissen nur, was die Hinterbliebenen noch nicht wissen: Ein Angehöriger ist gestorben oder verunglückt.Und Sie müssen auf alles gefasst sein. Bedenken Sie, dass Reaktionen Emotionen, Worte, Tun,... nicht Ihnen persönlich gelten. Durch die modernen Kommunikationsmittel könnte sein aber auch sein, dass die Todesinformation schon bei den Angehörigen angekommen ist. Das geht teilweise sehr schnell. Wie steht es mit Ihnen selbst? Werden Sie unsicher, wenn Sie Ihre Gefühle nicht verbergen können? wenn Ihnen die Worte ausgehen und Sie einem aufgewühlten wildfremden Menschen nur noch stumm die Hand drücken können? Oder werden Sie aggressiv, wenn wieder ein Kind, es könnte Ihr eigenes sein, von einem rücksichtslosen Autofahrer überfahren wurde? Verachten Sie den Fixer mit dem Goldenen Schuss auf dem Bahnhofsklo? Und was halten Sie von dem Mann, der sich in seiner Alterseinsamkeit am Fensterkreuz erhängt hat? Denken Sie hin und wieder über den Tod nach, der Ihnen in Ihrem Beruf, sei es auf der Straße, sei es beim Verbrechen, so häufig begegnet? Oder versuchen Sie einen Bogen um den Tod zu schlagen? Doch das lässt sich eigentlich nicht wirklichdurchhalten. Verdrängen des (eigenen) Todes geht nicht und macht einen bei einer solchen Aufgabe doch nur verkrampft korrekt oder völlig hilflos. Egal wie die Angehörigen reagieren werden, sie erwarten von Ihnen fast immer möglichst viel Einfühlungsvermögen. Wenn Sie verkrampft sind, geht das nicht. Sie sollten bereit sein, offenen Herzens und mit verletzbarer Seele für die Angehörigen in dieser Situation da zu sein, so wie diese es für ihre körperliche Unversehrtheit und den Aufruhr ihrer Seele brauchen. Das können Sie nur, wenn Sie selbst keine unüberwindbare Angst, aber auch keine Hornhaut auf der Seele haben. Doch das hängt wohl zusammen. Routine für solche Aufgaben kann und darf es nicht geben. Ihre Unsicherheit ist auch wertvoll: Sie lässt Sie im positiven Fall alle Sinne öffnen für die Signale, die Ihr Gegenüber aussendet -das ist wichtig. Ihre Unsicherheit macht Sie menschlich -und selbst wenn Ihnen einmal die Augen feucht werden sollten oder plötzlich ein hemmungslos weinender Mensch in Ihren Armen liegt, und Sie ihm nur noch hilflos das Haar streicheln können, Sie brauchen sich dessen nicht zu schämen, auch nicht vor Ihrer Kollegin oder ihrem Kollegen. Es kommt in diesem Moment nur darauf an, dass Ihr Gegenüber Ihr Verständnis spürt. Seien Sie also ganz da für den Hinterbliebenen und ertragen Sie seine Nähe umso eher wird er dann auch für Ihre vielleicht nötigen Nachfragen da sein und sich dabei etwas normalisieren. 113 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Grundsätze Die folgenden Hinweise sind keine Gebrauchsanweisung für den Umgang mit Hinterbliebenen. Eine solche gibt es nicht. Aber es gibt Erfahrungen und Erkenntnisse, die Sie berücksichtigen können und sollen. Die Hilfshinweise sind sozusagen Ihr »Notfallkoffer«. Ob sie ihn richtig anwenden, hängt unmittelbar mit Ihrer Persönlichkeit und Ihrer Geistesgegenwart zusammen, und die erwerben Sie nicht durch Handlungsrezepte. VORBEREITUNGEN 1. Auch wenn es zunächst viel einfacher erscheint: Geben Sie solche Nachrichten nie telefonisch durch. Sie lösen im Erleben des anderen eine Extremsituation aus. Das Telefongespräch mag er noch überstehen, aber wenn er danach zusammenklappt und ohne Hilfe ist, dann haben Sie die Folgen Ihres Anrufs zu verantworten. 2. Eine Polizistin oder ein Polizist sollte keinesfalls allein eine solche Aufgabe übernehmen. Wenn Sie jemanden mitnehmen, der kein Kollege ist (z. B. einen Pfarrer, Notfallseelsorger, Kriseninterventionsmitarbeiter, Arzt, Verwandten), sollten Sie ihn kennen und vorher Ihre Funktionsaufteilung besprechen (Sie übernehmen die Nachricht, Ihr Partner die Nachbetreuung). 3. Soweit es möglich ist, machen Sie sich vorher sachkundig: Der Tote oder schwer Verletzte muss einwandfrei identifiziert sein; notfalls nachfragen. Wie ist der Unfallhergang (ohne dass Sie ihn dann ausführlich in seiner Schrecklichkeit erzählen sollen)? Wo befindet sich der Tote? Wer wird weitere Auskunft geben können (Arzt, Krankenhaus)? Wenn Sie sich sachkundig gemacht haben, können sie nach dem ersten Schock ein kompetenter Gesprächspartner sein. Manchmal, lassen sich auch weitere Auskünfte einholen: Wer gehört zur Familie? Sind momentane Schwierigkeiten und Krankheiten bekannt? Sie können sich dann innerlich auf die Begegnung besser einstimmen. Fragen Sie aber keine Nachbarn, das könnte Probleme geben. 4. Sie müssen ausreichend Aufenthaltszeit in der Wohnung einkalkulieren –ein solcher Einsatz kann auch länger dauern. Viele Kolleginnen und Kollegen hätten hier gerne einen zeitlichen Richtwert. Das ist schwierig, aber viele empfehlen von mindestens 30 Minuten auszugehen. 5. Nehmen Sie unbedingt ein Funkgerät / handy mit, aber lassen Sie es ausgeschaltet. Mit dem Funkgerät /handy können sie Hilfe herbeirufen (Arzt, Pfarrer, Angehörige). Vielleicht informieren Sie aber schon vorher vorsichtshalber die Rettungsleitstelle, damit notfalls schnell ärztliche Hilfe geschickt werden kann. 6. Wenn es die Situation nicht anders erfordert überbringen Sie die Todesnachricht in Ihrer Dienstkleidung (Uniform). 7. Durch die Todesnachricht sind viele Kolleginnen und Kollegen selbst emotional angerüht. Auch die Reaktionen von Angehörigen lösen bei uns Emotionen aus. Professionelles Auftreten heißt nicht, dass Sie keine Emotionen zeigen dürfen. Es geht nicht darum eiskalt und absolut distanziert zu sein. Aber genau so wenig dürfen Ihre Emotionen überfließen und die Angehörigen belasten, oder sie handlungsunfähig machen. Aber: Mitmenschlichkeit, eigene Bewegtheit,... dürfen und sollen Sie zeigen. 114 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD VERHALTEN VOR ORT 1. Manche Menschen lächeln unbewusst - aus Unsicherheit oder um Aggressionen ihres Gegenübers abzuwehren. Das wird Ihnen nicht unterlaufen, wenn Sie sich das bewusst machen. 2. Sind Sie auch wirklich an der richtigen Adresse? Gibt es im Haus mehrere Bewohner mit demselben Namen? Stellen Sie sich kurz vor und nennen Sie ihre Dienststelle und fragen Sie vorsichtshalber nach: Sind Sie die Frau von.., der Vater von.... ? „Guten Tag“ und später dann auch „auf Wiedersehen“ sind unpassend als Eröffnungs -bzw. Verabschiedungsformel. 3. Die Nachricht sollte erst nach Betreten der Wohnung gesagt werden, sonst könnte hinter der verschlossenen Tür möglicherweise ein medizinischer Notfall eintreten. Wenn man Sie nicht einlassen will, kann der Satz: Ich muss Ihnen eine schlimme Nachricht bringen ... der richtige Türöffner sein. Er eignet sich auch als Überleitung zur eigentlichen Nachricht. Bitten Sie die Angehörigen sich hinzusetzen: Können wir uns nicht hinsetzen?,denn es wird besser sein, wenn der Hinterbliebene die Nachricht sitzend erfährt, für den Fall, dass er umkippt. Formulieren Sie knapp, verständlich, eindeutig, aber trotzdem einfühlend. Das Wort Tot sollte ausgesprochen werden. 4. Kinder sollten, wenn das geht, nicht anwesend sein. Es ist das Recht der Eltern die Kinder zu informieren. Sie finden (hoffentlich) die richtigen Worte. Ein zweiter Grund ist, dass Kinder oft mit der ersten emotionalen Reaktion der Erwachsenen nicht umgehen können. Ausbrechende Emotionen können Kinder verunsichern, verstören – sogar traumatisieren. Kinder in unterschiedlichen Alters- bzw. Entwicklungsstufen haben ein anderes Verständnis vom Tod, als Erwachsene. Wenn Sie dazu in der Lage sind, dürfen Sie Ihre Hilfe anbieten. Schicken Sie Kinder aber nicht alleine in ein Neben- oder Kinderzimmer. Teilen Sie sich gegebenenfalls auf. Sind sie äußerst vorsichtig mit Äußerungen was Kinder nach dem Tod eines Angehörigen brauchen. Es ist nicht automatisch richtig, dass Kinder beispielsweise nicht weiter in die Schule gehen sollen, oder dass sie eine Therapie brauchen. Trauer ist keine Krankheit, sie ist eine normale Reaktion einen bedeutenden Verlust zu bewältigen, aber Trauer kann krank machen. 5. Achten Sie ggf. auch darauf dass bspw. Hunde vor dem Überbringen einer Todesnachricht weggebracht werden. Auch sie könnten durch starke emotionale Erstreaktionen der Angehörigen zu unkontrollierten Reaktionen veranlasst werden. 6. Sagen sie Ihre Nachricht ohne Umschweife und ohne falsche Hoffnungen zu lassen: Ihr Mann hatte vor zwei Stunden einen Verkehrsunfall und starb noch an der Unfallstelle. Sprechen Sie das Wort Tot aus! 115 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 7. Jetzt lassen Sie dem Hinterbliebenen Zeit für seine Reaktion. Alles ist möglich. Seien Sie offen und verständnisvoll. Mitleids-und Beileidsfloskeln werden in der Regel nicht erwartet, sondern nur Ihr Verständnis und Ihre momentane Anteilnahme als Zeuge dieses schrecklichen Augenblicks, Ihr „dasein“. Oft ist es wichtiger die Stille, das Unbegreifliche (mit)auszuhalten, als viele Worte zu machen! Halten Sie aus, dass Sie nichts machen, nichts wirklich tröstendes sagen können.Lassen Sie Floskeln wie: es wird schon wieder, Sie haben doch noch ein gesundes Kind, Sie können doch noch weitere Kinder bekommen,...weg ; sie trösten nicht, sie verletzen die Angehörigen zusätzlich! • Bei stark emotionaler Reaktion -Zeit lassen! Wenn Hinterbliebene weinen, dann lassen Sie diese weinen! Wenn Sie (zu früh) ein Taschentuch reichen, dann ist das kein Signal der Hilfsbereitschaft, sondern dafür, dass Sie diesen starken Gefühlsausdruck nicht aushalten. Geben Sie den Angehörigen „Raum zur Klage“, „stören Sie nicht beim Weinen“. Wenn Hinterbliebene auf und ab gehen , dann lassen sie sie gehen. Wenn Hinterbliebene „toben“, dann lassen Sie dies zu, außer es werden andere gefährdet oder die Hinterbliebenen gefährden sich selbst. (Fachleute sind sich weitgehend einig, dass Ruhigstellen mit Medikamenten nur im Ausnahmefall geboten ist. Trauer muss und kann ausgehalten, durchlebt werden und sollte nicht durch Medikamente gedämpft werden.) • Bei körperlichem Zusammenbruch oder Hysterieanfällen Arzt rufen! • Fällt man Ihnen um den Hals, geht man Sie tätlich an in den Arm nehmen! • Bleibt die Emotion aus, wirkt der Hinterbliebene starr und verschlossen, kann das eine normale Reaktion sein. Es kann sich aber auch ein Kollaps anbahnen. Der Angehörige kann Sie auch möglichst schnell aus der Wohnung haben wollen - Suizidgefahr! • Suizidgefahr auch, wenn der Hinterbliebene irgendwelche Schuldgefühle äußert! • Ist der Angehörige offensichtlich erleichtert über den Tod -Achtung: nicht moralisch verurteilen, sondern auch in diesem Fall behutsam verstehend nachfragen! • In der Regel gilt: Wenn der erste Schock vorüber ist, fragen Sie nach dem Verstorbenen, interessieren Sie sich dafür, was er für ein Mensch war, was er seinen Hinterbliebenen bedeutet hat. Sie bekunden damit Anteilnahme. Achtung: Diese Fragen dürfen keinen Verhörcharakter haben und sollen zu nichts weiter dienen, als dem Angehörigen zu zeigen, dass jemand bemüht ist, auf seine schreckliche Lage einzugehen. Leiten Sie dann über auf das, was als nächstes ansteht, bringen Sie aber keine Lösungen, das ist nicht Ihre Aufgabe. Haben Sie jemanden, der Ihnen zur Seite steht? Lassen Sie dem Hinterbliebenen Zeit, seine Antworten zu finden! Kann ich etwas für Sie tun? Wollen Sie jemanden von Ihren Verwandten oder Freunden anrufen? Oder soll ich das für sie tun. Oder haben Sie in der Nachbarschaft jemanden, der nach Ihnen schauen soll? 8. Sie sollten in der Regel nicht gehen, ohne eine zuverlässige Person in der Wohnung zu hinterlassen: ein Pfarrer, ein Notfallseelsorger,eine Person eines Kriseninterventionsteams, ein Arzt, ein emotional nicht so stark betroffener Verwandter oder Freund, oder ein Nachbar. Soweit möglich: Fragen Sie den Hinterbliebenen, wen Sie herbeirufen lassen sollen. 9. Hinterlassen Sie Ihre Visitenkarte und eine Kontaktadresse, über die der Hinterbliebene weitere Einzelheiten erfragen kann. 116 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD NACHBEREITUNGEN 1. Verdrängen Sie Ihr Erlebnis nicht! Gehen Sie noch einmal alles in Gedanken durch: • Ist der/die Hinterbliebene auch wirklich unter helfender Kontrolle und eine Kurzschlussreaktion weitgehend ausgeschlossen? • Wie fühlen Sie sich? Erleichtert, verunsichert, gekränkt, aufgewühlt, verärgert oder...? 2. Sprechen Sie die Situation und auch Ihre Gefühle möglichst mit Ihrem Kollegen durch. Fragen Sie ihn, wie er es erlebt hat, wie er sich fühlt. 3. Wenn Sie sehr geschlaucht sind, dann gilt auch hier,wie in anderen belastenden Situationen: Stressabbau durch körperliche Betätigung! 4. Wenn Sie Ihren anderen Kollegen Bericht erstatten, seien Sie menschlich: Geben sie keinen Sensationsbericht. Erzählen sie nur dann ausführlicher, wenn Sie auch über Ihre Reaktion und Ihre Gefühle sprechen können.Wenn Sie Kollegen haben, mit denen Sie auch solche Gespräche führen können, dann sind Sie in einem guten Kollegenkreis. 5. Nehmen Sie Kontakt zu Ihrem Polizeiseelsorger auf. 6. Überlassen Sie ein Nachgespräch mit den Angehörigen keinem Kollegen. Gehen Sie selbst, Ihnen bringt man Vertrauen entgegen, weil Sie dem Hinterbliebenen durch die gemeinsam durchgestandene Extremsituation verbunden sind. 7. Wenn es geht, fragen Sie im Nachgespräch auch, ob Sie etwas falsch gemacht haben, etwa in der Art: Ich fühle mich immer fürchterlich unwohl, wenn ich jemanden mit einer solchen Nachricht wehtun muss... Sie beweisen damit ein weiteres Mal Ihr Verständnis und Ihre Solidarität und Sie bekommen Rückmeldung für Ihr Verhalten. Ein Nachgespräch zwischen Notfallseelsorger,... und Ihnen ist ebenso für beide Seiten hilfreich. Anmerkungen: Es gibt in diesem Text natürlich auch die Fälle, die Kindestod, Verkehrsunfallopfer oder gar häusliche Unfälle berühren. Aus diesem Grund werden diese Fälle in den folgenden Kapiteln nur noch in Kürze erwähnt. 6.4.2 (Verkehrs-)Unfälle, Gewaltopfer, Großschadensereignisse Bei Unfällen mit Verkehrstoten, Gewaltopfern und MANV (Großschadensereignissen) stehen auch Bedürfnisse der Polizei und Rechtsbehörden im Vordergrund. Eines Teils dient dies zur Ermittlung der Identität und Schadens- bzw. Todesursache, andererseits auch u.U. für kriminalistische Ermittlungen. Die Leichen werden in diesem Fall für gewöhnlich beschlagnahmt und sind dem Zugriff der Verwandten / des Seelsorgers bis zur Freigabe daher entzogen. 6.4.2.1 Häuslicher Todesfall mit ungeklärter Ursache Ein wichtiger Sonderfall ist jedoch auch der häusliche Todesfall, bei dem die Ursache unbekannt ist bzw. dessen Ursache nicht vom Arzt ermittelt werden kann. Auch hier wird in der Regel der Leichnam beschlagnahmt und die Umgebung abgesichert. 6.4.2.2 Erfolgreicher Suizid Dies gilt auch und gerade wenn ein Suizid erfolgreich war: In diesem Fall gilt das oben gesagte: Der Leichnam wird auch hier aus rechtlichen Gründen beschlagnahmt. 117 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 6.4.3 Tod und Betreuung von Kindern / Plötzlicher Säuglingstod Der Tod von Kindern, insbesondere aber der plötzliche Säuglingstod stellt für Betroffene, natürlich insbesondere die Eltern, eine große Belastung dar, die von Selbstzweifeln, Schuld und Verzweiflung geprägt ist. Besonders belastend ist hierbei, das insbesondere beim plötzlichen Säuglingstod in der Regel die Behörden und die Polizei eingeschaltet werden, um die Todesursache und Verantwortlichkeit für den Tod zu klären. Aus diesem Grund wird in sehr vielen Fällen der Leichnam beschlagnahmt und erst nach der Obduktion freigegeben, sowie die Eltern nach etwaigen Umständen befragt. Wichtig sind auch hier folgende Möglichkeiten der Begleitung, die angepasst sein müssen: • Ein möglichst vertrauensvolles, vertrauliches Gespräch mit Eltern, Geschwistern und Verwandten führen und mit aktiven Zuhören deren Trauer erleichtern, • den Eltern und Verwandten beim Polizeieinsatz oder Behördengang zur Obduktion beistehen, auf Wunsch die Gründe für Obduktion oder Beschlagnahme ggf. erklären und sie in der Verarbeitung von z.B. gerichtlichen Nachrichten / Mitteilungen unterstützen, • Den Eltern vorab mit einem kl. Ritual ein Abschiednehmen auch ohne den Leichnam empfehlen und ihnen dies würdig ermöglichen, ggf. auch (bei ungetauften Kindern) den Begriff der „Begierdetaufe“ anbringen und das sich der Herr allen Kindern erbarmt. • Auf Wunsch das soziale Umfeld der Eltern wie z.B. nahe Verwandte, enge Freunde und Bekannte informieren und aktivieren, auch ihnen ggf. die Gründe rechtlicher Zwänge erläutern und sie um Mithilfe bei der Bewältigung dieser Umstände bitten. • Gegebenenfalls aber auch die Eltern vor zusätzlichen Belastungen durch Verwandte schützen und ihnen eine ungestörte Abschiednahme ermöglichen. • Vorbereitungen zur Beerdigung besprechen, sowie auch geistlichen Beistand ermöglichen. 118 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 6.4.4 Suizid Psychiatrische Notfälle / Drogenintoxikation, (Drohender) Psychiatrische Notfälle, Drogenmissbrauch und drohender Suizid verlangen nach einer direkten psychiatrischen, medizinischen Unterstützung. Der Seelsorger kann hier aber, gerade im Umfeld des Betroffenen und unter Umständen im Nachgang für Betroffene selbst begleitend eine Hilfe sein. 6.4.4.1 Psychiatrische Notfälle / Drogenintoxination Psychiatrische Notfälle sind Krankheiten der Seele, die eine Gefahr für den Betroffenen, als auch für andere darstellen. Diese verlangen nach rascher, ausschließlich medizinischer Betreuung. Eine psychiatrische Krise hingegen als schwächerer Form benötigt ebenso medizinischen Beistand, kann aber vom Seelsorger als Hilfe für den Betroffenen oder dessen Angehörige und Freunde begleitet werden. Beides drückt sich als Drogen- und Medikamentenmissbrauch, als (Selbst-)Aggression, Teilnahmslosigkeit, Verwirrtheit oder Suizid aus. Man kann dies wie folgt definieren54: Ein psychiatrischer Notfall ist ein Zustand, der häufig durch eine psychiatrische Krankheit bedingt ist und der einen unmittelbaren Handlungszwang zur Abwendung von Lebensgefahr oder von anderen schwerwiegenden Folgen mit sich bringt. Er erfordert eine sofortige, an der akuten Symptomatik orientierte, gezielte Therapie, um eine Gefahr für die Gesundheit des Patienten und evtl. anderer Personen abzuwenden. Die psychiatrische Krise hingegen ist in geringerem Ausmaß durch direkte vitale Bedrohung gekennzeichnet. Im Vordergrund steht vielmehr das Fehlen oder das Zusammenbrechen individueller u./o. sozialer Bewältigungsstrategien im Rahmen belastender Krankheits- bzw. Umgebungsbedingungen. Aufgabe der psychiatrischen Krisenintervention ist es, in mehreren Schritten, innerhalb von Tagen oder Wochen, eine auch ursächliche Veränderung der zugrundeliegenden Bedingungen zu erreichen. Der Suizid macht einer Untersuchung zufolge (Häfner und Rössler 1987) lediglich einen kleinen Prozentsatz für den Einsatz eines psychiatrischen Notfall und Krisendienstes aus. Die weitaus größte Gruppe (fast 2/3!) stellt jene der Sucht- und psychiatrischen Erkrankungen wie Schizophrenie dar. Rechtlich berührt es die Aspekte Einwilligungsfähigkeit (Erkennen der Krankheit) und Mutmaßliche Einwilligungsfähigkeit, rechtfertigender Notstand, sowie auch die zwangsweise Unterbringung (PsychKG) und die (Eil-) Betreuung (BGB). Neben Suizidalität sind dies hauptsächlich Erregungszustände mit hoher Aktivität, Reizbarkeit, Enthemmung und Gewaltbereitschaft, aber auch im Falle von (psychischen) Krankheiten, Drogen, Medikamenten und Alkohol Bewusstseinsstörungen oder gar Kataton-stuporöse (d.h.durch Bewegungsmangel, -verlangsamung und Teilnahmslosigkeit gezeigte) Zustände 55 54 Skript der Vorlesung Psychiatrie Psychiatrische Notfälle und Suizidalität von Dr. med. Georg Juckel Stv. Leitender Oberarzt Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie – Charite Berlin, S. 4 f. <http://www.miggeseminare.de/infos/Psychiatrische%20Notfaelle%20Vorlesung%20im%20PSHP-Seminar.pdf> Stand 25.11.2016 55 vgl. Skript der Vorlesung Psychiatrie Psychiatrische Notfälle und Suizidalität von Dr. med. Georg Juckel der Charite Berlin S. 6-9 ebd. 119 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Das Erkennen auf eine mögliche Intoxination oder Krankheit ist zwar nicht Aufgabe des Seelsorgers, sondern die eines Arztes, dennoch muss dem Erkennen von möglichen Anzeichen ein gewisser Raum gewidmet werden. Die Gründe sind sowohl rechtlicher und medizinischer Art, als auch jene des Selbstschutzes. Weder der Seelsorger noch andere Personen, am Wenigsten der Betroffene selbst, sollten gefährdet werden können. Der Seelsorger, aber auch Verwandte / Bekannte können als Warnzeichen bzw. Hinweis achten auf: • Die äußere Erscheinung (Sind Einstichstellen zu sehen, wird die Kleidung vernachlässigt oder ist sie absolut unpassend, mit Blut bzw. Körperflüssigkeiten bzw. Exkrementen verschmutzt, gibt es Verletzungen) • Sind Vegetative Elementarfunktionen betroffen (schneller Puls, heftige Atmung, erhöhte Temperatur, Zittern d.h. Tremor vorhanden, übermäßige Schweißproduktion d.h. Hyperhidrosis, Hautfarbe und -beschaffenheit / -turgor, besonders aber auch unnatürliche Pupilleneng- oder -weitstellung und Lichtstarre. • Wie ist die Bewusstseinslage? Ist Zerfahrenheit oder Auffassungsstörungen festzustellen, gibt es Halluzinationen (doch Vorsicht: Die Symptomatik hängt von Umgebungsfaktoren wie z.B. Angehörigen ab). Letztendliche Sicherheit und eine Diagnose können nur Laborbefunde und der Arzt liefern. Beim Erstkontakt sind aus Vorstehendem abgeleitet unbedingt Sicherheits- und Vorsichtsmaßnahmen des Helfers, aber auch Betroffenen zu treffen: • Nicht sich selbst überschätzen, besser Polizei und medizinisches Personal verständigen • Auf eine unmittelbare Bedrohung durch den Patienten wie z.B. den Angriff auf Bezugspersonen, Tragen von Waffen, Äußerungen über beabsichtigte Aggressionen achten, Ruhig und selbstsicher auftreten, sich „außer Reichweite“ bringen • Bei Erregten aber auch Ruhigen mit Bewusstseinsstörungen mit überraschenden aggressiven Durchbrüchen rechnen, diese können "aus heiterem Himmel" passieren. • Auf Reizabschirmung achten bzw. Betroffene in eine ruhige und ungestörte Atmosphäre bringen, ihn ggf. auch von Bezugspersonen oder Angehörigen trennen. • Gesprächsbereitschaft abklären und viel Ruhe und Zeit einräumen, den Betroffenen möglichst zeitnah an einen Arzt vermitteln, bzw. diesen verständigen 56. Hinweis: Der Amtsarzt kann auch ohne Einwilligung des Betreffenden eine Einweisung zur Behandlung veranlassen. Dies ist natürlich dem Betreffenden nicht mitzuteilen. 56 vgl. Skript der Vorlesung Psychiatrie Psychiatrische Notfälle und Suizidalität von Dr. med. Georg Juckel Stv. Leitender Oberarzt Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie – Charite Berlin, S. 11-14 <http://www.miggeseminare.de/infos/Psychiatrische%20Notfaelle%20Vorlesung%20im%20PSHP-Seminar.pdf> Stand 25.11.2016 120 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 6.4.4.2 Trauer und Depression Es ist wichtig, Anzeichen einer Depression von Anzeichen von Trauer zu unterscheiden. Anhand der folgenden Tabelle wird ein Versuch unternommen, diese gegenüber zu stellen. Eine Phase der Trauer kann durchaus auch in einer Depression münden, die wiederum zu einem Suizidversuch führen könnte. Es scheint daher wichtig, diese Anzeichen deuten zu können. Anzeichen von Trauer • • • • • • • • Anzeichen einer Depression gedrückte Stimmung wegen des Verlusts Der Grund der Stimmung ist bekannt schwächere Schuldgefühle wegen des Todes, Selbstkritik möglich Handlungen sind gegenüber Depressiven nicht verlangsamt Denken ist gegenüber Depressiven nicht erschwert Schmerz, Kummer, Wut, Ängste etc. Eher emotionales „Aufwallen“, keine chronische Niedergeschlagenheit Auch psychische Phänomene möglich, bei denen die Trauer um den Verstorbenen im Mittelpunkt steht. • • • • • • • • • gedrückte Stimmung Grundlosigkeit der Stimmung starke Schuldgefühle, verminderte Selbstkritik Schwunglosigkeit,bleierne Müdigkeit,Unruhe Grübeln, Unsicherheit, Konzentrationsschwäche Interesselosigkeit, Freudlosigkeit Hoffnungslosigkeit, negative Zukunftsperspektiven verminderter Appetit Tiefe Verzweiflung Todesgedanken Tabelle 1: Vergleich zwischen Trauer und Depression (vgl. [Werner Becher: Seelsorgeausbildung] S. 183-185) Bei der Verarbeitung von Trauer mag es helfen, wenn die Trauerverarbeitung auch in Phasen eingeteilt werden kann und ein Ende des Trauerprozesses absehbar ist. Die Phasen sind bei Kindern und Jugendlichen überwiegend nach dem System des evangelischen Theologen Yorick Spiegel wie folgt aufgeführt (vgl. [Werner Becher: Seelsorgeausbildung] S. 194) 1. Schock: Heftige Gefühlsausbrüche, Abwehrhaltung, Verzweiflung, Eindruck der Lähmung und Gefühlsarmut, Abschottung 2. Kontrollierte Phase: Selbstkontrolle und Kontrolle durch Außenstehende, Verarbeitung des Geschehens, Aufnahmefähigkeit in der Phase der Bestattung/Trennung noch reduziert. 3. Phase der Regression: Wechselbad der Gefühle (Wut, Ärger, Ängste, Hilflosigkeit), Suche nach dem Verstorbenen / Verlorenen, Wahrnehmungsstörungen und Zwiesprache mit dem Verstorbenen bzw. Verlorenen oder seinem Bild / Grab. 4. Phase der Adaption und des neuen Weltbezugs: Anpassung an die neue Situation, Integration der Erinnerung an den Toten/Verlust, gelegentlich auch Erinnerung an den Schmerz des Verlustes 121 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Das Alter spielt bei der Verarbeitung von Todesfällen eine große Rolle. Alter des Kindes Merkmale neun Monate bis ein Jahr Symbolische Riten herrschen vor, „Nicht Da“ und „Tot“ ist gleichbedeutend, Erleben des Todes nur durch Gefühle, Der Unterschied zwischen Unbelebt- und Belebtheit ist bekannt. ein Jahr bis drei Jahre Der Tod wird symbolisch wahrgenommen, die Endgültigkeit des Todes ist aber noch unbekannt, Rollenspiele (Peng, du bist tot, aber jetzt wieder lebendig) machen Tod erlebbar. vier Jahre Eine Vorstellung vom Tod bildet sich heraus, die Empfindung fehlt aber noch. Rituelle Spiele (Indianer, Krieg) mit Todesbezug, auch Tod oder Quälerei an Tieren werden beobachtet. drei bis fünf Jahre Es wird noch an die Vermeidbarkeit des Todes geglaubt, der Tod im Alter wird als Faktum hingenommen, doch wird der Tod als vorübergehender Zustand (Schlaf) angesehen. sechs bis acht Jahre Persönliche Vorstellungen (Sensenmann), Erfahrungen am Grab, die Angst vor Tod der Eltern wird mit dem Krankenhaus verknüpft, es gibt ein sachliches Interesse (auch am Leben nach dem Tod). ab ca. neun Jahren Es werden biologische Bezüge (kein Puls=Tod) gestellt, der eigene Tod wird nachgefragt. Der Tod wird als Strafe angesehen. ab zwölf Jahren Vollumfängliches Begreifen des Todes, die Realität wird begriffen. Tabelle 2: Begreifen des Todes vgl. Seite des Johanniterordens unter „Trauerphasen nach Verena Kast“ <http://www.johanniter.de/dienstleistungen/betreuung/trauerbegleitung-von-kindern-und-jugendlichen-lacrima/lacrima-inmittelfranken/service-wissen/wissen/trauerphasen-nach-verena-kast/> Stand 5.12.2016 Die Psychologin Kerstin Lammer bringt die Aufgaben der Trauerbegleitung in eine Kurzform nach . [Werner Becher: Seelsorgeausbildung] S. 196 wie folgt in eine Reihenfolge: T R A U E R Tod be-greifen helfen (Realisation) Reaktion Raum geben können (Initiation) Anerkennung des Verlusts äußern (Validation) Uebergänge unterstützen (Progression) Erinnern und Erzählen anregen (Rekonstruktion) Ressourcen und Risiken einschätzen (Evaluation. Prävention) 122 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Es wird ein anderes Vierphasenmodell der Psychologin Verena Kast zugeschrieben. Der Johanniterorden57 empfiehlt bei der Trauerbegleitung folgendes Vorgehen: 1. Phase des Nicht-Wahrhaben-Wollens (Stunden bis mehrere Wochen) Diese Phase der Leugnung und des Schocks kann gemildert werden durch: • • • Den Alltag: Besorgungen übernehmen, Hilfestellung bei Regelungen Dasein: Begleitende Besuche ohne bevorzumunden, "Da sein". Mitfühlen: Trauer und Gefühle zulassen, Mitfühlen. 2. Phase der aufbrechenden Emotionen (einige Wochen bis Monate) Die Gefühle werden nun offenbar, (Selbst-)Fragen werden gestellt, sie sollten begleitet werden durch: • • • • Zulassen der Gefühle: Wut, Aggressionen, Schuld und Trauer zulassen, nicht unterdrücken Nicht ablenken: Dem Geschehen bewusst sein, aussprechen, zur Kenntnis nehmen Teilhaben: Anteil am Trauernden nehmen, Zuhören, Anregungen für Hilfen geben Keine Eigenbeiträge: Sich selbst als Helfer Meinungen oder Geschichten enthalten. Fokus auf Trauernden 3. Phase des Suchens und Sich-Trennens (Wochen, Monate oder Jahre) Nun wird die Trauer verarbeitet und sich von ihr getrennt. Hilfreich begleitet werden kann sie durch: • • • • Erlebnisse repetieren: Alles darf gesagt werden, aktives Zuhören und Suchen, keine Zensur Gefühle respektieren: Gefühle werden immer noch gezeigt, auch Phantasien können sein Suizidale Äußerungen: Kontinuierlich begleiten und beachten, Möglichkeiten aufzeigen Kein Drang: Nicht auf Akzeptanz des Verlustes drängen, sondern eine Stütze bei der Neuorientierung bieten! 4. Phase des neuen Selbst- und Weltbezuges (mehrere Monate, auch Jahre, evtl., Lebenslang) In der letzten Phase kehrt Ruhe ein, der Tote ruht nun und das Leben geht mit neuen Plänen weiter. Begleitet werden kann die Phase durch: • • • Loslassen an Altem: Sowohl am Toten, aber auch am Begleiter (und der Begleiter am Betroffenen!) Veränderungen begrüßen: Neue Beziehungen knüpfen, Neues probieren, Rückfälle vermeiden: Sensibilität schärfen, Trauerbegleitung umgestalten oder beenden. 57 vgl. Seite des Johanniterordens unter „Trauerphasen nach Verena Kast“ <http://www.johanniter.de/dienstleistungen/betreuung/trauerbegleitung-von-kindern-und-jugendlichenlacrima/lacrima-in-mittelfranken/service-wissen/wissen/trauerphasen-nach-verena-kast/> Stand 5.12.2016 123 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 6.4.4.3 Drohender Suizid Gerade im Falle des drohenden Suizids sind Verwandte und der Seelsorger eine wichtige Stütze. Zur Information: Ein drohender Suizid selbst ist sehr sehr schwierig festzustellen und leider oft genug auch nicht zu verhindern. Er läuft laut dem Suizidforscher Ringel in 3 Stufen ab58: 1) zunehmende Einengung: Erleben von Hoffnungslosigkeit. - situativ: Rückzug aus dem sozialen Leben, kein Kino, keine Besuche mehr, nicht mehr flexibel im Verhalten - gefühlsmässig: Antriebsverlust, gefühlsmässiger Rückzug, Erleben von Aussichtslosigkeit 2) Aggressionsstauung: keine Aggressionsabfuhr, mangelnde Leitfähigkeit (der Gefühle), Ausrichtung der Aggression gegen sich selbst 3) Suizidfantasien: Was wäre, wenn,.... aktive Suizidgedanken oder sich passiv aufdrängend, ständige Beschäftigung mit dem Thema, evtl. Selbstmord als “Inszenierung, abschliessende Aufführung” Man spricht dann von den drei Phasen des Suizids: Phase der Erwägung - Phase der Ambivalenz - finale Entschlussphase In der ersten Phase wird ein Suizid erst Interesse halber erforscht und sich damit intensiv beschäftigt, dies ist meist bei Depressiven sehr oft anzutreffen: Eine Aufgabe für Seelsorger. In der zweiten Phase wird der Suizid schon als eine der Möglichkeiten näher präzisiert, die Gründe dafür und dagegen gesucht, aber man ist noch unentschlossen. Bis hier kann der Seelsorger noch helfend und beratend eingreifen und Gründe für ein Weiterleben fördern und anbringen. . In der dritten Phase wird der Selbstmord quasi „durchgespielt“. Man ist zu einem Entschluss gelangt und versucht, dahingehend den Weg zu ebnen. Hier ist es schon auch für Seelsorger schwierig, denjenigen vom Suizid abzubringen. Ein paar Merkmale können hier auf eine Suizidgefahr hindeuten: • • • • Todessehnsucht: Wenn ein Mensch sich bestimmt und emotionslos äußert, das es in einer anderen Welt doch (ohne ihn) besser wäre, oder er sich freut, tote Verwandte demnächst zu treffen. Geliebte Sachen verschenken: Will ein Mensch seine hochgeschätzten, ihm „heiligen“ Besitztümer aus unerfindlichen Gründen verschenken, so ist auch hier größte Vorsicht geboten (da er sie da, wo er hingeht, nicht mehr benötigt). Dinge richten: Wenn ein Mensch sein Testament macht, seine persönlichen Sachen ordnet, sie bei Freunden bzw. Verwandten hinterlässt oder darauf hinweist, kann dies ein Zeichen sein. Mitteilung: Sollte der Betreffende seinen Suizid mitteilen oder gar mit Zeitangaben versehen, so ist in diesem Fall (da strafrechtlich relevant) die Polizei zu verständigen. 58 vgl. Psychoblog http://www.terrapie.de/html/zeichen.html Stand 24.11.2016 124 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Wie vorab zu erkennen, gibt es durchaus Merkmale, die es zu erkennen gilt und die auf eine etwaige Suizidgefahr hindeuten59: Psychisch: -Erleben von drängenden Suizidgedanken -ausgesprochene Hoffnungslosigkeit, Fehlen von Zukunftsperspektiven, Traurigkeit -depressive Verstimmung, -agitiertes oder gereiztes/aggressives Verhalten, Wut -mangelnde Gesprächs-/Konsensbereitschaft -fehlende Distanzierung von Suizidideen -neurotisches Verhalten -soziale Isolierung, Rückzug aus der Gesellschaft -Selbstabwertung, Schuldgefühle -Einengung auf die eigene, negativ erlebte Innenwelt -erhöhte körperliche Risikobereitschaft, z.B. aggressives Autofahren -Sätze wie “bald habe ich es hinter mir, ich bin doch nichts mehr wert, mich braucht doch keiner mehr, ich werde euch nicht länger zur Last fallen, etc. “ vor allem bei Kindern/Jugendlichen auch -ungewohnte Vernachlässigung der persönlichen Erscheinung -Änderung der Ess- und Schlafgewohnheiten -Veränderungen der Persönlichkeit -andauernde Langeweile, Konzentrationsstörungen, Nachlassen der schulischen Leistungen -häufiges Klagen über körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Magenschmerzen -nachlassendes Interesse an vergnügsamen Aktivitäten -Ablehnung von Geschenken oder Belobigungen -verschenken geliebter Sachen, ungewohntes “Aufräumen” im Sinne von Schlussstrich ziehen, -grundloses Abbrechen von Freundschaften -unerklärlicher Stimmungsumschwung nach einer depressiven Phase -Wutanfälle, extreme Kritikempfindlichkeit, Weglaufen, Unfallneigung, morbide Fantasien und Tagträume, geringe Frustrationstoleranz, gesteigertes Interesse an den Themen Tod/Suizid weitere Risikofaktoren: -bereits erfolgte Suizidversuche -Suizide/-versuche in der Familie -Vorliegen einer Suchterkrankung - Alkohol, Drogen-erlittene traumatische Erlebnisse -belastende Faktoren wie finanzielle Sorgen, Scheidung, Umzug, Erfolgsdruck, Gewalt/ Alkohol-/Suchtprobleme in der Familie, -Alter, Vereinsamung -körperliche Erkrankungen -psych. Störungen, vor allem Depression, Schizophrenie Vor allem bei nicht psychotisch bedingten Suiziden sind es oft massive Kränkungen, Verlusterlebnisse und krisenhafte Zuspitzungen, die dann letztlich den Ausschlag geben. Dabei werden diese belastenden Situationen subjektiv wesentlich stärker negativ bewertet als sie bei objektiver Anschauung wirklich sind. Oftmals kommt es zu einer Kombination verschiedener Risikofaktoren: z.B. Alter, Krankheit, Depression. 59 vgl. Psychoblog http://www.terrapie.de/html/zeichen.html Stand 24.11.2016 125 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Natürlich ist es verhängnisvoll, bei Feststellung einer oder mehrerer Kennzeichen nichts zu tun. Ein Selbstmord geschieht nicht laut, er ist nicht klar vorhersehbar und jemand bringt sich auch nicht gern um, sondern zumeist heimlich und ohne Öffentlichkeit. Man kann dies zu verhindern suchen, möglichst mit Hilfe und Beratung psychologisch erfahrener Helfer durch: • Zuhören: Verständnis und Erleichterung bringt aktives Zuhören der Seelennöte. • Ernst nehmen, respektieren: Die gesagten Dinge sollten respektiert und beseitigt werden • Selbstvertrauen fördern: Dies sorgt als Hilfe zur Selbsthilfe zur Überwindung der Krise • Entlasten: Nimmt man den Grund weg, so gibt es keine Befürwortung der Gedanken mehr. • Schuldzuweisungen vermeiden: Als zusätzlicher Ballast sind sie keine Lösung, • Sicherheit geben, Vertrauen fördern: Ein Vertrauter gibt mehr Sicherheit und hilft. • Umdeuten: Gibt man den Dingen ein anderes Gesicht, werden sie zuweilen lösbar. Gründe für Selbstmordgedanken sind hierfür unter vielen weiteren60: -Erlösung von seelischem und körperlichem Leid - Depression, Angst, Krebs, Aids etc. --Appell, Hilferuf an die Umwelt -Entlastung von Schuldgefühlen -Erpressung, Versuch Kontrolle über die Umwelt zu erlangen -Racheakt, Bestrafung einer anderen Person -Rettung des Selbstwertgefühls -Bilanzselbstmord: eher selten: nüchterne, rationale Abwägung zwischen Weiterleben und Tod. Interventionen sind in einem solchen Fall besonders schwer. -Suche nach Ruhe und Geborgenheit -Autoaggression,Aggressionen gegen sich selbst -Wendung von Aggressionen gegen andere, die aber nicht als verletzbar gelten, auf sich selbst -Identifikation mit einer Idolfigur (Sekten, Massenselbstmord) -Wunsch nach Veränderung und mehr. Eine Lösung dieser Probleme und Wünsche beseitigt meistens auch den Grund! Als „Fahrplan“ könnte man folgende Schritte unternehmen, um denjenigen zu helfen61: Beziehungsaufnahme - Nehmen Sie Kontakt mit dem Betroffenen auf. Gehen Sie auf ihn zu. Bieten Sie ihm Beziehung an. Er hat alleine oft nicht mehr die Kraft dazu. Zeit, Zuwendung, Fürsorge sind das Wichtigste, was Sie ihm in dieser Situation zur Verfügung stellen können. - Nehmen Sie ihr Gegenüber wahr als jemanden, der um Lösungen für sein Leben ringt. Versuchen Sie, nicht zu werten und zu urteilen, auch wenn es nicht um Ihre eigenen Lebenskonzepte handelt. - Wertschätzung für den Menschen ist der Schlüssel zum Erfolg. 60 vgl. Psychoblog http://www.terrapie.de/html/zeichen.html Stand 24.11.2016 61 vgl. Institut für SuizidPrävention und Forschung http://www.hilfe-in-der-krise.at/index.php/angehoerigenhilfe.html Stand 24.11.2016 126 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Gesprächsführung • Ideal ist es, wenn es gelingt, eine Gesprächssituation herzustellen, in welcher der Betroffene offen über seine verzweifelte Situation, vielleicht sogar über seine Suizidimpulse sprechen kann Wenn Sie sich große Sorgen machen, können sie dies dem Betroffenen auch mitteilen, z.B. „Ich mache mir große Sorgen um Sie, da Sie mir vermitteln, dass Sie sehr verzweifelt sind und ihre Suizidabsichten sichtbar sind. Ich möchte mit Ihnen darüber reden, wie sie sich ausreichend schützen können.“ • • • • • • Menschen sollen möglichst viel über die auslösenden Ereignisse und die damit verbundenen Emotionen sprechen können, seien dies Trauer, Schuld- und Schamgefühle, Ängste oder Aggressionen, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Eine Suizidabsicht darf weder heruntergespielt (z.B. durch vorschnelle Tröstung durch den Helfer, welche die Verzweiflung und Nöte des Betroffenen abwerten kann) noch verherrlicht werden. Das offene und direkte Ansprechen von Suizidphantasien und -plänen ermöglicht nicht nur eine klare Einschätzung der Gefährdung, sondern ist für den Betroffenen auch entlastend. Oft haben sich Menschen schon lange mit diesen Gedanken und den damit verbundenen inneren Konflikten gequält, ohne dass sie mit einer anderen Person darüber gesprochen haben. Ein Gespräch hat daher einen großen Wert für suizidale Menschen. Eine mögliche diesbezügliche Frage könnte sein: „Sie wirken so verzweifelt auf mich, haben Sie schon einmal daran gedacht, sich das Leben zunehmen?“ Hier kann sichtbar werden, ob es eine aktuelle Krise ist oder ob es sich um ein immer wiederkehrendes Problem handelt. Wichtig sind auch ressourcenorientierte Fragen, damit die Menschen mit ihrer inneren Kraft, die zu diesem Zeitpunkt meist nicht spürbar ist, wieder in Berührung kommen. Durch diese Fokussierung auf die verborgenen Stärken und mit dem Wissen, dass die Menschen die Lösungen für ihre Probleme in sich selbst tragen, sie aber zur Zeit vielleicht noch nicht abrufen können, wird vielleicht der Samen für neue Sichtweisen gelegt. Dies kann die Basis zur Überwindung von „Krisen-Trancen“ hin zu neuen Möglichkeiten sein. Die wertvollste Intervention überhaupt ist es möglicherweise, dem Betroffenen wertschätzend zuhören zu können. Stellen Sie die nächsten Fragen erst nach einiger Zeit. Achten Sie auf Ihr Gespür, wann der richtige Zeitpunkt dafür sein könnte. 1. „Wie haben Sie es bisher geschafft, am Leben zu bleiben?" 2. „Was hat in der Vergangenheit in ähnlichen Situationen (gab es diese?) geholfen?" 3. „Welche Auswirkungen würde es auf Ihr Umfeld (Familie, Freunde, Arbeitskollegen ...) haben, wenn Sie sich das Leben nehmen würden?" 4. „Was würde Ihnen jetzt am meisten helfen? 5. Gibt es noch Personen, von denen Sie glauben, dass diese Sie in der jetzigen Situation unterstützen könnten? 127 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Zusammenfassung ✔ Zur Vorbereitung auf PSNV Einsätze gehört der Selbstschutz (psychische Hygiene), die Eignung, Selbseinschätzung und Belastungsanalyse des Helfers, Klärung der Motive. ✔ Vor- und Nachbesprechungen, Schulungen und Training sind nach öffentlichen Vorgaben durchzuführen. Vorwissen und Erfahrungen in Einsatzgebieten sind hierbei nützlich. ✔ Erkennung von Warnzeichen und Grenzen der Seelsorge sind zum Schutz der Kräfte zu beachten und können die Einsatzberechtigung beenden. ✔ Der Nachsorge und Nachbesprechungen, sowie dem Training kommt hierbei besondere Bedeutung zu: Nur eine gut ausgebildete, geübte Kraft kann sich und anderen helfen. ✔ Vor dem Einsatz ist der Ausrüstung, der Einweisung (Briefung), der Informationsgewinnung (Betroffene) und der Absprache mit anderen Hilfsorganisationen Beachtung zu widmen. ✔ Es sind stets Prioritäten zum Schutz der Betroffenen und der Helfer beim Eintreffen zu setzen und das Vorgehen (nach Absprache mit anderen) in eine sinnvolle Reihung zu bringen.. ✔ Klare Anweisungen zu Einsatz, Transport, Dokumentation und Nachbesprechungen! ✔ Ein Erste Hilfekurs oder eine Auffrischung desselben wird ausdrücklich empfohlen. ✔ Bei Kindstod, Suizid, (ungeklärten) Unfällen, Drogenintoxination, psychischen Krankheiten sind Behörden involviert. Diese können Leichname beschlagnahmen oder Taten untersagen. ✔ Trauer und Depressionen gehen meist einher. Der Unterscheidung kommt auch durch die Suizidgefahr medizinische Bedeutung zu, diese ist letztendlich nur durch den Arzt zu treffen und auch durch diesen zu behandeln. Eine helfende Unterstützung ist möglich und sinnvoll. 128 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 7 Eintreffen am Ort Das Eintreffen am Ort ist oft entscheidend für den Ausgang der Hilfe und das Retten von Leben. Er besteht aus dem Selbstschutz, der ersten Hilfe, der Zusammenarbeit mit Rettungsdiensten und des vorausschauenden Handelns. 7.1 Selbstschutz und Absichern Der Selbstschutz soll in der folgenden Reihenfolge erfolgen: • Eintreffen und günstiges Parken (keine Behinderung der Einsatzfahrzeuge, Schutz der Stelle, Warnung Eintreffender, Hinweis an Rettungsdienst), • Übersicht verschaffen (Wer oder was braucht Hilfe, Wo sind meine Ansprechpartner?), • Ggf. Absichern der Unfallstelle, Neugierige fernhalten (Umgang mit Schaulustigen oder Medien), eigenes und fremdes Leben schützen. • Prioritäten setzen (Wer benötigt zuerst Bestand oder Hilfe, zeitliche Ordnung hereinbringen) • Erste Hilfe leisten (Dafür bitte dringlich einen Erste Hilfe Kurs besuchen) und Hilfe rufen! • Ansprechpartner finden und ggf. ablaufen (Gibt es weitere Gefahren und wo bekomme ich Hilfe, wo kann ich Zwischenmeldungen abgeben bzw. neue Aufträge erhalten). 7.1.1 Stress entgegenwirken Als Selbstschutz ist es auch dienlich, dem eigenen Stress schon zu Beginn des Einsatzes entgegenzuwirken62. • Eine Methode besteht darin, sich selber Anweisungen zu geben. z.B.: "Anhalten, durchatmen!" und die Situation neu zu überdenken und innerlich zur Ruhe zu kommen. • Eine Selbstkonditionierung durch Selbstgespräche ist weiterhin auch zur eigenen Beruhigung nützlich z.B. "Ich kann das, ich habe einen ähnlichen Einsatz schon einmal bewältigt. Ich bin gut." • Atemtechniken wie - Einatmen, Luft 5 sec. anhalten, Ausatmen- helfen ebenso „herunter“ zu kommen und innerlich ruhiger zu werden. • Eine gute Entspannungsübung besteht auch darin, alle Muskeln auf einmal anzuspannen und nach 2 sec. wieder zu lösen. 62 vgl. PSNV - Team Niederrhein e.V. Einsatznachsorge - Krisenintervention www.psnv.info / Hilfen Stressmanagement unter <http://www.psnv-niederrhein.de/index.php?menuid=22&reporeid=17> Stand 2.11.2016 129 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 7.1.2 Verhalten an der Einsatzstelle Ein erster Hilfe Kurs z.B. bei einem Rettungsdienst oder der Feuerwehr ist stets anzuraten. Dieses Seminar bzw. Lehrbuch kann natürlich nur einen kleinen Überblick bieten. Vor dem Eintreffen an der Unfallstelle muss man sie vergegenwärtigen, das beim Eintreffen evtl. noch keine Absicherung erfolgte bzw. das die Unfallstelle noch nicht abgesichert ist. Wichtigster Punkt ist daher stets die Eigensicherung. Sie erfolgt noch vor Absicherung der Unfallstelle und des Betroffenen und sorgt dafür, das die Einsatzkraft einsatzfähig und gesund den Einsatz übersteht. Hier gilt: Man muss sich nicht selbst in Gefahr bringen, wenn eine Hilfeleistung nicht ohne dies möglich ist. Wohl ist aber Hilfe zu holen (Rufen, Melden, siehe Erste Hilfe / Rettungskette) 7.1.2.1 Bei Strom-, Wasser und Gasunfällen Liegen Stromkabel oder gar Hochspannungsleitungen herum, offene Gerätschaften o.ä. so ist damit zu rechnen, das es auch um die Unfallstelle zu erheblichen Stromschlägen oder Gefahren kommen kann. In diesem Fall sollte auf einen Spezialisten oder das Abschalten des Stromes (Sicherung aus Sicherungskasten, Netzbetreiber, Stecker aus Steckdose) gewartet werden. Bei Unfällen mit Haushaltsstrom (220V) kann versucht werden, den Betroffenen mit einem Isolierten Gegenstand (Plastikstange, trockener Besenstiel etc.) aus dem Gefahrenbereich zu bringen. Nicht bei Hochspannung (Fahrdraht), nasser Kleidung oder feuchten Untergründen versuchen! Bei Gasunfällen ist vorrangig in der Wohnung kein Schalter zu betätigen (Explosionsgefahr), der Gashahn zuzudrehen, nicht einzuatmen (Luft anhalten oder besser gar nicht erst betreten und Haupthahn abstellen) und unverzüglich zu lüften. Bei Unfällen mit anderen Gasen (CO², Kohlenmonoxid, Rauch- und Industriegase) muss auf das Eintreffen der Feierwehr gewartet werden. Bei Unfällen mit Wasser gilt im Haus das Abdrehen des Hahnes, in offenen Gewässern kommt es auf die Ausbildung der Einsatzkraft, das Vorhandensein von Rettungsringen o.ä. und die Situation (Wildwasser, Meer, See, evtl. Einbruch ins Eis etc.) an, welche Maßnahme ergriffen werden kann. Auch hier kann und muss im Zweifel (schlechter Schwimmer, gefährliches Gewässer, dünnes Eis) auf das Eintreffen der Rettungskräfte / Wasserwacht / Feuerwehr gewartet werden. 7.1.2.2 Verkehrsunfälle Hier ist in erster Linie der fließende Verkehr die Gefahr: Am besten die nachfolgenden Autofahrer warnen (Warnblinklicht, Fernlicht auf Unfallstelle),Warnweste anziehen, evtl. Beifahrer am Straßenrand warten bzw. erste Hilfe leisten lassen, außerhalb des Straßenraumes (hinter den Leitplanken, an der Böschung) mit erhobenen Warndreieck(en) je nach Straße weit genug zurücklaufen und Dreieck hinstellen (zwischen 50 und 300m). Autofahrer mit Händen/Taschenlampe warnen und zum Langsamfahren auffordern. Den / die Betroffenen wenn möglich und nötig aus dem Gefahrenbereich an den Straßenrand geleiten. 130 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 7.1.2.3 Brände, Haushaltsunfälle, Sonstiges Auch hier gilt die Sicht nach dem Auslöser: Bei einem Brand ist stets auf die Feuerwehr zu warten. Die Brandgase könnten sonst sie als Einsatzkraft und zusätzliches Opfer fordern, da sie weder über Atemgerät, noch Erfahrung verfügen. Bei Haushaltsunfällen kommt es auf die Ursache an: Glitschiger Boden, Leiterstürze oder auch spitze Gegenstände sind Gefahrenquellen, die vorab beseitigt werden sollten. Andere Möglichkeiten wie z.b. exponierte Stellen, Bergunfälle oder ähnliches sind Aufgaben für Spezialisten. Auch hier gilt: Eine Meldung absetzen rettet eher Leben. 7.1.2.4 Blut, unklare Gesundheitsgefahren, offensichtliche Krankheiten Sollten um einen Betroffenen Blut, Körperflüssigkeiten, offene Wunden vorhanden sein, so ist (eigentlich generell) mit Schutzhandschuhen zu hantieren, um eine Gefahr durch ansteckende Krankheiten, aber auch eine zusätzliche Infektion der Wunden zu vermeiden. Sind gar offene Krankheitssymptome sichtbar (Flecken, Pusteln, evtl. auch Blutungen aus Augen, Körperöffnungen), so sollte weitere Hilfe geschultem (not-)ärztlichem Personal überlassen werden. Auch hier gilt: Wenn man selbst sich in Gefahr bringt, erhöht sich nur unnötig die Zahl der Betroffenen. (Eigensicherung, Gefahren) 7.1.3 Erste Hilfe / Rettungskette Die erste Hilfe wird hier nur in wichtigsten Grundzügen und zur Auffrischung beschrieben, ein zusätzlicher aktueller erster Hilfe Lehrgang ist daher unabdingbar und zu empfehlen. Richtiges Melden und der Erste Hilfe Kurs kann Leben direkt retten! Jede erste Hilfe beginnt mit einer Abfolge von Maßnahmen, die als Rettungskette bezeichnet wird. Die Rettungskette selbst besteht aus einer Reihe von Punkten, die abzuarbeiten sind, um das Unfallopfer unmittelbar aus der Lebensgefahr zu bringen und bestmögliche Hilfe zu bieten. Die ersten drei Punkte betreffen die Einsatzkräfte und Ersthelfer beim Eintreffen direkt, die letzten Beiden betreffen Einsatz- und Rettungskräfte in Bezug auf PSNV (im dortigen Kapitel beschrieben):  1. Sofortmaßnahmen 2. Notruf 3. Erste Hilfe 4. Rettungsdienst 5. Krankenhaus (vgl. [Freiwillige Feuerwehr Jena] S. 6) 131 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 7.1.3.1 Sofortmaßnahmen Sofortmaßnahmen sind alle Maßnahmen, die nötig sind, um Menschen zu retten, akute Gefahren abzuwehren, die dabei keinen zeitlichen Aufschub dulden (vgl. [Freiwillige Feuerwehr Jena] S. 7) ! Einen ersten Punkt behandelten wir schon am Anfang, es ist die • Akute Gefährdung beseitigen dies gilt natürlich für sich selbst und auch für Betroffene und andere, es gilt daher die ◦ unbedingt die Unfallort/stelle absichern ◦ Aussteigen (Beifahrerseite) und ◦ Warnweste mitnehmen, anziehen ◦ Seitlich zur Leitplanke hin an Kofferraum und Warndreieck nehmen, aufbauen, vor sich halten! Abbildung 14: Wikipedia CC-BY-SA-3.0 By SaturnRapper (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons by Saturnrapper ◦ An der Außenseite der Leitplanke („Hangseite“) dem Verkehr entgegen gehen, Warndreieck sichtbar hochhalten, Verkehr mit Handzeichen zum Abbremsen auffordern! ◦ Warndreieck im bezeichneten Abstand (siehe oben) vor der Unfallstelle platzieren. Bei Kurven dementsprechend Abstand anpassen! Danach sollte unbedingt durch Beobachtung des Betroffenen (z.B, auf Husten, Bewegung) die • Kontrolle der Vitalfunktion bei sitzenden, liegenden oder bewusstlosen Personen. (Atmung, Bewusstsein, Herz Kreislauf) erfolgen, zum Beispiel durch: Abbildung 15: Wikicommons PD 1. Kontrolle der Ansprechbarkeit (Bewusstlos? Ansprechen durch Fragen „Wie heißen Sie?“, „Hallo?“) oder z.B. durch Kitzeln oder Kneifen in die Seite bei keiner Reaktion. https://commons.wikimedia.org/wiki /File:Stabilt_sidol%C3%A4ge.png 2. Der Beobachtung, des Hörens und ggf. Fühlen der Atemfunktion (Senken, Heben des Brustkorbes und/oder Bauches bei „Bauchatmern“, Atemgeräusche), 132 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 3. Etwaiges Fühlen des Pulses (nicht mit dem Daumen, am besten an der Halsschlagader seitlich neben der Schilddrüse am Hals), sofern man dies übte und sich zutraut. (vgl. [Freiwillige Feuerwehr Jena] 13) 4. Wenn alles an Vitalzeichen (Puls und Atmung) soweit vorhanden, aber der Betroffene dennoch bewusstlos ist, folgt nun das zu übende Rollen in die • Stabile Seitenlage Anleitung zur stabilen Seitenlage: 1. Linken Arm auf die Brust legen (1), 2. linkes Bein anwinkeln und anfassen, an linke Schulter fassen (2), 3. zu sich ziehen bzw. rollen (3), 4. Kopf zwecks Freihaltung der Atmung in Richtung Genick legen (4), 5. mit der linken Hand den Kopf in der Haltung fixieren, linkes Bein vom Körper wegziehen (5), siehe Bild. Direkt danach und in der absoluten Ausnahme -falls kein weiterer Helfer oder Passant vor Ort istzuvor folgt das Absetzen eines Notrufes. Merke: Auch Notmaßnahmen bleiben u.U. erfolglos, wenn keine Hilfe naht. 7.1.3.2 Notruf Überlebenswichtig ist das Absetzen eines Notrufes. Egal ob man ihn selbst absetzt oder einen Passanten sehr direkt auffordert: „Hey DU, rufe die 112 an“, sind laut [Freiwillige Feuerwehr Jena] S. 8 die 5 Ws zu berücksichtigen: →Wo geschah es? (Als Erstes, damit die Fahrt eingeleitet werden kann) →Was geschah? (Als Zweites, z.B. für einen zus. Notarzt, Helikopter, Versorger) →Wie viele Verletzte? (Als Drittes: Großschadenslage? Viele Verletzte?) →Welche Art von Verletzungen? (Als Viertes: Brandopfer? Vergiftungen? Sonderfälle?) →Warten auf Rückfragen? (Als Fünftes, möglichst durch einen zus. Helfer, Einweisung) In Deutschland sind Notrufe kostenfrei (auch über Mobiltelefon) unter 112 (Feuerwehr) oder 110 (Polizei) als Einsatzzentralen zu erreichen. Diese leiten an alle Stellen weiter. 133 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 7.1.3.3 Erste Hilfe 7.1.3.3.1 Person ohne Atmung Eine Verlegung der Atemwege durch Zurücksinken des Zungengrund bei Bewusstlosigkeit (kann durch Überstrecken des Kopfes behoben werden) und Fremdkörper in den Atemwegen (Behebung durch Ausräumen, Schläge auf die Schulterblätter, Heimlichgriff – hier rechts im Bild). Blockaden können relativ schnell beseitigt werden (vgl. [Freiwillige Feuerwehr Jena] S. 22) . Erste Maßnahmen bevor die Beatmung bewusstloser Personen zu erfolgen sind: • Mund und Rachen Inspektion vor Überstreckung des Kopfes • Erbrochenes (mit Finger) ausräumen, an Eigensicherung (Beißreflex) denken und Finger des Betreffenden in den Mund stecken! • Atemwege freimachen durch Überstrecken des Kopfes (siehe rechts), ansonsten werden die Atemwege durch die zurückfallende Zunge verlegt. Abbildung 16: Wikicommons PD https://upload.wikimedia.org/wikipe dia/commons/c/c9/Abdominal_thrus ts3.jpg US Army Amanda M. Woodhead Abbildung 17: Wikicommons PD https://commons.wikimedia.org/wiki/ File:Tongue-blocking-airways.png Die Beatmung erfolgt durch Mund zu Mund (mittels Zuhalten der Nase durch Zeigefinger und Daumen der linken Hand) oder Mund zu Nase durch Zuhalten des Mundes mittels Verschließen mit dem Zeigefinger der rechten Hand beim Überstrecken (alternativ beide mit Masken/Tüchern ) bis der Rettungsdienst naht. (vgl. [Freiwillige Feuerwehr Jena] S. 16). Der Einsatz / Kauf einer Beatmungsmaske mit Beutel ist anzuraten! Wie rechts zu sehen, ist die Beatmung und Wiederbelebung bei Kleinkindern gleichzeitig möglich, siehe nächstes Kapitel. Abbildung 18: Wikicommons PD File:CardiopulmonaryResuscitationBabyDummy.jpg 134 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 7.1.3.3.2 Herz-Kreislauf Stillstand Bei Herz-Kreislauf Stillstand erfolgt die Druckpunktsuche bei der Herzdruckmassage (vgl. [Freiwillige Feuerwehr Jena] S. 17): • Den Rippenbogen ertasten und bis zur Mitte der Brust zum Ende des Brustbeins folgen • Oberhalb dieses Punktes wird der Handballen auf die untere Brustbeinhälfte aufgesetzt • Es wird die zweite Hand auf die Hand darüber gelegt • Der Druck erfolgt in absolut senkrechter Richtung (Arme durchstrecken!) abwärts Abbildung 19: Wikicommons PD https://en.wikipedia.org/wiki/Cardiac_arrest#/media/File:US_ Navy_040421-N-8090G001_Hospital_Corpsman_3rd_Class_Flowers_administers_ch est_compressions_to_a_simulated_cardiac_arrest_victim.jpg US Navy Airman Apprentice Nicholas Garrett Es sollten ca. 100 Mal in der Minute sein und zwischen 5-6 cm eingedrückt werden. Bei Kleinstkindern (Babys) sollte dies mit 3 Fingern zwischen 2-3 cm erfolgen, die Herzdruckmassage besitzt Vorrang vor der Beatmung! Daher gilt das Verhältnis 30:2, d.h. bei 30 Drücken sollte 2 x Beatmen erfolgen, das sind ca. 6x in der Minute (vgl. [Freiwillige Feuerwehr Jena] S. 18). Der Handlungsablauf bei Einsatz eines Defibrilators (des öfteren neuerdings anzutreffen) ist im Gerät aufgedruckt und wird daher, da selten, nicht aufgezählt. Abbildung 20: Wikicommons PD https://commons.wikimedia.org/wiki/File:AE D_Open.jpg 7.1.3.3.3 Verlegung der Atemwege Eine mit Pfeifen und Atemnot begleitete Situation (z.B. Asthma) wird durch Beruhigen, Oberkörper hoch lagern (sitzende Stellung) gelindert. Bei einer Hyperventilation mit schneller Atmung, Kribbeln in den Händen/Lippen und Pfötchenstellung durch Krampf kann mit Beruhigen, einer Rückatmung aus der Plastiktüte entgegen gewirkt werden (vgl. [Freiwillige Feuerwehr Jena] S. 23). Bei vollständiger Verlegung siehe Heimlichgriff unter 7.1.3.1 und Beatmung! 7.1.3.3.3.1 Plötzlicher Brustschmerz / Herzprobleme Diese sind häufig durch Brustschmerzen, evtl. ausstrahlend in die linke Schulter & linken Oberbauch gekennzeichnet. Der Betroffene ist kaltschweißig und besitzt Angstgefühle (Todesangst), er leidet meist auch unter Atemnot. Neben einem Notruf sind Beruhigen und das Hochlagern des Oberkörpers nützlich d.h. eine sitzende Stellung (vgl. [Freiwillige Feuerwehr Jena] S. 24). 135 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 7.1.3.3.3.2 Gehirnschlag Einen Schlaganfall kann man bei Desorientiertheit, einem hängendem Mundwinkel, Teillähmungen wie der Halbseitenlähmung, Sprachstörungen und überstarken Kopfschmerzen vermuten. Außer einem sofortigen Notruf hilft nur Beruhigung (vgl. [Freiwillige Feuerwehr Jena] S. 25). 7.1.3.3.3.3 Krampfanfälle Krämpfe wie sie z.B. bei Epilepsie u.ä. Erkrankungen vorkommen sind von zuckenden, krampfenden Bewegungen, Bewusstseinsverlust, Einnässen begleitet und können sogar von Zungenbissen begleitet werden (Eigensicherung, Verletzungsgefahr!). Nach dem Anfall folgt meistens eine Bewusstlosigkeit und eine langsame Aufwachphase. Versuchen sie den Betroffenen in eine stabile Seitenlage nach dem Krampfanfall bis zum Aufwachen zu bringen (vgl. [Freiwillige Feuerwehr Jena] S. 26). 7.1.3.3.3.4 Knochen /Gelenkverletzungen Starke Schmerzen, eine Schwellung bzw. "Blaue Flecken" durch Einblutung, eine sichtbare, unnatürliche Fehlstellung oder gar sichtbare Knochenteile bei offenem Bruch weisen auf Verletzungen eines Knochen und Sehnen hin. Abbildung 21: Wikicommons PD https://en.wikipedia.org/wiki/Bone_fracture#/media/F ile:Broken_fixed_arm.jpg Neben Beruhigen und Notruf muß das betroffene Glied unbedingt ruhig gestellt bzw. evtl auch mit einer "Notschiene" (z.B. durch ein Dreieckstuch) ruhig gestellt und falls wenn möglich eine Kühlung der betroffenen Gliedmaße(n) zur Verhinderung weiterer Einblutung erfolgen. Es darf keine Reposition der Gliedmaße(n) d.h. "Zurücklegung" oder gar "Einrenkung" erfolgen! (vgl. [Freiwillige Feuerwehr Jena] S. 27). Bei Rückenverletzungen ist jede Bewegung des Betroffenen, sofern bei Bewusstsein zu vermeiden. Abbildung 22: Wikicommons PD https://commons.wikimedia.org/wi ki/File:Esmarch%27s_ErsteHilfe-Tuch_01.jpg 7.1.3.3.4 Blutungen & Wunden Bei Blutungen, gerade aus Schlagadern oder großen Venen ist die lebensbedrohliche Blutung zu stillen. Dies erfolgt durch Hochhalten, Abdrücken an den Abdruckstellen bei starken Blutungen und durch Druckverband (vgl. [Freiwillige Feuerwehr Jena] S. 28). Bei abgerissenen Gliedmaßen am Abbildung 23: wikicommons PD Körper kann es im Ausnahmefall notwendig sein in die https://en.wikipedia.org/wiki/Dressing_(medical)#/med ia/File:Adhesive_dressing-20100202.jpg Wunde zwecks Abdrücken der Arterie zu fassen, auch das kurzfristige Abbinden ist ausnahmsweise dann möglich. 136 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 7.1.3.3.5 Wundversorgung Die Erstversorgung von Wunden erfolgt mit Wundkompressen, verschiedenen Pflasterverbänden. Hierfür stehen u.U. auch Spezialverbände, wie Brandwundenverbandstuch und speziell das Dreieckstuch für größere Verbände (und Fixierung von Brüchen, Kopfverbände) u.ä. zur Verfügung, (vgl. [Freiwillige Feuerwehr Jena] S. 28). Abbildung 24: Wikicommons PD https://en.wikipedia.org/wiki/Wound #/media/File:Finger_abrasion.jpg 7.1.3.3.5.1 Verbrennungen Verbrennungen werden in verschiedene Grade eingeteilt. Es gilt hierbei: Jede Verbrennung die die Größe der Handfläche übersteigt, gehört in die Hände des Arztes. Es besteht grundsätzlich eine Schockgefahr! Einteilung der Verbrennungsgrade sind laut [Freiwillige Feuerwehr Jena] S. 29. → Grad I: Rötung der Haut → Grad IIa: Blasenbildung, feuchter Wundgrund → Grad IIb: Blasenbildung, trockener Wundgrund → Grad III: weiße Haut bis Verkohlung Abbildung 25: Wikicommons PD https://en.wikipedia.org/wiki/File: Major-2nd-degree-burn.jpg Neben dem Notruf ist stets eine „Kaltwasseranwendung“ mit handwarmen (nie eiskaltem) Wasser bis zur Schmerzlinderung durchzuführen. Es sind keinerlei Hausmittel, wie Puder, Salben etc. anzuwenden und etwaige Blasen geschlossen zu lassen (vgl. [Freiwillige Feuerwehr Jena] S. 29).7.1.3.3.5.2 Vergiftungen Bei offensichtlichen Vergiftungen, Schlangen- bzw. Insektenbissen u.ä. bleibt meist nur der Notruf. Eine Allergie gegen Wespenstiche kann u.U. mit Kühlungen und evtl. Essig gelindert werden. Es gilt neben dem Notruf das ABC: →A –Atemwege sichern →B –Beatmen →C –Cirkulation herstellen Es darf auf jeden Fall kein Erbrechen ausgelöst werden bei: → Bewusstlosigkeit (Gefahr der Einatmung, Inspiration!) → Säuren, Laugen (doppelte Verletzung der Wege), Benzin & Schaumbildnern (wg. Lunge!) → ansonsten auch kein Erbrechen auslösen mit Salzwassermischungen (Reaktion möglich)! (vgl. [Freiwillige Feuerwehr Jena] S. 30). 137 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 7.1.3.3.5.3 Schock Symptome des Schocks sind relativ einfach festzustellen: → Ein schneller & schwächer werdender / kaum tastbarer Puls (< 90mmHG / > 100 Bps) → Fahle Blässe und kalte Haut mit Frieren (die Hautdurchblutung ist herabgesetzt) → Kalter Schweiß auf der Stirn und auffallende Unruhe → In fortgeschrittenem Stadium des Schocks auch eine zunehmende Teilnahmslosigkeit, weite Pupillen und flache Atmung Ein Schock kann ausgelöst werden durch: Blutungen (Volumenmangelschock durch Blutverlust von mehr als 10% -20% = ca. 1 Liter) oder durch Erweiterung der Blutgefäße z.B. durch Alkohol oder durch Hitze bzw. Flüssigkeitsmangel Herzprobleme / Infarkt (Kardiogener Schock) Septischer Schock z.B. durch Krankheiten oder Vergiftungen Anaphylaktischer Schock z.b. bei Überempfindlichkeit / Allergie. Es gilt hier wie in der PSNV eine Betreuung des Betroffenen ohne Unterlass und für Ruhe zu sorgen. Bei hohem Blutverlust (Volumenmangelschock) eine mögliche Blutung zu stillen, den Betroffenen zudecken (Schutz vor Wärmeverlust, nicht bei z.B. Hitzschlag: Dort Kühlung und Schatten!). Es ist ratsam die Schocklage (Beine hoch) herzustellen, besonders beim Volumenmangelschock (Selbstinfusion), siehe nebenstehende Lagerung (üblicherweise nur Beine hoch gelagert, Abbildung 26: Wikicommons PD https://en.wikipedia.org/wiki/Trendelenbur hier wird ebenfalls die Trendelenburg (Schock-) Lagerung g_position#/media/File:TrendelenburgLagerung.jpg verwendet. Eine fortwährende Kontrolle des Bewusstseins und der Atmung bzw. Kreislaufs ist neben einem Notruf notwendig. Der Schock ist eine Situation, der auch nach Stunden noch auftreten kann. Auch deshalb ist eine Betreuung durch den Seelsorger stets auch eine erste Hilfe. (vgl. [Freiwillige Feuerwehr Jena] S. 31 f.). 138 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 7.1.4 Vorausschauendes Denken Gerade beim Eintreffen am Ort des Geschehens ist es wichtig: • Andere Rettungskräfte nicht zu behindern (Rettungsgasse freigehalten, siehe rechts?) • Rettungs- und Ordnungskräfte einzuweisen (sofern nicht schon geschehen) und evtl. bei dieser Aufgabe behilflich zu sein. • Falls nachfolgende Einsatzkräfte anrücken: Den Rettungs- und Ordnungskräften per Signalgabe / Anruf / Zuruf den Ort des Unfalles oder des Bedarfes anzuzeigen bzw. den Bereitstellungsraum zeigen. Abbildung 27: Wikicommons PD https://commons.wikimedia.org/wik i/File:Rettungsgasse_bilden_bei_St au_-_1.svg • Auf Gefahren aufmerksam machen (Leitungen? Gefahrenstellen? Nachfolgende Fahrzeuge, Verkehr?), • Sich bei der Einsatzzentrale / Einsatzleiter sich zu melden (siehe unten) und sich einen Überblick über das Geschehen zu verschaffen. Abbildung 28: Wikicommons PD https://commons.wikimedia.org/wiki/File: %C3%9Cbung_bei_der_Feuerwehr.jpg 139 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 7.2 Zusammenarbeit mit Rettungskräften Verletzte werden von Rettungskräften gesichtet und in verschiedene Verletzungsgrade eingeteilt: Abbildung 29: Kategorisierung der Verletzungsgrade nach erfolgter Sichtung [Handbuch MANV] S. 35 Eine weitere Kategorie (Weiß) kann für Betroffene eingerichtet sein, die offenbar unverletzt sind. In allen Gruppen kann der Seelsorger gefragt sein, wobei er in Gruppe I und II ganz klar sich hinter dem medizinischen Personal einreiht. 7.2.1 Regeln der Zusammenarbeit Die Zuständigkeiten der einzelnen Einheiten werden für gewöhnlich von der Leitzentrale bzw. dem Einsatzstab festgelegt. Dies geschieht aus Effizienz der Hilfe bei den Betroffenen hinaus. Zuerst geht es darum, die Stelle abzusichern (im Sinne des Schutzes der Einsatzkräfte und Betroffenen), dann den Betroffenen rasche medizinische Hilfe zukommen zu lassen, insbesondere bei lebensgefährlichen Verwundungen und der Polizei / ermittelnden Behörden ihre Arbeit zu erleichtern und eine Beweissicherung vornehmen zu lassen. Erst an nachgeordneter Stelle wird also der Seelsorger seine Arbeit aufnehmen können! 140 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 7.2.2 Zuständigkeiten und Weitergabe Die Weisungsgeber und Empfänger bei einem Notfalleinsatz, gerade auch größerer Ereignisse sind der folgenden Tabelle zu entnehmen: Weisungsgeber Weisungsempfänger 1. Einsatzzentrale (Hier: Generelle Zentrale!) Alle Beteiligten, ohne Ausnahme 2. Polizei bzw. Sicherungskräfte (auch THW) Alle Beteiligten, ohne Ausnahme 3. Rettungsdienste, Notarzt etc. Sanitäter, bei Notstand: Alle Beteiligten 4. Sanitäter andere Sanitäter, Betroffene, Helfer 5. Seelsorger, Hilfskräfte, Einweiser Angehörige, Betroffene, ggf. Fahrzeuge etc. Tabelle 3: Weisungsgeber und -empfänger beim Einsatz Auch hieraus ist zu ersehen, das dem Seelsorger eine eher passive Rolle, oder sekundäre aktive Rolle im Einsatz zukommt. Er sollte sich als letztes Glied in der Kette begreifen. 7.2.3 Fluchtmöglichenkeiten / Rückzugsorte Die Zufahrt zum Einsatzort und der Parkplatz ist so zu wählen, • das andere Einsatzfahrzeuge nicht behindert werden und diese, • aber auch der Seelsorger zügig abfahren kann. Zudem kann ein ruhiger Stellplatz auch einen Raum und Rückzugsort • für Besprechungen, aber • einen Ruheraum für sich und andere bieten. Abbildung 30: Wikicommons CC-BY-SA-3.0 By Bnow (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/bysa/3.0)], via Wikimedia Commons Letztendlich sollte der Parkplatz auch so gewählt sein, das -wenn sich eine Gefahr ergibt- eine schnelle Flucht vom Ort des Geschehens aus im Falle eskalierender Umstände möglich ist. 141 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 7.3 Seelsorge in Grenzfällen / Psychische erste Hilfe Die richtige Art der Seelsorge nach dem Eintreffen am Unfallort, das kompetente Helfen auf dem eigentlichen Gebiet des Seelsorgers soll den Betroffenen, als auch den Einsatzkräften und nicht zuletzt auch dem Seelsorger ein inneres Bedürfnis sein und eine sichere Handhabung der ersten Schritte zur Wiederherstellung im Rahmen des PSNV sein. Dieses kompetente Handeln will aber zuerst gelernt und geübt sein, im Notfall findet sich hierfür keine Möglichkeit: Aus diesem Grund folgen hier die wichtigsten Handlungsempfehlungen. 7.3.1 Psychische erste Hilfe Neben der körperlichen ersten Hilfe, die eventuell auch in Notfällen von Seelsorgern selbst übernommen werden muss und der Zusammenarbeit mit vorhandenen bzw. eintreffenden Rettungsund Sicherungskräften vor Ort, ist die psychische erste Hilfe für alle am Einsatz beteiligten Personen, insbesondere aber für die Betroffenen das Hauptgebiet der Seelsorger, um nachfolgende oder vorhandene Traumafolgen zu mildern oder gar zu verhindern. . Die folgende "Allgemeine Handlungsorientierung ́ Psychische Erste Hilfe ́ " wurde [Kley, Oliver, Diplomarbeit: Das Proprium kirchlicher Notfallseelsorge im Kontext rettungsdienstlicher Krisenintervention] S. 35 f. entnommen Sie stellt in Kurzform einen optimierten Ablauf einer psychischen Erste Hilfe dar: I. Kontaktaufnahme (Vertrauen gewinnen bzw. bestätigen) 1) Kontakt herstellen - zum Unfallpatienten herunterbeugen - keine dramatische Mimik, Gestik u.ä. - Vorwürfe vermeiden, mögliche Affekte akzeptieren, beruhigend mit Worten einwirken - persönliche Integrität bewahren 2) Schmerzen verstehen und akzeptieren - verbal Verständnis symbolisieren - Ermutigung und Trost spenden - die innerliche Welt des Patienten nachempfinden 3) vor Schaulustigen schützen - sicheres Auftreten gegenüber den Schaulustigen - den Unfallpatienten vor Blicken der Schaulustigen schützen 142 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD II. Erste medizinische Versorgung (Schmerzlinderung, allgemeine Beruhigung) 1) kompetentes, sicheres Agieren - kein dramatisches, hektisches Agieren - gegenseitige Vorwürfe vermeiden - Gespräche über den Unfallpatienten in dessen Nähe vermeiden - in der Nähe des Unfallpatienten bleiben - (besonders) schmerzerzeugendes Handeln kommentieren bzw. erklären - auf Wünsche des Unfallpatienten eingehen und Bedürfnisse erfragen 2) für Gespräch offen sein - auf Äußerungen des Unfallpatienten eingehen, Ängste und Befürchtungen verbalisieren - auf Fragen konkret antworten - evtl. Information geben 3) emotionale Zuwendung geben - Ermutigung des Unfallpatienten (unrealistische Befürchtungen beseitigen) - eigene (echte) Gefühle zeigen - leichter Körperkontakt (besonders bei Kindern und älteren Personen) III. Fahrt in das Krankenhaus (allgemeine Entspannung) 1) für Gespräch offen sein bzw. selbst anregen - in der Nähe des Unfallpatienten bleiben - Blickkontakt herstellen - bei starken Schmerzen erleidenden Opfern Gespräch möglichst während der gesamten Fahrt aufrechterhalten - siehe II 2) 2) emotionale Zuwendung, leichter Körperkontakt - siehe II 3) IV. Übergabe im Krankenhaus 1) Selbstwertgefühl schützen - vor Schaulustigen schützen, nicht alleine lassen - persönliche Integrität bewahren - verabschieden 143 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 7.3.2 Worte und Rituale Wie vorab mehrfach erwähnt, ist das Gespräch das wichtigste Werkzeug des Seelsorgers. Um so wichtiger ist es, dieses genau zu analysieren: 7.3.2.1 Gespräch Als Form der Seelsorge kommt dem Gespräch eine hohe Wertigkeit zu. Eine Gesprächsanalyse in Form eines Gesprächsprotokolls ist hier unbedingt nützlich. Inhalte sollten sein (vgl. [Werner Becher: Seelsorgeausbildung] S. 79 f.): • Name des Protokollanten, sowie Datum und Dauer des Gespräches (Beginn und Ende – Uhrzeit) 1 Inhalt (Kontext) des Gespräches: • Was war vorab über den Gesprächspartner bekannt, • Wie kam das Gespräch zustande, • Welche Beziehung bestand zu ihm im Vorfeld, • Welche Beobachtungen und Erinnerungen blieben über das Gespräch im Gedächtnis? 2. Das Gespräch selbst • Seelsorger (S): … • Gesprächspartner (G): … • etc. 3. Auswertung des Gespräches • Welche Themen und Gefühle waren dem Gesprächspartner wichtig? • Welches waren eigene Reaktionen und Gefühle dabei und danach? • Welche Fragen ergeben sich anhand des Protokolls? • Welche Chancen und Pläne ergeben sich für weiteren seelsorgerischen Kontakt? Wesentlicher Bestandteil des Gespräches ist die Vermittlung von Wertschätzung, auch Einfühlungsvermögen in die Lage der Person, Konkretheit bei Fakten, Echtheit und Offenheit (kein Verstellen der Beteiligten), der Konfrontation (mit Widersprüchen) und die Unmittelbarkeit etwaiger wichtiger Dinge, die das Gespräch beeinflussen . Neben jenen Formen sind auch zusätzliche bei der Gruppensupervision einzufügen, (vgl. [Werner Becher: Seelsorgeausbildung] S. 88 f.): • Die Analyse des Gesprächspartners (Bedürfnisse, Konflikte, Selbsterkenntnisse, Einfluss Bedürfnisse, Bezüge, Kontakte, Erfahrungen, Glaube, Frömmigkeit). • und die Analyse des Seelsorgers: (Gefühle, eigene Rolle, theologische Probleme, Betrag zur Situation des Gesprächspartners, welche Chancen und Pläne gibt es, welche Partner habe ich, Hilfen und Zusammenarbeit?). 144 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 7.3.2.2 Gesprächskategorien Die Einteilung in Kategorien hilft, die Bestandteile der Gespräche zu Verstehen und die Wirkungen bestimmter Teile auf das Gespräch besser einzuschätzen. Frage a) Offene Fragen (W-Fragen wie Was, Wo, Warum, Wer, Wann), b) geschlossene Fragen (Ja-Nein Fragen) Information Wissen und Datenvermittlung des Seelsorgers, Kompetenz zeigen, Vertrauen gewinnen Wertung Achtung: Vermeiden, da geurteilt wird, möglich aber bei Spielräumen für die Verarbeitung von (Selbst-)urteilen Deutung Interpretation des Gesprächspartner, Hilfe für neue Einsichten, Deutung komplizierter Sachverhalte, Versimplifizierung von komplexen Geschehen, nur dann hilfreich, wenn sie der Gesprächspartner nachvollziehen kann. einfühlende Antwort Zeigen von Gefühlen, Betroffenheit, Verstehen der Lage des Gesprächspartners, „aktives“ Zuhören, Aufgabe von Hemmungen Trost Stütze des Selbstbewusstseins, aber gleichzeitige Gefahr des Zeigens von Hoffnungslosigkeit. Tabelle 4: Fragenkategorien (vgl. [Werner Becher: Seelsorgeausbildung] S. 81 f.) 7.3.2.3 Gesprächsanalyse Bei der Gesprächsanalyse unterscheidet man zwischen Einzelsupervison und Gruppensupervision. • Einzelsupervision Beziehung Seelsorger Gesprächspartner Seelsorgegespräch: methodische Gesprächsführung, Konflikte erkennen, Kräfte zur Lösung entfalten, Beseitigung der Ursachen. Beziehung Seelsorger Supervisor Arbeitssprache, Praxisbegleitung, Auswertung, vertrauensvolle Beziehung, Lernperspektiven. Tabelle 5: Einzelsupervision (vgl. [Werner Becher: Seelsorgeausbildung] S. 84) • Gruppensupervision Seelsorgerische Gruppensupervision Supervisor wendet sich Gruppenmitglied zu, leitet Analyse, setzt Akzente, bestimmt Ziel, Gruppenarbeitsprotokoll wird im Dialog erstellt. Gruppenzentrierte Gruppenvision Supervisor lenkt Augenmerk auf die Gruppen fordert Gruppenmitglieder auf, hilft bei Analyse und Protokoll, Einbringen der Gruppe. Kollegiale Supervision Ziel ist, Protokollanten und Gruppe bei der Analyse zu helfen, formale Leitung, Anleitung zur Gruppenarbeit, Kombination der Stile. Tabelle 6: Gruppensupervision (vgl. [Werner Becher: Seelsorgeausbildung] S. 85 f.) 145 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 7.3.2.4 Predigtanalyse, Rollenspiel, (Selbsterfahrungs-)Gruppe Sonderform der Aufbereitung sind die Predigtanalyse, der Einfluss des Priesters auf den Zuhörer: Information → Informant → Botschaft → Empfänger → Information Text Prediger Predigt Hörer Botschaft im Text Tabelle 7: Predigtanalyse (vgl. [Werner Becher: Seelsorgeausbildung] S. 100) Weiterhin ist auch ein Rollenspiel zu Analyse und Selbsterfahrung in einer Gruppe nützlich.Es ist so möglich, in einem geschützten Raum z.B. den Einsatz oder Gespräche zu üben, weiterhin die Identifikation mit dem Opfer nützlich. Auch ggf. Erkenntnisse von Selbsterfahrungsgruppen ist zur Aufarbeitung hilfreich. 7.3.2.5 Umgang mit Trauernden Vom Umgang mit toten und sterbenden Menschen handelt der nächste Abschnitt: Zum einen wünschen sich sterbende Menschen eine Begleitung, in der sie sicher sein können, das ihren sterblichen Überresten eine würdevolle Behandlung zuteil wird, aber zum Anderen möchten auch die Verwandten des Betroffenen einen würdigen Abschied von ihm nehmen können. Hierbei kann man den Trauervorgang in 4 Phasen unterteilen 1.) die Phase des Schocks , in der emotionale Betäubung, Lähmung und starke Stressaktionen auftreten und die Realität der Nachricht nicht verarbeitet wird, 2.) die kontrollierte Phase im Verlauf der Bestattung, die durch die Unterstützung durch Angehörige und Freunde als "Schonzeit" erlebt wird, 3.) die Phase der Regression, in der die eigentliche Trauerarbeit stattfindet, starke Emotionen auftreten (Gefühle der Hilflosigkeit und Apathie, Verdrängung der Realität, die Suche nach dem Verstorbenen, Halluzinationen), 4.) die adaptive Phase der Loslösung und Wiedereingliederung des Trauernden in den Alltag und der Akzeptanz eines neuen Lebensgefühls. [Kley, Oliver, Diplomarbeit: Das Proprium kirchlicher Notfallseelsorge im Kontext rettungsdienstlicher Krisenintervention] S. 40 Es ist nicht nur der Tod eines Verwandten für den Verlauf und die Art der Trauer entscheidend, sondern auch die Todesumstände. Besondere Todesumstände führen zu erheblichen Komplikationen und einer u.U. dramatisch verlängerten oder gar ununterbrochenen Trauerphase. Es sind dies • • • • Der plötzliche Tod Tod durch einen Verkehrsunfall Tod durch Suizid Der Plötzliche Säuglingstod (SIDS) (vgl. [Kley, Oliver, Diplomarbeit: Das Proprium kirchlicher Notfallseelsorge im Kontext rettungsdienstlicher Krisenintervention] S. 42 – 44 ) 146 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 7.3.3 Zuhören können Um Fehler bei Ansprachen vermeiden, ist es zuerst wichtig zuhören zu können und zwar aktiv zuzuhören, d.h. aufmerksam zu sein. Das PSNV Team Niederrhein teilte hierzu eine USamerikanische Hilfe wie folgt63: Wenn ich dich bitte; mir zuzuhören,und du beginnst, mir Ratschläge zu geben, dann hast du nicht getan, worum ich dich gebeten habe, hast nicht verstanden, was ich brauche. Wenn ich dich bitte, mir zuzuhören, und du mir sagst, ich solle etwas nicht so empfinden, WIE ich es tue, dann trampelst du auf meinen Gefühlen herum. Wenn ich dich bitte mir zuzuhören, und du hast das Gefühl, meine Probleme lösen zu müssen, dann hast du mich verfehlt - so seltsam das klingen mag. Bitte, höre zu, alles, was ich erbitte, ist das Zuhören; nicht zu reden oder gar zu handeln. Höre einfach zu. Ratschläge sind billig. Ich bekomme sie für ein paar Groschen in jeder Illustrierten, und mein Horoskop gibt's noch gratis dazu. Das kann ich allein, ich bin nicht hilflos. Wenn du etwas für mich tust, das ich selbst tun könnte, so trägst du dazu bei, dass ich ängstlich und schwach erscheine. Wenn du aber als simple Tatsache akzeptierst, dass ich so empfinde, wie ich empfinde auch wenn es dir irrational vorkommen mag, dann kann ich den Versuch aufgeben, dich überzeugen zu müssen. Dann ist es mir selbst möglich zu verstehen, was sich hinter dem verbirgt, was ich sage und tue.., was ich empfinde. Wenn ich das erkenne, öffnen sich Chancen und Antworten, und ich werde keinen Rat mehr brauchen (oder ich werde fähig sein, ihn zu hören): Vielleicht ist das der Grund, warum manche Menschen beten können, obwohl Gott schweigt und nicht sagt, was zu tun ist. Also bitte, höre mir zu, höre einfach, was ich zu sagen habe. Solltest du aber reden wollen, so werde ich Zeit haben, und ich verspreche, ich werde zuhören. 63 PSNV - Team Niederrhein e.V. Hilfen Bitte höre mir zu (Quelle: PTSD-Programm der San Francisco-Police) <http://www.psnv-niederrhein.de/index.php?menuid=22&reporeid=24> Stand 1.12.2016 147 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 7.3.4 Gefahren erkennen Jede Situation in Grenzfällen birgt ein Gewaltpotential seitens des Betroffenen, der Seelsorger sollte sich dessen und irrationaler Handlungen bewusst sein und beim Anzeichen drohender Gewalt oder Gewaltbereitschaft eine Abwehr und Abwägung von Risiken vornehmen. In erster Linie ist dies einen respektablen Zwischenraum zwischen sich und den Betroffenen zu bingen. In zweiter Linie ist aber die Assistenz von einem oder mehreren Helfern in Rufweite sinnvoll oder das Zusammenfassung ✔ Bei Eintreffen am Ort eines Unfalles / Vorfalles ist durch Stressgefahr auf den Selbstschutz und das Absichern von etwaigen Unfallstellen zu achten. Dem Stress ist entgegen zu wirken. ✔ Bei Strom-, Wasser- und Gasunfällen ist die Quelle zu verschließen und auf Eigensicherung zu achten. Im Zweifel (bei Hochspannung, Gift- und Brandgasen, offenen Gewässern) ist auf das Eintreffen der Rettungsdienste (Versorgungsdienste, Bahn, Feuerwehr, Wasserwacht) zu warten. ✔ Bei Verkehrsunfällen muß die Absicherung der Unfallstelle, des Betroffenen und des Seelsorgers unverzüglich auch für Nachfolgende erfolgen. ✔ In Spezialfällen können Bergwacht, Höhenrettung, aber auch ärztliche Dienste oder andere Hilfsdienste (wie THW) erfordlich sein. ✔ Die Rettungskette und besonders Soformaßnahmen (Absichern) und Notruf (5 W Fragen), sowie die erste Hilfe sind zu trainieren. ✔ Die Zusammenarbeit mit Rettungskräften muß abgesprochen sein, der Seelsorger bildet hierbei das letzte Glied d.h. er ist -die KKD betreffend- in erster Linie vorrangig im Geschehen passiv tätig. Fluchtmöglichkeiten und Rückzugsorte sind vorab zu wählen. ✔ Der psychischen ersten Hilfe kommt große Bedeutung zu, sie besteht überwiegend aus Gesprächen. Jene werden im Einsatz, aber auch danach analysiert und bewertet. ✔ Zu erfolgreichen Gesprächen gehört auch das aktive Zuhören, es liefert u.a. im Umgang mit Trauernden wichtige Hinweise und Informationen. ✔ Zwecks Handhabung von Gefahren ist das Hinzuziehen von Experten hilfreich. Diese können auch aus Fachberatern öffentlicher Stellen, Technikern oder Vertretern eines Betriebes Hinzuziehen von dahingehend geschulten Ordnungskräften.. 148 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 7.3.5 Hinzuziehen von Experten Experten sind meistens an ihrer Kleidung oder Kennzeichnung zu erkennen. Dies kann im einfachsten Fall eine Beschriftung auf der Jacke sein, aber auch auf Helmen, typische Uniformen oder das Vorstellen vor dem Einsatz. Die Abzeichen einiger Organisationen sind nachfolgend aufgeführt: Abbildung 33: Feuerwehr Quelle: Wikicommons PD https://commons.wikimedia.org/wiki/File:F reiwillige_Feuerwehr_Stadt_Syke_2014_P D_08.jpg Abbildung 34: THW Technisches Hillfswerk Quelle: Wikicommons PD https://commons.wikimedia. org/wiki/File:Thw.logo.svg Abbildung 35: Quelle: Wikicommons PD https://commons.wikimedia.org/wiki/File:DRK_Logo2.svg Abbildung 31: Ambulanz Quelle: Wikicommons PD https://commons.wikimedia .org/wiki/File:Star_of_life_ gold.svg Abbildung 32: JUH Quelle: Wikicommons PD https://commons.wikimedia .org/wiki/File:JohanniterUnfall-Hilfe_logo.svg Abbildung 36: Malteser Hilfsdienst Quelle: Wikicommons PD https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Malteser_Logo.svg Um die Eignung prüfen zu können, ist es sinnvoll, sich mit einzelnen Spezialisten vorab vertraut zu machen: • • • • • Einsatzleiter / Einsatzleitung: Übergreifende Leitung des Einsatzes, Steuerung Gruppenführer / Zugführer: Leitung der einzelnen Trupps / Hilfs-, Ordnungs- und Rettungskräfte. Fachberater öffentlicher Stellen (z. B. Bauamt, Gesundheitsamt, Stadtwerke, Bahn) Technische Spezialisten (Chemiker, Statiker, Ingenieure, Höhenretter, Taucher etc.) Vertreter eines Betriebes, der vom Schadensfall betroffen ist (z. B. Beauftragte eines Energieversorgungsunternehmens, Transportunternehmen, Flughäfen, Hafen). 149 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 150 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 8 Weiterführendes 8.1 Seminare und Weiterbildung bei Organisationen PSNV und Seelsorge für Notfälle bleiben nicht statisch auf einem Level der Kenntnisse stehen, sie sind wachsende und erneuernde Prozesse mit immer neuen medizinischen und psychologischen Erkenntnissen. • • • • • 8.1.1 • • • • 8.1.2 • • • iasc guidelines Inter-Agency Standing Committee (IASC) (2007). IASC Guide lines on Mental Health and Psychosocial Support in Emergency Settings. Geneva: IASC. http://www.humanitarianinfo.org estss European Society for Traumatic Stress Studies: http://www.estss.org/ impact foundation http://www.impact-kenniscentrum.nl/?userlang=en nice guidelines Clinical Guideline 26 Post-traumatic stress disorder (PTSD): the management of PTSD in adults and children in primary and secondary care http://www.nice.org.uk/guidance/index.jsp?action=download&o=29770 tents the european network for traumatic stress: http://www.tentsproject.eu/ Beratungen bei Rettungsdiensten Deutsches Rotes Kreuz https://www.drk.de/hilfe-in-deutschland/bevoelkerungsschutz-und-rettung/psychosozialenotfallversorgung/ ASB: Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland eV https://www.asb.de/ Die Johanniter – Startseite http://www.johanniter.de/ Malteser in Deutschland https://www.malteser.de/ Hospize und Bestattungsunternehmen Bundesverband Deutscher Bestatter e.V. https://www.bestatter.de/ Deutscher Hospiz- u. PalliativVerband http://www.dhpv.de/ Deutscher Kinderhospizverein https://www.deutscher-kinderhospizverein.de/ 151 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD 8.1.3 • • • • 8.1.4 • • • • • • • • • • 8.1.5 • • • medizinische Hilfe und Nachsorge Deutsches Rotes Kreuz https://www.drk.de/hilfe-in-deutschland/bevoelkerungsschutz-und-rettung/psychosozialenotfallversorgung/ ASB: Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland eV https://www.asb.de/ Die Johanniter – Startseite http://www.johanniter.de/ Malteser in Deutschland https://www.malteser.de/ religiöse Verbände aller Religionen FKB Freikirchlich katholische Bewegung http://www.freikirchliche-katholische-bewegung.de/ Katholische Kirche Deutschland http://www.katholisch.de (Aufzählung) EKD: Evangelische Kirche in Deutschland http://www.ekd.de/ Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland http://www.alt-katholisch.de/ Jehovas Zeugen https://www.jw.org/de/ Neuapostolische Kirche in Deutschland http://www.nak.de/ Zentralrat der Juden in Deutschland K.d.ö.R. http://www.zentralratdjuden.de/ Zentralrat der Muslime in Deutschland http://www.zentralrat.de/ Buddhismus Deutschland http://www.buddhismus-deutschland.de Hinduismus in Deutschland http://www.hindu-religion.de/hinduismus-in-deutschland/ PSNV Literatur und Kurse Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) - Die Johanniter http://www.johanniter.de/dienstleistungen/im-notfall/psychosoziale-notfallversorgung-psnv/ Psychosoziale Notfallversorgung - DRK e.V. https://www.drk.de/hilfe-in-deutschland/...und.../psychosoziale-notfallversorgung/ Malteser Psychosoziale Notfallversorgung – Seminartermine www.malteser-psnv.de/ausbildung/seminartermine.html 152 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Stichwortverzeichnis 1. Buch Mose......................................................................................................................................10 2. Buch Mose......................................................................................................................................10 3. Buch Mose......................................................................................................................................10 4. Buch Mose......................................................................................................................................10 5 Ws..................................................................................................................................................132 5. Buch Mose......................................................................................................................................10 Abbruch..............................................................................................................................................58 Abdrücken........................................................................................................................................135 Abkürzungen......................................................................................................................................9f. Abkürzungen im Text...........................................................................................................................9 Ablass.................................................................................................................................................30 Ablauf der Krise.................................................................................................................................81 Ablehnen.............................................................................................................................................66 Ablehnung......................................................................................................................18, 62, 64, 124 Abraham.......................................................................................................................................25, 83 Abschirmen.......................................................................................................................................106 absichern...........................................................................................................................................131 Absichern....................................................................................................................................20, 128 Absprachen.....................................................................................................................................107f. Abwägung...............................................................................................................20, 40, 49, 125, 147 Abwägungen.......................................................................................................................................48 Abwehr.......................................................................................................................................20, 147 abwenden............................................................................................................................................80 Abwenden...........................................................................................................................................66 Abwendung...........................................................................................................................23, 51, 118 acute stress disorder............................................................................................................................48 Adressen.............................................................................................................................................46 Aggressivnotstand..............................................................................................................................49 Aktenordner......................................................................................................................................109 Akzeptanz.........................................................................................................................101, 122, 145 Alarmierung....................................................................................................................19, 58, 86, 104 Albert Schweitzer...............................................................................................................................33 Alkohol.......................................................................................................................80, 103, 118, 124 Alkoholsucht.......................................................................................................................................40 Alltäglichkeit......................................................................................................................................39 Alt-Katholiken..................................................................................................................................150 alter...................................................................................................................................................105 Alter............................................................................................................................99, 104, 121, 124 Amnesie..............................................................................................................................................61 Amos...................................................................................................................................................10 Amtsgänge..............................................................................................................................36, 41, 45 Amtsgängen........................................................................................................................................28 Anästesie.............................................................................................................................................81 Andachtsstelle.....................................................................................................................................27 Anerkennung............................................................................................................................89f., 121 Angehörige.......................................27, 43, 45, 56, 63, 102, 104, 106f., 109, 113, 115, 118, 140, 145 153 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD angemessenes Mittel.....................................................................................................................40, 49 Angriff..................................................................................................................................51, 60, 119 Angst...........................................................................................................................80, 112, 121, 125 Angstsymptome..................................................................................................................................81 Ansprachen.................................................................................................................................20, 146 Ansprechbarkeit................................................................................................................................131 Ansprechpartner...........................................................................................................45, 95, 109, 128 Ansteckung.........................................................................................................................................35 Anweisung..................................................................................................................................95, 101 Anweisungen......................................................................................................................19, 109, 128 Apostelgeschichte...............................................................................................................................10 Apostelgeschichte des Lukas..............................................................................................................10 Appetit..............................................................................................................................................120 Arbeitersamariterbund........................................................................................................................87 Arbeitsgemeinschaft...........................................................................................................................21 Arbeitsweise...........................................................................................................................19, 86, 95 Armenpflege.......................................................................................................................................28 Arzt...........................................................................................21, 30, 33, 36, 60, 111, 113, 115f., 119 Arztbesuchen......................................................................................................................................28 asb............................................................................................................................................10, 149f. ASB....................................................................................................................................9, 86f., 149f. ASD....................................................................................................................................................48 Atemfunktion....................................................................................................................................131 Atemgeräusche.................................................................................................................................131 Atemgifte............................................................................................................................................57 Atemtechniken..................................................................................................................................128 Atemwege..............................................................................................................................133f., 136 Atmung..........................................................................................................................119, 131ff., 137 atomare Stoffe.....................................................................................................................................57 Attentate...........................................................................................................................................105 Aufarbeitung...........................................................................................................19, 59, 95, 110, 145 Aufbereitung...............................................................................................................................95, 145 Aufbewahrungsort........................................................................................................................35, 45 Aufnahmegespräch.............................................................................................................................99 Aufnahmeverfahren............................................................................................................................99 Aufrichtigkeit.....................................................................................................................................26 Aufsichtsbehörde................................................................................................................................39 Aufzeichnung.......................................................................................................................19, 45, 109 Augenhöhe..........................................................................................................................................65 Augustinus..........................................................................................................................................21 Ausbildungskollegium........................................................................................................................99 Ausbildungsübersicht...................................................................................................................96, 98 Auslandsreisen....................................................................................................................................41 Ausrüstung.....................................................................................................................100, 102f., 109 aussagen..............................................................................................................................................41 Aussagen.............................................................................................................................................46 Aussageverweigerungsrecht...............................................................................................................36 Aussageverweigungsrecht..................................................................................................................41 Ausschlusskriterien.............................................................................................................................83 154 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Aussegnung..................................................................................................................................18, 30 Automobil.........................................................................................................................................109 Bahai...................................................................................................................................................25 Bahn....................................................................................................................................58, 105, 109 Banales...............................................................................................................................................38 Baruch.................................................................................................................................................10 Basilius von Cäsaräa...........................................................................................................................21 Basiskompetenz................................................................................................................................102 Beatmen....................................................................................................................................134, 136 Beatmung..........................................................................................................................................133 Beauftragung..............................................................................................................................19, 85f. Bedürfnisbefriedigung........................................................................................................................83 Bedürfnisse.........................................................................................................65, 81, 83f., 116, 142f. Befreiung......................................................................................................................................39, 44 Begierdetaufe..............................................................................................................................27, 117 begleitung...............................................................................................................................121f., 144 Begleitung.................................................19, 22, 30f., 53, 56, 63, 65, 102, 104, 106ff., 110, 117, 145 Behandlung...........................................................................................................30f., 35, 89, 119, 145 Beherbergen..................................................................................................................................22, 34 Behinderung.........................................................................................................................46, 63, 128 Behördenauskunft...............................................................................................................................39 Beichte....................................................................................................................18, 28ff., 32, 36, 43 Beichtgeheimnis.............................................................................................................18, 29, 35f., 38 Beichtsakrament...........................................................................................................................23, 29 Beichtsiegels.......................................................................................................................................37 Beichtvater..........................................................................................................................................29 bekannte.....................................................................................................................................21, 38f. Bekannte.............................................................................................................................63, 117, 119 Belastungen...........................................................................16ff., 31, 55, 57f., 63, 90ff., 95, 102, 110 Beratungen..................................................................................................................................20, 149 Bergrettung.........................................................................................................................................87 Bernhard von Clairvaux.....................................................................................................................21 Berufshaftpflichtversicherung............................................................................................................51 Bescheinigungen...............................................................................................................................109 Beschuldigungen................................................................................................................................42 Besitztümer.......................................................................................................................................123 Besprechung.......................................................................................................................46, 104, 109 Besprechungen.............................................................................................................17, 19, 102, 140 Besprechungsort.................................................................................................................................45 Besprechungsraum.............................................................................................................................45 Besprechungszelte..............................................................................................................................45 Bestätigung...................................................................................................................................44, 89 bestatter.............................................................................................................................................149 Bestatter........................................................................................................................18, 33, 106, 149 Bestattungsunternehmen.............................................................................................................20, 149 Besuchsdiensten.................................................................................................................................28 betreuung..........................................................................................................................................121 Betreuung.....................................................................................19, 58, 86, 105, 108, 110, 117f., 137 betroffene........................................................................................................................55, 102ff., 135 155 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Betroffene......11, 22f., 29, 40f., 45f., 48, 51, 53, 56, 58f., 63ff., 80, 84, 102ff., 106, 108, 111, 117ff., 126, 131, 134, 140 betroffenen..............................................................................................................40, 49, 81, 104, 135 Betroffenen 11, 17, 29f., 33, 38, 43ff., 48f., 53, 55f., 59, 61ff., 81ff., 89, 99f., 104ff., 108, 118f., 122, 125f., 129ff., 135, 137, 139, 141, 145, 147 Betroffenheit.....................................................................................................................................144 Bewältigung........................................................................................................................81, 112, 117 Beweissicherung...............................................................................................................................139 Bewerber.............................................................................................................................................99 Bewusstlosigkeit....................................................................................................................133, 135f. Bewusstsein......................................................................................................................................131 Bewußtseinslage...............................................................................................................................119 Beziehung.........................................................................................................................91, 125, 143f. Beziehungsaufnahme........................................................................................................................125 Bezugspersonen..........................................................................................................................53, 119 BF.......................................................................................................................................................87 BGB........................................................................................................................................9, 49, 118 Bibelstellen.........................................................................................................................................10 Bildungseinrichtungen........................................................................................................................28 Bindungen...........................................................................................................................................91 Bischof............................................................................................................................................1, 12 Blicken......................................................................................................................................101, 141 Blickkontakt.........................................................................................................................62, 66, 142 Blutungen.................................................................................................................................130, 135 Blutverlust........................................................................................................................................137 Botschaft...........................................................................................................................................145 Brahma...............................................................................................................................................25 Brahmadismus....................................................................................................................................25 Brahmaismus......................................................................................................................................26 Brahmanen..........................................................................................................................................25 Brände.................................................................................................................................82, 105, 130 Brandgase.........................................................................................................................................130 Brandstiftung......................................................................................................................................40 Briefing.............................................................................................................................................109 Brustschmerzen................................................................................................................................134 Buch der Sprüche...............................................................................................................................10 Buch Esra............................................................................................................................................10 Buch Hiob...........................................................................................................................................10 Buch Josua..........................................................................................................................................10 Buch Judit...........................................................................................................................................10 Buch Nehemia....................................................................................................................................10 Buddha................................................................................................................................................26 buddhismus.................................................................................................................................26, 150 Buddhismus................................................................................................................................26, 150 Bundeswehr........................................................................................................................................87 Burn-out........................................................................................................................................90, 92 Bus............................................................................................................................................105, 109 Buße........................................................................................................................................21, 23, 30 Busunfall.............................................................................................................................................58 156 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Canon....................................................................................................................................................9 Cassian................................................................................................................................................21 Checkliste.......................................................................................................................................102f. chemische Stoffe.................................................................................................................................57 Chrisostomos......................................................................................................................................21 Christus.................................................................................................................................................9 Chronik...............................................................................................................................................10 CICEC................................................................................................................................................37 Cirkulation........................................................................................................................................136 CO²...................................................................................................................................................129 Daniel.................................................................................................................................................10 Danksagung........................................................................................................................................12 Daten.......................................................................................................................................37, 46, 60 Datenschutz..............................................................................................................................45f., 109 Datenschutzbestimmungen.................................................................................................................35 Deeskalation.......................................................................................................................................83 Defensivnotstand................................................................................................................................49 Defibrillation......................................................................................................................................63 Demenz...............................................................................................................................................40 Demiurg..............................................................................................................................................24 Depression..............................................................................................................................120, 124f. Desorientiertheit...............................................................................................................................135 Deuteronomium..................................................................................................................................10 Deutung............................................................................................................................................144 Diakonie.........................................................................................................................12, 18, 28, 30f. Dienstbereitschaft...............................................................................................................................95 Diskretion...........................................................................................................................................46 Dogmatik............................................................................................................................................12 Dokumentation...............................................................................................................19, 86, 95, 109 Dolmetscher......................................................................................................................................106 Dritte................................................................................................................................................41f. dritter..................................................................................................................................................33 Dritter.....................................................................................................................................37, 42, 45 drk..................................................................................................................................................149f. DRK........................................................................................................................................9, 86, 150 DRK..................................................................................................................................................150 Drogen..................................................................................................................29, 40, 103, 118, 124 Drogenintoxikation.....................................................................................................................19, 118 Durchhänger.......................................................................................................................................90 Durchschlafstörungen...................................................................................................................61, 92 Ehegatte..............................................................................................................................................37 Ehre.......................................................................................................................................2, 40ff., 49 Ehre Gottes...........................................................................................................................................2 Ehrenamt.............................................................................................................................................43 Ehrlichkeit..........................................................................................................................................65 Eigen- und Fremdbewertung........................................................................................................19, 92 Eigenaktivität......................................................................................................................................65 Eigenanalyse.......................................................................................................................................89 Eigeninitiative.....................................................................................................................................55 157 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Eigenschutz...........................................................................................................................16, 39, 102 Eigensicherung.........................................................................................................20, 129f., 133, 135 Eigentum.......................................................................................................................................40, 49 Eigenverantwortung.............................................................................................................57, 65, 100 Eignung...........................................................................................................................19, 90, 99, 147 Einführung........................................................................................................1, 8, 11, 16, 53, 96, 99f. Einleitung.......................................................................................................................................8, 16 Einnässen..........................................................................................................................................135 Einsatz. .11f., 16f., 20, 25, 28, 46, 51, 56, 86, 89, 95, 100ff., 105ff., 110, 113, 118, 128f., 134, 140f., 145, 147 Einsatzberechtigung.........................................................................................................................100 Einsatzerfahrung.................................................................................................................................99 Einsatzfahrzeuge.................................................................................................................45, 128, 140 Einsatzgebiete...............................................................................................................................19, 99 Einsatzindikationen......................................................................................................................19, 82 Einsatzindikatoren..............................................................................................................................83 Einsatzkleidung..........................................................................................................................19, 102 Einsatzkräfte.................................................11, 17, 19, 49, 56, 58, 89, 95, 99, 101f., 106ff., 130, 139 Einsatzleitung.....................................................................................................51, 86, 100f., 106, 108 Einsatzregeln..............................................................................................................................19, 109 Einsatzstelle..................................................................................................................20, 57, 109, 129 Einsatzzentrale..............................................................................................................86, 95, 109, 140 Einschätzung..............................................................................................19, 57, 63f., 90, 92, 99, 126 Einsichtnahme....................................................................................................................................35 Einstichstellen...................................................................................................................................119 Einsturz...............................................................................................................................................57 Eintragung........................................................................................................................................100 Eintreffen....................................................................................8, 17, 20, 50, 56, 104, 128f., 138, 141 Einverständnis....................................................................................................................................39 Einweisung......................................................................................................................11, 20, 98, 119 Einzelkämpfer...................................................................................................................................101 Einzelsupervision.............................................................................................................................144 ekd....................................................................................................................................................150 EKD........................................................................................................................................9, 87, 150 Elektrizität..........................................................................................................................................57 Eltern.....................................................................................................31, 60, 106, 111, 114, 117, 121 Empathie.......................................................................................................................................90, 92 Endlichkeit des Seins....................................................................................................................22, 59 Entbindung.......................................................................................................................................43f. Entlasten...........................................................................................................................................125 Entschuldigender Notstand........................................................................................................18, 49f. Entschuldigung...................................................................................................................................64 Entspannungstechniken............................................................................................................103, 110 Entspannungsübung..........................................................................................................................128 Epilepsie...........................................................................................................................................135 Erbsünde.......................................................................................................................................23, 25 Erfahrungsaustausch...........................................................................................................................21 Erfolgserlebnisse................................................................................................................................89 Erlebnisse...............................................................................................................59, 89, 92, 122, 124 158 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Erlöser.................................................................................................................................................24 Ernstfall........................................................................................................................................19, 89 Erpressung..................................................................................................................................40, 125 Erschöpfung............................................................................................................................62, 64, 94 erste Hilfe...................................................................................8, 17, 20, 35, 56, 102, 129f., 137, 141 Erste Hilfe.............................................................................................9, 20, 31, 99f., 128ff., 133, 141 Ersthelfer..............................................................................................................9, 18, 31, 33, 45, 104 Erstkontakt..................................................................................................................................66, 119 Erstversorgung..................................................................................................................................136 Eschatologie...........................................................................................................................22, 25, 32 Eschatologie4.....................................................................................................................................22 Essensdienste......................................................................................................................................28 Ethik...................................................................................................................................................12 Evakuierung........................................................................................................................................58 Evaluation.........................................................................................................................................121 Exkrementen.....................................................................................................................................119 Exodus................................................................................................................................................10 Experten......................................................................................................................................20, 147 Explosionen..........................................................................................................................57, 82, 105 Explosionsgefahren............................................................................................................................82 Extremsituationen.........................................................................................................................19, 61 Ezechiel..............................................................................................................................................10 Fachkraft.............................................................................................................................................86 Fachkräfte...................................................................................................................................86, 108 Fahrdraht...........................................................................................................................................129 Fahrrad..............................................................................................................................................109 Fahrten................................................................................................................................................39 Familie......................................................................................................29, 89ff., 104, 113, 124, 126 Familienangehörigen..........................................................................................................................91 Familienleben.....................................................................................................................................91 Familienmitglieder...........................................................................................................................104 Familienprobleme...............................................................................................................................42 Familienversorgung............................................................................................................................28 Fassungslosigkeit................................................................................................................................66 Fehler..........................................................................................................................................20, 146 Fehlstellung......................................................................................................................................135 Feldgeistliche......................................................................................................................................28 Fernlicht............................................................................................................................................129 feuerwehr............................................................................................................................................87 Feuerwehr....................................................................8, 12, 19, 21, 48, 58, 86f., 101, 106, 129f., 132 ff............................................................................................................................................................9 FF........................................................................................................................................................87 Firmung......................................................................................................................................27, 29f. Fitness.................................................................................................................................................57 FKB........................................................................21, 30f., 36, 53, 58, 66, 82, 85f., 98, 100, 109, 150 flashback.............................................................................................................................................60 Flexibilität...........................................................................................................................................99 Fluchtmöglichenkeiten...............................................................................................................20, 140 Flugzeugabsturz................................................................................................................................105 159 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Folgekrankheiten................................................................................................................................81 Folter...................................................................................................................................................60 Form...............................................................................................................................................2, 12 Formulare.........................................................................................................................................109 Fortbildung...............................................................................................................................100, 103 Fotos...................................................................................................................................................46 Fragmentierung...................................................................................................................................81 Frauenhäuser.......................................................................................................................................28 Freiheit.................................................................................................................................23, 40, 49f. Freizeiten......................................................................................................................................39, 82 Fremdeinschätzung.............................................................................................................................81 Fremdwahrnehmung...........................................................................................................................85 Freud.............................................................................................................................................21, 59 Freudlosigkeit...................................................................................................................................120 Freund.........................................................................................................................................91, 115 Frühwarnsystem...............................................................................................................................100 Fuhrpark.....................................................................................................................................19, 109 Führungskräfte..................................................................................................................................102 Führungszeugnis.................................................................................................................................85 Funkgerät..........................................................................................................................................113 Funksprechgerät.................................................................................................................................45 Funktelefon.........................................................................................................................................58 Fürbitten.............................................................................................................................................27 Fürsorge..............................................................................................................................21, 103, 125 Gashahn............................................................................................................................................129 Gebet...................................................................................................................................................10 Gedankenstütze.................................................................................................................................109 Gedenkfeier........................................................................................................................................27 Gedenkstein........................................................................................................................................27 Gefahr..............................................................35, 39ff., 47, 49ff., 62, 80, 90, 93, 118, 129f., 140, 144 Gefährdung.......................................................................................................................................131 Gefährdungen...................................................................................................................................110 Gefahren...............................................................11, 17, 20, 40, 49, 51, 53, 57f., 89f., 92, 128ff., 147 Gefahrenabwehr.................................................................................................................................39 Gefangenen.........................................................................................................................................29 Gefangenenbetreuung.........................................................................................................................28 Gegenleistung.....................................................................................................................................23 Gehirnschlag.....................................................................................................................................135 Geistliche......................................................................................................................................36, 44 Gelenkverletzungen..........................................................................................................................135 Gemeindebüro.............................................................................................................................41, 111 Genesis...............................................................................................................................................10 Gerechtigkeit....................................................................................................................................23f. Gerechtigkeit Gottes.........................................................................................................................23f. Gerechtigkeit3....................................................................................................................................22 Gerüchte.............................................................................................................................................39 Geschlechtskrankheitengesetz............................................................................................................40 Gesetze.........................................................................................................................................25, 35 Gespräche........................................................................29, 32, 36, 38f., 42, 44f., 58, 116, 142, 144f. 160 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Gesprächsführung...................................................................................................19, 42, 65, 126, 144 Gesprächskategorien.........................................................................................................................144 Gesprächspartner....................................................................................................................113, 143f. Gesten...............................................................................................................................................101 Gesundheit......................................................................................12, 17, 31, 46, 57, 81, 89, 100, 118 Gesundheitsgefahren..................................................................................................................35, 130 Gesundheitsversorgung......................................................................................................................28 Gewaltbereitschaft....................................................................................................................118, 147 Gewaltdelikte....................................................................................................................................105 Gewaltopfer................................................................................................................................19, 116 Gewaltpotential...........................................................................................................................20, 147 Gewissensnöte........................................................................................................................18, 29, 38 Glaubensrichtungen............................................................................................................................22 Gleichbehandlungsgrundsatz........................................................................................................36, 41 Gottesbilder..................................................................................................................................18, 24 Gottesherrschaft..................................................................................................................................22 Grabkerze...........................................................................................................................................27 Grenzen........................................................................................................11, 19, 46, 48, 53, 90, 99f. Grenzerfahrungen...............................................................................................................................16 Grenzfälle...........................................................................................................................................48 Großschadensereignisse......................................................................................................19, 105, 116 Großschadenslagen.....................................................................................................................58, 106 Großveranstaltungen.........................................................................................................................105 Grübeln.............................................................................................................................................120 Grundbedürfnisse...............................................................................................................................89 Grundbedürfnissen.............................................................................................................................28 Grundordnung...............................................................................................................................40, 85 Grundsätze..................................................................................................................................65, 113 Grundwissen.....................................................................................................................16, 19, 31, 53 Gruppenarbeitokoll...........................................................................................................................144 Gruppensupervision.......................................................................................................................143f. Habakuk..............................................................................................................................................10 Hadsch................................................................................................................................................25 Haftpflichtversicherung..........................................................................................................16, 35, 47 Haggai.................................................................................................................................................10 Halluzinationen.........................................................................................................................119, 145 Halsschlagader..................................................................................................................................131 Handelnde Personen.....................................................................................................................19, 85 Handgreiflichkeiten......................................................................................................................18, 48 Handreichung....................................................................................................................8, 11, 63, 103 Handreichungen..........................................................................................................................19, 109 Handzettel.........................................................................................................................................109 Handzetteln.........................................................................................................................................46 Hare Krishna Bewegung.....................................................................................................................25 Haushaltsstrom.................................................................................................................................129 Haushaltsunfälle...............................................................................................................................130 Hautdurchblutung.............................................................................................................................137 Hautfarbe..........................................................................................................................................119 Heilige..................................................................................................................................................9 161 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Heilkunde.........................................................................................................................................30f. Heilungsprozess..................................................................................................................................65 Heimlichgriff....................................................................................................................................133 Hektik.................................................................................................................................................18 Herrnhuter Brüder..............................................................................................................................21 Herz-Kreislauf Stillstand..................................................................................................................134 Herzbeschwerden..............................................................................................................................111 Herzdruckmassage............................................................................................................................134 Herzprobleme...................................................................................................................................134 Hildegard von Bingen.........................................................................................................................21 Hilfestellung...............................................................................................................................63, 122 Hilflosigkeit........................................................................................................................80, 120, 145 Hilfsmittel.........................................................................................................................................104 Himmel.....................................................................................................................................25f., 119 Hin- und Herlaufend...........................................................................................................................48 hinduismus........................................................................................................................................150 Hinduismus.................................................................................................................................25, 150 Hochhalten........................................................................................................................................135 Hochspannung..................................................................................................................................129 Hochspannungsleitungen..................................................................................................................129 Hochverrat..........................................................................................................................................40 Hoffnungslosigkeit.....................................................................................62, 93, 120, 123f., 126, 144 Höhenrettung......................................................................................................................................87 Hölle...................................................................................................................................................25 hörer............................................................................................................................................29, 145 Hörer.................................................................................................................................................145 Hosea..................................................................................................................................................10 Hospize...................................................................................................................18, 20, 28, 30f., 149 Hygiene...........................................................................................................................19, 37, 89, 103 Hyperventilation...............................................................................................................................134 Hyronimus..........................................................................................................................................21 Im-Weg-Stehen...................................................................................................................................63 Indikationen..................................................................................................................................83, 95 Industriegase.....................................................................................................................................129 Infektionen..........................................................................................................................................57 Infektionsschutz..................................................................................................................................40 Information.........................................................................................41ff., 46, 55, 65, 123, 142, 144f. Informationen.........................................................11f., 17, 35, 37ff., 44, 46, 53, 55, 64, 66, 95, 107f. Informationsbedürfnis................................................................................................................84, 106 Ingekehrtheit.......................................................................................................................................66 Initiation...........................................................................................................................................121 Interesselosigkeit..............................................................................................................................120 Interview.............................................................................................................................................46 intimen Atmosphäere....................................................................................................................18, 45 Intimsphäre.......................................................................................................................................106 Intubation............................................................................................................................................63 Invalidität............................................................................................................................................51 Isaak....................................................................................................................................................25 Islam.............................................................................................................................................18, 25 162 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Jakob...................................................................................................................................................25 Jehovas Zeugen................................................................................................................................150 Jeremia................................................................................................................................................10 Jesaja...................................................................................................................................................10 Jesus..............................................................................................................................................22, 36 Job.......................................................................................................................................................10 Joel......................................................................................................................................................10 Johannes.............................................................................................................................................10 Johannesevangelium...........................................................................................................................10 johanniter................................................................................................................................121, 149f. Johanniter................................................................................................................8f., 87, 121f., 149f. Jona.....................................................................................................................................................10 Josua...................................................................................................................................................10 Judas...................................................................................................................................................10 juden.................................................................................................................................................150 Juden...............................................................................................................................18, 25, 27, 150 JUH.................................................................................................................................................9, 87 JUH Johanniter Unfallhilfe KKD.........................................................................................................9 Juristisches....................................................................................................................................18, 47 Kaltwasseranwendung......................................................................................................................136 Kanon...................................................................................................................................................9 Kapitel................................................................................................................................................10 Karriere...............................................................................................................................................61 Katastrophenlagen..............................................................................................................................56 katholische Kirche........................................................................................................................32, 43 Katholische Kirche...........................................................................................................................150 katholischen Theologie.........................................................................................................................1 keltische..............................................................................................................................................12 keltischen..............................................................................................................................................2 Kennzeichnung.........................................................................................................................101, 147 Kfz....................................................................................................................................................109 Kind..........................................................................................................40, 48, 63, 92, 105, 112, 115 Kinder..........................................................................................31, 60f., 91, 103f., 106f., 111f., 114f. Kindestod..................................................................................................................................105, 116 Kindheit..............................................................................................................................................60 Kindstod.................................................................................................................................18, 31, 82 Kirche.......................................................................................................................................1f., 9, 12 Kirchenangehörigen...........................................................................................................................42 Kirchenleitung..............................................................................................................................39, 58 KIT.........................................................................................................................................9, 86, 99f. KKD...............................................8f., 11, 28ff., 36f., 41, 53, 58, 66, 82, 85f., 96, 98, 100f., 103, 109 Klagelieder.........................................................................................................................................10 Klärung.........................................................................................................................................44, 90 Klaustrophobie...................................................................................................................................40 Kleriker...................................................................................................8, 16, 18, 21f., 32, 37, 39, 111 Klerus...........................................................................................................................................39, 41 Klingeln..............................................................................................................................................50 Knochen............................................................................................................................................135 Kohlenmonoxid................................................................................................................................129 163 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Kolosserbrief des Paulus....................................................................................................................10 Kommunikation................................................................................................16f., 62, 66, 95, 99, 101 Kommunion................................................................................................................................18, 29f. Kompetenz.........................................................................................................46, 85, 99f., 103f., 144 Kondolenzliste....................................................................................................................................27 Konflikte....................................................................................................................19, 80, 126, 143f. Konfliktlösungsstrategien.............................................................................................................19, 81 Konfutse.............................................................................................................................................26 Konfuzianismus..................................................................................................................................26 Konsensbereitschaft..........................................................................................................................124 Kontaktaufnahme..........................................................................................................102, 106ff., 141 Kontakte...................................................................................................28, 66, 86, 95, 101, 106, 143 Kontrollverlust..............................................................................................................................65, 80 Konzentrationsschwäche..................................................................................................................120 Konzentrationsschwierigkeiten..........................................................................................................61 Kopfschmerzen.........................................................................................................................124, 135 Körperflüssigkeiten...................................................................................................................119, 130 Körperkontakt.......................................................................................................................64, 66, 142 Körperschaften des öffentlichen Rechts.............................................................................................36 Kostenübernahme...............................................................................................................................19 Kraftbedarf.........................................................................................................................................57 Krampfanfall.....................................................................................................................................135 Krampfanfälle...................................................................................................................................135 kranke.................................................................................................................................................43 Kranke................................................................................................................................................30 Krankenhaus.............................................................................................................113, 121, 130, 142 Krankenhausbesuche..........................................................................................................................41 Krankenhäuser......................................................................................................................18, 28, 30f. Krankenkommunion.....................................................................................................................27, 30 Krankenpersonal.................................................................................................................................18 Krankenpflege....................................................................................................................................28 Krankensalbung..........................................................................................................................18, 29f. Krankheiten............................................................................................18, 30f., 40, 60, 113, 118, 130 Krankheitssymptome........................................................................................................................130 Krieg...........................................................................................................................................60, 121 Kriegsneurose.....................................................................................................................................48 Krisenfall..................................................................................................................................8, 28, 80 Krisenintervention................................................1, 8, 11, 19, 21, 31, 53, 56, 63, 81, 85, 95, 107, 118 Kriseninterventionsdienste.................................................................................................................56 Kriseninterventionsteam.................................................................................................................9, 86 Kriseninverntion.................................................................................................................................57 Krisenreaktion....................................................................................................................................48 Kummer............................................................................................................................................120 Kündigungen......................................................................................................................................38 kurs..............................................................................................................................................85, 111 Kurs.........................................................................................................8, 20, 65, 85, 100, 128ff., 150 Kurzschlußreaktionen.........................................................................................................................43 Lagerfeuer...........................................................................................................................................39 Laien...........................................................................................................................11, 16, 21, 32, 37 164 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Langeweile.......................................................................................................................................124 Laotse.................................................................................................................................................26 leben...................................................................................................................................................61 Leben.................................17f., 22, 26f., 33, 40, 49ff., 57, 59, 92ff., 103, 111, 121ff., 125f., 128, 130 Lebensberatung...................................................................................................................................21 Lebensgefahr.......................................................................................................................59, 118, 130 Lebenspartner...........................................................................................................................103, 110 Lebenssituation.............................................................................................................................37, 61 Lehrbuch...................................................................................................................................1, 8, 129 Leib......................................................................................................................................40, 49f., 57 Leibniz..............................................................................................................................................23f. Leichensuche......................................................................................................................................58 Leichnam........................................................................................................................................116f. Leichtverletzte..................................................................................................................................104 Leitsatz...............................................................................................................................................81 Leitung...................................................................................................17, 41, 56f., 86, 99f., 107, 144 Levitikus.............................................................................................................................................10 Lichterkette.........................................................................................................................................27 Lichtstarre.........................................................................................................................................119 Liebe.....................................................................................................................................17, 89, 112 Literatur..............................................................................................................................19f., 54, 150 Liturgie.............................................................................................................................................103 Lob......................................................................................................................................................65 lösung....................................................................................19, 22, 25f., 61f., 64, 80f., 108, 125, 145 Lösung..................................................................................................24, 53, 61, 80f., 115, 125f., 144 Lukas..................................................................................................................................................10 Lukasevangelium................................................................................................................................10 Luther.................................................................................................................................................21 Magister................................................................................................................................................9 Maleachi.............................................................................................................................................10 malteser..........................................................................................................................................149f. Malteser................................................................................................................................8, 87, 149f. Manipulation.......................................................................................................................................60 MANV............................................................................................................................42, 56, 86, 116 Markusevangelium.............................................................................................................................10 Maslow...............................................................................................................................................83 Material...............................................................................................................................................95 Matthäusevangelium...........................................................................................................................10 Mediation......................................................................................................................................19, 65 Medien.............................................................................................................18f., 45f., 106, 109, 128 Medikamente......................................................................................................................80, 103, 115 medizinische Hilfe.....................................................................................................19f., 81, 139, 150 Mekka.................................................................................................................................................25 melden........................................................................................................................................40, 108 Melden......................................................................................................................................20, 129f. Menschenhandel.................................................................................................................................40 Menschlichkeit...................................................................................................................................26 Metropoliten.......................................................................................................................................12 mhd.......................................................................................................................................................9 165 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD MHD................................................................................................................................................86f. Micha..................................................................................................................................................10 Mietwagen........................................................................................................................................109 Mimik.......................................................................................................................................101, 141 Missbrauch.............................................................................................................................29, 40, 60 Mißbrauch.....................................................................................................................................38, 41 Mißtrauen...........................................................................................................................................62 Miteinander.........................................................................................................................................95 Mitteilung.......................................................................................................................39, 41, 43, 123 Mobbing.......................................................................................................................................29, 60 Mobilität.............................................................................................................................................99 Mobiltelefon...............................................................................................................58, 103, 107, 132 Möglichkeiten.......................................17, 19, 28, 45, 53, 61, 95, 100, 107, 111, 117, 122f., 126, 130 Monarchianismus.................................................................................................................................9 Mord.....................................................................................................................................40, 49, 105 Müdigkeit...........................................................................................................................64, 120, 124 Muslime............................................................................................................................................150 Mutmaßungen.....................................................................................................................................43 Nachbesprechung.......................................................................................................19, 95, 101, 109f. Nachbesprechungen......................................................................................................................19, 95 Nachbetreuung..........................................................................................................................105, 113 nachfragen.................................................................................................................................113, 115 Nachfragen....................................................................................................................46, 65, 104, 112 Nachgang................................................................................................................42, 46, 54, 110, 118 Nachlese.............................................................................................................................................95 Nachsorge.................................................................................................................19f., 101, 110, 150 Nachweis............................................................................................................................................85 Nahum................................................................................................................................................10 Naturkatastrophen.......................................................................................................................60, 105 Nebenausgang.....................................................................................................................................46 Nehemia..............................................................................................................................................10 Nervenzusammenbruch......................................................................................................................48 Netzwerke...........................................................................................................................................53 Neuapostolische Kirche....................................................................................................................150 Neues Testament...................................................................................................................................9 Neuorientierung..........................................................................................................................53, 122 NFS...............................................................................................................................................19, 86 Nibbana...............................................................................................................................................26 Nicht schweigepflichtig......................................................................................................................40 Nichtanzeige.......................................................................................................................................37 Nichtwissen........................................................................................................................................46 Niedergeschlagenheit........................................................................................................................120 Nirwana..............................................................................................................................................26 NLP...............................................................................................................................................19, 65 Notarzt..............................................................................................................................................140 notfall................................................................................................................................................150 Notfall............................................................8, 16f., 19, 27, 30, 56, 85f., 95, 100, 109, 114, 118, 141 Notfallausbildung.............................................................................................................................100 Notfalldienste.........................................................................................................................21, 82, 87 166 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Notfälle.....................................................................................................16, 19, 35, 82, 86f., 118, 149 Notfallerleben.....................................................................................................................................83 Notfallkoffer.....................................................................................................................................113 Notfallpatienten................................................................................................................................83f. Notfallseeelsorge................................................................................................................................21 Notfallseelsorge................................................................................11, 21, 29, 53, 57f., 85, 87, 92, 96 Notfallseelsorger...............................................................................................8, 16, 56, 58, 113, 115f. Notfallsituation...................................................................................................................................83 Notizen.......................................................................................................................................45, 109 Notruf............................................................................................................................130, 132, 134ff. Notschiene........................................................................................................................................135 Notset................................................................................................................................................103 Notstand................................................................................................................18, 35, 49f., 118, 140 Nottaufe..............................................................................................................................................27 Notwehr............................................................................................................................18, 35, 49, 51 Numeri................................................................................................................................................10 Oasen der Ruhe.................................................................................................................................106 Obadja.................................................................................................................................................10 Obdachlosenversorgung.....................................................................................................................28 Offenbarung.........................................................................................................................10, 36, 42f. Offenbarung des Johannes..................................................................................................................10 Offene Fragen...................................................................................................................................144 Offenkundigkeit..................................................................................................................................39 Ohnmacht..........................................................................................................................................111 Ohrfeige..............................................................................................................................................51 Opfer...............................................................................................23, 27, 38, 40, 82, 90, 92, 130, 145 Orden..................................................................................................................................................1f. Ordination...........................................................................................................................................43 organisationen......................................................................................................12, 85f., 95, 99f., 103 Organisationen...........................................................................19f., 31f., 51, 82, 87, 96, 99, 106, 149 Organisationsmöglichkeiten.............................................................................................................106 Origines..............................................................................................................................................21 Örtlichkeit...........................................................................................................................................95 Parias..................................................................................................................................................25 Pastoral...............................................................................................................................................32 Pastoraltheologie................................................................................................................................21 Paulus...........................................................................................................................................10, 22 Pausen.........................................................................................................................................91, 103 Personenschäden.................................................................................................................................82 Persönlichkeit.....................................................................................................................83, 113, 124 Petrus..................................................................................................................................................22 Petrusbrief...........................................................................................................................................10 Phantasien.........................................................................................................................................122 Phasen.......................................................................................................................102, 120, 123, 145 Philosophie...........................................................................................................................................9 Pietät...................................................................................................................................................46 Pietismus.............................................................................................................................................21 Planung...............................................................................................................................................95 Plastikstange.....................................................................................................................................129 167 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Plastiktüte.........................................................................................................................................134 Plauderei.............................................................................................................................................42 polizei.................................................................................................................................83, 105, 108 Polizei.................................8, 16, 19, 43, 46ff., 56, 85ff., 105f., 108, 111, 116f., 119, 123, 132, 139f. Polizist..............................................................................................................................................113 Polizistin...........................................................................................................................................113 Post Traumatic Stress Disorder....................................................................................................57, 59 Prävention...................................................................................................................................54, 121 Praxishandbuch.................................................................................................................................109 Praxishilfen..............................................................................................................................19f., 109 Praxistipps.............................................................................................................................11, 19, 111 Prediger...............................................................................................................................................10 Predigt...............................................................................................................................................145 Predigtanalyse...................................................................................................................................145 Pressekonferenz..................................................................................................................................46 Pressemitteilungen..............................................................................................................................46 Pressevertreter..................................................................................................................................106 Priesterweihe......................................................................................................................................43 Priorisierung.....................................................................................................................................107 Prioritäten...........................................................................................................................48, 103, 128 private Körperschaften.......................................................................................................................36 Privatgeheimnissen.............................................................................................................................37 Privathaftpflicht..................................................................................................................................51 Privatsphäre..................................................................................................................................46, 64 Privatwohnung....................................................................................................................................39 Problem.................................................................................................................................43, 55, 126 Probleme.................................................................8, 17, 32, 39, 43, 89, 91, 104, 113, 125f., 143, 146 protokoll.....................................................................................................................................35, 143 Protokoll.........................................................................................................................................143f. Prozession...........................................................................................................................................27 psnv...................................................................................................................................................150 PSNV......8f., 11, 16, 19ff., 30f., 35, 38, 42, 53f., 56, 62, 64, 81ff., 86, 90, 99ff., 130, 137, 141, 146, 149f. PSNV 3 Satz.................................................................................................................................64, 81 psychiatrische Krise..........................................................................................................................118 Psychiatrische Notfälle...............................................................................................................19, 118 Psychische Hygiene......................................................................................................................19, 89 Psychischer Schock............................................................................................................................48 PsychKG...........................................................................................................................................118 Psychohygiene..................................................................................................................19, 89, 92, 99 Psychologie.......................................................................................................................19, 59, 65, 83 Psychosoziale Notfallversorgung.........................................................................................11, 54, 150 Psychotherapeuten..............................................................................................................................56 Psychotraumatologie....................................................................................................................19, 59 Puls...........................................................................................................................119, 121, 131, 137 Quelle...........................................................................................................................................39, 62 Rahmenbedingungen....................................................................................................................18, 47 Ratschläge...........................................................................................................................65, 110, 146 Raub....................................................................................................................................................40 168 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Rauchen..............................................................................................................................................80 Raum...........................................................................36, 53, 64, 89, 95, 105, 115, 119, 121, 140, 145 Reagibilität.........................................................................................................................................61 Reaktionen................................................................................................................81, 99, 110ff., 143 Reaktionsschwäche.............................................................................................................................62 Realisation........................................................................................................................................121 Rechtliche Grundlagen.......................................................................................................................29 Rechtliche Grundlagen.................................................................................................................18, 35 Rechtschaffenheit...............................................................................................................................26 Rechtsgut......................................................................................................................................40, 49 Rechtsgüter.............................................................................................................................16, 40, 49 Rechtslage...........................................................................................................................................41 Rechtspfleger......................................................................................................................................43 Rechtsschutz.....................................................................................................................16, 18, 35, 51 Rechtsschutzversicherung..................................................................................................................51 Reformation........................................................................................................................................21 Regeln der Zusammenarbeit.......................................................................................................20, 139 Regenbogenpresse..............................................................................................................................46 Regression................................................................................................................................120, 145 Reizbarkeit............................................................................................................................61, 81, 118 Rekonstruktion.................................................................................................................................121 Religionen....................................................................................................................20, 22f., 25, 150 Religionsgemeinschaften........................................................................................................18, 25, 43 Respekt...............................................................................................................................................65 Rettungsassistenten.......................................................................................................................18, 33 Rettungsdienst.......................................................................................................9, 21, 56, 128ff., 133 Rettungsgasse.............................................................................................................................20, 138 Rettungskette......................................................................................................................20, 53, 129f. Rettungskräfte.........................................................................................8, 11, 48, 56, 59, 89, 129, 138 Rettungssanitäter..........................................................................................................................16, 45 Rettungswagen............................................................................................................................45, 111 Richter................................................................................................................................................10 Risiken..........................................................................................................................20, 90, 121, 147 Risikofaktoren..................................................................................................................................124 Riten.................................................................................................................................................121 Rituale.................................................................................................................................20, 108, 143 Ritualgestaltung............................................................................................................................18, 27 RK.......................................................................................................................................................87 Rollenspiel................................................................................................................................121, 145 Rückfälle...........................................................................................................................................122 Rückmeldungen..........................................................................................................................65, 107 Rücksicht................................................................................................................................41, 43, 50 Rückzugsort................................................................................................................................42, 140 Rückzugsorte..............................................................................................................................20, 140 Rufbereitschaft...................................................................................................................................95 rufen....................................................................................................................................80, 115, 128 Rufen..........................................................................................................................................50, 129 Ruheräume..........................................................................................................................................91 Sachverhalt.................................................................................................................................39, 41f. 169 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Sakramentalien...................................................................................................................................28 Sakramente.........................................................................................................................................28 Salat....................................................................................................................................................25 Salbung...............................................................................................................................................27 Samariter..............................................................................................................................9, 22, 149f. Sanitäter......................................................................................................................................49, 140 Sauerstoffmangeĺ................................................................................................................................64 Säuglingstod.......................................................................................................................19, 117, 145 Saum...................................................................................................................................................25 SBE-Gespräch...................................................................................................................................110 Schahada.............................................................................................................................................25 Schaulustige........................................................................................................................................45 Scheidung...................................................................................................................................60, 124 Schichtdienst.......................................................................................................................................57 Schicklichkeit.....................................................................................................................................26 Schiffsunfälle....................................................................................................................................105 Schizophrenie...........................................................................................................................118, 124 Schlafstörungen..................................................................................................................................81 Schlaganfall......................................................................................................................................135 Schleiermacher...................................................................................................................................21 Schmerz............................................................................................................................................120 Schmerzlinderung.....................................................................................................................136, 142 Schock.................................................................................................48, 62f., 111, 113, 115, 120, 137 Schocksituation...................................................................................................................................48 Schocksituationen.........................................................................................................................18, 48 Schockzustand....................................................................................................................................62 Schraubenzieher...............................................................................................................................50f. Schreibzeug................................................................................................................................19, 109 Schriftführer.......................................................................................................................................37 Schuld.........................................................................................18, 23, 25, 50, 53, 112, 117, 122, 126 Schuldbekenntnis................................................................................................................................29 Schulden.....................................................................................................................................91, 112 Schuldfrage.........................................................................................................................................23 Schuldgefühle.............................................................................................................61, 115, 120, 124 Schulungen...............................................................................................................11, 19, 96, 99, 102 Schutz.............................................................................38, 41, 45f., 48f., 53, 56, 64, 89, 91, 128, 137 Schweigepflicht.........................................................................................................18, 35ff., 40ff., 85 Schweißproduktion...........................................................................................................................119 Schwerpunkte...................................................................................................................................107 Schwunglosigkeit.............................................................................................................................120 Seelennot......................................................................................................................................29, 49 seelsorge.................8, 11, 16, 21, 28f., 32, 36, 38, 42, 53, 56ff., 85, 87, 92, 96, 110f., 113, 115f., 143 Seelsorge. .1, 8, 11, 16, 18ff., 28f., 31ff., 35ff., 48ff., 53f., 56ff., 62f., 66, 81f., 85f., 89ff., 99ff., 103, 106, 108f., 111, 116, 118f., 123, 137, 139ff., 143f., 147, 149 Seelsorgegeheimnis..........................................................................................................29, 36, 38, 49 Seelsorgegespräch.............................................................................................18, 29, 36ff., 42, 44, 66 Segen...............................................................................................................................................29ff. Seitenlage.........................................................................................................................................132 Sekten.........................................................................................................................................25, 125 170 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Selbstachtung......................................................................................................................................89 Selbstaufopferung...............................................................................................................................90 Selbstbestimmung...............................................................................................................................36 Selbstbild............................................................................................................................................37 Selbsthilfegruppen..............................................................................................................................56 Selbstkritik....................................................................................................................19, 95, 110, 120 Selbstreflektion...................................................................................................................................99 Selbstschutz............................................................................................19f., 35, 39, 48, 90f., 110, 128 Selbsttötung........................................................................................................................................58 Selbstverpflichtung.............................................................................................................................54 Selbstvertrauen.................................................................................................................................125 Selbstwahrnehmung...........................................................................................................................99 Seminar.............................................................................................................................8, 56, 98, 129 Seminare.....................................................................................................................................20, 149 Seminarskript......................................................................................................................................11 Sensibilität..................................................................................................................................80, 122 Shaktismus..........................................................................................................................................25 Shiva...................................................................................................................................................25 Shivaismus..........................................................................................................................................25 Shudra.................................................................................................................................................25 Sicherheit................................................................................................................44, 53, 89, 119, 125 Sicherheitsaufgaben............................................................................................................................82 Sicherungskasten..............................................................................................................................129 Sicht- und Rufweite............................................................................................................................45 Sichtschutz.......................................................................................................................................45f. Siddharta Gaudama............................................................................................................................26 Siegel....................................................................................................................................................2 Signalgabe..................................................................................................................................20, 138 Sofortmaßnahmen..........................................................................................................................130f. Sonderfälle..............................................................................................................................28, 43, 49 Sonderform...........................................................................................................................29, 45, 145 Soziale Kompetenz.............................................................................................................................85 sozialer Versorgung............................................................................................................................28 Spezialeinheiten................................................................................................................................105 Spielzeug..................................................................................................................................103, 106 Sport.................................................................................................................................................103 Sprachstörungen...............................................................................................................................135 Sprecher..............................................................................................................................................46 Sprüche...............................................................................................................................................10 Stärkung..............................................................................................................................................65 Statements...................................................................................................................................46, 111 Status..................................................................................................................................................43 Statusbericht.....................................................................................................................................107 stehend..................................................................................................................................................9 Steinspur.............................................................................................................................................27 Sterbebett............................................................................................................................................29 StgB..................................................................................................................................................40f. StGB.......................................................................................................................9, 36f., 39, 47, 49ff. Stillschweigen..........................................................................................................................36f., 41f. 171 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Stimmung.........................................................................................................................................120 Stimuli................................................................................................................................................61 Straflosigkeit.......................................................................................................................................37 Straftaten.......................................................................................................................................37, 40 stress...........................................................................................................................................48, 149 Stress.........................................................................................................57, 59, 91, 93, 103, 128, 149 Stressbewältigung...................................................................................................................19, 81, 91 Stromkabel........................................................................................................................................129 Struktur.......................................................................................................................................18f., 86 Stütze......................................................................................................................................122f., 144 Suchtmittelmissbrauch.......................................................................................................................83 Sühne..................................................................................................................................................23 suizid...........................................................................................................................................83, 126 Suizid...............................................................18f., 31, 43, 82f., 105, 115f., 118, 120, 123f., 126, 145 Supervisor.........................................................................................................................................144 Tagträume...................................................................................................................................81, 124 Talion-Prinzip.....................................................................................................................................23 Tao......................................................................................................................................................26 Taoismus.............................................................................................................................................26 Teamabsprachen...............................................................................................................................107 Teamfähigkeit.....................................................................................................................................85 Teamleiter...................................................................................................................................86, 101 Teammitgliedschaft..........................................................................................................................100 technisches Hilfswerk...........................................................................................................................8 Technisches Hilfswerk........................................................................................................................87 Teillähmungen..................................................................................................................................135 teilnahmslos........................................................................................................................................48 Teilnahmslosigkeit......................................................................................................18, 111, 118, 137 Telefon..................................................................................................................................29, 45f., 58 Telefonseelsorge...............................................................................................................21, 28, 32, 87 Terror................................................................................................................................................105 Terrorabwehr......................................................................................................................................40 terroristischer Anschlag......................................................................................................................60 Test................................................................................................................................................19, 92 Theodizee...................................................................................................................................18, 23f. Theologie........................................................................................................................1, 8, 18, 21, 24 theologische Grundbildung................................................................................................................16 Thessalonicher....................................................................................................................................10 Thurneysens........................................................................................................................................21 THW.........................................................................................................................................86f., 140 Titusbrief.............................................................................................................................................10 Tobias..................................................................................................................................................10 tod...............................................................................................................18f., 31, 82, 105, 116f., 145 Tod..................................18f., 22, 26f., 31, 33, 44, 58ff., 82, 105, 108, 111ff., 120f., 123ff., 134, 145 Todesfälle......................................................................................................................31, 82, 105, 108 Todesfällen....................................................................................................................33, 59, 108, 121 Todesgedanken.................................................................................................................................120 Todessehnsucht.................................................................................................................................123 Totenwürde.........................................................................................................................................35 172 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Träger......................................................................................................................................31, 87, 99 Training.................................................................................................................................19, 96, 100 Trainingsmöglichkeiten..............................................................................................................19, 100 Tränen.................................................................................................................................................66 Transport...............................................................................................................................19, 95, 109 Transportkoffer...........................................................................................................................19, 109 Trauer..................................................................................................19, 61, 114f., 117, 120, 122, 145 Trauerfälle.....................................................................................................................................18, 31 Trauerverarbeitung...........................................................................................................................120 Trauervorgang...................................................................................................................................145 Trauma......................................................................................................................................19, 59ff. Traumafolgen..............................................................................................................................60, 141 Traumata...........................................................................................................................................59f. Tremor..............................................................................................................................................119 Trennung.....................................................................................................................................60, 120 Treue...................................................................................................................................................65 Trost........................................................................................................................21, 33, 90, 141, 144 tun...................................................................................................................62, 64, 94, 115, 125, 146 Tun..............................................................................................................................................89, 112 Übererregbarkeit.................................................................................................................................81 Übersicht.....................................................................................................................................96, 128 Überstrecken.....................................................................................................................................133 üble Nachrede.....................................................................................................................................41 Umstände..........................................................................................29, 42f., 50, 81, 91, 111, 117, 140 Undank...............................................................................................................................................23 Unfallschutzversicherung...................................................................................................................51 Unfallstelle.............................................................................................................................114, 128f. Unglück............................................................................................................................................102 Unruhe................................................................................................................................66, 120, 137 Unsicherheit..........................................................................................................64, 80, 112, 114, 120 Unsicherheiten............................................................................................................................43, 109 Unterlassene Hilfeleistung............................................................................................................18, 47 Unterrichtungen................................................................................................................................102 Unterstützung...........................................................................................11f., 41, 56, 63, 92, 118, 145 Urlaub...............................................................................................................................................110 Ursachen...............................................................................................................................62, 64, 144 Validation..........................................................................................................................................121 Vedismus.............................................................................................................................................25 Verbände.....................................................................................................................................20, 150 Verbleiben...........................................................................................................................................81 Verbrennungen..................................................................................................................................136 Verdacht..............................................................................................................................................40 Vereinshaftpflicht...............................................................................................................................51 Vergiftungen.....................................................................................................................................136 Verkehrsunfall.............................................................................................35, 47f., 105, 114, 116, 145 Verkehrsunfälle.....................................................................................................................58, 82, 129 Verlässlichkeit.....................................................................................................................................65 Verlauf............................................................................................................................45, 59, 81, 145 Verletzungen.........................................................................................38, 59f., 82, 105, 119, 132, 135 173 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Verlust.......................................................................................................................60f., 111, 114, 120 Vermeidung.......................................................................................................................55, 61, 81, 90 Vermutung..........................................................................................................................................39 Versammlungen..................................................................................................................................39 verschweigenswert.............................................................................................................................43 Verschwiegenheit...................................................................................................18, 29, 36, 38f., 41f. Verschwiegenheitspflicht..........................................................................................................29, 36ff. verschwiegenswert.............................................................................................................................43 Versicherungen und Rechtsschutz................................................................................................18, 51 Verstorbene.......................................................................................................................................108 Verteidigung.................................................................................................................................39, 51 Verteidigungswille..............................................................................................................................51 Vertrauen...............................................................................................12, 38, 101, 116, 125, 141, 144 Vertrauensperson..............................................................................................................................100 Vertreibung.........................................................................................................................................60 Verursacher.........................................................................................................................................23 Verwandte.....................................................................................................31, 33, 63f., 117, 119, 123 Verwirrungszuständen........................................................................................................................43 Vishnu.................................................................................................................................................25 Vishnuismus.......................................................................................................................................25 Visitenkarten.....................................................................................................................................103 Vitalfunktion.....................................................................................................................................131 Vitalzeichen......................................................................................................................................131 Volontariat..........................................................................................................................................99 Volumenmangelschock.....................................................................................................................137 Voraussetzungen.................................................................................................................................85 Vorbelastungen...................................................................................................................................91 Vorbereitung..................................................................................................19, 40, 89, 95, 102ff., 110 Vorbesprechung....................................................................................................................19, 95, 101 Vorkenntnisse......................................................................................................................................99 Vorplanung..........................................................................................................................................95 Vorsichtsmaßnahmen........................................................................................................................119 Vorstandsmitglieder............................................................................................................................51 Vorwissen......................................................................................................................................19, 99 Vorwort.................................................................................................................................................8 Waisenhäuser......................................................................................................................................28 Warnblinklicht..................................................................................................................................129 Weinkrampf.......................................................................................................................................111 Weisheit..............................................................................................................................................10 Weiterführendes..........................................................................................................................20, 149 Weitergabe............................................................................................................................20, 35, 140 Weltreligion........................................................................................................................................25 Wertung......................................................................................................................................23, 144 Wiedereingliederung.........................................................................................................................145 Wiedererleben...............................................................................................................................60, 81 Wissensdrang......................................................................................................................................26 Witterung............................................................................................................................................57 Wohnhausbrand..................................................................................................................................58 Wundversorgung...............................................................................................................................136 174 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Wut...................................................................................................................................120, 122, 124 Wutausbrüche...............................................................................................................................61, 92 Zachäus...............................................................................................................................................22 Zakat...................................................................................................................................................25 Zeitdruck.................................................................................................................................18, 57, 80 Zeitpläne...........................................................................................................................................107 Zensur...............................................................................................................................................122 Zeugen................................................................................................37, 46, 56, 59, 82, 104, 106, 150 Zeugnisverweigerungsrecht...............................................................................................18, 36f., 43f. Zielgruppen.........................................................................................................................................56 Zittern...............................................................................................................................................119 Züchtigung..........................................................................................................................................60 zuhören.........................................................................................................................33, 36, 126, 146 Zuhören............................................................................18, 20, 29, 62, 65f., 117, 122, 125, 144, 146 Zusammenschluß................................................................................................................................21 Zuspitzung..........................................................................................................................................81 Zuständigkeiten..............................................................................................................19f., 109, 139f. Zwangserinnerungen..........................................................................................................................81 ..............................................................................................................................................................2 175 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Literaturverzeichnis Kley, Oliver, Diplomarbeit: Das Proprium kirchlicher Notfallseelsorge im Kontext rettungsdienstlicher Krisenintervention: Oliver Kley, Das Proprium kirchlicher Notfallseelsorge im Kontext rettungsdienstlicher Krisenintervention, ,Theologische Fakultät Paderborn,Paderborn , 1998, Christoph Morgenthaler: Seelsorge: Christoph Morgenthaler, Lehrbuch Praktische Theologie, Seelsorge, 1. Ausgabe ,Gütersloher Verlagshaus,Gütersloh , 2009, ISBN 978-3-579-05404-9 Nikendei, Praxisbuch Krisenintervention: Nikendei, Alexander, Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV), ,Verlagsgesellschaft Stumpf + Kossendey mbh,Edebrecht , 2012, 978-3-943174-08-3 Freiwillige Feuerwehr Jena: Parfentev, Nikolai, PDF Broschüre Erste Hilfe, Stand 3.11.2016, http://www.ff-jena-winzerla.de/misc/Erste%20Hilfe.pdf Psychosoziale Notfallversorgung: Qualitätsstandards und Leitlinien (Teil I und II) Band 7: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK), Psychosoziale Notfallversorgung: Qualitätsstandards und Leitlinien (Teil I und II) Band 7, 3. Auflage ,Druckpartner Moser Druck und Verlag GmbH, Rheinbach,Bonn , 07.2012, LEITLINIEN NOTFALLSEELSORGE/SEELSORGE IN FEUERWEHR UND RETTUNGSDIENST IN DER EVANGELISCHEN KIRCHE VON WESTFALEN: Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche von Westfalen , LEITLINIEN NOTFALLSEELSORGE/SEELSORGE IN FEUERWEHR UND RETTUNGSDIENST IN DER EVANGELISCHEN KIRCHE VON WESTFALEN, 1. Auflage ,Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche von Westfalen ,Bielefeld , 2010, Gemeinsame Qualitätsstandarts und Leitlinien zu Maßnahmen der Psychosozialen Notfallversorgung für Überleben, Aneghörige, Hinterbliebene, Zeugen und/oder Vermissende im Bereich der Psychosozialen Akuthilfe: ASB, DRK, JUH, Ev. Notfallseelsorger, Kath. Notfallseelsorge, MHD, Gemeinsame Qualitätsstandarts und Leitlinien zu Maßnahmen der Psychosozialen Notfallversorgung für Überleben, Aneghörige, Hinterbliebene, Zeugen und/oder Vermissende im Bereich der Psychosozialen Akuthilfe, ,ASB, DRK, JUH, KEN, Kath. NFS, MHD,Berlin / Bonn / Kassel/ Köln , 2013, Stadt Wien: Leitfaden der Plattform Krisenintervention – Akutbetreuung: Stadt Wien, KIT Steiermark, Vorarelberg, AkutBertreungWien,ÖRK, et al., Stadt Wien: Leitfaden der Plattform Krisenintervention – Akutbetreuung, 22.3.2009; überarbeitete und ergänzte Endfassung – ,Stadt Wien,Wien , 2009, Werner Becher: Seelsorgeausbildung: Werner Becher, Seelsorgeausbildung, Theorien, Medthoden, Modelle, ,Vandenhoek & Ruprecht,Göttingen , 1976, ISBN 3-525-62147-7 176 Karl Uwe Eckert „Einführung in die Seelsorge als Krisenintervention“ Praktische Theologie KKD Handbuch MANV: Landesfeuerwehrschule Baden-Würtemberg, Handbuch MANV: Gemeinsame Hinweise MANV und MANV-Konzept , ,Landesfeuerwehrschule Baden-Würtemberg,Bruchsal , Juli 2008, 177