Daniel Ehebrecht

Häußermann und Siebel konzeptionalisierten 1993 mit der Festivalisierungsthese die stadtpolitische Instrumentalisierung von Großereignissen. Seither haben sich die Events und die theoretische Auseinandersetzung verändert. Hinsichtlich der Megaevents lassen sich derzeit zwei Trends beobachten: 1. der enorme ökonomische wie politische Bedeutungsgewinn der Events und 2. die Events finden immer häufiger im ‚Globalen Süden‘ statt. Dieser Beitrag untersucht die urbanen Bedingungen und Effekte von Megaevents am Beispiel Rio de Janeiros. Der Fokus liegt auf den in zumeist informell organisierten Wohngebieten einkommensschwacher Gruppen, auf den favelas, die sich als besonders sensibles Wirkungsfeld der Festivalisierung erweisen. Im Zuge der Auseinandersetzung mit den urbanen Effekten entwickeln wir eine analytische Perspektive, die sich auf andere Gastgeberstädte im Globalen Süden übertragen lässt. Thematisiert werden exkludierende Strategien und marktimperiale Effekte der Eventvorbereitung. Im Fazit werden diese als anti-social legacy zusammengefasst.

Rio steht exemplarisch für den aktuellen Trend, dass Megaevents immer häufiger in Ländern des Globalen Südens veranstaltet werden, vor allem in sog. emerging nations, deren Volkswirtschaften seit einigen Jahren enorme ökonomische Wachstumsraten verzeichnen, aber gleichzeitig von gravierenden inneren sozialen Disparitäten geprägt sind (Haferburg und Steinbrink 2010). An die Ausrichtung dieser globalen Medienspektakel knüpfen die Ausrichterstädte die Hoffnung, sich im weltweiten Standortwettbewerb der Metropolen als World Class City zu positionieren (Steinbrink et al. 2011). Die stadtplanerischen Eventvorbereitungen in Ländern des Südens erfolgen im Spannungsfeld zwischen globalen Imagezielsetzungen auf der einen und den lokalen Bedürfnissen der mehrheitlich ökonomisch schwachen Bevölkerung auf der anderen Seite. Besonders deutlich wird dieses Spannungsfeld im stadtpolitischen Umgang mit den städtischen Marginalsiedlungen. Ein Großteil der städtischen Bevölkerung – insbesondere die Einkommensschwächsten – wohnt in der Peripherie und auf städtischen Residualflächen in Siedlungen, die laut UN-Habitat (2003, 11) als Slum zu bezeichnen und meist nicht mit dem in der UN-Charta festgeschriebenen Menschenrecht auf adäquaten Wohnraum vereinbar sind. Entsprechend der Eigenlogik der Festivalisierungspolitik haben die Ausrichterstädte aber ganz andere Probleme mit ihren Slums: Für Regierungen, Stadtverwaltungen und Verbandsfunktionäre gelten sie als unansehnlicher Backstagebereich der urbanen Bühnenshow und als Schandflecken. Sie sind räumliche Träger jener Merkmalszuschreibungen, deren Überwindung der Weltöffentlichkeit mithilfe des Events präsentiert werden soll. Die Slums stellen also aufgrund ihrer spezifischen Zeichenhaftigkeit ein Inszenierungsproblem dar.
Wie Erfahrungen mit Megaevents in Ländern des Südens zeigen, ist die konventionelle Strategie im Umgang mit diesem Inszenierungsproblem die Invisibilisierung des Zeichenträgers – meist in Form von Abriss und Vertreibung. Die Slums sollen von der hochglanzpolierten Event Map verschwinden. Dieser Beitrag thematisiert die Festivalisierungspolitik Rio de Janeiros und fokussiert auf den politischen Umgang mit den Favelas im Vorfeld der kommenden Megaevents. Es wird dargestellt, dass die Stadtpolitik zwar auch hier auf die gängigen Strategien zur Lösung des Inszenierungsproblems zurückgreift, diese aber auch durch „innovative“ Maßnahmen ergänzt. Im Folgenden werden insbesondere jene stadtpolitischen Interventionen in den Blick genommen, die auf eine Zeichentransformation im Sinne einer positiven Veränderung der Aufladung der Favelasemantik abzielen. Es geht um die „Festifavelasierung“ in Rio de Janeiro.

Like any other academic discipline, geography aims at the production of
knowledge, administration of inventories of existing knowledge as well as transfer
and dissemination of disciplinary knowledge. If we understand knowledge as a
communicative and cooperative process of exchange, then academic geography can
be conceptualized as a knowledge network.
Certainly, the concept of knowledge networks seems rather diffuse or at least
difficult to grasp empirically. Based on the idea of Social Network Analysis (SNA),
this paper suggests a way of approaching this ambiguous concept.
The explorative Analysis investigates 121 full professors working in the field of
human geography in Germany and specific links of scientific interaction between
them. The following relations are explored: (1) citations, (2) co-publications, and
(3) invitations to sessions of the biennial meeting of German geographers
(Deutscher Geographentag).
On the one hand, German academic geography serves as an example to examine
the suitability of SNA to investigate disciplinary knowledge networks. On the other
hand, the results can possibly serve as a basis to discuss content-related dimensions
of the linkages of network processes and the production of knowledge within
German academic geography.
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