Mechthild Schulze-dörrlAMM
Neues zum maiNzer Goldschatz
des 11. JahrhuNderts –
die eNtlarvuNG eiNes »KuNstKrimis
aus der deutscheN Kaiserzeit«, der KeiNer war
Manche archäologischen Funde sind so eindrucksvoll und rätselhaft, dass sie ihre Faszination selbst über
100 Jahre nach ihrer entdeckung noch nicht verloren haben. das gilt insbesondere für ein ensemble aus 25
goldenen, reich mit edelsteinen, Perlen und emails verzierten Schmuckstücken des 11. Jahrhunderts aus
Mainz, die Otto von Falke 1913 in seinem Buch »der Mainzer Goldschmuck der Kaiserin Gisela« veröffentlicht hat 1 und das kürzlich in den Mittelpunkt eines vermeintlichen Krimis gerückt wurde.
Nach O. von Falke, der die Fund- und Ankaufsgeschichte nur kurz zusammenfasste, handelte es sich um
einen Schatz von kostbarsten Juwelen, der im Mai 1880 von erdarbeitern entdeckt worden war 2 und acht
Fibeln, zwei Paar Ohrringe, einen Juwelenkragen, einen Brustbehang, zwei Stecknadeln sowie neun Fingerringe aus Gold enthalten hat. Als erstes habe man nur die große, durchbrochene und sehr dekorative Adlerscheibenibel der Mainzer Altertumssammlung mit einer falschen Herkunftsangabe zum Kauf angeboten,
die aber beim Polizeiverhör schnell korrigiert worden sei 3. demnach habe die Fundstelle in der verschütteten
Kellernische eines alten Mainzer hauses unter der einmündung von der Stadthausstraße in die Schusterstraße gelegen 4 und soll von Brandresten umgeben gewesen sein 5. die von den entdeckern verheimlichten,
anderen Schmuckstücke seien später in den handel geraten, zwar beschlagnahmt, aber nach ihrer Freigabe
schließlich in der Sammlung des Maximilian Freiherrn heyl zu herrnsheim wiedervereinigt worden. da dieses
ensemble den qualitätvollsten, hochmittelalterlichen Goldschmuck deutschlands umfasst, hätten es Patrioten 6 1912 – vor einem drohenden Verkauf nach Amerika – erworben und dem Kaiser zur Ausstattung
seines geplanten deutschen Museums in Berlin geschenkt.
Aus einigen Schmuckstücken mit insigniencharakter und stilistischen Bezügen zur reichskrone mit dem
Bügel Kaiser Konrads ii. (1024-1039) zog O. von Falke den Schluss, dass die Juwelen Konrads Gemahlin
Kaiserin Gisela gehört haben müssten 7. Während seine knappe darstellung der Fundgeschichte fast 100
Jahre lang unbestritten blieb 8, wurden seine datierung und interpretation der Schmuckstücke schon mehrfach angefochten 9.
Nach gründlichen Studien von erhaltenen Akten und Korrespondenzen veröffentlichte Antje Krug 1999 die
Fund- und Verkaufsgeschichte der Juwelen, die weitaus komplizierter war, als man bis dahin wusste. So sind
die meisten Schmuckstücke erst 1886 und 1887 ohne herkunftsangabe in den Wiesbadener Antiquitätenhandel gelangt 10. Aufgrund eines hinweises auf deren Verschmutzung mit »Ackererde« sowie von missverständlichen Äußerungen des Prälaten Friedrich Schneider zweifelte sie am Fundort Mainz und an der
existenz eines geschlossenen Schatzfundes. Kürzlich zeigte das hessische landesmuseum darmstadt eine
Sonderausstellung mit dem titel »der Mainzer Goldschmuck, ein Kunstkrimi aus der deutschen Kaiserzeit« 11. in dem Begleitkatalog bekräftigte A. Krug ihre Ansicht, dass die meisten Schmuckstücke nicht in
Mainz, sondern auf einem Acker bei Wiesbaden gefunden worden seien 12. Auch aufgrund ihrer weiteren
thesen wurde nun alles infrage gestellt, was O. von Falke als direktor des Berliner Kunstgewerbemuseums
über Aufindung, An- und Verkauf des Schatzes bis hin zur Übergabe an den Kaiser berichtet hatte. Nach
Birgitta Falk und hiltrud Westermann-Angerhausen soll der Schatzfund in seiner publizierten Form nie
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existiert haben, sondern von O. von Falke konstruiert worden sein 13. die drei Schmuckstücke mit insigniencharakter seien moderne Fälschungen und der Verkauf des Schatzes letztlich das resultat eines betrügerischen Schurkenstücks 14 von raubgräbern, Fälschern, Antiquitätenhändlern und Kunstexperten des späten
19. Jahrhunderts zum Schaden von Kaiser Wilhelm ii. 15 gewesen.
im Prinzip kann zwar jede neue Sicht auf einen alten Fundkomplex sehr anregend sein, doch führt sie in
diesem Fall nur in die irre. So beruhen die provozierenden thesen teils auf unkenntnis, teils auf Fehlinterpretationen von Fakten und schrecken nicht einmal vor leichtfertiger diffamierung des Berliner Kunsthistorikers O. von Falke (1862-1942) 16 sowie des verdienten Mainzer Denkmalplegers F. Schneider (18261907) 17 zurück. insgesamt wird der öffentlichkeit eine an den haaren herbeigezogene Verschwörungstheorie suggeriert, die einer kritischen Prüfung nicht standhält. Bevor sich diese »Fake News« in den Köpfen
festsetzen können, sollen sie hier schnellstmöglich widerlegt werden.
im Ausstellungskatalog wurden außer dem eigentlichen Schatzfund 18 auch einige andere Juwelen aus dem
mittelalterlichen Mainz veröffentlicht und dadurch der falsche eindruck erweckt, dass sie einst dazugehört
hätten 19. das Buch ist mit vorzüglichen Farbabbildungen sowie anschaulichen zeichnungen versehen worden und enthält ein breites Spektrum wissenschaftlicher untersuchungen, die Grundlage für künftige diskussionen 20 sein werden.
einige Fragen blieben jedoch offen. So wird vermutet, dass die von den Mainzer Kanalbauarbeitern zunächst
verheimlichte lage der Fundstelle immer noch ungewiss sei. Stammten alle Schmuckstücke aus der Mainzer
innenstadt oder nur von einem Acker im umland von Mainz oder Wiesbaden? Gehörten sie zu einem
Schatzfund, obwohl sie in zwei teilen und zu etwas unterschiedlicher zeit in den Wiesbadener Antiquitätenhandel gelangt waren? hatte der Mainzer Prälat F. Schneider tatsächlich in betrügerischer Absicht mit den
unehrlichen Findern gemeinsame Sache gemacht? Beweisen die untersuchungsergebnisse wirklich, dass
sich unter den Schmuckstücken drei gefälschte Insignien – die kleine Adlerscheibenibel, der Brustbehang
und der Juwelenkragen – beinden, die erst 1887 mit der Absicht angefertigt wurden, den Verkaufspreis für
den Privatsammler Freiherr heyl zu herrnsheim in die höhe zu treiben und letztlich Kaiser Wilhelm ii. zum
Ankauf des äußerst teuren Schmuckensembles von nationaler Bedeutung zu bewegen?
die meisten dieser Fragen können durch informationen zu den durchbrochenen, goldenen Adlerscheibenibeln geklärt werden, die allen Bearbeiterinnen der Schmuckstücke – B. Falk, B. Heide, A. Krug und H. Westermann-Angerhausen – unbekannt waren.
zur FuNd- uNd aNKauFsGeschichte
der durchbrocheNeN GoldscheibeNFibelN mit emailliertem adlerbild
das Bild vom »Mainzer Schmuck der Kaiserin Gisela« wird bis heute von der großen, durchbrochenen Goldscheibenibel mit der Frontalansicht eines Adlers im Siegerkranz geprägt, der eine Pfauenkrone trägt und
mit blau-grün-weißen zellenschmelzen verziert ist 21. diese Fibel war 1880 in Mainz aufgefunden und kurz
danach von ludwig lindenschmit d. Ä. (1809-1893) für die städtische Altertumssammlung nicht nur angekauft, sondern auch kopiert worden. Seine kolorierte zeichnung dieser Kopie (Nr. 7637) im inventarbuch
der Kopien des rGzM stammt aus dem Jahre 1880 und dürfte somit die älteste Farbabbildung dieses Fundstücks sein (Abb. 1). Sie zeigt den bereits von Schmutz gesäuberten, aber noch unrestaurierten Goldadler
mit einer Pfauenkrone, der eine einlage fehlte, und mit einem Schnabel, dessen gelbe einlage eingesunken
war 22.
da der restaurierte Adler heute eine Pfauenkrone aus drei blauen Glasperlen trägt und in einem offenen
Blütenkranz steht, der einem stark stilisierten Pfauenrad mit blau-grünen Pfauenaugen ähnelt, hatte ich
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m. schulze-dörrlamm · Neues zum Mainzer Goldschatz des 11. Jahrhunderts
abb. 1 Mainz, Kellernische eines alten hauses
unter der ecke Stadthausstraße / Schusterstraße,
Schatzfund von 1880: Kopie der großen, durchbrochenen Goldscheibenibel mit emailliertem
Adlerbild im offenen Siegerkranz. ca. 1. hälfte
11. Jh. Ankaufszustand. Kolorierte zeichnung von
l. lindenschmit im inventarbuch der Kopien des
RGZM Nr. 7637. – Das Original beindet sich im
landesmuseum Mainz, GdKe rheinland-Pfalz. –
(zeichnung l. lindenschmit). – B. 9,3 cm.
1991 sowohl diese Fibel als auch die kleinere Mainzer Fibel desselben typs im Berliner Kunstgewerbemuseum als »Adler-Pfauenibel« bezeichnet 23. Der Name ist zwar ideal, um beide Goldscheibenibeln zu
identiizieren, doch trennt er sie allzu sehr von den eng verwandten, durchbrochenen Adlerscheibenibeln
aus Bronzeguss mit Grubenschmelzeinlagen 24, die für ihre datierung und echtheitsbestimmung (s. S. 140141) bedeutsam sind. Deshalb zähle ich die zwei goldenen Prachtibeln hier zur Gruppe durchbrochener
Scheibenibeln mit emailliertem Adlerbild, in der sie wegen ihres »emaillierten Adlerbildes im offenen Siegerkranz« 25 nur eine – wenngleich die prächtigste – Variante bilden. zu ihren gemeinsamen Kennzeichen
gehört, dass der emaillierte Adler in Frontalansicht mit seinem zur Seite gewandten Kopf in den offenen,
oberen teil des Siegerkranzes hineinstößt und seinen leicht verbreiterten Schwanz (»Stoß«) auf die untere
Biegung des Kranzes legt. Beide Goldibeln sind als Symbole des auferstandenen Christus zu interpretieren,
der als Sieger über den tod von einem Siegerkranz umgeben ist 26 und deshalb auch eine Krone trägt.
Obwohl die zwei Goldscheibenibeln von Anfang an für kaiserliche Insignien gehalten wurden und deshalb
auf besonderes interesse stießen, ist bei ihrer Bearbeitung ein wichtiger Aufsatz übersehen worden. dieser
enthält neue Details zur Aufindung der großen Adlerscheibenibel in Mainz, gibt indirekte Hinweise auf Alter
und Herkunft der kleinen Adlerscheibenibel in Berlin und klärt endlich auch die Provenienz sowie den mutmaßlichen Verbleib der eindeutig gefälschten, »dritten« goldenen Adlerscheibenibel auf. Es handelt sich um
einen Bericht des Kulturdezernenten der Stadt Mainz Michel Oppenheim (* 1885 in Mainz; † 1963 in Garmisch) 27, den vorrangig die Frage interessierte, auf welchem »umweg« die große, goldene Adlerscheibenibel in den Besitz des Mainzer Altertumsmuseums gelangt war 28. dazu führte er Gespräche mit einigen
Mainzern, insbesondere aber mit isidor reiling 29, dem jüngeren Sohn von david reiling († 1889) und Mitinhaber der gleichnamigen Mainzer Antiquitätenhandlung 30, dem 1912 der Fundort des gesamten Schatzes
(von 1880) mitgeteilt worden war 31. M. Oppenheim erfuhr bei seinen recherchen außer der veröffentlichten
Fundstelle in der Mainzer innenstadt (Schusterstraße / ecke Stadthausstraße) auch details, die O. von Falke
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1913 nicht erwähnte. demnach haben die entdecker
des Goldschatzes zunächst nicht nur die große Adlerscheibenibel (Abb. 1), sondern auch einige kleinere,
goldene teile zurückbehalten 32. Jedoch überließen
sie alle bald danach für 100 Mark – nach einer zweiten Version für ein Goldstück – dem Goldschmied
Josef K(irstein). dieser verkaufte aber nur die große
Fibel dem Altertumsmuseum, das diese also keineswegs automatisch aufgrund des preußischen
denkmalschutzgesetzes erhalten hat 33.
etwas verwirrend ist M. Oppenheims erzählung,
wonach l. lindenschmit dem J. Kirstein aus Geldmangel anstelle einer hohen Geldsumme nur die
erlaubnis gegeben haben soll, sich ein gleichwertiges Klavier auszusuchen 34. dieser darstellung widersprach irmtraut Wedekind, Kirsteins urenkelin, sofort 35. Ihrer Kenntnis nach sei die Adleribel von Erdabb. 2 Mainz. Fälschung der großen, durchbrochenen Goldschei- arbeitern in völlig verdrecktem und verkrustetem
benibel mit emailliertem Adlerbild im offenen Siegerkranz, 1880
zustand ihrem urgroßvater übergeben worden, der
hergestellt von einem Bekannten des Goldschmieds J. Kirstein.
Maße der Fibel und Farbgebung ihres dekors sind unbekannt. Pri- sie ihnen für 5 Goldmark abkaufte. erst nach der
vatbesitz. – (Nach Kat. Paris 1991, 61 Abb. 2).
reinigung habe J. Kirstein die Bedeutung der Fibel
erkannt und sie dann dem befreundeten Museumsdirektor l. lindenschmit allerdings nicht verkauft, sondern geschenkt 36. Beide Versionen stehen jedoch im
Gegensatz zu einer Notiz im inventarbuch des Altertumsmuseums, wonach man J. Kirstein 700 Mark für die
große Adleribel bezahlt habe 37.
Welche rolle J. Kirstein insgesamt spielte, ist zwar unklar 38, doch kann er nach Oppenheims informationen
nicht der Finder, sondern nur An- und Verkäufer der Fibel gewesen sein. leider bleibt ungewiss, wie J. Kirstein mit den kleinen, anderen Schmuckstücken aus Gold verfahren war, die er 1880 ebenfalls gekauft
hatte.
zur herKuNFt der »KopierteN«, GrosseN adlerscheibeNFibel
M. Oppenheim erhielt noch weitere Hinweise, die außer der großen Adlerscheibenibel auch die Herstellung
ihrer Fälschung betreffen. Demnach soll J. Kirstein die Goldibel zwar von den Findern erworben, aber nicht
sofort der Altertumssammlung, sondern zuerst einem Kollegen angeboten haben, der sehr geschickt in der
reparatur und ergänzung von Schmuckstücken war. dieser Kollege habe heimlich eine »Kopie« der Adlerscheibenibel angefertigt (Abb. 2) und sie sofort an einen Mainzer Sammler für 2000 Mark verkauft 39.
Sobald der Mann jedoch bemerkte, kein Original erworben zu haben, gab er das Stück einem Verwandten
mit, der nach Nordamerika reisen wollte. dort wurde die »Kopie« nach mehrfachem Besitzerwechsel
schließlich von dem berühmten Sammler Pierpont Morgan angekauft. Als dieser im folgenden Jahr die Kieler Woche besuchte und von Kaiser Wilhelm ii. auf seine Jacht Meteor eingeladen worden war, schenkte er
ihm seine vermeintlich »echte« Adlerscheibenibel aus Mainz, die jedoch schnell von O. von Falke als
Fälschung entlarvt worden ist 40. Fortan blieb diese Fibel in Berlin und wurde dort sogar während der
1950/1960er Jahre in der Werkstatt des restaurators G. Gruschke-eichendorff untersucht, wo man aber
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m. schulze-dörrlamm · Neues zum Mainzer Goldschatz des 11. Jahrhunderts
abb. 3 Mainz, Kellernische eines alten hauses unter der ecke Stadthausstraße / Schusterstraße, Schatzfund von 1880. Kleine, durchbrochene Goldscheibenibel mit emailliertem Adlerbild im offenen Siegerkranz mit überwiegend blauen Zellenschmelzen, einem mugeligen
Almandin, einer Krone mit drei Perlen und 13 rautenförmigen, zumeist blauen Glaslüssen. Ca. 1. Hälfte 11. Jh. Berlin, Kunstgewerbemuseum: 1 Vorkriegszustand. – 2 Nachkriegszustand, bei dem neun rautenförmige Glaslüsse verloren gegangen, die Perlen der Krone
verblasst und die Farben der zellenschmelze durch einen Brand verändert worden sind. – (1 nach von Falke 1913, Farbtaf. i; 2 nach Kat.
darmstadt 2017, 182 Nr. 16 Abb. 1). – B. 7,09 cm.
versäumte, Besitzer und Verbleib zu vermerken 41. da weder Kaiser Wilhelm ii. noch seine erben den Fauxpas begehen durften, ein geschenktes und zudem gefälschtes Schmuckstück weiter zu verschenken, könnte
es sich sogar heute noch im Privatbesitz des Hauses Hohenzollern beinden.
dass die Fibel tatsächlich mit jener »Kopie« identisch ist, die ein Kollege von J. Kirstein 1880 in Mainz von
der großen Adlerscheibenibel angefertigt hatte, kann man deutlich sehen. Nach deren Vorbild hat er sie
nämlich ebenfalls mit einem nach links blickenden Adlerkopf versehen, der von einem drahtbogen überfangen wird. Dadurch unterscheidet sich seine »Kopie« von allen anderen durchbrochenen Scheibenibeln
mit emailliertem Adlerbild, die schon im Mittelalter hergestellt wurden (s. S. 138-141).
die KleiNe adlerscheibeNFibel iN berliN – eiNe FälschuNG?
Von der kleineren Goldscheibenibel mit emailliertem Adlerbild in Berlin (Abb. 3, 1) wusste man zunächst
nicht, wann sie aufgefunden worden und in das eigentum des Freiherrn heyl zu herrnsheim übergegangen war 42, der sie spätestens 1887 besessen hat. Auf den ersten Blick sieht man, dass sie etwas beschädigt
und weit weniger sorgfältig gearbeitet worden ist als das große exemplar. daher glauben B. Falk und
h. Westermann-Angerhausen sogar, dass diese kleinere Fibel nur eine Nachbildung der großen, durchbrochenen Adlerscheibenibel gewesen, dabei jedoch gespiegelt und sogar künstlich gealtert worden sei, um
sie 1887 dem Mainzer Fundkomplex beimischen und diesen für einen Ankauf noch attraktiver machen zu
können 43.
die deutlichen unterschiede in Qualität und erhaltung der zwei durchbrochenen, goldenen Adlerscheibenibeln dürften aber harmlosere Ursachen gehabt haben. Zunächst einmal ist die kleinere und schlichter
verzierte Fibel offensichtlich die Arbeit eines weniger qualiizierten Goldschmieds, der in der Herstellung von
zellenschmelzen ungeübt war. Wegen ihrer geringeren Größe und Wertigkeit musste sie auch nicht so reich
verziert werden. Außerdem scheint sie bereits durch die hitze eines mittelalterlichen Brandes leicht beschä-
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abb. 4 Mainz, Kellernische eines alten hauses unter der
ecke Stadthausstraße / Schusterstraße, Schatzfund von
1880: 1 mit zellenschmelzen und einem mugeligen
Almandin geschmückte Seite des beidseitig verzierten
dreiviertelmondohrrings byzantinischer Machart, an dessen Außenrand nur noch eine Perle erhalten ist. Vorkriegszustand. Berlin, Kunstgewerbemuseum. – 2 rekonstruktion seines ursprünglichen zustands mit vollständigem
Perlrand. – (1 nach von Falke 1913, Farbtaf. i; 2 nach
Schulze-dörrlamm 1991, Abb. 30). – M. 1:1.
digt worden zu sein, auf dessen Spuren an der Fundstelle F. Schneider schon 1880 hingewiesen hatte 44.
Auch bei den Mängeln einiger anderer Schmuckstücke aus dem ensemble könnte es sich um hitzeschäden
eines mittelalterlichen Feuers handeln. dazu zählen sowohl der Verlust von aufgefädelten Perlen auf den
Wänden und Rändern der Kegelibel-Paare 45 als auch die zerstörten Perlränder der zwei beidseitig verzierten dreiviertelmondohrringe byzantinischer Machart 46, von denen bei einem exemplar schon 1913 nur
noch eine winzige Perle erhalten gewesen war (Abb. 4, 1-2) 47. deshalb könnte der von O. von Falke
beklagte, schlechte Erhaltungszustand der kleinen Adlerscheibenibel, d. h. die gelockerte Schmelzfüllung
ihres Adlerkopfes und die erblindung von einigen der einzeln gefassten, rautenförmigen Glassteine 48 des
Siegerkranzes, eventuell auf die hitze eines Brandes im hochmittelalter zurückzuführen sein. ihre kräftige,
blaue Farbe haben die Glassteine jedoch erst ende des zweiten Weltkrieges bei einem Brand in ihrem Berliner Schutzbunker endgültig verloren (Abb. 3, 2).
Hinweise auf das hohe Alter sowie den Fundort der kleinen, goldenen Adlerscheibenibel (Abb. 3, 1) lassen
sich sogar den Angaben Oppermanns zur »Fibelkopie« entnehmen, die 1880 heimlich von der großen
Adlerscheibenibel in Mainz hergestellt worden ist (vgl. Abb. 2) 49. Von der großen Adlerscheibenibel hatte
der Fälscher aber nur die Blickrichtung des Adlerkopfes und den Bügel über dessen Kopf sowie die länge
des Schwanzes und den axialsymmetrischen rankendekor des Siegerkranzes übernommen. zugleich ahmte
er auch viele Details der kleineren Adlerscheibenibel nach, nämlich die auf dem Hinterkopf ihres Adlers
sitzende, dreieckige Krone aus kleinen Perlen, die zwei Krallen der Fänge, den breitovalen, mugeligen
Almandin zwischen Vogelleib und Schwanz sowie die einzeln gefassten »Steine« auf dem offenen Siegerkranz. Die Übereinstimmungen sind so zahlreich und offenkundig, dass sie nicht zufällig entstanden sein
können. Sie beweisen vielmehr, dass die kleine Adlerscheibenibel ebenfalls schon 1880 in Mainz aufgefunden worden und dem hersteller der »Fibelkopie« zugänglich gewesen sein muss. Sie gehörte also wohl zu
jenen kleinen, goldenen Schmuckstücken, die von den entdeckern des Schatzes mitsamt der großen Adlerscheibenibel dem Goldschmied J. Kirstein für 100 Mark verkauft worden sind 50. dieser könnte sie später
direkt dem Freiherrn heyl zu herrnsheim veräußert haben.
Für die Echtheit der kleineren Mainzer Adlerscheibenibel aus Gold spricht ein weiteres Argument. Eine
Fälschung des späten 19. Jahrhunderts kann sie schon deshalb nicht sein, weil ihr nach rechts blickender
Adler das Vorbild gewesen sein dürfte (Abb. 5, 1), nach dem man bereits im hochmittelalter – und wahrscheinlich in Mainz – die durchbrochenen Bronzescheibenibeln mit emailliertem Adlerbild in einem
geschlossenen Kranz gegossen hatte (Abb. 5, 2-6). diese sind als imitationen daran zu erkennen, dass der
Kopf ihres Adlers stets nach rechts gerichtet ist und in den Kranz hineinstößt, während das ende seines
Schwanzes immer auf dem unteren Bogen des Kranzes liegt. Bei den größeren Fibeln steht der Adler
zudem in einem verzierten, bandförmigen Kranz, der ein diagonalkreuz aus erhabenen trapezen mit einem
dekor aus dreieckigen Grubenschmelzen trägt (Abb. 5, 2-4) 51. Als Symbol des auferstandenen christus ist
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abb. 5 Durchbrochene Scheibenibeln mit dem emaillierten Bild eines nach rechts blickenden Adlers: 1 Mainz, Schatzfund von 1880:
Adlerscheibenibel aus Gold mit offenem Siegerkranz und Zellenschmelzen. – 2 Mainz, Fundstelle unbekannt: Adlerscheibenibel aus
Bronzeguss mit Grubenschmelz. – 3 dransfeld (lkr. Göttingen), datierter Siedlungsfund aus einem Grubenhaus des 10./11. Jhs.: Adlerscheibenibel aus Bronzeguss mit Grubenschmelz. – 4 Oberscheidental (Neckar-Odenwald-Kreis), lesefund aus dem römischen Kastell:
Adlerscheibenibel aus Bronzeguss mit Grubenschmelz. – 5 Riekofen-Taimering (Lkr. Regensburg), Lesefund: Adlerscheibenibel aus
Bronzeguss mit Grubenschmelz. – 6 Erling (Lkr. Starnberg), Lesefund: Adlerscheibenibel aus Bronzeguss mit Grubenschmelz. – 7 Sigtuna
(Uppland / S). Datierter Siedlungsfund »Professorn 1« aus dem 1. Viertel des 11. Jhs.: Adlerscheibenibel aus vergoldetem Bronzeguss mit
Nimbus und blauem Grubenschmelz. – (1-2. 6 nach Giesler 1989, 237 Abb. 60, a. d-2; 3 nach Grote 2004, 150 Abb. 1; 4 nach Schumacher 1914, 10 taf. i, 4; 5 nach Bayer. Vorgeschbl. Beih. 6, 1993, 176 Abb. 97, 11; 7 nach roslund 2011, 242 Abb. 3, 9). – M. 1:1.
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abb. 6 Verbreitung der durchbrochenen Scheibenibeln mit emailliertem Adlerbild im Heiligen Römischen Reich: 1-2 Mainz, Schatzfund
von 1880: zwei Goldibeln mit Zellenschmelz. – 3 Mainz, Fundstelle unbekannt: Bronzeibel mit Grubenschmelz. – 4 dransfeld (lkr. Göttingen), Grubenhaus: Bronzeibel mit Grubenschmelz. – 5 Oberscheidental (Neckar-Odenwald-Kreis), Lesefund: Bronzeibel mit Grubenschmelz. – 6 Erling (Lkr. Starnberg), Lesefund: Bronzeibel mit Grubenschmelz. – 7 riekofen-taimering (lkr. regensburg), lesefund:
Bronzeibel mit Grubenschmelz. – (Entwurf M. Schulze-Dörrlamm; Zeichnung M. Weber, RGZM).
dieser Adler auch wegen der reliefs kleiner einzeltiere zu deuten, die ihn umgeben und auf das leben im
Paradies verweisen. eine dieser Fibeln aus Bronzeguss wurde sogar in Mainz gefunden, wo – dem Verbreitungsbild zufolge – auch ihre Werkstatt zu suchen ist (Abb. 6, 3-5). deren Produkte waren demnach innerhalb des damaligen Erzbistums Mainz, also ganz anders verbreitet als die durchbrochenen Scheibenibeln
mit emailliertem Adlerbild im schmalen, unverzierten Kranz, von denen bisher nur zwei exemplare in
Bayern gefunden wurden (Abb. 6, 6-7).
dass es einen zusammenhang zwischen den Mainzer Fibeln aus Gold und aus Bronzeguss gegeben haben
muss, zeigt vor allem ein Vergleich der kleinen goldenen Adlerscheibenibel mit runder Edelsteinfassung
zwischen leib und Schwanz und ihren ursprünglich blauen emaileinlagen (Abb. 3, 1) mit der durchbrochenen, bronzenen Adlerscheibenibel aus Dransfeld (Lkr. Göttingen), die man erst vor wenigen Jahren ausgegraben hat. diese ähnelt dem Mainzer Vorbild ganz besonders, weil sie als bislang einzige die typische
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rundel zwischen leib und Schwanz des Adlers sowie überdies einen dekor aus mehrheitlich blauen und
grünen Grubenschmelzen besitzt (Abb. 5, 3) 52. Als sicher datiertes Fundstück aus einem dransfelder
Grubenhaus mit Keramik des 10./11. Jahrhunderts 53 beweist sie außerdem, dass auch ihr wahrscheinliches
Vorbild – die kleine, goldene Adlerscheibenibel aus Mainz 54 – schon im hochmittelalter entstanden sein
muss und keine moderne Fälschung ist.
Unter den zahlreichen Emailscheibenibeln des 10. bis frühen 11. Jahrhunderts 55 bilden die durchbrochenen
Scheibenibeln mit emailliertem Adlerbild nur eine sehr kleine Gruppe, die ich 1991 insgesamt etwas später,
nämlich ungefähr in die erste hälfte des 11. Jahrhunderts eingestuft hatte 56. darauf weist bei den zwei
Mainzer Goldibeln und der Dransfelder Bronzeibel insbesondere die typische Rundel zwischen Leib und
Schwanz ihres Adlers hin, die den Adlerreliefs der vielen anderen Bronzescheibenibeln mit Grubenschmelzeinlagen noch fehlt. Dieses Detail kennzeichnet sie als frühe Vorläufer des stauischen Reichsadlers.
inzwischen ist meine Spätdatierung der Gruppe durch einen Neufund bestätigt worden. es handelt sich um
eine durchbrochene, vergoldete Bronzescheibenibel mit blau emailliertem und nimbiertem Adler – dem
Symbol christi – in einem schmalen, unverzierten Kranz, die in einer Siedlungsschicht von Sigtuna (uppland / S) aus dem ersten Viertel des 11. Jahrhunderts zutage kam (Abb. 5, 7) 57.
Angesichts der hier zusammengestellten, archäologischen Parallelen ist es unzulässig, die große, durchbrochene Adleribel (vgl. Abb. 1), die sich nur durch die Blickrichtung des Adlerkopfes sowie reicheren dekor
von der kleineren Adleribel abhebt, in die Karolingerzeit vorzudatieren 58. Obwohl sich beide durch ihre
Scheibenform und ihr großes Adlerbild mit christlicher Symbolik von allen anderen Fibeln des Schatzes – der
großen Buckelibel mit Trommelkranz, den vier Kegelibeln mit Trommelkranz und der kleinen Buckelibel
mit (verlorenem) Perlrand 59 – unterscheiden, müssen sie keineswegs älter als diese sein. Grund für ihr außergewöhnliches erscheinungsbild war wohl ihre andere Funktion. Sie dürften nicht als Broschen eines Kleides
(Fürspan), sondern als dekorative Mantelschließen besonders vornehmen Personen als zeichen ihres Standes, ranges oder Amtes gedient haben.
halsschmucK uNd brustbehaNG – FälschuNGeN?
zu den letzten Schmuckstücken, die 1886/1887 ohne herkunftsangaben in den Wiesbadener Antiquitätenhandel gelangten, zählen ein Juwelenkragen und ein gitterförmiger Brustbehang, die sich aus Goldketten
mit einzeln gefassten edelsteinen, Gemmen, emails und Perlen zusammensetzen, also von ganz außergewöhnlicher Machart sind (Abb. 7, 1-2). Sie konnten einzeln, aber auch gemeinsam getragen werden und
waren natürlich keine seitlichen Anhänger einer Frauenkrone, wie ursprünglich und jetzt erneut vermutet
wurde 60. dass sie ihre Schönheit nur dann entfalten können, wenn man die enden ihrer vielen Seitenketten
auf einer unterlage aus Stoff oder leder befestigt, hatte schon O. von Falke mit recht betont 61 (Abb. 7, 3).
der einwand, dass man beide Schmuckstücke gar nicht am hals hätte tragen können 62, ist unzutreffend,
weil man ihre halsöffnungen sowie die länge des Brustbehangs mit den separaten, hier nicht abgebildeten
Goldketten des Schatzes je nach Bedarf vergrößern konnte 63.
Wegen ihrer entfernten Ähnlichkeit mit Schmuckstücken, die byzantinische Kaiser und Kaiserinnen auf
ihrem Ornat trugen, hatte O. von Falke Juwelenkragen und Brustbehang als »loros« und »Maniakion«
bezeichnet, obwohl sie die dafür vorgeschriebenen edelsteine (Saphire, Smaragde, Amethyste) nicht enthalten und auch aufgrund ihrer Machart keine echten byzantinischen, sondern einheimische Goldschmiedearbeiten sind. Natürlich waren sie aber kein Alltags-, sondern Festtagsschmuck einer ranghohen Frau.
Nach Meinung von B. Falk und h. Westermann-Angerhausen sollen gerade diese zwei insignien aufgrund
einiger details als neuzeitliche Fälschungen zu entlarven sein. Angesichts von Fotos und der noch erhaltenen
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abb. 7 Mainz, Schatzfund von 1880: 1 Juwelenkragen, Vorkriegszustand, Abbildung stark verkleinert. – 2 Brustbehang, Vorkriegszustand, Abbildung stark verkleinert. – 3 rekonstruierte tragweise des auf ein Stoffband aufgenähten Juwelenkragens und des Brustbehangs aus dem 2. drittel des 11. Jhs. als Festschmuck einer Kaiserin, detail. – 4 Burg von St. Justina im Pustertal (Bez. lienz / A): Vorder-,
unter- und Seitenansicht des ovalen Goldanhängers mit antiker chalcedongemme, die beschnitten sowie mit der Schauseite nach unten
gefasst und dabei auf eine schmale Goldblechzarge gelegt worden ist. Spätes 11. / frühes 12. Jh. – (1-2 nach von Falke 1913, taf. ii-iii; 3
nach Schulze-dörrlamm 1991, 112 Abb. 89, 1; 4 nach Schulze-dörrlamm 1994, 106 Abb. 4, 2). – 1-3 o. M.; 4 M. 1:1.
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m. schulze-dörrlamm · Neues zum Mainzer Goldschatz des 11. Jahrhunderts
Korrespondenz hätten diese jedoch nur zwischen Juni und September des Jahres 1887 hergestellt werden
können, also in der kurzen zeit vor dem Verkauf an den Freiherrn heyl zu herrnsheim 64, als sich die letzten
Schmuckstücke des Schatzes noch im Besitz der Wiesbadener Antiquitätenhandlung August Gerhard befanden 65. dass der als Fälscher verdächtigte Gerhard 66 zufällig den benötigten, großen Fundus an antiken und
mittelalterlichen Gemmen, emails sowie halbedelsteinen vorrätig gehabt haben soll, ist zwar nicht völlig
ausgeschlossen, aber sehr unwahrscheinlich. Keinesfalls verfügte A. Gerhard jedoch als laie über die erforderlichen Spezialkenntnisse, um daraus in kurzer zeit im Stil eines mittelalterlichen Goldschmieds ganz
neuartige, zierlich-elegante Schmuckstücke erschaffen zu können, für die es keine konkreten Vorbilder gab.
Nach hannsmartin decker-hauff handelt es sich dabei um eine »Krönungsgarnitur«, die sich durch ein
strenges, auf der zwölferreihe aufgebautes zahlenschema auszeichnet, bei dem Perlen und edelsteine in
einem bestimmten Verhältnis zueinanderstehen 67. eine solche Garnitur kann nicht das Werk eines Mannes
sein, dem die mittelalterliche zahlensymbolik völlig unbekannt gewesen sein dürfte.
die ergebnisse der goldschmiedetechnischen untersuchungen von Jochem Wolters 68 haben keine zwingenden Fälschungsbeweise erbracht. Viele Ketten des besonders empindlichen und beschädigten Juwelenkragens wurden nach der Aufindung zwar repariert 69, doch sind solche reparaturen keine Belege für eine
Fälschung des späten 19. Jahrhunderts. Sehr ernst zu nehmen wäre allenfalls seine Feststellung gewesen,
dass man im Mittelalter die à jour-Fassungen des Juwelenkragens, die einen eingelöteten, offenen ring aus
einem schmalen Goldblechstreifen besitzen, noch gar nicht gekannt habe 70. diese Behauptung stimmt aber
nachweislich nicht. Bester Gegenbeweis ist der ovale Anhänger mit einer chalcedongemme am Juwelenkragen des späten 11. Jahrhunderts aus der Burg von St. Justina (Bez. lienz / A) in Osttirol 71, weil diese
Gemme auf einer eingelöteten Goldblechzarge liegt (Abb. 7, 4). zudem ist ihre Figur der ceres beschnitten 72, dabei auf dem Kopf stehend und verdeckt gefasst worden.
der Mainzer Brustbehang zeichnet sich durch ein »sichtbares und massenhaftes zuschaustellen von Gemmenfragmenten mit den resten der darstellung« aus, das nach A. Krug ungewöhnlich bis einmalig ist 73. ein
untrüglicher Beleg für eine neuzeitliche Fälschung ist das jedoch keineswegs. Vielmehr verdeutlicht es m. e.
die hohe Wertschätzung, die im Mittelalter selbst kleinsten, beschliffenen oder beschädigten, antiken Gemmen entgegengebracht wurde, weil man diese kleinen Kunstwerke im raum nördlich der Alpen nicht mehr
selbst herstellen konnte.
die von B. Falk und h. Westermann-Angerhausen angeführten Fälschungsindizien 74 überzeugen nicht, weil
bei gründlicher Betrachtung von Juwelenkragen und Brustbehang keine unstimmigkeiten oder schwere
Fehler eines Goldschmieds aus dem späten 19. Jahrhundert zu entdecken sind. die these, dass Brustbehang
und halskragen 1887 gefälscht worden seien, um das Schmuckensemble vor dem Verkauf an den Freiherrn
heyl zu herrnsheim um bedeutungsvolle Stücke zu erweitern 75, halte ich deshalb für insgesamt unbewiesen
und gegenstandslos.
zur FuNdstelle uNd zusammeNGehöriGKeit der schmucKstücKe
Die Fundstelle der großen, durchbrochenen Adlerscheibenibel konnte bereits 1880, also kurz nach dem
Verkauf an das Altertumsmuseum, in der innenstadt von Mainz lokalisiert werden 76. Alle anderen Schmuckstücke sind von ihren entdeckern verheimlicht, aufgeteilt und einige Jahre später ohne herkunftsangabe in
den handel gegeben worden. die meisten von ihnen gelangten 1886 – offenbar nach mehreren Stationen
in der Wiesbadener Wagemannstraße (früher: Metzgerstraße) 77 – in die Antiquitätenhandlung r. rosenau,
einige aber erst 1887 in die Wiesbadener Antiquitätenhandlung des A. Gerhard. die tatsache, dass Prälat
F. Schneider das umfangreichere Schmuckensemble als »Wiesbadener Fund« bezeichnet und in einem tele-
Archäologisches Korrespondenzblatt 48 · 2018
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gramm an den Freiherrn heyl zu herrnsheim vom 15. September 1887 vom letzten drittel bzw. dem rest
des Schmucks gesprochen hatte 78, ließ den Verdacht aufkommen, dass die betreffenden Schmuckstücke in
oder bei Wiesbaden entdeckt worden seien und dass der Prälat wegen insiderwissens mit den unehrlichen
Findern unter einer decke gesteckt habe 79.
F. Schneider dürfte das Schmuckkonvolut aber nur in hinblick auf seinen damaligen Aufbewahrungsort als
»Wiesbadener Fund« bezeichnet haben, ohne damit eine herkunftsangabe zu machen. ebenso haben ja
auch B. Falk und H. Westermann-Angerhausen die beiden goldenen Sternibeln im Hessischen Landesmuseum als »Darmstädter Sternibeln« tituliert 80, obwohl diese zweifellos nicht in darmstadt, sondern am
Westchor des Mainzer domes zutage gekommen sind 81.
zwar scheint F. Schneider eine ungefähre Ahnung von der existenz, Größe und teilung eines Mainzer Schatzes
gehabt zu haben, doch machte ihn das keineswegs zum Komplizen. in Mainz könnte durchaus ein Gerücht
über die entdeckung eines großen Goldschatzes sowie dessen Aufteilung kursiert 82 und ihm zu Ohren
gekommen sein. denkbar wäre sogar, dass F. Schneider als katholischer Priester durch die Beichte eines tatbeteiligten informationen erhalten hatte, über die er wegen des Beichtgeheimnisses nicht sprechen durfte.
dadurch wäre sein Schweigen ebenso zu erklären, wie sein Bestreben, das Fundensemble vollständig zu
erhalten, indem er den Freiherrn M. von heyl zu herrnsheim zum Ankauf aller Schmuckstücke drängte.
Nach Angaben der Wiesbadener trödlerin rebekka rosenau sollen die Schmuckstücke, die ihr 1886 zum
Kauf angeboten wurden, schmutzig von Ackererde (nicht von schwarzer Kanalerde) gewesen sein, bevor sie
diese gewaschen habe 83. Nur aus ihrer Beschreibung der Anhaftungen zog carl August von cohausen den
fragwürdigen Schluss, dass sie nicht bei den Kanalbauarbeiten in Mainz gefunden worden sein könnten 84.
Da er aber die verdreckte, große Adlerscheibenibel nicht gesehen hatte, bevor sie von J. Kirstein gereinigt
worden war 85, konnte er die Fundstücke weder miteinander vergleichen, noch rückschlüsse auf ihre herkunft ziehen 86. Seine Mutmaßungen sind deshalb irrelevant. Sicher ist nur, dass die aus einer Kellernische
stammende, große Adlerscheibenibel gar nicht in schwarzer Kanalerde gelegen haben kann, weil sich der
Mainzer Abwasserkanal 1880 noch im Bau befunden hatte.
die Fundstelle aller übrigen Schmuckstücke muss bis 1912 unbekannt geblieben sein. darauf lässt ein Brief
des Mainzer Antiquitätenhändlers i. reiling an Wilhelm Bode, Generaldirektor der Königlichen Museen in
Berlin, vom Oktober 1912 mit dem hinweis schließen, dass ihm der einstige, inzwischen verarmte Besitzer
des Schmuckes, der ihn vom Finder erworben hatte (also vermutlich J. Kirstein), gegen ein entgelt nun
genaue Angaben zu Fundort, zeit und umständen des Schatzes geliefert habe und dass er ihm die diesbezüglichen Notizen bei seinem Besuch in Berlin mitbringen werde 87. da kein Antwortschreiben W. Bodes
erhalten ist, dürfte i. reiling seine Ankündigung wahr gemacht haben, ohne dafür einen besonderen
Gesprächstermin zu vereinbaren. daraufhin wird W. Bode die wichtigen hinweise zum Fundort aller Juwelen selbstverständlich an O. von Falke weitergeleitet haben, dem er die Schmuckstücke für das Kunstgewerbemuseum übergeben und den er mit ihrer Publikation beauftragt hatte 88. da O. von Falke spätestens
Anfang 1913 damit begann, das Manuskript über den Mainzer Schatzfund zu verfassen 89, kam für ihn diese
information gerade rechtzeitig, um sie in seinen text einarbeiten zu können. dass er sie tatsächlich erhalten
hatte, ist daraus zu erschließen, dass er in seinem 1913 erschienenen Buch keinerlei unsicherheit bezüglich
der Fundstelle des gesamten Schmuckensembles erkennen ließ und sie schon im ersten Satz eindeutig festlegte 90. Er ließ nicht den geringsten Zweifel daran, dass die große, goldene Mainzer Adlerscheibenibel
1880 gemeinsam mit den anderen, zunächst verheimlichten und später verkauften Schmuckstücken in der
verschütteten Kellernische eines alten hauses in Mainz unter der einmündung der Stadthausstraße in die
Schusterstraße entdeckt worden war. zur Bekräftigung zählte er sogar alle Schmucktypen dieses Schatzes
eigens auf, nämlich: »halskette und Brustgehäng, Ohrringe, Fibel und Fürspan, tasseln, Buckeln und Fingerringe« 91. Anschließend bedauerte O. von Falke lediglich, dass ihm wegen der anfänglichen Verheimlichung
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m. schulze-dörrlamm · Neues zum Mainzer Goldschatz des 11. Jahrhunderts
abb. 8 Plan der Mainzer innenstadt von 1894 mit archäologischen Spuren dauerhafter Anwesenheit von König und Adel im Mittelalter:
1 Stadionerhof-Straße, Kaufhausanbau (1911): Seitenlehne eines Königthrons aus dem späten 8. Jh. – 2 Schusterstraße / ecke Stadthausstraße (1880): Schatz aus 25 Goldschmuckstücken des 11. Jhs. – 3-4 hof der Stadionerhof-Kaserne (1904): 3 goldener dreiviertelmondohrring aus dem 2. drittel des 11. Jhs.; 4 Goldmünze des byzantinischen Kaisers romanos iii. Argyros (1018-1034). – 5 Flachsmarkt,
Parzelle 323 (1939): durchbrochener Brettspielstein des 11. Jhs. – 6 Dom, Westchor (1896): goldenes Sternibelpaar des frühen 11. Jhs. –
(Nach Schulze-dörrlamm 1991, 16 Abb. 1 mit ergänzungen; Karte M. Weber, rGzM).
keine zuverlässigen Berichte bekannt seien, aus denen etwas über den Besitzer, Verwahrer oder Verberger
des Schatzes zu entnehmen wäre 92. eindeutiger und klarer konnte seine Fundbeschreibung gar nicht sein.
Mit der ehrverletzenden Behauptung, dass O. von Falke einen zusammengehörigen Mainzer Schatzfund
1913 nur konstruiert habe 93, bezichtigen ihn B. Falk und h. Westermann-Angerhausen einer absichtlichen
lüge, um ihre Fälschungstheorie aufrechterhalten zu können. Mit einer solchen diffamierungsmethode
kann man natürlich jede tatsache in zweifel ziehen und alles »beweisen«, was man will.
A. Krug ist der Ansicht, dass die innerstädtische Fundstelle der großen Adlerscheibenibel und die Fundangaben zu den anderen goldenen Schmuckstücken keinen fürstlichen hintergrund, etwa in Form eines
Adelshofes, erkennen lassen 94. Forschungen zur früh- bis hochmittelalterlichen topographie von Mainz belegen jedoch das Gegenteil. der große Goldschatz von 1880 95 und der 1904 im nahen hof der StadionerhofKaserne entdeckte einzelne Goldohrring vom typ Mainz 96 sowie die Goldmünze des byzantinischen Kaisers
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romanos iii. Argyros (1028-1034) 97 und sogar ein zusammengesetzter Brettspielstein vom Flachsmarkt als
sicherer hinweis auf adeliges Freizeitvergnügen 98 wurden in einem eng begrenzten Areal der innenstadt
westlich der Schuster- und nördlich der Stadthausstraße gefunden (Abb. 8, 2. 5). Genau dort ist 1911 in der
Stadionerhofstraße auch die Seitenlehne eines karolingischen Steinthrones aus dem späten 8. Jahrhundert
und damit ein indiz für die existenz einer innerstädtischen Königspfalz Karls des Großen zutage gekommen
(Abb. 8, 1) 99. Moderne Ausgrabungen gibt es in diesem Gelände bisher leider nicht. die Konzentration von
derart hochwertigen, archäologischen Funden im mutmaßlichen Pfalzgelände der Karolingerzeit lässt aber
darauf schließen, dass es auch später noch dem König gehört haben und / oder ein Wohnsitz seiner (hoch?-)
adeligen Gefolgsleute gewesen sein dürfte. es ist sicher kein zufall, dass der Schatz aus goldenen Schmuckstücken von größtem Wert und einer teilweise so überragenden Qualität, dass sie nur einer Königin bzw.
Kaiserin gehört haben können, genau dort aufgefunden wurde. da weder die Kanalbauarbeiter (1880) noch
der Kunsthistoriker O. von Falke (1913) diesen archäologischen Gesamtzusammenhang kannten, haben sie
die Fundstelle des Schatzes nicht erinden können. Zweifel an deren Lage sind also unangebracht.
Abschließend ist noch ein Wort zum Versuch der Ausstellungsmacher zu sagen, den Mainzer Prälaten dr.
Friedrich Schneider zu diskreditieren. dieser war wegen seiner profunden Kenntnisse mittelalterlicher Kunst
nicht nur als Gutachter, sondern vor allem als kirchlicher Baudenkmalpleger tätig. Außer einigen bedeutenden Steindenkmälern wie dem einzigartigen »Priesterstein« bzw. dem Bonifatiusgrabmal aus dem mittleren
9. Jahrhundert 100 oder dem sogenannten hatto-Fenster der zeit um 900 101 publizierte er auch archäologische Funde 102, z. B. die zwei goldenen Sternibeln des frühen 11. Jahrhunderts, die 1896 am Westchor des
domes entdeckt worden waren 103. es ist daher völlig unverständlich und abwegig, dass deren Veröffentlichung zum Anlass genommen wurde, um F. Schneider im Ausstellungskatalog den Wunsch zu unterstellen, das Mainzer dommuseum bzw. sich selbst bereichern zu wollen 104. erst recht kann man die denkweise
der Ausstellungsmacher nicht nachvollziehen, wonach F. Schneiders erfolgreiche Bemühungen, den Schatz
als Ganzes zu erhalten und deshalb den befreundeten, wohlhabenden Freiherrn heyl zu herrnsheim zum
Ankauf aller Mainzer Schmuckstücke zu bewegen 105, ein Beweis für seine betrügerische Kumpanei mit
Antiquitätenhändlern in Frankfurt, Mainz und Wiesbaden sei 106.
M. Freiherr heyl zu herrnsheim hatte die Schmuckstücke des Mainzer Schatzfundes von 1880 kontinuierlich
für seine Privatsammlung erworben und dadurch dieses kulturhistorisch überaus wertvolle ensemble rheinischer Goldschmiedekunst des hochmittelalters davor bewahrt, in alle Winde verstreut zu werden. Als er
1912 bereit war, den Goldschmuck nach Berlin zu verkaufen, konnte er als eigentümer natürlich die höhe
des Preises bestimmen, zumal ihm der amerikanische Sammler Pierpont Morgan erheblich mehr geboten
hatte 107. die larmoyanten Klagen der Ausstellungsmacher über die enorme Summe von 300 000 Mark, die
Kaiser Wilhelm ii. und seine großzügigen unterstützer 108 für den Goldschatz aufbringen mussten, sind deshalb unangebracht.
insgesamt gesehen, ist die Geschichte von entdeckung, Verkauf und Verbleib der Mainzer Schmuckstücke
zwar überaus spannend, aber kein Krimi. Wie O. von Falke schon 1913 geschrieben hatte, gehörten sie alle
zu einem innerstädtischen Schatzfund. erst heute wissen wir aber aufgrund anderer wertvoller, archäologischer Funde, dass dessen Fundstelle – eine quadratische Nische in einem größeren Steinkeller 109 – im mutmaßlichen Gelände der Pfalz König Karls des Großen gelegen hat, das bis zum hochmittelalter in königlichem Besitz geblieben sein kann. darauf deutet zumindest die existenz des gemauerten Kellers hin, weil
Steinkeller erstmals im 11. Jahrhundert bei Wohnbauten des Adels nachweisbar und in innenstädten sogar
erst im 13. Jahrhundert bei anderen Bauten üblich geworden sind 110. die Vermutung, dass alle Pretiosen im
Besitz eines jüdischen Pfandleihers gewesen sein könnten, der dem Mainzer Judenpogrom von 1096 zum
Opfer gefallen war 111, ist daher nicht aufrechtzuerhalten, weil ein solcher Mann dort nicht gewohnt haben
kann 112. deshalb muss nach anderen eigentümern und Gründen für die deponierung des Schatzes gesucht
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m. schulze-dörrlamm · Neues zum Mainzer Goldschatz des 11. Jahrhunderts
werden. denkbar wäre z. B., dass die Juwelen der königlichen Familie gehört hatten und in der Schatzkammer ihres festen hauses zu Mainz aufbewahrt worden sind. Als dieser Wohnsitz irgendwann im späten
11. oder im 12. Jahrhundert (durch ein Feuer?) zerstört worden war, hat man den verschütteten inhalt der
Schatzkammer entweder nicht mehr bergen können oder wollen.
anmerkungen
1) von Falke 1913, 1.
2) die von O. von Falke publizierte Fundgeschichte wird hier verkürzt dargestellt.
3) Schneider 1880, 115. – Krug 1999, 9-10; 2017a, 19.
4) Velke 1868-1887, 129. – Schneider 1880, 115. – Bock 1896,
384. – von Falke 1913, 1.
5) Schneider 1880, 115. – l. lindenschmit, direktor der Altertumssammlung und des rGzM, hat damals die Fundstelle der
großen Adlerscheibenibel in einem Plan des Mainzer Tiefbauamtes genau lokalisiert (Krug 1999, 10-11 Abb. 2; 2017a, 20).
6) von Falke 1913, 1. – die Namen der patriotisch gesinnten
Männer (und Frauen) und die höhe ihrer Geldspenden nannte
O. von Falke nicht. Sie sind aber dem Aufsatz von l. lambacher zu entnehmen (lambacher 2017, 37-38).
7) von Falke 1913, 31.
8) ebenda 1.
9) Nachdem die reichskrone historisch-stilistisch in die zeit
Ottos I. oder Ottos II. vordatiert worden war, brachte man die
Mainzer Juwelen mit theophanu und anderen Kaiserinnen des
späten 10. bis frühen 11. Jhs. in zusammenhang (deckerhauff 1955, 591-594; Schramm / Mütherich 1962, 168-169
Nr. 144 taf. 367-371; Westermann-Angerhausen 1983-1984,
22-24 Abb. 5-9). – durch einzelvergleiche mit archäologischen
und bildlichen Quellen habe ich die Schmuckstücke jedoch
mehrheitlich in das 2. drittel des 11. Jhs. einstufen können
und deshalb der Kaiserin Agnes zugeschrieben (Schulze-dörrlamm 1991; 2015). – zur Forschungsgeschichte vgl. auch lambacher 2017, 39-61.
19) Jülich 2017, 14-15. – die zwei 1896 am Westchor des Mainzer
Domes aufgefundenen goldenen Sternibeln gehörten ebenso
wenig zum großen Schatzfund von 1880 (Schneider 1897,
170-171) wie der einzelne Goldohrring und die Goldmünze
des byzantinischen Kaisers romanos iii. Argyros (1028-1034),
die beide erst 1904 im hof der Stadionerhof-Kaserne ausgegraben worden sind.
20) Meine einwände gegen datierung und Bewertung der einzelnen Schmuckstücke könnte ich nur in einer ausführlichen Stellungnahme darlegen, für die hier der nötige Platz leider fehlt.
21) die jüngste, detaillierte Beschreibung der Fibel stammt von
B. heide (Falk / heide / Westermann-Angerhausen 2017, 131135 Nr. 1).
22) in ähnlichem zustand ist sie auch auf dem von W. Velke abgebildeten Farbfoto zu sehen (Velke 1868-1887, 129 Farbtaf. iii).
23) Schulze-dörrlamm 1991, 51-63. – diese Bezeichnung wurde
von B. Falk, B. heide und h. Westermann-Angerhausen übernommen (Falk / heide / Westermann-Angerhausen 2017, 131185. 183-189).
24) darauf hatte bereis J. Giesler hingewiesen (Giesler 1989, 237
Abb. 60).
25) das stilisierte, vermeintliche Pfauenrad wurde schon von
e. Wamers mit recht als Siegerkranz gedeutet (e. Wamers in:
Kat. hildesheim 1993, Bd. 1, 167 Nr. iV-18).
26) Schulze-dörrlamm 1991, 54. – e. Wamers in: Kat. hildesheim
1993, Bd. 1, 167 Nr. iV-18.
27) zur tätigkeit des Kulturdezernenten M. Oppenheim vgl. dörrlamm 1995, 43-46.
10) Krug 1999, 9-20.
11) die Sonderausstellung ist vom 18. 12. 2017 bis 11. 3. 2018 im
hessischen landesmuseum darmstadt gezeigt worden (Kat.
darmstadt 2017).
12) Krug 2017a, 10-29.
28) Auf den »umweg« hatte W. Velke hingewiesen (Velke 18681887, 129).
29) da i. reiling 1940 verstorben war (Neumayer 2002, 304), muss
M. Oppenheim schon im 1. drittel des 20. Jhs. mit ihm gesprochen haben.
13) Falk / Westermann-Angerhausen 2017, 101.
14) Jülich 2017, 14-15.
15) Kaiser Wilhelm ii. hatte das Mainzer Schmuckensemble im Jahr
1912 dem Privatsammler M. Freiherr heyl zu herrnsheim mit
der zahlung von 300 000 Mark für ein neues Museum in Berlin
abkaufen lassen. Der Schatz ist dann aber nicht – wie geplant –
dem deutschen Museum, sondern dem Kunstgewerbemuseum übergeben worden (lambacher 2017, 39).
16) Falk / Westermann-Angerhausen 2017, 101.
30) Oppenheim 1992, 53.
31) So der Brief reilings an Wilhelm Bode (Berlin) vom 23. 10. 1912
(Krug 1999, 18; 2017a, 27).
32) Die große Mainzer Adlerscheibenibel war also kein isoliertes
einzelstück, wie es B. Falk und h. Westermann-Angerhausen
fälschlich behaupten (Falk / Westermann-Angerhausen 2017,
104-105).
17) Glatz 2008.
18) die Bestandteile des Goldschatzes stellte A. Krug übersichtlich
zusammen (Krug 1999, 7).
33) So fälschlich Jülich 2017, 13.
34) Oppenheim 1992, 53.
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35) Wedekind 1992.
36) ebenda.
37) Krug 1999, 9.
38) Falk / heide / Westermann-Angerhausen 2017, 131.
39) Folgende zeilen stützen sich auf den Bericht von M. Oppenheim (1992, 53).
40) Oppenheim 1992, 53.
41) Falk / Westermann-Angerhausen 2017, 119 Abb. 19.
42) Krug 2017a, 27.
58) Falk / heide / Westermann-Angerhausen 2017, 131. – Falk / Westermann-Angerhausen 2017, 105.
59) Schulze-dörrlamm 1991, Abb. 10. 20. 27. 32-33 taf. 8-9.
12-13. – Kat. darmstadt 2017, Nr. 1-6. 16.
60) das Wiederaufgreifen dieser längst überholten theorie durch
B. Falk und h. Westermann-Angerhausen ist weder überzeugend noch nachvollziehbar (Falk / Westermann-Angerhausen
2017, 121).
61) von Falke 1913, 2-10. – So auch decker-hauff 1955, 593. –
zur rekonstruktion der tragweise von Juwelenkragen und
Brustbehang vgl. Schulze-dörrlamm 1991, Abb. 89, 1.
43) Falk / Westermann-Angerhausen 2017, 118. – Falk / heide / Westermann-Angerhausen 2017, 188.
62) Falk / heide / Westermann-Angerhausen 2017, 205.
44) Schneider 1880, 115.
64) Falk / heide / Westermann-Angerhausen 2017, 198.
45) von Falke 1913, 25 taf. Vii. – es wäre allerdings auch möglich,
dass die fehlenden Perlen einer unsachgemäßen, brutalen reinigung der verschmutzten Schmuckstücke durch die Wiesbadener trödlerin r. rosenau (Krug 1999, 12) zum Opfer gefallen sind.
65) Krug 2017b, 226.
46) Angeblich sollen bei den Mainzer Schmuckstücken keine einlüsse der byzantinischen Goldschmiedekunst nachweisbar
sein, die man aber gerade bei diesem Ohrring deutlich erkennen kann (vgl. Wolters 2017, 286; Schulze-dörrlamm 1991,
49 Abb. 30). dass die umrandung der Außenkanten mit aufgefädelten Perlen, die beidseitige Verzierung des Mondes und
die mutmaßliche Machart seines kleinen (verlorenen) tragbügels typisch für byzantinischen, bzw. byzantinisch beeinlussten Goldschmuck gewesen sind, zeigt u. a. ein Vergleich
mit goldenen »Kolts« in mittelalterlichen Schatzfunden Kiews
(Pekarska 2011, 34-40 Nr. 1-2).
47) von Falke 1913, 26 taf. Viii. – Wolters 2017, 283-286 Abb. 21
a. c. f.
48) Wolters 2017, 255.
49) Oppermann 1992, 53.
50) ebenda.
51) Schulze-dörrlamm 1991, 54 Abb. 35.
52) Grote 2003, 45; 2004, 149-153 Abb. 1.
53) Grote 2004, 150-151 Abb. 3.
54) Da Goldibeln des Hochmittelalters keine Massenartikel, sondern immer unikate waren, ist die Vermutung, dass eine
andere, nicht erhaltene Goldscheibenibel mit emailliertem
Adlerbild desselben typs das Vorbild für die durchbrochenen
Adlerscheibenibeln aus Bronzeguss gewesen sein könnte,
sehr unwahrscheinlich.
63) Vgl. Krug 2017a, 21-23 Abb. 3.
66) ebenda.
67) decker-hauff 1955, 594.
68) Wolters 2017, 307-317.
69) ebenda 296-299 Abb. 15.
70) ebenda 303.
71) Schulze-dörrlamm 1994, 107-108 Abb. 4-5 Farbtaf. i.
72) Sie widerspricht damit der Feststellung von A. Krug, wonach
bei mittelalterlichen Goldschmiedearbeiten die Verwendung
antiker Gemmen als Fragmente in zurecht geschliffenem zustand unüblich gewesen sei (Krug 2017b, 224).
73) Krug 2017b, 225.
74) Falk / Westermann-Angerhausen 2017, 119-125.
75) Falk / heide / Westermann-Angerhausen 2017, 188. 198. 206.
76) Schon 1880 hatte F. Schneider die ursprünglich falsche herkunftsangabe »in der Gemarkung Marienborn gegen OberOlm hin« durch die Fundnotiz »Stadthausstraße« korrigiert
(Schneider 1880, 115).
77) die goldenen Schmuckstücke sollen in der Wagemannstraße
(früher Metzgerstraße) unter den misstrauischen Althändlern,
die solche Schätze noch nie gesehen hatten, hin und her
gegangen sein, bevor sie von der Antiquitätenhandlung rosenau erworben wurden (Oppenheim 1992, 52).
78) Krug 1999, 15.
79) Jülich 2017, 15.
80) Falk / heide / Westermann-Angerhausen 2017, 211.
81) Schneider 1897.
55) Eine Übersicht über die große Zahl, Typenvielfalt und Datierung der Emailscheibenibeln vermitteln die Arbeiten von Frick
1992/1993, 296-306; Giesler 1989, 230-240 taf. 10; Wamers
1994, 50-85 und Spiong 2000, 54-59 taf. 5-7.
82) davon ging auch A. Krug aus (Krug 1999, 17).
56) Meine Gründe für eine Spätdatierung habe ich bereits so ausführlich dargelegt (Schulze-dörrlamm 1991, 51-63), dass sie
hier nicht eigens wiederholt werden müssen.
85) Vgl. Wedekind 1992, 116.
57) roslund 2011, 242 Abb. 3, a. – das erst gegen ende des
10. Jhs. gegründete Sigtuna hatte um 1000 n. chr. die rolle
von Birka im Mälarsee übernommen und wurde ca. 50 Jahre
später ein Bischofssitz (Müller-Wille 2004, 451).
148
83) Krug 1999, 12.
84) Krug 1999, 14-15; 2017a, 20-21.
86) Als A. von cohausen die von der Polizei 1887 freigegebenen
Schmuckstücke sah und fotograierte, waren sie bereits gesäubert worden (Krug 2017a, 23-24 Abb. 3).
87) Krug 1999, 18; 2017a, 27.
88) lambacher 2017, 39.
m. schulze-dörrlamm · Neues zum Mainzer Goldschatz des 11. Jahrhunderts
89) ebenda.
90) Auch A. Krug war 1999 noch der Meinung, dass O. von Falke
seine Fundgeschichte auf Angaben gestützt haben müsse, die
ihm zuvor mündlich oder schriftlich bekannt worden seien
(Krug 1999, 8).
91) von Falke 1913, 1. Nur die zwei goldenen Stecknadeln erwähnte er nicht.
100) Schneider 1875b. – Schulze-dörrlamm 2004b, 285-294 Abb.
7, 1; 2005, 318-325 Abb. 1.
101) Schneider 1875a. – M. Schulze-dörrlamm, s. v. hatto-Fenster.
in: Kat. Mainz 2013, 175-177 Nr. 46.
102) Schneider 1880.
103) Schneider 1897.
92) von Falke 1913, 1.
104) Jülich 2017, 16.
93) Falk / Westermann-Angerhausen 2017, 101.
105) Bönnen 2017, 69.
94) Krug 2017a, 27.
106) Jülich 2017, 15.
95) Schulze-dörrlamm 1991, lageplan Abb. 1.
107) Krug 1999, 21-22.
96) Schulze-dörrlamm 1998, 702-706 taf. 89, 3.
97) Schulze-dörrlamm 1991, 22 Abb. 4, 1-2. – die große Bedeutung dieses Areals ist daran zu erkennen, dass ausgerechnet
hier die Goldmünze des Kaisers romanos iii. Argyros (10281034) gefunden wurde, die zu den äußerst seltenen, byzantinischen Goldmünzen des 11. Jhs. im Gebiet des heiligen römischen reiches zählt. Vgl. dazu die Verbreitungskarte solcher
byzantinischen Goldmünzen von M. Schulze-dörrlamm (Jahrb.
rGzM 34, 1987, 732 Abb. 5).
98) Knöchlein 2003, 18 Nr. 9. – Schulze-dörrlamm 2011, 278
Abb. 2, 4-6; 7-8.
99) Schulze-dörrlamm 2004a, 571-587; 2013, 91 Abb. 63, 1; 64;
2014a, Abb. 3, 1-2; 4-5; 2014b, 75-76 Abb. 1-2.
108) die Namen der wohlhabenden Spender finden sich bei lambacher 2017, 37-38.
109) Krug 1999, 10 Abb. 2.
110) Schulze-dörrlamm 1992, 51 Abb. 6-7. 13 mit weiterführenden
literaturangaben.
111) Falck 1972, 104. – Schulze-dörrlamm 1991, 111-113.
112) die lage der schriftlich erwähnten Judengasse des späten
11. Jhs. ist zwar nicht bekannt, wird aber weiter nördlich
zwischen Betzelsstraße und Flachsmarkt im umkreis der
Mainzer Synagoge des 13./14. Jhs. vermutet (Falck 1972,
118).
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m. schulze-dörrlamm · Neues zum Mainzer Goldschatz des 11. Jahrhunderts
Zusammenfassung / Summary / Résumé
Neues zum Mainzer Goldschatz des 11. Jahrhunderts – die Entlarvung
eines »Kunstkrimis aus der deutschen Kaiserzeit«, der keiner war
Bauarbeiter entdeckten 1880 im verschütteten Steinkeller eines alten hauses der Mainzer innenstadt einen Schatz aus
25 reich verzierten, goldenen Schmuckstücken des 11. Jahrhunderts, den O. von Falke 1913 publiziert und der Kaiserin
Gisela (1027-1043) zugeschrieben hat. Neuesten thesen einer darmstädter Sonderausstellung zufolge sollen die Juwelen aber nicht in Mainz, sondern wahrscheinlich auf einem Acker bei Wiesbaden gefunden worden und keine Bestandteile eines Schatzes gewesen sein. drei Schmuckstücke mit insigniencharakter seien sogar 1887 eigens gefälscht worden, um Kaiser Wilhelm ii. dazu zu bewegen, das ensemble für einen enorm überhöhten Preis anzukaufen. Alle thesen
werden im Aufsatz widerlegt. demnach handelte es sich um einen Schatz kostbarster Juwelen, die mehrheitlich aus der
ersten hälfte des 11. Jahrhunderts stammten, in der Schatzkammer eines Steingebäudes im Gelände der karolingischen
Mainzer Königspfalz gelegen und sich daher wohl in königlichem Besitz befunden hatten.
News from the Mainz Gold Treasure of the 11th Century – the Exposure
of an »Art Crime Story from the German Empire« which was none
in 1880 building workers discovered a treasure of 25 highly ornamented golden jewellery pieces from the 11th century
in the buried stone cellar of an old house in the centre of Mainz. O. von Falke published this ind in 1913 and attributed it to the empress Gisela (1027-1043). According to new theories presented in a special exhibition in darmstadt, the
jewels were not found in Mainz, but probably on a ield near Wiesbaden und did not belong to a treasure. Three pieces of jewellery with the function of regalia were supposedly faked in 1887 in an attempt to encourage the emperor
Wilhelm ii to buy the ensemble for an enormously excessive price. this contribution refutes all hypotheses. in fact, it is
a treasure of most precious jewels by the majority from the irst half of the 11th century which had been stored in the
treasure chamber of a stone building in the area of the carolingian royal palace at Mainz and therefore are likely to have
been in royal possession.
translation: M. Struck
Du neuf autour du trésor en or de Mayence du 11e siècle – démasquer
un »polar de l’Allemagne impériale« qui n’en était pas un
en 1880, des ouvriers du bâtiment ont découvert dans la cave en pierre comblée d’une ancienne maison du centre de
Mayence un trésor de 25 bijoux en or richement décorés du 11e siècle, que O. von Falke a publiés en 1913 et attribués
à l’impératrice Gisela (1027-1043). Selon les dernières thèses d’une exposition temporaire à darmstadt, les bijoux n’ont
pas été trouvés à Mayence, mais probablement dans un champ près de Wiesbaden et ne faisaient pas partie d’un trésor.
trois bijoux à caractère d’insigne auraient même été spécialement forgés en 1887 pour persuader l’empereur Guillaume ii d’acheter l’ensemble à un prix scandaleusement fort. toutes ces hypothèses sont réfutées dans cet article. il
s’agit en fait d’un trésor de bijoux précieux, dont la majorité date de la première moitié du 11e siècle. la provenance du
lot est la chambre au trésor d’un bâtiment en pierre sur le terrain du palais royal carolingien de Mayence et il était donc
probablement une possession royale.
traduction: l. Bernard
Schlüsselwörter / Keywords / Mots clés
rheinland-Pfalz / Mittelalter / Forschungsgeschichte / Schatzfund / Schmuck / Fälschung
rhineland-Palatinate / Middle Ages / research history / treasure trove / jewellery / fake
rhénanie-Palatinat / Moyen Âge / histoire de la recherche / trésor / parure / faux
Mechthild Schulze-Dörrlamm
römisch-Germanisches zentralmuseum
leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie
ernst-ludwig-Platz 2
55116 Mainz
schulzedoerrlamm@rgzm.de
Archäologisches Korrespondenzblatt 48 · 2018
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