Universität Potsdam
Malte Steinbrink | Jan-Berent Schmidt |
Philipp Aufenvenne
Soziale Netzwerkanalyse für
HumangeographInnen
Einführung in UCINET und NetDraw in fünf Schritten
Potsdamer Geographische Praxis // 5
Potsdamer Geographische Praxis
Potsdamer Geographische Praxis // 5
Malte Steinbrink, Jan-Berent Schmidt, Philipp Aufenvenne
SOZIALE NETZWERKANALYSE
FÜR HUMANGEOGRAPHINNEN
Einführung in UCINET und NetDraw in fünf Schritten
Universitätsverlag Potsdam
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Die Schriftenreihe Potsdamer Geographische Praxis wird herausgegeben
vom Institut für Geographie der Universität Potsdam.
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Das Manuskript ist urheberrechtlich geschützt.
Gestaltung: André Kadanik, Berlin
Satz: Lukas Wede und Ute Dolezal
Titelgraik: Ute Dolezal
Druck: docupoint GmbH Magdeburg
ISBN 978-3-86956-244-5
Zugleich online veröfentlicht auf dem Publikationsserver der Universität Potsdam:
URL http://pub.ub.uni-potsdam.de/volltexte/2013/6482/
URN urn:nbn:de:kobv:517-opus-64822
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:517-opus-64822
INHALTSVERZEICHNIS
1 NETZWERKANALYSE IN DER HUMANGEOGRAPHIE –
EINLEITUNG ZUR EINFÜHRUNG ............................................................. 7
Der Netzwerk-Hype ................................................................................... 9
Die Netzwerkperspektive in der Humangeographie ................................ 12
Die Methode der SNA in der Humangeographie ..................................... 15
Zielsetzung und Aufbau des Handbuchs .................................................. 16
2 EINFÜHRUNG IN UCINET UND NETDRAW IN FÜNF SCHRITTEN ..... 19
Schritt 1 – Eingabe und Einlesen der Daten .......................................... 21
Anlage einer Datenstruktur ..................................................................... 21
Dateneingabe ........................................................................................... 22
Eingabe per UCINET Spreadsheet oder per Excel .................................... 22
Eingabe per Liste (nodelist und edgelist) ................................................ 23
nodelist-Format .................................................................................... 23
edgelist-Format ..................................................................................... 24
NetDraw .................................................................................................. 25
Import von dl-Dateien in UCINET ........................................................... 25
Exkurs: Merkmale von Individuen und Kollektiven ................................ 28
Schritt 2 – Erste Berechnungen: Dichte, Reziprozität und Subgroups ..... 31
Dichte .................................................................................................... 31
Reziprozität ............................................................................................. 32
Subgroups – Bi-Komponenten, Cutpoints und Cliquen ............................ 34
5
Schritt 3 – Netzwerktransformation: Symmetrisierung,
Dichotomisierung, Aggregierung ........................................... 39
Symmetrisierung ..................................................................................... 39
Dichotomisierung .................................................................................... 39
Aggregierung – Zusammenführung Von Netzen (Multiplexität).............. 40
Two-mode-Matrizen ................................................................................ 43
Schritt 4 – Zentralitätsmaße ................................................................. 45
Degree-Centrality .................................................................................... 45
Closeness-Centrality ................................................................................ 49
Betweeness-Centrality ............................................................................. 50
Exkurs: Brücken und Strukturelle Löcher ................................................ 51
Zentralitäten in NetDraw......................................................................... 52
Schritt 5 – Attribute, Homophilie, QAP, CONCOR und Blockmodelle...... 53
Einlesen von Attributsdaten in UCINET .................................................. 53
Homophilie.............................................................................................. 54
Quadratic Assignment Procedure (QAP) ................................................ 55
Rollen und Positionen – CONCOR ........................................................... 57
Blockmodelle ........................................................................................... 60
3 WEITERFÜHRENDE LITERATUR – ZWEI ÜBERBLICKE ......................... 63
Einführungsliteratur zur Sozialen Netzwerkanalyse ................................ 65
Netzwerkanalytische Studien in der deutschen Humangeographie ......... 71
ANNEX ............................................................................................................. 77
6
1 NETZWERKANALYSE IN DER
HUMANGEOGRAPHIE –
EINLEITUNG ZUR EINFÜHRUNG
DER NETZWERK-HYPE
Kaum ein Begrif ist derzeit so en vogue wie der des „Netzwerks“.1 In der Sprache
von Business-, Politik- und Wissenschaftswelt bezeichnet „Netzwerken“ („networking“) immer häuiger eine strategische Handlungspraxis, die früher argwöhnisch
als „Strippenziehen“ oder unschickliche „Kungelei“ beäugt wurde; heute jedoch gilt
das „Gut-vernetzt-sein“ als maßgeblich für den berulichen Erfolg. Und in Zeiten
des Web 2.0 ist das „www“ nicht mehr nur Internet, sondern dank (?) facebook &
Co explizit auch ein Socialnet und mit Smartphones für viele Menschen zudem fast
allgegenwärtig. Aber nicht nur im kleinen Zwischenmenschlichen, auch im großen
„Globalen“ ist der Netzwerkbegrif omnipräsent: Er ist zur zentralen Perspektive
gesellschaftlicher Selbstbeobachtung geworden und ist die Universalmetapher
großer Gesellschaftsdiagnosen unserer Zeit. „Globalisierung“, „Konnektivität“,
„Vernetzung“ oder die berühmten „kleinen Welten“ und das „Global Village“ sind
Schlagworte unserer „Netzwerkgesellschaft“ (Castells 2001).
Es ist festzustellen, dass sich „das Netzwerk“ nicht nur alltagssprachlich zu
einem modernen Leitbegrif entwickelt hat; auch in den Wissenschaften erfreut
es sich immer größerer Beliebtheit. Bereits ein kursorischer Blick auf die Entwicklung der Publikationszahlen in den letzten zwei Dekaden verdeutlicht sehr
eindrücklich: Der Netzwerkbegrif boomt und breitet sich aus (vgl. Abb. 1 und 2).
2500
2000
1500
1000
500
0
1990
1992
1994
1996
1998
2000
2002
2004
2006
2008
2010
Abb. 1: Anzahl der Publikationen mit „Netzwerk“ im Titel pro Jahr (SSCI2, 1990–2011)
Quelle: eigene Darstellung [SSCI, n=24.545 Publikationen]
1 Als die Autoren am 29.10.2012 bei Google den Begrif „network“ als Suchbegrif eingaben, erhielten sie 3,4 Mrd.
hits. Zum Vergleich: Der Begrif „sex“ ergibt weniger, nämlich nur 3,2 Mrd., „truth“ produziert 0,75 Mrd., „freedom“
0,72 Mrd., „climate“ nur 0,39 Mrd. und „terror“ erstaunlicherweise lediglich 0,31 Mrd. Trefer. Allerdings fällt die Anzahl
der gefundenen Seiten für den Suchbegrif „money“ mit 3,5 Mrd. immer noch knapp höher aus als die Vergleichszahl
von „network“. Immerhin ergibt „love“ fast 8,5 Mrd. hits – ist ja eigentlich auch der viel schönere Leitbegrif!
2 Gesucht wurde über die SSCI-Datenbank (Social Sciences Citation Index) des Wissenschaftsdienstes Thompson
Reuters mit dem Suchschlüssel Title und dem trunkierten Suchbegrif „network“.
Der Netzwerk-Hype
9
Health Care Sciences Services
Anthropology
Psychiatry
Social Sciences Other Topics
Government Law
Neurosciences / Neurology
Environmental Sciences / Ecology
GEOGRAPHY
Engineering
Sociology
Computer Science
Psychology
Business Economics
0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
Abb. 2: Anzahl der Publikationen mit „Netzwerk“ im Titel nach Forschungsgebiet3 (SSCI, 1990–2011)
Quelle: eigene Darstellung [SSCI, n=24.545 Publikationen]
Während der Netzwerkbegrif auch in der Wissenschaft lange Zeit meist metaphorisch verwendet wurde, formiert und proiliert sich in den letzten Jahren zunehmend eine disziplinübergreifende Netzwerkforschung, die das Netzwerk explizit
als ein analytisches Konzept begreift (vgl. Gamper, Reschke 2010). Bei der sozialwissenschaftlichen Netzwerkforschung handelt es sich um eine Form der Analyse
von sozialer Ordnung. Im Zentrum steht der organisationale Aspekt menschlicher Interaktion in komplexen Sozialstrukturen, die durch Verschachtelung und
Überlappung verschiedener Arten sozialer Beziehungen charakterisiert sind. Dabei
geht es um die Untersuchung von Netzwerkstrukturen unterschiedlicher Form und
unterschiedlichen Inhalts sowie um die Einbettung von Akteuren in diese Strukturen. Das Netzwerkparadigma zielt – sehr allgemein gesprochen – darauf ab, die
Konsequenzen der Netzwerke für das Handeln der eingebundenen Akteure sowie
die Folgen des Handelns in Netzwerken für die Netzwerke selbst und darüber
3 Forschungsgebiete entsprechen hier den von Thompson Reuters aggregierten research areas. Die Einteilung der
Forschungsgebiete ist nicht trennscharf und deckt sich nur zum Teil mit der vertrauten disziplinären Subdiferenzierung
der Wissenschaft.
10
Netzwerkanalyse in der Humangeographie – Einleitung zur Einführung
hinaus herauszuarbeiten (vgl. Schweizer 1989; Holzer 2006; Jansen 2006). Oft
wird das Netzwerk als eine Art Mesoebene beschrieben, die einen analytischen
Link zwischen der individuellen Akteursebene und der Ebene gesellschaftlicher
Makrostrukturen darstellt.
Eng verknüpft mit dieser relationalen Perspektive der sozialwissenschaftlichen
Netzwerkforschung ist das methodische Programm der Social Network Analysis
(SNA). Die SNA wird in verschiedenen Disziplinen (z. B. Ethnologie, Soziologie,
Politik-, Wirtschaftswissenschaften) als empirische Methode der Sozialforschung
immer häuiger angewendet.4
Angesichts des allgemeinen Netzwerk-Hypes erstaunt es nicht, dass die Netzwerkperspektive und die SNA auch in der Geographie methodologisch verstärkt
Fuß fasst bzw. „Raum“ greift (vgl. Abb. 3 und 4).5
140
120
100
80
60
40
20
0
1990
1992
1994
1996
1998
2000
2002
2004
2006
2008
2010
Abb. 3: Anzahl der geographischen Publikationen mit „Netzwerk“ im „Titel“ pro Jahr (international) (SSCI6, 1990–2011)
Quelle: eigene Darstellung [SSCI, n=1.254 Publikationen]
4 Ursprünglich wurzelt das aufstrebende und inzwischen etablierte Paradigma der sozialen Netzwerkanalyse in der
britischen Sozialanthropologie der 1960er Jahre und in der amerikanischen Soziologie der späten 1970er und frühen
1980er Jahre. Eine stärkere Institutionalisierung erfuhr sie vor allem mit der von Barry Wellman initiierten Gründung
der International Society of Social Network Analysis (INSNA) im Jahr 1978 und den beiden Journals „Connections“ und
„Social Networks“ sowie der jährlichen „Sunbelt International Conference on Social Network Analysis“.
5 Glückler (2010) weist jedoch zu Recht darauf hin, dass der Begrif des Netzwerks bereits eine lange Tradition
in der Geographie hat. Fragen der Netzwerkgeometrie räumlicher Infrastrukturen (Lagerelationen, Topologie,
Konnektivität) standen früh im Blickpunkt geographischer Forschungsarbeit.
6 Gesucht wurde über die SSCI-Datenbank (Social Sciences Citation Index) des Wissenschaftsdienstes Thompson
Reuters mit dem Suchschlüssel „title“ und dem trunkierten Suchbegrif „network“, eingeschränkt auf research area
„geography“ (n=1.254).
Der Netzwerk-Hype
11
16
14
12
10
8
6
4
2
0
1990
1992
1994
1996
1998
2000
2002
2004
2006
2008
2010
Abb. 4: Anzahl der geographischen Publikationen mit „Netzwerk“ im Titel pro Jahr (Deutschland) (SSCI7, 1990–2011)
Quelle: eigene Darstellung [SSCI, n=106 Publikationen]
DIE NETZWERKPERSPEKTIVE IN DER HUMANGEOGRAPHIE
Die wissenschaftliche Disziplin der Humangeographie untersucht – wiederum
sehr allgemein gesprochen – das Verhältnis zwischen Raum und Gesellschaft
und fragt nach der räumlichen Organisation sozialer Praktiken, gesellschaftlicher Institutionen und wirtschaftlichen Austauschs (Glückler 2010: 881). Lange
Zeit konzipierte die Geographie das Gesellschaft-Raum-Verhältnis als territorial
bzw. lokal gebunden. Mittlerweile gilt es jedoch als common sense, dass sich die
Lebens- und Wirtschaftsweisen im Zuge von Modernisierung und Globalisierung
sowie der Neuerungen im Bereich der Transport- und Kommunikationstechnologie
zunehmend „geographisch entankert“ haben:
„Diese neue Ära, die sich durch neue Formen der Herstellung geographischer Bedingungen und Verhältnisse auszeichnet, beruht vor allem auf dem
Verschwinden der Bedeutung der Distanz als Handlungshemmnis für zahlreiche Lebenszusammenhänge. Damit ist die Eröfnung der Möglichkeit des
Handelns über Distanz verbunden“ (Werlen 2000: 6).
Das bedeutet, dass die Lebensverhältnisse insgesamt „raumzeitlichen Schrumpfungsprozessen“ (Harvey 1990) unterworfen sind.
7 Gesucht wurde über die SSCI-Datenbank (Social Sciences Citation Index) des Wissenschaftsdienstes Thompson
Reuters mit dem Suchschlüssel Title und dem trunkierten Suchbegrif „network“, eingeschränkt auf research area
„geography“ und Country „Germany“ (n=106). Zahlreiche Europäische Zeitschriften werden im SSCI noch nicht erfasst.
Entsprechend liegt die tatsächlich Zahl geographischer Publikationen über den hier angegebenen Werten. (Im SSCI
nicht erfasst sind u. a.: Berichte z. dt. Landeskunde, Geographica Helvetica oder die Geographische Rundschau.)
12
Netzwerkanalyse in der Humangeographie – Einleitung zur Einführung
Diese territoriale Entankerung und die potentielle Entkopplung sozialer und
ökonomischer Interaktion von der Notwendigkeit physischer Anwesenheit stellt
die Humangeographie vor die Herausforderung, das Verhältnis von Territorium
und Gesellschaft bzw. „dem Raum“ und „dem Sozialen“ grundlegend zu überdenken. Die sozialwissenschaftliche Netzwerkforschung stellt in diesem Kontext ein
vielversprechendes Angebot bereit. Sie bietet die Möglichkeit, soziale Sachverhalte
grenz- und territoriumsübergreifend zu denken.
Das „soziale Netzwerk“ ist dabei zunächst ein sehr unräumliches Konzept ohne
unmittelbare geographische Bezüge. Um sich also auf allgemeiner Ebene der Frage
zu nähern, was Netzwerke mit Geographie zu tun haben, bietet es sich zunächst
an, nach dem Zusammenhang zwischen sozialen Netzwerken und dem zu fragen,
was gemeinhin als zentraler und vereinender Gegenstand unseres Faches gilt –
also nach dem Verhältnis von Netzwerk und Raum.
Zum einen stellt sich hierbei für die Forschung die grundsätzliche Frage nach
Explanans und Explanandum: Will man also netzwerkbezogene Raumforschung betreiben, indem man irgendetwas „Räumliches“ durch soziale Netzwerke zu erklären
versucht, oder will man andersherum raumbezogene Netzwerkforschung betreiben,
indem man beabsichtigt, Netzwerke durch etwas „Räumliches“ zu erklären?
Zum anderen ist der Nexus auch in Abhängigkeit von der jeweils zugrunde
gelegten Konzeption dessen, was unter „Raum“ überhaupt zu verstehen ist (vgl.
Wardenga 2002)8, theoretisch auf mindestens dreierlei Weise zu denken:
1. Bedeutung des „Raumes“ für Netzwerke und andersherum
Die klassischen geographischen Fragen einer solchen Forschung wären z. B.: Welche
Bedeutung hat räumliche Nähe für soziale Netzwerkbildung? Wie beeinlussen Raumstrukturen die Entstehung und Aufrechterhaltung sozialer Netzwerkstrukturen? Oder
andersherum: Wie beeinlussen speziische soziale Netzwerke die Ausformung von
(physisch-materiellen, ökonomischen etc.) Strukturen (d. h. die „Raumausstattung“)
in einem bestimmten erdräumlichen Ausschnitt? (→ Containerräumliche Perspektive)
2. Bedeutung von Netzwerken im „Raum“
Im Mittelpunkt der Untersuchung steht hier die Verteilung und Verknüpfung von
Knotenpunkten (Akteuren) an verschiedenen Raumstellen. Die Netzwerke werden
dann als quasi-räumliche Strukturen aufgefasst. Die Netzwerklinien (Beziehungen,
Kanten) werden verstanden als räumliche Verknüpfungs- bzw. Verlechtungszusam8 Wardenga (2002: 5) unterscheidet vier geographische Raumkonzeptionen: 1. Raum als „Containerraum“, in dem
bestimmte Sachverhalte der physisch-materiellen Welt verortet und diese dann als räumliches Wirkungsgefüge natürlicher
und anthropogener Faktoren verstanden werden, 2. Raum als „Lage-Relationsgefüge“ materieller Objekte (Betonung
der Bedeutung von Standorten, Lage-Relationen und Distanzen für die Schafung gesellschaftlicher Wirklichkeit),
3. Raum als „Wahrnehmungsraum“, d. h. als Kategorie der Sinneswahrnehmung und als Anschauungsformen, mit
deren Hilfe Handlungen „räumlich“ diferenziert werden, 4. Räume als „soziale Konstruktionen“, d. h. als Ergebnis
kontinuierlicher (alltäglicher) Handlungs- und Kommunikationsprozesse.
Die Netzwerkperspektive in der Humangeographie
13
menhänge und die Transaktionen und Flüsse (Waren, Kapital, Informationen etc.)
entlang dieser Netzwerklinien werden als räumliche Distributions- und Austauschprozesse analysiert. (→ Raum als Lage-Relationsgefüge)
3. Bedeutung des „Raumes“ in Netzwerken
Ausgangspunkt hierbei ist ein konstruktivistisches Raumverständnis. Zentral ist
hier die Bedeutung von raumbezogenen Semantiken für die Bildung und Stabilisierung von Netzwerken. Raum fungiert als Medium der Kommunikation und oft
als In- und Exklusionskategorie in sozialen Netzwerkzusammenhängen, sprich als
ein kommunikatives Mittel, um soziale Beziehungen herzustellen, zu begründen,
zu stabilisieren oder auch zu verhindern. Andersherum wäre hier ebenfalls zu
fragen, wie Räume durch (alltägliche) Praktiken und Kommunikation in speziischen Netzwerkzusammenhängen sozial hergestellt und reproduziert werden.
(→ Raumkonstruktivistische Perspektive)
In der humangeographischen Forschung kann die soziologische Perspektive der
klassischen Netzwerkforschung also auf unterschiedliche Weise um eine „räumliche Dimension“ bzw. einen „Raumbezug“ ergänzt werden.
International kommen analytische Konzepte der sozialen Netzwerkperspektive
mittlerweile in verschiedenen geographischen Forschungsfeldern zur Anwendung.
Zu denken ist hier etwa an die Metropolen- und Regionalforschung, die geographische Entwicklungsforschung, die Migrations- und Transnationalismusforschung,
aber auch an die wirtschaftsgeographischen Felder der Standortforschung, der
Innovationsforschung sowie an die Erforschung von lokalen, regionalen bis globalen Produktionsnetzwerken, Wertschöpfungsketten oder Wissensclustern (vgl.
auch Glückler 2010).
Interessanterweise indet diese konzeptionelle Annäherung zwischen Netzwerkforschung und Geographie derzeit keineswegs nur einseitig statt: Nicht nur
die Geographie öfnet sich zunehmend in Richtung der Netzwerkperspektive,
sondern die allgemeine sozialwissenschaftliche Netzwerkforschung wendet sich
– wohl auch im Anschluss an den spatial turn – derzeit verstärkt räumlichen/geographischen Fragestellungen zu. Dieses multi- und interdisziplinäre Interesse an
dem Nexus „Raum/Netzwerk“ bietet durchaus Anknüpfungspunkte („Brücken“)
für eine wechselseitige Befruchtung und eröfnet zudem eine vielversprechende
Möglichkeit, geographische Forschung an aktuelle sozialwissenschaftliche Diskussionen anschlussfähig zu machen.9
9 Vgl. z. B. Goeke, Zehetmaier (2012), die sich aus systemtheoretischer Perspektive mit (geographischer)
Netzwerkforschung beschäftigen.
14
Netzwerkanalyse in der Humangeographie – Einleitung zur Einführung
DIE METHODE DER SNA IN DER HUMANGEOGRAPHIE
Um die Netzwerkperspektive empirisch zu operationalisieren, greifen Humangeographen in ihrer Forschung in jüngerer Zeit vermehrt auf das Methodenrepertoire
der formalen Social Network Analysis (SNA) zurück. Auch in der deutschen Humangeographie wird verstärkt mit dem Methodenset der SNA gearbeitet. Allerdings
sind es derzeit nur gut ein Dutzend deutsche Geographen, die sich methodisch im
SNA-Feld tummeln.10 Insbesondere die Sozial- und die Kulturgeographie scheint
hier (im Vergleich zur Wirtschaftsgeographie) einen deutlichen Nachholbedarf
zu haben. Das mag daran liegen, dass sich empirisch arbeitende Sozial- und
Kulturgeographen in jüngerer Zeit hauptsächlich an qualitativen Verfahren der
Sozialforschung orientieren.
Die formale SNA ist eine quantitative Methode zur Auswertung relationaler
Daten.11 Sie analysiert gemeinhin sogenannte Gesamtnetzwerke.12 Auf allgemeiner Ebene werden diese deiniert als eine zuvor abgegrenzte Menge von sozialen
Akteuren (Knoten) und speziischen, zwischen ihnen bestehenden Beziehungen
(Kanten/Relationen) (vgl. Knoke, Kuklinski 1982; Wassermann, Faust 1994).13
Die SNA basiert auf graphentheoretischen Modellen und zielt auf die Berechnung
und Visualisierung statistischer Kennzahlen zur Untersuchung von Netzwerken.
Im Mittelpunkt der Analyse stehen zum einen das Beziehungsgelecht selbst (die
Strukturen) und zum anderen die relationalen Merkmale der eingebetteten Akteure mit ihrem sozialen Status innerhalb der Gesamtstruktur (die Positionen) (vgl.
Wasserman, Faust 1994; Jansen 2006).
Im Vergleich zu anderen Methoden der quantitativen und qualitativen empirischen
Sozialforschung sowie der Fernerkundung und GIS-Anwendungen, nimmt die SNA
in der Methodenausbildung an geographischen Instituten in Deutschland bisher
einen sehr untergeordneten Stellenwert ein. Erst in den letzten Jahren scheint
sich das steigende Interesse an Netzwerken und der SNA auch im Lehrangebot
geographischer Institute in Deutschland niederzuschlagen (z. B. an den Instituten
Heidelberg [Johannes Glückler], Hannover [Tom Brökel], Osnabrück und Potsdam
[Malte Steinbrink], und Erlangen [Tim Elrick]).
Die Lehrveranstaltungen zur Netzwerkanalyse umfassen meist eine theoretische
Einführung in die Historie und die verschiedenen Entwicklungslinien der sozialwissenschaftlichen Netzwerkforschung und vermitteln zudem die grundlegenden
10 Am Ende dieses Handbuchs indet sich eine Liste exemplarischer geographischer Arbeiten, die sich mithilfe
der Methode der SNA mit unterschiedlichen Forschungsthemen auseinandersetzen (s. Kap. 3).
11 Neben der quantitativen existiert auch die qualitative Netzwerkanalyse, die vor allem für die Kombination von
formalen und qualitativen Verfahren plädiert (vgl. u. a. Hollstein, Straus 2006).
12 Ein zweiter Strang der Netzwerkanalyse beschäftigt sich mit Egonetzwerken. Dabei wird ein „Ego“ zur Bestimmung
seiner „Alteri“ und der jeweils zu ihnen bestehenden Beziehungen befragt. Eine solche Analyse beruht folglich auf
Daten, die aus der Perspektive des Egos erhoben werden (vgl. Herz 2012).
13 Diese grundlegende Deinition geht auf Mitchell (1969: 2) zurück: „[...] social network as a speciic set of linkages
among a deined set of persons with the additional property that the characteristics of these linkages as a whole
may be used to interpret the social behavior of the persons involved.“
Die Methode der SNA in der Humangeographie
15
Begrilichkeiten und analytischen Konzepte. Zu diesen Aspekten liegen mittlerweile zahlreiche Lehrbücher vor, auf die in den Seminaren zurückgegrifen werden
kann.14 Darüber hinaus zielen die Lehrveranstaltung sinnvollerweise darauf ab,
die praktischen Anwendung der SNA zu vermitteln und eine Einführung in eine
Analyse-Software15 zu geben. Anders als für die theoretischen Grundlagen ist das
Lehrmaterial für diese praktische Einführung aber eher begrenzt – was u. U. auch
daran liegen mag, dass die Software selbst keineswegs durch Übersichtlichkeit
und Anwenderfreundlichkeit besticht. Die vorhandenen Handbücher erweisen
sich bisweilen für Einführungsseminare als zu umfangreich, überkomplex und
verwirrend – gerade für Anfänger.
Genau an dieser Stelle will das vorliegende kleine Handbuch ansetzen …
ZIELSETZUNG UND AUFBAU DES HANDBUCHS
Mit dem vorliegenden Handbuch verfolgen wir das Interesse, bei der Durchsetzung
der Netzwerkanalyse in Lehre und Forschung an geographischen Instituten in
Deutschland ein kleines bisschen behillich zu sein. Entstanden ist das Heft im
Kontext von vier Methodenseminaren zur Netzwerkanalyse, welche die Autoren
zwischen 2009 und 2012 an den Universitäten Osnabrück und Potsdam leiteten.
Diese Seminare waren nicht nur eine Einführung in theoretische, methodologische und methodische Grundlagen, sondern gleichzeitig als Lehrforschungen
konzipiert.16 D. h. die Methoden und Programmanwendungen wurden von den
Studierenden im Forschungsprozess erlernt und direkt für die Analyse selbsterhobener Daten genutzt.
Insbesondere in Bezug auf die praktische Einführung in das Analyseprogramm
UCINET sind uns durchaus Berührungsängste aufgefallen, die bei einigen KursteilnehmerInnen zu einer gewissen Starthemmnis führten.
14 Am Ende dieses Handbuchs beindet sich für einen Überblick eine Liste mit weiterführenden Lehrbüchern zur
Netzwerkforschung (s. Kap. 3).
15 Es gibt heute mittlerweile mehr als 50 verschiedene Computerprogramme zur Analyse von Netzwerken. Einen
Überblick bieten Huismann, van Duijn (2011). Für Gesamtnetzwerke sind vor allem zu nennen:
Pajek (http://pajek.imfm.si/doku.php?id=pajek): Pajek wird von den slowenischen Mathematikern Vladimir Batagelj
und Andrej Mrvar entwickelt. Die Stärken des Programms liegen in sehr schnellen und guten Rekodierungsverfahren.
Allerdings sind nur deskriptive und explorative Verfahren durchführbar. Stochastische Verfahren mit Signiikanzprüfungen
sind nicht möglich. Mittlerweile liegt ein gutes Lehr- und Übungsbuch zu Pajek vor (De Nooj, Mrvar, Batagelj 2011).
Gephi (https://gephi.org/): Gephi ist ein noch junges Open-Source-Projekt und wird kollektiv regelmäßig weiterentwickelt.
Als besondere Stärken sind hier die hervorragende Nutzerfreundlichkeit und die guten Visualisierungsmöglichkeiten
hervorzuheben.
UCINET (https://sites.google.com/site/ucinetsoftware/): UCINET ist wohl die in der Lehre am meisten genutzte SNASoftware. Die wichtigsten Analyse- und Visualisierungsverfahren können mit UCINET durchgeführt werden und
werden im Folgenden im Einzelnen näher vorgestellt.
Neben diesen Programmen zur Analyse von Gesamtnetzwerken gibt es auch spezielle Software zur Erhebung und
Analyse egozentrierter Netzwerke. Zu nennen sind hier vor allem: Egonet (http://egonet.softpedia.com/), Visone
(http://visone.info/) und Vennmaker (http://www.vennmaker.com/).
16 Der innerhalb der deutschen Geographie stark wahrgenommene Beitrag zu humangeographischen Wissensnetzen
an deutschen Universitäten (Steinbrink et al. 2012) ist ein Ergebnis dieser Lehrforschungen.
16
Netzwerkanalyse in der Humangeographie – Einleitung zur Einführung
Diese Anleitung will diese Berührungsängste nehmen und den Einstieg erleichtern! Er ist keineswegs als Einführung in die SNA oder als Ersatz für das „oizielle“ Programm-Tutorial gemeint. Das kleine Handbuch will also weder zeigen,
was man mit der Netzwerkanalyse (in der Geographie oder anderswo) so alles
anstellen kann noch will es Leistungsfähigkeit und Anwendungsvielfalt des Programms demonstrieren.17 Vielmehr geht es lediglich um eine Einführung in die
allergrundlegendsten Funktionen der Analyse-Software UCINET und der Visualisierungssoftware NetDraw. Dieses Handbuch will bei den ersten eigenen Schritten unterstützend begleiten. Entsprechend gehen wir in fünf – teils aufeinander
aufbauenden – Schritten vor (Kap. 2):
Zunächst werden in Schritt 1 unterschiedliche Wege zur Eingabe und zum Einlesen
von Netzwerkdaten vorgestellt. In Schritt 2 werden daraufhin erste Berechnungen einfacher struktureller Merkmale von sozialen Netzwerken erklärt (Dichte,
Reziprozität, Subgroups). Schritt 3 befasst sich dann mit Verfahren der Netzwerktransformation (Dichotomisierung, Symmetrisierung und Zusammenfügen
von Netzwerkdatensätzen). Im Schritt 4 werden die geläuigsten Methoden zur
Beschreibung von Akteurspositionen in sozialen Netzwerken, d. h. Berechnungen
unterschiedlicher Zentralitätsmaße (Degree, Closeness, Betweeness), erläutert.
In Schritt 5 werden schließlich einige ausgewählte Verfahren beschrieben, wie
Netzwerke unter Berücksichtigung von Attributen analysiert werden können
(Homophilie, Blockbildung, QAP).
Das Mini-Handbuch ist so gestaltet, dass diese fünf Schritte im Sinne eines Readand-Click nachvollzogen werden können. Zur Veranschaulichung und zur Orientierung auf der Programmoberläche dienen die zahlreichen screen shots (Damit
man weiß, welche Knöpfchen man drücken muss, bzw. wie die Ausgabe-Datei
aussehen müsste, wenn man die richtigen Knöppe drückt!). Ergänzend werden
zentrale Begrifen der SNA in den jeweiligen Abschnitten einführend erläutert
oder deiniert (→ graue Textboxen). Die dort angegebenen Quellen weisen auf
Lehrbücher und grundlegende Standardtexte der SNA hin.
Am Ende des Buches (Kap. 3) werden zwei Überblicke über weiterführende Literatur gegeben: Der erste stellt eine systematische Zusammenstellung der Lehr- und
Einführungsliteratur zur sozialwissenschaftlichen Netzwerkforschung und -analyse
in Form eines tabellarischen Überblicks dar. Um konkrete Anwendungsbeispiele
und die Bandbreite bisheriger geographischer netzwerkanalytischer Forschung
aufzuzeigen, ist dort ebenfalls ein Überblick über geographische Arbeiten zu inden,
17 Siehe dazu die Aulistung exemplarischer netzwerkanalytischen Arbeiten in der deutschsprachigen Humangeographie
in Kap. 3 dieser Einführung.
Zielsetzung und Aufbau des Handbuchs
17
die sich mithilfe der Methode der SNA mit unterschiedlichen Forschungsfeldern
auseinandersetzen.
Wir hofen, dass diese Anleitung für einige Studierende den Einstieg in die praktische Netzwerkforschung erleichtert und Mut macht, die nächsten Schritte in
die Tiefen des Programms und in komplexere Methoden der SNA eigenständig
zu gehen.
Wir freuen uns auf viele interessante Arbeiten zur geographischen Netzwerkforschung!
Malte Steinbrink, Jan-Berent Schmidt und Philipp Aufenvenne
Osnabrück und Klagenfurt, im Frühjahr 2013
18
Netzwerkanalyse in der Humangeographie – Einleitung zur Einführung
2 EINFÜHRUNG IN UCINET UND NETDRAW
IN FÜNF SCHRITTEN
Schritt 1 – Eingabe und Einlesen der Daten
ANLAGE EINER DATENSTRUKTUR
Zu Beginn ist es notwendig, einen Projektordner anzulegen. In diesem Ordner werden alle Programmdateien, die von UCINET erzeugt werden, gespeichert. Diese
werden für die verschiedenen Funktionen und später für die Darstellung in NetDraw benötigt.
Abb. 5: Projektordner öfnen
Nach der Installation des Programms UCINET18 wird das Programm geöfnet und
unter File > Change Default Folder der Projektordner ausgewählt (Abb. 5). Im
Suchfenster kann entweder ein bestehender Ordner ausgewählt oder ein neuer
Ordner erstellt werden. Es ist empfehlenswert, für jedes Projekt einen neuen
Ordner anzulegen, da UCINET eine nicht unerhebliche Menge Dateien produziert
Abb. 6: Ordnerwahl
18 Test- und Vollversion unter http://www.analytictech.com/ucinet/ oder https://sites.google.com/site/ucinetsoftware/
Schritt 1 – Eingabe und Einlesen der Daten
21
und es daher schnell unübersichtlich wird (Abb. 6). Für die Analysen greift das
Programm automatisch auf diesen Ordner zu und zeigt die zur Verfügung stehenden Programmdateien an. Bei der Durchführung von Berechnungen werden die
Ergebnisse wiederum im Projektordner gespeichert. Daher sind die Output-Dateien
im Feld „Output“ sinnvoll umzubenennen, weil diese bei Anwendung derselben
Funktion sonst wieder überschrieben werden.
DATENEINGABE
Um Berechnungen mit UCINET durchzuführen, ist es zunächst erforderlich, dass
die erhobenen Daten im programmeigenen Format vorliegen. Um einen Datensatz
in UCINET zu erstellen, stehen verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl.
Eingabe per UCINET Spreadsheet oder per Excel
Unter Data > Data Editors > Matrix Editor wird das UCINET Spreadsheet geöfnet,
in dem die erhobenen Daten als Matrix direkt eingegeben werden können. In die
grau unterlegte Spalte werden die Bezeichnungen der Knoten eingetragen. Die
Spalte wird markiert und mit Edit > Copy kopiert. Dann wird bei einer quadratischen Matrix mit Transform > Transpose die Spaltenbezeichnung in die grau
unterlegte Zeile geschoben. Markiert man jetzt die zweite Zelle der grauen Spalte
und klickt auf Edit > Paste haben Zeilen und Spalten dieselbe Reihenfolge in der
Bezeichnung (Abb. 7).19
Abb. 7: UCINET Spreadsheet
Alternativ können Matrizen in Excel oder vergleichbaren Programmen erstellt
werden und per copy & paste in das UCINET-Spreadsheet eingefügt werden.20
Im Spreadsheet wird die Matrix unter File > Save As in dem zuvor erstelltem
Projektordner als UCINET-Datei gespeichert.
19 Die Voreinstellung liegt bei 30x30 Knoten und muss für größere Netzwerke geändert werden.
20 Formelbasierte Zahlenwerte aus einer Excel-Matrix können von UCINET nicht gelesen werden → Umformatieren!
22
Einführung in UCINET und NetDraw in fünf Schritten
Eingabe per Liste (nodelist und edgelist)
Eine weitere Möglichkeit ist die Eingabe von Daten per Liste. Hierfür kann der
Microsoft Editor o. ä. verwendet werden. Gegenüber der Eingabe per Spreadsheet
haben die hier vorgestellten Listenformate den Vorteil, dass auch Netzwerke mit
einer großen Anzahl von Knoten übersichtlich bleiben. So werden in den hier
vorgestellten Formaten nodelist und edgelist nur aktive Relationen eingegeben,
d. h. alle Knotenpaare, die keine Beziehung haben, brauchen nicht eingetippt
zu werden.21
nodelist-Format
Das nodelist-Format ist speziell geeignet, um ungewichtete Relationen einzugeben.
Zur Notation der Befehlssyntax: dl steht für data language. Diese Angabe ist erforderlich und wird als erstes genannt. format gibt das Layout der folgenden Daten
an. Das n steht für die Anzahl der Knoten im Netz, labels: gibt die Bezeichnung
der Knoten an. Setzt sich diese aus mehr als einem Wort zusammen, müssen
diese Bezeichnungen in Anführungszeichen gesetzt werden (z. B. bei Vor- und
Nachnamen). Unter data: werden die erhobenen Relationen zwischen den Knoten
eingetragen. Die Zifern sind der indexikalische Zugrif auf den Knoten, der unter
labels an dieser Listenposition steht. Die erste Zifer jeder Zeile ist die Position,
von der die Relation ausgeht. Die weiteren Zifern geben die Listenpositionen der Knoten an, mit denen diese Relation besteht.
Es ist zu beachten, dass die Daten gerichtet eingegeben werden
(d. h. an erster Position steht immer derjenige Knoten, von dem
die Beziehung ausgeht). Die Zifern werden durch Leerzeichen
oder Kommata getrennt.22 Das Beispielnetzwerk (Abb. 8) besteht
aus zehn Knoten und deren ungewichteten Beziehungen untereinander.23 So hat Knoten 1 Scott Pi eine Verbindung zu allen
Akteuren außer Envy A und Julie Po, diese Verbindungen werden von den entsprechenden Akteuren jeweils erwidert. Knoten
10 Julie Po hat eine Beziehung zu Scott Pi, die dieser jedoch
nicht erwidert. Bei diesem Beispiel handelt es sich daher um ein
Abb. 8: nodlist-Format
gerichtetes Netzwerk.
21 Es gibt noch weitere Formate, die in der UCINET-Hilfe zu inden sind und dort erklärt werden.
22 Die Reihenfolge mit der die „Wahlen“ eingegeben werden, ist in dieser Form der Eingabe egal. Das erleichtert
z. B. die Eingabe von ungeordneten Fragebögen.
23 Im nodelist-Format ist Gewichtung durch mehrfache Nennung eines Knotens pro Zeile möglich
Schritt 1 – Eingabe und Einlesen der Daten
23
edgelist-Format
Das edgelist-Format ist speziell geeignet für die Eingabe von gewichteten Relationen
(Abb. 9). Für die Formatierung muss an erster Stelle wieder dl, abweichend hier
jedoch format=edgelist1 angegeben werden. Wie bei der nodelist, werden Anzahl
(n) und Bezeichnung der Knoten (labels) aufgeführt. Bei der Eingabe der Relationen unter data steht (wie beim nodelist-Format)
die erste Zifer für die Position in der Liste, von der die Relation ausgeht. Die zweite Zifer steht für die Position mit der die
Relation besteht. Die dritte Zifer gibt die Stärke der Beziehung
an. Dabei muss –anders als im nodelist-Format (s.o) – für jedes
Knotenpaar eine neue Zeile begonnen werden. Steht hinter den
beiden Zifern kein Wert, so wird von UCINET automatisch die
Stärke 1 eingesetzt. Im Beispiel (Abb.9) handelt es sich um ein
Netzwerk, in dem Scott Pi eine als stark (3,0) gewertete Verbindung zu Ramona F aufweist, eine Verbindung der Stärke 2,0 zu
Stacey Pi und jeweils eine schwache (1,0) Verbindung zu Kim P
und Knives C. Zu den anderen Knoten im Netzwerk besteht keine
Verbindung. (Beachten: nur ein Knotenpaar pro Zeile eingeben!) Abb. 9: edgelist-Format
In beiden Listenformaten (nodelist und edgelist) werden die
Relationen gerichtet eingegeben (d. h., dass Knoten diejenigen Relationen, die
andere Knoten mit ihnen haben, nicht zwangsläuig erwidern müssen. Auch die
Stärke der Beziehungen wird unabhängig voneinander eingeben. Das heißt, dass
Wertungen und Vorhandensein von Verbindungen zwischen den Akteuren u. U.
voneinander abweichen).
Die Editor-Dateien werden zunächst im Projektordner im Format *.txt gespeichert und stehen dann für den Import in UCINET bereit.
Import von dl-Dateien in UCINET
Unter Data > Import text file > DL … kann die erstellte Liste jetzt eingelesen
werden. Dafür wird über den Browser die entsprechende txt-Datei ausgewählt
und geöfnet (Abb. 10).24 Der Dateiname wird vom Programm automatisch übernommen, kann aber auch geändert werden. Wenn der Vorgang mit OK bestätigt
wird, erstellt UCINET zwei Programmdateien mit den Endungen *.##d und *.##h.
Diese Dateien müssen sich immer in demselben Ordner beinden, da sie sonst
nicht gelesen werden können. Dabei ist besonders zu beachten, dass die vom
Programm neu erstellten UCINET-Dateien bereits vorhandene Dateien mit den24
24
Wenn man mehrere Dateien gleichzeitig importieren möchte, benutzt man > Multiple DL iles.
Einführung in UCINET und NetDraw in fünf Schritten
selben Dateinamen automatisch und ohne Vorwarnung überschreiben! Für die
übersichtliche Organisation der Forschungsdaten ist es sehr zweckmäßig, eine
systematische Nomenklatur für die bearbeiteten Programmdateien zu entwickeln
(→ sinnvolle Dateinamen ausdenken!).
Abb. 10: Import der erstellten Liste in UCINET
Zur Kontrolle erscheint nach jeder Bearbeitung mit UCINET ein Output Log, der
das Ergebnis anzeigt (Abb. 11).
Wenn die Daten in UCINET importiert wurden und im Projektordner als Programmdateien bereitliegen, kann in UCINET oder NetDraw weitergearbeitet werden.
Abb. 11: Output-Log der Matrix
NETDRAW
NetDraw ist ein Visualisierungsprogramm, das in UCINET implementiert ist und
Netzwerke, die als UCINET-Datenssätze (*.##h) vorliegen, graphisch darstellen
kann. Das Programm kann in UCINET entweder über die Symbolleiste oder über
Visualize > NetDraw gestartet werden.
Schritt 1 – Eingabe und Einlesen der Daten
25
Abb. 12: Datei-Import in NetDraw
In NetDraw wird der UCINET-Netzwerkdatensatz, der visualisiert werden soll,
über File > Open > Ucinet dataset > Network geöfnet (Abb. 12).
Abb. 13: Quelle und Matrixformat
Der darzustellende Datensatz (*.##h) wird im Browser ausgewählt (Abb. 13).
In NetDraw wird sodann die graphische Darstellung des Netzwerks erstellt. Das
visualisierte Netzwerk besteht aus Knoten (hier mit Labels versehen) und Kanten. Letztere sind als Linien dargestellt, wobei die Pfeilspitzen die Richtung der
Relation anzeigen (Abb. 14).
In der Standardeinstellung von NetDraw werden die Knoten zunächst ihren relationalen Merkmalen entsprechend anhand des sogenannten Spring-Embedding-Algorithmus angeordnet. (Aktivere Knoten beinden sich im Zentrum, weniger aktive
Knoten eher am Rand).
Die Punkte in der Abbildung können anschließend manuell ausgewählt und
per Drag & Drop verschoben werden. Knoten, die keine Verbindung im Netzwerk
haben – sog. Isolates – werden am linken oberen Bildrand aufgelistet und können
bei Bedarf aus der Abbildung entfernt werden (→ Symbolleiste Iso).
26
Einführung in UCINET und NetDraw in fünf Schritten
Abb. 14: Graph mit Beschriftung und Richtung
Die erstellten Netzwerkgraphiken können unter File > Save Diagram As … auch
als Bilddateien (z. B. *.jpg) gespeichert werden.25 Außerdem ist es mit NetDraw
möglich, den zugrundeliegenden Datensatz zu verändern, indem Verbindungen
oder Punkte gelöscht, hinzugefügt oder konvertiert werden. Der veränderte Datensatz ist dann unter File > Save Data As > Ucinet … zu speichern (Vorsicht:
Umbenennen!).
Die NetDraw-Visualisierung der in den folgenden Schritten behandelten Analysen
(z. B. Zentralität, Gruppierung nach Attributen etc.) wird in den entsprechenden
Abschnitten dieser Anleitung behandelt.
25 Für eine Bilddatei mit einer höheren Aulösung (z. B. für Abbildungen im Text) bietet es sich an, die Datei mittels
der Druckfunktion im PDF-Format zu speichern, sofern ein entsprechendes Add-on installiert ist.
Schritt 1 – Eingabe und Einlesen der Daten
27
EXKURS: MERKMALE VON INDIVIDUEN UND KOLLEKTIVEN
„Eine zentrale Hypothese der strukturellen Analyse ist es, dass die Einbettung von Individuen [in Netzwerkstrukturen, d. Verf.] deren Verhalten und
das Verhalten von größeren Einheiten beeinlusst. […] Zu unterscheiden
ist zwischen mindestens zwei Analyseebenen und Merkmalsträgern: den
Individuen und den Kollektiven“ (Jansen 2006: 52).
MERKMALE VON INDIVIDUEN:
•
•
•
•
28
Absolute Merkmale „hängen dem einzelnen Individuum […] an,
ohne dass auf seine Einbettung in Beziehungsgelechte oder in übergeordnete Kontexte geschaut werden müsste“ (Jansen 2006: 53). In
der Regel werden diese Merkmale als Attributsdaten der Akteure
erhoben.
Relationale Merkmale „setzen zwei oder mehr betrachtete Individuen oder Elemente voraus und kennzeichnen die Beziehungen eines
Elements zu jeweils einem anderen Element. […] Relationale Merkmale
sind streng genommen keine Merkmale des einzelnen Elements mehr,
sondern eine Eigenschaft von Paaren, also sehr kleinen Kollektiven.
Sie sind die wesentlichen Merkmale in der Netzwerkanalyse. […]
[Sie] werden häuig an Individuen erhoben indem man z. B. nach
ihrem Beziehungsnetz fragt“ (Jansen 2006: 54).
Komparative Merkmale „beruhen auf einem Vergleich der Merkmalsausprägung des betrachteten Elements mit einem analogen Merkmal
des Kollektivs. […] Möglich sind solche Vergleiche zwischen Kollektivmerkmalen und Individualmerkmalen sowohl auf Basis absoluter
Merkmale als auch auf der Basis einiger relationaler Merkmale“
(Jansen 2006: 54). So z. B. Alter des Individuums im Vergleich zum
Durchschnittsalter im Kollektiv usw. Hierzu gehören aber auch die
errechneten Zentralitätswerte der Akteure, mit denen z. B. vergleichende Aussagen über deren Aktivität, Popularität oder die Kontrollfähigkeit im Netz getrofen werden können.
Kontextuelle Merkmale „beruh[en] darauf, dass man ein Element
aus dem Kollektiv dadurch beschreibt, welche Eigenschaften das Kollektiv, also der Kontext aufweist. […] [Sie] sind, anders als die komparativen Merkmale, für alle Individuen desselben Kontextes gleich“
(Jansen 2006: 55).
Einführung in UCINET und NetDraw in fünf Schritten
MERKMALE VON KOLLEKTIVEN:
•
•
•
Analytische Merkmale „von Kollektiven sind solche Merkmale, die
sich aus den absoluten Merkmalen der Kollektivmitglieder errechnen
lassen“ (Jansen 2006: 56).
Strukturelle Merkmale „sind solche Merkmale eines Kollektivs, die
sich aus den relationalen Eigenschaften der Kollektivelemente errechnen
lassen. […] Während die relationalen Merkmale das Rohmaterial
sind, das für eine Netzwerkanalyse erhoben werden muss, sind die
strukturellen Merkmale das eigentliche Ziel der Netzwerkanalyse“
(Jansen 2006: 56/57). Hier werden sowohl direkte als auch indirekte
Beziehungsmuster untersucht und Aussagen über Cliquen, Positionsstrukturen und Rollengefüge gemacht.
Globale Merkmale „sind solche Merkmale, die nicht auf die Merkmale
der [Kollektiv]mitglieder zurückgeführt werden können“
(Jansen 2006: 57).
Schritt 1 – Eingabe und Einlesen der Daten
29
Schritt 2 – Erste Berechnungen: Dichte,
Reziprozität und Subgroups
Im Folgenden werden erste Analyseverfahren zu strukturellen Merkmalen eines
Netzwerks vorgestellt.
DICHTE
„Ein Beispiel für ein strukturelles Merkmal eines Kollektivs ist die Dichte in
einem Netzwerk […]. Dies ist ein relativ simples Maß, das auf der Aufsummierung aller Wahlen, bezogen auf die Zahl der möglichen Wahlen beruht“
(Jansen 2006: 57).
„Allgemein ist die Netzwerkdichte deiniert durch das Verhältnis zwischen
der Zahl der vorhandenen Linien zur Zahl der grundsätzlich möglichen“
(Jansen 2006: 94).
Hinweis: Vgl. auch Trappmann et al. (2011: 253).
Mit der Berechnung der Netzwerkdichte (Density) erhält man erste Auskunft über
die Beschafenheit des Netzwerks. Es wird berechnet, wie viele Relationen der
potentiell möglichen Verbindungen (n*[n-1]) tatsächlich im Netzwerk vorhanden
sind. Der Wert ist demnach 1 bei maximal verbundenen Graphen und 0, wenn es
sich bei den untersuchten Knoten ausschließlich um isolates handelt. (→ Je höher
der Wert, desto größer die Dichte des Netzwerkes).
Für die Dichteberechnung in UCINET wird die zu untersuchende Matrix unter
Network > Cohesion > Density Overall ausgewählt (Abb. 15).
Abb. 15: Dichteberechnung
Schritt 2 – Erste Berechnungen: Dichte, Reziprozität und Subgroups
31
Bei der Interpretation des Dichtewertes ist zu beachten, ob es sich um ein symmetrisches Netzwerk handelt oder nicht. (Bei symmetrischen Netzen müssen die
Verbindungen zwischen Knoten in beide Richtungen gezählt werden). Liegt ein
gewichtetes Netzwerk vor, ergibt sich der Wert (Average Value) aus der Summe
der Gewichtungen geteilt durch die Anzahl der maximal möglichen Beziehungen.
Die Dichte ist der Durchschnittswert der binären Relationen – somit sind Density
und Average Value identisch. In einem Output Log werden der Dichtewert (1.0 =
100 %) und die Anzahl der Verbindungen aufgeführt. Diese Daten werden – wie
alle Berechnungen – auch als Programmdateien (hier mit dem Suix -density)
im Default-Ordner gespeichert.
REZIPROZITÄT
„With symmetric dyadic data, two actors are either connected, or they are
not. Density tells up pretty much all there is to know. With directed data,
there are four possible dyadic relationships: A and B are not connected, A
sends to B, B sends to A, or A and B send to each other. A common interest in looking at directed dyadic relationships is the extent to which ties
are reciprocated. Some theorists feel that there is an equilibrium tendency
toward dyadic relationships to be either null or reciprocated, and that asymmetric ties may be unstable. A network that has a predominance of null
or reciprocated ties over asymmetric connections may be a more ‚equal‘ or
‚stable‘ network than one with a predominance of asymmetric connections
(which might be more of a hierarchy)“ (Hanneman, Riddle 2005: Kap. 8).
Hinweis: Vgl. auch Jansen (2006: 61).
Reziprozität meint die Wechselseitigkeit von Beziehungen. Eine Relation ist dann
reziprok, wenn z. B. Knoten A Knoten B in einer Relationsart als Partner angibt
und Knoten B seinerseits in derselben Relationsart ebenfalls Knoten A nennt.
Dies bezeichnet man auch als eine mutuelle Dyade. Bei symmetrischen Netzwerken liegt qua deinitionem eine 100%ige Reziprozität vor. Bestimmte Relationen
sind per se symmetrisch (z. B. Verwandtschaft, Ehe)26; sie sind ungerichtet und
damit auch reziprok. Bei gerichteten Relationen (z. B. Hilfeleistung) ist es u. U.
inhaltlich von Interesse, den Grad der Reziprozität zu berechnen.
Mit Network > Cohesion > Reciprocity wird ein Netzwerk auf seine Reziprozität
geprüft. Die Voreinstellungen ermöglichen es, u. U. einzelne Zeilen und Spalten
der Matrix nicht in die Analyse miteinzubeziehen (Abb. 16).
26 Verwandte kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen, und auch Ehebeziehungen sind, obwohl hofentlich
frei gewählt, ebenfalls reziprok.
32
Einführung in UCINET und NetDraw in fünf Schritten
Abb. 16: Reziprozitätsberechnung
Bestätigt man die Auswahl mit OK, erhält man wiederum einen Output Log
(Abb. 17): Der Wert Hybrid Reciprocity gibt den Grad der Reziprozität des
gesamten Netzwerks als Prozentwert an. Im Beispiel sind 56,3 % der Relationen
reziprok. In der Ergebnisdatei wird außerdem für jeden Knoten aufgelistet, wie
hoch der Anteil der reziproken Relationen ist (getrennt nach eingehenden und
ausgehenden Beziehungen) (Abb. 17). Die ersten beiden Spalten geben an, wie hoch
der jeweilige Anteil der symmetrischen und asymmetrischen (also der reziproken
und nicht-reziproken) Relationen ist. Die Spalten 3 und 4 zeigen getrennt nach
ausgehenden und eingehenden Verbindungen die proportional nicht-symmetrischen Relationen an. Spalten 5 und 6 geben den Anteil der Relationen an, die
nicht erwidert werden.
Abb. 17: Output-Log Reziprozität
Im Beispielnetz (Abb. 17) hat Ramona F nur Verbindungen, die erwidert werden. Sie hat keine nicht-symmetrischen Verbindungen (siehe Spalte 2). Dagegen
sind ein Viertel von Scott Pis Verbindungen nicht reziprok. Scott Pi weist nur
Schritt 2 – Erste Berechnungen: Dichte, Reziprozität und Subgroups
33
eingehende Verbindungen auf (Spalte 4). Diese belaufen sich auf ein Viertel aller
insgesamt eingehenden Verbindungen (Spalte 6).
Reziprozität lässt sich auch in NetDraw darstellen: Zunächst wird das Netzwerk
ausgewählt. Unter Analysis > Reciprocal Ties werden die Darstellungsoptionen
ausgewählt.
Abb. 18: Reziprozitätsvisualisierung
Im Beispielnetzwerk sind die reziproken Relationen als rote Linien dargestellt.
Sie sind zudem doppelt so dick gezeichnet wie die asymmetrischen blauen Verbindungen (Abb. 18 und 19).
Abb. 19: Graph mit reziproken Verbindungen
SUBGROUPS – BI-KOMPONENTEN, CUTPOINTS UND CLIQUEN
Das Identiizieren von Cliquen und (Bi-)Komponenten in einem Netz ist eine weitere
wichtige Funktion der Netzwerkanalyse. Wie auch bei anderen SNA-Verfahren
zur Ermittlung von Subgroups, wird hierbei untersucht, ob es Bereiche im Netz-
34
Einführung in UCINET und NetDraw in fünf Schritten
werk gibt, die intern besonders stark vernetzt sind, mit anderen Worten, ob im
Netzwerk Clusterungen feststellbar sind.
Die Bi-Komponentenanalyse zielt darauf ab, sog. cutpoints im Netzwerk ausindig
zu machen. Cutpoints sind Knoten, bei deren Wegfallen das Netzwerk in mehrere
Subkomponenten zerbrechen würde.
„In einem Graphen nennt man solche Knoten, ohne deren Vorhandensein der
Graph in unverbundene Teile zerfallen würde, cutpoints. Solche Personen
haben Einluss auf das Zustandekommen von Interaktion oder Kommunikation
zwischen den Teilpopulationen und können den Inhalt von Kommunikation
kontrollieren und verändern“ (Trappmann et al. 2011: 54).
Mithilfe der UCINET-Funktion Network > Regions > Bi-Components können die
cutpoints in einem Netzwerk identiiziert werden. Im Output Log wird Auskunft
über die Anzahl der Bi-Komponenten und deren Zusammensetzung gegeben.
Zudem wird aufgelistet, welche Knoten als cutpoints fungieren.
Cliquen sind Bereiche maximaler Dichte in einem Netzwerk.
„Eine graphentheoretische Clique ist eine Gruppe von mindestens drei Akteuren, die alle direkt miteinander verbunden sind“ (Jansen 2006: 195).
„Eine Clique ist ein maximaler vollständiger Teilgraph. Innerhalb einer
Clique sind also alle Knoten durch einen Pfad der Länge 1, d. h. direkt
verbunden. Bei Hinzunahme eines beliebigen weiteren Knotens geht diese
Eigenschaft jedoch verloren. Um Triviale Cliquen auszuschließen, die nur
aus zwei Knoten und einer Kante zwischen ihnen bestehen, legt man fest,
dass eine Clique aus mindestens drei Knoten zu bestehen hat“ (Trappmann
et al. 2011: 76).
Hinweis: ausführlich in Scott (2011: 16; 117 f.).
Die Cliquenberechnung wird unter Network > Subgroups > Cliques … durchgeführt. Für ungerichtete Graphen gilt, dass eine Clique ein Set von mindestens
drei Knoten ist, die alle untereinander direkt verbunden sind (d. h. maximal
vollständig).
Für die Identiikation von Cliquen in sehr dichten und großen Netzwerken, die
über eine große Anzahl von Dreier-Cliquen verfügen, kann die minimale Mitgliederzahl aber auch heraufgesetzt werden (Minimum size), um so beispielsweise
nur Cliquen mit einer Mindestmitgliederzahl von vier Knoten zu berücksichtigen
(Abb. 20).
Schritt 2 – Erste Berechnungen: Dichte, Reziprozität und Subgroups
35
Abb. 20: Cliquenberechnung
Der Output-Log zeigt die jeweiligen Cliquen und deren Mitglieder an (Abb. 21).
Zu beachten ist, dass für die Cliquendeinition die Verbindungsrichtung durchaus
eine Rolle spielt. So sind im Beispiel lediglich zwei Cliquen vorhanden, weil die
Beziehung zwischen Kim P und Young Neil keine gegenseitige ist (siehe Clique
Participation Scores).
Abb. 21: Cliquenmatrix
In einer Kreuztabelle (Co-Membership Matrix) werden die Ko-Mitgliedschaften
der einzelnen Knoten aufgeführt. Die Diagonale gibt Aufschluss darüber, in wie
vielen Cliquen die einzelnen Akteure Mitglied sind. Die Vektoren der Knoten
zeigen die Anzahl der Cliquen an, in denen das jeweilige Knotenpaar gemeinsam
36
Einführung in UCINET und NetDraw in fünf Schritten
Mitglied ist. Stephen S (Knoten 6) ist beispielsweise in zwei Cliquen mit Scott
Pi, aber jeweils nur in einer Clique mit Kim P und Young Neil (Abb. 21).27
Zur Veranschaulichung können die Cliquen in einem Netzwerk in NetDraw graphisch
hervorgehoben werden. Die Datei CliqueOverlap.##h zeigt an, welche Knoten
zusammen in einer Clique sind. Wenn die Linien unter Properties > Lines …
hervorgehoben werden, kann diese Darstellung über das übrige Netzwerk gelegt
werden, um so einen Eindruck von der Cliquenstruktur im Gesamtnetz zu erhalten.
27 Weitere Angaben betrefen die Clusterung des Netzwerks in Cliquen oder die Überschneidung der Mitglieder
zwischen den Cliquen.
Schritt 2 – Erste Berechnungen: Dichte, Reziprozität und Subgroups
37
Schritt 3 – Netzwerktransformation:
Symmetrisierung, Dichotomisierung,
Aggregierung
Die Verfahren der Dichotomisierung und der Symmetrisierung sowie das Aggregieren
von Relationen sind Matrixmanipulationen zur Komplexitätsreduktion. Zugunsten
einer Vereinfachung gehen dabei bestimmte Netzwerkinformationen verloren.
Symmetisierung bedeutet einen Verlust der Richtungsinformation, Dichotomisierung einen Verlust der Gewichtungsinformation.
SYMMETRISIERUNG
Es kann u. U. analytisch sinnvoll sein, Netzwerkrelationen nachträglich zu symmetrisieren: Soll bei einem Netzwerk die Richtung der Relationen vernachlässigt
werden, symmetrisiert man es (→ aus einem gerichteten Netz wird so ein ungerichtetes).28 In UCINET wird unter Transform > Symmetrize … das entsprechende
Netzwerk und die Methode nach der symmetrisiert werden soll, angegeben (Abb.
22).29 Der Vorgang generiert einen neuen, nun symmetrischen Netzwerkdatensatz
mit dem Suix -Sym.
Abb. 22: Symmetrisierung
DICHOTOMISIERUNG
Soll bei einem Netzwerk die Gewichtung aufgehoben werden, wird dieses dichotomisiert: Transform > Dichotomize ….30
Im Anschluss an die Dichotomisierung ist nur noch ersichtlich, ob eine Relation
vorhanden ist oder nicht. Dies ist z. B. dann notwendig, wenn gewichtete und
ungewichtete Netzwerkrelationen zusammengefügt werden sollen (siehe unten
28 Werden beispielsweise Freundschafts- oder Kooperationsrelationen erhoben, kann eine u. U. aus der Befragung
herrührende Ungleichheit der Angaben durch Symmetrisierung ausgeglichen werden. Oder: Will man für die Analyse
eines Unterstützungsnetzwerks z. B. nicht mehr berücksichtigen, wer wem geholfen hat, sondern nur noch ob in
den dyadischen Beziehungen unterstützt wird, dann symmetrisiert man.
29 Bei der Symmetrisierung nach Maximum erhalten beide Knoten eines Knotenpaares den jeweils höheren
Vektorwert (bei ungewichteten Netzwerken beispielsweise den Wert 1), bei Minimum beide den niedrigeren Wert
(bei ungewichteten Netzwerken beispielsweise den Wert 0).
30 Will man für die Analyse eines Unterstützungsnetzwerks z. B. nicht mehr berücksichtigen, wieviel Unterstützung
(z. B. Geld) geleistet wurde, sondern nur ob überhaupt unterstützt wurde, dann dichotomisiert man.
Schritt 3 - Netzwerktransformation: Symmetrisierung, Dichotomisierung, Aggregierung
39
Aggregierung). Die Dichotomization rule legt die Bedingung für die Dichotomisierung des Netzwerkes fest. Das Beispielnetzwerk soll hier so transformiert werden,
dass alle Werte größer als 0 (Cut-Of Operator: GT - Greater Than und Cut-Of
Value: 0) zum Wert 1 umgewandelt werden (Abb. 21). Es wäre auch möglich,
den Trennwert höher anzusetzen (z. B. Cut-Of Value: 1 bedeutet alle Werte >1
werden behalten) oder z. B. nur diejenigen Relationen zu berücksichtigen, die
genau 1 betragen (Cut-Of Operator: EQ [Equal]=1). Der Vorgang generiert
Netzwerkdateien, die im Suix den Operator und den Trennwert der Dichotomisierung angeben (z. B. -GT0).
Abb. 23: Dichotomisierung
AGGREGIERUNG – ZUSAMMENFÜHRUNG VON NETZEN
(MULTIPLEXITÄT)
Meist werden für eine Netzwerkuntersuchung mehrere Relationen erhoben (z. B.
„Flirten“, „Geldleihen“, „Knutschen“). Diese können zu einem Datensatz zusammengefügt werden, um so die relationsübergreifende Struktur des aggregierten
Netzwerks analysieren zu können.31 Auf diese Weise kann die Multiplexität von
Beziehungsgefügen erfasst und dargestellt werden. Multiplexität bedeutet, dass
zwischen zwei gegebenen Knoten in der Summe der unterschiedlichen untersuchten
Relationen mehr als eine Verbindung vorliegt. Liegt zwischen einem Knotenpaar
lediglich eine der erhobenen Beziehungsarten vor, spricht man von Uniplexität.
Für die Zusammenführung ist es i. d. R. notwendig, dass die einzelnen Netze in einheitlicher Form vorliegen. Sollen z. B. gewichtete und ungewichtete
sowie symmetrische und asymmetrische Netze zusammengefügt werden, ist es
sinnvoll, die einzelnen Netzwerke vor der Aggregation zu transformieren – d. h.
gegebenenfalls zu dichotomisieren und/oder zu symmetrisieren (s. o.). Durch das
Zusammenfügen mehrerer Einzelnetze werden die Werte der einzelnen Relationen
summiert (Matrixsummation). (Beachte: Nach der Zusammenfügung ist nicht mehr
ersichtlich, auf welcher Relation der jeweilige Wert basiert. Fügt man gewichtete
Netzwerke zusammen, lässt sich folglich nicht mehr diferenzieren, ob es sich um
31
40
Diesem Verfahren liegt eine Matrixsummation zugrunde.
Einführung in UCINET und NetDraw in fünf Schritten
sich bei einem Wert um die Intensität einer Relation handelt oder um die Summe
aus mehreren Relationen).32
Abb. 24: Programmpfad zum Zusammenführen von Netzen
In UCINET wird mit Transform > Matrix Operation > Between datasets >
Statistical summaries (Abb. 24) das Dialogfenster geöfnet, welches das Zusammenfügen von einzelnen Netzen ermöglicht (Abb. 25). Für die Aggregation der
Netzwerke ist vorausgesetzt, dass Reihenfolge, Anzahl und Labels der Knoten
absolut identisch sind, da die Netzwerke sonst vom Programm nicht als zusammengehörig identiiziert werden.
Abb. 25: Zusammenführen von Netzen
Da im Ergebnis ohnehin nicht mehr erkennbar ist, welche der zusammengefügten
Beziehungstypen mit dem jeweiligen Vektorwert korrespondieren, ist die Reihenfolge der Datasets im Inputfeld nebensächlich. Für die Speicherung des neuen
zusammengefügten Netzwerkdatensatzes ist eine sinnvolle Benennung angeraten,
32 Bei gewichteten und asymmetrischen Relationen ist die Reihenfolge der Transformation u. U. bedeutend, wenn
bspw. nicht nach Minimum symmetrisiert und im Anschluss dichotomisiert wird.
Schritt 3 - Netzwerktransformation: Symmetrisierung, Dichotomisierung, Aggregierung
41
da nach Abschluss der Transformation aus dem Datensatz nicht mehr ersichtlich
ist, welche Relationen aggregiert wurden.33 Die Dateiendung bda-Sum zeigt an,
dass es sich um eine between-datasets-aggregation handelt. (Beachte: diese Endung
sollte bei der Dateiumbenennung beibehalten werden.)
Abb. 26: Output-Log Matrix nach Aggregation
Im Output Log wird das Ergebnis der Matrixsummation dargestellt (Abb. 26). Beim
Zusammenfügen von drei ungewichteten Relationen ist der maximale Wert einer
Verbindung 3. Im Beispielnetzwerk (Abb. 27) sind z. B. die Verbindungen zwischen Scott Pi und Ramona F oder Scott Pi und Wallace W dreifach multiplex,
d. h., dass sie auf allen drei erhobenen Ebenen in Beziehung zueinander stehen.
Eine Verbindung zwischen zwei Knoten, die nur in einem der Netzwerke besteht
(Vektorwert 1), nennt man „uniplex“. Man beachte, dass bei der Zusammenfügung
nicht-symmetrischer Netze im Ergebnis unklar bleibt, ob eine Beziehung auf einer
Ebene reziprok oder aus der Kombinationen verschiedener Ebenen hervorgegangen
ist (→ Netzwerke im Zweifel vorher symmetrisieren!).
Das generierte Netzwerk ließe sich natürlich auch noch weiter transformieren.
Beispielsweise könnten mittels Dichotomisierung jene Beziehungen zwischen Knoten
auf null gesetzt werden, die nicht multiplex sind (Dichotomization Rule: Greater
Than; Cut-Of-Value: 1; alle Relationen > 1 = 1; alle Relationen < 1= 0). Bei
weiteren Analysen würden dann nur noch die multiplexen Beziehungen berücksichtigt.
In der Darstellung in NetDraw kann Multiplixität – genau wie die Intensität (Stärke) von Relationen – durch unterschiedliche Linienstärke visualisiert werden, um
besonders starke Verbindungen zwischen Knoten hervorzuheben. Unter Properties
> Lines > Size > Tie strength wird die Linienstärke erstellt (→ je „intensiver“,
bzw. „mehrdimensionaler“ die Verbindung, desto dicker die Linie) (Abb. 27).
33
42
Diese Information ist dann nur noch dem Output Log zu entnehmen.
Einführung in UCINET und NetDraw in fünf Schritten
Abb. 27: Multiplexer Graph in NetDraw
TWO-MODE-MATRIZEN
Eine weitere Funktion der Zusammenfügung von Netzwerken kommt bei der
Transformation von Two-mode-Matrizen zum Tragen. Two-mode-Matrizen (auch
Ereignis-Matrizen genannt) stellen zunächst keine direkte soziale Beziehung dar.
In ihnen wird die Teilnahme der Akteure an bestimmten Ereignissen (Events) aufgelistet. Z. B. werden Akteure nach der Teilnahme an bestimmten Veranstaltungen
(Konferenzen, Tagungen, Seminaren, Raufereien) oder nach ihrer Mitgliedschaft
in Gruppen (Vereine, Hobbygruppen, Räuberbanden etc.) gefragt. Mittels dieser
Erhebung wird die gemeinsame Teilnahme an Events oder die gemeinsame Zugehörigkeit zu Gruppen ersichtlich (Abb. 28).
Abb. 28: Spreadsheet 2-Mode-Matrix
Schritt 3 - Netzwerktransformation: Symmetrisierung, Dichotomisierung, Aggregierung
43
Daraus lassen sich ggf. Beziehungen ableiten/annehmen (z. B.: Zwei Akteure, die
an demselben Seminar teilnehmen, kennen sich i. d. R.).
Abb. 29: 2-Mode-Matrizen-Konversion
Um aus einer 2-mode-Matrix eine 1-mode-Matrix (quadratische Matrix) zu generieren, muss die 2-mode-Tabelle als Programmdatei vorliegen. Mit Data Ailiations
(2-mode to 1-mode) wird die 2-mode-Matrix konvertiert (Abb. 29). Das Suix
-Rows (in älteren Versionen -Af) kennzeichnet die generierte Datei der Ailiation
(= Mitgliedschaft, Zugehörigkeit) der Akteure (Zeilen) nach Events (Spalten). Das
generierte Netz besteht jetzt – wie ein multiplexes Netz – aus mehreren „Eventrelationen“ und ist logischerweise symmetrisch. Die Anzahl der Events nach denen
gefragt wurde, deiniert die maximale Beziehungsstärke zwischen den Knoten.34
Im Beispielnetzwerk war kein Knotenpaar an allen drei Events gemeinsam beteiligt.
Es überschneiden sich hier nur jeweils zwei Teilnahmen (Abb. 30).
Abb. 30: Output-Log 2-Mode-Matrix-Konversion
34 Zu beachten ist, dass die Diagonale der Matrix die Anzahl der Events angibt, an denen der Knoten beteiligt ist.
Die Diagonale kann mit Transform > Diagonal… auf null gesetzt werden.
44
Einführung in UCINET und NetDraw in fünf Schritten
Schritt 4 – Zentralitätsmaße
Um Positionen von Akteuren im Netz zu untersuchen, ist die Berechnung von
Zentralitätsmaßen nach Linton C. Freeman (1979, s. u. Textbox) die geläuigste Herangehensweise der SNA.35 Die drei gängigsten Zentralitätsmaße sind die
Degree-, die Closeness und die Betweeness-Centrality. Die Verfahren zu diesen
netzwerkanalytischen Konzepten werden im Folgenden vorgestellt.
„Akteure, die überwiegend Objekt positiver gerichteter Beziehungen sind,
haben ein hohes Prestige“ (Jansen 2006: 142).
„Zentralität und Prestige sind netzwerkanalytische Konzepte, die nach der
Wichtigkeit, öfentlichen Sichtbarkeit oder ‚Prominenz‘ von Akteuren in
Netzwerken fragen“ (Jansen 2006: 127).
„Ein Akteur in einem sozialen Netzwerk ist zentral, wenn er eine wichtige
Stellung in dem sozialen Netzwerk einnimmt. Diese Wichtigkeit kann in
der Menge seiner Beziehungen (degree centrality), in der Nähe zu anderen Akteuren (closeness centrality) oder in seiner strategisch günstigen
Lage zwischen anderen Akteuren (betweeness centrality) begründet sein“
(Trappmann et al. 2011: 266).
Hinweis: Zum Konzept der Zentralität in Netzwerken ausführlich in:
Freeman (1979: 215–239).
DEGREE-CENTRALITY
„Zwei Punkte heißen benachbart oder adjazent, wenn sie durch eine
direkte Linie verbunden sind. […] Die Zahl der Punkte in der Nachbarschaft des Punktes bestimmt seinen sogenannten Degree (degree of
connection: Grad der Verbundenheit). […] Der Degree ist gleichzeitig
schon ein einfaches Maß für die Zentralität eines Akteurs im Netzwerk“
(Jansen 2006: 94 f., ausführlich ebd.: 132 f.).
35 Aus der Berechnung der Zentralitäten lassen sich auch Aussagen über strukturelle Merkmale wie Positionsstrukturen
und Zentralisierung des Netzwerks trefen. Die Zentralisierung des Netzwerks gilt als Maß der Problemlösungskapazität
und basiert auf den Konzepten der Akteurszentralität nach Freeman. Dabei gibt die Zentralisierung das Verhältnis
zwischen dem zentralsten Akteur und allen anderen Akteuren an. Der Zentralisierungswert variiert zwischen „1“
(maximale Zentralisierung: entspricht einer Sternstruktur [sociometric star]) und „0“ (kein Unterschied in der Zentralität
der Akteure: entspricht z. B. einer Kreisstruktur oder einem maximal verbundenen Graphen) (vgl. Jansen 2006: 138 f.).
Schritt 4 – Zentralitätsmaße
45
„Indegrees und Outdegrees sind bereits einfache Maßzahlen für Prestige,
Popularität oder Reputation sowie von sozialer Unterstützung von Akteuren in Netzwerken. Indegrees messen, wie häuig ein Akteur von anderen
‚gewählt‘ wird, Outdegrees messen, wie häuig ein Akteur ‚Wahlen‘ vergibt“
(Jansen 2006: 96).
Hinweis: Vgl. hierzu grundlegend Freeman (1979: 219 f.).
Die Degree-Centrality (Gradzentralität) ist eine Maßzahl, welche die Aktivität
eines Knoten im Netzwerk beschreibt.
Abb. 31: Programmpfad zur Degree-Berechnung
Die Gradzentralität gibt die Summe der Relationen an, die ein Akteur zu anderen
Akteuren im Netz hat. Für die Berechnung des Degrees wird das zu untersuchende
Netzwerk unter Network > Centrality and Power > Degree… über den Browser
ausgewählt (Abb. 31). Es besteht die Möglichkeit, Netzwerke für die Untersuchung
als symmetrisch zu betrachten. Die Methode, nach der symmetrisiert werden
soll (Average, Minimum, Maximum), lässt sich jedoch nicht einstellen (Abb. 32).
Abb. 32: Degree-Berechnung
Grundsätzlich ist zu beachten, ob es sich um ein gewichtetes Netzwerk handelt
oder nicht. Wenn der Zentralitätswert die Anzahl der Netzwerkpartner darstellen
soll, ist es notwendig, das Netz zunächst zu dichotomisieren. Die Degree-Werte
werden als Tabelle unter FreemanDegree gespeichert.36
36 Vorsicht: Es ist zu beachten, dass durch jede neue Berechnung bereits vorhandene Dateien mit dieser Bezeichnung
ohne Warnung überschrieben werden. Daher ist es ggf. angeraten, die Dateibezeichnung anzupassen.
46
Einführung in UCINET und NetDraw in fünf Schritten
Das erste Beispiel zeigt zunächst das Ergebnis der Degree-Zentralitätsberechnung
eines symmetrisierten, binären (dichotomen) Netzwerks (Abb. 33): In der Spalte 1
Degree wird die Aktivität der Knoten angezeigt, d. h. die Anzahl der Kontakte
(Netzwerkpartner).37
Die Spalte 2 NrmDegree der Ergebnisdarstellung zeigt den normalisierten
Degree. Dieser gibt das Verhältnis zwischen dem Degree des Knotens und der
Anzahl der maximal möglichen Verbindungen als Prozentwert an.38
Abb. 33: Output-Log Degree nach Freeman
Die untere Tabelle zeigt zusätzliche deskriptive Statistiken. Außerdem wird die
Network Centralisation (der Zentralisierungsgrad des Netzwerks) angegeben.
Dieser Wert zeigt an, wie das Netzwerk im Hinblick auf das gewählte Zentralitätsmaß strukturiert ist. Ein Zentralisierungsgrad von 100 % würde bedeuten, dass
alle Verbindungen im Netz von einem Knoten ausgehen (dem sog. soziometrischen
Star) und die übrigen Knoten untereinander keine Verbindungen hätten. Ein Wert
von 0 % würde stattdessen bedeuten, dass alle Knoten den gleichen Degree haben
und so keinerlei Hierarchie im Netz erkennbar wäre. Das Beispielnetzwerk hat
einen Zentralisierungsgrad von 66,7 % (Abb. 33). In der Tabelle ist zu erkennen,
dass Scott Pi als prominentester Knoten mehr als doppelt so viele Verbindungen
hat wie der Durchschnitt im Netz, wohingegen die anderen Akteure größtenteils weniger als die durchschnittliche Anzahl (und weniger als die Hälfte der
37 Bei gewichteten (nicht dichotomisierten) Netzwerken wird die Stärke der Beziehung in die Berechnung einbezogen
(summiert). Deshalb ist dem Degree-Wert nicht zu entnehmen, ob es sich um viele Verbindungen mit unterschiedlichen
Knoten oder um eine geringere Anzahl von Verbindungen mit hoher Intensität handelt.
38 Für gewichtete Relationen sind die Werte NrmDegree und Network Centralisation zu vernachlässigen, da die
Intensität der einzelnen Verbindungen die Mittelwertbildung verfälscht.
Schritt 4 – Zentralitätsmaße
47
möglichen) Verbindungen aufweisen. Die Netzwerkstruktur ist daher eher als
zentralisiert anzusehen.
Das zweite Beispiel (Abb. 34) bezieht sich auf ein Netzwerk mit asymmetrischen
Verbindungen. Bei gerichteten Netzen wird bei der Berechnung der Gradzentralität zwischen eingehenden und ausgehenden Beziehungen unterschieden: Der
Outdegree gibt die Summe der ausgehenden Relationen eines Knotens an; der
Indegree die Summe der eingehenden, d. h. er gibt an, wie oft der Knoten von
allen anderen genannt wird.
NrmOutDeg und NrmInDeg (Spalte 3 und 4 in Abb. 34) geben den prozentualen
Anteil der realisierten Verbindungen an der maximal möglichen Anzahl an. So
erhält Scott Pi zwei Verbindungen, welche er nicht erwidert, hat also einen höheren
Indegree als Outdegree. Außerdem wird hier der Wert der Network-Centralisation
(s. o.) angegeben. Im Vergleich zum symmetrischen Netzwerk (Abb. 33) verringert
sich der Zentralisierungsgrad gemessen am Outdegree, der Zentralisierungsgrad
nach Indegree ist jedoch noch einmal gestiegen, da Scott Pi im Verhältnis zu den
anderen Akteuren noch mehr eingehende Verbindungen aufweist.
Abb. 34: Output-Log In- & Outdegree
48
Einführung in UCINET und NetDraw in fünf Schritten
CLOSENESS-CENTRALITY
„Dem Konzept der closeness centrality liegt die Idee zugrunde, dass eine
Person dann zentral ist, wenn sie bezüglich der Netzwerkrelation sehr nah
bei allen anderen liegt. Eine solche zentrale Lage steigert die Eizienz,
mit der ein Akteur im Netzwerk agieren kann. Ein Akteur, der nah bei
allen anderen liegt, kann zum Beispiel schnell Informationen verbreiten
und empfangen. Für Freundschaftsnetzwerke steckt auch die Idee dahinter, dass, wer sehr zentral in diesem Sinne ist, mit der Unterstützung
vieler Netzwerkmitglieder rechnen kann“ (Trappmann et al. 2011: 48).
Hinweis: Vgl. auch Freeman (1979: 224 f.).
Die Closeness-Centrality der Akteure in einem Netzwerk errechnet man, indem man
unter Network > Centrality > Closeness die Datei und das Verfahren (Type),
nach dem die Closeness errechnet werden soll, auswählt (Abb. 35).
Das Vorgehen ist das gleiche wie bei den übrigen Zentralitäten-Berechnungen.
Bei der Closeness-Berechnung können jedoch unterschiedliche Verfahren der
Errechnung verwendet werde. Die Standardvariante ist Freemans Sum of geodesic
distances (Pfaddistanz).
Abb. 35: Closeness-Berechung
Die geodätische Distanz (Pfaddistanz) ist die Länge des kürzesten Pfades
zwischen zwei Knoten (vgl. Jansen 2006: 97; Trappmann et al. 2011: 48 f.).
Die Pfaddistanzen der einzelnen Akteure zu allen anderen Akteuren werden summiert und ergeben die Farness-Werte. Das Gegenstück zu Farness ist die Closeness.
Je geringer die Farness eines Akteurs, desto näher ist dieser an den Mitgliedern
im Netzwerk und daher umso zentraler. Die nCloseness gibt den prozentualen
Zentralitätswert an. Für gerichtete Netzwerke werden In- und Out-Closeness
errechnet. Will man das nicht, muss das Netzwerk zunächst symmetrisiert werden.
Siehe oben. Es gilt zu beachten, dass die Closeness für Netze, die aus unverbunden
Komponenten bestehen, nicht sinnvoll berechnet werden können, da die Pfadlänge
bei Unverbundenheit theoretisch unendlich ist.39
39
Die Closeness wird dann i. d. R. nur für die Haupkomponente berechnet.
Schritt 4 – Zentralitätsmaße
49
Will man die durchschnittliche Distanz und damit den Netzwerkdurchmesser und
die allgemeine Erreichbarkeit im Netzwerk untersuchen, ist die Funktion Network
> Cohesion > Distance hilfreich. Diese Funktion errechnet unter anderem die
durchschnittliche Pfadlänge (unter verbundenen Paaren) (Average Distance)
und die Kompaktheit (Compactness) und „Breite“ (Breadth) des Netzwerks.
Außerdem werden die Häuigkeiten der Pfadlängen (Fequencies of Geodesic
Distances) für das Netzwerk sowie die Pfadlängen für alle Knotenpaare in einer
Matrix angegeben.
BETWEENESS-CENTRALITY
„Das Konzept der betweeness centrality ist dazu geeignet, solche zentralen Personen aufzuspüren, deren Zentralität weniger ofensichtlich ist
und die sich nicht unbedingt durch viele direkte Verbindungen auszeichnen. […] Personen, die zwei ansonsten unverbundene Teilpopulationen
verbinden, sind typischerweise Akteure mit hoher betweeness centrality“
(Trappmann et al. 2011: 54).
„Betweeness-Zentralität misst […], ob andere Akteure vom betrachteten
Akteur abhängig sind. Das Maß misst die Kontroll- und Proitmöglichkeiten, die dem Akteur aufgrund seiner strukturellen Position im Netzwerk
zufallen“ (Jansen 2006: 135).
Hinweis: Vgl. auch Freeman (1979: 221 f.); s. a. cutpoints.
Bei der Betweeness-Centrality gelten diejenigen Knoten als zentral, die besonders
häuig auf den kürzesten geodätischen Pfaden der Verbindungen aller Knoten zu
allen anderen Knoten liegen. Diese Positionen im Netzwerk lassen sich beispielsweise als Schnittstellen von Kommunikation begreifen; der Fluss von Informationen kann von hieraus kontrolliert und u. U. gelenkt werden. Aus dieser Analyse
lassen sich mitunter Macht- und Manipulationspositionen ableiten. Cutpoints
zwischen größeren Komponenten eines Netzwerks zeichnen sich beispielsweise
durch hohe Betweeness-Centrality aus, da sie ansonsten unverbundene Teile von
Netzwerken verbinden.
Mit Network > Centrality > FreemanBetweeness > Node Betweenes wird die
Analyseprozedur initiiert. Im Output Log (Abb. 36) zeigt der Betweeness-Wert
(Spalte 1) an, wie oft sich ein Akteur auf dem kürzesten Pfad zwischen zwei belie-
50
Einführung in UCINET und NetDraw in fünf Schritten
bigen anderen Akteuren im Netz beindet.40 Der Wert in Spalte 2 nBetweeness,
gibt das prozentuale Verhältnis zwischen der jeweils realisierten und der maximal
möglichen Betweeness an. Für das Beispiel bedeutet das, dass Knoten 1 der zentralste Akteur in diesem Netzwerk ist. Er beindet sich auf 16,7 % der kürzesten
Pfade. Für das Beispielnetzwerk bedeutet das, dass Scott Pi der zentralste Akteur
in diesem Netzwerk ist. Er beindet sich auf 73 % der kürzesten Pfade. Der Zentralisierungsgrad (67 %) deutet an, dass ein Großteil der Verbindungen über wenige
(zentrale) Knoten verläuft, welche als Schlüsseliguren betrachtet werden können.
Abb. 36: Output-Log Betweeness nach Freeman
EXKURS: BRÜCKEN UND STRUKTURELLE LÖCHER
„Eine Brücke ist eine Linie, deren Entfernung den gleichen Efekt [wie das
Entfernen eines cutpoints, d. Verf.] hat, aus einer Komponente mindestens
zwei zu machen“ (Jansen 2006: 98).
„Soziales Kapital erschließt sich vielmehr einem Akteur in einer Position, in
der er als Brücke mehrere Cluster engerer Beziehungen miteinander verbindet.
Damit überbrückt er ein strukturelles Loch. Solche Brücken über strukturelle
Löcher sind allerdings regelmäßig auch weak ties“ (Jansen 2006: 187).
40 Ist mehr als ein kürzester Weg zwischen zwei Knoten vorhanden, so wird der Betweenesswert auf die entsprechenden
Knoten, die auf den verschiedenen kürzesten Wegen liegen, proportional aufgeteilt.
Schritt 4 – Zentralitätsmaße
51
Hinweis:
Zum Konzept der „Strukturellen Löcher“ ausführlich in: Burt (1992).
Zum Konzept der „Weak Ties“ grundlegend in: Granovetter (1973: 1360–
1380, 1974).
ZENTRALITÄTEN IN NETDRAW
In NetDraw können die Zentralitäten von Knoten dargestellt werden (Knotengröße). Für das jeweils in NetDraw geladene Netzwerk werden unter Analysis >
Centrality measures die Zentralitätsmaße berechnet. Es ist darauf zu achten, ob
man die Zentralität diferenziert nach In- und Outdegree oder als ungerichtet
berechnen will (Einstellung unter Checkbox Direction). Die errechneten Zentralitätswerte werden vom Programm automatisch als Attribute gespeichert und
stehen dann für die attributsbezogenen Visualisierungen bereit. Unter Properties
> Nodes > Symbols > Size > Attribute based können Knoten entsprechend
der Zentralität größenmäßig hervorgehoben werden (Abb. 37).41
Abb. 37: Graph mit Hervorhebung der Zentralität
41 Zur graphischen Darstellung von Closeness ist es sinnvoll, die Werte in NetDraw umzukehren (Checkbox: attribute
values), weil die Werte sich ansonsten auf die Farness (also das Gegenteil von Closeness) der Knoten beziehen.
52
Einführung in UCINET und NetDraw in fünf Schritten
Schritt 5 – Attribute, Homophilie, QAP, CONCOR
und Blockmodelle
Für die Analyse und Interpretation eines Netzwerks bietet es sich an, die Attribute
(absolute Merkmale) der Akteure zu berücksichtigen. Attribute werden gemeinhin
bei der Erhebung der Netzwerke mit erfragt. Die Auswahl der zu erhebenden
Attribute ist immer abhängig von der Fragestellung. Häuig werden allgemeine
Angaben erhoben (Alter, Geschlecht, Beruf, Wohnort etc.). Die Akteure können
entsprechend der Merkmalsausprägungen gruppiert bzw. analysiert werden.
Im Folgenden sollen zunächst Verfahren vorgestellt werden, wie Netzwerke unter Berücksichtigung von Attributen analysiert werden können. Zudem werden
Konzepte vorgestellt, mit deren Hilfe das Rollengefüge und die Positionsstrukturen von Netzwerken untersucht werden.
EINLESEN VON ATTRIBUTSDATEN IN UCINET
Damit die Attributsdaten vom Programm bearbeitet werden können, müssen
diese zunächst in UCINET eingelesen werden. Für das Einlesen/-geben gibt es
verschiedene Wege: Entweder werden die Attributdaten direkt im UCINET-Spreadsheet eingegeben und gespeichert, oder sie werden per copy & paste aus einer
Excel-Datei in das UCINET Spreadsheet eingefügt (Abb. 38).42 Man beachte, dass
die Attributdaten für UCINET numerisch codiert sein müssen, da diese ansonsten
nicht vom Programm erkannt werden können. Die Daten werden anschließend
in dem Default-Ordner als UCINET-Datenset gespeichert.43
Abb. 38: Spreadsheet Attributstabelle
42 Vorsicht: Daten die in Excel per Formel generiert worden sind, können nicht gelesen werden und müssen vor dem
Import konvertiert werden. Es ist zwingend notwendig, dass die Attributsdatenmatrix genau dieselben Labelbezeichnungen
(inkl. Reihenfolge) beinhaltet wie die Netzwerkdatenmatrix, da die Matrizen sonst nicht kompatibel sind.
43 Es ist möglich, Attributsdaten und Berechnungen aus UCINET zu exportieren, z. B. in Excel unter Data > Export
> Excel.
Schritt 5 – Attribute, Homophilie, QAP, CONCOR und Blockmodelle
53
HOMOPHILIE
Von Homophilie spricht man, wenn sich die Ähnlichkeit von Akteuren in Bezug auf
bestimmte Merkmale (Attribute) auch in überzufälliger Weise in der Netzwerkstruktur widerspiegeln. Mit diesem Begrif wird die in sozialen Beziehungen z. T.
beobachtbare Tendenz beschrieben, dass Akteure, die ein bestimmtes Attribut
gemeinsam aufweisen, stärker untereinander vernetzt sind, als mit den übrigen
Akteuren im Netzwerk („Gleich und Gleich gesellt sich gern!“). Z. B. wäre in
einem Ratgebernetzwerk denkbar, dass Ratschläge eher zwischen Akteuren des
gleichen biologischen Geschlechts gegeben werden. Würde sich diese Hypothese
bestätigen, würde man das Netzwerk bezüglich des Merkmals „Geschlecht“ als
homophil bezeichnen.44
Die Homophilie-Analyse wird unter Network > Cohesion > Homophily durchgeführt. Das zu untersuchende Netzwerk wird unter Network Dataset geladen. Im
zweiten Feld wird die Programmdatei, welche die Attribute beinhaltet, geöfnet
und im Dialogfeld die Spalte ausgewählt, in der sich das Attribut beindet und
anhand dessen das Netzwerk partitioniert – d. h. gruppiert – werden soll (Abb. 39).
Abb. 39: Homophilie-Berechnung
Im Output Log wird eine Kreuztabelle aufgeführt, in der die Knoten mit derselben Attributsausprägung zusammengefasst sind (Abb. 40). Der E-I-Index gibt die
Homophilie für das gesamte Netzwerk an. Der Index gibt an, wie das Verhältnis
der Verbindungen zwischen und innerhalb der nach diesem Attribut gruppierten
Knoten beschafen ist. Grob gesprochen können Netzwerke mit Werten zwischen
-0.5 und -1 als homophil und solche mit Werten zwischen 0.5 und 1 als heterophil
gedeutet werden. Das Beispiel zeigt eine Unterteilung in zwei gleichgroße Grup44
54
Das ebenfalls vorstellbare Gegenteil von Homophilie nennt sich Heterophilie.
Einführung in UCINET und NetDraw in fünf Schritten
pen. Die Gruppe der Musiker ist stark verbunden. Das Netzwerk ist neutral (siehe
E-I-Index = -0,04). Die Restgruppe ist untereinander weniger verbunden als mit
den Mitgliedern der anderen Gruppe, wodurch ihre Homophilie aufgehoben wird.
Abb. 40: Output-Log Homophilie-Berechnung
QUADRATIC ASSIGNMENT PROCEDURE (QAP)
Die Quadratic Assignment Procedure (QAP) ist eine Methode zum Testen von
Hypothesen. Dafür wird eine Korrelation (Pearson r-Koeizient) zwischen einer
Netzwerkrelation und einem Attribut berechnet (z. B. ließe sich für ein KonferenzteilnehmerInnen-Netzwerk untersuchen, ob ein statistischer Zusammenhang
zwischen dem Attribut „Raucher/Nichtraucher“ und der Relation „Small-talk“
vorliegt). Für diese Analyse ist es zunächst notwendig, die zu analysierende Attributsvariable in eine Ähnlichkeitsmatrix zu konvertieren. D. h., dass – ähnlich wie
bei Two-mode-Matrizen (s. o.) – diejenigen Akteure eine „Verbindung bekommen“,
welche die Merkmalsausprägung bei einem bestimmten Attribut teilen. Dafür wird
unter Data > Attribute to Matrix im Dialogfenster der Attributsdatensatz geöfnet
(Abb. 41). Danach werden das Attribut und die Bedingung (z. B. Exact Matches),
nach der die Verbindung zustande kommen soll, ausgewählt.
Das Ergebnis ist eine Matrix, in der eine Übereinstimmung mit 1 codiert und
als Datei mit dem Attributscodes als Zusatz gespeichert wird (in älteren Versionen
mit dem Suix -mat).
Schritt 5 – Attribute, Homophilie, QAP, CONCOR und Blockmodelle
55
Abb. 41: Erstellung „Attributsnetzwerk“
Im nächsten Schritt wird die QAP-Funktion unter Tools > Testing Hypotheses
> Dyadic (QAP) > QAP Correlation geöfnet. Hier werden das zu untersuchende
Netzwerk und die aus dem Attribut erzeugte Matrix (*-mat) geladen (Abb. 42).
Das Ergebnis liefert eine Korrelation nach Pearson: die Werte können zwischen
1 (positive Korrelation) und -1 (negative Korrelation) liegen.
Abb. 42: QAP-Berechnung
In der Beispielberechnung (Abb. 43) liegt zwischen den Netzwerkrelationen und
dem Attribut „Musiker“ keine Korrelation vor (vergleiche Homophilie). Der Signiikanzwert liegt jedoch über 0,05 % Fehlerwahrscheinlichkeit (95 %-Niveau),
sodass die Analyse hier ohnehin nicht aussagekräftig ist.
56
Einführung in UCINET und NetDraw in fünf Schritten
Abb. 43: Output-Log QAP-Analyse
ROLLEN UND POSITIONEN – CONCOR
„[Bei] der Analyse von Positionen [werden] solche Akteure gesucht, die ein
ähnliches Muster von Beziehungen aufweisen und somit in ähnlicher Weise
in das Netzwerk eingebunden sind. Rollen schließlich beziehen sich auf das
Muster der Beziehungen zwischen Angehörigen gleicher oder verschiedener
Positionen“ (Trappmann et al. 2011: 101).
„Das Konzept der Äquivalenz stellt zwar theoretisch eine Formalisierung
des Konzeptes der Position dar, ist jedoch häuig nicht praktikabel […].
Daher ist es zweckmäßig, Formalisierungen des Positionenkonzeptes zu
verwenden, die weniger restriktiv sind als das Konzept der Äquivalenz“
(Trappmann et al. 2011: 114).
„CONCOR bedeutet ‚Convergence of iterated correlations‘. […] Die Ähnlichkeit
von zwei Akteuren als Indikator für eine mögliche strukturelle Äquivalenz
wird über die Korrelation zwischen den beiden Datenvektoren dieser Akteure
erschlossen“ (Jansen 2006: 226).
Hinweis:
Zu CONCOR vgl. ausführlich: Breiger; Boormann; Arabie (1975).
Zu Blockmodellen und struktureller Äquivalenz vgl. Jansen (2006: 212 f.).
Schritt 5 – Attribute, Homophilie, QAP, CONCOR und Blockmodelle
57
Der CONCOR-Algorithmus ist ein Verfahren, um strukturell äquivalente Positionen
in einem Netzwerk zu ermitteln. Unter Network > Roles & Positions > Structural
> CONCOR wird zunächst wieder das zu analysierende Netzwerk ausgewählt.
Bei den Voreinstellungen kann angegeben werden, ob sowohl eingehende als auch
ausgehende „Wahlen“ Berücksichtigung inden sollen (Abb. 44). Wird die Option
Include transpose bejaht, werden auch die eingehenden Wahlen mitgezählt.
Abb. 44: CONCOR-Verfahren Voreinstellungen
Grundsätzlich ist das Verfahren mehrstuig, d. h., dass die im Folgenden beschrieben
Sortierung beliebig oft durchgeführt werden kann (Einstellung unter Max depth
of splits (not blocks); standardmäßig sind drei Partitionsebenen vorgesehen)
(Abb. 45).45 Dabei werden Akteure mit gleichem bzw. ähnlichem Beziehungsmuster
Abb. 45: Output-Log CONCOR 1 – erste Korrelationsmatrix und Partition
45 Method of handling self ties bestimmt den Umgang mit den Werten der Diagonale; Convergence criteria gibt die
Toleranz für die Gruppierung an; Maximum iterations bestimmt wie oft der Algorithmus über die Korrelationsmatrix
laufen soll.
58
Einführung in UCINET und NetDraw in fünf Schritten
im Netzwerk auf Basis eines Korrelationsverfahrens identiiziert und entsprechend
gruppiert. Die Beziehungsmuster der Akteure werden hierbei in Bezug auf ihr
„Wahl“-Verhalten verglichen, d. h. es wird immer für zwei Akteure ermittelt, ob
sich deren Beziehungen zu den übrigen Akteuren in Form und Anzahl ähneln.46
Für jedes Knotenpaar wird angegeben, wie ähnlich sich die Akteure in Bezug auf
ihre Beziehungsmuster sind. Die Ähnlichkeit wird anhand eines Werts zwischen
+1 und -1 indiziert. Die errechneten Werte werden in der Initial Correlation
Matrix aufgeführt und in der Datei Concor1stCorr gespeichert. Ein Wert von
+1 bedeutet, dass zwei Akteure die gleiche Anzahl von Relationen zu denselben
anderen Akteuren haben. Sie wären dann strukturell äquivalent (Abb. 38). Auf Basis
dieses Wertes werden die Akteure im ersten Schritt in zwei Blöcke sich ähnelnder
Akteure gruppiert. Diese Prozedur wird automatisch wiederholt (entsprechend
der angegebenen Max depth of splits [s. o.]), so dass mit jedem Mal die „Verästelung“ (Abb. 47) fortschreitet und zunehmend „ähnlichere“ Akteure gruppiert
werden. Im hier aufgeführten Beispiel – einem zufällig erstellten Netzwerk – ist
das Netzwerk schließlich in drei Partitionsrunden in fünf Akteurspaare und zwei
Einzelakteure gruppiert (Abb. 45). Im Partition Diagramm (Abb. 46) und im
Dendogramm (Abb. 47) sind diese Partitionierungen abgebildet.
Abb. 46: Output-Log CONCOR 2
Die letzte Partitionierung wird zusätzlich in Form einer Kreuztabelle aufgeführt,
welche die Anzahl der Verbindungen zwischen den Gruppen (Blocked Matrix) und
46
Eine direkte Nachbarschaft der Akteure ist dabei nicht zwingend erforderlich.
Schritt 5 – Attribute, Homophilie, QAP, CONCOR und Blockmodelle
59
die jeweilige Dichte für die Blöcke (Density Matrix) anzeigt. Der Korrelationswert
R-squared gibt schließlich an, wie genau die vorgenommene Clusterbildung die
tatsächliche Struktur des Netzwerks abbildet. Werte ab 0,7 gelten gemeinhin als
statistisch aussagekräftig. Ramona, Wallace und Stacey sind durch ihr Verhältnis
zu Scott ähnlich in ihren Netzwerkrollen. Kim, Stephen und Neil sind zwar auch
mit Scott verbunden, durch ihre Verbindungen untereinander unterscheiden sie
sich jedoch vom erstgenannten Block. Der Korrelationswert im Beispiel beträgt
0,7. Es ist daher anzunehmen, dass die Cluster eine gute Repräsentation der tatsächlichen Struktur des Netzwerkes darstellen (Abb. 43).
Abb. 47: Diagramm zu Ähnlichkeiten der Positionen im Netzwerk
BLOCKMODELLE
Netzwerke lassen sich mit Hilfe von Blockmodellen mitunter anschaulich visualisieren. Bei Blockmodellen können Akteure entweder aufgrund ähnlicher Positionen im Netzwerk gruppiert werden (a posteriori block models) oder die Akteure
werden bereits im Vorfeld anhand bestimmter Attribute zusammengefasst (a prori
block models). Die Verbindungen in den Blockmodellen stellen die gebündelten
Beziehungen zwischen diesen Akteursgruppen dar.47
Mit der Blockbildungsfunktion in UCINET (Transform > Aggregate > Block …)
werden die Akteure des Netzwerks anhand selbstgewählter Parameter in Gruppen
(Blöcke) unterteilt.
Daraufhin wird die Vernetzung innerhalb und zwischen diesen Gruppen, ähnlich
wie bei der Untersuchung nach Homophilie, angezeigt. Diese „Block“-Funktion
berechnet außerdem automatisch die Dichte der gebildeten Gruppen (dieses Verfahren ist identisch mit der Funktion Network > Cohesion > Density > Density
47 Instruktiv zu Blockmodellen: HEIDLER, R. (2006): Die Blockmodellanalyse – Theorie und Anwendung einer
netzwerkanalytischen Methode. Wiesbaden: Deutscher Universitätsverlag.
60
Einführung in UCINET und NetDraw in fünf Schritten
by Groups). Für dieses Verfahren können, wie oben beschrieben, Parameter selbst
gewählt werden (z. B. aus erhobenen oder aus errechneten Attributen).
Abb. 48: Block-Bildung
Es wird aus der Attributstabelle ausgewählt, nach welchem Parameter UCINET
die Klassiikation vornehmen soll. Unter Input data wird zunächst der Datensatz
des zu untersuchenden Netzwerks geladen. Unter Row- bzw. Block partition
werden die Attributstabelle und die Spalte (Col #), nach der die Klassiikation
erstellt werden soll, ausgewählt (Abb. 48).48
Abb. 49: Output-Log Blockmodel
48 Alternativ ist es möglich, die Akteure manuell zu partitionieren, indem man die Knoten der Reihe nach einer
Gruppe zuweist („11212“ würde entsprechend bedeuten, dass die Knoten 1, 2, 4 Gruppe 1 und die Knoten 3, 5 der
Gruppe 2 zugeordnet werden).
Schritt 5 – Attribute, Homophilie, QAP, CONCOR und Blockmodelle
61
In der Datei Blocked.* bzw. im Output-Log wird die Blockmatrix dargestellt. Hier
sind die gruppierten Akteure und ihre Verbindungen untereinander bzw. mit den
Mitgliedern der anderen Gruppen aufgeführt (Abb. 49). Zudem werden in einer
weiteren Kreuztabelle zum einen die Dichtewerte für die einzelnen Blöcke und
zum anderen für die Blöcke übergreifenden Verbindungen angegeben (Reduced
Blockmatrix).
62
Einführung in UCINET und NetDraw in fünf Schritten
3 WEITERFÜHRENDE LITERATUR –
ZWEI ÜBERBLICKE
EINFÜHRUNGSLITERATUR ZUR SOZIALEN NETZWERKANALYSE
Es gibt mittlerweile ein recht breites Spektrum an Einführungsliteratur zur SNA.
Keines der bisher vorliegenden Werke kann jedoch als allumfassend angesehen
werden. Als Orientierungshilfe möchten wir deshalb zum Abschluss unseres Handbuchs einen Überblick über das derzeitige Angebot an Lehr- und Einführungsbüchern geben. Es soll darum gehen, einen schnellen Einblick in die inhaltliche
Ausrichtung der jeweiligen Bücher zu geben, damit der/die LeserIn entscheiden
kann, welche der vorgestellten Publikationen den eigenen Bedürfnissen am besten entsprechen.
Wir orientieren uns dabei an dem gelungenen Beitrag von Mergel und Hennig
(2010), der eine umfangreiche, tabellarische Darstellung der Einführungs-, Lehrund Arbeitsbüchern, die bis 2006 auf dem Markt waren, bietet.49 Da seitdem
zahlreiche neue interessante Titel erschienen sind, ist es bereits jetzt lohnenswert,
das Literaturreview zu aktualisieren. Sowohl die Methodik der Systematisierung
als auch die von Mergel und Hennig gewählten Vergleichskategorien behalten
wir weitgehend bei (ausführlich zur Systematisierung und den Klassiikationskriterien: Mergel, Hennig 2010: 931 f.). Zusätzlich zu den vierzehn bei Mergel und
Hennig untersuchten Titeln haben wir elf Neuerscheinungen in das Review aufgenommen und entlang derselben Kategorien erschlossen. Bei Neuaulagen von
bereits im ersten Review aufgeführten Büchern haben wir die Inhaltsverzeichnisse
hinsichtlich thematischer Neuerungen durchsucht und ggf. Ergänzungen bei den
Kategorisierungen vorgenommen. Insgesamt lossen die folgenden 25 Titel in
unsere Untersuchung ein:
49 MERGEL, I.; HENNIG, M. (2010): Lehrbücher der Netzwerkforschung. In: Stegbauer, C.; Häußling, R. (Hg.): Handbuch
Netzwerkforschung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 931–939. Bei diesem Beitrag handelt es sich
um eine Aktualisierung und Zusammenfassung des 2006 für die Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG) verfassten
Titels: Marktanalyse zu Netzwerkanalyse-Büchern. (abrufbar unter URL: http://www.hks.harvard.edu/netgov/iles/
png_workingpaper_series/PNG07-001b_WorkingPaper_MergelHennig_GE.pdf, Stand 22.10.2012).
Einführungsliteratur zur Sozialen Netzwerkanalyse
65
LEHRBÜCHER DER NETZWERKFORSCHUNG
BRANDES, U.; ERLEBACH, T. (2005) (Hg.): Network analysis: methodological
foundations. Berlin: Springer.
CARRINGTON, P.; SCOTT, J.; WASSERMAN, S. (2009) (Hg.): Models and
methods in social network analysis. Nachdruck. Cambridge: Cambridge
University Press.
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JANSEN, D. (2006): Einführung in die Netzwerkanalyse: Grundlagen, Methoden, Forschungsbeispiele. 3. überarb. Aulage. Wiesbaden: VS Verlag für
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66
Weiterführende Literatur – Zwei Überblicke
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Lehrbücher der Netzwerkforschung
67
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(emprisch-) quantav
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Weiterführende Literatur – Zwei Überblicke
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Abb. 50: Übersicht über Einführungs- und Lehrbücher zur SNA
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Methodik
Stasche Netzwerke
Didakscher Au au
Weiterführende Litaratur
Brandes, Erlenbach
2005
Carrington et al.
2009
De Nooy et al.
2011
Degenne, Forsé
2006
Freeman (Vol. 1-4)
2008
Freeman
1989
Gamper et al.
2012
Gamper et al.
2010
Galaskiewicz,
Wassermann 1994
Hennig
2012
Hollstein, Straus
2006
Holzer
2010
Jansen
2006
Kadushin
2012
Knoke, Yang
2010
Newman
2012
Pappi
1987
Prell
2012
Schweizer
1996
Sco
2011a
Sco
2011b
Stegbauer, Häußling
2011
Trappmann et. al
2011
Wassermann, Faust
2009
Weyen
2011
Sammelband
Einführungstext
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Ethnologie
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Sozialpsychologie
Diffusion
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Soziologie/Politologie
Graph/Visualisierung
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Simulaonen
Clustering/Blockmodell
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Ranking/Brokerage
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Rollen/Posionen
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Beziehungen
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Raonal Choice
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Sozialkapital/-struktur
Dyaden/Triaden/Gruppen
Fächer
Netzwerkmaße
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Inhaltlicher Auau (Themen)
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andere
UCINet
Soware
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Brandes, Erlenbach
2005
Carrington et al.
2009
De Nooy et al.
2011
Degenne, Forsé
2006
Freeman (Vol. 1-4)
2008
Freeman
1989
Gamper et al.
2012
Gamper et al.
2010
Galaskiewicz,
Wassermann 1994
Hennig
2012
Hollstein, Straus
2006
Holzer
2010
Jansen
2006
Kadushin
2012
Knoke, Yang
2010
Newman
2012
Pappi
1987
Prell
2012
Schweizer
1996
Sco
2011a
Sco
2011b
Stegbauer, Häußling
2011
Trappmann et. al
2011
Wassermann, Faust
2009
Weyen
2011
Lehrbücher der Netzwerkforschung
69
NETZWERKANALYTISCHE STUDIEN IN DER
DEUTSCHEN HUMANGEOGRAPHIE
Obwohl der Begrif des Netzwerkes spätestens seit der Phase der quantitativ
ausgerichteten raumanalytischen Geographie des sog. spatial approach
(„Raumwissenschaftlicher Ansatz“) ab den späten 1960er Jahren
einen wichtigen Bestandteil verschiedener geographischer Modell- und
Theorieentwicklungen bildet, blieb der Methodensatz der formalen
SNA innerhalb der Geographie erstaunlicherweise lange Zeit ungenutzt.
Erst in den letzten Jahren entstehen vermehrt empirische Arbeiten,
die sich auf das Forschungsprogramm der quantitativen SNA stützen.
Die Gesamtheit der in der deutschsprachigen Geographie vorliegenden
netzwerkanalytischen Beiträge ist aber immer noch relativ übersichtlich.
In diesem abschließenden Teil des kleinen Handbuchs soll deshalb der Versuch
unternommen werden, eine Zusammenschau netzwerkanalytischer Beiträge (und
ihrer Autoren) in der deutschsprachigen Geographie zu wagen.50 Die Liste soll
nicht primär im Sinne eines State of the Art gelesen werden, vielmehr sollen die
aufgeführten Studien erstens als Anwendungsbeispiele methodisch inspirieren,
und zweitens will die Liste die bisherige thematische Bandbreite andeuten.51 So
wird gleichzeitig ersichtlich, in welchen humangeographischen Forschungsbereichen die SNA bisher keine oder kaum Anwendung in der deutschsprachigen
Geographie indet und wo es u. U. Nachholbedarf gäbe.
50 Die Beschränkung auf die deutschsprachige Geographie dient lediglich der Übersichtlichkeit. In den
Literaturverzeichnissen der angeführten Beiträge inden sich zahlreiche Referenzen auf netzwerkanalytische Arbeiten
internationaler Geographen, die z. T. als Vorreiter des Methodenimports in die Humangeographie gelten können.
51 Wir erheben mit der Aulistung keineswegs den Anspruch, die publizierte Literatur vollständig abzubilden. Wir
danken an dieser Stelle Tom Brökel (Universität Hannover), Pascal Goeke (Universität Zürich), Stefan Hennemann,
Ingo Liefner (Universität Gießen), Ivo Mossig (Universität Bremen), Johannes Glückler (Universität Heidelberg) und
Peter Weichhart (Universität Wien) für ihre wertvollen Tipps und Literaturhinweise. Die ergänzend aufgeführten
Titel sind das Resultat von Recherchen in sozialwissenschaftlichen und geographischen Fachdatenbanken. Sollten
Leser dieser Zusammenstellung ihre Publikationen unberücksichtigt inden, so bitten wir dies mit einem Verweis
auf die ausgewählten Datenbanken und verwendeten Suchschlüssel zu entschuldigen. Über weitere (Literatur-)
Hinweise würden sich die Autoren dieses Handbuchs sehr freuen.
Netzwerkanalytische Studien in der deutschen Humangeographie
71
NETZWERKANALYTISCHE STUDIEN IN DER
DEUTSCHEN HUMANGEOGRAPHIE
BRANDT, A. (2009): Metropolitan Regions in the Knowledge Economy: Network
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BRÖKEL, T.; BOSCHMA, R. (2011): The Cognitive and Geographical Composition of Ego-Networks of Firms – and how they impact on their Innovation
Performance. Papers in Evolutionary Economic Geography =1118. (abrufbar
unter URL: http://econ.geo.uu.nl/peeg/peeg1118.pdf, Stand 22.10.2012).
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Weiterführende Literatur – Zwei Überblicke
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43, S. 810–829.
STEINBRINK, M.; ZIGMANN, F.; EHEBRECHT, D.; SCHEHKA, P.; SCHMIDT,
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deutschen Humangeographie. In: Berichte zur deutschen Landeskunde. 4,
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Ein Blick auf die in dieser Liste aufgeführten Studien verrät, dass sich die Anwendungen der SNA in der deutschsprachigen Geographie bisher vornehmlich auf
wirtschaftsgeographische Fragestellungen konzentrieren. Bis auf fünf Titel, die
sich der (geographischen) Wissenschaftsbeobachtung zurechnen lassen (Glückler,
Goeke 2009; Grabher 2006; Hennemann et al. 2012; Hennemann et al. 2011; Steinbrink et al. 2012), sind alle Beispieltexte wirtschaftsgeographischer Provenienz.
Insbesondere in den Themenfeldern Standortforschung und Innovationsforschung
sowie bei der Erforschung von Produktionsnetzwerken, Wertschöpfungsketten
oder Wissensclustern konnten die Methoden der formalen Netzwerkanalyse bereits
sehr erfolgreich angewendet werden.
Die Zusammenschau deutet stark darauf hin, dass die deutschsprachige Sozialund Kulturgeographie die SNA noch kaum für sich entdeckt hat. Das erstaunt
durchaus, denn erstens steht die SNA doch eher in der sozialwissenschaftlichen als
in der wirtschaftswissenschaftlichen Forschungstradition und zweitens mangelt es
jenseits der Geographie keineswegs an sozialwissenschaftlichen (auch raumbezogenen) Anwendungen der SNA.52 Da es an potentiellen Anwendungsfeldern nicht
fehlt, scheint die Sozial- und die Kulturgeographie deutlichen Nachholbedarf in
Sachen SNA zu haben. Das Potential der SNA ist bei weitem nicht ausgeschöpft.
Es tun sich somit sehr schöne Forschungsperspektiven auf …
Wenn es gelungen sein sollte, den methodischen Einstieg in die SNA zu erleichtern,
hat das Buch seine Funktion erfüllt; wenn daraus sogar Forschung erwachsen
sollte, wären wir froh!
52 Für die Sozialgeographie inspirierend mag die von Markus Gamper und Linda Reschke herausgegebene Reihe
Knoten und Kanten sein, die inhaltlich ein breites Anwendungsspektrum abdeckt und bisher zwei Bände umfasst
(2010; 2012): Gamper, M.; Reschke, L. (Hg.): Knoten und Kanten – Soziale Netzwerkanalyse in Wirtschafts- und
Migrationsforschung. Bielefeld: transcript; Dies. (2012): Knoten und Kanten 2.0 – Soziale Netzwerkanalyse in
Medienforschung und Kulturanthropologie. Bielefeld: transcript.
Netzwerkanalytische Studien in der deutschen Humangeographie
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ANNEX
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Analysis as a Strategic Information Tool. In: Tijdschrift Voor Economische En
Sociale Geograie. 100, S. 236–249.
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Networks using Exponential Random Graph Models: does Proximity Matter?
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In den Sozialwissenschaften profiliert sich derzeit eine disziplinübergreifende Netzwerkforschung, die sich durch eine relationale Theorieperspektive auszeichnet. Die empirische Forschung greift dabei vermehrt auf
das Methodenrepertoire der Social Network Analysis (SNA) zurück.
Für die Humangeographie kann der soziologische Blick der Netzwerkforschung auf unterschiedliche Weise um „Raumbezüge“ ergänzt und
in verschiedenen Forschungsfeldern zur Anwendung gebracht werden.
Trotz ihres vielfältigen Potenzials nimmt die SNA in der geographischen
Methodenausbildung in Deutschland bisher einen eher untergeordneten
Stellenwert ein.
Dieses Buch richtet sich an Studentinnen und Studenten, die sich für
(humangeographische) empirische Netzwerkforschung interessieren
und einen einfachen Einstieg suchen. Es führt verständlich in zentrale
Fachbegriffe der SNA und die grundlegenden Funktionen der AnalyseSoftware UCINET ein. Von der Dateneingabe und -aufbereitung, über die
Visualisierung bis hin zu netzwerkanalytischen Berechnungen werden
die ersten Schritte vorgestellt und nachvollziehbar erläutert.
ISSN 2194-1599
ISBN 978-3-86956-244-5
9 783869 562445
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